linke-buecher.de: Adorno, Reemtsma und der Jargon der Eigentlichkeit


Adorno kann nichts dafür.
Heutzutage kann sich noch jeder Bock mit genügend Geld zum Gärtner machen.

Im Grunde ist es eine Beleidigung Adornos, ihn in einem Atemzug mit dem Geld... Reemtsma zu nennen, aber ich glaube er würds mir verzeihen.

Den Text: "Jargon der Eigentlichkeit"
gibt es hier leider nicht (nur ein paar passende Zitate daraus).

Die ... von Anwälten des ... Jan Philipp Reemtsma, der sich endlich nach langer Zeit offen als Agent des Kapitals ( ich muß zugeben, daß ich mal dachte, daß der Reemtsma OK wäre, der hat zwar viel Geld, aber da kann er ja nichts dafür ) geoutet hat, können hier leider nicht fündig werden.

Oder vielleicht doch?
Sind auch schon zutreffende Zitate verboten?
Wann werden die Buchstaben
a, r, s, c, h, l, o, c, und h
patentiert bzw. urheberrechtlich geschützt?


Da soll man/frau sich doch am besten der Meinung (an die heutige Zeit angepaßt) von Cato anschließen:
"Im Übrigen meine ich, daß der Kapitalismus zerstört werden muß"
Das soll Cato bei jeder sich bietenden Gelegenheit gesagt haben ;-)

Wegen Obigem schließe ich mich dem Juristenwitz
"Was sind 10.000 Anwälte auf dem Meeresgrund? - Ein guter Anfang!"
nicht an -). Denn die sollen endlich mal was produktives lernen, weil wir dann weniger zu arbeiten bräuchten.

Um was es geht steht hier:
Adorno-kann-nicht-dafuer
Adorno-unterliegt-Reemtsma (ich gehe ungefragt davon aus, daß ich Herrn Sebastian Lütgert zitieren darf)
Ja ja der Reemstma ist sich für nichts zu schade.
Folgendes Zitat von Theodor W. Adorno / Max Horkheimer sei Herrn Reemtsma gewidmet:
Zitatanfang:
"Tierpsychologie
Ein großer Hund steht am Highway. Er gerät unter ein Auto, wenn er, vertrauend, weitergeht. Sein friedlicher Ausdruck zeugt davon, daß er sonst besser behütet ist, ein Haustier, dem man nichts Böses zufügt. Aber haben die Söhne der oberen Bourgeoisie, denen man nichts Böses zufügt, einen friedlichen Ausdruck im Gesicht? Sie waren nicht schlechter behütet, als sonst der Hund, der jetzt überfahren wird. "
Zitatende


Was Adorno von diesen ... von unsäglichen geldgeilen Anwälten hält:
Zitatanfang:
" Die bürgerliche Gestalt von Rationalität bedarf ... fortwährende Ungerechtigkeit durchs Recht. "
Zitatende
Aber das verstehen die meisten Anwälte sowieso nicht, denn eigentlich sind sie ja im Recht ;-)


Die Nazis haben Bücher durch Verbrennung unzugänglich gemacht Herr Reemtsma macht es subtiler über den Geldbeutel.
Zitat seiner Anwälte:
"Es ist die Aufgabe unserer Mandantin, das Werk Adornos zu erhalten und zu pflegen"
und das geht so:
"und dessen nicht legale Verbreitung, insbesondere in Form von unberechtigten Raubopien und durch das Internet zu unterbinden." (Zwischenbemerkung: Raubkopien oder räuberischer Musiktausch ist ein neues deutsches Unwort)
Na ja Herr Reemtsma und seinesgleichen haben ja genügend Knete und sind sogar großzügig:
"Es bleibt wissenschaftlichen Interessierten unbenommen, die Werke kostenfrei in den Staatsbibliotheken auszuleihen."

Ich frage mich nun ob diese Seite hier wisenschaftlich ist, immerhin bemühe ich mich um Erkenntnis und Wahrheit.
Denn dann würden mir die Anwälte angeblich nichts tun wollen:
"Im übrigen hat der Gesetzgeber den Interessen der Wissenschaft durch das im Urhebergesetz vorgesehene Zitatrecht hinreichend Rechnung getragen."
Oder sehe ich das falsch Herr Reemstma?
Ich versuche ja nur Ihre eigentliche orwellsche Sprache aufzuzeigen.
Ach Entschuldigung Herr Prof. Dr. Jan Philipp Reemtsma das waren sie ja eigentlich nicht selbst. Möglicherweise haben Ihre Schergen (1) Sie auch mißverstanden:
"Prof. Dr. Jan Philipp Reemtsma, der Vorstandsvorsitzende der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur, hat uns gebeten, Ihr Schreiben vom 15. Januar 2004 zu beantworten."
Die letzten fünf Zitate sind Original aus: Adorno-unterliegt-Reemtsma



Theodor W. Adorno
Jargon der Eigentlichkeit

Zur deutschen Ideologie

Geschrieben 1962-64

Für Fred Pollock zum 22. Mai 1964

Il est plus facile d'élever un temple que d'y faire descendre l'objet du culte.

Samuel Beckett, L'innommable


Auszug Anfang:
" In Deutschland wird ein Jargon der Eigentlichkeit gesprochen, mehr noch geschrieben, Kennmarke vergesellschafteten Erwähltseins, edel und anheimelnd in eins; Untersprache als Obersprache. Er erstreckt sich von der Philosophie und Theologie nicht bloß Evangelischer Akademien über die Pädagogik, über Volkshochschulen und Jugendbünde bis zur gehobenen Redeweise von Deputierten aus Wirtschaft und Verwaltung. Während er überfließt von der Prätention tiefen menschlichen Angerührtseins, ist er unterdessen so standardisiert wie die Welt, die er offiziell verneint; teils infolge seines Massenerfolgs, teils auch weil er seine Botschaft durch seine pure Beschaffenheit automatisch setzt und sie dadurch absperrt von der Erfahrung, die ihn beseelen soll. Er verfügt über eine bescheidene Anzahl signalhaft einschnappender Wörter. Eigentlichkeit selbst ist dabei nicht das vordringlichste; eher beleuchtet es den Äther, in dem der Jargon gedeiht, und die Gesinnung, die latent ihn speist. Als Modell reichen fürs erste existentiell, »in der Entscheidung«, Auftrag, Anruf, Begegnung, echtes Gespräch, Aussage, Anliegen, Bindung aus; der Liste ließen nicht wenige unterminologische Termini verwandten Tones sich hinzufügen.

...

Mit der Versicherung von Sinn um jeden Preis sickert der alte antisophistische Affekt in die sogenannte Massengesellschaft.

...

Die bürgerliche Gestalt von Rationalität bedarf von je irrationaler Zusätze, um sich als das zu erhalten, was sie ist, fortwährende Ungerechtigkeit durchs Recht. Solche Irrationalität inmitten des Rationalen ist das Betriebsklima der Eigentlichkeit. "
Auszug Ende



Hier noch ein paar Links:
http://textz.com/adorno/
http://germany.indymedia.org/2004/03/76975.shtml


Wer bis hierhin vorgedrungen ist, der sei ausdrücklich auf:
Wie erstelle ich eine anonyme Internetpräsenz
hingewiesen.

Weiterhin empfehlenswert:
Worum geht der Kampf
http://kritische-politik.net/texte/streifzuege/str_03-1_Zur-Theorie-des-Informationskapitalismus-1.htm
http://kritische-politik.net/texte/streifzuege/str_03-2_Zur-Theorie-des-Informationskapitalismus-2.htm
http://kritische-politik.net/texte/streifzuege/
geladen von: http://www.widerspruch.at/streifzuege
Ich hoffe, daß die mich nicht verklagen ;-)! Die haben mir immerhin gesagt, daß sie sich freuen, wenn ihre Texte Verbreitung finden.
Ich würd es schon ohne anwaltliche Aufforderung wieder entfernen.


(1) Um ja nicht den Herren die Chanche einer Beleidugungsklage - das ist ja deren Art die Wahrheit mundtot zu machen - zu geben: Hier die Erklärung aus dem DUDEN zu Scherge: verächtl. für Vollstrecker der Befehle eines Machthabers. Also Verachtung ja, Beleidigung nein.


Tipp um den Text "Jargon der Eigentlichkeit" im Netz zu finden:
Suchmaschine anwerfen und aussagekäftigen Text eingeben z.B. in Hochkomma:
"Die bürgerliche Gestalt von Rationalität bedarf"