http://www.sofo-eimsbuettel.de/mew23.php Marx: Das Kapital, Bd.1 - Sozialforum Eimsbüttel

Das Kapital, Bd. I


Inhalt

Vorworte Karl Marx - Vorwort zur ersten Auflage 11
Karl Marx - Nachwort zur zweiten Auflage 18
Karl Marx - Vor- und Nachwort zur französischen Ausgabe 31
Friedrich Engels - Zur dritten Auflage 33
Friedrich Engels - Vorwort zur englischen Ausgabe 36
Friedrich Engels - Zur vierten Auflage 41
ERSTES BUCH
Der Produktionsprozeß des Kapitals
ERSTER ABSCHNITT
Ware und Geld
1. Kapitel. Die Ware 49 1. Die zwei Faktoren der Ware: Gebrauchswert und Wert (Wertsubstanz, Wertgröße) 49
2. Doppelcharakter der in den Waren dargestellten Arbeit 56
3. Die Wertform oder der Tauschwert 62
A. Einfache, einzelne oder zufällige Wertform 63
1. Die beiden Pole des Wertausdrucks: Relative Wertform und Äquivalentform 63
2. Die relative Wertform 64
a) Gehalt der relativen Wertform 64
b) Quantitative Bestimmtheit der relativen Wertform 67
3. Die Äquivalentform 70
4. Das Ganze der einfachen Wertform, 74
B. Totale oder entfaltete Wertform 77
1. Die entfaltete relative Wertform 77
2. Die besondre Äquivalentform 78
3. Mängel der totalen oder entfalteten Wertform 78
C. Allgemeine Wertform 79
1. Veränderter Charakter der Wertform 79
2. Entwicklungsverhältnis von relativer Wertform und Äquivalentform 81
3. Übergang aus der allgemeinen Wertform zur Geldform 83
D. Geldform 84
4. Der Fetischcharakter der Ware und sein Geheimnis 85
2. Kapitel. Der Austauschprozeß 99
3. Kapitel. Das Geld oder die Warenzirkulation 109 1. Maß der Werte 109
2. Zirkulationsmittel 118
a) Die Metamorphose der Waren 118
b) Der Umlauf des Geldes 128
c) Die Münze. Das Wertzeichen 138
3. Geld 143
a) Schatzbildung 144
b) Zahlungsmittel 148
c) Weltgeld 156
ZWEITER ABSCHNITT
Die Verwandlung von Geld in Kapital
4. Kapitel. Verwandlung von Geld in Kapital 161 1. Die allgemeine Formel des Kapitals 161
2. Widersprüche der allgemeinen Formel 170
3. Kauf und Verkauf der Arbeitskraft 181
DRITTER ABSCHNITT
Die Produktion des absoluten Mehrwerts
5. Kapitel. Arbeitsprozeß und Verwertungsprozeß 192 1. Arbeitsprozeß 192
2. Verwertungsprozeß 200
6. Kapitel. Konstantes Kapital und variables Kapital 214
7. Kapitel. Die Rate des Mehrwts 226 1. Der Exploitationsgrad der Arbeitskraft 226
2. Darstellung des Produktenwerts in proportionellen Teilen des Produkts 234
3. Seniors "Letzte Stunde" 237
4. Das Mehrprodukt 243
8. Kapitel. Der Arbeitstag 245 1. Die Grenzen des Arbeitstags 245
2. Der Heißhunger nach Mehrarbeit. Fabrikant und Bojar 249
3. Englische Industriezweige ohne legale Schranke der Exploitation 258
4. Tag- und Nachtarbeit. Das Ablösungssystem 271
5. Der Kampf um den Normalarbeitstag. Zwangsgesetze zur Verlängerung des Arbeitstags von der Mitte des 14. bis zu Ende des 17. Jahrhunderts 279
6. Der Kampf um den Normalarbeitstag. Zwangsgesetzliche Beschränkung der Arbeitszeit. Die englische Fabrikgesetzgebung von 1833-1864 294
7. Der Kampf um den Normalarbeitstag. Rückwirkung der englischen Fabrikgesetzgebung auf andre Länder 315
9. Kapitel. Rate und Masse des Mehrwerts 321
VIERTER ABSCHNITT
Die Produktion des relativen Mehrwerts
10. Kapitel. Begriff des relativen Mehrwerts 331
11. Kapitel. Kooperation 341
12. Kapitel. Teilung der Arbeit und Manufaktur 356 1. Doppelter Ursprung der Manufaktur 356
2. Der Teilarbeiter und sein Werkzeug 359
3. Die beiden Grundformen der Manufaktur heterogene Mannfaktur und organische Manufaktur 362
4. Teilung der Arbeit innerhalb der Manufaktur und Teilung der Arbeit innerhalb der Gesellschaft 371
5. Der kapitalistische Charakter der Manufaktur 380
13. Kapitel. Maschinerie und große Industrie 391 1. Entwicklung der Maschinerie 391
2. Wertabgabe der Maschinerie an das Produkt 407
3. Nächste Wirkungen des maschinenmäßigen Betriebs auf den Arbeiter 416
a) Aneignung zuschüssiger Arbeitskräfte durch das Kapital. Weiber- und Kinderarbeit 416
b) Verlängmng des Arbeitstags 425
c) Intensifikation der Arbeit 431
4. Die Fabrik 441
5. Kampf zwischen Arbeiter und Maschine 451
6. Die Kompensationstheorie bezüglich der durch Maschinerie verdrängten Arbeiter 461
7. Repulsion und Attraktion von Arbeitern mit Entwicklung des Maschinenbetriebs. Krisen der Baumwollindustrie 470
8. Revolutionierung von Manufaktur, Handwerk und Hausarbeit durch die große Industrie 483
a) Aufhebung der auf Handwerk und Teilung der Arbeit beruhenden Kooperation 483
b) Rückwirkung des Fabrikwesens auf Manufaktur und Hausarbeit 485
c) Die moderne Manufaktur 486
d) Die moderne Hausarbeit 489
e) Übergang der modernen Manufaktur und Hausarbeit zur großen Industrie. Beschleunigung dieser Revolution durch Anwendung der Fabrikgesetze auf jene Betriebsweisen 494
9. Fabrikgesetzgebung. (Gesundheits- und Erziehungsklauseln.) Ihre Verallgemeinerung in England 504
10. Große Industrie und Agrikultur 527
FÜNFTER ABSCHNITT
Die Produktion des absoluten und relativen Mehrwerts
14. Kapitel. Absoluter und relativer Mehrwert 531
15. Kapitel. Größenwechsel von Preis der Arbeitskraft und Mehrwert 542 I. Größe des Arbeitstags und Intensität der Arbeit konstant (gegeben), Produktivkraft der Arbeit variabel 543
II. Konstanter Arbeitstag, konstante Produktivkraft der Arbeit, Intensität der Arbeit variabel 547
III. Produktivkraft und Intensität der Arbeit konstant, Arbeitstag variabel 548
IV. Gleichzeitige Variationen in Dauer, Produktivkraft und Intensität der Arbeit 550
16. Kapitel. Verschiedne Formeln für die Rate des Mehrwerts 553
SECHSTER ABSCHNITT
Der Arbeitslohn

17. Kapitel. Verwandlung von Wert resp. Preis der Arbeitskraft in Arbeitslohn 557
18. Kapitel. Der Zeitlohn 565
19. Kapitel. Der Stücklohn 574
20. Kapitel. Nationale Verschiedenheit der Arbeitslöhne 583
SIEBENTER ABSCHNITT
Der Akkumulationsprozeß des Kapitals
21. Kapitel. Einfache Reproduktion 591
22. Kapitel. Verwandlung von Mehrwert in Kapital 605 1. Kapitalistischer Produktionsprozeß auf erweiterter Stufenleiter. Umschlag der Eigentumsgesetze der Warenproduktion in Gesetze der kapitalistischen Aneignung 605
2. Irrige Auffassung der Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter seitens der politischen Ökonomie 614
3. Teilung des Mehrwerts in Kapital und Revenue. Die Abstinenztheorie 617
4. Umstände, welche unabhängig von der proportionellen Teilung des Mehrwerts in Kapital und Revenue den Umfang der Akkumulation bestimmen. Exploitationsgrad der Arbeitskraft Produktivkraft der Arbeit Wachsende Differenz zwischen angewandtem und konsumiertem Kapital Größe des vorgeschoßnen Kapitals 625
5. Der sogenannte Arbeitsfonds 636
23. Kapitel. Das allgemeine Gesetz der kapitalistischen Akkumulation 640 1. Wachsende Nachfrage nach Arbeitskraft mit der Akkumulation, bei gleichbleibender Zusammensetzung des Kapitals 640
2. Relative Abnahme des variablen Kapitalteils im Fortgang der Akkumulation und der sie begleitenden Konzentration 650
3. Progressive Produktion einer relativen Übervölkerung oder industriellen Reservearmee 657
4. Verschiedne Existenzformen der relativen Übervölkerung. Das allgemeine Gesetz der kapitalistischen Akkumulation 670
5. Illustration des allgemeinen Gesetzes der kapitalistischen Akkumulation 677
a) England von 1846-1866 677
b) Die schlechtbezahlten Schichten der britischen industriellen Arbeiterklasse 684
c) Das Wandervolk 693
d) Wirkung der Krisen auf den bestbezahlten Teil der Arbeiterklasse 697
e) Das britische Ackerbauproletariat 701
f) Irland 726
24. Kapitel. Die sogenannte ursprüngliche Akkumulation 741 1. Das Geheimnis der ursprünglichen Akkumulation 741
2. Expropriation des Landvolks von Grund und Boden 744
3. Blutgesetzgebung gegen die Expropriierten seit Ende des 15. Jahrhunderts. Gesetze zur Herabdrückung des Arbeitslohns 761
4. Genesis der kapitalistischen Pächter 770
5. Rückwirkung der agrikolen Revolution auf die Industrie. Herstellung des innern Markts für das industrielle Kapital 773
6. Genesis des industriellen Kapitalisten 777
7. Geschichtliche Tendenz der kapitalistischen Akkumulation 789
25. Kapitel. Die moderne Kolonisationstheorie 792
Anhang und Register Fremdsprachige Zitate 805
Anmerkungen 843
Literaturverzeichnis 863
Personenverzeichnis 893
Verzeichnis literarischer, biblischer und mythologischer Namen 915
Erklärung der Fremdwörter, der fremdsprachigen und seltenen Ausdrücke 917
Verzeichnis der Gewichte, und Münzen 924 Erklärung der Abkürzungen 926
Register 927
#1#

INSTITUT FÜR MARXISMUS-LENINISMUS BEIM ZK DER SED

KARL MARX

FRIEDRICH ENGELS


BAND 23


DIETZ VERLAG BERLIN

1977
#2#

Nach der vierten, von Friedrich Engels

durchgesehnen und herausgegebenen Auflage,

Hamburg 1890


AmiPro-Ausgabe: K&D (Gruppe Kritik und Diskussion), Hamburg 06.09.1997

Nach Vorlage des trend-Archivs (http://www.berlinet.de/trend/archiv/mew23.zip).

Einfügung der fehlenden Seiten 558-564 nach der Vorlage von Akama Michio, Hans Ehrbar und Hinrich Kuhls
(http://www.cpm.ll.ehime-u.ac.jp/AkamacHomePage /Akamac_E-text/Kapital /Kapital.html. )
#3#

KARL MARX

Das Kapital

Kritik der politischen Ökonomie

Erster Band

Buch I:

Der Produktionsprozeß des Kapitals
4
(leer)
#5#

Gewidmet

meinem unvergeßlichem Freunde,

dem kühnen, treuen, edlen Vorkämpfer des Proletariats

Wilhelm Wolff

geb. zu Tarnau, 21. Juli 1809, gest. im Exil zu Manchester

9. Mai 1864
#6# (leer)

#7#

Karl Marx (Porträt, 1867) gegenüber Seite 8
#8#

(leer)
#9 #

Faksimile: Marx' Brief an Engels vom 16. August 1867
#10 #

(leer)
#11#


Vorworte

Vorwort zur ersten Auflage [1]

Das Werk, dessen ersten Band ich dem Publikum übergebe, bildet die Fortsetzung meiner 1859 veröffentlichten Schrift: "Zur Kritik der Politischen Oekonomie". Die lange Pause zwischen Anfang und Fortsetzung ist einer langjährigen Krankheit geschuldet, die meine Arbeit wieder und wieder unterbrach.
Der Inhalt jener früheren Schrift ist resümiert im ersten Kapitel dieses Bandes. [2] Es geschah dies nicht nur des Zusammenhangs und der Vollständigkeit wegen. Die Darstellung ist verbessert. Soweit es der Sachverhalt irgendwie erlaubte, sind viele früher nur angedeuteten Punkte hier weiter entwickelt, während umgekehrt dort ausführlich Entwickeltes hier nur angedeutet wird. Die Abschnitte über die Geschichte der Wert- und Geldtheorie fallen jetzt natürlich ganz weg. Jedoch findet der Leser der früheren Schrift in den Noten zum ersten Kapitel neue Quellen zur Geschichte jener Theorie eröffnet. Aller Anfang ist schwer, gilt in jeder Wissenschaft. Das Verständnis des ersten Kapitels, namentlich des Abschnitts, der die Analyse der Ware enthält, wird daher die meiste Schwierigkeit machen. Was nun näher die Analyse der Wertsubstanz und der Wertgröße betrifft, so habe ich sie möglichst popularisiert. 01) Die Wertform, deren fertige Gestalt die Geldform,-----#

01) Es schien dies um so nötiger, als selbst der Abschnitt von F. Lassalles Schrift gegen Schulze-Delitzsch, worin er "die geistige Quintessenz" meiner Entwicklung über jene Themata zu geben erklärt, bedeutende Mißverständnisse enthält. En passant. Wenn F. Lassalle die sämtlichen allgemeinen theoretischen Sätze seiner ökonomischen Arbeiten, z.B. über den historischen Charakter des Kapitals, über den Zusammenhang zwischen Produktionsverhältnissen und Produktionsweise usw. usw. fast wörtlich, bis auf die von mir geschaffene Terminologie hinab, aus meinen Schriften entlehnt hat, und zwar ohne Quellenangabe, so war dies Verfahren wohl durch Propagandarücksichten bestimmt. Ich spreche natürlich nicht von seinen Detailausführungen und Nutzanwendungen, mit denen ich nichts zu tun habe.
#12# Vorworte und Nachworte-----

ist sehr inhaltslos und einfach. Dennoch hat der Menschengeist sie seit mehr als 1000 Jahren vergeblich zu ergründen gesucht, während andrerseits die Analyse viel inhaltsvollerer und komplizierterer Formen wenigstens annähernd gelang. Warum? Weil der ausgebildete Körper leichter zu studieren ist als die Körperzelle. Bei der Analyse der ökonomischen Formen kann außerdem weder das Mikroskop dienen noch chemische Reagentien. Die Abstraktionskraft muß beide ersetzen. Für die bürgerliche Gesellschaft ist aber die Warenform des Arbeitsprodukts oder die Wertform der Ware die ökonomische Zellenform. Dem Ungebildeten scheint sich ihre Analyse in bloßen Spitzfindigkeiten herumzutreiben. Es handelt sich dabei in der Tat um Spitzfindigkeiten, aber nur so, wie es sich in der mikrologischen Anatomie darum handelt. Mit Ausnahme des Abschnitts über die Wertform wird man daher dies Buch nicht wegen Schwerverständlichkeit anklagen können. Ich unterstelle natürlich Leser, die etwas Neues lernen, also auch selbst denken wollen. Der Physiker beobachtet Naturprozesse entweder dort, wo sie in der prägnantesten Form und von störenden Einflüssen mindest getrübt erscheinen, oder, wo möglich, macht er Experimente unter Bedingungen, welche den reinen Vorgang des Prozesses sichern. Was ich in diesem Werk zu erforschen habe, ist die kapitalistische Produktionsweise und die ihr entsprechenden Produktions- und Verkehrsverhältnisse. Ihre klassische Stätte ist bis jetzt England. Dies der Grund, warum es zur Hauptillustration meiner theoretischen Entwicklung dient. Sollte jedoch der deutsche Leser pharisäisch die Achseln zucken über die Zustände der englischen Industrie- und Ackerbauarbeiter oder sich optimistisch dabei beruhigen, daß in Deutschland die Sachen noch lange nicht so schlimm stehn, so muß ich ihm zurufen: De te fabula narratur [3] An und für sich handelt es sich nicht um den höheren oder niedrigeren Entwicklungsgrad der gesellschaftlichen Antagonismen, welche aus den Naturgesetzen der kapitalistischen Produktion entspringen. Es handelt sich um diese Gesetze selbst, um diese mit eherner Notwendigkeit wirkenden und sich durchsetzenden Tendenzen. Das industriell entwickeltere Land zeigt dem minder entwickelten nur das Bild der eignen Zukunft. Aber abgesehn hiervon. Wo die kapitalistische Produktion völlig bei uns eingebürgert ist, z.B. in den eigentlichen Fabriken, sind die Zustände viel schlechter als in England, weil das Gegengewicht der Fabrikgesetze fehlt. In allen andren Sphären quält uns, gleich dem ganzen übrigen kontinentalen Westeuropa, nicht nur die Entwicklung der kapitalistischen Produktion, sondern auch der Mangel ihrer Entwicklung. Neben den
#13#

Titelblatt der Erstausgabe des ersten Bandes des "Kapitals" 13
#14#

(LEER)
#15# Vorwort zur ersten Auflage-----

#modernen Notständen drückt uns eine ganze Reihe vererbter Notstände, entspringend aus der
Fortvegetation altertümlicher, überlebter Produktionsweisen, mit ihrem Gefolg von zeitwidrigen gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen. Wir leiden nicht nur von den Lebenden, sondern auch von den Toten. Le mort saisit le vif! #

#1*) Im Vergleich zur englischen ist die soziale Statistik Deutschlands und des übrigen kontinentalen
Westeuropas elend. Dennoch lüftet sie den Schleier grade genug, um hinter demselben ein Medusenhaupt ahnen zu lassen. Wir würden vor unsren eignen Zuständen erschrecken, wenn unsre Regierungen und Parlamente, wie in England, periodische Untersuchungskommissionen über die ökonomischen Verhältnisse bestallten, wenn diese Kommissionen mit derselben Machtvollkommenheit, wie in England, zur Erforschung der Wahrheit ausgerüstet würden, wenn es gelänge, zu diesem Behuf ebenso sachverständige, unparteiische und rücksichtslose Männer zu finden, wie die Fabrikinspektoren Englands sind, seine ärztlichen Berichterstatter über "Public Health" (öffentliche Gesundheit), seine Untersuchungskommissäre über die Exploitation der Weiber und Kinder, über Wohnungs- und Nahrungszustände usw. Perseus brauchte ein Nebelkappe zur Verfolgung von Ungeheuern. Wir ziehen die Nebelkappe tief über Aug' und Ohr, um die Existenz der Ungeheuer wegleugnen zu können. Man muß sich nicht darüber täuschen. Wie der amerikanische Unabhängigkeitskrieg des 18. Jahrhunderts die Sturmglocke für die europäische Mittelklasse läutete, so der amerikanische Bürgerkrieg des 19. Jahrhunderts für die europäische Arbeiterklasse. In England ist der Umwälzungsprozeß mit Händen greifbar. Auf einem gewissen Höhepunkt muß er auf den Kontinent rückschlagen. Dort wird er sich in brutaleren oder humaneren Formen bewegen, je nach dem Entwicklungsgrad der Arbeiterklasse selbst. Von höheren Motiven abgesehn, gebietet also den jetzt herrschenden Klassen ihr eigenstes Interesse die Wegräumung aller gesetzlich kontrollierbaren Hindernisse, welche die Entwicklung der Arbeiterklasse hemmen. Ich habe deswegen u.a. der Geschichte, dem Inhalt und den Resultaten der englischen Fabrikgesetzgebung einen so ausführlichen Platz in diesem Bande eingeräumt. Eine Nation soll und kann von der andern lernen. Auch wenn eine Gesellschaft dem Naturgesetz ihrer Bewegung auf die Spur gekommen ist - und es ist def letzte Endzweck dieses Werks, das ökonomische Bewegungsgesetz der modernen Gesellschaft zu-----#

1*) Der Tote packt den Lebenden!
#16# Vorworte und Nachworte-----

#enthüllen -, kann sie naturgemäße Entwicklungsphasen weder überspringen noch
wegdekretieren. Aber sie kann die Geburtswehen abkürzen und mildern. Zur Vermeidung möglicher Mißverständnisse ein Wort. Die Gestalten von Kapitalist und Grundeigentümer zeichne ich keineswegs in rosigem Licht. Aber es handelt sich hier um die Personen nur, soweit sie die Personifikation ökonomischer Kategorien sind, Träger von bestimmten Klassenverhältnissen und Interessen. Weniger als jeder andere kann mein Standpunkt, der die Entwicklung der ökonomischen Gesellschaftsformation als einen naturgeschichtlichen Prozeß auffaßt, den einzelnen verantwortlich machen für Verhältnisse, deren Geschöpf er sozial bleibt, sosehr er sich auch subjektiv über sie erheben mag. Auf dem Gebiete der politischen Ökonomie begegnet die freie wissenschaftliche Forschung nicht nur demselben Feinde wie auf allen anderen Gebieten. Die eigentümliche Natur des Stoffes, den sie behandelt, ruft wider sie die heftigsten, kleinlichsten und gehässigsten Leidenschaften der menschlichen Brust, die Furien des Privatinteresses, auf den Kampfplatz. Die englische Hochkirche z.B. verzeiht eher den Angriff auf 38 von ihren 39 Glaubensartikeln als auf 1/39 ihres Geldeinkommens. Heutzutage ist der Atheismus selbst eine culpa levis 1*), verglichen mit der Kritik überlieferter Eigentumsverhältnisse. Jedoch ist hier ein Fortschritt unverkennbar. Ich verweise z.B. auf das in den letzten Wochen veröffentlichte Blaubuch [4]: "Correspondence with Her Majesty's Missions Abroad, regarding Industrial Questions and Trades Unions". Die auswärtigen Vertreter der englischen Krone sprechen es hier mit dürren Worten aus, daß in Deutschland, Frankreich, kurz allen Kulturstaaten des europäischen Kontinents, eine Umwandlung der bestehenden Verhältnisse von Kapital und Arbeit ebenso fühlbar und ebenso unvermeidlich ist als in England. Gleichzeitig erklärte jenseits des Atlantischen Ozeans Herr Wade, Vizepräsident der Vereinigten Staaten von Nordamerika, in öffentlichen Meetings: Nach Beseitigung der Sklaverei trete die Umwandlunng der Kapital- und Grundeigentumsverhältnisse auf die Tagesordnung! Es sind dies Zeichen der Zeit, die sich nicht verstecken lassen durch Purpurmäntel oder schwarze Kutten. Sie bedeuten nicht, daß morgen Wunder geschehen werden. Sie zeigen, wie selbst in den herrschenden Klassen die Ahnung aufdämmert, daß die jetzige Gesellschaft kein fester Kristall, sondern ein umwandlungsfähiger und beständig im Prozeß der Umwandlung begriffener Organismus ist.-----#

1*) kleine Sünde
#17# Vorwort zur ersten Auflage-----

Der zweite Band dieser Schrift wird den Zirkulationsprozeß des Kapitals (Buch II) und die Gestaltungen des Gesamtprozesses (Buch III), der abschließende dritte (Buch IV) die Geschichte der Theorie behandeln. Jedes Urteil wissenschaftlicher Kritik ist mir willkommen. Gegenüber den Vorurteilen der sog. öffentlichen Meinung, der ich nie Konzessionen gemacht habe, gilt mir nach wie vor der Wahlspruch des großen Florentiners:
Segui il tuo corso, e lascia dir le genti [5]
London, 25. Juli 1867
Karl Marx #18#-----

Nachwort zur zweiten Auflage [6]

Den Lesern der ersten Ausgabe habe ich zunächst Ausweis zu geben über die in der zweiten Ausgabe gemachten Veränderungen. Die übersichtlichere Einteilung des Buchs springt ins Auge. Zusätzliche Noten sind überall als Noten zur zweiten Ausgabe bezeichnet. Mit Bezug auf den Text selbst ist das Wichtigste: Kapitel I, 1 ist die Ableitung des Werts durch Analyse der Gleichungen, worin sich jeder Tauschwert ausdrückt, wissenschaftlich strenger durchgeführt, ebenso der in der ersten Ausgabe nur angedeutete Zusammenhang zwischen der Wertsubstanz und der Bestimmung der Wertgröße durch gesellschaftlich-notwendige Arbeitszeit ausdrücklich hervorgehoben. Kapitel I, 3 (Die Wertform) ist gänzlich umgearbeitet, was schon die doppelte Darstellung der ersten Ausgabe gebot. - Im Vorbeigehn bemerke ich, daß jene doppelte Darstellung durch meinen Freund, Dr. L. Kugelmann in Hannover, veranlaßt ward. Ich befand mich bei ihm zum Besuch im Frühling 1867, als die ersten Probebogen von Hamburg ankamen, und er überzeugte mich, daß für die meisten Leser eine nachträgliche, mehr didaktische Auseinandersetzung der Wertform nötig sei. - Der letzte Abschnitt des ersten Kapitels, "Der Fetischcharakter der Ware etc.", ist großenteils verändert. Kapitel III, 1 (Maß der Werte) ist sorgfältig revidiert, weil dieser Abschnitt in der ersten Ausgabe, mit Hinweis auf die "Zur Kritik der Polit. Oek.", Berlin 1859, bereits gegebne Auseinandersetzung, nachlässig behandelt war. Kapitel VII, besonders Teil 2, ist bedeutend umgearbeitet. Es wäre nutzlos, auf die stellenweisen Textänderungen, oft nur stilistisch im einzelnen einzugehn. Sie erstrecken sich über das ganze Buch. Dennoch finde ich jetzt bei Revision der zu Paris erscheinenden französischen Übersetzung, daß manche Teile des deutschen Originals hier mehr durchgreifende Umarbeitung, dort größere stilistische Korrektur oder auch sorgfältigere Beseitigung gelegentlicher Versehn erheischt hätten. Es fehlte
#19# Nachwort zur zweiten Auflage-----

dazu die Zeit, indem ich erst im Herbst 1871, mitten unter andren dringenden Arbeiten die Nachricht erhielt, daß das Buch vergriffen sei, der Druck der zweiten Ausgabe aber bereits im Januar 1872 beginnen sollte. Das Verständnis, welches "Das Kapital" rasch in weiten Kreisen der deutschen Arbeiterklasse fand, ist der beste Lohn meiner Arbeit. Ein Mann, ökonomisch auf dem Bourgeoisstandpunkt, Herr Mayer, Wiener Fabrikant, tat in einer während des deutsch-französischen Kriegs veröffentlichten Broschüre treffend dar, daß der große theoretische Sinn, der als deutsches Erbgut galt, den sog. gebildeten Klassen Deutschlands durchaus abhanden gekommen ist, dagegen in seiner Arbeiterklasse neu auflebt. Die politische Ökonomie blieb in Deutschland bis zu dieser Stunde eine ausländische Wissenschaft. Gustav von Gülich hat in "Geschichtliche Darstellung des Handels, der Gewerbe usw.", namentlich in den 1830 herausgegebnen zwei ersten Bänden seines Werkes, großenteils schon die historischen Umstände erörtert, welche die Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise bei uns hemmten, daher auch den Aufbau der modernen bürgerlichen Gesellschaft. Es fehlte also der lebendige Boden der politischen Ökonomie. Sie ward als fertige Ware importiert aus England und Frankreich; ihre deutschen Professoren blieben Schüler. Der theoretische Ausdruck einer fremden Wirklichkeit verwandelte sich unter ihrer Hand in eine Dogmensammlung, von ihnen gedeutet im Sinn der sie umgebenden kleinbürgerlichen Welt, also mißdeutet. Das nicht ganz unterdrückbare Gefühl wissenschaftlicher Ohnmacht und das unheimliche Gewissen, auf einem in der Tat fremdartigen Gebiet schulmeistern zu müssen, suchte man zu verstecken unter dem Prunk literarhistorischer Gelehrsamkeit oder durch Beimischung fremden Stoffes, entlehnt den sog. Kameralwissenschaften, einem Mischmasch von Kenntnissen, deren Fegfeuer der hoffnungsvolle 1*) Kandidat deutscher Bürokratie zu bestehn hat. Seit 1848 hat sich die kapitalistische Produktion rasch in Deutschland entwickelt und treibt heutzutage bereits ihre Schwindelblüte. Aber unsren Fachleuten blieb das Geschick gleich abhold. Solange sie politische Ökonomie unbefangen treiben konnten, fehlten die modernen ökonomischen Verhältnisse in der deutschen Wirklichkeit. Sobald diese Verhältnisse ins Leben traten, geschah es unter Umständen, welche ihr unbefangenes Studium innerhalb des bürgerlichen Gesichtskreises nicht länger zulassen. Soweit sie bürgerlich ist, d. h. die kapitalistische Ordnung statt als geschichtlich vorübergehende Entwicklungsstufe, umgekehrt als absolute und letzte-----#

1*) 3. und 4. Auflage: hoffnungslose
#20# Vorworte und Nachworte-----

Gestalt der gesellschaftlichen Produktion auffaßt, kann die politische Ökonomie nur Wissenschaft bleiben, solange der Klassenkampf latent bleibt oder sich in nur vereinzelten Erscheinungen offenbart. Nehmen wir England. Seine klassische politische Ökonomie fällt in die Periode des unentwickelten Klassenkampfs. Ihr letzter großer Repräsentant, Ricardo, macht endlich bewußt den Gegensatz der Klasseninteressen, des Arbeitslohns und des Profits, des Profits und der Grundrente, zum Springpunkt seiner Forschungen, indem er diesen Gegensatz naiv als gesellschaftliches Naturgesetz auffaßt. Damit war eber auch die bürgerliche Wissenschaft der Ökonomie bei ihrer unüberschreitbaren Schranke angelangt. Noch bei Lebzeiten Ricardos und im Gegensatz zu ihm trat ihr in der Person Sismondis die Kritik gegenüber. 1) Die nachfolgende Zeit von 1820-1830 zeichnet sich in England aus durch wissenschaftliche Lebendigkeit auf dem Gebiet der politischen Ökonomie. Es war die Periode wie der Vulgarisierung und Ausbreitung der Ricardoschen Theorie, so ihres Kampfes mit der alten Schule. Es wurden glänzende Turniere gefeiert. Was damals geleistet worden, ist dem europäischen Kontinent wenig bekannt, da die Polemik großenteils in Revueartikeln, Gelegenheitsschriften und Pamphlets zerstreut ist. Der unbefangne Charakter dieser Polemik - obgleich die Ricardosche Theorie ausnahmsweise auch schon als Angriffswaffe wider die bürgerliche Wirtschaft dient erklärt sich aus den Zeitumständen. Einerseits trat die große Industrie selbst nur aus ihrem Kindheitsalter heraus, wie schon dadurch bewiesen ist, daß sie erst mit der Krise von 1825 den periodischen Kreislauf ihres modernen Lebens eröffnet. Andrerseits blieb der Klassenkampf zwischen Kapital wnd Arbeit in den Hintergrund gedrängt, politisch durch den Zwist zwischen den um die Heilige Allianz gescharten Regierungen und Feudalen und der von der Bourgeoisie ge{ührten Volksmasse, ökonomisch durch den Hader des industriellen Kapitals mit dem aristokratischen Grundeigentum, der sich in Frankreich hinter dem Gegensatz von Parzelleneigentum und großem Grundbesitz verbarg, in England seit den Korngesetzen offen ausbrach. Die Literatur der politischen Ökonomie in England erinnert während dieser Periode an die ökonomische Sturm- und Drangperiode in Frankreich nach Dr. Quesnays Tod, aber nur wie ein Altweibersommer an den Frühling erinnert. Mit dem Jahr 1830 trat die ein für allemal entscheidende Krise ein.---#

1) Siehe meine Schrift "Zur Kritik etc.", p.39. _
1*)-----#

1*) Siehe Band 13 unserer Ausgabe, S.46
#21# Nachwort zur zweiten Auflage-----

Die Bourgeoisie hatte in Frankreich und England politische Macht erobert. Von da an gewann der Klassenkampf, praktisch und theoretisch, mehr und mehr ausgesprochne und drohende Formen. Er läutete die Totenglocke der wissenschaftlichen bürgerlichen Ökonomie. Es handelte sich jetzt nicht mehr darum, ob dies oder jenes Theorem wahr sei, sondern ob es dem Kapital nützlich oder schädlich, bequem oder unbequem, ob polizeiwidrig oder nicht. An die Stelle uneigennütziger Forschung trat bezahlte Klopffechterei, an die Stelle unbefangner wissenschaftliche Untersuchung das böse Cewissen und die schlechte Absicht der Apologetik. Indes selbst die zudringlichen Traktätchen, welche die Anti-CornLaw League [7], mit den Fabrikanten Cobden und Bright an der Spitze, in die Welt schleuderte, boten, wenn kein wissenschaftliches, doch ein historisches Interesse durch ihre Polemik gegen die grundeigentümliche Aristokratie. Auch diesen letzten Stachel zog die Freihandelsgesetzgebung seit Sir Robert Peel der Vulgärökonomie aus. Die kontinentale Revolution von 1848 schlug auch auf England zurück. Männer, die noch wissenschaftliche Bedeutung beanspruchten und mehr sein wollten als bloße Sophisten und Sykophanten der herrschenden Klassen, suchten die politische Ökonomie des Kapitals in Einklang zu setzen mit den jetzt nicht länger zu ignorierenden Ansprüchen des Proletariats. Daher ein geistloser Synkretismus, wie ihn John Stuart Mill am besten repräsentiert. Es ist eine Bankrotterklärung der "bürgerlichen" Ökonomie, welche der große russische Gelehrte und Kritiker N. Tschernyschewski in seinem Werk "Umrisse der politischen Ökonomie nach Mill" bereits meisterhaft beleuchtet hat. In Deutschland kam also die kapitalistische Produktionsweise zur Reife, nachdem ihr antagonistischer Charakter sich in Frankreich und England schon durch geschichtliche Kämpfe geräuschvoll offenbart hatte, während das deutsche Proletariat bereits ein viel entschiedneres theoretisches Klassenbewußtsein besaß als die deutsche Bourgeoisie. Sobald eine bürgerliche Wissenschaft der politischen Ökonomie hier möglich zu werden schien, war sie daher wieder unmöglich geworden. Unter diesen Umständen teilten sich ihre Wortführer in zwei Reihen. Die einen, kluge, erwerbslustige, praktische Leute, scharten sich um die Fahne Bastiats, des flachsten und daher gelungensten Vertreters vulgärökonomischer Apologetik; die andren, stolz auf die Professoralwürde ihrer Wissenschaft, folgten J. St. Mill in dem Versuch, Unversöhnbares zu versöhnen. Wie zur klassischen Zeit der bürgerlichen Ökonomie blieben die Deutschen auch zur Zeit ihres Verfalls bloße Schüler, Nachbeter und Nachtreter, Kleinhausierer des ausländischen Großgeschäfts.
#22# Vorworte und Nachworte-----

Die eigentümliche historische Entwicklung der deutschen Gesellschaft schloß hier also jede originelle Fortbildung der "bürgerlichen" Ökonomie aus, aber nicht deren - Kritik. Soweit solche Kritik überhaupt eine Klasse vertritt, kann sie nur die Klasse vertreten, deren geschichtlicher Beruf die Umwälzung der kapitalistischen Produktionsweise und die schließliche Abschaffung der Klassen ist - das Proletariat. Die gelehrten und ungelehrten Wortführer der deutschen Bourgeoisie haben "Das Kapital" zunächst totzuschweigen versucht, wie ihnen das mit meinen frühern Schriften gelungen war. Sobald diese Taktik nicht länger den Zeitverhältnissen entsprach, schrieben sie, unter dem Vorwand mein Buch zu kritisieren, Anweise "Zur Beruhigung des bürgerlichen Bewußtseins", fanden aber in der Arbeiterpresse - sieh z. B. Joseph Dietzgens Aufsätze im "Volksstaat" [8] - überlegene Kämpen, denen sie die Antwort bis heute schuldig. 1) Eine treffliche russische Übersetzung des "Kapitals" erschien im Frühling 1872 zu Petersburg. Die Auflage von 3000 Exemplaren ist jetzt schon beinahe vergriffen. Bereits 1871 hatte Herr N. Sieber (??????), Professor der politischen Ökonomie an der Universität zu Kiew, in seiner Schrift: "?????? ???????? ? ???????? ?.???????" ("D. Ricardos Theorie des Werts und des Kapitals etc.") meine Theorie des Werts, des Geldes und des Kapitals in ihren Grundzügen als notwendige Fortbildung der Smith-Ricardoschen Lehre nachgewiesen. Was den Westeuropäer beim Lesen seines gediegnen Buchs überrascht, ist das konsequente Festhalten des rein theoretischen Standpunkts.---#

1) Die breimäuligen Faselhänse der deutschen Vulgärökonomie schelten Stil und Darstellung meiner Schrift. Niemnd kann die literarischen Mängel des "Kapital" strenger beurteilen als ich selbst. Dennoch will ich, zu Nutz und Freud dieser Herren und ihres Publikums, hier ein englisches und ein russisches Urteil zitieren. Die meinen Ansichten durchaus feindliche "Saturday Review" sagte in ihrer Anzeige der ersten deutschen Ausgabe: Die Darstellung verleiht auch den trockensten ökonomischen Fragen einen eignen Reiz (charm)". Die "?.-?.?????????" (St.-Petersburger Zeitung) bemerkt in ihrer Nummer vom 20. April 1871 u.a.: "Die Darstellung mit Ausnahme weniger zu spezieller Teile zeichnet sich aus durch Allgemeinverständlichkeit, Klarheit und, trotz der wissenschaftlichen Höhe des Gegenstands, ungewöhnliche Lebendigkeit. In dieser Hinsicht gleicht der Verfasser... auch nicht von fern der Mehrzahl deutscher Gelehrten, die... ihre Bücher in so verfinsterter und trockner Sprache schreiben, daß gewöhnlichen Sterblichen der Kopf davon kracht." Den Lesern der zeitläufigen deutsch-national-liberalen Professoralliteratur kracht jedoch etwas ganz andres als der Kopf.
23
Titelblatt der ersten russischen Ausgabe des ersten Bandes des "Kapitals" 23
#24:

(LEER)
#25# Nachwort zur zweiten Auflage-----

Die im "Kapital" angewandte Methode ist wenig verstanden worden, wie schon die einander widersprechenden Auffassungen desselben beweisen. So wirft mir die Pariser "Revue Positiviste" [9] vor, einerseits, ich behandle die Ökonomie metaphysisch, andrerseits - man rate!, ich beschränke mich auf bloß kritische Zergliederung des Gegebnen, statt Rezepte (comtistische?) für die Garküche der Zukunft zu verschreiben. Gegen den Vorwurf der Metaphysik bemerkt Prof. Sieber:
"Soweit es sich um die eigentliche Theorie handelt, ist die Methode von Marx die deduktive Methode der ganzen englischen Schule, deren Mängel und Vorzüge den besten theoretischen Ökonomisten gemein sind." [10]
Herr M.Block - "Les Théoriciens du Socialisme en Allemagne. Extrait du Journal des Économistes, juillet et aout 1872" - entdeckt, daß meine Methode analytisch ist, und sagt u.a.:
"Par cet ouvrage M. Marx se classe parmi les esprits analytiques les plus éminents." 1*)
Die deutschen Rezensenten schreien natürlich über Hegelsche Sophistik. Der Petersburger "???????? ??????" (Europäischer Bote), in einem Artikel, der ausschließlich die Methode des "Kapital" behandelt (Mainummer 1872, p.427-436), findet meine Forschungsmethode streng realistisch, die Darstellungsmethode aber unglücklicherweise deutsch-dialektisch. Er sagt:
"Auf den ersten Blick, wenn man nach der äußern Form der Darstellung urteilt, ist Marx der größte Idealphilosoph, und zwar im deutschen, d.h. schlechten Sinn des Wortes. In der Tat aber ist er unendlich mehr Realist als alle seine Vorgänger im Geschäft der ökonomischen Kritik... Man kann ihn in keiner Weise einen Idealisten nennen."
Ich kann dem Herrn Verfasser 2*) nicht besser antworten als durch einige Auszüge aus seiner eignen Kritik, die zudem manchen meiner Leser, dem das russische Original unzugänglich ist, interessieren mögen. Nach einem Blockquote aus meiner Vorrede zur "Kritik der Pol. Oek.", Berlin 1859, p.IV-VII 3*), wo ich die materialistische Grundlage meiner Methode erörtert habe, fährt der Herr Verfasser fort:
"Für Marx ist nur eins wichtig: das Gesetz der Phänomene zu finden, mit deren Untersuchung er sich beschäftigt. Und ihm ist nicht nur das Gesetz wichtig, das sie beherrscht, soweit sie eine fertige Form haben und in einem Zusammenhang stehn, wie er in einer gegebnen Zeitperiode beobachtet wird. Für ihn ist noch vor allem wichtig-----#

1*) "Durch dieses Werk reiht sich Herr Marx unter die bedeutendsten analytischen Denker ein." - 2*) I. I. Kaufman - 3*) siehe Band 13 unserer Ausgabe, S. 8-10
#26# Vorworte und Nachworte-----

das Gesetz ihrer Veränderung, ihrer Entwicklung, d.h. der Übergang aus einer Form in die andre, aus einer Ordnung des Zusammenhangs in eine andre. Sobald er einmal dies Gesetz entdeckt hat, untersucht er im Detail die Folgen worin es sich im gesellschaftlichen Leben kundgibt... Demzufolge bemüht sich Marx nur um eins: durch genaue wissenschaftliche Untersuchung die Notwendigkeit bestimmter Ordnungen der gesellschaftlichen Verhältnisse nachzuweisen und soviel als möglich untadelhaft die Tatsachen zu konstatieren, die ihm zu Ausgangs- und Stützpunkten dienen. Hierzu ist vollständig hinreichend, wenn er mit der Notwendigkeit der gegenwärtigen Ordnung zugleich die Notwendigkeit einer andren Ordnung nachweist, worin die erste unvermeidlich übergehn muß, ganz gleichgültig, ob die Menschen das glauben oder nicht glauben, ob sie sich dessen bewußt oder nicht bewußt sind. Marx betrachtet die gesellscheftliche Bewegung als einen naturgeschichtlichen Prozeß, den Gesetze lenken, die nicht nur von dem Willen, dem Bewußtsein und der Absicht der Menschen unabhängig sind, sondern vielmehr umgekehrt deren Wollen, Bewußtsein und Absichten bestimmen... Wenn des bewußte Element in der Kulturgeschichte eine so untergeordnete Rolle spielt, dann versteht es sich von selbst, daß die Kritik, deren Gegenstand die Kultur selbst ist, weniger als irgend etwas andres, irgendeine Form oder irgendein Resultat es Bewußtseins zur Grundlage haben kann. Das heißt, nicht die Idee, sondern nur die äußere Erscheinung kann ihr als Ausgangspunkt dienen. Die Kritik wird sich beschränken auf die Vergleichung und Konfrontierung einer Tatsache, nicht mit der Idee, sondern mit der andren Tatsache. Für sie ist es nur wichtig, daß beide Tatsachen möglichst genau untersucht werden und wirklich die eine gegenüber der endren verschiedne Entwicklungsmomente bilden, vor allem aber wichtig, daß nicht minder genau die Serie der Ordnungen erforscht wird, die Aufeinanderfolge und Verbindung, worin die Entwicklungsstufen erscheinen. Aber, wird man sagen, die allgemeinen Gesetze des ökonomischen Lebens sind ein und dieselben; ganz gleichgültig, ob man sie auf Gegenwart oder Verganeenheit anwendet. Grade das leugnet Marx. Nach ihm existieren solche abstrakte Gesetze nicht... Nach seiner Meinung besitzt im Gegenteil jede historische Periode ihre eienen Gesetze... Sobald das Leben eine gegebene Entwicklungsperiode überlebt hat, aus einem gegebnen Stadium in ein andres übertritt, beginnt es auch durch andre Gesetze gelenkt zu werden. Mit einem Wort, das ökonomische Leben bietet uns eine der Entwicklungsgeschichte auf andren Gebieten der Biologie analoge Erscheinung... Die alten Ökonomen verkannten die Natur ökonomischer Gesetze, als sie dieselben mit den Gesetzen der Physik und Chemie verglichen... Eine tiefere Analyse der Erscheinungen bewies, daß soziale Organismen sich voneinander ebenso gründlich unterscheiden als Pflanzen- und Tierorganismen... Ja, eine und dieselbe Erscheinung unterliegt ganz und gar verschiednen Gesetzen infolge des verschiednen Gesamtbaus jener Organismen, der Abweichung ihrer einzelnen Organe, des Unterschieds der Bedineungen, worin sie funktionieren usw. Marx leugnet z.B., daß das Bevölkerungsgesetz dasselbe ist zu allen Zeiten und an allen Orten. Er versichert im Gegenteil, daß jede Entwicklungsstufe ihr eignes Bevölkerungsgesetz hat... Mit der verschiednen Entwicklung der Produktivkraft ändern sich die Verhältnisse und die sie regelnden Gesetze. Indem sich Marx das Ziel stellt, von diesem Gesichtspunkt
#27# Nachwort zur zweiten Auflage-----

aus die kapitalistische Wirtschaftsordnung zu erforschen und zu erklären, formuliert er nur streng wissenschaftlich das Ziel, welches jede genaue Untersuchung des ökonomischen Lebens habe muß... Der wissenschaftliche Wert solcher Forschung liegt in der Aufklärung der besondren Gesetze, welche Entstehung, Existenz, Entwicklung, Tod eines gegebenen gesellschaftlichen Organismus und seinen Ersatz durch einen andren, höheren regeln. Und diesen Wert hat in der Tat das Buch von Marx."
Indem der Herr Verfasser das, was er meine wirkliche Methode nennt, so treffend und, soweit meine persönliche Anwendung derselben in Betracht kommt, so wohlwollend schildert, was andres hat er geschildert als diedialektische Methode? Allerdings muß sich die Darstellungsweise formell von der Forschungsweise unterscheiden. Die Forschung hat den Stoff sich im Detail anzueignen, seine verschiednen Entwicklungsformen zu analysieren und deren innres Band aufzuspüren. Erst nachdem diese Arbeit vollbracht, kann die wirkliche Bewegung entsprechend dargestellt werden. Gelingt dies und spiegelt sich nun das Leben des Stoffs ideell wider, so mag es aussehn, als habe man es mit einer Konstruktion a priori zu tun. Meine dialektische Methode ist der Grundlage nach von der Hegelschen nicht nur verschieden, sondern ihr direktes Gegenteil. Für Hegel ist der Denkprozeß, den er sogar unter dem Namen Idee in ein selbständiges Subjekt verwandelt, der Demiurg des Wirklichen, das nur seine äußere Erscheinung bildet. Bei mir ist umgekehrt das Ideelle nichts andres als das im Menschenkopf umgesetzte und übersetzte Materielle. Die mystifizierende Seite der Hegelschen Dialektik habe ich vor beinah 30 Jahren, zu einer Zeit kritisiert, wo sie noch Tagesmode war. Aber grade als ich den ersten Band des "Kapital" ausarbeitete, gefiel sich das verdrießliche, anmaßliche und mittelmäßige Epigonentum [11], welches jetzt im gebildeten Deutschland das große Wort führt, darin, Hegel zu behandeln, wie der brave Moses Mendelssohn zu Lessings Zeit den Spinoza behandelt hat, nämlich als "toten Hund". Ich bekannte mich daher offen als Schüler jenes großen Denkers und kokettierte sogar hier und da im Kapitel über die Werttheorie mit der ihm eigentümlichen Ausdrucksweise. Die Mystifikation, welche die Dialektik in Hegels Händen erleidet, verhindert in keiner Weise, daß er ihre allgemeinen Bewegungsformen zuerst in umfassender und bewußter Weise dargestellt hat. Sie steht bei ihm auf dem Kopf. Man muß sie umstülpen, um den rationellen Kern in der mystischen Hülle zu entdecken. In ihrer mystifizierten Form ward die Dialektik deutsche Mode, weil sie das Bestehende zu verklären schien. In ihrer rationellen Gestalt ist sie
#28# Vorworte und Nachworte-----

dem Bürgertum und seinen doktrinären Wortführern ein Ärgernis und ein Greuel, weil sie in dem positiven Verständnis des Bestehenden zugleich auch das Verständnis seiner Negation, seines nntwendigen Untergangs einschließt, jede gewordne Form im Flusse der Bewegung, also auch nach ihrer vergänglichen Seite auffaßt, sich durch nichts imponieren läßt, ihrem Wesen nach kritisch und evolutionär ist. Die widerspruchsvolle Bewegung der kapitalistischen Gesellschaft macht sich dem praktischen Bourgeois am schlagendsten fühlbar in den Wechselfällen des periodischen Zyklus, den die moderne Industrie durchläuft, und deren Gipfelpunkt - die allgemeine Krise. Sie ist wieder im Anmarsch, obgleich noch begriffen in den Vorstadien, und wird durch die Allseitigkeit ihres Schauplatzes, wie die Intensität ihrer Wirkung, selbst den Glückspilzen des neuen heiligen, preußisch-deutschen Reichs Dialektik einpauken.
London, 24. Januar 1873 Karl Marx
# 29

Faksimile: Marx' Brief an La Châtre, den Verleger des ersten Bandes des "Kapitals" in französischer Sprache 29
#30 (LEER)

#31#-----

Vor- und Nachwort zur französischen Ausgabe

London, 18. März 1872
An den Bürger Maurice La Châtre
Werter Bürger! Ich begrüße Ihre Idee, die Übersetzung des "Kapitals" in periodischen Lieferungen herauszubringen. In dieser Form wird das Werk der Arbeiterklasse leichter zugänglich sein, und diese Erwägung ist für mich wichtiger als alle anderen. Das ist die Vorderseite Ihrer Medaille, aber hier ist auch die Kehrseite: Die Untersuchungsmethode, deren ich mich bedient habe und die auf ökonomische Probleme noch nicht angewandt wurde, macht die Lektüre der ersten Kapitel ziemlich schwierig, und es ist zu befürchten, daß das französische Publikum, stets ungeduldig nach dem Ergebnis und begierig den Zusammenhang zwischen den allgemeinen Grundsätzen und den Fragen zu erkennen, die es unmittelbar bewegen, sich abschrecken läßt, weil es nicht sofort weiter vordringen kann. Das ist ein Nachteil, gegen den ich nichts weiter unternehmen kann, als die nach Wahrheit strebenden Leser von vornherein darauf hinzuweisen und gefaßt zu machen. Es gibt keine Landstraße für die Wissenschaft, und nur diejenigen haben Aussicht, ihre lichten Höhen zu erreichen, die die Mühe nicht scheuen, ihre steilen Pfade zu erklimmen. Karl Marx

An den Leser

Herr J. Roy hat es unternommen, eine so genaue und selbst wörtliche Übersetzung wie möglich zu geben; er hat seine Aufgabe peinlich genau erfüllt. Aber gerade seine peinliche Genauigkeit hat mich gezwungen, die
#32# Vorworte und Nachworte-----

Fassung zu ändern, um sie dem Leser zugänglicher zu machen. Diese Änderungen, die von Tag zu Tag gemacht wurden, da das Buch in Lieferungen erschien, sind mit ungleicher Sorgfalt ausgeführt worden und mußten Stilungleichheiten hervorrufen. Nachdem ich mich dieser Revisionsarbeit einmal unterzogen hatte, bin ich dazu gekommen, sie auch auf den zugrunde gelegten Originaltext anzuwenden (die zweite deutsche Ausgabe), einige Erörterungen zu vereinfachen, andre zu vervollständigen, ergänzendes historisches oder statistisches Material zu geben, kritische Bemerkungen hinzuzufügen etc. Welches auch die literarischen Mängel dieser französischen Ausgabe sein mögen, sie besitzt einen wissenschaftlichen Wert unabhängig vom Original und sollte selbst von Lesern herangezogen werden, die der deutschen Sprache mächtig sind. Ich gebe weiter unten die Stellen des Nachworts zur zweiten deutschen Ausgabe, die sich mit der Entwicklung der politischen Ökonomie in Deutschland und der in diesem Werk angewandten Methode befassen. 1*)
London, 28. April 1875 Karl Marx-----#

1*) Siehe vorl. Band, S.19-28
#33#-----

Zur dritten Auflage

Es war Marx nicht vergönnt, diese dritte Auflage selbst druckfertig zu machen. Der gewaltige Denker, vor desssen Größe sich jetzt auch die Gegner neigen, starb am 14. März 1883. Auf mich, der ich in ihm den vierzigjährigen, besten, unverbrüchlichsten Freund verlor, den Freund, dem ich mehr verdanke, als sich mit Worten sagen läßt, auf mich fiel nun die Pflicht, die Herausgabe sowohl dieser dritten Auflage wie des handschriftlich hinterlassenen zweiten Bandes zu besorgen. Wie ich den ersten Teil dieser Pflicht erfüllt, darüber bin ich dem Leser hier Rechenschaft schuldig. Marx hatte anfangs vor, den Text des ersten Bandes großenteils umzuarbeiten, manche theoretischen Punkte schärfer zu fassen, neue einzufügen, das geschichtliche und statistische Material bis auf die neueste Zeit zu ergänzen. Sein Krankheitszustand und der Drang, zur Schlußredaktion des zweiten Bandes zu kommen, ließen ihn hierauf verzichten. Nur das Nötigste sollte geändert, nur die Zusätze eingefügt werden, die die inzwischen erschienene französische Ausgabe ("Le Capital. Par Karl Marx", Paris, Lachatre 1873 [12]) schon enthielt. Im Nachlaß fand sich denn auch ein deutsches Exemplar, das von ihm stellenweise korrigiert und mit Hinweisen auf die französische Ausgabe versehen war; ebenso ein französisches, worin er die zu benutzenden Stellen genau bezeichnet hatte. Diese Änderungen und Zusätze beschränken sich, mit wenigen Ausnahmen, auf den letzten Teil des Buchs, den Abschnitt: Der Akkumulationsprozeß des Kapitals. Hier folgte der bisherige Text mehr als sonst dem ursprünglichen Entwurf, während die früheren Abschnitte gründlicher überarbeitet waren. Der Stil war daher lebendiger, mehr aus einem Guß, aber auch nachlässiger, mit Anglizismen versetzt, stellenweise undeutlich; der Entwicklungsgang bot hier und da Lücken, indem einzelne wichtige Momente nur angedeutet waren.
#34# Vorworte und Nachworte-----

Was den Stil betrifft, so hatte Marx mehrere Unterabschnitte selbst gründlich revidiert und mir darin, sowie in häufigen mündlichen Andeutungen, das Maß gegeben, wie weit ich gehn durfte in der Entfernung englischer technischer Ausdrücke und sonstiger Anglizismen. Die Zusätze und Ergänzungen hätte Marx jedenfalls noch überarbeitet und das glatte Französisch durch sein eignes gedrungenes Deutsch ersetzt; ich mußte mich begnügen, sie unter möglichstem Anschluß an den ursprünglichen Text zu übertragen. Es ist also in dieser dritten Auflage kein Wort geändert, von dem ich nicht bestimmt weiß, daß der Verfasser selbst es geändert hätte. Es konnte mir nicht in den Sinn kommen, in das "Kapital" den landläufigen Jargon einzuführen, in welchem deutsche Ökonomen sich auszudrücken pflegen, jenes Kauderwelsch, worin z. B. derjenige, der Sich für bare Zahlung von andern ihre Arbeit geben läßt, der Arbeitgeber heißt, und Arbeitnehmer derjenige, dessen Arbeit ihm für Lohn abgenommen wird. Auch im Französischen wird travail im gewöhnlichen Leben im Sinn von "Beschäftigung" gebraucht. Mit Recht aber würden die Franzosen den Ökonomen für verrückt halten, der den Kapitalisten donneur de travail, und den Arbeiter receveur de travail nennen wollte. Ebensowenig habe ich mir erlaubt, das im Text durchweg gebrauchte englische Geld, Maß und Gewicht auf seine neudeutschen Äquivalente zu reduzieren. Als die erste Auflage erschien, gab es in Deutschland so viel Arten von Maß und Gewicht wie Tage im Jahr, dazu zweierlei Mark (die Reichsmark galt damals nur im Kopf Soetbeers, der sie Ende der dreißiger Jahre erfunden), zweierlei Gulden und mindestens dreierlei Taler, darunter einer, dessen Einheit das "neue Zweidrittel" [13] war. In der Naturwissenschaft herrschte metrisches, auf dem Weltmarkt englisches Maß und Gewicht. Unter solchen Umständen waren englische Maßeinheiten selbstverständlich für ein Buch, das seine tatsächlichen Belege fast ausschließlich aus englischen industriellen Verhältnissen zu nehmen genötigt war. Und dieser letzte Grund bleibt auch noch heute entscheidend, um so mehr, als die bezüglichen Verhältnisse auf dem Weltmarkt sich kaum geändert haben und namentlich für die ausschlaggebenden Industrien - Eisen und Baumwolle - englisches Maß und Gewicht noch heute fast ausschließlich herrscht. Schließlich noch ein Wort über Marx' wenig verstandne Art zu zitieren. Bei rein tatsächlichen Angaben und Schilderungen dienen die Blockquotee, z.B. aus den englischen Blaubüchern, selbstredend als einfache Belegstellen. Anders aber da, wo theoretische Ansichten andrer Ökonomen zitiert werden.
#35# Zur dritten Aulage-----

Hier soll das Blockquote nur feststellen, wo, wann und von wem ein im Lauf der Entwicklung sich ergebender ökonomischer Gedanke zuerst klar ausgesprochen ist. Wobei es nur darauf ankommt, daß die fragliche ökonomische Vorstellung für die Geschichte der Wissenschaft Bedeutung hat, daß sie der mehr oder weniger adäquate theoretische Ausdruck der ökonomischen Lage ihrer Zeit ist. Ob aber diese Vorstellung für den Standpunkt des Verfassers noch absolute oder relative Geltung hat, oder ob sie bereits ganz der Geschichte verfallen, darauf kommt es ganz und gar nicht an. Diese Blockquotee bilden also nur einen der Geschichte der ökonomischen Wissenschaft entlehnten laufenden Kommentar zum Text und stellen die einzelnen wichtigeren Fortschritte der ökonomischen Theorie nach Datum und Urheber fest. Und das war sehr nötig in einer Wissenschaft, deren Geschichtschreiber bisher nur durch tendenziöse, fast streberhafte Unwissenheit sich auszeichnen. Man wird es nun auch begreiflich finden, weshalb Marx, im Einklang mit dem Nachwort zur zweiten Ausgabe, nur ganz ausnahmsweis deutsche Ökonomen anzuführen in den Fall kommt. Der zweite Band wird hoffentlich im Laufe des Jahres 1884 erscheinen können.
London, 7. Novbr. 1883 Friedrich Engels
#36#------

Vorwort zur englischen Ausgabe

Die Veröffentlichung einer englischen Ausgabe des "Kapital" bedarf keiner Rechtfertigung. Im Gegenteil, es kann eine Erklärung darüber erwartet werden, warum diese englische Ausgabe bis jetzt verzögert worden ist, wenn man sieht, daß seit einigen Jahren die in diesem Buch vertretenen Theorien in der periodischen Presse und Tagesliteratur sowohl Englands wie Amerikas ständig erwähnt, angegriffen und verteidigt, erklärt und mißdeutet wurden. Als es, bald nach dem Tode des Verfassers im Jahre 1883, klar wurde, daß eine englische Ausgabe des Werkes wirklich benötigt wurde, erklärte sich Herr Samuel Moore, ein langjähriger Freund Marx' und des Schreibers dieser Zeilen, und mit dem Buch selbst vertrauter vielleicht als irgend jemand, dazu bereit, die Übersetzung zu übernehmen, die es die literarischen Testamentsvollstrecker von Marx drängte, der Öffentlichkeit vorzulegen. Es wurde vereinbart, daß ich das Manuskript mit dem Original vergleichen und solche Änderungen vorschlagen sollte, die ich für ratsam hielte. Als es sich nach und nach herausbtellte, daß seine beruflichen Beschäftigungen Herrn Moore hinderten, die Übersetzung so schnell fertigzustellen, wie wir alle wünschten, nahmen wir freudig das Angebot Dr. Avelings an, einen Teil der Arbeit zu übernehmen; gleichzeitig erbot sich Frau Aveling, Marx' jüngste Tochter, die Blockquotee zu kontrollieren und den Originaltext der zahlreichen, englischen Autoren und Blaubüchern entnommenen und von Marx ins Deutsche übersetzten Stellen wiederherzustellen. Das ist durchgängig geschehen bis auf einige unvermeidbare Ausnahmen. Folgende Teile des Buches sind von Dr. Aveling übersetzt worden: 1. Die Kapitel X (Der Arbeitstag) und XI (Rate und Masse des Mehrwerts); 2. der Abschnitt VI (Der Arbeitslohn, umfassend die Kapitel XIX bis XXII); 3. von Kapitel XXIV, Abteilung 4 (Umstände, welche usw.) bis
#37# Vorwort zur englischen Ausgabe-----

zum Ende des Buches, umfassend den letzten Teil von Kapitel XXIV, Kapitel XXV und den ganzen Abschnitt VIII (die Kapitel XXVI bis XXXIII); 4. die zwei Vorworte des Verfassers. Der übrige Teil des Buches ist von Herrn Moore übersetzt worden. [14] Während so jeder der Übersetzer für seinen Anteil an der Arbeit allein verantwortlich ist, trage ich eine Gesamtverantwortung für das Ganze. Die dritte deutsche Ausgabe, die durchweg zur Grundlage unserer Arbeit genommen wurde, ist von mir 1883 vorbereitet worden unter Zuhilfenahme der vom Verfasser hinterlassenen Notizen, die jene Stellen der zweiten Ausgabe angeben, welche durch bezeichnete Stellen des 1873 veröffentlichten französischen Textes ersetzt werden sollten. 1) Die so im Text der zweiten Ausgabe zustande gekommenen Veränderungen stimmten im allgemeinen mit den Änderungen überein, die Marx in einer Reihe von handschriftlichen Anweisungen für eine englische Übersetzung vorgeschrieben hat, die vor zehn Jahren in Amerika geplant war, aber hauptsächlich aus Mangel an einem tüchtigen und geeigneten Übersetzer aufgegeben wurde. Dies Manuskript wurde uns von unserem alten Freund, Herrn F.A. Sorge in Hoboken, N[ew] J[ersey], zur Verfügung gestellt. Es bezeichnet noch einige weitere Einschaltungen aus der französischen Ausgabe; aber da es so viele Jahre älter ist als die letzten Anweisungen für die dritte Ausgabe, habe ich mich niicht für befugt gehalten, anders davon Gebrauch zu machen als ausnahmsweise und besonders in Fällen, in denen es uns über Schwierigkeiten hinweghalf. Ebenso ist der französische Text bei den meisten schwierigen Stellen herangezogen worden als Anhaltspunkt dafür, was der Verfasser selbst zu opfern bereit war, wo immer etwas von der ganzen Bedeutung des Originals in der Übersetzung geopfert werden mußte. Eine Schwierigkeit besteht dennoch, die wir dem Leser nicht ersparen konnten: die Benutzung von gewissen Ausdrücken in einem nicht nur vom Sprachgebrauch des täglichen Lebens, sondern auch dem der gewöhnlichen politischen Ökonomie verschiednen Sinne. Doch dies war unvermeidlich. Jede neue Auffassung einer Wissenschaft schließt eine Revolution in den Fachausdrücken dieser Wissenschaft ein. Dies beweist am besten die Chemie, in der die gesamte Terminologie ungefähr alle zwanzig Jahre---#

1) "Le Capital. Par Karl Marx", Übersetzung von M. J. Roy, vom Autor völlig durchgesehen, Paris, Lachatre. Diese Übersetzung enthält besonders im letzten Teil des Buchs beträchtliche Veränderungen und Ergänzungen zum Text der zweiten deutschen Ausgabe.
#38# Vorworte und Nachworte-----

radikal geändert wird und wo man kaum eine organische Verbindung finden wird, die nicht eine ganze Reihe von verschiednen Namen durchgemacht hat. Die politische Ökonomie hat sich im allgemeinen damit zufriedengegeben, die Ausdrücke des kommerziellen und industriellen Lebens, so wie sie waren, zu nehmen und mit ihnen zu operieren, wobei sie vollkommen übersehen hat, daß sie sich dadurch auf den engen Kreis der durch diese Worte ausgedrückten Ideen beschränkte. So ist selbst die klassische politische Ökonomie, obgleich sie sich vollkommen bewußt war, daß sowohl Profit wie Rente nur Unterabteilungen, Stücke jenes unbezahlten Teils des Produkts sind, das der Arbeiter seinem Unternehmer (dessen erstem Aneigner, obgleich nicht letztem, ausschließlichem Besitzer) liefern muß, doch niemals über die üblichen Begriffe von Profit und Rente hinausgegangen, hat sie niemals diesen unbezahlten Teil des Produkts (von Marx Mehrprodukt genannt) in seiner Gesamtheit als ein Ganzes untersucht und ist deshalb niemals zu einem klaren Verständnis gekommen weder seines Ursprungs und seiner Natur noch auch der Gesetze, die die nachträgliche Verteilung seines Werts regeln. Ähnlich wird alle Industrie, soweit nicht Landwirtschaft oder Handwerk, unterschiedlos in dem Ausdruck Manufaktur zusammengefaßt und dadurch die Unterscheidung zwischen zwei großen und wesentlich verschiednen Perioden der ökonomischen Geschichte ausgelöscht: der Periode der eigentlichen Manufaktur, die auf der Teilung der Handarbeit, und der Periode der modernen Industrie, die auf der Maschinerie beruht. Es ist indessen selbstverständlich, daß eine Theorie, die die moderne kapitalistische Produktion als eine bloße Entwicklungsstufe der ökonomischen Geschichte der Menschheit ansieht, andre Ausdrücke gebrauchen muß als die jenen Schriftstellern gewohnten, welche diese Produktionsweise als unvergänglich und endgültig ansehn. Ein Wort über die Methode des Verfassers zu zitieren, mag nicht unangebracht sein. In der Mehrzahl der Fälle dienen die Blockquotee in der üblichen Weise als dokumentarische Belege für im Text aufgestellte Behauptungen. Aber in vielen Fällen werden Stellen aus ökonomischen Schriftstellern angeführt, um aufzuzeigen, wann, wo und von wem eine bestimmte Ansicht zum erstenmal klar ausgesprochen wurde. Das geschieht in solchen Fällen, wo die angeführte Meinung von Wichtigkeit ist als mehr oder weniger adäquater Ausdruck der zu einer gewissen Zeit vorherrschenden Bedingungen der gesellschaftlichen Produktion und des Austauschs, und ganz unabhängig davon, ob sie Marx anerkennt oder ob sie allgemein gültig. Diese Blockquotee versehen daher den Text mit einem der Geschichte der Wissenschaft entlehnten laufenden Kommentar.
#39# Vorwort zur englischen Ausgabe-----

Unsere Übersetzung umfaßt nur das erste Buch des Werkes. Aber dieses erste Buch ist in hohem Malße ein Ganzes in sich selbst und hat zwanzig Jahre lang für ein selbständiges Werk gegolten. Das zweite Buch das ich 1885 in deutscher Sprache herausgegeben habe, ist entschieden unvollständig ohne das dritte, das nicht vor Ende 1887 veröffentlicht werden kann. Wenn Buch III im deutschen Original herausgebracht ist, wird es früh genug sein, an die Vorbereitung einer englischen Ausgabe von beiden zu denken. "Das Kapital" wird auf dem Kontinent oft "die Bibel der Arbeiterklasse" genannt. Daß die in diesem Werk gewonnenen Schlußfolgerungen täglich mehr und mehr zu den grundlegenden Prinzipien der großen Bewegung der Arbeiterklasse werden, nicht nur in Deutschland und der Schweiz, sondern auch in Frankreich, in Holland und Belgien, in Amerika und selbst in Italien und Spanien; daß überall die Arbeiterklasse in diesen Schlußfolgerungen mehr und mehr den angemessensten Ausdruck ihrer Lage und ihrer Bestrebungen anerkennt, das wird niemand leugnen, der mit dieser Bewegung vertraut ist. Und auch in England üben die Theorien von Marx gerade in diesem Augenblick einen machtvollen Einfluß auf die sozialistische Bewegung aus, die sich in den Reihen der "Gebildeten" nicht weniger ausbreitet als in den Reihen der Arbeiterklasse. Aber das ist nicht alles. Die Zeit rückt schnell heran, wo eine gründliche Untersuchung der ökonomischen Lage Englands sich aufzwingen wird als eine unwiderstehliche nationale Notwendigkeit. Der Gang des industriellen Systems Englands, der unmöglich ist ohne eine ständige und schnelle Ausdehnung der Produktion und daher der Märkte, ist zum Stillstand gekommen. Der Freihandel hat seine Hilfsquellen erschöpft; selbst Manchester zweifelt an diesem seinem ehemaligen ökonomischen Evangelium. 1) Die sich schnell entwickelnde ausländische Industrie starrt der englischen Produktion überall ins Gesicht, nicht nur auf zollgeschützten, sondern auch auf neutralen Märkten und sogar diesseits des Kanals. Während die Produktivkraft in---#

1) Bei der Vierteljahrversammlung der Handelskammer von Manchester, die heute nachmittag abgehalten wurde, fand eine lebhafte Diskussion über die Freihandelsfrage statt. Eine Resolution wurde eingebracht in dem Sinne, daß "man 40 Jahre vergebens darauf gewartet hat, daß andre Nationen dem von England gegebenen Beispiel des Freihandels folgen, und die Kammer nun die Zeit für gekommen hält, diesen Standpunkt zu ändern". Die Resolution wurde mit nur einer Stimme Mehrheit abgelehnt, bei dem Stimmenverhältnis von 21 für und 22 dagegen. ("Evening Standard", 1. Nov. 1886.)
#40# Vorworte und Nachworte-----

geometrischer Reihe wächst, schreitet die Ausdehnung der Märkte bestenfalls in einer arithmetischen Reihe fort. Der zehnjährige Zyklus von Stagnation, Prosperität, Überproduktion und Krise, der von 1825 bis 1867 immer wiederkehrte, scheint allerdings abgelaufen zu sein; aber nur um uns im Sumpf der Verzweiflung einer dauernden und chronischen Depression landen zu lassen. Die ersehnte Periode der Prosperität will nicht kommen; sooft wir die sie ankündigenden Symptome zu erblicken glauben, sooft verschwinden sie wieder in der Luft. Inzwischen stellt jeder folgende Winter erneut die Frage: "Was tun mit den Arbeitslosen?" Aber während die Zahl der Arbeitslosen von Jahr zu Jahr anschwillt, ist niemand da, um diese Frage zu beantworten; und wir können den Zeitpunkt beinahe berechnen, wo die Arbeitslosen die Geduld verlieren und ihr Schicksal in ihre eignen Hände nehmen werden. In einem solchen Moment sollte sicherlich die Stimme eines Mannes gehört werden, dessen ganze Theorie das Ergebnis eines lebenslangen Studiums der ökonomischen Geschichte und Lage Englands ist und den dieses Studium zu denn Schluß geführt hat, daß, zumindest in Europa, England das einzige Land ist, wo die unvermeidliche soziale Revolution gänzlich mit friedlichen und gesetzlichen Mitteln durchgeführt werden könnte. Gewiß hat er nie vergessen hinzuzufügen, daß er kaum erwarte, die herrschenden Klassen Englands würden sich ohne "proslavery rebellion" [15] dieser friedlichen und gesetzlichen Revolution unterwerfen.
5. November 1886 Friedrich Engels
#41#-----

Zur vierter Auflage

Die vierte Auflage forderte von mir eine möglichst endgültige Feststellung des Textes sowohl wie der Anmerkungen. Wie ich dieser Anforderung nachgekommen, darüber kurz folgendes. Nach nochmaliger Vergleichung der französischen Ausgabe und der handschriftlichen Notizen von Marx habe ich aus jener noch einige Zusätze in den deutschen Text aufgenommen. Sie finden sich auf S.80 (dritte Auflage, S. 88), S. 458-460 (dritte, S. 509-510), S. 547-551 (dritte, S. 600), S. 591-593 (dritte, S. 644) und S. 596 (dritte, S. 648) in der Note 79 1*). Ebenso habe ich nach Vorgang der französischen und englischen Ausgabe die lange Anmerkung über die Bergwerksarbeiter (dritte Aufl., S. 509-515) in den Text gesetzt (vierte Aufl., S. 461-467) 2*). Sonstige kleine Änderungen sind rein technischer Natur. Ferner habe ich noch einige erläuternde Zusatznoten gemacht, namentlich da, wo veränderte geschichtliche Umstände dies zu erfordern schienen. Alle diese Zusatznoten sind in eckige Klammern gesetzt und mit meinen Anfangsbuchstaben oder mit "D. H." bezeichnet. 3*) Eine vollständige Revision der zahlreichen Blockquotee war notwendig geworden durch die inzwischen erschienene englische Ausgabe. Für diese hatte Marx' jüngste Tochter Eleanor sich der Mühe unterzogen, sämtliche angeführte Stellen mit den Originalen zu vergleichen, so daß in den bei weitem vorwiegenden Blockquoteen aus englischen Quellen dort keine Rückübersetzung aus dem Deutschen, sondern der englische Originaltext selbst erscheint. Es lag mir also ob, diesen Text bei der vierten Auflage zu Rate zu ziehn. Es fanden sich dabei mancherlei kleine Ungenauigkeiten. Hinweise auf unrichtige Seitenzahlen, teils beim Kopieren aus den Heften-----#

1*) Siehe vorl. Band, S.130, 517-519, 610-613, 655-657, 660 - 2*) siehe vorl. Band, S. 519-525 - 3*) im vorl. Band in geschweiften Klammern { } und mit F.E. bezeichnet.
#42# Vorworte und Nachworte-----

verschrieben, teils im Verlauf von drei Auflagen gehäufte Druckfehler Unrichtig gesetzte Anführungszeichen oder Lückenpunkte, wie dies bei massenhaftem Zitieren aus Auszugsheften unvermeidlich. Hier und da ein weniger glücklich gewähltes Übersetzungswort. Einzelne Stellen zitiert aus den alten Pariser Heften 1843-1845, wo Marx noch kein Englisch verstand und englische Ökonomen in französischer Übersetzung las; wo denn der doppelten Übersetzung eine leichte Änderung der Klangfarbe entsprach, z.B. bei Steuart, Ure u.a. - wo jetzt der englische Text zu benutzen war. Und was dergleichen kleine Ungenauigkeiten und Nachlässigkeiten mehr sind. Wenn man nun die vierte Auflage mit den vorigen vergleicht, so wird man sich überzeugen, daß dieser ganze mühsame Berichtigungsprozeß an dem Buch aber auch nicht das geringste geändert hat, das der Rede wert ist. Nur ein einziges Blockquote hat nicht gefunden werden können, das aus Richard Jones (4. Aufl., S.562, Note 471 1*)); Marx hat sich wahrscheinlich im Titel des Buches verschrieben. Alle andern behalten ihre volle Beweiskraft oder verstärken sie in der jetzigen exakten Form. Hier aber bin ich genötigt, auf eine alte Geschichte zurückzukommen. Es ist mir nämlich nur ein Fall bekannt, wo die Richtigkeit eines Marxschen Blockquotes in Zweifel gezogen worden. Da dieser aber bis über Marx' Tod hinaus gespielt hat, kann ich ihn hier nicht gut übergehn. [16] In der Berliner "Concordia", dem Organ des deutschen Fabrikantenbundes, erschien am 7. März 1872 ein anonymer Artikel: "Wie Karl Marx citirt." Hier wurde mit überreichlichem Aufwand von sittlicher Entrüstung und von unparlamentarischen Ausdrücken behauptet, das Blockquote aus Gladstones Budgetrede vom 16. April 1863 (in der Inauguraladresse der Internationalen Arbeiterassoziation von 1864 2*) und wiederholt im "Kapital", I, S. 617, vierte Aufl., Seite 670-671, dritte Aufl. 3*)) sei gefälscht. Der Satz: "Diese berauschende Vermehrung von Reichtum und Macht... ist ganz und gar auf die besitzenden Klassen beschränkt", stehe mit keinem Wort im (quasioffiziellen) stenographischen Bericht von Hansard. "Dieser Satz befindet sich aber nirgends in der Gladstoneschen Rede. Gerade das Gegenteil ist in derselben gesagt." (Mit fetter Schrift) "Marx hat den Satz formell und materiell hinzugelogen!" Marx, dem diese Nr. der "Concordia" im folgenden Mai zugesandt wurde, antwortete dem Anonymus im "Volksstaat" vom 1. Juni. Da er sich nicht mehr erinnerte, nach welchem Zeitungsreferat er ziterte, beschränkte-----#

1*) Siehe vorl. Band, S.625 - 2*) siehe Band 16 unserer Ausgabe, S.3-13 - 3*) siehe vorl. Band, S.680/681
#43# Vorwort zur vierten Auflage-----

er sich darauf, das gleichlautende Blockquote zunächst in zwei englischen Schriften nachzuweisen, und sodann das Referat der "Times" zu zitieren, wonach Gladstone sagt:
"That is the state of the case as regards the wealth of this country. I must say for one, I should look almost with apprehension and with pain upon this intoxiceting augmentation of wealth and power, if it were my belief that it was confined to classes who are in easy circumstances. This takes no cognizance at all of the condition of the labouring population. The augmentation I have described and which is founded, I think, upon accurate returns, is an augmentation entirely confined to classes of property" 1*)
Also Gladstone sagt hier, es würde ihm leid tun, wenn dem so wäre, aber es sei so: Diese berauschende Vermehrung von Macht und Reichtum sei ganz und gar auf die besitzenden Klassen beschränkt. Und was den quasioffiziellen Hansard betrifft, so sagt Marx weiter: "In seiner hier nachträglich zurechtgestümperten Ausgabe war Herr Gladstone so gescheit, die im Munde eines englischen Schatzkanzlers allerdings kompromittierliche Stelle wegzupfuschen. Es ist dies übrigens herkömmlicher englischer Parlamentsbrauch, und keineswegs eine Erfindung des Laskerchen contra Bebel [17]." Der Anonymus wird immer erboster. Die Quellen zweiter Hand in seiner Antwort, "Concordia", 4. Juli, beiseite schiebend, deutet er schamhaft an, es sei "Sitte", Parlamentsreden nach dem stenographischen Bericht zu zitieren; aber auch der Bericht der "Times" (worin der "hinzugelogene" Satz steht) und der von Hansard (worin er fehlt) "stimmen materiell völlig überein", und ebenso enthalte der "Times"-Bericht "das direkte Gegenteil jener berüchtigten Stelle der Inauguraladresse", wobei der Mann sorgsam verschweigt, daß er neben diesem angeblichen Gegenteil" gerade "jene berüchtigte Stelle" ausdrücklich enthält! Trotz alledem fühlt der Anonymus daß er festsitzt und daß nur ein neuer Winkelzug ihn retten kann. Während er also seinen, wie soeben nachgewiesen, von "frecher Verlogenheit" strotzenden Artikel mit erbaulichen Schimpfereien spickt, als da sind: "mala fides", "Unehrlichkeit", "lügenhafte Angabe", "jenes lügenhafte Blockquote" "freche Verlogenheit", "ein Blockquote, das völlig gefälscht war", "diese-----#

1*) So steht's mit dem Reichtum dieses Landes. Ich für meinen Teil würde beinahe mit Besorgnis und mit Pein auf diese berauschende Vermehrung von Reichtum und Macht blicken wenn ich sie auf die wohlhabenden Klassen beschränkt glaubte. Es ist hier gar keine Notiz genommen von der arbeitenden Bevölkerung. Die Vermehrung, die ich beschrieben habe, ist ganz und gar beschränkt auf Eigentumsklassen."
#44# Vorworte und Nachworte-----

Fälschung", "einfach infam", usw., findet er es für nötig, die Streitfrage auf ein andres Gebiet überzuspielen, und verspricht daher, "in einem zweiten Artikel auseinanderzusetzen, welche Bedeutung wir" (der nicht "lügenhafte" Anonymus) "dem Inhalt der Gladstoneschen Worte beilegen". Als ob diese seine unmaßgebliche Meinung das geringste mit der Sache zu tun habe! Dieser zweite Artikel steht in der "Concordia" vom 11. Juli. Marx antwortete noch einmal im "Volksstaat" vom 7. August, indem er nun auch die Referate der betreffenden Stelle aus dem "Morning Star" und dem "Morning Advertiser" vom 17. April 1863 brachte. Nach beiden sagt Gladstone, er würde mit Besorgnis usw. auf diese berauschende Vermehrung von Reichtum und Mecht blicken, wenn er sie auf die wirklich wohlhabenden Klassen (classes in easy circumstances) beschränkt glaubte. Aber diese Vermehrung sei beschränkt auf Klassen, die Eigentum besitzen (entirely confined to classes possessed of property). Also auch diese Referate bringen den angeblich "hinzugelogenen" Satz wörtlich. Ferner stellte er nochmals fest, durch Vergleichung der Texte der "Times" und Hansards, deß der durch drei am nächsten Morgen erschienene, voneinander unabhängige, gleichlautende Zeitungsreferete als wirklich gesprochen konstatierte Setz in dem nach bekannter "Sitte"' durchgesehenen Referat von Hansard fehlt, das Gladstone ihn in Marx Worten "nachträglich wegstipitzt hat", und erklärt schließlich, er habe keine Zeit, mit dem Anonymus weiter zu verkehren. Dieser scheint auch genug gehabt zu haben, wenigstens erhielt Marx keine ferneren Nummern der "Concordia" zugeschickt. Damit schien die Sache tot und begraben. Allerdings kamen uns seitdem ein- oder zweimal von Leuten, die mit der Universität Cambridge in Verkehr standen, geheimnisvolle Gerüchte zu über ein unsagbares literarisches Verbrechen, das Marx im "Kapitel" begengen haben sollte; aber trotz aller Nachforschungen war absolut nichts Bestimmteres zu erfahren. Da, am 29. November 1883, acht Monate nach Marx' Tod, erschien in der "Times" ein Brief, datiert Trinity College, Cambridge, und unterzeichnet Sedley Taylor, worin bei einer vom Zaun gebrochnen Gelegenheit dies in zahmster Genossenschafterei machende Männlein uns endlich Aufklärung verschaffte, nicht nur über die Munkeleien von Cambridge, sondern auch über den Anonymus der "Concordia".
"Was äußerst sonderbar erscheint", sagt das Männlein von Trinity College, "ist, daß es dem Professor Brentano (damals in Breslau, jetzt in Straßburg) vorbehalten war... die mala fides zu enthüllen, welche augenscheinlich das Blockquote aus Gladstones Rede in der" (Inaugural-) "Adresse diktiert hatte. Herr Karl Marx, der... das Blockquote zu verteidigen suchte, hatte die Verwegenheit, in den Todeswindungen (deadly shifts), auf die
#45# Vorwort zur vierten Auflage-----

Brentanos meisterhaft geführte Angriffe ihn schleunigst herunterbrachten, zu behaupten. Herr Gladstone habe den Bericht seiner Rede in der 'Times' vom 17. April 1863 zurechtgestümpert, ehe er in Hansard erschien, um eine Stelle wegzupfuschen, die allerdings für einen englischen Schatzkanzler kompromittierlich sei. Als Brentano, durch eine ins einzelne gehende Textvergleichung, bewies, daß die Berichte der 'Times' und von Hansard übereinstimmten in absolutem Ausschluß des Sinnes, den pfiffig-isolierte Zitiering den Gladstoneschen Worten untergeschoben hatte, da zog Marx sich zurück unter dem Vorwand des Zeitmangels!"
Das also war des Pudels Kern! Und so glorios reflektierte sich in der produktivgenossenschaftlichen Phantasie von Cambridge die anonyme Kampagne Herrn Brentanos in der "Concordia"! So lag er, und so führt er seine Klinge [18], in "meisterhaft geführtem Angriff", dieser Sankt Georg des deutschen Fabrikantenbundes, während der Höllendtache Marx zu seinen Füßen "schleunigst in Todeswindungen" verröchelt! Jedennoch dient diese ganze ariostische Kampfschilderung nur dazu, die Winkelzüge unseres Sankt Georg zu verdecken. Hier ist schon nicht mehr die Rede von "Hinzulügen", von "Fälschung", sondern von "pfiffig isolierter Zitierung" (craftily isolated quotation). Die ganze Frage war verschoben, und Sankt Georg und sein Cambridger Schildknappe wußten sehr genau weshalb. Eleanor Marx antwortete, da die "Times" die Aufnahme verweigerte, in der Monatsschrift "To-Day", Februar 1884, indem sie die Debatte auf den einzigen Punkt zurückführte, um welchen es sich gehandelt hatte: Hat Marx jenen Satz "hinzugelogen" oder nicht? Darauf erwidert Herr Sedley Taylor:
"Die Frage, ob ein gewisser Satz in Herrn Gladstones Rede vorgekommen sei oder nicht", sei nach seiner Ansicht "von sehr untergeordneter Bedeutung gewesen" im Streit zwischen Marx und Brentano, "verglichen mit der Frage, ob das Blockquote gemacht worden sei in der Absicht, Gladstones Sinn wiederzugeben oder zu entstellen."
Und dann gibt er zu, daß der "Times"-Bericht "in der Tat einen Widerspruch in den Worten enthält"; aber, aber, der übrige Zusammenhang richtig, d.h. im liberal-gladstoneschen Sinn erklärt, zeige an, was Herr Gladstone habe sagen w o l l e n. ("To-Day", März 1884.) Das Komischste dabei ist, daß unser Männlein von Cambridge nun darauf besteht, die Rede n i c h t nach Hansard zu zitieren, wie es nach dem anonymen Brentano "Sitte" ist, sondern nach dem von demselben Brentano als "notwendig stümperhaft" bezeichneten Bericht der "Times". Natürlich, der fatale Satz f e h l t ja im Hansard!
#46# Vorworte und Nachworte-----

Eleanor Marx hatte es leicht, diese Argumentation in derselben Nummer von "To-Day" in Dunst aufzulösen. Entweder hatte Herr Taylor die Kontroverse von 1872 gelesen. Dann hatte er jetzt "gelogen", nicht nur "hinzu", sondern auch "hinweg". Oder er hatte sie nicht gelesen. Dann war er verpflichtet, den Mund zu halten. Jedenfalls stand fest, daß er die Anklage seines Freundes Brentano, Marx habe "hinzugelogen", keinen Augenblick aufrechtzuerhalten wagte. Im Gegenteil, Marx soll nun nicht hinzugelogen, sondern einen wichtigen Satz unterschlagen haben. Aber dieser selbe Satz ist zitiert auf S. 5 der Inauguraladresse, wenige Zeilen vor dem angeblich "hinzugelogenen". Und was den "Widerspruch" in Gladstones Rede angeht, ist es nicht gerade Marx, der im "Kapital", S. 618 (3.Aufl., S. 672), Note 105 1*) von den "fortlaufenden, schreienden Widersprüchen in Gladstones Budgetreden von 1863 und 1864" spricht! Nur daß er sich nicht à la Sedley Taylor unterfängt, sie in liberalem Wohlgefallen aufzulösen. Und das Schlußresume in E. Marx' Antwort lautet dann: "Im Gegenteil, Marx hat weder etwas Anführenswertes unterdrückt noch das geringste hinzugelogen. Aber er hat wiederhergestellt und der Vergessenheit entzogen einen gewissen Satz einer Gladstoneschen Rede, der unzweifelhaft ausgesprochen worden, der aber, so oder so, seinen Weg gefunden hat - aus Hansard hinaus." Damit hatte Herr Sedley Taylor denn auch genug, und das Resultat des ganzen, durch zwei Jahrzehnte und über zwei große Länder fortgesponnenen Professorenklüngels war, daß man nicht mehr gewagt hat, Marx' literarische Gewissenhaftigkeit anzutasten, daß aber seitdem Herr Sedley Taylor wohl ebensowenig Vertrauen setzen wird in die literarischen Schlachtbulletins des Herrn Brentano wie Herr Brentano in die päpstliche Unfehlbarkeit von Hansard.
London, 25. Juli 1890 F. Engels-----#

1*) Siehe vorl. Band, S. 682
#47

Erstes Buch

Der Produktionsprozeß des Kapitals
#48 (leer)

#49#-----

Erster Abschnitt
Ware und Geld
ERSTES KAPITEL

Die Ware

1. Die zwei Faktoren der Ware: Gebrauchswert und Wert (Wertsubstanz, Wertgröße)

Der Reichtum der Gesellschaften, in welchen kapitalistische Produktionsweise herrscht, erscheint als eine "ungeheure Warensammlung" 1), die einzelne Ware als seine Elementarform. Unsere Untersuchung beginnt daher mit der Analyse der Ware. Die Ware ist zunächst ein äußerer Gegenstand, ein Ding, das durch seine Eigenschaften menschliche Bedürfnisse irgendeiner Art befriedigt. Die Natur dieser Bedürfnisse, ob sie z. B. dem Magen oder der Phantasie entspringen, ändert nichts an der Sache. 2) Es handelt sich hier auch nicht darum, wie die Sache das menschliche Bedürfnis befriedigt, ob unmittelbar als Lebensmittel, d.h. als Gegenstand des Genusses, oder auf einem Umweg, als Produktionsmittel. Jedes nützliche Ding, wie Eisen, Papier usw., ist unter doppeltem Gesichtspunkt zu betrachten, nach Qualität und Quantität. Jedes solches Ding ist ein Ganzes vieler Eigenschaften und kann daher nach verschiedenen Seiten nützlich sein. Diese verschiedenen Seiten und daher die mannigfachen---#

1) Karl Marx, "Zur Kritik der Politischen Oekonomie", Berlin 1859, pag. 3. 1*) 2) "Verlangen schließt Bedürfnis ein; es ist der Appetit des Geistes, und so natürlich wie Hunger für den Körper... die meisten (Dinge) haben ihren Wert daher, daß sie die Bedürfnisse des Geistes befriedigen." (Nicholas Barbon, "A Discourse on coining the new money lighter. In answer to Mr. Locke's Considerations etc.", London 1696, p.2, 3.)-----
1*) Siehe Band 13 unserer Ausgabe, S. 15
#50# I. Abschnitt - Ware und Geld-----

Gebrauchsweisen der Dinge zu entdecken ist geschichtliche Tat. 3) So die Findung gesellschaftlicher Maße für die Quantität der nützlichen Dinge. Die Verschiedenheit der Warenmaße entspringt teils aus der verschiedenen Natur der zu messteden Gegenstände, teils aus Konvention. Die Nützlichkeit eines Dings macht es zum Gebrauchswert. 4) Aber diese Nützlichkeit schwebt nicht in der Luft. Durch die Eigenschaften des Warenkörpers bedingt, existiert sie nicht ohne denselben. Der Warenkörper selbst, wie Eisen, Weizen, Diamant usw., ist daher ein Gebrauchswert oder Gut. Dieser sein Charakter hängt nicht davon ab, ob die Aneignung seiner Gebrauchseigenschaften dem Menschen viel oder wenig Arbeit kostet. Bei Betrachtung der Gebrauchswerte wird stets ihre quantitative Bestimmtheit vorausgesetzt, wie Dutzend Uhren, Elle Leinwand, Tonne Eisen usw. Die Gebrauchswerte der Waren liefern das Material einer eignen Disziplin, der Warenkunde. 5) Der Gebrauchswert verwirklicht sich nur im Gebrauch oder der Konsumtion. Gebrauchswerte bilden den stofflichen Inhalt des Reichtums, welches immer seine gesellschaftliche Form sei. In der von uns zu betrachtenden Gesellschaftsform bilden sie zugleich die stofflichen Träger des Tauschwerts. Der Tauschwert erscheint zunächst als das quantitative Verhältnis, die Proportion, worin sich Gebrauchswerte einer Art gegen Gebrauchswerte anderer Art austauschen 6), ein Verhältnis, das beständig mit Zeit und Ort wechselt. Der Tauschwert scheint daher etwas Zufälliges und rein Relatives,---#

3) "Dinge haben einen intrinsick vertue" (dies bei Barbon die spezifische Bezeichnung für Gebrauchswert), "der überall gleich ist, so wie der des Magnets, Eisen anzuziehen" (l.c.p.6). Die Eigenschaft des Magnets, Eisen anzuziehn, wurde erst nützlich, sobald man vermittelst derselben die magnetiiche Polarität entdeckt hatte. 4) "Der natürliche worth jedes Dinges besteht in seiner Eignung, die notwendigen Bedürfnisse zu befriedigen oder den Annehmlichkeiten des menschlichen Lebens zu dienen." (John Locke, "Some Considerations on the Consequences of the Lowering of Interest", 1691, in "Works", edit. Lond. 1777, v. II, p. 28.) Im 17. Jahrhundert finden wir noch häufig bei englischen Schriftstellern "Worth" für Gebrauchswert und "Value" für Tauschwert, ganz im Geist einer Sprache, die es liebt, die unmittelbare Sache germanisch und die reflektierte Sache romanisch auszudrücken. 5) In der bürgerlichen Gesellschaft herrscht die fictio juris, daß jeder Mensch als Warenkäufer eine enzyklopädische Warenkenntnis besitzt. 6) "Der Wert besteht in dem Tauschverhältnis, das zwischen einem Ding und einem anderen, zwischen der Menge eines Erzeugnisses und der eines anderen besteht." (Le Trosne "De l'Intérêt Social", in "Physiocrates", éd. Daire, Paris 1846, p. 889.)
#51# 1. Kapitel Die Ware-----

ein der Ware innerlicher, immanenter Tauschwert (valeur intrinseque) also eine contradictio in adjecto. 7) Betrachten wir die Sache näher. Eine gewisse Ware, ein Quarter Weizen z.B. tauscht, sich mit x Stiefelwichse oder mit y Seide oder mit z Gold usw., kurz mit andern Waren in den verschiedensten Proportionen. Mannigfache Tauschwerte also hat der Weizen statt eines einzigen. Aber da x Stiefelwichse, ebenso y Seide, ebenso z Gold usw. der Tauschwert von einem Quarter Weizen ist, müssen x Stiefelwichse, y Seide, z Gold usw. durch einander ersetzbare oder einander gleich große Tauschwerte sein. Es folgt daher erstens: Die gültigen Tauschwerte derselben Ware drücken ein Gleiches aus. Zweitens aber: Der Tauschwert kann überhaupt nur die Ausdrucksweise, die "Erscheinungsform" eines von ihm unterscheidbaren Gehalts sein. Nehmen wir ferner zwei Waren, z.B. Weizen und Eisen. Welches immer ihr Austauschverhältnis, es ist stets darstelllbar in einer Gleichung, worin ein gegebenes Quantum Weizen irgendeinem Quantum Eisen gleichgesetzt wird, z. B. 1 Quarter Weizen = a Ztr. Eisen. Was besagt diese Gleichung? Daß ein Gemeinsames von derselben Größe in zwei verschiednen Dingen existiert, in 1 Quarter Weizen und ebenfalls in a Ztr. Eisen. Beide sind also gleich einem Dritten, das an und für sich weder das eine noch das andere ist. Jedes der beiden, soweit es Tauschwert, muß also auf dies Dritte reduzierbar sei. Ein einfaches geometrisches Beispiel veranschauliche dies. Um den Flächeninhalt aller gradlinigen Figuren zu bestimmen und zu vergleichen, löst man sie in Dreiecke auf. Das Dreieck selbst reduziert man auf einen von seiner sichtbaren Figur ganz verschiednen Ausdruck - das halbe Produkt seiner Grundlinie mit seiner Höhe. Ebenso sind die Tauschwerte der Waren zu reduzieren auf ein Gemeinsames, wovon sie ein Mehr oder Minder darstellen. Dies Gemeinsame kann nicht eine geometrische, physikalische, chemische oder sonstige natürliche Eigenschaft der Waren sein. Ihre körperlichen Eigenschaften kommen überhaupt nur in Betracht, soweit selbe sie nutzbar machen, also zu Gebrauchswerten. Andererseits aber ist es grade die Abstraktion von ihren Gebrauchswerten, was das Austauschverhältnis---#

7) "Nichts kann einen inneren Tauschwert haben" (N. Barbon, l.c.p. 6), oder wie Butler sagt: "Der Wert eines Dings ist grade so viel, wie es einbringen wird." [19]
#52# I. Abschnitt - Ware und Geld-----

der Waren augenscheinlich charakterisiert. Innerhalb desselben gilt ein Gebrauchswert grade so viel wie jeder andre, wenn er nur in gehöriger Proportion vorhanden ist. Oder, wie der alte Barbon sagt:
"Die eine Warensorte ist so gut wie die andre, wenn ihr Tauschwert gleich groß ist. Da existiert keine Verschiedenheit oder Unterscheidbarkeit zwischen Dingen von gleich großem Tauschwert." 8)
Als Gebrauchswerte sind die Waren vor allem verschiedner Qualität, als Tauschwerte kön schiedner Quantität sein, enthalten also kein Atom Gebrauchswert. Sieht man nun vom Gebrauchswert der Warenkörper ab, so bleibt ihnen nur noch eine Eigenschaft, die von Arbeitsprodukten. Jedoch ist uns auch das Arbeitsprodukt bereits in der Hand verwandelt. Abstrahieren wir von seinem Gebrauchswert, so abstrahieren wir auch von den körperlichen Bestandteilen und Formen, die es zum Gebrauchswert machen. Es ist nicht länger Tisch oder Haus oder Garn oder sonst ein nützlich Ding. Alle seine sinnlichen Beschaffenheiten sind ausgelöscht. Es ist auch nicht länger das Produkt der Tischlerarbeit oder der Bauarbeit oder der Spinnarbeit oder sonst einer bestimmten produktiven Arbeit. Mit dem nützlichen Charakter der Arbeitsprodukte verschwindet der nützliche Charakter der in ihnen dargestellten Arbeiten, es verschwinden also auch die verschiedenen konkreten Formen dieser Arbeiten, sie unterscheiden sich nicht länger, sondern sind allzusamt reduziert auf gleiche menschliche Arbeit, abstrakt menschliche Arbeit. Betrachten wir nun das Residuum der Arbeitsprodukte. Es ist nichts von ihnen übriggeblieben als dieselbe gespenstige Gegenständlichkeit, eine bloße Gallerte unterschiedsloser menschlicher Arbeit, d.h. der Verausgabung menschlicher Arbeitskraft ohne Rücksicht auf die Form ihrer Verausgabung. Diese Dinge stellen nur noch dar, daß in ihrer Produktion menschliche Arbeitskraft verausgabt, menschliche Arbeit aufgehäuft ist. Als Kristalle dieser ihnen gemeinschaftlichen gesellschaftlichen Substanz sind sie Werte - Warenwerte.---#

8) "One sort of wares are as good as annotheer, if the value be equal. There is no difference or distinction in things of equa value... One hundred pounds worth of lead or iron, is of as great a value as one hundred pounds worth of silver and gold." 1*) (N. Barbon, I.c.p. 53 u. 7.)-----
1*) "...Blei oder Eisen im Werte von einhundert Pfund Sterling haben gleich großen Tauschwert wie Silber und Gold im Werte von einhundert Pfund Sterling.
#53# I. Kapitel - Die Ware-----

Im Austauschverhältnis der Waren selbst erschien uns ihr Tauschwert als etwas von ihren Gebrauchswerten durchaus Unabhängiges. Abstrahiert man nun wirklich vom Gebrauchswert der Arbeitsprodukte, so erhält man ihren Wert, wie er eben bestimmt ward. Das Gemeinsame, was sich im Austauschverhältnis oder Tauschwert der Ware darstellt, ist also ihr Wert. Der Fortgang der Untersuchung wird uns zurückführen zum Tauschwert als der notwendigen Ausdrucksweise oder Erscheinungsform des Werts, welcher zunächst jedoch unabhängig von dieser Form zu betrachten ist. Ein Gebrauchswert oder Gut hat also nur einen Wert, weil abstrakt menschliche Arbeit in ihm vergegenständlicht oder materialisiert ist. Wie nun die Größe seines Werts messen? Durch das Quantum der in ihm enthaltenen "wertbildenden Substanz", der Arbeit. Die Quantität der Arbeit selbst mißt sich an ihrer Zeitdauer, und die Arbeitszeit besitzt wieder ihren Maßstab an bestimmten Zeitteilen, wie Stunde, Tag usw. Es könnte scheinen, daß, wenn der Wert einer Ware durch das während ihrer Produktion verausgabte Arbeitsquantum bestimmt ist, je fauler oder ungeschickter ein Mann, desto wertvoller seine Ware, weil er desto mehr Zeit zu ihrer Verfertigung braucht. Die Arbeit jedoch, welche die Substanz der Werte bildet, ist gleiche menschliche Arbeit, Verausgabung derselben menschlichen Arbeitskraft. Die gesamte Arbeitskraft der Gesellschaft, die sich in den Werten der Warenwelt darstellt, gilt hier als eine und dieselbe menschliche Arbeitskraft, obgleich sie aus zahllosen individuellen Arbeitskräften besteht. Jede dieser individuellen Arbeitskräfte ist dieselbe menschliche Arbeitskraft wie die andere, soweit sie den Charakter einer gesellschaftlichen Durchschnitts-Arbeitskraft besitzt und als solche gesellschaftliche Durchschnitts-Arbeitskraft wirkt, also in der Produktion einer Ware auch nur die im Durchschnitt notwendige oder gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit braucht. Gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit ist Arbeitszeit, erheischt, um irgendeinen Gebrauchswert mit den vorhandenen gesellschaftlich-normalen Produktionsbedingungen und dem gesellschaftlichen Durchschnittsgrad von Geschick und Intensität der Arbeit darzustellen. Nach der Einführung des Dampfwebstuhls in England z.B. genügte vielleicht halb so viel Arbeit als vorher, um ein gegebenes Quantum Garn in Gewebe zu verwandeln. Der englische Handweber brauchte zu dieser Verwandlung in der Tat nach wie vor dieselbe Arbeitszeit, aber das Produkt seiner individuellen Arbeitsstunde stellte jetzt nur noch eine halbe gesellschaftliche Arbeitsstunde dar und fiel daher auf die Hälfte seines frühern Werts.
#54# I. Abschnitt - Ware und Geld-----

Es ist also nur das Quantum gesellschaftlich notwendiger Arbeit oder die zur Herstellung eines Gebrauchswerts gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit, welche seine Wertgröße bestimmt. 9) Die einzelne Ware gilt hier überhaupt als Durchschnittsexemplar ihrer Art. 10) Waren, worin gleich große Arbeitsquanta enthalten sind oder die in derselben Arbeitszeit hergestellt werden können, haben daher dieselbe Wertgröße. Der Wert einer Ware verhält sich zum Wert jeder andren Ware wie die zur Produktion der einen notwendige Arbeitszeit zu der für die Produktion der andren notwendigen Arbeitszeit. "Als Werte sind alle Waren nur bestimmte Maße festgeronnener Arbeitszeit." 11) Die Wertgröße einer Ware bliebe daher konstant, wäre die zu ihrer Produktion erheischte Arbeitszeit konstant. Letztere wechselt aber mit jedem Wechsel in der Produktivkraft der Arbeit. Die Produktivkraft der Arbeit ist durch mannigfache Umstände bestimmt, unter anderen durch den Durchschnittsgrad des Geschickes der Arbeiter, die Entwicklungsstufe der Wissenschaft und ihrer technologischen Anwendbarkeit, die gesellschaftliche Kombination des Produktionsprozesses, den Umfang und die Wirkungsfähigkeit der Produktionsmittel, und durch Naturverhältnisse. Dasselbe Quantum Arbeit stellt sich z.B. mit günstiger Jahreszeit in 8 Bushel Weizen dar, mit ungünstiger in nur 4. Dasselbe Quantum Arbeit liefert mehr Metalle in reichhaltigen als in armen Minen usw. Diamanten kommen selten in der Erdrinde vor, und ihre Findung kostet daher im Durchschnitt viel Arbeitszeit. Folglich stellen sie in wenig Volumen viel Arbeit dar. Jacob bezweifelt, daß Gold jemals seinen vollen Wert bezahlt---#

9) Note zur 2. Ausg. "The value of them (the necessaries of life) when they are exchanged the one for another, is regulated by the quantity of labour necessarily reguired, and commonly taken in producing them." "Der Wert von Gebrauchsgegenständen, sobald sie gegeneinander ausgetauscht werden, ist bestimmt durch das Quantum der zu ihrer Produktion notwendig erheischten und gewöhnlich angewandten Arbeit." ("Some Thoughts on the Interest of Money in general, and particularly in the Public Funds etc.", London, p. 36, 37.) Diese merkwürdige anonyme Schrift des vorigen Jahrhunderts trägt kein Datum. Es geht jedoch aus ihrem Inhalt hervor, daß sie unter Georg II., etwa 1739 oder 1740, erschienen ist. 10) "Alle Erzeugnisse der gleichen Art bilden eigentlich nur eine Masse, deren Preis allgemein und ohne Rücksicht auf die besonderen Umstände bestimmt wird." (Le Trosne, l.c.p. 893.) 11) K. Marx, I.c.p. 6. 1*)-----#

1*) Siehe Band 13 unserer Ausgabe, S. 18
#55# 1. Kapitel - Die Ware-----

hat. [20] Noch mehr gilt dies vom Diamant. Nach Eschwege hatte 1823 die achtzigjährige Gesamtausbeute der brasilischen Diamantgruben noch nicht den Preis des 1 1/2 jährigen Durchschnittsprodukts der brasilischen Zuckeroder Kaffeepflanzungen erreicht, obgleich sie viel mehr Arbeit darstellte, also mehr Wert. Mit reichhaltigeren Gruben würde dasselbe Arbeitsquantum sich in mehr Diamanten darstellen und ihr Wert sinken. Gelingt es, mit wenig Arbeit Kohle in Diamant zu verwandeln, so kann sein Wert unter den von Ziegelsteinen fallen. Allgemein: je größer die Produktivkraft der Arbeit, desto kleiner die zur Herstellung eines Artikels erheischte Arbeitszeit, desto kleiner die in ihm kristallisierte Arbeitsmasse, desto kleiner sein Wert. Umgekehrt, je kleiner die Produktivkraft der Arbeit, desto größer die zur Herstellung eines Artikels notwendige Arbeitszeit, desto größer sein Wert. Die Wertgröße einer Ware wechselt also direkt wie das Quantum und umgekehrt wie die Produktivkraft der sich in ihr verwirklichenden Arbeit. 1*) Ein Ding kann Gebrauchswert sein, ohne Wert zu sein. Es ist dies der Fall, wenn sein Nutzen für den Menschen nicht durch Arbeit vermittelt ist. So Luft, jungfräulicher Boden, natürliche Wiesen, wildwachsendes Holz usw. Ein Ding kann nützlich und Produkt menschlicher Arbeit sein, ohne Ware zu sein. Wer durch sein Produkt sein eigenes Bedürfnis befriedigt, schafft zwar Gebrauchswert, aber nicht Ware. Um Ware zu produzieren, muß er nicht nur Gebrauchswert produzieren, sondern Gebrauchswert für andre, gesellschaftlichen Gebrauchswert. {Und nicht nur für andre schlechthin. Der mittelalterliche Bauer produzierte, das Zinskorn für den Feudalherrn, das Zehntkorn für den Pfaffen. Aber weder Zinskorn noch Zehntkorn wurden dadurch Ware, daß sie für andre produziert waren. Um Ware zu werden, muß das Produkt dem andern, dem es als Gebrauchswert dient, durch den Austausch übertragen werden.} 11a) Endlich kann kein Ding Wert sein, ohne Gebrauchsgegenstand zu sein. Ist es nutzlos, so ist auch die in ihm enthaltene Arbeit nutzlos, zählt nicht als Arbeit und bildet daher keinen Wert.---#

11a) Note zur 4. Aufl. - Ich schiebe das Eingeklammerte ein, weil durch dessen Weglassung sehr häufig das Mißverständnis entstanden, jedes Produkt, das von einem andern als dem Produzenten konsumiert wird, gelte bei Marx als Ware. - F. E.-----
1*) 1. Auflage folgt: Wir kennen jetzt die Substanz des Werts. Es ist die A r b e i t. Wir kennen sein G r ö ß e n m a ß. Es ist die A r b e i t s z e i t. Seine F o r m, die den W e r t eben zum T a u s c h - W e r t stempelt, bleibt zu analysieren. Vorher jedoch sind die bereits gefundenen Bestimmungen etwas näher zu entwickeln.
#56# I. Abschnitt - Ware und Geld-----

2. Doppelcharakter der in den Waren dargestellten Arbeit

Ursprünglich erschien uns die Ware als ein Zwieschlächtiges, Gebrauchswert und Tauschwert. Später zeigte sich, daß auch die Arbeit, soweit sie im Wert ausgedrückt ist, nicht mehr dieselben Merkmale besitzt, die ihr als Erzeugerin von Gebrauchswerten zukommen. Diese zwieschlächtige Natur der in der Ware enthaltenen Arbeit ist zuerst von mir kritisch nachgewiesen worden. 12) Da dieser Punkt der Springpunkt ist, um den sich das Verständnis der politischen Ökonomie dreht, soll er hier näher beleuchtet werden. Nehmen wir zwei Waren, etwa einen Rock und 10 Ellen Leinwand. Der erstere habe den zweifachen Wert der letzteren, so daß, wenn 10 Ellen Leinwand = W, der Rock = 2 W. Der Rock ist ein Gebrauchswert, der ein besonderes Bedürfnis befriedigt. Um ihn hervorzubringen, bedarf es einer bestimmten Art produktiver Tätigkeit. Sie ist bestimmt durch ihren Zweck, Operationsweise, Gegenstand, Mittel und Resultat. Die Arbeit, deren Nützlichkeit sich so im Gebrauchswert ihres Produkts oder darin darstellt, daß ihr Produkt ein Gebrauchswert ist, nennen wir kurzweg nützliche Arbeit. Unter diesem Gesichtspunkt wird sie stets betrachtet mit Bezug auf ihren Nutzeffekt. Wie Rock und Leinwand qualitativ verschiedne Gebrauchswerte, so sind die ihr Dasein vermittelnden Arbeiten qualitativ verschieden- Schneiderei und Weberei. Wären jene Dinge nicht gualitativ verschiedne Gebrauchswerte und daher Produkte qualitativ verschiedner nützlicher Arbeiten, so könnten sie sich überhaupt nicht als Waren gegenübertreten. Rock tauscht sich nicht aus gegen Rock, derselbe Gebrauchswert nicht gegen denselben Gebrauchswert. In der Gesamtheit der verschiedenartigen Gebrauchswerte oder Warenkörper erscheint eine Gesamtheit ebenso mannigfaltiger, nach Gattung, Art, Familie, Unterart, Varietät verschiedner nützlicher Arbeiten - eine gesellschaftliche Teilung der Arbeit. Sie ist Existenzbedingung der Warenproduktion, obgleich Warenproduktion nicht umgekehrt die Existenzbedingung gesellschaftlicher Arbeitsteilung. In der altindischen Gemeinde ist die Arbeit gesellschaftlich geteilt, ohne daß die Produkte zu Waren werden. Oder, ein näher liegendes Beispiel, in jeder Fabrik ist die Arbeit systematisch---#

12) l.c.p. 12, 13 und passim. 1*)-----#

1*) Siehe Band 13 unserer Ausgabe, S. 22, 23 und pass.
#57# 1. Kapitel - Die Ware-----

geteilt, aber diese Teilung nicht dadurch vermittelt, daß die Arbeiter ihre individuellen Produkte austauschen. Nur Produkte selbständiger und voneinander unabhängiger Privatarbeiten treten einander als Waren gegenüber. Man hat also gesehn: in dem Gebrauchswert jeder Ware steckt eine bestimmte zweckmäßig produktive Tätigkeit oder nützliche Arbeit. Gebrauchswerte können sich nicht als Waren gegenübertreten, wenn nicht qualitativ verschiedne nützliche Arbeiten in ihnen stecken. In einer Gesellschaft, deren Produkte allgemein die Form der Ware annehmen, d.h. in einer Gesellschaft von Warenproduzenten, entwickelt sich dieser qualitative Unterschied der nützlichen Arbeiten, welche unabhängig voneinander als Privatgeschäfte selbständiger Produzenten betrieben werden, zu einem vielgliedrigen System, zu einer gesellschaftlichen Teilung der Arbeit. Dem Rock ist es übrigens gleichgültig, ob er vom Schneider oder vom Kunden des Schneiders getragen wird. In beiden Fällen wirkt er als Gebrauchswert. Ebensowenig ist das Verhältnis zwischen dem Rock und der ihn produzierenden Arbeit an und für sich dadurch verändert, daß die Schneiderei besondre Profession wird, selbständiges Glied der gesellschaftlichen Teilung der Arbeit. Wo ihn das Kleidungsbedürfnis zwang, hat der Mensch jahrtausendelang geschneidert, bevor aus einem Menschen ein Schneider ward. Aber das Dasein von Rock, Leinwand, jedem nicht von Natur vorhandnen Element des stofflichen Reichtums, mußte immer vermittelt sein durch eine spezielle, zweckmäßig produktive Tätigkeit, die besondere Naturstoffe besondren menschlichen Bedürfnissen assimiliert. Als Bildnerin von Gebrauchswerten, als nützliche Arbeit, ist die Arbeit daher eine von allen Gesellschaftsformen unabhängige Existenzbedingung des Menschen, ewige Naturnotwendigkeit, um den Stoffwechsel zwischen Mensch und Natur, also das menschliche Leben zu vermitteln. Die Gebrauchswerte Rock, Leinwand usw., kurz die Warenkörper, sind Verbindungen von zwei Elementen, Naturstoff und Arbeit. Zieht man die Gesamtsumme aller verschiednen nützlichen Arbeiten ab, die in Rock, Leinwand usw. stecken, so bleibt stets ein materielles Substrat zurück, das ohne Zutun des Menschen von Natur vorhanden ist. Der Mensch kann in seiner Produktion nur verfahren, wie die Natur selbst, d.h. nur die Formen der Stoffe ändern. 13) Noch mehr. In dieser Arbeit der Formung---#

13) "Alle Erscheinungen des Weltalls, seien sie hervorgerufen von der Hand des Menschen oder durch die allgemeinen Gesetze der Physik, sind nicht tatsächliche Neuschöpfungen, sondern lediglich eine Umformung des Stoffes. Zusammensetzen und
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selbst wird er beständig unterstützt von Naturkräften. Arbeit ist also nicht die einzige Quelle der von ihr produzierten Gebrauchswerte, des stofflichen Reichtums. Die Arbeit ist sein Vater, wie William Petty sagt, und die Erde seine Mutter. [21] Gehn wir nun von der Ware, soweit sie Gebrauchsgegenstand über zum Waren-Wert. Nach unsrer Unterstellung hat der Rock den doppelten Wert der Leinwand. Dies ist aber nur ein quantitativer Unterschied, der uns zunächst noch nicht interessiert. Wir erinnern daher, daß, wenn der Wert eines Rockes doppelt so groß als der von 10 Ellen Leinwand, 20 Ellen Leinwand dieselbe Wertgröße haben wie ein Rock. Als Werte sind Rock und Leinwand Dinge von gleicher Substanz, objektive Ausdrücke gleichartiger Arbeit. Aber Schneiderei und Weberei sind qualitativ verschiedne Arbeiten. Es gibt jedoch Gesellschaftszustände, worin derselbe Mensch abwechselnd schneidert und webt, diese beiden verschiednen Arbeitsweisen daher nur Modifikationen der Arbeit desselben Individuums und noch nicht besondre feste Funktionen verschiedner Individuen sind, ganz wie der Rock, den unser Schneider heute, und die Hosen, die er morgen macht, nur Variationen derselben individuelllen Arbeit voraussetzen. Der Augenschein lehrt ferner, daß in unsrer kapitalistischen Gesellschaft, je nach der wechselnden Richtung der Arbeitsnachfrage, eine gegebene Portion menschlicher Arbeit abwechselnd in der Form von Schneiderei oder in der Form von Weberei zugeführt wird. Dieser Formwechsel der Arbeit mag nicht ohne Friktion abgehn, aber er muß gehn. Sieht man ab von der Bestimmtheit der produktiven Tätigkeit und daher vom nützlichen Charakter der Arbeit, so bleibt das an ihr, daß sie eine Verausgabung menschlicher Arbeitskraft ist. Schneiderei und Weberei, obgleich qualitativ verschiedne produktive Tätigkeiten, sind beide produktive Verausgabung von menschlichem Hirn, Muskel, Nerv, Hand usw., und in diesem Sinn beide menschliche---#

Trennen sind die einzigen Elemente, die der menschliche Geist immer wieder bei der Analyse der Vorstellung der Reproduktion findet; und ebenso verhält es sich mit der Reproduktion des Wertes" (Gebrauchswert, obgleich Verri hier in seiner Polemik gegen die Physiokraten selbst nicht recht weiß, von welcher Sorte Wert er spricht) "und des Reichtums, wenn Erde, Luft und Wasser auf den Feldern sich in Korn verwandeln, oder auch wenn sich durch die Hand des Menschen die Abscheidung eines Insekts in Seide verwandelt, oder einige Metallteilchen sich anordnen, um eine Repetieruhr zu bilden." (Pietro Verri, "Meditazioni sulla Economia Politica" - zuerst gedruckt 1771 - in der Ausgabe der italienischen Ökonomen von Custodi, Parte Moderna, t. XV, p. 21, 22.)
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Arbeit. Es sind nur zwei verschiedne Formen, menschliche Arbeitskraft zu verausgaben. Allerdings muß die menschliche Arbeitskraft selbst mehr oder minder entwickelt sein, um in dieser oder jener Form verausgabt zu werden. Der Wert der Ware aber stellt menschliche Arbeit schlechthin dar, Verausgabung menschlicher Arbeit überhaupt. Wie nun in der bürgerlichen Gesellschaft ein General oder Bankier eine große, der Mensch schlechthin dagegen eine sehr schäbige Rolle spielt 14), so steht es auch hier mit der menschlichen Arbeit. Sie ist Verausgabung einfacher Arbeitskraft, die im Durchschnitt jeder gewöhnliche Mensch, ohne besondere Entwicklung, in seinem leiblichen Organismus besitzt. Die e i n f a c h e D u r c h s c h s c h n i t t s a r b e i t selbst wechselt zwar in verschiednen Ländern und Kulturepochen ihren Charakter, ist aber in einer vorhandnen Gesellschaft gegeben. Kompliziertere Arbeit gilt nur als p o t e n z i e r t e oder vielmehr m u l t i p l i z i e r t e einfache Arbeit, so daß ein kleineres Quantum komplizierter Arbeit gleich einem größeren Quantum einfacher Arbeit. Daß diese Reduktion beständig vorgeht, zeigt die Erfahrung. Eine Ware mag das Produkt der kompliziertesten Arbeit sein, ihr W e r t setzt sie dem Produkt einfacher Arbeit gleich und stellt daher selbst nur ein bestimmtes Quantum einfacher Arbeit dar. 15) Die verschiednen Proportionen, worin verschiedne Arbeitsarten auf einfache Arbeit als ihre Maßeinheit reduziert sind, werden durch einen gesellschaftlichen Prozeß hinter dem Rücken der Produzenten festgesetzt und scheinen ihnen daher durch das Herkommen gegeben. Der Vereinfachung halber gilt uns im Folgenden jede Art Arbeitskraft unmittelbar für einfache Arbeitskraft, wodurch nur die Mühe der Reduktion erspart wird. Wie also in den Werten Rock und Leinwand von dem Unterschied ihrer Gebrauchswerte abstrahiert ist, so in den Arbeiten, die sich in diesen Werten darstellen, von dem Unterschied ihrer nützlichen Formen, der Schneiderei und Weberei. Wie die Gebrauchswerte Rock und Leinwand Verbindungen zweckbestimmter, produktiver Tätigkeiten mit Tuch und Garn sind, die Werte Rock und Leinwand dagegen bloße gleichartige Arbeitsgallerten, so gelten auch die in diesen Werten enthaltenen Arbeiten nicht durch ihr produktives Verhalten zu Tuch und Garn, sondern nur als Verausgabungen menschlichet Arbeitskraft. Bildungselemente der Gebrauchswerte---#

14) Vgl. Hegel, "Philosophie des Rechts", Berlin 1840, p. 250, Paragr. 190. 15) Der Leser muß aufmerken, daß hier nicht vom Lohn oder Wert die Rede ist, den der Arbeiter für etwa einen Arbeitstag erhält, sondern vom Warenwert, worin sich sein Arbeitstag vergegenständlicht. Die Kategorie des Arbeitslohns existiert überhaupt noch nicht auf dieser Stufe unsrer Darstellung.
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Rock und Leinwand sind Schneiderei und Weberei eben durch ihre verschiednen Qualitäten; Substanz des Rockwerts und Leinwandwerts sind sie nur, soweit von ihrer besondren Qualität abstrahiert wird und beide gleiche Qualität besitzen, die Qualität menschlicher Arbeit. Rock und Leinwand sind aber nicht nur Werte überhaupt, sondern Werte von bestimmter Größe, und nach unsrer Unterstellung ist der Rock doppelt soviel wert als 10 Ellen Leinwand. Woher diese Verschiedenheit ihrer Wertgrößen? Daher, daß die Leinwand nur halb soviel Arbeit enthält als der Rock, so daß zur Produktion des letzteren die Arbeitskraft während doppelt soviel Zeit verausgabt werden muß als zur Produktion der erstern. Wenn also mit Bezug auf den Gebrauchswert die in der Ware enthaltene Arbeit nur gualitativ gilt, gilt sie mit Bezug auf die Wertgröße nur quantitativ, nachdem sie bereits auf menschliche Arbeit ohne weitere Qualität reduziert ist. Dort handelt es sich um das Wie und Was der Arbeit, hier um ihr Wieviel, ihre Zeitdauer. Da die Wertgröße einer Ware nur das Quantum der in ihr enthaltenen Arbeit darstellt, müssen Waren in gewisser Proportion stets gleich große Werte sein. Bleibt die Produktivkraft, sage aller zur Produktion eines Rocks erheischten nützlichen Arbeiten unverändert, so steigt die Wertgröße der Röcke mit ihrer eignen Quantität. Wenn 1 Rock x, stellen 2 Röcke 2 x Arbeitstage dar usw. Nimm aber an, die zur Produktion eines Rocks notwendige Arbeit steige auf das Doppelte oder falle um die Hälfte. Im ersten Fall hat ein Rock soviel Wert als vorher zwei Röcke, im letztern Fall haben zwei Röcke nur soviel Wert als vorher einer, obgleich in beiden Fällen ein Rock nach wie vor dieselben Dienste leistet und die in ihm enthaltene nützliche Arbeit nach wie vor von derselben Güte bleibt. Aber das in seiner Produktion verausgabte Arbeitsquantum hat sich verändert. Ein größres Quantum Gebrauchswert bildet an und für sich größren stofflichen Reichtum, zwei Röcke mehr als einer. Mit zwei Röcken kann man zwei Menschen kleiden, mit einem Rock nur einen Menschen usw. Dennoch kann der steigenden Masse des stofflichen Reichtums ein gleichzeitiger Fall seiner Wertgröße entsprechen. Diese gegensätzliche Bewegung entspringt aus dem zwieschlächtigen Charakter der Arbeit. Produktivkraft ist natürlich stets Produktivkraft nützlicher, konkreter Arbeit und bestimmt in der Tat nur den Wirkungsgrad zweckmäßiger produktiver Tätigkeit in gegebnem Zeitraum. Die nützliche Arbeit wird daher reichere oder dürftigere Produktenguelle im direkten Verhältnis zum Steigen oder Fallen ihrer Produktivkraft. Dagegen trifft ein Wechsel der Produktivkraft die im
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Wert dargestellte Arbeit an und für sich gar nicht. Da die Produktivkraft der konkreten nützlichen Form der Arbeit angehört, kann sie natürlich die Arbeit nicht mehr berühren, sobald von ihrer konkreten nützlichen Form abstrahiert wird. Dieselbe Arbeit ergibt daher in denselben Zeiträumen stets dieselbe Wertgröße, wie immer die Produktivkraft wechsle. Aber sie liefert in demselben Zeitraum verschiedene Quanta Gebrauchswerte, mehr, wenn die Produktivkraft steigt, weniger, wenn sie sinkt. Derselbe Wechsel der Produktivkraft, der die Fruchtbarkeit der Arbeit und daher die Masse der von ihr gelieferten Gebrauchswerte vermehrt, vermindert also die Wertgröße dieser vermehrten Gesamtmasse, wenn er die Summe der zu ihrer Produktion notwendigen Arbeitszeit abkürzt, Ebenso umgekehrt. Alle Arbeit ist einerseits Verausgabung menschlicher Arbeitskraft im physiologischen Sinn, und in dieser Eigenschaft gleicher menschlicher oder abstrakt menschlicher Arbeit bildet sie den Warenwert. Alle Arbeit ist andrerseits Verausgabung menschlicher Arbeitskraft in besondrer zweckbestimmter Form, und in dieser Eigenschaft konkreter nützlicher Arbeit produziert sie Gebrauchswerte. 16)---#

16) Note zur 2. Ausg. Um zu beweisen, "daß die Arbeit allein das endgültige und reale Maß ist, woran der Wert aller Waren zu allen Zeiten geschätzt und verglichen werden kann", sagt A. Smith: "Gleiche Quantitäten Arbeit müssen zu allen Zeiten und an allen Orten für den Arbeiter selbst denselben Wert haben. In seinem normalen Zustand von Gesundheit, Kraft und Tätigkeit und mit dem Durchschnittsgrad von Geschicklichkeit, die er besitzen mag, muß er immer die nämliche Portion seiner Ruhe, seiner Freiheit und seines Glücks hingeben," ("Wealth of Nations", b.I, ch.V, [p. 104/105].) Einerseits verwechselt A. Smith hier (nicht überall) die Bestimmung des Werts durch das in der Produktion der Ware verausgabte Arbeitsquantum mit der Bestimmung der Warenwerte durch den Wert der Arbeit und sucht daher nachzuweisen, daß gleiche Quantitäten Arbeit stets denselben Wert haben, Andrerseits ahnt er, daß die Arbeit, soweit sie sich im Wert der Waren darstellt, nur als Verausgabung voa Arbeitskraft gilt, faßt diese Verausgabung aber wieder bloß als Opfer von Ruhe, Freiheit und Glück, nicht auch als normale Lebensbetätigung, Allerdings hat er den modernen Lohnarbeiter vor Augen. - Viel treffender sagt der Note 9 zitierte anonyme Vorgänger von A. Smith: "Ein Mann hat eine Woche auf die Herstellung dieses Bedarfsgegenstandes verwandt... und der, welcher ihm einen anderen Gegenstand im Austausch gibt, kann nicht richtiger abschätzen, was wirklich gleichwertig ist, als durch die Berechnung, was ihm ebensoviel labour und Zeit kostet. Das bedeutet in der Tat den Austausch der labour, die ein Mensch in einer bestimmten Zeit auf einen Gegenstand verwandt hat, gegen die labour eines andren, in der gleichen Zeit auf einen anderen Gegenstand verwandt," ("Some Thoughts on the Interest of Money in general etc.", p. 39.) -
{Zur 4. Auflage: Die englische Sprache hat den Vorzug, zwei verschiedne
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3. Die Wertform oder der Tauschwert

Waren kommen zur Welt in der Form von Gebrauchswerten oder Warenkörpern, als Eisen, Leinwand, Weizen usw. Es ist dies ihre hausbackene Naturalform. Sie sind jedoch nur Waren, weil Doppeltes, Gebrauchsgegenstände und zugleich Wertträger. Sie erscheinen daher nur als Waren oder besitzen nur die Form von Waren, sofern sie Doppelform besitzen, Naturalform und Wertform. Die Wertgegenständlichkeit der Waren unterscheidet sich dadurch von der Wittib Hurtig, daß man nicht weiß, wo sie zu haben ist. [22] Im graden Gegenteil zur sinnlich groben Gegenständlichkeit der Warenkörper geht kein Atom Naturstoff in ihre Wertgegenständlichkeit ein. Man mag daher eine einzelne Ware drehen und wenden, wie man will, sie bleibt unfaßbar als Wertding. Erinnern wir uns jedoch, daß die Waren nur Wertgegenständlichkeit besitzen, sofern sie Ausdrücke derselben gesellschaftlichen Einheit, menschlicher Arbeit, sind, daß ihre Wertgegenständlichkeit also rein gesellschaftlich ist, so versteht sich auch von selbst, daß sie nur im gesellschaftlichen Verhältnis von Ware zu Ware erscheinen kann. Wir gingen in der Tat vom Tauschwert oder Austauschverhältnis der Waren aus, um ihrem darin versteckten Wert auf die Spur zu kommen. Wir müssen jetzt zu dieser Erscheinungsform des Wertes zurückkehren. Jedermann weiß, wenn er auch sonst michts weiß, daß die Waren eine mit den bunten Naturalformen ihrer Gebrauchswerte höchst frappant kontrastierende, gemeinsame Wertform besitzen - die Geldform. Hier gilt es jedoch zu leisten, was von der bürgerlichen Ökonomie nicht einmal versucht ward, nämlich die Genesis dieser Geldform nachzuweisen, also die Entwicklung des im Wertverhältnis der Waren enthaltenen Wertausdrucks von seiner einfachsten unscheinbarsten Gestalt bis zur blendenden Geldform zu verfolgen. Damit verschwindet zugleich das Geldrätsel. Das einfachste Wertverhältnis ist offenbar das Wertverhältnis einer Ware zu einer einzigen verschiedenartigen Ware, gleichgültig welcher. Das Wertverhältnis zweier Waren liefert daher den einfacheren Wertausdruck für eine Ware.---#

Worte für diese zwei verschiednen Aspekte der Arbeit zu haben. Die Arbeit, die Gebrauchswerte schafft und qualitativ bestimmt ist, heißt work, im Gegensatz zu labour; die Arbeit, die Wert schafft und nur quantitativ gemessen wird, heißt labour, im Gegensatz zu work. Siehe Note zur engl. Übersetzung, p. 14. - F.E.}
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A) Einfache, einzelne oder zufällige Wertform

x Ware A = y Ware B oder: x Ware A ist y Ware B wert. (20 Ellen Leinwand = 1 Rock oder: 20 Ellen Leinwand sind 1 Rock wert.)

1. Die beiden Pole des Wertausdrucks: Relative Wertform und Äquivalentform

Das Geheimnis aller Wertform steckt in dieser einfachen Wertform. Ihre Analyse bietet daher die eigentliche Schwierigkeit. Es spielen hier zwei verschiedenartige Waren A und B, in unsrem Beispiel Leinwand und Rock, offenbar zwei verschiedene Rollen. Die Leinwand drückt ihren Wert aus im Rock, der Rock dient zum Material dieses Wertausdrucks. Die erste Ware spielt eine aktive, die zweite eine passive Rolle. Der Wert der ersten Ware ist als relativer Wert dargestellt, oder sie befindet sich in relativer Wertform. Die zweite Ware funktioniert als Äquivalent oder befindet sich in Äquivalentform. Relative Wertform und Äquivalentform sind zueinander gehörige, sich wechselseitig bedingende, unzertrennliche Momente, aber zugleich einander ausschließende oder entgegengesetzte Extreme, d.h. Pole desselben Wertausdrucks; sie verteilen sich stets auf die verschiedenen Waren, die der Wertausdruck aufeinander bezieht. Ich kann z.B. den Wert der Leinwand nicht in Leinwand ausdrücken. 20 Ellen Leinwand = 20 Ellen Leinwand ist kein Wertausdruck. Die Gleichung sagt vielmehr umgekehrt: 20 Ellen Leinwand sind nichts andres als 20 Ellen Leinwand, ein bestimmtes Quantum des Gebrauchsgegenstandes Leinwand. Der Wert der Leinwand kann also nur relativ ausgedrückt werden, d.h. in andrer Ware. Die relative Wertform der Leinwand unterstellt daher, daß irgendeine andre Ware sich ihr gegenüber in der Äquivalentform befindet. Andrerseits, diese andre Ware, die als Äquivalent figuriert, kann sich nicht gleichzeitig in relativer Wertform befinden. Nicht sie drückt ihren Wert aus. Sie liefert nur dem Wertausdruck andrer Ware das Material. Allerdings schließt der Ausdruck: 20 Ellen Leinwand = 1 Rock oder 20 Ellen Leinwand sind 1 Rock wert, auch die Rückbeziehungen ein: 1 Rock = 20 Ellen Leinwand oder 1 Rock ist 20 Ellen Leinwand wert. Aberso muß ich doch die Gleichung umkehren, um den Wert des Rocks relativ auszudrücken, und sobald ich das tue, wird die Leinwand Äquivalent statt des Rockes. Dieselbe Ware kann also in demselben Wertausdruck nicht gleichzeitig in beiden Formen auftreten. Diese schließen sich vielmehr polarisch aus.
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Ob eine Ware sich nun in relativer Wertform befindet oder in der entgegengesetzten Äquivalentform, hängt ausschließlich ab von ihrer jedesmaligen Stelle im Wertausdruck, d.h. davon, ob sie die Ware ist, deren Wert, oder aber die Ware, worin Wert ausgedrückt wird.

2. Die relalive Wertform
a) Gehalt der relativen Wertform

Um herauszufinden, wie der einfache Wertausdruck einer Ware im Wertverhältnis zweier Waren steckt, muß man letzteres zunächst ganz unabhängig von seiner quantitativen Seite betrachten. Man verfährt meist grade umgekehrt und sieht im Wertverhältnis nur die Proportion, worin bestimmte Quanta zweier Warensorten einander gleichgelten. Man übersieht, daß die Größen verschiedner Dinge erst quantitativ vergleichbar werden nach ihrer Reduktion auf dieselbe Einheit. Nur als Ausdrücke derselben Einheit sind sie gleichnamige, daher kommensurable Größen. 17) Ob 20 Ellen Leinwand = 1 Rock oder = 20 oder = x Röcke, d.h., ob ein gegebenes Quantum Leinwand viele oder wenige Röcke wert ist, jede solche Proportion schließt stets em, daß Leinwand und Röcke als Wertgrößen Ausdrücke derselben Einheit, Dinge von derselben Natur sind. Leinwand = Rock ist die Grundlage der Gleichung. Aber die zwei qualitativ gleichgesetzten Waren spielen nicht dieselbe Rolle. Nur der Wert der Leinwand wird ausgedrückt. Und wie? Durch ihre Beziehung auf den Rock als ihr "Äquivalent" oder mit ihr "Austauschbares". In diesem Verhältnis gilt der Rock als Existenzform von Wert, als Wertding, denn nur als solches ist er dasselbe wie die Leinwand. Andrerseits kommt das eigne Wertsein der Leinwand zum Vorschein oder erhält einen selbständigen Ausdruck, denn nur als Wert ist sie auf den Rock als Gleichwertiges oder mit ihr Austauschbares bezüglich. So ist die Buttersäure ein vom Propylformat verschiedner Körper. Beide bestehn jedoch aus denselben chemischen Substanzen - Kohlenstoff (C), Wasserstoff (H) und Sauerstoff (0), und zwar in gleicher prozentiger Zusammensetzung,---#

17) Die wenigen Ökonomen, die sich, wie S. Bailey, mit der Analyse der Wertform beschäftigt haben, konnten zu keinem Resultat kommen, einmal, weil sie Wertform und Wert verwechseln, zweitens, weil sie, unter dem rohen Einfluß des praktischen Bürgers, von vornherein ausschließlich die quantitative Bestimmtheit ins Auge fassen. "Die Verfügung über die Quantität... macht den Wert." ("Money and its Vicissitudes", Lond. 1837, p.11.) Verfasser S. Bailey.
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nämlich C4H8O2. Würde nun der Buttersäure das Propylformat gleichgesetzt, so gälte in diesem Verhältnis erstens das Propylformat bloß als Existenzform von C4H8O2 und zweitens wäre gesagt, daß auch die Buttersäure aus C4H8O2 besteht. Durch die Gleichsetzung des Propylformats mit der Buttersäure wäre also ihre chemische Substanz im Unterschied von ihrer Körperform ausgedrückt. Sagen wir: als Werte sind die Waren bloße Gallerten menschlicher Arbeit, so reduziert unsre Analyse dieselben auf die Wertabstraktion, gibt ihnen aber keine von ihren Naturalformen verschiedne Wertform. Anders im Wertverhältnis einer Ware zur andern. Ihr Wertcharakter tritt hier hervor durch ihre eigne Beziehung zu der andern Ware. Indem z. B. der Rock als Wertding der Leinwand gleichgesetzt wird, wird die in ihm steckende Arbeit der in ihr steckenden Arbeit gleichgesetzt. Nun ist zwar die Schneiderei, die den Rock macht, eine von der Weberei, die die Leinwand macht, verschiedenartige konkrete Arbeit. Aber die Gleichsetzung mit der Weberei reduziert die Schneiderei tatsächlich auf das in beiden Arbeiten wirklich Gleiche, auf ihren gemeinsamen Charakter menschlicher Arbeit. Auf diesem Umweg ist dann gesagt, daß auch die Weberei, sofern sie Wert webt, keine Unterscheidungsmerkmale von der Schneiderei besitzt, also abstrakt menschliche Arbeit ist. Nur der Äquivalenzausdruck verschiedenartiger Waren bringt den spezifischen Charakter der wertbildenden Arbeit zum Vorschein, indem er die in den verschiedenartigen Waren steckenden, verschiedenartigen Arbeiten tatsächlich auf ihr Gemeinsames reduziert, auf menschliche Arbeit überhaupt. 17a) Es genügt indes nicht, den spezifischen Charakter der Arbeit auszudrücken, woraus der Wert der Leinwand besteht. Menschliche Arbeitskraft im flüssigen Zustand oder menschliche Arbeit bildet Wert, aber ist nicht Wert. Sie wird Wert in geronnenem Zustand, in gegenständlicher Form. Um den Leinwandwert als Gallerte menschlicher Arbeit auszudrücken,---#

17a) Note zur 2. Ausgabe. Einer der ersten Ökonomen, der nach William Petty die Natur des Werts durchschaut hat, der berühmte Franklin, sagt: "Da der Handel überhaupt nichts ist als der Austausch einer Arbeit gegen andre Arbeit, wird der Wert aller Dinge am richtigsten geschätzt in Arbeit." ("The Works of B. Franklin etc.", edited by Sparks, Boston 1836, v. II, p. 267.) Franklin ist sich nicht bewußt, daß, indem er den Wert aller Dinge "in Arbeit" schätzt, er von der Verschiedenheit der ausgetauschten Arbeiten abstrahiert - und sie so auf gleiche menschliche Arbeit reduziert. Was er nicht weiß, sagt er jedoch. Er spricht erst von "der einen Arbeit", dann "von der andren Arbeit", schließlich von "Arbeit" ohne weitere Bezeichnung als Substanz des Werts aller Dinge.
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muß er als eine "Gegenständlichkeit" ausgedrückt werden, welche von der Leinwand selbst dinglich verschieden und ihr zugleich mit andrer Ware gemeinsam ist. Die Aufgabe ist bereits gelöst. Im Wertverhältnis der Leinwand gilt der Rock als ihr qualitativ Gleiches, als Ding von derselben Natur, weil er ein Wert ist, Er gilt hier daher als ein Ding, worin Wert erscheint oder welches in seiner handgreiflichen Naturalform Wert darstellt. Nun ist zwar der Rock, der Körper der Rockware, ein bloßer Gebrauchswert. Ein Rock drückt ebensowenig Wert aus als das erste beste Stück Leinwand. Dies beweist nur, daß er innerhalb des Wertverhältnisses zur Leinwand mehr bedeutet als außerhalb desselben, wie so mancher Mensch innerhalb eines galonierten Rockes mehr bedeutet als außerhalb desselben. In der Produktion des Rockes ist tatsächlich, unter der Form der Schneiderei, menschliche Arbeitskraft verausgabt worden. Es ist also menschliche Arbeit in ihm aufgehäuft. Nach dieser Seite hin ist der Rock "Träger von Wert", obgleich diese seine Eigenschaft selbst durch seine größte Fadenscheinigkeit nicht durchblickt. Und im Wertverhältnis der Leinwand gilt er nur nach dieser Seite, daher als verkörperter Wert, als Wertkörper. Trotz seiner zugeknöpften Erscheinung hat die Leinwand in ihm die stammverwandte schöne Wertseele erkannt, Der Rock kann ihr gegenüber jedoch nicht Wert darstellen, ohne daß für sie gleichzeitig der Wert die Form eines Rockes annimmt. So kann sich das Individuum A nicht zum Individuum B als einer Majestät verhalten, ohne daß Für A die Majestät zugleich die Leibesgestalt von B annimmt und daher Gesichtszüge, Haare und manches andre noch mit dem jedesmaligen Landesvater wechselt. Im Wertverhältnis, worin der Rock das Äquivalent der Leinwand bildet, gilt also die Rockform als Wertform. Der Wert der Ware Leinwand wird daher ausgedrückt im Körper der Ware Rock, der Wert einer Ware im Gebrauchswert der andren. Als Gebrauchswert ist die Leinwand ein vom Rock sinnlich verschiednes Ding, als Wert ist sie "Rockgleiches" und sieht daher aus wie ein Rock. So erhält sie eine von ihrer Naturalform verschiedne Wertform, Ihr Wertsein erscheint in ihrer Gleichheit mit dem Rock wie die Schafsnatur des Christen in seiner Gleichheit mit dem Lamm Gottes. Man sieht, alles, was uns die Analyse des Warenwerts vorher sagte, sagt die Leinwand selbst, sobald sie in Umgang mit andrer Ware, dem Rock, tritt. Nur verrät sie ihre Gedanken in der ihr allein geläufigen Sprache, der Warensprache. Um zu sagen, daß die Arbeit in der abstrakten Eigenschaft menschlicher Arbeit ihren eignen Wert bildet, sagt sie, daß der Rock, soweit er ihr gleichgilt, also Wert ist, aus derselben Arbeit besteht
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wie die Leinwand. Um zu sagen, daß ihre sublime Wertgegenständlichkeit von ihrem steifleinenen Körper verschieden ist, sagt sie, daß Wert aussieht wie ein Rock und daher sie selbst als Wertding dem Rock gleicht wie ein Ei dem andern. Nebenbei bemerkt, hat auch die Warensprache, außer dem Hebräischen, noch viele andre mehr oder minder korrekte Mundarten. Das deutsche "Wertsein" drückt z. B. minder schlagend aus als das romanische Zeitwort valere, valer, valoir, daß die Gleichsetzung der Ware B mit der Ware A der eigne Wertausdruck der Ware A ist. Paris vaut bien une messe [23] Vermittelst des Wertverhältnisses wird also die Naturalform der Ware B zur Wertform der Ware A oder der Körper der Ware B zum Wertspiegel der Ware A. 18) Indem sich die Ware A auf die Ware B als Wertkörper bezieht, als Materiatur menschlicher Arbeit, macht sie den Gebrauchswert B zum Material ihres eignen Wertausdrucks. Der Wert der Ware A, so ausgedrückt im Gebrauchswert der Ware B, besitzt die Form des relativen Werts.

b) Quantitative Bestimmtheit der relativen Wertform

Jede Ware, deren Wert ausgedrückt werden soll, ist ein Gebrauchsgegenstand von gegebnem Quantum, 15 Scheffel Weizen, 100 Pfd. Kaffee usw. Dieses gegebne Warenguantum enthält ein bestimmtes Quantum menschlicher Arbeit. Die Wertform hat also nicht nur Wert überhaupt, sondern quantitativ bestimmten Wert oder Wertgröße auszudrücken. Im Wertverhältnis der Ware A zur Ware B, der Leinwand zum Rocke, wird daher die Warenart Rock nicht nur als Wertkörper überhaupt der Leinwand qualitativ gleichgesetzt, sondern einem bestimmten Leinwandquantum, z. B. 20 Ellen Leinwand, ein bestimmtes Quantum des Wertkörpers oder Äquivalents, z. B. 1 Rock. Die Gleichung: "20 Ellen Leinwand = 1 Rock oder: 20 Ellen Leinwand sind 1 Rock wert" setzt voraus, daß in 1 Rock gerade so viel Wertsubstanz steckt als in 20 Ellen Leinwand, daß beide Warenquanta also gleich viel Arbeit kosten oder gleich große Arbeitszeit. Die zur Produktion---#

18) In gewisser Art geht's dem Menschen wie der Ware. Da er weder mit einem Spiegel auf die Welt kommt noch als Fichtescher Philosoph: Ich bin ich, bespiegelt sich der Mensch zuerst in einem andren Menschen. Erst durch die Beziehung auf den Menschen Paul als seinesgleichen bezieht sich der Mensch Peter auf sich selbst als Mensch. Damit gilt ihm aber auch der Paul mit Haut und Haaren, in seiner paulinischen Leiblichkeit, als Erscheinungsform des Genus Mensch.
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von 20 Ellen Leinwand oder 1 Rock notwendige Arbeitszeit wechselt aber mit jedem Wechsel in der Produktivkraft der Weberei oder der Schneiderei. Der Einfluß solcher Wechsel auf den relativen Ausdruck der Wertgröße soll nun näher untersucht werden. I. Der Wert der Leinwand wechsle 19), während der Rockwert konstant bleibt. Verdoppelt sich die zur Produktion der Leinwand notwendige Arbeitszeit, etwa infolge zunehmender Unfruchtbarkeit des flachstragenden Bodens, so verdoppelt sich ihr Wert. Statt 20 Ellen Leinwand = 1 Rock hätten wir 20 Ellen Leinwand = 2 Röcke, da 1 Rock jetzt nur halb so viel Arbeitszeit enthält als 20 Ellen Leinwand. Nimmt dagegen die zur Produktion der Leinwand notwendige Arbeitszeit um die Hälfte ab, etwa infolge verbesserter Webstühle, so sinkt der Leinwandwert um die Hälfte. Demgemäß jetzt: 20 Ellen Leinwand = 1/2 Rock. Der relative Wert der Ware A, d.h. ihr Wert ausgedrückt in der Ware B, steigt und fällt also direkt wie det Wert der Ware A, bei gleichbleibendem Wert der Ware B. II. Der Wert der Leinwand bleibe konstant, während der Rockwert wechsle. Verdoppelt sich unter diesen Umständen die zur Produktion des Rockes notwendige Arbeitszeit, etwa infolge ungünstiger Wollschur, so haben wir statt 20 Ellen Leinwand = 1 Rock jetzt: 20 Ellen Leinwand = 1/2 Rock. Fällt dagegen der Wett des Rockes um die Hälfte, so 20 Ellen Leinwand = 2 Röcke. Bei gleichbleibendem Wert der Ware A fällt oder steigt daher ihr relativer, in der Ware B ausgedrückter Wert im umgekehrten Verhältnis zum Wertwechsel von B. Vergleicht man die verschiednen Fälle sub I und II, so ergibt sich, daß derselbe Größenwechsel des relativen Werts aus ganz entgegengesetzten Ursachen entspringen kann. So wird aus 20 Ellen Leinwand = 1 Rock: die Gleichung 20 Ellen Leinwand = 2 Röcke, entweder weil der Wert der Leinwand sich verdoppelt oder der Wert der Röcke um die Hälfte fällt, und 2. die Gleichung 20 Ellen Leinwand = 1/2 Rock, entweder weil der Wert der Leinwand um die Hälfte sinkt oder der Wert des Rockes auf das Doppelte steigt. III. Die zur Produktion von Leinwand und Rock notwendigen Arbeitsquanta mögen gleichzeitig, in derselben Richtung und derselben Proportion wechseln. In diesem Falle nach wie vor 20 Ellen Leinwand = 1 Rock, wie immer ihre Werte verändert seien. Man entdeckt ihren Wertwechsel, sobald---#

19) Der Ausdruck "Wert" wird hier, wie beiläufig schon früher stellenweis geschah, quantitativ bestimmten Wert, also für Wertgröße gebraucht.
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man sie mit einer dritten Ware vergleicht, deren Wert konstant blieb. Stiegen oder fielen die Werte aller Waren gleichzeitig und in derselben Proportion, so würden ihre relativen Werte unverändert bleiben. Ihren wirklichen Wertwechsel ersähe man daraus, daß in derselben Arbeitszeit nun allgemein ein größeres oder kleineres Warenquantum als vorher geliefert würde. IV. Die zur Produktion von Leinwand und Rock resp. notwendigen Arbeitszeiten, und daher ihre Werte, mögen gleichzeitig in derselben Richtung wechseln, aber in ungleichem Grad, oder in entgegengesetzter Richtung usw. Der Einfluß aller möglichen derartigen Kombinationen auf den relativen Wert einer Ware ergibt sich einfach durch Anwendung der Fälle I, II und III. Wirkliche Wechsel der Wertgröße spiegeln sich also weder unzweideutig noch erschöpfend wider in ihrem relativen Ausdruck oder in der Größe des relativen Werts. Der relative Wert einer Ware kann wechseln, obgleich ihr Wert konstant bleibt. Ihr relativer Wert kann konstant bleiben, obgleich ihr Wert wechselt, und endlich brauchen gleichzeitige Wechsel in ihrer Wertgröße und im relativen Ausdruck dieser Wertgröße sich keineswegs zu decken. 20)---#

20) Note zur 2. Ausg. Diese Inkongruenz zwischen der Wertgröße und ihrem relativen Ausdruck ist von der Vulgärökonomie mit gewohntem Scharfsinn ausgebeutet worden. Z.B.: "Gebt einmal zu, daß A fällt, weil B, womit es ausgetauscht wird, steigt, obgleich unterdessen nicht weniger Arbeit auf A verausgabt wird, und euer allgemeines Wertprinzip fällt zu Boden... Wenn zugegeben wird, daß, weil der Wert von A relativ zu B steigt, der Wert von B relativ zu A fällt, ist der Grund unter den Füßen weggeschnitten, worauf Ricardo seinen großen Satz aufstellt, daß der Wert einer Ware stets bestimmt ist durch das Quantum der ihr einverleibten Arbeit; denn wenn ein Wechsel in den Kosten von A nicht nur seinen eignen Wert im Verhältnis zu B, womit es ausgetauscht wird, verändert, sondern auch den Wert von B relativ zu dem von A, obgleich kein Wechsel stattgefunden hat in dem zur Produktion von B erheischten Arbeitsquantum, dann fällt nicht nur die Doktrin zu Boden, die versichert, daß die auf einen Artikel verausgabte Quantität Arbeit seinen Wert reguliert, sondern auch die Doktrin, daß die Produktionskosten eines Artikels seinen Wert regulieren." (J. Broadhurst, "Political Economy", London 1842, p. 11, 14.) Herr Broadhurst konnte ebensogut sagen: Man sehe sich einmal die Zahlenverhältnisse 10/20, 10/50, 10/10 usw. an. Die Zahl 10 bleibt unverändert, und dennoch nimmt ihre proportionelle Größe, ihre Größe relativ zu den Nennern 20, 50, 100, beständig ab. Also fällt das große Prinzip zu Boden, daß die Größe einer ganzen Zahl wie 10 z.B. durch die Anzahl der in ihr enthaltenen Einer "reguliert" ist.
#70# I. Abschnitt - Ware und Geld-----

3. Die Äquivalentform

Man hat gesehn: Indem eine Ware A (die Leinwand) ihren Wert im Gebrauchswert einer verschiedenartigen Ware B (dem Rock) ausdrückt, drückt sie letzterer selbst eine eigentümliche Wertform auf, die des Äquivalents. Die Leinwandware bringt ihr eignes Wertsein dadurch zum Vorschein, daß ihr der Rock, ohne Annahme einer von seiner Körperform verschiednen Wertform, gleichgilt. Die Leinwand drrückt also in der Tat ihr eignes Wertsein dadurch aus, daß der Rock unmittelbar mit ihr austauschbar ist. Die Äquivalentform einer Ware ist folglich die Form ihrer unmittelbaren Austauschbarkeit mit anderer Ware. Wenn eine Warenart, wie Röcke, einer andren Warenart, wie Leinwand, zum Äquivalent dient, Röcke daher die charakteristische Eigenschaft erhalten, sich in unmittelbar austauschbarer Form mit Leinwand zu befinden, so ist damit in keiner Weise die Proportion gegeben, worin Röcke und Leinwand austauschbar sind. Sie hängt, da die Wertgröße der Leinwand gegeben ist, von der Wertgröße der Röcke ab. Ob der Rock als Äquivalent und die Leinwand als relativer Wert oder umgekehrt die Leinwand als Äquivalent und der Rock als relativer Wert ausgedrückt sei, seine Wertgröße bleibt nach wie vor durch die zu seiner Produktion notwendige Arbeitszeit, also unabhängig von seiner Wertform bestimmt. Aber sobald die Warenart Rock im Wertausdruck die Stelle des Äquivalents einnimmt, erhält ihre Wertgröße keinen Ausdruck als Wertgröße. Sie figuriert in der Wertgleichung vielmehr nur als bestimmtes Quantum einer Sache. Z.B.: 40 Ellen Leinwand sind "wert" - was ? 2 Röcke. Weil die Warenart Rock hier die Rolle des Äquivalents spielt, der Gebrauchswert Rock der Leinwand gegenüber als Wertkörper gilt, genügt auch ein bestimmtes Quantum Röcke, um ein bestimmtes Wertquantum Leinwand auszudrücken. Zwei Röcke können daher die Wertgröße von 40 Ellen Leinwand, aber sie können nie ihre eigne Wertgröße, die Wertgröße von Röcken, ausdrücken. Die oberflächliche Auffassung dieser Tatsache, daß das Äquivalent in der Wertgleichung stets nur die Form eines einfachen Quantums einer Sache, eines Gebrauchswertes, besitzt, hat Bailey, wie viele seiner Vorgänger und Nachfolger, verleitet, im Wertausdruck ein nur quantitatives Verhältnis zu sehn. Die Äquivalentform einer Ware enthält vielmehr keine quantitative Wertbestimmung. Die erste Eigentümlichkeit, die bei Betrachtung der Äquivalentform auffällt, ist diese: Gebrauchswert wird zur Erscheinungsform seines Gegenteils, des Werts.
#71# 1. Kapitel - Die Ware-----

Die Naturalform der Ware wird zur Wertform. Aber, notabene, dies Quidproquo ereignet sich für eine Ware B (Rock oder Weizen oder Eisen usw.) nur innerhalb des Wertverhältnisses, worin eine beliebige andre Ware A (Leinwand etc.) zu ihr tritt, nur innerhalb dieser Beziehung. Da keine Ware sich auf sich selbst als Äquivalent beziehn, also auch nicht ihre eigne Naturalhaut zum Ausdruck ihres eignen Werts machen kann, muß sie sich auf andre Ware als Äquivalent beziehn oder die Naturalhaut einer andren Ware zu ihrer eignen Wertform machen. Dies veranschauliche uns das Beispiel eines Maßes, welches den Warenkörpern als Warenkörpern zukommt, d.h. als Gebrauchswerten. Ein Zuckerhut, weil Körper, ist schwer und hat daher Gewicht, aber man kann keinem Zuckerhut sein Gewicht ansehn oder anfühlen. Wir nehmen nun verschiedne Stücke Eisen, deren Gewicht vorher bestimmt ist. Die Körperform des Eisens, für sich betrachtet, ist ebensowenig Erscheinungsforrn der Schwere als die des Zuckerhuts. Dennoch, um den Zuckerhut als Schwere auszudrücken, setzen wir ihn in ein Gewichtsverhältnis zum Eisen. In diesem Verhältnis gilt das Eisen als ein Körper, der nichts darstellt außer Schwere. Eisenquanta dienen daher zum Gewichtsmaß des Zuckers und repräsentieren dem Zuckerkörper gegenüber bloße Schwergestalt, Erscheinungsforrn von Schwere. Diese Rolle spielt das Eisen nur worin der Zucker oder irgendein anderer innerhalb dieses Verhältnisses, Waren beide Körper, dessen Gewicht gefunden werden soll, zu ihm tritt. Wären beide Dinge nicht schwer, so könnten sie nicht in dieses Verhältnis treten und das eine daher nicht zum Ausdruck der Schwere des andren dienen. Werfen wir beide auf die Waagschale, so sehn wir in der Tat, daß sie als Schwere dasselbe, und daher in bestimmter Proportion auch von demselben Gewicht sind. Wie der Eisenkörper als Gewichtsmaß dem Zuckerhut gegenüber nur Schwere, so vertritt in unsrern Wertausdruck der Rockkörper der Leinwand gegenüber nur Wert. Hier hört jedoch die Analogie auf. Das Eisen vertritt im Gewichtsausdruck des Zuckerhuts eine beiden Körpern gemeinsame Natureigenschaft, ihre Schwere, während der Rock im Wertausdruck der Leinwand eine übernatürliche Eigenschaft beider Dinge vertritt: ihren Wert, etwas rein Gesellschaftliches. Indem die relative Wertform einer Ware, z.B. der Leinwand, ihr Wert sein als etwas von ihrem Körper und seinen Eigenschaften durchaus Unterschiedenes ausdrückt, z.B. als Rockgleiches, deutet dieser Ausdruck selbst an daß er ein gesellschaftliches Verhältnis verbirgt. Umgekehrt mit der der Äquivalentform. Sie besteht ja gerade darin, daß ein Warenkörper, wie der
#72# I. Abschnitt - Ware und Geld-----

Rock, dies Ding wie es geht und steht, Wert ausdrückt, also von Natur Wertform besitzt. Zwar gilt dies nur innerhalb des Wertverhältnisses, worin die Leinwandware auf die Rockware als Äquivalent bezogen ist. 21) Da aber Eigenschaften eines Dings nicht aus seinem Verhältnis zu andern Dingen entspringen, sich vielmehr in solchem Verhältnis nur betätigen, scheint auch der Rock seine Äquivalentform, seine Eigenschaft unmittelbarer Austauschbarkeit, ebensosehr von Natur zu besitzen wie seine Eigenschaft, schwer zu sein oder warm zu halten. Daher das Rätselhafte der Äquivalentform, das den bürgerlich rohen Blick des politischen Ökonomen erst schlägt, sobald diese Form ihm fertig gegenübertritt im Geld. Dann sucht er den mystischen Charakter von Gold und Silber wegzuklären, indem er ihnen minder blendende Waren unterschiebt und mit stets erneutem Vergnügen den Katalog all des Warenpöbels ableiert, der seinerzeit die Rolle des Warenäquivalents gespielt hat. Er ahnt nicht, daß schon der einfachste Wertausdruck, wie 20 Ellen Leinwand = 1 Rock, das Rätsel der Äquivalentform zu lösen gibt. Der Körper der Ware, die zum Äquivalent dient, gilt stets als Verkörperung abstrakt menschlicher Arbeit und ist stets das Produkt einer bestimmten nützlichen, konkreten Arbeit. Diese konkrete Arbeit wird also zum Ausdruck abstrakt menschlicher Arbeit. Gilt der Rock z. B. als bloße Verwirklichung, so die Schneiderei, die sich tatsächlich in ihm verwirklicht, als bloße Verwirklichungsform abstrakt menschlicher Arbeit. Im Wertausdruck der Leinwand besteht die Nützlichkeit der Schneiderei nicht darin, daß sie Kleider, also auch Leute, sondern daß sie einen Körper macht, dem man es ansieht, daß er Wert ist, also Gallerte von Arbeit, die sich durchaus nicht unterscheidet von der im Leinwandwert vergegenständlichten Arbeit. Um solch einen Wertspiegel zu machen, muß die Schneiderei selbst nichts widerspiegeln außer ihrer abstrakten Eigenschaft, menschliche Arbeit zu sein. In der Form der Schneiderei wie in der Form der Weberei wird menschliche Arbeitskraft verausgabt. Beide besitzen daher die allgemeine Eigenschaft menschlicher Arbeit und mögen daher in bestimmten Fällen, z.B. bei der Wertproduktion, nur unter diesem Gesichtspunkt in Betracht kommen. All das ist nicht mysteriös. Aber im Wertausdruck der Ware wird die Sache verdreht. Um z.B. auszudrücken, daß das Weben nicht in seiner---#

21) Es ist mit solchen Reflexionsbestimmungen überhaupt ein eigenes Ding. Dieser Mensch ist z.B. nur König, weil sich andre Menschen als Untertanen zu ihm verhalten. Sie glauben umgekehrt Untertanen zu sein, weil er König ist.
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konkreten Form als Weben, sondern in seiner allgemeinen Eigenschaft als menschliche Arbeit den Leinwandwert bildet, wird ihm die Schneiderei, die konkrete Arbeit, die das Leinwand-Äquivalent produziert, gegenübergestellt als die handgreifliche Verwirklichungsform abstrakt menschlicher Arbeit. Es ist also eine zweite Eigentümlichkeit der Äquivalentform, daß konkrete Arbeit zur Erscheinungsform ihres Gegenteils, abstrakt menschlicher Arbeit wird. Indem aber diese konkrete Arbeit, die Schneiderei, als bloßer Ausdruck unterschiedsloser menschlicher Arbeit gilt, besitzt sie die Form der Gleichheit mit andrer Arbeit, der in der Leinwand steckenden Arbeit, und ist daher, obgleich Privatarbeit, wie alle andre, Waren produzierende Arbeit, dennoch Arbeit in unmittelbar gesellschaftlicher Form. Ebendeshalb stellt sie sich dar in einem Produkt, das unmittelbar austauschbar mit andrer Ware ist. Es ist also eine dritte Eigentümlichkeit der Äguivalentform, daß Privatarbeit zur Form ihres Gegenteils wird, zu Arbeit in unmittelbar gesellschaftlicher Form. Die beiden zuletzt entwickelten Eigentümlichkeiten der Äquivalentform werden noch faßbarer, wenn wir zu dem großen Forscher zurückgehn, der die Wertform, wie so viele Denkformen, Gesellschaftsformen und Naturformen zuerst analysiert hat. Es ist dies Aristoteles. Zunächst spricht Aristoteles klar aus, daß die Geldform der Ware nur die weiter entwickelte Gestalt der einfachen Wertform ist, d.h. des Ausdrucks des Werts einer Ware in irgendeiner beliebigen andren Ware, denn er sagt:
"5 Polster = 1 Haus" ("?????? ????? ???? ??????")
unterscheidet sich nicht " von:
"5 Polster = soundso viel Geld" ("?????? ????? ????... ???? ?? ????? ??????").
Er sieht ferner ein, daß das Wertverhältnis, worin dieser Wertausdruck steckt, seinerseits bedingt, daß das Haus dem Polster gualitativ gleichgesetzt wird und daß diese sinnlich verschiednen Dinge ohne solche Wesensgleichheit nicht als kommensurable GröOen aufeinander beziehbar wären. "Der Austausch", sagt er, "kann nicht sein ohne die Gleichheit, die
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Gleichheit aber nicht ohne die Kommensurabilität" ("???' ?????? ?? ????? ?????????"). Hier aber stutzt er und gibt die weitere Analyse der Wertform auf. "Es ist aber in Wahrheit unmöglich ("?? ??? ??? ?????? ????????"), daß so verschiedenartige Dinge kommensurabel", d.h. qualitativ gleich seien. Diese Gleichsetzung kann nur etwas der wahren Natur der Dinge Fremdes sein, also nur "Notbehelf für das praktische Bedürfnis". [24] Aristoteles sagt uns also selbst, woran seine weitere Analyse scheitert, nämlich am Mangel des Wertbegriffs. Was ist das Gleiche, d.h. die gemeinschaftliche Substanz, die das Haus für den Polster im Wertausdruck des Polsters vorstellt? So etwas kann "in Wahrheit nicht existieren", sagt Aristoteles. Warum? Das Haus stellt dem Polster gegenüber ein Gleiches vor, soweit es das in beiden, dem Polster und dem Haus, wirklich Gleiche vorstellt. Und das ist - menschliche Arbeit. Daß aber in der Form der Warenwerte alle Arbeiten als gleiche menschliche Arbeit und daher als gleichgeltend ausgedrückt sind, konnte Aristoteles nicht aus der Wertform selbst herauslesen, weil die griechische Gesellschaft auf der Sklavenarbeit beruhte, daher die Ungleichheit der Menschen und ihrer Arbeitskrafte zur Naturbasis hatte. Das Geheimnis des Wertausdrucks, die Gleichheit und gleiche Gültigkeit aller Arbeiten, weil und insofern sie menschliche Arbeit überhaupt sind, kann nur entziffert werden, sobald der Begriff der menschlichen Gleichheit bereits die Festigkeit eines Volksvorurteils besitzt. Das ist aber erst möglich in einer Gesellschaft, worin die Warenform die allgemeine Form des Arbeitsprodukts, also auch das Verhältnis der Menschen zueinander als Warenbesitzer das herrschende gesellschaftliche Verhältnis ist. Das Genie des Aristoteles glänzt grade darin, daß er im Wertausdruck der Waren ein Gleichheitsverhältnis entdeckt. Nur die historische Schranke der Gesellschaft, worin er lebte, verhindert ihn herauszufinden, worin denn "in Wahrheit " dies Gleichheitsverhältnis besteht.

4. Das Ganze der einfachen Wertform

Die einfache Wertform einer Ware ist enthalten in ihrem Wertverhältnis zu einer verschiedenartigen Ware oder im Austauschverhältnis mit derselben. Der Wert der Ware A wird qualitativ ausgedrückt durch die unmittelbare Austauschbarkeit der Ware B mit der Ware A. Er wird quantitativ ausgedrückt durch die Austauschbarkeit eines bestimmten Quantums der Ware B mit dem gegebenen Quantum der Ware A. In andren Worten:
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Der Wert einer Ware ist selbständig ausgedrückt durch seine Darstellung als "Tauschwert". Wenn es im Eingang dieses Kapitels in der ganz und gäben Manier hieß: Die Ware ist Gebrauchswert und Tauschwert, so war dies, genau gesprochen, falsch. Die Ware ist Gebrauchswert oder Gebrauchsgegenstand und "Wert". Sie stellt sich dar als dies Doppelte, was sie ist, sobald ihr Wert eine eigne, von ihrer Naturalform verschiedene Erscheinungsform besitzt, die des Tauschwerts, und sie besitzt diese Form niemals isoliert betrachtet, sondern stets nur im Wert- oder Austauschverhältnis zu einer zweiten, verschiedenartigen Ware. Weiß man das jedoch einmal, so tut jene Sprechweise keinen Harm, sondern dient zur Abkürzung. Unsere Analyse bewies, daß die Wertform oder der Wertausdruck der Ware aus der Natur des Warenwerts entspringt, nicht umgekehrt Wert und Wertgröße aus ihrer Ausdrucksweise als Tauschwert. Dies ist jedoch der Wahn sowohl der Merkantilisten und ihrer modernen Aufwärmer, wie Ferrier, Ganilh usw. 22), als auch ihrer Antipoden, der modernen Freihandels-Commis-Voyageurs, wie Bastiat und Konsorten. Die Merkantilisten legen das Hauptgewicht auf die qualitative Seite des Wertausdrucks, daher auf die Äquivalentform der Ware, die im Geld ihre fertige Gestalt besitzt - die modernen Freihandelshausierer dagegen, die ihre Ware um jeden Preis losschlagen müssen, auf die quantitative Seite der relativen Wertform. Für sie existiert folglich weder Wert noch Wertgröße der Ware außer in dem Ausdruck durch das Austauschverhältnis, daher nur im Zettel des täglichen Preiskurants. Der Schotte Macleod, in seiner Funktion, die kreuzverwirrten Vorstellungen von Lombardstreet [25] möglichst gelehrt herauszuputzen, bildet die gelungene Synthese zwischen den abergläubigen Merkantilisten und den aufgeklärten Freihandelshausierern. Die nähere Betrachtung des im Wertverhältnis zur Ware B enthaltenen Wertausdrucks der Ware A hat gezeigt, daß innerhalb desselben die Naturalform der Ware A nur als Gestalt von Gebrauchswert, die Naturalform der Ware B nur als Wertform oder Wertgestalt gilt. Der in der Ware eingehüllte innere Gegensatz von Gebrauchswert und Wert wird also dargestellt durch einen äußeren Gegensatz, d.h. durch das Verhältnis zweier Waren, worin---#

22) Note zur 2. Ausg. F.L.A. Ferrier (sous-inspecteur dws douanes 1*)), "Du Gouvernement considéré dans ses rapports avec le commerce", Paris 1805, und Charles Ganilh, "Des Systemes d'Économie Politique", 2ème éd., Paris 1821.-----#

1*) Unterinspektor des Zollwesens
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die eine Ware, deren Wert ausgedrückt werden soll, unmittelbar nur als Gebrauchswert, die andre Ware hingegen, worin Wert ausgedrückt wird, unmittelbar nur als Tauschwert gilt. Die einfache Wertform einer Ware ist also die einfache Erscheinungsform des in ihr enthaltenen Gegensatzes von Gebrauchswert und Wert. Das Arbeitsprodukt ist in allen gesellschaftlichen Zuständen Gebrauchsgegenstand, aber nur eine historisch bestimmte Entwicklungsepoche, welche die in der Produktion eines Gebrauchsdings verausgabte Arbeit als seine "gegenständliche" Eigenschaft darstellt, d.h. als seinen Wert, verwandelt das Arbeitsprodukt in Ware. Es folgt daher, daß die einfache Wertform der Ware zugleich die einfache Warenform des Arbeitsprodukts ist, daß also auch die Entwicklung der Warenform mit der Entwicklung der Wertform zusammenfällt. Der erste Blick zeigt das Unzulängliche der einfachen Wertform, dieser Keimform, die erst durch eine Reihe von Metamorphosen zur Preisform heranreift. Der Ausdruck in irgendwelcher Ware B unterscheidet den Wert der Ware A nur von ihrem eignen Gebrauchswert und setzt sie daher auch nur in ein Austauschverhältnis zu irgendeiner einzelnen von ihr selbst verschiednen Warenart, statt ihre qualitative Gleichheit und quantitative Proportionalität mit allen andren Waren darzustellen. Der einfachen relativen Wertform einer Ware entspricht die einzelne Äquivalentform einer andren Ware. So besitzt der Rock, im relativen Wertausdruck der Leinwand, nur Äquivalentform oder Form unmittelbarer Austauschbarkeit mit Bezug auf diese einzelne Warenart Leinwand. Indes geht die einzelne Wertform von selbst in eine vollständigere Form über. Vermittelst derselben wird der Wert einer Ware A zwar in nur einer Ware von andrer Art ausgedrückt. Welcher Art aber diese zweite Ware, ob Rock, ob Eisen, ob Weizen usw., ist durchaus gleichgültig. Je nachdem sie also zu dieser oder jener andren Warenart in ein Wertverhältnis tritt, entstehn verschiedne einfache Wertausdrücke einer und derselben Ware. 22a) Die Anzahl ihrer möglichen Wertausdrücke ist nur beschränkt durch die Anzahl von ihr verschiedner Warenarten. Ihr vereinzelter Wertausdruck verwandelt sich daher in die stets verlängerbare Reihe ihrer verschiednen einfachen Wertausdrücke.---#

22a) Note zur 2. Aufl. Z.B. bei Homer wird der Wert eines Dings in einer Reihe verschiedner Dinge ausgedrückt.
#77# 1. Kapitel - Die Ware-----

B) Totale oder entfaltete Wertform

z Ware A = u Ware B oder = v Ware C oder = w Ware D oder = x Ware E oder = etc.
(20 Ellen Leinwaiid = 1 Rock oder = 10 Pfd. Tee oder = 40 Pfd. Kaffee oder = 1 Quarter Weizen oder = 2 Unzen Gold oder = 1/2 Tonne Eisen oder = etc.)

1. Die entfaltete relative Wertform

Der Wert einer Ware, der Leinwand z.B., ist jetzt ausgedrückt in zahllosen andren Elementen der Warenwelt. Jeder andre Warenkörper wird zum Spiegel des Leinwandwerts. 23) So erscheint dieser Wert selbst erst wahrhaft als Gallerte unterschiedsloser menschlicher Arbeit. Denn die ihn bildende Arbeit ist nun ausdrücklich als Arbeit dargestellt, der jede andre menschliche Arbeit gleichgilt, welche Naturalform sie immer besitze und ob sie sich daher in Rock oder Weizen oder Eisen oder Gold usw. vergegenständliche. Durch ihre Wertform steht die Leinwand daher jetzt auch in gesellschaftlichem Verhältnis nicht mehr zu nur einer einzelnen andren Warenart, sondern zur Warenwelt. Als Ware ist sie Bürger dieser Welt. Zugleich liegt in der endlosen Reihe seiner Ausdrücke, daß der Warenwert gleichgültig ist gegen die besondre Form des Gebrauchswerts, worin er erscheint.---#

23) Man spricht deshalb vom Rockwert der Leinwand, wenn man ihren Wert in Röcken, von ihrem Kornwert, wenn man ihn in Korn darstellt etc. Jeder solche Ausdruck besagt, daß es ihr Wert ist, der in den Gebrauchswerten Rock, Korn usw. erscheint. "Da der Wert jeder Ware ihr Verhältnis im Austausch bezeichnet, können wir ihn bezeichnen als... Kornwert, Tuchwert, je nach der Ware, mit der sie verglichen wird; und daher gibt es tausend verschiedene Arten von Werten, so viele, wie Waren vorhanden sind, und alle sind gleich real und gleich nominell." ("A Critical Dissertation on the Nature, Measures, and Causes of Value; chiefly in reference to the writings of Mr. Ricardo and his followers. By the Author of Essays on the Formation etc. of Opinions", London 1825, p. 39.) S. Bailey, der Verfasser dieser anonymen Schrift, die ihrer Zeit viel Lärm in England machte, wähnt durch diesen Hinweis auf die kunterbunten relativen Ausdrücke desselben Warenwerts alle Begriffsbestimmung des Werts vernichtet zu haben. Daß er übrigens, trotz eigner Borniertheit, wunde Flecken der Ricardoschen Theorie sondiert hatte, bewies die Gereiztheit, womit die Ricardosche Schule ihn angriff, z.B. in der "Westminster Review".
#78# I. Abschnitt - 4Vare und Geld-----

In der ersten Form: 20 Ellen Leinwand = 1 Rock kann es zufällige Tatsache sein, daß diese zwei Waren in einem bestimmten quantitativen Verhältnisse austauschbar sind. In der zweiten Form leuchtet dagegen sofort ein von der zufälligen Erscheinung wesentlich unterschiedner und sie bestimmender Hintergrund durch. Der Wert der Leinwand bleibt gleich groß, ob in Rock oder Kaffee oder Eisen etc. dargestellt, in zahllos verschiedenen Waren, den verschiedensten Besitzern angehörig. Das zufällige Verhältnis zweier individueller Warenbesitzer fällt fort. Es wird offenbar, daß nicht der Austausch die Wertgröße der Ware, sondern umgekehrt die Wertgröße der Ware ihre Austauschverhältnisse reguliert.

2. Die besondre Äquivalentform

Jede Ware, Rock, Tee, Weizen, Eisen usw., gilt im Wertausdruck der Leinwand als Äquivalent und daher als Wertkörper. Die bestimmte Naturalform jeder dieser Waren ist jetzt eine besondre Äquivalentform neben vielen andren. Ebenso gelten die mannigfaltigen in den verschiedenen Warenkörpern enthaltenen bestimmten, konkreten, nützlichen Arbeitsarten jetzt als ebenso viele besondre Verwirklichungs- oder Erscheinungsformen menschlicher Arbeit schlechthin.

3. Mängel der totalen oder entfalteten Wertform

Erstens ist der relative Wertausdruck der Ware unfertig, weil seine Darstellungsreihe nie abschließt. Die Kette, worin eine Wertgleichung sich zur andem fügt, bleibt fortwährend verlängerbar durch jede neu auftretende Warenart, welche das Material eines neuen Wertausdrucks liefert. Zweitens bildet sie eine bunte Mosaik auseinanderfallender und verschiedenartiger Wertausdrücke. Wird endlich, wie dies geschehn muß, der relative Wert jeder Ware in dieser entfalteten Form ausgedrückt, so ist die relative Wertform jeder Ware eine von der relativen Wertform jeder andren Ware verschiedne endlose Reihe von Wertausdrücken. - Die Mängel der entfalteten relativen Wertform spiegeln sich wider in der ihr entsprechenden Äquivalentform. Da die Naturalform jeder einzelnen Warenart hier eine besondre Äquivalentform neben unzähligen andren besondren Äquivalentformen ist, existieren überhaupt nur beschränkte Äquivalentformen, von denen jede die andre ausschließt. Ebenso ist die in jedem besondren Warenäquivalent enthaltene bestimmte, konkrete, nützliche Arbeitsart nur besondre,
#79# 1. Kapitel - Die Ware-----

also nicht erschöpfende Erscheinungsform der menschlichen Arbeit. Diese besitzt ihre vollständige oder totale Erscheinungsform zwar in dem Gesamtumkreis jener besondren Erscheinungsformen. Aber so besitzt sie keine einheitliche Erscheinungsform. Die entfaltete relative Wertform besteht jedoch nur aus einer Summe einfacher relativer Wertausdrücke oder Gleichungen der ersten Form, wie:
20 Ellen Leinwand = 1 Rock 20 Ellen Leinwand = 10 Pfd. Tee usw.
Jede dieser Gleichungen enthält aber rückbezüglich auch die identische Gleichung:
1 Rock = 20 Ellen Leinwand 10 Pfd. Tee = 20 Ellen Leinwand usw.
In der Tat: Wenn ein Mann seine Leinwand mit vielen andren Waren austauscht und daher ihren Wert in einer Reihe von andren Waren ausdrückt, so müssen notwendig auch die vielen andren Warenbesitzer ihre Waren mit Leinwand austauschen und daher die Werte ihrer verschiednen Waren in derselben dritten Ware ausdrücken, in Leinwand. - Kehren wir also die Reihe: 20 Ellen Leinwand = 1 Rock oder = 10 Pfd. Tee oder = usw. um, d.h., drücken wir die der Sache nach schon in der Reihe enthaltene Rückbeziehung aus, so erhalten wir:

C) Allgemeine Wertform

1 Rock = 10 Pfd. Tee = 40 Pfd. Kaffee = 1 Qrtr. Weizen = 20 Ellen Leinwand = 20 Ellen Leinwand 2 Unzen Gold = 1/2 Tonne Eisen = x Ware A = usw. Ware =

1. Veränderter Charakter der Wertform

Die Waren stellen ihre Werte jetzt 1. einfach dar, weil in einer einzigen Ware und 2. einheitlich, weil in derselben Ware. Ihre Wertform ist einfach und gemeinschaftlich, daher allgemein.
#80# I. Abschnitt - Ware und Geld-----

Die Formen I und II kamen beide nur dazu, den Wert einer Ware als etwas von ihrem eignen Gebrauchswert oder ihrem Warenkörper Unterschiedenes auszudrücken. Die erste Form ergab Wertgleichungen wie: 1 Rock = 20 Ellen Leinwand, 10 Pfd. Tee = 1/2 Tonne Eisen usw. Der Rockwert wird als Leinwandgleiches, der Teewert als Eisengleiches usw. ausgedrückt, aber Leinwandgleiches und Eisengleiches, diese Wertausdrücke von Rock und Tee, sind ebenso verschieden wie Leinwand und Eisen. Diese Form kommt offenbar praktisch nur vor in den ersten Anfängen, wo Arbeitsprodukte durch zufälligen und gelegentlichen Austausch in Waren verwandelt werden. Die zweite Form unterscheidet vollständiger als die erste den Wert einer Ware von ihrem eignen Gebrauchswert, denn der Wert des Rocks z.B. tritt jetzt seiner Naturalform in allen möglichen Formen gegenüber, als Leinwandgleiches, Eisengleiches, Teegleiches usw., alles andre, nur nicht Rockgleiches. Andrerseits ist hier jeder gemeinsame Wertausdruck der Waren direkt ausgeschlossen, denn im Wertausdruck je einer Ware erscheinen jetzt alle andren Waren nur in der Form von Äquivalenten. Die entfaltete Wertform kommt zuerst tatsächlich vor, sobald ein Arbeitsprodukt, Vieh z.B., nicht mehr ausnahmsweise, sondern schon gewohnheitsmäßig mit verschiednen andren Waren ausgetauscht wird. Die neugewonnene Form drückt die Werte der Warenwelt in einer und derselben von ihr abgesonderten Warenart aus, z.B. in Leinwand, und stellt so die Werte aller Waren dar durch ihre Gleichheit mit Leinwand. Als Leinwandgleiches ist der Wert jeder Ware jetzt nicht nur von ihrem eignen Gebrauchswert unterschieden, sondem von allem Gebrauchswert, und ebendadurch als das ihr mit allen Waren Gemeinsame ausgedrückt. Erst diese Form bezieht daher wirklich die Waren aufeinander als Werte oder läßt sie einander als Tauschwerte erscheinen. Die beiden früheren Formen drücken den Wert je einer Ware, sei es in einer einzigen verschiedenartigen Ware, sei es in einer Reihe vieler von ihr verschiednen Waren aus. Beidemal ist es sozusagen das Privatgeschaft der einzelnen Ware, sich eine Wertform zu geben, und sie vollbringt es ohne Zutun der andren Waren. Diese spielen ihr gegenüber die bloß passive Rolle des Äquivalents. Die allgemeine Wertform entsteht dagegen nur als gemeinsames Werk der Warenwelt. Eine Ware gewinnt nur allgemeinen Wertausdruck, weil gleichzeitig alle andren Waren ihren Wert in demselben Äquivalent ausdrücken, und jede neu auftretende Warenart muß das nachmachen. Es kommt damit zum Varschein, daß die Wertgegenständlichkeit der Waren, weil sie das bloß "gesellschaftliche Dasein" dieser Dinge ist,
#81# 1. Kapitel - Die Ware-----

auch nur durch ihre allseitige gesellschaftliche Beziehung ausgedrückt werden kann, ihre Wertform daher gesellschaftlich gültige Form sein muß. In der Form von Leinwandgleichen erscheinen jetzt alle Waren nicht nur als qualitativ Gleiche, Werte überhaupt, sondern zugleich als quantitativ vergleichbare Wertgrößen. Weil sie ihre Wertgrößen in einem und demselben Material, in Leinwand bespiegeln, spiegeln sich diese Wertgrößen wechselseitig wider. Z.B. 10 Pfd. Tee = 20 Ellen Leinwand, und 40 Pfd. Kaffee = 20 Ellen Leinwand. Also 10 Pfd. Tee = 40 Pfd. Kaffee. Oder in 1 Pfd. Kaffee steckt nur 1/4 soviel Wertsubstanz, Arbeit, als in 1 Pfd. Tee. Die allgemeine relative Wertform der Warenwelt drückt der von ihr ausgeschlossenen Äquivalentware, der Leinwand, den Charakter des allgemeinen Äquivalents auf. Ihre eigne Naturalform ist die gemeinsame Wertgestalt dieser Welt, die Leinwand daher mit allen andren Waren unmittelbar austauschbar. Ihre Körperform gilt als die sichtbare Inkarnation, die allgemeine gesellschaftliche Verpuppung aller menschlichen Arbeit. Die Weberei, die Privatarbeit, welche Leinwand produziert, befindet sich zugleich in allgemein gesellschaftlicher Form, der Form der Gleichheit mit allen andren Arbeiten. Die zahllosen Gleichungen, woraus die allgemeine Wertform besteht, setzen der Reihe nach die in der Leinwand verwirklichte Arbeit jeder in andrer Ware enthaltenen Arbeit gleich und machen dadurch die Weberei zur allgemeinen Erscheinungsform menschlicher Arbeit überhaupt. So ist die im Warenwert vergegenständlichte Arbeit nicht nur negativ dargestellt als Arbeit, worin von allen konkreten Formen und nützlichen Eigenschaften der wirklichen Arbeiten abstrahiert wird. Ihre eigne positive Natur tritt ausdrücklich hervor. Sie ist die Reduktion aller wirklichen Arbeiten auf den ihnen gemeinsamen Charakter menschlicher Arbeit, auf die Verausgabung menschlicher Arbeitskraft. Die allgemeine Wertform, welche die Arbeitsprodukte als bloße Gallerten unterschiedsloser menschlicher Arbeit darstellt, zeigt durch ihr eignes Gerüste, daß sie der gesellschaftliche Ausdruck der Warenwelt ist. So offenbart sie, daß innerhalb dieser Welt der allgemein menschliche Charakter der Arbeit ihren spefizisch gesellschaftlichen Charakter bildet.

2. Entwicklungsverhältnis von relativer Wertform und Äquivalentform

Dem Entwicklungsgrad der relativen Wertform entspricht der Entwicklungsgrad der Äquivalentform. Aber, und dies ist wohl zu merken, die Entwicklung der Äquivalentform ist nur Ausdruck und Resultat der Entwicklung der relativen Wertform.
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Die einfache oder vereinzelte relative Wertform einer Ware macht eine andre Ware zum einzelnen Äquivalent. Die entfaltete Form des relativen Werts, dieser Ausdruck des Werts einer Ware in allen andren Waren, prägt ihnen die Form verschiedenartiger besonderer Äquivalente auf. Endlich erhält eine besondre Warenart die allgemeine Äguivalentform, weil alle andren Waren sie zum Material ihrer einheitlichen, allgemeinen Wertform machen. In demselben Grad aber, worin sich die Wertform überhaupt entwickelt, entwickelt sich auch der Gegensatz zwischen ihren beiden Polen, der relativen Wertform und Äquivalentform. Schon die erste Form - 20 Ellen Leinwand = 1 Rock - enthält diesen Gegensatz, fixiert ihn aber nicht. Je nachdem dieselbe Gleichung vorwärts oder rückwärts gelesen wird, befindet sich jedes der beiden Warenextreme, wie Leinwand und Rock, gleichmäßig bald in der relativen Wertform, bald in der Äquivalentform. Es kostet hier noch Mühe, den polarischen Gegensatz festzuhalten. In der Form II kann immer nur je eine Warenart ihren relativen Wert total entfalten oder besitzt sie selbst nur entfaltete relative Wertform, weil und sofern alle andren Waren sich ihr gegenüber in der Äquivalentform befinden. Hier kann man nicht mehr die zwei Seiten der Wertgleichung - wie 20 Ellen Leinwand = 1 Rock oder = 10 Pfd. Tee oder = 1 Qrtr. Weizen etc. - umsetzen, ohne ihren Gesamtcharakter zu verändern und sie aus der totalen in die allgemeine Wertform zu verwandeln. Die letztere Form, Form III, endlich gibt der Warenwelt allgemeingesellschaftliche relative Wertform, weil und sofern, mit einer einzigen Ausnahme, alle ihr angehörigen Waren von der allgemeinen Äguivalentform ausgeschlossen sind. Eine Ware, die Leinwand, befindet sich daher in der Form unmittelbarer Austauschbarkeit mit allen andren Waren oder in unmittelbar gesellschaftlicher Form, weil und sofem alle andren Waren sich nicht darin befinden. 24)---#

24) Man sieht es der Form allgemeiner unmittelbarer Austauschbarkeit in der Tat keineswegs an, daß sie eine gegensätzliche Warenform ist, von der Form nicht unmittelbarer Austauschbarkeut ebenso unzertrennlich wie die Positivität eines Magnetpols von der Negativität des andren. Man mag sich daher einbilden, man könne allen Waren zugleich den Stempel unmittelbarer Austauschbarkeit aufdrücken, wie man sich einbilden mag, man könne alle Katholiken zu Päpsten machen. Für den Kleinbürger, der in der Warenproduktion das nec plus ultra 1*) menschlicher Freiheit und individueller Unabhängigkeit-----#

1*) den Gipfel
#83# 1. Kapitel - Die Ware-----

Umgekehrt ist die Ware, die als allgemeines Äquivalent figuriert, von der einheitlichen und daher allgemeinen relativen Wertform der Warenwelt ausgeschlossen. Sollte die Leinwand, d.h. irgendeine in allgemeiner Äquivalentform befindliche Ware, auch zugleich an der allgemeinen relativen Wertform teilnehmen, so müßte sie sich selbst zum Äquivalent dienen. Wir erhielten dann: 20 Ellen Leinwand = 20 Ellen Leinwand, eine Tautologie, worin weder Wert noch Wertgröße ausgedrückt ist. Um den relativen Wert des allgemeinen Äquivalents auszudrücken, müssen wir vielmehr die Form III umkehren. Es besitzt keine mit den andren Waren gemeinschaftliche relative Wertform, sondern sein Wert drückt sich relativ aus in der endlosen Reihe aller andren Warenkörper. So erscheint jetzt die entfaltete relative Wertform oder Form II als die spezifische relative Wertform der Äquivalentware.

3. Übergang aus der allgemeinen Wertform zur Geldform

Die allgemeine Äquivalentform ist eine Form des Werts überhaupt. Sie kann also jeder Ware zukommen. Andrerseits befindet sich eine Ware nur in allgemeiner Äquivalentform (Form III), weil und sofern sie durch alle andren Waren als Äquivalent ausgeschlossen wird. Und erst vom Augenblick, wo diese Ausschließung sich endgültig auf eine spezifische Warenart beschränkt, hat die einheitliche relative Wertform der Warenwelt objektive Festigkeit und allgemein gesellschaftliche Gültigkeit gewonnen. Die spezifische Warenart nun, mit deren Naturalform die Äquivalentform gesellschaftlich verwächst, wird zur Geldware oder funktioniert als Geld. Es wird ihre spezifisch gesellschaftliche Funktion, und daher ihr gesellschaftliches Monopol, innerhalb der Warenwelt die Rolle des allgemeinen Äquivalents zu spielen. Diesen bevorzugten Platz hat unter den---#

erblickt, wäre es natürlich sehr wünschenswert, der mit dieser Form verbundnen Mißstände überhoben zu sein, namentlich auch der nicht unmittelbaren Austauschbarkeit der Waren. Die Ausmalung dieser Philisterutopie bildet Proudhons Sozialismus, der, wie ich anderswo gezeigt [26], nicht einmal das Verdienst der Originalität sitzt, vielmehr lange vor ihm von Gray, Bray und andern weit besser entwickelt wurde. Dies verhindert solche Weisheit nicht, heutzutage, in gewissen Kreisen, unter dem Namen det "science" 1*) zu grassieren. Nie hat eine Schule mehr als die Proudhonsche mit dem Wort "science" um sich geworfen, denn "wo Begriffe fehlen, da stellt zur rechten Zeit ein Wort sich ein" [27].-----#

1*) "Wissenschaft"
#84# I. Abschnitt - Ware und Geld-----

Waren, welche in Form II als besondre Äquivalente der Leinwand figurieren und in Form III ihren relativen Wert gemeinsam in Leinwand ausdrücken eine bestimmte Ware historisch erobert, das Gold. Setzen wir daher in Form III die Ware Gold an die Stelle der Ware Leinwand, so erhalten wir:

D) Geldform

20 Ellen Leinwand = 1 Rock = 10 Pfd. Tee = 40 Pfd. Kaffee = 2 Unzen Gold 1 Qrtr. Weizen = 1/2 Tonne Eisen = x Ware A =
Es finden wesentliche Veränderungen statt beim Übergang von Form I zu Form II, von Form II zu Form III. Dagegen unterscheidet Form IV sich durch nichts von Form III, außer daß jetzt statt Leinwand Gold die allgemeine Äquivalentform besitzt. Gold bleibt in Form IV, was die Leinwand in Form III war - allgemeines Äquivalent. Der Fortschritt besteht nur darin, daß die Form unmittelbarer allgemeiner Austauschbarkeit oder die allgemeine Äquivalentform jetzt durch gesellschaftliche Gewohnheit endgültig mit der spezifischen Naturalform der Ware Gold verwachsen ist. Gold tritt den andren Waren nur als Geld gegenüber, weil es ihnen bereits zuvor als Ware gegenüberstand. Gleich allen andren Waren funktionierte es auch als Äquivalent, sei es als einzelnes Äquivalent in vereinzelten Austauschakten, sei es als besondres Äquivalent neben andren Warenäquivalenten. Nach und nach funktionierte es in engeren oder weiteren Kreisen als allgemeines Äquivalent. Sobald er das Monopol dieser Stelle im Wertausdruck der Warenwelt erobert hat, wird es Geldware, und erst von dem Augenblick, wo es bereits Geldware geworden ist, unterscheidet sich Form IV von Form III, oder ist die allgemeine Wertform verwandelt in die Geldform. Der einfache relative Wertausdruck einer Ware, z.B. der Leinwand, in der bereits als Geldware funktionierenden Ware, z.B. dem Gold, ist Preisform. Die "Preisform" der Leinwand daher:
20 Ellen Leinwand = 2 Unzen Gold
oder, wenn 2 Pfd. St. der Münzname von 2 Unzen Gold,
20 Ellen Leinwand = 2 Pfd. St.
#85# 1. Kapitel - Die Ware-----

Die Schwierigkeit im Begriff der Geldform beschränkt sich auf das Begreifen der allgemeinen Äquivalentform, also der allgemeinen Wertform überhaupt, der Form III. Form III löst sich rückbezüglich auf in Form II, die entfaltete Wertform, und ihr konstituierendes Element ist Form I: 20 Ellen Leinwand = 1 Rock oder x Ware A = y Ware B. Die einfache Warenform ist daher der Keim der Geldform.

4. Der Fetischcharakter der Ware und sein Geheimnis

Eine Ware scheint auf den ersten Blick ein selbstverständliches, triviales Ding. Ihre Analyse ergibt, daß sie ein sehr vertracktes Ding ist, voll metaphysischer Spitzfindigkeit und theologischer Mucken. Soweit sie Gebrauchswert, ist nichts Mysteriöses an ihr, ob ich sie nun unter dem Gesichtspunkt betrachte, daß sie durch ihre Eigenschaften menschliche Bedürfnisse befriedigt oder diese Eigenschaften erst als Produkt menschlicher Arbeit erhält. Es ist sinnenklar, daß der Mensch durch seine Tätigkeit die Formen der Naturstoffe in einer ihm nützlichen Weise verändert. Die Form des Holzes z.B. wird verändert, wenn man aus ihm einen Tisch macht. Nichtsdestoweniger bleibt der Tisch Holz, ein ordinäres sinnliches Ding. Aber sobald er als Ware auftritt, verwandelt er sich in ein sinnlich übersinnliches Ding. Er steht nicht nur mit seinen Füßen auf dem Boden, sondern er stellt sich allen andren Waren gegenüber auf den Kopf und entwickelt aus seinem Holzkopf Grillen, viel wunderlicher, als wenn er aus freien Stücken zu tanzen begänne. 25) Der mystische Charakter der Ware entspringt also nicht aus ihrem Gebrauchswert. Er entspringt ebensowenig aus dem Inhalt der Wertbestimmungen. Denn erstens, wie verschieden die nützlichen Arbeiten oder prouktiven Tätigkeiten sein mögen, es ist eine physiologische Wahrheit, daß die Funktionen des menschlichen Organismus sind und daß jede solche Funktion, welches immer ihr Inhalt und ihre Form, wesentlich Verausgabung von menschlichem Hirn, Nerv, Muskel, Sinnesorgan usw. ist. Was zweitens der Bestimmung der Wertgröße zugrunde liegt, die Zeitdauer jener Verausgabung oder die Quantität der Arbeit, so ist die Quantität sogar sinnfällig von der Qualität der Arbeit unterscheidbar. In allen Zuständen mußte die Arbeitszeit, welche die Produktion der Lebensmittel kostet, den Menschen---#

25) Man erinnert sich, daß China und die Tische zu tanzen anfingen, als alle übrige Welt still zu stehn schien - pour encourager les autres [28].
#86# 1.Abschnitt - Ware und Geld-----

interessieren, obgleich nicht gleichmäßig auf verschiedenen Entwicklungsstufen. 26) Endlich, sobald die Menschen in irgendeiner Weise füreinander arbeiten, erhält ihre Arbeit auch eine gesellschaftliche Form. Woher entspringt also der rätselhafte Charakter des Arbeitsprodukts, sobald es Warenform annimmt? Offenbar aus dieser Form selbst. Die Gleichheit der menschlichen Arbeiten erhält die sachliche Form der gleichen Wertgegenständlichkeit der Arbeitsprodukte, das Maß der Verausgabung menschlicher Arbeitskraft durch ihre Zeitdauer erhält die Form der Wertgröße der Arbeitsprodukte, endlich die Verhältnisse der Produzenten, worin jene gesellschaftlichen Bestimmungen ihrer Arbeiten betätigt werden, erhalten die Form eines gesellschaftlichen Verhältnisses der Arbeitsprodukte. Das Geheimnisvolle der Warenform besteht also einfach darin, daß sie den Menschen die gesellschaftlichen Charaktere ihrer eignen Arbeit als gegenständliche Charaktere der Arbeitsprodukte selbst, als gesellschaftliche Natureigenschaften dieser Dinge zurückspiegelt, daher auch das gesellschaftliche Verhältnis der Produzenten zur Gesamtarbeit als ein außer ihnen existierendes gesellschaftliches Verhältnis von Gegenständen. Durch dies Quidproquo werden die Arbeitsprodukte Waren, sinnlich übersinnliche oder gesellschaftliche Dinge. So stellt sich der Lichteindruck eines Dings auf den Sehnerv nicht als subjektiver Reiz des Sehnervs selbst, sondern als gegenständliche Form eines Dings außerhalb des Auges dar. Aber beim Sehen wird wirklich Licht von einem Ding, dem äußeren Gegenstand, auf ein andres Ding, das Auge, geworfen. Es ist ein physisches Verhältnis zwischen physischen Dingen. Dagegen hat die Warenform und das Wertverhältnis der Arbeitsprodukte, worin sie sich darstellt, mit ihrer physischen Natur und den daraus entspringenden dinglichen Beziehungen absolut nichts zu schaffen. Es ist nur das bestimmte gesellschaftliche Verhältnis der Menschen selbst, welches hier für sie die phantasmagorische Form eines Verhältnisses von Dingen annimmt. Um daher eine Analogie zu finden, müssen wir in die Nebelregion der religiösen Welt flüchten. Hier scheinen die Produkte des menschlichen Kopfes mit eignem Leben begabte, untereinander und mit den Menschen in Verhältnis stehende selbständige Gestalten. So in der Warenwelt die Produkte der menschlichen Hand. Dies---#

26) Note zur 2. Ausg. Bei den alten Germanen wurde die Größe eines Morgens Land nach der Arbeit eines Tages berechnet und daher der Morgen Tagwerk (auch Tagwanne) (jurnale oder jurnalis, terra jurnalis, jornalis oder diurnalis), Mannwerk, Mannskraft, Mannsmaad, Mannshauet usf. bemannt. Sieh Georg Ludwig von Maurer, "Einleitung zur Geschichte der Mark-, Hof-, usw. Verfassung", München 1854, p. 129 sq.
#87# 1. Kapitel - Die Ware-----

nenne ich den Fetischismus, der den Arbeitsprodukten anklebt, sobald sie als Waren produziert werden, und der daher von der Warenproduktion unzertrennlich ist. Dieser Fetischcharakter der Warenwelt entspringt, wie die vorhergehende Analyse bereits gezeigt hat, aus dem eigentümlichen gesellschaftlichen Charakter der Arbeit, welche Waren produziert. Gebrauchsgegenstände werden überhaupt nur Waren, weil sie Produkte voneinander unabhängig betriebner Privatarbeiten sind. Der Komplex dieser Privatarbeiten bildet die gesellschaftliche Gesamtarbeit. Da die Produzenten erst in gesellschaftlichen Kontakt treten durch den Austausch ihrer Arbeitsprodukte, erscheinen auch die spezifisch gesellschaftlichen Charaktere ihrer Privatarbeiten erst innerhalb dieses Austausches. Oder die Privatarbeiten betätigen sich in der Tat erst als Glieder der gesellschaftlichen Gesamtarbeit durch die Beziehungen, worin der Austausch die Arbeitsprodukte und vermittelst derselben die Produzenten versetzt. Den letzteren erscheinen daher die gesellschaftlichen Beziehungen ihrer Privatarbeiten als das, was sie sind, d.h. nicht als unmittelbar gesellschaftliche Verhältnisse der Personen in ihren Arbeiten selbst, sondern vielmehr als sachliche Verhältnisse der Personen und gesellschaftliche Verhältnisse der Sachen. Erst innerhalb ihres Austauschs erhalten die Arbeitsprodukte eine von ihrer sinnlich verschiednen Gebrauchsgegenständlichkeit getrennte, gesellschaftlich gleiche Wertgegenständlichkeit. Diese Spaltung des Arbeitsprodukts in nützliches Ding und Wertding betätigt sich nur praktisch, sobald der Austausch bereits hinreichende Ausdehnung und Wichtigkeit gewonnen hat, damit nützliche Dinge für den Austausch produziert werden, der Wertcharakter der Sachen also schon bei ihrer Produktion selbst in Betracht kommt. Von diesem Augenblick erhalten die Privatarbeiten der Produzenten tatsächlich einen doppelten gesellschaftlichen Charakter. Sie müssen einerseits als bestimmte nützliche Arbeiten ein bestimmtes gesellschaftliches Bedürfnis befriedigen und sich so als Glieder der Gesamtarbeit, des naturwüchsigen Systems der gesellschaftlichen Teilung der Arbeit, bewähren. Sie befriedigen andrerseits nur die mannigfachen Bedürfnisse ihrer eignen Produzenten, sofern jede besondre nützliche Privatarbeit mit jeder andren nützlichen Art Privatarbeit austauschbar ist, also ihr gleichgilt. Die Gleichheit toto coelo 1*) verschiedner Arbeiten kann nur in einer Abstraktion von ihrer wirklichen Ungleichheit bestehn, in der Reduktion auf den-----#

1*) völlig
#88# I. Abschnitt - Ware und Geld-----

gemeinsamen Charakter, den sie als Verausgabung menschlicher Arbeitskraft, abstrakt menschliche Arbeit, besitzen. Das Gehirn der Privatproduzenten spiegelt diesen doppelten gesellschaftlichen Charakter ihrer Privatarbeiten nur wider in den Formen, welche im praktischen Verkehr, im Produktenaustausch erscheinen - den gesellschaftlich nützlichen Charakter ihrer Privatarbeiten also in der Form, daß das Arbeitsprodukt nützlich sein muß, und zwar für andre - den gesellschaftlichen Charakter der Gleichheit der verschiedenartigen Arbeiten in der Form des gemeinsamen Wertcharakters dieser materiell verschiednen Dinge, der Arbeitsprodukte. Die Menschen beziehen also ihre Arbeitsprodukte nicht aufeinander als Werte, weil diese Sachen ihnen als bloß sachliche Hüllen gleichartig menschlicher Arbeit gelten. Umgekehrt. Indem sie ihre verschiedenartigen Produkte einander im Austausch als Werte gleichsetzen, setzen sie ihre verschiednen Arbeiten einander als menschliche Arbeit gleich. Sie wissen das nicht, aber sie tun es. 27) Es steht daher dem Werte nicht auf der Stirn geschrieben, was er ist. Der Wert verwandelt vielmehr jedes Arbeitsprodukt in eine gesellschaftliche Hieroglyphe. Später suchen die Menschen den Sinn der Hieroglyphe zu entziffern, hinter das Gehemnis ihres eignen gesellschaftlichen Produkts zu kommen, denn die Bestimmung der Gebrauchsgegenstände als Werte ist ihr gesellschaftliches Produkt so gut wie die Sprache. Die späte wissenschaftliche Entdeckung, daß die Arbeitsprodukte, soweit sie Werte, bloß sachliche Ausdrücke der in ihrer Produktion verausgabten menschlichen Arbeit sind, macht Epoche in der Entwicklungsgeschichte der Menschheit, aber verscheucht keineswegs den gegenständlichen Schein der gesellschaftlichen Charaktere der Arbeit. Was nur für diese besondre Produktionsform, die Warenproduktion, gültig ist, daß nämlich der spezifisch gesellschaftliche Charakter der voneinander unabhängigen Privatarbeiten in ihrer Gleichheit als menschliche Arbeit besteht und die Form des Wertcharakters der Arbeitsprodukte annimmt, erscheint, vor wie nach jener Entdeckung, den in den Verhältnissen der Warenproduktion Befangenen ebenso endgültig, als daß die wissenschaftliche Zersetzung der Luft in ihre Elemente die Luftform als eine physikalische Körperform fortbestehn läßt.-----#

27) Note zur 2. Ausg. Wenn daher Galiani sagt: Der Wert ist ein Verhältnis zwischen Personen - "La Ricchezza è una ragione tra due persone" -, so hätte er hinzusetzen müssen: unter dinglicher Hülle verstecktes Verhältnis. (Galiani, "Delfa Moneta", p. 221, t. III von Custodis Sammlung der "Scrittori Classici Italiani di Economia Politica", Parte Moderna, Milano 1803.)
#89# 1. Kapitel. Die Ware-----

Was die Produktenaustauscher zunächst praktisch interessiert, ist die Frage, wieviel fremde Produkte sie für das eigne Produkt erhalten, in welchen Proportionen sich also die Produkte austauschen. Sobald diese Proportionen zu einer gewissen gewohnheitsmäßigen Festigkeit herangereift sind, scheinen sie aus der Natur der Arbeitsprodukte zu entspringen, so daß z.B. eine Tonne Eisen und 2 Unzen Gold gleichwertig, wie ein Pfund Gold und ein Pfund Eisen trotz ihrer verschiednen physikalischen und chemischen Eigenschaften gleich schwer sind. In der Tat befestigt sich der Wertcharakter der Arbeitsprodukte erst durch ihre Betätigung als Wertgrößen. Die letzteren wechseln beständig, unabhängig vom Willen, Vorwissen und Tun der Austauschenden. Ihre eigne gesellschaftliche Bewegung besitzt für sie die Form einer Bewegung von Sachen, unter deren Kontrolle sie stehen, statt sie zu kontrollieren. Es bedarf vollständig entwickelter Warenproduktion, bevor aus der Erfahrung selbst die wissenschaftliche Einsicht herauswächst, daß die unabhängig voneinander betriebenen, aber als naturwüchsige Glieder der gesellschaftlichen Teilung der Arbeit allseitig voneinander abhängigen Privatarbeiten fortwährend auf ihr gesellschaftlich proportionelles Maß reduziert werden, weil sich in den zufälligen und stets schwankenden Austauschverhältnissen ihrer Produkte die zu deren Produktion gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit nls regelndes Naturgesetz gewaltsam durchsetzt, wie etwa das Gesetz der Schwere, wenn einem das Haus über dem Kopf zusammenpurzelt. 28) Die Bestimmung der Wertgröße durch die Arbeitszeit ist daher ein unter den erscheinenden Bewegungen der relativen Warenwerte verstecktes Geheimnis. Seine Entdeclung hebt den Schein der bloß zufälligen Bestimmung der Wertgrößen der Arbeitsprodukte auf, aber keineswegs ihre sachliche Form. Das Nachdenken über die Formen des menschlichen Lebens, also auch ihre wissenschaftliche Analyse, schlägt überhaupt einen der wirklichen Entwicklung entgegengesetzten Weg ein. Es beginnt post festum und daher mit den fertigen Resultaten des Entwicklungsprozesses. Die Formen, welche Arbeitsprodukte zu Waren stempeln und daher der Warenzirkulation vorausgesetzt-----#

28) "Was soll man von einem Gesetze denken, das sich nur durch periodische Revolutionen durchsetzen kann? Es ist eben ein Naturgesetz, das auf der Bewußtlosigkeit der Beteiligten beruht." (Friedrich Engels, "Umrisse zu einer Kritik der Nationalökonomie" in "Deutsch-Französische Jahrbücher", herausg. von Arnold Ruge und Karl Marx, Paris 1844. 1*))-----#

1*) Siehe Band 1 unserer Ausgabe, S. 515
#90# I. Abschnitt - Ware und Geld-----

sind, besitzen bereits die Festigkeit von Naturformen des gesellschaftlichen Lebens, bevor die Menschen sich Rechenschaft zu geben suchen nicht über den historischen Charakter dieser Formen, die ihnen vielmehr bereits als unwandelbar gelten, sondern über deren Gehalt. So war es nur die Analyse der Warenpreise, die zur Bestimmung der Wertgröße, nur der gemeinschaftliche Geldausdruck der Waren, der zur Fixierung ihres Wertcharakters führte. Es ist aber ebendiese fertige Form - die Geldform - der Warenwelt, welche den gesellschaftlichen Charakter der Privatarbeiten und daher die gesellschaftlichen Verhältnisse der Privatarbeiter sachlich verschleiert, statt sie zu offenbaren. Wenn ich sage, Rock, Stiefel usw. beziehen sich auf Leinwand als die allgemeine Verkörperung abstrakter menschlicher Arbeit, so springt die Verrücktheit dieses Ausdrucks ins Auge. Aber wenn die Produzenten von Rock, Stiefel usw. diese Waren auf Leinwand - oder auf Gold und Silber, was nichts an der Sache ändert - als allgemeines Äquivalent beziehn, erscheint ihnen die Beziehung ihrer Privatarbeiten zu der gesellschaftlichen Gesamtarbeit genau in dieser verrückten Form. Derartige Formen bilden eben die Kategorien der bürgerlichen Ökonomie. Es sind gesellschaftlich gültige, also objektive Gedankenformen für die Produktionsverhältnisse dieser historisch bestimmten gesellschaftlichen Produktionsweise, der Warenproduktion. Aller Mystizismus der Warenwelt, all der Zauber und Spuk, welcher Arbeitsprodukte auf Grundlage der Warenproduktion umnebelt, verschwindet daher sofort, sobald wir zu andren Produktionsformen flüchten. Da die politische Ökonomie Robinsonaden liebt 29), erscheine zuerst Robinson auf seiner Insel. Bescheiden, wie er von Haus aus ist, hat er doch verschiedenartige Bedürfnisse zu befriedigen und muß daher nützliche Arbeiten verschiedner Art verrichten, Werkzeuge machen, Möbel fabrizieren,---#

29) Note zur 2. Ausgabe. Auch Ricardo ist nicht ohne seine Robinsonade. "Den Urfischer und den Urjäger läßt er sofort als Warenbesitzer Fisch und Wild austauschen, im Verhältnis der in diesen Tauschwerten vergegenständlichten Arbeitszeit. Bei dieser Gelegenheit fällt er in den Anachronismus, daß Urfischer und Urjäger zur Berechnung ihrer Arbeitsinstrumente die 1817 auf der Londoner Börse gangbaren Annuitätentabellen zu Rate ziehn. Die 'Parallelogramme des Herrn Owen' [29] scheinen die einzige Gesellschaftsform, die er außer der bürgerlichen kannte." (Karl Marx, "Zur Kritik etc.", p. 38, 39. 1*))-----#

1*) Siehe Band 13 unserer Ausgabe, S. 46
#91# 1. Kapirel - Die Ware-----

Lama zähmen, fischen, jagen usw. Vom Beten u. dgl. sprechen wir hier nicht, da unser Robinson daran sein Vergnügen findet und derartige Tätigkeit als Erholung betrachtet. Trotz der Verschiedenheit seiner produktiven Funktionen weiß er, daß sie nur verschiedne Betätigungsformen desselben Robinson, also nur verschiedne Weisen menschlicher Arbeit sind. Die Not selbst zwingt ihn, seine Zeit genau zwischen seinen verschiednen Funktionen zu verteilen. Ob die eine mehr, die andre weniger Raum in seiner Gesamttätigkeit einnimmt, hängt ab von der größeren oder geringeren Schwierigkeit, die zur Erzielung des bezweckten Nutzeffekts zu überwinden ist. Die Erfahrung lehrt ihn das, und unser Robinson, der Uhr, Hauptbuch, Tinte und Feder aus dem Schiffbruch gerettet, beginnt als guter Engländer bald Buch über sich selbst zu führen. Sein Inventarium enthält ein Verzeichnis der Gebrauchsgegenstände, die er besitzt, der verschiednen Verrichtungen, die zu ihrer Produktion erheischt sind, endlich der Arbeitszeit, die ihm bestimmte Quanta dieser verschiednen Produkte im Durchschnitt kosten. Alle Beziehungen zwischen Robinson und den Dingen, die seinen selbstgeschaffnen Reichtum bilden, sind hier so einfach und durchsichtig, daß selbst Herr M. Wirth sie ohne besondre Geistesanstrengung verstehn dürfte. Und dennoch sind darin alle wesentlichen Bestimmungen des Werts enthalten. Versetzen wir uns nun von Robinsons lichter Insel in das finstre europäische Mittelalter. Statt des unabhängigen Mannes finden wir hier jedermann abhängig - Leibeigne und Grundherrn, Vasallen und Lehnsgeber, Laien und Pfaffen. Persönliche Abhängigkeit charakterisiert ebensosehr die gesellschaftlichen Verhältnisse der materiellen Produktion als die auf ihr aufgebauten Lebenssphären. Aber eben weil persönliche Abhängigkeitsverhältnisse die gegebne gesellschaftliche Grundlage bilden, brauchen Arbeiten und Produkte nicht eine von ihrer Realität verschiedne phantastische Gestalt anzunehmen. Sie gehn als Naturaldienste und Naturalleistungen in das gesellschaftliche Getriebe ein. Die Naturalform der Arbeit, ihre Besonderheit, und nicht, wie auf Grundlage der Warenproduktion, ihre Allgemeinheit, ist hier ihre unmittelbar gesellschaftliche Form. Die Fronarbeit ist ebensogut durch die Zeit gemessen wie die Waren produzierende Arbeit, aber jeder Leibeigne weiß, daß es ein bestimmtes Quantum seiner persönlichen Arbeitskraft ist, die er im Dienst seines Herrn verausgabt. Der dem Pfaffen zu leistende Zehnten ist klarer als der Segen des Pfaffen. Wie man daher immer die Charaktermasken beurteilen mag, worin sich die Menschen hier gegenübertreten, die gesellschaftlichen Verhältnisse der Personen in ihren Arbeiten erscheinen jedenfalls als ihre eignen persönlichen
#92# I. Abschnitt - Ware und Geld-----

Verhältnisse und sind nicht verkleidet in gesellschaftliche Verhältnisse der Sachen, der Arbeitsprodukte. Für die Betrachtung gemeinsamer, d.h. unmittelbar vergesellschafteter Arbeit brauchen wir nicht zurückzugehn zu der naturwüchsigen Form derselben, welche uns an der Geschichtsschwelle aller Kulturvölker begegnet. 30) Ein näherliegendes Beispiel bildet die ländlich patriarchalische Industrie einer Bauernfamilie, die für den eignen Bedarf Korn, Vieh, Garn, Leinwand, Kleidungsstücke usw. produziert. Diese verschiednen Dinge treten der Familie als verschiedne Produkte ihrer Familienarbeit gegenüber, aber nicht sich selbst wechselseitig als Waren. Die verschiednen Arbeiten, welche diese Produkte erzeugen, Ackerbau, Viehzucht, Spinnen, Weben, Schneiderei usw. sind in ihrer Naturalform gesellschaftliche Funktionen, weil Funktionen der Familie, die ihre eigne, naturwüchsige Teilung der Arbeit besitzt so gut wie die Warenproduktion. Geschlechts- und Altersunterschiede wie die mit dem Wechsel der Jahreszeit wechselnden Naturbedingungen der Arbeit regeln ihre Verteilung unter die Familie und die Arbeitszeit der einzelnen Familienglieder. Die durch die Zeitdauer gemeßne Verausgabung der individuellen Arbeitskräfte erscheint hier aber von Haus aus als gesellschaftliche Bestimmung der Arbeiten selbst, weil die individuellen Arbeitskräfte von Haus aus nur als Organe der gemeinsamen Arbeitskraft der Familie wirken. Stellen wir uns endlich, zur Abwechslung, einen Verein freier Menschen vor, die mit gemeinschaftlichen Produktionsmitteln arbeiten und ihre vielen individuellen Arbeitskräfte selbstbewußt als eine gesellschaftliche Arbeitskraft verausgaben. Alle Bestimmungen von Robinsons Arbeit wiederholen sich hier, nur gesellschaftlich statt individuell. Alle Produkte Robinsons---#

30) Note zur 2. Ausgabe. "Es ist ein lächerliches Vorurteil in neuester Zeit verbreitet, daß die Form des naturwüchsigen Gemeineigentums spezifisch slawische, sogar ausschließlich russische Form sei. Sie ist die Urform, die wir bei Römern, Germanen, Kelten nachweisen können, von der aber eine ganze Musterkarte mit mannigfachen Proben sich noch immer, wenn auch zum Teil ruinenweise, bei den Indiern vorfindet. Ein genaueres Studium der asiatischen, speziell der indischen Gemeineigentumsformen würde nachweisen, wie aus den verschiednen Formen des naturwüchsigen Gemeineigentums sich verschiedne Formen seiner Auflösung ergeben. So lassen sich z.B. die verschiednen Originaltypen von römischem und germanischem Privateigentum aus erschiednen Formen des indischen Gemeineigentums ableiten." (Karl Marx, "Zur Kritik etc.", p. 10. 1*))-----#

1*) Siehe Band 13 unserer Ausgabe, S. 21
#93# 1. Kapitel - Die Ware-----

waren sein ausschließlich persönliches Produkt und daher unmittelbar Gebrauchsgegenstände für ihn. Das Gesamtprodukt des Vereins ist ein gesellschaftliches Produkt. Ein Teil dieses Produkts dient wieder als Produktionsmittel. Er bleibt gesellschaftlich. Aber ein anderer Teil wird als Lebensmittel von den Vereinsgliedern verzehrt. Er muß daher unter sie verteilt werden. Die Art dieser Verteilung wird wechseln mit der besondren Art des gesellschaftlichen Produktionsorganismus selbst und der entsprechenden geschichtlichen Entwicklungshöhe der Produzenten. Nur zur Parallele mit der Warenproduktion setzen wir voraus, der Anteil jedes Produzenten an den Lebensmitteln sei bestimmt durch seine Arbeitszeit. Die Arbeitszeit würde also eine doppelte Rolle spielen. Ihre gesellschaftlich planmäßige Verteilung regelt die richtige Proportion der verschiednen Arbeitsfunktionen zu den verschiednen Bedürfnissen. Andrerseits dient die Arbeitszeit zugleich als Maß des individuellen Anteils des Produzenten an der Gemeinarbeit und daher auch an dem individuell verzehrbaren Teil des Gemeinprodukts. Die gesellschaftlichen Beziehungen der Menschen zu ihren Arbeiten und ihren Arbeitsprodukten bleiben hier durchsichtig einfach in der Produktion sowohl als in der Distribution. Für eine Gesellschaft von Warenproduzenten, deren allgemein gesellschaftliches Produktionsverhältnis darin besteht, sich zu ihren Produkten als Waren, also als Werten, zu verhalten und in dieser sachlichen Form ihre Privatarbeiten aufeinander zu beziehn als gleiche menschliche Arbeit, ist das Christentum mit seinem Kultus des abstrakten Menschen, namentlich in seiner bürgerlichen Entwicklung, dem Protestantismus, Deismus usw., die entsprechendste Religionsform. In den altasiatischen, antiken usw. Produktionsweisen spielt die Verwandlung des Produkts in Ware, und daher das Dasein der Menschen als Warenproduzenten, eine untergeordnete Rolle, die jedoch um so bedeutender wird, je mehr die Gemeinwesen in das Stadium ihres Untergangs treten. Eigentliche Handelsvölker existieren nur in den Intermundien der alten Welt, wie Epikurs Götter [30] oder wie Juden in den Poren der polnischen Gesellschaft. Jene alten gesellschaftlichen Produktionsorganismen sind außerordentlich viel einfacher und durchsichtiger als der bürgerliche, aber sie beruhen entweder auf der Unreife des individuellen Menschen, der sich von der Nabelschnur des natürlichen attungszusammenhangs mit andren noch nicht losgerissen hat, oder auf unmittelbaren Herrschafts- und Knechtschaftsverhältnissen. Sie sind bedingt durch eine niedrige Entwicklungsstufe der Produktivkräfte der Arbeit und entsprechend befangene Verhältnisse der Menschen innerhalb ihres materiellen Lebenserzeugungsprozesses, daher zueinander und zur Natur.
#94# I. Abschnitt - Ware und Geld-----

Diese wirkliche Befangenheit spiegelt sich ideell wider in den alten Natur- und Volksreligionen. Der religiöse Widerschein der wirklichen Welt kann überhaupt nur verschwinden, sobald die Verhältnisse des praktischen Werkeltagslebens den Menschen tagtäglich durchsichtig vernünftige Beziehungen zueinander und zur Natur darstellen. Die Gestalt des gesellschaftlichen Lebensprozesses, d.h. des materiellen Produktionsprozesses, streift nur ihren mystischen Nebelschleier ab, sobald sie als Produkt frei vergesellschafteter Menschen unter deren bewußter planmäßiger Kontrolle steht. Dazu ist jedoch eine materielle Grundlage der Gesellschaft erheischt oder eine Reihe materieller Existenzbedingungen, welche selbst wieder das naturwüchsige Produkt einer langen und qualvollen Entwicklungsgeschichte sind. Die politische Ökonomie hat nun zwar, wenn auch unvollkommen 31) Wert und Wertgröße analysiert und den in diesen Formen versteckten---#

31) Das Unzulängliche in Ricardos Analyse der Wertgröße - und es ist die beste - wird man aus dem dritten und vierten Buch dieser Schrift ersehn. Was aber den Wert überhaupt betrifft, so unterscheidet die klassische politische Ökonomie nirgendwo ausdrücklich und mit klarem Bewußtsein die Arbeit, wie sie sich im Wert, von derselben Arbeit, soweit sie sich im Gebrauchswert ihres Produkts darstellt. Sie macht natürlich den Unterschied tatsächlich, da sie die Arbeit das einemal quantitativ, das andremal qualitativ betrachtet. Aber es fällt ihr nicht ein, daß bloß quantitativer Unterschied der Arbeiten ihre qualitative Einheit oder Gleichheit voraussetzt, also ihre Reduktion auf abstrakt menschliche Arbeit. Ricardo z.B. erklärt sich einverstanden mit Destutt de Tracy, wenn dieser sagt: "Da es sicher ist, daß unsere körperlichen und geistigen Fähigkeiten allein unser ursprünglicher Reichtum sind, ist der Gebrauch dieser Fähigkeiten, eine gewisse Art Arbeit, unser ursprünglicher Schatz; es ist immer dieser Gebrauch, welcher alle jene Dinge schafft, die wir Reichtum nennen... Zudem ist es gewiß, daß alle jene Dinge nur die Arbeit darstellen, die sie geschaffen hat, und wenn sie einen Wert haben, oder sogar zwei unterschiedliche Werte, so können sie dies doch nur haben aus dem" (dem Wert) "der Arbeit, der sie entspringen." (Ricardo, "The principles of Pol. Econ.", 3. ed., Lond. 1821, p. 334. 1*)) Wir deuten nur an, daß Ricardo dem Destutt seinen eignen tiereten Sinn unterschiebt. Destutt sagt in der Tat zwar einerseits, daß alle Dinge, die den Reichtum bilden, "die Arbeit repräsentieren, die sie geschaffen hat", aber andrerseits, daß sie ihre zwei verschiedenen Werte" (Gebrauchswert und Tauschwert) vom "Wert der Arbeit" erhalten. Er fällt damit in die Flachheit der Vulgärökonomie, die den Wert einer Ware (hier der Arbeit) voraussetzt, um dadurch hinterher den Wert der andren Waren zu bestimmen. Ricardo liest ihn so, daß sowohl im Gebrauchswert als Tauschwert sich Arbeit (nicht Wert der Arbeit) darstellt.-----#

1*) Vgl. Destutt de Tracy, "É émens d'idéologie." 4e et 5e parties, Paris 1826, p. 35, 36
#95# 1. Kapitel - Die Ware-----

Inhalt entdeckt. Sie hat niemals auch nur die Frage gestellt, warum dieser Inhalt jene Form annimmt, warum sich also die Arbeit im Wert und das Maß der Arbeit durch ihre Zeitdauer in der Wertgröße des Arbeitsprodukts darstellt? 32) Formeln, denen es auf der Stirn geschrieben steht, daß sie einer Gesellschaftsformation angehören, worin der Produktionsprozeß die Menschen, der Mensch noch nicht den Produktionsprozeß bemeistert, gelten ihrem bürgerlichen Bewußtsein für ebenso selbstverständliche Naturnotwendigkeit---#

Er selbst aber scheidet so wenig den zwieschlächtigen Charakter der Arbeit, die doppelt dargestellt ist, daß er in dem ganzen Kapitel: "Value and Riches, their Distinctive Properties" 1*) sich mühselig mit den Trivialitäten eines J. B. Say herumschlagen muß. Am Ende ist er daher auch ganz erstaunt, daß Destutt zwar mit ihm selbst über Arbeit als Wertquelle und dennoch andrerseits mit Say über den Wertbegriff harmoniere. 32) Es ist einer der Grundmängel der klassischen politischen Ökonomie, daß es ihr nie gelang, aus der Analyse der Ware und spezieller des Warenwerts die Form des Werts, die ihn eben zum Tauschwert macht, herauszufinden. Grade in ihren besten Repräsentanten, wie A. Smith und Ricardo, behandelt sie die Wertform als etwas ganz Gleichgültiges oder der Natur der Ware selbst Äußerliches. Der Grund ist nicht allein, daß die Analyse der Wertgröße ihre Aufmerksamkeit ganz absorbiert. Er liegt tiefer. Die Wertform des Arbeitsprodukts ist die abstrakteste, aber auch allgemeinste Form der bürgerlichen Produktionsweise, die hierdurch als eine besondere Art gesellschaftlicher Produktion und damit zugleich historisch charakterisiert wird. Versieht man sie daher für die ewige Naturform gesellschaftlicher Produktion, so übersieht man notwendig auch das Spezifische der Wertform, also der Warenform, weiter entwickelt der Geldform, Kapitalform usw. Man findet daher bei Ökonomen, welche über das Maß der Wertgröße durch Arbeitszeit durchaus übereinstimmen, die kunterbuntesten und widersprechendsten Vorstellungen von Geld, d.h. der fertigen Gestalt des allgemeinen Äquivalents. Dies tritt schlagend hervor z.B. bei der Behandlung des Bankwesens, wo mit den gemeinplätzlichen Definitionen des Geldes nicht mehr ausgereicht wird. Im Gegensatz entsprang daher ein restauriertes Merkantilsystem (Ganilh usw.), welches im Wert nur die gesellschaftliche Form sieht oder vielmehr nur ihren substanzlosen Schein. - Um es ein für allemal zu bemerken, verstehe ich unter klassischer politischer Ökonomie alle Ökonomie seit W. Petty, die den innern Zusammenhang der bürgerlichen Produktionsverhältnisse erforscht im Gegensatz zur Vulgärökonomie, die sich nur innerhalb des scheinbaren Zusammenhangs herumtreibt, für eine plausible Verständlichmachung der sozusagen gröbsten Phänomene und den bürgerlichen Hausbedarf das von der wissenschaftlichen Ökonomie längst gelieferte Material stets von neuem wiederkaut, im übrigen aber sich darauf beschränkt, die banalen und selbstgefälligen Vorstellungen der bürgerlichen Produktionsagenten von ihrer eignen besten Welt zu systematisieren, pedantisieren und als ewige Wahrheiten zu proklamieren.-----#

1*) "Wert und Reichtum, ihre unterscheidenden Eigenschaften"
#96# I. Abschnitt - Ware und Geld-----

als die produktive Arbeit selbst. Vorbürgerliche Formen des gesellschaftlichen Produktionsorganismus werden daher von ihr behandelt wie etwa von den Kirchenvätern vorchristliche Religionen. 33)---#

33) "Die Ökonomen verfahren auf eine sonderbare Art. Es gibt für sie nur zwei Arten von Institutionen, künstliche und natürliche. Die Institutionen des Feudalismus sind künstliche Institutionen, die der Bourgeoisie natürliche. Sie gleichen darin den Theologen, die auch zwei Arten von Religionen unterscheiden. Jede Religion, die nicht die ihre ist, ist eine Erfindung der Menschen, während ihre eigene Religion eine Offenbarung Gottes ist. - Somit hat es eine Geschichte gegeben, aber es gibt keine mehr." (Karl Marx, "Misère de la Philosophie. Rponse à la Philosophie de la Misère de M. Proudhon", 1847, p. 113. 1*)) Wahrhaft drollig ist Herr Bastiat, der sich einbildet, die alten Griechen und Römer hätten nur von Raub gelebt. Wenn man aber viele Jahrhunderte durch von Raub lebt, muß doch beständig etwas zu rauben da sein oder der Gegenstand des Raubes sich fortwährend reproduzieren. Es scheint daher, daß auch Griechen und Römer einen Produktionsprozeß hatten, also eine Ökonomie, welche ganz so die materielle Grundlage ihrer Welt bildete wie die bürgerliche Ökonomie die der heutigen Welt. Oder meint Bastiat etwa, daß eine Produktionsweise, die auf der Sklavenarbeit beruht, auf einem Raubsystem ruht? Er stellt sich dann auf gefährlichen Boden. Wenn ein Denkriese wie Aristoteles in seiner Würdigung der Sklavenarbeit irrte, warum sollte ein Zwergökonom, wie Bastiat, in seiner Würdigung der Lohnarbeit richtig gehn? - Ich ergreife diese Gelegenheit, um einen Einwand, der mir beim Erscheinen meiner Schrift "Zur Kritik der Pol. Oekonomie", 1859, von einem deutsch-amerikanischen Blatte gemacht wurde, kurz abzuweisen. Es sagte, meine Ansicht, daß die bestimmte Produktionsweise und die ihr jedesmal entsprechenden Produktionsverhältnisse, kurz "die ökonomische Struktur der Gesellschaft die reale Basis sei, worauf sich ein juristischer und politischer Überbau erhebe und welcher bestimmte gesellschaftliche Bewußtseinsformen entsprächen", daß "die Produktionsweise des materiellen Lebens den sozialen, politischen und geistigen Lebensprozeß überhaupt bedinge" 2*), - alles dies sei zwar richtig für die heutige Welt, wo die materiellen Interessen, aber weder für das Mittelalter, wo der Katholizismus, noch für Athen und Rom, wo die Politik herrschte. Zunächst ist es befremdlich, daß jemand vorauszusetzen beliebt, diese weltbekannten Redensarten über Mittelalter und antike Welt seien irgend jemand unbekannt gebliegen. Soviel ist klar, daß das Mittelalter nicht vom Katholizismus und die antike Welt nicht von der Politik leben konnte. Die Art und Weise, wie sie ihr Leben gewannen, erklärt umgekehrt, warum dort die Politik, hier der Katholizismus die Hauptrolle spielte. Es gehört übrigens wenig Bekanntschaft z.B. mit der Geschichte der römischen Republik dazu, um zu wissen, daß die Geschichte des Grundeigentums ihre Geheimgeschichte bildet. Andrerseits hat schon Don Quixote den Irrtum gebüßt, daß er die fahrende Ritterschaft mit allen ökonomischen Formen der Gesellschaft gleich verträglich wähnte.-----#

1*) Siehe Band 4 unserer Ausgabe, S. 139 - 2*) siehe Band 13 unserer Ausgabe, S. 8/9
#97# 1. Kapitel - Die Ware-----

Wie sehr ein Teil der Ökonomen von dem der Warenwelt anklebenden Fetischismus oder dem gegenständlichen Schein der gesellschaftlichen Arbeitsbestimmungen getäuscht wird, beweist u.a. der langweilig abgeschmackte Zank über die Rolle der Natur in der Bildung des Tauschwerts. Da Tauschwert eine bestimmte gesellschaftliche Manier ist, die auf ein Ding verwandte Arbeit auszudrücken, kann er nicht mehr Naturstoff enthalten als etwa der Wechselkurs. Da die Warenform die allgemeinste und unentwickeltste Form der bürgerlichen Produktion ist, weswegen sie früh auftritt, obgleich nicht in derselben herrschenden, also charakteristischen Weise wie heutzutag, scheint ihr Fetischcharakter noch relativ leicht zu durchschauen. Bei konkreteren Formen verschwindet selbst dieser Schein der Einfachheit. Woher die Illusionen des Monetarsystems? Es sah dem Gold und Silber nicht an, daß sie als Geld ein gesellschaftliches Produktionsverhältnis darstellen, aber in der Form von Naturdingen mit sonderbar gesellschaftlichen Eigenschaften. Und die moderne Ökonomie, die vornehm auf das Monetarsystem herabgrinst, wird ihr Fetischismus nicht handgreiflich, sobald sie das Kapital behandelt? Seit wie lange ist die physiokratische Illusion verschwunden, daß die Grundrente aus der Erde wächst, nicht aus der Gesellschaft? Um jedoch nicht vorzugreifen, genüge hier noch ein Beispiel bezüglich der Warenform selbst. Könnten die Waren sprechen, so würden sie sagen, unser Gebrauchswert mag den Menschen interessieren. Er kommt uns nicht als Dingen zu. Was uns aber dinglich zukommt, ist unser Wert. Unser eigner Verkehr als Warendinge beweist das. Wir beziehn uns nur als Tauschwerte aufeinander. Man höre nun, wie der Ökonom aus der Warenseele heraus spricht:
"Wert" (Tauschwert) "ist Eigenschaft der Dinge, Reichtum" (Gebrauchswert) "des Menschen. Wert in diesem Sinn schließt notwendig Austausch ein, Reichtum nicht." 34) "Reichtum" (Gebrauchswert) "ist ein Attribut des Menschen, Wert ein Attribut der Waren. Ein Mensch oder ein Gemeinwesen ist reich; eine Perle oder ein Diamant ist wertvoll... Eine Perle oder ein Diamant hat Wert als Perle oder Diamant." 35)---#

34) "Value is a property of things, riches of man. Value, in this sense, necessarily implies exchanges, riches do not." ("Observations on some verbal disputes in Pol. Econ., particularly relating to value, and to supply and demand", Lond. 1821, p. 16.) 35) "Riches are the attribute of man, value is the attribute of commodities. A man or a community is rich, a pearl or a diamond is valuable... A pearl or a diamond is valuable as a pearl or diamond." (S. Bailey, l.c.p. 165 sq.)
#98# I. Abschnitt - Ware und Geld-----

Bisher hat noch kein Chemiker Tauschwert in Perle oder Diamant entdeckt. Die ökonomischen Entdecker dieser chemischen Substanz, die besondren Anspruch auf kritische Tiefe machen, finden aber, daß der Gebrauchswert der Sachen unabhängig von ihren sachlichen Eigenschaften, dagegen ihr Wert ihnen als Sachen zukommt. Was sie hierin bestätigt, ist der sonderbare Umstand, daß der Gebrauchswert der Dinge sich für den Menschen ohne Austausch realisiert, also im unmittelbaren Verhältnis zwischen Ding und Mensch, ihr Wert umgekehrt nur im Austausch, d.h. in einem gesellschaftlichen Prozeß. Wer erinnert sich hier nicht des guten Dogberry, der den Nachtwächter Seacoal belehrt [31]:
"Ein gut aussehender Mann zu sein ist eine Gabe der Umstände, aber lesen und schreiben zu können kommt von Natur." 36)
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36) Der Verfasser der "Observations" und S. Bailey beschuldigen Ricardo, er habe den Tauschwert aus einem nur Relativen in etwas Absolutes verwandelt. Umgekehrt. Er hat die Scheinrelativität, die diese Dinge, Diamant und Perlen z.B., als Tauschwerte besitzen auf das hinter dem Schein verborgene wahre Verhältnis reduziert, auf ihre Relativität als bloße Ausdrücke menschlicher Arbeit. Wenn die Ricardianer dem Bailey grob aber nicht schlagend antworten, so nur, weil sie bei Ricardo selbst keinen Aufschluß über den inneren Zusammenhang zwischen Wert und Wertform oder Tauschwert fanden.#
#99#-----

ZWEITES KAPITEL

Der Austauschprozeß

Die Waren können nicht selbst zu Markte gehn und sich nicht selbst austauschen. Wir müssen uns also nach ihren Hütern umsehn, den Warenbesitzern. Die Waren sind Dinge und daher widerstandslos gegen den Menschen. Wenn sie nicht willig, kann er Gewalt brauchen, in andren Worten, sie nehmen. 37) Um diese Dinge als Waren aufeinander zu beziehn, müssen die Warenhüter sich zueinander als Personen verhalten, deren Willen in jenen Dingen haust, so daß der eine nur mit dem Willen des andren, also jeder nur vermittelst eines, beiden gemeinsamen Willensakts sich die fremde Ware aneignet, indem er die eigne veräußert. Sie müssen sich daher wechselseitig als Privateigentümer anerkennen. Dies Rechtsverhältnis, dessen Form der Vertrag ist, ob nun legal entwickelt oder nicht, ist ein Willensverhältnis, worin sich das ökonomische Verhältnis widerspiegelt. Der Inhalt dieses Rechts- oder Willensverhältnisses ist durch das ökonomische Verhältnis selbst gegeben. 38) Die Personen existieren hier nur---#

37) Im 12., durch seine Frömmigkeit so berufenen Jahrhundert, komm unter diesen Waren oft sehr zarte Dinge vor. So zählt ein französischer Dichter jener Zeit unter den Waren, die sich auf dem Markt von Landit [32] einfanden, neben Kleidungsstoffen, Schuhen, Leder, Ackergeräten, Häuten usw. auch "femmes folles de leur corps" 1*) auf. 38) Proudhon schöpft erst sein Ideal der Gerechtigkeit, der justice éternelle 2*), aus den der Warenproduktion entsprechenden Rechtsverhältnissen, wodurch, nebenbei bemerkt, auch der für alle Spießbürger so tröstliche Beweis geliefert wird, daß die Form der Warenproduktion ebenso ewig ist wie die Gerechtigkeit. Dann umgekehrt will er die wirkliche Warenproduktion und das ihr entsprechende wirkliche Recht diesem Ideal gemäß ummodeln. Was würde man von einem Chemiker denken, der, statt die wirklichen Gesetze des Stoffwechsels zu studieren und auf Basis derselben bestimmte Aufgaben zu lösen, den Stoffwechsel durch die "ewigen Ideen" der-----#

1*) "Frauen mit feurigem Körper" - 2*) ewigen Gerechtigkeit
#100# I. Abschnitt - Ware und Geld-----

füreinander als Repräsentanten von Ware und daher als Warenbesitzer. Wir werden überhaupt im Fortgang der Entwicklung finden, daß die ökonomischen Charaktermasken der Personen nur die Personifikationen der ökonomischen Verhältnisse sind, als deren Träger sie sich gegenübertreten. Was den Warenbesitzer namentlich von der Ware unterscheidet, ist der Umstand, daß ihr jeder andre Warenkörper nur als Erscheinungsform ihres eignen Werts gilt. Geborner Leveller und Zyniker, steht sie daher stets auf dem Sprung, mit jeder andren Ware, sei selbe auch ausgestattet mit mehr Unannehmlichkeiten als Maritorne, nicht nur die Seele, sondern den Leib zu wechseln. Diesen der Ware mangelnden Sinn für das Konkrete des Warenkörpers ergänzt der Warenbesitzer durch seine eignen fünf und mehr Sinne. Seine Ware hat für ihn keinen unmittelbaren Gebrauchswert. Sonst führte er sie nicht zu Markt. Sie hat Gebrauchswert für andre. Für ihn hat sie unmittelbar nur den Gebrauchswert, Träger von Tauschwert und so Tauschmittel zu sein. 39) Darum will er sie veräußern für Ware, deren Gebrauchswert ihm Genüge tut. Alle Waren sind Nicht-Gebrauchswerte für ihre Besitzer, Gebrauchswerte für ihre Nicht-Besitzer. Sie müssen also allseitig die Hände wechseln. Aber dieser Händewechsel bildet ihren Austausch, und ihr Austausch bezieht sie als Werte aufeinander und realisiert sie als Werte. Die Waren müssen sich daher als Werte realisieren, bevor sie sich als Gebrauchswerte realisieren können. Andrerseits müssen sie sich als Gebrauchswerte bewähren, bevor sie sich als Werte realisieren können. Denn die auf sie verausgabte menschliche Arbeit zählt nur, soweit sie in einer für andre nützlichen Form verausgabt---#

"naturalité" 1*) und der "affinité" 2*) ummodeln wollte? Weiß man etwa mehr über den "Wucher", wenn man sagt, er widerspreche der "justice éternelle" und der "équité éternelle" 3*) und der "mutualité éternelle" 4*) und andren "vérités éternelles" 5*), als die Kirchenväter wußten, wenn sie sagten, er widerspreche der "grâce éternelle", der "foi éternelle", der "volonté éternelle de dieu" 6*)? 39) "Denn zweifach ist der Gebrauch jedes Guts. - Der eine ist dem Ding als solchem eigen, der andre nicht, wie einer Sandale, zur Beschuhung zu dienen und austauschbar zu sein. Beides sind Gebrauchswerte der Sandale, denn auch wer die Sandale mit dem ihm Mangelnden, z.B. der Nahrung austauscht, benutzt die Sandale als Sandale. Aber nicht in ihrer natürlichen Gebrauchsweise. Denn sie ist nicht da des Austausches wegen." (Aristoteles, "De Rep.", l.I, c. 9.)-----#

1*) "Natürlichkeit" - 2*) "Verwandtschaft"- 3*) "ewigen Billigkeit" - 4*) "ewigen Gegenseitigkeit" - 5*) "ewigen Wahrheiten" -6*) "ewigen Gnade", dem Hewigen Glauben", dem "ewigen Willen Gottes"
#101# 2. Kapitel - Der Austauschprozeß-----

ist. Ob sie andren nützlich, ihr Produkt daher fremde Bedürfnisse befriedigt, kann aber nur ihr Austausch beweisen. Jeder "Warenbesitzer will seine Ware nur veräußern gegen andre Ware, deren Gebrauchswert sein Bedürfnis befriedigt. Sofern ist der Austausch für ihn nur individueller Prozeß. Andrerseits will er seine Ware als Wert realisieren, also in jeder ihm beliebigen andren Ware von demselben Wert, ob seine eigne Ware nun für den Besitzer der andren Ware Gebrauchswert habe oder nicht. Sofern ist der Austausch für ihn allgemein gesellschaftlicher Prozeß. Aber derselbe Prozeß kann nicht gleichzeitig für alle Warenbesitzer nur individuell und zugleich nur allgemein gesellschaftlich sein. Sehn wir näher zu, so gilt jedem Warenbesitzer jede fremde Ware als besondres Äquivalent seiner Ware, seine Ware daher als allgemeines Äquivalent aller andren Waren. Da aber alle Warenbesitzer dasselbe tun, ist keine Ware allgemeines Äquivalent und besitzen die Waren daher auch keine allgemeine relative Wertform, worin sie sich als Werte gleichsetzen und als Wertgrößen vergleichen. Sie stehn sich daher überhäupt nicht gegenüber als Waren, sondern nur als Produkte oder Gebrauchswerte. In ihrer Verlegenheit denken unsre Warenbesitzer wie Faust. Im Anfang war die Tat. Sie haben daher schon gehandelt, bevor sie gedacht haben. Die Gesetze der Warennatur betätigten sich im Naturinstinkt der Warenbesitzer. Sie können ihre Waren nur als Werte und darum nur als Waren aufeinander beziehn, indem sie dieselben gegensätzlich auf irgendeine andre Ware als allgemeines Äquivalent beziehn. Das ergab die Analyse der Ware. Aber nur die gesellschaftliche Tat kann eine bestimmte Ware zum allgemeinen Äquivalent machen. Die gesellschaftliche Aktion aller andren Waren schließt daher eine bestimmte Ware aus, worin sie allseitig ihre Werte darstellen. Dadurch wird die Naturalform dieser Ware gesellschaftlich gültige Äquivalentform. Allgemeines Äquivalent zu sein wird durch den gesellschaftlichen Prozeß zur spezifisch gesellschaftlichen Funktion der ausgeschlossenen Ware. So wird sie - Geld.
"Illi unum consilium habent et virtutem et potestatem suam bestiae tradunt. Et ne quis possit emere aut vendere, nisi qui habet characterem aut nomen bestiae, aut umerum nominis ejus." 1*) (Apokalypse. [33])
Der Geldkristall ist ein notwendiges Produkt des Austauschprozesses, worin verschiedenartige Arbeitsprodukte einander tatsächlich gleichgesetzt-----#

1*) "Die haben eine Meinung und werden ihre Kraft und Macht geben dem Tier, daß niemand kaufen oder verkaufen kann, er habe denn das Malzeichen, nämlich den Namen des Tiers oder die Zahl seines Namens."
#102# I. Abschnitt - Ware und Geld-----

und daher tatsächlich in Waren verwandelt werden. Die historische Ausweitung und Vertiefung des Austausches entwickelt den in der Warennatur schlummernden Gegensatz von Gebrauchswert und Wert. Das Bedürfnis, diesen Gegensatz für den Verkehr äußerlich darzustellen, treibt zu einer selbständigen Form des Warenwerts und ruht und rastet nicht, bis sie endgültig erzielt ist durch die Verdopplung der Ware in Ware und Geld. In demselben Maße daher, worin sich die Verwandlung der Arbeitsprodukte in Waren, vollzieht sich die Verwandlung von Ware in Geld. 40) Der unmittelbare Produktenaustausch hat einerseits die Form des einfachen Wertausdrucks und hat sie andrerseits noch nicht. Jene Form war x Ware A = y Ware B. Die Form des unmittelbaren Produktenaustausches ist: x Gebrauchsgegenstand A = y Gebrauchsgegenstand B. 41) Die Dinge A und B sind hier nicht Waren vor dem Austausch, sondern werden es erst durch denselben. Die erste Weise, worin ein Gebrauchsgegenstand der Möglichkeit nach Tauschwert ist, ist sein Dasein als Nicht-Gebrauchswert, als die unmittelbaren Bedürfnisse seines Besitzers überschießendes Quantum von Gebrauchswert. Dinge sind an und für sich dem Menschen äußerlich und daher veräußerlich. Damit diese Veräußerung wechselseitig, brauchen Menschen nur stillschweigend sich als Privateigentümer jener veräußerlichen Dinge und eben dadurch als voneinander unabhängige Personen gegenüberzutreten. Solch ein Verhältnis wechselseitiger Fremdheit existiert jedoch nicht für die Glieder eines naturwüchsigen Gemeinwesens, habe es nun die Form einer patriarchalischen Familie, einer altindischen Gemeinde, eines Inkastaates [34] usw. Der Warenaustausch beginnt, wo die Gemeinwesen enden, an den Punkten ihres Kontakts mit fremden Gemeinwesen oder Gliedern fremder Gemeinwesen. Sobald Dinge aber einmal im auswärtigen, werden sie auch rückschlagend im innern Gemeinleben zu Waren. Ihr quantitatives Austauschverhältnis ist zunächst ganz zufällig. Austauschbar---#

40) Danach beurteile man die Pfiffigkeit des kleinbürgerlichen Sozialismus, der die Warenproduktion verewigen und zugleich den "Gegensatz von Geld und Ware", also das Geld selbst, denn es ist nur in diesem Gegensiitze, abschaffen will. Ebensowohl könnte man den Papst abschaffen und den Katholizismus bestehen lassen. Das Nähere hierüber sieh in meiner Schrift "Zur Kritik der Pol. Oekonomie", p.61 sqq. 1*) 41) Solange noch nicht zwei verschiedne Gebrauchsgegenstände ausgetauscht, sondern, wie wir das bei Wilden oft finden, eine chaotische Masse von Dingen als Äquivalent für ein Drittes angeboten wird, steht der unmittelbare Produktenaustausch selbst erst in seiner Vorhalle.-----#

1*) Siehe Band 13 unserer Ausgabe, S. 66 ff.
#103# 2. Kapitel - Der Austauschprozeß-----

sind sie durch den Willensakt ihrer Besitzer, sie wechselseitig zu veräußern. Indes setzt sich das Bedürfnis für fremde Gebrauchsgegenstände allmählich fest. Die beständige Wiederholung des Austausches macht ihn zu einem regelmäßigen gesellschaftlichen Prozeß. Im Laufe der Zeit muß daher wenigstens ein Teil der Arbeitsprodukte absichtlich zum Behuf des Austausches produziert werden. Von diesem Augenblick befestigt sich einerseits die Scheidung zwischen der Nützlichkeit der Dinge für den unmittelbaren Bedarf und ihrer Nützlichkeit zum Austausch. Ihr Gebrauchswert scheidet sich von ihrem Tauschwerte. Andrerseits wird das quantitative Verhältnis, worin sie sich austauschen, von ihrer Produktion selbst abhängig. Die Gewohnheit fixiert sie als Wertgrößen. Im unmittelbaren Produktenaustausch ist jede Ware unmittelbar Tauschmittel für ihren Besitzer, Äquivalent für ihren Nichtbesitzer, jedoch nur soweit sie Gebrauchswert für ihn. Der Tauschartikel erhält also noch keine von seinem eignen Gebrauchswert oder dem individuellen Bedürfnis der Austauscher unabhängige Wertform. Die Notwendigket dieser Form entwickelt sich mit der wachsenden Anzahl und Mannigfaltigkeit der in den Austauschprozeß eintretenden Waren. Die Aufgabe entspringt gleichzeitig mit den Mitteln ihrer Lösung. Ein Verkehr, worin Warenbesitzer ihre eignen Artikel mit verschiednen andren Artikeln austauschen und vergleichen, findet niemals statt, ohne daß verschiedne Waren von verschiednen Warenbesitzern innerhalb ihres Verkehrs mit einer und derselben dritten Warenart ausgetauscht und als Werte verglichen werden. Solche dritte Ware, indem sie Äquivalent für verschiedne andre Waren wird, erhält unmittelbar, wenn auch in engen Grenzen, allgemeine oder gesellschaftliche Äquivalentform. Diese allgemeine Äquivalentform entsteht und vergeht mit dem augenblicklichen gesellschaftlichen Kontakt, der sie ins Leben rief. Abwechselnd und flüchtig kommt sie dieser oder jener Ware zu. Mit der Entwicklung des Warenaustausches heftet sie sich aber ausschließlich fest an besondere Warenarten oder kristallisiert zur Geldform. An welcher Warenart sie leben bleibt, ist zunächst zufällig. Jedoch entscheiden im großen und ganzen zwei Umstände. Geldform heftet sich entweder an die wichtigsten Eintauschartikel aus der Fremde, welche in der Tat naturwüchsige Erscheinungsformen des Tauschwerts der einheimischen Produkte sind, oder an den Gebrauchsgegenstand, welcher das Hauptelement des einheimischen veräußerlichen Besitztums bildet, wie z. B. Vieh. Nomadenvölker entwickeln zuerst die Geldform, weil all ihr Hab und Gut sich in beweglicher, daher unmittelbar veräußerlicher Form befindet, und weil ihre Lebensweise sie beständig mit fremden Gemeinwesen in Kontakt bringt, daher zum
#104# I. Abschnitt - Ware und Geld-----

Produktenaustausch sollizitiert. Die Menschen haben oft den Menschen selbst in der Gestalt des Sklaven zum ursprünglichen Geldmaterial gemacht, aber niemals den Grund und Boden. Solche Idee konnte nur in bereits ausgebildeter bürgerlicher Gesellschaft aufkommen. Sie datiert vom letzten Dritteil des 17. Jahrhunderts, und ihre Ausführung, auf nationalem Maßstab, wurde erst ein Jahrhundert später in der bürgerlichen Revolution der Franzosen versucht. In demselben Verhältnis, worin der Warenaustausch seine nur lokalen Bande sprengt, der Warenwert sich daher zur Materiatur menschlicher Arbeit überhaupt ausweitet, geht die Geldform auf Waren über, die von Natur zur gesellschaftlichen Funktion eines allgemeinen Äquivalents taugen, auf die edlen Metalle. Daß nun, "obgleich Gold und Silber nicht von Natur Geld, Geld von Natur Gold und Silber ist" 42), zeigt die Kongruenz ihrer Natureigenschaften mit seinen Funktionen. 43) Bisher kennen wir aber nur die eine Funktion des Geldes, als Erscheinungsform des Warenwerts zu dienen oder als das Material, worin die Wertgrößen der Waren sich gesellschaftlich ausdrücken. Adäquate Erscheinungsform von Wert oder Materiatur abstrakter und daher gleicher menschlicher Arbeit kann nur eine Materie sein, deren sämtliche Exemplare dieselbe gleichförmige Qualität besitzen. Andrerseits, da der Unterschied der Wertgrößen rein quantitativ ist, muß die Geldware rein quantitativer Unterschiede fähig, also nach Willkür teilbar und aus ihren Teilen wieder zusammensetzbar sein. Gold und Silber besitzen aber diese Eigenschaften von Natur. Der Gebrauchswert der Geldware verdoppelt sich. Neben ihrem besondren Gebrauchswert als Ware, wie Gold z.B. zum Ausstopfen hohler Zähne, Rohmaterial von Luxusartikeln usw. dient, erhält sie einen formalen Gebrauchswert, der aus ihren spezifischen gesellschaftlichen Funktionen entspringt. Da alle andren Waren nur besondre Äquivalente des Geldes, das Geld ihr allgemeines Äquivalent, verhalten sie sich als besondre Waren zum Geld als der allgemeinen Ware. 44)---#

42) Karl Marx, 1.c.p.135. 1*) "Die Metalle... sind von Natur Geld." (Galiani, HDella Moneta" in Custodis Sammlung, Parte Moderna, t. III, p. 137.) 43) Das Nähere darüber in meiner eben zitierten Schrift, Abschnitt: "Die edlen Metalle". 44) "Das Geld ist die allgemeine Ware." (Verri, l.c.p.16.)----#

1*) Siehe Band 13 unserer Ausgabe, S. 131
#105# 2. Kapitel - Det Austauschprozeß-----

Man hat gesehn, daß die Geldform nur der an einer Ware festhaftende Reflex der Beziehungen aller andren Waren. Daß Geld Ware ist 45), ist also nur eine Entdeckung für den, der von seiner fertigen Gestalt ausgeht, um sie hinterher zu analysieren. Der Austauschprozeß gibt der Ware, die er in Geld verwandelt, nicht ihren Wert, sondern ihre spezifische Wertform. Die Verwechslung beider Bestimmungen verleitete dazu, den Wert von Gold und Silber für imaginär zu halten. 46) Weil Geld in bestimmten Funktionen durch bloße Zeichen seiner selbst ersetzt werden kann, entsprang der andre Irrtum, es sei ein bloßes Zeichen. Andrerseits lag darin die Ahnung, daß die Geldform des Dings ihm selbst äußerlich und bloße Erscheinungsform dahinter versteckter menschlicher Verhältnisse. In diesem Sinn wäre jede Ware ein Zeichen, weil als Wert nur sachliche Hülle der auf sie verausgabten menschlichen Arbeit. 47) Indem man aber die gesellschaftlichen Charaktere,---#

45) "Silber und Gold an sich, die wir mit dem allgemeinen Namen Edelmetall bezeichnen können, sind im... Werte... steigende und fallende... Waren... Dem Edelmetall kann man dann einen höheren Wert zuerkennen, wenn ein geringeres Gewicht davon eine größere Menge des Produkts oder Fabrikats des Landes etc. kauft." ([S. Clement,] "A Discourse of the General Notions of Money, Trade, and Exchange, as they stand in relations to each other. By a Merchant", Lond. 1695, p. 7.) "Silber und Gold, gemünzt oder ungemünzt, werden zwar als Maßstab für alle anderen Dinge gebraucht, sind aber nicht weniger eine Ware als Wein, Öl, Tabak, Tuch oder Stoffe." (J. Child, "A Discourse concerning Trade, and that in particular of the East-Indies etc.", London 1689, p. 2.) "Vermögen und Reichtum des Königreiches können genaugenommen nicht auf Geld beschränkt, noch können Gold und Silber als Waren ausgeschlossen werden." (Th. Papillon, "The Fast India Trade a most Profitable Trade", London 1677, p. 4.) 46) "Gold und Silber haben Wert als Metalle, bevor sie Geld sind." (Galiani, l.c. [p. 72.]) Locke sagt: "Die allgemeine Übereinstimmung der Menschen legte dem Silber, wegen seiner Qualitäten, die es zum Geld geeignet machten, einen imaginären Wert bei." John Locke, "Some Considerations etc.", 1691, in "Works", ed. 1777, v. II, p. 15. Dagegen Law: "Wie könnten verschiedne Nationen irgendeiner Sache einen imaginären Wert geben... oder wie hätte sich dieser imaginäre Wert erhalten können?" Wie wenig er selbst aber von der Sache verstand: "Das Silber tauschte sich aus nach dem Gebrauchswert, den es hatte, also nach seinem wirklichen Wert; durch seine Bestimmung als Geld erhielt es einen zuschüssigen Wert (une valeur additionnelle)." (Jean Law, "Considérations sur le numéraire et le commerce" in E. Daires Édit. der "Économistes Financiers du XVIII. siècle", p. 469, 470.) 47) "Das Geld ist ihr" (der Waren) "Zeichen." (V. de Forbonnais, "Éléments du Commerce", Nouv. Édit. Leyde 1766, t.II, p. 143.) "Als Zeichen wird es von den Waren angezogen." (l.c.p. 155.) "Das Geld ist Zeichen für eine Sache und vertritt
#106# I. Abschnitt - Ware und Geld----

welche Sachen, oder die sachlichen Charaktere, welche gesellschaftliche Bestimmungen der Arbeit auf Grundlage einer bestimmten Produktionsweise erhalten, für bloße Zeichen, erklärt man sie zugleich für willkürliches Reflexionsprodukt der Menschen. Es war dies beliebte Aufklärungsmanier des 18. Jahrhunderts, um den rätselhaften Gestalten menschlicher Verhältnisse, deren Entstehungsprozeß man noch nicht entziffern konnte, wenigstens vorläufig den Schein der Fremdheit abzustreifen. Es ward vorhin bemerkt, daß die Äquivalentform einer Ware die quantitative Bestimmung ihrer Wertgröße nicht einschließt. Weiß man, daß Gold Geld, daher mit allen andren Waren unmittelbar austauschbar ist, so weiß man deswegen nicht, wieviel z. B. 10 Pfund Gold wert sind. Wie jede Ware kann das Geld seine eigne Wertgröße nur relativ in andren Waren ausdrücken. Sein eigner Wert ist bestimmt durch die zu seiner Produktion erheischte Arbeitszeit und drückt sich in dem Quantum jeder andren Ware aus, worin gleichviel Arbeitszeit geronnen ist. 48) Diese Festsetzung seiner---#

sie." (Montesquieu, "Esprit des Lois", Oeuvres, Lond. 1767, t. II, p. 3.) "Das Geld ist nicht bloßes Zeichen, denn es ist selbst Reichtum; es vertritt nicht die Werte, es ist ihr Äquivalent." (Le Trosne, l.c.p. 910.) "Betrachtet man den Begriff des Werts, so wird die Sache selbst nur als ein Zeichen angesehn, und sie gilt nicht als sie selber, sondern als was sie wert ist." (Hegel, l.c.p. 100.) Lange vor den Ökonomen brachten die Juristen die Vorstellung von Geld als bloßem Zeichen und dem nur imaginären Wert der edlen Metalle in Schwung, im Sykophantendienst der königlichen Gewalt, deren Münzverfälschungsrecht sie das ganze Mittelalter hindurch auf die Traditionen des römischen Kaiserreichs und die Geldbegriffe der Pandekten [35] stützten. "Niemand kann und darf Zweifel hegen", sagt ihr gelehriger Schüler, Philipp von Valois, in einem Dekret von 1346, "daß nur Uns und Unserer königlichen Majestät zukommt... das Münzgeschäft, die Herstellung, die Beschaffenheit, der Vorrat und alle die Münzen betreffenden Verordnungen, sie so und zu solchem Preis in Umlauf zu setzen, wie es Uns gefällt und gutdünkt." Es war römisches Rechtsdogma, daß der Kaiser den Geldwert dekretiert. Es war ausdrücklich verboten, das Geld als Ware zu behandeln. "Geld jedoch zu kaufen soll niemand gestattet sein, denn zum allgemeinen Gebrauch geschaffen, darf es nicht Ware sein." Gute Auseinandersetzung hierüber von G. F. Pagnini, "Saggio sopra il giusto pregio delle cose", 1751, bei Custodi, Parte Moderna, t. II. Namentlich im zweiten Teil der Schrift polemisiert Pagnini gegen die Herren Juristen. 48) "Wenn jemand eine Unze Silber aus dem Innern der Erde Perus in derselben Zeit nach London bringen kann, die er zur Produktion eines Bushel Korn brauchen würde, dann ist das eine der natürliche Preis des anderen; wenn er nun durch Abbau neuer und ergiebigerer Bergwerke statt der einen zwei Unzen Silber mit dem gleichen Aufwand gewinnen kann, wird das Korn bei einem Preis von 10 Shilling pro Bushel ebenso billig sein wie vorher bei einem Preis von 5 Shilling, caeteris
#107# 2. Kapitel - Der Austauschprozeß-----

relativen Wertgröße findet statt an seiner Produktionsquelle in unmittelbarem Tauschhandel. Sobald es als Geld in die Zirkulation eintritt, ist sein Wert bereits gegeben. Wenn es schon in den letzten Dezennien des 17. Jahrhunderts weit überschrittner Anfang der Geldanalyse, zu wissen, daß Geld Ware ist, so aber auch nur der Anfang. Die Schwierigkeit liegt nicht darin zu begreifen, daß Geld Ware, sondern wie, warum, wodurch Ware Geld ist. 49) Wir sahen, wie schon in dem einfachsten Wertausdruck, x Ware A = y Ware B, das Ding, worin die Wertgröße eines andren Dings dargestellt wird, seine Äquivalentform unabhängig von dieser Beziehung als gesellschaftliche Natureigenschaft zu besitzen scheint. Wir verfolgten die Befestigung dieses falschen Scheins. Er ist vollendet, sobald die allgemeine Äquivalentform mit der Naturalform einer besondren Warenart verwachsen oder zur Geldform kristallisiert ist. Eine Ware scheint nicht erst Geld zu werden, weil die andren Waren allseitig ihre Werte in ihr darstellen, sondern sie scheinen umgekehrt allgemein ihre Werte in ihr darzustellen, weil sie Geld ist. Die vermittelnde Bewegung verschwindet in ihrem eignen Resultat und läßt keine Spur zurück. Ohne ihr Zutun finden die Waren ihre eigne Wertgestalt fertig vor als einen außer und neben ihnen existierenden Warenkörper. Diese Dinge, Gold und Silber, wie sie aus den Eingeweiden der Erde herauskommen, sind zugleich die unmittelbare Inkarnation aller menschlichen Arbeit. Daher die Magie des Geldes. Das bloß---#

paribus 1*)." (William Petty, "A Treatise of Taxes and Contributions", Lond. 1667, p. 31.) 49) Nachdem Herr Professor Roscher uns belehrt: "Die falschen Definitionen von Geld lassen sich in zwei Hauptgruppen teilen: solche, die es für mehr, und solche, die es für weniger halten als eine Ware", folgt ein kunterbunter Katalog von Schriften über das Geldwesen, wodurch auch nicht die entfernteste Einsicht in die wirkliche Geschichte der Theorie durchschimmert, und dann die Moral: "Zu leugnen ist übrigens nicht, daß die meisten neueren Nationalökonomen die Eigentümlichkeiten, welche das Geld von andren Waren unterscheiden" (also doch mehr oder weniger als Ware?), nicht genug im Auge behalten haben... Insofern ist die halbmerkantilistische Reaktion von Ganilh etc. nicht ganz unbegründet." (Wilhelm Roscher, "Die Grundlagen der Nationalökonomie", 3. Aufl., 1858, p. 207-210.) Mehr - weniger - nicht genug - insofern- nicht ganz! Welche Begriffsbestimmungen! Und dergleichen eklektische Professoralfaselei tauft Herr Roscher bescheiden "die anatomisch-physiologische Methode" der politischen Ökonomie! Eine Entdeckung ist ihm jedoch geschuldet, nämlich, daß Geld "eine angenehme Ware" ist.-----#

1*) unter sonst gleichen Umständen
#108# I. Abschnitt - Ware und Geld-----

atomistische Verhalten der Menschen in ihrem gesellschaftlichen Produktionsprozeß und daher die von ihrer Kontrolle und ihrem bewußten individuellen Tun unabhängige, sachliche Gestalt ihrer eignen Produktionsverhältnisse erscheinen zunächst darin, daß ihre Arbeitsprodukte allgemein die Warenform annehmen. Das Rätsel des Geldfetischs ist daher nur das sichtbar gewordne, die Augen blendende Rätsel des Warenfetischs.
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DRITTES KAPITEL

Das Geld oder die Warenzirkulation

1. Maß der Werte

Ich setze überall in dieser Schrift, der Vereinfachung halber, Gold als die Geldware voraus. Die erste Funktion des Goldes besteht darin, der Warenwelt das Material ihres Wertausdrucks zu liefern oder die Warenwerte als gleichnamige Größen, qualitativ gleiche und quantitativ vergleichbare, darzustellen. So funktioniert es als allgemeines Maß der Werte, und nur durch diese Funktion wird Gold, die spezifische Äquivalentware, zunächst Geld. Die Waren werden nicht durch das Geld kommensurabel. Umgekehrt. Weil alle Waren als Werte vergegenständlichte menschliche Arbeit, daher an und für sich kommensurabel sind, können sie ihre Werte gemeinschaftlich in derselben spezifischen Ware messen und diese dadurch in ihr gemeinschaftliches Wertmaß oder Geld verwandeln. Geld als Wertmaß ist notwendige Erscheinungsform des immanenten Wertmaßes der Waren, der Arbeitszeit. 50)---#

Die Frage, warum das Geld nicht unmittelbar die Arbeitszeit selbst repräsentiert, so daß z. B. eine Papiernote x Arbeitsstunden vorstellt, kommt ganz einfach auf die Frage heraus, warum auf Grundlage der Warenproduktion die Arbeitsprodukte sich als Waren darstellen müssen, denn die Darstellung der Ware schließt ihre Verdopplung in Ware und Geldware ein. Oder warum Privatarbeit nicht als unmittelbar gesellschaftliche Arbeit, als ihr Gegenteil, behandelt werden kann. Ich habe den seichten Utopismus eines "Arbeitsgelds" auf Grundlage der Warenproduktion anderswo ausführlich erörtert. l.c.p.61 sqq. 1*) Hier sei noch bemerkt, daß z.B. das Owensche "Arbeitsgeld" ebensowenig "Geld" ist wie etwa eine Theatermarke. Owen setzt unmittelbar vergesellschaftete Arbeit voraus, eine der Warenproduktion diametral entgegengesetzte-----#

1*) Siehe Band 13 unserer Ausgabe, S. 66 ff.
#110# I. Abschnitt - Ware und Geld-----

Der Wertausdruck einer Ware in Gold - x Ware A - y Geldware - ist ihre Geldform oder ihr Preis. Eine vereinzelte Gleichung, wie 1 Tonne Eisen = 2 Unzen Gold, genügt jetzt, um den Eisenwert gesellschaftlich gültig darzustellen. Die Gleichung braucht nicht länger in Reih und Glied mit den Wertgleichungen der andren Waren aufzumarschieren, weil die Äquivalentware, das Gold, bereits den Charakter von Geld besitzt. Die allgemeine relative Wertform der Waren hat daher jetzt wieder die Gestalt ihrer ursprünglichen, einfachen oder einzelnen relativen Wertform. Andrerseits wird der entfaltete relative Wertausdruck oder die endlose Reihe relativer Wertausdrücke zur spezifisch relativen Wertform der Geldware. Diese Reihe ist aber jetzt schon gesellschaftlich gegeben in den Warenpreisen. Man lese die Quotationen eines Preiskurants rückwärts und man findet die Wertgröße des Geldes in allen möglichen Waren dargestellt. Geld hat dagegen keinen Preis. Um an dieser einheitlichen relativen Wertform der andren Waren teilzunehmen, müßte es auf sich selbst als sein eignes Äquivalent bezogen werden. Der Preis oder die Geldform der Waren ist, wie ihre Wertform überhaupt, eine von ihrer handgreiflich reellen Körperform unterschiedne, also nur ideelle oder vorgestellte Form. Der Wert von Eisen, Leinwand, Weizen usw. existiert, obgleich unsichtbar, in diesen Dingen selbst; er wird vorgestellt durch ihre Gleichheit mit Gold, eine Beziehung zum Gold, die sozusagen nur in ihren Köpfen spukt. Der Warenhüter muß daher seine Zunge in ihren Kopf stecken oder ihnen Papierzettel umhängen, um ihre Preise der Außenwelt mitzuteilen. 51) Da der Ausdruck der Warenwerte in---#

Produktionsform. Das Arbeitszertifikat konstatiert nur den individuellen Anteil des Produzenten an der Gemeinarbeit und seinen individuellen Anspruch auf den zur Konsumtion bestimmten Teil des Gemeinprodukts. Aber es fällt Owen nicht ein, die Warenproduktion vorauszusetzen und dennoch ihre notwendigen Bedingungen durch Geldpfuschereien umgehn zu wollen. 51) Der Wilde oder Halbwilde braucht die Zunge anders. Kapitin Parry bemerkt z.B. von den Bewohnern an der Westküste der Baffinsbay: "In diesem Falle" (beim Produktenaustausch) "...beleckten sie es" (das ihnen Angebotene) zweimal mit der Zunge, wonach sie das Geschäft als zur Zufriedenheit abgeschlossen zu betrachten schienen." [36] Ebenso beleckte bei den östlichen Eskimos der Eintauscher jedesmal den Artikel beim Empfang desselben Wenn die Zunge so im Norden als Organ der Aneignung, ist es kein Wunder, daß der Bauch im Süden als Organ des akkumulierten Eigentums gilt und der Kaffer den Reichtum eines Mannes nach seinem Fettwanst schätzt. Die Kaffern sind grundgescheite Kerle, denn während der offizielle britische Gesundheitsbericht von 1864 den Mangel eines großen Teils der Arbeiterklasse an fettbildenden
#111# 3. Kapitel - Das Geld oder die Warenzirkulation-----

Gold ideell ist, ist zu dieser Operation auch nur vorgestelltes oder ideelles Gold anwendbar. Jeder Warenhüter weiß, daß er seine Waren noch lange nicht vergoldet, wenn er ihrem Wert die Form des Preises oder vorgestellte Goldform gibt, und daß er kein Quentchen wirkliches Gold braucht, um Millionen Warenwerte in Gold zu schätzen. In seiner Funktion des Wertmaßes dient das Geld daher als nur vorgestelltes oder ideelles Geld. Dieser Umstand hat die tollsten Theorien veranlaßt. 52) Obgleich nur vorgestelltes Geld zur Funktion des Wertmaßes dient, hängt der Preis ganz vom reellen Geldmaterial ab. Der Wert, d.h. das Quantum menschlicher Arbeit, das z.B. in einer Tonne Eisen enthalten ist, wird ausgedruckt in einem vorgestellten Quantum der Geldware, welches gleich viel Arbeit enthält. Je nachdem also Gold, Silber oder Kupfer zum Wertmaß dienen, erhält der Wert der Tonne Eisen ganz verschiedne Preisausdrücke oder wird in ganz verschiednen Quantitäten Gold, Silber oder Kupfer vorgestellt. Dienen daher zwei verschiedne Waren, z.B. Gold und Silber, gleichzeitig als Wertmaße, so besitzen alle Waren zweierlei verschiedne Preisausdrücke, Goldpreise und Silberpreise, die ruhig nebeneinander laufen, solange das Wertverhältnis von Silber zu Gold unverändert bleibt, z.B. = 1:15. Jede Veränderung dieses Wertverhältnisses stört aber das Verhältnis zwischen den Goldpreisen und den Silberpreisen der Waren und beweist so tatsächlich, daß die Verdopplung des Wertmaßes seiner Funktion widerspricht. 53)-----#

Substanzen beklagt, machte ein Dr. Harvey, der jedoch nicht die Blutzirkulation erfunden hat, in demselben Jahre sein Glück durch Puff-Rezepte, die der Bourgeoisie und Aristokratie Fettüberflusseslast abzutreiben versprachen. 52) Siehe Karl Marx, "Zur Kritik etc.", "Theorien von der Maßeinheit des Geldes", p.53 sqq. 1*) 53) Note zur 2. Ausg. "Wo Gold und Silber gesetzlich als Geld, d.h. als Wertmaß nebeneinander bestehen, ist stets der vergebliche Versuch gemacht worden, sie als eine und dieselbe Materie zu behandeln. Unterstellt man, daß dieselbe Arbeitszeit sich unveränderlich in derselben Proportion von Silber und Gold vergegenständlichen muß, so unterstellt man in der Tat, daß Silber und Gold dieselbe Materie sind und daß eine bestimmte Masse des minder wertvollen Metalls, des Silbers, den unveränderlichen Bruchteil einer bestimmten Goldmasse bildet. Von der Regierung Edwards III. bis zur Zeit von Georg II. verläuft sich die Geschichte des englischen Geldwesens in eine fortlaufende-----#

1*) Siehe Band 13 unserer Ausgabe, S. 591 f.
#112# I. Abschnitt - Ware und Geld-----

Die preisbestimmten Waren stellen sich alle dar in der Form: a Ware A = x Gold, b Ware B = z Gold, c Ware C = y Gold usw., wo a, b, c bestimmte Massen der Warenarten A, B, C vorstellen, x, z, y bestimmte Massen des Goldes. Die Warenwerte sind daher verwandelt in vorgestellte Goldquanta von verschiedner Größe, also, trotz der wirren Buntheit der Warenkörper, in gleichnamige Größen, Goldgrößen. Als solche verschiedne Goldquanta vergleichen und messen sie sich untereinander, und es entwickelt sich technisch die Notwendigkeit, sie auf ein fixiertes Quantum Gold als ihre Maßeinheit zu beziehn. Diese Maßeinheit selbst wird durch weitere Einteilung in aliquote Teile zum Maßstab fortentwickelt. Vor ihrer Geldwerdung besitzen Gold, Silber, Kupfer bereits solche Maßstäbe in ihren Metallgewichten, so daß z.B. ein Pfund als Maßeinheit dient und nach der einen Seite wieder in Unzen usw. abgeteilt, nach der andren in Zentner usw. zusammenaddiert wird. 54) Bei aller metallischen Zirkulation bilden daher die vorgefundenen Namen des Gewichtsmaßstabs auch die ursprünglichen Namen des Geldmaßstabs oder Maßstabs der Preise.---#

Reihe von Störungen, hervorgehend aus der Kollision zwischen der gesetzlichen Festsetzung des Wertverhältnisses von Gold und Silber und ihren wirklichen Wertschwankungen. Bald war Gold zu hoch geschätzt, bald Silber. Das zu niedrig geschätzte Metall wurde der Zirkulation entzogen, urngeschmolzen und exportiert. Das Wertverhältnis beider Metalle wurde dann wieder gesetzlich verändert, aber der neue Nominalwert trat bald mit dem wirklichen Wertverhältnis in denselben Konflikt wie der alte. - In unserer eigenen Zeit hat der sehr schwache und vorübergehende Fall im Wert von Gold gegen Silber, infolge der indisch-chinesischen Silbernachfrage, dasselbe Phänomen auf der größten Stufenleiter in Franlaeich erzeugt, Ausfuhr von Silber und seine Vertreibung aus der Zirkulation durch Gold. Während der Jahre 1855, 1856,1857 betrug der Überschuß der Goldeinfuhr in Frankreich über die Goldausfuhr aus Frankreich 41 580 000 Pfd.St., während der Überschuß der Silberausfuhr über die Silbereinfuhr 34704000 1*) Pfd.St. betrug. In der Tat, in Ländern, wo beide Metalle gesetzliche Wertmaße sind, daher beide in Zahlung angenommen werden müssen, jeder aber beliebig in Silber oder Gold zahlen kann, trägt das im Wert steigende Metall ein Agio und mißt wie jede andere Ware seinen Preis in dem überschätzten Metall, während letzteres allein als Wertmaß dient. Alle geschichtliche Erfahrung in diesem Gebiet reduziert sich einfach darauf, daß, wo gesetzlich zwei Waren die Funktion des Wertmaßes versehen, faktisch immer nur eine als solches den Platz behauptet." Karl Marx, l.c.p. 52, 53. 2*) 54) Note zur 2. Ausg. Die Sonderbarkeit, daß die Unze Gold in England als Einheit des Geldmaßstabs nicht in aliquote Teile abgeteilt ist, erklärt sich wie folgt: Unser-----#

1*) 2. bis 4. Auflage: 14 704 000 - 2*) siehe Band 13 unserer Ausgabe, S. 58/59
#113# 3. Kapitel - Das Geld oder die Warenzirkulation-----

Als Maß der Werte und als Maßstab der Preise verrichtet das Geld zwei ganz verschiedne Funktionen. Maß der Werte ist es als die gesellschaftliche Inkarnation der menschlichen Arbeit, Maßstab der Preise als ein festgesetztes Metallgewicht. Als Wertmaß dient es dazu, die Werte der bunt verschiednen Waren in Preise zu verwandeln, in vorgestellte Goldquanta; als Maßstab der Preise mißt es diese Goldquanta. Am Maß der Werte messen sich die Waren als Werte, der Maßstab der Preise mißt dagegen Goldquanta an einem Goldquantum, nicht den Wert eines Goldquantums am Gewicht des andren. Für den Maßstab der Preise muß ein bestimmtes Goldgewicht als Maßeinheit fixiert werden. Hier, wie in allen andren Maßbestimmungen gieichnamiger Größen, wird die Festigkeit der Maßverhältnisse entscheidend. Der Maßstab der Preise erfüllt daher seine Funktion um so besser, je unveränderlicher ein und dasselbe Quantum Gold als Maßeinheit dient. Als Maß der Werte kann Gold nur dienen, weil es selbst Arbeitsprodukt, also der Möglichkeit nach ein veränderlicher Wert ist. 55) Es ist zunächst klar, daß ein Wertwechsel des Goldes seine Funktion als Maßstab der Preise in keiner Weise beeinträchtigt. Wie auch der Goldwert wechsle, verschiedne Goldquanta bleiben stets in selbem Wertverhältnis zueinander. Fiele der Goldwert um 1000%, so würden nach wie vor 12 Unzen Gold 12mal mehr Wert besitzen als eine Unze Gold, und in den Preisen handelt es sich nur um das Verhältnis verschiedner Goldquanta zueinander. Da andrerseits eine Unze Gold mit dem Fallen oder Steigen ihres Werts keineswegs ihr Gewicht verändert, verändert sich ebensowenig das ihrer aliquoten Teile, und so tut das Gold als fixer Maßstab der Preise stets denselben Dienst, wie immer sein Wert wechsle. Der Wertwechsel des Goldes verhindert auch nicht seine Funktion als Wertmaß. Er trifft alle Waren gleichzeitig, läßt also caeteris paribus ihre---#

Münzwesen war ursprünglich nur der Verwendung von Silber angepaßt- daher kann eine Unze Silber immer in eine bestimmte aliquote Anzahl von Geldstücken geteilt werden; da aber Gold erst in einer spätern Zeit in ein Münzwesen eingeführt wurde, das nur dem Silber angepaßt war, kann eine Unze Gold nicht in eine aliquote Anzahl von Münzen ausgeprägt werden." (Maclaren, "History of the Currency", London 1858, p. 16.) 55) Note zur 2. Ausg. In englischen Schriften ist die Konfusion über Maß der Werte (measure of value) und Maßstab der Preise (standard of value) unsäglich. Die Funktionen und daher ihre Namen werden beständig verwechselt.
#114# I. Abschnitt - Ware und Geld-----

wechselseitigen relativen Werte unverändert, obgleich sie sich nun alle in höheren oder niedrigeren Goldpreisen als zuvor ausdrücken. Wie bei der Darstellung des Werts einer Ware im Gebrauchswert irgendeiner andren Ware, ist auch bei der Schätzung der Waren in Gold nur vorausgesetzt, daß zur gegebnen Zeit die Produktion eines bestimmten Goldquantums ein gegebnes Quantum Arbeit kostet. In bezug auf die Bewegung der Warenpreise überhaupt gelten die früher entwickelten Gesetze des einfachen relativen Wertausdrucks. Die Warenpreise können nur allgemein steigen, bei gleichbleibendem Geldwert, wenn die Warenwerte steigen; bei gleichbleibenden Warenwerten, wenn der Geldwert fällt. Umgekehrt. Die Warenpreise können nur allgemein fallen, bei gleichbleibendem Geldwert, wenn die Warenwerte fallen; bei gleichbleibenden Warenwerten, wenn der Geldwert steigt. Es folgt daher keineswegs, daß steigender Geldwert proportionelles Sinken der Warenpreise und fallender Geldwert proportionelles Steigen der Warenpreise bedingt. Dieses gilt nur für Waren von unverändertem Wert. Solche Waren z.B., deren Wert gleichmäßig und gleichzeitig steigt mit dem Geldwert, behalten dieselben Preise. Steigt ihr Wert langsamer oder rascher als der Geldwert, so wird der Fall oder das Steigen ihrer Preise bestimmt durch die Differenz zwischen ihrer Wertbewegung und der des Geldes usw. Kehren wir nun zur Betrachtung der Preisform zurück. Die Geldnamen der Metallgewichte trennen sich nach und nach von ihren ursprünglichen Gewichtnamen aus verschiednen Gründen, darunter historisch entscheidend: 1. Einführung fremden Geldes bei minder entwickelten Völkern, wie z.B. im alten Rom Silber- und Goldmünzen zuerst als ausländische Waren zirkulierten. Die Namen dieses fremden Geldes sind von den einheimische Gewichtnamen verschieden. 2. Mit der Entwicklung des Reichtums wird das minder edle Metall durch das edlere aus der Funktion des Wertmaßes verdrängt. Kupfer durch Silber, Silber durch Gold, sosehr diese Reihenfolge aller poetischen Chronologie [37] widersprechen mag. 56) Pfund war nun z.B. Geldname für ein wirkliches Pfund Silber. Sobald Gold das Silber als Wertmaß verdrängt, hängt sich derselbe Name vielleicht an 1/15 usw. Pfund Gold, je nach dem Wertverhältnis von Gold und Silber. Pfund als Geldname und als gewöhnlicher Gewichtname des Goldes sind jetzt getrennt. 57) 3. Die Jahrhunderte fortgesetzte---#

#56) Sie ist übrigens auch nicht von allgemein historischer Gültigkeit. 57) Note zur 2. Ausg. So
bezeichnet das englische Pfund weniger als ein Drittel seines ursprünglichen Gewichts, das schottische Pfund vor der Union [38] nur noch 1/36, der
#115# 3. Kapitel - Das Geld oder die Warenzirkulation-----

Geldfälschung der Fürsten, welche vom ursprünglichen Gewicht der Geldmünzen in der Tat nur den Namen zurückließ. 58) Diese historischen Prozesse machen die Trennung des Geldnamens der Metallgewichte von ihrem gewöhnlichen Gewichtsnamen zur Volksgewohnheit. Da der Geldmaßstab einerseits rein konventionell ist, andrerseits allgemeiner Gültigkeit bedarf, wird er zuletzt gesetzlich reguliert. Ein bestimmter Gewichtsteil des edlen Metalls, z.B. eine Unze Gold, wird offiziell abgeteilt in aliquote Teile, die legale Taufnamen erhalten, wie Pfund, Taler usw. Solcher aliquote Teil, der dann als die eigentliche Maßeinheit des Geldes gilt, wird untergetellt in andre aliquote Teile mit gesetzlichen Taufnamen, wie Shilling, Penny etc. 59) Nach wie vor bleiben bestimmte Metallgewichte Maßstab des Metallgeldes. Was sich geändert, ist Einteilung und Namengebung. Die Preise, oder die Goldquanta, worin die Werte der Waren ideell verwandelt sind, werden jetzt also ausgedruckt in den Geldnamen oder gesetzlich gültigen Rechennamen des Goldmaßstabs. Statt also zu sagen, der Quarter Weizen ist gleich einer Unze Gold, würde man in England sagen, er ist gleich 3 Pfd.St. 17 sh. 10 1/2 d. Die Waren sagen sich so in ihren Geldnamen, was sie wert sind, und das Geld dient als Rechengeld, sooft es gilt, eine Sache als Wert und daher in Geldform zu fixieren. 60) Der Name einer Sache ist ihrer Natur ganz äußerlich. Ich weiß nichts vom Menschen, wenn ich weiß, daß ein Mensch Jacobus heißt. Ebenso verschwindet in den Geldnamen Pfund, Taler, Franc, Dukat usw. jede Spur des Wertverhältnisses. Die Wirre über den Geheimsinn dieser kabbalistischen Zeichen ist um so größer, als die Geldnamen den Wert der Waren und zugleich aliquote Teile eines Metallgewichts, des Geldmaßstabs,---#

französische Livre 1/74, der spanische Maravedi weniger als 1/1000, der portugisische Rei eine noch viel kleinere Proportion. 58) Note zur 2. Ausg. "Die Münzen, deren Namen heute nur noch ideell sind, sind bei allen Nationen die ältesten; sie alle waren einst real, und eben weil sie real waren, hat man mit ihnen gerechnet." (Galiani, "Della Moneta", l.c.p. 153.) 59) Note zur 2. Ausg. Herr David Urquhart bemerkt in seinen "Familiar Words" über das Ungeheuerliche (!), daß heutzutage ein Pfund (? St.), die Einheit des eng. englischenn Geldmaßstabs, gleich ungefähr 1/4 Unze Gold ist: "Das ist Fälschung eines Maßes und nicht Festsetzung eines Maßstabs." [p. 105.] Er findet in dieser "falschen Benennung" des Goldgewichts wie überall sonst die fälschende Hand der Zivilisation. 60) Note zur 2. Ausg. Als "man den Anacharsis fragte, wozu die Hellenen das Geld brauchen, antwortet er: zum Rechnen." (Athen[aeus],"Deipn.", l.IV,49,v.2 [p. 120], ed. Schweighäuser, 1802.)
#116# I. Abschnitt - Ware und Geld-----

ausdrücken. 61) Andrerseits ist es notwendig, daß der Wert im Unterschied von den bunten Körpern der Warenwelt sich zu dieser begriffslos sachlichen, aber auch einfach gesellschaftlichen Form fortentwickle. 62) Der Preis ist der Geldname der in der Ware vergegenständlichten Arbeit. {?} Die Äquivalenz der Ware und des Geldquantums, dessen Name ihr Preis ist, ist daher eine Tautologie 63), wie ja überhaupt der relative Wertausdruck einer Ware stets der Ausdruck der Äquivalenz zweier Waren ist. Wenn aber der Preis als Exponent der Wertgröße der Ware Exponent ihres Austauschverhältnisses mit Geld, so folgt nicht umgekehrt, daß der Exponent ihres Austauschverhältnisses mit Geld notwendig der Exponent ihrer Wertgröße ist. Gesellschaftlich notwendige Arbeit von gleicher Größe stelle sich in 1 Quarter Weizen und in 2 Pfd.St. (ungefähr 1/2 Unze Gold) dar. Die 2 Pfd.St. sind Geldausdruck der Wertgröße des Quarter Weizens, oder sein Preis. Erlauben nun die Umstände, ihn zu 3 Pfd.St., oder zwingen sie, ihn zu 1 Pfd.St. zu notieren, so sind 1 Pfd.St. und 3 Pfd.St. als Ausdrücke---#

61) Note zur 2. Ausg. "Weil das Gold 1*) als Maßstab der Preise in denselben Rechennamen erscheint wie die Warenpreise, also z.B. eine Unze Gold ebensowohl wie der Wert einer Tonne Eisen in 3 Pfd.St. 17 sh. 10 1/2 d. ausgedruckt wird, hat man diese seine Rechennamen seinen Münzpreis genannt. Die wunderliche Vorstellung entstand daher, als ob das Gold (resp. Silber) in seinem eignen Material geschätzt werde und im Unterschied von allen Waren von Staats wegen einen fixen Preis erhärte. Man versah die Fixierung von Rechennamen bestimmter Goldgewichte für Fixierung des Werts dieser Gewichte." (Karl Marx, l.c.p. 52. 2*) 62) Vgl. "Theorien von der Maßeinheit des Geldes" in "Zur Kritik der Pol. Oekon. etc.". p. 53 sqq. 3*) Die Phantasien über Erhöhung oder Erniedrigung des "Münzpreises", die darin besteht, die gesetzlichen Geldname für gesetzlich fixierte Gewichtteile Gold oder Silber auf größere oder kleinere Gewichtteile von Staats wegen zu übertragen und demgemäß auch etwa 1/4 Unze Gold statt in 20 künftig in 40 sh. zu prägen - diese Phantasien, soweit sie nicht ungeschickte Finanzoperationen gegen Staats- und Privatgläubige-, sondern ökonomische "Wunderkuren" bezwecken, hat Petty so erschöpfend behandelt in "Quantulumcunque concerning Money. To the Lord Marquis of Halifax, 1682", daß schon seine unmittelbaren Nachfolger, Sir Dudley North und John Locke, von späteren gar nicht zu reden, ihn nur verflachen konnten. "Wenn der Reichtum einer Nation", sagt er u.a., durch eine Verordnung verzehnfacht werden könnte, wäre es eigenartig, daß unsere Regierungen nicht schon längst derartige Verordnungen erlassen haben." l.c.p. 36.) 63) "Oder man muß schon zugeben, daß eine Million in Geld mehr wert ist als ein gleicher Wert in Waren" (Le Trosne, l.c.p. 919), also daß ein Wert mehr wert ist als ein gleicher anderer."-----#

1*) 2. bis 4. Auflage: Geld - 2*) siehe Band 13 unserer Ausgabe, S. 58 - 3*) ebenda, S. 59 ff.
#117# 3. Kapitel - Das Geld oder die Warenzirkulation-----

der Wertgröße des Weizens zu klein oder zu groß, aber sie sind dennoch Preise desselben, denn erstens sind sie seine Wertform, Geld, und zweitens Exponenten seines Austauschverhältnisses mit Geld. Bei gleichbleibenden Produktionsbedingungen oder gleichbleibender Produktivkraft der Arbeit muß nach wie vor zur Reproduktion des Quarter Weizen gleich viel gesellschaftliche Arbeitszeit verausgabt werden. Dieser Umstand hängt vom Willen weder des Weizenproduzenten noch der andren Warenbesitzer ab. Die Wertgröße der Ware drückt also ein notwendiges, ihrem Bildungsprozeß immanentes Verhältnis zur gesellschaftlichen Arbeitszeit aus. Mit der Verwandlung der Wertgröße in Preis erscheint dies notwendige Verhältnis als Austauschverhältnis einer Ware mit der außer ihr existierenden Geldware. In diesem Verhältnis kann sich aber ebensowohl die Wertgröße der Ware ausdrücken, als das Mehr oder Minder, worin sie unter gegebnen Umständen veräußerlich ist. Die Möglichkeit quantitativer Inkongruenz zwischen Preis und Wertgröße, oder der Abweichung des Preises von der Wertgröße, liegt also in der Preisform selbst. Es ist dies kein Mangel dieser Form, sondern macht sie umgekehrt zur adäquaten Form einer Produktionsweise, worin sich die Regel nur als blind wirkendes Durchschnittsgesetz der Regellosigkeit durchsetzen kann. Die Preisform läßt jedoch nicht nur die Möglichkeit quantitativer Inkongruenz zwischen Wertgröße und Preis, d.h. zwischen der Wertgröße und ihrem eignen Geldausdruck zu, sondern kann einen qualitativen Widerspruch beherbergen, so daß der Preis überhaupt aufhört, Wertausdruck zu sein, obgleich Geld nur die Wertform der Waren ist. Dinge, die an und für sich keine Waren sind, z.B. Gewissen, Ehre usw., können ihren Besitzern für Geld feil sein und so durch ihren Preis die Warenform erhalten. Ein Ding kann daher formell einen Preis haben, ohne einen Wert zu haben. Der Preisausdruck wird hier imaginär wie gewisse Größen der Mathematik. Andrerseits kann auch die imaginäre Preisform, wie z.B. der Preis des unkultivierten Bodens, der keinen Wert hat, weil keine menschliche Arbeit in ihm vergegenständlicht ist, ein wirkliches Wertverhältnis oder von ihm abgeleitete Beziehung verbergen. Wie die relative Wertform überhaupt, drückt der Preis den Wert einer Ware, z. B. einer Tonne Eisen, dadurch aus, daß ein bestimmtes Quantum Äquivalent, z.B. eine Unze Gold, unmittelbar austauschbar mit Eisen, aber keineswegs umgekehrt, daß seinerseits das Eisen unmittelbar austauschbar mit Gold ist. Um also praktisch die Wirkung eines Tauschwerts auszuüben, muß die Ware ihren natürlichen Leib abstreifen, sich aus nur vorgestelltem Gold in wirkliches Gold verwandeln, obgleich diese Transsubstantiation
#118# I. Abschnitt - Ware und Geld-----

ihr "saurer" ankommen mag als dem Hegelschen "Begriff" der Übergang aus der Notwendigkeit in die Freiheit oder einem Hummer das Sprengen seiner Schale oder dem Kirchenvater Hieronymus das Abstreifen des alten Adam. 64) Neben ihrer reellen Gestalt, Eisen z.B., kann die Ware im Preise ideelle Wertgestalt oder vorgestellte Goldgestalt besitzen, aber sie kann nicht zugleich wirklich Eisen und wirklich Gold sein. Für ihre Preisgebung genügt es, vorgestelltes Gold ihr gleichzusetzen. Durch Gold ist sie zu ersetzen, damit sie ihrem Besitzer den Dienst eines allgemeinen Äquivalents leiste. Träte der Besitzer des Eisens z.B. dem Besitzer einer weltlustigen Ware gegenüber und verwiese ihn auf den Eisenpreis, der Geldform sei, so würde der Weltlustige antworten, wie im Himmel der heilige Petrus dem Dante, der ihm die Glaubensformel hergesagt [40]:
"Assai bene è trascorsa D'esta moneta già la lega e'l peso, Ma dimmi se tu l'hai nella tua borsa." 1*)
Die Preisform schließt die Veräußerlichkeit der Waren gegen Geld und die Notwendigkeit dieser Veräußerung ein. Andrerseits funktioniert Gold nur als ideelles Wertmaß, weil es sich bereits im Austauschprozeß als Geldware unitreibt. Im ideellen Maß der Werte lauert daher das harte Geld.---

2. Zirkulationsmittel

a) Die Metamorphose der Waren

Man sah, daß der Austauschprozeß der Waren widersprechende und einander ausschließende Beziehungen einschließt. Die Entwicklung der Ware hebt diese Widersprüche nicht auf, schafft aber die Form, worin sie sich bewegen können. Dies ist überhaupt die Methode, wodurch sich wirkliche Widersprüche lösen. Es ist z.B. ein Widerspruch, daß ein Körper#

64) Wenn Hieronymus in seiner Jugend viel mit dem materiellen Fleisch zu ringen hatte, wie sein Wüstenkampf mit schönen Frauenbildern zeigt, so im Alter mit dem geistigen Fleisch. "Ich glaubte mich", sagt er z.B., "im Geist vor dem Weltrichter.", "Wer bist du?" fragte eine Stimme. "Ich bin ein Christ." "Du lügst" donnerte der Weltrichter. "Du bist nur Ciceronianer!" [39]-----
1*) Gar wohl durchgangen Ist jetzo Schrot und Korn schon jener Münze, Doch sprich, ob du sie hast in deiner Börse."
#119# 3. Kapitel - Das Geld oder die Warenzirkulation-----

beständig in einen andren fällt und ebenso beständig von ihm wegflieht. Die Ellipse ist eine der Bewegungsformen, worin dieser Widerspruch sich ebensosehr verwirklicht als löst. Soweit der Austauschprozeß Waren aus der Hand, worin sie NichtGebrauchswerte, in die Hand überträgt, worin sie Gebrauchswerte, ist er gesellschaftlicher Stoffwechsel. Das Produkt einer nützlichen Arbeitsweise ersetzt das der andren. Einmal angelangt zur Stelle, wo sie als Gebrauchswert dient, fällt die Ware in die Sphäre der Konsumtion aus der Sphäre des Warenaustauschs. Letztre allein interessiert uns hier. Wir haben also den ganzen Prozeß nach der Formseite zu betrachten, also nur den Formwechsel oder die Metamorphose der Waren, welche den gesellschaftlichen Stoffwechsel vermittelt. Die durchaus mangelhafte Auffassung dieses Formwechsels ist, abgesehn von Unklarheit über den Wertbegriff selbst, dem Umstand geschuldet, daß jeder Formwechsel einer Ware sich vollzieht im Austausch zweier Waren, einer gemeinen Ware und der Geldware. Hält man an diesem stofflichen Moment, dem Austausch von Ware mit Gold, allein fest, so übersieht man grade, was man sehn soll, nämlich was sich mit der Form zuträgt. Man übersieht, daß Gold als bloße Ware nicht Geld ist und daß die andren Waren sich selbst in ihren Preisen auf Gold als ihre eigne Geldgestalt beziehn. Die Waren gehn zunächst unvergoldet, unverzuckert, wie der Kamm ihnen gewachsen ist, in den Austauschprozeß ein. Er produziert eine Verdopplung der Ware in Ware und Geld, einen äußeren Gegensatz, worin sie ihren immanenten Gegensatz von Gebrauchswert und Wert darstellen. In diesem Gegensatz treten die Waren als Gebrauchswerte dem Geld als Tauschwert gegenüber. Andrerseits sind beide Seiten des Gegensatzes Waren, also Einheiten von Gebrauchswert und Wert. Aber diese Einheit von Unterschieden stellt sich auf jedem der beiden Pole umgekehrt dar und stellt dadurch zugleich deren Wechselbeziehung dar. Die Ware ist reell Gebrauchswert, ihr Wertsein erscheint nur ideell im Preis, der sie auf das gegenüberstehende Gold als ihre reelle Wertgestalt bezieht. Umgekehrt gilt das Goldmaterial nur als Wertmateriatur, Geld. Es ist reell daher Tauschwert. Sein Gebrauchswert erscheint nur noch ideell in der Reihe der relativen Wertausdrücke, worin es sich auf die gegenüberstehenden Waren als den Umkreis seiner reellen Gebrauchsgestalten bezieht. Diese gegensätzlichen Formen der Waren sind die wirklichen Bewegungsformen ihres Austauschprozesses. Begleiten wir nun irgendeinen Warenbesitzer, unsren altbekannten Leinweber z.B., zur Szene des Austauschprozesses, dem Warenmarkt.
#120# I. Abschnitt - Ware und Geld-----

Seine Ware, 20 Ellen Leinwand, ist preisbestimmt. Ihr Preis ist 2 Pfd.St. Er tauscht sie aus gegen 2 Pfd.St. und, Mann von altem Schrot und Korn, tauscht die 2 Pfd.St. wieder aus gegen eine Familienbibel vom selben Preis. Die Leinwand, für ihn nur Ware, Wertträger, wird entäußert gegen Gold, ihre Wertgestalt, und aus dieser Gestalt rückveräußert gegen eine andre Ware, die Bibel, die aber als Gebrauchsgegenstand ins Weberhaus wandern und dort Erbauungsbedürfnisse befriedigen soll. Der Austauschprozeß der Ware vollzieht sich also in zwei entgegengesetzten und einander ergänzenden Metamorphosen - Verwandlung der Ware in Geld und ihre Rückverwandlung aus Geld in Ware. 65) Die Momente der Warenmetamorphose sind zugleich Händel des Warenbesitzers - Verkauf, Austausch der Ware mit Geld; Kauf, Austausch des Gelds mit Ware, und Einheit beider Akte: verkaufen, um zu kaufen. Besieht sich der Leinweber nun das Endresultat des Handels, so besitzt er Bibel statt Leinwand, statt seiner ursprünglichen Ware eine andre vom selben Wert, aber verschiedner Nützlichkeit. In gleicher Weise eignet er sich seine andren Lebens- und Produktionsmittel an. Von seinem Standpunkt vermittelt der ganze Prozeß nur den Austausch seines Arbeitsprodukts mit fremdem Arbeitsprodukt, den Produktenaustausch. Der Austauschprozeß der Ware vollzieht sich also in folgendem Formwechsel: Ware - Geld - Ware. W - G - W. Nach ihrem stofflichen Inhalt ist die Bewegung W - W, Austausch von Ware gegen Ware, Stoffwechsel der gesellschaftlichen Arbeit, in dessen Resultat der Prozeß selbst erlischt. W-G. Erste Metamorphose der Ware oder Verkauf. Das Überspringen des Warenwerts aus dem Warenleib in den Goldleib ist, wie ich es anderswo bezeichnet 1*), der Salto mortale der Ware. Mißlingt er, so ist zwar nicht die Ware geprellt, wohl aber der Warenbesitzer. Die gesellschaftliche Teilung der Arbeit macht seine Arbeit ebenso einseitig als seine Bedürfnisse vielseitig. Ebendeswegen dient ihm sein Produkt nur als Tauschwert. Allgemeine gesellschaftlich gültige Äquivalentform erhält es aber nur im Geld,---#

65) "Aus dem... Feuer aber wird Alles, sagte Heraklit, und Feuer aus Allem, gleich wie aus Gold Güter und aus Gütern Gold." (F. Lassalle, "Die Philosophie Herakleitos des Dunkeln", Berlin 1858, Bd. I, p.222.) Lassalles Note zu dieser Stelle, p.224, n.3, erklärt das Geld unrichtig für bloßes Wertzeichen.----#

1*) Siehe Band 13 unserer Ausgabe, S. 71
#121# 3. Kapitel - Das Geld oder die Warenzirkulation-----

und das Geld befindet sich in fremder Tasche. Um es herauszuziehn, muß die Ware vor allem Gebrauchswert für den Geldbesitzer sein, die auf sie verausgabte Arbeit also in gesellschaftlich nützlicher Form verausgabt sein oder sich als Glied der gesellschaftlichen Teilung der Arbeit bewähren. Aber die Teilung der Arbeit ist ein naturwüchsiger Produktionsorganismus, dessen Fäden hinter dem Rücken der Warenproduzenten gewebt wurden und sich fortweben. Vielleicht ist die Ware Produkt einer neuen Arbeitsweise, die ein neu aufgekommenes Bedürfnis zu befriedigen vorgibt oder auf eigne Faust ein Bedürfnis erst hervorrufen will. Gestern noch eine Funktion unter den vielen Funktionen eines und desselben Warenproduzenten, reißt sich eine besondre Arbeitsverrichtung heute vielleicht los von diesem Zusammenhang, verselbständigt sich und schickt ebendeswegen ihr Tellprodukt als selbständige Ware zu Markt. Die Umstände mögen reif oder unreif sein für diesen Scheidungsprozeß. Das Produkt befriedigt heute ein gesellschaftliches Bedürfnis. Morgen wird es vielleicht ganz oder teilweise von einer ähnlichen Produktenart aus seinem Platze verdrängt. Ist auch die Arbeit, wie die unsres Leinwebers, patentiertes Glied der gesellschaftlichen Arbeitsteilung, so ist damit noch keineswegs der Gebrauchswert grade seiner 20 Ellen Leinwand garantiert. Wenn das gesellschaftliche Bedürfnis für Leinwand, und es hat sein Maß wie alles andre, bereits durch nebenbuhlerische Leinweber gesättigt ist, wird das Produkt unsres Freundes überschüssig, überflüssig und damit nutzlos. Einem geschenkten Gaul sieht man nicht ins Maul, aber er beschreitet nicht den Markt, um Präsente zu machen. Gesetzt aber, der Gebrauchswert seines Produkts bewähre sich und Geld werde daher angezogen von der Ware. Aber nun fragt sich's, wieviel Geld? Die Antwort ist allerdings schon antizipiert im Preis der Ware, dem Exponenten ihrer Wertgröße. Wir sehn ab von etwaigen rein subjektiven Rechenfehlern des Warenbesitzers, die auf dem Markt sofort objektiv korrigiert werden. Er soll auf sein Produkt nur den gesellschaftlich notwendigen Durchschnitt von Arbeitszeit verausgabt haben. Der Preis der Ware ist also nur Geldname des in ihr vergegenständlichten Quantums gesellschaftlicher Arbeit. Aber ohne Erlaubnis und hinter dem Rücken unsres Leinwebers gerieten die altverbürgten Produktionsbedingungen der Leinweberei in Gärung. Was gestern zweifelsohne gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit zur Produktion einer Elle Leinwand war, hört heute auf, es zu sein, wie der Geldbesitzer eifrigst demonstriert aus den Preisquotationen verschiedner Nebenbuhler unsres Freundes. Zu seinem Unglück gibt's viele Weber auf der Welt. Gesetzt endlich, jedes auf dem Markt vorhandne Stück Leinwand enthalte nur gesellschaftlich notwendige
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Arbeitszeit. Trotzdem kann die Gesamtsumme dieser Stücke überflüssig verausgabte Arbeitszeit enthalten. Vermag der Marktmagen das Gesamtquantum Leinwand, zum Normalpreis von 2 sh. per Elle, nicht zu absorbieren, so beweist das, daß ein zu großer Teil der gesellschaftlichen Gesamtarbeitszeit in der Form der Leinweberei verausgabt wurde. Die Wirkung ist dieselbe, als hätte Jeder einzelne Leinweber mehr als die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit auf sein individuelles Produkt verwandt. Hier heißt's: Mitgefangen, mitgehangen. Alle Leinwand auf dem Markt gilt nur als ein Handelsartikel, jedes Stück nur als aliquoter Teil. Und in der Tat ist der Wert jeder individuellen Elle ja auch nur die Materiatur desselben gesellschaftlich bestimmten Quantums gleichartiger menschlicher Arbeit. 1*) Man sieht, die Ware liebt das Geld, aber "the course of true love never does run smooth" [41]. Ebenso naturwüchsig zufällig wie die qualitative ist die quantitative Gliederung des gesellschaftlichen Produktionsorganismus, der seine membra disjecta im System der Teilung der Arbeit darstellt. Unsre Warenbesitzer entdecken daher, daß dieselbe Teilung der Arbeit, die sie zu unabhängigen Privatproduzenten, den gesellschaftlichen Produktionsprozeß und ihre Verhältnisse in diesem Prozeß von ihnen selbst unabhängig macht, daß die Unabhängigkeit der Personen voneinander sich in einem System allseitiger sachlicher Abhängigkeit ergänzt. Die Teilung der Arbeit verwandelt das Arbeitsprodukt in Ware und macht dadurch seine Verwandlung in Geld notwendig. Sie macht es zugleich zufällig, ob diese Transsubstantiation gelingt. Hier ist jedoch das Phänomen rein zu betrachten, sein normaler Vorgang also vorauszusetzen. Wenn es übrigens überhaupt vorgeht, die Ware also nicht unverkäuflich ist, findet stets ihr Formwechsel statt, obgleich abnormal in diesem Formwechsel Substanz - Wertgröße eingebüßt oder zugesetzt werden mag. Dem einen Warenbesitzer ersetzt Gold seine Ware und dem andren Ware sein Gold. Das sinnfällige Phänomen ist der Hände- oder Stellenwechsel von Ware und Gold, von 20 Ellen Leinwand und 2 Pfd.St., d.h. ihr Austausch. Aber womit tauscht sich die Ware aus? Mit ihrer eignen allgemeinen Wertgestalt. Und womit das Gold? Mit einer besondren Gestalt-----#

1*) In einem Brief vom 28. November 1878 an N. F. Danielson, den russischen Übersetzer des "Kapitals", ändert Marx den letzten Satz wie folgt: "Und in der Tat ist der Wert jeder individuellen Elle ja auch nur die Materiatur eines Teils des im Gesamtquantum der Ellen verausgabten gesellschaftlichen Arbeitsquantums." Die gleiche Korrektur befindet sich auch in Marx' persönlichem Exemplar der zweiten deutschen Ausgabe des 1. Bandes des "Kapitals", jedoch nicht von seiner Hand.
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seines Gebrauchswerts. Warum tritt Gold der Leinwand als Geld gegenüber? Weil ihr Preis von 2 Pfd.St. oder ihr Geldname sie bereits auf Gold als Geld bezieht. Die Entäußerung der ursprünglichen Warenform vollzieht sich durch die Veräußerung der Ware, d.h. in dem Augenblicke, wo ihr Gebrauchswert das in ihrem Preis nur vorgestellte Gold wirklich anzieht. Die Realisierung des Preises oder der nur ideellen Wertform der Ware ist daher zugleich umgekehrt Realisierung des nur ideellen Gebrauchswerts des Geldes, die Verwandlung von Ware in Geld zugleich Verwandlung von Geld in Ware. Der eine Prozeß ist zweiseitiger Prozeß, vom Pol des Warenbesitzers Verkauf, vom Gegenpol des Geldbesitzers Kauf. Oder Verkauf ist Kauf, W-G zugleich G-W. 66) Wir kennen bisher kein ökonomisches Verhältnis der Menschen außer dem von Warenbesitzern, ein Verhältnis, worin sie fremdes Arbeitsprodukt nur aneignen, indem sie eignes entfremden. Einem Warenbesitzer kann der andre daher nur als Geldbesitzer gegenübertreten, entweder weil sein Arbeitsprodukt von Natur die Geldform besitzt, also Geldmaterial ist, Gold usw., oder weil seine eigne Ware sich bereits gehäutet und ihre ursprüngliche Gebrauchsform abgestreift hat. Um als Geld zu funktionieren, muß das Gold natürlich an irgendeinem Punkt in den Warenmarkt eintreten. Dieser Punkt liegt an seiner Produktionsquelle, wo es sich als unmittelbares Arbeitsprodukt mit andrem Arbeitsprodukt von demselben Wert austauscht. Aber von diesem Augenblick stellt es beständig realisierte Warenpreise vor. 67) Abgesehn vom Austausch des Golds mit Ware an seiner Produktionsquelle, ist das Gold in der Hand jedes Warenbesitzers die entäußerte Gestalt seiner veräußerten Ware, Produkt des Verkaufs oder der ersten Warenmetamorphose W-G. 68) Ideelles Geld oder Wertmaß wurde das Gold, weil alle Waren ihre Werte in ihm maßen und es so zum vorgestellten Gegenteil ihrer Cebrauchsgestalt, zu ihrer Wertgestalt machten. Reelles Geld wird es, weil die Waren durch ihre allseitige Veräußerung es zu ihrer wirklich entäußerten oder verwandelten Gebrauchsgestalt und daher zu ihrer wirklichen Wertgestalt machen. In ihrer Wertgestalt streift die Ware jede Spur ihres naturwüchsigen Gebrauchswerts und der---#

66) "Jeder Verkauf ist Kauf" (Dr. Quesnay, "Dialogues sur le Commerce et les Travaux des Artisans", [in] "Physiocrates", éd. Daire, I. Partie, Paris 1846, p.170), oder, wie Quesnay in seinen "Maximes Generales" sagt: "Verkaufen ist kaufen." [42] 67) "Der Preis einer Ware kann nur mit dem Preis, einer anderen Ware bezahlt werden." (Mercier de la Rivière, "L'Ordre naturel et essentiell des sociétés politiques", [in] "Physiocrates", éd. Daire, II.Partie, p. 554.) 68) "Um dieses Geld zu haben, muß man verkauft haben." (l.c.p. 543.)
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besondren nützlichen Arbeit ab, welcher sie den Ursprung verdankt, um sich in die gleichförmige gesellschaftliche Materiatur unterschiedsloser menschlicher Arbeit zu verpuppen. Man sieht dem Geld daher nicht an, welchen Schlags die in es verwandelte Ware. Eine sieht in ihrer Geldform grade aus wie die andre. Geld mag daher Dreck sein, obgleich Dreck nicht Geld ist. Wir wollen annehmen, daß die zwei Goldfüchse, wogegen unser Leinweber seine Ware veräußert, die verwandelte Gestalt eines Quarters Weizen sind. Der Verkauf der Leinwand, W-G, ist zugleich ihr Kauf, G-W. Aber als Verkauf der Leinwand beginnt dieser Prozeß eine Bewegung, die mit seinem Gegentell endet, mit dem Kauf der Bibel; als Kauf der Leinwand endet er eine Bewegung, die mit seinem Gegenteil begann, mit dem Verkauf des Weizens. W-G (Leinwand - Geld), diese erste Phase von W-G-W (Leinwand - Geld - Bibel), ist zugleich G-W (Geld - Leinwand), die letzte Phase einer andren Bewegung W-G-W (Weizen - Geld - Leinwand). Die erste Metamorphose einer Ware, ihre Verwandlung aus der Warenform in Geld, ist stets zugleich zweite entgegengesetzte Metamorphose einer andren Ware, ihre Rückverwandlung aus der Geldform in Ware. 69) G-W. Zweite oder Schlußmetamorphost der Ware: Kauf. - Weil die entäußerte Gestalt aller andren Waren oder das Produkt ihrer allgemeinen Veräußerung, ist Geld die absolut veräußerliche Ware. Es liest alle Preise rückwärts und spiegelt sich so in allen Warenleibern als dem hingebenden Material seiner eignen Warenwerdung. Zugleich zeigen die Preise, die Liebesaugen, womit ihm die Waren winken, die Schranke seiner Verwandlungsfähigkeit, nämlich seine eigne Quantität. Da die Ware in ihrer Geldwerdung verschwindet, sieht man dem Geld nicht an, wie es in die Hände seines Besitzers gelangt oder was in es verwandelt ist. Non olet [43], wessen Ursprungs auch immer. Wenn es einerseits verkaufte Ware repräsentiert, so andrerseits kaufbare Waren. 70) G-W, der Kauf ist zugleich Verkauf, W-G; die letzte Metamorphose einer Ware daher zugleich die erste Metamorphose einer andren Ware. Für unsren Leinweber schließt der Lebenslauf seiner Ware mit der Bibel, worin er die 2 Pfd.St. rückverwandelt hat. Aber der Bibelverkäuf er setzt die vom---#

69) Ausnahme, wie vorher bemerkt, bildet der Gold- resp. Silberproduzent, der sein Produkt austauscht, ohne es vorher verkauft zu haben. 70) Wenn das Geld in unserer Hand die Dinge darstellt, die wir zu kaufen wünschen können, so stellt es auch die Dinge dar, die wir für dieses Geld verkauft haben." (Mercier de la Rivière, l.c.p. 586.)
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Leinweber gelösten 2 Pfd.St. in Kornbranntwein um. G-W, die Schlußphase von W-G-W (Leinwand - Geld - Bibel), ist zugleich WG, die erste Phase von W-G-W (Bibel - Geld - Kornbranntwein). Da der Warenproduzent nur ein einseitiges Produkt liefert, verkauft er es oft in größeren Massen, während seine vielseitigen Bedürfnisse ihn zwingen, den realisierten Preis oder die gelöste Geldsumme beständig in zahlreiche Käufe zu zersplittern. Ein Verkauf mündet daher in viele Käufe verschiedner Waren. Die Schlußmetamorphose einer Ware bildet so eine Summe von ersten Metamorphosen andrer Waren. Betrachten wir nun die Gesamtmetamorphose einer Ware, z.B. der Leinwand, so sehn wir zunächst, daß sie aus zwei entgegengesetzten und einander ergänzenden Bewegungen besteht, W-G und G-W. Diese zwei entgegengesetzten Wandlungen der Ware vollziehn sich in zwei entgegengesetzten gesellschaftlichen Prozessen des Warenbesitzers und reflektieren sich in zwei entgegengesetzten ökonomischen Charakteren desselben. Als Agent des Verkaufs wird er Verkäufer, als Agent des Kaufs Käufer. Wie aber in jeder Wandlung der Ware ihre beiden Formen, Warenform und Geldform, gleichzeitig existieren, nur auf entgegengesetzten Polen, so steht demselben Warenbesitzer als Verkäufer ein andrer Käufer und als Käufer ein andrer Verkäufer gegenüber. Wie dieselbe Ware die zwei umgekehrten Wandlungen sukzessiv durchläuft, aus Ware Geld und aus Geld Ware wird, so wechselt derselbe Warenbesitzer die Rollen von Verkäufer und Käufer. Es sind dies also keine festen, sondern innerhalb der Warenzirkulation beständig die Personen wechselnden Charaktere. Die Gesamtmetamorphose einer Ware unterstellt, in ihrer einfachsten Form, vier Extreme und drei personae dramatis 1*). Erst tritt der Ware das Geld als ihre Wert-Gestalt gegenüber, die jenseits, in fremder Tasche, sachlich harte Realität besitzt. So tritt dem Warenbesitzer ein Geldbesitzer gegenüber. Sobald die Ware nun in Geld verwandelt, wird letztres zu ihrer verschwindenden Äquivalentform, deren Gebrauchswert oder Inhalt diesseits in andren Warenkörpern existiert. Als Endpunkt der ersten Warenwandlung ist das Geld zugleich Ausgangspunkt der zweiten. So wird der Verkäufer des ersten Akts Käufer im zweiten, wo ihm ein dritter Warenbesitzer als Verkäufer gegenübertritt. 71)---#

71) "Demnach gibt es vier Endpunkte und drei Vertragspartner, von denen einer zweimal eingreift." (Le Trosne, l.c.p. 909.)-----#

1*) handelnde Personen
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Die beiden umgekehrten Bewegungsphasen der Warenmetamorphose bilden einen Kreislauf: Warenform, Abstreifung der Warenform, Rückkehr zur Warenform. Allerdings ist die Ware selbst hier gegensätzlich bestimmt. Am Ausgangspunkt ist sie Nicht-Gebrauchswert, am Endpunkt Gebrauchswert für ihren Besitzer. So erscheint das Geld erst als der feste Wertkristall, worin sich die Ware verwandelt, um hinterher als ihre bloße Äquivalentform zu zerrinnen. Die zwei Metamorphosen, die den Kreislauf einer Ware, bilden zugleich die umgekehrten Teilmetamorphosen zweier andren Waren. Dieselbe Ware (Leinwand) eröffnet die Reihe ihrer eignen Metamorphosen und schließt die Gesamtmetamorphose einer andren Ware (des Weizens). Während ihrer ersten Wandlung, dem Verkauf, spielt sie diese zwei Rollen in eigner Person. Als Goldchrysalide dagegen, worin sie selbst den Weg alles Fleisches wandert, endet sie zugleich die erste Metamorphose einer dritten Ware. Der Kreislauf, den die Metamorphosenreihe jeder Ware beschreibt, verschlingt sich also unentwirrbar mit den Kreisläufen andrer Waren. Der Gesamtprozeß stellt sich dar als Warenzirkulation. Die Warenzirkulation ist nicht nur formell, sondern wesentlich vom unmittelbaren Produktenaustausch unterschieden. Man werfe nur einen Rückblick auf den Vorgang. Der Leinweber hat unbedingt Leinwand mit Bibel vertauscht, eigne Ware mit fremder. Aber dies Phänomen ist nur wahr für ihn. Der Bibelagent, der dem Kühlen Heißes vorzieht, dachte nicht daran, Leinwand für Bibel einzutauschen, wie der Leinweber nicht davon weiß, daß Weizen gegen seine Leinwand eingetauscht worden ist usw. Die Ware des B ersetzt die Ware des A, aber A und B tauschen nicht wechselseitig ihre Waren aus. Es kann in der Tat vorkommen, daß A und B wechselweis voneinander kaufen, aber solche besondre Beziehung ist keineswegs durch die allgemeinen Verhältnisse der Warenzirkulation bedingt. Einerseits sieht man hier, wie der Warenaustausch die individuellen und lokalen Schranken des unmittelbaren Produktenaustausches durchbricht und den Stoffwechsel der menschlichen Arbeit entwickelt. Andrerseits entwickelt sich ein ganzer Kreis von den handelnden Personen unkontrollierbarer, gesellschaftlicher Naturzusammenhänge. Der Weber kann nur Leinwand verkaufen, weil der Bauer Weizen, Heißsporn nur die Bibel, weil der Weber Leinwand, der Destillateur nur gebranntes Wasser, weil der andre das Wasser des ewigen Lebens bereits verkauft hat usw. Der Zirkulationsprozeß erlischt deswegen auch nicht, wie der unmittelbare Produktenaustausch, in dem Stellen- oder Händewechsel der Gebrauchswerte. Das Geld verschwindet nicht, weil es schließlich aus der
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Metamorphosenreihe einer Ware herausfällt. Es schlägt immer nieder auf eine durch die Waren geräumte Zirkulationsstelle. Z.B. in der Gesamtmetamorphose der Leinwand: Leinwand - Geld - Bibel fällt erst die Leinwand aus der Zirkulation, Geld tritt an ihre Stelle, fällt dann die Bibel aus der Zirkulation, Geld tritt an ihre Stelle. Der Ersatz von Ware durch Ware läßt zugleich an dritter Hand die Geldware hängen. 72) Die Zirkulation schwitzt beständig Geld aus.
Nichts kann alberner sein als das Dogma, die Warenzirkulation bedinge ein notwendiges Gleichgewicht der Verkäufe und Käufe, weil jeder Verkauf Kauf und vice versa 1*). Meint dies, daß die Zahl der wirklich vollzogenen Verkäufe gleich derselben Zahl von Käufen, so ist es platte Tautologie. Aber es soll beweisen, daß der Verkäufer seinen eignen Käufer zu Markt führt. Verkauf und Kauf sind ein identischer Akt als Wechselbeziehung zwischen zwei polarisch entgegengesetzten Personen, dem Warenbesitzer und dem Geldbesitzer. Sie bilden zwei polarisch entgegengesetzte Akte als Handlungen derselben Person. Die Identität von Verkauf und Kauf schließt daher ein, daß die Ware nutzlos wird, wenn sie, in die alchimistische Retorte der Zirkulation geworfen, nicht als Geld herauskommt, nicht vom Warenbesitzer verkauft, also vom Geldbesitzer gekauft wird. Jene Identität enthält ferner, daß der Prozeß, wenn er gelingt, einen Ruhepunkt, einen Lebensabschnitt der Ware bildet, der länger oder kürzer währen kann. Da die erste Metamorphose der Ware zugleich Verkauf und Kauf, ist dieser Teilprozeß zugleich selbständiger Prozeß. Der Käufer hat die Ware, der Verkäufer hat das Geld, d.h. eine Ware, die zirkulationsfähige Form bewahrt, ob sie früher oder später wieder auf dem Markt erscheine. Keiner kann verkaufen, ohne daß ein andrer kauft. Aber keiner braucht unmittelbar zu kaufen, weil er selbst verkauft hat. Die Zirkulation sprengt die zeitlichen, örtlichen und individuellen Schranken des Produktenaustausches ebendadurch, daß sie die hier vorhandne unmittelbare Identität zwischen dem Austausch des eignen und dem Eintausch des fremden Arbeitsprodukts in den Gegensatz von Verkauf und Kauf spaltet. Daßdie selbständig einander gegenübertretenden Prozesse eine innere Einheit bilden, heißt ebensosehr, daß ihre innere Einheit sich in äußeren Gegensätzen bewegt. Geht die äußerliche Verselbständigung der innerlich Unselbständigen, weil einander---#

72) Note zur 2. Ausg. So handgreiflich dies Phänomen ist, wird es dennoch von politischen Ökonomen meist überschen, namentlich vom Freihändler vulgaris.-----#

1*) umgekehrt
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ergänzenden, bis zu einem gewissen Punkt fort, so macht sich die Einheit gewaltsam geltend durch eine - Krise. Der der Ware immanente Gegensatz von Gebrauchswert und Wert, von Privatarbeit, die sich zugleich als unmittelbar gesellschaftliche Arbeit darstellen muß, von besondrer konkreter Arbeit, die zugleich nur als abstrakt allgemeine Arbeit gilt, von Personifizierung der Sache und Versachlichung der Personen - dieser immanente Widerspruch erhält in den Gegensätzen der Warenmetamorphose seine entwickelten Bewegungsformen. Diese Formen schließen daher die Möglichkeit, aber auch nur die Möglichkeit der Krisen ein. Die Entwicklung dieser Möglichkeit zur Wirklichkeit erfordert einen ganzen Umkreis von Verhältnissen, die vom Standpunkt der einfachen Warenzirkulation noch gar nicht existieren. 73) Als Vermittler der Warenzirkulation erhält das Geld die Funktion des Zirkulationsmittels.

b) Der Umlauf des Geldes

Der Formwechsel, worin sich der Stoffwechsel der Arbeitsprodukte voll zieht, W - G - W, bedingt, daß derselbe Wert als Ware den Ausgangspunkt des Prozesses bildet und zu demselben Punkt zurückkehrt als Ware. Diese Bewegung der Waren ist daher Kreislauf. Andrerseits schließt dieselbe Form den Kreislauf des Geldes aus. Ihr Resultat ist beständige Entfernung des Geldes von seinem Ausgangspunkt, nicht Rückkehr zu demselben.---#

73) Vergleiche meine Bemerkungen über Jarnes Mill, "Zur Kritik etc.", p. 74-76. 1*) Zwei Punkte sind hier charakteristisch für die Methode der ökonomistischen Apologetik. Erstens die Identifizierung von Warenzirkulation und unmittelbarem Produkten-Austausch durch einfache Abstraktion von ihren Unterschieden. Zweitens der Versuch, die Widersprüche des kapitalistischen Produktionsprozesses wegzuleugnen, indem man die Verhältnisse seiner Produktionsagenten in die einfachen Beziehungen auflöst, die aus der Warenzirkulation entspringen. Warenproduktion und Warenzirkulation sind aber Phänomene, die den verschiedensten Produktionsweisen angehören, wenn auch in verschiednem Umfang und Tragweite. Man weiß also noch nichts von der differentia specifica 2*) dieser Produktionsweisen und kann sie daher nicht beurteilen, wenn man nur die ihnen gemeinschaftlichen, abstrakten Kategorien der Warenzirkulation kennt. In keiner Wissenschaft außer der politischen Ökonomie herrscht so große Wichtigtuerei mit elemenscher Gemeinplätzlichkeit. Z.B. J.B. Say nimmt sich heraus, über die Krisen abzuurteilen, weil er weiß, daß die Ware Produkt ist.-----#

1*) Siehe Band 13 unserer Ausgabe, S. 77-79 - 2*) dem kennzeichnenden Unterschied
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Solange der Verkäufer die verwandelte Gestalt seiner Ware festhält, das Geld, befindet sich die Ware im Stadium der ersten Metamorphose oder hat nur ihre erste Zirkulationshälfte zurückgelegt. Ist der Prozeß, verkaufen um zu kaufen, vervollständigt, so ist auch das Geld wieder aus der Hand seines ursprünglichen Besitzers entfernt. Allerdings, wenn der Leinweber, nachdem er die Bibel gekauft, von neuem Leinwand verkauft, kehrt auch das Geld in seine Hand zurück. Aber es kehrt nicht zurück durch die Zirkulation der ersten 20 Ellen Leinwand, wodurch es vielmehr aus den Händen des Leinwebers in die des Bibelverkäufers entfernt ist. Es kehrt nur zurück durch die Erneuerung oder Wiederholung desselben Zirkulationsprozesses für neue Ware und endet hier wie dort mit demselben Resultat. Die dem Geld durch die Warenzirkulation unmittelbar erteilte Bewegungsform ist daher seine beständige Entfernung vom Ausgangspunkt, sein Lauf aus der Hand eines Warenbesitzers in die eines andren, oder sein Umlauf (currency, cours de la monnaie). Der Umlauf des Geldes zeigt beständige, eintönige Wiederholung desselben Prozesses. Die Ware steht stets auf Seite des Verkäufers, das Geld stets auf Seite des Käufers, als Kaufmittel. Es funktioniert als Kaufmittel, indem es den Preis der Ware realisiert. Indem es ihn realisiert, überträgt es die Ware aus der Hand des Verkäufers in die Hand des Käufers, während es sich gleichzeitig aus der Hand des Käufers in die des Verkäufers entfernt, um denselben Prozeß mit einer andren Ware zu wiederholen. Daß diese einseitige Form der Geldbewegung aus der doppelseitigen Formbewegung der Ware entspringt, ist verhüllt. Die Natur der Warenzirkulation selbst erzeugt den entgegengesetzten Schein. Die erste Metamorphose der Ware ist nicht nur als Bewegung des Geldes, sondern als ihre eigne Bewegung sichtbar, aber ihre zweite Metamorphose ist nur als Bewegung des Geldes sichtbar. In ihrer ersten Zirkulationshälfte wechselt die Ware den Platz mit dem Geld. Damit fällt zugleich ihre Gebrauchsgestalt aus der Zirkulation heraus, in die Konsumtion. 74) Ihre Wertgestalt oder Geldlarve tritt an ihre Stelle. Die zweite Zirkulationshälfte durchläuft sie nicht mehr in ihrer eignen Naturalhaut, sondern in ihrer Goldhaut. Die Kontinuität der Bewegung fällt damit ganz auf die Seite des Geldes und dieselbe Bewegung, die für die Ware zwei entgegengesetzte Prozesse einschließt, schließt als eigne Bewegung des Geldes stets denselben Prozeß ein, seinen Stellenwechsel mit---#

74) Selbst wenn die Ware wieder und wieder verkauft wird, ein Phänomen, das hier noch nicht für uns existiert, fällt sie mit dem letzten definitiven Verkauf aus der Sphäre der Zirkulation in die der Konsumtion, um hier als Lebensmittel oder als Produktionsmittel zu dienen.
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stets andrer Ware. Das Resultat der Warenzirkulation, Ersatz von Ware durch andre Ware, erscheint daher nicht durch ihren eignen Formwechsel vermittelt, sondern durch die Funktion des Geldes als Zirkulationsmittel, welches die an und für sich bewegungslosen Waren zirkullert, sie aus der Hand, worin sie Nicht-Gebrauchswerte, in die Hand überträgt, worin sie Gebrauchswerte, stets in entgegengesetzter Richtung zu seinem eignen Lauf. Es entfernt die Waren beständig aus der Zirkulationssphäre, indem es beständig an ihre Zirkulationsstelle tritt und sich damit von seinem eignen Ausgangspunkt entfernt. Obgleich daher die Geldbewegung nur Ausdruck der Warenzirkulation, erscheint umgekehrt die Warenzirkulation nur als Resultat der Geldbewegung. 75) Andrerseits kommt dem Geld nur die Funktion des Zirkulationsmittels zu, weil es der verselbständigte Wert der Waren ist. Seine Bewegung als Zirkulationsmittel ist daher in der Tat nur ihre eigne Formbewegung. Diese muß sich daher auch sinnlich im Umlauf des Geldes widerspiegeln. So verwandelt z.B. die Leinwand zuerst ihre Warenform in ihre Geldform. Das letzte Extrem ihrer ersten Metamorphose W-G, die Geldform, wird dann das erste Extrem ihrer letzten Metamorphose G-W, ihrer Rückverwandlung in die Bibel. Aber jeder dieser zwei Formwechsel vollzieht sich durch einen Austausch zwischen Ware und Geld, durch ihren gegenseitigen Stellenwechsel. Dieselben Geldstücke kommen als entäußerte Gestalt der Ware in die Hand des Verkäufers und verlassen sie als absolut veräußerliche Gestalt der Ware. Sie wechseln zweimal die Stelle. Die erste Metamorphose der Leinwand bringt diese Geldstücke in die Tasche des Webers, die zweite holt sie wieder heraus. Die beiden entgegengesetzten Formwechsel derselben Ware spiegeln sich also wider im zweimaligen Stellenwechsel des Geldes in entgegengesetzter Richtung. Finden dagegen nur einseitige Warenmetamorphosen statt, bloße Verkäufe oder bloße Käufe, wie man will, so wechselt dasselbe Geld auch nur einmal den Platz. Sein zweiter Stellenwechsel drückt stets die zweite Metamorphose der Ware aus, ihre Rückverwandlung aus Geld. In der häufigen Wiederholung des Stellenwechsels derselben Geldstücke spiegelt sich wider nicht nur die Metamorphosenreihe einer einzigen Ware, sondern auch die Verschlingung der zahllosen Metamorphosen der Warenwelt überhaupt. Es versteht sich übrigens ganz von selbst, daß alles dies nur für die hier betrachtete Form der einfachen Warenzirkulation gilt.---#

75) "Es" (das Geld) hat keine andere Bewegung als die, die ihm durch die Produkte verliehen wird."' (Le Trosne, l.c.p. 885.)
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Jede Ware, bei ihrem ersten Schritt in die Zirkulation, bei ihrem ersten Formwechsel, fällt aus der Zirkulation heraus, in welche stets neue Ware eintritt. Das Geld dagegen als Zirkulationsmittel haust beständig in der Zirkulationssphäre und treibt sich beständig in ihr um. Es entsteht also die Frage, wieviel Geld diese Sphäre beständig absorbiert. In einem Lande gehn jeden Tag zahlreiche, gleichzeitige und daher räumlich nebeneinander laufende einseitige Warenmetamorphosen vor, oder in anderen Worten, bloße Verkäufe von der einen Seite, bloße Käufe von der andren. In ihren Preisen sind die Waren bereits bestimmten vorgestellten Geldquantis gleichgesetzt. Da nun die hier betrachtete, unmittelbare Zirkulationsform Ware und Geld einander stets leiblich gegenüberstellt, die eine auf den Pol des Verkaufs, das andre auf den Gegenpol des Kaufs, ist die für den Zirkulationsprozeß der Warenwelt erheischte Masse von Zirkulationsmitteln bereits durch die Preissumme der Waren bestimmt. In der Tat stellt das Geld nur reell die in der Preissumme der Waren bereits ideell ausgedrückte Goldsumme dar. Die Gleichheit dieser Summen versteht sich daher von selbst. Wir wissen jedoch, daß bei gleichbleibenden Werten der Waren ihre Preise mit dem Werte des Goldes (des Geldmaterials) selbst wechseln, verhältnismäßig steigen, wenn er fällt, und fallen, wenn er steigt. Ob die Preissumme der Waren so steige oder falle. die Masse des zirkulierenden Geldes muß gleichmäßig steigen oder fallen. Der Wechsel in der Masse der Zirkulationsmittel entspringt hier allerdings aus dem Geld selbst, aber nicht aus seiner Funktion als Zirkulationsmittel, sondern aus seiner Funktion als Wertmaß. Der Preis der Waren wechselt erst umgekehrt wie der Wert des Geldes, und dann wechselt die Masse der Zirkulationsmittel direkt wie der Preis der Waren. Ganz dasselbe Phänomen würde sich ereignen, wenn z.B. nicht der Wert des Goldes sänke, sondern Silber es als Wertmaß ersetzte, oder nicht der Wert des Silbers stiege, sondern Gold es aus der Funktion des Wertmaßes verdrängte. In dem einen Fall müßte mehr Silber zirkulieren als vorher Gold, in dem andren weniger Gold als vorher Silber. In beiden Fällen hätte sich der Wert des Geldmaterials verändert, d.h. der Ware, die als Maß der Werte funktioniert, daher der Preisausdruck der Warenwerte, daher die Masse des zirkulierenden Geldes, das zur Realisierung dieser Preise dient. Man hat gesehn, daß die Zirkulationssphäre der Waren ein Loch hat, wodurch Gold (Silber, kurz das Geldmaterial) in sie eintritt als Ware von gegebnem Wert. Dieser Wert ist vorausgesetzt bei der Funktion des Geldes als Wertrnaß, also bei der Preisbestimmung. Sinkt nun z.B. der Wert des Wertmaßes selbst, so erscheint dies zunächst im Preiswechsel der Waren, die unmittelbar an den Produktionsquellen
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der edlen Metalle mit ihnen als Waren ausgetauscht werden. Namentlich in minder entwickelten Zuständen der bürgerlichen Gesellschaft wird ein großer Teil der andren Waren noch längere Zeit in dem nun illusorisch gewordnen, veralteten Wert des Wertmaßes geschätzt werden. Indes steckt die eine Ware die andre an durch ihr Wertveirhältnis zu derselben, die Gold- oder Silberpreise der Waren gleichen sich allmählich aus in den durch ihre Werte selbst bestimmten Proportionen, bis schließlich alle Warenwerte dem neuen Wert des Geldmetalles entsprechend geschätzt werden. Dieser Ausgleichungsprozeß ist begleitet von dem fortwährenden Wachstum der edlen Metalle, welche im Ersatz für die direkt mit ihnen ausgetauschten Waren einströmen. In demselben Maß daher, worin die berichtigte Preisgebung der Waren sich verallgemeinert, oder ihre Werte dem neuen, gesunkenen und bis zu einem gewissenpunkt fortsinkenden Wert des Metalls gemäß geschätzt werden, ist auch bereits seine zu ihrer Realisierung notwendige Mehrmasse vorhanden. Einseitige Beobachtung der Tatsachen, welche der Entdeckung der neuen Gold- und Silberquellen folgten, verleitete im 17. und namentlich im 18. Jahrhundert zum Trugschluß, die Warenpreise seien gestiegen, weil mehr Gold und Silber als Zirkulationsmittel funktionierten. Im folgenden wird der Wert des Goldes als gegeben vorausgesetzt, wie er in der Tat im Augenblick der Preisschätzung gegeben ist. Unter dieser Voraussetzung also ist die Masse der Zirkulationsmittel durch die zu realisierende Preissumme der Waren bestimmt. Setzen wir nun ferner den Preis jeder Warenart als gegeben voraus, so hängt die Preissumme der Waren offenbar von der in Zirkulation befindlichen Warenmasse ab. Es gehört wenig Kopfbrechens dazu, um zu begreifen, daß, wenn 1 Quarter Weizen 2 Pfd.St., 100 Quarter 200 Pfd.St., 200 Quarter 400 Pfd.St. usw. kosten, mit der Masse des Weizens daher die Geldmasse wachsen muß, die beim Verkauf den Platz mit ihm wechselt. Die Warenmasse als gegeben vorausgesetzt, flutet die Masse des zirkulierenden Geldes auf und ab mit den Preisschwankungen der Waren. Sie steigt und fällt, weil die Preissumme der Waren infolge ihres Preiswechsels zu, oder abnimmt. Dazu ist keineswegs nötig, daß die Preise aller Waren gleichzeitig steigen oder fallen. Die Preissteigerung einer gewissen Anzahl leitender Artikel in dem einen oder ihre Preissenkung in dem andren Fall reicht hin, um die zu realisierende Preissumme aller zirkullerenden Waren zu erhöhn oder zu senken, also auch mehr oder weniger Geld in Zirkulation zu setzen. Ob der Preiswechsel der Waren wirkliche Wertwechsel widerspiegelt oder bloße Schwankungen der Marktpreise, die Wirkung auf die Masse der Zirkulationsmittel bleibt dieselbe.
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Es sei gegeben eine Anzahl zusammenhangsloser, gleichzeitiger und daher räumlich nebeneinander laufender Verkäufe oder Teilmetamorphosen, z.B. von 1 Quarter Weizen, 20 Ellen Leinwand, 1 Bibel, 4 Gallons Kornbranntwein. Wenn der Preis jedes Artikels 2 Pfd.St., die zu realisierende Preissumme daher 8 Pfd.St., so muß eine Geldmasse von 8 Pfd.St. in die Zirkulation eingehn. Bilden dieselben Waren dagegen Glieder der uns bekannten Metamorphosenreihe: 1 Quarter Weizen - 2Pfd.St. - 20 Ellen Leinwand - 2 Pfd.St. - 1 Bibel - 2 Pfd.St. - 4 Gallons Kornbranntwein - 2 Pfd.St., so machen 2 Pfd.St. die verschiednen Waren der Reihe nach zirkulieren, indem sie deren Preise der Reihe nach, also auch die Preissumme von 8 Pfd.St., realisieren, um schließlich in der Hand des Destillateurs auszuruhn. Sie vollbringen vier Umläufe. Dieser wiederholte Stellenwechsel derselben Geldstücke stellt den doppelten Formwechsel der Ware dar, ihre Bewegung durch zwei entgegengesetzte Zirkulationsstadien und die Verschlingung der Metamorphosen verschiedner Waren. 76) Die gegensätzlichen und einander ergänzenden Phasen, wodurch dieser Prozeß verläuft, können nicht räumlich nebeneinander fallen, sondern nur zeitlich aufeinander folgen. Zeitabschnitte bilden daher das Maß seiner Dauer, oder die Anzahl der Umläufe derselben Geldstücke in gegebner Zeit mißt die Geschwindigkeit des Geldumlaufs. Der Zirkulationsprozeß jener vier Waren dauere z.B. einen Tag. So beträgt die zu realisierende Preissumme: 8 Pfd.St., die Anzahl der Umläufe derselben Geldstücke während des Tags: 4 und die Masse des zirkullerenden Geldes: 2 Pfd.St., oder für einen gegebnen Zeitabschnitt des Zirkulationsprozesses: Preissumme der Waren / Umlaufsanzahl gleichnamiger Geldstücke = Masse des als Zirkulationsmittel funktionierenden Geldes. Dies Gesetz gilt allgemein. Der Zirkulationsprozeß eines Landes in einem gegebnen Zeitabschnitt umfaßt zwar einerseits viele zersplitterte, gleichzeitige und räumlich nebeneinander fallende Verkäufe (resp. Käufe) oder Tellmetamorphosen, worin dieselben Geldstücke nur einmal die Stelle wechseln oder nur einen Umlauf vollziehn, andrerseits viele teils nebeneinander herlaufende, teils sich ineinander verschlingende mehr oder minder gliederreiche Metamorphosenreihen, worin dieselben Geldstücke mehr oder minder zahlreiche Umläufe zurücklegen. Die Gesamtzahl der Umläufe aller in Zirkulation befindlichen gleichnamigen---#

76) "Die Produkte sind es, die es" (das Geld) "in Bewegung setzen und es zirkulieren machen... Durch die Geschwindigkeit seiner" (d. h. des Geldes) "Bewegung wird seine Quantität ergänzt. Wenn notwendig, gleitet es nur von einer Hand in die andre, ohne sich einen Augenblick aufzuhalten." (Le Trosne, l.c.p. 915, 916.)
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Geldstücke ergibt jedoch die Durchschnittsanzahl der Umläufe des einzelnen Geldstücks oder die Durchschnittsgeschwindigkeit des Geldumlaufs. Die Geldmasse, die bei Beginn z.B. des täglichen Zirkulationsprozesses in ihn hineingeworfen wird, ist natürlich bestimmt durch die Preissumme der gleichzeitig und räumlich nebeneinander zirkulierenden Waren. Aber innerhalb des Prozesses wird ein Geldstück sozusagen für das andre verantwortlich gemacht. Beschleunigt das eine seine Umlaufsgeschwindigkeit, so erlahmt die des andren, oder es fliegt ganz aus der Zirkulationssphäre heraus, da diese nur eine Goldmasse absorbieren kann, welche, multipliziert mit der mittlern Umlaufsanzahl ihres einzelnen Elements, gleich der zu realisierenden Preissumme ist. Wächst daher die Anzahl der Umläufe der Geldstücke, so nimmt ihre zirkullerende Masse ab. Nimmt die Anzahl ihrer Umläufe ab, so wächst ihre Masse. Weil die Masse des Geldes, die als Zirkulationsmittel funktionieren kann, bei gegebner Durchschnittsgeschwindigkeit gegeben ist, hat man daher z.B. nur eine bestimmte Quantität von Ein-Pfund-Noten in die Zirkulation hineinzuwerfen, um ebenso viele Sovereigns hinauszuwerfen, ein allen Banken wohlbekanntes Kunststück. Wie im Geldumlauf überhaupt nur der Zirkulationsprozeß der Waren, d.h. ihr Kreislauf durch entgegengesetzte Metamorphosen erscheint, so in der Geschwindigkeit des Geldumlaufs die Geschwindigkeit ihres Formwechsels, das kontinuierliche Ineinandergreifen der Metamorphosenreihen, die Hast des Stoffwechsels, das rasche Verschwinden der Waren aus der Zirkulationssphäre und ihr ebenso rascher Ersatz durch neue Waren. In der Geschwindigkeit des Geldumlaufs erscheint also die flüssige Einheit der entgegengesetzten und sich ergänzenden Phasen, Verwandlung der Gebrauchsgestalt in Wertgestalt und Rückverwandlung der Wertgestalt in Gebrauchsgestalt, oder der beiden Prozesse des Verkaufs und Kaufs. Umgekehrt erscheint in der Verlangsamung des Geldumlaufs die Trennung und gegensätzliche Verselbständigung dieser Prozesse, die Stockung des Formwechsels und daher des Stoffwechsels. Woher diese Stockung entspringt, ist natürlich der Zirkulation selbst nicht anzusehn. Sie zeigt nur das Phänomen selbst. Der populären Anschauung, welche mit verlangsamtem Geldumlauf das Geld minder häufig auf allen Punkten der Zirkulationsperipherie erscheinen und verschwinden sieht, liegt es nah, das Phänomen aus mangelnder Quantität der Zirkulationsmittel zu deuten. 77)---#

77) "Weil Geld... das allgemeine Maß für Kauf und Verkauf darstellt, ist jeder, der etwas zu verkaufen hat, aber keinen Käufer finden kann, sofort geneigt, zu denken, daß Mangel an Geld im Kingdom oder im Lande schuld sei, wenn seine Waren keinen
#135# 3. Kapitel - Das Geld oder die Warenzirkulation-----

Das Gesamtquantum des in jedem Zeitabschnitt als Zirkulationsmittel funktionierenden Geldes ist also bestimmt einerseits durch die Preissumme der zirkullerenden Warenwelt, andrerseits durch den langsameren oder rascheren Fluß ihrer gegensätzlichen Zirkulationsprozesse, von dem es abhängt, der wievielte Teil jener Preissumme durch dieselben Geldstücke realisiert werden kann. Die Preissumme der Waren hängt aber ab sowohl von der Masse als den Preisen jeder Warenart. Die drei Faktoren: die Preisbewegung, die zirkullerende Warenmasse und endlich die Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes, können aber in verschiedner Richtung und verschiednen Verhältnissen wechseln, die zu realisierende Preissumme, daher die durch sie bedingte Masse der Zirkulationsmittel, also sehr zahlreiche Kombinationen durchmachen. Wir zählen hier nur die in der Geschichte der Warenpreise wichtigsten auf. Bei gleichbleibenden Warenpreisen kann die Masse der Zirkulationsmittel wachsen, weil die Masse der zirkulierenden Waren zunimmt oder die---#

Absatz finden; daher allenthalben das Geschrei über den Mangel an Geld, was jedoch ein großer Irrtum ist... Was brauchen diese Leute, die nach Geld schreien?... Der Pächter klagt... er denkt, wenn mehr Geld im Lande wäre, könnte er einen Preis für seine Güter bekommen... Also fehlt ihm anscheinend nicht Geld, sondern ein Preis für sein Korn und sein Vieh, das er verkaufen machte, aber nicht kann... Warum kann er keinen Preis erzielen?... 1. Entweder es gibt zu viel Korn und Vieh im Land, so daß den meisten, die auf den Markt kommen, ebenso wie ihm das Verkaufen not tut, das Kaufen aber nur wenigen, oder 2. der gewöhnliche Absatz durch Ausfuhr stockt... oder 3. der Konsum wird geringer, wenn z.B. die Leute infolge Armut nicht mehr soviel für ihren Haushalt ausgeben wie früher. Deshalb ist es nicht die Vermehrung von Geld schlechthin, die sich günstig auf die Güter des Pächters auswirken wurde, sondern die Beseitigung einer dieser drei Ursachen, die wirklich den Markt niederhalten... Kaufmann und Krämer brauchen in gleicher Weise Geld, d.h., weil die Märkte stocken, fehlt ihnen der Absatz der Güter, mit denen sie handeln... Eine Nation gedeiht niemals besser, als wenn die Reichtümer schnell von Hand zu Hand gehen." (Sir Dudley North, "Discourses upon Trade", Lond. 1691, p. 11-15 passim.) Herrenschwands Schwindeleien kommen alle darauf hinaus, daß die aus der Natur der Ware entspringenden und daher in der Warenzirkulation erscheinenden Widersprüche durch Vermehrung der Zirkulationsmittel beseitigt werden können. Aus der Volksillusion, welche Stockungen des Produktions- und Zirkulationsprozesses einem Mangel an Zirkulationsmitteln zuschreibt, folgt übrigens keineswegs umgekehrt, daß wirklicher Mangel an Zirkulationsmitteln, z.B. infolge offizieller Pfuschereien mit der "regulation of currency" 1*) nicht seinerseits Stockungen hervorrufen kann.-----#

1*) "Regulierung des Geldumlaufs"
#136# I. Abschnitt Ware und Geld-----

Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes abnimmt oder beides zusammenwirkt. Die Masse der Zirkulationsmittel kann umgekehrt abnehmen mitabnehmen der Warenmasse oder zunehmender Zirkulationsgeschwindigkeit. Bei allgemein steigenden Warenpreisen kann die Masse der Zirkulationsmittel gleichbleiben, wenn die Masse der zirkulierenden Waren in demselben Verhältnis abnimmt, worin ihr Preis zunimmt, oder die Umlaufs. Geschwindigkeit des Geldes ebenso rasch zunimmt als die Preiserhöhung, während die zirkulierende Warenmasse konstant bleibt. Die Masse der Zirkulationsmittel kann fallen, weil die Warenmasse rascher ab- oder die Umlaufsgeschwindigkeit rascher zunimmt als die Preise. Bei allgemein fallenden Warenpreisen kann die Masse der Zirkulationsmittel gleichbleiben, wenn die Warenmasse in demselben Verhältnis wächst, worin ihr Preis fällt, oder die Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes in demselben Verhältnis abnimmt wie die Preise. Sie kann wachsen, wenn die Warenmasse rascher wächst oder die Zirkulationsgeschwindigkeit rascher abnimmt, als die Warenpreise fallen. Die Variationen der verschiednen Faktoren können sich wechselseitig kompensieren, so daß ihrer beständigen Unstätigkeit zum Trotz die zu realisierende Gesamtsumme der Warenpreise konstant bleibt, also auch die zirkulierende Geldmasse. Man findet daher, namentlich bei Betrachtung etwas längerer Perioden, ein viel konstanteres Durchschnittsniveau der in jedem Lande zirkullerenden Geldmasse und, mit Ausnahme starker Perturbationen, die periodisch aus den Produktions- und Handelskrisen, seltner aus einem Wechsel im Geldwert selbst entspringen, viel geringere Abweichungen von diesem Durchschnittsniveau, als man nach dem Augenschein erwarten sollte. Das Gesetz, daß die Quantität der Zirkulationsmittel bestimmt ist durch die Preissumme der zirkulierenden Waren und die Durchschnittsgeschwindigkeit des Geldumlaufs 78), kann auch so ausgedruckt werden, daß bei gegebner Wertsumme der Waren und gegebner Durchschnittsgeschwindigkeit---#

78) "Es gibt ein bestimmtes Maß und Verhältnis des Geldes, das erforderlich ist, um den Handel einer Nation in Gang zu halten; ein Mehr oder Weniger wurde ihm Abbruch tun. Geradeso wie in einem kleinen Detailgeschäft eine bestimmte Menge von Farthings notwendig ist, um die Silbermünzen zu wechseln und solche Zahlungen zu leisten, die mit den kleinsten Silbermünzen nicht geleistet werden können... Ebenso wie nun das zahlenmäßige Verhältnis der im Handel notwendigen Farthings von der Zahl der Käufer, der Häufigkeit ihrer Käufe und vor allem auch von dem Wert der kleinsten Silbermünze abhängig ist, so ist in ähnlicher Weise das Verhältnis des für unseren Handel notwendigen Geldes (Gold- und Silbermünzen) bestimmt durch die
#137# 3. Kapitel - Das Geld oder die Warenzirkulation-----

ihrer Metamorphosen, die Quantität des umlaufenden Geldes oder des Geldmaterials von seinem eignen Wert abhängt. Die Illusion, daß um gekehrt die Warenpreise durch die Masse der Zirkulationsmittel und letztre ihrerseits durch die Masse des in einem Lande befindlichen Geldmaterials bestimmt werden 79), wurzelt bei ihren ursprünglichen Vertretern in der abgeschmackten---#


Häufigkeit der Tauschvorgänge und die Höhe der Zahlungen." (William Petty, A Treatise on Taxes and Contributions", Lond. 1667, p. 17.) Die Humesche Theorie ward gegen J. Steuart u.a. verteidigt von A. Young in seiner "Political Arithmetic", Lond. 1774, wo ein eignes Kapitel: "Prices depend on quantity of money" 1*), p. 112 sqq. Ich bemerke "Zur Kritik etc.", p. 149 2*) "Die Frage über die Quantität der zirkulierenden Münze beseitigt er (A. Smith) stillschweigend, indem er das Geld ganz falsch als bloße Ware behandelt." Dies gilt nur, soweit A. Smith ex officio das Geld behandelt. Gelegentlich jedoch, z.B. in der Kritik der früheren Systeme der Pol. Ökon., spricht er das Richtige aus: "Die Menge des gemünzten Geldes wird in jedem Lande durch den Wert der Waren geregelt, deren Umlauf es zu vermitteln hat... Der Wert der in einem Lande jährlich gekauften und verkauften Güter erfordert eine gewisse Menge Geld, um sie zu zirkulieren und an ihre eigentlichen Verbraucher zu verteilen, kann aber für mehr Geld keine Verwendung schaffen. Der Kanal der Zirkulation zieht notwendigerweise eine Summe an, die genügt, um ihn zu füllen, nimmt aber nie eine größere auf." ("Wealth of Nations", [vol. III,] l.IV,ch.I.[p.87,89.]) Ähnlich eröffnet A. Smith sein Werk ex officio mit einer Apotheose der Teilung der Arbeit. Hinterher, im letzten Buch über die Quellen des Staatseinkommens, reproduziert er gelegentlich A. Fergusons, seines Lehrers, Denunziation der Teilung der Arbeit. 79) Die Preise der Dinge werden sicherlich in jedem Lande so steigen, wie die Menge an Gold und Silber unter den Leuten anwächst; folglich müssen auch, wenn in einem Lande Gold und Silber sich vermindern, die Preise aller Waren einer solchen Verminderung des Geldes entsprechend fallen." (Jacob Vanderlint, Money answers all Things", Lond. 1734, p. 5.) Nähere Vergleichung zwischen Vanderlint und Humes "Essays" läßt mir nicht den geringsten Zweifel, daß Hume V.'s übrigens bedeutende Schrift kannte und benutzte. Die Ansicht, daß die Masse der Zirkulationsmittel die Preise bestimmt, auch bei Barbon und noch viel älteren Schriftstellern. "Keine Ungelegenheit", sagt Vanderlint, kann durch ungehinderten Handel entstehen, sondern nur sehr großer Nutzen, denn wenn die Bargeldmenge der Nation durch ihn verringert wird, was ja die Prohibitionsmaßnahmen verhindern sollen, so werden die Nationen, denen das Bargeld zufließt, sicher feststellen, daß alle Dinge in dem Maße im Preise steigen, wie die Bargeldmenge bei ihnen anwächst. Und... unsere Manufakturprodukte und alle anderen Waren werden bald so billig, daß sich die Handelsbilanz wieder zu unseren Gunsten wendet, und infolgedessen das Geld zu uns zurückfließt." l.c.p. 43, 44.)-----#

1*) "Preise hängen von der Geldmenge ab" - 2*) siehe Band 13 unserer Ausgabe S. 142/143
#138# I. Abschnitt - Ware und Geld-----

Hypothese, daß Waren ohne Preis und Geld ohne Wert in den Zirkulationsprozeß eingehn, wo sich dann ein aliquoter Teil des Warenbreis mit einem aliquoten Teil des Metallbergs austausche. 80)

c) Die Münze. Das Wertzeichen

Aus der Funktion des Geldes als Zirkulationsmittel entspringt seine Münzgestalt. Der in dem Preise oder Geldnamen der Waren vorgestellte Gewichtsteil Gold muß ihnen in der Zirkulation als gleichnamiges Goldstück oder Münze gegenübertreten. Wie die Feststellung des Maßstabs der Preise, fällt das Geschäft der Münzung dem Staat anheim. In den verschiednen---#

80) Daß jede einzelne Warenart durch ihren Preis ein Element der Preissumme aller zirkulierenden Waren bildet, ist selbstverständlich. Wie aber untereinander inkommensurable Gebrauchswerte sich en masse mit der in einem Land befindlichen Gold- oder Silbermasse austauschen sollen, ist völlig unbegreiflich. Verschwindelt man die Warenwelt in eine einzige Gesamtware, wovon jede Ware nur einen aliquoten Teil bildet, so kommt das schöne Rechenexempel heraus: Gesamtware = x Ztr. Gold. Ware A = aliquoter Teil der Gesamtware = derselbe aliquote Teil von x Ztr. Gold. Dies ehrlich heraus bei Montesquieu: "Wenn man die Masse des auf der Welt vorhandenen Goldes und Silbers mit der Summe der vorhandenen Waren vergleicht, so kann man gewiß jedes einzelne Erzeugnis bzw. Ware mit einer bestimmten Menge des Geldes vergleichen. Unterstellen wir einmal, daß es nur ein einziges Erzeugnis bzw. eine einzige Ware auf der Welt gibt oder daß nur eine gekauft wird und daß sie ebenso teilbar ist wie das Geld: ein gewisser Teil dieser Ware wird dann einem Teil der Geldmasse entsprechen; die Hälfte der Gesamtheit der Waren der Hälfte der gesamten Geldmasse usw. ... die Betimmung der Warenpreise hängt im Grunde genommen stets vom Verhältnis der Gesamtmenge der Waren zur Gesamtmenge der Geldzeichen ab." (Montesquieu, l.c.t. III, p. 12, 13.) Über die Weiterentwicklung dieser Theorie durch Ricardo, seinen Schüler James Mill, versteht Lord Overstone usw. vgl. "ur Kritik etc.", p. 140-146, und p. 150 sqq. 1*) Herr J. St. Mill versteht es, mit der ihm geläufigen eklektischen Logik, der Ansicht seines Vaters J. Mill und zugleich der entgegengesetzten zu sein. Vergleicht man den Text seines Kompendiums: "Princ. of Pol. Econ.", mit der Vorrede (erste Ausgabe), worin er sich selbst als Adam Smith der Gegenwart ankündet, so weiß man nicht, was mehr bewundern, die Naivetät des Mannes oder die des Publikums, das ihn auf Treu und Glauben in den Kauf nahm als Adam Smith, zu dem er sich etwa verhält wie General Williams Kars von Kars zum Herzog von Wellington. Die weder umfangreichen noch gehaltreichen Originalforschungen des Herrn J. St. Mill-----#

1*) Siehe Band 13 unserer Ausg, S. 134-140 und S. 143 ff.
#139# 3. Kapitel - Du Geld oder die Warenzition-----

Nationaluniformen, die Gold und Silber als Münzen tragen, auf dem Weltmarkt aber wieder ausziehn, erscheint die Scheidung zwischen den innern oder nationalen Sphären der Warenzirkulation und ihrer allgemeinen Weltmarktssphäre. Goldmünze und Barrengold unterscheiden sich also von Haus aus nur durch die Figur, und das Gold ist beständig aus einer Form in die andre verwandelbar. 81) Der Weg aus der Münze ist aber zugleich der Gang zum Schmelztlegel. Im Umlauf verschleißen nämlich die Goldmünzen, die eine mehr, die andre weniger. Goldtitel und Goldsubstanz, Nominalgehalt und Realgehalt beginnen ihren Scheidungsprozeß. Gleichnamige Goldmünzen werden von ungleichem Wert, weil verschiednem Gewicht. Das Gold als Zirkulationsmittel weicht ab vom Gold als Maßstab der Preise und hört damit auch auf, wirkliches Äquivalent der Waren zu sein, deren Preise es realisiert. Die Geschichte dieser Wirren bildet die Münzgeschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis ins 18. Jahrhundert. Die naturwüchsige Tendenz des Zirkulationsprozesses, das Goldsein der Münze in Goldschein oder die Münze in ein Symbol ihres offiziellen Metallgehalts zu verwandeln, ist selbst anerkannt durch die modernsten Gesetze über den Grad des Metallverlustes, der ein Goldstück kursunfähig macht oder demonetisiert.---#

im Gebiet der Pol. Ök. findet man alle in Reih' und Glied aufmarschiert in seinem 1844 erschienenen Schriftchen. "Some Unsettled Questions of Political Economy." Locke spricht direkt den Zusammenhang zwischen der Wertlosigkeit von Gold und Silber und der Bestimmung ihres Werts durch Quantität aus. Da die Menschen übereingekommen sind, Gold und Silber einen imaginären Wert zu verleihen... ist der innere Wert, den man in diesen Metallen erblickt, nichts als ihre Quantität." ("Some Considerations etc.", 1691, [in] "Works", ed. 1777, vol.II,p. 15.) 81) Es liegt natürlich ganz jenseits meines Zwecks, Details wie Schlagschatz u. dgl. zu behandeln. Gegenüber dem romantischen Sykophanten Adam Müller jedoch, der "die großartige Liberalität" bewundert, womit die englische Regierung unentgeltlich münzt" [44], folgendes Urteil Sir Dudley Norths: "Silber und Gold haben wie andere Waren ihre Ebbe und Flut. Wenn eine Ladung aus Spanien ankommt,... wird sie in den Tower gebracht und ausgemünzt. Nicht lange danach entsteht Nachfrage nach Barren für die Ausfuhr. Wenn nun keine vorhanden sind, sondern zufällig alles gemünzt ist, was dann? Man wird es wieder einschmelzen; dies bedeutet keinen Verlust, da das Münzen den Eigentümer nichts kostet. Aber die Nation hat den Schaden, denn sie zahlt dafür, daß Stroh, mit dem man Esel füttert, vorher geflochten wird. Wenn der Kaufmann" (North war selbst einer der größten Kaufleute zu Charles II. Zeit) "einen Preis für das Münzen zu zahlen hätte, würde er nicht, ohne zu überlegen, sein Silber in den Tower schicken, und gemünztes Geld würde dann stets einen höheren Wert haben als ungemünztes Silber." (North, l.c.p. 18.)
#140# I. Abschnitt - Ware und Geld-----

Wenn der Geldumlauf selbst den Realgehalt vom Nominalgehalt der Münze scheidet, ihr Metalldasein von ihrem funktionellen Dasein, so enthält er die Möglichkeit latent, das Metallgeld in seiner Münzfunktion durch Marken aus andrem Material oder Symbole zu ersetzen. Die technischen Hindernisse der Münzung ganz diminutiver Gewichtstelle des Goldes resp. Silbers und der Umstand, daß niedrigere Metalle ursprünglich statt der edleren, Silber statt des Goldes, Kupfer statt des Silbers, zum Wertmaß dienen und daher als Geld zirkulieren im Augenblick, wo das edlere Metall sie entthront, erklären historisch die Rolle von Silber- und Kupfermarken als Substituten der Goldmünze. Sie ersetzen das Gold in den Kreisen der Warenzirkulation, worin die Münze am schnellsten zirkuliert und sich daher am schnellsten abnutzt, d.h., wo Käufe und Verkäufe unaufhörlich im kleinsten Maßstab erneuert werden. Um die Festsetzung dieser Trabanten an der Stelle des Goldes selbst zu verhindern, werden gesetzlich die sehr niedrigen Proportionen bestimmt, worin sie allein an Zahlungs Statt für Gold angenommen werden müssen. Die besondren Kreise, worin die verschiednen Münzsorten umlaufen, laufen natürlich ineinander. Die Scheidemünze erscheint neben dem Gold zur Zahlung von Bruchteilen der kleinsten Goldmünze; das Gold tritt beständig in die Detallzirkulation ein, wird aber durch Auswechslung mit Scheidemünze ebenso beständig heraus geworfen. 82) Der Metallgehalt der Silber- oder Kupfermarken ist willkürlich durch das Gesetz bestimmt. Im Umlauf verschleißen sie noch rascher als die Goldmünze. Ihre Münzfunktion wird daher faktisch durchaus unabhängig von ihrem Gewicht, d.h. von allem Wert. Das Münzdasein des Goldes scheidet sich völlig von seiner Wertsubstanz. Relativ wertlose Dinge, Papierzettel, können also an seiner Statt als Münze funktionieren. In den metallischen Geldmarken ist der rein symbolische Charakter noch einigermaßen---#

82) "Wenn nie mehr Silbergeld vorhanden ist, als man für die kleineren Zahlungen benötigt, kann es nicht in für größere Zahlungen ausreichenden Mengen angesammelt werden... Die Verwendung von Gold für große Zahlungen schließt notwendig auch seine Verwendung im Detailhandel ein: Wer Goldmünzen hat, benutzt sie auch bei kleineren Einkäufen und erhält mit der gekauften Ware den Rest in Silber zurück; dadurch wird der Überschuß an Silber, der sonst den Detailhändler belasten würde, diesem entzogen und in die allgemeine Zirkulation zurückgeführt. Wenn aber so viel Silber vorhanden ist, daß die kleinen Zahlungen unabhängig von Gold ausgeführt werden können, so wird der Detailhändler für kleine Käufe Silber erhalten, das sich dann notwendig bei ihm anhäufen wird." (David Buchanan, "Inquiry into the Taxation and Commercial Policy of Great Britain", Edinburgh 1844, p. 248, 249.)
#141# 3. Kapitel - Das Geld oder die Warenzirkulation-----

versteckt. Im Papiergeld tritt er augenscheinlich hervor. Man sieht: Ce n'est que le premier pas qui coûte 1*). Es handelt sich hier nur von Staatspapiergeld mit Zwangskurs. Es wächst unmittelbar aus der metallischen Zirkulation heraus. Kreditgeld unterstellt dagegen Verhältnisse, die uns vom Standpunkt der einfachen Warenzirkulation noch durchaus unbekannt sind. Im Vorbeigehn sei Jedoch bemerkt, daß, wie eigentliches Papiergeld aus der Funktion des Geldes als Zirkulationsmittel entspringt, das Kreditgeld in der Funktion des Geldes als Zahlungsmittel seine naturwüchsige Wurzel besitzt. 83) Papierzettel, denen Geldnamen, wie 1 Pfd.St., 5 Pfd.St. usw. aufgedruckt sind, werden vom Staat äußerlich in den Zirkulationsprozeß hineingeworfen. Soweit sie wirklich an der Stelle der gleichnamigen Goldsumme zirkulieren, spiegeln sich in ihrer Bewegung nur die Gesetze des Geldumlaufs selbst wider. Ein spezifisches Gesetz der Papierzirkulation kann nur aus ihrem Repräsentationsverhältnis zum Gold entspringen. Und dies Gesetz ist einfach dies, daß die Ausgabe des Papiergelds auf die Quantität zu beschränken ist, worin das von ihm symbolisch dargestellte Gold (resp. Silber) wirklich zirkulieren müßte. Nun schwankt zwar das Goldquantum, welches die Zirkulationssphäre absorbieren kann, beständig über oder unter ein gewisses Durchschnittsniveau. Jedoch sinkt die Masse des zirkulierenden Mediums in einem gegebnen Land nie unter ein gewisses Minimum, das sich erfahrungsmäßig feststellt. Daß diese Minimalmasse fortwährend ihre Bestandteile wechselt, d.h. aus stets andren Goldstücken---#

83) Der Finanzmandarin Wan-mao-in ließ sich beigehn, dem Sohn des Himmels ein Projekt zu unterbreiten, welches versteckt auf Verwandlung der chinesischen Reichsassignaten in konvertible Banknoten hinzielte. Im Bericht des Assignaten-Komitees vom April 1854 erhält er gehörig den Kopf gewaschen. Ob er auch die obligate Tracht Bambushiebe erhielt, wird nicht gemeldet. "Das Komitee", lautet es am Schluß des Berichts, hat sein Projekt aufmerksam erwogen und findet, daß alles in ihm auf den Vorteil der Kaufleute ausgeht und nichts für die Krone vorteilhaft ist." ("Arbeiten der Kaiserlich Russischen Gesandtschaft zu Peking über China." Aus dem Russischen von Dr. K. Abel und F. A. Mecklenburg. Erster Band, Berlin 1858, p. 54.) Über die beständige Entmetallung der Goldmünzen durch ihren Umlauf sagt ein "Governor" der Bank of England als Zeuge vor dem "House of Lord's Committee" (über "Bankacts): "Jedes Jahr wird eine frische Klasse von Souverainen" (dies nicht politisch, sondern der Sovereign ist Name des Pfd.St. [45]) "zu leicht. Die Klasse, welche das eine Jahr als vollwichtig passiert, verliert durch den Verschleiß hinreichend, um das nächste Jahr die Waagschale gegen sich zu drehn."' (H. o. Lords' Committee 1848, n. 429.)-----#

1*) Es kommt nur auf den ersten Schritt an
#142# I. Abschnitt - Ware und Geld-----

besteht, ändert natürlich nichts an ihrem Umfang und ihrem konstanten Umtrieb in der Zirkulationssphäre. Sie kann daher durch Papiersymbole ersetzt werden. Werden dagegen heute alle Zirkulationskanäle zum vollen Grad ihrer Geldabsorptionsfähigkeit mit Papiergeld gefüllt, so können sie infolge der Schwankungen der Warenzirkulation morgen übervoll sein. Alles Maß geht verloren. Überschreitet aber das Papier sein Maß, d.h. die Quantität von Goldmünze gleicher Denomination, welche zirkulieren könnte, so stellt es, von der Gefahr allgemeiner Diskreditierung abgesehn, innerhalb der Warenwelt dennoch nur die durch ihre immanenten Gesetze bestimmte, also auch allein repräsentieirbare Goldquantität vor. Stellt die Papierzettelmasse z.B. je 2 Unzen Gold statt je 1 Unze dar, so wird faktisch 1 Pfd.St. z.B. zum Geldnamen sage etwa von 1/8 Unze statt von 1/4 Unze. Die Wirkung ist dieselbe, als wäre das Gold in seiner Funktion als Maß der Preise verändert worden. Dieselben Werte, die sich daher vorher im Preise von 1 Pfd.St., drucken sich jetzt im Preise von 2 Pfd.St. aus. Das Papiergeld ist Goldzeichen oder Geldzeichen. Sein Verhältnis zu den Warenwerten besteht nur darin, daß sie ideell in denselben Goldquantis ausgedruckt sind, welche vom Papier symbolisch sinnlich dargestellt werden. Nur sofern das Papiergeld Goldquanta repräsentiert, die, wie alle andren Warenquanta, auch Wertquanta, ist es Wertzeichen." Es fragt sich schließlich, warum das Gold durch bloße wertlose Zeichen seiner selbst ersetzt werden kann? Es ist aber, wie man gesehn, nur so er setzbar, soweit es in seiner Funktion als Münze oder Zirkulationsmittel isoliert oder verselbständigt wird. Nun findet die Verselbständigung dieser Funktion zwar nicht für die einzelnen Goldmünzen statt, obgleich sie in dem Fortzirkulieren verschlissener Goldstücke erscheint. Bloße Münze---#

84) Note zur 2. Ausgabe. Wie unklar selbst die besten Schriftsteller über Geldwesen die verschiednen Funktionen des Geldes auffassen, zeigt z.B. folgende Stelle aus Fullarton: Was unseren inländischen Austausch betrifft, können alle Geldfunktionen, die gewöhnlich von Gold- oder Silbermünzen erfüllt werden, ebenso wirksam durch eine Zirkulation von nicht einlösbaren Noten erfüllt werden, die keinen anderen Wert haben als diesen künstlichen und auf Übereinkunft beruhenden Wert, den sie durch Gesetz erhalten haben - eine Tatsache, die, denke ich, nicht geleugnet werden kann. Ein Wert dieser Art könnte all den Zwecken eines inneren Wertes dienstbar gemacht werden und sogar die Notwendigkeit eines Wertmaßstabs überflüssig machen, sofern nur die Quantität seiner Ausgaben in den gehörigen Schranken gehalten wird." (Fullarton, "Regulation of Currencies", 2. ed., London 1845, p. 21.) Also weil die Geldware durch bloße Wertzeichen in der Zirkulation ersetzt werden kann, ist sie als Maß der Werte und Maßstab der Preise überflüssig!
#143# 3. Kapitel - Das Geld oder die Warenzirkulation-----

oder Zirkulationsmittel sind die Goldstücke grade nur, solang sie sich wirklich im Umlauf befinden. Was aber nicht für die einzelne Goldmünze, gilt für die vom Papiergeld ersetzbare Minimalmasse Gold. Sie haust beständig in der Zirkulationssphäre, funktioniert fortwährend als Zirkulationsmittel und existiert daher ausschließlich als Träger dieser Funktion. Ihre Bewegung stellt also nur das fortwährende Ineinanderumschlagen der entgegengesetzten Prozesse der Warenmetamorphose W-G-W dar, worin der Ware ihre Wertgestalt nur gegenübertritt, um sofort wieder zu verschwinden. Die selbständige Darstellung des Tauschwerts der Ware ist hier nur flüchtiges Moment. Sofort wird sie wieder durch andre Ware ersetzt. Daher genügt auch die bloß symbolische Existenz des Geldes in einem Prozeß, der es beständig aus einer Hand in die andre entfernt. Sein funktionelles Dasein absorbiert sozusagen sein materielles. Verschwindend objektivierter Reflex der Warenpreise, funktioniert es nur noch als Zeichen seiner selbst und kann daher auch durch Zeichen ersetzt werden. 85) Nur bedarf das Zeichen des Geldes seiner eignen objektiv gesellschaftlichen Gültigkeit, und diese erhält das Papiersymbol durch den Zwangskurs. Nur innerhalb der von den Grenzen eines Gemeinwesens umschriebnen oder innern Zirkulationssphäre gilt dieser Staatszwang, aber auch nur hier geht das Geld völlig auf in seine Funktion als Zirkulationsmittel oder Münze und kann daher im Papiergeld eine von seiner Metallsubstanz äußerlich getrennte und bloß funktionelle Existenzweise erhalten.

3. Geld

Die Ware, welche als Wertmaß und daher auch, leiblich oder durch Stellvertreter, als Zirkulationsmittel funktioniert, ist Geld. Gold (resp. Silber) ist daher Geld. Als Geld funktioniert es, einerseits wo es in seiner---#

85) Daraus, daß Gold und Silber als Münze oder in der ausschließlichen Funktion als Zirkulationsmittel zu Zeichen ihrer selbst werden, leitet Nicholas Barbon das Recht der Regierungen her, "to raise money" 1*), d.h., z.B. einem Quantum Silber, das Groschen hieß, den Namen eines größeren Silberquantums, wie Taler, zu geben und so den Gläubigern Groschen statt Taler zurückzuzahlen. Geld verbraucht sich und wird leichter durch vielfaches Auszählen... Es ist die Benennung und der Kurs des Geldes, was die Leute im Handel beachten, und nicht die Menge des Silbers... Es ist die Staatsautorität, die das Metall zum Gelde macht." (N. Barbon, l.c.p. 29, 30, 25.)-----
1*) "den Geldwert zu erhöhen"

#144# I. Abschnitt - Ware und Geld-----

goldnen (resp. silbernen) Leiblichkeit erscheinen muß, daher als Geldware, also weder bloß ideell, wie im Wertmaß, noch repräsentationsfähig, wie im Zirkulationsmittel; andrerseits wo seine Funktion, ob es selbe nun in eigner Person oder durch Stellvertreter vollziehe, es als alleinige Wertgestalt oder allein adäquates Dasein des Tauschwerts allen andren Waren als bloßen Gebrauchswerten gegenüber fixiert.

a) Schatzbildung

Der kontinuierliche Kreislauf der zwei entgegengesetzten Warenmetamorphosen oder der flüssige Umschlag von Verkauf und Kauf erscheint im rastlosen Umlauf des Geldes oder seiner Funktion als perpetuum mobile der Zirkulation. Es wird immobilisiert, oder verwandelt sich, wie Bolsguillebert sagt, aus meuble in immeuble [46], aus Münze in Geld, sobald die Metamerphosenreihe unterbrochen, der Verkauf nicht durch nachfolgenden Kauf ergänzt wird. Mit der ersten Entwicklung der Warenzirkulation selbst entwickelt sich die Notwendigkeit und die Leidenschaft, das Produkt der ersten Metamorphose, die verwandelte Gestalt der Ware oder ihre Goldpuppe festzuhalten. 88) Ware wird verkauft, nicht um Ware zu kaufen, sondern um Warenform durch Geldform zu ersetzen. Aus bloßer Vermittlung des Stoffwechsels wird dieser Formwechsel zum Selbstzweck. Die entäußerte Gestalt der Ware wird verhindert, als ihre absolut veräußerliche Gestalt oder nur verschwindende Geldform zu funktionieren. Das Geld versteinert damit zum Schatz, und der Warenverkäufer wird Schatzbildner. Grade in den Anfängen der Warenzirkulation verwandelt sich nur der Überschuß an Gebrauchswerten in Geld. Gold und Silber werden so von selbst zu gesellschaftlichen Ausdrücken des Überflusses oder des Reichtums. Diese naive Form der Schatzbildung verewigt sich bei Völkern, wo der traditionellen und auf Selbstbedarf gerichteten Produktionsweise ein fest abgeschloßner Kreis von Bedürfnissen entspricht. So bei den Asiaten, namentlich den Indern. Vanderlint, der die Warenpreise durch die Masse des in einem Land befindlichen Goldes und Silbers bestimmt wähnt, fragt sich, warum die indischen Waren so wohlfeil? Antwort: Weil die Inder das-----#

86) "Reichtum an Geld ist nichts weiter als... Reichtum an Erzeugnissen, die in Geld verwandelt worden sind." (Mercier de la Rivière, l.c.p.573.) Ein Wert in Form von Erzeugnissen hat nur die Form gewechselt." (ib.,p. 486.)
#145# 3. Kapitel - Das Geld der die Warenzirkulation-----

Geld vergraben. Von 1602-1734, bemerkt er, vergruben sie 150 Millionen Pfd.St. Silber, die ursprünglich von Amerika nach Europa kamen. 87) Von 1856-1866, also in 10 Jahren, exportierte England nach Indien und China (das nach China exportierte Metall fließt großenteils wieder nach Indien) 120 Millionen Pfd.St. in Silber, welches vorher gegen australisches Geld eingewechselt wurde. Mit mehr entwickelter Warenproduktion muß jeder Warenproduzent sich den nervus rerum, das "gesellschaftliche Faustpfand" sichern. 88) Seine Bedürfnisse erneuern sich unaufhörlich und gebieten unaufhörlichen Kauf fremder Ware, während Produktion und Verkauf seiner eignen Ware Zeit kosten und von Zufällen abhängen. Um zu kaufen, ohne zu verkaufen, muß er vorher verkauft haben, ohne zu kaufen. Diese Operation, auf allgemeiner Stufenleiter ausgeführt, scheint sich selbst zu widersprechen. An ihren Produktionsquellen jedoch tauschen sich die edlen Metalle direkt mit andren Waren aus. Es findet hier Verkauf (auf Seite der Warenbesitzer) ohne Kauf (auf Seite der Gold- und Silberbesitzer) statt. 89) Und spätere Verkäufe ohne nachfolgende Käufe vermitteln bloß die weitere Verteilung der edlen Metalle unter alle Warenbesitzer. So entstehn auf allen Punkten des Verkehrs Gold- und Silberschätze vom verschiedensten Umfang. Mit der Möglichkeit, die Ware als Tauschwert oder den Tauschwert als Ware festzuhalten, erwacht die Goldgier. Mit der Ausdehnung der Wärenzirkulation wächst die Macht des Geldes, der stets schlagfertigen, absolut gesellschaftlichen Form des Reichtums. (145)
"Gold ist ein wunderbares Ding! Wer dasselbe besitzt, ist Herr von allem, was er wünscht. Durch Gold kann man sogar Seelen in das Paradies gelangen lassen." (Columbus, im Brief aus Jamaica, 1503.)
Da dem Celd nicht anzusehn, was in es verwandelt ist, verwandelt sich alles, Ware oder nicht, in Geld. Alles wird verkäuflich und kaufbar. Die Zirkulation wird die große gesellschaftliche Retorte, worin alles hineinfliegt, um als Geldkristall wieder herauszukommen. Dieser Alchimie widerstehn nicht einmal Heiligenknochen und noch viel weniger minder grobe res sacrosanctae, extra cornmercium---#

87) "Durch diese Maßnahme halten sie all ihre Güter und Fabrikate so niedrig im Preis." (Vanderlint, l.c.p. 95, 96.) 88) "Geld ist einPfand." (John Bellers, "Essays about the Poor, Manufactures, Trade, Plantations, and Immorality", Lond. 1699. p. 13.) 89) Kauf im kategorischen Sinn unterstellt nämlich Gold oder Silber schon als verwandelte Gestalt der Ware oder als Produkt des Verkaufs.
#146# I. Abschnitt - Ware und Geld-----

hominum 1*). 90) Wie im Geld aller qualltative Unterschied der Waren ausgelöscht ist, löscht es seinerseits als radikaler Leveller alle Unterschiede aus. 91) Das Geld ist aber selbst Ware, ein äußerlich Ding, das Privateigentum eines jeden werden kann. Die gesellschaftliche Macht wird so zur Privatmacht der Privatperson. Die antike Gesellschaft denunziert es daher als die Scheidernünze ihrer ökonomischen und sittlichen Ordnung. 92) Die moderne Gesellschaft, die schon in ihren Kinderjahren den Plutus an den Haaren---#

90) Heinrich III., allerchristlichster König von Frankreich, raubt Klöstern usw. ihre Reliquien, um sie zu versilbern. Man weiß, welche Rolle der Raub der delphischen Tempelschätze durch die Phokäer in der griechischen Geschichte spielt. Dem Gott der Waren dienten bei den Alten bekanntlich die Tempel zum Wohnsitz. Sie waren "heilige Banken". Den Phöniziern, einem Handelsvolke par excellence, galt Geld als le entäußerte Gestalt aller Dinge. Es war daher in der Ordnung, daß die Jungfrauen, die sich an den Festen der Liebesgattin den Fremden hingaben, das zum Lohn empfangene Geldstück der Göttin opferten. 91) "Gold! kostbar, flimmernd, rotes Gold! Soviel hievon, macht schwarz weiß, häßlich schön; Schlecht gut, alt jung, feig tapfer, niedrig edel. ... Ihr Götter! warum dies? warum dies, Götter; Ha! dies lockt Euch den Priester vom Altar; Reißt Halbgenes'nen weg das Schlummerkissen; Ja dieser rote Sklave löst und bindet Geweihte Bande; segnet den Verfluchten; Er macht den Aussatz lieblich; ehrt den Dieb, Und gibt ihm Rang, gebeugtes Knie und Einfluß Im Rat der Senatoren; dieser führt Der überjähr'gen Witwe Freier zu; ... Verdammt Metall, Gemeine Hure du der Menschen." (Shakespeare, "Timon of Athens".) 92) "Denn kein so schmählich Übel, wie des Geldes Wert, Erwuchs den Menschen: dies vermag die Städte selbst Zu brechen, dies treibt Männer aus von Hof und Herd; Dies unterweiset und verkehrt den edlen Sinn Rechtschaff'ner Männer, nachzugehen ruchloser Tat, Zeigt an die Wege böser List den Sterblichen, Und bildet sie zu jedem gottverhaßten Werk." (Sophokles, "Antigone".)-----#

1*) geheiligte Dinge, außerhalb des Handels der Menschen
#147# 3. Kapitel - Das Geld oder die Warenzirkulation-----

aus den Eingeweiden der Erde herauszieht 93), begrüßt im Goldgral die glänzende Inkarnation ihres eigensten Lebensprinzips. Die Ware als Gebrauchswert befriedigt ein besondres Bedürfnis und bildet ein besondres Element des stofflichen Reichtums. Aber der Wert der Ware mißt den Grad ihrer Attraktionskraft auf alle Elemente des stofflichen Reichtums, daher den gesellschaftlichen Reichtum ihres Besitzers. Dem barbarisch einfachen Warenbesitzer, selbst einem westeuropäischen Bauer, ist der Wert unzertrennlich von der Wertform, Vermehrung des Gold- und Silberschatzes daher Wertvermehrung. Allerdings wechselt der Wert des Geldes, sei es infolge seines eignen Wertwechsels, sei es des Wertwechsels der Waren. Dies verhindert aber einerseits nicht, daß 200 Unzen Gold nach wie vor mehr Wert enthalten als 100, 300 mehr als 200 usw., noch andrerseits, daß die metallne Naturalform dieses Dings die allgemeine Äquivalentform aller Waren bleibt, die unmittelbar gesellschaftliche Inkarnation aller menschlichen Arbeit. Der Trieb der Schatzbildung ist von Natur maßlos. Qualitativ oder seiner Form nach ist das Geld schrankenlos, d.h. allgemeiner Repräsentant des stofflichen Reichtums, weil in iede Ware unmittelbar umsetzbar. Aber zugleich ist jede wirkliche Geldsumme quantitativ beschränkt, daher auch nur Kaufmittel von beschränkter Wirkung. (147) Dieser Widerspruch zwischen der quantitativen Schranke und der qualitativen Schrankenlosigkeit des Geldes treibt den Schatzbildner stets zurück zur Sisyphusarbeit der Akkumulation. Es geht ihm wie dem Welteroberer, der mit jedem neuen Land nur eine neue Grenze erobert. Um das Gold als Geld festzuhalten und daher als Element der Schatzbildung, muß es verhindert werden zu zirkulieren oder als Kaufmittel sich in Genußmittel aufzulösen. Der Schatzbildner opfert daher dem Goldfetisch seine Fleischeslust. Er macht Ernst mit dem Evangelium der Entsagung. Andrerseits kann er der Zirkulation nur in Geld entziehn, was er ihr in Ware gibt. Je mehr er produziert, desto mehr kann er verkaufen. Arbeitsamkeit, Sparsamkeit und Geiz bilden daher seine Kardinaltugenden, viel verkaufen, wenig kaufen, die Summe seiner politischen Ökonomie. 94) Neben der unmittelbaren Form des Sces läuft seine ästhetische Form, der Besitz von Gold- und Silberwaren. Er wächst mit dem Reichtum---#

93) "Der Geiz hofft Pluton selbst aus dem Innern der Erde zu ziehen. (Athen[aeus], "Deipnos".) 94) "Die Zahl der Verkäufer jeder Ware soweit wie möglich zu vermehren, die Zahl der Käufer soweit wie möglich zu vermindern, das sind die Angelpunkte, um die sich alle Maßnahmen der politischen Ökonomie drehen." (Verri, l.c.p. 52, 53.)
#148# I. Abschnitt - Ware und Geld-----

der bürgerlichen Gesellschaft. "Soyons riches ou paraissons riches." 1*) (Diderot.) Es bildet sich so teils ein stets ausgedehnterer Markt für Gold und Silber, unabhängig von ihren Geldfunktionen, teils eine latente Zufuhrquelle des Geldes, die namentlich in gesellschaftlichen Sturmperloden fließt. Die Schatzbildung erfüllt verschiedne Funktionen in der Ökonomie der metallischen Zirkulation. Die nächste Funktion entspringt aus den Umlaufsbedingungen der Gold- oder Silbermünze. Man hat gesehn, wie mit den beständigen Schwankungen der Warenzirkulation in Umfang, Preisen und Geschwindigkeit die Umlaufsmasse des Geldes rastlos ebbt und flutet. Sie muß also der Kontraktion und Expansion fähig sein. Bald muß Geld als Münze attrahiert, bald Münze als Geld repelliert werden. Damit die wirklich umlaufende Geldmasse dem Sättigungsgrad der Zirkulationssphäre stets entspreche, muß das in einem Lande befindliche Gold- oder Silberquantum größer sein als das in Münzfunktion begriffene. Diese Bedingung wird erfüllt durch die Schatzform des Geldes. Die Schatzreservoits dienen zugleich als Abfuhr- und Zufuhrkanäle des zirkulierenden Geldes, welches seine Umlaufskanäle daher nie überfüllt. 95)

b) Zahlungsmittel

In der bisher betrachteten unmittelbaren Form der Warenzirkulation war dieselbe Wertgröße stets doppelt vorhanden, Ware auf dem einen Pol,---#

95) "Um Handel zu treiben, bedarf jede Nation einer bestimmten Summe von specifick money 2*), die wechselt und manchmal größer, manchmal kleiner ist, so wie es die Verhältnisse fordern... Diese Ebben und Fluten des Geldes regeln sich selbst ohne jede Hilfe der Politiker... Die Eimer arbeiten abwechselnd: wenn das Geld knapp ist, werden Barren gemünzt, sind Barren knapp, werden Münzen eingeschmolzen." (Sir D. North, l.c. [Postscript,] p. 3.) John Stuart Mill, lange Zeit Beamter der Ostindischen Kompanie [47], bestätigt, daß in Indien immer noch der Silberschmuck unmittelbar als Schatz funktioniert. Die "silbernen Schmuckstücke werden zum Ausmünzen gebracht, wenn ein hoher Zinssatz besteht; sie wandern zurück, wenn der Zinssatz fällt". (J. St. Mills Evidence [in] "Repts. on Bankacts", 1857, n. 2084, 2101.) Nach einem parlamentarischen Dokument von 1864 über Gold- und Silberimport und -export in Indien [48] überstieg 1863 der Import von Gold und Silber den Export um 19367764 Pfd.St. In den letzten 8 Jahren vor 1864 betrug der Excess des Imports über den Export der edlen Metalle 109652917 Pfd.St. Während dieses Jahrhunderts wurden weit über 200 000 000 Pfd.St. in Indien gemünzt.-----
1*) "Laßt uns reich sein oder reich erscheinen." - 2*) Metallgeld
#149# 3. Kapitel - Das Geld oder die Warenzirkulation-----

Geld auf dem Gegenpol. Die Warenbesitzer traten daher nur in Kontakt als Repräsentanten wechselsetig vorhandner Äquivalente. Mit der Entwicklung der Warenzirkulation entwickeln sich jedoch Verhältnisse, wodurch die Veräußerung der Ware von der Realisierung ihres Preises zeitlich getrennt wird. Es genügt, die einfachsten dieser Verhältnisse hier anzudeuten. Die eine Warenart erheischt längere, die andere kürzere Zeitdauer zu ihrer Produktion. Die Produktion verschiedner Waren ist an verschiedne Jahreszeiten geknüpft. Die eine Ware wird auf ihrem Marktplatz geboren, die andre muß zu entferntem Markt reisen. Der eine Warenbesitzer kann daher als Verkäufer auftreten, bevor der andre als Käufer. Bei steter Wiederkehr derselben Transaktionen unter denselben Personen regeln sith die Verkaufsbedingungen der Waren nach ihren Produktionsbedingungen. Andrergelts wird die Benutzung gewisser Warenarten, z.B. eines Hauses, für einen bestimmten Zeitraum verkauft. Erst nach Ablauf des Termins hat der Käufer den Gebrauchswert der Ware wirklich erhalten. Er kauft sie daher, bevor er sie zahlt. Der eine Warenbesitzer verkauft vorhandne Ware, der andre kauft als bloßer Repräsentant von Geld oder als Repräsentant von künftigem Celde. Der Verkäufer wird Gläubiger, der Käufer Schuldner. Da die Metamorphose der Ware oder die Entwicklung ihrer Wertform sich hier verändert, erhält auch das Geld eine andre Funktion. Es wird Zahlungsmittel. 96) Der Charakter von Gläubiger oder Schuldner entspringt hier aus der einfachen Warenzirkulation. Ihre Formveränderung drückt dem Verkäufer und Käufer diese neuen Stempel auf. Zunächst also sind es ebenso verschwindende und wechselweis von denselben Zirkulationsagenten gespielte Rollen wie die von Verkäufer und Käufer. Jedoch sieht der Gegensatz jetzt von Haus aus minder gemütlich aus und ist größerer Kristallisation fähig. 97) Dieselben Charaktere können aber auch von der Warenzirkulation unabhängig auftreten. Der Klassenkampf der antiken Welt z.B. bewegt sich hauptsächlich in der Form eines Kampfes zwischen Gläubiger---#

96) Luther unterscheidet zwischen Geld als Kaufmittel und Zahlungsmittel. "Machest mir einen Zwilling aus dem Schadewacht, das ich hie nicht bezalen und dort nicht kauffen kann." (Martin Luther, An die Pfarrherrn, wider den Wucher zu predigen", Wittenberg 1540.) [49]
97) Über die Schuldner- und Gläubigerverhältnisse unter den englischen Handelsleuten Anfang des 18. Jahrhunderts. Unter den Handelsleuten herrscht hier in England ein solcher Geist der Grausamkeit, wie er in keiner anderen menschlichen Gesellschaft und in keinem anderen Land der Welt anzutreffen ist." ("An Essay on Credit and the Bankrupt Act", Lond. 1707, p. 2.)
#150# I. Abschnitt - Ware und Geld-----

und Schuldner und endet in Rom mit dem Untergang des plebejischen Schuldners, der durch den Sklaven ersetzt wird. Im Mittelalter endet der Kampf mit dem Untergang des feudalen Schuldners, der seine politische Macht mit ihrer ökonomischen Basis einbüßt. Indes spiegelt die Geldform - und das Verhältnis von Gläubiger und Schuldner besitzt die Form eines Geldverhältnisses - hier nur den Antagonismus tiefer liegender ökonomischer Lebensbedingungen wider. Kehren wir zur Sphäre der Warenzirkulation zurück. Die gleichzeitige Erscheinung der Äquivalente Ware und Geld auf den beiden Polen des Verkaufsprozesses hat aufgehört. Das Geld funktioniert jetzt erstens als Wertmaß in der Preisbestimmung der verkauften Ware. Ihr kontraktlich festgesetzter Preis mißt die Obligation des Käufers, d.h. die Geldsumme, che er an bestimmtem Zeittermin schuldet. Es funktioniert zweitens als ideelles Kaufmittel. Obgleich es nur im Geldversprechen des Käufers existiert, bewirkt es den Händewechsel der Ware. Erst am fälligen Zahlungstermin tritt das Zahlungsmittel wirklich in Zirkulation, d.h. geht aus der Hand des Käufers in die des Verkäufers über. Das Zirkulationsmittel verwandelte sich in Schatz, weil der Zirkulationsprozeß mit der ersten Phase abbrach oder die verwandelte Gestalt der Ware der Zirkulation entzogen wurde. Das Zahlungsmittel tritt in die Zirkulation hinein, aber nachdem die Ware bereits aus ihr ausgetreten ist. Das Geld vermittelt nicht mehr den Prozeß. Es schließt ihn selbständig ab, als absolutes Dasein des Tauschwerts oder allgemeine Ware. Der Verkäufer verwandelte Ware in Geld, um ein Bedürfnis durch das Geld zu befriedigen, der Schatzbildner, um die Ware in Geldform zu präservieren, der schuldige Käufer, um zahlen zu können. Zahlt er nicht, so finden Zwangsverkäufe seiner Habe statt. Die Wertgestalt der Ware, Geld, wird also jetzt zum Selbstzweck des Verkaufs durch eine den Verhältnissen des ZirkuIationsprozesses selbst entspringende, gesellschaftliche Notwendigkeit. Der Käufer verwandelt Geld zurück in Ware, bevor er Ware in Geld verwandelt hat, oder vollzieht die zweite Warenmetamorphose vor der ersten. Die Ware des Verkäufers zirkuliert, realisiert ihren Preis aber nur in einem privatrechtlichen Titel auf Geld. Sie verwandelt sich in Gebrauchswert, bevor sie sich in Geld verwandelt hat. Die Vollziehung ihrer ersten Metamorphose folgt erst nachträglich. 98)---#

98) Note zur 2. Ausg. Aus folgendem, meiner 1859 erschienenen Schrift entlehnten Zitat wird man sehn, warum ich im Text keine Rücksicht nehme auf eine entgegengesetzte Form: "Umgekehrt kann im Prozeß G-W das Geld als wirkliches Kaufmittel entäußert
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In jedem bestimmten Zeitabschnitt des Zirkulationsprozesses repräsentieren die fälligen Obligationen die Preissumme der Waren, deren Verkauf sie hervorrief. Die zur Realisierung dieser Preissumme nötige Geldmasse hängt zunächst ab von der Umlaufsgeschwindigkeit der Zahlungsmittel. Sie ist bedingt durch zwei Umstände: die Verkettung der Verhältnisse von Gläubiger und Schuldner, so daß A, der Geld von seinem Schuldner B erhält, es an seinen Gläubiger C fortzahlt usw. - und die Zeitlänge zwischen den verschiednen Zahlungsterminen. Die prozessierende Kette von Zahlungen oder nachträglichen ersten Metamorphosen unterscheidet sich wesentlich von der früher betrachteten Verschlingung der Metamorphosenreihen. Im Umlauf des Zirkulationsmittels wird der Zusammenhang zwischen Verkäufern und Käufern nicht nur ausgedrückt. Der Zusammenhang selbst entsteht erst in und mit dem Geldumlauf. Dagegen drückt die Bewegung des Zahlungsrnittels einen schon vor ihr fertig vorhandnen gesellschaftlichen Zusammenhang aus. Gleichzeitigkeit und nebeneinander der Verkäufe beschränken den Ersatz der Münzmasse durch Umlaufsgeschwindigkeit. Sie bilden umgekehrt einen neuen Hebel in der Ökonomie der Zahlungsmittel. Mit der Konzentration der Zahlungen an demselben Platz entwickeln sich naturwüchsig eigne Anstalten und Methoden ihrer Ausgleichung. So z.B. die Virements im mittelaltrigen Lyon. Die Schuldforderungen von A an B, B an C, C an A usw. brauchen bloß konfrontiert zu werden, um sich wechselseitig bis zu einem gewissen Belauf als positive und negative Größen aufzuheben. So bleibt nur eine Schuldbilanz zu saldieren. Je massenhafter die Konzentration der Zahlungen, desto kleiner relativ die Bilanz, also die Masse der zirkulierenden Zahlungsmittel. Die Funktion des Geldes als Zahlungsmittel schließt einen unvermittelt ten Widerspruch ein. Soweit sich die Zahlungen ausgleichen, funktioniert es nur ideell als Rechengeld oder Maß der Werte. Soweit wirkliche Zahlung zu verrichten, tritt es nicht als Zirkulationsmittel auf, als nur verschwindende---#

und der Preis der Ware so realisiert werden, ehe der Gebrauchswert des Geldes realisiert oder die Ware veräußert wird. Dies findet z.B. statt in der alltäglichen Form der Pränumeration. Oder in der Form, worin die englische Regierung das Opium der Ryots in Indien... kauft. So wirkt jedoch das Geld nur in der schon bekannten Form des Kaufmittels... Kapital wird natürlich auch in der Form des Geldes avanciert... Dieser Gesichtspunkt fällt aber nicht in den Horizont der einfachen Zirkulation." ("Zur Kritik etc.", p. 119, 120. 1*))-----#

1*) Siehe Band 13 unserer Ausgabe. S. 117
#152# I. Abschnitt - Ware und Geld-----

und vermittelnde Form des Stoffwechsels, sondern als die individuelle Inkarnation der gesellschaftlichen Arbeit, selbständiges Dasein des Tauschwerts, absolute Ware. Dieser Widerspruch eklatiert in dem Moment der Produktions- und Handelskrisen, der Geldkrise heißt. 99) Sie ereignet sich nur, wo die prozessierende Kette der Zahlungen und ein künstliches System ihrer Ausgleichung völlig entwickelt sind. Mit allgemeineren Störungen dieses Mechanismus, woher sie immer entspringen mögen, schlägt das Geld plötzlich und unvermittelt um aus der nur ideellen Gestalt des Rechengeldes in hartes Geld. Es wird unersetzlich durch profane Waren. Der Gebrauchswert der Ware wird wertlos, und ihr Wert verschwindet vor seiner eignen Wertform. Eben noch erklärte der Bürger in prosperitätstrunknem Aufklärungsdünkel das Geld für leeren Wahn. Nur die Ware ist Geld. Nur das Geld ist Ware! gellt's jetzt über den Weltmarkt. Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser, so schreit seine Seele nach Geld, dem einzigen Reichtum. 100) In der Krise wird der Gegensatz zwischen der Ware und ihrer Wertgestalt, dem Geld, bis zum absoluten Widerspruch gesteigert. Die Erscheinungsform des Geldes ist hier daher auch gleich gültig. Die Geldhungersnot bleibt dieselbe, ob in Gold oder Kreditgeld, Banknoten etwa, zu zahlen ist. 101)---#

99) Die Geldkrise, wie im Text bestimmt als besondre Phase jeder allgemeinen Produktions- und Handelskrise, ist wohl zu unterscheiden von der speziellen Sorte der Krise, die man auch Geldkrise nennt, die aber selbständig auftreten kann, so daß sie auf Industrie und Handel nur rückschlagend wirkt. Es sind dies Krisen, deren Bewegungszentrum das Geld-Kapital ist, und daher Bank, Börse, Finanz ihre unmittelbare Sphäre. (Note von M. zur 3. Aufl.)
100) "Dieses plötzliche Umschlagen aus dem Kreditsystem in das Monetarsystem fügt den theoretischen Schrecken zum praktischen Panik: und die Zirkulationsagenten schaudern vor dem undurchdringlichen Geheimnis ihrer eignen Verhältnisse." (Karl Marx, l.c.p. 126. 1*)) Die Armen haben keine Arbeit, weil die Reichen kein Geld haben, um sie zu beschäftigen, obwohl sie die gleichen Ländereien und die gleichen Arbeitskräfte besitzen wie früher, um Lebensmittel und Kleider herstellen zu lassen; diese aber bilden den wahren Reichtum einer Nation und nicht das Geld." (John Bellers, "Proposals for raising a Colledge of Industry", Lond. 1696, p. 3,4.)
101) "Wie solche Momente von den "amis du commerce" 2*) ausgebeutet werden: "Bei einer Gelegenheit" (1839) "hob ein alter habsüchtiger Bankier" (der City) "in seinem Privatzimmer den Deckel des Schreibtisches, an dem er saß, und breitete vor einem Freunde Bündel von Banknoten aus; mit innigem Vergnügen sagte er, das seien 600 000 Pfd.St., die zurückgehalten worden wären, um das Geld knapp zu machen, und-----#

1*) Siehe Band 13 unserer Ausgabe, S. 123 - 2*) "Freunden des Handels"
#153# 3. Kapitel - Das Geld oder die Warenzirkulation-----

Betrachten wir nun die Gesamtsumme des in einem gegebnen Zeitabschnitt umlaufenden Geldes, so ist sie, bei gegebner Umlaufsgeschwindigkeit der Zirkulations- und Zahlungsmittel, gleich der Summe der zu realisierenden Warenpreise plus der Summe der fälligen Zahlungen, minus der sich ausgleichenden Zahlungen, minus endlich der Anzahl Umläufe, worin dasselbe Geldstück abwechselnd bald als Zirkulations-, bald als Zahlungsmittel funktioniert. Z.B. der Bauer verkauft sein Getreide für 2 Pfd.St., die so als Zirkulationsmittel dienen. Am Verfalltag zahlt er damit Leinwand, die ihm der Weber geliefert hat. Dieselben 2 Pfd.St. funktionieren jetzt als Zahlungsmittel. Der Weber kauft nun eine Bibel gegen bar - sie funktionieren von neuem als Zirkulationsmittel usw. Selbst Preise, Geschwindigkeit des Geldumlaufs und Ökonomie der Zahlungen gegeben, decken sich daher nicht länger die während einer Periode, eines Tags z.B., umlaufende Geldmasse und zirkulierende Warenmasse. Es läuft Geld um, das der Zirkulation längst entzogne Waren repräsentiert. Es laufen Waren um, deren Geldäquivalent erst in der Zukunft erscheint. Andrerseits sind die jeden Tag kontrahierten und die denselben Tag fälligen Zahlungen durchaus inkommensurable Größen." 102) Das Kreditgeld entspringt unmittelbar aus der Funktion des Geldes als Zahlungsmittel, indem SchuIdzertifikate für die verkauften Waren selbst---#

die alle in den Verkehr gebracht wurden nach 3 Uhr desselben Tages" ([H. Roy,] "The Theory of the Exchanges. The Bank Charter Act of 1844", Lond. 1864, p.81.) Das halboffizielle Organ, "The Observer", bemerkt am 24. April 1864: Einige sehr eigenartige Gerüchte sind im Umlauf über die Mittel, die in der Absicht, eine Knappheit in Banknoten herbeizuführen, angewendet worden sind... So fragwürdig es auch scheinen mag anzunehmen, daß irgendwelche derartige Tricks angewendet werden könnten, so war die Nachricht darüber doch so weit verbreitet, daß man sie in der Tat erwähnen muß."
102) "Der Umfang der Verkäufe oder Verträge, die während eines bestimmten Tages abgeschlossen werden, beeinflußt nicht die Geldmenge, die an diesem Tage umläuft, aber in der großen Mehrzahl der Fälle wird sie sich auflösen in mannigfaltiges Ziehen von Wechseln auf die Geldmenge, die an späteren, mehr oder weniger fernen Tagen im Umlauf sein mag... Die heute gewährten Wechsel oder eröffneten Kredite brauchen weder in der Zahl noch in der Höhe noch in der Laufzeit irgendeine Ähnlichkeit zu haben mit denen, die auf morgen oder übermorgen gewährt oder aufgenommen wurden; vielmehr decken sich viele der heutigen Wechsel und Kredite, wenn fällig, mit einer Menge von Verbindlichkeiten, deren Ursprung sich über eine Reihe früherer, völlig unbestimmter Daten verteilt. Wechsel mit 12, 6, 3 oder 1 Monat Laufzeit treffen oft so zusammen, daß sie die an einem bestimmten Tage fälligen Verbindlichkeiten besonders anwachsen lassen..." ("The Currency Theory Reviewed; a letter to the Scotch people. By a Banker in England", Edinburgh 1845, p. 29, 30 passim.)
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wieder zur Übertragung der Schuldforderungen zirkulieren. Andrerseits, wie sich das Kreditwesen ausdehnt, so die Funktion des Geldes als Zahlungsmittel. Als solches erhält es eigne Existenzformen, worin es die Sphäre der großen Handelstransaktionen behaust, während die Gold- oder Silbermünze hauptsächlich in die Sphäre des Kleinhandels zurückgedrängt wird. 103) Bei gewissem Höhegrad und Umfang der Warenproduktion greift die Funktion des Geldes als Zahlungsmittel über die Sphäre der Warenzirkulation hinaus. Es wird die allgemeine Ware der Kontrakte. 104) Renten, Steuern usw. verwandeln sich aus Naturallieferungen in Geldzahlungen. Wie sehr diese Umwandlung durch die Gesamtgestalt des Produktionsprozesses bedingt wird, beweist z.B. der zweimal gescheiterte Versuch des römischen Kaiserreichs, alle Abgaben in Geld zu erheben. Das ungeheure Elend des französischen Landvolks unter Ludwig XIV., das Boisguillebert,---#

103) Als Beispiel, wie wenig reelles Geld in die eigentlichen Handelsoperationen eingeht, folgt hier das Schema eines der größten Londoner Handelshäuser (Morrison, Dillon & Co.) aber seine etlichen Geldeinnahmen und Zahlungen. Seine Transaktionen im Jahr 1856, die viele Millionen Pfd.St. umfassen, sind auf den Maßstab einer Million verkürzt.
Einnahmen Pfd.St Ausgaben Pfd.St. Wechsel von Bankiers u. Wechsel nach Datum zahlbar 302674 Kaufleuten nach Datum Cheques auf Londoner zahlbar 553596 Bankiers 663672 Cheques von Bankiers Noten der Bank von England 22743 etc. bei Sicht zahlbar 357715 Gold 9427 Landbank-Noten 9627 Silber und Kupfer 1484 Noten der Bank von England 68554
Gold 28089 Silber und Kupfer 1486 Post Office Orders 1*) 933
Totalsummne: 1000000 Totalsumme: 1000000
("Report from the Select Committee on the Bankacts", July 1858, p.LXXI.)
104) "Der Charakter des Geschäftsverkehrs hat sich derartig gewandelt, daß statt Tausch von Gütern gegen Güter oder statt Leferung und Abnahme, jetzt Verkauf und Bezahlung stattfindet und alle Geschäfte... sich nunmehr als reine Geldgeschäfte darstellen." ([D. Defoe,] An Essay upon Publick Credit", 3. ed., Lond. 1710, p. 8.)-----#

1*) Postanweisungen
#155# 3. Kapitel - Das Geld oder die Warenzirkulation-----

Marschall Vauban usw. so beredt denunzieren, war nicht nur der Steuerhöhe geschuldet, sondern auch der Verwandlung von Naturalsteuer in Geldsteuer. 105) Wenn andrerseits die Naturalform der Grundrente, in Asien zugleich das Hauptelement der Staatssteuer, dort auf Produktionsverhältnissen beruht, welche sich mit der Unwandelbarkeit von Naturverhältnissen reproduzieren, erhält jene Zahlungsform rückwirkend die alte Produktionsform. Sie bildet eines der Selbsterhaltungsgeheimnisse des türkischen Reichs. Zieht der durch Europa aufoktroyierte auswärtige Handel in Japan die Verwandlung von Naturalrente in Geldrente 1*) nach sich, so ist es um seine musterhafte Agrikultur geschehn. Ihre engen ökonomischen Existenzbedingungen werden sich auflösen. In jedem Land setzen sich gewisse allgemeine Zahlungstermine fest. Sie beruhn teilweise von andren Zirkelläufen der Reproduktion abgesehn, auf den an Wechsel der Jahreszeit gebundnen Naturbedingungen der Produktion. Sie regeln ebenso Zahlungen, die nicht direkt der Warenzirkulation entspringen, wie Steuern, Renten usw. Die Geldmasse, die zu diesen über die ganze Oberfläche der Gesellschaft zersplitterten Zahlungen an gewissen Tagen des Jahres erheischt ist, verursacht periodische, aber ganz oberflächliche Perturbationen in der Ökonomie der Zahlungsmittel. 106)---#

105) "Das Geld ist der Henker aller Dinge geworden." Die Finanzkunst ist die Retorte, in der eine schreckenerregende Menge von Gütern und Waren verdampft worden ist, um diesen unheilvollen Extrakt zu gewinnen". "Das Geld erklärt dem ganzen Menschengeschlecht den Krieg." (Boisguillebert, "Dissertation sur la nature des richesses, de l'argent et des tributs", édit. Daire, "Économistes financiers", Paris 1843, t.I,p. 413, 419, 417, 418.) 106) "Pfingstmontag 1824", erzählt Herr Craig dem parlamentarischen Untersuchungskomitee von 1826, "war eine solche ungeheure Nachfrage für Banknoten in Edinburgh, daß wir um 11 Uhr keine einzige Note mehr in unsrem Verwahrsam hatten. Wir sandten der Reihe nach zu den verschiednen Banken, um welche zu borgen, konnten aber keine erhalten, und viele Transaktionen konnten nur durch slips of paper 2*) berichtigt werden. Um 3 Uhr nachmittags jedoch waren bereits sämtliche Noten returniert zu den Banken, von denen sie ausliefen. Sie hatten nur die Hände gewechselt." Obgleich die effektive Durchschnittszirkulation der Banknoten in Schottland weniger als 3 Mill. Pfd.St. beträgt, wird dennoch, an verschiednen Zahlungsterminen im Jahr, jede im Besitz der Bankiers befindliche Note, alles in allem ungefähr 7 Mill. Pfd.St., in Aktivität gerufen. Bei diesen Gelegenheiten haben die Noten eine einzige und spezifische Funktion zu vollziehen, und sobald sie vollzogen, fließen sie zu den respektiven Banken zurück, von denen sie ausliefen. (John Fullarton, Regulation of Currencies",-----#

1*) 3. und 4. Auflage: Goldrente - 2*) Zettel
#156# I. Abschnitt - Ware und Geld-----

Aus dem Gesetz über die Umlaufsgeschwindigkeit der Zahlungsmittel folgt, daß für alle periodischen Zahlungen, welches immer ihre Quelle, die notwendige Masse der Zahlungsmittel in geradem 1*) Verhältnis zur Länge der Zahlungsperioden steht. 107) Die Entwicklung des Geldes als Zahlungsmittel ernötigt Geldakkumulationen für die Verfalltermine der geschuldeten Summen. Während die Schatzbildung als selbständige Bereicherungsform verschwindet mit dem Fortschritt der bürgerlichen Gesellschaft, wächst sie umgekehrt mit demselben in der Form von Regervefonds der Zahlungsmittel.

c) Weltgeld

Mit dem Austritt aus der innern Zirkulationssphäre streift das Geld die dort aufschiebenden Lokalformen von Maßstab der Preise, Münze, Scheidemünze und Wertzeichen, wieder ab und fällt in die ursprüngliche Barrenform der edlen Metalle zurück. Im Welthandel entfalten die Waren ihren Wert universell. Ihre selbständige Wertgestalt tritt ihnen daher hier auch gegenüber als Weltgeld. Erst auf dem Weltmarkt funktioniert das Geld in vollem Umfang als die Ware, deren Naturalform zugleich unmittelbar gesellschaftliche Verwirklichungsform der menschlichen Arbeit in abstracto ist. Seine Daseinsweise wird seinem Begriff adäquat.---#

2nd. ed. Lond. 1845, p.86, Nte.) Zum Verständnis ist hinzuzufügen, daß in Schottland zur Zeit von Fullartons Schrift nicht cheques, sondern nur Noten für die Deposits ausgegeben wurden. 107) Auf die Frage, "ob, wenn die Notwendigkeit bestände, 40 Millionen im Jahre umzusetzen, dieselben 6 Millionen" (Gold) "für die sich ergebenden Umläufe und Kreisläufe genügen würden, die der Handel erfordere?" antwortet Petty mit seiner gewohnten Meisterschaft: "Ich antworte ja: für den Betrag von 40 Millionen würden schon 40/52", von 1 Million ausreichen, wenn die Umläufe so kurzfristige, d.h. wöchentliche wären, wie das unter armen Handwerkern und Arbeitern geschieht, die jeden Sonnabend erhalten und zahlen; wenn jedoch die Termine vierteljährlich sind, wie bei uns üblicherweise Pacht gezahlt und Steuern erhoben werden, dann benötigt man 10 Millionen. Wenn wir also annehmen, daß im allgemeinen die Zahlungen zu verschiedenen Terminen zwischen 1 und 13 Wochen erfolgen, muß man 10 Millionen zu 40/52 addieren, wovon die Hälfte ca. 5 1/2 Millionen beträgt, so daß also 5 1/2, Millionen ausreichen würden." (William Petty, "Political Anatomy of Ireland. 1672", edit. Lond. 1691, p. 13, 14. [50])-----
1*) 1. bis 4.Auflage: umgekehrtem
#157# 3. Kapitel - Das Geld oder die Warenzirkulation-----

In der innern Zirkulationssphäre kann nur eine Ware zum Wertmaß und daher als Geld dienen. Auf dem Weltmarkt herrscht doppeltes Wertmaß, Gold und Silber. 108) Das Weltgeld funktioniert als allgemeines Zahlungsmittel, allgemeines Kaufmittel und absolut gesellschaftliche Materiatur des Reichtums überhaupt (universal wealth). Die Funktion als Zahlungsmittel, zur Ausgleichung internationaler Bilanzen, herrscht vor. Daher das Losungswort des---#

108) Daher die Abgeschmacktheit jeder Gesetzgebung, die den Nationalbanken vorschreibt, nur das edle Metall aufzuschatzen, das im Innern des Landes als Geld funktioniert. Die so selbstgeschaffnen "holden Hindernisse" der Bank von England z.B. sind bekannt. Über die großen historischen Epochen des relativen Wertwechsels von Gold und Silber sieh Karl Marx, l.c.p. 136 sq. 1*) Zusatz zur 2. Ausgabe: Sir Robert Peel suchte in seinem Bankact von 1844 dem Mißstand dadurch abzuhelfen, daß er der Bank von England erlaubte, Noten auf Silberbullion auszugeben, so daß jedoch der Silbervorrat nie mehr als ein Viertel des Goldvorrats. Der Silberwert wird dabei geschätzt nach seinem Marktpreis (in Gold) auf dem Londoner Markt. [Zur 4. Auflage. - Wir befinden uns wieder in einer Epoche starken relativen Wertwechsels von Cold und Silber. Vor etwa 25 Jahren war das Wertverhältnis des Goldes zum Silber = 15 1/2 : 1, jetzt ist es ungefähr = 22 : 1, und Silber fällt noch fortwährend gegen Gold. Dies ist wesentlich Folge einer Umwälzung in der Produktionsweise beider Metalle. Früher wurde Gold fast nur durch Auswaschen goldhaltiger Alluvialschichten, der Verwitterungsprodukte goldhaltiger Gesteine, gewonnen. Jetzt reicht diese Methode nicht mehr aus und ist in den Hintergrund gedrängt durch die früher nur in zweiterLinie betriebne, obwohl schon den Alten (Diodor, III, 12-14) wohlbekannte Bearbeitung der goldhaltigen Quarzgänge selbst. Andrerseits wurden nicht nur im Westen der amerikanischen Felsengebirge ungeheure neue Silberlager entdeckt, sondern diese und die mexikanischen Silbergruben durch Eisenbahnen erschlossen, die Zufuhr von moderner Maschinerie und von Brennstoff und dadurch Silbergewinnung auf größtem Maßstab und mit geringeren Kosten ermöglicht. Es besteht aber ein großer Unterschied in der Art, wie beide Metalle in den Erzgängen vorkommen. Das Gold ist meist gediegen, aber dafür in winzig kleinen Mengen im Quarz zerstreut; die ganze Gangart muß daher zerstampft und das Gold ausgewaschen, resp. durch Quecksilber ausgezogen werden. Auf 1 000 000 Gramm Quarz kommt dann oft kaum 1-3, sehr selten 30-60 Gramm Gold. Silber kommt selten gediegen, dafür aber in eignen, verhältnismäßig leicht von der Gangart zu trennenden Erzen vor, die meist von 40-90 Prozent Silber enthalten; oder aber es ist in geringeren Mengen enthalten in den an sich schon Bearbeitung lohnenden Erzen von Kupfer, Blei etc. Schon hieraus geht hervor, daß, während die Produktionsarbeit des Goldes sich eher vermehrt, die des Silbers sich entschieden vermindert hat, der Wertfall des letztren sich also ganz natürlich erklärt. Dieser Wertfall würde sich in noch größrem Preisfall ausdrucken, werde nicht der-----#

1*) Siehe Band 13 unserer Ausgabe, S. 131 f.
#158# I. Abschnitt - Ware und Geld-----

Merkantilsystems - Handelsbilanz! 109) Zum internationalen Kaufmittel dienen Gold und Silber wesentlich, sooft das herkömmliche Gleichgewicht des Stoffwechsels zwischen verschiednen Nationen plötzlich gestört wird. Endlich als absolut gesellschaftliche Materiatur des Reichtums, wo es sich weder um Kauf noch Zahlung handelt, sondern um Übertragung des Reichtums von einem Land zum andren, und wo diese Übertragung in Warenform entweder durch die Konjunkturen des Warenmarkts oder den zu erfüllenden Zweck selbst ausgeschlossen wird. 110) Wie für seine innere Zirkulation, braucht jedes Land für die Weltmarktszirkulation einen Reservefonds. Die Funktionen der Schätze entspringen---#

Silberpreis auch jetzt noch durch künstliche Mittel hochgehalten. Die Silberschätze von Amerika sind aber erst zum kleinen Teil zugänglich gemacht, und so ist alle Aussicht vorhanden, daß der Silberwert noch längere Zeit am Sinken bleibt. Hierzu muß noch mehr beitragen die relative Abnahme des Silberbedarfs für Gebrauchs- und Luxusartikel, sein Ersatz durch plättierte Waren, Aluminium etc. Danach ermesse man den Utopismus der bimetallistischen Vorstellung, ein internationaler Zwangskurs werde das Silber auf das alte Wertverhältnis von 1 : 15 1/2, wieder hinaufschrauben. Eher dürfte das Silber auch auf dem Weltmarkt seine Geldqualität mehr und mehr einbüßen. - F. E.) 109) Die Gegner des Merkantilsystems, welches die Saldierung überschüssiger Handelsbilanz durch Gold und Silber als Zweck des Welthandels behandelte, verkannten ihrerseits durchaus die Funktion des Weltgeldes. Wie die falsche Auffassung der Gesetze, welche die Masse der Zirkulationsmittel regeln, sich in der falschen Auffassung der internationalen Bewegung der edlen Metalle nur widerspiegelt, habe ich ausführlich an Ricardo nachgewiesen l.c.p.150 sqq. 1*). Sein falsches Dogma: "Eine ungünstige Handelsbilanz kann nie anders als durch eine Überfülle von Zirkulationsmitteln entstehen... Die Ausfuhr von Münzen ist ihrer Billigkeit geschuldet, und ist nicht die Folge, sondern die Ursache einer ungünstigen Bilanz" [51] findet man daher schon bei Barbon: Die Handelsbilanz, wenn es eine solche gibt, ist nicht die Ursache dafür, daß das Geld aus einem Lande ausgeführt wird. Die Ausfuhr ergibt sich vielmehr aus dem Wertunterschied der Edelmetalle in jedem Land." (N. Barbon, l.c.p. 59.) MacCulloch in "The Literature of Political Economy: a classified Catalogue", Lond. 1845, belobt Barbon für diese Antizipation, vermeidet aber wohlweislich die naiven Formen, worin bei B. die absurden Voraussetzungen des "currency principle" [52] noch erscheinen, auch nur zu erwähnen. Die Kritiklosigkeit und selbst Unehrlichkeit jenes Katalogs gipfeln in den Abschnitten über die Geschichte der Geldtheorie, weil MacCulloch hier als Sykophant des Lord Overstone (ex-banker Loyd), den er facile princeps argentariorum" 2*) nennt, schwanzwedelt. 110) Z.B. bei Subsidien, Geldanleihen zur Kriegführung oder zur Wiederaufnahme der Barzahlungen von Banken usw. kann Wert grade in der Geldform erheischt sein.-----#

1*) Siehe Band 13 unserer Ausgabe, S. 143 ff. - 2*) "den anerkannten König der Geldleute"
#159# 3. Kapitel - Das Geld oder die Warenzirkulation-----

also teils aus der Funktion des Geldes als inneres Zirkulationsund Zahlungsmittel, teils aus seiner Funktion als Weltgeld. 110a) In der letzteren Rolle ist stets die wirkliche Geldware, leibhaftes Gold und Silber, erheischt, weswegen James Steuart Gold und Silber, im Unterschied von ihren nur lokalen Stellvertretern, ausdrücklich als money of the world 1*) charakterisiert. Die Bewegung des Gold- und Silberstroms ist eine doppelte. Einerseits wälzt er sich von seinen Quellen über den ganzen Weltmarkt, wo er von den verschiednen nationalen Zirkulationssphären in verschiednem Umfang abgefangen wird, um in ihre inneren Umlaufskanäle einzugehn, verschlissene Gold- und Silbermünzen zu ersetzen, das Material von Luxuswaren zu liefern und zu Schätzen zu erstarren. 111) Diese erste Bewegung ist vermittelt durch direkten Austausch der in Waren realisierten Nationalarbeiten mit der in edlen Metallen realisierten Arbeit der Gold und Silber produzierenden Länder. Andrerseits laufen Gold und Silber fortwährend hin und her zwischen den verschiednen nationalen Zirkulationssphären, eine Bewegung, die den unaufhörlichen Oszillationen des Wechselkurses folgt. 112)---#

110a) Note zur 2. Ausgabe: Tatsächlich könnte ich mir keinen überzeugenderen Beweis dafür wünschen, daß der Mechanismus der Schatzbildung in Ländern mit Metallwährung imstande ist, jede notwendige Funktion bei Begleichung internationaler Verbindlichkeiten zu erfüllen, und zwar ohne wahrnehmbare Unterstützung durch die allgemeine Zirkulation, als die Leichtigkeit, mit der Frankreich, das erst im Begriffe war, sich von der Erschütterung durch eine zerstörende feindliche Invasion zu erholen, in einem Zeitraum von 27 Monaten die Zahlung der ihm auferlegten Kriegsentschädigung von fast 20 Millionen an die verbündeten Mächte leistete, und zwar einen beträchtlichen Teil dieser Summe in Metallgeld, ohne merkbare Einschränkung oder Störung des inländischen Geldumlaufs oder irgendwelche alarmierende Schwankungen seines Wechselkurses." (Fullarton, l.c.p. 141.) (Zur 4. Auflage.- Ein noch schlagenderes Beispiel haben wir in der Leichtigkeit, womit dasselbe Frankreich 1871-1873 in 30 Monaten eine mehr als zehnfach größere Kriegsentschädigung, ebenfalls zum bedeutenden Teil in Metallgeld, abzutragen imstande war. - F.E.) 111) "Das Geld verteilt sich auf die Nationen nach ihren Bedürfnissen... indem es immer durch die Produkte angezogen wird." (Le Trosne, l.c.p. 916.) "Die Minen, die fortwährend Gold und Silber liefern, sind ergiebig genug, um jeder Nation dieses notwendige Quantum zu liefern." (J. Vanderlint, l.c.p. 40.) 112) Die Wechselkurse steigen und fallen in jeder Woche, sie steigen zu bestimmten Zeiten des Jahres zuungunsten einer Nation in die Höhe und erreichen zu anderen Zeiten die gleiche Höhe zu deren Vorteil." (N. Barbon, l.c.p. 39.)-----#

1*) Weltgeld
#160# I. Abschnitt - Ware und Geld-----

Länder entwickelter bürgerlicher Produktion beschränken die in Bank reservoirs massenhaft konzentrierten Schätze auf das zu ihren spezifischen Funktionen erheischte Minimum. 113) Mit gewisser Ausnahme zeigt auffallendes Überfüllen der Schatzreservoirs über ihr Durchschnittsniveau Stockung der Warenzirkulation an oder unterbrochenen Fluß der Warenmetamorphose. 114)---#

113) Diese verschiednen Funktionen können in gefährlichen Konflikt geraten, sobald die Funktion eines Konversionsfonds für Banknoten hinzutritt. 114) "Was an Geld mehr vorhanden ist, als für den inländischen Handel unbedingt notwendig, stellt totes Kapital dar, und bringt dem Lande, das es besitzt, keinen Gewinn, außer wenn es selbst exportiert bzw. importiert wird." (John Bellers, "Essays etc.", p. 13.) "Was aber, wenn wir nun zuviel gemünztes Geld haben? Wir können dann das vollwichtigste einschmelzen und es zu prächtigem Tischgerät, zu Gefäßen und Hausrat aus Gold und Silber umarbeiten; oder es als Ware dorthin schicken, wo Bedarf und Nachfrage danach besteht; oder es dort auf Zins ausleihen, wo man einen hohen Zinssatz zahlt." (W. Petty, "Quantulumcunque", p.39.) Geld ist nur das Fett des Staatskörpers, weshalb zuviel davon ebenso seine Beweglichkeit behindert, wie zu wenig ihn krank macht... wie Fett die Bewegung der Muskeln geschmeidig macht, fehlende Nahrungsmittel ersetzt, Unebenheiten ausfüllt und den Körper verschont, so erleichtert das Geld die Bewegungen des Staates, bringt, wenn Teuerung im Inlande, vom Auslande Lebensmittel herein, begleicht Schuldenrechnungen... und verschont das Ganze; allerdings", ironisch abschließend, "ganz besonders die einzelnen Personen, die viel davon haben." (W. Petty, "Political anatomy of Ireland", p. 14, 15. [50])
#161#-----

Zweiter Abschnitt
Die Verwandlung von Geld in Kapital

VIERTES KAPITEL

Verwandlung von Geld in Kapital

1. Die allgemeine Formel des Kapitals

Die Warenzirkulation ist der Ausgangspunkt des Kapitals. Warenproduktion und entwickelte Warenzirkulation, Handel, bilden die historischen Voraussetzungen, unter denen es entsteht. Welthandel und Weltmarkt eröffnen im 16. Jahrhundert die moderne Lebensgeschichte des Kapitals. Sehn wir ab vom stofflichen Inhalt der Warenzirkulation, vom Austausch der verschiednen Gebrauchswerte, und betrachten wir nur die ökonomischen Formen, die dieser Prozeß erzeugt, so finden wir als sein letztes Produkt das Geld. Dies letzte Produkt der Warenzirkulation ist die erste Erscheinungsform des Kapitals. Historisch tritt das Kapital dem Grundeigentum überall zunächst in der Form von Geld gegenüber, als Geldvermögen, Kaufmannskapital und Wucherkapital. 1) jedoch bedarf es nicht des Rückblicks auf die Entstehungsgeschichte des Kapitals, um das Geld als seine erste Erscheinungsform zu erkennen. Dieselbe Geschichte spielt täglich vor unsren Augen. Jedes neue Kapital betritt in erster Instanz die Bühne, d.h. den Markt, Warenmarkt, Arbeitsmarkt oder Geldmarkt, immer noch als Geld, Geld, das sich durch bestimmte Prozesse in Kapital verwandeln soll. Geld als Geld und Geld als Kapital unterscheiden sich zunächst nur durch ihre verschiedne Zirkulationsform.---#

1) Der Gegensatz zwischen der auf persönlichen Knechtschafts- und Herrschaftsverhältnissen beruhenden Macht des Grundeigentums und der unpersönlichen Macht des Geldes ist klar gefaßt in den zwei französischen Sprichworten. "Nulle terre sans seigneur." 1*) "L'argent n'a pas de maitre." 2*)-----#

1*) "Kein Land ohne Grundherrn." - 2*) "Geld hat keinen Herrn."
#162# II. Abschnitt - Die Verwandlung von Geld in Kapital-----

Die unmittelbare Form der Warenzirkulation ist W-G-W, Verwandlung von Ware in Geld und Rückverwandlung von Geld in Ware, verkaufen, um zu kaufen. Neben dieser Form finden wir aber eine zweite, spezifisch unterschiedne vor, die Form G-W-G, Verwandlung von Geld in Ware und Rückverwandlung von Ware in Geld, kaufen, um zu verkaufen. Geld, das in seiner Bewegung diese letztre Zirkulation beschreibt, verwandelt sich in Kapital, wird Kapital und ist schon seiner Bestimmung nach Kapital. Sehn wir uns die Zirkulation G-W-G näher an. Sie durchläuft, gleich der einfachen Warenzirkulation, zwei entgegengesetzte Phasen. In der ersten Phase, G-W, Kauf, wird das Geld in Ware verwandelt. In der zweiten Phase, W-G, Verkauf, wird die, Ware in Geld rückverwandelt. Die Einheit beider Phasen aber ist die Gesamtbewegung, welche Geld gegen Ware und dieselbe Ware wieder gegen Geld austauscht, Ware kauft, um sie zu verkaufen, oder wenn man die formellen Unterschiede von Kauf und Verkauf vernachlässigt, mit dem Geld Ware und mit der Ware Geld kauft. 2) Das Resultat, worin der ganze Prozeß erlischt, ist Austausch von Geld gegen Geld, G-G. Wenn ich für 100 Pfd.St. 2000 Pfd. Baumwolle kaufe und die 2000 Pfd. Baumwolle wieder für 110 Pfd.St. verkaufe, so habe ich schließlich 100 Pfd.St. gegen 110 Pfd.St. ausgetauscht, Geld gegen Geld. Es ist nun zwar augenscheinlich, daß der Zirkulationsprozeß G-W-G abgeschmackt und inhaltslos wäre, wollte man vermittelst seines Umwegs denselben Geldwert gegen denselben Geldwert, also z.B. 100 Pfd.St. gegen 100 Pfd.St. austauschen. Ungleich einfacher und sichrer bliebe die Methode des Schatzbildners, der seine 100 Pfd.St. festhält, statt sie der Zirkulationsgefahr preiszugeben. Andrerseits, ob der Kaufmann die mit 100 Pfd.St. gekaufte Baumwolle wieder verkauft zu 110 Pfd.St., oder ob er sie zu 100 Pfd.St. und selbst zu 50 Pfd.St. losschlagen muß, unter allen Umständen hat sein Geld eine eigentümliche und originelle Bewegung beschrieben, durchaus andrer Art als in der einfachen Warenzirkulation, z.B. in der Hand des Bauern, der Korn verkauft und mit dem so gelösten Geld Kleider kauft. Es gilt also zunächst die Charakteristik der Formunterschiede zwischen den Kreisläufen G-W-G und W-G-W. Damit wird sich zugleich der inhaltliche Unterschied ergeben, der hinter diesen Formunterschieden lauert. Sehn wir zunächst, was beiden Formen gemeinsam.---#

2) "Mit Geld kauft man Waren, und mit Waren kauft man Geld." (Mercier de la Rivière, "L'ordre naturei et essentiell des sociétés politiques", p. 543.)
#163# 4. Kapitel - Verwandlung von Geld in Kapital-----

Beide Kreisläufe zerfallen in dieselben zwei entgegengesetzten Phasen, W-G, Verkauf, und G-W, Kauf. In jeder der beiden Phasen stehn sich dieselben zwei sachlichen Elemente gegenüber, Ware und Geld - und zwei Personen in denselben ökonomischen Charaktermasken, ein Käufer und ein Verkäufer. Jeder der beiden Kreisläufe ist die Einheit derselben entgegengesetzten Phasen, und beidemal wird diese Einheit vermittelt durch das Auftreten von drei Kontrahenten, wovon der eine nur verkauft, der andre nur kauft, der dritte aber abwechselnd kauft und verkauft. Was jedoch die beiden Kreisläufe W-G-W und G-W-G von vornherein scheidet, ist die umgekehrte Reihenfolge derselben entgegengesetzten Zirkulationsphasen. Die einfache Warenzirkulation beginnt mit dem Verkauf und endet mit dem Kauf, die Zirkulation des Geldes als Kapital beginnt mit dem Kauf und endet mit dem Verkauf. Dort bildet die Ware, hier das Geld den Ausgangspunkt und Schlußpunkt der Bewegung. In der ersten Form vermittelt das Geld, in der andren umgekehrt die Ware den Gesamtverlauf. In der Zirkulation W-G-W wird das Geld schließlich in Ware verwandelt, die als Gebrauchswert dient. Das Geld ist also definitiv ausgegeben. In der umgekehrten Form G-W-G gibt der Käufer dagegen Geld aus, um als Verkäufer Geld einzunehmen. Er wirft beim Kauf der Ware Geld in die Zirkulation, um es ihr wieder zu entzlehn durch den Verkauf derselben Ware. Er entläßt das Geld nur mit der hinterlistigen Absicht, seiner wieder habhaft zu werden. Es wird daher nur vorgeschossen; 3) In der Form W-G-W wechselt dasselbe Geldstück zweimal die Stelle. Der Verkäufer erhält es vom Käufer und zahlt es weg an einen anderen Verkäufer. Der Gesamtprozeß, der mit der Einnahme von Geld für Ware beginnt, schließt ab mit der Weggabe von Geld für Ware. Umgekehrt in der Form G-W-G. Nicht dasselbe Geldstück wechselt hier zweimal die Stelle, sondern dieselbe Ware. Der Käufer erhält sie aus der Hand des Verkäufers und gibt sie weg in die Hand eines andren Käufers. Wie in der einfachen Warenzirkulation der zwelmalige Stellenwechsel desselben Geldstücks sein definitives Übergehn aus einer Hand in die andre bewirkt, so hier der zweimalige Stellenwechsel derselben Ware den Rückfluß des Geldes zu seinem ersten Ausgangspunkt.---#

3) "Wenn ein Ding gekauft wird, um wieder verkauft zu werden, nennt man die hierzu verwendete Summe vorgeschossenes Geld; wird es gekauft, um nicht wieder verkauft zu werden, so kann man sie als verausgabt bezeichnen" (James Steuart, "Works etc.", edited by General Sir James Steuart, his son, Lond. 1805, v.l.p. 274.)
#164# II. Abschnitt - Die Verwandlung von Geld in Kapital-----

Der Rückfluß des Geldes zu seinem Ausgangspunkt hängt nicht davon ab, ob die Ware teurer verkauft wird, als sie gekauft war. Dieser Umstand beeinflußt nur die Größe der rückfließenden Geldsumme. Das Phänomen des Rückflusges selbst findet statt, sobald die gekaufte Ware wieder verkauft, also der Kreislauf G-W-G vollständig beschrieben wird. Es ist dies also ein sinnlich wahrnehmbarer Unterschied zwischen der Zirkulation des Geldes als Kapital und seiner Zirkulation als bloßem Geld. Der Kreislauf W-G-W ist vollständig zurückgelegt, sobald der Verkauf einer Ware Geld bringt, welches der Kauf andrer Ware wieder entzieht. Erfolgt dennoch Rückfluß des Geldes zu seinem Ausgangspunkt, so nur durch die Erneuerung oder Wiederholung des ganzen Kursus. Wenn ich ein Quarter Korn verkaufe für 3 Pfd.St. und mit diesen 3 Pfd.St. Kleider kaufe, sind die 3 Pfd.St. für mich definitiv verausgabt. Ich habe nichts mehr mit ihnen zu schaffen. Sie sind des Kleiderhändlers. Verkaufe ich nun ein zweites Quarter Korn, so fließt Geld zu mir zurück, aber nicht infolge der ersten Transaktion, sondern nur infolge ihrer Wiederholung. Es entfernt sich wieder von mir, sobald ich die zweite Transaktion zu Ende führe und von neuem kaufe. In der Zirkulation W-G-W hat also die Verausgabung des Geldes nichts mit seinem Rückfluß zu schaffen. In G-W-G dagegen ist der Rückfluß des Geldes durch die Art seiner Verausgabung selbst bedingt. Ohne diesen Rückfluß ist die Operation mißglückt oder der Prozeß unterbrochen und noch nicht fertig, weil seine zweite Phase, der den Kauf ergänzende und abschließende Verkauf, fehlt. Der Kreislauf W-G-W geht aus von dem Extrem einer Ware und schließt ab mit dem Extrem einer andren Ware, die aus der Zirkulation heraus und der Konsumtion anheimfällt. Konsumtion, Befriedigung von Bedürfnissen, mit einem Wort, Gebrauchswert ist daher sein Endzweck. Der Kreislauf G-W-G geht dagegen aus von dem Extrem des Geldes und kehrt schließlich zurück zu demselben Extrem. Sein treibendes Motiv und bestimmender Zweck ist daher der Tauschwert selbst. In der einfachen Warenzirkulation haben beide Extreme dieselbe ökonomische Form. Sie sind beide Ware. Sie sind auch Waren von derselben Wertgröße. Aber sie sind qualltativ verschiedne Gebrauchswerte, z.B. Korn und Kleider. Der Produktenaustausch, der Wechsel der verschiednen Stoffe, worin sich die gesellschaftliche Arbeit darstellt, bildet hier den Inhalt der Bewegung. Anders in der Zirkulation G-W-G. Sie scheint auf den ersten Blick inhaltslos, weil tautologisch. Beide Extreme haben dieselbe ökonomische Form. Sie sind beide Geld, also keine qualitativ unterschiedne Gebrauchswerte, denn Geld ist eben die verwandelte Gestalt der Waren,
#165# 4. Kapitel - Verwandlung von Geld in Kapital-----

worin ihre besondren Gebrauchswerte ausgelöscht sind. Erst 100 Pfd.St. gegen Baumwolle und dann wieder dieselbe Baumwolle gegen 100 Pfd.St. austauschen, also auf einem Umweg Geld gegen Geld, dasselbe gegen dasselbe, scheint eine ebenso zwecklose als abgeschmackte Operation. 4) Eine Geldsumme kann sich von der andren Geldsumme überhaupt nur durch ihre Größe unterscheiden. Der Prozeß G-W-G schuldet seinen Inhalt daher keinem qualitativen Unterschied seiner Extreme, denn sie sind beide Geld, sondern nur ihrer quantitativen Verschiedenheit. Schließlich wird der Zirkulation mehr Geld entzogen, als anfangs hineingeworfen ward. Die zu 100 Pfd.St. gekaufte Baumwolle wird z.B. wieder verkauft zu 100 + 10 Pfd.St. oder 110 Pfd.St. Die vollständige Form dieses Prozesses ist daher G-W-G', wo G' = G + delta G, d.h. gleich der ursprünglich vorschossenen Geldsumme plus einem Inkrement. Dieses Inkrement oder den Überschuß über den ursprünglichen Wert nenne ich - Mehrwert (surplus value). Der ursprünglich vorgeschoßne Wert erhält sich daher nicht nur in der Zirkulation, sondern in ihr verändert er seine Wertgröße, setzt einen Mehrwert zu oder verwertet sich. Und diese Bewegung verwandelt ihn in Kapital. Es ist zwar auch möglich, daß in W-G-W die beiden Extreme W, W, z.B. Korn und Kleider, quantitativ verschiedne Wertgrößen sind. Der Bauer---#

4) "Man tauscht nicht Geld gegen Geld aus", ruft Mercier de la Rivière den Merkantilisten zu. (l.c.p. 486.) In einem Werke, welches ex professo vom "Handel" und der "Spekulation" handelt, liest man: "Aller Handel besteht im Austausch von Dingen verschiedner Art; und der Vorteil" (für den Kaufmann?) "entspringt eben aus dieser Verschiedenheit. Ein Pfund Brot gegen ein Pfund Brot austauschen wäre ohne allen Vorteil... daher der vorteilhafte Kontrast zwischen Handel und Spiel, welches nur Austausch von Geld gegen Geld ist." (Th. Corbet, "An Inquity into the Causes and Modes of the Wealth of Individuals; or the Principles of Trade and Speculation explained", London 1841, p. 5.) Obgleich Corbet nicht sieht, daß G-G, Geld gegen Geld austauschen, die charakteristische Zirkulationsform, nicht nur des Handelskapitals, sondern alles Kapitals ist, gibt er wenigenstens zu, daß diese Form einer Art des Handels, der Spekulation, mit dem Spiel gemein sei, aber dann kommt MacCulloch und findet, daß Kaufen, um zu verkaufen, Spekulieren ist, und der Unterschied zwischen Spekulation und Handel also wegfällt. Jedes Geschäft, bei dem eine Person ein Erzeugnis kauft, um es wieder zu verkaufen, ist tatsächlich eine Spekulation." (MacCulloch, "A Dictionary, practical etc. of Commerce", London 1847, p. 1009.) Ungleich naiver Pinto, der Pindar der Amsterdamer Börse: "Der Handel ist ein Spiel" (dieser Satz entlehnt aus Locke), "und an Bettlern kann man nichts gewinnen. Wenn man lange Zeit hindurch allen alles abgenommen hätte, so müßte man in gütlichem Übereinkommen den größten Teil des Gewinns wieder zurückgeben, um das Spiel von neuem anzufangen." (Pinto, "Traité de la Circulation et du Crédit", Amsterdam 1771, p. 231.)
#166# II. Abschnitt - Die Verwandlung von Geld in Kapital-----

kann sein Korn über dem Wert verkaufen oder die Kleider unter ihrem Wert kaufen. Er kann seinerseits vom Kleiderhändler geprellt werden. Solche Wertverschiedenheit bleibt jedoch für diese Zirkulationsform selbst rein zufällig. Sinn und Verstand verliert sie nicht schier, wie der Prozeß G-W-G, wenn die beiden Extreme, Korn und Kleider z.B., Äquivalente sind. Ihr Gleichwert ist hier vielmehr Bedingung des normalen Verlaufs. Die Wiederholung oder Erneuerung des Verkaufs, um zu kaufen, findet, wie dieser Prozeß selbst, Maß und Ziel an einem außer ihm liegenden Endzwecke, der Konsumtion, der Befriedigung bestimmter Bedürfnisse. Im Kauf für den Verkauf dagegen sind Anfang und Ende dasselbe, Geld, Tauschwert, und schon dadurch ist die Bewegung endlos. Allerdings ist aus G, G + delta G geworden, aus den 100 Pfd.St., 100 + 10. Aber bloß qualitativ betrachtet, sind 110 Pfd.St. dasselbe wie 100 Pfd.St., nämlich Geld. Und quantitativ betrachtet, sind 110 Pfd.St. eine beschränkte Wertsumme wie 100 Pfd.St. Würden die 110 Pfd.St. als Geld verausgabt, so fielen sie aus ihrer Rolle. Sie hörten auf, Kapital zu sein. Der Zirkulation entzogen, versteinern sie zum Schatz, und kein Farthing wächst ihnen an, ob sie bis zum jüngsten Tage fortlagern. Handelt es sich also einmal um Verwertung des Werts, so besteht dasselbe Bedürfnis für die Verwertung von 110 Pfd.St. wie für die von 100 Pfd.St., da beide beschränkte Ausdrücke des Tauschwerts sind, beide also denselben Beruf haben, sich dem Reichtum schlechthin durch Größenausdehnung. anzunähern. Zwar unterscheidet sich für einen Augenblick der ursprünglich vorgeschossene Wert 100 Pfd.St. von dem in der Zirkulation ihm zuwachsenden Mehrwert von 10 Pfd.St., aber dieser Unterschied zerfließt sofort wieder. Es kommt am Ende des Prozesses nicht auf der einen Seite der Originalwert von 100 Pfd.St. und auf der andren Seite der Mehrwert von 10 Pfd.St. heraus. Was herauskommt, ist ein Wert von 110 Pfd.St., der sich ganz in derselben entsprechenden Form befindet, um den Verwertungsprozeß zu beginnen, wie die ursprünglichen 100 Pfd.St. Geld kommt am Ende der Bewegung wieder als ihr Anfang heraus. 5) Das Ende jedes einzelnen Kreislaufs, worin sich der Kauf für den Verkauf vollzieht, bildet daher von selbst den Anfang eines---#

5) "Das Kapital teilt sich... in das ursprüngliche Kapital und den Gewinn, den Zuwachs des Kapitals... obwohl die Praxis selbst diesen Gewinn sogleich wieder zum Kapital schlägt und mit diesem in Fluß setzt." (F. Engels, Umrisse zu einer Kritik der Nationalökonomie" in "Deutsch-Französische Jahrbücher" herausgegeben von Arnold Ruge und Karl Marx Paris 1844, p. 99. 1*)-----#

1*) Siehe Band 1 unserer Ausgabe. S. 511
#167# 4. Kapitel - Vedlung von Geld in Kapital-----

neuen Kreislaufs. Die einfache Warenzirkulation - der Verkauf für den Kauf - dient zum Mittel für einen außerhalb der Zirkulation liegenden Endzweck, die Aneignung von Gebrauchswerten, die Befriedigung von Bedürfnissen. Die Zirkulation des Geldes als Kapital ist dagegen Selbstzweck, denn die Verwertung des Werts existiert nur innerhalb dieser stets erneuerten Bewegung. Die Bewegung des Kapitals ist daher maßlos. 6) Als bewußter Träger dieser Bewegung wird der Geldbesitzer Kapitalist. Seine Person, oder vielmehr seine Tasche, ist der Ausgangspunkt und der Rückkehrpunkt des Geldes. Der objektive Inhalt jener Zirkulation - die Verwertung des Werts - ist sein subjektiver Zweck, und nur soweit wachsende Aneignung des abstrakten Reichtums das allein treibende Motiv---#

6) Aristoteles stellt der Chrematistik die Ökonomik entgegen. Er geht von der Ökonomik aus. Soweit sie Erwerbskunst, beschränkt sie sich auf die Verschaffung der zum Leben notwendigen und für das Haus oder den Staat nützlichen Güter. Der wahre Reichtum (? ??????? ???????) besteht aus solchen Gebrauchswerten; denn das zum guten Leben genügende Maß dieser Art von Besitz ist nicht unbegrenzt. Es gibt aber eine zweite Erwerbskunst, die vorzugsweise und mit Recht Chrematistik heißt, infolge deren keine Grenze des Reichtums und Besitzes zu existieren scheint. Der Warenhandel ("? ????????" heißt wörtlich Kramhandel, und Aristoteles nimmt diese Form, weil in ihr der Gebrauchswert vorherrscht) gehört von Natur nicht zur Chrematistik, denn hier bezieht sich der Austausch nur auf das für sie selbst (Käufer und Verkäufer) Nötige." Daher, entwickelt er weiter, war auch die ursprüngliche Form des Warenhandels der Tauschhandel, aber mit seiner Ausdehnung entstand notwendig das Geld. Mit der Erfindung des Geldes mußte sich der Tauschhandel notwendig zur ????????, zum Warenhandel entwickeln, und dieser, im Widerspruch zu seiner ursprünglichen Tendenz, bildete sich zur Chrematistik aus, zur Kunst, Geld zu machen. Die Chrematistik nun unterscheidet sich von der Ökonomik dadurch, daß für sie die Zirkulation die Quelle des Reichtums ist (???????? ???????? ... ??? ???????? ?????????). Und um das Geld scheint sie sich zu drehen, denn das Geld ist der Anfang und das Ende dieser Art von Austausch (?? ??? ??????? ????????? ??? ????? ??? ??????? ?????). Daher ist auch der Reichtum, wie ihn die Chrematistik anstrebt, unbegrenzt. Wie nämlich jede Kunst, der ihr Ziel nicht als Mittel sondern als letzter Endzweck gilt, unbegrenzt in ihrem Streben ist, denn sie sucht sich ihm stets mehr zu nähern, während die Künste, die nur Mittel zum Zwecke verfolgen, nicht unbegrenzt sind, da der Zweck selbst ihnen die Grenze setzt, so gibt es auch für diese Chrematistik keine Schranke ihres Ziele, sondern ihr Ziel ist absolute Bereicherung. Die Ökonomik, nicht die Chtematistik, hat eine Grenze... die erstere bezweckt ein vom Gelde selbst Verschiednes, die andere seine Vermehrung... Die Verwechslung beider Formen, die ineinander überspielen, veranlaßt einige, die Erhaltung und Vermehrung des Geldes ins Unendliche als Endziel der Ökonomik zu betrachten." (Aristoteles, "De Rep.", edit. Bekker, lib.I,c. 8 und 9 passim.)
#168# II. Abschnitt - Die Verwandlung von Geld in Kapital-----

seiner Operationen, funktioniert er als Kapitalist oder personifiziertes, mit Willen und Bewußtsein begabtes Kapital. Der Gebrauchswert ist also nie als unmittelbarer Zweck des Kapitalisten zu behandeln. 7) Auch nicht der einzelne Gewinn, sondern nur die rastlose Bewegung des Gewinnens. 8) Dieser absolute Bereicherungstrieb, diese leidenschaftliche Jagd auf den Wert 9) ist dem Kapitalisten mit dem Schatzbildner gemein, aber während der Schatzbildner nur der verrückte Kapitalist, ist der Kapitalist der rationelle Schatzbildner. Die rastlose Vermehrung des Werts, die der Schatzbildner anstrebt, indem er das Geld vor der Zirkulation zu retten sucht 10), erreicht der klügere Kapitalist, indem er es stets von neuem der Zirkulation preisgibt. 10a) Die selbständigen Formen, die Geldformen, welche der Wert der Waren in der einfachen Zirkulation annimmt, vermitteln nur den Warenaustausch und verschwinden im Endresultat der Bewegung. In der Zirkulation G-W-G funktionieren dagegen beide, Ware und Geld, nur als verschiedne Existenzweisen des Werts selbst, das Geld seine allgemeine, die Ware seine besondre, sozusagen nur verkleidete Existenzweise. 11) Er geht beständig aus---#

7) "Waren" (hier im Sinn von Gebrauchswerten) "sind nicht der Endzweck des handeltreibenden Kapitalisten... sein Endzweck ist Geld." (Th. Chalmers, "On Politic. Econ. etc.", 2nd edit., Glasgow 1832, p. 165, 166.) 8) "Wenn der Kaufmann den bereits erzielten Gewinn auch nicht geringschätzt, so ist sein Blick doch immer auf den zukünftigen Gewinn gerichtet." (A. Genovesi, "Lezioni di Economia Civile" (1765), Ausgabe der italienischen Ökonomen von Custodi, Parte Poderna, t. VIII, p. 139.) 9) "Die unausweichliche Leidenschaft für den Gewinn, die auri sacra fames 1*) bestimmt stets den Kapitalisten." (MacCulloch, "The Principles of Polit. Econ.", London 1830, p. 179.) Diese Einsicht verhindert denselben MacCulloch und Konsorten natürlich nicht, in theoretischen Verlegenheiten, z.B. bei Behandlung der Überproduktion, denselben Kapitalisten in einen guten Bürger zu verwandeln, dem es sich nur um den Gebrauchswert handelt und der sogar einen währen Werwolfsheißhunger entwickelt für Stiefel, Hüte, Fier, Kattune und andere höchst familiäre Sorten von Gebrauchswert. 10) "??????" 2*) ist einer der charakteristischen Ausdrücke der Griechen für das Schatzbilden. Ebenso bedeutet "to save" zugleich retten und sparen. 10a) "Das Unendliche, das die Dinge im Fortschreiten nicht haben, haben sie im Kreislauf." (Galiani, [l.c.p. 1561].) 11) "Nicht der Stoff bildet das Kapital, sondern der Wert dieser Stoffe." (J.B. Say, "Traité d'Écon. Polit.", 3ème éd., Paris 1817, t. II, p.429.)-----#

1*) der verfluchte Hunger nach Gold - 2*) "retten"
#169# 4. Kapitel - Verwandlung von Geld in Kapital-----

der einen Form in die andre über, ohne sich in dieser Bewegung zu verlieren, und verwandelt sich so in ein automatisches Subjekt. Fixiert man die besondren Erscheinungsformen, welche der sich verwertende Wert im Kreislauf seines Lebens abwechselnd annimmt, so erhält man die Erklärungen: Kapital ist Geld, Kapital ist Ware. 12) In der Tat wird der Wert hier das Subjekt eines Prozesses, worin er unter dem beständigen Wechsel der Formen von Geld und Ware seine Größe selbst verändert, sich als Mehrwert von sich selbst als ursprünglichem Wert abstößt, sich selbst verwertet. Denn die Bewegung, worin er Mehrwert zusetzt, ist seine eigne Bewegung, seine Verwertung also Selbstverwertung. Er hat die okkulte Qualität erhalten, Wert zu setzen, weil er Wert ist. Er wirft lebendige Junge oder legt wenigstens goldne Eier. Als das übergreifende Subjekt eines solchen Prozesses, worin er Geldform und Warenform bald annimmt, bald abstreift, sich aber in diesem Wechsel erhält und ausreckt, bedarf der Wert vor allem einer selbständigen Form, wodurch seine Identität mit sich selbst konstatiert wird. Und diese Form besitzt er nur im Gelde. Dies bildet daher Ausgangspunkt und Schlußpunkt jedes Verwertungsprozesses. Er war 100 Pfd.St., er ist jetzt 110 Pfd.St. usw. Aber das Geld selbst gilt hier nur als eine Form des Werts, denn er hat deren zwei. Ohne die Annahme der Warenform wird das Geld nicht Kapital. Das Geld tritt hier also nicht polemisch gegen die Ware auf, wie in der Schatzbildung. Der Kapitalist weiß, daß alle Waren, wie lumpig sie immer aussehn oder wie schlecht sie immer riechen, im Glauben und in der Wahrheit Geld, innerlich beschnittne Juden sind und zudem wundertätige Mittel, um aus Geld mehr Geld zu machen. Wenn in der einfachen Zirkulation der Wert der Waren ihrem Gebrauchswert gegenüber höchstens die selbständige Form des Geldes erhält, so stellt er sich hier plötzlich dar als eine prozessierende, sich selbst bewegende Substanz, für welche Ware und Geld beide bloße Formen. Aber noch mehr. Statt Warenverhältnisse darzustellen, tritt er jetzt sozusagen in ein Privatverhältnis zu sich selbst. Er unterscheidet sich als ursprünglicher Wert von sich selbst als Mehrwert, als Gott Vater von sich selbst als Gott Sohn, und beide sind vom selben Alter und bilden in der Tat nur eine Person, denn nur durch den Mehrwert von 10 Pfd.St. werden die vorgeschossenen 100 Pfd.St. Kapital, und sobald sie dies geworden, sobald der Sohn---#

12) "Das Zirkulationsmittel (!), das zu produktiven Zwecken verwendet wird, ist Kapital." (Macleod, "The Theory and Practice of Banking", London 1855, v. I, c.l,p. 55.) "Kapital ist gleich Waren." (James Mill, "Elements of Pol. Econ.", Lond. 1821, p. 74.)
#170# II. Abschnitt - Die Verwandlung von Geld in Kapital-----

und durch den Sohn der Vater erzeugt, verschwindet ihr Unterschied wieder und sind beide Eins, 110 Pfd.St. Der Wert wird also prozessierender Wert, prozessierendes Geld und als solches Kapital. Er kommt aus der Zirkulation her, geht wieder in sie ein, erhält und vervielfältigt sich in ihr, kehrt vergrößert aus ihr zurück und beginnt denselben Kreislauf stets wieder von neuem. 13) G-G', geldheckendes Geld - money which begets money - lautet die Beschreibung des Kapitals im Munde seiner ersten Dolmetscher, der Merkantilisten. Kaufen, um zu verkaufen, oder vollständiger, kaufen, um teurer zu verkaufen, G-W-G', scheint zwar nur einer Art des Kapitals, dem Kaufmannskapital, eigentümliche Form. Aber auch das industrielle Kapital ist Geld, das sich in Ware verwandelt und durch den Verkauf der Ware in mehr Geld rückverwandelt. Akte, die etwa zwischen dem Kauf und dem Verkaufe, außerhalb der Zirkulationssphäre, vorgehn, ändern nichts an dieser Form der Bewegung. In dem zinstragenden Kapital endlich stellt sich die Zirkulation GW-G' abgekürzt dar, in ihrem Resultat ohne die Vermittlung, sozusagen im Lapidarstil, als G-G', Geld, das gleich mehr Geld, Wert, der größer als er selbst ist. In der Tat also ist G-W-G' die allgemeine Formel des Kapitals, wie es unmittelbar in der Zirkulationssphäre erscheint.

2. Widersprüche der allgemeinen Formel

Die Zirkulationsform, worin sich das Geld zum Kapital entpuppt, widerspricht allen früher entwickelten Gesetzen über die Natur der Ware, des Werts, des Geldes und der Zirkulation selbst. Was sie von der einfachen Warenzirkulation unterscheidet, ist die umgekehrte Reihenfolge derselben zwei entgegengesetzten Prozesse, Verkauf und Kauf. Und wie sollte solcher rein formelle Unterschied die Natur dieser Prozesse umzaubern? Noch mehr. Diese Umkehrung existiert nur für einen der drei Geschäftsfreunde, die miteinander handeln. Als Kapitalist kaufe ich Ware von A und verkaufe sie wieder an B, während ich als einfacher Warenbesitzer Ware an B verkaufe und dann Ware von A kaufe. Für die Geschäftsfreunde A und B existiert dieser Unterschied nicht. Sie treten nur als Käufer oder Verkäufer von Waren auf. Ich selbst stehe ihnen jedesmal gegenüber als---#

13) "Kapital... permanenter sich vervielfältigender Wert." (Sismondi, "Nouveaux Principes d'Écon. Polit.", t.I,p. 89.)

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einfacher Geldbesitzer oder Warenbesitzer, Käufer oder Verkäufer, und zwar trete ich in beiden Reihenfolgen der einen Person nur als Käufer und der andren nur als Verkäufer gegenüber, der einen als nur Geld, der andren als nur Ware, keiner von beiden als Kapital oder Kapitalist oder Repräsentant von irgend etwas, das mehr als Geld oder Ware wäre oder eine andre Wirkung außer der des Geldes oder der Ware ausüben könnte. Für mich bilden Kauf von A und Verkauf an B eine Reihenfolge. Aber der Zusammenhang zwischen diesen beiden Akten existiert nur für mich. A schert sich nicht um meine Transaktion mit B, und B nicht um meine Transaktion mit A. Wollte ich ihnen etwa das besondre Verdienst klarmachen, das ich mir durch die Umkehrung der Reihenfolge erwerbe, so würden sie mir beweisen, daß ich mich in der Reihenfolge selbst irre und daß die Gesamttransaktion nicht mit einem Kauf begann und einem Verkauf endete, sondern umgekehrt mit einem Verkauf begann und mit einem Kauf abschloß. In der Tat, mein erster Akt, der Kauf, war von A's Standpunkt ein Verkauf, und mein zweiter Akt, der Verkauf, war von B's Standpunkt ein Kauf. Nicht zufrieden damit, werden A und B erklären, daß die ganze Reihenfolge überflüssig und Hokuspokus war. A wird die Ware direkt an B verkaufen und B sie direkt von A kaufen. Damit verschrumpft die ganze Transaktion in einen einseitigen Akt der gewöhnlichen Warenzirkulation, vom Standpunkt A's bloßer Verkauf und vom Standpunkt B's bloßer Kauf. Wir sind also durch die Umkehrung der Reihenfolge nicht über die Sphäre der einfachen Warenzirkulation hinausgekommen und müssen vielmehr zusehn, ob sie ihrer Natur nach Verwertung der in sie eingehenden Werte und daher Bildung von Mehrwert gestattet. Nehmen wir den Zirkulationsprozeß in einer Form, worin er sich als bloßer Warenaustausch darstellt. Dies ist stets der Fall, wenn beide Warenbesitzer Waren voneinander kaufen und die Bilanz ihrer wechselseitigen Geldforderungen sich am Zahlungstag ausgleicht. Das Geld dient hier als Rechengeld, um die Werte der Waren in ihren Preisen auszudrücken, tritt aber nicht den Waren selbst dinglich gegenüber. Soweit es sich um den Gebrauchswert handelt, ist es klar, daß beide Austauscher gewinnen können. Beide veräußern Waren, die ihnen als Gebrauchswert nutzlos, und erhalten Waren, deren sie zum Gebrauch bedürfen. Und dieser Nutzen mag nicht der einzige sein. A, der Wein verkauft und Getreide kauft, produziert vielleicht mehr Wein, als Getreidebauer B in derselben Arbeitszeit produzieren könnte, und Getreidtbauer B in derselben Arbeitszeit mehr Getreide, als Weinbauer A produzieren könnte. A erhält also für denselben Tauschwert mehr Getreide und B mehr Wein, als wenn jeder von den beiden,
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ohne Austausch, Wein und Getreide für sich selbst produzieren müßte. Mit Bezug auf den Gebirauchswert also kann gesagt werden, daß "der Austausch eine Transaktion ist, worin beide Seiten gewinnen" 14), Anders mit dem Tauschwert.
"Ein Mann, der viel Wein und kein Getreide besitzt, handelt mit einem Mann, der viel Getreide und keinen Wein besitzt, und zwischen ihnen wird ausgetauscht Weizen zum Wert von 50 gegen einen Wert von 50 in Wein. Dieser Austausch ist keine Vermehrung des Tauschwerts weder für den einen noch für den andren; denn bereits vor dem Austausch besaß jeder von ihnen einen Wert gleich dem, den er sich vermittele dieser Operation verschafft hat." 15)
Es ändert nichts an der Sache, wenn das Geld als Zirkulationsmittel zwischen die Waren tritt und die Akte des Kaufs und Verkaufs sinnlich auseinanderfallen. 16) Der Wert der Waren ist in ihren Preisen dargestellt, bevor sie in die Zirkulation treten, also Voraussetzung und nicht Resultat derselben. 17) Abstrakt betrachtet, d.h. abgesehn von Umständen, die nicht aus den immanenten Gesetzen der einfachen Warenzirkulation hervorfließen, geht außer dem Ersatz eines Gebrauchswerts durch einen andren nichts in ihr vor als eine Metamorphose, ein bloßer Formwechsel der Ware. Derselbe Wert, d.h. dasselbe Quantum vergegenständlichter gesellschaftlicher Arbeit, bleibt in der Hand desselben Warenbesitzers in Gestalt erst seiner Ware, dann des Geldes, worin sie sich verwandelt, endlich der Ware, worin sich dies Geld rückverwandelt. Dieser Formwechsel schließt keine Änderung der Wertgröße ein. Der Wechsel aber, den der Wert der Ware selbst in diesem Prozeß durchläuft, beschränkt sich auf einen Wechsel seiner Geldform. Sie existiert erst als Preis der zum Verkauf angebotenen Ware, dann als eine Geldsumme, die aber schon im Preise ausgedruckt war, endlich als der Preis einer äquivalenten Ware. Dieser Formwechsel schließt an und für sich ebensowenig eine Änderung der Wertgröße ein wie das Auswechseln einer Fünfpfundnote gegen Sovereigns, halbe Sovereigns und Schillinge.---#

14) "L'échange est une transaction admirable 1*) dans Iaquelle les deux contractants gagnent - toujours 2*) (!)." (Destutt de Tracy, "Traité de la Volonté et de ses effets", Paris 1826, p. 68.) Dasselbe Buch erschien auch als "Traité d'Éc. Pol." 15) Mercier de la Riviére, l.c.p. 544. 16 "Ob einer dieser beiden Werte Geld ist oder beide gewöhnliche Waren sind, nichts kann an sich gleichgültiger sein." (Mercier de la Riviére, l.c.p. 543.) 17) "Über den Wert entscheiden nicht die Vertragspartner, er steht schon vor der Übereinkunft fest." (Le Trosne, l.c.p. 906.)-----#

1*) wunderbare Tranion - 2*) immerfort
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Sofern also die Zirkulation der Ware nur einen Formwechsel ihres Werts bedingt, bedingt sie, wenn das Phänomen rein vorgeht, Austausch von Äquivalenten. Die Vulgärökonomie selbst, so wenig sie ahnt, was der Wert ist, unterstellt daher, sooft sie in ihrer Art das Phänomen rein betrachten will, daß Nachfrage und Zufuhr sich decken, d.h., daß ihre Wirkung überhaupt aufhört. Wenn also mit Bezug auf den Cebrauchswert beide Austauscher gewinnen können, können sie nicht beide gewinnen an Tauschwert. Hier heißt es vielmehr: "Wo Gleichheit ist, ist kein Gewinn." 18) Waren können zwar zu Preisen verkauft werden, die von ihren Werten abweichen, aber diese Abweichung erscheint als Verletzung des Gesetzes des Warenaustausches. 19) In seiner reinen Gestalt ist er ein Austausch von Äquivalenten, also kein Mittel, sich an Wert zu bereichern. 20) Hinter den Versuchen, die Warenzirkulation als Quelle von Mehrwert darzustellen, lauert daher meist ein Quidproquo, eine Verwechslung von Gebrauchswert und Tauschwert. So z.B. bei Condillac:
"Es ist falsch, daß man im Warenaustausch gleichen Wert gegen gleichen Wert austauscht. Umgekehrt. Jeder der beiden Kontrahenten gibt immer einen kleineren für einen größeren Wert... Tauschte man in der Tat immer gleiche Werte aus, so wäre kein Gewinn zu machen für irgendeinen Kontrahenten. Aber alle beide gewinnen oder sollten doch gewinnen. Warum? Der Wert der Dinge besteht bloß in ihrer Beziehung auf unsre Bedürfnisse. Was für den einen mehr, ist für den andren weniger, und umgekehrt... Man setzt nicht voraus, daß wir für unsre Konsumtion unentbehrliche Dinge zum Verkauf ausbieten... Wir wollen eine uns nutzlose Sache weggeben, um eine uns notwendige zu erhalten, wir wollen weniger für mehr geben... Es war natürlich, zu urteilen, daß man im Austausch gleichen Wert für gleichen Wert gebe, sooft jedes der ausgetauschten Dinge an Wert demselben Quantum Geld gleich war... Aber eine andre Betrachtung muß noch in die Rechnung eingehn; es fragt sich, ob wir beide einen Überfluß gegen etwas Notwendiges austauschen." 21)---#

18) "Dove è egualità non è lucro." (Galiani, "Della Moneta", in Custodi, Parte Moderna, t. IV, p. 244.) 19) "Der Austausch wird für eine der beiden Parteien ungünstig, wenn irgendein fremder Umstand den Preis vermindert oder erhöht: dann ist die Gleichheit verletzt, aber diese Verletzung ist durch jene Ursache hervorgerufen und nicht durch den Austausch." (Le Trosne, l.c.p. 904.) 20) "Der Austausch ist seiner Natur nach ein Vertrag, der auf Gleichheit aufbaut, d.h. zwischen zwei gleichen Werten zustande kommt. Er ist also kein Mittel, sich zu bereichern, da man ebensoviel gibt wie empfängt." (Le Trosne, l.c.p. 903, 904.) 21) Condillac, "Le Commerce et le Gouvernernent" (1776), Édit, Daire et Molinari in den "Mélanges d'Économie Politique", Paris 1847, p.267, 291.
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Man sieht, wie Condillac nicht nur Gebrauchswert und Tauschwert durcheinanderwirft, sondern wahrhaft kindlich einer Gesellschaft mit entwickelter Warenproduktion einen Zustand unterschiebt, worin der Produzent seine Subsistenzmittel selbst produziert und nur den Überschuß über den eignen Bedarf, den Überfluß, in die Zirkulation wirft. 22) Dennoch wird Condillacs Argument häufig bei modernen Ökonomen wiederholt, namentlich wenn es gilt, die entwickelte Gestalt des Warenaustausches, den Handel, als produktiv von Mehrwert darzustellen. "Der Handel" heißt es z.B. fügt den Produkten Wert zu, denn dieselben Produkte haben mehr Wert in den Händen des Konsumenten als in den Händen des Produzenten, und er muß daher wörtlich (strictly) als Produktionsakt betrachtet werden." 23) Aber man zahlt die Waren nicht doppelt, das eine Mal ihren Gebrauchswert und das andre Mal ihren Wert. Und wenn der Gebrauchswert der Ware dem Käufer nützlicher als dem Verkäufer, ist ihre Geldform dem Verkäufer nützlicher als dem Käufer. Würde er sie sonst verkaufen? Und so könnte ehensowohl gesagt werden, daß der Käufer wörtlich (strictly) einen "Produktionsakt" vollbringt, indem er z.B. die Strümpfe des Kaufmanns in Geld verwandelt. Werden Waren oder Waren und Geld von gleichem Tauschwert, also Äquivalente ausgetauscht, so zieht offenbar keiner mehr Wert aus der Zirkulation heraus, als er in sie hineinwirft. Es findet dann keine Bildung von Mehrwert statt. In seiner reinen Form aber bedingt der Zirkulationsprozeß der Waren Austausch von Äquivalenten. Jedoch gehn die Dinge in der Wirklichkeit nicht rein zu. Unterstellen wir daher Austausch von Nicht-Äquivalenten. Jedenfalls steht auf dem Warenmarkt nur Warenbesitzer dem Warenbesitzer gegenüber, und die Macht, die diese Personen über einander ausüben, ist nur die Macht ihrer Waren. Die stoffliche Verschiedenheit der Waren ist das stoffliche Motiv des Austausches und macht die Warenbesitzer wechselseitig voneinander abhängig, indem keiner von ihnen den Gegenstand seines eignen Bedürfnisses und jeder von ihnen den Gegenstand---#

22) Le Trosne antwortet daher seinem Freunde Condillac sehr richtig: "In der entwickelten Gesellschaft gibt es überhaupt nichts Überflüssiges." Zugleich neckt er ihn mit der Glosse, daß, wenn beide Austauscher gleich viel mehr für gleich viel weniger erhalten, sie beide gleich viel erhalten". Weil Condillac noch nicht die geringste Ahnung von der Natur des Tauschwerts besitzt, ist er der passende Gewährsmann des Herrn Prof. Wilhelm Roscher für seine eignen Kinderbegriffe. Sieh dessen: "Die Grundlagen der Nationalökonomie", Dritte Auflage, 1858. 23) S. P. Newman, "Elements of Polit. Econ.", Andover and New York 1835, p. 175.
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des Bedürfnisses des andren in seiner Hand hält. Außer dieser stofflichen Verschiedenheit ihrer Gebrauchswerte besteht nur noch ein Unterschied unter den Waren, der Unterschied zwischen ihrer Naturalform und ihrer verwandelten Form, zwischen Ware und Geld. Und so unterscheiden sich die Warenbesitzer nur als Verkäufer, Besitzer von Ware, und als Käufer, Besitzer von Geld. Gesetzt nun, es sei durch irgendein unerklärliches Privilegium dem Verkäufer gegeben, die Ware über ihrem Werte zu verkaufen, zu 110, wenn sie 100 wert ist, also mit einem nominellen Preisaufschlage von 10%. Der Verkäufer kassiert also einen Mehrwert von 10 ein. Aber nachdem er Verkäufer war, wird er Käufer. Ein dritter Warenbesitzer begegnet ihm jetzt als Verkäufer und genießt seinerseits das Privilegium, die Ware 10% zu teuer zu verkaufen. Unser Mann hat als Verkäufer 10 gewonnen, um als Käufer 10 zu verlieren. 24) Das Ganze kommt in der Tat darauf hinaus, daß alle Warenbesitzer ihre Waren einander 10% über dem Wert verkaufen, was durchaus dasselbe ist, als ob sie die Waren zu ihren Werten verkauften. Ein solcher allgemeiner nomineller Preisaufschlag der Waren bringt dieselbe Wirkung hervor, als ob die Warenwerte z.B. in Silber statt in Gold geschätzt würden. Die Geldnamen, d.h. die Preise der Waren würden anschwellen, aber ihre Wertverhältnisse unverändert bleiben. Unterstellen wir umgekehrt, es sei das Privilegium des Käufers, die Waren unter ihrem Wert zu kaufen. Hier ist es nicht einmal nötig zu erinnern, daß der Käufer wieder Verkäufer wird. Er war Verkäufer, bevor er Käufer ward. Er hat bereits 10% als Verkäufer verloren, bevor er 10% als Käufer gewinnt. 25) Alles bleibt wieder beim alten. Die Bildung von Mehrwert und daher die Verwandlung von Geld in Kapital, kann also weder dadurch erklärt werden, daß die Verkäufer die Waren über ihrem Werte verkaufen, noch dadurch, daß die Käufer sie unter ihrem Werte kaufen. 26)-----#

24) "Durch die Heraufsetzung des nominellen Werts des Produkts... werden die Verkäufer nicht reicher... da sie genau das, was sie als Verkäufer gewinnen, in ihrer Eigenschaft als Käufer wieder ausgeben." ([J. Gray] "The Essential Principles of the Wealth of Nations etc.", London 1797, p. 66.) 25) "Wenn man für 18 Livres eine Menge eines bestimmten Erzeugnisses verkaufen muß, die 24 Livres wert ist, wird man, wenn man die gleiche Geldsumme zum Kauf verwendet, für 18 Livres ebenfalls so viel wie für 24 Livres erhalten." (Le Trosne, l.c.p. 897.) 26) "Kein Verkiufer kann daher gewöhnlich seine Waren im Preis heraufsetzen, ohne ebenso die Waren der anderen Verkäufer teurer bezahlen zu müssen; und aus dem
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Das Problem wird in keiner Weise dadurch vereinfacht, daß man fremde Beziehungen einschmuggelt, also etwa mit Oberst Torrens sagt:
"Die effektive Nachfrage besteht in dem Vermögen und der Neigung (!) der Konsumenten, sei es durch unmittelbaren oder vermittelten Austausch, für Waren eine gewisse größere Portion von allen Ingredienzien des Kapitals zu geben, als ihre Produktion kostet." 27)
In der Zirkulation stehn sich Produzenten und Konsumenten nur als Verkäufer und Käufer gegenüber. Behaupten, der Mehrwert für den Produzenten entspringe daraus, daß die Konsumenten die Ware über den Wert zahlen, heißt nur den einfachen Satz maskieren: Der Warenbesitzer besitzt als Verkäufer das Privilegium, zu teuer zu verkaufen. Der Verkäufer hat die Ware selbst produziert oder vertritt ihren Produzenten, aber der Käufer hat nicht minder die in seinem Gelde dargestellte Ware selbst produziert oder vertritt ihren Produzenten. Es steht also Produzent dem Produzenten gegenüber. Was sie unterscheidet, ist, daß der eine kauft und der andre verkauft. Es bringt uns keinen Schritt weiter, daß der Warenbesitzer unter dem Namen Produzent die Ware über ihrem Werte verkauft und unter dem Namen Konsument sie zu teuer zahlt. 28) Die konsequenten Vertreter der Illusion, daß der Mehrwert aus einem nominellen Preiszuschlag entspringt oder aus dem Privilegium des Verkäufers, die Ware zu teuer zu verkaufen, unterstellen daher eine Klasse, die nur kauft, ohne zu verkaufen, also auch nur konsumiert ohne zu produzieren. Die Existenz einer solchen Klasse ist von unsrem bisher erreichten Standpunkt, dem der einfachen Zirkulation, noch unerklärlich. Aber greifen wir vor. Das Geld, womit eine solche Klasse beständig kauft, muß ihr beständig, ohne Austausch, umsonst, auf beliebige Rechts- und Gewaltstitel hin, von den Warenbesitzern selbst zufließen. Dieser Klasse die Waren über dem Wert verkaufen, heißt nur, umsonst weggegebenes Geld sich zum Teil wieder zurückschwindeln. 29) So zahlten die kleinasiatischen Städte jährlichen---#

gleichen Grunde kann kein Verbraucher gewöhnlich billiger einkaufen, ohne ebenso die Waren, die er verkauft, im Preise herabsetzen zu müssen." (Mercier de la Riviére, l.c.p. 555.) 27) R. Torrens, "An Essay on the Production of Wealth", London 1821, p. 349. 28) "Der Gedanke, daß die Profite von den Konsumenten gezahlt werden, ist sicher völlig absurd. Wer sind die Konsumenten?" (G. Ramsay, An Essay on the Distribution of Wealth", Edinburgh 1836, p. 183.) 29) "Wenn es jemand an Nachfrage mangelt, rät ihm dann Herr Malthus, eine andre Person zu bezahlen, damit diese ihm seine Waren abnehme?" fragt ein entrüsteter
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Geldtribut an das alte Rom. Mit diesem Geld kaufte Rom Waren von ihnen und kaufte sie zu teuer. Die Kleinasiaten prellten die Römer, indem sie den Eroberern einen Teil des Tributs wieder abluchsten auf dem Wege des Handels. Aber dennoch blieben die Kleinasiaten die Geprellten. Ihre Waren wurden ihnen nach wie vor mit ihrem eignen Gelde gezahlt. Es ist dies keine Methode der Bereicherung oder der Bildung von Mehrwert. Halten wir uns also innerhalb der Schranken des Warenaustausches, wo Verkäufer Käufer und Käufer Verkäufer sind. Unsre Verlegenheit stammt vielleicht daher, daß wir die Personen nur als personifizierte Kategorien, nicht individuell, gefaßt haben. Warenbesitzer A mag so pfiffig sein, seine Kollegen B oder C übers Ohr zu hauen, während sie trotz des besten Willens die Revanche schuldig bleiben. A verkauft Wein zum Wert von 40 Pfd.St. an B und erwirbt Austausch Getreide zum Wert von 50 Pfd. St. A hat seine 40 Pfd.St. in 50 Pfd.St. verwandelt, mehr Geld aus weniger Geld gemacht und seine Ware in Kapital verwandelt. Sehn wir näher zu. Vor dem Austausch hatten wir für 40 Pfd.St. Wein in der Hand von A und für 50 Pfd.St. Getreide in der Hand von B, Gesamtwert von 90 Pfd.St. Nach dem Austausch haben wir denselben Gesamtwert von 90 Pfd.St. Der zirkulierende Wert hat sich um kein Atom vergrößert, seine Verteilung zwischen A und B hat sich verändert. Auf der einen Seite erscheint als Mehrwert, was auf der andren Minderwert ist, auf der einen Seite als Plus, was auf der andren als Minus. Derselbe Wechsel hätte sich ereignet, wenn A, ohne die verhallende Form des Austausches, dem B 10 Pfd.St. direkt gestohlen hätte. Die Summe der zirkulierenden Werte kann offenbar durch keinen Wechsel in ihrer Verteilung vermehrt werden, sowenig wie ein Jude die Masse der edlen Metalle in einem Lande dadurch vermehrt, daß er einen Farthing aus der Zeit der Königin Anna für eine Guinee verkauft. Die Gesamtheit der Kapitalistenklasse eines Landes kann sich nicht selbst übervorteilen. 30) Man mag sich also drehen und wenden, wie man will, das Fazit bleibt dasselbe. Werden Äquivalente ausgetauscht, so entsteht kein Mehrwert, und-----#

Ricardianer den Malthus, der wie sein Schüler, der Pfaffe Chalmers, die Klasse von bloßen Käufern oder Konsumenten ökonomisch verherrlicht. Sieh: "An Inquiry into those principles, respecting the Nature of Demand and the Necessity of Consumption, lately advocated by Mr. Malthus etc.", London 1821, p. 55. 30) Destutt de Tracy, obgleich - vielleicht weil - Membre de l'Institut [53], war umgekehrter Ansicht. Die industriellen Kapitalisten, sagt er, machen dadurch ihre Profite, daß sie alles teurer verkaufen, als es gekostet hat zu produzieren. Und an wen kaufen sie? Erstens aneinander." (l.c.p. 239.)
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werden Nicht-Äquivalente ausgetauscht, so entsteht auch kein Mehrwert. 31) Die Zirkulation oder der Warenaustausch schafft keinen Wert. 32) Man versteht daher, warum in unsrer Analyse der Grundform des Kapitals, der Form, worin es die ökonomische Organisation der modernen Gesellschaft bestimmt, seine populären und sozusagen antediluvianischen Gestalten, Handelskapital und Wucherkapital, zunächst gänzlich unberücksichtigt bleiben. Im eigentlichen Handelskapital erscheint die Form G-W-G', kaufen, um teurer zu verkaufen, am reinsten. Andrerseits geht seine ganze Bewegung innerhalb der Zirkulationssphäre vor. Da es aber unmöglich ist, aus der Zirkulation selbst die Verwandlung von Geld in Kapital, die Bildung von Mehrwert zu erklären, erscheint das Handelskapital unmöglich, sobald Äquivalente ausgetauscht werden 33), daher nur ableitbar aus der doppelseitigen Übervorteilung der kaufenden und verkaufenden Warenproduzenten durch den sich parasitisch zwischen sie schiebenden Kaufmann. In diesem Sinn sagt Franklin: "Krieg ist Raub, Handel ist Prellerei." 34) Soll die Verwertung des Handelskapitals nicht aus bloßer Prellerei der---#

31) "Der Austausch von zwei gleichen Werten vermehrt weder die Masse der in der Gesellschaft vorhandenen Werte, noch vermindert er sie. Der Austausch zweier ungleicher Werte... ändert ebenfalls nichts an der Summe der gesellschaftlichen Werte, da er dem Vermögen des einen zufügt, was er dem Vermögen des anderen wegnimmt." (J. B. Say, l.c.,t. II, p. 443, 444.) Say, natürlich unbekümmert um die Konsequenzen dieses Satzes, entlehnt ihn ziemlich wörtlich den Physiokraten. Die Art, wie er ihre zu seiner Zeit verschollenen Schriften zur Vermehrung seines eigenen "Wertes" ausgebeutet hat, zeige folgendes Beispiel. Der "berühmteste" Satz des Monsieur Say: "Man kann Produkte nur mit Produkten kaufen" (l.c.t. II, p. 438), lautet im physiokratischen Original: "Erzeugnisse lassen sich nur mit Erzeugnissen bezahlen." (Le Trosne, l.c.p. 899.) 32) "Der Austausch überträgt keinerlei Wert auf die Produkte." (F. Wayland. The Elements of Pol. Econ.", Boston 1843, p. 168.) 33) "Unter der Herrschaft unveränderlicher Äquivalente würde der Handel unmöglich sein." (G. Opdyke, "A Treatise on polit. Economy", New York 1851, p. 66 bis 69.) "Dem Unterschiede zwischen Realwert und Tauschwert liegt eine Tatsache zum Grunde - nämlich daß der Wert einer Sache verschieden ist von dem im Handel für sie gegebenen uqerumnten Äquivalent, d.h., daß dies Äquivalent kein Äquivalent ist." (F. Engels, l.c.p. 95, 96. 1*)) 34) Benjamin Franklin, "Works", vol. II, edit. Sparks in "Positions to be examined concerning National Wealth", [p. 376.]-----#

1*) Siehe Band 1 unserer Ausgabe, S. 508
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Warenproduzenten erklärt werden, so gehört dazu eine lange Reihe von Mittelgliedern, die hier, wo die Warenzirkulation und ihre einfachen Momente unsre einzige Voraussetzung bilden, noch gänzlich fehlt. Was vom Handelskapital, gilt noch mehr vom Wucherkapital. Im Handelskapital sind die Extreme, das Geld, das auf den Markt geworfen, und das vermehrte Geld, das dem Markt entzogen wird, wenigstens vermittelt durch Kauf und Verkauf, durch die Bewegung der Zirkulation. Im Wucherkapital ist die Form G-W-G' abgekürzt auf die unvermittelten Extreme G-G', Geld, das sich gegen mehr Geld austauscht, eine der Natur des Geldes widersprechende und daher vom Standpunkt des Warenaustausches unerklärliche Form. Daher Aristoteles:
"Da die Chrematistik eine doppelte ist, die eine zum Handel, die andre zur Ökonomik gehörig, die letztere notwendig und lobenswert, die erstere auf die Zirkulation gegründet und mit Recht getadelt (denn sie beruht nicht auf der Natur, sondern auf wechselseitiger Prellerei), so ist der Wucher mit vollstem Recht verhaßt, weil das Geld selbst hier die Quelle des Erwerbs und nicht dazu gebraucht wird, wozu es erfunden ward. Denn für den Warenaustausch entstand es, der Zins aber macht aus Geld mehr Geld. Daher auch sein Name" (????? Zins und Geborenes). Denn die Geborenen sind den Erzeugern ähnlich. Der Zins aber ist Geld von Geld, so daß von allen Erwerbszweigen der naturwidrigste." 35)
Wie das Handelskapital werden wir das zinstragende Kapital im Verlauf unsrer Untersuchung als abgeleitete Formen vorfinden und zugleich sehn, warum sie historisch vor der modernen Grundform des Kapitals erscheinen. Es hat sich gezeigt, daß der Mehrwert nicht aus der Zirkulation entspringen kann, bei seiner Bildung also etwas hinter ihrem Rücken vorgehn muß, das in ihr selbst unsichtbar ist. 36) Kann aber der Mehrwext anders woher entspringen als aus der Zirkulation? Die Zirkulation ist die Summe aller Wechselbeziehungen 1*) der Warenbesitzer. Außerhalb derselben steht der Warenbesitzer nur noch in Beziehung zu seiner eignen Ware. Was ihren Wert angeht, beschränkt sich das Verhältnis darauf, daß sie ein nach bestimmten gesellschaftlichen Gesetzen gemessenes Quantum seiner eignen---#

35) Arist[oteles], l.c.,c. 10, [p. 17]. 36) "Unter den üblichen Bedingungen des Marktes wird Profit nicht durch Austausch gemacht. Wäre er nicht vorher vorhanden gewesen, so könnte er es auch nach dieser Tradition nicht sein." (Ramsey, l.c.p. 184.)-----#

1*) 3. und 4. Auflage: Warenbeziehungen
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Arbeit enthält. Dies Quantum Arbeit drückt sich aus in der Wertgröße seiner Ware, und, da sich Wertgröße in Rechengeld darstellt, in einem Preise von z. B. 10 Pfd.St. Aber seine Arbeit stellt sich nicht dar im Werte der Ware und einem Überschuß über ihrem eignen Wert, nicht in einem Preise von 10, der zugleich ein Preis von 11, nicht in einem Wert, der größer als er selbst ist. Der Warenbesitzer kann durch seine Arbeit Werte bilden, aber keine sich verwertenden Werte. Er kann den Wert einer Ware erhöhn, indem er vorhandnem Wert neuen Wert durch neue Arbeit zusetzt, z.B. aus Leder Stiefel macht. Derselbe Stoff hat jetzt mehr Wert, weil er ein größeres Arbeitsquantum enthält. Der Stiefel hat daher mehr Wert als das er, aber der Wert des Leders ist geblieben, was er war. Er hat sich nicht verwertet, nicht während der Stiefelfabrikation einen Mehrwert angesetzt. Es ist also unmöglich, daß der Warenproduzent außerhalb der Zirkulationssphäre, ohne mit andren Warenbesitzern in Berührung zu treten, Wert verwerte und daher Geld oder Ware in Kapital verwandle. Kapital kann also nicht aus der Zirkulation entspringen, und es kann ebensowenig aus der Zirkulation nicht entspringen. Es muß zugleich in ihr und nicht in ihr entspringen. Ein doppeltes Resultat hat sich also ergeben. Die Verwandlung des Geldes in Kapital ist auf Grundlage dem Warenaustausch immanenter Gesetze zu entwickeln, so daß der Austausch von Äquivalenten als Ausgangspunkt gilt. 37) Unser nur noch als Kapitalistenraupe---#

37) Nach der gegebenen Auseinandersetzung versteht der Leser, daß dies nur heißt: Die Kapitalbildung muß möglich sein, auch wenn der Warenpreis gleich dem Warenwert. Sie kann nicht aus der Abweichung der Warenpreise von den Warenwerten erklärt werden. Weichen die Preise von den Werten wirklich ab, so muß man sie erst auf die letzteren reduzieren, d.h. von diesem Umstande als einem zufälligen absehn, um das Phänomen der Kapitalbildung auf Grundlage des Warenaustauschs rein vor sich zu haben und in seiner Beobachtung nicht durch störende und dem eigentlichen Verlauf fremde Nebenumstände verwirrt zu werden. Man weiß übrigens, daß diese Reduktion keineswegs eine bloß wissenschaftliche Prozedur ist. Die beständigen Oszillationen der Marktpreise, ihr Steigen und Sinken, kompensieren sich, heben sich wechselseitig auf und reduzieren sich selbst zum Durchschnittspreis als ihrer inneren Regel. Diese bildet den Leitstern z.B. des Kaufmanns oder des Industriellen in jeder Unternehmung, die längeren Zeitraum umfaßt. Er weiß also, daß, eine längere Periode im ganzen betrachtet, die Waren wirklich weder unter noch über, sondern zu ihrem Durchschnittspreis verkauft werden. Wäre interesseloses Denken also überhaupt sein Interesse, so müßte er sich das Problem der Kapitalbildung so stellen: Wie kann Kapital entstehn bei der Regelung der Preise durch den Durchschnittspreis, d.h. in letzter
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vorhandner Geldbesitzer muß die Waren zu ihrem Wert kaufen, zu ihrem Wert verkaufen und dennoch am Ende des Prozesses mehr Wert herausziehn, als er hineinwarf. Seine Schmetterlingsentfaltung muß in der Zirkulationssphäre und muß nicht in der Zirkulationssphäre vorgehn. Dies sind die Bedingungen des Problems. Hic Rhodus, hic salta! [54]

3. Kauf und Verkauf der Arbeitskraft

Die Wertveränderung ds Geldes, das sich in Kapital verwandeln soll, kann nicht an diesem Geld selbst vorgehn, denn als Kaufmittel und als Zahlungsmittel realisiert es nur den Preis der Ware, die es kauft oder zahlt, während es, in seiner eignen Form verharrend, zum Petrefakt von gleichbleibender Wertgröße erstarrt. 38) Ebensowenig kann die Veränderung aus dem zweiten Zirkulationsakt, dem Wiederverkauf der Ware, entspringen, denn dieser Akt verwandelt die Ware bloß aus der Naturalform zurück in die Geldform. Die Veränderung muß sich also zutragen mit der Ware, die im ersten Akt G-W gekauft wird, aber nicht mit ihrem Wert, denn es werden Äquivalente ausgetauscht, die Ware wird zu ihrem Werte bezahlt. Die Veränderung kann also nur entspringen aus ihrem Gebrauchswert als solchem, d.h. aus ihrem Verbrauch. Um aus dem Verbrauch einer Ware Wert herauszuziehn, müßte unser Geldbesitzer so glücklich sein, innerhalb der Zirkulationssphäre, auf dem Markt, eine Ware zu entdecken, deren Gebrauchswert selbst die eigentürnliche Beschaffenheit besäße, Quelle von Wert zu sein, deren wirklicher Verbrauch also selbst Vergegenständlichung von Arbeit wäre, daher Wertschöpfung. Und der Geldbesitzer findet auf dem Markt eine solche spezifische Ware vor - das Arbeitsvermögen oder die Arbeitskraft. Unter Arbeitskraft oder Arbeitsvermögen verstehen wir den Inbegriff der physischen und geistigen Fähigkeiten, die in der Leiblichkeit, der lebendigen Persönlichkeit eines Menschen existieren und die er in Bewegung setzt, sooft er Gebrauchswerte irgendeiner Art produziert. Damit jedoch der Geldbesitzer die Arbeitskraft als Ware auf dem Markt vorfinde, müssen verschiedne Bedingungen erfüllt sein. Der Warenaustausch schließt an und für sich keine andren Abhängigkeitsverhältnisse---#


Instanz durch den Wert der Ware? Ich sage "in letzter Instanz", weil die Durchschnittspreise nicht direkt mit den Waßen der Waren zusammenfallen, wie A. Smith, Ricardo usw. glauben.
38) "In der Form von Geld... erzeugt das Kapital keinen Profit." (Ricardo, "Princ. of Pol. Econ.", p. 267.)
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ein als die aus seiner eignen Natur entspringenden. Unter dieser Voraussetzung kann die Arbeitskraft als Ware nur auf dem Markt erscheinen, sofern und weil sie von ihrem eignen Besitzer, der Person, deren Arbeitskraft sie ist, als Ware feilgeboten oder verkauft wird. Damit ihr Besitzer sie als Ware verkaufe, muß er über sie verfügen können, also freier Eigentümer seines Arbeitsvermögens, seiner Person sein. 39) Er und der Geldbesitzer begegnen sich auf dem Markt und treten in Verhältnis zueinander als ebenbürtige Warenbesitzer, nur dadurch unterschieden, daß der eine Käufer, der andre Verkäufer, beide also juristisch gleiche Personen sind. Die Fortdauer dieses Verhältnis erheischt, daß der Eigentümer der Arbeitskraft sie stets nur für bestimmte Zeit verkaufe, denn verkauft er sie in Bausch und Bogen, ein für allemal, so verkauft er sich selbst, verwandelt sich aus einem Freien in einen Sklaven, aus einem Warenbesitzer in eine Ware. Er als Person muß sich beständig zu seiner Arbeitskraft als seinem Eigentum und daher seiner eignen Ware verhalten, und das kann er nur, soweit er sie dem Käufer stets nur vorübergehend, für einen bestimmten Zeittermin, zur Verfügung stellt, zum Verbrauch überläßt, also durch ihre Veräußerung nicht auf sein Eigentum an ihr verzichtet. 40)---#

39) In Realenzyklopädien des klassischen Altrns kann man den Unsinn lesen, daß in der antiken Welt das Kapital völlig entwickelt war, "außer daß der freie Arbeiter und das Kreditwesen fehlten". Auch Herr Mommsen in seiner "Römischen Geschichte" begeht ein Quidproquo über das andre. 40) Verschiedne Gesetzgebungen setzen daher ein Maximum für den Arbeitskontrakt fest. Alle Gesetzbücher bei Völkern freier Arbeit regeln Kündigungsbedingungen des Kontrakts. In verschiednen Ländern, namentlich in Mexiko (vor dem Amerikanischen Bürgerkrieg auch in den von Mexiko losgerissenen Territorien, und der Sache nach bis zu Kusas Umwälzung [55] in den Donauprovinzen), ist die Sklaverei unter der Form von Peonage versteckt. Durch Vorschüsse, die in Arbeit abzutragen und sich von Generation zu Generation fortwälzen, wird nicht nur der einzelne Arbeiter, sondern seine Familie tatsächlich das Eigentum andrer Personen und ihrer Familien. Juárez hatte die Peonage abgeschafft. Der sogenannte Kaiser Maximilian führte sie wieder ein durch ein Dekret, das im Repräsentantenhaus zu Washington treffend als Dekret zur Wiedereinführung der Sklaverei in Mexiko denunziert ward. "Von meinen besondren körperlichen und geistigen Geschicklichkeiten und Möglichkeiten der Tätigkeit kann ich... einen in der Zeit beschränkten Gebrauch an einen andren veräußern, weil sie nach dieser Beschränkung ein äußerliches Verhältnis zu meiner Totalität und Allgemeinheit erhalten. Durch die Veräußerung meiner ganzen durch die Arbeit konkreten Zeit und der Totalität meiner Produktion würde ich das Substantielle derselben, meine allgemeine Tätigkeit und Wirklichkeit, meine Persönlichkeit zum Eigentum eines andren machen." (Hegel, "Philosophie des Rechts", Berlin 1840, p. 104, Paragr. 67.)
#183# 4. Kapitel. Verwandlung von Geld in Kapital-----

Die zweite wesentliche Bedingung, damit der Geldbesitzer die Arbeitskraft auf dem Markt als Ware vorfinde, ist die, daß ihr Besitzer, statt Waren verkaufen zu können, worin sich seine Arbeit vergegenständlicht hat, vielmehr seine Arbeitskraft selbst, die nur in seiner lebendigen Leiblichkeit existiert, als Ware feilbieten muß. Damit jemand von seiner Arbeitskraft unterschiedne Waren verkaufe, muß er natürlich Produktionsmittel besitzen, z.B. Rohstoffe, Arbeitsinstrumente usw. Er kann keine Stiefel machen ohne Leder: Er bedarf außerdem Lebensmittel. Niemand, selbst kein Zukunftsmusikant, kann von Produkten der Zukunft zehren, also auch nicht von Gebrauchswerten, deren Produktion noch unfertig, und wie am ersten Tage seiner Erscheinung auf der Erdbühne, muß der Mensch noch jeden Tag konsumieren, bevor und während er produziert. Werden die Produkte als Waren produziert, so müssen sie verkauft werden, nachdem sie produziert sind, und können die Bedürfnisse des Produzenten erst nach dem Verkauf befriedigen. Zur Produktionszeit kommt die für den Verkauf nötige Zeit hinzu. Zur Verwandlung von Geld in Kapital muß der Geldbesitzer also den freien Arbeiter auf dem Warenmarkt vorfinden, frei in dem Doppelsinn, daß er als freie Person über seine Arbeitskraft als seine Ware verfügt, daß er andrerseits andre Waren nicht zu verkaufen hat, los und ledig, frei ist von allen zur Verwirklichung seiner Arbeitskraft nötigen Sachen. Die Frage, warum dieser freie Arbeiter ihm in der Zirkulationssphäre gegenübertritt, interessiert den Geldbesitzer nicht, der den Arbeitsmarkt als eine besondre Abteilung des Warenmarkts vorfindet. Und einstweilen interessiert sie uns ebensowenig. Wir halten theoretisch an der Tatsache fest, wie der Geldbesitzer praktisch. Eins jedoch ist klar. Die Natur produziert nicht auf der einen Seite Geld- oder Warenbesitzer und auf der andren bloße Besitzer der eignen Arbeitskräfte. Dies Verhältnis ist kein naturgeschichtliches und ebensowenig ein gesellschaftliches, das allen Geschichtsperioden gemein wäre. Es ist offenbar selbst das Resultat einer vorhergegangenen historischen Entwicklung, das Produkt vieler ökonomischen Umwälzungen, des Untergangs einer ganzen Reihe älterer Formationen der gesellschaftlichen Produktion. Auch die ökonomischen Kategorien, die wir früher betrachtet, tragen ihre geschichtliche Spur. Im Dasein des Produkts als Ware sind bestimmte historische Bedingungen eingehüllt. Um Ware zu werden, darf das Produkt nicht als unmittelbares Subsistenzmittel für den Produzenten selbst produziert werden. Hätten wir weiter geforscht: Unter welchen Umständen nehmen alle oder nimmt auch nur die Mehrzahl der Produkte die Form der
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Ware an, so hätte sich gefunden, daß dies nur auf Grundlage einer ganz spezifischen, der kapitalistischen Produktionsweise, geschieht. Eine solche Untersuchung lag jedoch der Analyse der Ware fern. Warenproduktion und Warenzirkulation können stattfinden, obgleich die weit überwiegende Produktenmasse, unmittelbar auf den Selbstbedarf gerichtet, sich nicht in Ware verwandelt, der gesellschaftliche Produktionsprozeß also noch lange nicht in seiner ganzen Breite und Tiefe vom Tauschwert beherrscht ist. Die Darstellung des Produkts als Ware bedingt eine so weit entwickelte Teilung der Arbeit innerhalb der Gesellschaft, daß die Scheidung zwischen Gebrauchswert und Tauschwert, die im unmittelbaren Tauschhandel erst beginnt, bereits vollzogen ist. Eine solche Entwicklungsstufe ist aber den geschichtlich verschiedensten ökonomischen Gesellschaftsformationen gemein. Oder betrachten wir das Geld, so setzt es eine gewisse Höhe des Warenaustausches voraus. Die besondren Geldformen, bloßes Warenäquivalent oder Zirkulationsmittel oder Zahlungsmittel, Schatz und Weltgeld, deuten, je nach dem verschiednen Umfang und dem relativen Vorwiegen einer oder der andren Funktion, auf sehr verschiedne Stufen des gesellschaftlichen Produktionsprozesses. Dennoch genügt erfahrungsmäßig eine relativ schwach entwickelte Warenzirkulation zur Bildung aller dieser Formen. Anders mit dem Kapital. Seine historischen Existenzbedingungen sind durchaus nicht da mit der Waren- und Geldzirkulation. Es entsteht nur, wo der Besitzer von Produktions- und Lebensmitteln den freien Arbeiter als Verkäufer seiner Arbeitskraft auf dem Markt vorfindet, und diese eine historische Bedingung umschließt eine Weltgeschichte. Das Kapital kündigt daher von vornherein eine Epoche des gesellschaftlichen Produktionsprozesses an. 41) Diese eigentümliche Ware, die Arbeitskraft, ist nun näher zu betrachten. Gleich allen andren Waren besitzt sie einen Wert. 42) Wie wird er bestimmt? Der Wert der Arbeitskraft, gleich dem jeder andren Ware, ist bestimmt durch die zur Produktion, also auch Reproduktion, dieses spezifischen Artikels notwendige Arbeitszeit. Soweit sie Wert, repräsentiert die Arbeitskraft---#

41) Was also die kapitalistische Epoche charakterisiert, ist, daß die Arbeitskraft für den Arbeiter selbst die Form einer ihm gehörigen Ware, seine Arbeit daher die Form der Lohnarbeit erhält. Andrerseits verallgemeinert sich erst von diesem Augenblick die Warenform der Arbeitsprodukte. 42) "Der Wert eines Mannes ist wie der aller anderen Dinge gleich seinem Preis: das will besagen, so viel, wie für den Gebrauch seiner Kraft gezahlt wird." (Th. Hobbes, "Leviathan", in "Works", edit. Molesworth, London 1839-1844, v. III, p. 76.)
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selbst nur ein bestimmtes Quantum in ihr vergegenständlichter gesellschaftlicher Durchschnittsarbeit. Die Arbeitskraft existiert nur als Anlage des lebendigen Individuums. Ihre Produktion setzt also seine Existenz voraus. Die Existenz des Individuums gegeben, besteht die Produktion der Arbeitskraft in seiner eignen Reproduktion oder Erhaltung. Zu seiner Erhaltung bedarf das lebendige Individuum einer gewissen Summe von Lebensmitteln. Die zur Produktion der Arbeitskraft notwendige Arbeitszeit löst sich also auf in die zur Produktion dieser Lebensmittel notwendige Arbeitszeit, oder der Wert der Arbeitskraft ist der Wert der zur Erhaltung ihres Besitzers notwendigen Lebensmittel. Die Arbeitskraft verwirklicht sich jedoch nur durch ihre Äußerung, betätigt sich nur in der Arbeit. Durch ihre Betätigung, die Arbeit, wird aber ein bestimmtes Quantum von menschlichem Muskel, Nerv, Hirn usw. verausgabt, das wieder ersetzt werden muß. Diese vermehrte Ausgabe bedingt eine vermehrte Einnahme. 43) Wenn der Eigentümer der Arbeitskraft heute gearbeitet hat, muß er denselben Prozeß morgen unter denselben Bedingungen von Kraft und Gesundheit wiederholen können. Die Summe der Lebensmittel muß also hinreichen, das arbeitende Individuum als arbeitendes Individuum in seinem normalen Lebenszustand zu erhalten. Die natürlichen Bedürfnisse selbst, wie Nahrung, Kleidung, Heizung, Wohnung usw., sind verschieden je nach den klimatischen und andren natürlichen Eigentümlichkeiten eines Landes. Andrerseits ist der Umfang sog. notwendiger Bedürfnisse, wie die Art ihrer Befriedigung, selbst ein historisches Produkt und hängt daher großenteils von der Kulturstufe eines Landes, unter andrem auch wesentlich davon ab, unter welchen Bedingungen, und daher mit welchen Gewohnheiten und Lebensansprüchen die Klasse der freien Arbeiter sich gebildet hat. 44) Im Gegensatz zu den andren Waren enthält also die Wertbestimmung der Arbeitskraft ein historisches und moralisches Element. Für ein bestimmtes Land, zu einer bestimmten Periode jedoch, ist der Durchschnitts-Umkreis der notwendigen Lebensmittel gegeben. Der Eigentümer der Arbeitskraft ist sterblich. Soll also seine Erscheinung auf dem Markt eine kontinuierliche sein, wie die kontinuierliche Verwandlung von Geld in Kapital voraussetzt, so muß der Verkäufer der Arbeitskraft sich verewigen, wie jedes lebendige Individuum sich verewigt,---#

43) Der altrömische villicus, als Wirtschafter an der Spitze der Ackerbausklaven, empfing daher, weil er leichtere Arbeit hat als die Knechte, knapperes Maß als diese", (Th. Mommsen, "Röm. Geschichte", 1856, p.810.) 44) Vgl. "Over-Population and its Remedy", London 1846, von W. Th. Thornton.
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durch Fortpflanzung" 45). Die durch Abnutzung und Tod dem Markt entzogenen Arbeitskräfte müssen zum allermindesten durch eine gleiche Zahl neuer Arbeitskräfte beständig ersetzt werden. Die Summe der zur Produktion der Arbeitskraft notwendigen Lebensmittel schließt also die Lebens, mittel der Ersatzmänner ein, d.h. der Kinder der Arbeiter, so daß sich diese Race eigentümlicher Warenbesitzer auf dem Warenmarkte verewigt. 46) Um die allgemein menschliche Natur so zu modifizieren, daß sie Geschick und Fertigkeit in einem bestimmten Arbeitszweig erlangt, entwickelte und spezifische Arbeitskraft wird, bedarf es einer bestimmten Bildung oder Erziehung, welche ihrerseits eine größere oder geringere Summe von Warenäquivalenten kostet. Je nach dem mehr oder minder vermittelten Charakter der Arbeitskraft sind ihre Bildungskosten verschieden. Diese Erlernungskosten, verschwindend klein für die gewöhnliche Arbeitskraft, gehn also ein in den Umkreis der zu ihrer Produktion verausgabten Werte. Der Wert der Arbeitskraft löst sich auf in den Wert einer bestimmten Summe von Lebensmitteln. Er wechselt daher auch mit dem Wert dieser Lebensrruttel, d.h. der Größe der zu ihrer Produktion erheischten Arbeitszeit. Ein Teil der Lebensmittel, z.B. Nahrungsmittel, Heizungsmittel usw., werden täglich neu verzehrt und müssen täglich neu ersetzt werden. Andre Lebensmittel, wie Kleider, Möbel usw., verbrauchen sich in längeren Zeiträumen und sind daher nur in längeren Zeiträumen zu ersetzen. Waren einer Art müssen täglich, andre wöchentlich, vierteljährlich usf. gekauft oder gezahlt werden. Wie sich die Summe dieser Ausgaben aber immer während eines Jahres z.B. verteilen möge, sie muß gedeckt sein durch die Durchschnittseinnahme tagein, tagaus. Wäre die Masse der täglich zur Produktion der Arbeitskraft erheischten Waren = A, die der wöchentlich erheischten = B, die der vierteljährlich erheischten = C usw., so wäre der tägliche Durchschnitt dieser Waren 365 A + 52 B + 4 C + usw. / 365. Gesetzt, in dieser für den Durchschnitten nötigen Warenmasse steckten 6 Stunden gesellschaftlicher Arbeit, so vergegenständlicht sich in der Arbeitskraft---#

45) Petty. 46) "Ihr" (der Arbeit) "natürlicher Preis... besteht in einer solchen Menge von Subsistenzmitteln und Dingen der Bequemlichkeit, wie sie entsprechend dem Klima und den Gewohnheiten eines Landes notwendig sind, um den Arbeiter zu erhalten und es ihm zu ermöglichen, eine Familie aufzuziehen, die auf dem Markt ein unvermindertes Angebot von Arbeit zu sichern vermag." - (R. Torrens, "An Essay on the external Corn Trade", London 1815, p.62.) Das Wort Arbeit steht hier fälschlich für Arbeitskraft.
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täglich ein halber Tag gesellschaftlicher Durchschnittsarbeit, oder ein halber Arbeitstag ist zur täglichen Produktion der Arbeitskraft erheischt. Dies zu ihrer täglichen Produktion erheischte Arbeitsquantum bildet den Tageswert der Arbeitskraft oder den Wert der täglich reproduzierten Arbeitskraft. Wenn sich ein halber Tag gesellschaftlicher Durchschnittsarbeit ebenfalls in einer Goldmasse von 3 sh. oder einem Taler darstellt, so ist ein Taler der dem Tageswert der Arbeitskraft entsprechende Preis. Bietet der Besitzer der Arbeitskraft sie feil für einen Taler täglich, so ist ihr Verkaufspreis gleich ihrem Wert und, nach unsrer Voraussetzung, zahlt der auf Verwandlung seiner Taler in Kapital erpichte Geldbesitzer diesen Wert. Die letzte Grenze oder Minimalgrenze des Werts der Arbeitskraft wird gebildet durch den Wert einer Warenmasse, ohne deren tägliche Zufuhr der Träger der Arbeitskraft, der Mensch, seinen Lebensprozeß nicht erneuern kann, also durch den Wert der physisch unentbehrlichen Lebensmittel. Sinkt der Preis der Arbeitskraft auf dieses Minimum, so sinkt er unter ihren Wert, denn sie kann sich so nur in verkümmerter Form erhalten und entwickeln. Der Wert jeder Ware ist aber bestimmt durch die Arbeitszeit, erfordert, um sie in normaler Güte zu liefern. Es ist eine außerordentlich wohlfeile Sentimentalität, diese aus der Natur der Sache fließende Wertbestimmung der Arbeitskraft grob zu finden und etwa mit Rossi zu jammern:
"Das Arbeitsvermögen (puissance de travail) begrifen, während man von den Subsistenzmitteln der Arbeit während des Produktionsprozesses abstrahiert, heißt ein Hirngespinst (être de raison) begreifen. Wer Arbeit sagt, wer Arbeitsvermögen sagt, sagt zugleich Arbeiter und Subsistenzmittel, Arbeiter und Arbeitslohn." 47)
Wer Arbeitsvermögen sagt, sagt nicht Arbeit, so wenig als wer Verdauungsvermögen sagt, Verdauen sagt. Zum letztren Prozeß ist bekanntlich mehr als ein guter Magen erfordert. Wer Arbeitsvermögen sagt, abstrahiert nicht von den zu seiner Subsistenz notwendigen Lebensmitteln. Ihr Wert ist vielmehr ausgedrückt in seinem Wert. Wird es nicht verkauft, so nützt es dem Arbeiter nichts, so empfindet er es vielmehr als eine grausame Naturnotwendigkeit, daß sein Arbeitsvermögen ein bestimmtes Quantum Subsistenzmittel zu seiner Produktion erheischt hat und stets wieder von neuem zu seiner Reproduktion erheischt. Er entdeckt dann mit Sismondi: "Das Arbeitsvermögen... ist nichts, wenn es nicht verkauft wird" 48).---#

47) Rossi, "Cours d'Écon. Polit.", Bruxelles 1843, p. 370, 371. 48) Sismondi, "Nouv. Princ. etc.", t.I,p. 113.
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Die eigentümliche Natur dieser spezifischen Ware, der Arbeitskraft, bringt es mit sich, daß mit der Abschließung des Kontrakts zwischen Käufer und Verkäufer ihr Gebrauchswert noch nicht wirklich in die Hand des Käufers übergegangen ist. Ihr Wert, gleich dem jeder andren Ware, war bestimmt, bevor sie in die Zirkulation trat, denn ein bestimmtes Quantum gesellschaftlicher Arbeit ward zur Produktion der Arbeitskraft verausgabt, aber ihr Gebrauchswert besteht erst in der nachträglichen Kraftäußerung. Die Veräußerung der Kraft und ihre wirkliche Äußerung, d.h. ihr Dasein als Gebrauchswert, fallen daher der Zeit nach auseinander. Bei solchen Waren aber 49), wo die formelle Veräußerung des Gebrauchswerts durch den Verkauf und seine wirkliche Überlassung an den Käufer der Zeit nach auseinanderfallen, funktioniert das Geld des Käufers meist als Zahlungsmittel. In allen Ländern kapitalistischer Produktionsweise wird die Arbeitskraft erst gezahlt, nachdem sie bereits während des im Kaufkontrakt festgesetzten Termins funktioniert hat, z.B. am Ende jeder Woche. Überall schießt daher der Arbeiter dem Kapitalisten den Gebrauchswert der Arbeitskraft vor; er läßt sie vom Käufer konsumieren, bevor er ihren Preis bezahlt erhält, überall kreditiert daher der Arbeiter dem Kapitalisten. Daß dies Kreditieren kein leerer Wahn ist, zeigt nicht nur der gelegentliche Verlust des kreditierten Lohns beim Bankrott des Kapitalisten 50), sondern auch eine Reihe mehr nachhaltiger Wirkungen. 51) Indes ändert es an der Natur des Warenaustausches selbst nichts, ob das Geld als Kaufmittel oder als Zahlungsmittel funktioniert. Der Preis der Arbeitskraft ist kontraktlich festgesetzt, obgleich er erst hinterher realisiert wird, wie der Mietpreis eines Hauses. Die Arbeitskraft ist verkauft, obgleich sie erst hinterher bezahlt wird. Für die reine Auffassung des Verhältnisses ist es jedoch nützlich, einstweilen vorauszusetzen, daß der Besitzer der Arbeitskraft mit ihrem Verkauf jedesmal auch sogleich den kontraktlich stipulierten Preis erhält.---#

49) "Alle Arbeit wird bezahlt, nachdem sie beendet ist." ("An Inquiry into those Principles, respecting the Nature of Demand etc.", p.104.) "Der kaufmännische Kredit mußte in dem Moment anfangen, in dem der Arbeiter, der erste Schöpfer der Produktion, auf Grund seiner Ersparnisse in der Lage war, auf den Lohn seiner Arbeit bis zum Ende von ein bis zwei Wochen, eines Monats, eines Vierteljahres usw. zu warten." (Ch. Ganilh, "Des Systèmes d'Écon. Polit.", 2ème édit., Paris 1821, t.II,p. 150.) 50) "Der Arbeiter leiht seinen Fleiß", aber, setzt Storch schlau hinzu: "er riskiert nichts", außer "seinen Lohn zu verlieren... der Arbeiter überträgt nichts Materielles". (Storch, Cours d'Écon. Polit.", Pétersbourg 1815, t.II,p. 36, 37.) 51) Ein Beispiel. In ndon existieren zweierlei Sorten von Bäckern, die "full priced", die das Brot zu seinem vollen Werte verkaufen, und die "undersellers", die es
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Wir kennen nun die Art und Weise der Bestimmung des Werts, welcher dem Besitzer dieser eigentümlichen Ware, der Arbeitskraft, vom Geldbesitzer gezahlt wird. Der Gebrauchswert, den letztrer seinerseits im Austausch erhält, zeigt sich erst im wirklichen Verbrauch, im Konsumtionsprozeß der Arbeitskraft. Alle zu diesem Prozeß nötigen Dinge, wie Rohmaterial usw., kauft der Geldbesitzer auf dem Warenmarkt und zahlt sie zum vollen Preis. Der Konsumtionsprozeß der Arbeitskraft ist zugleich der Produktionsprozeß von Ware und von Mehrwert. Die Konsumtion der Arbeitskraft, gleich der Konsumtion jeder andren Ware, vollzieht sich außerhalb des Markts oder der Zirkulationssphäre. Diese geräuschvolle, auf der Oberfläche hausende und aller Augen zugängliche Sphäre verlassen wir daher, zusammen mit Geldbesitzer und Arbeitskraftbesitzer, um beiden nachzufolgen in die verborgne Stätte der Produktion, an deren Schwelle zu lesen steht: No admittance except on business. 2*) Hier wird sich zeigen, nicht nur wie das Kapital produziert, sondern auch wie man es selbst produziert, das Kapital. Das Geheimnis der Plusmacherei muß sich endlich enthüllen. Die Sphäre der Zirkulation oder des Warenaustausches, innerhalb deren Schranken Kauf und Verkauf der Arbeitskraft sich bewegt, war in der Tat ein wahres Eden der angebornen Menschenrechte. Was allein hier herrscht, ist Freiheit, Gleichheit, Eigentum und Bentham. Freiheit! Denn Käufer---#

unter diesem Werte verkaufen. Letztere Klasse bildet über 3/4 der Gesamtzahl der Bäcker (p. XXXII im "Report" des Regierungskommissärs H.S. Tremenheere über die "Grievances complained of by the journeymen bakers etc.", London 1862). Diese undersellers verkaufen, fast ausnahmslos, Brot, das verfälscht ist durch Beimischung von Alaun, Seife, Perlasche, Kalk, Derbyshire-Steinmehl und ähnlichen angenehmen, nahrhaften und gesunden Ingredienzien. (Sieh das oben zitierte Blaubuch, ebenso den Bericht des Committee of 1855 on the Adulteration of Bread" und Dr. Hassalls, "Adulterations Detected", 2nd. edit., London 1861.) Sir John Gordon erklärte vor dem Komitee von 1855, daß "infolge dieser Fälschungen der Arme, der von zwei Pfund Brot täglich lebt, jetzt nicht den vierten Teil des Nahrungsstoffes wirklich erhält, abgesehn von den schädlichen Wirkungen auf seine Gesundheit". Als Grund, warum "ein sehr großer Teil der Arbeiterklasse", obgleich wohl unterrichtet über die Fälschungen, dennoch Alaun, Steinmehl etc. mit in den Kauf nimmt, führt Tremenheere (l.c.p. XLVIII) an, daß es für sie ein Ding der Notwendigkeit ist, von ihrem Bäcker oder dem chandler's shop" das Brot zu nehmen, wie man es ihnen zu geben beliebt". Da sie erst Ende der Arbeitswoche bezahlt werden, können sie auch das während der Woche von ihren Familien verzehrte Brot erst Ende der Woche zahlen"; und, fügt Tremenheere mit-----#


1*) Kramladen - 2*) Eintritt nur in Geschäftsangelegenheiten
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und Verkäufer einer Ware, z.B. der Arbeitskraft, sind nur durch ihren freien Willen bestimmt. Sie kontrahieren als freie, rechtlich ebenbürtige Personen. Der Kontrakt ist das Endresultat, worin sich ihre Willen einen gemeinsamen Rechtsausdruck geben. Gleichheit! Denn sie beziehen sich nur als Warenbesitzer aufeinander und tauschen Äquivalent für Äquivalent. Eigentum! Denn jeder verfügt nur über das Seine. Bentham! Denn jedem von den beiden ist es nur um sich zu tun. Die einzige Macht, die sie zusammen und in ein Verhältnis bringt, ist die ihres Eigennutzes, ihres Sondervorteils, ihrer Privatinteressen. Und eben weil so jeder nur für sich und keiner für den anderen kehrt, vollbringen alle, infolge einer prästabilierten Harmonie der Dinge oder unter den Auspizien einer allpfiffigen Vorsehung, nur das Werk ihres wechselseitigen Vorteils, des Gemeinnutzens, des Gesamtinteresses. Beim Scheiden von dieser Sphäre der einfachen Zirkulation oder des Warenaustausches, woraus der Freihändler vulgaris Anschauungen, Begriffe---#




Anführung der Zeugenaussagen hinzu: Es ist notorisch, daß mit solchen Mixturen bereitetes Brot expreß für diese Art Kunden gmacht wird." ("It is notorious that bread composed of those mixtures, is made expressly for sale in this manner.") "In vielen chen Agrikulturdistrikten" (aber noch mehr in schottischen) "wird der Arbeitslohn vierzehntägig und selbst monatlich gezahlt. Mit diesen langen Zahlungsfristen muß der Agrikulturarbeiter seine Waren auf Kredit kaufen... Er hat höhere Preise zu zahlen und ist tatsächlich an die Boutique gebunden, die ihm pumpt. So kostet ihm z.B. zu Horningsham in Wilts, wo die Löhnung monatlich, dasselbe Mehl 2 sh. 4 d. per stone, das er sonstwo mit 1 sh. 10 d. zahlt." ("Sixth Report" on "Public Health" by "The Medical Officer of the Privy Council etc.", 1864, p.264.) "Die Kattun-Handdrucker von Paisley und Klimarnock" (Westschottland) erzwangen 1853 durch einen strike 1*) die Herabsetzung des Zahlungstermins von einem Monat auf 14 Tage." (Reports of the Inspectors of Factories for 1st Oct. 1853", p.34.) Als eine weitere artige Entwicklung des Kredits, den der Arbeiter dem Kapitalisten gibt, kann man die Methode vieler englischer Kohlenbergwerksbesitzer betrachten, wonach der Arbeiter erst Ende des Monats bezahlt wird und in der Zwischenzeit Vorschüsse vom Kapitalisten erhält, oft in Waren, die er über ihren Marktpreis zahlen muß (Trucksystem). "Es ist eine übliche Praxis der Kohlenherren, einmal im Monat auszuzahlen und ihren Arbeitern am Ende jeder dazwischenliegenden Woche Vorschuß zu geben. Dieser Vorschuß wird im Laden gegeben" (nämlich dem tommy-shop oder dem Meister selbst gehörigen Kramladen). "Die Männer nehmen ihn auf der einen Seite des Ladens in Empfang und geben ihn auf der anderen wieder aus." ("Children's Employment Commission, III. Report", Lond. 1864, p. 38, n. 192.)-----#

1*) Streik
#191# 4. Kapitel - Verwandlung von Celd in Kapital-----


und Maßstab für sein Urteil über die Gesellschaft des Kapitals und der Lohnarbeit entlehnt, verwandelt sich, so scheint es, schon in etwas die Physiognomie unsrer dramatis personae. Der ehemalige Geldbesitzer schreitet voran als Kapitalist, der Arbeitskraftbesitzer folgt ihm nach als sein Arbeiter; der eine bedeutungsvoll schmunzelnd und geschäftseifrig, der andre scheu, widerstrebsam, wie jemand, der seine eigne Haut zu Markt getragen und nun nichts andres zu erwarten hat als die - Gerberei.
#192#-----

Dritter Abschnitt
Die Produktion des absoluten Mehrwerts
FÜNFTES KAPITEL

Arbeitsprozeß und Verwertungsprozeß

1. Arbeitsprozeß

Der Gebrauch der Arbeitskraft ist die Arbeit selbst. Der Käufer der Arbeitskraft konsumiert sie, indem er ihren Verkäufer arbeiten läßt. Letztrer wird hierdurch actu 1*) sich betätigende Arbeitskraft, Arbeiter, was er früher nur potentia 2*) war. Um seine Arbeit in Waren darzustellen, muß er sie vor allem in Gebrauchswerten darstellen, Sachen, die zur Befriedigung von Bedürfnissen irgendeiner Art dienen. Es ist also ein besondrer Gebrauchswert, ein bestimmter Artikel, den der Kapitalist vom Arbeiter anfertigen läßt. Die Produktion von Gebrauchswerten oder Gütern ändert ihre allgemeine Natur nicht dadurch, daß sie für den Kapitalisten und unter seiner Kontrolle vorgeht. Der Arbeitsprozeß ist daher zunächst unabhängig von jeder bestimmten gesellschaftlichen Form zu betrachten. Die Arbeit ist zunächst ein Prozeß zwischen Mensch und Natur, ein Prozeß, worin der Mensch seinen Stoffwechsel mit der Natur durch seine eigne Tat vermittelt, regelt und kontrolliert. Er tritt dem Naturstoff selbst als eine Naturmacht gegenüber. Die seiner Leiblichkeit angehörigen Naturkräfte, Arme und Beine, Kopf und Hand, setzt er in Bewegung, um sich den Naturstoff in einer für sein eignes Leben brauchbaren Form anzueignen. Indem er durch diese Bewegung auf die Natur außer ihm wirkt und sie verändert, verändert er zugleich seine eigne Natur. Er entwickelt die in ihr schlummernden Potenzen und unterwirft das Spiel ihrer Kräfte seiner eignen Botmäßigkeit. Wir haben es hier nicht mit den ersten tierartig instinktmäßigen Formen der Arbeit zu tun. Dem Zustand, worin der Arbeiter als Verkäufer seiner eignen Arbeitskraft auf dem Warenmarkt auftritt, ist in urzeitlichen Hintergrund der Zustand entrückt, worin die menschliche Arbeit-----#

1*) tatsächlich - 2*) dem Vermögen nach
#193# 5. Kapitel - Arbeitprozeß und Verwertungsprozeß-----

ihre erste instinktartige Form noch nicht abgestreift hatte. Wir unterstellen die Arbeit in einer Form, worin sie dem Menschen ausschließlich angehört. Eine Spinne verrichtet Operationen, die denen des Webers ähneln, und eine Biene beschämt durch den Bau ihrer Wachszellen manchen menschlichen Baumeister. Was aber von vornherein den schlechtesten Baumeister vor der besten Biene auszeichnet, ist, daß er die Zelle in seinem Kopf gebaut hat, bevor er sie in Wachs baut. Am Ende des Airbeitsprozesses kommt ein Resultat heraus, das beim Beginn desselben schon inder Vorstellungdes Arbeiters, also schon ideell vorhanden war. Nicht daß er nur eine Formveränderung des Natürlichen bewirkt; er verwirklicht im Natürlichen zugleich seinen Zweck, den er weiß, der die Art und Weise seines Tuns als Gesetz bestimmt und dem er seinen Willen unterordnen muß. Und diese Unterordnung ist kein vereinzelter Akt. Außer der Anstrengung der Organe, die arbeiten, ist der zweckmäßige Wille, der sich als Aufmerksamkeit äußert, für die ganze Dauer der Arbeit erheischt, und um so mehr, je weniger sie durch den eignen Inhalt und die Axt und Weise ihrer Ausführung den Arbeiter mit sich fortreißt, je weniger er sie daher als Spiel seiner eignen körperlichen und geistigen Kräfte genießt. Die einfachen Momente des Arbeitsprozesses sind die zweckmäßige Tätigkeit oder die Arbeit selbst, ihr Gegenstand und ihr Mittel. Die Erde (worunter ökonomisch auch das Wasser einbegriffen), wie sie den Menschen ursprünglich mit Proviant, fertigen Lebensmitteln ausrüstet 1), findet sich ohne sein Zutun als der allgemeine Gegenstand der menschlichen Arbeit vor. Alle Dinge, welche die Arbeit nur von ihrem unmittelbaren Zusammenhang mit dem Erdganzen loslöst, sind von Natur vorgefundne Arbeitsgegenstände. So der Fisch, der von seinem Lebenselement, dem Wasser, getrennt, gefangen wird, das Holz, das im Urwald gefällt, das Erz, das aus seiner Ader losgebrochen wird. Ist der Arbeitsgegenstand dagegen selbst schon sozusagen durch frühere Arbeit filtriert, so nennen wir ihn Rohmaterial. Z.B. das bereits losgebrochene Erz, das nun ausgewaschen wird. Alles Rohmaterial ist Arbeitsgegenstand, aber nicht jeder Arbeitsgegenstand ist Rohmaterial. Rohmaterial ist der Arbeitsgegenstand nur, sobald er bereits eine durch Arbeit vermittelte Veränderung erfahren hat.---#

1) "Die naturwächsigen Erzeugnisse der Erde, die in geringen Mengen und ganz unabhängig vom Menschen vorkommen, scheinen von der Natur in der gleichen Art gegeben zu sein, wie man einem jungen Mann eine knappe Summe gibt, um ihn auf den Weg des Fleißes und des Reichwerdens zu führen." (James Steuart, "Principles of Polit. Econ.", edit. Dub 1770, v.l.p. 116.)
#194# III. Abschnitt - Die Produktion des absoluten Mehrwerts-----

Das Arbeitsmittel ist ein Ding oder ein Komplex von Dingen, die der Arbeiter zwischen sich und den Arbeitsgegenstand schiebt und die ihm als Leiter seiner Tätigkeit auf diesen Gegenstand dienen. Er benutzt die mechainschen, physikalischen, chemischen Eigenschaften der Dinge, um sie als Machtmittel auf andre Dinge, seinem Zweck gemäß, wirken zu lassen. 2) Der Gegenstand, dessen sich der Arbeiter unmittelbar bemächtigt - abgesehn von der Ergreifung fertiger Lebensmittel, der Früchte z.B., wobei seine eignen Leibesorgane allein als Arbeitsttel dienen - ist nicht der Arbeitsgegenstand, sondern das Arbeitsmittel. So wird das Natürliche selbst zum Organ seiner Tätigkeit, ein Organ, das er seinen eignen Leibesorganen hinzufügt seine natürliche Gestalt verlängernd, trotz der Bibel. Wie die Erde seine ursprüngliche Proviantkammer, ist sie sein ursprüngliches Arsenal von Arbeitsmitteln. Sie liefert ihm z.B. den Stein, womit er wirft, reibt, drückt, schneidet usw. Die Erde selbst ist ein Arbeitsmittel, setzt jedoch zu ihrem Dienst als Arbeitsmittel in der Agrikultur wieder eine ganze Reihe andrer Arbeitsmittel und eine schon relativ hohe Entwicklung der Arbeitskraft voraus. 3) Sobald überhaupt der Arbeitsprozeß nur einigermaßen entwickelt ist, bedarf er bereits bearbeiteter Arbeitsmittel. In den ältesten Menschenhöhlen finden wir Steinwerkzeuge und Steinwaffen. Neben bearbeitetem Stein, Holz, Knochen und Muscheln spielt im Anfang der Menschengeschichte das gezähmte, also selbst schon durch Arbeit veränderte, gezüchtete Tier die Hauptrolle als Arbeitsmittel. 4) Der Gebrauch und die Schöpfung von Arbeitsmitteln, obgleich im Keim schon gewissen Tierarten eigen, charakterisieren den spezifisch menschlichen Arbeitsprozeß, und Franklin definiert daher den Menschen als "a toolmaking animal", ein Werkzeuge fabrizierendes Tier. Dieselbe Wichtigkeit, welche der Bau von Knochenreliquien für die Erkenntnis der Organisation untergegangner Tiergeschlechter, haben Reliquien von Arbeitsmitteln für die Beurteilung untergegangner ökonomischer Gesellschaftsforniationen. Nicht was gemacht wird, sondern---#

2) "Die Vernunft ist ebenso listig als mächtig. Die List besteht überhaupt in der vermittelnden Tätigkeit, welche, indem sie die Objekte ihrer eigenen Natur gemäß aufeinander einwirken und sich aneinander abarbeiten läßt, ohne sich unmittelbar in diesen Prozeß einzumischen, gleichwohl nur ihren Zweck zur Ausführung bringt." (Hegel, "Enzyklopädie", Erster Teil, "Die Logik", Berlin 1840, p. 382.) 3) In der sonst elenden Schrift: "Théorie de I'Écon. Polit.", Paris 1815, zählt Ganilh den Physiokraten gegenüber treffend die große Reihe von Arbeitsprozessen auf, welche die Voraussetzung der eigentlichen Agrikultur bilden. 4) In den "Réflexions sur la Formation et la Distribution des Richesses" (1766) entwickelt Turgot gut die Wichtigkeit des gezähmten Tiers für die Anfänge der Kultur.
#195# 5. Kapitel - Arbeitsprozeß und Verwertungsprozeß-----

wie, mit welchen Arbeitsmitteln gemacht wird, unterscheidet die ökonomischen Epochen. 5) Die Arbeitsmittel sind nicht nur Gradmesser der Entwicklung der menschlichen Arbeitskraft, sondern auch Anzeiger der gesellschaftlichen Verhältnisse, worin gearbeitet wird. Unter den Arbeitsmitteln selbst bieten die mechanischen Arbeitsmittel, deren Gesamtheit man das Knochen- und Muskelsystem der Produktion nennen kann, viel entscheidendere Charaktermerkmale einer gesellschaftlichen Produktionsepoche als solche Arbeitsmittel, die nur zu Behältern des Arbeitsgegenstandes dienen und deren Gesamtheit ganz allgemein als das Gefäßsystem der Produktion bezeichnet werden kann, wie z. B. Röhren, Fässer, Körbe, Krüge usw. Erst in der chemischen Fabrikation spielen sie eine bedeutungsvolle Rolle. 5a) Im weitren Sinn zählt der Arbeitsprozeß unter seine Mittel außer den Dingen, welche die Wirkung der Arbeit auf ihren Gegenstand vermitteln und daher in einer oder der andren Weise als Leiter der Tätigkeit dienen, alle gegenständlichen Bedingungen, die Oberhaupt erheischt sind, damit der Prozeß stattfinde. Sie gehn nicht direkt in ihn ein, aber er kann ohne sie gar nicht oder nur unvollkommen vorgehn. Das allgemeine Arbeitsmittel dieser Art ist wieder die Erde selbst, denn sie gibt dem Arbeiter den locus standli 1*) und seinem Prozeß den Wirkungsraum (field of employment). Durch die Arbeit schon vermittelte Arbeitsmittel dieser Art sind z.B. Arbeitsgebäude, Kanäle, Straßen usw. Im Arbeitsprozeß bewirkt also die Tätigkeit des Menschen durch das Arbeitsmittel eine von vornherein bezweckte Veränderung des Arbeitsgegenstandes. Der Prozeß erlischt im Produkt. Sein Produkt ist ein Gebrauchswert, ein durch Formveränderung menschlichen Bedürfnissen angeeigneter Naturstoff. Die Arbeit hat sich mit ihrem Gegenstand verbunden. Sie ist vergegenständlicht, und der Gegenstand ist verarbeitet. Was auf seiten des Arbeiters in der Form der Unruhe erschien, erscheint nun als ruhende Eigenschaft, in der Form des Seins, auf seiten des Produkts. Er hat gesponnen, und das Produkt ist ein Gespinst.---#

5) Von allen Waren sind eigentliche Luxuswaren die unbedeutendsten für die technologische Vergleichung verschiedner Produktionsepochen. 5a) Note zur 2. Ausg. So wenig die bisherige Geschichtsschreibung die Entwicklung der materiellen Produktion, also die Grundlage alles gesellschaftlichen Lebens und daher aller wirklichen Geschichte kennt, hat man wenigstens die vorhistorische Zeit auf Grundlage wissenschaftlicher, nicht sog. historischer Forschungen nach dem Material der Werkzeuge und Waffen in Steinalter, Bronzealter und Eisenalter abgeteilt.-----#

1*) Standort
#196# III. Abschnitt - Die Produktion des absoluten Mehrwerts-----

Betrachtet man den ganzen Prozeß vom Standpunkt seines Resultats, des Produkts, so erscheinen beide, Arbeitsmittel und Arbeitsgegenstand, als Produktionsmittel 6) und die Arbeit selbst als produktive Arbeit 7). Wenn ein Gebrauchswert als Produkt aus dem Arbeitsprozeß herauskommt, gehn andre Gebrauchswerte, Produkte frührer Arbeitsprozesse, als Produktionsmittel in ihn ein. Derselbe Gebrauchswert, der das Produkt dieser, bildet das Produktionsttel jener Arbeit. Produkte sind daher nicht nur Resultat, sondern zugleich Bedingung des Arbeitsprozesses. Mit Ausnahme der extraktiven Industrie, die ihren Arbeitsgegenstand von Natur vorfindet, wie Bergbau, Jagd, Fischfang usw. (der Ackerbau nur, soweit er in erster Instanz die jungfräuliche Erde selbst aufbricht), behandeln alle Industriezweige einen Gegenstand, der Rohmaterial, d.h. bereits durch die Arbeit filtrierter Arbeitsgegenstand, selbst schon Arbeitsprodukt ist. So z.B. der Samen in der Agrikultur. Tiere und Pflanzen, die man als Naturprodukte zu betrachten pflegt, sind nicht nur Produkte vielleicht der Arbeit vom vorigen Jahr, sondern, in ihren jetzigen Formen, Produkte einer durch viele Generationen unter menschlicher Kontrolle, vermittelst menschlicher Arbeit, fortgesetzten Umwandlung. Was aber die Arbeitsmittel insbesondre betrifft, so zeigt ihre ungeheure Mehrzahl dem oberflächlichsten Blick die Spur vergangner Arbeit. Das Rohmaterial kann die Hauptsubstanz eines Produkts bilden oder nur als Hilfsstoff in seine Bildung eingehn. Der Hilfsstoff wird vom Arbeitsmittel konsumiert, wie Kohle von der Dampfmaschine, Öl vom Rade, Heu vom Zugpferd, oder dem Rohmaterial zugesetzt, um darin eine stoffliche Veränderung zu bewirken, wie Chlor zur ungebleichten Leinwand, Kohle zum Eisen, Farbe zur Wolle, oder er unterstützt die Verrichtung der Arbeit selbst, wie z.B. zur Beleuchtung und Heizung des Arbeitslokals verwandte Stoffe. Der Unterschied zwischen Hauptstoff und Hilfsstoff verschwimmt in der eigentlich chemischen Fabrikation, weil keines der angewandten Rohmaterialien als die Substanz des Produkts wieder erscheint. 8)---#

6) Es scheint paradox, z.B. den Fisch, der noch nicht gefangen ist, ein Produktionsmittel für den Fischlang zu nennen. Bisher ist aber noch nicht die Kunst erfunden, Fische in Gewässern zu fangen, in denen sie sich nicht vorfinden. 7) Diese Bestimmung produktiver Arbeit, wie sie sich vom Standpunkt des einfachen Arbeitsprozesses ergibt, reicht keineswegs hin für den kapitalistischen Produktionsprozeß. 8) Storch unterscheidet das eigentliche Rohmaterial als "matière" von den Hilfsstoffen als "matériaux" [56]; Cherbuliez bezeichnet die Hilfsstoffe als "matières instrumentales" [57].
#197# 5. Kapitel - Arbeitsprozeß und Verwegsprozeß-----

Da jedes Ding vielerlei Eigenschaften besitzt und daher verschiedner Nutzanwendung fähig ist, kann dasselbe Produkt das Rohmaterial sehr verschiedner Arbeitsprozesse bilden. Korn z.B. ist Rohmaterial für Müller, Stärkefabrikant, Destillateur, Viehzüchter usw. Es wird Rohmaterial seiner eignen Produktion als Samen. So geht die Kohle als Produkt aus der Minenindustrie hervor und als Produktionsmittel in sie ein. Dasselbe Produkt mag in demselben Arbeitsprozeß als Arbeitsmittel und Rohmaterial dienen. Bei der Viehmast z. B., wo das Vieh, das bearbeitete Rohmaterial, zugleich Mittel der Düngerbereitung ist. Ein Produkt, das in einer für die Konsumtion fertigen Form existiert, kann von neuem zum Rohmaterial eines andren Produkts werden, wie die Traube zum Rohmaterial des Weins. Oder die Arbeit entläßt ihr Produkt in Formen, worin es nur wieder als Rohmaterial brauchbar ist. Rohmaterial in diesem Zustand heißt Halbfabrikat und hieße besser Stufenfabrikat, wie z.B. Baumwolle, Faden, Garn usw. Obgleich selbst schon Produkt, mag das ursprüngliche Rohmaterial eine ganze Staffel verschiedner Prozesse zu durchlaufen haben, worin es in stets veränderter Gestalt stets von neuem als Rohmaterial funktioniert bis zum letzten Arbeitsprozeß, der es als fertiges Lebensmittel oder fertiges Arbeitsmittel von sich abstößt. Man sieht: Ob ein Gebrauchswert als Rohmaterial, Arbeitsmittel oder Produkt erscheint, hängt ganz und gar ab von seiner bestimmten Funktion im Arbeitsprozesse, von der Stelle, die er in ihm einnimmt, und mit dem Wechsel dieser Stelle wechseln jene Bestimmungen. Durch ihren Eintritt als Produktionsmittel in neue Arbeitsprozesse verlieren Produkte daher den Charakter des Produkts. Sie funktionieren nur noch als gegenständliche Faktoren der lebendigen Arbeit. Der Spinner behandelt die Spindel nur als Mittel, womit, den Flachs nur als Gegenstand, den er spinnt. Allerdings kann man nicht spinnen ohne Spinnmaterial und Spindel. Das Vorhandensein dieser Produkte 1*) ist daher vorausgesetzt beim Beginn des Spinnens. In diesem Prozeß selbst aber ist es ebenso gleichgültig, daß Flachs und Spindel Produkte vergangner Arbeit sind, wie es im Akt der Ernährung gleichgültig ist, daß Brot das Produkt der vergangnen Arbeiten von Bauer, Müller, Bäcker usw. Umgekehrt. Machen Produktionsmittel im Arbeitsprozeß ihren Charakter als Produkte vergangner Arbeit geltend, so durch ihre Mängel. Ein Messer, das nicht schneidet, Garn, das beständig zerreißt usw., erinnern lebhaft an Messerschmied A und Garnwichser E. Im gelungnen Produkt ist die Vermittlung seiner Gebrauchseigenschaften durch vergangne Arbeit ausgelöscht.-----#

1*) 4. Auflage: dieses Produkts
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Eine Maschine, die nicht im Arbeitsprozeß dient, ist nutzlos. Außerdem verfällt sie der zerstörenden Gewalt des natürlichen Stoffwechsels. Das Eisen verrostet, das Holz verfault. Garn, das nicht verweht oder verstrickt wird, ist verdorbne Baumwolle. Die lebendige Arbeit muß diese Dinge ergreifen, sie von den Toten erwecken, sie aus nur möglichen in wirkliche und wirkende Gebrauchswerte verwandeln. Vom Feuer der Arbeit beleckt, als Leiber derselben angeeignet, zu ihren begriffs- und berufsmäßigen Funktionen im Prozeß begeistet, werden sie zwar auch verzehrt, aber zweckvoll, als Bildungselemente neuer Gebrauchswerte, neuer Produkte, die fähig sind, als Lebensmittel in die individuelle Konsumtion oder als Produktionsmittel in neuen Arbeitsprozeß einzugehn. Wenn also vorhandne Produkte nicht nur Resultate, sondern auch Existenzbedingungen des Arbeitsprozesses sind, ist andrerseits ihr Hineinwerfen in ihn, also ihr Kontakt mit lebendiger Arbeit, das einzige Mittel, um diese Produkte vergangner Arbeit als Gebrauchswerte zu erhalten und zu verwirklichen. Die Arbeit verbraucht ihre stofflichen Elemente, ihren Gegenstand und ihr Mittel, verspeist dieselben und ist also Konsumtionsprozeß. Diese produktive Konsumtion unterscheidet sich dadurch von der individuellen Konsumtion, daß letztere die Produkte als Lebensmittel des lebendigen Individuums, erstere sie als Lebensmittel der Arbeit, seiner sich betätigenden Arbeitskraft, verzehrt. Das Produkt der individuellen Konsumtion ist daher der Konsument selbst, das Resultat der produktiven Konsumtion ein vom Konsumenten unterschiednes Produkt. Sofern ihr Mittel und ihr Gegenstand selbst schon Produkte sind, verzehrt die Arbeit Produkte, um Produkte zu schaffen, oder vernutzt Produkte als Produktionsmittel von Produkten. Wie der Arbeitsprozeß aber ursprünglich nur zwischen dem Menschen und der ohne sein Zutun vorhandnen Erde vorgeht, dienen in ihm immer noch auch solche Produktionsmittel, die von Natur vorhanden, keine Verbindung von Naturstoff und menschlicher Arbeit darstellen. Der Arbeitsprozeß, wie wir ihn in seinen einfachen und abstrakten Momenten dargestellt haben, ist zweckmäßige Tätigkeit zur Herstellung von Gebrauchswerten, Aneignung des Natürlichen für menschliche Bedürfnisse, allgemeine Bedingung des Stoffwechsels zwischen Mensch und Natur, ewige Naturbedingung des menschlichen Lebens und daher unabhängig von jeder Form dieses Lebens, vielmehr allen seinen Gesellschaftsformen gleich gemeinsam. Wir hatten daher nicht nötig, den Arbeiter im Verhältnis zu andren Arbeitern darzustellen. Der Mensch und seine Arbeit auf der
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einen, die Natur und ihre Stoffe auf der andren Seite genügten. So wenig man dem Weizen anschmeckt, wer ihn gebaut hat, so wenig sieht man diesem Prozeß an, unter welchen Bedingungen er vorgeht, ob unter der brutalen Peitsche des Sklavenaufsehers oder unter dem ängstlichen Auge des Kapitalisten, ob Cincinnatus ihn verrichtet in der Bestellung seiner paar jugera 1*) oder der Wilde, der mit ein in Stein eine Bestie erlegt. 9) Kehren wir zu unsrern Kapitalisten in spe zurück. Wir verließen ihn, nachdem er auf dem Warenmarkt alle zu einem Arbeitsprozeß notwendigen Faktoren gekauft hatte, die gegenständlichen Faktoren oder die Produktionsmittel, den persönlichen Faktor oder die Arbeitskraft. Er hat mit schlauem Kennerblick die für sein besondres Geschäft, Spinnerei, Stiefelfabrikation usw., passenden Produktionsmittel und Arbeitskräfte ausgewählt. Unser Kapitalist setzt sich also daran, die von ihm gekaufte Ware, die Arbeitskraft, zu konsumieren, d.h., er läßt den Träger der Arbeitskraft, den Arbeiter, die Produktionsmittel durch seine Arbeit konsumieren. Die allgemeine Natur des Arbeitsprozesses ändert sich natürlich nicht dadurch, daß der Arbeiter ihn für den Kapitalisten, statt für sich selbst verrichtet. Aber auch die bestimmte Art und Weise, wie man Stiefel macht oder Garn spinnt, kann sich zunächst nicht ändern durch die Dazwischenkunft des Kapitalisten. Er muß die Arbeitskraft zunächst nehmen, wie er sie auf dem Markt vorfindet, also auch ihre Arbeit, wie sie in einer Periode entsprang, wo es noch keine Kapitalisten gab. Die Verwandlung der Produktionsweise selbst durch die Unterordnung der Arbeit unter das Kapital kann sich erst später ereignen und ist daher erst später zu betrachten. Der Arbeitsprozeß, wie er als Konsumtionsprozeß der Arbeitskraft durch den Kapitalisten vorgeht, zeigt nun zwei eigentümliche Phänomene. Der Arbeiter arbeitet unter der Kontrolle des Kapitalisten, dem seine Arbeit gehört. Der Kapitalist paßt auf, daß die Arbeit ordentlich vonstatten geht und die Produktionsmittel zweckmäßig verwandt werden, also kein---#

9) Aus diesem höchst logischen Grund entdeckt wohl Oberst Torrens in dem Stein des Wilden - den Ursprung des Kapitals. "In dem ersten Stein, den der Wilde auf die Bestie wirft, die er verfolgt, in dem ersten Stock, den er ergreift, um die Frucht niederzuziehn, die er nicht mit den Händen fassen kann, sehn wir die Aneignung eines Artikels zum Zweck der Erwerbung eines andren und entdecken so - den Ursprung des Kapitals." (R. Torrens, "An Essay on the Production of Wealth etc.", p. 70, 71.) Aus jenem ersten Stock ist einlich auch zu erklären, warum stock im Englischen synonym mit Kapital ist.-----#

1*) Morgen
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Rohmaterial vergeudet und das Arbeitsinstrument geschont, d.h. nur so weit zerstört wird, als sein Gebrauch in der Arbeit ernötigt. Zweitens aber: Das Produkt ist Eigentum des Kapitalisten, nicht des unmittelbaren Produzenten, des Arbeiters. Der Kapitalist zahlt z.B. den Tageswert der Arbeitskraft. Ihr Gebrauch, wie der jeder andren Ware, z.B. eines Pferdes, das er für einen Tag gemietet, gehört ihm also für den Tag. Dem Käufer der Ware gehört der Gebrauch der Ware, und der Besitzer der Arbeitskraft gibt in der Tat nur den von ihm verkauften Gebrauchswert, indem er seine Arbeit gibt. Von dem Augenblicke, wo er in die Werkstätte des Kapitalisten trat, gehörte der Gebirauchswert seiner Arbeitskraft, also ihr Gebrauch, die Arbeit, dem Kapitalisten. Der Kapitalist hat durch den Kauf der Arbeitskraft die Arbeit selbst als lebendigen Gärungsstoff den toten ihm gleichfalls gehörigen Bildungselementen des Produkts einverleibt. Von seinem Standpunkt ist der Arbeitsprozeß nur die Konsumtion der von ihm gekauften Ware Arbeitskraft, die er jedoch nur konsumieren kann, indem er ihr Produktionsmittel zusetzt. Der Arbeitsprozeß ist ein Prozeß zwischen Dingen, die der Kapitalist gekauft hat, zwischen ihm gehörigen Dingen. Das Produkt dieses Prozesses gehört ihm daher ganz ebensosehr als das Produkt des Gährungsprozesses in seinem Weinkeller. 10)

2. Verwertungsprozeß

Das Produkt - das Eigentum des Kapitalisten - ist ein Gebrauchswert, Garn, Stiefel usw. Aber obgleich Stiefel z.B. gewissermaßen die Basis des gesellschaftlichen Fortschritts bilden und unser Kapitalist ein entschiedner#

10) "Die Produkte sind appropriiert, bevor sie in Kapital verwandelt werden; diese Verwandlung entzieht sie nicht jener Appropriation." (Cherbuliez, Richesse ou Pauvreté", édit. Paris 1841, p. 54.). Indem der Proletarier seine Arbeit gegen ein bestimmtes Quantum Lebensmittel (approvisionnement) verkauft, verzichtet er vollständig auf jeden Anteil am Produkt. Die Appropriation der Produkte bleibt dieselbe wie vorher; sie ist in keiner Weise durch die erwähnte Konvention verändert. Das Produkt gehört ausschließlich dem Kapitalisten, der die Rohstoffe und das Approvisionnement geliefert hat. Es ist dies eine strenge Konsequenz des Gesetzes der Appropriation, dessen Fundamentalprinzip umgekehrt das ausschließliche Eigentumsrecht jedes Arbeiters an seinem Produkte war." (ibid., p. 58.) James Mill, "Elements of Pol. Econ. etc.", p. 70, 71: "Wenn die Arbeiter für Arbeitslohn arbeiten, ist der Kapitalist Eigentümer nicht nur des Kapitals (meint hier die Produktionsmittel), sondern auch der Arbeit (of the labour also). Wenn man das, was für Arbeitslohn gezahlt wird, wie dies gebräuchlich,
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Fortschrittsmann ist, fabriziert er die Stiefel nicht ihrer selbst wegen. Der Gebrauchswert ist überhaupt rucht das Ding qu'on aime pour lui-même 1*) in der Warenproduktion. Gebrauchswerte werden hier überhaupt nur produziert, weil und sofern sie materielles Substrat, Träger des Tauschwerts sind. Und unsrem Kapitalisten handelt es sich um zweierlei. Erstens will er einen Gebrauchswert produzieren, der einen Tauschwert hat, einen zum Verkauf bestimmten Artikel, eine Ware. Und zweitens will er eine Ware produzieren, deren Wert höher als die Wertsumrne der zu ihrer Produktion erheischten Waren, der Produktionsmittel und der Arbeitskraft, für die er sein gutes Geld auf dem Warenmarkt vorschoß. Er will nicht nur einen Gebrauchswert produzieren, sondern eine Ware, nicht nur Gebrauchswert, sondern Wert, und nicht nur Wert, sondern auch Mehrwert. In der Tat, da es sich hier um Warenproduktion handelt, haben wir bisher offenbar nur eine Seite des Prozesses betrachtet. Wie die Ware selbst Einheit von Gebrauchswert und Wert, muß ihr Produktionsprozeß Einheit von Arbeitsprozeß und Wertbildungsprozeß sein. Betrachten wir den Produktionsprozeß nun auch als Wertbildungsprozeß. Wir wissen, daß der Wert jeder Ware bestimmt ist durch das Quantum der in ihrem Gebrauchswert materiallsierten Arbeit, durch die zu ihrer Produktion gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit. Dies gilt auch für das Produkt, das sich unsrem Kapitalisten als Resultat des Arbeitsprozesses ergab. Es ist also zunächst die in diesem Produkt vergegenständhchte Arbeit zu berechnen. Es sei z.B. Garn. Zur Herstellung des Gairns war zuerst sein Rohmaterial nötig, z.B. 10 Pfund Baumwolle. Was der Wert der Baumwolle, ist nicht erst zu untersuchen, denn der Kapitalist hat sie auf dem Markt zu ihrem Wert, z.B. zu 10 sh. gekauft. In dem Preise der Baumwolle ist die zu ihrer Produktion erheischte Arbeit schon als allgemein gesellschaftliche Arbeit dargestellt. Wir wollen ferner annehmen, daß die in der Verarbeitung der Baumwolle verzehrte Spindelrnasse, die uns alle an&en aufgewandten Arbeitsmittel repräsentiert, einen Wert von 2 sh. besitzt. Ist eine Goldmasse von 12 sh. das Produkt von 24 Arbeitsstunden oder zwei Arbeitstagen, so folgt zunächst, daß im Garn zwei Arbeitstage vergegenständlicht sind.---#

in den Begriff Kapital einschließt, ist es abgeschmackt, von der Arbeit getrennt vom Kapital zu sprechen. Das Wort Kapital in diesem Sinn schließt beides ein, Kapital und Arbeit."-----
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1*) das man um seiner selbst willen liebt
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Der Umstand, daß die Baumwolle ihre Form verändert hat und die aufgezehrte Spindelmasse ganz verschwunden ist, darf nicht beirren. Nach dem allgemeinen Wertgesetz sind z.B. 10 Pfund Garn ein Äquivalent für 10 Pfund Baumwolle und 1/4 Spindel, wenn der Wert von 40 Pfund Garn = dem Wert von 40 Pfund Baumwolle + dem Wert einer ganzen Spindel, d.h., wenn dieselbe Arbeitszeit erfordert ist, um beide Seiten dieser Gleichung zu produzieren. In diesem Fall stellt sich dieselbe Arbeitszeit das eine Mal indem Gebrauchswert Garn, das andre Mal in den Gebrauchswerten Baumwolle und Spindel dar. Der Wert ist also gleichgültig dagegen, ob er in Garn, Spindel oder Baumwolle erscheint. Daß Spindel und Baumwolle, statt ruhig nebeneinander zu liegen, im Spinnprozesse eine Verbindung eingehn, welche ihre Gebrauchsformen verändert, sie in Garn verwandelt, berührt ihren Wert ebensowenig, als wenn sie durch einfachen Austausch gegen ein Äquivalent von Garn umgesetzt worden wären. Die zur Produktion der Baumwolle erheischte Arbeitszeit ist Teil der zur Produktion des Garn dessen Rohmaterial sie bildet, erheischten Arbeitszeit und deshalb im Garn enthalten. Ebenso verhält es sich mit der Arbeitszeit, die zur Produktion der Spindelmasse erheischt ist, ohne deren Verschleiß oder Konsum die Baumwolle nicht versponnen werden kann. 11) Soweit also der Wert des Garns, die zu seiner Herstellung erheischte Arbeitszeit, in Betrachtung kommt, können die verschiednen besondren, der Zeit und dem Raum nach getrennten Arbeitsprozesse, die durchlaufen werden müssen, um die Baumwolle selbst und die vernutzte Spindelmasse zu produzieren, endlich aus Baumwolle und Spindel Garn zu machen, als verschiedne aufeinander folgende Phasen eines und desselben Arbeitsprozesses betrachtet werden. Alle im Garn enthaltne Arbeit ist vergangne Arbeit. Daß die zur Produktion seiner Bildungselemente erheischte Arbeitszeit früher vergangen ist, im Plusquamperfektum steht, dagegen die zum Schlußprozeß, dem Spinnen, unmittelbar verwandte Arbeit dem Präsens näher, im Perfektum steht, ist ein durchaus gleichgültiger Umstand. Ist eine bestimmte Masse Arbeit, z.B. von 30 Arbeitstagen, zum Bau eines Hauses nötig, so ändert es nichts am Gesamtquantum der dem Hause einverleibten Arbeitszeit, daß der 30. Arbeitstag 29 Tage später in die Produktion einging als der erste Arbeitstag. Und so kann die im Arbeitsmaterial und Arbeitsmittel enthaltne Arbeitszeit ganz so betrachtet werden, als wäre-----#

11) "Nicht nur die auf Waren unmittelbar angewandte Arbeit beeinflußt ihren Wert, sondern auch die Arbeit, die auf Geräte, Werkzeuge und Gebäude verwendet worden ist, welche die unmittelbar verausgabte Arbeit unterstützen." (Ricardo, l.c.p. 16.)
#203# 5. Kapitel - Arbeitsprozeß und Verwegsprozeß-----

sie nur in einem früheren Stadium des Spinnprozesses verausgabt worden, vor der zuletzt unter der Form des Spinnens zugesetzten Arbeit. Die Werte der Produktionsmittel, der Baumwolle und der Spindel, ausgedrückt in dem Preise von 12 sh., bilden also Bestandteile des Garnwerts oder des Werts des Produkts. Nur sind zwei Bedingungen zu erfüllen. Einmal müssen Baumwolle und Spindel wirklich zur Produktion eines Gebrauchswerts gedient haben. Es muß in unsrem Fall Garn aus ihnen geworden sein. Welcher Gebrauchswert ihn trägt, ist dem Wert gleichgültig, aber ein Gebrauchswert muß ihn tragen. Zweitens ist vorausgesetzt, daß nur die unter den gegebnen gesellschaftlichen Produktionsbedingungen notwendige Arbeitszeit verwandt wurde. Wäre also nur 1 Pfund Baumwolle nötig, um 1 Pfund Garn zu spinnen, so darf nur 1 Pfund Baumwolle verzehrt sein in der Bildung von 1 Pfund Garn. Ebenso verhält es sich mit der Spindel. Hat der Kapitalist die Phantasie, goldne statt eiserner Spindeln anzuwenden, so zählt im Garnwert dennoch nur die gesellschaftlich notwendige Arbeit, d.h. die zur Produktion eiserner Spindeln notwendige Arbeitszeit. Wir wissen jetzt, welchen Teil des Garnwerts die Produktionsmittel, Baumwolle und Spindel, bilden. Er ist gleich 12 sh. oder die Materiatur von zwei Arbeitstagen. Es handelt sich also nun um den Wertteil, welchen die Arbeit des Spinners selbst der Baumwolle zusetzt. Wir haben diese Arbeit jetzt von einem ganz anderen Gesichtspunkte zu betrachten, als während des Arbeitsprozesses. Dort handelte es sich um die zweckmäßige Tätigkeit, Baumwolle in Garn zu verwandeln. Je zweckmäßiger die Arbeit, desto besser das Carn, alle andren Umstände als gleichbleibend vorausgesetzt. Die Arbeit des Spinners war spezifisch verschieden von andren produktiven Arbeiten, und die Verschiedenheit offenbarte sich subjektiv und objektiv, im besondren Zweck des Spinnens, seiner besondren Operationsweise, der besondren Natur seiner Produktionsmittel, dein besondren Gebrauchswert seines Produkts. Baumwolle und Spindel dienen als Lebensmittel der Spinnarbeit, aber man kann mit ihnen keine gezogenen Kanonen machen. Sofern die Arbeit des Spinners dagegen wertbildend ist, d.h. Wertquelle, ist sie durchaus nicht verschieden von der Arbeit des Kanonenbohrers, oder, was uns hier näher liegt, von den in den Produktionsmitteln des Garns verwirklichten Arbeiten des Baumwollpflanzers und des Spindelmachers. Nur wegen dieser Identität können Baumwollpflanzen, Spindelmachen und Spinnen bloß quantitativ verschiedne Teile desselben Gesamtwerts, des Garnwerts, bilden. Es handelt sich hier nicht mehr um die Qualität, die Beschaffenheit und den Inhalt der Arbeit, sondern nur
#204# III. Abschnitt - Die Produktion den absoluten Mehrwerts-----

noch um ihre Quantität. Diese ist einfach zu zählen. Wir nehmen an, daß die Spinnarbeit einfache Arbeit, gesellschaftliche Durchschnittsarbeit ist. Man wird später sehn, daß die gegenteilige Annahme nichts an der Sache ändert. Während des Arbeitsprozesses setzt sich die Arbeit beständig aus der Form der Unruhe in die des Seins, aus der Form der Bewegung in die der Gegenständlichkeit um. Am Ende einer Stunde ist die Spinnbewegung in einem gewissen Quantum Garn dargestellt, also ein bestimmtes Quantum Arbeit, eine Arbeitsstunde, in der Baumwolle vergegenständlicht. Wir sagen Arbeitsstunde, d.h. die Verausgabung der Lebenskraft des Spinners während einer Stunde, denn die Spinnarbeit gilt hier nur, soweit sie Verausgabung von Arbeitskraft, nicht soweit sie die spezifische Arbeit des Spinnens ist. Es ist nun entscheidend wichtig, daß während der Dauer des Prozesses, d.h. der Verwandlung von Baumwolle in Garn, nur die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit verzehrt wird. Müssen unter normalen, d.h. durchschnittlichen gesellschaftlichen Produktionsbedingungen, a Pfund Baumwolle während einer Arbeitsstunde in b Pfund Garn verwandelt sein, so gilt nur der Arbeitstag als Arbeitstag von 12 Stunden, der 12 x a Pfund Baumwolle in 12 x b Pfund Garn verwandelt. Denn nur die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit zählt als wertbildend. Wie die Arbeit selbst, so erscheint hier auch Rohmaterial und Produkt in einem ganz andren Licht als vom Standpunkt des eigentlichen Arbeitsprozesses. Das Rohmaterial gilt hier nur als Aufsauger eines bestimmten Quantums Arbeit. Durch diese Aufsaugung verwandelt es sich in der Tat in Garn, weil die Arbeitskraft in der Form der Spinnerei verausgabt und ihm zugesetzt wurde. Aber das Produkt, das Garn, ist jetzt nur noch Gradmesser der von der Baumwolle eingesaugten Arbeit. Wird in einer Stunde 1 2/3 Pfund Baumwolle versponnen oder in 1 2/3 Pfund Garn verwandelt, so zeigen 10 Pfund Garn 6 eingesaugte Arbeitsstunden an. Bestimmte und erfahrungsmäßig festgestellte Quanta Produkt stellen jetzt nichts dar als bestimmte Quanta Arbeit, bestimmte Masse festgeronnener Arbeitszeit. Sie sind nur noch Materiatur von einer Stunde, zwei Stunden, einem Tag gesellschaftlicher Arbeit. Daß die Arbeit grade Spinnarbeit, ihr Material Baumwolle und ihr Produkt Garn, wird hier ebenso gleichgültig, als daß der Arbeitsgegenstand selbst schon Produkt, also Rohmaterial ist. Wäre der Arbeiter, statt in der Spinnerei, in der Kohlengrube beschäftigt, so wäre der Arbeitsgegenstand, die Kohle, von Natur vorhanden. Dennoch stellte ein bestimmtes Quantum aus dem Bett losgebrochener Kohle, z.B. ein Zentner, ein bestimmtes Quantum aufgesaugter Arbeit dar.
#205# 5. Kapitel - Arbeitsprozeß und Verwertungsprozeß-----

Beim Verkauf der Arbeitskraft ward unterstellt, daß ihr Tageswert = 3 sh., und in den letztren 6 Arbeitsstunden verkörpert sind, dies Arbeitsquantum also erheischt ist- um die Durchschnittssumme der täglichen Lebensmittel des Arbeiters zu produzieren. Verwandelt unser Spinner nun während einer Arbeitsstunde 1 2/3 Pfund Baumwolle in 1 2/3 Pfund Garn 12), so in 6 Stunden 10 Pfund Baumwolle in 1 Pfund Garn. Während der Dauer des Spinnprozesses saugt die Baumwolle also 6 Arbeitsstunden ein. Dieselbe Arbeitszeit stellt sich in einem Goldquantum von 3 sh. dar. Der Baumwolle wird also durch das Spinnen selbst ein Wert von 3 sh. zugesetzt. Sehn wir uns nun den Gesamtwert des Produkts, der 10 Pfund Garn, an. In ihnen sind 2 1/2 Arbeitstage vergegenständlicht, 2 Tage enthalten in Baumwolle und Spindelmasse, 1/2 Tag Arbeit eingesaugt während des Spinnprozesses. Dieselbe Arbeitszeit stellt sich in einer Goldmasse von 15 sh. dar. Der dem Wert der 10 Pfund Garn adäquate Preis beträgt also 15 sh., der Preis eines Pfundes Garn 1 sh. 6 d. Unser Kapitalist stutzt. Der Wert des Produkts ist gleich dem Wert des vorgeschossenen Kapitals. Der vorgeschossene Wert hat sich nicht verwertet, keinen Mehrweit erzeugt, Geld sich also nicht in Kapital verwandelt. Der Preis der 10 Pfund Garn ist 15 sh., und 15 sh. wurden verausgabt auf dem Warenmarkt für die Bildungselemente des Produkts oder, was dasselbe, die Faktoren des Arbeitsprozesses: 10 sh. für Baumwolle, 2 sh. für die verzehrte Spindelmasse und 3 sh. für Arbeitskraft. Der aufgeschwollne Wert des Garns hilft nichts, denn sein Wert ist nur die Summe der früher auf Baumwolle, Spindel und Arbeitskraft verteilten Werte, und aus einer solchen bloßen Addition vorhandner Werte kann nun und nimmermehr ein Mehrwert entspringen. 13) Diese Werte sind jetzt alle auf ein Ding konzentriert, aber so waren sie in der Geldsumme von 15 sh., bevor diese sich durch drei Warenkäufe zersplitterte. An und für sich ist dies Resultat nicht befremdlich. Der Wert eines Pfund Garn ist 1 sh. 6 d., und für 10 Pfund Garn müßte unser Kapitalist daher auf dem Warennmarkt 15 sh. zahlen. Ob er sein Privathaus fertig auf dem---#

12) Die Zahlen hier sind ganz willkürlich. 13) Dies ist der Fundamentalsatz, worauf die Lehre der Physiokraten von der Unproduktivität aller nicht agrikolen Arbeit beruht, und er ist unumstößlich für den Ökonomen - von Fach. "Diese Art einem einzigen Gegenstand den Wert mehrerer anderer zuzurechnen" (z.B. dem Flachs den Lebensunterhalt des Leinewebers), "also sozusagen verschiedene Werte schichtweise auf einen einzigen aufzuhäufen, bewirkt, daß dieser in gleichem Umfang anwächst... Der Ausdruck Addition bezeichnet sehr gut die Art, wie der Preis der handwerklichen Erzeugnisse gebildet wird; dieser Preis
#206# III. Abschnitt - Die Produktion des absoluten Mehrwerts-----

Markt kauft oder es selbst bauen läßt, keine dieser Operationen wird das im Erwerb des Hauses ausgelegte Geld vermehren. Der Kapitalist, der in der Vulgärökonomie Bescheid weiß, sagt vielleicht, er habe sein Geld mit der Absicht vorgeschossen, mehr Geld daraus zu machen. Der Weg zur Hölle ist jedoch mit guten Absichten gepflastert, und er konnte ebensogut der Absicht sein, Geld zu machen, ohne zu produzieren. 14) Er droht. Man werde ihn nicht wieder ertappen. Künftig werde er die Ware fertig auf dem Markt kaufen, statt sie selbst zu fabrizieren. Wenn aber alle seine Brüder Kapitalisten desgleichen tun, wo soll er Ware auf dem Markt finden? Und Geld kann er nicht essen. Er katechisiert. Man soll seine Abstinenz bedenken. Er konnte seine 15 sh. verprassen. Statt dessen hat er sie produktiv konsumiert und Garn daraus gemacht. Aber dafür ist er ja im Besitz von Garn statt von Gewissensbissen. Er muß beileibe nicht in die Rolle des Schatzbildners zurückfallen, der uns zeigte, was bei der Asketik herauskommt. Außerdem, wo nichts ist, hat der Kaiser sein Recht verloren. Welches immer das Verdienst seiner Entsagung, es ist nichts da, um sie extra zu zahlen, da der Wert des Produkts, der aus dem Prozeß herauskommt, nur gleich der Summe der hineingeworfenen Warenwerte. Er beruhige sich also dabei, daß Tugend der Tugend Lohn. Statt dessen wird er zudringlich. Das Garn ist ihm unnütz. Er hat es für den Verkauf produziert. So verkaufe er es, oder, noch einfacher, produziere in Zukunft nur Dinge für seinen eignen Bedarf, ein Rezept, das ihm bereits sein Hausarzt MacCulloch als probates Mittel gegen die Epidemie der Überproduktion verschrieben hat. Er stellt sich trutzig auf die Hinterbeine. Sollte der Arbeiter mit seinen eignen Gliedmaßen in der blauen Luft Arbeitsgebilde schaffen, Waren produzieren? Gab er ihm nicht den Stoff, womit und worin er allein seine Arbeit verleiblichen kann? Da nun der größte Teil der Gesellschaft aus solchen Habenichtsen besteht, hat er nicht der Gesellschaft durch seine Produktionsmittel, seine Baumwolle und seine Spindel, einen unermeßlichen Dienst erwiesen, nicht dem Arbeiter selbst, den er obendrein noch mit Lebensmitteln versah? Und soll er den Dienst nicht berechnen? Hat der Arbeiter ihm aber nicht den Gegendienst erwiesen, Baumwolle und---#

ist nur die Gesamtsumme mehrerer verbrauchter und zusammengezählter Werte; addieren jedoch bedeutet nicht multiplizieren." (Mercier de la Riviére, l.c.p. 599.) 14) So z.B. entzog er 1844-1847 einen Teil seines Kapitals dem produktiven Geschäft, um es in Eisenbahnaktien zu verspekulieren. So, zur Zeit des amerikanischen Bürgerkriegs, schloß er die Fabrik und warf den Fabrikarbeiter aufs Pflaster, um auf der Liverpooler Baumwollbörse zu spielen.
#207# 5. Kapitel - Arbeitsprozeß und Verwertungsprozeß-----

Spindel in Garn zu verwandeln? Außerdem handelt es sich hier nicht um Dienste. 15) Ein Dienst ist nichts als die nützliche Wirkung eines Gebrauchswerts, sei es der Ware, sei es der Arbeit. 16) Hier aber gilt's den Tauschwert. Er zahlte dem Arbeiter den Wert von 3 sh. Der Arbeiter gab ihm ein exaktes Äquivalent zurück in dem der Baumwolle zugesetzten Wert von 3 sh. Wert für Wert. Unser Freund, eben noch so kapitalübermütig, nimmt plötzlich die anspruchslose Haltung seines eignen Arbeiters an. Hat er nicht selbst gearbeitet? nicht die Arbeit der Überwachung, der Oberaufsicht über den Spinner verrichtet? Bildet diese seine Arbeit nicht auch Wert? Sein eigner overlooker 2*) und sein Manager zucken die Achseln. Unterdes hat er aber bereits mit heitrem Lächeln seine alte Physlognomie wieder an, genommen. Er foppte uns mit der ganzen Litanei. Er gibt keinen Deut darum. Er überläßt diese und ähnliche faule Ausflüchte und hohle Flausen den dafür eigens bezahlten Professoren der politischen Ökonomie. Er selbst ist ein praktischer Mann, der zwar nicht immer bedenkt, was er außerhalb des Geschäfts sagt, aber stets weiß, was er im Geschäft tut. Sehn wir näher zu. Der Tageswert der Arbeitskraft betrug 3 sh., weil ihr selbst ein halber Arbeitstag vergegenständlicht ist, d.h. weil die täglich zur Produktion der Arbeitskraft nötigen Lebensmittel einen halben Arbeitstag kosten. Aber die vergangne Arbeit, die in der Arbeitskraft steckt, und die lebendige Arbeit, die sie leisten kann, ihre täglichen Erhaltungskosten und ihre tägliche Verausgabung, sind zwei ganz verschiedne---#

15) "Las du rhümen, schmecken und putzen... Wer aber mehr oder besseres nimpt" (als er gibt), "das ist Wucher, und heisst, nicht Dienst, sondern Schaden gethan seinem Nehesten, als mit stelen und rauben geschieht. Es ist nicht alles Dienst und wolgethan dem Nehesten, was man heisst, Dienst und wolgethan. Denn eine Ehebrecherin und Ehebrecher thun einander grossen Dienst und wolgefallen. Ein Reuter thut einem Mordbrenner grossen reuterdienst, das er im hilfft aufs der strassen rauben, Land und Leute bevehden. Die Papisten thun den unsern grossen Dienst, das sie nicht alle ertranken, verbrennen, ermorden, im Gefengnis verfaulen lassen, sondern lassen doch etliche leben, und verjagen sie, oder nemen essen was sie haben. Der Teuffel thut selber seinen Dienern grossen, unermesslichen Dienst... Summa, die Welt ist vol grosser, trefflicher teglicher Dienst und wohlthaten." (Martin Luther, "An die Pfarrherrn, wider den Wucher zu predigen etc.", Wittenberg 1540.) [49] 16) Ich bemerke darüber in "Zur Kritik der Pol. Oek.", p. 14 u.a.: "Man begreift, welchen 'Dienst' die Kategorie 'Dienst' (service) einer Sorte Ökonomen wie J.B. Say und F. Bastiat leisten muß." 1*)-----#

1*) Siehe Band 13 unserer Ausgabe, S. 24 - 2*) Aufseher
#208# III. Abschnitt - Die Produktion des absoluten Mehrwerts-----

Größen. Die erstere bestimmt ihren Tauschwert, die andre bildet ihren Gebrauchswert. Daß ein halber Arbeitstag nötig, um ihn während 24 Stunden am Leben zu erhalten, hindert den Arbeiter keineswegs, einen ganzen Tag zu arbeiten. Der Wert der Arbeitskraft und ihre Verwertung im Arbeitsprozeß sind also zwei verschiedne Größen. Diese Wertdifferenz hatte der Kapitalist im Auge, als er die Arbeitskraft kaufte. Ihre nützliche Eigenschaft, Garn oder Stiefel zu machen, war nur eine conditio sine qua non, weil Arbeit in nützlicher Form verausgabt werden muß, um Wert zu bilden. Was aber entschied, war der spezifische Gebrauchswert dieser Ware, Quelle von Wert zu sein und von mehr Wert, als sie selbst hat. Dies ist der spezifische Dienst, den der Kapitalist von ihr erwartet. Und er verfährt dabei den ewigen Gesetzen des Warenaustausches gemäß. In der Tat, der Verkäufer der Arbeitskraft, wie der Verkäufer jeder anctren Ware, realisiert ihren Tauschwert und veräußert ihren Gebrauchswert. Er kann den einen nicht erhalten, ohne den anderen wegzugehen. Der Gebrauchswert der Arbeitskraft, die Arbeit selbst, gehört ebensowenig ihrem Verkäufer, wie der Gebrauchswert des verkauften Öls dem Ölhändler. Der Geldbesitzer hat den Tageswert der Arbeitskraft gezahlt; ihm gehört daher ihr Gebrauch während des Tages, die tagelange Arbeit. Der Umstand, daß die tägliche Erhaltung der Arbeitskraft nur einen halben Arbeitstag kostet, obgleich die Arbeitskraft einen ganzen Tag wirken, arbeiten kann, daß daher der Wert, den ihr Gebrauch während eines Tags schafft, doppelt so groß ist als ihr eigner Tageswert, ist ein besondres Glück für den Käufer, aber durchaus kein Unrecht gegen den Verkäufer. Unser Kapitalist hat den Kasus, der ihn lachen macht [58], vorgesehn. Der Arbeiter findet daher in der Werkstätte die nötigen Produktionsmittel nicht nur für einen sechsstündigen, sondern für einen zwölfstündigen Arbeitsprozeß. Saugten 10 Pfund Baumwolle 6 Arbeitsstunden ein und verwandelten sich in 10 Pfund Garn, so werden 20 Pfund Baumwolle 12 Arbeitsstunden einsaugen und in 20 Pfund Garn verwandelt. Betrachten wir das Produkt des verlängerten Arbeitsprozesses. In den 20 Pfund Garn sind jetzt 5 Arbeitstage vergegenständlicht, 4 in der verzehrten Baumwoll- und Spindelmasse, 1 von der Baumwolle eingesaugt während des Spinnprozesses. Der Goldausdruck von 5 Arbeitstagen ist aber 30 sh. oder 1 Pfd.St. 10 sh. Dies also der Preis der 20 Pfund Garn. Das Pfund Garn kostet nach wie vor 1 sh. 6 d. Aber die Wertsumme der in den Prozeß geworfenen Waren betrug 27 sh. Der Wert des Garns beträgt 30 sh. Der Wert des Produkts ist um 1/9 gewachsen über den zu seiner Produktion vorgeschoßnen Wert. So haben sich 27 sh. in 30 sh. verwandelt. Sie haben einen
#209# 5. Kapitel - Arbeitsprozeß und Verwertungsprozeß-----

Mehrwert von 3 sh. gesetzt. Das Kunststück ist endlich gelungen. Geld ist in Kapital verwandelt. Alle Bedingungen des Problem sind gelöst und die Gesetze des Warenaustausches in keiner Weise verletzt. Äquivalent wurde gegen Äquivalent ausgetauscht. Der Kapitalist zahlte als Käufer jede Ware zu ihrem Wert, Baumwolle, Spindelmasse, Arbeitskraft. Er tat dann, was jeder andre Käufer von Waren tut. Er konsumierte ihren Gebrauchswert. Der Konsumtionsprozeß der Arbeitskraft, der zugleich Produktionsprozeß der Ware, ergab ein Produkt von 20 Pfund Garn mit einem Wert von 30 sh. Der Kapitalist kehrt nun zum Markt zurück und verkauft Ware, nachdem er Ware gekauft hat. Er verkauft das Pfund Garn zu 1 sh. 6 d., keinen Deut über oder unter seinem Wert. Und doch zieht er 3 sh. mehr aus der Zirkulation heraus, als er ursprünglich in sie hineinwarf. Dieser ganze Verlauf, die Verwandlung seines Geldes in Kapital, geht in der Zirkulationssphäre vor und geht nicht in ihr vor. Durch die Vermittlung der Zirkulation, weil bedingt durch den Kauf der Arbeitskraft auf dem Warenmarkt. Nicht in der Zirkulation, denn sie leitet nur den Verwertungsprozeß ein, der sich in der Produktionssphäre zuträgt. Und so ist "tout pour le mieux dans le meilleur des mondes possibles" [59]. Indem der Kapitalist Geld in Waren verwandelt, die als Stoffbildner eines neuen Produkts oder als Faktoren des Arbeitsprozesses dienen, indem er ihrer toten Gegenständlichkeit lebendige Arbeitskraft einverleibt, verwandelt er Wert, vergangne, vergegenständlichte, tote Arbeit in Kapital, sich selbst verwertenden Wert, ein beseeltes Ungeheuer, das zu "arbeiten" beginnt, als hätt' es Lieb' im Leibe [60]. Vergleichen wir nun Wertbildungsprozeß und Verwertungsprozeß, so ist der Verwertungsprozeß nichts als ein über einen gewissen Punkt hinaus verlängerter Wertbildungsprozeß. Dauert der letztre nur bis zu dem Punkt, wo der vom Kapital gezahlte Wert der Arbeitskraft durch ein neues Äquivalent ersetzt ist, so ist er einfacher Wertbildungsprozeß. Dauert der Wertbildungsprozeß über diesen Punkt hinaus, so wird er Verwertungsprozeß. Vergleichen wir ferner den Wertbildungsprozeß mit dem Arbeitsprozeß, so besteht der letztre in der nützlichen Arbeit, die Gebrauchswerte produziert. Die Bewegung wird hier qualltativ betrachtet, in ihrer besondren Art und Weise, nach Zweck und Inhalt. Derselbe Arbeitsprozeß stellt sich im Wertbildungsprozeß nur von seiner quantitativen Seite dar. Es handelt sich nur noch um die Zeit, welche die Arbeit zu ihrer Operation braucht, oder um die Dauer, während deren die Arbeitskraft nützlich verausgabt wird. Hier gelten auch die Waren, die in den Arbeitsprozeß eingehn, nicht mehr
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als funktionell bestimmte, stoffliche Faktoren der zweckmäßig wirkenden Arbeitskraft. Sie zählen nur noch als bestimmte nta vergegenständlichter Arbeit. Ob in den Produktionsmitteln enthalten oder durch die Arbeitskraft zugesetzt, die Arbeit zählt nur noch nach ihrem Zeitmaß. Sie beträgt so viel Stunden, Tage usw. Sie zählt jedoch nur, soweit die zur Produktion des Gebrauchswerts verbrauchte Zeit gesellschaftlich notwendig ist. Es umfaßt dies Verschiednes. Die Arbeitskraft unter normalen Bedingungen funktionieren. Ist die Spinnmschine das gesellschaftlich herrschende Arbeitsmittel für die Spinnerei, so daß dem Arbeiter nicht ein Spinnrad in die Hand gegeben werden. Statt Baumwolle von normaler Güte muß er nicht Schund erhalten, der jeden Augenblick reißt. In beiden Fällen würde er mehr als die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit zur Produktion eines Pfundes Garn verbrauchen, diese überschüssige Zeit aber nicht Wert oder Geld bilden. Der normale Charakter der gegenständlichen Arbeitsfaktoren hängt jedoch nicht vom Arbeiter, sondern vom Kapitalisten ab. Fernere Bedingung ist der normale Charakter der Arbeitskraft selbst. In dem Fach, worin sie verwandt wird, muß sie das herrschende Durchschnittsmaß von Geschick, Fertigkeit und Raschheit besitzen. Aber unser Kapitalist kaufte auf dem Arbeitsmarkt Arbeitskraft von normaler Güte. Diese Kraft muß in dem gewöhnlichen Durchschnittsmaß der Anstrengung, mit dem gesellschaftlich üblichen Grad von Intensität verausgabt werden. Darüber wacht der Kapitalist ebenso ängstlich, als daß keine Zeit ohne Arbeit vergeudet wird. Er hat die Arbeitskraft für bestimmte Zeitfrist gekauft. Er hält darauf, das Seine zu haben. Er will nicht bestohlen sein. Endlich - und hierfür hat derselbe Herr einen eignen code pénal 1*) - darf kein zweckwidriger Konsum von Rohmaterial und Arbeitsmitteln stattfinden, weil vergeudetes Material oder Arbeitsmittel überflüssig verausgabte Quanta vergegenständlichter Arbeit darstellen, also nicht zählen und nicht in das Produkt der Wertbildung eingehn. 17)
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17) Dies ist einer der Umstände, die auf Sklaverei gendete Produktion verteuern. Der Arbeiter soll sich hier, nach dem treffenden Ausdruck der Alten, nur als instrumentum vocale 2* von dem Tier als instrumentum semivocale 3*) und dem toten Arbeitszeug als instrumentum mutum 4*) unterscheiden. Er selbst aber läßt Tier und Arbeitszeug fühlen, daß er nicht ihresgleichen, sondern ein Mensch ist. Er verschafft sich das Selbstgefühl seines Unterschieds von ihnen, indem er sie mißhandelt und --#

1*) ein eignes Strafgesetzbuch - 2*) sprachbegabtes Werkzeug -3*) stimmbegabtem Werkzeug - 4*) stummem Werkzeug
#211# 5. Kapitel - Arbeitsprozeß und Verwertungsprozeß --

Man sieht: der früher aus der Analyse der Ware gewonnene Unterschied zwischen der Arbeit, soweit sie Gebrauchswert, und derselben Arbeit, soweit sie Wert schafft, hat sich jetzt als Unterscheidung der verschiednen Seiten des Produktionsprozesses dargestellt. Als Einheit von Arbeitsprozeß und Wertbildungsprozeß ist der Produktionsprozeß Produktionozeß von Waren; als Einheit von Airbeitsprozeß und Verwertungsprozeß ist er kapitalistischer Produktionsprozeß, kaplitalistische Form der Warenproduktion. Es wurde früher bemerkt, daß es für den Verwertungsprozeß durchaus gleichgültig, ob die vom Kapitalisten angeeignete Arbeit einfache, gesellschaftliche Durchschschnittsarbeit oder kompliziertere Arbeit, Arbeit von höherem spezifischen Gewicht ist. Die Arbeit, die als höhere, kompliziertere Arbeit gegenüber der gesellschaftlichen Durchschnittsarbeit gilt, ist die --#

con amore verwüstet. Es gilt daher als ökonomisches Prinzip in dieser Produktionsweise, nur die rohesten, schwerfälligsten, aber grade wegen ihrer unbehilflichen Plumpheit schwer zu ruinierenden Arbeitsinstrumente anzuwenden. Bis zum Ausbruch des Bürgerkrieges fand man daher in den am Meerbusen von Mexiko liegenden Sklavenstaaten Pfluge altchinesischer Konstruktion, die den Boden aufwühlen wie ein Schwein oder Maulwurf, aber ihn nicht spalten und wenden. Vgl. J.E. Cairnes, "The Slave Power", London 1862, p. 46 sqq. In seinem "Seaboard Slave States"' p. 46, 47 erzählt Olmsted u.a.: Man hat mir hier Werkzeuge gezeigt, mit denen bei uns kein vernünftiger Mensch seinen Arbeiter belasten würde, dem er Lohn zahlt. Ihr außerordentliches Gewicht und ihre Plumpheit müssen nach meiner Ansicht die Arbeit mit ihnen um mindestens 10 Prozent schwerer machen als mit den gewöhnlich bei uns verwendeten. Wie man mir jedoch versichert, ist es bei der fahrlässigen und klobigen Art, in der sie von den Sklaven anscheinend benutzt werden, nicht möglich, ihnen mit gutem Erfolg leichtere oder weniger derbe Werkzeuge anzuvertrauen, solche Werkzeuge, wie wir sie ständig, und zwar mit gutem Gewinn für uns, unseren Arbeitern anvertrauen, werden auf einem Kornfeld in Virginia nicht einen Tag überdauern - obwohl der Boden leichter und steinfreier ist als der unsere. Gleichfalls wurde mir auf meine Frage, warum auf den Farmen so allgemein Pferde durch Maultiere ersetzt werden, als erster und zugestandenermaßen ausschlaggebender Grund angegeben, daß Pferde die Behandlung nicht ertragen, die sie von den Negern ständig und zwangsläufig erfahren. Pferde werden von ihnen nach kurzer Zeit lahm gemacht und zu Krüppeln geschlagen, während Maultiere Prügel und hie und da den Ausfall von ein oder zwei Fütterungen aushalten, ohne körperlich geschädigt zu werden. Sie erkälten sich auch nicht und werden nicht krank, wenn sie vernachlässigt und überarbeitet werden. Doch ich brauche gar nicht weiter zu gehen als zum Fenster des Zimmers, in dem ich schreibe, um fast zu jeder Zeit eine Behandlung des Viehs zu sehen, die wohl bei jedem Farmer im Norden zur sofortigen Entlassung des Treibers führen würde."
#212# III. Abschnitt - Die Produktion des absoluten Mehrwerts --

Äußerung einer Arbeitskraft, worin höhere Bildungskosten eingehn, deren Produktion mehr Arbeitszeit kostet und die daher einen höheren Wert hat als die einfache Arbeitskraft. Ist der Wert dieser Kraft höher, so äußert sie sich daher auch in höherer Arbeit und vergegenständlicht sich daher, in denselben Zeiträumen, in verhältnismäßig höheren Werten. Welches jedoch immer der Gradunterschied zwischen Spinnarbeit und Juwelier, arbeit, die Portion Arbeit, wodurch der Juwelenarbeiter nur den Wert seiner eignen Arbeitskraft ersetzt, unterscheidet sich qualitativ in keiner Weise von der zusätzlichen Portion Arbeit, wodurch er Mehrwert schafft. Nach wie vor kommt der Mehrwert nur heraus durch einen quantitativen Überschuß von Arbeit, durch die verlängerte Dauer desselben Arbeitsprozesses, in dem einen Fall Prozeß der Garnproduktion, in dem andren Fall Prozeß der Juwelenproduktion. 18)
18) Der Unterschied zwischen höherer und einfacher Arbeit, "skilled" und "unskilled labour", beruht zum Teil auf bloßen Illusionen oder wenigstens Unterschieden, die längst aufgehört haben, reell zu sein, und nur noch in traditioneller Konvention fortleben; zum Teil auf der hilfloseren Lage gewisser Schichten der Arbeiterklasse, die ihnen minder als andren erlaubt, den Wert ihrer Arbeitskraft zu ertrotzen. Zufällige Umstände spielen dabei so große Rolle, daß dieselben Arbeitsarten den Platz wechseln. Wo z.B. die physische Substanz der Arbeiterklasse abgeschwächt und relativ erschöpft ist, wie in allen Ländern entwickelter kapitalistischer Produktion, verkehren sich im allgemeinen brutale Arbeiten, die viel Muskelkraft erfordern, in höhere gegenüber viel feineren Arbeiten, die auf die Stufe einfacher Arbeit herabsinken, wie z.B. die Arbeit eines bricklayer (Maurer) in England eine viel höhere Stufe einnimmt als die eines Damastwirkers. Auf der andren Seite figuriert die Arbeit eines fustian cutter (Baumwollsamtscherers), obgleich sie viel karliche Anstrengung kostet und obendrein sehr ungesund ist, als "einfache" Arbeit. Übrigens muß man sich nicht einbilden, daß die sogenannte "skilled labour" einen quantitativ bedeutenden Umfang in der Nationalarbeit einnimmt. Laing rechnet, daß in England (und Wales) die Existenz von über 11 Millionen auf einfacher Arbeit beruht. Nach Abzug einer Million von Aristokraten und anderthalb Millionen Paupers, Vagabunden, Verbrecher, Prostituierte usw. von den 18 Millionen der Bevölkerungszahl, zur Zeit seiner Schrift, bleiben 4650000 Mittelklasse mit Einschluß kleinerer Rentner, Beamten, Schriftsteller, Künstler, Schulmeister usw. Um diese 4 2/3 Millionen herauszubekommen, zählt er zum arbeitenden Teil der Mittelklasse, außer Bankiers usw., alle besser bezahlten "Fabrikarbeiter"! Auch die bricklayers fehlen nicht unter den "potenzierten Arbeitern". Bleiben ihm dann die besagten 11 Millionen. (S. Laing, "National Distress etc.", London 1844, [p. 49-52 passim].) Die große Klasse, die für Nahrung nichts zu geben vermag als gewöhnliche Arbeit, ist die große Masse des Volkes." (James Mill in Art. "Colony". "Supplement to the Encyclop. Brit.", 1831.)
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Andrerseits muß in jedem Wertbildungsprozeß die höhere Arbeit stets auf gesellschaftliche Durchschnittsarbeit reduziert werden, z.B. ein Tag höherer Arbeit auf x Tage einfacher Arbeit. 19) Man erspart also eine überflüssige Operation und vereinfacht die Analyse durch die Annahme, daß der vom Kapital verwandte Arbeiter einfache gesellschaftliche Durchschnittsarbeit verrichtet.
19) "Wo von Arbeit als Maßstab des Wertes gesprochen wird, versteht man darunter notwendigerweise Arbeit einer bestimmten Art... das Verhältnis, in dem die andren Arten von Arbeit zu ihr stehen, ist leicht zu ermitteln." ([J. Cazenove, " Outlines of Polit. Economy", London 1832, p. 22, 23.)
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SECHSTES KAPITEL

Konstantes Kapital und variables Kapital

Die verschiednen Faktoren des Arbeitsprozesses nehmen verschiednen Anteil an der Bildung des Produkten-Werts. Der Arbeiter setzt dem Arbeitsgegenstand neuenwert zu durch Zusatz eines bestimmten Quantums von Arbeit, abgesehn vom bestimmten Inhalt, Zweck und technischen Charakter seiner Arbeit. Andrerseits finden wir die Werte der verzehrten Produktionsmittel wieder als Bestandteile des Produkten-Werts, z.B. die Werte von Baumwolle und Spindel im Garnwert. Der Wert der Produktionsmittel wird also erhalten durch seine Übertragung auf das Produkt. Dies Übertragen geschieht während der Verwandlung der Produktionsmittel in Produkt, im Arbeitsprozeß. Es ist vermittelt durch die Arbeit. Aber wie? Der Arbeiter arbeitet nicht doppelt in derselben Zeit, nicht einmal, um der Baumwolle durch seine Arbeit einen Wert zuzusetzen, und das andremal, um ihren alten Wert zu erhalten, oder, was dasselbe, um den Wert der Baumwolle, die er verarbeitet, und der Spindel, womit er arbeitet, auf das Produkt, das Garn, zu übertragen. Sondern durch bloßes Zusetzen von neuem Wert erhält er den alten Wert. Da aber der Zusatz von neuem Wert zum Arbeitsgegenstand und die Erhaltung der alten Werte im Produkt zwei ganz verschiedne Resultate sind, die der Arbeiter in derselben Zeit hervor bringt, obgleich er nur einmal in derselben Zeit arbeitet, kann diese Doppelseitigkeit des Resultats offenbar nur aus der Doppelseitigkeit seiner Arbeit selbst erklärt werden. In demselben Zeitpunkt muß sie in einer Eigenschaft Wert schaffen und in einer axidren Eigenschaft Wert erhalten oder übertragen. Wie setzt jeder Arbeiter Arbeitszeit und daher Wert zu? Immer nur in der Form seiner eigentümlich produktiven Arbeitsweise. Der Spinner setzt nur Arbeitszeit zu, indem er spinnt, der Weber, indem er webt, der Schmied, indem er schmiedet. Durch die zweckbestimmte Form aber,
#215# 6. Kapitel - Konstantes Kapital und variables Kapital --

worin sie Arbeit überhaupt zusetzen und daher Neuwert, durch das Spinnen, Weben, Schmieden werden die Produktionsmittel, Baumwolle und Spindel, Garn und Webstuhl, Eisen und Amboß, zu Bildungselementen eines Produkts, eines neuen Gebrauchswerts. 20) Die alte Form ihres Gebrauchswerts vergeht, aber nur um in einer neuen Form von Gebrauchswert aufzugehn. Bei Betrachtung des Wertbildungspirozesses ergab sich aber, daß, soweit ein Gebrauchswert zweckgemäß vernutzt wird zur Produktion eines neuen Gebrauchswerts, die zur Herstellung des vernutzten Gebrauchswerts notwendige Arbeitszeit einen Teil der zur Herstellung des neuen Gebrauchswerts notwendigen Arbeitszeit bildet, also Arbeitszeit ist, die vom vernutzten Produktionsmittel auf das neue Produkt übertragen wird. Der Arbeiter erhält also die Werte der vernutzten Produktionsmittel oder überträgt sie als Wertbestandtelle auf dar, Produkt, nicht durch sein Zusetzen von Arbeit überhaupt, sondern durch den besondren nützlichen Charakter, durch die spezifisch produktive Form dieser zusätzlichen Arbeit. Als solche zweckgemäße produktive Tätigkeit, Spinnen, Weben, Schmieden, erweckt die Arbeit durch ihren bloßen Kontakt die Produktionsmittel von den Toten, begeistet sie zu Faktoren des Arbeitsprozesses und verbindet sich mit ihnen zu Produkten. Wäre die spezifische produktive Arbeit des Arbeiters nicht Spinnen, so würde er die Baumwolle nicht in Garn verwandeln, also auch die Werte von Baumwolle und Spindel nicht auf das Garn übertragen. Wechselt dagegen derselbe Arbeiter das Metier und wird Tischler, so wird er nach wie vor durch einen Arbeitstag seinem Material Wert zusetzen. Er setzt ihn also zu durch seine Arbeit, nicht soweit sie Spinnarbeit oder Tischlerarbeit, sondern soweit sie abstrakte, gesellschaftliche Arbeit überhaupt, und er setzt eine bestimmte Wertgröße zu, nicht weil seine Arbeit einen besondren nützlichen Inhalt hat, sondern weil sie eine bestimmte Zeit dauert. In ihrer abstrakten, allgemeixien Eigenschaft also, als Verausgabung menschlicher Arbeitskraft, setzt die Arbeit des Spinners den Werten von Baumwolle und Spindel Neuwert zu, und in ihrer konkreten, besondren, nützlichen Eigenschaft als Spinnprozeß, überträgt sie den Wert dieser Produktionsmittel auf das Produkt und erhält so ihren Wert im Produkt. Daher die Doppelseitigkeit ihres Resultats in demselben Zeitpunkt. Durch das bloß quantitative Zusetzen von Arbeit wird neuer Wert zugesetzt, durch die Qualität der zugesetzten Arbeit werden die alten Werte
20) "Arbeit ergibt eine neue Schöpfung an Stelle einer vernichteten." ("An Essay on the Polit. Econ. Of Nations", London 1821, p. 13.)
#216# III. Abschnitt - Die Produktion des absoluten Mehrwerts --

der Produktionsmittel im Produkt erhalten. Diese doppelseitige Wirkung derselben Arbeit infolge ihres doppelseitigen Charakters zeigt sich handgreiflich an verschiednen Erscheinungen. Nimm an, irgendeine Erfindung befähige den Spinner, in 6 Stunden so viel Baumwolle zu verspannen wie früher in 36 Stunden. Als zweckmäßig nützliche, produktive Tätigkeit hat seine Arbeit ihre Kraft versechsfacht. Ihr Produkt ist ein sechsfaches, 36 statt 6 Pfund Garn. Aber die 36 Pfund Baumwolle saugen jetzt nur so viel Arbeitszeit ein als früher 6 Pfund. Sechsmal weniger neue Arbeit wird ihnen zugesetzt als mit der alten Methode, daher nur noch ein Sechstel des früheren Werts. Andrerseits existiert jetzt der sechsfache Wert von Baumwolle im Produkt, den 36 Pfund Garn. In den 6 Spinnstunden wird ein sechsmal größerer Wert von Rohmaterial erhalten und auf das Produkt übertragen, obgleich demselben Rohmaterial ein sechsmal kleinerer Neuwert zugesetzt wird. Dies zeigt, wie die Eigenschaft, worin die Arbeit während desselben unteilbaren Prozesses Werte erhält, wesentlich unterschieden ist von der Eigenschaft, worin sie Wert schafft. je mehr notwendige Arbeitszeit während der Spinnoperation auf dasselbe Quantum Baumwolle geht, desto größer der Neuwert, der der Baumwolle zugesetzt wird, aber je mehr Pfunde Baumwolle in derselben Arbeitszeit versponnen werden, desto größer der alte Wert, der im Produkt erhalten wird. Nimm umgekehrt an, die Produktivität der Spinnarbeit bleibe unverändert der Spinner brauche also nach wie vor gleich viel Zeit, um ein Pfund Baumwolle in Garn zu verwandeln. Aber der Tauschwert der Baumwolle selbst wechsle, ein Pfund Baumwolle steige oder falle um das Sechsfache seines Preises. In beiden Fällen fährt der Spinner fort, demselben Quantum Baumwolle dieselbe Arbeitszeit zuzusetzen, also denselben Wert, und in beiden Fällen produziert er in gleicher Zeit gleich viel Garn. Dennoch ist der Wert, den er von der Baumwolle auf das Garn, das Produkt, überträgt, das eine Mal sechsmal kleiner, das andre Mal sechsmal größer als zuvor. Ebenso wenn die Arbeitsmittel sich verteuern oder verwohlfeilern, aber stets denselben Dienst im Arbeitsprozeß leisten. Bleiben die technischen Bedingungen des Spinnprozesses unverändert und geht gleichfalls kein Wertwechsel mit seinen Produktionsmitteln vor, so verbraucht der Spinner nach wie vor in gleichen Arbeitszeiten gleiche Quanta Rohmaterial und Maschinerie von gleichbleibenden Werten. Der Wert, den er im Produkt erhält, steht dann in direktem Verhältnis zu dem Neuwert, den er zusetzt. In zwei Wochen setzt er zweimal mehr Arbeit zu als in einer Woche, also zweimal mehr Wert, und zugleich vernutzt er
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zweimal mehr Material von zweimal mehr Wert, und verschleißt zweimal mehr Maschinerie von zweimal mehr Wert, erhält also im Produkt von zwei Wochen zweimal mehr Wert als im Produkt einer Woche. Unter gegebnen gleichbleibenden Produktionsbedingungen erhält der Arbeiter um so mehr Wert, je mehr Wert er zusetzt, aber er erhält nicht mehr Wert, weil er mehr Wert zusetzt, sondern weil er ihn unter gleichbleibenden und von seiner eignen Arbeit unabhängigen Bedingungen zusetzt. Allerdings kann in einem relativen Sinn gesagt werden, daß der Arbeiter stets in derselben Proportion alte Werte erhält, worin er Neuwert zusetzt. Ob die Baumwolle von 1 sh. auf 2 sh. steige oder auf 6 d. falle, er erhält in dem Produkt einer Stunde stets nur halb soviel Baumwollwert, wie der auch wechsle, als in dem Produkt von zwei Stunden. Wechselt ferner die Produktivität seiner eignen Arbeit, sie steige oder falle, so wird er z.B. in einer Arbeitsstunde mehr oder weniger Baumwolle verspannen als früher, und dementsprechend mehr oder weniger Baumwollwert im Produkt einer Arbeitsstunde erhalten. Mit alledem wird er in zwei Arbeitsstunden zwei, mal mehr Wert erhalten als in einer Arbeitsstunde. Wert, von seiner nur symbolischen Darstellung im Wertzeichen abgesehn, existiert nur in einem Gebrauchswert, einem Ding. (Der Mensch selbst, als bloßes Dasein von Arbeitskraft betrachtet, ist ein Naturgegenstand, ein Ding, wenn auch lebendiges, selbstbewußtes Ding, und die Arbeit selbst ist dinglicheäußerung jener Kraft.) Geht daher der Gebrauchswert verloren, so geht auch der Wert verloren. Die Produktionsmittel verlieren mit ihrem Gebrauchswert nicht zugleich ihren Wert, weil sie durch den Arbeitsprozeß die ursprüngliche Gestalt ihres Gebrauchswerts in der Tat nur verlieren, um im Produkt die Gestalt eines andren Gebrauchswerts zu gewinnen. So wichtig es aber für den Wert ist, in irgendeinem Gebrauchswert zu existieren, so gleichgültig ist es, in welchem er existiert, wie die Metamorphose der Waren zeigt. Es folgt hieraus, daß im Arbeitsprozeß Wert vom Produktionsmittel auf das Produkt nur übergeht, soweit das Produktionsrnittel mit seinem selbständigen Gebrauchswert auch seinen Tauschwert verliert. Es gibt nur den Wert an das Produkt ab, den es als Produktionsmittel verliert. Die gegenständlichen Faktoren des Arbeitsprozesses verhalten sich aber in dieser Hinsicht verschieden. Die Kohle, womit die Maschine geheizt wird, verschwindet spurlos, ebenso das Öl, womit man die Achse des Rades schmiert usw. Farbe und andre Hilfsstoffe verschwinden, zeigen sich aber in den Eigenschaften des Produkts. Das Rohmaterial bildet die Substanz des Produkts, hat aber seine Form verändert. Rohmaterial und Hilfsstoffe verlieren also die selbständige
#218# III. Abschnitt - Die Produktion des absoluten Mehrwerts --

Gestalt, womit sie in den Arbeitsprozeß als Gebrauchswerte eintraten. Anders mit den eigentlichen Arbeitsmitteln. Ein Instrument, eine Maschine, ein Fabrikgebäude, ein Gefäß usw. dienen im Arbeitsprozeß nur, solange sie ihre ursprüngliche Gestalt bewahren und morgen wieder in ebenderselben Form in den Arbeitsprozeß eingehn wie gestern. Wie sie während ihres Lebens, des Airbeitsprozesses, ihre selbständige Gestalt dem Produkt gegenüber bewahren, so auch nach ihrem Tode. Die Leichen von Maschinen, Werkzeugen, Arbeitsgebäuden usw. existieren immer noch getrennt von den Produkten, die sie bilden halfen. Betrachten wir nun die ganze Periode, während deren ein solches Arbeitsmittel dient, von dem Tag seines Eintritts in die Werkstätte bis zum Tage seiner Verbannung in die Rumpelkammer, so ist während dieser Periode sein Gebrauchswert von der Arbeit vollständig verzehrt worden und sein Tauschwert daher vollständig auf das Produkt übergegangen. Hat eine Spinnmaschine z.B. in 10 Jahren ausgelebt, so ist während des zehnjährigen Arbeitsprozesses ihr Gesamtwert auf das zehnjährige Produkt übergegangen. Die Lebensperiode eines Arbeitsmittels umfängt also eine größere oder kleinere Anzahl stets von neuem mit ihm wiederholter Arbeitsprozesse. Und es geht dem Arbeitsmittel wie dem Menschen. Jeder Mensch stirbt täglich um 24 Stunden ab. Man sieht aber keinem Menschen genau an, wieviel Tage er bereits verstorben ist. Dies verhindert Lebensversicherungsgesellschaften jedoch nicht, aus dem Durchschnittsleben der Menschen sehr sichre, und was noch viel mehr ist, sehr profitliche Schlüsse zu ziehn. So mit dem Arbeitsmittel. Man weiß aus der Erfahrung, wie lang ein Arbeitsmittel, z.B. eine Maschine von gewisser Art, durchschnittlich vorhält. Gesetzt, sein Gebrauchswert im Arbeitsprozeß daure nur 6 Tage. So verliert es im Durchschnitt jeden Arbeitstag 1/6 seines Gebrauchswerts und gibt daher 1/6 seines Werts an das tägliche Produkt ab. In dieser Art wird der Verschleiß aller Arbeitsmittel berechnet, also z.B. ihr täglicher Verlust an Gebrauchswert und ihre entsprechende tägliche Wertabgabe an das Produkt. Es zeigt sich so schlagend, daß ein Produktionsmittel nie mehr Wert an das Produkt awbt, als es im Arbeitsprozeß durch Vernichtung seines eignen Gebrauchswerts verliert. Hätte es keinen Wert zu verlieren, d.h. wäre es nicht selbst Produkt menschlicher Arbeit, so würde es keinen Wert an das Produkt abgeben. Es diente als Bildner von Gebrauchswert, ohne als Bildner von Tauschwert zu dienen. Dies ist daher der Fall mit allen Produktionsmitteln, die von Natur, ohne menschliches Zutun, vorhanden sind, mit Erde, Wind, Wasser, dem Eisen in der Erzader, dem Holze des Urwaldes usw.
#219# 6. Kapitel - Konstantes KaPital und variables Kapital --

Ein andres interessantes Phänomen tritt uns hier entgegen. Eine Maschine sei z. B. 1000 Pfd. St. wert und schleiße sich in 1000 Tagen ab. In diesem Fall geht täglch 1/1000 des Werts der Maschine von ihr selbst auf ihr tägliches Produkt über. Zugleich, wenn auch mit abnehmender Lebenskraft, wirkt stets die Gesamtmaschine im Arbeitsprozeß. Es zeigt sich also, daß ein Faktor des Arbeitsprozesses, ein Produktionsmittel, ganz in den Arbeitsprozeß, aber nur zum Teil in den Verwertungsprozeß eingeht. Der Unterschied von Arbeitsprozeß und Verwertungsprozeß reflektiert sich hier an ihren gegenständlichen Faktoren, indem dasselbe Produktionsmittel als Element des Arbeitsprozesses ganz und als Element der Wertbild nur stückweis in demselben Produktionsprozeß zählt. 21) Andrerseits kann umgekehrt ein Produktionsmittel ganz in den Verwertungsprozeß eingehn, obgleich nur stückweis in den Arbeitsprozeß. Nimm an, beim Verspinnen der Baumwolle fielen täglich auf 115 Pfund 15 Pfund ab, die kein Garn, sondern nur devil's dust 2*) bilden. Dennoch,
21) Es handelt sich hier nicht um Reparaturen der Arbeitsmittel, Maschinen, Baulichkeiten usw. Eine Maschine, die repariert wird, funktioniert nicht als Arbeitsmittel, sondern als Arbeitsmaterial. Es wird nicht mit ihr gearbeitet, sondern sie selbst wird bearbeitet, um ihren Gebrauchswert zu flicken. Solche Reparaturarbeiten kann man für unsren Zweck immer eingeschlossen denken in die zur Produktion des Arbeitsmittels erheischte Arbeit. Im Text handelt es sich um den Verschleiß, den kein Doktor kurieren kann und der allmählich den Tod herbeiführt, um "jene Art der Abnutzung, die nicht von Zeit zu Zeit ersetzt werden kann und die beispielsweise ein Messer schließlich in einen solchen Zustand versetzt, daß der Messerschmied sagt, es sei keine neue Klinge mehr wert". Man hat im Text gesehn, daß eine Maschine z.B. ganz in jeden einzelnen Arbeitsprozeß, aber nur stückweis in den gleichzeitigen Verwertungsprozeß eingeht. Danach zu beurteilen die folgende Begriffsverwechslung: "Ricardo spricht von der beim Bau einer Strumpfwirkmaschine verausgabten Arbeitsmenge eines Maschinenbauers", als z.B. enthalten in dem Wert von ein paar Strümpfen. "Jedoch die ganze Arbeit, die jedes einzelne Paar Strümpfe hergestellt hat... schließt die ganze Arbeit des Maschinenbauers ein und nicht nur einen Teil; denn eine Ma- schine macht zwar viele Paare, aber keines dieser Paare hätte unter Verzicht auf irgendeinen Teil der Maschine angefertigt werden können." ("Observations on certain verbal disputes in Pol. Econ., particularly relating to Value, and to Demand and Supply", London 1821, p. 54.) Der Verfasser, ein ungemein selbstgefälliger "wiseacre" 1*), hat mit seiner Konfusion und daher mit seiner Polemik nur so weit recht, als weder Ricardo noch irgendein andrer Ökonom, vor oder nach ihm, die beiden Seiten der Arbeit genau geschieden, daher noch weniger ihre verschiedne Rolle in der Wertbildung analysiert hat. --#

1*) "Neunmalkluger" - 2*) Baumwollstaub
#220# III. Abschnitt - Die Produktion des absoluten Mehrwerts --

wenn dieser Abfall von 15 Pfund normal, von der Durchschnittsverarbeitung der Baumwolle unzertrennlich ist, geht der Wert der 15 Pfund Baumwolle, die kein Element des Garns, ganz ebensosehr in den Garnwert ein, wie der Wert der 100 Pfund, die seine Substanz bilden. Der Gebrauchswert von 15 Pfund Baumwolle muß verstauben, um 100 Pfund Garn zu machen. Der Untergang dieser Baumwolle ist also eine Produktionsbedingung des Garns. Ebendeswegen gibt sie ihren Wert an das Garn ab. Dies gilt von allen Exkrementen des Arbeitsprozesses, in dem Grad wenigstens, worin diese Exkremente nicht wieder neue Produktionsmittel und daher neue selbständige Gebrauchswerte bilden. So sieht man in den großen Maschinenfabriken zu Manchester Berge von Eisenabfällen, durch zyklopische Maschinen gleich Hobelspänen abgeschält, am Abend auf großen Wagen aus der Fabrik in die Eisengießerei wandern, um den andren Tag wieder als massives Eisen aus der Eisengießerei in die Fabrik zurückzuwandern. Nur soweit Produktionsmittel während des Arbeitsprozesses Wert in der Gestalt ihrer alten Gebrauchswerte verlieren, übertragen sie Wert auf die neue Gestalt des Produkts. Das Maximum des Wertverlustes, den sie im Arbeitsprozeß erleiden können, ist offenbar beschränkt durch die ursprüngliche Wertgröße, womit sie in den Arbeitsprozeß eintreten, oder durch die zu ihrer eignen Produktion erheischte Arbeitszeit. Produktionsmittel können dem Produkt daher nie mehr Wert zusetzen, als sie unabhängig vom Arbeitsprozeß, dem sie dienen, besitzen. Wie nützlich auch ein Arbeitsmaterial, eine Maschine, ein Produktionsmittel: wenn es 150 Pfd. St., sage 500 Arbeitstage, kostet, setzt es dem Gesamtprodukt, zu dessen Bildung es dient, nie mehr als 150 Pfd.St. zu. Sein Wert ist bestimmt nicht durch den Arbeitsprozeß, worin es als Produktionsmittel eingeht, sondern durch den Arbeitsprozeß, woraus es als Produkt herauskommt. In dem Arbeitsprozeß dient es nur als Gebrauchswert, als Ding mit nützlichen Eigenschaften, und gäbe daher keinen Wert an das Produkt ab, hätte es nicht Wert besessen vor seinem Eintritt in den Prozeß. 22)
22) "Man begreift daher die Abgeschmacktheit des faden J.B. Say, der den Mehrwert (Zins, Profit, Rente) aus den "services productifs" 1*) ableiten will, welche die Produktionsmittel, Erde, Instrumente, Leder usw., durch ihre Gebrauchswerte im Arbeitsprozesse leisten. Herr Wilhelm Roscher, der es nicht leicht läßt, artige apologetische Einfälle schwarz auf weiß zu registrieren, ruft aus: Sehr richtig bemerkt J.B. Say, 'Traité', t.I,ch. 4: der durch eine Ölmühle nach Abzug aller Kosten hervorgebrachte Wert sei doch etwas Neues, von der Arbeit, wodurch die Ölmühle selbst geschaffen --#

1*) "produktiven Diensten"
#221# 6. Kapitel - Konstantes Kapital und variables Kapital --

Indem die produktive Arbeit Produktonsmittel in Bildungselemente eines neuen Produkts verwandelt, geht mit deren Wert eine Seelenwandrung vor. Er geht aus dem verzehrten Leib in den neu gestalteten Leib über. Aber diese Seelenwandrung ereignet sich gleichsam hinter dem Rücken der wirklichen Arbeit. Der Arbeiter kann neue Arbeit nicht zusetzen, also nicht neuen Wert schaffen, ohne alte Werte zu erhalten, denn er muß die Arbeit immer in bestimmter nützlicher Form zusetzen, und er kann sie nicht in nützlicher Form zusetzen, ohne Produkte zu Produktionsmitteln eines neuen Produkts zu machen und dadurch ihren Wert auf das neue Produkt zu übertragen. Es ist also eine Naturgabe der sich betätigenden Arbeitskraft, der lebendigen Arbeit, Wert zu erhalten, indem sie Wert zusetzt, eine Naturgabe, die dem Arbeiter nichts kostet, aber dem Kapitalisten viel einbringt, die Erhaltung des vorhandnen Kapitalwerts. 22a) Solange das Geschäft flott geht, ist der Kapitalist zu sehr in die Plusmacherei vertieft, um diese Gratisgabe der Arbeit zu sehn. Gewaltsame Unterbrechungen des Arbeitsprozesses, Krisen, machen sie ihm empfindlich bemerksam. 23)
worden, wesentlich Verschiednes." (l.c.p.82, Note.) Sehr richtig! Das von der Ölmühle hervorgebrachte "Öl" ist etwas sehr Verschiednes von der Arbeit, welche der Bau der Mühle kostet. Und unter "Wert" versteht Herr Roscher solches Zeug wie "Öl", da "Öl"' Wert hat, "in der Natur" aber sich Steinöl vorfindet, wenn auch relativ nicht "sehr viel", worauf wohl seine andre Bemerkung abzielt: "Tauschwerte bringt sie" (die (Natur!) "fast gar nicht hervor." [l.c.p. 79.] Es geht der Roscherschen Natur mit dem Tauschwert wie der törichten Jungfrau mit dem Kind, das nur "ganz klein war". Derselbe "Gelehrte" ("savant sérieux") bemerkt noch bei oben erwähnter Gelegenheit: "Die Schule Ricardos pflegt auch das Kapital unter den Begriff Arbeit zu subsumieren als 'aufgesparte Arbeit'. Dies ist ungeschickt (!), weil (!) ja (!) der Kapitalbesitzer (!) doch (!) mehr (!) getan hat als die bloße (?!) Hervorbringung (?) und (??) Erhaltung desselben (wesselbigen?): eben (?!?) die Enthaltung vom eignen Genusse, wofür er z.B. (!!!) Zinsen verlangt." (l.c.[p. 82.]) Wie "geschickt"! diese anatomisch-physiologische Methode" der politischen Ökonomie, die aus bloßem "Verlangen" ja doch eben "Wert" entwickelt. 22a) "Von allen Hlfsmitteln in der Landwirtschaft ist die Arbeit des Menschen... dasjenige, auf das der Farmer am meisten zum Ersatz seines Kapitals angewiesen ist. Die beiden anderen - der Bestand an Arbeitsvieb und die... Karren, Pflüge, Spaten usw. sind gar nichts ohne eine gewisse Menge des ersten." (Edmund Burke, Thoughts and Details on Scarcity, originally presented to the Rt. Hon. W. Pitt in the Month of November 1795", edit. London 1800, p. 10.) 23) In der "Times" vom 26. Nov. 1862 jammert ein Fabrikant, dessen Spinnerei 800 Arbeiter beschäftigt und wöchentlich im Durchschnitt 150 Ballen ostindischer oder ungefähr 130 Ballen amerikanischer Baumwolle verzehrt, dem Publikum die
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Was überhaupt an den Produktionsrnitteln verzehrt wird, ist ihr Gebrauchswert, durch dessen Konsumtion die Arbeit Produkte bildet. Ihr Wert wird in der Tat nicht konsumiert 24), kann also auch nicht reproduziert werden. Er wird erhalten, aber nicht weil eine Operation mit ihm selbst im Arbeitsprozeß vorgeht, sondern weil der Gebrauchswert, worin er ursprünglich existiert, zwar verschwindet, aber nur in einem andren Gebrauchswert verschwindet. Der Wert der Produktionsmittel erscheint daher wieder im Wert des Produkts, aber er wird, genau gesprochen, nicht reproduziert. Was produziert wird, ist der neue Gebrauchswert, worin der alte Tauschwert wieder erscheint. 25)
jährlichen Stillstandskosten seiner Fabrik vor. Er schlag sie auf 6000 Pfd. St. an. Unter diesen Unkosten befinden sich viele Posten, die uns hier nichts angehn, wie Grundrente, Steuern, Versichrungsprämien, Salaire für jährlich engagierte Arbeiter, Manager, Buchhalter, Ingenieur usw. Dann aber berechnet er für 150 Pfd. St. Kohlen, um die Fabrik von Zeit zu Zeit zu wärmen und die Dampfmaschine gelegentlich in Gang zu setzen, außerdem Löhne für Arbeiter, die durch gelegentliche Arbeit die Maschinerie "flüssig" erhalten. Endlich 1200 Pfd.St. für Verschlechterung der Maschinerie, da das Wetter und die natürlichen Ursachen des Verfalls ihr Wirken nicht deshalb einstellen, weil die Dampfmaschine aufhört, sich zu drehen". Er bemerkt ausdrücklich, diese Summe von 1200 Pfd.St. sei so gering angeschlagen, weil sich die Maschinerie bereits in sehr abgenutztem Zustande befinde. 24) "Produktive Konsumtion: wo die Konsumtion einer Ware Teil des Produktionsprozesses ist... In diesen Fällen findet keine Konsumtion von Wert statt." (S.P. Newman, l.c.p. 296.) 25) In einem nordamerikanischen Kompendium, das vielleicht 20 Auflagen erlebt hat, liest man: "Es ist nicht von Bedeutung, in welcher Form das Kapital wieder erscheint." Nach einer redseligen Auung aller möglichen Produktionsingredienzien, deren Wert im Produkt wiedererscheint, heißt's schließlich: Die verschiedenen Arten von Nahrung, Kleidung und Obdach, die für die Existenz und die Bequemlichkeit des Menschen erforderlich sind, werden ebenfalls verändert. Sie werden von Zeit zu Zeit aufgebraucht, und ihr Wert erscheint wieder in der neuen Kraft, die sie seinem Körper und Geist verleihen, und bildet so neues Kapital, das wieder im Produktionsprozeß angewandt wird." (F. Wayland, l.c.p. 31, 32.) Von allen andren Wunderlichkeiten abgesehn, ist es z.B. nicht der Preis des Brotes, der in der erneuten Kraft wiedererscheint, sondern seine blutbildenden Substanzen. Was dagegen als Wert der Kraft wiedererscheint, sind nicht die Lebensmittel, sondern ihr Wert. Dieselben Lebensmittel, wenn sie nur die Hälfte kosten, produzieren ganz ebensoviel Muskel, Knochen usw., kurz dieselbe Kraft, aber nicht Kraft vom selben Wert. Dies Umsetzen von Wert in Kraft und die ganze pharisäische Unbestimmtheit verstecken den allerdings vergeblichen Versuch, aus bloßem Wiedererscheinen vorgeschoßner Werte einen Mehrwert herauszudrechseln.
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Anders mit dem subjektiven Faktor des Arbeitsprozesses, der sich betätigenden Arbeitskraft. Während die Arbeit durch ihre zweckmäßige Form den Wert der Produktionsmittel auf das Produkt überträgt und erhält, bildet jedes Moment ihrer Bewegung zusätzlichen Wert, Neuwert. Gesetzt, der Produktionsprozeß breche ab beim Punkt, wo der Arbeiter ein Äquivalent für den Wert seiner eignen Arbeitskraft produziert, durch sechsstündige Arbeit z.B. einen Wert von 3 sh. zugesetzt hat. Dieser Wert bildet den Überschuß des Produktenweirts über seine dem Wert der Produktionsmittel geschuldeten Bestandteile. Er ist der einzige Originalwert, der innerhalb dieses Prozesses entstand, der einzige Wertteil des Produkts, der durch den Prozeß selbst produziert ist. Allerdings ersetzt er nur das vom Kapitalisten beim Kauf der Arbeitskraft vorgeschoßne, vom Arbeiter selbst in Lebensmitteln verausgabte Geld. Mit Bezug auf die verausgabten 3 sh. erscheint der Neuwert von 3 sh. nur als Reproduktion. Aber er ist wirklich reproduziert, nicht nur scheinbar, wie der Wert der Produktionsmittel. Der Ersatz eines Werts durch den andren ist hier vermittelt durch neue Wertschöpfung. Wir wissen jedoch bereits, daß der Arbeitsprozeß über den Punkt hinaus fortdauert, wo ein bloßes Äquivalent für den Wert der Arbeitskraft reproduziert und dem Arbeitsgegenstand zugesetzt wäre. Statt der 6 Stunden, die hierzu genügen, währt der Prozeß z.B. 12 Stunden. Durch die Betätigung der Arbeitskraft wird also nicht nur ihr eigner Wert reproduziert, sondern ein überschüssiger Wert produziert. Dieser Mehrwert bildet den Überschuß des Produktenwerts über den Wert der verzehrten Produktbildner, d.h. der Produktionsmittel und der Arbeitskraft. Indem wir die verschiednen Rollen dargestellt, welche die verschiednen Faktoren des Arbeitsprozesses in der Bildung des Produktenwerts Spielen, haben wir in der Tat die Funktionen der verschiednen Bestandteile des Kapitals in seinem eignen Verwertungsprozeß charakterisiert. Der Überschuß des Gesamtwerts des Produkts über die Wertsumme seiner Bildungselemente ist der Überschuß des verwerteten Kapitals über den ursprünglich vorgeschoßnen Kapitalwert. Produktionsmittel auf der einen Seite, Arbeitskraft auf der andren sind nur die verschiednen Existenzformen, die der ursprüngliche Kapitalwert annahm bei Abstreifung seiner Geldform und seiner Verwandlung in die Faktoren des Arbeitsprozesses. Der Teil des Kapitals also, der sich in Produktionsmittel, d.h. in Rohmaterial, Hilfsstoffe und Arbeitsmittel umsetzt, verändert seine Wertgröße nicht im Produktionsprozeß. Ich nenne ihn daher konstanten Kapitalteil, oder kürzer: konstantes Kapital.
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Der in Arbeitskraft umgesetzte Teil des Kapitals verändert dagegen seinen Wert im Produktionsprozeß. Er reproduziert sein eignes Äquivalent und einen Überschuß darüber, Mehrwert, der selbst wechseln, größer oder kleiner sein kann. Aus einer konstanten Größe verwandelt sich dieser Teil des Kapitals fortwährend in eine variable. Ich nenne ihn daher variablen Kapitalteil, oder kürzer: variables Kapital. Dieselben Kapitalbestandteile, die sich vom Standpunkt des Arbeitsprozesses als objektive und subjektive Faktoren, als Produktionsmittel und Arbeitskraft unterscheiden, unterscheiden sich vom Standpunkt des Verwertungsprozesses als konstantes Kapital und variables Kapital. Der Begriff des konstanten Kapitals schließt eine Wertrevolution seiner Bestandteile in keiner Weise aus. Nimm an, das Pfund Baumwolle koste heute 6 d. und steige morgen, infolge eines Ausfalls der Baumwollernte, auf 1 sh. Die alte Baumwolle, die fortfährt, verarbeitet zu werden, ist zum Wert von 6 d. gekauft, fügt aber jetzt dem Produkt einen Wertteil von 1 sh. zu. Und die bereits versponnene, vielleicht schon als Garn auf dem Markt zirkulierende Baumwolle fügt dem Produkt ebenfalls das Doppelte ihres ursprünglichen Werts zu. Man sieht jedoch, daß diese Wertwechsel unabhängig sind von der Verwertung der Baumwolle im Spinnprozeß selbst. Wäre die alte Baumwolle noch gar nicht in den Arbeitsprozeß eingegangen, so könnte sie jetzt zu 1 sh. statt zu 6 d. wieder verkauft werden. Umgekehrt: je weniger Arbeitsprozesse sie noch durchlaufen hat, desto sichrer ist dies Resultat. Es ist daher Gesetz der Spekulation, bei solchen Wertrevolutionen auf das Rohmaterial in seiner mindest verarbeiteten Form zu spekulieren, also eher auf Garn als auf Gewebe und eher auf die Baumwolle selbst als auf das Garn. Die Wertänderung entspringt hier in dem Prozeß, der Baumwolle produziert, nicht in dem Prozeß, worin sie als Produktionsttel und daher als konstantes Kapital funktioniert. Der Wert einer Ware ist zwar bestimmt durch das Quantum der in ihr enthaltnen Arbeit, aber dies Quantum selbst ist gesellschaftlich bestimmt. Hat sich die gesellschaftlich zu ihrer Produktion erheischte Arbeitszeit verändert - und dasselbe Quantum Baumwolle z.B. stellt in ungünstigen Ernten größeres Quantum Arbeit dar, als in günstigen -, so findet eine Rückwirkung auf die alte Ware statt, die immer nur als einzelnes Exemplar ihrer Gattung gilt 26), deren Wert stets durch gesellschaftlich notwendige, also auch stets unter gegenwärtigen
26) "Alle Erzeugnisse der gleichen Art bilden eigentlich nur eine Masse, deren Preis allgemein und ohne Rücksicht auf die besonderen Umstände bestimmt wird." (Le Trosne, l.c.p. 893.)
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gesellschaftlichen Bedingungen notwendige Arbeit gemessen wird. Wie der Wert des Rohmaterials, mag der Wert bereits im Produktionsprozeß dienender Arbeitsmittel, der Maschinerie usw., wechseln, also auch der Wertteil, den sie dem Produkt abgeben. Wird z.B. infolge einer neuen Erfindung Maschinerie derselben Art mit verminderter Ausgabe von Arbeit reproduziert, so entwertet die alte Maschinerie mehr oder minder und überträgt daher auch verhältnismäßig weniger Wert auf das Produkt. Aber auch hier entspringt der Wertwechsel außerhalb des Produktionsprozesses, worin die Maschine als Produktionsmittel funktioniert. In diesem Prozeß gibt sie nie mehr Wert ab, als sie unabhängig von diesem Prozeß besitzt. Wie ein Wechsel im Wert der Produktionsmittel, ob auch rückwirkend nach ihrem bereits erfolgten Eintritt in den Prozeß, ihren Charakter als konstantes Kapital nicht verändert, ebensowenig berührt ein Wechsel in der Proportion zwischen konstantem und variablem Kapital ihren funktionellen Unterschied. Die technischen Bedingungen des Arbeitsprozesses mögen z.B. so umgestaltet werden, daß, wo früher 10 Arbeiter mit 10 Werkzeugen von geringem Wert eine verhältnismäßig kleine Masse von Rohmaterial verarbeiteten, jetzt 1 Arbeiter mit einer teuren Maschine das hundertfache Rohmaterial verarbeitet. In diesem Fall wäre das konstante Kapital, d.h. die Wertmasse der angewandten Produktionsmittel, sehr gewachsen und der variable Teil des Kapitals, der in Arbeitskraft vorgeschoßne, sehr gefallen. Dieser Wechsel ändert jedoch nur das Größenverhältnis zwischen konstantem und variablem Kapital oder die Proportion, worin das Gesamtkapital in konstante und variable Bestandteile zerfällt, berührt dagegen nicht den Unterschied von konstant und variabel.
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SIEBENTES KAPITEL

Die Rate des Mehrwerts

1. Der Exploitationsgrad der Arbeitskraft

Der Mehrwert, den das vorgeschoßne Kapital C im Produktionsprozeß erzeugt hat, oder die Verwertung des vorgeschoßnen Kapitalwerts C stellt sich zunächst dar als Überschuß des Werts des Produkts über die Wertsumme seiner Produktionselemente. Das Kapital C zerfällt in zwei Teile, eine Geldsumme c, die für Produktionsmittel, und eine andre Geldsumme v, die für Arbeitskraft verausgabt wird; c stellt den in konstantes, v den in variables Kapital verwandelten Wertteil vor. Ursprünglich ist also C = c + v, z.B. das vorgeschoßne Kapital von c v 500 Pfd. St. = 410 Pfd.St. + 90 Pfd.St. Am Ende des Produktionsprozesses kommt Ware heraus, deren Wert = c + v + m, wo in der Mehrwert, z.B. c v m 410 Pfd.St. + 90 Pfd.St. + 90 Pfd.St. Das ursprüngliche Kapital C hat sich in C' verwandelt, aus 500 Pfd.St. in 590 Pfd.St. Die Differenz zwischen beiden ist = m, einem Mehrwert von 90. Da der Wert der Produktionselemente gleich dem Wert des vorgescheßnen Kapitals, so ist es in der Tat eine Tautologie, daß der Überschuß des Produktenweits über den Wert seiner Produktionselemente gleich der Verwertung des vorgeschoßnen Kapitals oder gleich dem produzierten Mehrwert. Indes erfordert diese Tautologie eine nähere Bestimmung. Was mit dem Produktenwert verglichen wird, ist der Wert der in seiner Bildung aufgezehrten Produktionselemente. Nun haben wir aber gesehn, daß der aus Arbeitsmitteln bestehende Teil des angewandten konstanten Kapitals nur ein Stück seines Werts an das Produkt abgibt, während ein andres Stück in seiner alten Existenzform fortdauert. Da das letztre keine Rolle in der
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Wertbildung spielt, ist hier davon zu abstrahieren. Sein Hineinziehen in die Rechnung würde nichts ändern. Nimm an, c = 410 Pfd.St. bestehe aus Rohmaterial zu 312 Pfd.St., Hilfsstoffen zu 44 Pfd.St. und im Prozeß verschleißender Maschinerie von 54 Pfd.St., der Wert der wirklich angewandten Maschinerie betrage aber 1054 Pfd.St. Als vorgeschossen zur Erzeugung des Produktenwerts berechnen wir nur den Wert von 54 Pfd.St., den die Maschinerie durch ihre Funktion verliert und daher dem Produkt abgibt. Rechneten wir die 1000 Pfd.St. mit, die in ihrer alten Form fort existieren als Dampfmaschine usw., so müßten wir sie auf beiden Seiten mitrechnen, auf Seite des vorgeschoßnen Werts und auf Seite des Produktenwerts 26a), und erhielten so resp. 1500 Pfd.St. und 1590 Pfd.St. Die Differenz oder der Mehrwert wäre nach wie vor 90 Pfd.St. Unter dem zur Wertproduktion vorgeschoßnen konstanten Kapital verstehn wir daher, wo das Gegenteil nicht aus dem Zusammenhang erhellt, stets nur den Wert der in der Produktion verzehrten Produktionsmittel. Dies vorausgesetzt, kehren wir zurück zur Formel C = c + v, die sich in C' = c + v + in und eben dadurch C in C' verwandelt. Man weiß, daß der Wert des konstanten Kapitals im Produkt nur wieder erscheint. Das im Prozeß wirklich neu erzeugte Wertprodukt ist also verschieden von dem aus dem Prozeß erhaltnen Produktenwert, daher nicht, wie es auf den ersten Blick scheint, c v m c + v + m oder 410 Pfd.St. + 90 Pfd.St. + 90, sondern v m v + m oder 90 Pfd.St. + 90 Pfd.St., nicht 590 Pfd.St., sondern 180 Pfd.St. Wäre c, das konstante Kapital, = 0, in andren Worten, gäbe es Industriezweige, worin der Kapitalist keine produzierten Produktionsmittel, weder Rohmaterial noch Hilfsstoffe, noch Arbeitsinstrumente, sondern nur von Natur vorhandne Stoffe und Arbeitskraft anzuwenden hätte, so wäre kein konstanter Wertteil auf das Produkt zu übertragen. Dies Element des Produktenwerts, in unsrem Beispiel 410 Pfd.St., fiele fort, aber das Wertprodukt von 180 Pfd.St., welches 90 Pfd.St. Mehrwert enthält, bliebe ganz ebenso groß, als ob c die größte Wertsumme darstellte. Wir hätten
26a) "Wenn wir den Wert des angewandten fixen Kapitals als Teil des vorgeschossenen Kapitals rechnen, müssen wir am Ende des Jahres den verbliebenen Wert dieses Kapitals als einen Teil der Jahreseinnahme rechnen." (Malthus, "Princ. of Pol. Econ.", 2nd ed., London 1836, p. 269.)
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c= 0 + v = v, und C', das verwertete Kapital, = v + m, C' - C nach wie vor = m. Wäre umgekehrt m = 0, in andren Worten, hätte die Arbeitskraft, deren Wert im variablen Kapital vorgeschossen wird, nur ein Äquivalent produziert, so C = c + v, und C' (der Produktenwert) = c + v + 0, daher C = C'. Das vorgeschoßne Kapital hätte sich nicht verwertet. Wir wissen in der Tat bereits, daß der Mehrwert bloß Folge der Wertveränderung ist, die mit v, dem in Arbeitskraft umgesetzten Kapitalteil vorgeht, daß also v + m = v + delta v (v plus Inktement von v) ist. Aber die wirkliche Wertveränderung und das Verhältnis, worin sich der Wert ändert, werden dadurch verdunkelt, daß infolge des Wachstums seines variierenden Bestandteils auch das vorgeschoßne Gesamtkapital wächst. Es war 500, und es wird 590. Die reine Analyse des Prozesses erheischt also von dem Teil des Produktenwerts, worin nur konstanter Kapitalwert wieder erscheint, ganz zu abstrahieren, also das konstante Kapital c = 0 zu setzen, und damit ein Gesetz der Mathematik anzuwenden, wo sie mit vaxiablen und konstanten Größen operiert und die konstante Größe nur durch Addition oder Subtraktion mit der variablen verbunden ist. Eine andre Schwierigkeit entspringt aus der ursprünglichen Form des variablen Kapitals. So im obigen Beispiel ist C' = 410 Pfd.St. konstantes Kapital + 90 Pfd.St. variables Kapital + 90 Pfd. St. Mehrwert. Neunzig Pfd. St. sind aber eine gegebne, also konstante Größe, und es scheint daher ungereimt, sie als variable Größe zu behandeln. Aber v 90 Pfd. St. oder 90 Pfd.St. variables Kapital ist hier in der Tat nur Symbol für den Prozeß, den dieser Wert durchläuft. Der im Ankauf der Arbeitskraft vor geschoßne Kapitalteil ist ein bestimmtes Quantum vergegenständlichter Arbeit, also konstante Wertgröße, wie der Wert der gekauften Arbeitskraft. Im Produktionsprozeß selbst aber tritt an die Stelle der vorgeschoßnen 90 Pfd.St. die sich betätigende Arbeitskraft, an die Stelle toter, lebendige Arbeit, an die Stelle einer ruhenden eine fließende Größe, an die Stelle einer konstanten eine variable. Das Resultat ist die Reproduktion von v plus Inkrement von v. Vom Standpunkt der kapitalistischen Produktion ist dieser ganze Verlauf Selbstbewegung des in Arbeitskraft umgesetzten, ursprünglich konstanten Werts. Ihm wird der Prozeß und sein Resultat zugut geschrieben. Erscheint die Formel 90 Pfd.St. variables Kapital oder sich verwertender Wert daher widerspruchsvoll, so drückt sie nur einen der kapitalistischen Produktion immanenten Widerspruch aus.
#229# 7. Kapitel - Die Rate des Mehrwerts --

Die Gleichsetzung des konstanten Kapitals mit 0 befremdet auf den ersten Blick. Indes vollzieht man sie beständigem im Alltagsleben. Will jemand z.B. Englands Gewinn an der Baumwollindustrie berechnen, so zieht er vor allem den an die Vereinigten Staaten, Indien, Ägypten usw. gezahlten Baumwollpreis ab; d.h., er setzt im Produktenwert nur wiedererscheinenden Kapitalwert = 0. Allerdings hat das Verhältnis des Mehrwerts nicht nur zum Kapitalteil, woraus er unmittelbar entspringt und dessen Wertverändrung er darstellt, sondern auch zum vorgeschoßnen Gesamtkapital seine große ökonomische Bedeutung. Wir behandeln dies Verhältnis daher ausführlich im dritten Buch. Um einen Teil des Kapitals durch seinen Umsatz in Arbeitskraft zu verwerten, muß ein andrer Teil des Kapitals in Produktionsmittel verwandelt werden. Damit das variable Kapital funktioniere, muß konstantes Kapital in entsprechenden Proportionen, je nach dem bestimmten technischen Charakter des Arbeitsprozesses, vorgeschossen werden. Der Umstand jedoch, daß man zu einem chemischen Prozeß Retorten und andre Gefäße braucht, verhindert nicht, bei der Analyse von der Retorte selbst zu abstrahieren. Sofern Wertschöpfung und Wertverändrung für sich selbst, d.h. rein betrachtet werden, liefern die Produktionsmittel, diese stofflichen Gestalten des konstanten Kapitals, nur den Stoff, worin sich die flüssige, wertbildende Kraft fixieren soll. Die Natur dieses Stoiffes ist daher auch gleichgültig, ob Baumwolle oder Eisen. Auch der Wert dieses Stoffes ist gleichgültig. Er muß nur in hinreichender Masse vorhanden sein, um das während des Produktionsprozesses zu verausgabende Arbeitsquantum einsaugen zu können. Diese Masse gegeben, mag ihr Wert steigen oder fallen, oder sie mag wertlos sein, wie Erde und Meer, der Prozeß der Wertschöpfung und Wertverändrung wird nicht davon berührt. 27) Wir setzen also zunächst den konstanten Kapitalteil gleich Null. Das vorgeschoßne Kapital reduziert sich daher von c + v auf v, und der Produktenwert c + v + m auf das Wertprodukt v + m. Gegeben das Wertprodukt = 180 Pfd.St., worin sich die während der ganzen Dauer des Produktionsprozesses fließende Arbeit darstellt, so haben wir den Wert des variablen Kapitals = 90 Pfd.St. abzuziehn, um den Mehrwert = 90 Pfd.St. zu erhalten. Die Zahl 90 Pfd.St. = m drückt hier die absolute Größe des
27) Note zur 2. Ausg. Es versteht sich von selbst mit Lucretius "nil posse creari de nihilo". Aus nichts wird nichts. [61] "Wertschöpfung" ist Umsatz von Arbeitskraft in Arbeit. Ihrerseits ist die Arbeitskraft vor allem in menschlichen Organismus umgesetzter Naturstoff.
#230# III. Abschnitt - Die Produktion des absoluten Mehrwerts --

produzierten Mehrwerts aus. Seine proportionelle Größe aber, also das Verhältnis, worin das variable Kapital sich verwertet hat, ist offenbar bestimmt durch das Verhältnis des Mehrwerts zum variablen Kapital oder ist ausgedruckt in m/v. Im obigen Beispiel also in 90/90 = 100%. Diese verhältnismäßige Verwertung des variablen Kapitals oder die verhältnismäßige Größe des Mehrwerts nenne ich Rate des Mehrwerts. 28) Wir haben gesehn, daß der Arbeiter während eines Abschnitts des Arbeitsprozesses nur den Wert seiner Arbeitskraft produziert, d.h. den Wert seiner notwendigen Lebensmittel. Da er in einem auf gesellschaftlicher Teilung der Arbeit beruhenden Zustand produziert, produziert er seine Lebensmittel nicht direkt, sondern in Form einer besondren Ware, des Garns z.B., einen Wert gleich dem Wert seiner Lebensmittel oder dem Geld, womit er sie kauft. Der Teil seines Arbeitstags, den er hierzu verbraucht, ist größer oder kleiner, je nach dem Wert seiner durchschnittlichen täglichen Lebensmittel, also je nach der zu ihrer Produktion erheischten durchschnittlichen täglichen Arbeitszeit. Wenn der Wert seiner täglichen Lebensmittel im Durchschnitt 6 vergegenständlichte Arbeitsstunden darstellt, so muß der Arbeiter im Durchschnitt täglich 6 Stunden arbeiten, um ihn zu produzieren. Arbeitete er nicht für den Kapitalisten, sondern für sich selbst, unabhängig, so müßte er, unter sonst gleichbleibenden Umständen, nach wie vor im Durchschnitt denselben aliquoten Teil des Tags arbeiten, um den Wert seiner Arbeitskraft zu produzieren, und dadurch die zu seiner eignen Erhaltung oder beständigen Reproduktion nötigen Lebensmittel zu gewinnen. Da er aber in dem Teil des Arbeitstags, worin er den Tageswert der Arbeitskraft, sage 3 sh., produziert, nur ein Äquivalent für ihren vom Kapitalisten bereits gezahlten 28a) Wert produziert, also durch den neu geschaffnen Wert nur den vorgeschoßnen variablen Kapitalwert ersetzt, erscheint diese Produktion von Wert als bloße Reproduktion. Den Teil des Arbeitstags also, worin diese Reproduktion
28) In derselben Weise, wie der Engländer "rate of profits", "rate of interest", usw. braucht. Man wird aus Buch III sehen, daß die Profitrate leicht zu begreifen, sobald man die Gesetze des Mehrwerts kennt. Auf dem umgekehrten Weg begreift man ni l'un, ni l'autre 1*). 28a) {Note zur 3. Aufl. Der Verfasser gebraucht hier die landläufige ökonomische Sprache. Man erinnert sich, daß auf S. 137 2*) nachgewiesen, wie in Wirklichkeit nicht der Kapitalist dem Arbeiter, sondern der Arbeiter dem Kapitalisten "vorschießt". - F.E.} --#

1*) weder das eine, noch das andere - 2*) siehe vorl. Band, S. 188
#231# 7. Kapitel - Die Ratee des Mehrwerts --

vorgeht, nenne ich notwendige Arbeitszeit, die während derselben verausgabte Arbeit notwendige Arbeit. 29) Notwendig für den Arbeiter, weil unabhängig von der gesellschaftlichen Form seiner Arbeit. Notwendig für das Kapital und seine Welt, weil das beständige Dasein des Arbeiters ihre Basis. Die zweite Periode des Arbeitsprozesses, die der Arbeiter über die Grenzen der notwendigen Arbeit hinaus schanzt, kostet ihm zwar Arbeit, Verausgabung von Arbeitskraft, bildet aber keinen Wert für ihn. Sie bildet Mehrwert, der den Kapitalisten mit allem Reiz einer Schöpfung aus Nichts anlacht. Diesen Teil des Arbeitstags nenne ich Surplusarbeitszeit, und die in ihr verausgabte Arbeit: Mehrarbeit (surplus labour). So entscheidend es für die Erkenntnis des Werts überhaupt, ihn als bloße Gerinnung von Arbeitszeit, als bloß vergegenständlichte Arbeit, so entscheidend ist es für die Erkenntnis des Mehrwerts, ihn als bloße Gerinnung von Surplusarbeitszeit, als bloß vergegenständlichte Mehrarbeit zu begreifen. Nur die Form, worin diese Mehrarbeit dem unmittelbaren Produzenten, dem Arbeiter, abgepreßt wird, unterscheidet die ökonomischen Gesellschaftsformationen, z.B. die Gesellschaft der Sklaverei von der der Lohnarbeit. 30) Da der Wert des variablen Kapitals = Wert der von ihm gekauften Arbeitskraft, da der Wert dieser Arbeitskraft den notwendigen Teil des Arbeitstags bestimmt, der Mehrwert seinerseits aber bestimmt ist durch den überschüssigen Teil des Arbeitstags, so folgt: Der Mehrwert verhält sich zum variablen Kapital, wie die Mehrarbeit zur notwendigen, oder die
29) Wir haben bisher in dieser Schrift das Wort "notwendige Arbeitszeit" angewandt für die zur Produktion einer Ware überhaupt gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit. Wir brauchen es von jetzt ab auch fu die zur Produktion der spezifischen Ware Arbeitskraft notwendige Arbeitszeit. Der Gebrauch derselben termini technici in verschiednem Sinn ist mißlich, aber in keiner Wissenschaft ganz zu vermeiden. Man vergleiche z.B. die höheren und niedren Teile der Mathematik. 30) Mit wahrhaft Gottschedscher Genialität [62] entdeckt Herr Wilhelm Thukydides Roscher [63], daß, wenn die Bildung von Mehrwert oder Mehrprodukt, und die damit verbundne Akkumulation, heurigen Tags der "Sparsamkeit" des Kapitalisten geschuldet, der dafür "z.B. Zins verlangt", dagegen "auf den niedrigsten Kulturstufen... die Schwächeren von den Stärkeren zur Sparsamkeit gezwungen werden". (l.c.p. 82, 78.) Zur Ersparung von Arbeit? oder nicht vorhandner überschiger Produkte? Neben wirklicher Woranz ist es apologetische Scheu vor gewissenhafter Analyse des Werts und Mehrwerts, und etwa verfänglich-polizeiwidrigem Resultat, die einen Roscher und Kons. zwingt, die mehr oder minder plausiblen Rechtfertigungsgründe des Kapitalisten für seine Aneignung vorhanden Mehrwerts in Enttehungsgründe des Mehrwerts zu verdrehen.
#232# III. Abschnitt - Die Produktion des absoluten Mehrwerts --

Rate des Mehrwerts m/v = Mehrarbeit/Notwendige Arbeit. Beide Proportionen drücken dasselbe Verhältnis in verschiedner Form aus, das eine Mal in der Form vergegenständlichter, das andre Mal in der Form flüssiger Arbeit. Die Rate des Mehrwerts ist daher der exakte Ausdruck für den Exploitationsgrad der Arbeitskraft durch das Kapital oder des Arbeiters durch den Kapitalisten. 30a) Nach unsrer Annahme war der c v m Wert des Produkts = 410 Pfd.St. + 90 Pfd.St. + 90, das vorgeschoßne Kapital = 500 Pfd. St. Da der Mehrwert = 90 und das vorgeschoßne Kapital = 500, würde man nach der gewöhnlichen Art der Berechnung herausbekommen, daß die Rate des Mehrwerts (die man mit der Profitrate verwechselt) = 18%, eine Verhältniszahl, deren Niedrigkeit Herrn Carey und andre Harmoniker rühren möchte. In der Tat aber ist die Rate des Mehrwerts nicht = m/C oder m/c+v, sondern = m/v, also nicht 90/500, sondern 90/90 = 100%, mehr als das Fünffache des scheinbaren Exploitationsgrads. Obgleich wir nun im gegebnen Fall die absolute Größe des Arbeitstags nicht kennen, auch nicht die Periode des Arbeitsprozesses (Tag, Woche usw.), endlich nicht die Anzahl der Arbeiter, die das variable Kapital von 90 Pfd.St. gleichzeitig in Bewegung setzt, zeigt uns die Rate des Mehrwerts m/v durch ihre Konvertibilität in Mehrarbeit/Notwendige Arbeit genau das Verhältnis der zwei Bestandteile des Arbeitstags zueinander. Es ist 100%. Also arbeitete der Arbeiter die eine Hälfte des Tags für sich und die andre für den Kapitalisten. Die Methode zur Berechnung der Rate des Mehrwerts ist also kurzgefaßt diese: Wir nehmen den ganzen Produktenwert und setzen den darin nur wiedererscheinenden konstanten Kapitalweit gleich Null. Die übrig -
30a) Note zur 2. Ausg. Obgleich exakter Ausdruck für den Exploitationsgrad der Arbeitskraft, ist die Rate des Mehrwerts kein Ausdruck für die absolute Größe der Exploitation. Z.B. wenn die notwendige Arbeit = 5 Stunden und die Mehrarbeit = 5 Stunden, ist der Exploitationsgrad = 100%. Die Größe der Exploitation ist hier gemessen durch 5 Stunden. Ist dagegen die notwendige Arbeit = 6 Stunden und die Mehrarbeit = 6 Stunden, so bleibt der Exploitationsgrad von 100% unverändert, während die Größe der Exploitation um 20% wächst, von 5 auf 6 Stunden.
#233# 7. Kapitel - Die Rate des Mehrwerts --

bleibende Wertsumrne ist das einzige im Bildungsprozeß der Ware wirklich erzeugte Wertprodukt. Ist der Mehrwert gegeben, so ziehn wir ihn von erzeugte Wertprodukt n das variable Kapital zu finden. Umgekehrt, wenn letztres gegeben und wir den Mehrwert suchen. Sind beide gegeben, so ist nur noch die Schlußoperation zu verrichten, das Verhältnis des Mehrwerts zum variablen Kapital, m/v, zu berechnen. So einfach die Methode, scheint es doch passend, dem Leser in die ihr zu Grunde liegende und ihm ungewohnte Anschauungsweise durch einige Beispiele einzuexerzieren. Zunächst das Beispiel einer Spinnerei von 10000 Mulespindeln, die Nr. 32 Garn aus amerikanischer Baumwolle spinnt und 1 Pfund Garn wöchentlich per Spindel produziert. Der Abfall ist 6%. Also werden 10600 Pfund Baumwolle wöchentlich in 1000 Pfund Garn und 600 Pfund Abfall verarbeitet. Im April 1871 kostet diese Baumwolle 7 3/4 d. per Pfund, 10600 Pfund rund 342 Pfd.St. Die 10000 Spindeln, inklusive Vorspinnmaschinerie und Dampfmaschine, kosten 1 Pfd.St. per Spindel, also 10000 Pfd.St. Ihr Verschleiß beträgt 10% = 1000 Pfd.St. oder wöchentlich 20 Pfd.St. Die Miete des Fabrikgebäudes ist 300 Pfd.St. oder 6 Pfd.St. per Woche. Kohlen (4 Pfund per Stunde und Pferdekraft, auf 100 Pferdekraft (Indikator), und 60 Stunden per Woche, inklusive Heizung des Gebäudes) 11 tons per Woche, zu 8 sh. 6 d. die Tonne, kosten rund 4 1/2 Pfd.St. per Woche; Gas 1 Pfd.St. per Woche. Also ist der konstante Wertteil 378 Pfd.St. per Woche. Der Arbeitslohn beträgt 52 Pfd. St. per Woche. Der Garnpreis ist 12 1/4 d. per Pfund oder 10000 Pfd. = 510 Pfd.St., der Mehrwert also 510-430 = 80 Pfd.St. Wir setzen den konstanten Wertteil von 378 Pfd.St. = 0, da er in der wöchentlichen Wertbildung nicht mitspielt. Bleibt das wöchentliche Wertprodukt von v m 132 = 52 + 80 Pfd.St. Die Rate des Mehrwerts also 80/52 = 153 11/13 %. Bei zehnstündigern durchschnittlichem Arbeitstag ergibt dies: Notwendige Arbeit = 3 31/33 Stunden und Mehrarbeit = 6 2/33 Stunden. 31)
31) Note zur 2. Ausg. Das in der ersten Ausgabe gegebne Beispiel einer Spinnerei für das Jahr 1860 enthielt einige faktische Irrtümer. Die im Text gegebnen durchaus genauen Daten sind mir von einem Manchester Fabrikanten geliefert. - Es ist zu bemerken, daß in England die alte Pferdekraft nach dem Durchschnitt des Zylinders berechnet wurde, die neue nach der wirklichen Kraft zählt, die der Indikator anzeigt.
#234# III. Abschnitt - Die Produktion des absoluten Mehrwerts --

Jacob gibt für das Jahr 1815, bei Annahme eines Weizenpreises von 80 sh. per Quarter und eines Durchschnittsertrags von 22 Bushels per acre, so daß der acre 11 Pfd.St. einbringt, folgende durch vorherige Kompensation verschiedner Posten sehr mangelhafte, aber für unsren Zweck genügende Rechnung. [64] Wertproduktion per acre Samen (Weizen).1 Pfd.St. 9 sh. Zehnten, Rates, Taxes... 1 Pfd.St. 1 sh. Dünger.........2 Pfd.St. 10 sh. Rente............1 Pfd.St. 8 sh. Arbeitslohn....3 Pfd.St. 10 sh. Pächters Profit u. Zins. 1 Pfd.St. 2 sh. - Summa: 7 Pfd.St. 9 sh. Summa: 3 Pfd.St. 11 sh.
Der Mehrwert, stets unter der Voraussetzung, daß Preis des Produkts = seinem Wert, wird hier unter die veirschiednen Rubriken, Profit, Zins, Zehnten usw. verteilt. Diese Rubriken sind uns gleichgültig. Wir addieren sie zusammen und erhalten einen Mehrwert von 3 Pfd. St. 11 sh. Die 3 Pfd.St. 19 sh. für Samen und Dünger setzen wir als konstanten Kapitalteil gleich Null. Bleibt vorgeschoßnes vwiables Kapital von 3 Pfd.St. 10 sh., an dessen Stelle ein Neuwert von 3 Pfd.St. 10 sh. + 3 Pfd.St. 11 sh. produziert worden ist. Also beträgt m/v = 3 Pfd. St. 11 sh. / 3 Pfd.St. 10 sh., mehr als 100%. Der Arbeiter verwendet mehr als die Hälfte seines Arbeitstags zur Produktion eines Mehrwerts, den verschiedne Personen auf verschiedne Vorwände hin unter sich verteilen. 31a)

2. Darstellung des Produktenwerts in proportionalen Teilen des Produkts

Kehren wir nun zum Beispiel zurück, das uns zeigte, wie der Kapitalist aus Geld Kapital macht. Die notwendige Arbeit seines Spinners betrug 6 Stunden, die Mehrarbeit desgleichen, der Exploitationsgrad der Arbeitskraft daher 100%. Das Produkt des zwölfstündigen Arbeitstags sind 20 Pfd. Garn zum Wert von 30 sh. Nicht weniger als 8/10 dieses Garnwerts (24 sh.) sind gebildet---#

31a) Die gegebnen Rechnungen gelten nur als Illustration. Es wird nämlich unterstellt, daß die Preise = den Werten. Man wird in Buch III sehn, daß diese Gleichsetzung selbst für die Durchschnittspreise, sich nicht in dieser einfachen Weise macht.
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durch den nur wieder erscheinenden Wert der verzehrten Produktionsmittel (20 Pfd. Baumwolle zu 20 sh., Spindel usw. zu 4 sh.) oder bestehn aus konstantem Kapital. Die übrigen 2/10 sind der während des Spinnprozesses entstandne Neuwert von 6 sh., wovon eine Hälfte den vorgeschoßnen Tageswert der Arbeitskraft ersetzt oder das variable Kapital und die andre Hälfte einen Mehrwert von 3 sh. bildet. Der Gesamtwert der 20 Pfd. Garn ist also folgendermaßen zusammengesetzt: c v m Garnwert von 30 sh. = 24 sh. + 3 sh. + 3 sh. Da dieser Gesamtwert sich in dem Gesamtprodukt von 20 Pfd. Garn darstellt, müssen auch die verschiednen Wertelemente in propoonellen Teilen des Produkts darstellbar sein. Existiert ein Garnwert von 30 sh. in 20 Pfd. Garn, so 8/10 dieses Werts, oder sein konstanter Teil von 24 sh. in 8/10 des Produkts, oder in 16 Pfd. Garn. Davon stellen 13 1/3 Pfd. den Wert des Rohmaterials dar, der versponnenen Baumwolle zu 20 sh. und 2 2/3 Pfd. den Wert der verzehrten Hilfsstoffe und Arbeitsmittel, Spindel usw. zu 4 sh. 13 1/3 Pfund Garn stellen also alle im Gesamtprodukt von 20 Pfd. Garn versponnene Baumwolle vor, das Rohmaterial des Gesamtprodukts, aber auch weiter nichts. In ihnen stecken zwar nur 13 1/3 Pfd. Baumwolle zum Wert von 13 1/3 sh., aber ihr zusätzlicher Wert von 6 2/3 sh. bildet ein Äquivalent für die in den andren 6 2/3 Pfd. Garn versponnene Baumwolle. Es ist, als ob letztren die Wolle ausgerupft und alle Wolle des Gesamtprodukts in 13 1/3 Pfd. Garn zusammengestopft wäre. Sie enthalten dagegen jetzt kein Atom des Werts der verbrauchten Hilfsstoffe und Arbeitsmittel noch des im Spinnprozeß geschaffnen Neuwerts. Ebenso stellen weitre 2 2/3 Pfd. Garn, worin der Rest des konstanten Kapitals (= 4 sh.) steckt, nichts dar außer dem Wert der im Gesamtprodukt von 20 Pfd. Garn vernutzten Hilfsstoffe und Arbeitsmittel. Acht Zehntel des Produkts, oder 16 Pfd. Garn, obgleich leiblich, als Gebrauchswert betrachtet, als Garn, ebensosehr Gebilde der Spinnarbeit wie die restierenden Produktteile, enthalten daher in diesem Zusammenhang keine Spinnarbeit, keine während des Spinnprozesses selbst eingesaugte Arbeit. Es ist, als ob sie sich ohne Spinnen in Garn verwandelt hätten und als wäre ihre Garngestalt reiner Lug und Trug. In der Tat, wenn der Kapitalist sie verkauft zu 24 sh. und damit seine Produktionsmittel zurückkauft, zeigt sich, daß 16 Pfd. Garn - nur verkleidete Baumwolle, Spindel, Kohle usw. sind.
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Umgekehrt stellen die übrigbleibenden 2/10 des Produkts oder 4 Pfd. Garn jetzt nichts dar außer dem im zwölfstündigen Spinnprozeß produzierten Neuwert von 6 sh. Was vom Wert der vernutzten Rohmaterialien und Arbeitsmittel in ihnen steckte, ward bereits ausgeweidet und den ersten 16 Pfd. Garn einverleibt. Die in 20 Pfd. Garn verkörperte Spinnarbeit ist konzentriert auf 2/10 des Produkts. Es ist, als ob der Spinner 4 Pfd. Garn in der Luft gewirkt oder in Baumwolle und mit Spindeln, die ohne Zutat menschlicher Arbeit, von Natur vorhanden, dem Produkt keinen Wert zusetzen. Von den 4 Pfd. Garn, worin so das ganze Wertprodukt des täglichen Spinnprozesses existiert, stellt die eine Hälfte nur den Ersatzwert der vernutzten Arbeitskraft dar, also das variable Kapital von 3 sh., die andren 2 Pfd. Garn nur den Mehrwert von 3 sh. Da 12 Arbeitsstunden des Spinners sich in 6 sh. vergegenständlichen, sind im Garnwert von 30 sh. 60 Arbeitsstunden vergegenständlicht. Sie existieren in 20 Pfd. Garn, wovon 8/10 oder 16 Pfd. die Materiatur von 48 vor dem Spinnprozeß vergangnen Arbeitsstunden sind, nämlich der in den Produktionsmitteln des Garns vergegenständlichten Arbeit, 2/10 oder 4 Pfd. dagegen die Materiatur der im Spinnprozeß selbst verausgabten 12 Arbeitsstunden. Früher sahen wir, daß der Garnwert gleich der Summe des in seiner Produktion erzeugten Neuwerts plus der bereits in seinen Produktionsmitteln präexistierenden Werte ist. Jetzt hat sich gezeigt, wie die funktionell oder begrifflich verschiednen Bestandteile des Produktenwerts in proportionellen Teilen des Produkts selbst darstellbar sind. Diese Zerfällung des Produkts - des Resultats des Produktionsprozesses - in ein Quantum Produkt, das nur die in den Produktionsmitteln enthaltne Arbeit oder den konstanten Kapitaltell, ein andres Quantum, das nur die im Produktionsprozeß zugesetzte notwendige Arbeit oder den variablen Kapitalteil, und ein letztes Quantum Produkt, das nur die im selben Prozeß zugesetzte Mehrarbeit oder den Mehrwert darstellt, ist ebenso einfach als wichtig, wie ihre spätre Anwendung auf verwickelte und noch ungelöste Probleme zeigen wird. Wir betrachteten eben das Gesamtprodukt als fertiges Resultat des zwölfstündigen Arbeitstags. Wir können es aber auch in seinem Entstehungsprozeß begleiten und dennoch die Teilprodukte als funktionell unterschiedne Produktenteile darstellen. Der Spinner produziert in 12 Stunden 20 Pfd. Garn, daher in einer Stunde 1 2/3 und in 8 Stunden 13 1/3 Pfd., also ein Teilprodukt vom Gesamtwert
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der Baumwolle, die während des ganzen Arbeitstags versponnen wird. In derselben Art und Weise ist das Teilprodukt der folgenden Stunde und 36 Minuten - 2 2/3 Pfd. Garn und stellt daher den Wert der während der 12 Arbeitsstunden vernutzten Arbeitsmittel dar. Ebenso produziert der Spinner in der folgenden Stunde und 12 Minuten 2 Pfd. Garn = 3 sh., ein Produktenwert gleich dem ganzen Wertprodukt das er in 6 Stunden notwendiger Arbeit schafft. Endlich produziert er in den letzten 6/5 Stunden ebenfalls 2 Pfd. Garn, deren Wert gleich dein durch seine halbtägige Mehrarbeit erzeugten Mehrwert. Diese Art Berechnung dient dem englischen Fabrikanten zum Hausgebrauch, und er wird z.B. sagen, daß er in den ersten 8 Stunden oder 2/3 des Arbeitstags seine Baumwolle herausschlägt usw. Man sieht, die Formel ist richtig, in der Tat nur die erste Formel, übersetzt aus dem Raum, wo die Teile des Produkts fertig nebeneinander liegen, in die Zeit, wo sie aufeinander folgen. Die Formel kann aber auch von sehr barbarischen Vorstellungen begleitet sein, namentlich in Köpfen, die ebenso praktisch im Verwertungsprozeß interessiert sind, als sie ein Interesse haben, ihn theoretisch mißzuverstehn. So kann sich eingebildet werden, daß unser Spinner z.B. in den ersten 8 Stunden seines Arbeitstags den Wert der Baumwolle, in der folgenden Stunde und 36 Minuten den Wert der verzehrten Arbeitsmittel, in der folgenden Stunde und 12 Minuten den Wert des Arbeitslohns produziert oder ersetzt, und nur die vielbeirühmte "letzte Stunde" dem Fabrikherm, der Produktion von Mehrwert widmet. Dem Spinner wird so das doppelte Wunder aufgebürdet, Baumwolle, Spindel, Dampfmaschine, Kohle, Öl usw. in demselben Augenblick zu produzieren, wo er mit ihnen spinnt, und aus einem Arbeitstag von gegebnem Intensitätsgrad fünf solcher Tage zu machen. In unsrem Fall nämlich erfordert die Produktion des Rohmaterials und der Arbeitsmittel 24/6 = 4 zwölfstündige Arbeitstage und ihre Verwandlung in Garn einen andren zwölfstündigen Arbeitstag. Daß die Raubgier solche Wunder glaubt und nie den doktrinären Sykophanten mißt, der sie beweist, zeige nun ein Beispiel von historischer Berühmtheit.

3. Seniors "letzte Stunde"

An einem schönen Morgen des Jahres 1836 wurde der wegen seiner ökonomischen Wissenschaft und seines schönen Stils berufene Nassau W. Senior, gewissermaßen der Clauren unter den englischen Ökonomen, von Oxford nach Manchester zitiert, um hier politische Ökonomie zu---#
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lernen, statt sie in Oxford zu lehren. Die Fabrikanten erkoren ihn zum Preisfechter gegen den neulich erlaßnen Factory Act [65] und die darüber noch hinausstrebende Zehnstundenagitation. Mit gewohntem praktischen Scharfsinn hatten sie erkannt, daß der Herr Professor "wanted a good deal of finishing". 1*) Sie verschrieben ihn daher nach Manchester. Der Herr Professor seinerseits hat die zu Manchester von den Fabrikanten erhaltne Lektion stilisiert in dem Pamphlet: "Letters on the Factory Act, as it affects the cotton manufacture", London 1837. Hier kann man u.a. folgendes Erbauliche lesen:
"Unter dem gegenwärtigen Gesetz kann keine Fabrik, die Personen unter 18 Jahren beschäftigt, länger als 11 1/2, Stunden täglich arbeiten, d.h. 12 Stunden während der ersten 5 Tage und 9 Stunden am Sonnabend. Die folgende Analyse (!) zeigt nun, daß in einer solchen Fabrik der ganze Reingewinn von der letzten Stunde abgeleitet ist. Ein Fabrikant legt 100000 Pfd.St. aus - 80000 Pfd.St. in Fabrikgebäude und Maschinen, 20000 in Rohmaterial und Arbeitslohn. Der jährliche Umsatz der Fabrik, vorausgesetzt, das Kapital schlage jährlich einmal um und der Bruttogewinn betrage 15%, muß sich auf Waren zum Wert von 115000 Pfd.St. belaufen... Von diesen 115000 Pfd.St. produziert jede der 23 halben Arbeitstunden täglich 5/115 0der 1/22. Von diesen 23/23, die das Ganze der 115000 Pfd.St. bilden (constituting the whole 115000 Pfd.St.), ersetzen 20/23 d.h. 100000 von den 115000, nur das Kapital; 1/23 oder 5000 Pfd.St. von den 15000 Brutto-Gewinn (1) ersetzen die Abnutzung der Fabrik und Maschinerie. Die übrigbleibenden 2/23, d.h. die beiden letzten halben Stunden jedes Tages produzieren den Reingewinn von 10%. Wenn daher bei gleichbleibenden Preisen die Fabrik 13 Stunded statt 11 1/2 arbeiten dürfte, so werde, mit einer Zulage von ungefähr 2600 Pfd. St. zum zirkulierenden Kapital, der Reingewinn mehr als verdoppelt werden. Andrerseits, wenn die Arbeitsstunden täglich um 1 Stunde reduziert würden, werde der Reingewinn verschwinden, wenn um 1 1/2 Stunden, auch der Bruttogewinn." 32)
32) Senior, l.c.p. 12, 13. Wir gehn auf die für unsren Zweck gleichgültigen Kuriosa nicht ein, z.B. die Behauptung, daß die Fabrikanten den Ersatz der verschlißnen Maschinerie usw., also eines Kapitalbestandteils, zum Gewinn, Brutto oder Netto, schmutzig oder rein, rechnen. Auch nicht auf die Richtigkeit oder Falschheit der Zahlenangaben. Daß sie nicht mehr wert sind als die sogenannte "Analyse", bewies Leonard Horner in Letter to Mr. Senior etc", London 1837. Leonard Horner, einer der Factory Inquiry Commissioners 2*) von 1833 und Fabrikinspektor, in der Tat Fabrikzensor, bis 1859, hat unsterbliche Verdienste um die englische Arbeiterklasse gewonnen. Außer mit den erbitterten Fabrikanten führte er einen lebenslangen Kampf mit den Ministern, für die es ungleich wichtiger war, die "Stimmen der Fabrikherrn im Unterhaus als die Arbeitsstunden der "Hände" in der Fabrik zu zählen. --#

1*)" "noch tüchtigen Schliff brauchte" - 2*) Kommissäre zur Untersuchung der Fabrikverhältnisse
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Und das nennt der Herr Professor eine "Analyse"! Glaubte er den Fabrikantenjammer, daß die Arbeiter die beste Zeit des Tags in der Produktion, daher der Reproduktion oder dem Ersatz des Werts von Baulichkeiten, Maschinen, Baumwolle, Kohle usw. vergeuden, so war jede Analyse überflüssig. Er hatte einfach zu antworten: Meine Herren! Wenn ihr 10 Stunden arbeiten laßt statt 11 1/2, wird, unter sonst gleichbleibenden Umständen, der tägliche Verzehr von Baumwolle, Maschinerie usw. um 11/2 Stunden abnehmen. Ihr gewinnt also grade so viel, als ihr verliert. Eure Arbeiter werden in Zukunft 11/2 Stunden weniger für Reproduktion oder Ersatz des vorgeschoßnen Kapitalwerts vergeuden. Glaubte er ihnen nicht aufs Wort, sondern hielt als Sachverständiger eine Analyse für nötig, so mußte er vor allem, in einer Frage, die sich ausschließlich um das Verhältnis des Reingewinns zur Größe des Arbeitstags dreht, die Herren Fabrikanten ersuchen, Maschinerie und Fabrikgebäude, Rohmaterial und Arbeit nicht kunterbunt durcheinanderzuwirren, sondern gefälligst das in Fabrik gebäude, Maschinerie, Rohmaterial usw. enthaltne konstante Kapital auf die eine, das in Arbeitslohn vorgeschoßne Kapital auf die andre Seite zu stellen. Ergab sich dann etwa, daß nach der Fabrikantenrechnung der Arbeiter in 2/2 Arbeitsstunden, oder in einer Stunde, den Arbeitslohn reproduziert oder ersetzt, so hatte der Analytiker fortzufahren: Nach eurer Angabe produziert der Arbeiter in der vorletzten Stunde seinen Arbeitslohn und in der letzten euren Mehrwert oder den Reingewinn. Da er in gleichen Zeiträumen gleiche Werte produziert, hat das Produkt der vorletzten Stunde denselben Wert wie das der letzten. Er produziert ferner nur Wert, soweit er Arbeit verausgabt, und das Quantum
Zusatz zur Note 32. Seniors Darstellung ist konfus, ganz abgesehn von der Falschheit ihres Inhalts. Was er eigentlich sagen wollte, war dies: Der Fabrikant beschäftigt die Arbeiter täglich 11 1/2, oder 23/2 Stunden. Wie der einzelne Arbeitstag, so besteht die Jahresarbeit aus 11 1/2 oder 23/2 Stunden (multipliziert mit der Anzahl der Arbeitstage während des Jahrs). Dies vorausgesetzt, produzieren die 23/2 Arbeitsstunden das Jahresprodukt von 115 000 Pfd.St.; 1/2 Arbeitsstunde produziert 23/2 x 115000 Pfd.St.; 20/2 Arbeitsstunden produzieren 20/23 x 115000 Pfd.St. = 100000 Pfd.St., d.h. sie ersetzen nur das vorgeschoßne Kapital. Bleiben 3/2, Arbeitsstunden, die 3/23 x 115000 Pfd. St. = 15000 produzieren, d. h. den Bruttogewinn. Von diesen 3/2 Arbeitsstunden produziert 1/2 Arbeitsstunde 1/23 x 115000 Pfd.St. = 5000 Pfd.St., d.h. sie produziert nur den Ersatz für den Verschleiß der Fabrik und der Maschinerie. Die letzten zwei halben Arbeitsstunden, d.h. die letzte Arbeitsstunde, produziert 2/23 x 115000 Pfd.St. = 10000 Pfd.St., d.h. den Nettoprofit. Im Text verwandelt Senior die letzten 2/23 des Produkts in Teile des Arbeitstags selbst.
#240# III. Abschnitt - Die Produktion des absoluten Mehrwerts --

seiner Arbeit ist gemessen durch seine Arbeitszeit. Diese beträgt nach eurer Angabe 11 1/2 Stunden per Tag. Einen Teil dieser 11 1/2 Stunden verbraucht er zur Produktion oder zum Ersatz seines Arbeitslohns, den andren zur Produktion eures Reingewinns. Weiter tut er nichts während des Arbeitstags. Da aber, nach Angabe, sein Lohn und der von ihm gelieferte Mehrwert gleich große Werte sind, produziert er offenbar seinen Arbeitslohn in 5/4 Stunden und euren Reingewinn in andren 5 3/4 Stunden. Da ferner der Wert des zweistündigen Garnprodukts gleich der Wertsumme seines Arbeitslohns plus eures Reingewinns ist, muß dieser Garnwert durch 11 1/2 Arbeitsstunden gemessen sein, das Produkt der vorletzten Stunde durch 5 3/4 Arbeitsstunden, das der letzten ditto. Wir kommen jetzt zu einem häkllchen Punkt. Also aufgepaßt! Die vorletzte Arbeitsstunde ist eine gewöhnliche Arbeitsstunde wie die erste. Ni plus, ni moins. 1*) Wie kann der Spinner daher in einer Arbeitsstunde einen Garnwert produzieren, der 5 3/4 Arbeitsstunden darstellt? Er verrichtet in der Tat kein solches Wunder. Was er in einer Arbeitsstunde an Gebrauchswert produziert, ist ein bestimmtes Quantum Garn. Der Wert dieses Garns ist gemessen durch 5 3/4 Arbeitsstunden, wovon 4 3/4 ohne sein Zutun in den stündlich verzehrten Produktionsmitteln stecken, in Baumwolle, Maschinerie usw., 4/4 oder eine Stunde von ihm selbst zugesetzt ist. Da also sein Arbeitslohn in 5 3/4 Stunden produziert wird und das Garnprodukt einer Spinnstunde ebenfalls 5 3/4 Arbeitsstunden enthält, ist es durchaus keine Hexerei, daß das Wertprodukt seiner 5 3/4 Spinnstunden gleich dem Produktenwert einer Spinnstunde. Ihr seid aber durchaus auf dem Holzweg, wenn ihr meint, er verliere ein einziges Zeitatom seines Arbeitstags mit der Reproduktion oder dem Ersatz der Werte von Baumwolle, Maschinerie usw. Dadurch, daß seine Arbeit aus Baumwolle und Spindel Garn macht, dadurch, daß er spinnt, geht der Wert von Baumwolle und Spindel von selbst auf das Garn über. Es ist dies der Qualität seiner Arbeit geschuldet, nicht ihrer Quantität. Allerdings wird er in einer Stunde mehr Baumwollwert usw. auf Garn übertragen als in 1/2 Stunde, aber nur weil er in 1 Stunde mehr Baumwolle verspinnt als in 1/2. Ihr begreift also: Euer Ausdruck, der Arbeiter produziert in der vorletzten Stunde den Wert seines Arbeitslohns und in der letzten den Reingewinn, heißt weiter nichts, als daß in dem Garnprodukt von zwei Stunden seines Arbeitstags, ob sie vorn oder hinten stehen, 11 1/2 Arbeitsstunden verkörpert sind, grade so viel Stunden, als sein ganzer Arbeitstag zählt. Und der Ausdruck, daß er in den ersten 5 3/4 Stunden seinen --#

1*) Nicht mehr, nicht weniger.
#241# 7. Kapitel - Die Rate des Mehrwerts --

Arbeitslohn und in den letzten 5 3/4 Stunden euren Reingewinn produziert heißt wieder nichts, als daß ihr die ersten 5 3/4 Stunden zahlt und die letzten 5 3/4 Stunden nicht zahlt. Ich spreche von Zahlung der Arbeit, statt der Arbeitskraft, um euren slang zu reden. Vergleicht ihr Herren nun das Verhältnis der Arbeitszeit, die ihr zahlt, zur Arbeitszeit, die ihr nicht zahlt, so werdet ihr finden, daß es halber Tag zu halbem Tag ist, also 100%, was allerdings ein artiger Prozentsatz. Es unterliegt auch nicht dem geringsten Zweifel, daß, wenn ihr eure Hände statt 11 1/2 Stunden 13 abschanzt und, was euch so ähnlich sieht wie ein Ei dem andren, die überschüssigen 1 1/2 Stunden zur bloßen Mehrarbeit schlagt, letztre von 5 3/4 Stunden auf 7 1/4 Stunden wachsen wird, die Rate des Mehrwerts daher von 100% auf 126 2/23%. Dagegen seid ihr gar zu tolle Sanguiniker, wenn ihr hofft, sie werde durch den Zusatz von 11/2 Stunden von 100 auf 200% und gar mehr als 200% steigen, d.h. sich "mehr als verdoppeln". Andrerseits - des Menschen Herz ist ein wunderlich Ding, namentlich wenn der Mensch sein Herz im Beutel trägt - seid ihr gar zu verrückte Pessimisten, wenn ihr fürchtet, mit der Reduktion des Arbeitstags von 11 1/2 auf 10 1/2 Stunden werde euer ganzer Reingewinn in die Brüche gehn. Beileibe nicht. Alle andren Umstände als gleichbleibend vorausgesetzt, wird die Mehrarbeit von 5 3/4 auf 4 3/4 Stunden fallen, was immer noch eine ganz erkleckliche Rate des Mehrwerts gibt, nämlich 82 14/23%. Die verhängnisvolle letzte Stunde aber, von der ihr mehr gefabelt habt als die Chiliasten [66] vom Weltuntergang, ist "all bosh" 1*). Ihr Verlust wird weder euch den "Reingewinn" noch den von euch verarbeiteten Kindern beiderlei Geschlechts die Seelenreinheit kosten. 32a)
32a) Wenn Senior bewies, daß an der letzten Arbeitsstunde der Reingewinn der Fabrikanten, die Existenz der englischen Baumwollindustrie, Englands Weltmarktgröße hängen, bewies dahin wiederum Dr. Andrew Ure [67] in den Kauf, daß Fabrikkinder und junge Personen unter 18 Jahren, welche man nicht volle 12 Stunden in die warme und reine Moralluft der Fabrikstube bannt, sondern eine Stunde' früher in die Gemütskalte und frivole Außenwelt verstößt, von Müßiggang und Laster um ihr Seelenheil geprellt werden. Seit 1848 werden die Fabrikinspektoren nicht müde, in ihren halbjährlichen Reports die Fabrikanten mit "der letzten", der "verhängnisvollen Stunde" zu necken. So sagt Herr Howell in seinem Fabrikbericht vom 3. Mai 1855: "Wäre die folgende scharfsinnige Berechnung" (er zitiert Senior) richtig, so hätte jede Baumwollfabrik im Ver. Königreich seit 1850 mit Verlust gearbeitet." ("Reports of the Insp. of Fact. for the half year ending 30th April 1855", p. 19, 20.) Als im Jahr 1848 die Zehnstundenbill --#

1*) "lauter Unsinn"
#242# III. Abschnitt - Die Produktion des absoluten Mehrwerts --

Wenn einmal euer letztes Stündlein wirklich schlägt, denkt an den Professor von Oxford. Und nun: In einer beßren Welt wünsch' ich mir
durchs Parlament ging, oktroyierten die Fabrikanten einigen Normalarbeitern in den ländlichen, zwischen den Grafschaften Dorset und Somerset zerstreut liegenden Flachsspinnereien eine Gegenpetition, worin es u.a. heißt: Eure Bittsteller, Eltern, glauben, daß eine Zusätzliche Mußestunde weiter keinen Erfolg haben kann als die Demoralisation ihrer Kinder, denn Müßiggang ist aller Lasters Anfang." Eherzu bemerkt der Fabrikbericht vom 31. Oktober 1848: Die Atmosphäre der Flachsspinnereien, worin die Kinder dieser tugendhaft-zärtlichen Eltern arbeiten, ist geschwängert mit so unzähligen Staub- und Faserpartikelchen des Rohmaterials, daß es außerordentlich unangenehm ist, auch nur 10 Minuten in den Spinnstuben zuzubringen, denn ihr könnt das nicht ohne die peinlichste Empfindung, indem Auge, Ohr, Nasenlöcher und Mund sich sofort füllen mit Flachsstaubwolken, vor denen kein Entrinnen ist. Die Arbeit selbst erheischt, wegen der Fieberhast der Maschinerie, rastlosen Aufwand von Geschick und Bewegung, unter der Kontrolle nie ermüdender Aufmerksamkeit, und es scheint etwas hart, Eltern den Ausdruck "Faulenzerei" auf die eignen Kinder anwenden zu lassen, die, nach Abzug der Essenszeit, 10 volle Stunden an solche Beschäftigung, in einer solchen Atmosphäre, geschmiedet sind... Diese Kinder arbeiten länger als die Ackerknechte in den Nachbardörfern... Solch liebloses Gekohl über 'Müßiggang und Laster' muß als der reinste Cant und die schamloseste Heuchelei gebrandmarkt werden... Der Teil des Publikums, der vor ungefähr zwölf Jahren auffuhr über die Zuversicht, womit man öffentlich und ganz ernsthaft proklamierte, unter der Sanktion hoher Autorität, daß der ganze 'Reingewinn' des Fabrikanten aus 'der letzten Stunde' Arbeit fließt und daher die Reduktion des Arbeitstags um eine Stunde den Reingewinn vernichtet; dieser Teil des Publikums, sagen wir, wird kaum seinen Augen trauen, wenn er nun findet, daß die Original-Entdeckung über die Tugenden der 'letzten Stunde' seitdem so weit verbessert worden ist, 'Moral' und 'Profit' gleichmäßig einzuschließen; so daß, wenn die Dauer der Kinderarbeit auf volle 10 Stunden reduziert wird, die Moral der Kinder zugleich mit dem Nettogewinn ihrer Anwender flöten geht, beide abhängig von dieser letzten, dieser fatalen Stunde." ("Repts. of Insp. of Fact. for 31st Oct. 1848", p. 101.) Derselbe Fabrikbericht gibt dann Proben von der "Moral" und "Tugend" dieser Herrn Fabrikanten, von den Schlichen, Pfiffen, Lockungen, Drohmitteln, Fälschungen usw., die sie anwandten, um von wenigen ganz verwahrlosten Arbeitern dergleichen Petitionen unterzeichnen zu machen, um sie dann als Petitionen eines ganzen Industriezweigs, ganzer Grafschaften dem Parlament aufzubinden. Höchst charakteristisch bleibt es für den heutigen Stand der sogenannten ökonomischen "Wissenschaft", daß weder Senior selbst, der später zu seiner Ehre energisch für die Fabrikgesetzgebung auftrat, noch seine ursprünglichen und spätren Widersacher, die Trugschlüsse der "Originalentdeckung" aufzulösen wußten. Sie appellierten an die tatsächliche Erfahrung. Das why und wherefore 1*) blieb Mysterium. --#

1*) Warum und Weshalb
#243# 7. Kapitel - Die Rate des Mehrwerts --

mehr von eurem werten Umgang. Addio! 33)... Das Signal der von Senior 1836 entdeckten "letzten Stunde" ward am 15. April 1848, polemisch gegen das Zehnstundengesetz, von James Wilson, einem der ökonomischen Hauptmandarine, im "London Economist" von neuem geblasen.

4. Das Mehrprodukt

Den Teil des Produkts (1/10 von 20 Pfd. Garn oder 2 Pfd. Garn in dem Beispiel sub 2), worin sich der Mehrwert darstellt, nennen wir Mehrprodutkt (surplus produce, produit riet). Wie die Rate des Mehrwerts durch sein Verhältnis nicht zur Gesamtsumme, sondern zum variablen Bestandteil des Kapitals bestimmt wird, so die Höhe des Mehrprodukts durch sein Verhältnis nicht zum Rest des Gesamtprodukts, sondern zum Produktteil, worin sich die notwendige Arbeit darstellt. Wie die Produktion von Mehrwert der bestimmende Zweck der kapitalistischen Produktion, so mißt nicht die absolute Größe des Produkts, sondern die relative Größe des Mehr produkts den Höhegrad des Reichtums. 34) #

33) Indes hatte der Herr Professor doch etwas bei seinem Manchester Ausflug profitiert In den "Letters on the Factory Act" hängt der ganze Reingewinn, "Profit" und "Zins" und sogar "something more" 1*) an einer unbezahlten Arbeitsstunde des Arters! Ein Jahr zuvor, in seinen zum Gemeinbesten Oxforder Studenten und gebildeter Philister verfaßten "Outlines of Political Economy" hatte er noch gegenüber Ricardos Wertbestimmung durch die Arbeitszeit "entdeckt", daß der Profit aus der Arbeit des Kapitalisten und der Zins aus seiner Asketik, seiner "Abstinenz" herstamme. Die Flause selbst war alt, aber das Wort "Abstinenz" neu. Herr Roscher verdeutscht es richtig durch "Enthaltung". Seine minder mit Latein beschlagnen Kompatrioten, Wirte, Schulzen und andre Michels, haben es in "Entsagung" vermöncht.
34) "Für ein Individuum mit einem Kapital von 20000 Pfd.St., dessen Profite 2000 Pfd.St. jährlich betragen, wäre es ein durchaus gleichgültig Ding, ob sein Kapital 100 oder 1000 Arbeiter beschäftigt, ob die produzierten Waren sich zu 10000 oder 20000 Pfd.St. verkaufen, immer vorausgesetzt, daß seine Profite in allen Fällen nicht unter 2000 Pfd.St. fallen. Ist das reale Interesse einer Nation nicht dasselbe? Vorausgesetzt, ihr reales Nettoeinkommen, ihre Renten und Profite bleiben dieselben, so ist es nicht von der geringsten Wichtigkeit, ob die Nation aus 10 oder 12 Millionen Einwohnern besteht." (Ricardo, l.c.p. 416.) Lange vor Ricardo sagte der Fanatiker des Mehrprodukts, Arthur Young, ein übrigens schwatzschweifiger, kritikloser Schriftsteller, dessen Ruf in umgekehrtem Verhältnis zu seinem Verdienst steht, u.a.: Von welchem --#

1*) "etwas mehr"
#244# III. Abschnitt - Die Produktion des absoluten Mehrwerts --

Die Summe der notwendigen Arbeit und der Mehrarbeit, der Zeitabschnitte, worin der Arbeiter den Ersatzwert seiner Arbeitskraft und den Mehrwert produziert, bildet die absolute Größe seiner Arbeitszeit - den Arbeitstag (working day).
Nutzen wurde in einem modernen Königreich eine ganze Provinz sein, deren Boden in altrömischer Manier, von kleinen, unabhängigen Bauern, meinetwegen noch so gut bebaut wurde? Von welchem Zwecke, außer dem einzigen, Menschen zu erzeugen (the mere purpose of breeding men), was an und für sich gar keinen Zweck hat (is a most useless purpose)" - (Arthur Young, "Political Arithmetic etc.", London 1774, p. 47.) Zusatz zu Note 34. Sonderbar ist "die starke Neigung, das Reineinkommen als vorteilhaft für die arbeitende Klasse hirizustellen,... dabei ist aber offensichtlich, daß dieses nicht deshalb vorteilhaft ist, weil es rein ist". (Th. Hopkins, "On Rent of Land etc.", London 1828, p. 126.)
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ACHTES KAPITEL

Der Arbeitstag

1. Die Grenzen des Arbeitstags

Wir gingen von der Voraussetzung aus, daß die Arbeitskraft zu ihrem Werte gekauft und verkauft wird. Ihr Wert, wie der jeder andren Ware, wird bestimmt durch die zu ihrer Produktion nötige Arbeitszeit. Erheischt also die Produktion der durchschnittlichen täglichen Lebensmittel des Arbeiters 6 Stunden, so muß er im Durchschnitt 6 Stunden per Tag arbeiten, um seine Arbeitskraft täglich zu produzieren oder den in ihrem Verkauf erhaltnen Wert zu reproduzieren. Der notwendige Teil seines Arbeitstags beträgt dann 6 Stunden und ist daher, unter sonst gleichbleibenden Umständen, eine gegebne Größe. Aber damit ist die Größe des Arbeitstags selbst noch nicht gegeben. Nehmen wir an, die Linie a______b stelle die Dauer oder Länge der notwendigen Arbeitszeit vor, sage 6 Stunden. Je nachdem die Arbeit über a b um 1, 3 oder 6 Stunden usw. verlängert wird, erhalten wir die 3 verschiedenen Linien:
Arbeitstag I Arbeitstag II a______b_c, a______b___c,
Arbeitstag III a______b______c
die drei verschiedne Arbeeitstage von 7, 9 und 12 Stunden vorstellen. Die Verlängrungslinie b c stellt die Länge der Mehrarbeit vor. Da der Arbeitstag = a b + b c oder a c ist, variiert er mit der variablen Größe b c. Da a b gegeben ist, kann das Verhältnis von b c zu a b stets gemessen werden. Es beträgt in Arbeitstag I 1/6, in Arbeitstag II 3/6 und in Arbeitstag III 6/6
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von a b. Da ferner die Proportion Mehrarbeitszeit/Notwendige Arbeitszeitdie Rate des Mehrwerts bestimmt, ist letztre gegeben durch jenes Verhältnis. Sie beträgt in den drei verschiednen Arbeitstagen respektive 16 2/3, 50 und 100%. Umgekehrt würde die Rate des Mehrwerts allein uns nicht die Größe des Arbeitstags geben. Wäre sie z. B. gleich 100%, so könnte der Arbeitstag 8, 10-, 12stündig usw. sein. Sie wurde anzeigen, daß die zwei Bestandteile des Arbeitstags, notwendige Arbeit und Mehrarbeit, gleich groß sind, aber nicht, wie groß jeder dieser Teile. Der Arbeitstag ist also keine konstante, sondern eine variable Größe. Einer seiner Teile ist zwar bestimmt durch die zur beständigen Reproduktion des Arbeiters selbst erheischte Arbeitszeit, aber seine Gesamtgröße wechselt mit der Länge oder Dauer der Mehrarbeit. Der Arbeitstag ist daher bestimmbar, aber an und für sich unbestimmt. 35) Obgleich nun der Arbeitstag keine feste, sondern eine fließende Größe ist, kann er andrerseits nur innerhalb gewisser Schranken variieren. Seine Minimalschranke ist jedoch unbestimmbar. Allerdings, setzen wir die Verlängerungslinie b c, oder die Mehrarbeit, = 0, so erhalten wir eine Minimalschranke, nämlich den Teil des Tags, den der Arbeiter notwendig zu seiner Selbsterhaltung arbeiten muß. Auf Grundlage der kapitalistischen Produktionsweise kann die notwendige Arbeit aber immer nur einen Teil seines Arbeitstages bilden, der Arbeitstag sich also nie auf dies Minimum verkürzen. Dagegen besitzt der Arbeitstag eine Maximalschranke. Er ist über eine gewisse Grenze hinaus nicht verlängerbar. Diese Maximalschranke ist doppelt bestimmt. Einmal durch die physische Schranke der Arbeitskraft. Ein Mensch kann während des natürlichen Tags von 24 Stunden nur ein bestimmtes Quantum Lebenskraft verausgaben. So kann ein Pferd tagaus, tagein nur 8 Stunden arbeiten. Während eines Teils des Tags muß die Kraft ruhen, schlafen, während eines andren Teils hat der Mensch andre physische Bedürfnisse zu befriedigen, sich zu nähren, reinigen, kleiden usw. Außer dieser rein physischen Schranke stößt die Verlängrung des Arbeitstags auf moralische Schranken. Der Arbeiter braucht Zeit zur Befriedigung geistiger und sozialer Bedürfnisse, deren Umfang und Zahl durch den allgemeinen Kulturzustand bestimmt sind. Die Variation des Arbeitstags bewegt sich daher innerhalb physischer und sozialer Schranken. Beide
35) "Ein Arbeitstag ist eine unbestimmte Größe, er kann lang oder kurz sein." ("An Essay on Trade and Commerce, containing Observations on Taxation etc.", London 1770, p.73.)
#247# 8. Kapitel - Der Arbeitstag --

Schranken sind aber sehr elastischer Natur und erlauben den größten Spielraum. So finden wir Arbeitstage von 8, 10, 12, 14, 16, 18 Stunden, also von der verschiedensten Länge. Der Kapitalist hat die Arbeitskraft zu ihrem Tageswert gekauft. Ihm gehört ihr Gebrauchswert während eines Arbeitstags. Er hat also das Recht erlangt, den Arbeiter während eines Tags für sich arbeiten zu lassen. Aber was ist ein Arbeitstag? 36) Jedenfalls weniger als ein natürlicher Lebenstag. Um wieviel? Der Kapitalist hat seine eigne Ansicht über dies ultima Thule, die notwendige Schranke des Arbeitstags. Als Kapitalist ist er nur personifiziertes Kapital. Seine Seele ist die Kapitalseele. Das Kapital hat abei einen einzigen Lebenstrieb, den Trieb, sich zu verwerten, Mehrwert zu schaffen, mit seinem konstanten Teil, den Produktionsmitteln, die größtmögliche Masse Mehrarbeit einzusaugen. 37) Das Kapital ist verstorbne Arbeit, die sich nur vampyrmäßig belebt durch Einsaugung lebendiger Arbeit und um so mehr lebt, je mehr sie davon einsaugt. Die Zeit, während deren der Arbeiter arbeitet, ist die Zeit, während deren der Kapitalist die von ihm gekaufte Arbeitskraft konsumiert. 38) Konsumiert der Arbeiter seine disponible Zeit für sich selbst, so bestiehlt er den Kapitalisten. 39) Der Kapitalist beruft sich also auf das Gesetz des Warenaustausches. Er, wie jeder andre Käufer, sucht den größtmöglichen Nutzen aus dem Gebrauchswert seiner Ware herauszuschlagen. Plötzlich aber erhebt sich die
36) Diese Frage ist unendlich wichtiger als die berühmte Frage Sir Robert Peels an die Birminghamer Handelskammer. "What is a pound?" eine Frage, die nur gestellt werden konnte, weil Peel über die Natur des Geldes ebenso unklar war als die "little shilling men" [68] von Birmingham. 37) "Es ist die Aufgabe des Kapitalisten, mit dem verausgabten Kapital die größtmögliche Summe Arbeit herauszuschlagen. ("D'obtenir du capital dépensé la plus forte somme de travail possible.") (J.-G. Courcelle-Seneuil, Trait théorique et pratique des entreprises industrielles", 2ème édit., Paris 1857, p. 62.) 38) "Der Verlust einer Arbeitsstunde pro Tag stellt einen außerordentlich großen Schaden für einen Handelsstaat dar." "Der Konsum von Luxusgütern unter den arbeitenden Armen dieses Königsreichs ist sehr groß; besonders unter dem Manufakturpöbel: dabei konsumieren sie aber auch ihre Zeit, ein Verbrauch, verhängnisvoller als jeder andre." ("An Essay on Trade and Commerce etc.", p. 47 u. 153.) 39) "Wenn sich der freie Tagelöhner einen Augenblick ausruht, behauptet die schmutzige Ökonomie, die ihn mit unruhigen Augen verfolgt, daß er sie bestehle." (N. Linguet, "Théorie des Loix Civiles etc.", London 1767, t. II, p. 466.) --#

1*) "Was ist ein Pfund?"
#248# III. Abschnitt - Die Produktion des absoluten Mehrwerts --

Stimme des Arbeiters, die im Sturm und Drang des Produktionsprozesses verstummt war: Die Ware, die ich dir verkauft habe, unterscheidet sich von dem andren Warenpöbel dadurch, daß ihr Gebrauch Wert schafft und größren Wert, als sie selbst kostet. Dies war der Grund, warum du sie kauftest. Was auf deiner Seite als Verwertung von Kapital erscheint, ist auf meiner Seite überschüssige Verausgabung von Arbeitskraft. Du und ich kennen auf dem Marktplatz nur ein Gesetz, das des Warenaustausches. Und der Konsum der Ware gehört nicht dem Verkäufer, der sie veräußert, sondern dem Käufer, der sie erwirbt. Dir gehört daher der Gebrauch meiner täglichen Arbeitskraft. Aber vermittelst ihres täglichen Verkaufspreises muß ich sie täglich reproduzieren und daher von neuem verkaufen können. Abgesehn von dem natürlichen Verschleiß durch Alter usw., muß ich fähig sein, morgen mit demselben Normalzustand von Kraft, Gesundheit und Frische zu arbeiten, Wie heute. Du predigst mir beständig das Evangelium der "Sparsamkeit" und "Enthaltung". Nun gut! Ich will wie ein vernünftiger, sparsamer Wirt mein einziges Vermögen, die Arbeitskraft, haushalten und mich jeder tollen Verschwendung derselben enthalten. Ich will täglich nur soviel von ihr flüssig machen, in Bewegung, in Arbeit umsetzen, als sich mit ihrer Normaldauer und gesunden Entwicklung verträgt. Durch maßlose Verlängrung des Arbeitstags kannst du in einem Tage ein größres Quantum meiner Arbeitskraft flüssig machen, als ich in drei Tagen ersetzen kann. Was du so an Arbeit gewinnst, verliere ich an Arbeitssubstanz. Die Benutzung meiner Arbeitskraft und die Beraubung derselben sind ganz verschiedne Dinge. Wenn die Durchschnittsperlode, die ein Durchschnittsarbeiter bei vernünftigem Arbeitsmaß leben kann, 30 Jahre beträgt, ist der Wert meiner Arbeitskraft, den du mir einen Tag in den andren zahlst, 1/365x30 oder 1/10950 ihres Gesamtwerts. Konsumierst du sie aber in 10 Jahren, so zahlst du mir täglich 1/10950 statt 1/3650 ihres Gesamtwerts, also nur 1/3 ihres Tageswerts, und stiehlst mir daher täglich 2/3 des Werts meiner Ware. Du zahlst mir eintägige Arbeitskraft, wo du dreitägige verbrauchst. Das ist wider unsren Vertrag und das Gesetz des Warenaustausches. Ich verlange also einen Arbeitstag von normaler Länge, und ich verlange ihn ohne Appell an dein Herz, denn in Geldsachen hört die Gemütlichkeit auf. Du magst ein Musterbürger sein, vielleicht Mitglied des Vereins zur Abschaffung der Tierquälerei und obendrein im Geruch der Heiligkeit stehn, aber dem Ding, das du mir gegenüber repräsentierst, schlägt kein Herz in seiner Brust. Was darin zu pochen scheint, ist mein eigner Herzschlag. Ich verlange den
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Normalarbeitstag, weil ich den Wert meiner Ware verlange, wie jeder andre Verkäufer. 40) Man sieht: Von ganz elastischen Schranken abgesehn, ergibt sich aus der Natur des Warenaustausches selbst keine Grenze des Arbeitstags, also keine Grenze der Mehrarbeit. Der Kapitalist behauptet sein Recht als Käufer, wenn er den Arbeitstag so lang als möglich und womöglich aus einem Arbeitstag zwei zu machen sucht. Andrerseits schließt die spezifische Natur der verkauften Ware eine Schranke ihres Konsums durch den Käufer ein, und der Arbeiter behauptet sein Recht als Verkäufer, wenn er den Arbeitstag auf eine bestimmte Normalgröße beschränken will. Es findet hier also eine Antinomie statt, Recht wider Recht, beide gleichmäßig durch das Gesetz des Warenaustausches besiegelt. Zwischen gleichen Rechten entscheidet die Gewalt. Und so stellt sich in der Geschichte der kapitalistischen Produktion die Normierung des Arbeitstags als Kampf um die Schranken des Arbeitstags dar - ein Kampf zwischen dem Gesamtkapitalisten, d.h. der Klasse der Kapitalisten, und dem Gesamtarbeiter, oder der Arbeiterklasse.

2. Der Heißhunger nach Mehrarbeit. Fabrikant und Bojar

Das Kapital hat die Mehrarbeit nicht erfunden. Überall, wo ein Teil der Gesellschaft das Monopol der Produktionsmittel besitzt, muß der Arbeiter, frei oder unfrei, der zu seiner Selbsterhaltung notwendigen Arbeitszeit überschüssige Arbeitszeit zusetzen, um die Lebensmittel für den Eigner der Produktionsmittel zu produzieren 41), sei dieser Eigentümer nun atheniensischer ????? ??????? 4*), etruskischer Theokrat, civis romanus 5*), normännischer Baron, amerikanischer Sklavenhalter, walachischer Bojar,
40) Während des großen strike 1*) der London builders 2*), 1860-1861, zur Reduktion des Arbeitstags auf 9 Stunden, veröffentlichte ihr Komitee eine Erklärung, die halb und halb auf das Plädoyer unsres Arbeiters hinausläuft. Die Erklärung spielt nicht ohne Ironie darauf an, daß der Profitwütigste der "building masters" 3*) - ein gewisser Sir M. Peto - im "Geruch der Heiligkeit" stehe. (Derselbe Peto kam nach 1867 zu einem Ende mit Strousberg!)

41) "Diejenigen, die arbeiten..., ernähren in Wirklichkeit sowohl die Pensionäre, genannt die Reichen, als auch sich selbst." (Edmund Burke, l.c.p. 2, 3.) --#

1*) Streiks - 2*) Londoner Bauarbeiter - 3*) "Bauunternehmer"4*) Aristokrat - 5*) römischer Bürger
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moderner Landlord oder Kapitalist. 42) Indes ist klar, daß, wenn in einer ökonomischen Gesellschaftsformation nicht der Tauschwert, sondern der Gebrauchswert des Produkts vorwiegt, die Mehrarbeit durch einen engern oder weitern Kreis von Bedürfnissen beschränkt ist, aber kein schrankenloses Bedürfnis nach Mehrarbeit aus dem Charakter der Produktion selbst entspringt. Entsetzlich zeigt sich daher im Altertum die Überarbeit, wo es gilt, den Tauschwert in seiner selbständigen Geldgestalt zu gewinnen, in der Produktion von Gold und Silber. Gewaltsames zu Tod arbeiten ist hier die offizielle Form der überarbeit. Man lese nur den Diodorus Siculus. 43) Doch sind dies Ausnahmen in der alten Welt. Sobald aber Völker, deren Produktion sich noch in den niedrigren Formen der Sklavenarbeit, Fronarbeit usw. bewegt, hineingezogen werden in einen durch die kapitalistische Piroduktionsweise beherrschten Weltmarkt, der den Verkauf ihrer Produkte ins Ausland zum vorwiegenden Interesse entwickelt, wird den barbarischen Greueln der Sklaverei, Leibeigenschaft usw. der zivilisierte Greuel der Überarbeit aufgepfropft. Daher bewahrte die Negerarbeit in den südlichen Staaten der amerikanischen Union einen gemäßigt patriarchalischen Charakter, solange die Produktion hauptsächlich auf den unmittelbaren Selbstbedarf gerichtet war. In dem Grade aber, wie der Baumwollexport zum Lebensinteresse jener Staaten, ward die Überarbeitung des Negers, hier und da die Konsumtion seines Lebens in sieben Arbeitsjahren, Faktor eines berechneten und berechnenden Systems. Es galt nicht mehr, eine gewisse Masse nützlicher Produkte aus ihm herauszuschlagen. Es galt nun der Produktion des Mehrwerts selbst. Ähnlich mit der Fronarbeit, z.B. in den Donaufürstentümern. Die Vergleichung des Heißhungers nach Mehrarbeit in den Donaufürstentümern mit demselben Heißhunger in englischen Fabriken bietet ein
42) Sehr naiv bemerkt Niebuhr in seiner "Römischen Geschichte": Man kann sich nicht verhehlen, daß Werke wie die etruskischen, die in ihren Trümmern erstaunen, in kleinen (!) Staaten Fronherrn und Knechte voraussetzen." Viel tiefer sagte Sismondi, daß "Brüsseler Spitzen" Lohnherrn und Lohndiener voraussetzen. 43) "Man kann diese Unglücklichen" (in den Goldbergwerken zwischen Ägypten, Äthiopien und Arabien), die nicht einmal ihren Körper reinlich halten noch ihre Blöße decken können, nicht ansehn, ohne ihr jammervolles Schicksal zu beklagen. Denn da findet keine Nachsicht und keine Schonung statt für Kranke, für Gebrechliche, für Greise, für die weibliche Schwachheit. Alle müssen, durch Schläge gezwungen, fortarbeiten, bis der Tod ihren Qualen und ihrer Not ein Ende macht." (Diod. Sic., "Historische Bibliothek", Buch 3, c.13,[p. 260].)
#251# 8. Kapitel - Der Arbeitstag --

besondres Interesse, weil die Mehrarbeit in der Fronarbeit eine selbständige, sinnlich wahirnehmbare Form besitzt. Gesetzt, der Arbeitstag zähle 6 Stunden notwendiger Arbeit und 6 Stunden Mehrarbeit. So liefert der freie Arbeiter dem Kapitalisten wöchentlich 6x6 oder 36 Stunden Mehrarbeit. Es st dasselbe, als arbeite er 3 Tage in der Woche für sich und 3 Tage in der Woche umsonst für den Kapitalisten. Aber dies st nicht sichtbar. Mehrarbeit und notwendige Arbeit verschwimmen ineinander. Ich kann daher dasselbe Verhältnis z.B. auch so ausdrucken, daß der Arbeiter in jeder Minute 30 Sekunden für sich und 30 Sekunden für den Kapitalisten arbeitet usw. Anders mit der Fronarbeit. Die notwendige Arbeit, die z.B. der walachische Bauer zu seiner Selbsterhaltung verrichtet, ist räumlich getrennt von seiner Mehrarbeit für den Bojaren. Die eine verrichtet er auf seinem eignen Felde, die andre auf dem herrschaftlichen Gut. Beide Teile der Arbeitszeit existieren daher selbständig nebeneinander. In der Form der Fronarbeit ist die Mehrarbeit genau abgeschieden von der notwendigen Arbeit. An dem quantitativen Verhältnis von Mehrarbeit und notwendiger Arbeit ändert diese verschiedne Erscheinungsform offenbar nichts. Drei Tage Mehrarbeit in der Woche bleiben drei Tage Arbeit, die kein Äquivalent für den Arbeiter selbst bildet, ob sie Fronarbeit heiße oder Lohnarbeit. Bei dem Kapitalisten jedoch erscheint der Heißhunger nach Mehrarbeit im Drang zu maßloser Verlängrung des Arbeitstags, bei dem Bojaren einfacher in unmittelbarer Jagd auf Frontage. 44) Die Fronarbeit war in den Donaufürstentümern verknüpft mit Naturalrenten und sonstigem Zubehör von Leibeigenschaft, bildete aber den entscheidenden Tribut an die herrschende Klasse. Wo dies der Fall, entsprang die Fronarbeit selten aus der Leibeigenschaft, Leibeigenschaft vielmehr meist umgekehrt aus der Fronarbeit. 44a) So in den rumänischen Provinzen.
44) Das Nachfolgende bezieht sich auf die Zustände der rumänischen Provinzen, wie sie sich vor der Umwälzung [55] seit dem Krimkrieg gestaltet hatten. 44a) {Note zur 3. Aufl. - Dies gilt ebenfalls für Deutschland und speziell für das ostelbische Preußen. Im 15. Jahrhundert war der deutsche Bauer fast überall ein gewissen Leistungen in Produkt und Arbeit unterworfener, aber sonst wenigstens faktisch freier Mann. Die deutschen Kolonisten in Brandenburg, Pommern, Schlesien und Ostpreußen waren sogar rechtlich als Freie anerkannt. Der Sieg des Adels im Bauernkrieg machte dem ein Ende. Nicht nur die besiegten süddeutschen Bauern wurden wieder leibeigen. Schon seit Mitte des 16. Jahrhunderts werden die ostpreußischen, brandenburgischen, pommerschen und schlesischen, und bald darauf auch die schleswig-holsteinischen freien Bauern zu Leibeignen erniedrigt. (Maurer, "Fronhöfe", IV. Bd. - Meitzen, "Der Boden des Pr. Staats". - Hanssen, "Leibeigenschaft in Scldeswig-Holstein".) F.E.}
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Ihre ursprüngliche Produktionsweise war auf Gemeineigentum gegründet, aber nicht auf Gemeineigentum in slawischer oder gar indischer Form. Ein Teil der Ländereien wurde als freies Privateigentum von den Mitgliedern der Gemeinde selbständig bewirtschaftet, ein andrer Teil - der ager publicus - gemeinsam von ihnen bestellt. Die Produkte dieser gemeinsamen Arbeit dienten teils als Reservefonds für Mißernten und andre Zufälle, teils als Staatsschatz zur Deckung für die Kosten von Krieg, Religion und andre Gemeindeausgaben. Im Laufe der Zeit usurpierten kriegerische und kirchliche Würdenträger mit dem Gemeineigentum die Leistungen für dasselbe. Die Arbeit der freien Bauern auf ihrem Gemeindeland verwandelte sich in Fronarbeit für die Diebe des Gemeindelandes. Damit entwickelten sich zugleich LeibeigenschaftsVerhältnisse, jedoch nur tatsächlich, nicht gesetzlich, bis das weltbefreiende Rußland unter dem Vorwand, die Leibeigenschaft abzuschaffen, sie zum Gesetz erhob. Der Kodex der Fronarbeit, den der russische General Kisselew 1831 proklamierte, war natürlich von den Bojaren selbst diktiert. Rußland eroberte so mit einem Schlag die Magnaten der Donaufürstentümer und den Beifallsklatsch der liberalen Kretins von ganz Europa. Nach dem "Règlement organique" [69], so heißt jener Kodex der Fronarbeit, schuldet jeder walachische Bauer, außer einer Masse detaillierter Naturalabgaben, dem sog. Grundeigentümer 1. zwölf Arbeitstage überhaupt, 2. einen Tag Feldarbeit und 3. einen Tag Holzfuhre. Summa summarum 14 Tage im Jahre. Mit tiefer Einsicht in die politische Ökonomie wird jedoch der Arbeitstag nicht in seinem ordinären Sinn genommen, sondern der zur Herstellung eines täglichen Durchschnittsprodukts notwendige Arbeitstag, aber das tägliche Durchschnittsprodukt ist pfiffigerweise so bestimmt, daß kein Zyklope in 24 Stunden damit fertig würde. In den dürren Worten echt russischer Ironie erklärt daher das "Règlement" selbst, unter 12 Arbeitstagen sei das Produkt einer Handarbeit von 36 Tagen zu verstehn, unter einem Tag Feldarbeit drei Tage, und unter einem Tag Holzfuhr ebenfalls das Dreifache. Summa: 42 Frontage. Es kommt aber hinzu die sog. Jobagie, Dienstleistungen, die dem Grundherrn für außerordentliche Produktionsbedürfnisse gebühren. Im Verhältnis zur Größe seiner Bevölkerung hat jedes Dorf jährlich ein bestimmtes Kontingent zur Jobagie zu stellen. Diese zusätzliche Fronarbeit wird für jeden walachischen Bauer auf 14 Tage geschätzt. So beträgt die vorgeschriebne Fronarbeit 56 Arbeitstage jährlich. Das Ackerbaujahr zählt aber in der Walachei wegen des schlechten Klimas nur 210 Tage, wovon 40 für Sonn- und Feiertage, 30 durchschnittlich für Unwetter, zusammen
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70 Tage ausfallen. Bleiben 140 Arbeitstage. Das Verhältnis der Fronarbeit zur notwendigen Arbeit, 56/84 oder 66 2/3 Prozent, drückt eine viel kleinere Rate des Mehrwerts aus als die, welche die Arbeit des englischen Agrikultur- oder Fabrikarbeiters reguliert. Dies ist jedoch nur die gesetzlich vorgeschriebne Fronarbeit. Und in noch liberalerem Geist als die englische Fabrikgesetzgebung hat das "Règlement organique" seine eigne Umgehung zu erleichtern gewußt. Nachdem es aus 12 Tagen 54 gemacht, wird das nominelle Tagwerk jedes der 54 Frontage wieder so bestimmt, daß eine Zubuße auf die folgenden Tage fallen muß. In einem Tag z.B. soll eine Landstrecke ausgejätet werden, die zu dieser Operation, namentlich auf den Maispflanzungen, doppelt soviel Zeit erheischt. Das gesetzliche Tagwerk für einzelne Agrikulturarbeiten ist so auslegbar, daß der Tag im Monat Mai anfängt und im Monat Oktober aufhört. Für die Moldau sind die Bestimmungen noch härter.
"Die zwölf Frontage des Règlement organique", rief ein siegtrunkner Bojar, belaufen sich auf 365 Tage im Jahr!" 45)
War das Règlement organique der Donaufürstentümer ein positiver Ausdruck des Heißhungers nach Mehrarbeit, den jeder Paragraph legalisiert, so sind die englischen Factory-Acts negative Ausdrücke desselben Heißhungers. Diese Gesetze zügeln den Drang des Kapitals nach maßloser Aussaugung der Arbeitskraft durch gewaltsame Beschränkung des Arbeitstags von Staats wegen, und zwar von seiten eines Staats, den Kapitalist und Landlord beherrschen. Von einer täglich bedrohlicher anschwellenden Arbeiterbewegung abgesehn, war die Beschränkung der Fabrikarbeit diktiert durch dieselbe Notwendigkeit, welche den Guano auf die englischen Felder ausgoß. Dieselbe blinde Raubgier, die in dem einen Fall die Erde erschöpft, hatte in dem andren die Lebenskraft der Nation an der Wurzel ergriffen. Periodische Epidemien sprachen hier ebenso deutlich als das abnehmende Soldatenmaß in Deutschland und Frankreich. 46)
45) Weitere Details findet man in É. Regnault, "Histoire politique et sociale des Principautés Danubiennes", Paris 1855, [p. 304 sqq.]. 46) "Im allgemeinen spricht innerhalb gewisser Grenzen für das Gedeihen organischer Wesen das Überschreiten des Mittelmaßes ihrer Art. Für den Menschen verkleinert sich sein Körpermaß, wenn sein Gedeihen beeinträchtigt ist, sei es durch physische oder soziale Verhältnisse. In allen europäischen Ländern, wo Konskription besteht, hat seit Einführung derselben das mittlere Körpermaß der erwachsenen Männer und im ganzen ihre Tauglichkeit zum Kriegsdienst abgenommen. Vor der Revolution
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Der jetzt (1867) geltende Factory-Act von 1850 erlaubt für den durchschnittlichen Wochentag 10 Stunden, nämlich für die ersten 5 Wochentage 12 Stunden, von 6 Uhr morgens bis 6 Uhr abends, wovon aber 1/2 Stunde für Frühstück und eine Stunde für Mittagessen gesetzlich abgehn, also 10 1/2 Arbeitsstunden bleiben, und 8 Stunden für den Samstag, von 6 Uhr morgens bis 2 Uhr nachmittags, wovon 1/2 Stunde für Frühstück abgeht. Bleiben 60 Arbeitsstunden, 10 1/2 für die ersten fünf Wochentage, 7 1/2 für den letzten Wochentag. 47) Es sind eigne Wächter des Gesetzes bestellt, die dem Ministerium des Innern direkt untergeordneten Fabrikinspektoren, deren Berichte halbjährlich von Parlaments wegen veröffentlicht werden. Sie liefern also eine fortlaufende und offizielle Statistik über den Kapitalistenheißhunger nach Mehrarbeit. Hören wir einen Augenblick die Fabrikinspektoren. 48)
(1789) war das Minimum für den Infanteristen in Frankreich 165 Zentimeter; 1818 (Gesetz vom 10. März) 157, nach dem Gesetz vom 21. März 1832, 156 Zentimeter; durchschnittlich in Frankreich wegen mangelnder Größe und Gebrechen über die Hälfte ausgemustert. Das Militärmaß war in Sachsen 1780: 178 Zentimeter, jetzt 155. In Preußen ist es 157. Nach Angabe in der 'Bayrischen Zeitung' vom 9. Mai 1862 von Dr. Meyer stellt sich nach einem 9jährigen Durchschnitt heraus, daß in Preußen von 1000 Konskribierten 716 untauglich zum Militärdienst: 317 wegen Mindermaß und 399 wegen Gebrechen... Berlin konnte 1858 sein Kontingent an Ersatz-Mannschaft nicht stellen, es fehlten 156 Mann." (J. v. Liebig, "Die Chemie in ihrer Anwendung auf Agrikultur und Physiologie", 1862. 7. Aufl. Band I, p.117,118.) 47) Die Geschichte des Fabrikakts von 1850 folgt im Verlauf dieses Kapitels. 48) Auf die Periode vom Beginn der großen Industrie in England bis 1845 gehe ich nur hier und da ein und verweise den Leser darüber auf "Die Lage der arbeitenden Klasse in England" von Friedrich Engels, Leipzig 1845 1*). Wie tief Engels den Geist der kapitalistischen Produktionsweise begriff, zeigen die Factory Reports, Reports on Mines usw., die seit 1845 erschienen sind, und wie bewundrungswürdig er die Zustände im Detail malte, zeigt der oberflächlichste Vergleich seiner Schrift mit den 18 bis 20 Jahre später veröffentlichten offiziellen Reports der Children's Employment Commission (1863-1867). Diese handeln nämlich von Industriezweigen, worin die Fabrikgesetzgebung bis 1862 noch nicht eingeführt war, zum Teil noch nicht eingeführt ist. Hier wurde also den von Engels geschilderten Zuständen mehr oder minder große Ändrung nicht von außen aufgeherrscht. Meine Beispiele entlehne ich hauptsächlich der Freihandelsperiode nach 1848, jener paradiesischen Zeit, wovon ebenso großmäulige als wissenschaftlich verwahrloste Freihandetshausierburschen den Deutschen so fabelhaft viel vorfauchen. - Übrigens figuriert England hier nur im Vordergrund, weil es die --#

1*) Siehe Band 2 unserer Ausgabe
#255# 8. Kapitel - Der Arbeitstag --

"Der betrügerische Fabrikant beginnt die Arbeit eine Viertelstunde, manchmal früher, manchmal später, vor 6 Uhr morgens und schließt sie eine Viertelstunde, manchmal früher, manchmal später, nach 6 Uhr nachmittags. Er nimmt 5 Minuten weg vom Anfang und Ende der nominell für das Frühstück anberaumten halben Stunde, und knappt 10 Minuten ab zu Anfang und Ende der für Mittagessen anberaumten Stunde. Samstag arbeitet er eine Viertelstunde, manchmal mehr, manchmal weniger, nach 2 Uhr nachmittags. So beträgt sein Gewinn:
Vor 6 Uhr morgens.............15 Minuten Nach 6 Uhr nachmittags........15 " Für Frühstückszeit............10 " Beim Mittagessen 20 " -- 60 Minuten#

An Samstagen Vor 6 Uhr morgens.............15 Minuten Wöchentlicher Für Frühstück.................10 " Gesamtgewinn: Nach 2 Uhr nachmittags........15 " 340 Minuten
Oder 5 Stunden 40 Minuten wöchentlich, was mit 50 Arbeitswochen multipliziert, nach Abzug von 2 Wochen für Feiertage oder gelegentliche Unterbrechungen, 27 Arbeitstage gibt." 49)
"Wird der Arbeitstag täglich 5 Minuten über die Normaldauer verlängert, so gibt das 2 1/2 Produktionstage im Jahr." 50) "Eine zusätzliche Stunde täglich, dadurch gewonnen, daß bald hier ein Stückchen Zeit erhascht wird, bald dort ein andres Stückchen, macht aus den 12 Monaten des Jahres 13." 51)
Krisen, worin die Produktion unterbrochen und nur "kurze Zeit", nur während einiger Tage in der Woche, gearbeitet wird, ändern natürlich nichts an dem Trieb nach Verlängrung des Arbeitstags. je weniger Geschäfte gemacht werden, desto größer soll der Gewinn auf das gemachte Geschäft sein. Je weniger Zeit gearbeitet werden kann, desto mehr Surplus Arbeitszeit soll gearbeitet werden. So berichten die Fahrikinspektoren über die Periode der Krise von 1857 bis 1858:
"Man mag es für eine Inkonsequenz halten, daß irgendwelche Überarbeit zu einer Zeit stattfinde, wo der Handel so schlecht geht, aber sein schlechter Zustand spornt
kapitalistische Produktion klassisch repräsentiert und allein eine offiziell fortlaufende Statistik der behandelten Gegenstände besitzt. 49) "Suggestions etc. by Mr. L. Horner, Inspector of Factories", im "Factories Regulation Act. Ordered by the House of Commons to be printed 9. Aug. 1859", p. 4, 5. 50) "Reports of the Insp. of Fact. for the half year, Oct. 1856", p. 35. 51) "Report etc. 30th April 1858", p. 9.
#256# III. Abschnitt - Die Produktion des absoluten Mehrwerts --

rücksichtslose Leute zu Überschreitungen; sie sichern sich so einen Extraprofit..." "Zur selben Zeit", sagt Leonard Horner, "wo 122 Fabriken in meinem Distrikt ganz aufgegeben sind, 143 stillstehn und alle andren kurzezeit arbeiten, wird die Überarbeit über die gesetzlich bestimmte Zeit fortgesetzt." 52) "Obgleich", sagt Herr Howell, in den meisten Fabriken des schlechten Geschäftsstands wegen nur halbe Zeit gearbeitet wird, erhalte ich nach wie vor dieselbe Anzahl von Klagen, daß eine halbe Stunde oder 3/4 Stunden täglich den Arbeitern weggeschnappt (snatched) werden durch Eingriffe in die ihnen gesetzlich gesicherten Fristen für Mahlzeit und Erholung." 53)
Dasselbe Phänomen wiederholt sich auf kleinerer Stufenleiter während der furchtbaren Baumwollkrise von 1861 bis 1865. 54)
"Es wird zuweilen vorgeschützt, wenn wir Arbeiter während der Speisestunden oder sonst zu ungesetzlicher Zeit am Werk ertappen, daß sie die Fabrik durchaus nicht verlassen wollen und daß es des Zwangs bedarf, um ihre Arbeit' (Reinigen der Maschinen usw.) zu unterbrechen, namentlich Samstag nachmittags. Aber wenn die 'Hände' nach Stillsetzung der Maschinerie in der Fabrik bleiben, geschieht es nur, weil ihnen zwischen 6 Uhr morgens und 6 Uhr abends, in den gesetzlich bestimmten Arbeitsstunden, keine Frist zur Verrichtung solcher Geschäfte gestattet worden ist." 55) "Der durch Überarbeit über die gesetzliche Zeit zu machende Extraprofit scheint für viele Fabrikanten eine zu große Versuchung, um ihr widerstehn zu können. Sie rechnen auf die Chance, nicht ausgefunden zu werden, und berechnen, daß selbst im
52) "Reports etc.", l.c.p. 10. 53) "Reports etc.", l.c.p. 25. 54) "Reports etc. for the half year ending 30th April 1861." Sieh Appendix Nr. 2; "Reports etc. 31st Octob. 1862", p. 7, 52, 53. Die Überschreitungen werden wieder zahlreicher mit dem letzten Halbjahr 1863. Vgl., Reports etc. ending 31st Oct. 1863", p. 7. 55) "Reports etc. 31st Oct. 1860", p. 23. Mit welchem Fanatismus, nach gerichtlichen Aussagen der Fabrikanten, ihre Fabrikhände sich jeder Unterbrechung der Fabrikarbeit widersetzen, zeige folgendes Kuriosum: Anfang Juni 1836 gingen den Magistrates von Dewsbury (Yorkshire) Denunziationen zu, wonach die Eigner von 8 großen Fabriken in der Nähe von Batley den Fabrikakt verletzt hätten. Ein Teil dieser Herren war angeklagt, 5 Knaben zwischen 12 und 15 Jahren von 6 Uhr morgens des Freitags bis 4 Uhr nachmittags des folgenden Samstags abgearbeitet zu haben, ohne irgendeine Erholung zu gestatten, außer für Mahlzeiten und eine Stunde Schlaf um Mitternacht. Und diese Kinder hatten die rastlose, 30stündige Arbeit zu verrichten in dem "shoddyhole", wie die Höhle heißt, worin Wollenlumpen aufgerissen werden und wo ein Luftmeer von Staub, Abfällen usw. selbst den erwachsnen Arbeiter zwingt, den Mund beständig mit Schnupftüchern zu verbinden, zum Schutz seiner Lunge! Die Herren Angeklagten versicherten an Eides Statt - als Quäker waren sie zu skrupulös religiöse Männer, einen Eid zu leisten -, "sie hätten in ihrer großen Barmherzigkeit den
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Fall der Entdeckung die Geringfügigkeit der Geldstrafen und Gerichtskosten ihnen immer noch eine Gewinnbilanz sichert." 56) "Wo die zusätzliche Zeit durch Multiplikation kleiner Diebstähle (a multiplication of small thefts) im Laufe des Tages gewonnen wird, stehn den Inspektoren fast unüberwindliche Schwierigkeiten der Beweisführung im Weg." 57)
Diese "kleinen Diebstähle" des Kapitals an der Mahlzeit und Erholungszeit der Arbeiter bezeichnen die Fabrikinspektoren auch als "petty pilferings of minutes", Mausereien von Minuten 58), "snatching a few minutes", Wegschnappen von Minuten 59), oder wie die Arbeiter es technisch heißen, "nibbling and cribbling at meal times". 1*) 60) Man sieht, in dieser Atrnosphäre ist die Bildung des Mehrwerts durch die Mehrarbeit kein Geheimnis.
"'Wenn Sie mir erlauben', sagte mir ein sehr respektabler Fabrikherr, 'täglich nur 10 Minuten Überzeit arbeiten zu lassen, stecken Sie jährlich 1000 Pfd. St. in meine Tasche.'" 61) "Zeitatome sind die Elemente des Gewinns." 62)
Nichts ist in dieser Hinsicht charakteristischer als die Bezeichnung der Arbeiter, die volle Zeit arbeiten, durch "full times" und die der Kinder unter 13 Jahren, die nur 6 Stunden arbeiten dürfen, als "half times" 63)
elenden Kindern 4 Stunden Schlaf erlaubt, aber die Starrköpfe von Kindern wollten durchaus nicht zu Bett gehn! Die Herrn Quäker wurden zu 20 Pfd. St. Geldbuße verurteilt. Dryden ahnte diese Quäker: "Ein Fuchs voller Scheinheiligkeit, der wie der Teufel lügt, doch fürchtet sich vor'm Eid, der wie ein Büßer ausschaut, doch seitwärts gier'ge Blicke wirft, doch nicht zu sünd'gen wagt, bevor er sein Gebet gesagt!" [70] 56) "Rep. etc. 31st Oct. 1856", p. 34. 57) l.c.p. 35. 58) l.c.p. 48. 59) l.c. 60) l.c. 61) l.c.p. 48. 62) "Momnents are the elements of Profit." ("Rep. of the Insp. etc. 30th April 1860", p. 56.) 63) Der Ausdruck hat offizielles Bürgerrecht, wie in der Fabrik, so in den Fabrikberichten. --#

1*) "knabbern und knapsen an den Essenspausen"
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Der Arbeiter ist hier nichts mehr als personifizierte Arbeitszeit. Alle individuellen Unterschiede lösen sich auf in die von "Vollzeitler" und "Halbzeitler".

3. Englische Industriezweige ohne legale Schranke der Exploitation

Den Trieb nach Verlängrung des Arbeitst den Werwolfsheißhunger für Mehrarbeit, beobachteten wir bisher auf einem Gebiet, wo maßlose Ausschreitungen, nicht übergipfelt, so sagt ein bürgerlicher englischer Ökonom, von den Grausamkeiten der Spanier gegen die Rothäute Amerikas 64), das Kapital endlich an die Kette gesetzlicher Regulation gelegt haben. Werfen wir jetzt den Blick auf einige Produktionszweige, wo die Aussaugung der Arbeitskraft entweder noch heute fesselfrei ist oder es gestern noch war.
"Herr Broughton, ein County Magistrate, erklifte als Präsident eines Meetings, abgehalten in der Stadthalle von Nottingham, am 14. Januar 1860, daß in dem mit der Spitzenfabrikation beschäftigten Teile der städtischen Bevölkerung ein der übrigen zivilisierten Welt unbekannter Grad von Leid und Entbehrung vorherrscht... Um 2, 3, 4 Uhr des Morgens werden Kinder von 9 bis 10 Jahren ihren schmutzigen Betten entrissen und gezwungen, für die nackte Subsistenz bis 10, 11, 12 Uhr nachts zu arbeiten, während ihre Glieder wegschwinden, ihre Gestalt zusammenschrumpft, ihre Gesichtszüge abstumpfen und ihr menschliches Wesen ganz und gar in einem steinähnlichen Torpor erstarrt, dessen bloßer Anblick schauderhaft ist. Wir sind nicht überrascht, daß Herr Mallett und andre Fabrikanten auftraten, um Protest gegen jede Diskussion einzulegen... Das System, wie der Rev. Montagu Valpy es beschrieb, ist ein System unbeschränkter Sklaverei, Sklaverei in sozialer, physischer, moralischer und intellektueller Beziehung... Was soll man denken von einer Stadt, die ein öffentliches Meeting abhält, um zu petitionieren, daß die Arbeitszeit für Männer täglich auf 18 Stunden beschränkt werden solle!... Wir deklamieren gegen die virginischen und karolinischen Pflanzer. Ist jedoch ihr Negermarkt, mit allen Schrecken der Peitsche und dem Schacher in Menschenfleisch, abscheulicher als diese langsame Menschenabschlachtung,
64) "Die Habgier der Fabrikbesitzer, deren Grausamkeiten bei der Jagd nach Gewinn kaum von denienigen übertroffen wurden, die die Spanier bei der Eroberung Amerikas, bei der Jagd nach dem Golde verübten." (John Wade, "History of the Middle and Working Classes", 3rd ed. Lond. 1835, p. 114.) Der theoretische Teil dieses Buchs, eine Art Grundriß der politischen Ökonomie, enthält für seine Zeit einiges Originelle, z.B. über Handelskrisen. Der historische Teil leidet an schamlosem Plagiarismus aus Sir M. Edens, "The State of the Poor", London 1797.
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die vor sich geht, damit Schleier und Kragen zun Vorteil von Kapitalisten fabriziert werden?" 65)
Die Töpferei (Pottery) von Staffordshire hat während der letzten 22 Jahre den Gegenstand dreier parlamentarischen Untersuchungen gebildet. Die Resultate sind niedergelegt im Bericht des Herrn Scriven von 1841 an die 'Children's Employment Commissioners', im Bericht des Dr. Greenhow von 1860, veröffentlicht auf Befehl des ärztlichen Beamten des Privy Council [71] ("Public Health, 3rd Report", I, 102-113), endlich im Bericht des Herrn Longe von 1863, in "First Report of the Children's Employment Commission" vom 13. Juni 1863. Für meine Aufgabe genügt es, den Berichten von 1860 und 1863 einige Zeugenaussagen der exploitierten Kinder selbst zu entlehnen. Von den Kindern mag man auf die Erwachsenen schließen, namentlich Mädchen und Frauen, und zwar in einem Industriezweig, woneben Baurnwollspinnerei u. dgl. als ein sehr angenehmes und gesundes Geschäft erscheint. 66) Wilhelm Wood, neunjährig, "war 7 Jahre 10 Monate alt, als er zu arbeiten begann". Er "ran moulds" (trug die fertig geformte Ware in die Trockenstube, um nachher die leere Form zurückzubringen) von Anfang an. Er kommt jeden Tag in der Woche um 6 Uhr morgens und hört auf um gefähr 9 Uhr abends. Ich arbeite bis 9 Uhr abends jeden Tag in der Woche. So z.B. während der letzten 7-8 Wochen." Also fünfzehnstündige Arbeit für ein siebenjähriges Kind! J. Murray, ein zwölfjähriger Knabe, sagt aus:
"I run moulds and turn jigger (drehe das Rad). Ich komme um 6 Uhr, manchmal um 4 Uhr morgens. Ich habe während der ganzen letzten Nacht bis diesen Morgen 6 Uhr gearbeitet. Ich war nicht im Bett seit der letzten Nacht. Außer mir arbeiteten 8 oder 9 andre Knaben die letzte Nacht durch. Alle außer einem sind diesen morgen wieder gekommen. Ich bekomme wöchentlich 3 sh. 6 d." (1 Taler 5 Groschen). Ich bekomme nicht mehr, wenn ich die ganze Nacht durcharbeite. Ich habe in der letzten Woche zwei Nächte durchgearbeitet."
Fernyhough, ein zehniähriger Knabe:
"Ich habe nicht immer eine ganze Stunde für das Mittagessen; oft nur eine halbe Stunde; jeden Donnerstag, Freitag und Samstag." 67)
65) London "Daily Telegraph" vom 17. Januar 1860. 66) Vgl. Engels, "Lage etc.", p. 249-251. 1*) 67) "Children's Employment Commission, First Report etc. 1863", Appendix, p. 16, 19, 18. --#

1*) Siehe Band 2 unserer Ausgabe, S. 423-425
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Dr. Greenhow erklärt die Lebenszeit in den Töpferdistrikten von Stoke-upon-Trent und Wolstanton für außerordentlich kurz. Obgleich im Distrikt Stoke nur 36,6% und in Wolstanton nur 30,4% der männlichen Bevölkerung über 20 Jahre in den Töpfereien beschäftigt sind, fällt unter Männern dieser Kategorie im ersten Distrikt mehr als die Hälfte, im zweiten ungefähr 25r, der Todesfälle infolge von Brustkrankheiten auf die Töpfer. Dr. Boothroyd, praktischer Arzt zu Hanley, sagt aus:
"Jede sukwssive Generation der Töpfer ist zwerghafter und schwächer als die vorhergehende."
Ebenso ein andrer Arzt, Herr McBean:
"Seit ich vor 25 Jahren meine Praxis unter den Töpfern begann, hat sich die auffallende Entartung dieser Klasse fortschreitend in Abnahme von Gestalt und Gewicht gezeigt."
Diese Aussagen sind dem Bericht des Dr. Greenhow von 1860 entnommen. 68) Aus dem Bericht der Kommissäre von 1863 folgendes: Dr. J.T. Arledge, Oberarzt des North Staffordshire Krankenhauses, sagt:
"Als eine Klasse repräsentieren die Töpfer, Männer und Frauen.... eine entartete Bevölkerung, physisch und moralisch. Sie sind in der Regel verzwergt, schlecht gebaut, und oft an der Brust verwachsen. Sie altern vorzeitig und sind kurzlebig; phlegmatisch und blutlos, verraten sie die Schwäche ihrer Konstitution durch hartnäckige Anfälle von Dyspepsie, Leber- und Nierenstörungen und Rheumatismus. Vor allem aber sind sie Brustkrankheiten unterworfen, der Pneumonie, Phthisis, Bronchitis und dem Asthma. Eine Form des letztren ist ihnen eigentümlich und bekannt unter dem Namen des Töpfer-Asthma oder der Töpfer-Schwindsucht. Skrophulose, die Mandeln, Knochen oder andre Körperteile angreift, ist eine Krankheit von mehr als zwei Dritteln der Töpfer. Daß die Entartung (degenerescence) der Bevölkerung dieses Distrikts nicht noch viel größer ist, verdankt sie ausschließlich der Rekrutierung aus den umliegenden Landdistrikten und den Zwischenheiraten mit gesundren Racen."
Herr Charles Parsons, vor kurzem noch House Surgeon 1*) derselben Krankenanstalt, schreibt in einem Briefe an den Kommissär Longe u.a.:
"Ich kann nur aus persönlicher Beobachtung, nicht statistisch sprechen, aber ich stehe nicht an zu versichern, daß meine Empörung wieder und wieder aufrechte bei dem Anblick dieser armen Kinder, deren Gesundheit geopfert wurde, um der Habgier ihrer Eltern und Arbeitgeber zu frönen."
68) "Public Health, 3rd Report etc.", p. 103, 105. --#

1*) Anstaltsarzt
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Er zählt die Ursachen der Töpferkrankheiten auf und schließt sie kulminierend ab mit "long hours" ("langen Arbeitsstunden"). Der Kommissionsbericht hofft, daß
"eine Manufaktur von so hervorragender Stellung in den Augen der Welt nicht lange mehr den Makel tragen wird, daß ihr großer Erfolg begleitet ist von physischer Entartung, vielverzweigten körperlichen Leiden und frühem Tode der Arbeiterbevölkerung, durch deren Arbeit und Geschick so große Resultate erzielt worden sind." 69)
Was von den Töpfereien in England, gilt von denen in Schottland. 70) Die Manufaktur von Zündhölzern datiert von 1833, von der Erfindung, den Phosphor auf die Zündrute selbst anzubringen. Seit 1845 hat sie sich rasch in England entwickelt und von den dicht bevölkerten Teilen Londons namentlich auch nach Manchester, Birmingham, Liverpool, Bristol, Norwich, Newcastle, Glasgow verbreitet, mit ihr die Mundsperre, die ein Wiener Arzt schon 1845 als eigentümliche Krankheit der Zündholzmacher entdeckte. Die Hälfte der Arbeiter sind Kinder unter 13 und Junge Personen unter 18 Jahren. Die Manufaktur ist wegen ihrer Ungesundheit und Widerwärtigkeit so verrufen, daß nur der verkommenste Teil der Arbeiterklasse, halbverhungerte Witwen usw., Kinder für sie hergibt, "zerlumpte, halb verhungerte, ganz verwahrloste und unerzogne Kinder". 71) Von den Zeugen, die Kommissär White (1863) verhörte, waren 270 unter 18 Jahren, 40 unter 10 Jahren, 10 nur 8 und 5 nur 6 Jahre alt. Wechsel des Arbeitstags von 12 auf 14 und 15 Stunden, Nachtarbeit, unregelmäßige Mahlzeiten, meist in den Arbeitsräunwn selbst, die vom Phosphor verpestet sind. Dante wird in dieser Manufaktur seine grausamsten Höllenphantasien übertroffen finden. In der Tapetenfabrik werden die gröberen Sorten mit Maschinen, die feineren mit der Hand (block printing) gedruckt. Die lebhaftesten Geschäftsmonate fallen zwischen Anfang Oktober und Ende April. Während dieser Periode dauert diese Arbeit häufig und fast ohne Unterbrechung von 6 Uhr vormittags bis 10 Uhr abends und tiefer in die Nacht. J. Leach sagt aus:
"Letzten Winter" (1862) blieben von 19 Mädchen 6 weg infolge durch Überarbeitung zugezogner Krankheiten. Um sie wach zu halten, muß ich sie anschreien." W. Duffy: "Die Kinder konnten oft vor Müdigkeit die Augen nicht aufhalten, in der Tat, wir selbst können es oft kaum." J. Lightbourne: "Ich bin 13 Jahre alt... Wir arbeiteten
69) Children's Employm. Commission. 1863", p. 24, 22 u. XI. 70) l.c.p. XLVII. 71) l.c.p. LIV.
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letzten Winter bis 9 Uhr abends und den Winter vorher bis 10 Uhr. Ich pflegte letzten Winter fast jeden Abend vom Schmerz wunder Füße zu schreien." G. Aspden: "Diesen meinen Jungen pflegte ich, als er 7 Jahre alt war, auf meinem Rücken hin und her über den Schnee zu tragen, und er pflegte 16 Stunden zu arbeiten!... Ich habe oft niedergekniet, um ihn zu füttern, während er an der Maschine stand, denn er durfte sie nicht verlassen oder stillsetzen." Smith, der geschäftsführende Associé einer Manchester Fabrik: "Wir" (er meint seine "Hände", die für "uns") arbeiten ohne Unterbrechung für Mahlzeiten, so daß die Tagesarbeit von 10 1/2, Stunden um 4 1/2 Uhr nachmittags fertig ist, und alles spätere ist Überzeit." 72) (Ob dieser Herr Smith wohl keine Mahlzeit während 10 1/2, Stunden zu sich nimmt?) "Wir" (derselbe Smith) hören selten auf vor 6 Uhr abends" (er meint mit der Konsumtion "unsrer" Arbeitskraftmaschinen), "so daß wir" (iterum Crispinus [72])) "in der Tat das ganze Jahr durch Überzeit arbeiten... Die Kinder und Erwachsnen (152 Kinder und junge Personen unter 18 Jahren und 140 Erwachsne) "haben gleichmäßig während der letzten 18 Monate im Durchschnitt allermindestens 7 Tage und 5 Stunden in der Woche gearbeitet oder 78 1/2 Stunden wöchentlich. Für die 6 Wochen, endend am 2. Mai dieses Jahres (1863), war der Durchschnitt höher - 8 Tage oder 84 Stunden in der Woche!"
Doch fügt derselbe Herr Smith, der dem pluralis majestatis so sehr ergeben ist, schmunzelnd hinzu: "Maschinenarbeit ist leicht." Und so sagen die Anwender des block printing: Handarbeit ist gesunder als Maschinen, arbeit." Im ganzen erklären sich die Herrn Fabrikanten mit Entrüstung gegen den Vorschlag, die Maschinen wenigstens während der Mahlzeiten stillzusetzen".
"Ein Gesetz", sagt Herr Ottley, der Manager einer Tapetenfabrik im Borough (in London), das Arbeitsstunden von 6 Uhr morgens bis 9 Uhr abends erlaubte, würde uns (!) sehr wohl zusagen, aber die Stunden des Factory Act von 6 Uhr morgens bis 6 Uhr abends passen uns (!) nicht... Unsre Maschine wird während des Mittagessens" (welche Großmut) "stillgesetzt. Das Stillsetzen verursacht keinen nennenswerten Verlust an Papier und Farbe." "Aber", fügt er sympathetisch hinzu, "ich kann verstehn, daß der damit verbundne Verlust nicht geliebt wird."
Der Kommissionsbericht meint naiv, die Furcht einiger "leitenden Firmen", Zeit, d.h. Aneignungszeit fremder Arbeit, und dadurch Profit zu
72) "Dies ist nicht in unsrem Sinn der Surplusarbeitszeit zu nehmen. Diese Herrn betrachten die 10 1/2 stündige Arbeit als Normalarbeitstag, der also auch die normale Mehrarbeit einschließt. Dann beginnt "die Überzeit", die etwas besser bezahlt wird. Man wird bei einer spätren Gelegenheit sehn, daß die Verwendung der Arbeitskraft während des sogenannten Normaltages unter dem Werte bezahlt wird, so daß die "Überzeit" ein bloßer Kapitalistenpfiff ist, um mehr "Mehrarbeit" auszupressen, was es übrigens selbst dann bleibt, wenn die während des "Normaltages" verwandte Arbeitskraft wirklich voll bezahlt wird.
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verlieren", sei kein "hinreichender Grund", um Kinder unter 13 und junge Personen unter 18 Jahren während 12-16 Stunden ihr Mittagsmahl "verlieren zu lassen" oder es ihnen zuzusetzen, wie man der Dampfmaschine Kohle und Wasser, der Wolle Seife, dem Rad Öl usw. zusetzt - während des Produktionsprozesses selbst, als bloßen Hilfsstoff des Arbeitsmittels 73) Kein Industriezweig in England - (wir sehn von dem erst neuerdings sich Bahn brechenden Maschinenbrot ab) - hat so altertümliche, ja, wie man aus den Dichtern der römischen Kaiserzeit ersehn kann, vorchristliche Produktionsweise bis heute beibehalten als die Bäckerei. Aber das Kapital, wie früher bemerkt, ist zunächst gleichgültig gegen den technischen Charakter des Arbeitsprozesses, dessen es sich bemächtigt. Es nimmt ihn zunächst, wie es ihn vorfindet. Die unglaubliche Brotverfälschung, namentlich in London, wurde zuerst enthüllt durch das Komitee des Unterhauses "über die Verfälschung von Nahrungsmitteln" (1855-1856) und Dr. Hassalls Schrift Adulterations detected". 74) Die Folge dieser Enthüllungen war das Gesetz vom 6. August 1860: "for preventing the adulteration of articles of fool and drink" 2*), ein wirkungsloses Gesetz, da es natürlich die höchste Delikatesse gegen jeden freetrader beobachtet, der sich vornimmt, durch Kauf und Verkauf gefälschter Waren "to turn an honest penny" 3*). 75) Das Komitee selbst formulierte mehr oder minder naiv seine Überzeugung, daß Freihandel wesentlich den Handel mit gefälschten, oder wie der Engländer es witzig nennt, "sophistizierten Stoffen" bedeute. In der Tat, diese Art "Sophistik" versteht es besser als Protagoras, schwarz aus weiß und weiß aus schwarz zu
73 l.c., Appendix, p. 123, 124, 125, 140 u. LXIV. 74) Alaun, fein gerieben oder mit Salz gemischt, ist ein normaler Handelsartikel, der den bezeichnenden Namen "baker's stuff" 1*) führt. 75) Ruß ist bekanntlich eine sehr energische Form des Kohlenstoffs und bildet ein Düngmittel, das kapitalistische Schornsteinfeger an englische Pächter verkaufen. Es hatte nun 1862 der britische "Juryman" 4*)in einem Prozeß zu entscheiden, ob Ruß, welchem ohne Wissen des Käufers 90% Staub und Sand beigemischt sind, "wirklicher" Ruß im "kommerziellen" Sinn oder "gefälschter" Ruß im "gesetzlichen" Sinn sei. Die "amis du commerce" 5*) entschieden, es sei "wirklicher" kommerzieller Ruß, und wiesen den klagenden Pächter ab, der noch obendrein die Prozeßkosten zu zahlen hatte. --#

1*) "Bäckerstoff" - 2*) "zur Verhinderung der Verfälschung von Lebensmitteln und Getränken" - 3*) "einen ehrlichen Penny zu machen" 4*) "Geschworene" - 5*) Freunde des Handels"
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machen, und besser als die Eleaten [73], den bloßen Schein alles Realen ad oculos zu demonstrieren. 76) Jedenfalls hatte das Komitee die Augen des Publikums auf sein "tägliches Brot" und damit auf die Bäckerei gelenkt. Gleichzeitig erscholl in öffentlichen Meetings und Petitionen an das Parlament der Schrei der Londoner Bäckergesellen über Überarbeitung usw. Der Schrei wurde so dringend, daß Herr H.S. Tremenheere, auch Mitglied der mehrerwähnten Kommission von 1863, zum königlichen Untersuchungskommissär bestallt wurde. Sein Bericht 77), samt Zeugenaussagen, regte das Publikum auf, nicht sein Herz, sondern seinen Magen. Der bibelfeste Engländer wußte zwar, daß der Mensch, wenn nicht durch Gnadenwahl Kapitalist oder Landlord oder Sinekurist, dazu berufen ist, sein Brot im Schweiße seines Angesichts zu essen, aber er wußte nicht, daß er in seinem Brote täglich ein gewisses Quantum Menschenschweiß essen muß, getränkt mit Eiterbeulenausleerung, Spinnweb, Schaben-Leichnamen und fauler deutscher Hefe, abgesehn von Alaun, Sandstein und sonstigen angenehmen mineralischen Ingredienzien. Ohne alle Rücksicht auf seine Heiligkeit, den "Freetrade", wurde daher die anhero "freie" Bäckerei der Aufsicht von Staatsinspektoren unterworfen (Ende der Parlamentssitzung 1863) und durch denselben Parlamentsakt die Arbeitszeit von 9 Uhr abends bis 5 Uhr morgens für Bäckergesellen unter 18 Jahren verboten. Die letztre Klausel spricht Bände über die Überarbeitung in diesem uns so altväterisch anheimelnden Geschäftszweig.
"Die Arbeit eines Londoner Bäckergesellen beginnt in der Regel um 11 Uhr nachts. Zu dieser Stunde macht er den Teig, ein sehr mühsamer Prozeß, der 1/2 bis 3/4 Stunden währt, je nach der Größe des Gebäcks und seiner Feinheit. Er legt sich dann nieder auf das Knetbrett, das zugleich als Deckel des Trogs dient, worin der Teig
76) Der französische Chemiker Chevallier, in einer Abhandlung über die "sophistications" 1*) der Waren, zählt unter 600 und einigen Artikeln, die er Revue passieren läßt, für viele derselben 10, 20, 30 verschiedne Methoden der Fälschung auf. Er fügt hinzu, er kenne nicht alle Methoden und erwähne nicht alle, die er kenne. Für den Zucker gibt er 6 Fälschungsarten, 9 für das Olivenöl, 10 für die Butter, 12 für das Salz, 19 für die Milch, 20 für das Brot, 23 für den Branntwein, 24 für Mehl, 28 für Schokolade, 30 für Wein, 32 für Kaffee etc. Selbst der liebe Herrgott entgeht diesem Schicksal nicht. Sieh Rouard de Card, "De la falsification des substances sacramentelles", Paris 1856. 77) "Report etc. relating to the Grievances complained of by the Journeymen Bakers etc.", London 1862, und "Second Report etc.", London 1863. --#

1*) "Verfälschungen"
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gemacht wird, und schläft ein paar Stunden mit einem Mehlsack unter dem Kopf und einem andren Mehlsack auf dem Leib. Dann beginnt eine rasche und ununterbrochne Arbeit von 5 Stunden, Werfen, Wägen, Formen, in den Ofen schieben, aus dem Ofen holen usw. des Teiges. Die Temperatur eines Backhauses beträgt von 75 bis 90 Grad 1*) und in den kleinen Backhäusern eher mehr als weniger. Wenn das Geschäft, Brot, Wecken usw. zu machen, vollbracht ist, beginnt die Verteilung des Brots; und ein beträchtlicher Teil der Taglöhner, nachdem er die beschriebne harte Nachtarbeit vollbracht, trägt während des Tags das Brot in Körben, oder schiebt es in Karren von Haus zu Haus und operiert dazwischen auch manchmal im Backhaus. Je nach der Jahreszeit und dem Umfang des Geschäfts endet die Arbeit zwischen 1 und 6 Uhr nachmittags, während ein andrer Teil der Gesellen bis spät nachmittags im Backhaus beschäftigt ist." 78) Während der Londoner Saison beginnen die Gesellen der Bäcker zu 'vollen' Brotpreisen im Westend regelmäßig um 11 Uhr nachts und sind mit dem Brotbacken, unterbrechen durch einen oder zwei oft sehr kurze Zwischenräume, bis 8 Uhr des nächsten Morgens beschäftigt. Sie werden dann bis 4, 5, 6, ja 7 Uhr zur Brotherumträgerei vernutzt oder manchmal mit Biskuitbacken im Backhaus. Nach vollbrachtem Werk genießen sie einen Schlaf von 6, oft nur von 5 und 4 Stunden. Freitags beginnt die Arbeit stets früher, sage abends 10 Uhr, und dauert ohne Unterlaß, sei es in der Zubereitung, sei es in der Kolportierung des Brots, bis den folgenden Samstag abend 8 Uhr, aber meist bis 4 oder 5 Uhr in Sonntag nacht hinein. "Auch in den vornehmen Bäckereien, die das Brot zum 'vollen Preise' verkaufen, muß wieder 4 bis 5 Stunden am Sonntag vorbereitende Arbeit für den nächsten Tag verrichtet werden... Die Bäckergesellen der 'underselling masters'" (die das Brot unter dem vollen Preise verkaufen), "und diese betragen, wie früher bemerkt, über 3/4 der Londoner Bäcker, haben noch längere Arbeitsstunden, aber ihre Arbeit ist fast ganz auf das Backhaus beschränkt, da ihre Meister, die Lieferung an kleine Kramladen ausgenommen, nur in der eignen Boutique verkaufen. Gegen Ende der Woche... d.h. am Donnerstag, beginnt hier die Arbeit um 10 Uhr in der Nacht und dauert mit nur geringer Unterbrechung bis tief in Sonntag nacht hinein." 79)
Von den "underselling masters" begreift selbst der bürgerliche Standpunkt: "die unbezahlte Arbeit der Gesellen (the unpaid labour of the men) bildet die Grundlage ihrer Konkurrenz." 80) Und der "full priced baker" denunziert seine "underselling" Konkurrenten der Untersuchungskommission als Diebe fremder Arbeit und Fälscher.
"Sie reussieren nur durch den Betrug des Publikums und dadurch, daß sie 18 Stunden aus ihren Gesellen für einen Lohn von 12 Stunden herausschlagen" 81)
78) l.c. "First Report etc." p. VI/VII. 79) l.c.p. LXXXI. 80) George Read, "The History of Baking", London 1848, p. 16. 81) "Report (First) etc. Evidence." Aussage des "full priced baker" Cheesman, p. 108. --#

1*) Fahrenheit
#266# III. Abschnitt - Die Produktion des absoluten Mehrwerts --

Die Brotfälschung und die Bildung einer Bäckerklasse, die das Brot unter dem vollen Preis verkauft, entwickelten sich in England seit Anfang des 18. Jahrhunderts, sobald der Zunftcharakter des Gewerbs verfiel und der Kapitalist in der Gestalt von Müller oder Mehlfaktor hinter den nominellen Bäckermeister trat. 82) Damit war die Grundlage zur kapitalistischen Produktion, zur maßlosen Verlängrung des Arbeitstages und Nachtarbeit gelegt, obgleich letztre selbst in London erst 1824 ernsthaft Fuß faßte. 83) Man wird nach dem Vorhergehenden verstehn, daß der Kommissionsbericht die Bäckergesellen zu den kurzlebigen Arbeitern zählt, die, nachdem sie der unter allen Teilen der Arbeiterklasse normalen Kinderdezimation glücklich entwischt sind, selten das 42. Lebensjahr erreichen. Nichtsdestoweniger ist das Bäckergewerbe stets mit Kandidaten überfüllt. Die Zufuhrquellen dieser "Arbeitskräfte" für London sind Schottland, die westlichen Agrikulturdistrikte Englands und - Deutschland. In den Jahren 1858-1860 organisierten die Bäckergesellen in Irland auf ihre eignen Kosten große Meetings zur Agitation gegen die Nacht- und Sonntagsarbeit. Das Publikum, z.B. auf dem Maimeeting zu Dublin, 1860, ergriff mit irischer Wärme Partei für sie. Ausschließliche Tagarbeit wurde durch diese Bewegung in der Tat erfolgreich durchgesetzt zu Wexford, Kilkenny, Clonmel, Waterford usw.
"Zu Limerick, wo die Qualen der Lohngesellen bekanntermaßen alles Maß überstiegen, scheiterte diese Bewegung an der Opposition der Bäckermeister, namentlich der Bäcker-Müller. Das Beispiel Limericks führte zum Rückschritt in Ennis und Tipperary. Zu Cork, wo der öffentliche Unwille sich in der lebhaftesten Form kundgab, vereitelten die Meister die Bewegung durch den Gebrauch ihrer Macht, die Gesellen an die Luft zu setzen. Zu Dublin leisteten die Meister den entschiedensten Widerstand und zwangen durch Verfolgung der Gesellen, die an der Spitze der Agitation standen, den Rest zum Nachgeben, zur Fügung in die Nacht- und Sonntagsarbeit." 84)
82) George Read, l.c. Ende des 17. und anfangs des 18. Jahrhunderts wurden die in alle möglichen Gewerbe sich eindringenden Factors (Agenten) noch offiziell als "Public Nuisances" 1*) denunziert. So erließ z.B. die Grand Jury [74] bei der vierteljährigen Friedensrichtersitzung in der Grafschaft Somerset, ein "presentment" 2*) an das Unterhaus, worin es u.a. heißt: daß diese Agenten von Blackwell Hall ein öffentlicher Unfug sind und dem Tuchgewerbe Abbruch tun und als Schädlinge unterdrückt werden sollten". ("The Case of our English Wool etc.", London 1685, p. 6, 7.) 83) "First Report etc.", P.VIII. 84) "Report of Committee on the Baking Trade in Ireland for 1861." --#

1*) "Anstifter öffentlichen Unfugs" - 2*) eine "Denkschrift"
#267# 8. Kapitel - Der Arbeitstag --

Die Kommission der in Irland bis an die Zähne gewaffneten englischen Regierung remonstriert leichenbitterlich gegen die unerbittlichen Bäckermeister von Dublin, Limerick, Cork usw.:
"Das Komitee glaubt, daß die Arbeitsstunden durch Naturgesetze beschränkt sind, die nicht ungestraft verletzt werden. Indem die Meister durch die Drohung, sie fortzujagen, ihre Arbeiter zur Verletzung ihrer religiösen Überzeugung, zum Ungehorsam gegen das Landesgesetz und die Verachtung der öffentlichen Meinung zwingen" (dies letztre bezieht sich alles auf die Sonntagsarbeit), setzen sie böses Blut zwischen Kapital und Arbeit und geben ein Beispiel, gefährlich für Religion, Motalität und öffentliche Ordnung... Das Komitee glaubt, daß die Verlängrung des Arbeitstags über 12 Stunden ein usurpatorischer Eingriff in das häusliche und Privatleben des Arbeiters ist und zu unheilvollen moralischen Resultaten führt, durch Einmischung in die Häuslichkeit eines Mannes und die Erfüllung seiner Familienpflichten als Sohn, Bruder, Gatte und Vater. Arbeit über 12 Stunden hat die Tendenz, die Gesundheit des Arbeiters zu untergraben, führt zu vorzeitiger Alterung und frühem Tod und daher zum Unglück der Arbeiterfamilien, die der Vorsorge und der Stütze des Familienhaupts grade im notwendigsten Augenblick beraubt werden" ("are deprived"). 85)
Wir waren eben in Irland. Auf der andren Seite des Kanals, in Schottland, denunziert der Ackerbauarbeiter, der Mann des Pfluges, seine 13- bis 14stündige Arbeit, im rauhsten Klima, mit vierstündiger Zusatzarbeit für den Sonntag (in diesem Lande der Sabbat-Heiligen!) 86), während vor einer Londoner Grand Jury gleichzeitig drei Eisenbahnarbeiter stehn, ein Personenkondukteur, ein Lokomotivführer und ein Signalgeber. Ein großes Eisenbahnunglück hat Hunderte von Passagieren in die andre Welt expediert. Die Nachlässigkeit der Eisenbahnarbeiter ist die Ursache des Unglücks. Sie erklären vor den Geschwornen einstimmig, vor 10 bis 12 Jahren
85) Öffentliches Meeting der Agrikulbeiter in Lasswade, bei Glasgow, vom 5. Jan. 1866. (Sieh "Workman's Advocate" vom 13. Jan. 1866.) Die Bildung, seit Ende 1865, einer Trade's Union unter den Agrikulturarbeitern, zunächst in Schottland, ist ein historisches Ereignis. In einem der unterdrücktesten Agrikulturdistrikte Englands, in Buckinghamshire, machten die Lohnarbeiter März 1867 einen großen Strike zur Erhöhung des Wochenlohns von 9-10 sh. auf 12 sh. - (Man sieht aus Vorstehendem, daß die Bewegung des englischen Ackerbauproletariats, seit Unterdrückung seiner gewaltsamen Demonstrationen nach 1830 und namentlich seit Einführung des neuen Armengesetzes ganz und gar gebrochen, in den sechziger Jahren wieder beginnt, bis sie endlich 1872 epochemachend wird. Ich komme hierauf im II. Band zurück, ebenso auf die seit 1867 erschienenen Blaubücher über die Lage des englischen Landarbeiters. Zusatz zur 3. Aufl.)
#268# III. Abschnitt - Die Produktion des absoluten Mehrwerts --

habe ihre Arbeit nur 8 Stunden täglich gedauert. Während den letzten 5-6 Jahre habe man sie auf 14, 18 und 20 Stunden aufgeschraubt und bei besonders lebhaftem Zudrang der Reiselustigen, wie in den Perioden der Exkursionszüge, währe sie oft ununterbrochen 40-50 Stunden. Sie seien gewöhnliche Menschen und keine Zyklopen. Auf einem gegebnen Punkt versage ihre Arbeitskraft. Torpor ergreife sie. Ihr Hirn höre auf zu denken und ihr Auge zu sehn. Der ganz und gar "respectable British Juryman" 1*) antwortet durch ein Verdikt, das sie wegen "manslaughter" (Totschlag) vor die Assisen schickt und in einem milden Anhang den frommen Wunsch äußert, die Herren Kapitalmagnaten der Eisenbahn möchten doch in Zukunft verschwenderischer im Ankauf der nötigen Anzahl von "Arbeitskräften" und "enthaltsamer" oder "entsagender" oder "sparsamer" in der Aussaugung der bezahlten Arbeitskraft sein. 87) Aus dem buntscheckigen Haufen der Arbeiter von allen Professionen, Altern, Geschlechtern, die eifriger auf uns andrängen als die Seelen der Erschlagnen auf den Odysseus und denen man, ohne die Blaubücher unter ihren Armen, auf den ersten Blick die Überarbeit ansieht, greifen wir noch zwei Figuren heraus, deren frappanter Kontrast beweist, daß vor dem
87) "Reynolds' Paper", [21.] Jan. 1866. Woche für Woche bringt dasselbe Wochenblatt gleich darauf, unter den "sensational headings": Fearful and fatal accidents "Appalling tragedies" usw., eine ganze Liste neuer Eisenbahnkatastrophen. Darauf antwortet ein Arbeiter von der North Staffordlinie. "Jedermann kennt die Folgen, wenn die Aufmerksamkeit von Lokomotivenführer und Heizer einen Augenblick erlahmt. Und wie ist es anders möglich bei maßloser Verlängerung der Arbeit, im rauhsten Wetter, ohne Pause und Erholung? Nehmt als ein Beispiel, wie es täglich vorkommt, folgenden Fall. Letzten Montag begann ein Heizer sehr früh morgens sein Tagewerk. Er endete es nach 14 Stunden 50 Minuten. Bevor er auch nur die Zeit hatte, seinen Tee zu nehmen, rief man ihn von neuem an die Arbeit. Er hatte also 29 Stunden 15 Minuten ununterbrochen durchzuschanzen. Der Rest seines Wochenwerks aufgemacht wie folgt: Mittwoch 15 Stunden; Donnerstag 15 Stunden 35 Minuten; Freitag 14 1/2, Stunden; Sonnabend 14 Stunden 10 Minuten; zusammen für die Woche 88 Stunden 30 Minuten. Und nun denkt euch sein Erstaunen, als er nur Zahlung für 6 Arbeitstage erhielt. Der Mann war ein Neuling und fragte, was man unter einem Tagewerk verstehe. Antwort: 13 Stunden, also 78 Stunden per Woche. Aber wie mit der Zahlung für die überschüssigen 10 Stunden 30 Minuten? Nach langem Hader erhielt er eine Vergütung von 10 d." (noch nicht 10 Silbergroschen). "l.c., Nr. vom 4. Februar 1866.) --#

1*) "ehrenwerte britische Geschworene" - 2*) "sensationellen Unterschriften": "Furchtbare und tödliche Unfälle", "Entsetzliche Tragödien"
#269# 8. Kapitel - Der Arbeitstag --

Kapital alle Menschen gleich sind - eine Putzmacherin und einen Grobschmied. In den letzten Wochen vom Juni 1863 brachten alle Londoner Tagesblätter einen Paragraph mit dem "sensational" Aushängeschild: "Death from simple Overwork" (Tod von einfacher Überarbeit). Es handelte sich um den Tod der Putzmacherin Mary Anne Walkley, zwanzigjährig, beschäftigt in einer sehr respektablen Hofputzmanufaktur, exploitiert von einer Dame mit dem gemütlichen Namen Elise. Die alte oft erzählte Geschichte ward nun neu entdeckt 88), daß diese Mädchen durchschnittlich 16 1/2 Stunden, während der Saison aber oft 30 Stunden ununterbrochen arbeiten, indem ihre versagende "Arbeitskraft" durch gelegentliche Zufuhr von Sherry, Portwein oder Kaffee flüssig erhalten wird. Und es war grade die Höhe der Saison. Es galt, die Prachtkleider edler Ladies für den Huldigungsball bei der frisch importierten Prinzessin von Wales im Umsehn fertigzuzaubern. Mary Anne Walkley hatte 26 1/2 Stunden ohne Unterlaß gearbeitet zusammen mit 60 andren Mädchen, je 30 in einem Zimmer, das kaum 1/3 der nötigen Kubikzolle Luft gewährte, während sie nachts zwei zu zwei ein Bett teilten in einem der Sticklöcher, worin ein Schlafzimmer durch verschiedne Bretterwände abgepfercht ist. 89) Und dies war eine der besseren
88) Vgl. F. Engels, l.c.p. 253, 254. 1*) 89) Dr. Lethehy, beim Board of Health 2*) funktionierender Arzt, erklärt damals: Das Minimum für die Erwachsnen sollte in einem Schlafzimmer 300 Kubikfuß und in einem Wohnzimmer 500 Kubikfuß Luft sein." Dr. Richardson, Oberarzt eines Londoner Hospitals: Näherinnen aller Art, Putzmacherinnen, Kleidermacherinnen und gewöhnliche Näherinnen leiden an dreifachem Elend - Überarbeit, Luftmangel und Mangel an Nahrung oder Mangel an Verdauung. Im ganzen paßt diese Art Arbeit unter allen Umständen besser für Weiber als für Männer. Aber es ist das Unheil des Geschäfts, daß es, namentlich in der Hauptstadt, von einigen 26 Kapitalisten monopolisiert wird, die durch Machtmittel, welche dem Kapital entspringen (that spring from capital), Ökonomie aus der Arbeit herauszwingen (force economy out of labour; er meint, Auslagen ökonomisieren durch Verschwendung der Arbeitskraft). Ihre Macht wird im Bereich dieser ganzen Klasse von Arbeiterinnen gefühlt. Kann eine Kleidermacherin einen kleinen Kreis von Kunden gewinnen, so zwingt die Konkurrenz sie, sich zu Hause totzuarbeiten, um ihn zu erhalten, und mit derselben Überarbeit muß sie notwendig ihre Gehilfinnen heimsuchen. Mißlingt ihr Geschäft oder kann sie sich nicht selbständig etablieren, so wendet sie sich an ein Etablissement, wo die Arbeit nicht geringer, aber die Zahlung sicher ist. So gestellt, wird sie eine reine Sklavin, hin und her geschleudert von jeder Flutung der Gesellschaft; bald zu Hause in einem --#

1*) Siehe Band 2 unserer Ausgabe, S. 426/427 - 2*) Gesundheitsamt
#270# III Abschnitt - Die Produktion des absoluten Mehrwerts --

Putzmachereien Londons. Mary Anne Walkley erkrankte am Freitag und starb am Sonntag, ohne, zum Erstaunen von Frau Elise, auch nur vorher das letzte Putzstück fertigzumachen. Der zu spät ans Sterbebett gerufne Arzt, Herr Keys, bezeugte vor der "Coroner's Jury" 1*) in dürren Worten:
"Mary Anne Walkley sei gestorben an langen Arbeitsstunden in einem überfüllten Arbeitszimmer und überengem, schlechtventiliertem Schlafgemach."
Um dem Arzt eine Lektion in guter Lebensart zu geben, erklärte dagegen die Coroner's Jury, -
"Die Hingeschiedne sei gestorben an der Apoplexie, aber es sei Grund, zu fürchten, daß ihr Tod durch Überarbeit in einer überfüllten Werkstatt usw. beschleunigt worden sei."
Unsre "weißen Sklaven", rief der "Morning Star", das Organ der Freihandelsherrn Cobden und Bright, "unsere weißen Sklaven werden in das Grab hineingearbeitet und verderben und sterben ohne Sang und Klang". 90)
kleinen Zimmer verhungernd, oder nahe so; dann wieder von 24 Stunden 15, 16 ja 18 Stunden beschäftigt in kaum erträglicher Luft und mit einer Nahrung, die, selbst wenn gut, wegen Abwesenheit reiner Luft nicht verdaut werden kann. Von diesen Opfern lebt die Schwindsucht, welche nichts als eine Luftkrankheit ist." (Dr. Richardson, "Work and Overwork" in "Social Science Review", 18. Juli 1863.) 90) "Morning Star", 23. Juni 1863. Die "Times" benutzte den Vorfall zur Verteidigung der amerikanischen Sklavenhalter gegen Bright usw. "Sehr viele von uns", sagt sie, meinen, daß, solange wir unsre eignen jungen Frauenzimmer zu Tode arbeiten mit der Geißel des Hungers statt dem Knall der Peitsche, wir kaum das Recht haben, Feuer und Schwert auf Familien zu hetzen, die als Sklavenhalter geboren waren und ihre Sklaven mindestens gut nähren und mäßig arbeiten lassen." ("Times", 2. Juli 1863.) In derselben Weise kanzelte der "Standard", ein Toryblatt, den Rev. Newman Hall ab: "Er exkommuniziere die Sklavenhalter, bete aber mit den braven Leuten, die Kutscher und Omnibusführer von London usw. nur 16 Stunden täglich für einen Hundelohn arbeiten ließen." Endlich sprach das Orakel, Herr Thomas Carlyle, von dem ich schon 1850 drucken ließ [75]: Zum Teufel ist der Genius, der Kultus ist geblieben." In einer kurzen Parabel reduziert er das einzig großartige Ereignis der Zeitgeschichte, den Amerikanischen Bürgerkrieg, darauf, daß der Peter vom Norden dem Paul vom Süden mit aller Gewalt den Hirnschädel einschlagen will, weil der Peter vom Norden seinen Arbeiter "täglich" und der Paul vom Süden ihn für "Lebzeit mietet". ("Macmillan's Magazine". Ilias Americana in nuce. Augustheft 1863.) So ist endlich die Schaumblase der Torysympathie für den städtischen - beileibe nicht den ländlichen! Lohnarbeiter geplatzt. Der Kern heißt - Sklaverei! --#

1*) "Totenschaukommission"
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"Zu Tod arbeiten ist die Tagesordnung, nicht nur in der Werkstätte der Putzmacherinnen, sondern in tausend Plätzen, ja an jedem Platz, wo das Geschäft im Zug ist... Laßt uns den Grobschmied als Beispiel nehmen. Wenn man den Dichtern glauben darf, gibt es keinen so lebenskräftigen, lustigen Mann als den Grobschmied. Er erhebt sich früh und schlägt Funken vor der Sonne; er ißt und trinkt und schläft wie kein anderer Mensch. Rein physisch betrachtet, befindet er sich, bei mäßiger Arbeit, in der Tat in einer der besten menschlichen Stellungen. Aber wir folgen ihm in die Stadt und sehn die Arbeitslast, die auf den starken Mann gewälzt wird, und welchen Rang nimmt er ein in den Sterblichkeitslisten unsres Landes? In Marylebone" (einem der größten Stadtviertel Londons) "sterben Grobschmiede in dem Verhältnis von 31 per 1000 jährlich, oder 11 über der Durchschnittssterblichkeit erwachsner Männer in England. Die Beschäftigung, eine fast instinktive Kunst der Menschheit, an und für sich tadellos, wird durch bloße Übertreibung der Arbeit der Zerstörer des Mannes. Er kann so viel Hammerschläge täglich schlagen, so viel Schritte gehn, so viel Atemzüge holen, so viel Werk verrichten, und durchschnittlich sage 50 Jahre leben. Man zwingt ihn, so viel mehr Schläge zu schlagen, so viel mehr Schritte zu gehn, so viel öfter des Tags zu atmen, und alles zusammen seine Lebensausgabe täglich um ein Viertel zu vermehren. Er macht den Versuch, und das Resultat ist, daß er für eine beschränkte Periode ein Viertel mehr Werk verrichtet und im 37. Jahre statt im 50. stirbt." 91)

4. Tag- und Nachtarbeit. Das Ablösungssystem

Das konstante Kapital, die Produktionsmittel, sind, vom Standpunkt des Verwertungsprozesses betrachtet, nur da, um Arbeit und mit jedem Tropfen Arbeit ein proportionelles Quantum Mehrarbeit einzusaugen. Soweit sie das nicht tun, bildet ihre bloße Existenz einen negativen Verlust für den Kapitalisten, denn sie repräsentieren während der Zeit, wo sie brachliegen, nutzlosen Kapitalvorschuß, und dieser Verlust wird positiv, sobald die Unterbrechung zusätzliche Auslagen nötig macht für den Wiederbeginn des Werks. Die Verlängrung des Arbeitstags über die Grenzen des natürlichen Tags in die Nacht hinein wirkt nur als Palliativ, stillt nur annähernd den Vampyrdurst nach lebendigem Arbeitsblut. Arbeit während aller 24 Stunden des Tags anzueignen ist daher der immanente Trieb der kapitalistischen Produktion. Da dies aber physisch unmöglich, würden dieselben Arbeitskräfte Tag und Nacht fortwährend ausgesaugt, so bedarf es, zur Überwindung des physischen Hindernisses, der Abwechslung zwischen den bei Tag und Nacht verspeisten Arbeitskräften, eine Abwechslung, die verschiedne Methoden zuläßt, z.B. so geordnet sein kann, daß ein Teil des#

91) Dr. Richardson, l.c
#272# III. Abschnitt - Die Produktion des absoluten Mehrwerts --

Arbeiterpersonals eine Woche Tagdienst, Nachtdienst die andre Woche versieht usw. Man weiß, daß dies Ablösungssystem, diese Wechselwirtschaft, in der vollblütigen jugendperlode der englischen Baumwollindustrie usw. vorherrschte und u.a. gegenwärtig in den Baumwollspinnereien desGouvernements Moskau blüht. Als System existiert dieser 24stündige Produktionsprozeß heute noch in vielen bis jetzt freien Industriezweigen Großbritanniens, u.a. in den Hochöfen, Schmieden, Walzwerken und andren Metallmanufakturen von England, Wales und Schottland. Der Arbeitsprozeß umfaßt hier außer den 24 Stunden der 6 Werkeltage großenteils auch die 24 Stunden des Sonntags. Die Arbeiter bestehen aus Männern und Weibern, Erwachsnen und Kindern beiderlei Geschlechts. Das Alter der Kinder und jungen Personen durchläuft alle Zwischenstufen vom 8. (in einigen Fällen vom 6.) bis zum 18. Jahr. 92) In einigen Branchen arbeiten auch die Mädchen und Weiber des Nachts zusammen mit dem männlichen Personal." 93) Von den allgemeinen schädlichen Wirkungen der Nachtarbeit abgesehn 94), bietet die ununterbrochne, vierundzwanzigstündige Dauer des Produktionsprozesses
92) "Children's Employment Commission. Third Report", Lond. 1864, p. IV, V, VI. 93) In Staffordshire wie auch in Süd-Wales werden junge Mädchen und Frauen in Kohlengruben und auf Kokshalden beschäftigt, nicht nur bei Tag, sondern auch bei Nacht. In den dem Parlament erstatteten Berichten wurde dies oft erwähnt als eine Praxis, die mit großen und offenkundigen Übeln verbunden. Diese mit den Männern zusammenarbeitenden und sich von ihnen in der Kleidung kaum unterscheidenden, mit Schmutz und Rauch beschmierten Frauen sind der charakterlichen Entartung ausgesetzt, weil sie ihre Selbstachtung verlieren, was die fast unvermeidliche Folge ihrer unweiblichen Beschäftigung ist." (l.c. 194, p. XXVI. Vgl. "Fourth Report" (1865) 61, p. XIII.) Ebenso in Glasfabriken. 94) "Es scheint natürlich", bemerkte ein Stahlfabrikant, der Kinder zur Nachtarbeit verwendet, "daß die jungen, die nachts arbeiten, bei Tag nicht schlafen und keine ordentliche Ruhe finden können, sondern rastlos am nächsten Tag herumlaufen." (l.c., "Fourth Rep.", 63, p. XIII.) Über die Wichtigkeit des Sonnenlichts zur Erhaltung und Entwicklung des Körpers bemerkt ein Arzt u.a.: Licht wirkt auch direkt auf die Gewebe des Leibes, denen es Härte und Elastizität gibt. Die Muskeln von Tieren, denen man das normale Quantum Licht vorenthält, werden schwammig und unelastisch, die Nervenkraft verliert ihren Ton 1*) durch Mangel an Stimulierung, und die Ausarbeitung von allem, was im Wachstum begriffen ist, wird verkümmert... Im Fall von Kindern ist beständiger Zutritt von reichlichem Tageslicht und der direkten Sonnenstrahlen während eines Teils des Tags durchaus wesentlich für die Gesundheit. Licht hilft die --#

1*) ihre Spannkraft
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höchst willkommne Gelegenheit, die Grenze des nominellen Arbeitstags zu überschreiten. Z.B. in den vorhin erwähnten, sehr anstrengenden Industriezweigen beträgt der offizielle Arbeitstag für jeden Arbeiter meist 12 Stunden, Nachtstunden oder Tagstunden. Aber die Überarbeit über diese Grenze hinaus ist in vielen Fällen, um die Worte des englischen offiziellen Berichts zu brauchen, wirklich schauderhaft" ("truly fearful"). 95)
"Kein menschliches Gemüt", heißt es, kann die Arbeitsmasse, die nach den Zeugenaussagen durch Knaben von 9 bis 12 Jahren verricht wird, überdenken, ohne unwiderstehlich zum Schluß zu kommen, daß dieser Machtmißbrauch der Eltern und Arbeitgeber nicht länger erlaubt werden darf." 96) "Die Methode, Knaben überhaupt abwechselnd Tag und Nacht arbeiten zu lassen, führt, sowohl während des Geschäftsdranges als während des gewöhnlichen Verlaufs der Dinge, zu schmählicher Verlängrung des Arbeitstags. Diese Verlängrung ist in vielen Fällen nicht nur grausam, sondern gradezu unglaublich. Es kann nicht fehlen, daß aus einer oder der andren Ursache ein Ablösungsknabe hier und da wegbleibt. Einer oder mehrere der anwesenden Knaben, die ihren Arbeitstag bereits vollbracht, müssen dann den Ausfall gutmachen. Dies System ist so allgemein bekannt, daß der Manager eines Walzwerks auf meine Frage, wie die Stelle der abwesenden Ersatzknaben ausgefüllt würde, antwortete: Ich weiß wohl, daß Sie das ebenso gut wissen als ich, und er nahm keinen Anstand, die Tatsache zu gestehn." 97) "In einem Walzwerke, wo der nominelle Arbeitstag von 6 Uhr morgens bis 5 1/2 Uhr abends dauerte, arbeitete ein Junge 4 Nächte jede Woche bis mindestens 8 1/2 Uhr abends des nächstens Tags... und dies während 6 Monaten." Ein andrer arbeitete im Alter von 9 Jahren manchmal drei zwölfstündige Arbeitsschichten nacheinander und
Speisen zu gutem plastischen Blut verarbeiten und härtet die Fiber, nachdem sie gebildet ist. Es wirkt ebenso als Reizmittel auf die Sehorgane und ruft hierdurch größere Tätigkeit in verschiednen Hirnfunktionen hervor." Herr W. Strange, Oberarzt des Worcester "General Hospital", aus dessen Schrift über "Gesundheit" (1864) [76] diese Stelle entlehnt ist, schreibt in einem Brief an einen der Untersuchungskommissäre, Herrn White: "Ich habe früher in Lancashire Gelegenheit gehabt, die Wirkungen der Nachtarbeit auf Fabrikkinder zu beobachten, und im Widerspruch zu der beliebten Versicherung einiger Arbeitgeber erkläre ich mit Entschiedenheit, daß die Gesundheit der Kinder bald davon litt." ("Children's Employment Commission. Fourth Report", 284, p. 55.) Daß solche Dinge überhaupt den Gegenstand ernsthafter Kontroversen bilden, zeigt am besten, wie die kapitalistische Produktion auf die "Gehirnfunktionen" der Kapitalisten und ihrer retainers 1*) wirkt.
95) l.c. 57, p. XII. 96) l.c.("4th Rep.", 1865), 58, p. XII. 97) l.c. --#

1*) Vasallen
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im Alter von 10 Jahren zwei Tage und zwei Nächte nacheinander." Ein dritter, jetzt 10 Jahre, arbeitete von morgens 6 Uhr bis 12 Uhr in die Nacht drei Nächte durch und bis 9 Uhr abends während der andren Nächte. Ein vierter, jetzt 13 Jahre, arbeitete von 6 Uhr nachmittags bis den andren Tag 12 Uhr mittags während einer ganzen Woche, und manchmal drei Schichten nacheinander, z.B. von Montag morgen bis Dienstag nacht." "Ein fünfter, jetzt 12 Jahre, arbeitete in einer Eisengießerei zu Stavely von 6 Uhr morgens bis 12 Uhr nachts während 14 Tagen, ist unfähig, es länger zu tun." George Allinsworth, neunjährig: "Ich kam hierhin letzten Freitag. Nächsten Tag hatten wir um 3 Uhr morgens anzufangen. Ich blieb daher die ganze Nacht hier. Wohne 5 Meilen von hier. Schlief auf der Flur mit einem Schurzfell unter mir und einer kleinen Jacke über mir. Die zwei andren Tage war ich hier um 6 Uhr morgens. Jal dies ist ein heißer Platz! Bevor ich herkam, arbeitete ich ebenfalls während eines ganzen Jahres in einem Hochofen. Es war ein sehr großes Werk auf dem Lande. Begann auch samstags morgens um 3 Uhr, aber ich konnte wenigstens nach Hause schlafen gehn, weil es nah war. An andren Tagen fing ich 6 Uhr morgens an und endete 6 oder 7 Uhr abends" usw. 98)
98) l.c.p. XIII. Die Bildungsstufe dieser "Arbeitskräfte" muß natürlich so sein, wie sie in folgenden Dialogen mit einem der Untersuchungskommissäre erscheint! Jeremiah Haynes, 12 Jahre alt: "Viermal vier ist acht, aber vier Vierer (4 fours) sind 16... Ein König ist ihm, der alles Geld und Gold hat. (A king is him that has all the money and gold.) Wir haben einen König, man sagt, er ist eine Königin, sie nennen sie Prinzessin Alexandra. Man sagt, sie heiratete der Königin Sohn. Eine Prinzessin ist ein Mann." Wm. Turner, zwölfjährig: "Lebe nicht in England. Denke, es gibt solch ein Land, wußte nichts davon zuvor." John Morris, vierzehnjährig: Habe sagen hören, daß Gott die Welt gemacht und daß alles Volk ersoff, außer einem; habe gehört, daß der eine ein kleiner Vogel war." William Smith, fünfzehnjährig. Gott machte den Mann; der Mann machte das Veib. Edward Taylor, fünfzehnjährig: "Weiß nichts von London." Henry Matthewman, siebzehnjährig: "Geh' manchmal in die Kirche... Ein Name, worüber sie predigen, war ein gewisser Jesus Christ, aber ich kann keine andren Namen nennen, und ich kann auch nichts über ihn sagen. Er wurde nicht gemordet, sondern starb wie andre Leute. Er war nicht so wie andre Leute in gewisser Art, weil er religiös war in gewisser Art, und andre ist es nicht. (He was not the same as other people in some ways, use he was religious in some ways, and others isn't.)" (l.c. 74, p. XV.) "Der Teufel ist eine gute Person. Ich weiß nicht, wo er lebt. Christus war ein schlechter Kerl." ("The devil is a good person. I don't know where he lives. Christ was a wicked man.") Dies Mädchen (10 Jahre) buchstabiert God Dog und kannte den Namen der Königin nicht." ("Ch. Empl. Comm. V. Rep.", 1866, p. 55 n. 278.) Dasselbe System, das in den erwähnten Metallmanufakturen, herrscht in den Glas- und Papierfabriken. In den Papierfabriken, wo das Papier mit Maschinen gemacht wird, ist Nachtarbeit die Regel für alle Prozesse außer dem der Lumpensortierung. In einigen Fällen wird die Nachtarbeit, vermittelst Ablösungen, unaufhörlich die ganze Woche durch fortgesetzt, gewöhnlich von Sonntag nacht bis 12 Uhr nachts
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Laßt uns nun hören, wie das Kapital selbst dies Vierundzwanzigstundensystem auffaßt. Die Übertreibungen des Systems, seinen Mißbrauch zur "grausamen und unglaublichen" Verlängrung des Arbeitstags, übergeht es natürlich mit Stillschweigen. Es spricht nur von dem System. Die Herren Naylor und Vickers, Stahlfabrikanten, die zwischen 600 und 700 Personen anwenden, und darunter nur 10% unter 18 Jahren, und hiervon wieder nur 20 Knaben zum Nachtpersonal, äußern sich wie folgt:
"Die Knaben leiden durchaus nicht von der Hitze. Die Temperatur ist wahrscheinlich 86 bis 90... In den Schmiede und Walzwerken arbeiten die Hände Tag und Nacht ablösungsweise, aber dahingegen ist auch alles andre Werk Tagwerk, von 6 Uhr morgens bis 6 Uhr abends. In der Schmiede wird von 12 Uhr bis 12 Uhr gearbeitet. Einige Hände arbeiten fortwährend des Nachts ohne Wechsel zwischen Tag- und Nachtzeit... Wir finden nicht, daß Tag- oder Nachtarbeit irgendeinen Unterschied in der Gesundheit" (der Herren Naylor und Vickers?) "macht, und wahrscheinlich schlafen Leute besser, wenn sie dieselbe Ruheperiode genießen, als wenn sie wechselt... Ungefähr zwanzig Knaben unter 18 Jahren arbeiten mit der Nachtmannschaft... Wir könnten's nicht recht tun (not well do), ohne die Nachtarbeit von jungen unter 18 Jahren. Unser Einwurf ist die Vermehrung der Produktionskosten. Geschickte Hände und Häupter von Departements sind schwer zu haben, aber Jungens kriegt man, soviel man will... Natürlich, in Anbetracht der geringen Proportion von Jungen,
des folgenden Samstags. Die Mannschaft, die sich an der Tagesreihe befindet, arbeitet 5 Tage von 12 und einen von 18 Stunden, und die der Nachtreihe 5 Nächte von 12 Stunden und eine von 6 Stunden, in jeder Woche. In andren Fällen arbeitet jede Reihe 24 Stunden, die eine nach der andren, an Wechseltagen. Eine Reihe arbeitet 6 Stunden am Montag und 18 am Samstag, um 24 Stunden vollzumachen. In andren Fällen ist ein Zwischensystem eingeführt, worin alle an der Papiermacherschinerie Angestellten jeden Tag in der Woche 15-16 Stunden arbeiten. Dies System, sagt Untersuchungskommissär Lord, scheint alle Übel der Zwölfstunden- und Vierundzwanzigstunden-Ablösung zu vereinigen. Kinder unter 13 Jahren, junge Personen unter 18 Jahren und Weiber arbeiten unter diesem Nachtsystem. Manchmal, in dem Zwölfstundensystem, mußten sie, wegen Ausbleibens der Ablöser, die doppelte Reihe von 24 Stunden arbeiten. Zeugenaussagen beweisen, daß Knaben und Mädchen sehr oft Überzeit arbeiten, die sich nicht selten zu 24, ja 36 Stunden ununterbrochner Arbeit ausdehnt. In dem kontinuierlichen und unveränderlichen Prozeß der Glasierräume findet man Mädchen von 12 Jahren, die den ganzen Monat durch täglich 14 Stunden arbeiten, ohne irgendeine regelmäßige Erholung oder Unterbrechung außer zwei, höchstens drei halbstündigen Ausfällen für Mahlzeiten". In einigen Fabriken, wo man die reguläre Nachtarbeit ganz aufgegeben, wird entsetzlich viel Überzeit gearbeitet und dies häufig in den schmutzigsten, heißesten und monotonsten Prozessen". ("Children's Employment Commission. Report IV", 1865, p. XXXVIII and XXXIX.)
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die wir verwenden, wären Beschränkungen der Nachtarbeit von wenig Wichtigkeit oder Interesse für uns." 99) Herr J. Ellis, von der Firma der Herren John Browm et Co., Stahlund Eisenwerke, die 3000 Männer und Jungen anwenden, und zwar für [einen] Teil der schweren Stahl- und Eisenarbeit Tag und Nacht, in Ablösungen", erklärt, daß in den schweren Stahlwerken ein oder zwei Jungen auf zwei Männer kommen. Ihr Geschäft zählt 500 Jungen unter 18 Jahren und davon ungefähr 1/3, oder 170, unter 13 Jahren. Mit Bezug auf die vorgeschlagne Gesetzänderung meint Herr Ellis:
"Ich glaube nicht, daß es sehr tadelhaft (very objectionable) wäre, keine Person unter 18 Jahren über 12 Stunden aus den 24 arbeiten zu lassen. Aber ich glaube nicht, daß man irgendeine Linie ziehen kann für die Entbehrlichkeit von Jungen über 12 Jahren für die Nachtarbeit. Wir würden sogar eher ein Gesetz annehmen, überhaupt keine Jungen unter 13 Jahren oder selbst unter 15 Jahren zu verwenden, als ein Verbot, die Jungen, die wir einmal haben, während der Nacht zu brauchen. Die Jungen, die in der Tagesreihe, müssen wechselweis auch in der Nachtreihe arbeiten, weil die Männer nicht unaufhörlich Nachtarbeit verrichten können; es würde ihre Gesundheit ruinieren. Wir glauben jedoch, daß Nachtarbeit, wenn die Woche dafür wechselt, keinen Schaden tut."
(Die Herren Naylor und Vickers glaubten, übereinstimmend mit dem Besten ihres Geschäfts, umgekehrt, daß statt der fortwährenden grade die periodisch wechselnde Nachtarbeit möglicherweise Schaden anrichtet.)
"Wir finden die Leute, die die alternierende Nachtarbeit verrichten, grade so gesund als die, die nur am Tage arbeiten... Unsre Einwürfe gegen die Nichtanwendung von Jungen unter 18 Jahren zur Nachtarbeit wurden gemacht werden von wegen Vermehrung der Auslage, aber dies ist auch der einzige Grund." (Wie zynisch naiv!) Wir glauben, daß diese Vermehrung größer wäre, als das Geschäft (the trade) mit schuldiger Rücksicht auf seine erfolgreiche Ausführung billigerweise tragen könnte. (As the trade with due regard to etc. could fairly bear!)" (Welche breimäulige Phraseologie!) Arbeit ist hier rar und könnte unzureichend werden unter einer solchen Regulation"
(d. h., Ellis, Brown et Co. könnten in die fatale Verlegenheit kommen, den Wert der Arbeitskraft voll zahlen zu müssen). 100) Die "Cyklops Stahl- und Eisenwerke" der Herren Cammell et Co. werden auf derselben großen Stufenleiter ausgeführt wie die des besagten John Brown et Co. Der geschäftsführende Direktor hatte dem Regierungskommissär White seine Zeugenaussage schriftlich eingehändigt, fand es
99) "Fourth Report etc.", 1865, 79, p. XVI. 100) l.c. 80, p. XVI, XVII.
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aber später passend, das zur Revision ihm wieder zurückgestellte Manuskript zu unterschlagen. jedoch Herr White hat ein nachhaltig Gedächtnis. Er erinnert sich ganz genau, daß für diese Herrn Zyklopen das Verbot der Nachtarbeit von Kindern und jungen Personen "ein Ding der Unmöglichkeit; es wäre dasselbe, als setzte man ihre Werke still", und dennoch zählt ihr Geschäft wenig mehr als 6% Jungen unter 18 und nur 1% unter 13 Jahren!" 101) Über denselben Gegenstand erklärt Herr E.F. Sanderson, von der Firma Sanderson, Bros. et Co., Stahl-, Walz- und Schmiedewerke, in Attercliffe:
"Große Schwierigkeiten würden entspringen aus dem Verbot, Jungen unter 18 Jahren des Nachts arbeiten zu lassen, die Hauptschwierigkeit aus der Vermehrung der Kosten, welche ein Ersatz der Knabenarbeit durch Männerarbeit notwendig nach sich zöge. Wieviel das betragen wurde, kann ich nicht sagen, aber wahrscheinlich wäre es nicht so viel, daß der Fabrikant den Stahlpreis erhöhen könnte, und folglich fiele der Verlust auf ihn, da die Männer" (welch querköpfig Volk!) "[sich] natürlich weigern würden, ihn zu tragen."
Herr Sanderson weiß nicht, wieviel er den Kindern zahlt, aber
"vielleicht beträgt es 4 bis 5 sh. per Kopf die Woche... Die Knabenarbeit ist von einer Art, wofür im allgemeinen" ("generally", natürlich nicht immer "im Besondern") die Kraft der Jungen grade ausreicht, und folglich würde kein Gewinn aus der größren Kraft der Männer fließen, um den Verlust zu kompensieren, oder doch nur in den wenigen Fällen, wo das Metall sehr schwer ist. Die Männer würden es auch minder lieben, keine Knaben unter sich zu haben, da Männer minder gehorsam sind. Außerdem müssen die Jungen jung anfangen, um das Geschäft zu lernen. Die Beschränkung der Jungen auf bloße Tagarbeit wurde diesen Zweck nicht erfüllen."
Und warum nicht? Warum können jungen ihr Handwerk nicht bei Tag lernen? Deinen Grund?
"Weil dadurch die Männer, die in Wechselwochen bald den Tag, bald die Nacht arbeiten, von den Jungen ihrer Reihe während derselben Zeit getrennt, halb den Profit verlieren würden, den sie aus ihnen herausschlagen. Die Anleitung, die sie den Jungen geben, wird nämlich als Teil des Arbeitslohnes dieser jungen berechnet und befähigt die Männer daher, die Jungenarbeit wohlfeiler zu bekommen. Jeder Mann würde seinen halben Profit verlieren."
In andren Worten, die Herren Sanderson müßten einen Teil des Arbeitslohnes der erwachsnen Männer aus eigner Tasche statt mit der Nachtarbeit der Jungen zahlen. Der Profit der Herren Sanderson würde bei dieser Gelegenheit etwas fallen, und dies ist der Sandersonsche gute Grund, warum
101) l.c. 82, p. XVII.
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Jungen ihr Handwerk nicht bei Tag lernen können. 102) Außerdem würde dies reguläre Nachtarbeit auf die Männer werfen, die nun von den Jungen abgelöst werden, und sie würden das nicht aushalten. Kurz und gut, die Schwierigkeiten wären so groß, daß sie wahrscheinlich zur gänzlichen Unterdrückung der Nachtarbeit führen würden. "Was die Produktion von Stahl selbst angeht", sagt E.F. Sanderson, würde es nicht den geringsten Unterschied machen, aber!" Aber die Herren Sanderson haben mehr zu tun, als Stahl zu machen. Die Stahlmacherei ist bloßer Vorwand der Plusmacherei. Die Schmelzöfen, Walzwerke usw., die Baulichkeiten, die Maschinerie, das Eisen, die Kohle usw. haben mehr zu tun, als sich in Stahl zu verwandeln. Sie sind da, um Mehrarbeit einzusaugen, und saugen natürlich mehr in 24 Stunden als in 12. Sie geben in der Tat von Gottes und Rechts wegen den Sandersons eine Anweisung auf die Arbeitszeit einer gewissen Anzahl von Händen für volle 24 Stunden des Tags und verlieren ihren Kapitalcharakter, sind daher für die Sandersons reiner Verlust, sobald ihre Funktion der Arbeitseinsaugung unterbrochen wird.
"Aber dann wäre da der Verlust an so viel kostspieliger Maschinerie, welche die halbe Zeit brachläge, und für eine solche Produktenmasse, wie wir fähig sind, sie bei dem gegenwärtigen System zu leisten, müßten wir Räumlichkeiten und Machinenwerke verdoppeln, was die Auslage verdoppeln würde."
Aber warum beanspruchen grade diese Sandersons ein Privilegium vor den andren Kapitalisten, die nur bei Tag arbeiten lassen dürfen und deren Baulichkeiten, Maschinerie, Rohmaterial daher bei Nacht brach liegen?
"Es ist wahr", antwortet E.F. Sanderson im Namen aller Sandersons, es ist wahr, daß dieser Verlust von brachliegendes Maschinerie alle Manufakturen trifft, worin nur bei Tag gearbeitet wird. Aber der Gebrauch der Schmelzöfen wurde in unsrem Fall einen Extraverlust verursachen. Hält man sie im Gang, so wird Brennmaterial verwüstet" (statt daß jetzt das Lebensmaterial der Arbeiter verwüstet wird), und hält man sie nicht im Gang, so setzt das Zeitverlust im Wiederanlegen des Feuers und zur Gewinnung des nötigen Hitzegrads" (während der Verlust, selbst Achtjähriger, an Schlafzeit Gewinn von Arbeitszeit für die Sandersonsippe), "und die Öfen selbst werden vom Temperaturwechsel leiden" (während doch dieselbigen Öfen nichts leiden vom Tag- und Nachtwechsel der Arbeit.) 103)
102) In unsrer reflexionsreichen und räsonierenden Zeit muß es einer noch nicht weit gebracht haben, der nicht für alles, auch das Schlechteste und Verkehrteste, einen guten Grund anzugeben weiß. Alles, was in der Welt verdorben worden ist, das ist aus guten Gründen verdorben worden." (Hegel, l.c.p. 249.) 103) "Children's Employment Commission. Fourth Report", 1865, 85, p.XVII. Auf ähnliches zartes Bedenken des Herrn Glasfabrikanten, daß "regelmäßige Mahlzeiten"
#279# 8. Kapitel - Der Arbeitstag --

5. Der Kampf um den Normalarbeitstag. Zwangsgesetze zur Verlängerung des Arbeitstags von der Mitte des 14. bis zu Ende des 17. Jahrhunderts

"Was ist ein Arbeitstag?" Wie groß ist die Zeit, während deren das Kapital die Arbeitskraft, deren Tageswert es zahlt, konsumieren darf? Wie weit kann der Arbeitstag verlängert werden über die zur Reproduktion der
der Kinder unmöglich sind, weil dadurch ein bestimmtes Quantum Hitze, das die Öfen ausstrahlen, reiner Verlust" wäre oder verwüstet wurde, antwortet Untersuchungskommissär White, durchaus nicht gleich Ure, Senior etc. und ihren schmalen deutschen Nachkläffern, wie Roscher etc., gerührt von der "Enthaltsamkeit", "Entsagung" und "Sparsamkeit" der Kapitalisten in Verausgabung ihres Geldes und ihrer Timur-Tarnerlanschen "Verschwendung" von Menschenleben: Ein gewisses Quantum Hitze mag über das jetzige Maß hinaus verwüstet werden infolge von Sicherung regulärer Mahlzeiten, aber selbst in Geldwert ist es nichts, verglichen mit der Verwüstung von Lebenskraft (the waste of animal power), die jetzt dem Königreich daraus erwächst, daß in den Glashütten beschäftigte und im Wachstum begriffene Kinder nicht einmal die Muße finden, ihre Speisen bequem einzunehmen und zu verdauen." (l.c.p. XLV.) Und das im "Fortschrittsjahr" 1865! Abgesehn von der Kraftausgabe im Heben und Tragen, marschiert ein solches Kind in den Hütten, die Flaschen und Flintglas machen, während der kontinuierlichen Verrichtung seiner Arbeit, 15 bis 20 (englische) Meilen in 6 Stunden! Und die Arbeit dauert oft 14 bis 15 Stunden! In vielen dieser Glashütten herrscht, wie in den Spinnereien von Moskau, das System sechsstündiger Ablösungen. Während der Arbeitszeit der Woche sind sechs Stunden die äußerste ununterbrochene Rastperiode, und davon geht ab die Zeit, zur und von der Fabrik zu gehn, Waschen, Kleiden, Speisen, was alles Zeit kostet. So bleibt in der Tat nur die kürzeste Ruhezeit. Keine Zeit für Spiel und frische Luft, außer auf Kosten des Schlafs, so unentbehrlich für Kinder, die in solch heißer Atmosphäre solch anstrengendes Werk verrichten... Selbst der kurze Schlaf ist dadurch unterbrochen, daß das Kind sich selbst wecken muß bei Nacht oder bei Tag vom Außenlärm geweckt wird." Herr White gibt Fälle, wo ein junge 36 Stunden nacheinander arbeitete; andre, wo Knaben von 12 Jahren bis 2 Uhr nachts schanzen und dann in der Hütte schlafen bis 5 Uhr morgens (3 Stunden!), um das Tagwerk von neuem zu beginnen! "Die Masse Arbeit", sagen die Redakteure des allgemeinen Berichts, Tremenheere und Tufnell, "die Knaben, Mädchen und Weiber im Lauf ihres täglichen oder nächtlichen Arbeitsbanns (spell of labour) verrichten, ist fabelhaft." (l.c.p. XLIII und XLIV.) Unterdes wankt vielleicht eines Abends späte das "entsagungsvolle" Glaskapital, portweinduslig, aus dem Klub nach Haus, idiotisch vor sich hersummend: Britons never, never shall be slaves!" 1*) --#

1*) "Briten werden nie und nimmer Sklaven sein!"
#280# III. Abschnitt - Die Produktion des absoluten Mehrwerts --

Arbeitskraft selbst notwendige Arbeitszeit? Auf diese Fragen, man hat es gesehn, antwortet das Kapital: Der Arbeitstag zählt täglich volle 24 Stunden nach Abzug der wenigen Ruhestunden, ohne welche die Arbeitskraft ihren erneuerten Dienst absolut versagt. Es versteht sich zunächst von selbst, daß der Arbeiter seinen ganzen Lebenstag durch nichts ist außer Arbeitskraft, daß daher alle seine disponible Zeit von Natur und Rechts wegen Arbeitszeit ist, also der Selbstverwertung des Kapitals angehört. Zeit zu menschlicher Bildung, zu geistiger Entwicklung, zur Erfüllung sozialer Funktionen, zu geselligem Verkehr, zum freien Spiel der physischen und geistigen Lebenskräfte, selbst die Feierzeit des Sonntags - und wäre es im Lande der Sabbatheiligen 104) reiner Firlefanz! Aber in seinem maßlos blinden Trieb, seinem WerwolfsHeißhunger nach Mehrarbeit, überrennt das Kapital nicht nur die moralischen, sondern auch die rein physischen Maximalschranken des Arbeitstags. Es usurpiert die Zeit für Wachstum, Entwicklung und gesunde Erhaltung des Körpers. Es raubt die Zeit, erheischt zum Verzehr von freier Luft und Sonnenlicht. Es knickert ab an der Mahlzeit und einverleibt sie womöglich dem Produktionsprozeß selbst, so daß dem Arbeiter als bloßem Produktionsmittel Speisen zugesetzt werden wie dem Dampfkessel Kohle und der Maschinerie Talg oder Öl. Den gesunden Schlaf zur Sammlung, Erneurung und Erfrischung der Lebenskraft reduziert es auf so viel Stunden Erstarrung, als die Wiederbelebung eines absolut erschöpften Organismus unentbehrlich macht. Statt daß die normale Erhaltung der Arbeitskraft hier die Schranke des
104) In England z.B. wird immer noch hier und da auf dem Lande ein Arbeiter zu Gefängnisstrafe verurteilt wegen Entheiligung des Sabbats durch Arbeit auf dem Gärtchen vor seinem Hause. Derselbe Arbeiter wird wegen Kontraktbruches bestraft, bleibt er des Sonntags, sei es selbst aus religiösen Mucken, vom Metall-, Papieroder Glaswerk weg. Das orthodoxe Parlament hat kein Ohr für Sabbatentheiligung, wenn sie im "Verwertungsprozeß" des Kapitals vorgeht. In einer Denkschrift (August 1863), worin die Londoner Taglöhner in Fisch- und Geflügelläden Abschaffung der Sonntagsarbeit verlangen, heißt es, ihre Arbeit daure während der ersten 6 Wochentage durchschnittlich 15 Stunden täglich und am Sonntag 8 bis 10 Stunden. Man entnimmt zugleich aus dieser Denkschrift, daß namentlich die kitzlig Gourmandise der aristokratischen Mucker von Exeter Hall [77] diese "Sonntagsarbeit" ermutigt. Diese "Heiligen", so eifrig "in cute curanda" 1*), bewähren ihr Christentum durch die Ergebung, womit sie die Überarbeit, die Entbehrungen und den Hunger dritter Personen ertragen. Obsequium ventris istis (den Arbeitern) perniciosius est. 2*) --#

1*) "in der Sorge um ihr leibliches Wohlergehen" - 2*) Die Schlemmerei ist für sie (die Arbeiter) viel verderblicher.
#281# 8. Kapitel - Der Arbeitstag --

Arbeitstags, bestimmt umgekehrt die größte täglich mögliche Verausgabung der Arbeitskraft, wie krankhaft gewaltsam und peinlich auch immer, die Schranke für die Rastzeit des Arbeiters. Das Kapital fragt nicht nach der Lebensdauer der Arbeitskraft. Was es interessiert, ist einzig und allein das Maximum von Arbeitskraft, das in einem Arbeitstag flüssig gemacht werden kann. Es erreicht dies Ziel durch Verkürzung der Dauer der Arbeitskraft, wie ein habgieriger Landwirt gesteigerten Bodenertrag durch Beraubung der Bodenfruchtbarkeit erreicht. Die kapitalistische Produktion, die wesentlich Produktion von Mehrwert, Einsaugung von Mehrarbeit ist, produziert also mit der Verlängrung des Arbeitstags nicht nur die Verkümmerung der menschlichen Arbeitskraft, welche ihrer normalen moralischen und physischen Entwicklungs- und Betätigungsbedingungen beraubt wird. Sie produziert die vorzeitige Erschöpfung und Abtötung der Arbeitskraft selbst. 105) Sie verlängert die Produktionszeit des Arbeiters während eines gegebenen Termins durch Verkürzung seiner Lebenszeit. Der Wert der Arbeitskraft schließt aber den Wert der Waren ein, welche zur Reproduktion des Arbeiters oder zur Fortpflanzung der Arbeiterklasse erheischt sind. Wenn also die naturwidrige Verlängrung des Arbeitstags, die das Kapital in seinem maßlosen Trieb nach Selbstverwertung notwendig anstrebt, die Lebensperiode der einzelnen Arbeiter und damit die Dauer ihrer Arbeitskraft verkürzt, wird rascherer Ersatz der verschlissenen nötig, also das Eingehen größerer Verschleißkosten in die Reproduktion der Arbeitskraft, ganz wie der täglich zu reproduzierende Wertteil einer Maschine um so größer ist, je rascher sie verschleißt. Das Kapital scheint daher durch sein eignes Interesse auf einen Normalarbeitstag hingewiesen. Der Sklavenhalter kauft seinen Arbeiter, wie er sein Pferd kauft. Mit dem Sklaven verliert er ein Kapital, das durch neue Auslage auf dem Sklavenmarkt ersetzt werden muß. Aber
"die Reisfelder von Georgien und die Sümpfe des Mississippi mögen fatalistisch zerstörend auf die menschliche Konstitution wirken; dennoch ist diese Verwüstung von menschlichem Leben nicht so groß, daß sie nicht gutgemacht werden könnte aus den strotzenden Gehegen von Virginien und Kentucky. Ökonomische Rücksichten, die
105) "In unseren früheren Berichten haben wir die Feststellungen verschiedner erfahrener Fabrikanten wiedergegeben, die besagen, daß Überstunden... sicher die Gefahr in sich bergen, die Arbeitskraft des Menschen vorzeitig zu erschöpfen." (l.c.64, p. XIII.)
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eine Art Sicherheit für die menschliche Behandlung des Sklaven bieten könnten, sofern sie das Interesse des Herrn mit der Erhaltung des Sklaven identifizieren, verwandeln sich, nach Einführung des Sklavenhandele, umgekehrt in Gründe der extremsten Zugrunderichtung des Sklaven, denn sobald sein Platz einmal durch Zufuhr aus fremden Negergehegen ausgefüllt werden kann, wird die Dauer seines Lebens minder wichtig als dessen Produktivität, solange es dauert. Es ist daher eine Maxime der Sklavenwirtschaft in Ländern der Sklaveneinfuhr, daß die wirksamste Ökonomie darin besteht, die größtmöglichste Masse Leistung in möglichst kurzer Zeit dem Menschenvieh (human chattle) auszupressen. Grade in tropischer Kultur, wo die jährlichen Profite oft dem Gesamtkapital der Pflanzungen gleich sind, wird das Negerleben am rücksichtslosesten geopfert. Es ist die Agrikultur Westindiens, seit Jahrhunderten die Wiege fabelhaften Reichtums, die Millionen der afrikanischen Race verschlungen hat. Es ist heutzutage in Kuba, dessen Revenuen nach Millionen zählen, und dessen Pflanzer Fürsten sind, wo wir bei der Sklavenklasse außer der gröbsten Nahrung, der erschöpfendsten und unablässigsten Plackerei einen großen Teil durch die langsame Tortur von Überarbeit und Mangel an Schlaf und Erholung jährlich direkt zerstört sehn." 106)
Mutato nomine de te fabula narratur! [78] Lies statt Sklavenhandel Arbeitsmarkt, statt Kentucky und Virginien Irland und die Agrikulturdistrikte von England, Schottland und Wales, statt Afrika Deutschland! Wir hörten, wie die Überarbeit mit den Bäckern in London aufräumt, und dennoch ist der Londoner Arbeitsmarkt stets überfüllt mit deutschen und anderen Todeskandidaten für die Bäckerei. Die Töpferei, wie wir sahen, ist einer der kurzlebigsten Industriezweige. Fehlt es deswegen an Töpfern? Josiah Wedgwood, der Erfinder der modernen Töpferei, von Haus selbst ein gewöhnlicher Arbeiter, erklärte 1785 vor dem Hause der Gemeinen, daß die ganze Manufaktur 15000 bis 20000 Personen beschäftige. 107) Im Jahr 1861 betrug die Bevölkerung allein der städtischen Sitze dieser Industrie in Großbritannien 101302.
"Die Baumwollindustrie zählt 90 Jahre... In drei Generationen der englischen Race hat sie neun Generationen von Baumwollarbeitern verspeist." 108)
Allerdings, in einzelnen Epochen fieberhaften Aufschwungs zeigte der Arbeitsmarkt bedenkliche Lücken. So z.B. 1834. Aber die Herren Fabrikanten schlugen nun den Poor Law Commissioners 1*) vor, die "Übervölkerung"
106) Cairnes, l.c.p. 110, 111. 107) John Ward, "History of the Borough of Stoke-upon-Trent etc.", London 1843, p.42. 108) Ferrands Rede im "House of Commons" vom 27. April 1863. --#

1*) Kommissären der Armenbehörde
#283# 8. Kapitel - Der Arbeitstag --

der Ackerbaudistrikte nach dem Norden zu schicken, mit der Erklärung, daß die Fabrikanten sie absorbieren und konsumieren würden. Dies waren ihre eigensten Worte. 109)
"Agenten wurden zu Manchester bestallt mit Einwilligung der Poor Law Commissioners. Agrikulturarbeiterlisten wurden ausgefertigt und diesen Agenten übermacht. Die Fabrikanten liefen in die Büros, und nachdem sie, was ihnen paßte, ausgewählt, wurden die Familien vom Süden Englands verschickt. Diese Menschenpakete wurden geliefert mit Etiketten gleich so viel Güterballen, auf Kanal und Lastwagen - einige strolchten zu Fuß nach, und viele irrten verloren und halb verhungert in den Manufakturdistrikten umher. Dies entwickelte sich zu einem wahren Handelszweig. Das Haus der Gemeinen wird es kaum glauben. Dieser regelmäßige Handel, dieser Schacher in Menschenfleisch dauerte fort, und diese Leute wurden gekauft und verkauft von den Manchester Agenten an die Manchester Fabrikanten, ganz so regelmäßig wie Neger an die Baumwollpflanzer der südlichen Staaten... Das Jahr 1860 bezeichnet das Zenit der Baumwollindustrie... Es fehlte wieder an Händen. Die Fabrikanten wandten sich wieder an die Fleischagenten... und diese durchstöberten die Dünen von Dorset, die Hügel von Devon und die Ebnen von Wilts, aber die Übervölkerung war bereits verspeist." Der "Bury Guardian" jammerte, daß 10000 zusätzliche Hände nach Abschluß des englisch-französischen Handelsvertrags absorbiert werden könnten und bald an 30000 oder 40000 mehr nötig sein würden. Nachdem die Agenten und Subagenten des Fleischhandels die Agrikulturdistrikte 1860 ziemlich resultatlos durchgefegt,
"wandte sich eine Fabrikantendeputation an Herrn Villiers, Präsidenten des Poor Law Board 1*), mit dem Gesuch, die Zufuhr der Armen- und Waisenkinder aus den Workhouses 2*) wieder zu erlauben" 110).
109) "That the manufacturers would absorb it and use it up. Those were the very words used by the cotton manufacturers." (l.c.) 110) l.c. Villiers, trotz bestem Willen, war gesetzlich in der Lage, das Fabrikantenanliegen abschlagen zu müssen. Die Herren erreichten jedoch ihre Zwecke durch die Willfährigkeit der lokalen Armenverwaltungen. Herr A.Redgrave, Fabrikinspektor, versichert, daß diesmal das System, wonach die Waisen und Paupers Kinder gesetzlich" als apprentices (Lehrlinge) gelten, nicht begleitet war von den alten Mißständen" - (über diese "Mißstände" vgl. Engels, l.c.) -, obgleich allerdings in einem Fall Mißbrauch mit dem System getrieben worden ist, in bezug auf Mädchen und junge Weiber, die von den Agrikulturdistrikten Schottlands nach Lancashire und Cheshire gebracht wurden". In diesem "System" schließt der Fabrikant einen Kontrakt mit den Behörden der Armenhäuser für bestimmte Perioden. Er nährt, kleidet und logiert die Kinder und --#

1*) der Armenbehörde - 2*) Arbeitshäusern
#284# III. Abschnitt - Die Produktion des absoluten Mehrwerts --

Was die Erfahrung dem Kapitalisten im allgemeinen zeigt, ist eine beständige Übervölkerung, d.h. Übervölkerung im Verhältnis zum augenblicklichen Verwertungsbedürfnis des Kapitals, obgleich sie aus verkümmerten, schnell hinlebenden, sich rasch verdrängenden, sozusagen unreif gepflückten Menschengenerationen ihren Strom bildet. 111) Allerdings zeigt
gibt ihnen einen kleinen Zuschuß in Geld. Sonderbar klingt folgende Bemerkung des Herrn Redgrave, nwnentlich wenn man bedenkt, daß selbst unter den Prosperitätsjahren der englischen Baumwollindustrie das Jahr 1860 einzig dasteht und die Arbeitslöhne außerdem hoch standen, weil die außerordentliche Arbeitsnachfrage auf Entvölkerung in Irland stieß, auf beispiellose Auswanderung aus englischen und schottischen Agikulturdistrikten nach Australien und Amerika, auf positive Abnahme der Bevölkrung in einigen englischen Agrikulturdistrikten infolge teils glücklich erzielten Bruchs der Lebenskraft, teils des früheren Abschöpfens der disponiblen Bevölkrung durch die Händler in Menschenfleisch. Und trotz alledem sagt Herr Redgrave: "Diese Art Arbeit" (der Armenhauskinder) wird jedoch nur gesucht, wenn keine andre gefunden werden kann, denn es ist teure Arbeit (high-priced labour). Der gewöhnliche Arbeitslohn für einen jungen von 13 Jahren ist ungefähr 4 sh. wöchentlich; aber 50 oder 100 solcher jungen logieren, kleiden, nähren, mit ärztlicher Hilfsleistung und passender Oberaufsicht versehn und ihnen obendrein eine kleine Zubuße in Geld geben, ist untubar für 4 sh. per Kopf wöchentlich." ("Rep. of the Insp. of Factories for 30th April 1860", p. 27.) Herr Redgrave vergißt zu sagen, wie der Arbeiter selbst dies alles seinen jungen für ihre 4 sh. Arbeitslohn leisten kann, wenn es der Fabrikant nicht kann für 50 oder 100 jungen, die gemeinswn logiert, beköstigt und beaufsichtigt werden. Zur Abwehr falscher Schlußfolgerungen aus dem Text muß ich hier noch bemerken, daß die englische Baumwollindustrie, seit ihrer Unterwerfung unter den Factory Act von 1850 mit seiner Reglung der Arbeitszeit usw., als die englische Muster, industrie betrachtet werden muß. Der englische Baumwollarbeiter steht in jeder Hinsicht höher als sein kontinentaler Schicksalsgenosse. Der preußische Fabrikarbeiter arbeitet mindestens 10 Stunden mehr per Woche als sein englischer Rival, und wenn er an seinem eignen Webstuhl zu Hause beschäftigt wird, fällt selbst diese Schranke seiner zusätzlichen Arbeitsstunden weg." ("Rep. of Insp. of Fact. 31st Oct. 1855", p. 103.) Der obenerwähnte Fabrikinspektor Redgrave reiste nach der Industrieausstellung von 1851 auf dem Kontinent, speziell in Frankreich und Preußen, um die dortigen Fabrikzustände zu untersuchen. Er sagt von dem preußischen Fabrikarbeiter: Er erhält einen Lohn, ausreichend zur Verschaffung einfacher Kost und de wenigen Komforts, woran er gewöhnt und womit er zufrieden ist... Er lebt schlechter und arbeitet härter als sein englischer Rivale." ("Rep. of Insp. of Fact. 31st Oct. 1853", p. 85.) 111) "Dier Überarbeiteten sterben mit befremdlicher Raschheit; aber die Plätze derer, die untergehn, sind sofort wieder ausgefüllt, und ein häufiger Wechsel der Personen bringt keine Änderung auf der Bühne hervor." "England and America", London 1833, t.I,p. 55. (Verfasser E.G. Wakefield.)
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die Erfahrung dem verständigen Beobachter auf der andren Seite, wie rasch und tief die kapitalistische Produktion, die, geschichtlich gesprochen, kaum von gestern datiert, die Volkskraft an der Lebenswurzel ergriffen hat, wie die Degeneration der industriellen Bevölkrung nur durch beständige Absorption naturwüchsiger Lebenselernente vom Lande verlangsamt wird und wie selbst die ländlichen Arbeiter, trotz freier Luft und des unter ihnen so allmächtig wartenden principle of natural selection! 1*), das nur die kräftigsten Individuen aufkommen läßt, schon abzuleben beginnen. 112) Das Kapital, das so "gute Gründe" hat, die Leiden der es umgebenden Arbeitergeneration zu leugnen, wird in seiner praktischen Bewegung durch die Aussicht auf zukünftige Verfaulung der Menschheit und schließlich doch unaufhaltsame Entvölkerung so wenig und so viel bestimmt als durch den Möglichen Fall der Erde in die Sonne. In jeder Aktienschwindelei weiß jeder, daß das Unwetter einmal einschlagen muß, aber jeder hofft, daß es das Haupt seines Nächsten trifft, nachdem er selbst den Goldregen aufgefangen und in Sicherheit gebracht hat. Après moi le déluge! [79] ist der Wahlruf jedes Kapitalisten und jeder Kapitalistennation. Das Kapital ist daher rücksichtslos gegen Gesundheit und Lebensdauer des Arbeiters, wo es nicht durch die Gesellschaft zur Rücksicht gezwungen wird. 113) Der
112) Siehe "Public Health. Sixth Report of the Medical Officer of the Privy Coun. cil. 1863". Veröffentlicht London 1864. Dieser Report handelt namentlich von den Agrikulturarbeitern. "Man hat die Grafschaft Sutherland als eine sehr verbesserte Grafschaft dargestellt, aber eine neuerliche Untersuchung hat entdeckt, daß hier in Distrikten, einst so berühmt wegen schöner Männer und tapfrer Soldaten, die Einwohner degeneriert sind zu einer magren und verkümmerten Race. In den gesundesten Lagen, auf Hügelabhängen im Angesicht des Meeres, sind die Gesichter ihrer Kinder so dünn und blaß, wie sie nur in der faulen Atmosphäre einer Londoner Winkelgasse sein können." (Thornton, l.c.p. 74, 75.) Sie gleichen in der Tat den 30000 gallant Highlanders" 2*), die Glasgow in seinen wynds und closes 3*) mit Prostituierten und Dieben zusarnmenbettet. 113) Obgleich die Gesundheit der Bevölkrung ein so wichtiges Element des nationalen Kapitals ist, fürchten wir, gestehn zu müssen, daß die Kapitalisten durchaus nicht bei der Hand sind, diesen Schatz zu erhalten und wert zu achten... Die Rücksicht auf die Gesundheit der Arbeiter wurde den Fabrikanten aufgezwungen." ("Times", 5. Novbr. 1861.) "Die Männer des West Riding wurden die Tuchmacher der Menschheit... die Gesundheit des Arbeitervolks wurde geopfert, und in ein paar Generationen wäre die Race degeneriert, aber eine Reaktion trat ein. Die Stunden der Kinderarbeit wurden beschränkt usw." ("Twenty-second annual Report of the Registrar-General", 1861.) --#

1*) Prinzips der natürlichen Auslese - 2*) "ritterlichen Hochländern" - 3*) Gassen und Höfen
#286# III. Abschnitt - Die Produktion des absoluten Mehrwerts --

Klage über physische und geistige Verkümmrung, vorzeitigen Tod, Tortur der Überarbeit, antwortet es: Sollte diese Qual uns quälen, da sie unsre Lust (den Profit) vermehrt? [80] Im großen und ganzen hängt dies aber auch nicht vom guten oder bösen Willen des einzelnen Kapitalisten ab. Die freie Konkurrenz macht die immanenten Gesetze der kapitalistischen Produktion dem einzelnen Kapitalisten gegenüber als äußerliches Zwangsgesetz geltend. 114) Die Festsetzung eines normalen Arbeitstags ist das Resultat eines vielhundertjährigen Kampfes zwischen Kapitalist und Arbeiter. Doch zeigt die Geschichte dieses Kampfes zwei entgegengesetzte Strömungen. Man vergleiche z.B. die englische Fabrikgesetzgebung unsrer Zeit mit den englischen Arbeitsstatuten vom 14. bis tief in die Mitte des 18. Jahrhunderts. 115) Während das moderne Fabrikgesetz den Arbeitstag gewaltsam abkürzt, suchen ihn jene Statute gewaltsam zu verlängern. Allerdings erscheinen die Ansprüche des Kapitals im Embryozustand, wo es erst wird, also noch nicht durch bloße Gewalt der ökonomischen Verhältnisse, sondern auch durch Hilfe der Staatsmacht sein Einsaugungsrecht eines genügenden Quantums Mehrarbeit sichert, ganz und gar bescheiden, vergleicht man
114) Wir finden daher z.B., daß Anfang 1863 26 Firmen, welche ausgedehnte Töpfereien in Staffordshire besitzen, darunter auch J. Wedgwood und Söhne, in einer Dankschrift "um gewaltsame Einmischung des Staats" petitionieren. Die "Konkurrenz mit andren Kapitalisten" erlaube ihnen keine "freiwillige" Beschränkung der Arbeitszeit der Kinder usw. Sosehr wir daher die oben erwähnten Übel beklagen, würde es unmöglich sein, sie durch irgendeine Art Übereinkunft unter den Fabrikanten zu verhindern... In Anbetracht aller dieser Punkte, sind wir zur Überzeugung gelangt, daß ein Zwangsgesetz nötig ist." ("Children's Emp. Comm., Rep. I", 1863, p. 322.) Zusatz zu Note 114. Ein viel frappantres Beispiel bot die jüngste Vergangenheit. Die Höhe der Baumwollpreise, in einer Epoche fieberhaften Geschäfts, hatte die Besitzer von Baumwollwebereien in Blackburn veranlaßt, durch gemeinschaftliche Übereinkunft die Arbeitszeit in ihren Fabriken während eines bestimmten Termins abzukürzen. Dieser Termin lief ab ungefähr Ende November (1871). Unterdes benutzten die reichren Fabrikanten, welche Spinnerei mit Weberei verbinden, den durch jene Übereinkunft veranlaßten Ausfall der Produktion dazu, ihr eignes Geschäft auszudehnen und so auf Kosten der kleinen Meister große Profite zu machen. Letztre wandten sich nun in ihrer Not - an die Fabrikarbeiter, riefen sie auf, die Neunstundenagitation ernsthaft zu betreiben, und versprachen Geldbeiträge zu diesem Behuf! 115) Diese Arbeiterstatute, die man gleichzeitig auch in Frankreich, den Niederlanden usw. findet, wurden in England erst 1813 formell aufgehoben, nachdem sie längst von den Produktionaverhältnissen beseitigt waren.
#287# 8. Kpitel - Der Arbeitstag --

sie mit den Konzessionen, die es in seinem Mannesalter knurrend und widerstrebig machen muß. Es kostet Jahrhunderte, bis der "freie" Arbeiter infolge entwickelter kapitalistischer Produktionsweise sich freiwillig dazu versteht, d.h. gesellschaftlich gezwungen ist, für den Preis seiner gewohnheitsmäßigen Lebensmittel seine ganze aktive Lebenszeit, ja seine Arbeitsfähigkeit selbst, seine Erstgeburt für ein Gericht Linsen zu verkaufen. Es ist daher natürlich, daß die Verlängrung des Arbeitstags, die das Kapital von Mitte des 14. bis Ende des 17. Jahrhunderts staatsgewaltig den volljährigen Arbeitern aufzudrängen sucht, ungefähr mit der Schranke der Arbeitszeit zusammenfällt, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Verwandlung von Kinderblut in Kapital hier und da von Staats wegen gezogen wird. Was heute, z.B. im Staate Massachusetts, bis jüngst dem freisten Staate der nordamerikanischen Republik, als Staatsschranke der Arbeit von Kindern unter 12 Jahren proklamiert ist, war in England noch Mitte des 17. Jahrhunderts der normale Arbeitstag vollblütiger Handwerker, robuster Ackerknechte und riesenhafter Grobschmiede. 116) Das erste "Statute of Labourers 1*) (23 Eduard III. 1349) fand seinen unmittelbaren Vorwand (nicht seine Ursache, denn die Gesetzgebung dieser Art dauert Jahrhunderte fort ohne den Vorwand) in der großen Pest [81], welche die Bevölkerung dezimierte, so daß, wie ein Tory-Schriftsteller sagt, die Schwierigkeit, Arbeiter zu räsonablen Preisen" (d.h. zu Preisen, die ihren Anwendern ein räsonables Quantum Mehrarbeit ließen)
116) Kein Kind unter 12 Jahren darf in einem Fabrikbetrieb länger als 10 Stunden täglich beschäftigt werden." ("General Statutes of Massachusetts", ch.60, 3. Die Ordonnanzen wurden erlassen 1836 bis 1858.) Arbeit, die in einem Zeitraum von 10 Stunden täglich in allen Baumwoll-, Woll-, Seiden-, Papier-, Glas- und Flachsfabriken oder in eisen- und anderen metallverarbeitenden Betrieben ausgeführt wird, soll als Tagewerk im Sinne des Gesetzes angesehen werden. Es sei ferner gesetzlich festgelegt, daß künftig kein Minderjähriger, der in irgendeiner Fabrik beschäftigt wird, angehalten oder aufgefordert werden darf, mehr als 10 Stunden täglich oder 60 Stunden wöchentlich zu arbeiten; weiter, daß in Zukunft kein Minderjähriger unter 10 Jahren als Arbeiter in einer Fabrik innerhalb des Gebietes dieses Staates beschäftigt werden darf." ("State of New Jersey. An act to limit the hours of labour etc.", 1 und 2. Gesetz vom 18. März 1851.) "Kein Minderjähriger zwischen 12 und 15 Jahren darf in irgendeinem Fabrikbetrieb mehr als täglich 11 Stunden oder vor 5 Uhr morgens oder nach 7 1/2 Uhr abends beschäftigt werden." ("Revised Statutes of the State of Rhode Island etc.", ch.139, 23, 1st July 1857.) --#

1*) "Arbeiterstatut"
#288# III. Abschnitt - Die Produktion des absoluten Mehrwerts --

"an die Arbeit zu setzen, in der Tat unerträglich wurde" 117). Räsonable Arbeitslöhne wurden daher zwangsgesetzlich diktiert, ebenso wie die Grenze des Arbeitstags. Der letztre Punkt, der uns hier allein interessiert, ist wiederholt in dem Statut von 1496 (unter Henry VII.). Der Arbeitstag für alle Handwerker (artificers) und Ackerbauarbeiter vom März bis September sollte damals, was jedoch nie durchgesetzt wurde, dauern von 5 Uhr morgens bis zwischen 7 und 8 Uhr abends, aber die Stunden für Mahlzeiten betragen 1 Stunde für Frühstück, 1 1/2 Stunden für Mittagessen und 1/2 Stunde für Vieruhrbrot, also grade doppelt soviel als nach dem jetzt gültigen Fabrikakt. 118) Im Winter sollte gearbeitet werden von 5 Uhr morgens bis zum Dunkeln, mit denselben Unterbrechungen. Ein Statut der Elisabeth von 1562 für alle Arbeiter "gedungen für Lohn per Tag oder Woche", läßt die Länge des Arbeitstags unberührt, sucht aber die Zwischenräume zu beschränken auf 2 1/2 Stunden für den Sommer und 2 für den Winter. Das Mittagessen soll nur eine Stunde dauern und "der Nachmittagsschlaf von 1/2 Stunde" nur zwischen Mitte Mai und Mitte August erlaubt sein. Für jede Stunde Abwesenheit soll 1 d. (etwa 8 Pfennige) vom Lohn abgehn. In der Praxis jedoch war das Verhältnis den Arbeitern viel günstiger als im Statutenbuch. Der Vater der politischen Ökonomie und gewissermaßen der Erfinder der Statistik, Williarn Petty, sagt in einer Schrift, die er im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts veröffentlichte:
"Arbeiter" (labouring men, eigentlich damals Ackerbauarbeiter) "arbeiten 10 Stunden täglich und nehmen wöchentlich 20 Mahlzeiten ein, nämlich an Arbeitstagen täglich
117) [J.B. Byles] "Sophisms of Free Trade", 7th edit., Lond. 1850, p. 205. Derselbe Tory gibt übrigens zu: Parlamentsakte, die die Arbeitslöhne gegen die Arbeiter zugunsten der Arbeitsanwender regulierten, währten für die lange Periode von 464 Jahren. Die Bevölkerung wuchs. Diese Gesetze wurden nun überflüssig und lästig." (l.c.p. 206.) 118) J. Wade bemerkt mit Recht in bezug auf dies Statut: Aus dem Statut von 1496 geht hervor, daß die Nahrung als Äquivalent für 1/2 des Einkommens eines Handwerkers und 1/2 des Einkommens eines Agrikulturarbeiters galt, und dies zeigt eine größere Stufe von Unabhängigkeit unter den Arbeitern an, als jetzt vorherrscht, wo die Nahrung der Arbeiter in Agrikultur und Manufaktur ein viel höheres Verhältnis zu ihren Löhnen bildet." (J. Wade, l.c.p. 24, 25 und 577.) Die Meinung, als sei diese Differenz etwa der Differenz im Preisverhältnis zwischen Nahrungsmitteln und Kleidungsstücken, jetzt und damals, geschuldet, widerlegt der oberflächlichste Blick auf "Chronicon Preciosum etc." By Bishop Fleftwood, 1st edit., London 1707, 2nd edit., London 1745.
#289# 8. Kapitel - Der Arbeitstag --

drei und an Sonntagen zwei; woraus man klärlich sieht, daß, wenn sie an Freitagabenden fasten wollten und in anderthalb Stunden zu Mittag speisen wollten, während sie jetzt zu dieser Mahlzeit zwei Stunden brauchen, von 11 bis 1 Uhr morgens, wenn sie also 1/20 mehr arbeiteten und 1/20 weniger verzehrten, das Zehntel der oben erwähnten Steuer aufbringbar wäre." 119)
Hatte Dr. Andrew Ure nicht recht, die Zwölfstundenbill von 1833 als Rückgang in die Zeiten der Finsternis zu verschreien? Allerdings gelten die in den Statuten und von Petty erwähnten Bestimmungen auch für "apprentices" (Lehrlinge). Wie es aber noch Ende des 17. Jahrhunderts mit der Kinderarbeit stand, ersieht man aus folgender Klage:
"Unsere Jugend, hier in England, treibt gar nichts bis zu der Zeit, wo sie Lehrlinge werden, und dann brauchen sie natürlich lange Zeit - sieben Jahre -, um sich zu vollkommnen Handwerkern zu bilden."
Deutschland wird dagegen gerühmt, weil dort die Kinder von der Wiege auf wenigstens zu ein bißchen Beschäftigung erzogen werden" 120).
119) W. Petty, "Political Anatomy of Ireland 1672", edit. 1691, p. 10. [50] 120) "A Discourse on the Necessity of Encouraging Mechanick Industry", London 1690, p. 13. Macaulay, der die englische Geschichte im Whig- und Bourgeoisinteresse zurechtgefälscht hat, deklamiert, wie folgt: Die Praxis, Kinder vorzeitig an die Arbeit zu setzen, herrschte im 17. Jahrhundert in einem für den damaligen Zustand der Industrie fast unglaublichen Grad vor. Zu Norwich, dem Hauptsitz der Wollindustrie, wurde ein Kind von 6 Jahren für arbeitsfähig gehalten. Verschiedne Schriftsteller jener Zeit und darunter manche, die als außerordentlich wohlgesinnt betrachtet wurden, erwähnen mit 'Exultation' (Entzücken) die Tatsache, daß in dieser Stadt allein Knaben und Mädchen einen Reichtum schaffen, der über ihren eignen Unterhalt hinaus 12000 Pfd.St. in einem Jahr betrug. Je genauer wir die Geschichte der Vergangenheit untersuchen, desto mehr Grund finden wir, die Ansicht derer zu verwerfen, die unser Zeitalter für fruchtbar an neuen sozialen Übeln halten. Das, was neu ist, ist die Intelligenz, die die Übel entdeckt, und die Humanität, die sie heilt." ("History of England", v.I,p. 417.) Macaulay hätte weiter berichten können, daß "außerordentlich wohlgesinnte" amis du commerce im 17.Jahrhundert mit "Exultation" erzählen, wie in einem Armenhaus in Holland ein Kind von 4 Jahren beschäftigt wurde, und daß dies Beispiel der "vertu mise en pratique" 1*) in allen Schriften von Humanitären à la Macaulay Muster passiert bis zur Zeit A. Smiths. Es ist richtig, daß mit dem Aufkommen der Manufaktur, im Unterschied zum Handwerk, sich Spuren der Kinderexploitation zeigen, die von jeher bis zu einem gewissen Grad bei den Bauern existiert und um so entwickelter, je härter das Joch, das auf dem Landmann lastet. Die Tendenz --#

1*) "angewandten Tugend"
#290# III. Abschnitt - Die Produktion des absoluten Mehrwerts --

Noch während des größten Teils des 18. Jahrhunderts, bis zur Epoche der großen Industrie, war es dem Kapital in England nicht gelungen, durch Zahlung des wöchentlichen Werts der Arbeitskraft sich der ganzen Woche des Arbeiters, Ausnahme bilden jedoch die Agrikulturarbeiter, zu bemächtigen. Der Umstand, daß sie eine ganze Woche mit dem Lohn von 4 Tagen leben konnten, schien den Arbeitern kein hinreichender Grund, auch die andren zwei Tage für den Kapitalisten zu arbeiten. Fine Seite der englischen Ökonomen denunzierte im Dienst des Kapitals diesen Eigensinn aufs wütendste, eine andre Seite verteidigte die Arbeiter. Hören wir z.B. die Polemik zwischen Postlethwayt, dessen Handels-Diktionär damals denselben Ruf genoß wie heutzutage ähnliche Schriften von MacCulloch und MacGregor, und dem früher zitierten Verfasser des Essay on Trade and Commerce" 121). Postlethwayt sagt u.a.:
"Ich kann diese wenigen Bemerkungen nicht abschließen, ohne Notiz zu nehmen von der trivialen Redensart in dem Munde zu vieler, daß, wenn der Arbeiter (industrious poor) in 5 Tagen genug erhalten kann, um zu leben, er nicht volle 6 Tage arbeiten will. Daher schließen sie auf die Notwendigkeit, selbst die notwendigen Lebensmittel durch Steuern oder irgendwelche andre Mittel zu verteuern, um den Handwerker und Manufakturarbeiter zu unausgesetzter sechstägiger Arbeit in der Woche zu zwingen. Ich muß um die Erlaubnis bitten, andrer Meinung zu sein als diese großen Politiker, welche für die beständige Sklaverei der Arbeiterbevölkerung dieses Königreichs (the perpetual slavery of the working people) die Lanze einlegen; sie vergessen das
des Kapitals ist unverkennbar, aber die Tatsachen selbst stehn noch so vereinzelt wie die Erscheinung zweiköpfiger Kinder. Sie wurden daher mit "Exultation", als besonders merkwürdig und bewundernswert, von ahnungsvollen "amis du commerce" für Mit- und Nachwelt aufgezeichnet und zur Nachahmung empfohlen. Derselbe schottische Sykophant und Schönredner Macaulay sagt: "Man höre heute nur von Rückschritt und sehe nur Fortschritt." Was für Augen und namentlich was für Ohren! 121) Unter den Anklägern der Arbeiter ist der grimmigste der im Text erwähnte anonyme Verfasser von: "An Essay on Trade and Commerce: containing Observations on Taxation etc.", London 1770. Schon früher in seiner Schrift Consideration on Taxes", London 1765. Auch Polonius Arthur Young, der unsägliche statistische Schwätzer, folgt in derselben Linie. Unter den Verteidigern der Arbeiter stehn oben an: Jacob Vanderlint in "Money answers all things", London 1734, Rev. Nathaniel Forster, D.D. in "An Enquiry into the Causes of the Present High Price of Provisions", London 1767, Dr. Price, und namentlich auch Postlethwayt, sowohl in einem Supplement zu seinem "Universal Dictionary of Trade and Commerce" als in "Great-Britain's Commercial Interest explained and improved", 2nd edit., Lond. 1759. Die Tatsachen selbst findet man bei vielen andren gleichzeitigen Schriftstellern konstatiert, u.a. bei Josiah Tucker.
#291# 8. Kapitel - Der Arbeitstag --

Sprichwort 'all work and no ply' (nur Arbeit und kein Spiel) macht dumm. Brüsten sich die Engländer nicht mit der Genialität und Gewandtheit ihrer Handwerker und Manufakturarbeiter, die bisher den britischen Waren allgemeinen Kredit und Ruf verschafft haben? Welchem Umstand war dies geschuldet? Wahrscheinlich keinem andren als der Art und Weise, wie unser Arbeitsvolk, eigenlaunig, sich zu zerstreuen weiß. Wären sie gezwungen, das ganze Jahr durchzuarbeiten, alle sechs Tage in der Woche, in steter Wiederholung desselben Werkes, werde das nicht ihre Genialität abstumpfen und sie dumm-träg statt munter und gewandt machen; und werden unsre Arbeiter infolge solcher ewigen Sklaverei ihren Ruf nicht verlieren statt erhalten?... Welche Art Kunstgeschick könnten wir erwarten von solch hart geplackten Tieren (hard driven animals)?... Viele von ihnen verrichten soviel Arbeit in 4 Tagen als ein Franzose in 5 oder 6. Aber wenn Engländer ewige Schanzarbeiter sein sollen, so steht zu fürchten, daß sie noch unter die Franzosen entarten (degenerate) werden. Wenn unser Volk wegen seiner Tapferkeit im Krieg berühmt ist, sagen wir nicht, daß dies einerseits dem guten englischen Roastbeef und Pudding in seinem Leibe, andrerseits nicht minder unsrem konstitutionellen Geiste der Freiheit geschuldet ist? Und warum sollte die größere Genialität, Energie und Gewandtheit unsrer Handwerker und Manufakturarbeiter nicht der Freiheit geschuldet sein, womit sie sich in ihrer eignen Art und Weise zerstreuen? Ich hoffe, sie werden nie wieder diese Privilegien verlieren, noch das gute Leben, woraus ihre Arbeitstüchtigkeit und ihr Mut gleichmäßig herstammen!" 122)
Darauf antwortet der Verfasser des "Essay on Trade and Commerce":
"Wenn es für eine göttliche Einrichtung gilt, den siebenten Tag der Woche zu feiern, so schließt dies ein, daß die andren Wochentage der Arbeit" (er meint dem Kapital, wie man gleich sehen wird) angehören, und es kann nicht grausam gescholten werden, dies Gebot Gottes zu erzwingen... Daß die Menschheit im allgemeinen von Natur zur Bequemlichkeit und Trägheit neigt, davon machen wir die fatale Erfahrung im Betragen unsres Manufakturpöbels, der durchschnittlich nicht über 4 Tage die Woche arbeitet, außer im Fall einer Teuerung der Lebensmittel... Gesetzt, ein Bushel Weizen repräsentiere alle Lebensmittel des Arbeiters, koste 5 sh., und der Arbeiter verdiene einen Schilling täglich durch seine Arbeit. Dann braucht er bloß 5 Tage in der Woche zu arbeiten; nur 4, wenn der Bushel 4 sh. beträgt... Da aber der Arbeitslohn in diesem Königreich viel höher steht, verglichen mit dem Preise der Lebensmittel, so besitzt der Manufakturarbeiter, der 4 Tage arbeitet, einen Geldüberschuß, womit er während des Rests der Woche müßig lebt... Ich hoffe, ich habe genug gesagt, um klarzumachen, daß mäßige Arbeit während 6 Tagen in der Woche keine Sklaverei ist. Unsre Agrikulturarbeiter tun dies und, allem Anscheine nach, sind sie die Glücklichsten unter den Arbeitern (labouring poor) 123), aber die Holländer tun es in den Manufakturen und
122) Postlethwayt, l.c., "First Preliminary Discourse", p. 14. 123) "An Essay etc." Er selbst erzählt p. 96, worin schon 1770 das Glück der englischen Agrikulturarbeiter bestand. "Ihre Arbeitskräfte (their working powers) sind
#292# III. Abschnitt - Die Produktion des absoluten Mehrwerts --

scheinen ein sehr glückliches Volk. Die Franzosen tun es, soweit nicht die vielen Feiertage dazwischenkommen 124)... Aber unser Pöbel hat sich die fixe Idee in den Kopf gesetzt, daß ihm als Engländer durch das Recht der Geburt das Privilum zukommt, freier und unabhängiger zu sein als" (das Arbeitervolk) "in irgendeinem andren Lande von Europa. Nun, diese Idee, soweit sie auf die Tapferkeit unsrer Soldaten einwirkt, mag von einigem Nutzen sein; aber je weniger die Manufakturarbeiter davon haben, desto besser für sie selbst und den Staat. Arbeiter sollten sich nie für unabhängig von ihren Vorgesetzten (independent of their superiors) halten... Es ist außerordentlich gefährlich, mobs in einem kommerziellen Staat, wie dem unsrigen, zu encouragieren, wo vielleicht 7 Teile von den 8 der Gesamtbevölkrung Leute mit wenig oder keinem Eigentum sind 125)... Die Kur wird nicht vollständig sein, bis unsre industriellen Armen sich bescheiden, 6 Tage für dieselbe Summe zu arbeiten, die sie nun in 4 Tagen verdienen." 126)
Zu diesem Zwecke, wie zur Ausrottung der Faulenzerei, Ausschweifung und romantischen Freiheitsduselei", ditto "zur Minderung der Armentaxe, Förderung des Geistes der Industrie und Herabdrückung des Arbeitspreises in den Manufakturen", schlägt unser treuer Eckart des Kapitals das probate Mittel vor, solche Arbeiter, die der öffentlichen Wohltätigkeit anheimfallen, in einem Wort, Paupers, einzusperren in ein "ideales Arbeitshaus" (an ideal Workhouse). "Ein solches Haus muß zu einem Hause des Schreckens (House of Terror) gemacht werden." 127) In diesem "Hause des Schreckens", diesem "Ideal von einem Workhouse", soll gearbeitet werden 14 Stunden täglich mit Einbegrifs jedoch der passenden Mahlzeiten, so daß volle 12 Arbeitsstunden übrigbleiben. 128)
stets auf das äußerste angespannt (on the stretch); sie können nicht schlechter leben, als sie tun (they cannot live cheaper than they do), noch arbeiten (nor work harder)." 124) Der Protestantismus spielt schon durch seine Verwandlung fast aller traditionellen Feiertage in Werktage eine wichtige Rolle in der Genesis des Kapitals. 125) "An Essay etc.", p. 41, 15, 96, 97, 55, 56, 57. 126) l.c.p. 69. Jacob Vanderlint erklärte schon 1734, das Geheimnis der Kapitalistenklage über die Faulenzerei des Arbeitervolks sei einfach, daß sie für denselben Lohn 6 statt 4 Arbeitstage beanspruchten. 127) "An Essay etc.", p. 242, 243: Such ideal workhouse must be made 'a House of Terror', und nicht zu einem Asyl für die Armen, wo sie reichlich zu essen bekommen, warm und anständig gekleidet werden sollen und sie nur wenig arbeiten." 128) "In this ideal workhouse the poor shall work 14 hours in a day, allowing proper time for meals, in such manner that there shall remain 12 hours of neat labour." (l.c. [p. 260.1]) "Die Franzosen", sagt er, "lachen über unsre enthusiastischen Ideen von Freiheit." (l.c.p. 78.)
#293# 8. Kpitel - Der Arbeitstag --

Zwölf Arbeitsstunden täglich im "Ideal-Workhouse", im Hause des Schreckens von 1770! Dreiundsechzig Jahre später, 1833, als das englische Parlament in vier Fabrikzweigen den Arbeitstag für Kinder von 13 bis 18 Jahren auf 12 volle Arbeitsstunden herabsetzte, schien der jüngste Tag der englischen Industrie angebrochen! 1852, als L. Bonaparte bürgerlich Fuß zu fassen suchte durch Rütteln am gesetzlichen Arbeitstag, schrie das französische Arbeitervolk 1*) aus einem Munde: "Das Gesetz, das den Arbeitstag auf 12 Stunden verkürzt, ist das einzige Gut, das uns von der Gesetzgebung der Republik blieb!" 129) In Zürich ist die Arbeit von Kindern über 10 Jahren auf 12 Stunden beschränkt; im Aargau wurde 1862 die Arbeit von Kindern zwischen 13 und 16 Jahren von 12 1/2 auf 12 Stunden reduziert, in Östreich 1860 für Kinder zwischen 14 und 16 Jahren ditto auf 12 Stunden. 130) Welch ein Fortschritt seit 1770, würde Macaulay "mit Exultation" aufjauchzen! Das "Haus des Schreckens" für Paupers, wovon die Kapitalseele 1770 noch träumte, erhob sich wenige Jahre später als riesiges "Arbeitshaus" für die Manufakturarbeiter selbst. Es hieß Fabrik. Und diesmal erblaßte das Ideal vor der Wirklichkeit.
129) "Sie widersetzten sich besonders deshalb einer Arbeit von mehr als den 12 Stunden täglich, weil das Gesetz, das diese Stundenzahl festsetzte, das einzige Gut ist, was ihnen von der Gesetzgebung der Republik übrigbleibt." ("Rep. of Insp. of Fact. 31st Octob. 1855", p. 80.) Das französische Zwölfstundengesetz vom 5. September 1850, eine verbürgerlichte Ausgabe des Dekrets der provisorischen Regierung vom 2. März 1848, erstreckt sich auf alle Ateliers ohne Unterschied. Vor diesem Gesetz war der Arbeitstag in Frankreich unbeschränkt. Er währte in den Fabriken 14, 15 und mehr Stunden. Siehe "Des classes ouvrières en France, pendant l'année 1848. Par M. Blanqui". Herr Blanqui, der Ökonom, nicht der Revolutionär, war von Regierungswegen mit der Enquete über die Arbeiterzustände betraut. 130) Belgien bewährt sich auch mit Bezug auf die Regulation des Arbeitstags als bürgerlicher Musterstaat. Lord Howard de Walden, englischer Bevollnächtigter in Brüssel, berichtet dem Foreign Office 2*) d.d. 12. Mai 1862. "Der Minister Rogier erklärte mir, daß weder ein allgemeines Gesetz noch Lokalregulationen die Kinderarbeit irgendwie beschränken; daß die Regierung sich während der letzten 3 Jahre in jeder Sitzung mit dem Gedanken trug, den Kammern ein Gesetz über den Gegenstand vorzulegen, daß sie aber stets ein unüberwindliches Hindernis fand an der eifersüchtigen Angst gegen irgendwelche Gesetzgebung un Widerspruch dem Prinzip vollkommner Freiheit der Arbeit"! --#

1*) 3. und 4. Auflage: Volk - 2*) Auswärtiges Amt
#294# III. Abschnitt - Die Produktion des absoluten Mehrwerts --

6. Der Kampf um den Normalarbeitstag. Zwangsgesetzliche Beschränkung der Arbeitszeit. Die englische Fabrikgesetzgebung von 1833-1864

Nachdem das Kapital Jahrhunderte gebraucht, um den Arbeitstag bis zu seinen normalen Maximalgrenzen und dann über diese hinaus, bis zu den Grenzen des natürlichen Tags von 12 Stunden zu verlängern 131), erfolgte nun, seit der Geburt der großen Industrie im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts, eine lawinenartig gewaltsame und maßlose Überstürzung. Jede Schranke von Sitte und Natur, Alter und Geschlecht, Tag und Nacht, wurde zertrümmert. Selbst die Begriffe von Tag und Nacht, bäuerlich einfach in den alten Statuten, verschwammen so sehr, daß ein englischer Richter noch 1860 wahrhaft talmudistischen Scharfsinn aufbieten mußte, um urteilskräftig zu erklären, was Tag und Nacht sei. 132) Das Kapital feierte seine Orgien. Sobald die vom Produktionslärm übertölpelte Arbeiterklasse wieder einigermaßen zur Besinnung kam, begann ihr Widerstand, zunächst im Geburtsland der großen Industrie, in England. Während drei Dezennien jedoch blieben die von ihr ertrotzten Konzessionen rein nominell. Das Parlament erließ 5 Arbeits-Akte von 1802 bis 1833, war aber so schlau, keinen Pfennig für ihre zwangsmäßige Ausführung, das nötige Beamtenpersonal usw. zu votieren. 133) Sie blieben ein toter Buchstabe. --#

131) "Es ist sicher sehr bedauerlich, daß irgendeine Klasse von Personen 12 Stunden täglich sich abplacken muß. Rechnet man die Mahlzeiten zu und die Zeit, um zu und von der Werkstatt zu gehn, so beträgt dies in der Tat 14 von den 24 Tagesstunden... Abgesehn von der Gesundheit, wird niemand, ich hoffe, anstehn zuzugeben, daß vom moralischen Gesichtspunkt eine so gänzliche Absorption der Zeit der arbeitenden Klassen, ohne Unterlaß, vom frühen Alter von 13 Jahren, und in den 'freien' Industriezweigen selbst von viel frührem Alter an, außerordentlich schädlich und ein furchtbares Übel ist... Im Interesse der öffentlichen Moral, für die Aufziehung einer tüchtigen Bevölkrung, und um der großen Masse des Volks einen vernünftigen Lebensgenuß zu verschaffen, muß darauf gedrungen werden, daß in allen Geschäftszweigen ein Teil jedes Arbeitstags reserviert werde für Erholung und Muße." (Leonard Horner in "Reports of Insp. of Fact. 31st Dec. 1841".) 132) Sieh "Judgment of Mr. J.H. Otway, Belfast, Hilary Sessions, County Antrim 1860". 133) Sehr charakteristisch ist es für das Regime Louis-Philippes, des roi bourgeois 1*), daß das einzige unter ihm erlassene Fabrikgesetz vom '79. März 1841 niemals durchgeführt --#

1*) Bürgerkönigs
#295# 8. Kapitel - Der Arbeitstag --

"Die Tatsache ist, daß vor dem Akt von 1833 Kinder und junge Personen abgearbeitet wurden (were worked) die ganze Nacht, den ganzen Tag, oder beide ad libitum." 124)
Erst seit dem Fabrikakt von 1833 - umfassend Baumwoll-, Wolle, Flachs- und Seidenfabriken - datiert für die moderne Industrie ein Normalarbeitstag. Nichts charakterisiert den Geist des Kapitals besser als die Geschichte der englischen Fabrikgesetzgebung von 1833 bis 1864! Das Gesetz von 1833 erklärt, der gewöhnliche Fabrikarbeitstag solle beginnen um halb 6 Uhr morgens und enden halb 9 Uhr abends, und innerhalb dieser Schranken, einer Periode von 15 Stunden, solle es gesetzlich sein, junge Personen (d.h. Personen zwischen 13 und 18 Jahren) zu irgend einer Zeit des Tags anzuwenden, immer vorausgesetzt, daß ein und dieselbe junge Person nicht mehr als 12 Stunden innerhalb eines Tags arbeite, mit Ausnahme gewisser speziell vorgesehner Fälle. Die 6. Sektion des Akts bestimmt, daß im Laufe jedes Tags jeder solchen Person von beschränkten Arbeitszeit mindestens 1/2 Stunden für Mahlzeiten eingeräumt werden sollen". Die Anwendung von Kindern unter 9 Jahren, mit später zu erwähnender Ausnahme, ward verboten, die Arbeit der Kinder von 9 bis 13 Jahren auf 8 Stunden täglich beschränkt. Nachtarbeit, d.h. nach diesem Gesetz, Arbeit zwischen halb 9 Uhr abends und halb 6 Uhr morgens, ward verboten für alle Personen zwischen 9 und 18 Jahren. Die Gesetzgeber waren so weit entfernt, die Freiheit des Kapitals in Aussaugung der erwachsnen Arbeitskraft oder, wie sie es nannten, "die Freiheit der Arbeit" antasten zu wollen, daß sie ein eignes System ausheckten, um solcher haarsträubenden Konsequenz des Fabrikakts vorzubeugen.
"Das große Übel des Fabriksystems, wie es gegenwärtig eingerichtet ist", heißt es im ersten Bericht des Zentralrats der Kommission vom 25. Juni 1833, "besteht darin,
worden ist. Und dies Gesetz betrifft nur Kinderarbeit. Es setzt 8 Stunden für Kinder zwischen 8 und 12, zwölf Stunden für Kinder zwischen 12 und 16 Jahren usw. fest, mit vielen Ausnahmen, welche die Nachtarbeit selbst für Achtjährige erlauben. Überwachung und Erzwingung des Gesetzes blieben in einem Lande, wo jede Maus polizeilich administriert wird, dem guten Willen der "amis du commerce" überlassen. Erst seit 1853 gibt es in einem einzigen Departement, dem Departement du Nord, einen bezahlten Regierungsinspektor. Nicht minder charakteristisch für die Entwicklung der französischen Gesellschaft überhaupt ist es, daß Louis-Philippes Gesetz bis zur Revolution von 1848 einzig dastand in der alles umspinnenden französischen Gesetzfabrik! 124) "Rep. of Insp. of Fact. 30th April 1860", p. 50.
#296# III. Abschnitt - Die Produktion des absoluten Mehrwerts --

daß es die Notwendigkeit schafft, die Kinderarbeit zur äußersten Länge des Arbeitstags der Erwachsnen auszudehnen. Das einzige Heilmittel für dies Übel, ohne Beschränkung der Arbeit der Erwachsnen, woraus ein Übel entspringen würde, größer als das, dem vorgebeugt werden soll, scheint der Plan, doppelte Reihen von Kindern zu verwenden." [82]
Unter dem Namen Relaissystem ('System of Relays'; Relay heißt im Englischen wie im Französischen: das Wechseln der Postpferde auf verschiednen Stationen) wurde daher dieser "Plan" ausgeführt, so daß z.B. von halb 6 Uhr morgens bis halb 2 Uhr nachmittags eine Reihe von Kindern zwischen 9 und 13 Jahren, von halb 2 Uhr nachmittags bis halb 9 Uhr abends eine andre Reihe vorgespannt wird usw. Zur Belohnung dafür, daß die Herren Fabrikanten alle während der letzten 22 Jahre erlaßnen Gesetze über Kinderarbeit aufs frechste ignoriert hatten, ward ihnen jetzt aber auch die Pille vergoldet. Das Parlament bestimmte, daß nach dem 1. März 1834 kein Kind unter 11 Jahren, nach dem 1. März 1835 kein Kind unter 12 Jahren und nach dem 1. März 1836 kein Kind unter 13 Jahren über 8 Stunden in einer Fabrik arbeiten solle! Dieser für das "Kapital" so schonungsvolle "Liberalismus" war um so anerkennenswerter, als Dr. Farre, Sir A. Carlisle, Sir B. Brodie, Sir C. Bell, Mr. Guthrie usw., kurz die bedeutendsten physicians und surgeons 1*) Londons in ihren Zeugenaussagen vor dem Unterhaus erklärt hatten, daß periculum in mora! [83] Dr. Farre drückte sich noch etwas gröber dahin aus:
"Gesetzgebung ist gleich notwendig für die Vorbeugung des Tods in allen Formen, worin er vorzeitig angetan werden kann, und sicher dieser" (der Fabrikmodus) muß als eine der grausamsten Methoden, ihn anzutun, betrachtet werden." 135)
Dasselbe "reformierte" Parlament, das aus Zartsinn für die Herrn Fabrikanten Kinder unter 13 Jahren noch jahrelang in die Hölle 72stündiger Fabrikarbeit per Woche festbannte, verbot dagegen in dem Emanzipationsakt, der auch die Freiheit tropfenweise eingab, von vornherein den Pflanzern, irgendeinen Negersklaven länger als 45 Stunden per Woche abzuarbeiten! Aber keineswegs gesühnt, eröffnete das Kapital jetzt eine mehrjährige und geräuschvolle Agitation. Sie drehte sich hauptsächlich um das Alter
135) "Legislation is equally necessary for the prevention of death, in any form in which it can be prematurely inflicted, and certainley this must be viewed as a most cruel mode of inflicting it." [84] --#

1*) Ärzte und Wundärzte
#297# 8. Kapitel - Der Arbeitstag --

der Kategorien, die unter dem Namen Kinder auf 8stündige Arbeit beschränkt und einem gewissen Schulzwang unterworfen worden waren. Nach der kapitalistischen Anthropologie hörte das Kindesalter im 10. oder, wenn es hoch ging, im 11. Jahre auf. Je näher der Termin der vollen Ausführung des Fabrikakts, das verhängnisvolle Jahr 1836 rückte, um so wilder raste der Fabrikantenmob. Es gelang ihm in der Tat, die Regierung so weit einzuschüchtern, daß sie 1835 den Termin des Kindesalters von 13 auf 12 Jahre herabzusetzen vorschlug. Indes wuchs die pressure from without 1*) drohend an. Der Mut versagte dem Unterhouse. Es verweigerte, Dreizehnjährige länger als 8 Stunden täglich unter das Juggernaut-Rad [85] des Kapitals zu werfen, und der Akt von 1833 trat in volle Wirkung. Er blieb unverändert bis Juni 1844. Während des Dezenniums, worin er erst teilweise, dann ganz die Fabrikarbeit regulierte, strotzen die offizellen Berichte der Fabrikinspektoren von Klagen über die Unmöglichkeit seiner Ausführung. Da das Gesetz von 1833 es nämlich den Herrn vorn Kapital freistellte, in der fünfzehnstündigen Periode von halb 6 Uhr morgens bis halb 9 Uhr abends jede "junge Person" und "jedes Kind" zu irgend beliebiger Zeit die zwölf-, respektive die achtstündige Arbeit beginnen, unterbrechen, enden zu lassen, und ebenso den verschiednen Personen verschiedne Stunden der Mahlzeiten anzuweisen, fanden die Herrn bald ein neues "Relaissystem" aus, wonach die Arbeitspferde nicht an bestimmten Stationen gewechselt, sondern an wechselnden Stationen stets wieder von neuem vorgespannt werden. Wir verweilen nicht weiter bei der Schönheit dieses Systems, da wir später darauf zurückkommen müssen. So viel ist aber auf den ersten Blick klar, daß es den ganzen Fabrikakt nicht nur seinem Geist, sondern auch seinem Buchstaben nach aufhob. Wie sollten die Fabrikinspektoren bei dieser komplizierten Buchführung über jedes einzelne Kind und jede junge Person die gesetzlich bestimmte Arbeitszeit und die Gewährung der gesetzlichen Mahlzeiten erzwingen? In einem großen Teil der Fabriken blühte der alte brutale Unfug bald wieder ungestraft auf. In einer Zusammenkunft mit dem Minister des Innern (1844) bewiesen die Fabrikinspektoren die Unmöglichkeit jeder Kontrolle unter dem neuausgeheckten Relaissystem. 136) Unterdes hatten sich aber die Umstände sehr geändert. Die Fabrikarbeiter, namentlich seit 1838, hatten die Zehnstundenbill zu
136 "Rep. of Insp. of Fact. 31st October 1849", p. 6. --#

1*) der Druck von außen
#298# III. Abschnitt - Die Produktion des absoluten Mehrwerts --

ihrem ökonomischen, wie die Charter [86] zu ihrem politischen Wahlaufruf gemacht. Ein Teil der Fabrikanten selbst, der den Fabrikbetrieb dem Akt von 1833 gemäß geregelt hatte, überwarf das Parlament mit Denkschriften über die unsittliche "Konkurrenz" der "falschen Brüder" denen größere Frechheit oder glücklichere Lokalumstände den Gesetzesbruch erlaubten. Zudem, wie sehr immerhin der einzelne Fabrikant der alten Raubgier den Zügel frei schießen lassen mochte, die Wortführer und politischen Leiter der Fabrikantenklasse geboten eine veränderte Haltung und veränderte Sprache gegenüber den Arbeitern. Sie hatten den Feldzug zur Abschaffung der Korngesetze eröffnet und bedurften der Hilfe der Arbeiter zum Siege Sie versprachen daher nicht nur Verdopplung des Laibes Brot [87], sondern Annahme der Zehnstundenbill unter dem tausendjährigen Reich des Free Trade. 137) Sie durften also um so weniger eine Maßregel bekämpfen, die nur den Akt von 1833 zur Wahrheit machen sollte. In ihrem heiligsten Interesse, der Grundrente, bedroht, donnerten endlich die Tories entrostet philanthropisch über die "infamen Praktiken" 138) ihrer Feinde. So kam der zusätzliche Fabrikakt vom 7. Juni 1844 zustande. Er trat am 10. September 1844 in Wirkung. Er gruppiert eine neue Kategorie von Arbeitern unter die Beschützten, nämlich die Frauenzimmer über 18 Jahre. Sie wurden in jeder Rücksicht den jungen Personen gleichgesetzt, ihre Arbeitszeit auf 12 Stunden beschränkt, Nachtarbeit ihnen untersagt usw. Zum erstenmal sah sich die Gesetzgebung also gezwungen, auch die Arbeit Volljähriger direkt und offiziell zu kontrollieren. In dem Fabrikbericht von 1844/1845 heißt es ironisch:
"Es ist kein einziger Fall zu unsrer Kenntnis gekommen, wo erwachsne Weiber sich über diesen Eingriff in ihre Rechte beschwert hätten." 139)
Die Arbeit von Kindern unter 13 Jahren wurde auf 6 1/2 und, unter gewissen Bedingungen, 7 Stunden täglich reduziert. 140)
Um die Mißbräuche des falschen "Relaissystems" zu beseitigen, traf das Gesetz u.a. folgende wichtige Delbestimmungen.
137) "Rep. of Insp. of Fact. 31st October 1848", p. 98. 138) Übrigens braucht Leonard Horner den Ausdruck "nefarious practices" offiziell. ("Reports of Insp. of Fact. 31 st October 1859", p. 7.) 139) "Rep. etc. for 30th Sept. 1844", p. 15. 140) Der Akt erlaubt, Kinder 10 Stunden anzuwenden, wenn sie nicht Tag nach Tag, sondern nur einen Tag über den andren arbeiten. Im ganzen blieb diese Klausel wirkungslos.
#299# 8. Kapitel - Der Arbeitstag --

"Der Arbeitstag für Kinder und junge Personen ist von der Zeit an zu zählen, wo irgendein Kind oder eine junge Person des Morgens in der Fabrik zu arbeiten anfängt."
So daß, wenn A z.B. um 8 Uhr morgens die Arbeit beginnt und B um 10 Uhr, der Arbeitstag dennoch für B zur selben Stunde enden muß wie für A. Der Anfang des Arbeitstags soll angezeigt werden durch eine öffentliche Uhr, z.B. die nächste Eisenbahnuhr, wonach die Fabrikglocke zu richten. Der Fabrikant hat eine großgedruckte Notiz in der Fabrik aufzuhängen, worin Anfang, Ende, Pausen des Arbeitstags angegeben sind. Kinder, die ihre Arbeit des Vormittags vor 12 Uhr beginnen, dürfen nicht wieder nach 1 Uhr mittags verwandt werden. Die Nachmittagsreihe muß also aus andren Kindern bestehn als die Vormittagsreihe. Die 1 1/2 Stunden für Mahlzeit müssen allen beschützten Arbeitern zu denselben Tagesperioden eingeräumt werden, eine Stunde wenigstens vor 3 Uhr nachmittags. Kinder oder junge Personen dürfen nicht länger als 5 Stunden vor 1 Uhr mittags verwandt werden, ohne eine mindestens halbstündige Pause für Mahlzeit. Kinder, junge Personen oder Frauenzimmer dürfen während keiner Mahlzeit in einer Fabrikstube bleiben, worin irgendein Arbeitsprozeß vorgeht usw. Man hat gesehn: Diese minutiösen Bestimmungen, welche die Periode, Grenzen, Pausen der Arbeit so militärisch uniform nach dem Glockenschlag regeln, waren keineswegs Produkte parlamentarischer Hirnweberei. Sie entwickelten sich allmählich aus den Verhältnissen heraus, als Naturgesetze der modernen Produktionsweise. Ihre Formulierung, offizielle Anerkennung und staatliche Proklamation waren Ergebnis langwieriger Klassenkämpfe. Eine ihrer nächsten Folgen war, daß die Praxis auch den Arbeitstag der erwachsenen männlichen Fabrikarbeiter denselben Schranken unterwarf, da in den meisten Produktionsprozessen die Kooperation der Kinder, jungen Personen und Frauenzimmer unentbehrlich. Im großen und ganzen galt daher während der Periode von 1844-1847 der zwölfstündige Arbeitstag allgemein und uniform in allen der Fabrikgesetzgebung unterworfenen Industriezweigen. Die Fabrikanten erlaubten diesen Fortschritt jedoch nicht ohne einen kompensierenden "Rückschritt". Auf ihren Antrieb reduzierte das Unterhaus das Minimalalter der zu verarbeitenden Kinder von 9 Jahren auf 8, zur Sicherung der dem Kapital von Gott und Rechts wegen geschuldeten "additionellen Fabrikkinderzufuhr" 141).
141) Da eine Herabsetzung ihrer Arbeitszeit zur Einstellung einer großen Anzahl (von Kindern) führen wurde, dachte man, daß die zusätzliche Zufuhr von Kindern im Alter von 8 und 9 Jahren die vermehrte Nachfrage decken würde." (l.c.p. 13.)
#300# III. Abschnitt - Die Produktion des absoluten Mehrwerts --

Die Jahre 1846/1847 machen Epoche in der ökonomischen Geschichte Englands. Widerruf der Korngesetze, die Einfuhrzölle auf Baumwolle und andre Rohmaterialien abgeschafft, der Freihandel zum Leitstern der Gesetzgebung erklärt! Kurz, das tausendjährige Reich brach an. Andrerseits erreichten in denselben Jahren Chartistenbewegung und Zehnstundenagitation ihren Höhepunkt. Sie fanden Bundesgenossen in den racheschnaubenden Tories. Trotz des fanatischen Widerstands des wortbrüchigen Freihandelsheers mit Bright und Cobden an der Spitze ging die so lang erstrebte Zehnstundenbill durch das Parlament. Der neue Fabrikakt vom 8. Juni 1847 setzte fest, daß am 1. Juli 1847 eine vorläufige Verkürzung des Arbeitstags der "jungen Personen" (von 13 bis 18 Jahren) und aller Arbeiterinnen auf 11 Stunden, am 1. Mai 1848 aber die definitive Beschränkung auf 10 Stunden eintreten solle. Im übrigen war der Akt nur ein amendierender Zusatz der Gesetze von 1833 und 1844. Das Kapital unternahm einen vorläufigen Feldzug, um die volle Ausführung des Akts am 1. Mai 1848 zu verhindern. Und zwar sollten die Arbeiter selbst, angeblich durch die Erfahrung gewitzigt, ihr eignes Werk wieder zerstören helfen. Der Augenblick war geschickt gewählt.
"Man muß sich erinnern, daß infolge der furchtbaren Krise von 1846/1847 großes Leid unter den Fabrikarbeitern vorherrschte, da viele Fabriken nur für kurze Zeit gearbeitet, andre ganz stillgestanden hatten. Eine beträchtliche Anzahl der Arbeiter befand sich daher in drückendster Lage, viele in Schulden. Man konnte daher mit ziemlicher Gewißheit annehmen, daß sie die längere Arbeitszeit vorziehn würden, um die vergangnen Verluste gutzumachen, vielleicht Schulden abzuzahlen oder ihre Möbel aus dem Pfandhaus zu holen oder verkaufte Habseligkeiten zu ersetzen oder neue Kleidungsstücke sich selbst und ihren Familien zu verschaffen." 142)
Die Herrn Fabrikanten suchten die natürliche Wirkung dieser Umstände zu steigern durch eine allgemeine Lohnherabsetzung von 10%. Dies geschah sozusagen zur Einweihungsfeier der neuen Freihandelsära. Dann folgte weitre Herabsetzung um 8 1/3%, sobald der Arbeitstag auf 11, und um das Doppelte, sobald er definitiv auf 10 Stunden verkürzt wurde. Wo es daher irgendwie die Verhältnisse zuließen, fand eine Lohnherabsetzung von wenigstens 25% statt. 143) Unter so günstig vorbereiteten Chancen begann man die Agitation unter den Arbeitern für Widerruf des Akts von
142) "Rep. of Insp. of Fact. 31 st Oct. 1848". p. 16. 143) "Ich fand, daß man Leuten, die 10 sh. wöchentlich erhalten hatten, 1 sh. abzog auf Rechnung der allgemeinen Lohnherabsetzung von 10 % und weitre 1 sh. 6 d. für die Zeitverkürzung. zusammen 2 sh. 6 d., und trotz allem hielt die Mehrzahl fest an der Zehnstundenbill." (l.c.)
#301# 8. Kapitel - Der Arbeitstag --

1847. Kein Mittel des Betrugs, der Verführung und der Drohung wurde dabei verschmäht, aber alles umsonst. Mit Bezug auf das halbe Dutzend Petitionen, worin die Arbeiter klagen mußten über "ihre Unterdrückung durch den Akt", erklärten die Bittsteller selbst, bei mündlichem Verhör, ihre Unterschriften seien abgenötigt worden. "Sie seien unterdrückt, aber von jemand anders als dem Fabrikakt." 144) Wenn es aber den Fabrikanten nicht gelang, die Arbeiter in ihrem Sinn sprechen zu machen, schrien sie selbst nur um so lauter in Presse und Parlament im Namen der Arbeiter. Sie denunzierten die Fabrikinspektoren als eine Art Konventskommissäre [88], die ihrer Weltverbesserungswille den unglücklichen Arbeiter unbarmherzig aufopferten. Auch dies Manöver schlug fehl. Fabrikinspektor Leonard Horner stellte in eigner Person und durch seine Unterinspektoren zahlreiche Zeugenverhöre in den Fabriken Lancashires an. Ungefähr 70% der verhörten Arbeiter erklärten sich für 10 Stunden, eine viel geringere Prozentzahl für 11 und eine ganz unbedeutende Minorität für die alten 12 Stunden. 145) Ein andres "gütliches" Manöver war, die erwachsnen männlichen Arbeiter 12 bis 15 Stunden arbeiten zu lassen und dann diese Tatsache für den besten Ausdruck der proletarischen Herzenswünsche zu erklären. Aber der "unbarmherzige" Fabrikinspektor Leonard Horner war wieder an Ort und Stelle. Die meisten "Überstündigen" sagten aus,
"sie würden es bei weitem vorziehn, 10 Stunden für geringren Arbeitslohn zu arbeiten, aber sie hätten keine Wahl; so viele von ihnen seien arbeitslos, so viele Spinner gezwungen, als bloße piecers 1*) zu arbeiten, daß, wenn sie die längre Arbeitzeit verweigerten, andre sofort ihre Stellen einnehmen würden, so daß die Frage so sie stehe: entweder die längre Zeit arbeiten oder auf dem Pflaster liegen." 146)
144) "Als ich die Petition unterzeichnete, erklärte ich zugleich, ich tue damit etwas Schlechtes. - Warum habt ihr sie denn unterzeichnet? - Weil man mich im Weigerungsfalle auf das Pflaster geworfen hätte. - Der Bittsteller fühlte sich in der Tat 'unterdrückt', aber nicht grade durch den Fabrikakt." (l.c.p. 102.) 145) l.c.p. 17. In Herrn Horners Distrikt wurden so 10270 erwachsne männliche Arbeiter in 181 Fabriken verhört. Man findet ihre Aussagen im Appendix des Fabrikreports für das Halbjahr endend Oktober 1848. Diese Zeugenverhöre bieten auch in andrer Beziehung schätzbares Material. 146) l.c. Siehe die von Leonard Horner selbst gesammelten Aussagen Nr. 69, 70, 71, 72, 92, 93 und die von Subinspektor A. gesammelten Nr. 51, 52, 58, 59, 62, 70 des "Appendix". Ein Fabrikant schenkte selbst klaren Wein ein. Siehe Nr. 14 nach Nr. 265 l.c. --#

1*) Anstücker
#302# III. Abschnitt - Die Produktion des absoluten Mehrwerts --

Der vorläufige Feldzug des Kapitals war mißglückt, und das Zehnstundengesetz trat am 1. Mai 1848 in Kraft. Unterdes hatte jedoch das Fiasko der Chartistenpartei, deren Führer eingekerkert und deren Organisation zersprengt, bereits das Selbstvertrauen der englischen Arbeiterklasse erschüttert. Bald darauf vereinigte die Pariser Juni-Insurrektion und ihre blutige Erstickung, wie im kontinentalen Europa so in England, alle Fraktionen der herrschenden Klassen, Grundeigentümer und Kapitalisten, Börsenwölfe und Krämer, Protektionisten und Frelhändler, Regierung und Opposition, Pfaffen und Freigeister, junge Huren und alte Nonnen, unter dem gemeinschaftlichen Ruf zur Rettung des Eigentums, der Religion, der Familie, der Gesellschaft! Die Arbeiterklasse wurde überall verfemt, in den Bann getan, unter das "loi des suspects" [89] gestellt. Die Herrn Fabrikanten brauchten sich also nicht zu genieren. Sie brachen in offne Revolte aus nicht nur wider das Zehnstundengesetz, sondern wider die ganze Gesetzgebung, welche seit 1833 die "freie" Aussaugung der Arbeitskraft einigermaßen zu zügeln suchte. Es war eine Proslavery Rebellioni [15] in Miniatur, während mehr als zwei Jahren durchgeführt mit zynischer Rücksichtslosigkeit, mit terroristischer Energie, beide um so wohlfeiler, als der rebellische Kapitalist nichts riskierte außer der Haut seiner Arbeiter. Zum Verständnis des Nachfolgenden muß man sich erinnern, daß die Fabrikakte von 1833, 1844 und 1847 alle drei in Rechtskraft, soweit der eine nicht den andren amendiert; daß keiner derselben den Arbeitstag des männlichen Arbeiters über 18 Jahre beschränkt und daß seit 1833 die fünfzehnstündige Periode von halb 6 Uhr morgens bis halb 9 Uhr abends der gesetzliche "Tag" blieb, innerhalb dessen erst die zwölf-, später die zehnstündige Arbeit der jungen Personen und Frauenzimmer unter den vorgeschriebnen Bedingungen zu verrichten war. Die Fabrikanten begannen hie und da mit Entlassung eines Teils, manchmal der Hälfte, der von ihnen beschäftigten jungen Personen und Arbeiterinnen und stellten dagegen die fast verschollne Nachtarbeit unter den erwachsnen männlichen Arbeitern wieder her. Das Zehnstundengesetz, riefen sie, lasse ihnen keine andre Alternative! 147) Der zweite Schritt bezog sich auf die gesetzlichen Pausen für Mahlzeiten. Hören wir die Fabrikinspektoren.
"Seit der Beschränkung der Arbeitsstunden auf 10 behaupten die Fabrikanten, obgleich sie praktisch ihre Ansicht noch nicht bis zur letzten Konsequenz durchführen,
147) "Reports etc. for 31st October 1848", p. 133, 134.
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daß, wenn z.B. von 9 Uhr morgens bis 7 Uhr abends gearbeitet wird, sie den gesetzlichen Vorschriften genug tun, indem sie eine Stunde für Mahlzeit vor 9 Uhr morgens und eine halbe Stunde nach 7 Uhr abends, also 1 1/2, Stunden für Mahlzeiten geben. In einigen Fällen erlauben sie jetzt eine halbe oder ganze Stunde für Mittagessen, bestehn aber zugleich darauf, sie seien durchaus nicht verpflichtet, irgendeinen Teil der 1 1/2 Stunden im Lauf des zehnstündigen Arbeitstags einzuräumen. 148)
Die Herrn Fabrikanten behaupteten also, die peinlich genauen Bestimmungen des Akts von 1844 über Mahlzeiten gäben den Arbeitern nur die Erlaubnis, vor ihrem Eintritt in die Fabrik und nach ihrem Austritt aus der Fabrik, also bei sich zu Hause, zu essen und zu trinken! Und warum sollten die Arbeiter auch nicht vor 9 Uhr morgens ihr Mittagessen einnehmen? Die Kronjuristen entschieden jedoch, daß die vorgeschriebenen Mahlzeiten
"in Pausen während des wirklichen Arbeitstags gegeben werden müssen und daß es ungesetzlich, 1 0 Stunden nacheinander von 9 Uhr morgens bis 7 Uhr abends ohne Unterbrechung arbeiten zu lassen". 149)
Nach diesen gemütlichen Demonstrationen leitete das Kapital seine Revolte ein durch einen Schritt, der dem Buchstaben des Gesetzes von 1844 entsprach, also legal war. Das Gesetz von 1844 verbot allerdings, Kinder von 8 bis 13 Jahren, die vor 12 Uhr vormittags beschäftigt würden, wieder nach 1 Uhr mittags zu beschäftigen. Aber es regelte in keiner Weise die 6 1/2stündige Arbeit der Kinder, deren Arbeitszeit um 12 Uhr vormittags oder später begann! Achtjährige Kinder konnten daher, wenn sie die Arbeit um 12 Uhr vormittags begannen, von 12 bis 1 Uhr verwandt werden, 1 Stunde; von 2 Uhr bis 4 Uhr nachmittags, 2 Stunden, und von 5 Uhr bis halb 9 Uhr abends, 3 1/2 Stunden; alles in allem die gesetzlichen 6 1/2 Stunden! Oder noch besser. Um ihre Verwendung der Arbeit erwachsner männlicher Arbeiter bis halb 9 Uhr abends anzupassen, brauchten ihnen die Fabrikanten kein Werk zu geben vor 2 Uhr nachmittags und konnten sie dann ununterbrochen in der Fabrik halten bis halb 9 Uhr abends!
"Und es wird jetzt ausdrücklich zugestanden, daß neuerdings infolge der Fabrikantengier, ihre Maschinerie länger als 10 Stunden laufen zu lassen, sich die Praxis in England eingeschlichen hat, acht, bis dreizehnjährige Kinder beiderlei Geschlechts nach
148) "Reports etc. for 30th April 1848"', p. 47. 149) "Reports etc. for 31st Oct. 1848", p. 130.
#304# III. Abschnitt - Die Produktion des absoluten Mehrwerts --

Entfernung aller jungen Personen und Weiber aus der Fabrik allein mit den erwachsenen Männern bis halb 9 Uhr abends arbeiten zu lassen." 150) Arbeiter und Fabrikinspektoren protestierten aus hygienischen und moralischen Gründen. Aber das Kapital antwortete:
"Meine Taten auf mein Haupt! Mein Recht verlang' ich! Die Buße und Verpfändung meines Scheins!" [90]
In der Tat waren nach statistischer Vorlage an das Unterhaus vom 26. Juli 1850, trotz aller Proteste, am 15. Juli 1850 3742 Kinder in 257 Fabriken dieser "Praxis" unterworfen. 151) Noch nicht genug! Das Luchsauge des Kapitals entdeckte, daß der Akt von 1844 fünfstündige Arbeit des Vormittags nicht ohne Pause von wenigstens 30 Minuten für Erfrischung erlaubt, aber nichts der Art für die Nachmittagsarbeit vorschreibt. Es verlangte und ertrotzte daher den Genuß, achtjährige Arbeiterkinder unausgesetzt von 2 bis halb 9 Uhr abends nicht nur schanzen, sondern auch hungern zu lassen!
"Ja, die Brust, So sagt der Schein." 152 [90]
Dies Shylocksche Festklammern am Buchstaben des Gesetzes von 1844, soweit es die Kinderarbeit regelt, sollte jedoch nur die offne Revolte gegen dasselbe Gesetz vermitteln, soweit es die Arbeit von "jungen Personen und Frauenzimmern" regelt. Man erinnert sich, daß die Abschaffung des "falschen Relaissystems" Hauptzweck und Hauptinhalt jenes Gesetzes bildet.
150) "Reports etc.", l.c.p. 142. 151) "Reports etc. for 31st Oct. 1850", p. 5, 6. 152) Die Natur des Kapitals bleibt dieselbe, in seinen unentwickelten, wie in seinen entwickelten Formen. In dem Gesetzbuch, das der Einfluß der Sklavenhalter kurz vor Ausbruch des Amerikanischen Bürgerkriegs dem Territorium von New-Mexico aufherrschte, heißt es: der Arbeiter, soweit der Kapitalist seine Arbeitskraft gekauft hat, "ist sein (des Kapitalisten) Geld". ("The labourer is his (the capitalist's) money.") Dieselbe Anschauung war gangbar bei den römischen Patriziern. Das Geld, das sie dem plebeiischen Schuldner vorgeschossen, hatte sich vermittelst seiner Lebensttel in Fleisch und Blut des Schuldners verwandelt. Dies "Fleisch und Blut" war daher ihr Geld". Daher das Shylocksche Gesetz der 10 Tafeln [91]!, Linguets Hypothese [92], daß die patrizischen Gläubiger von Zeit zu Zeit jenseits der Tiber Festschmäuse in gekochtem Schuldnerfleisch veranstalteten, bleibe ebenso dahingestellt wie Daumers Hypothese über das christliche Abendmahl [93].
#305# 8. Kapitel - Der Arbeitstag --

Die Fabrikanten eröffneten ihre Revolte mit der einfachen Erklärung, die Sektionen des Akts von 184, welche beliebigen Nießbrauch der jungen Personen und Frauenzimmer in beliebigen kürzeren Abschnitten des fünfzehnstündigen Fabriktags verbieten, seien
"vergleichungsweise harmlose (comparatively harmless) geblieben, solange die Arbeitszeit auf 12 Stunden eingeschränkt war. Unter dem Zehnstundengesetz seien sie eine unerträgliche Unbill (hardship)" 153).
Sie zeigten daher den Inspektoren in der kühlsten Weise an, daß sie sich über den Buchstaben des Gesetzes hinwegsetzen und das alte System auf eigne Faust wieder einfuhren würden. 154) Es geschehe im Interesse der übelberatnen Arbeiter selbst,
"um ihnen höhre Löhne zahlen zu können". "Es sei der einzig mögliche Plan, um unter dem Zehnstundengesetz die industrielle Suprematie Großbritanniens zu erhalten." 155) "Es möge etwas schwer sein, Unregelmäßigkeiten unter dem Relaissystem zu entdecken, aber was heiße das? (what of that?) Soll das große Fabrikinteresse dieses Landes als ein sekundäres Ding behandelt werden, um den Fabrikinspektoren und Subinspektoren ein bißchen mehr Mühe (some little trouble) zu sparen?" 156)
Alle diese Flausen halfen natürlich nichts. Die Fabrikinspektoren schritten gerichtlich ein. Bald aber überschüttete eine solche Staubwolke von Fabrikantenpetitionen den Minister des Innern, Sir George Grey, daß er in einem Zirkular vom 5. August 1848 die Inspektoren anwies,
"im allgemeinen nicht einzuschreiten wegen Verletzung des Buchstabens des Akts, oft das Relaissystem nicht erwiesenermaßen mißbraucht werde, um junge Personen und Frauenzimmer über 10 Stunden arbeiten zu lassen".
Hierauf erlaubte Fabrikinspektor J. Stuart das sogenannte Ablösungssystem während der fünfzehnstündigen Periode des Fabriktags in ganz Schottland, wo es bald wieder in alter Weise aufblühte. Die englischen Fabrikinspektoren dagegen erklärten, der Minister besitze keine diktatorische Gewalt zur Suspension der Gesetze, und fuhren mit gerichtlicher Prozedur wider die Proslavery-Rebellen fort.
153) "Reports etc. for 31st Oct. 1848", p. 133. 154) So unter andren Philanthrop Ashworth in einem quäkerhaft widrigen Brief an Leonard Horner. ("Rep. Apr. 1849", p. 4.) 155) "Reports etc. for 31 st Oct. 1848", p. 138. 156) l.c.p. 140.
#306# III. Abschnitt - Die Produktion des absoluten Mehrwerts --

Wozu jedoch alle Ladung vors Gericht, sobald die Gerichte, die county magistrates 157), freisprachen? In diesen Gerichten saßen die Herrn Fabrikanten über sich selbst zu Gericht. Ein Beispiel. Ein gewisser Eskrigge, Baumwollspinner von der Firma Kershaw, Leese et Co., hatte dem Fabrikinspektor seines Distrikts das Schema eines für seine Fabrik bestimmten Relaissystems vorgelegt. Abschlägig beschieden, verhielt er sich zunächst passiv. Wenige Monate später stand ein Individuum namens Robinson, ebenfalls Baumwollspinner, und wenn nicht der Freitag, so jedenfalls der Verwandte des Eskrigge, vor den Borough Justice 2*) zu Stockport, wegen Einführung dies identischen, von Eskrigge ausgeheckten Relaisplans. Es saßen 4 Richter, darunter 3 Baumwollspinner, an ihrer Spitze derselbe unvermeidliche Eskrigge. Eskrigge sprach den Robinson frei und erklärte nun, was dem Robinson recht, sei dem Eskrigge billig. Auf seine eigne rechtskräftige Entscheidung gestützt, führte er sofort das System in seiner eignen Fabrik ein. 158) Allerdings war schon die Zusammensetzung dieser Gerichte eine offne Verletzung des Gesetzes 159)
"Diese Art gerichtlicher Farcen", ruft Inspektor Howell aus, "schreien nach einem Heilmittel... entweder paßt das Gesetz diesen Urteilssprüchen an, oder laßt es verwalten durch ein minder fehlbares Tribunal, das seine Entscheidungen dem Gesetz anpaßt... in allen solchen Fällen. Wie sehnt man sich nach einem bezahlten Richter!" 160)
Die Kronjuristen erklärten die Fabrikanten-Interpretation des Aktes von 1848 für abgeschmackt, aber die Gesellschaftsretter ließen sich nicht beirren.
"Nachdem ich", berichtet Leonard Horner, durch 10 Verfolgungen in 7 verschiednen Gerichtsbezirken versucht habe, das Gesetz zu erzwingen, und nur in einem Fall von den Magistraten unterstützt wurde,... halte ich weitere Verfolgung wegen Umgehung des Gesetzes für nutzlos. Der Teil des Akts, der verfaßt wurde, um Uniformität in den Arbeitsstunden zu schaffen,... existiert nicht mehr in Lancashire. Auch besitze ich mit meinen Unteragenten durchaus kein Mittel, uns zu versichern, daß Fabriken, wo
157) Diese "county magistrates", die "great unpaid" 1*), wie W. Cobbett sie nennt, sind eine Art unbezahlter Friedensrichter, aus den Honoratioten der Grafschaften gebildet. Sie bilden in der Tat die Patrimonialgerichte der herrschenden Klassen. 158) "Reports etc. for 30th April 1849", p. 21, 22. Vgl. ähnliche Beispiele, ibid., p. 4. 5. 159) Durch 1 und 2 W[illia]m IV., c. 29, s. 10, bekannt als Sir John Hobhouse's Factory Act, wird verboten, daß irgendein Besitzer einer Baumwollspinnerei oder Weberei oder Vater, Sohn und Bruder eines solchen Besitzers in Fragen, die den Factory Act betreffen, als Friedensrichter funktionieren. 160) "Reports etc. for 30th April 1849" [p. 22]. --#

1*) "großen Unbezahlten" - 2*) städtischen Friedensrichtern
#307# 8. Kaptel - Der Arbeitstag --

das sog. Relaissystem herrscht, junge Personen und Frauenzimmer nicht über 10 Stunden beschäftigen... Ende April 1849 arbeiteten schon 114 Fabriken in meinem Distrikt nach dieser Methode, und ihre Anzahl nimmt in der letzten Zeit reißend zu. Im allgemeinen arbeiten sie jetzt 13 1/2 Stunden, von 6 Uhr morgens bis halb 8 Uhr abends; in einigen Fällen 15 Stunden von halb 6 Uhr morgens bis halb 9 Uhr abends." 161)
Schon Dezember 1848 besaß Leonard Horner eine Liste von 65 Fabrikanten und 29 Fabrikaufsehern, die einstimmig erklärten, kein System der Oberaufsicht könne unter diesem Relaissystem die extensivste Überarbeit verhindern. 162) Bald wurden dieselben Kinder und jungen Personen aus der Spinnstube in die Webestube usw., bald, während 15 Stunden, aus einer Fabrik in die andre geschoben (shifted). 163) Wie ein System kontrollieren,
"welches das Wort Ablösung mißbraucht, um die Hände in endloser Mannigfaltigkeit wie Karten durcheinanderzumischen und die Stunden der Arbeit und der Rast für die verschiednen Individuen täglich so zu verschieben, daß ein und dasselbe vollständige Assortiment von Händen niemals an demselben Platze zur selben Zeit zusammenwirkt"! 164)
Aber ganz abgesehn von wirklicher Überarbeitung, war dies sog. Relaisstem eine Ausgeburt der Kapitalphantasie, wie sie Fourier in seinen humoristischen Skizzen der "courtes séances" [94] nie übertroffen hat, nur daß die Attraktion der Arbeit verwandelt war in die Attraktion des Kapitals. Man sehe sich jene Fabrikantenschemas an, welche die gute Presse pries als Muster von dem, was ein vernünftiger Grad von Sorgfalt und Methode ausrichten kann" ("what a reasonable degree of care and method can accomplish"). Das Arbeiterpersonal wurde manchmal in 12 bis 15 Kategorien verteilt, die selbst wieder ihre Bestandteile beständig wechselten. Während der fünfzehnstündigen Periode des Fabriktags zog das Kapital den Arbeiter jetzt für 30 Minuten, jetzt für eine Stunde an und stieß ihn dann wieder ab, um ihn von neuem in die Fabrik zu ziehn und aus der Fabrik zu stoßen, ihn hin und her hetzend in zerstreuten Zeitfetzen, ohne je den Halt auf ihn zu verlieren, bis die zehnstündige Arbeit vollgemacht. Wie auf der Bühne hatten dieselben Personen abwechselnd in den verschiednen Szenen der verschiednen Akte aufzutreten. Aber wie ein Schauspieler während der ganzen Dauer des Dramas der Bühne gehört, so gehörten die Arbeiter jetzt während 15 Stunden der Fabrik, nicht eingerechnet die
161) "Reports etc. for 30th April 1849", p. 5. 162) "Rep. etc. for 31 st Oct. 1849", p. 6. 163) "Rep. etc. for 30th April 1849", p. 21. 164) "Rep. etc. 31st Oct. 1848", p. 95.
#308# IIII. Abschnitt - Die Produktion des absoluten Mehrwerts --

Zeit, um von und zu ihr zu gehn. Die Stunden der Rast verwandelten sich so in Stunden erzwungnen Müßiggangs, welche den jungen Arbeiter in die Kneipe und die junge Arbeiterin in das Bordell trieben. Bei jedem neuen Einfall, den der Kapitalist täglich ausheckte, um seine Maschinerie ohne Vermehrung des Arbeiterpersonals 12 oder 15 Stunden im Gang zu halten, hatte der Arbeiter bald in diesem Stück Zeitabfall, bald in jenem seine Mahlzeit einzuschlucken. Zur Zeit der Zehnstundenagitation schrien die Fabrikanten, das Arbeiterpack petitioniere, in der Erwartung, zwölfstündigen Arbeitslohn für zehnstündige Arbeit zu erhalten. Sie hatten jetzt die Medaille umgekehrt. Sie zahlten zehnstündigen Arbeitslohn für zwölf- und fünfzehnstündige Verfügung über die Arbeitskräfte! 165) Dies war des Pudels Kern, dies die Fabrikantenausgabe des Zehnstundengesetzes! Es waren dieselben salbungsvollen, Menschenliebe triefenden Freihändler, die den Arbeitern 10 volle Jahre, während der Anti-Corn-Law-Agitation, auf Heller und Pfennig vorgerechnet, daß bei freier Korneinfuhr eine zehnstündige Arbeit, mit den Mitteln der englischen Industrie, vollständig genüge, um die Kapitalisten zu bereichern. 166) Die zweijährige Kapitalrevolte wurde endlich gekrönt durch den Urteilsspruch eines der vier höchsten Gerichtshöfe von England, des Court of Exchequer, der in einem vor ihn gebrachten Fall am 8. Februar 1850 entschied, daß die Fabrikanten zwar wider den Sinn des Akts von 1844 handelten, dieser Akt selbst aber gewisse Worte enthalte, die ihn sinnlos machten. Mit dieser Entscheidung war das Zehnstundengesetz abgeschafft." 167) Eine Masse Fabrikanten, die bisher noch das Relaissystem für junge Personen und Arbeiterinnen gescheut, griffen nun mit beiden Händen zu. 168)
165) Siehe "Reports etc. for 30th April 1849", p. 6, und die weitläufige Auseinandersetzung des "shifting system" 1*) durch die Fabrikinspektoren Howell und Saunders in "Reports etc. for 31st Oct. 1848". Siehe auch die Petition der Geistlichkeit von Ashton und Nachbarschaft, Frühling 1849, an die Königin 2*), gegen das "shift system". 166) Vgl. z.B. "The Factory Question and the Ten Hours Bill", von R.H. Greg, 1837. 167) F. Engels, "Die englische Zehnstundenbill" (in der von mir herausgegebenen "Neuen Rh., Zeitung. Politisch-ökonomische Revue", Aprilheft 1850, p. 13 3*)). Derselbe "hohe" Gerichtshof entdeckte ebenfalls während des amerikanischen Bürgerkriegs eine Wortschraube, die das Gesetz gegen Ausrüstung von Piratenschiffen ins direkte Gegenteil verkehrt. 168) "Rep. etc. for 30th April 1850." --#

1*) "Schichtsystems" - 2*) "Victoria" - 3*) siehe Band 7 unserer Ausgabe, S. 240
#309# 8. Kapitel - Der Arbeitstag --

Mit diesem scheinbar definitiven Sieg des Kapitals trat aber sofort ein Umschlag ein. Die Arbeiter hatten bisher passiven, obgleich unbeugsamen und täglich erneuten Widerstand geleistet. Sie protestierten jetzt in laut drohenden Meetings in Lancashire und Yorkshire. Das angebliche Zehnstundengesetz sei also bloßer Humbug, parlamentarische Prellerei, und habe nie existiert! Die Fabrikinspektoren warnten dringend die Regierung, der Klassenantagonismus sei zu einer unglaublichen Höhe gespannt. Ein Teil der Fabrikanten selbst murrte:
"Durch die widersprechenden Entscheidungen der Magistrate herrsche ein ganz abnormer und anarchischer Zustand. Ein andres Gesetz gelte in Yorkshire, ein andres in Lancashire, ein andres Gesetz in einer Pfarrei von Lancashire, ein andres in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft. Der Fabrikant in großen Städten könne das Gesetz umgehn, der in Landflecken finde nicht das nötige Personal für das Relaissystem und noch minder zur Verschiebung der Arbeiter aus einer Fabrik in die andre usw."
Und gleiche Exploitation der Arbeitskraft ist das erste Menschenrecht des Kapitals. Unter diesen Umständen kam es zu einem Kompromiß zwischen Fabrikanten und Arbeitern, der in dem neuen zusätzlichen Fabrikakt vom 5. August 1850 parlamentarisch besiegelt ist. Für "junge Personen und Frauenzimmer" wurde der Arbeitstag in den ersten 5 Wochentagen von 10 auf 10 1/2 Stunden erhöht, für den Samstag auf 7 1/2 Stunden beschränkt. Die Arbeit muß in der Periode von 6 Uhr morgens bis 6 Uhr abends vorgehn 169), mit 1 1/2stündigen Pausen für Mahlzeiten, die gleichzeitig und gemäß den Bestimmungen von 1844 einzuräumen sind usw. Damit war dem Relaissystem ein für allemal ein Ende gemacht." 170) Für die Kinderarbeit blieb das Gesetz von 1844 in Kraft. Eine Fabrikantenkategorie sicherte sich diesmal, wie früher, besondere Seigneurialrechte auf Proletarierkinder. Es waren dies die Seidenfabrikanten. Im Jahr 1833 hatten sie drohend geheult, "wenn man ihnen die Freiheit raube, Kinder jedes Alters täglich 10 Stunden abzurackern, setze man ihre Fabriken still" ("if the liberty of working children of any age for
169) Im Winter kann die Periode zwischen 7 Uhr morgens und 7 Uhr abends an die Stelle treten. 170) "Das gegenwärtige Gesetz" (von 1850) "war ein Kompromiß, bei dem die Arbeiter auf den Segen des Zehnstundeagesetzes für den Vorteil eines einheitlichen Arbeitsbeginns und Arbeitsschlusses jener verzichteten, deren Arbeitszeit der Begrenzung unterliegt." ("Reports etc. for 30th April 1852", p. 14.)
#310# III. Abschnitt - Die Produktion des absoluten Mehrwerts --

10 hours a day was taken away, it would stop their works"). Es sei ihnen unmöglich, eine hinreichende Anzahl von Kindern über 13 Jahren zu kaufen. Sie erpreßten das gewünschte Privilegium. Der Vorwand stellte sich bei spätrer Untersuchung als bare Lüge heraus 171, was sie jedoch nicht verhinderte, während eines Dezenniums aus dem Blut kleiner Kinder, die zur Verrichtung ihrer Arbeit auf Stühle gestellt werden mußten, täglich 10 Stunden Seide zu spinnen. 172) Der Akt von 1844 "beraubte" sie zwar der "Freiheit", Kinder unter 11 Jahren länger als 6 1/2 Stunden, sicherte ihnen dagegen das Privilegium, Kinder zwischen 11 und 13 Jahren 10 Stunden täglich zu verarbeiten, und kassierte den für andre Fabrikkinder vorgeschriebenen Schulzwang. Diesmal der Vorwand:
"Die Delikatesse des Gewebes erheische eine Fingerzartheit, die nur durch frühen Eintritt in die Fabrik zu sichern." 173)
Der delikaten Finger wegen wurden die Kinder ganz geschlachtet, wie Hornvieh in Südrußland wegen Haut und Talg. Endlich, 1850, wurde das 184 eingeräumte Privilegium auf die Departements der Seidenzwirnerei und Seidenhaspelei beschränkt, hier aber, zum Schadenersatz des seiner "Freiheit" beraubten Kapitals, die Arbeitszeit für Kinder von 11 bis 13 Jahren von 10 auf 10 1/2 Stunden erhöht. Vorwand: "Die Arbeit sei leichter in Seidenfabriken als in den andren Fabriken und in keiner Weise so nachteilig für die Gesundheit." 174) Offizielle ärztliche Untersuchung bewies hinterher, daß umgekehrt
"die durchschnittliche Sterblichkeitsrate in den Seidendistrikten ausnahmsweise hoch und unter dem weiblichen Teil der Bevölkerung selbst höher ist als in den Baumwolldistrikten von Lancashire" 175).
171) "Reports etc. for 30th Sept. 1844", p. 13. 172) l.c. 173) "The delicate texture of the fabric in which they were employed requiting a lightness of touch, only to be acquired by their early introduction to these factories." ("Rep. etc. for 31st Oct. 1846", p. 20.) 174) "Reports etc. for 31st Oct. 1861", p. 26. 175) l.c.p. 27. Im allgemeinen hat sich die dem Fabrikgesetz unterworfene Arbeiterbevölkerung physisch sehr verbessert. Alle ärztlichen Zeugnisse stimmen darin überein und eigne persönliche Anschauung zu verschiednen Perioden hat mich davon überzeugt. Dennoch, und abgesehn von der ungeheuren Sterblichkeitsrate der Kinder in den ersten Lebensjahren, zeigen die offiziellen Berichte des Dr. Greenhow den ungünstigen Gesundheitszustand der Fabrikdistrilde, verglichen mit "Agrikulturdistrikten von
#311# 8. Kapitel - Der Arbeitstag --

Trotz der halbjährlich wiederholten Proteste der Fabrikinspektoren dauert der Unfug bis zur Stunde fort. 176) Das Gesetz von 1850 verwandelte nur für "junge Personen und Frauenzimmer" die fünfzehnstündige Periode von halb 6 Uhr morgens bis halb 9 Uhr abends in die zwölfstündige Periode von 6 Uhr morgens bis 6 Uhr abends. Also nicht für Kinder, die immer noch eine halbe Stunde vor Beginn und 2 1/2 Stunden nach Schluß dieser Periode verwertbar blieben, wenn auch die Gesamtdauer ihrer Arbeit 6 1/2 Stunden nicht überschreiten durfte. Während der Diskussion des Gesetzes wurde dem Parlament von den Fabrikinspektoren eine Statistik über die infamen Mißbräuche jener Anomalie unterbreitet. Jedoch umsonst. Im Hintergrund lauerte die Absicht, den Arbeitstag der erwachsnen Arbeiter mit Beihilfe der Kinder in Prosperitätsjahren wieder auf 15 Stunden zu schrauben. Die Erfahrung der folgenden 3 Jahre zeigte, daß solcher Versuch am Widerstand der erwachsnen männlichen Arbeiter scheitern müsse. 177) Der Akt von 1850 wurde daher 1853 endlich ergänzt durch das Verbot, "Kinder des Morgens vor und Abends nach den jungen Personen und Frauenzimmern zu verwenden". Von nun an regelte, mit wenigen Ausnahmen, der Fabrikakt von 1850
normaler Gesundheit". Zum Beweis u.a. folgende Tabelle aus seinem Bericht von 1861:
Prozent- Sterblich- Sterblich Prozent- satz der in keitsratesat keitsrate satz der in der Manu- von Lungen- Name von Lungen- der Manu- faktur be- affektionen des affektion faktur be- Art d. schäftigten für je Distrikts für je schäftigten weibl. erwachsenen 100000 100000 erwachsenen Beschä Männer Männer Frauen- Frauen- ftigung zimmer zimmer
14,9 598 Wigan 644 18,0 Baumwolle 42,6 708 Blackburn 734 34,9 ditto 37,3 547 Halifax 564 20,4 Worsted 41,9 611 Bradford 603 30,0 ditto 31,0 691 Macclesfield 804 26,0 Seide 14,9 588 Leek 705 17,2 ditto 36,6 721 Stoke-upon-Trent 665 19,3 Erdenware 30,4 726 Woolstanton 727 13,9 ditto Acht gesunde Agri- - 305 kulturdistrikte 340 -
176) Man weiß, wie widerstrebend die englischen "Freihändler" dem Schutzzoll für Seidemnanufaktur entsagten. Statt des Schutzes gegen französische Einfuhr dient nun die Schutzlosigkeit englischer Fabrikkinder. 177) "Reports etc. for 30th April 1853", p. 30.
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in den ihm unterworfenen Industriezweigen den Arbeitstag aller Arbeiter. 178) Seit dem Erlaß des ersten Fabrikakts war jetzt ein halbes Jahrhundert verflossen. 179) Über ihre ursprüngliche Sphäre griff die Gesetzgebung zuerst hinaus durch den "Printworks' Act" (Gesetz über Kattundruckereien usw.) von 1845. Die Unlust, womit das Kapital diese neue "Extravaganz" zuließ, spricht aus jeder Zeile des Akts! Er beschränkt den Arbeitstag für Kinder von 8-13 Jahren und für Frauenzimmer auf 16 Stunden zwischen 6 Uhr morgens und 10 Uhr abends, ohne irgendeine gesetzliche Pause für Mahlzeiten. Er erlaubt, männliche Arbeiter über 13 Jahre Tag und Nacht hindurch beliebig abzuarbeiten. 180) Er ist ein parlamentarischer Abort. 181) Dennoch hatte das Prinzip gesiegt mit seinem Sieg in den großen Industriezweigen, welche das eigenste Geschöpf der modernen Produktionsweise. Ihre wundervolle Entwicklung von 1853-1860, Hand in Hand mit der physischen und moralischen Wiedergeburt der Fabrikarbeiter, schlug das blödeste Auge. Die Fabrikanten selbst, denen die gesetzliche Schranke und Regel des Arbeitstags durch halbhundertjährigen Bürgerkrieg Schritt
178) Während der Zenitjahre der englischen Baurnwollindustrie, 1859 und 1860, versuchten einige Fabrikanten durch die Lockangel hoher Arbeitslöhne für Extrazeit, die erwachsnen männlichen Spinner usw. zur Verlängerung des Arbeitstags zu bestimmen. Die HandMule Spinners und Self-Actor Minders machten dem Experiment ein Ende durch eine Denkschrift an ihre Anwender, worin es u.a. heißt: Grad herausgesprochen, unser Leben ist uns zur Last, und solange wir fast 2 Tage die Woche" (20 Stunden) länger an die Fabrik gekettet sind als die andren Arbeiter, fühlen wir uns gleich Heloten im Lande und werfen uns selbst vor, ein System zu verewigen, das uns selbst und unsre Nachkommen physisch und moralisch beschädigt... Daher geben wir hiermit respektvolle Notiz, daß wir von Neujahrstag an keine Minute mehr als 60 Stunden wöchentlich, von 6 Uhr bis 6 Uhr, mit Abzug der gesetzlichen Pausen von 1 1/2 Stunden, arbeiten werden." ("Reports etc. for 30th April 1860", p. 30.) 179) Über die Mittel, die die Fassung dieses Gesetzes für seinen Bruch gewährt, cf. den Parliamentary Return "Factories Regulation Acts" (9. August 1859) und darin Leonard Horners "Suggestions for Arnending the Factory Acts to enable the Inspectors to prevent illegal working, now become very prevalent". 180) "Kinder von 8 Jahren und darüber sind in der Tat von 6 Uhr morgens bis 9 Uhr abends während des letzten Halbjahrs" (1857) in meinem Distrikt abgerackert worden." ("Reports etc. for 31st Oct. 1857". p. 39.) 181) "Das Gesetz aber Kattundruckereien ist zugestandenermaßen ein Fehlgriff sowohl in bezug auf seine Erziehungs- als auch seine Schutzmaßregeln." ("Reports etc. for 31st Oct. 1862", p. 52.)
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für Schritt abgetrotzt, wiesen prahlend auf den Kontrast mit den noch 'freien' Exploitationsgebieten hin. 182) Die Pharisäer der "politischen Ökonomie" proklamierten nun die Einsicht in die Notwendigkeit eines gesetzlich geregelten Arbeitstags als charakteristische Neuerrungenschaft ihrer "Wissenschaft". 183) Man versteht leicht, daß, nachdem sich die Fabrikmagnaten in das Unvermeidliche gefügt und mit ihm ausgesöhnt, die Widerstandskraft des Kapitals graduell abschwächte, während zugleich die Angriffskraft der Arbeiterklasse wuchs mit der Zahl ihrer Verbündeten in den nicht unmittelbar interessierten Gesellschaftsschichten. Daher vergleichungsweis rascher Fortschritt seit 1860. Die Färbereien und Bleichereien 184) wurden 1860, die Spitzenfabriken und Strumpfwirkereien 1861 dem Fabrikakt von 1850 unterworfen. Infolge des ersten Berichts der "Kommission über die Beschäftigung der Kinder" (1863) teilten dasselbe Schicksal die Manufaktur aller Erdenwaren (nicht nur Töpfereien), der Zündhölzer, Zündhütchen, Patronen, Tapetenfabrik,
182) So z.B. E. Potter in Brief an "Times" vom 24. März 1863. Die "Times" erinnert ihn an die Fabrikantenrevolte gegen das Zehnstundengesetz. 183) So u.a. Herr W. Newmarch, Mitarbeiter an und Herausgeber von Tookes "History of Prices". Ist es wissenschaftlicher Fortschritt, der öffentlichen Meinung feige Konzessionen zu machen? 184) Der 1860 erlaßne Akt über Bleichereien und Färbereien bestimmt, daß der Arbeitstag am 1. August 1861 vorläufig auf 12, am 1. August 1862 definitiv auf 10 Stunden, d.h. 10 1/2 für Werkeltage und 7 1/2 für Samstage herabgesetzt werde. Als nun das böse Jahr 1862 anbrach, wiederholte sich die alte Farce. Die Herrn Fabrikanten petitionierten das Parlament, nur noch für ein einziges Jahr länger die zwölfstündige Beschäftigung von jungen Personen und Frauenzimmern zu dulden... "Beim gegenwärtigen Zustand des Geschäfts" (zur Zeit der Baumwollnot) sei es ein großer Vorteil für die Arbeiter, wenn man ihnen erlaubt, 12 Stunden täglich zu arbeiten und so viel Arbeitslohn als möglich herauszuschlagen... Es war bereits gelungen, eine Bill in diesem Sinn ins Unterhaus zu bringen. Sie fiel vor der Agitation der Arbeiter in den Bleichereien Schottlands." ("Reports etc. for 31st Oct. 1862", p. 14, 15.) So geschlagen von den Arbeitern selbst, in deren Namen es zu sprechen vorgab, entdeckte das Kapital nun, mit Hilfe juristischer Brillen, daß der Akt von 1860, gleich allen Parlamentsakten zum "Schutz der Arbeit", in sinnverwirrten Wortschraubungen abgefaßt, einen Vorwand gebe, die "calenderers" und "finishers" 1*) von seiner Wirkung auszuschließen. Die englische Jurisdiktion, stets getreuer Knecht des Kapitals, sanktionierte durch den Hof der "Common Pleas" 2*) die Rabulisterei. "Es hat große Unzufriedenheit unter den Arbeitern erregt und ist sehr bedauerlich, daß die klare Absicht der Gesetzgebung auf Vorwand einer mangelhaften Wortdefinition vereitelt wird." (l.c.p. 18.)
1*) "Tuchpresser" und "Appreteure" - 2*) "Zivilgerichtshof"
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Baumwollsamt-Schererei (fustian cutting) und zahlreiche Prozesse, die unter dem Ausdruck "finishing" (letzte Appretur) zusammengefaßt sind: Im Jahre 1863 wurden die Bleicherei in offner Luft 185) und die Bäckerei unter eigne Akte gestellt, wovon der erste u.a. die Arbeit von Kindern, jungen Personen und Weibern zur Nachtzeit (von 8 Uhr abends bis 6 Uhr morgens) und der zweite die Anwendung von Bäckergesellen unter 18 Jahren zwischen 9 Uhr abends und 5 Uhr morgens verbietet. Auf die spätren Vorschläge der erwähnten Kommission, welche, mit Ausnahme
185) "Die Bleicher in offner Luft" hatten sich dem Gesetz von 1860 über Bleicherei durch die Lüge entzogen, daß sie keine Weiber des Nachts verarbeiteten. Die Lüge wurde von den Fabrikinspektoren aufgedeckt, zugleich aber das Parlament durch Arbeiterpetitionen seiner wiesenduftigkühlen Vorstellungen von "Bleicherei in offner Luft" beraubt. In dieser Luftbleicherei werden Trockenzimmer von 90 bis 100 Grad Fahrenheit angewandt, worin hauptsächlich Mädchen arbeiten. "Cooling" (Abkühlung) ist der technische Ausdruck für gelegentliches Entrinnen aus dem Trockenzimmer in die freie Luft. Fünfzehn Mädchen in den Trockenzimmern. Hitze von 80 zu 90 für Leinwand, von 100 und mehr für Cambrics 1*). Zwölf Mädchen bügeln und legen auf (die Cambrics etc.) in einem kleinen Zimmer von ungefähr 10 Fuß im Quadrat, in der Mitte ein enggeschloßner Ofen. Die Mädchen stehn rund um den Ofen herum, der eine schreckliche Glut ausstrahlt und die Cambrics rasch für die Büglerinnen trocknet. Die Stundenzahl für diese Hände ist unbeschränkt. Wenn geschäftig, arbeiten sie bis 9 oder 12 Uhr nachts viele Tage hintereinander." ("Reports etc. for 31st Oct. 1862", p. 56.) Ein Arzt erklärt: "Für die Abkühlung sind keine besondren Stunden erlaubt, aber wenn die Temperatur zu unerträglich wird, oder die Hände der Arbeiterinnen sich von Schweiß beschmutzen, ist ihnen gestattetem paar Minuten fortzugehn... Meine Erfahrung in der Behandlung der Krankheiten dieser Arbeiterinnen zwingt mich zu konstatieren, daß ihr Gesundheitszustand tief unter dem der Baumwollspinnerinnen steht" (Und das Kapital hatte sie in seinen Bittschriften an das Parlament in der Manier von Rubens übergesund gemalt!). Ihre auffallendsten Krankheiten sind Phthisis, Bronchitis, Uterinkrankheiten, Hysterie in der scheußlichsten Form und Rheumatismus. Alle diese entspringen, wie ich glaube, direkt oder indirekt, aus der überhitzten Luft ihrer Arbeitszimmer und dem Mangel genügender komfortabler Kleidung, um sie beim Nachhausegehen während der Wintermonate vor der kaltfeuchten Atmosphäre zu schützen. (l.c.p. 56, 57.) Die Fabrikinspektoren bemerken über das den jovialen "Bleichern in offner Luft" nachträglich abgetrotzte Gesetz von 1863: "Dieser Akt hat nicht nur verfehlt, den Arbeitern den Schutz zu gewähren, den er zu gewähren scheint... er ist so formuliert, daß der Schutz erst eintritt, sobald man Kinder und Frauenzimmer nach 8 Uhr abends an der Arbeit ertappt, und selbst dann ist die vorgeschriebene Beweismethode so verklausuliert, daß Bestrafung kaum erfolgen kann." (l.c.p. 52.) "Als
1*) Batiste
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des Ackerbaus, der Minen und des Transportwesens, alle wichtigen englischen Industriezweige der "Freieit" zu berauben drohen, kommen wir zurück. 185a)

7. Der Kampf um den Normalarbeitstag. Rückwirkung der englischen Fabrikgesetzgebung auf andre Länder

Der Leser erinnert sich, daß die Produktion von Mehrwert oder die Extraktion von Mehrarbeit den spezifischen Inhalt und Zweck der kapitalistischen Produktion bildet, abgesehn von jedweder aus der Unterordnung der Arbeit unter das Kapital etwa entspringenden Umgestaltung der Produktionsweise selbst. Er erinnert sich, daß auf dem bisher entwickelten Standpunkt nur der selbständige und daher gesetzlich mündige Arbeiter als Warenverkäufer mit dem Kapitalisten kontrahiert. Wenn also in unsrer historischen Skizze einerseits die moderne Industrie eine Hauptrolle spielt, andrerseits die Arbeit physisch und rechtlich Unmündiger, so galt uns die eine nur als besondre Sphäre, die andre nur als besonders schlagendes Beispiel der Arbeitsaussaugung. Ohne jedoch der spätren Entwicklung vorzugreifen, folgt aus dem bloßen Zusammenhang der geschichtlichen Tatsachen: Erstens: In den durch Wasser, Dampf und Maschinerie zunächst revolutionierten Industrien, in diesen ersten Schöpfungen der modernen Produktionsweise, den Baumwolle-, Wolle-, Flachs-, SeideSpinnereien und Webereien wird der Trieb des Kapitals nach maßund rücksichtsloser Verlängerung des Arbeitstags zuerst befriedigt. Die veränderte materielle Produktionsweise und die ihr entsprechend veränderten sozialen Verhältnisse der Produzenten 186) schaffen erst die maßlose Ausschreitung und rufen dann #

ein Akt mit humanen und auf Erziehung gerichteten Zwecken ist er ganz und gar verfehlt. Man wird es doch kaum human nennen, Weibern und Kindern zu erlauben, oder, was auf dasselbe hinauskommt, sie zu zwingen, 14 Stunden täglich, mit oder ohne Mahlzeiten, wie es sich treffen mag, und vielleicht noch längere Stunden zu arbeiten, ohne Schranke mit Bezug auf das Alter, ohne Unterschied des Geschlechts und ohne Rücksicht auf die gesellschaftlichen Gewohnheiten der Familien der Nachbarschaft, worin die Bleichwerke liegen." ("Reports etc. for 30th April 1863", p. 40.) 185a) Note zur 2. Ausg. Seit 1866, wo ich das im Text Befindliche schrieb, ist wieder eine Reaktion eingetreten.
186) "Das Verhalten jeder dieser Klassen" (Kapitalisten und Arbeiter) war das Ergebnis der jeweiligen Situation, in die sie versetzt worden waren." ("Reports etc. for 31st Oct. 1848", p. 113.)
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im Gegensatz die gesellschaftliche Kontrolle hervor, welche den Arbeitstag mit seinen Pausen gesetzlich beschränkt, reguliert und uniformiert. Diese Kontrolle erscheint daher während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bloß als Ausnahmegesetzgebung. 187) Sobald sie das Urgebiet der neuen Produktionsweise erobert hatte, fand sich, daß unterdes nicht nur viele andre Produktionszweige in das eigentliche Fabrikregime eingetreten, sondern daß Manufakturen mit mehr oder minder verjährter Betriebsweise, wie Töpfereien, Glaserelen usw., daß altmodische Handwerke, wie die Bäckerei, und endlich selbst die zerstreute sog. Hausarbeit, wie Nägelmacherei usw. 188), seit lange der kapitalistischen Exploitation ebensosehr verfallen waren als die Fabrik. Die Gesetzgebung ward daher gezwungen, ihren Ausnahmecharakter allmählich abzustreiten, oder, wo sie römisch kasuistisch verfährt, wie in England, irgendein Haus, worin man arbeitet, nach Belieben für eine Fabrik (factory) zu erklären." 189) Zweitens: Die Geschichte der Reglung des Arbeitstags in einigen Produktionsweisen, in andren der noch fortdauernde Kampf um diese Reglung, beweisen handgreiflich, daß der vereinzelte Arbeiter, der Arbeiter als "freier" Verkäufer seiner Arbeitskraft, auf gewisser Reifestufe der kapitalistischen Produktion, widerstandslos unterliegt. Die Schöpfung eines Normalarbeitstags ist daher das Produkt eines langwierigen, mehr oder minder versteckten Bürgerkriegs zwischen der Kapitalistenklasse und der Arbeiterklasse. Wie der Kampf eröffnet wird im Umkreis der modernen Industrie, so spielt er zuerst in ihrem Heimatland, England. 190) Die englischen
187) "Die Verrichtungen, die unter die Einschränkung fielen, waren mit der Herstellung von Textilerzeugnissen mit Hilfe von Dampf- oder Wasserkraft verbunden. Zwei Bedingungen mußte eine Arbeitstätigkeit erfüllen, damit sie unter den Schutz der Fabrikinspektion fiel, nämlich die Anwendung von Dampf- oder Wasserkraft und die Verarbeitung bestimmter spezifizierter Faserstoffe." ("Reports etc. for 31st October 1864", p.8.) 188) "Über den Zustand dieser sogenannten häuslichen Industrie äußerst reichhaltiges Material in den letzten Berichten der "Children's Employment Commission". 189) "Die Gesetze der letzten Sitzungsperiode" (1864) "... umfassen Beschäftigungszweige verschiedner Art, in denen sehr verschiedne Gewohnheiten herrschen, und die Verwendung mechanischer Kraft zum Antrieb der Maschinerie gehört nicht mehr, wie früher, zu den notwendigen Bedingungen, unter denen ein Betrieb im Sinne des Gesetzes als Fabrik galt." ("Reports etc. for 31st Oct. 1864", p. 8.) 190) Belgien, das Paradies des kontinentalen Liberalismus, zeigt auch keine Spur dieser Bewegung. Selbst in seinen Kohlengruben und Metallminen werden Arbeiter beider Geschlechter und von jeder Altersstufe mit vollkommner Freiheit für jede
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Fabrikarbeiter waren die Preisfechter nicht nur der englischen, sondern der modernen Arbeiterklasse überhaupt, wie auch ihre Theoretiker der Theorie des Kapitals zuerst den Fehdehandschuh hinwarfen. 191) Der Fabrikphilosoph Ure denunziert es daher als unauslöschliche Schmach der englischen Arbeiterklasse, daß sie "die Sklaverei der Fabrikakte" auf ihre Fahne schrieb gegenüber dem Kapital, das männlich für vollkommne Freiheit der Arbeit" stritt. 192) Frankreich hinkt langsam hinter England her. Es bedarf der Februarrevolution zur Geburt des Zwölfstundengesetzes 193), das viel mangelhafter ist als sein englisches Original. Trotzdem macht die französische revolutionäre Methode auch ihre eigentümlichen Vorzüge geltend. Mit einem Schlag diktiert sie allen Ateliers und Fabriken ohne Unterschied dieselbe Schranke des Arbeitstags, während die englische Gesetzgebung bald an diesem Punkt, bald an jenem, dem Druck der Verhältnisse widerwillig
Zeitdauer und Zeitperiode konsumiert. Auf je 1000 darin beschäftigten Personen kommen 733 Männer, 88 Weiber, 135 jungen und 44 Mädchen unter 16 Jahren; in den Hochöfen usw. kommen auf je 1000:668 Männer, 149 Weiber, 98 jungen und 85 Mädchen unter 16 Jahren. Kommt nun noch hinzu niedriger Arbeitslohn für enorme Ausbeutung reifer und unreifer Arbeitskräfte, im Tagesdurchschnitt 2 sh. 8 d. für Männer, 1 sh. 8 d. für Weiber, 1 sh. 2 1/2 d. für Jungen. Dafür hat Belgien aber auch 1863, verglichen mit 1850, Quantum und Wert seiner Ausfuhr von Kohlen, Eisen usw. ziemlich verdoppelt. 191) Als Robert Owen kurz nach dem ersten Dezennium dieses Jahrhunderts die Notwendigkeit einer Beschränkung des Arbeitstags nicht nur theoretisch vertrat, sondern den Zehnstundentag wirklich in seine Fabrik zu Newmark einführte, ward das als kommunistische Utopie verlacht, ganz so wie seine "Verbindung von produktiver Arbeit mit Erziehung der Kinder", ganz wie die von ihm ins Leben gerufenen Kooperationsgeschäfte der Arbeiter. Heutzutage ist die erste Utopie Fabrikgesetz, die zweite figuriert als offizielle Phrase in allen "Factory Acts", und die dritte dient sogar schon zum Deckmantel reaktionäres Schwindeleien. 192) Ure (franz. Übers.), "Philosophie des Manufactures", Paris 1836, t.II, p. 39, 40, 67, 77 etc. 193) In dem Compte Rendu 1*) des "Internationalen Statistischen Kongresses zu Paris, 1855", heißt es u.a.: "Das französische Gesetz, das die Dauer der täglichen Arbeit in Fabriken und Werkstätten auf 12 Stunden beschränkt, begrenzt diese Arbeit nicht innerhalb bestimmter fixer Stunden" (Zeitperioden), "indem nur für die Kinderarbeit die Periode zwischen 5 Uhr vormittags und 9 Uhr abends vorgeschrieben ist. Daher bedient sich ein Teil der Fabrikanten des Rechts, welches ihnen dies verhängnisvolle Schweigen gibt, um tagaus, tagein, vielleicht mit Ausnahme der Sonntage, --#

1*) Bericht
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weicht und auf dem besten Weg ist, einen neuen juristischen Rattenkönig auszubrüten. 194) Andrerseits proklamiert das französische Gesetz prinzipiell, was in England nur im Namen von Kindern, Unmündigen und Frauenzimmern erkämpft und erst neuerdings als allgemeines Recht beansprucht wird. 196) In den Vereinigten Staaten von Nordamerika blieb jede selbständige Arbeiterbewegung gelähmt, solange die Sklaverei einen Teil der Republik verunstaltete. Die Arbeit in weißer Haut kann sich nicht dort emanzipieren, wo sie in schwarzer Haut gebrandmarkt wird. Aber aus dem Tod der Sklaverei entsproß sofort ein neu verlangtes Leben. Die erste Frucht des Bürgerkriegs war die Achtstundenagitation, mit den Siebenmellenstiefeln der Lokomotive vom Atlantischen bis zum Stillen Ozean ausschreitend, von Neuengland bis nach Kalifornien. Der allgemeine Arbeiterkongreß zu Baltimore [95] (Aug. 1866) erklärt:
"Das erste und große Erheischnis der Gegenwart, um die Arbeit dieses Landes von der kapitalistischen Sklaverei zu befreien, ist der Erlaß eines Gesetzes, wodurch 8 Stunden den Normalarbeitstag in allen Staaten der amerikanischen Union bilden sollen. Wir sind entschlossen, alle unsre Macht aufzubieten, bis dies glorreiche Resultat erreicht ist." 196)
ohne Unterbrechung arbeiten zu lassen. Sie wenden dazu zwei verschiedne Arbeiterreihen an, von denen keine mehr als 12 Stunden in der Werkstätte zubringt, aber das Werk des Etablissements dauert Tag und Nacht. Das Gesetz ist befriedigt, aber ist es die Humanität ebenfalls?" Außer dem "zerstörenden Einfluß der Nachtarbeit auf den menschlichen Organismus", wird auch der fatale Einfluß der nächtlichen Assoziation beider Geschlechter in denselben trüb erleuchteten Werkstätten" betont. 194) Z.B. in meinem Distrikt, in denselben Fabrikbaulichkeiten, ist derselbe Fabrikant Bleicher und Färber unter dem 'Bleicherei und Färberei-Akt', Drucker unter dem 'Printworks' Act' und finisher unter dem 'Fabrikakt'..." (Report of Mr. Baker in "Reports etc. for 31st Oct. 1861", p. 20.) Nach Aufzählung der verschiednen Bestimmungen dieser Akte und der daher folgenden Komplikation, sagt Herr Baker: "Man sieht, wie schwer es sein muß, die Vollziehung dieser 3 Parlamentsakte zu sichern, wenn der Fabrikeigner das Gesetz zu umgehn beliebt." [l.c.p. 21.] Was aber den Herrn Juristen dadurch gesichert ist, sind Prozesse. 195) So getrauen sich endlich die Fabrikinspektoren zu sagen: "Diese Einwände" (des Kapitals gegen legale Beschränkung der Arbeitszeit) "müssen unterliegen vor dem großen Grundsatz der Rechte der Arbeit... es gibt einen Zeitpunkt, an dem des Unternehmers Recht auf die Arbeit seines Arbeiters aufhört und dieser selbst über seine Zeit verfügen kann, auch wenn er noch nicht erschöpft ist." ("Reports etc. for 31st Oct. 1862", p. 54.) 195) "Wir, die Arbeiter von Dunkirk, erklären, daß die unter dem jetzigen System erheischte der Arbeitszeit zu groß ist und dem Arbeiter keine Zeit für Erholung
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Gleichzeitig (Anfang September 1866) beschloß der "Internationale Arbeiterkongreß" zu Genf auf Vorschlag des Londoner Generalrats: "Wir erklären die Beschränkung des Arbeitstags für eine vorläufige Bedingung, ohne welche alle andren Bestrebungen nach Emanzipation scheitern müssen... Wir schlagen 8 Arbeitsstunden als legale Schranke des Arbeitstags vor. [96] So besiegelt die auf beiden Seiten des Atlantischen Meers instinktiv aus den Produktionsverhältnissen selbst erwachsne Arbeiterbewegung den Ausspruch des englischen Fabrikinspektors R.J. Saunders:
"Weitere Schritte zur Reform der Gesellschaft sind niemals mit irgendeiner Aussicht auf Erfolg durchzuführen, wenn nicht zuvor der Arbeitstag beschränkt und seine vorgeschriebne Schranke strikt erzwungen wird." 197)
Man muß gestehn, daß unser Arbeiter anders aus dem Produktionsprozeß herauskommt, als er in ihn eintrat. Auf dem Markt trat er als Besitzer der Ware "Arbeitskraft" andren Warenbesitzem gegenüber, Warenbesitzer dem Warenbesitzer. Der Kontrakt, wodurch er dem Kapitalisten seine Arbeitskraft verkaufte, bewies sozusagen schwarz auf weiß, daß er frei über sich selbst verfügt. Nach geschlossenem Handel wird entdeckt, daß er "kein freier Agent" war, daß die Zeit, wofür es ihm freisteht, seine Arbeitskraft zu verkaufen, die Zeit ist, wofür er gezwungen ist, sie zu verkaufen 198), daß in der Tat sein Sauger nicht losläßt, solange noch ein Muskel,
und Entwicklung läßt, ihn vielmehr auf einen Zustand der Knechtschaft herabdrückt, der wenig besser als die Sklaverei ist (a condition of servitude but little better than slavery). Deshalb beschlossen, daß 8 Stunden für einen Arbeitstag genn und legal als genügend anerkannt werden müssen; daß wir zu unsrem Beistand die Presse anrufen, den gewaltigen Hebel... imd alle, die diesen Beistand versagen, als Feinde der Arbeitsreform und Arbeiterrechte betrachten." (Beschlüsse der Arbeiter zu Dunkirk, Staat New York, 1866.) 197) "Reports etc. for 31 st Oct. 1848", p. 112. 198) "Diese Machenften" (die Manöver des Kapitals z.B. 1848-1850) haben überdies den unwiderlegbaren Beweis erbracht, wie falsch die so oft vorgebrachte Behauptung ist, die Arbeiter hätten keinen Schutz nötig, sondern müßten angesehen werden als frei verfügende Besitzer des einzigen Eigentums, das sie haben, der Arbeit ihrer Hände und des Schweißes ihrer Stirn." ("Reports etc. for 30th April 1850", p. 45.) "Freie Arbeit, wenn sie überhaupt so genannt werden kann, bedarf zu ihrem Schutze selbst in einem freien Land des starken Armes des Gesetzes." ("Reports etc. for 31st Oct. 1864", p. 34.) Zu erlauben, was gleichbedeutend ist mit zwingen,... 14 Stunden täglich mit oder ohne Mahlzeiten zu arbeiten usw." ("Reports etc. for 30th April 1863", p. 40.)
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eine Sehne, ein Tropfen Bluts auszubeuten" 199). Zum Schutz gegen die Schlange ihrer Qualen [97] müssen die Arbeiter ihre Köpfe zusammenrotten und als Klasse ein Staatsgesetz erzwingen, ein übermächtiges gesellschaftliches Hindernis, das sie selbst verhindert, durch freiwilligen Kontrakt mit dem Kapital sich und ihr Geschlecht in Tod und Sklaverei zu verkaufen. 200) An die Stelle des prunkvollen Katalogs der "unveräußerlichen Menschenrechte" tritt die bescheidne Magna Charta [98] eines gesetzlich beschränkten Arbeitstags, die endlich klarmacht, wann die Zeit, die der Arbeiter verkauft, endet und wann die ihm selbst gehörige Zeit beginnt" 201). Quantum mutatus ab illo! [99]
199) Friedrich Engels, "Die englische Zehnstundenbill", l.c.p. 5 1*). 200) Die Zehnstundenbill hat in den ihr unterworfnen Industriezweigen die Arbeiter vor gänzlicher Degeneration gerettet und ihren physischen Zustand beschützt". ("Reports etc. for 31st Oct. 1859", p. 47.) "Das Kapital" (in den Fabriken) kann niemals die Maschinerie in Bewegung halten über eine begrenzte Zeitperiode, ohne die beschäftigten Arbeiter an ihrer Gesundheit und ihrer Moral zu beschädigen; und sie sind nicht in einer Lage, sich selbst zu schützen." (l.c.p. 8.) 201) "Einen noch größeren Vorteil bedeutet es, daß endlich klar unterschieden wird zwischen der Zeit, die dem Arbeiter selbst und der, die seinem Unternehmer gehört. Der Arbeiter weiß nun, wann die Zeit, die er verkauft, beendet ist und seine eigne beginnt, und da er dies vorher genau weiß, kann er über seine eignen Minuten für seine eignen Zwecke im voraus verfügen." (l.c.p. 52.) "Indem sie" (die Fabrikgesetze) "sie zu Herrn ihrer eignen Zeit gemacht haben, haben sie ihnen eine moralische Energie gegeben, die sie dahinführt, möglicherweise die politische Macht in Besitz zu nehmen." (l.c.p. 47.) Mit verhaltner Ironie und in sehr vorsichtigen Ausdrücken deuten die Fabrikinspektoren an, daß das jetzige Zehnstundengesetz auch den Kapitalisten einigermaßen von seiner naturwüchsigen Brutalität als bloßer Verkörperung des Kapitals befreit und ihm Zeit zu einiger "Bildung" gegeben habe. Vorher hatte der Unternehmer für nichts anderes als Geld, der Arbeiter für nichts andres als Arbeit Zeit". (l.c.p. 48.) --#

1*) Siehe Band 7 unserer Ausgabe, S. 233
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NEUNTES KAPITEL

Rate und Masse des Mehrwerts

Wie bisher wird in diesem Kapitel der Wert der Arbeitskraft, also der zur Reproduktion oder Erhaltung der Arbeitskraft notwendige Teil des Arbeitstags, als gegebne, konstante Größe unterstellt. Dies also vorausgesetzt, ist mit der Rate zugleich die Masse des Mehrwerts gegeben, die der einzelne Arbeiter dem Kapitalisten in bestimmter Zeitperiode liefert. Beträgt z.B. die notwendige Arbeit täglich 6 Stunden, ausgedruckt in einem Goldquantum von 3 sh. = 1 Taler, so ist der Taler der Tageswert einer Arbeitskraft oder der im Ankauf einer Arbeitskraft vorgeschoßne Kapitalwert. Ist ferner die Rate des Mehrwerts 100%, so produziert dies variable Kapital von 1 Taler eine Masse Mehrwert von 1 Taler, oder der Arbeiter liefert täglich eine Masse Mehrarbeit von 6 Stunden. Das variable Kapital ist aber der Geldausdruck für den Gesamtwert aller Arbeitskräfte, die der Kapitalist gleichzeitig verwendet. Sein Wert ist also gleich dem Durchschnittswert einer Arbeitskraft, multipliziert mit der Anzahl der verwandten Arbeitskräfte. Bei gegebnem Wert der Arbeitskraft steht also die Größe des variablen Kapitals in direktem Verhältnis zur Anzahl der gleichzeitig beschäftigten Arbeiter. Ist der Tageswert einer Arbeits kraft = 1 Taler, so ist also ein Kapital vorzuschießen von 100 Talern, um 100, von n Talern, um n Arbeitskräfte täglich zu exploitieren. Ebenso: Produziert ein variables Kapital von 1 Taler, der Tageswert einer Arbeitskraft, einen täglichen Mehrwert von 1 Taler, so ein variables Kapital von 100 Talern einen täglichen Mehrwert von 100, und eins von n Talern einen täglichen Mehrwert von 1 Taler x n. Die Masse des produzierten Mehrwerts ist also gleich dem Mehrwert, den der Arbeitstag des einzelnen Arbeiters liefert, n-rultipliziert mit der Anzahl der angewandten Arbeiter. Da aber ferner die Masse Mehrwert, die der einzelne Arbeiter produziert, bei gegebnem Wert der Arbeitskraft, durch die Rate des Mehrwerts bestimmt ist, so folgt dies erste Gesetz: Die Masse des produzierten Mehr-
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werts ist gleich der Größe des vorgeschoßnen variablen Kapitals multipliziert mit der Rate des Mehrwerts oder ist bestimmt durch das zusammengesetzte Verhältnis zwischen der Anzahl der von demselben Kapitalisten gleichzeitig exploitierten Arbeitskräfte und dem Exploitationsgrad der einzelnen Arbeitskraft. 1*) Nennen wir also die Masse des Mehrwerts M, den vom einzelnen Arbeiter im Tagesdurchschnitt gelieferten Mehrwert in, das im Ankauf der einzelnen Arbeitskraft täglich vorgeschoßne variable Kapital v, die Gesamtsumme des variablen Kapitals V, den Wert einer Durchschnitts-Arbeitskraft k, ihren Exploitationsgrad a a'/a (Mehrarbeit / Notwendige Arbeit) und die Anzahl der angewandten Arbeiter n, so erhalten wir:
- | m/v x V M = | | k x a'/a x n -
Es wird fortwährend unterstellt, nicht nur daß der Wert einer Durchschnitts-Arbeitskraft konstant ist, sondern daß die von einem Kapitalisten angewandten Arbeiter auf Durchschnitts-Arbeiter reduziert sind. Es gibt Ausnahmefälle, wo der produzierte Mehrwert nicht verhältnismäßig zur Anzahl der exploitierten Arbeiter wächst, aber dann bleibt auch der Wert der Arbeitskraft nicht konstant. In der Produktion einer bestimmten Masse Mehrwert kann daher die Abnahme des einen Faktors durch Zunahme des andren ersetzt werden. Wird das variable Kapital vermindert und gleichzeitig in demselben Verhältnis die Rate des Mehrweirts erhöht, so bleibt die Masse des produzierten Mehrwerts unverändert. Muß unter den frühern Annahmen der Kapitahst 100 Taler vorschießen, um 100 Arbeiter täglich zu exploitieren, und beträgt die Rate des Mehrwerts 50%, so wirft dies variable Kapital von 100 einen Mehrwert von 50 Talern ab oder von 100 x 3 Arbeitsstunden. Wird die Rate des Mehrwerts verdoppelt, oder der Arbeitstag, statt von 6 zu 9, von 6 zu 12 Stunden verlrt, so wirft das um die Hälfte verminderte variable Kapital von 50 Talern ebenfalls einen Mehrwert von 50 Talern ab oder von 50 x 6 Arbeitsstunden. Verminderung des variablen --#

1*) In der autorisierten französischen Ausgabe wurde der zweite Teil dieses Satzes wie folgt wiedergegeben: "oder aber sie ist gleich dem Wert einer Arbeitskraft multipliziert mit dem Grad ihrer Exploitation und multipliziert mit der Anzahl der gleichzeitig exploitierten Arbeitskräfte."
#323# 9. Kapitel - Rate und Masse des Mehrwerts --

Kapitals ist also ausgleichbar durch proportionelle Erhöhung im Exploitationsgrad der Arbeitskraft oder die Abnahme in der Anzahl der beschäftigten Arbeiter durch proportionelle Verlängerung des Arbeitstags. Innerhalb gewisser Grenzen wird die vom Kapital erpreßbare Zufuhr der Arbeit also unabhängig von der Arbeiterzufuhr. 202) Umgekehrt läßt Abnahme in der Rate des Mehrwerts die Masse des produzierten Mehrwerts unverändert, wenn proportionell die Größe des variablen Kapitals oder die Anzahl der beschäftigten Arbeiter wächst. Indes hat der Ersatz von Arbeiteranzahl oder Größe des variablen Kapitals durch gesteigerte Rate des Mehrwerts oder Verlängerung des Arbeitstags unüberspringbare Schranken. Welches immer der Wert der Arbeitskraft sei, ob daher die zur Erhaltung des Arbeiters notwendige Arbeitszeit 2 oder 10 Stunden betrage, der Gesamtwert, den ein Arbeiter tagaus, tagein produzieren kann, ist immer kleiner als der Wert, worin sich 24 Arbeitsstunden vergegenständlichen, kleiner als 12 sh. oder 4 Taler, wenn dies der Geldausdruck von 24 vergegenständlichten Arbeitsstunden. Unter unsrer frühern Annahme, wonach täglich 6 Arbeitsstunden erheischt, um die Arbeitskraft selbst zu reproduzieren oder den in ihrem Ankauf vorgeschoßnen Kapitalwert zu ersetzen, produziert ein variables Kapital von 500 Talern, das 500 Arbeiter zur Mehrwertsrate von 100% oder mit zwölfstündigem Arbeitstag verwendet, täglich einen Mehrwert von 500 Talern oder 6 x 500 Arbeitsstunden. Ein Kapital von 100 Talern, das 100 Arbeiter täglich verwendet zur Mehrwertsrate von 200% oder mit 18stündigem Arbeitstag, produziert nur eine Mehrwertsmasse von 200 Talern oder 12 x 100 Arbeitsstunden. Und sein gesamtes Wertprodukt, Äquivalent des vorgeschoßnen variablen Kapitals plus Mehrwert, kann tagaus, tagein niemals die Summe von 400 Talern oder 24 x 100 Arbeitsstunden erreichen. Die absolute Schranke des durchschnittlichen Arbeitstags, der von Natur immer kleiner ist als 24 Stunden, bildet eine absolute Schranke für den Ersatz von vermindertem variablen Kapital durch gesteigerte Rate des Mehrwerts oder von verringerter exploitierten Arbeiteranzahl durch erhöhten Exploitationsgrad der Arbeitskraft. Dies handgreifliche zweite Gesetz ist- wichtig zur Erklärung vieler Erscheinungen, entspringend aus der später zu entwickelnden Tendenz des Kapitals, die von ihm beschäftigte Arbeiteranzahl oder seinen
202) Dies Elementargesetz scheint den Herren von der Vulgärakonomie unbekannt die, umgekehrte Archimedes, in der Bestimmung der Marktpreise der Arbeit durch Nachfrage und Zufuhr den Punkt gefunden zu haben glauben, nicht um die Weit aus den Angeln zu heben, sondern um sie stillzusetzen.
#324# III. Abschnitt - Die Produktion des absoluten Mehrwerts -

variahlen in Arbeitskraft umgesetzten Bestandteil soviel als immer möglich zu reduzieren, im Widerspruch zu seiner andren Tendenz, die möglichst große Masse von Mehrwert zu produzieren. Umgekehrt. Wächst die Masse der verwandten Arbeitskräfte oder die Größe des variablen Kapitals, aber nicht verhältnismäßig zur Abnahme in der Rate des Mehrwerts, so sinkt die Masse des produzierten Mehrwerts. Ein drittes Gesetz ergibt sich aus der Bestimmung der Masse des produzierten Mehrwerts durch die zwei Faktoren, Rate des Mehrwerts und Größe des vorgeschoßnen variahlen Kapitals. Die Rate des Mehrwerts oder den Exploitationsgrad der Arbeitskraft, und den Wert der Arbeitskraft oder die Größe der notwendigen Arbeitszeit gegeben, ist es selbstverständlich, daß, je größer das variable Kapital, desto größer die Masse des produzierten Werts und Mehrwerts. Ist die Grenze des Arbeitstags gegeben, ebenso die Grenze seines notwendigen Bestandteils, so hängt die Masse von Wert und Mehrwert, die ein einzelner Kapitalist produziert, offenbar ausschließlich ab von der Masse Arbeit, die er in Bewegung setzt. Diese aber hängt, unter den gegebnen Annahmen, ab von der Masse Arbeitskraft oder der Arbeiteranzahl, die er exploitiert, und diese Anzahl ihrerseits ist bestimmt durch die Größe des von ihm vorgeschoßnen variablen Kapitals. Bei gegebner Rate des Mehrwerts und gegebnem Wert der Arbeitskraft verhalten sich also die Massen des produzierten Mehrwerts direkt wie die Größen der vorgeschoßnen variablen Kapitale. Nun weiß man aber, daß der Kapitalist sein Kapital in zwei Teile teilt. Einen Teil legt er aus in Produktionsmitteln. Dies ist der konstante Teil seines Kapitals. Den andren Teil setzt er um in lebendige Arbeitskraft. Dieser Teil bildet sein variables Kapital. Auf Basis derselben Produktionsweise findet in verschiednen Produktionszweigen verschiedne Teilung des Kapitals in konstanten und variablen Bestandteil statt. Innerhalb desselben Produktionszweigs wechselt dies Verhältnis mit wechselnder technischer Grundlage und gesellschaftlicher Kombination des Produktionsprozesses. Wie aber ein gegebnes Kapital immer zerfalle in konstanten und variablen Bestandteil, ob der letztre sich zum erstren verhalte wie 1:2, 1:10 oder 1:x, das eben aufgestellte Gesetz wird nicht davon berührt, da früherer Analyse gemäß der Wert des konstanten Kapitals im Produktenwert zwar wiedererscheint, aber nicht in das neugebildete Wertprodukt eingeht. Um 1000 Spinner zu verwenden, sind natürlich mehr Rohmaterialen, Spindeln usw. erheischt, als um 100 zu verwenden. Der Wert dieser zuzusetzenden Produktionsmittel aber mag steigen, fallen, unverändert bleiben, groß oder klein sein, er bleibt ohne irgendeinen Einfluß auf den Verwertungsprozeß der sie bewegenden Arbeitskräfte. Das oben konstatierte Gesetz
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nimmt also die Form an: Die von verschiednen Kapitalen produzierten Massen von Wert und Mehrwert verhalten sich bei gegebnem Wert und gleich großem Exploitationsgrad der Arbeitskraft direkt wie die Größen der variablen Bestandteile dieser Kapitale, d.h. ihrer in lebendige Arbeitskraft umgesetzten Bestandteile. Dies Gesetz widerspricht offenbar aller auf den Augenschein gegründeten Erfahrung. Jedermann weiß, daß ein Baumwollspinner, der, die Prozentteile des angewandten Gesamtkapitals berechnet, relativ viel konstantes und wenig variables Kapital anwendet, deswegen keinen kleinren Gewinn oder Mehrwert erbeutet als ein Bäcker, der relativ viel variables und wenig konstantes Kapital in Bewegung setzt. Zur Lösung dieses scheinbaren Widerspruchs bedarf es noch vieler Mittelglieder, wie es vom Standpunkt der elementaren Algebra vieler Mittelglieder bedarf, um zu verstehn, daß 0/0 eine wirkliche Größe darstellen kann. Obgleich sie das Gesetz nie formuliert hat, hängt die klassische Ökonomie instinktiv daran fest, weil es eine notwendige Konsequenz des Wertgesetzes überhaupt ist. Sie sucht es durch gewaltsame Abstraktion vor den Widersprüchen der Erscheinung zu retten. Man wird später 203) sehn, wie die Ricardosche Schule an diesem Stein des Anstoßes gestolpert ist. Die Vulgärökonomie, die wirklich auch nichts gelernt hat [100], pocht hier, wie überall, auf den Schein gegen das Gesetz der Erscheinung. Sie glaubt im Gegensatz zu Spinoza, daß die Unwissenheit ein hinreichender Grund ist" [101]. Die Arbeit, die vom Gesamtkapital einer Gesellschaft tagaus, tagein in Bewegung gesetzt wird, kann als ein einziger Arbeitstag betrachtet werden. Ist z.B. die Zahl der Arbeiter eine Million und beträgt der Durchschnitt Arbeitstag eines Arbeiters 10 Stunden, so besteht der gesellschaftliche Arbeitstag aus 10 Millionen Stunden. Bei gegebner Länge dieses Arbeitstags, seien seine Grenzen physisch oder sozial gezogen, kann die Masse des Mehrwerts nur vermehrt werden durch Vermehrung der Arbeiteranzahl, d.h. der Arbeiterbevölkerung. Das Wachstum der Bevölkrung bildet hier die mathematische Grenze für Produktion des Mehrwerts durch das gesellschaftliche Gesamtkapital. Umgekehrt. Bei gegebner Größe der Bevölkmng wird diese Grenze gebildet durch die mögliche Verlängerung des Arbeitstags. 204) Man wird im folgenden Kapitel sehn, daß dies Gesetz nur für die bisher behandelte Form des Mehrwerts gilt.
203) Näheres darüber im "Vierten Buch". 204) Die Arbeit einer Gesellschaft, das ist die in der Wirtschaft verwandte Zeit,
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Aus der bisherigen Betrachtung der Produktion des Mehrwerts ergibt sich, daß nicht jede beliebige Geld- oder Wertsumme in Kapital verwandelbar, zu dieser Verwandlung vielmehr ein bestimmtes Minimum von Geld oder Tauschwert in der Hand des einzelnen Geldoder Warenbesitzers vorausgesetzt ist. Das Minimum von variablem Kapital ist der Kostenpreis einer einzelnen Arbeitskraft, die das ganze Jahr durch, tagaus, tagein, zur Gewinnung von Mehrwert vernutzt wird. Wäre dieser Arbeiter im Besitz seiner eignen Produktionsmittel und begnügte er sich, als Arbeiter zu leben, so genügte ihm die zur Reproduktion seiner Lebensmittel notwendige Arbeitszeit, sage von 8 Stunden täglich. Er brauchte also auch nur Produktionsmittel für 8 Arbeitsstunden. Der Kapitalist dagegen, der ihn außer diesen 8 Stunden sage 4 Stunden Mehrarbeit verrichten läßt, bedarf einer zusätzlichen Geldsumme zur Beschaffung der zusätzlichen Produktionsmittel. Unter unsrer Annahme jedoch müßte er schon zwei Arbeiter anwenden, um von dem täglich angeeigneten Mehrwert wie ein Arbeiter leben, d.h. seine notwendigen Bedürfnisse befriedigen zu können. In diesem Fall wäre bloßer Lebensunterhalt der Zweck seiner Produktion, nicht Vermehrung des Reichtums, und das letztre ist unterstellt bei der kapitalistischen Produktion. Damit er nur doppelt so gut lebe wie ein gewöhnlicher Arbeiter und die Hälfte des produzierten Mehrwerts in Kapital zurückverwandk, rnüßte er zugleich mit der Arbeiterzahl das Minimum des vorgeschoßnen Kapitals um das Achtfache steigern. Allerdings kann er selbst, gleich seinem Arbeiter, unmittelbar Hand im Produktionsprozesse anlegen, aber ist dann auch nur ein Mittelding zwischen Kapitalist und Arbeiter, ein kleiner Meister". Ein gewisser Höhegrad der kapitalistischen Produktion bedingt, daß der Kapitalist die ganze Zeit, während deren er als Kapitalist, d.h. als personifiziertes Kapital funktioniert, zur Aneignung und daher Kontrolle fremder Arbeit und zum Verkauf der Produkte dieser Arbeit verwenden könne. 205) Die Verwandlung des Handwerksmeisters in den Kapitalisten
stellt eine gegebene Größe dar, sagen wir 10 Stunden täglich von einer Million Menschen oder 10 Millionen Stunden... Das Kapital ist in seinem Wachstum begrenzt. In jeder gegebenen Periode besteht diese Grenze in dem wirklichen Ausmaß der in der Wirtschaft verwandten Zeit." ("An Essay on the Political Economy of Nations", London 1821, p. 47, 49.) 205) "Der Pächter darf nicht auf seiner eigenen Arbeit aufbauen; und wenn er es tut, so wird er meiner Meinung nach dadurch verlieren. Seine Tätigkeit sollte in der Beaufsichtigung des Ganzen bestehen: er muß auf seinen Drescher achten, denn sonst wird bald der Lohn hinausgeworfen sein für Getreide, das nicht ausgedroschen ist; ebenso müssen seine Mäher, Schnitter usw. überwacht werden; er muß ständig
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suchte das Zunftwesen des Mittelalters dadurch gewaltsam zu verhindern, daß es die Arbeiteranzahl, die ein einzelner Meister beschäftigen durfte, auf ein sehr geringes Maximum beschränkte. Der Geld- oder Warenbesitzer verwandelt sich erst wirklich in einen Kapitalisten, wo die für die Produktion vorgeschoßne Minimalsumme weit über dem mittelaltrigen Maximum steht. Hier wie in der Naturwissenschaft, bewährt sich die Richtigkeit des von Hegel in seiner "Logik" entdeckten Gesetzes, daß bloß quantitative Verändrungen auf einem gewissen Punkt in qualitative Unterschiede umschlagen. [205a] Das Minimum der Wertsumme, worüber der einzelne Geld oder Warenbesitzer verfügen muß, um sich in einen Kapitalisten zu entpuppen, wechselt auf verschiednen Entwicklungsstufen der kapitalistischen Produktion und ist, bei gegebner Entwicklungsstufe, verschieden in verschiednen Produktionssphären, je nach ihren besondren technischen Bedingungen. Gewisse Produktionssphären erheischen schon in den Anfängen der kapitalistischen
seine Zäune nachsehen; er muß aufpassen, ob nichts vernachlässigt wird; das werde der Fall sein, wenn er sich auf einen Punkt beschränken würde.([J. Arbuthnot,] "An Enquiry into the Connection between the Price of Provisions, and the Size of Farms etc." By a Farmer, London 1773, p. 12.) Diese Schrift ist sehr interessant. Man kann darin die Genesis des "capitalist farmer" oder "merchant farmer" 1*), wie er ausdrücklich genannt wird, studieren und seiner Selbstverherrlichung gegenüber dem "small farmer" 2*), dem es wesentlich um die Subsistenz zu tun ist, zuhören. "Die Kapitalistenklasse wird zuerst teilweise und schließlich ganz und gar entbunden von der Notwendigkeit der Handarbeit." ("Textbook of Lectures on the Polit. Economy of Nations". By the Rev. Richard Jones, Hertford 1852, Lecture III, p. 39.) 205a) Die in der modernen Chemie angewandte, von Laurent und Gerhardt zuerst wissenschaftlich entwickelte Molekulartheorie beruht auf keinem andren {Zusatz zur 3. Ausg.} - Wir bemerken zur Erklärung dieser für den Nichtchemiker ziemlich dunklen Anmerkung, daß der Verfasser hier von den von C. Gerhardt 1843 zuerst so benannten "homologen Reihen" von Kohlenwasserstoffverbindungen spricht, von denen jede eine eigne algebraische Zusammensetzungsformel hat. So die Reihe der Paraffine: CnH2n+2; die der normalen Alkohole: CnH2n+2O; die der normalen fetten Säuren: CnH2nO2 und viele andre. In obigen Beispielen wird durch einfachen quantitativen Zusatz von CH2 zur Molekularformel jedesmal ein qualitativ verschiedner Körper gebildet. Über die, von Marx überschätzte Teilnahme Laurents und Gerhardts an der Feststellung dieser wichtigen Tatsache vgl. Kopp, "Entwicklung der Chemie", München 1873, S. 709 und 716, und Schorlemmer, "Rise and Progress of Organic Chemistry", London 1879, p. 54. - F.E. --#

1*) "kapitalistischen Pächters" oder "kaufmännischen Pächters" -2*) "kleinen Pächter"
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Produktion ein Minimum von Kapital, das sich noch nicht in der Hand einzelner Individuen vorfindet. Dies veranlaßt teils Staatssubsidien an solche Private, wie in Frankreich zur Zeit Colberts und wie in manchen deutschen Staaten bis in unsre Epoche hinein, teils die Bildung von Gesellschaften mit gesetzlichem Monopol für den Betrieb gewisser Industrie- und Handelszweige 206) - die Vorläufer der modernen Aktiengesellschaften.

Wir halten uns nicht beim Detail der Verändrungen auf, die das Verhältnis von Kapitalist und Lohnarbeiter im Verlaufe des Produktionsprozesses erfuhr, also auch nicht bei den weitren Fortbestimmungen des Kapitals selbst. Nur wenige Hauptpunkte seien hier betont. Innerhalb des Produktionsprozesses entwickelte sich das Kapital zum Kommando über die Arbeit, d.h. über die sich betätigende Arbeitskraft oder den Arbeiter selbst. Das personifizierte Kapital, der Kapitalist, paßt auf, daß der Arbeiter sein Werk ordentlich und mit dem gehörigen Grad von Intensität verrichte. Das Kapital entwickelte sich ferner zu einem Zwangsverhältnis, welches die Arbeiterklasse nötigt, mehr Arbeit zu verrichten, als der enge Umkreis ihrer eignen Lebensbedürfnisse vorschrieb. Und als Produzent fremder Arbeitsamkeit, als Auspumper von Mehrarbeit und Exploiteur von Arbeitskraft übergipfelt es an Energie, Maßlosigkeit und Wirksamkeit alle frühern auf direkter Zwangsarbeit beruhenden Produktionssysteme. Das Kapital ordnet sich zunächst die Arbeit unter mit den technischen Bedingungen, worin es sie historisch vorfindet. Es verändert daher nicht unmittelbar die Produktionsweise. Die Produktion von Mehrwert in der bisher betrachteten Form, durch einfache Verlängrung des Arbeitstags, erschien daher von jedem Wechsel der Produktionsweise selbst unabhängig. Sie war in der altmodischen Bäckerei nicht minder wirksam als in der modernen Baumwollspinnerei. Betrachten wir den Produktionsprozeß unter dem Gesichtspunkt des Arbeitsprozesses, so verhielt sich der Arbeiter zu den Produktionsmitteln nicht als Kapital, sondern als bloßem Mittel und Material seiner zwecks mäßigen produktiven Tätigkeit. In einer Gerberei z.B. behandelt er die Felle als seinen bloßen Arbeitsgegenstand. Es ist nicht der Kapitalist, dem er das Fell gerbt. Anders, sobald wir den Produktionsprozeß unter dem
206) "Die Gesellschaft Monopolia" nennt Martin Luther derartige Institute.
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Gesichtspunkt des Verwertungsprozesses betrachteten. Die Produktionsmittel verwandelten sich sofort in Mittel zur Einsaugung fremder Arbeit. Es ist nicht mehr der Arbeiter, der die Produktionsmittel anwendet, sondern es sind die Produktionsmittel, die den Arbeiter anwenden. Statt von ihm als stoffliche Elemente seiner produktiven Tätigkeit verzehrt zu werden, verzehren sie ihn als Ferment ihres eignen Lebensprozesses, und der Lebensprozeß des Kapitals besteht nur in seiner Bewegung als sich selbst verwertender Wert. Schmelzöfen und Arbeitsgebäude, die des Nachts ruhn und keine lebendige Arbeit einsaugen, sind "reiner Verlust" ("mere loss") für den Kapitalisten. Darum konstituieren Schmelzöfen und Arbeitsgebäude einen "Anspruch auf die Nachtarbeit" der Arbeitskräfte. Die bloße Verwandlung des Geldes in gegenständliche Faktoren des Produktiomprozesses, in Produktionsmittel, verwandelt letztre in Rechtstitel und Zwangstitel auf fremde Arbeit und Mehrarbeit. Wie diese der kapitalistischen Produktion eigentümliche und sie charakterisierende Verkehrung, ja Verrückung des Verhältnisses von toter und lebendiger Arbeit, von Wert und wertschöpferischer Kraft, sich im Bewußtsein der Kapitahstenköpfe abspiegelt, zeige schließlich noch ein Beispiel. Während der englischen Fabrikantenrevolte von 1848-1850 schrieb
"der Chef der Leinen- und Baumwollspinnerei zu Paisley, einer der ältesten und respektabelsten Firmen von Westschottland, der Kompagnie Carlile, Söhne und Co., die seit 1752 besteht und Generation nach Generation von derselben Familie geführt wird" -
dieser äußerst intelligente Gentleman also schrieb in die "Glasgow Daily Mail" vom 25.April 1849 einen Brief 207) unter dem Titel: "Das Relaissystem", worin u. a. folgende grotesk naive Stelle unterläuft:
Laßt uns nun die Übel betrachten, die aus einer Reduktion der Arbeitszeit von 12 auf 10 Stunden fließen... Sie 'belaufen' sich auf die allerernsthafteste Beschädigung der Aussichten und des Eigentums des Fabrikanten. Arbeitete er" (d. h. seine 'Hände') "12 Stunden und wird er auf 10 beschränkt, dann schrumpfen je 12 Maschinen oder Spindeln seines Etablissements auf 10 zusammen (then every 12 machines or spindles, in his establishment, shrink to 10), und wollte er seine Fabrik verkaufen, so den sie nur als 10 gewertschätzt werden, so daß so ein sechster Teil vom Wert einer jeden Fabrik im ganzen Lande abgezogen würde." 208)
207) "Reports of Insp. of Fact. for 30th April 1849", p. 59. 208) l.c.p. 60. Fabrildnspektor Stuart, selbst Schotte, und im Gegensatz zu den englischen Fabrikinspektoren ganz in kapitalistischer Denkart befangen, bemerkt außdrücklich, dieser Brief, den er seinem Bericht einverleibt, sei die allernützlichste
#330# III. Abschnitt - Die Produktion des absoluten Mehrwerts --

Diesem erbangestammten Kapitalhirn von Westschottland verschwimmt der Wert der Produktionsmittel, Spindeln usw., so sehr mit ihrer Kapitaleigenschaft, sich selbst zu verwerten oder täglich ein bestimmtes Quantum fremder Gratisarbeit einzuschlucken, daß der Chef des Hauses Carlile und Co. in der Tat wähnt, beim Verkauf seiner Fabrik werde ihm nicht nur der Wert der Spindeln gezahlt, sondern obendrein ihre Verwertung, nicht nur die Arbeit, die in ihnen steckt und zur Produktion von Spindeln derselben Art nötig ist, sondern auch die Mehrarbeit, die sie täglich aus den braven Westschotten von Paisley auspumpen helfen, und ebendeshalb, meint er, schrumpfe mit der Verkürzung des Arbeitstags um zwei Stunden der Verkaufspreis von je 12 Spinnmaschinen auf den von je 10 zusammen!
Mitteilung, die irgendeiner der Fabrikanten, welche das Relaissystem anwenden, macht, und ganz besonders darauf berechnet, die Vorurteile und Bedenken gegen jenes System zu beseitigen".
#331# --

Vierter Abschnitt
Die Produktion des relativen Mehrwerts
ZEHNTES KAPITEL

Begriff des relativen Mehrwerts

Der Teil des Arbeitstags, der bloß ein Äquivalent für den vom Kapital gezahlten Wert der Arbeitskraft produziert, galt uns bisher als konstarrte Größe, was er in der Tat ist unter gegebnen Produktionsbedingungen, auf einer vorhandnen ökonomischen Entwicklungsstufe der Gesellschaft. Über diese seine notwendige Arbeitszeit hinaus konnte der Arbeiter 2, 3, 4, 6 usw. Stunden arbeiten. Von der Größe dieser Verlängrung hingen Rate des Mehrwerts und Größe des Arbeitstags ab. War die notwendige Arbeitszeit konstant, so dagegen der Gesamtarbeitstag variabel. Unterstelle jetzt einen Arbeitstag, dessen Größe und dessen Teilung in notwendige Arbeit und Mehrarbeit gegeben sind. Die Linie a c, a__________b__c, stelle z.B. einen zwölfstündigen Arbeitstag vor, das Stück a b 10 Stunden notwendige Arbeit, das Stück b c 2 Stunden Mehrarbeit. Wie kann nun die Produktion von Mehrwert vergrößert, d.h. die Mehrarbeit verlängert werden, ohne jede weitere Verlrung oder unabhängig von jeder weiteren Verlängrung von a c? Trotz gegebner Grenzen des Arbeitstags a c scheint b c verlängerbar, wenn nicht durch Ausdehnung über seinen Endpunkt c, der zugleich der Endpunkt des Arbeitstags a c ist, so durch Verschiebung seines Anfangspunkts b in entgegengesetzter Richtung nach a hin. Nimm an, b b' in a_________b'_b__c sei gleich der Hälfte von b c oder gleich einer Arbeitsstunde. Wird nun in dem zwölfstündigen Arbeitstag a c der Punkt b nach b' verrückt, so dehnt sich b c aus zu b' c, die Mehrarbeit wächst um die Hälfte, von 2 auf 3 Stunden, obgleich der Arbeitstag nach wie vor nur 12 Stunden zählt. Diese Ausdehnung der Mehrarbeit von b c auf b' c, von 2 auf 3 Stunden, ist aber offenbar unmöglich ohne gleichzeitige Zusammenziehung der notwendigen Arbeit von a b auf a b', von 10 auf 9 Stunden. Der Verlängrung der Mehrarbeit entspräche die Verkürzung
#332# IV. Abschnitt - Die Produktion des relativen Mehrwerts --

der notwendigen Arbeit, oder ein Teil der Ar4itszeit, die der Arbeiter bisher in der Tat für sich selbst verbraucht, verwandelt sich in Arbeitszeit für den Kapitalisten. Was verändert, wäre nicht die Länge des Arbeitstags, sondern seine Teilung in notwendige Arbeit und Mehrarbeit. Andrerseits ist die Größe der Mehrarbeit offenbar selbst gegeben mit gegebner Größe des Arbeitstags und gegebnem Wert der Arbeitskraft. Der Wert der Arbeitskraft, d.h. die zu ihrer Produktion erheischte Arbeitszeit, bestimmt die zur Reproduktion ihres Werts notwendige Arbeitszeit. Stellt sich eine Arbeitsstunde in einem GoIdquantum von einem halben Shilling oder 6 d. dar, und beträgt der Tageswert der Arbeitskraft 5 sh., so muß der Arbeiter täglich 10 Stunden arbeiten, um den ihm vom Kapital gezahlten Tageswert seiner Arbeitskraft zu ersetzen oder ein Äquivalent für den Wert seiner notwendigen täglichen Lebensmittel zu produzieren. Mit dem Wert dieser Lebensmittel ist der Wert seiner Arbeitskraft 1), mit dem Wert seiner Arbeitskraft ist die Größe seiner notwendigen Arbeitszeit gegeben. Die Größe der Mehrarbeit aber wird erhalten durch Subtraktion der notwendigen Arbeitszeit vom Gesamtarbeitstag. Zehn Stunden subtrahiert von zwölf lassen zwei, und es ist nicht abzusehn, wie die Mehrarbeit unter den gegebnen Bedingungen über zwei Stunden hinaus verlängert werden kann. Allerdings mag der Kapitalist statt 5 sh. dem Arbeiter nur 4 sh. 6 d. oder noch weniger zahlen. Zur Reproduktion dieses Werts von 4 sh. 6 d. würden 9 Arbeitsstunden genügen, von dem zwölfstündigen Arbeitstag daher 3 statt 2 Stunden der Mehrarbeit anheimfallen und der Mehrwert selbst von 1 sh. auf 1 sh. 6 d. steigen. Dies Resultat wäre jedoch nur erzielt durch Herabdrückung des Lohns des Arbeiters unter den Wert
1) Der Wert des täglichen Durchschnittslohns ist bestimmt durch das, was der Arbeiter braucht, um zu leben, zu arbeiten und sich fortzupflanzen". (William Petty, "Political Anatomy of Ireland", 1672, p. 64.) "Der Preis der Arbeit wird immer vom Preis der notwendigen Lebensmittel bestimmt." Der Arbeiter erhält nicht den entsprechenden Lohn, wann immer... der Lohn des Arbeiters nicht hinreicht, eine so große Familie, wie sie das Los vieler von ihnen ist, entsprechend seinem niedrigen Stand und als Arbeiter zu ernähren'. (J. Vanderlint, l.c.p. 15.) "Der einfache Arbeiter, der nichts als seine Arme und seinen Fleiß besitzt, hat nichts, außer wenn es ihm gelingt, seine Arbeit an andre zu verkaufen... Bei jeder Art Arbeit muß es dahin kommen, und kommt es in der Tat dahin, daß der Lohn des Arbeiters auf das begrenzt ist, was er notwendig zu seinem Lebensunterhalt braucht." (Turgot,, Réflexions etc.", "Oeuvres", éd. Daire, t.I, p. 10.) Der Preis der Subsistenzmittel ist in der Tat gleich den Kosten der Produktion der Arbeit." (Malthus, "Inquiry into etc. Rent", Lond. 1815, p. 48, Note.)
#333# 10. Kapitel - Begriff des relativen Mehrwerts --

seiner Arbeitskraft. Mit den 4 sh. 6 d., die er in 9 Stunden produziert, verfügt er über 1/10 weniger Lebensmittel als vorher, und so findet nur eine verkümmerte Reproduktion seiner Arbeitskraft statt. Die Mehrarbeit würde hier nur verlängert durch Überschreitung ihrer normalen Grenzen, ihre Domäne nur ausgedehnt durch usurpatorischen Abbruch von der Dornäne der notwendigen Arbeitszeit. Trotz der wichtigen Rolle, welche diese Methode in der wirklichen Bewegung des Arbeitslohnes spielt, ist sie hier ausgeschlossen durch die Voraussetzung, daß die Waren, also auch die Arbeitskraft, zu ihrem vollen Wert gekauft und verkauft werden. Dies einmal unterstellt, kann die zur Produktion der Arbeitskraft oder zur Reproduktion ihres Werts notwendige Arbeitszeit nicht abnehmen, weil der Lohn des Arbeiters unter den Wert seiner Arbeitskraft, sondern nur wenn dieser Wert selbst sinkt. Bei gegebner Länge des Arbeitstags muß die Verlängrung der Mehrarbeit aus der Verkürzung der notwendigen Arbeitszeit entspringen, nicht umgekehrt die Verkürzung der notwendigen Arbeitszeit aus der Verlängrung der Mehrarbeit. In unsrem Beispiel muß der Wert der Arbeitskraft wirklich um 1/10 sinken, damit die notwendige Arbeitszeit um 1/10 abnehme, von 10 auf 9 Stunden, und daher die Mehrarbeit sich von 2 auf 3 Stunden verlängre. Eine solche Senkung des Werts der Arbeitskraft um 1/10 bedingt aber ihrerseits, daß dieselbe Masse Lebensmittel, die früher in 10, jetzt in 9 Stunden produziert wird. Dies ist jedoch unmöglich ohne eine Erhöhung der Produktivkraft der Arbeit. Mit gegebnen Mitteln kann ein Schuster z.B. ein Paar Stiefel in einem Arbeitstag von 12 Stunden machen. Soll er in derselben Zeit zwei Paar Stiefel machen, so muß sich die Produktivkraft seiner Arbeit verdoppeln, und sie kann sich nicht verdoppeln ohne eine Änderung in seinen Arbeitsmitteln oder seiner Arbeitsmethode oder beiden zugleich. Es muß daher eine Revolution in den Produktionsbedingungen seiner Arbeit eintreten, d.h. in seiner Produktionsweise und daher im Arbeitsprozeß selbst. Unter Erhöhung der Produktivkraft der Arbeit verstehn wir hier überhaupt eine Verändrung im Arbeitsprozeß, wodurch die zur Produktion einer Ware gesellschaftlich erheischte Arbeitszeit verkürzt wird, ein kleinres Quantum Arbeit also die Kraft erwirbt, ein größres Quantum Gebrauchswert zu produzieren. 2) Während also bei der Produktion des Mehrwerts in der bisher betrachteten Form die Produktionsweise als gegeben unterstellt war, genügt es für die Produktion von Mehrwert durch Verwandlung notwendiger
2) Wenn die Gewerbe sich vervollkommnen, so bedeutet das nichts andres als die Entdeckung neuer Wege, auf denen ein Produkt mit weniger Menschen oder (was dasselbe
#334# IV. Abschnitt - Die Produktion des relativen Mehrwerts --

Arbeit in Mehrarbeit keineswegs, daß das Kapital sich des Arbeitsprozesses in seiner historisch überlieferten oder vorhandnen Gestalt bemächtigt und nur seine Dauer verlängert. Es muß die technischen und gesellschaftlichen Bedingungen des ArWtsprozesses, also die Produktionsweise selbst umwälzen, um die Piroduktivkraft der Arbeit zu erhöhn, durch die Erhöhung der Produktivkraft der Arbeit den Wert der Arbeitskraft zu senken und so den zur Reproduktion dieses Werts notwendigen Teil des Arbeitstags zu verkürzen. Durch Verlängrung des Arbeitstags produzierten Mehrwert nenne ich absoluten Mehrwert; den Mehrwert dagegen, der aus Verkürzung der notwendigen Arbeitszeit und entsprechender Verändrung im Größenverhältnis der beiden Bestandteile des Arbeitstags entspringt relativen Mehrwert. Um den Wert der Arbeitskraft, zu senken, muß die Steigerung der Produktivkraft Industriezweige ergreifen, deren Produkte den Wert der Arbeitskraft bestimmen, also entweder dem Umkreis der gewohnheitsmäßigen Lebensmittel angehören oder sie ersetzen können. Der Wert einer Ware ist aber nicht nur bestimmt durch das Quantum der Arbeit, welche ihr die letzte Form gibt, sondern ebensowohl durch die in ihren Produktionsmitteln enthaltne Arbeitsmasse. Z.B. der Wert eines Stiefels nicht nur durch die Schusterarbeit, sondern auch durch den Wert von Leder, Pech, Draht usw. Steigerung der Produktivkraft und entsprechende Verwohlfeilerung der Waren in den Industrien, welche die stofflichen Elemente des konstanten Kapitals, die Arbeitsmittel und das Arbeitsmaterial, zur Erzeugung der notwendigen Lebensmittel liefern, senken also ebenfalls den Wert der Arbeitskraft. In Produktionszweigen dagegen, die weder notwendige Lebensmittel liefern noch Produktionsmittel zu ihrer Herstellung, läßt die erhöhte Produktivkraft den Wert der Arbeitskraft unberührt. Die verwohlfeilerte Ware senkt natürlich den Wert der Arbeitskraft nur pro tanto, d.h. nur im Verhältnis, worin sie in die Reproduktion der Arbeitskraft eingeht. Hemden z.B. sind ein notwendiges Lebensmittel, aber nur eins von vielen. Ihre Verwohlfeilerung vermindert bloß die Ausgabe des Arbeiters für Hemden. Die Gesamtsumme der notwendigen Lebensmittel besteht jedoch nur aus verschiednen Waren, lauter Produkten besondrer
ist) in kürzrer Zeit als vorher verfertigt werden kann." (Galiani, l.c.p. 158, 159.) "Die Ersparnis an den Kosten der Produktion kann nichts anderes sein als Ersparnis an der zur Produktion angewandten Arbeitsmenge." (Sismondi, "Études etc.", t.I, p. 22.)
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Industrien, und der Wert jeder solchen Ware bildet stets einen aliquoten Teil vom Wert der Arbeitskraft. Dieser Wert nimmt ab mit der zu seiner Reproduktion notwendigen Arbeitszeit, deren Gesamtverkürzung gleich der Summe ihrer Verkürzungen in allen jenen jenen Produktionszweigen ist. Wir behandeln dies allgemeine Resultat hier so, als wäre es unmittelbares Resultat und unmittelbarer Zweck in jedem einzelnen Fall. Wenn ein einzelner Kapitalist durch Steigerung der Produktivkraft der Arbeit z.B. Hemden verwohlfeilert, schwebt ihm keineswegs notwendig der Zweck vor, den Wert der Arbeitskraft und daher die notwendige Arbeitszeit pro tante zu senken, aber nur soweit er schließlich zu diesem Resultat beiträgt, trägt er bei zur Erhöhung der allgemeinen Rate des Mehrwerts. 3) Die allgemeinen und notwendigen Tendenzen des Kapitals sind zu unterscheiden von ihren Erscheinungsformen. Die Art und Weise, wie die immanenten Gesetze der kapitalistischen Produktion in der äußern Bewegung der Kapitale erscheinen, sich als Zwangsgesetze der Konkurrenz geltend machen und daher als treibende Motive dem individuellen Kapitalisten zum Bewußtsein kommen, ist jetzt nicht zu betrachten, aber soviel erhellt von vornherein: Wissenschaftliche Analyse der Konkurrenz ist nur möglich, sobald die innere Natur des Kapitals begriffen ist, ganz wie die scheinbare Bewegung der hmskörper nur dem verständlich, der ihre wirkliche, aber sinnlich nicht wahrnehmbare Bewegung kennt. Dennoch ist zum Verständnis der Produktion des relativen Mehrwerts und bloß auf Grundlage der bereits gewonnenen Resultate folgendes zu bemerken. Stellt sich eine Arbeitsstunde in einem Goldquantum von 6 d. oder 1/2 sh. dar, so wird in zwölfstündigem Arbeitstag ein Wert von 6 sh. produziert. Gesetzt, mit der gegebnen Produktivkraft der Arbeit würden 12 Stück Waren in diesen 12 Arbeitsstunden verfertigt. Der Wert der in jedem Stück vernutzten Produktionsmittel, Rohmaterial usw. sei 6 d. Unter diesen Umständen kostet die einzelne Ware 1 sh., nämlich 6 d. für den Wert der Produktionsmittel, 6 d. für den in ihrer Verarbeitung neu zugesetzten Wert. Es gelinge nun einem Kapitalisten, die Produktivkraft der Arbeit zu verdoppeln und daher 24 statt 12 Stück dieser Warenart in dem zwölfstündigen Arbeitstag zu produzieren. Bei unverändertem Wert der Produktionsmittel
3) "Wenn der Fabrikant durch Verbesserung der Maschinerie seine Produkte verdoppelt... gewinnt er (schließlich) bloß, sofern er dadurch beruhigt wird, den Arbeiter wohlfeiler zu kleiden... und so ein kleinerer Teil des Gesamtertrags auf den Arbeiter fällt." (Ramsay, l.c.p. 168, 169.)
#336# IV. Abschnitt - Die Produktion des relativen Mehrwerts --

sinkt der Wert der einzelnen Ware jetzt auf 9 d., nämlich 6 d. für den Wert der Produktionsmittel, 3 d. für den durch die letzte Arbeit neu zugesetzten Wert. Trotz der verdoppelten Produktivkraft schafft der Arbeitstag nach wie vor nur einen Neuwert von 6 sh., welcher sich jedoch jetzt auf doppelt soviel Produkte verteilt. Auf jedes einzelne Produkt fällt daher nur noch 1/24 statt 1/12 dieses Gesamtwerts, 3 d. statt 6 d. oder, was dasselbe ist, den Produktionsmitteln wird bei ihrer Verwandlung in Produkt, jedes Stück berechnet, jetzt nur noch eine halbe statt wie früher eine ganze Arbeitsstunde zugesetzt. Der individuelle Wert dieser Ware steht nun unter ihrem gesellschaftlichen Wert, d.h., sie kostet weniger Arbeitszeit als der große Haufen derselben Artikel, produziert unter den gesellschaftlichen Durchschnittsbedingungen. Das Stück kostet im Durchschnitt 1 sh. oder stellt 2 Stunden gesellschaftlicher Arbeit dar; mit der veränderten Produktionsweise kostet es nur 9 d. oder enthält nur 1 1/2 Arbeitsstunden. Der wirkliche Wert einer Ware ist aber nicht ihr individueller, sondern ihr gesellschaftlicher Wert, d.h., er wird nicht durch die Arbeitszeit gemessen, die sie im einzelnen Fall dem Produzenten tatsächlich kostet, sondern durch die gesellschaftlich zu ihrer Produktion erheischte Arbeitszeit. Verkauft also der Kapitalist, der die neue Methode anwendet, seine Ware zu ihrem gesellschaftlichen Wert von 1 sh., so verkauft er sie 3 d. über ihrem individuellen Wert und realisiert so einen Extramehrwert von 3 d. Andrerseits stellt sich aber der zwölfstündige Arbeitstag jetzt für ihn in 24 Stück Ware dar statt früher in 12. Um also das Produkt eines Arbeitstags zu verkaufen, be darf er doppelten Absatzes oder eines zweifach größern Markts. Unter sonst gleichbleibenden Umständen erobern seine Waren nur größern Marktraum durch Kontraktion ihrer Preise. Er wird sie daher über ihrem individuellen, aber unter ihrem gesellschaftlichen Wert verkaufen, sage zu 10 d. das Stück. So schlägt er an jedem einzelnen Stück immer noch einen Extramehrwert von 1 d. heraus. Diese Steigerung des Mehrwerts findet für ihn statt, ob oder ob nicht seine Ware dem Umkreis der notwendigen Lebensmittel an, gehört und daher bestimmend in den allgemeinen Wert der Arbeitskraft eingeht. Vom letztren Umstand abgesehn, existiert also für jeden einzelnen Kapitalisten das Motiv, die Ware durch erhöhte Produktivkraft der Arbeit zu verwohlfellern. Indes entspringt selbst in diesem Fall die gesteigerte Produktion von Mehrwert aus der Verkürzung der notwendigen Arbeitszeit und entsprechender Verl.rung der Mehrarbeit. 3a) Die notwendige Arbeitszeit betrage 10 Stunden oder der Tageswert der Arbeitskraft 5 sh., die Mehr, arbeit 2 Stunden, der täglich produzierte Mehrwert daher 1 sh. Unser
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Kapitalist produziert aber jetzt 24 Stück, die er zu 10 d. per Stück oder zusammen zu 20 sh. verkauft. Da der Wert der Produktionsmittel gleich 12 Schilling, ersetzen 14 2/5 Stück Ware nur das vorgeschoßne konstante Kapital. Der zwölfstündige Arbeitstag stellt sich in den übrigbleibenden 9 3/5 Stück dar. Da der Preis der Arbeitskraft = 5 sh.. stellt sich im Produkt von 6 Stück die notwendige Arbeitszeit dar und in 3 3/5 Stück die Mehrarbeit. Das Verhältnis der notwendigen Arbeit zur Mehrarbeit, welches unter den gesellschaftlichen Durchschnittsbedingungen 5:1 betrug, beträgt jetzt nur noch 5:3. Dasselbe Resultat erhält man so: Der Produktenwert des zwölfstündigen Arbeitstags ist 20 sh. Davon gehören 12 sh. dem nur wieder erscheinenden Wert der Produktionsmittel. Bleiben also 8 sh. als Geldausdruck des Werts, worin sich der Arbeitstag darstellt. Dieser Geldausdruck ist höher als der Geldausdruck der gesellschaftlichen Durchschnittsarbeit von derselben Sorte, wovon sich 12 Stunden nur in 6 sh. ausdrucken. Die Arbeit von ausnahmsweiser Produktivkraft wirkt als potenzierte Arbeit oder schafft in gleichen Zeiträumen höhere Werte als die gesellschaftliche Durchschnittsarbeit derselben Art. Aber unser Kapitalist zahlt nach wie vor nur 5 sh. für den Tageswert der Arbeitskraft. Der Arbeiter bedarf daher, statt früher 10, jetzt nur noch 7 1/2 Stunden zur Reproduktion dieses Werts. Seine Mehrarbeit wächst daher um 2 1/2 Stunden, der von ihm produzierte Mehrwert von 1 auf 3 sh. Der Kapitalist, der die verbesserte Produktionsweise anwendet, eignet sich daher einen größern Teil des Arbeitstags für die Mehrarbeit an als die übrigen Kapitalisten in demselben Geschäft. Er tut im einzelnen, was das Kapital bei der Produktion des relativen Mehrwerts im großen und ganzen tut. Andrerseits aber verschwindet jener Extramehrwert, sobald die neue Produktionsweise sich verallgemeinert und damit die Differenz zwischen dem individuellen Wert der wohlfeiler produzierten Waren und ihrem gesellschaftlichen Wert verschwindet. Dasselbe Gesetz der Werthestimmung durch die Arbeitszeit, das dem Kapitalisten mit der neuen Methode in der Form fühlbar wird, daß er seine Ware unter ihrem gesellschaftlichen Wert verkaufen muß, treibt seine Mitbewerber als Zwangsgesetz der Konkurrenz zur Einführung der neuen
3a) "Der Profit eines Menschen hängt nicht ab von seinem Kommando über das Produkt der Arbeit andrer, sondern von seinem Kommando über Arbeit selbst. Wenn er seine Waren zu einem hohem Preis verkaufen kann, während die Löhne seiner Arbeiter unverändert bleiben, so zieht er augenscheinlich Gewinn daraus... Ein kleinerer Teil dessen, was er produziert, reicht hin, jene Arbeit in Bewegung zu setzen, und demzufolge verbleibt ihm ein größerer Teil." ([J. Cazenove,] "Outfines of Polit. Econ.", London 1832, p. 49. 50.)
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Produktionsweise. 4) Die allgemeine Rate des Mehrwerts wird also durch den ganzen Prozeß schließlich nur berührt, wenn die Erhöhung der Produktivkraft der Arbeit Produktionszweige ergriffen, also Waren verwohlfellert hat, die in den Kreis der notwendigen Lebensmittel eingehn, daher Elemente des Werts der Arbeitskraft bilden. Der Wert der Waren steht in umgekehrtem Verhältnis zur Produktivkraft der Arbeit. Ebenso, weil durch Warenwerte bestimmt, der Wert der Arbeitskraft. Dagegen steht der relative Mehrwert in direktem Verhältnis zur Produktivkraft der Arbeit. Er steigt mit steigender und fällt mit fallender Produktivkraft. Ein gesellschaftlicher Durchschnittsarbeitstag von 12 Stunden, Geldwert als gleichbleibend vorausgesetzt, produziert stets dasselbe Wertprodukt von 6 sh., wie diese Wertsumme sich immer verteile zwischen Äquivalent für den Wert der Arbeitskraft und Mehrwert. Fällt aber infolge gesteigerter Produktivkraft der Wert der täglichen Lebensmittel und daher der Tageswert der Arbeitskraft von 5 sh. auf 3 sh., so wächst der Mehrwert von 1 sh. auf 3 sh. Um den Wert der Arbeitsoaft zu reproduzieren, waren 10 und sind jetzt nur noch 6 Arbeitsstunden nötig. Vier Arbeitsstunden sind frei geworden und können der Domäne der Mehrarbeit annexiert werden. Es ist daher der immanente Trieb und die beständige Tendenz des Kapitals, die Produktivkraft der Arbeit zu steigern, um die Ware und durch die Verwohlfeilerung der Ware den Arbeiter selbst zu verwohlfeilern. 5) Der absolute Wert der Ware ist dem Kapitalisten, der sie produziert, an und für sich gleichgültig. Ihn interessiert nur der in ihr steckende und im Verkauf realisierbare Mehrwert. Realisierung von Mehrwert schließt von selbst Ersatz des vorgeschoßnen Werts ein. Da nun der relative Mehrwert in direktem Verhältnis zur Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit
4) "Wenn mein Nachbar billig verlaufen kann, indem er mit wenig Arbeit viel her, stellt, muß ich danach trachten, ebenso billig wie er zu verkaufen. So erzeugt jede Kunst, jedes Verfahren oder jede Maschine, die mit der Arbeit von weniger Händen und infolgedessen billiger arbeitet, bei andren eine Art Zwang und einen Wettbewerb, entweder dieselbe Kunst, dasselbe Verfahren oder dieselbe Maschine anzuwenden, oder etwas Ähnliches zu erfinden, damit alle auf gleichem Stand seien und keiner seinen Nachbar unterbieten könne." ("The Advantages of the East-India Trade to England", Lond. 1720, p. 67.) 5) "In welchem Verhältnis immer die Ausgaben eines Arbeiters verringert werden, in gleichem Verhältnis wird auch sein Lohn verringert, wenn die Einschränkungen der Industrie gleichzeitig aufgehoben werden." ("Considerations concerning taking oft the Bounty on Corn exported etc.", Lond. 1753, p. 7.) "Das Interesse der Industrie erfordert,
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wächst, während der Wert der Waren in umgekehrtem Verhältnis zur selben Entwicklung fällt, da also derselbe identische Prozeß die Waren verwohlfeilert und den in ihnen enthaltnen Mehrwert steigert, löst sich das Rätsel, daß der Kapitalist, dem es nur um die Produktion von Tauschwert zu tun ist, den Tauschwert der Waren beständig zu senken strebt, ein Widerspruch, womit einer der Gründer der politischen Ökonomie, Quesnay, seine Gegner quälte und worauf sie ihm die Antwort schuldig blieben.
"Ihr gebt zu", sagt Quesnay, "daß je mehr man, ohne Nachteil für die Produktion, Kosten oder kostspielige Arbeiten in der Fabrikation industrieller Produkte ersparen kann, desto vorteilhafter diese Ersparung, weil sie den Preis des Machwerks vermindert. Und trotzdem glaubt ihr, daß die Produktion des Reichtums, der aus den Arbeiten der Industriellen herkommt, in der Vermehrung des Tauschwerts ihres Machwerks besteht." 6)
Ökonomie der Arbeit durch Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit 7) bezweckt in der kapitalistischen Produktion also durchaus nicht Verkürzung des Arbeitstags. Sie bezweckt nur Verkürzung der für Produktion eines bestimmten Warenquantums notwendigen Arbeitszeit. Daß der Arbeiter bei gesteigerter Produktivkraft seiner Arbeit in einer Stunde z.B. 1O mal mehr
daß Korn und alle Lebensmittel so billig wie möglich sind; was immer sie verteuert, muß auch die Arbeit verteuern... in allen Ländern, in denen die Industrie keinen Einschränkungen unterliegt, muß der Preis der Lebensmittel auf den Preis der Arbeit einwirken. Dieser wird stets herabgesetzt werden, wenn die notwendigen Lebensmittel billiger werden." (l.c.p. 3.) "Die Löhne werden im selben Verhältnis gesenkt, in dem die Produktionskräfte anwachsen. Die Maschine verbilligt zwar die notwendigen Lbensmittel, aber sie verbilligt außerdem auch den Arbeiter." (A Prize Essay on the comparative merits of Competition and Cooperation", London 1834, p. 27.) 6. "Ils conviennent que plus on peut, sans préjudice, épargner de frais ou de travaux dispendieux dans la fabrication des ouvrages des artisans, plus cette épargne est profitable par la diminution des prix de ces ouvrages. Cependant ils croient que la production de richesse qui résulte des travaux des artisans consiste dans l'augmentation de la valeur vénale de leurs ouvrages." (Quesnay, "Dialogues sur le Commerce et sur les Travaux des Artisans", p. 188, 189.) 7) "Diese Spekulanten, die so sehr sparen an der Arbeit der Arbeiter, die sie bezahlen müßten." (J. N. Bidaut, Du Monopole qui s'établit dans les arts industriels et le commerce", Paris 1828, p. 13.) Der Unternehmer wird immer alles daransetzen, um Zeit und Arbeit zu sparen." (Dugald Stewart, "Works", ed. by Sir W. Hamilton, v. VIII, Edinburgh 1855, "Lectures on Polit. Econ.", p. 318.) "Sie" (die Kapitalisten) "sind daran interessiert, daß die Produktivkräfte der Arbeiter, die sie beschäftigen, so groß wie möglich seien. Diese Kraft zu steigern, darauf ist ihre Aufmerksamkeit, und zwar fast ausschließlich gerichtet." (R. Jones, l.c., Lecture III.)
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Ware als früher produziert, also für jedes Stück Ware 10 mal weniger Arbeitszeit braucht, verhindert durchaus nicht, ihn nach wie vor 12 Stunden arbeiten und in den 12 Stunden 1200 statt früher 120 Stück produzieren zu lassen. Ja, sein Arbeitstag mag gleichzeitig verlängert werden, so daß er jetzt in 14 Stunden 1400 Stück produziert usw. Man kann daher bei Ökonomen vom Schlag eines MacCulloch, Ure, Senior und tutti quanti auf einer Seite lesen, daß der Arbeiter dem Kapital für die Entwicklung der Produktivkräfte Dank schuldet, weil sie die notwendige Arbeitszeit verkürzt, und auf der nächsten Seite, daß er diesen Dank beweisen muß, indem er statt 10 künftig 15 Stunden arbeitet. Die Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit, innerhalb der kapitalistischen Produktion, bezweckt, den Teil des Arbeitstags, den der Arbeiter für sich selbst arbeiten muß, zu verkürzen, um grade dadurch den andren Teil des Arbeitstags, den er für den Kapitalisten umsonst arbeiten kann, zu verlängern. Wieweit dies Resultat auch ohne Verwohlfeilerung der Waren erreichbar, wird sich zeigen in den besondren Produktionsmethoden des relativen Mehrwerts, zu deren Betrachtung wir jetzt übergehn.
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ELFTES KAPITEL

Kooperation

Die kapitalistische Produktion beginnt, wie wir sahen, in der Tat erst, wo dasselbe individuelle Kapital eine größere Anzahl Arbeiter gleichzeitig beschäftigt, der Arbeitsprozeß also seinen Umfang erweitert und Produkt auf größrer quantitativer Stufenleiter liefert. Das Wirken einer größern Arbeiteranzahl zur selben Zeit, in demselben Raum (oder, wenn man will, auf demselben Arbeitsfeld), zur Produktion derselben Warensorte, unter dem Kommando desselben Kapitalisten, bildet historisch und begrifflich den Ausgangspunkt der kapitalistischen Produktion. Mit Bezug auf die Produktionsweise selbst unterscheidet sich z.B. die Manufaktur in ihren Anfängen kaum anders von der zünftigen Handwerksindustrie als durch die größere Zahl der gleichzeitig von demselben Kapital beschäftigten Arbeiter. Die Werkstatt des Zunftmeisters ist nur erweitert. Der Unterschied ist also zunächst bloß quantitativ. Man sah, daß die Masse des Mehrweirts, welche ein gegebnes Kapital produziert, gleich dem Mehrwert, den der einzelne Arbeiter liefert, multipliziert mit der Anzahl der gleichzeitig beschäftigten Arbeiter. Diese Anzahl ändert an und für sich nichts an der Rate des Mehrwerts oder dem Exploitationsgrad der Arbeitskraft, und mit Bezug auf die Produktion von Warenwert überhaupt scheint jede qualitative Verändrung des Arbeitsprozesses gleichgültig. Es folgt dies aus der Natur des Werts. Vergegenständlicht sich ein zwölfstündiger Arbeitstag in 6 sh., so 1200 solcher Arbeitstage in 6 sh. x 1200. In dem einen Fall haben sich 12 x 1200, in dem andren 12 Arbeitsstunden den Produkten einverleibt. In der Wertproduktion zählen viele immer nur als viele einzelne. Für die Wertproduktion macht es also keinen Unterschied, ob 1200 Arbeiter vereinzelt produzieren oder vereint unter dem Kommando desselben Kapitals. Indes findet doch innerhalb gewisser Grenzen eine Modifikation statt. In Wert vergegenständlichte Arbeit ist Arbeit von gesellschaftlicher Durchschnittsqualität,
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also die Äußerung einer durchschnittlichen Arbeitskraft. Eine Durchschnittsgröße existiert aber immer nur als Durchschnitt vieler verschiedner Größenindividuen derselben Art. In jedem Industriezweig weicht der individuelle Arbeiter, Peter oder Paul, mehr oder minder vom Durchschnittsarbeiter ab. Diese individuellen Abweichungen, welche mathematisch "Fehler" heißen, kompensieren sich und verschwinden, sobald man eine größere Anzahl Arbeiter zusammennimmt. Der berühmte Sophist und Sykophant Edmund Burke will aus seinen praktischen Erfahrungen als Pächter sogar wissen, daß schon "für ein so geringes Peloton" wie 5 Ackerknechte aller individuelle Unterschied der Arbeit verschwindet, also die ersten besten im Mannesalter befindlichen fünf englischen Ackerknechte zusammengenommen in derselben Zeit grad soviel Arbeit verrichten als beliebige andre fünf englische Ackerknechte. 8) Wie dem auch sei, es ist klar, daß der Gesamtarbeitstag einer größren Anzahl gleichzeitig beschäftigter Arbeiter, dividiert durch die Anzahl der Arbeiter, an und für sich ein Tag gesellschaftlicher Durchschnittsarbeit ist. Der Arbeitstag des einzelnen sei z.B. zwölfstündig. So bildet der Arbeitstag von 12 gleichzeitig beschäftigten Arbeitern einen Gesamtarbeitstag von 144 Stunden, und obgleich die Arbeit eines jeden des Dutzend mehr oder minder von der gesellschaftlichen Durchschnittsarbeit abweichen, der einzelne daher etwas mehr oder weniger Zeit zu derselben Verrichtung brauchen mag, besitzt der Arbeitstag jedes einzelnen als ein Zwölftel des Gesamtarbeitstags von 144 Stunden die gesellschaftliche Durchschnittsqualität. Für den Kapitalisten aber, der ein Dutzend beschäftigt, existiert der Arbeitstag als Gesamtarbeitstag des Dutzend. Der Arbeitstag jedes einzelnen existiert als aliquoter Teil des Gesamtarbeitstags, ganz unabhängig davon, ob die zwölf einander in die Hand arbeiten oder ob der ganze Zusammenhang ihrer Arbeiten nur darin besteht, daß sie für denselben Kapitalisten arbeiten.
8) "Ohne Frage besteht ein beträchtlicher Unterschied zwischen dem Wert der Arbeit eines Mannes und dem der Arbeit eines andren durch unterschiedliche Kraft, Geschicklichkeit und redlichen Fleiß. Aber ich bin auf Grund meiner sorgfältigen Beobachtung völlig sicher, daß beliebige fünf Mann in ihrer Cesamtheit eine gleiche Menge Arbeit liefern wie fünf andre, die in den erwähnten Lebensperioden stehen. Das heißt, daß sich unter diesen fünf Mann einer befindet, der alle Eigenschaften eines guten Arbeiters hat, einer ein schlechter Arbeiter ist, während die andren drei mittelmäßig sind und sich dem ersten und letzten annähern. So wird man also schon in einer so kleinen Gruppe von selbst fünf Mann die Gesamtheit all dessen finden, was fünf Mann leisten können." (E. Burke, l.c.p. 15, 16.) Cf. Quételet über das Durchschnittsindividuum.
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Werden dagegen von den 12 Arbeitern je zwei von einem kleinen Meister beschäftigt, so wird es zufällig, ob jeder einzelne Meister dieselbe Wertmasse produziert und daher die allgemeine Rate des Mehrwerts realisiert. Es fänden individuelle Abweichungen statt. Verbrauchte ein Arbeiter bedeutend mehr Zeit in der Produktion einer Ware, als gesellschaftlich erheischt ist, wiche die für ihn individuell notwendige Arbeitszeit bedeutend ab von der gesellschaftlich notwendigen oder der Durchschnittsarbeitszeit, so gälte seine Arbeit nicht als Durchschnittsarbeit, seine Arbeitskraft nicht als durchschnittliche Arbeitskraft. Sie verkaufte sich gar nicht oder nur unter dem Durchschnittswert der Arbeitskraft. Ein bestimmtes Minimum der Arbeitsfertigkeit ist also vorausgesetzt, und wir werden später sehn, daß die kapitalistische Produktion Mittel findet, dies Minimum zu messen. Nichtsdestoweniger weicht das Minimum vom Durchschnitt ab, obgleich auf der andren Seite der Durchschnittswert der Arbeitskraft gezahlt werden muß. Von den sechs Kleinmeistern würde der eine daher mehr, der andre weniger als die allgemeine Rate des Mehrwerts herausschlagen. Die Ungleichheiten würden sich für die Gesellschaft kompensieren, aber nicht für den einzelnen Meister. Das Gesetz der Verwertung überhaupt realisiert sich also für den einzelnen Produzenten erst vollständig, sobald er als Kapitalist produziert, viele Arbeiter gleichzeitig anwendet, also von vornherein gesellschaftliche Durchschnittsarbeit in Bewegung setzt. 9) Auch bei gleichbleibender Arbeitsweise bewirkt die gleichzeitige Anwendung einer größren Arbeiteranzahl eine Revolution in den gegenständlichen Bedingungen des Arbeitsprozesses. Baulichkeiten, worin viele arbeiten, Lager für Rohmaterial usw., Gefäße, Instrumente, Apparate usw., die vielen gleichzeitig oder abwechselnd dienen, kurz, eintell der Produktionsmittel wird jetzt gemeinsam im Arbeitsprozeß konsumiert. Einerseits wird der Tauschwert von Waren, also auch von Produktionsmitteln, durchaus nicht erhöht durch irgendwelche erhöhte Ausbeutung ihres Gebrauchswerts. Andrerseits wächst der Maßstab der gemeinsam gebrauchten Produktionsmittel. Ein Zimmer, worin 20 Weber mit ihren 20 Webstühlen arbeiten, muß weiter gestreckt sein als das Zimmer eines unabhängigen
9) Herr Professor Roscher will entdeckt haben, daß eine Nährnamsell, die während zwei Tagen von der Frau Professorin beschäftigt wird, mehr Arbeit liefert, als zwei Nähmamsellen, welche die Frau Professorin am selben Tage beschäftigt. [102] Der Herr Professor stelle seine Beobachtungen über den kapitalistischen Produktionsprozeß nicht in der Kinderstube an und nicht unter Umständen, worin die Hauptperson fehlt, der Kapitalist.
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Webers mit zwei Gesellen. Aber die Produktion einer Werkstatt für 20 Personen kostet weniger Arbeit als die von 10 Werkstätten für je zwei Personen, und so wächst überhaupt der Wert massenweise konzentrierter und gemeinsamer Produktionsmittel nicht verhältnismäßig mit ihrem Umfang und ihrem Nutzeffekt. Gemeinsam vernutzte Produktionsttel geben geringren Wertbestandtell an das einzelne Produkt ab, teils weil der Gesamtwert, den sie abgeben, sich gleichzeitig auf eine größre Produktenmasse verteilt, teils weil sie, im Vergleich zu vereinzelten Produktionsmitteln, zwar mit absolut größrem, aber, ihren Wirkungskreis betrachtet, mit relativ kleinrem Wert in den Produktionsprozeß eintreten. Damit sinkt ein Wertbestandtell des konstanten Kapitals, also proportionell zu seiner Größe auch der Gesamtwert der Ware. Die Wirkung ist dieselbe, als ob die Produktionsmittel der Ware wohlfeiler produziert würden. Diese Ökonomie in der Anwendung der Produktionsmittel entspringt nur aus ihrem gemeinsamen Konsum im Arbeitsprozeß vieler. Und sie erhalten diesen Charakter als Bedingungen gesellschaftlicher Arbeit oder gesellschaftliche gedingungen der Arbeit im Unterschied von den zersplitterten und relativ kostspieligen Produktionsmitteln vereinzelter selbständiger Arbeiter oder Kleinmeister, selbst wenn die vielen nur räumlich zusammen, nicht miteinander arbeiten. Ein Teil der Arbeitsmittel erwirbt diesen gesellschaftlichen Charakter, bevor ihn der Arbeitsprozeß selbst erwirbt. Die Ökonomie der Produktionsmittel ist überhaupt von doppeltem Gesichtspunkt zu trachten. Das eine Mal, soweit sie Waren verwohlfeilert und dadurch den Wert der Arbeitskraft senkt. Das andre Mal, soweit sie das Verhältnis des Mehrwerts zum vorgeschoßnen Gesamtkapital, d.h. zur Wertsumme seiner konstanten und variablen Bestandteile, verändert. Der letztre Punkt wird erst im ersten Abschnitt des Dritten Buchs dieses Werks erörtert, wohin wir des Zusammenhangs wegen auch manches schon hierher Gehörige verweisen. Der Gang der Analyse gebietet diese Zerreißung des Gegenstands, die zugleich dem Geist der kapitalistischen Produktion entspricht. Da hier nämlich die Arbeitsbedingungen dem Arbeiter selbständig gegenübertreten, erscheint auch ihre Ökonomie als eine besondre Operation, die ihn nichts angeht und daher getrennt ist von den Methoden, welche seine persönliche Produktivität erhöhen. Die Form der Arbeit vieler, die in demselben Produktionsprozeß oder in verschiednen, aber zusammenhängenden Produktionsprozessen planmäßig neben- und miteinander arbeiten, heißt Kooperation. 10)
10) "Concours de forces." (Destutt de Tracy, l.c.p. 80.)
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Wie die Anffskraft einer Kavallerieschwadron oder die Widerstandskraft eines Infanterieregiments wesentlich verschieden ist von der Summe der von jedem Kavalleristen und Infanteristen vereinzelt entwickelten Angriffs- und Widerstandskräfte, so die mechanische Kraftsumme vereinzelter Arbeiter von der gesellschaftlichen Kraftpotenz, die sich entwickelt, wenn viele Hände gleichzeitig in derselben ungetellten Operation zusammenwirken, z.B. wenn es gilt, eine Last zu heben, eine Kurbel zu drehn oder einen Widerstand aus dem Weg zu räumen. 11) Die Wirkung der kombinierten Arbeit könnte hier von der vereinzelten gar nicht oder nur in viel längren Zeiträumen oder nur auf einem Zwergmaßstab hervorgebracht werden. Es handelt sich hier nicht nur um Erhöhung der individuellen Produktivkraft durch die Kooperation, sondern um die Schöpfung einer Produktivkraft, die an und für sich Massenkraft sein muß. 11a) Abgesehn von der neuen Kraftpotenz, die aus der Verschmelzung vieler Kräfte in eine Gesamtkraft entspringt, erzeugt bei den meisten produktiven Arbeiten der bloße gesellschaftliche Kontakt einen Wetteifer und eine eigne Erregung der Lebensgeister (animal spirits), welche die individuelle Leistungsfähigkeit der einzelnen erhöhen, so daß ein Dutzend Personen zu sammen in einem gleichzeitigen Arbeitstag von 144 Stunden ein viel größres Gesamtprodukt liefern als zwölf vereinzelte Arbeiter, von denen jeder 12 Stunden, oder als ein Arbeiter, der 12 Tage nacheinander arbeitet. 12) Dies
11) "Es gibt zahlreiche Verrichtungen von so einfacher Art, daß sie keine Zerlegung in Teile zulassen, die jedoch nur durch das Zusammenwirken vieler Paare von Händen ausgeführt werden können. So das Heben eines großen Baums auf einen Wagen... kurz, alles, was nicht getan werden kann, ohne daß sich eine große Zahl von Händepaaren gegenseitig und gleichzeitig bei derselben ungeteilten Beschäfti gung helfen." (E.G. Wakefield, "A View of the Art of Colonization", London 1849, p. 168.) 11a) "Während ein Mann nicht fähig ist, eine Tonnenlast zu heben, und 10 Mann sich dabei anstrengen müssen, können es einhundert Mann aber mit der Kraft nur je eines ihrer Finger tun." (John Bellers, "Proposals for raising a colledge of industry", London 1696, p. 21.) 12) "Man hat auch" (wenn dieselbe Arbeiterzahl von einem Pächter auf 300, statt von 10 Pächtern auf je 30 acres angewandt wird) "in der relativen Zahl der Knechte einen Vorteil, der nicht so leicht zu erkennen ist, außer von Männern der Praxis. Man sagt natürlich, daß sich 1:4 wie 3:12 verhält; aber dies bewährt sich nicht in der Praxis. Denn in der Erntezeit und bei vielen andren Verrichtungen, die ähnliche Eile erfordern, wird durch Zusammenfassen vieler Arbeitskräfte die Arbeit besser und schneller geift. Z.B. bewältigen bei der Ernte 2 Fuhrleute, 2 Auflader, 2 Zureicher, 2 Recher, dazu der Rest beim Schober oder in der Scheune zusammen doppelt soviel Arbeit wie
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rührt daher, daß der Mensch von Natur, wenn nicht, wie Aristoteles meint, ein politisches 13), jedenfalls ein gesellschaftliches Tier ist. Obgleich viele dasselbe oder Gleichartiges gleichzeitig miteinander verzichten, kann die individuelle Arbeit eines jeden dennoch als Teil der Gesamtarbeit verschiedne Phasen des Arbeitsprozesses selbst darstellen, die der Arbeitsgegenstand, infolge der Kooperation, rascher durchläuft. Z.B. wenn Maurer eine Reihe von Händen bilden, um Bausteine vom Fuß eines Gestells bis zu seiner Spitze zu befördern, tut jeder von ihnen dasselbe, aber dennoch bilden die einzelnen Verrichtungen kontinuierliche Teile einer Gesamtverrichtung, besondre Phasen, die jeder Baustein im Arbeitsprozeß durchlaufen muß und wodurch ihn etwa die 24 Hände des Gesamtarbeiters rascher fördern als die zwei Hände jedes einzelnen Arbeiters, der das Gerüst auf- und abstiege. 14) Der Arbeitsgegenstand durchläuft denselben Raum in kürzerer Zeit. Andrerseits findet Kombination der Arbeit statt, wenn ein Bau z.B. von verschiednen Seiten gleichzeitig angegriffen wird, obgleich die Kooperierenden dasselbe oder Gleichartiges tun. Der kombinierte Arbeitstag von 144 Stunden, der den Arbeitsgegenstand vielseitig im Raum angreift, weil der kombinierte Arbeiter oder Gesamtarbeiter vorn und hinten Augen und Hände hat und in gewissem Grad Allgegenwart besitzt, fördert das Gesamtprodukt rascher als 12 zwölfstündige Arbeitstage mehr oder minder vereinzelter Arbeiter, die ihr Werk einseitiger angreifen müssen. In derselben Zeit reifen verschiedne Raumteile des Produkts. Wir betonten, daß die vielen, die einander ergänzen, dasselbe oder Gleichartiges tun, weil diese einfachste Form gemeinsamer Arbeit auch in der aus.
die gleiche Anzahl, wenn sie in verschiedne Gruppen und auf verschiedne Pachten aufgeteilt wäre." ([J. Arbuthnot,] "An Enquiry into the Connection between the present price of provisions and the size of farms." By a Farmer, London 1773, p. 7, 8.) 13) Aristoteles' Definition ist eigentlich die, daß der Mensch von Natur Stadtbürger. Sie ist für das klassische Altertum ebenso charakteristisch als Franklins Definition, daß der Mensch von Natur Instrumentenmacher, für das Yankeetum. 14) Ferner muß man feststellen, daß diese partielle Arbeitsteilung auch da erfolgen kann, wo die Arbeiter mit einer gleichen Verrichtung beschäftigt sind. Maurer z.B., die Ziegel von Hand zu Hand zu einem höheren Gerüst wandern lassen, tun alle die gleiche Arbeit, und dennoch existiert unter ihnen eine Art von Arbeitsteilung, die darin besteht, daß jeder von ihnen den Ziegel ein bestimmtes Stück weiterwandern läßt und alle zusammen ihn viel schneller an den gegebnen Ort kommen lassen, als wenn jeder von ihnen seinen Ziegel einzeln bis zum höheren Gerüst hinauftrüge." (F. Skarbek, "Théorie des richesses sociales", 2ème éd., Paris 1839, t.I,p. 97, 98.)
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gebildetsten Gestalt der Kooperation eine große Rolle spielt. Ist der Arbeitsprozeß kompliziert, so erlaubt die bloße Masse der Zusammenarbeitenden, die verschiednen Operationen unter verschiedne Hände zu verteilen, daher gleichzeitig zu verrichten und dadurch die zur Herstellung des Gesamtprodukts nötige Arbeitszeit zu verkürzen. 15) In vielen Produktionszweigen gibt es kritische Momente, d.h. durch die Natur des Arbeitsprozesses selbst bestimmte Zeitepochen, während deren bestimmte Arbeitsresultate erzielt werden müssen. Soll z.B. eine Herde Schafe geschoren oder eine Morgenanzahl Kornland gemäht und geherbstet werden, so hängt Quantität und Qualität des Produkts davon ab, daß die Operation zu einer gewissen Zeit begonnen und zu einer gewissen Zeit beendet wird. Der Zeitraum, den der Arbeitsprozeß einnehmen darf, ist hier vorgeschrieben, wie etwa beim Heringsfang. Der einzelne kann aus einem Tag nur einen Arbeitstag herausschneiden, sage von 12 Stunden, aber die Kooperation von 100 z.B. erweitert einen zwölfstündigen Tag zu einem Arbeitstag von 1200 Stunden. Die Kürze der Arbeitsfrist wird kompensiert durch die Größe der Arbeitsmasse, die im entscheidenden Augenblick auf das Produktionsfeld geworfen wird. Die rechtzeitige Wirkung hängt hier ab von der gleichzeitigen Anwendung vieler kombinierten Arbeitstage, der Umfang des Nutzeffekts von der Arbeiteranzahl, die jedoch stets kleiner bleibt als die Anzahl der Arbeiter, die vereinzelt in demselben Zeitraum denselben Wirkungsraum ausfallen würden. 16) Es ist der Mangel dieser Kooperation, wodurch im Westen der Vereinigten Staaten eine Masse Korn und in den Teilen Ostindiens, wo englische Herrschaft das alte Gemeinwesen zerstört hat, eine Masse Baumwolle jährlich verwüstet wird. 17)
15) "Wenn es sich um die Ausführung einer komplizierten Arbeit handelt, müssen verschiedne Dinge gleichzeitig getan werden. Der eine macht das eine, während der andere etwas andres macht, und alle tragen zu einer Wirkung bei, die ein einzelner Mensch nicht hätte erzeugen können. Der eine rudert, während der andere steuert und ein dritter das Netz auswirft oder den Fisch harpuniert, und der Fischfang hat einen Erfolg, der ohne diese Kooperation unmöglich wäre." (Destutt de Tracy, l.c.p. 78.) 16) "Ihre" (der Arbeit in der Agrikultur) Ausführung im entscheidenden Augenblick hat um so größere Wirkung." ([J. Arbuthnot,] "An Inquiry into the Connection between the present price etc.", p. 7.) "In der Agrikultur gibt es keinen wichtigeren Faktor als den Faktor der Zeit." (Liebig,. "Theorie und Praxis in der Landwirthschaft". 1856, p. 23.) 17) "Das nächste Übel, das man schwerlich in einem Lande zu finden erwartet, welches mehr Arbeit exportiert als irgendein andres der Welt, abgesehen vielleicht von
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Auf der einen Seite erlaubt die Kooperation, die Raumsphäre der Arbeit auszurecken, und wird daher für gewisse Arbeitsprozesse schon durch den räumlichen Zusammenhang des Arbeitsgegenstandes erheischt, wie bei Trockenlegung von Land, Eindämmung, Bewäßrung, Kanal-, Straßen-, Eisenbahnbauten usw. Andrerseits ermöglicht sie, verhältnismäßig zur Stufenleiter der Produktion, räumliche Verengung des Produktionsgebiets. Diese Beschränkung der Raumsphäre der Arbeit bei gleichzeitiger Ausdehnung ihrer Wirkungssphäre, wodurch eine Masse falscher Kosten (faux frais) erspart werden, entspringt aus der Konglomeration der Arbeiter, dem Zusammenrücken verschiedener Arbeitsprozesse und der Konzentration der Piroduktionsmittel. 18) Verglichen mit einer gleich großen Summe vereinzelter individueller Arbeitstage, produziert der kombinierte Arbeitstag größre Massen von Gebrauchswert und vermindert daher die zur Produktion eines bestimmten Nutzeffekts nötige Arbeitszeit. Ob er im gegebnen Fall diese gesteigerte Produktivkraft erhält, weil er die mechanische Kraftpotenz der Arbeit erhöht oder ihre räumliche Wirkungssphäre ausdehnt oder das räumliche Produktionsfeld im Verhältnis zur Stufenleiter der Produktion verengt oder im kritischen Moment viel Arbeit in wenig Zeit flüssig macht oder den Wetteifer der einzelnen erregt und ihre nsgeister spannt oder den gleichartigen Verrichtungen vieler den Stempel der Kontinuität und Vielseitigkeit aufdrückt, oder verschiedne Operationen gleichzeitig verrichtet oder die Produktionsmittel durch ihren gemeinschaftlichen Gebrauch ökonomisiert
China und England, besteht in der Unmöglichkeit, eine genügende Anzahl von Händen zur Baumwollernte zu beschaffen. Infolgedessen bleiben große Mengen Baumwolle ungepflückt, während ein andrer Teil von der Erde aufgesammelt wird, wenn er abgefallen und selbstverständlich verfärbt und teilweise verfault ist, so daß wegen Arbeitermangels zur richtigen Jahreszeit der Pflanzer tatsächlich gezwungen ist, sich mit dem Verlust eines großen Teils jener Baumwollernte abzufinden, auf die England so sehr wartet." ("Bengal Hutkaru. Bi-Menthly Overland Summary of News", 22nd July 1861.) 18) "Beim Fortschritt in der Bodenbebauung wird alles Kapital und alle Arbeit, die früher zerstreut auf 500 acres verwandt wurden, ja vielleicht noch mehr, jetzt auf die gründlichere Bearbeitung von 100 acres konzentriert." Obgleich im Verhältnis zum angewandten Betrage von Kapital und Arbeit der Raum enger geworden ist, stellt er doch eine erweiterte Produktionssphäre dar, im Vergleich zu der Produktionssphäre, die früher von einem einzigen, unabhängigen Produzenten besessen oder bebaut worden war". (R. Jones, "An Essay on the Distribution of Wealth", "On Rent", London 1831, p. 191.)
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oder der individuellen Arbeit den Charakter gesellschaftlicher Durchschnittsarbeit verleiht, unter allen Umständen ist die spezifische Produktivkraft des kombinierten Arbeitstags gesellschaftliche Produktivkraft der Arbeit oder Produktivkraft gesellschaftlicher Arbeit. Sie entspringt aus der Kooperation selbst. Im planmäßigen Zusammenwirken mit andern streift der Arbeiter seine individuellen Schranken ab und entwickelt sein Gattungsvermögen. 19) Wenn Arbeiter überhaupt nicht unmittelbar zusammenwirken können, ohne zusammen zu sein, ihre Konglomeration auf bestimmtem Raum daher Bedingung ihrer Kooperation ist, können Lohnarbeiter nicht kooperieren, ohne daß dasselbe Kapital, derselbe Kapitalist sie gleichzeitig anwendet, also ihre Arbeitskräfte gleichzeitig kauft. Der Gesamtwert dieser Arbeitskräfte oder die Lohnsumme der Arbeiter für den Tag, die Woche usw., muß daher in der Tasche des Kapitalisten vereint sein, bevor die Arbeitskräfte selbst im Produktionsprozeß vereint werden. Zahlung von 300 Arbeitern auf einmal, auch nur für einen Tag, bedingt mehr Kapitalauslage als Zahlung weniger Arbeiter Woche für Woche, während des ganzen Jahrs. Die Anzahl der kooperierenden Arbeiter, oder die Stufenleiter der Kooperation, hängt also zunächst ab von der Größe des Kapitals, das der einzelne Kapitalist im Ankauf von Arbeitskraft auslegen kann, d.h. von dem Umfang, worin je ein Kapitalist über die Lebensmittel vieler Arbeiter verfügt. Und wie mit dem variablen, verhält es sich mit dem konstanten Kapital. Die Auslage für Rohmaterial z.B. ist 30mal größer für den einen Kapitalisten, der 300, als für jeden der 30 Kapitalisten, der je 10 Arbeiter beschäftigt. Wertumfang und Stoffmasse der gemeinsam benutzten Arbeitsmittel wachsen zwar nicht in demselben Grad wie die beschäftigte Arbeiteranzahl, aber sie wachsen beträchtlich. Konzentration größrer Massen von Produktionsmitteln in der Hand einzelner Kapitalisten ist also materielle Bedingung für die Kooperation von Lohnarbeitern, und der Umfang der Kooperation, oder die Stufenleiter der Produktion, hängt ab vom Umfang dieser Konzentration. Ursprünglich erschien eine gewisse Minimalgöße des individuellen Kapitals notwendig, damit die Anzahl der gleichzeitig ausgebeuteten
19) Die Kraft des einzelnen Menschen ist ganz gering, aber die Vereinigung der ganz geringen Kräfte ergibt eine Gesamtkraft, die größer ist als die Summe aller Teilkräfte, so daß schon die bloße Vereinigung der Kräfte die Zeit verringern und den Raum ihrer Wirkung vergrößern kann." (G.R. Carli, Note zu P. Verri, l.c., t. XV, p. 196.)
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Arbeiter, daher die Masse des produzierten Mehrwerts hinreichen den Arbeitsanwender selbst von der Handarbeit zu entbinden, aus einem Kleinmeister einen Kapitalisten zu machen und so das Kapitalverhältnis formell herzustellen. Sie erscheint jetzt als materielle Bedingung für die Verwandlung vieler zersplitterter und voneinander unabhängiger individueller Arbeitsprozesse in einen kombinierten gesellschaftlichen Arbeitsprozeß. Ebenso erschien ursprünglich das Kommando des Kapitals über die Arbeit nur als formelle Folge davon, daß der Arbeiter statt für sich, für den Kapitalisten und daher unter dem Kapitalisten arbeitet. Mit der Kooperation vieler Lohnarbeiter entwickelt sich das Kommando des Kapitals zum Erheischnis für die Ausführung des Arbeitsprozesses selbst, zu einer wirklichen Produktionsbedingung. Der Befehl des Kapitalisten auf dem Produktionsfeld wird jetzt so unentbehrlich wie der Befehl des Generals auf dem Schlachtfeld. Alle unmittelbar gesellschaftliche oder gemeinschaftliche Arbeit auf größrem Maßstab bedarf mehr oder minder einer Direktion, welche die Harmonie der individuellen Tätigkeiten vermittelt und die allgemeinen Funktionen vollzieht, die aus der Bewegung des produktiven Gesamtkörpers im Unterschied von der Bewegung seiner selbständigen Organe entspringen. Ein einzelner Violinspieler dirigiert sich selbst, ein Orchester bedarf des Musikdirektors. Diese Funktion der Leitung, Überwachung und Vermittlung, wird zur Funktion des Kapitals, sobald die ihm untergeordnete Arbeit kooperativ wird. Als spezifische Funktion des Kapitals erhält die Funktion der Leitung spezifische Charaktermale. Zunächst ist das treibende Motiv und der bestimmende Zweck des kapitalistischen Produktionsprozesses möglichst große Selbstverwertung des Kapitals 20), d.h. möglichst große Produktion von Mehrwert, also möglichst große Ausbeutung der Arbeitskraft durch den Kapitalisten. Mit der Masse der gleichzeitig beschäftigten Arbeiter wächst ihr Widerstand und damit notwendig der Druck des Kapitals zur BewäJtigung dieses Widerstands. Die Leitung des Kapitalisten ist nicht nur eine aus der Natur des gesellschaftlichen Arbeitsprozesses entspringende und ihm angehörige besondre Funktion, sie ist zugleich Funktion der Ausbeutung eines gesellschaftlichen Arbeitsprozesses und daher bedingt durch den unvermeidlichen Antagonismus zwischen dem Ausbeuter und dem Rohmaterial seiner Ausbeutung. Ebenso wächst mit dem Umfang der Produktionsmittel, die dem Lohnarbeiter als fremdes Eigentum gegenüberstehn, die Notwendigkeit der
20) "Profite... sind der einzige Zweck des Geschäfts." (J. Vanderlint, l.c.p. 11.)
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Kontrolle über deren sachgemäße Verwendung. 21) Die Kooperation der Lohnarbeiter ist ferner bloße Wirkung des Kapitals, das sie gleichzeitig anwendet. Der Zusammenhang ihrer Funktionen und ihre Einheit als produktiver Gesamtkörper liegen außer ihnen, im Kapital, das sie zusammenbringt und zusammenhält. Der Zusammenhang ihrer Arbeiten tritt ihnen daher ideell als Plan, praktisch als Autorität des Kapitalisten gegenüber, als Macht eines fremden Willens, der ihr Tun seinem Zweck unterwirft. Wenn daher die kapitalistische Leitung dem Inhalt nach zwieschlächtig ist, wegen der Zwieschlächtigkeit des zu leitenden Produktionsprozesses selbst, welcher einerseits gesellschaftlicher Arbeitsprozeß zur Herstellung eines Produkts, andrerseits Verwertungsprozeß des Kapitals, so ist sie der Form nach despotisch. Mit der Entwicklung der Kooperation auf größrem Maßstab entwickelt dieser Despotismus seine eigentümlichen Formen. Wie der Kapitalist zunächst entbunden wird von der Handarbeit, sobald sein Kapital jene Minimalgröße erreicht hat, womit die eigentlich kapitalistische Produktion erst beginnt, so tritt er jetzt die Funktion unmittelbarer und fortwährender Beaufsichtigung der einzelnen Arbeiter und Arbeitergruppen selbst wieder ab an eine besendre Sorte von Lohnarbeitern. Wie eine Armee militärischer, bedarf eine unter dem Kommando desselben Kapitals zusammenwirkende Arbeitermasse industrieller Oberoffiziere (Dirigenten, managers) und Unteroffiziere (Arbeitsaufseher, foremen, overlookers, contre-maîtres), die während des Arbeitsprozesses im Namen des Kapitals konunandieren. Die Arbeit der Oberaufsicht befestigt sich zu ihrer ausschließlichen Funktion. Bei Vergleichung derproduktionsweise unabhängiger
21) Ein englisches Philisterblatt, der "Spectator" vom 26. Mai 1866, berichtet, daß nach Einführung einer Art von Kompagniegeschäft zwischen Kapitalist und Arbeitern in der "wirework company of Manchester" 1*): "das erste Ergebnis eine plötzliche Abnahme der Materialverschwendung war, da die Arbeiter nicht einsahen, weshalb sie mit ihrem Eigentum verschwenderischer umgehen sollten als mit dem der Kapitalisten, und Materialverschwendung ist neben schlechten Außenständen vielleicht die größte Verlustquelle in den Fabriken". Dasselbe Blatt entdeckt als Grundmangel der Rochdale cooperative experiments [103]: "They showed that associations of workmen could manage shops, mills, and almost all forms of industry with success, and they immensely improved the condition of the men, but then they did not leave a clear place for masters." ("Sie bewiesen, daß Arbeiterassoziationen Boutiquen, Fabriken und beinahe alle Formen der Industrie mit Erfolg handhaben können, und sie verbesserten außerordentlich die Lage der Leute selbst, aber! aber, dann ließen sie keinen sichtbaren Platz für Kapitalisten offen." Quelle horreur! 2*)) --#

1*) Gesellschaft für Drahtverarbeitung in Manchester - 2*) Wie schrecklich!
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Bauern oder selbständiger Handwerker mit der auf Sklaverei beruhen, den Plantagenwirtschaft zählt der politische Ökonom diese Arbeit der Oberaufsicht zu den faux frais de production." 21a) Bei Betrachtung der kapitalistischen Produktionsweise identifiziert er dagegen die Funktion der Leitung, soweit sie aus der Natur des gemeinschaftlichen Arbeitsprozesses ent springt, mit derselben Funktion, soweit sie durch den kapitalistischen und daher antagonistischen Charakter dieses Prozesses bedingt wird. 22) Der Kapitalist ist nicht Kapitalist, weil er industrieller Leiter ist, sondern er wird industrieller Befehlshaber, weil er Kapitalist ist. Der Oberbefehl in der Industrie wird Attribut des Kapitals, wie zur Feudalzeit der Oberbefehl in Krieg und Gericht Attribut des Grundeigentums war. 22a) Eigentümer seiner Arbeitskraft ist der Arbeiter, solange er als Verkäufer derselben mit dem Kapitalist marktet, und er kann nur verkaufen, was er besitzt, seine individuelle, vereinzelte Arbeitskraft. Dies Verhältnis wird in keiner Weise dadurch verändert, daß der Kapitalist 100 Arbeitskräfte statt einer kauft oder mit 100 voneinander unabhängigen Arbeitern Kontrakte schließt statt mit einem einzelnen. Er kann die 100 Arbeiter anwenden, ohne sie kooperieren zu lassen. Der Kapitalist zahlt daher den Wert der 100 selbständigen Arbeitskräfte, aber er zahlt nicht die kombinierte Arbeitskraft der Hundert. Als unabhängige Personen sind die Arbeiter Vereinzelte, die in ein Verhältnis zu demselben Kapital, aber nicht zueinander treten. Ihre Kooperation beginnt erst im Arbeitsprozeß, aber im Arbeitsprozeß haben sie bereits aufgehört, sich selbst zu gehören. Mit dem Eintritt in denselben sind sie dem Kapital einverleibt. Als Kooperierende, als Glieder eines werktätigen Organismus, sind sie selbst nur eine besondre Existenzweise des
21a) Nachdem Professor Cairnes die "superintendence ot labour" 1*) als einen Hauptcharakter der Sklavenproduktion in den südlichen Staaten von Nordamerika dargestellt hat, fährt er fort: "Da der bäuerliche Eigentümer" (des Nordens) "das ganze Produkt seines Bodens 2*) für sich behält, braucht er keinen besonderen Ansporn zur Anstrengung, Überwachung wird hier völlig unnötig." (Cairnes, l.c.p. 48, 49.) 22) Sir James Steuart, überhaupt ausgezeichnet durch offnes Auge für die charakteristisch-gesellschaftlichen Unterschiede verschiedner Produktionsweisen, bemerkt: "Warum vernichten große Manufakturunternehmungen das Hausgewerbe, wenn nicht dadurch, daß sie der Einfachheit der Sklavenarbeit näher kommen?" ("Princ. of Pol. Econ.", London 1767, v.I,p. 167, 168.) 22a) Auguste Comte und seine Schule hätten daher in derselben Art die ewige Notwendigkeit von Feudalherrn beweisen können, wie sie dies für die Kapitalherrn getan. --#

1*) "Überwachung der Arbeit" - 2*) bei Cairnes: Produkt seiner Arbeit
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Kapitals. Die Produktivkraft, die der Arbeiter als gesellschaftlicher Arbeiter entwickelt, ist daher Produktivkraft des Kapitals. Die gesellschaftliche Produktivkraft der Arbeit entwickelt sich unentgeltlich, sobald die Arbeiter unter bestimmte Bedingungen gestellt sind, und das Kapital stellt sie unter diese Bedingungen. Weil die gesellschaftliche Produktivkraft der Arbeit dem Kapital nichts kostet, weil sie andrerseits nicht von dem Arbeiter entwickelt wird, bevor seine Arbeit selbst dem Kapital gehört, erscheint sie alsproduktivkraft, die das Kapital von Natur besitzt, als seine immanente Produktivkraft. Kolossal zeigt sich die Wirkung der einfachen Kooperation in den Riesenwerken der alten Asiaten, Ämter, Etrusker usw.
"Es geschah in vergangnen Zeiten, daß diese asiatischen Staaten nach Bestreitung ihrer Zivil- und Militärausgaben sich im Besitz eines Vorschusses von Lebensmitteln befanden, die sie für Werke der Pracht und des Nutzens verausgaben konnten. Ihr Kommando über die Hände und Arme fast der ganzen nicht ackerbauenden Bevölkrung und die ausschließliche Verfügung des Monarchen und der Profit über jenen Überschuß boten ihnen die Mittel zur Errichtung jener mächtigen Monumente, womit sie das Land erfüllten... In der Bewegung der kolossalen Statuen und der enormen Massen, deren Transport Staunen erregt, wurde fast nur menschliche Arbeit verschwenderisch angewandt. Die Zahl der Arbeiter und die Konzentration ihrer Mühen genügte. So sehn wir mächtige Korallenriffe aus den Tiefen des Ozeans zu Inseln anschwellen und festes Land bilden, obgleich jeder individuelle Ablagerer (depositary) winzig, schwach und verächtlich ist. Die nicht ackerbauenden Arbeiter einer asiatischen Monarchie haben außer ihren individuellen körperlichen Bemühungen wenig zum Werk zu bringen, aber ihre Zahl ist ihre Kraft, und die Macht der Direktion über diese Massen gab jenen Riesenwerken den Ursprung. Es war die Konzentration der Revenuen, wovon die Arbeiter leben, in einer Hand oder wenigen Händen, welche solche Unternehmungen möglich machte." 23)
Diese Macht asiatischer und ägyptischer Könige oder etruskischer Theokraten usw. ist in der modernen Gesellschaft auf den Kapitalisten übergegangen, ob er nun als vereinzelter Kapitalist auftritt, oder, wie bei Aktiengesellschaften, als kombinierter Kapitalist. Die Kooperation im Arbeitsprozeß, wie wir sie in den Kulturanfängen der Menschheit, bei Jägervölkern 23a) oder etwa in der Agrikultur indischer
23) R. Jones, Text-book of Lectures etc.", p. 77, 78. Die altassyrischen, ägyptischen usw. Sammlungen in London und andren europäischen Hauptstädten machen uns zu Augenzeugen jener kooperativen Arbeitsprozesse. 23a) Linguet in seiner "Théorie des Lois civfles" hat vielleicht nicht unrecht, wenn er die Jagd für die erste Form der Kooperation und Menschenjagd (Krieg) für eine der ersten Formen der Jagd erklärt.
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Gemeinwesen vorherrschend finden, beruht einerseits auf dem Gemeineigentum an den Produktionsbedingungen, andrerseits darauf, daß das einzelne Individuum sich von der Nabelschnur des Stammes oder des Gemeinwesens noch ebensowenig losgerissen hat wie das Bienenindividuum vom Bienenstock. Beides unterscheidet sie von der kapitalistischen Kooperation. Die sporadische Anwendung der Kooperation auf großem Maßstab in der antiken Welt, dem Mittelalter und den modernen Kolonien beruht auf unmittelbaren Herrschafts- und Knechtschaftsverhältnissen, zumeist auf der Sklaverei. Die kapitalistische Form setzt dagegen von vornherein den freien Lohnarbeiter voraus, der seine Arbeitskraft dem Kapital verkauft. Historisch jedoch entwickelt sie sich im Gegensatz zur Bauernwirtschaft und zum unabhgen Handwerksbetrieb, ob dieser zünftige Form besitze oder nicht. 24) Ihnen gegenüber erscheint die kapitalistische Kooperation nicht als eine besondre historische Form der Kooperation, sondern die Kooperation selbst als eine dem kapitalistischen Produktionsprozeß eigentümliche und ihn spezifisch unterscheidende historische Form. Wie die durch die Kooperation entwickelte gesellschaftliche Produktivkraft der Arbeit als Produktivkraft des Kapitals erscheint, so die Kooperation selbst als eine spezifische Form des kapitalistischen Produktionsprozesses im Gegensatz zum Produktionsprozeß vereinzelter unabhängiger Arbeiter oder auch Kleinmeister. Es ist die erste Änderung, welche der wirkliche Arbeitsprozeß durch seine Subsumtion unter das Kapital erfährt. Diese Änderung geht naturwüchsig vor sich. Ihre Voraussetzung, gleichzeitige Beschäftigung einer grüßren Anzahl von Lohnarbeitern in demselben Arbeitsprozeß, bildet den Ausgangspunkt der kapitalistischen Produktion. Dieser fällt mit dem Dasein des Kapitals selbst zusammen. Wenn sich die kapitalistische Produktionsweise daher einerseits als historische Notwendigkeit für die Verwandlung des Arbeitsprozesses in einen gesellschaftlichen Prozeß darstellt, so andrerseits diese gesellschaftliche Form des Arbeitsprozesses als eine vom Kapital angewandte Methode, um ihn durch Steigerung seiner Produktivkraft profitlicher auszubeuten. In ihrer bisher betrachteten einfachen Gestalt fällt die Kooperation zusammen mit der Produktion auf größrer Stufenleiter, bildet aber keine feste
24) Die kleine Bauernwirtschaft und der unabhängige Handwerksbetrieb, die beide teils die Basis der feudalen Produktionsweise bilden, teils nach deren Auflösung neben dem kapitalistischen Betrieb erscheinen, bilden zugleich die ökonomische Grundlage der klassischen Gemeinwesen zu ihrer besten Zeit, nachdem sich das ursprünglich orientalische Gemeineigentum aufgelöst und bevor sich die Sklaverei der Produktion ernsthaft bemächtigt hat.
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charakteristische Form einer andren Entwicklungsepoche der kapitalistischen Produktionsweise. Höchstens erscheint sie annähernd so in den noch handwerksmäßigen Anfängen der Manufaktur 25) und in jeder Art großer Agrikultur, welche der Manufakturperiode entspricht und sich wesentlich nur durch die Masse der gleichzeitig angewandten Arbeiter und den Umfang der konzentrierten Produktionsmittel von der Bauernwirtschaft unterscheidet. Die einfache Kooperation ist stets noch vorherrschende Form solcher Produktionszweige, worin das Kapital auf großer Stufenleiter operiert, ohne daß Teilung der Arbeit oder Maschinerie eine bedeutende Rolle spielte. Die Kooperation bleibt die Grundform der kapitalistischen Produktionsweise, obgleich ihre einfache Gestalt selbst als besondre Form neben ihren weiterentwickelten Formen erscheint.
25) "Ist nicht die Vereinigung von Gmchicklichkeit, Fleiß und Wetteifer vieler zusammen am selben Werk der Weg, es vorwärts zu bringen? Und wäre es sonst England möglich gewesen, seine Wollmanufaktur zu einem solchen Grad der Vollendung zu bringen?" (Berkeley, "The Querist", Lond. 1750, p. 56, 521.)
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ZWÖLFTES KAPITEL

Teilung der Arbeit und Manufaktur

1. Doppelter Ursprung der Manufaktur

Die auf Teilung der Arbeit beruhende Kooperation schafft sich ihre klassische Gestalt in der Manufaktur. Als charakteristische Form des kapitalistischen Produktionsprozesses herrscht sie vor während der eigentlichen Manufakturperiode, die, rauh angeschlagen, von Mitte des 16. Jahrhunderts bis zum letzten Drittel des achtzehnten währt. Die Manufaktur entspringt auf doppelte Weise. Entweder werden Arbeiter von verschiedenartigen, selbständigen Handwerken, durch deren Hände ein Produkt bis zu seiner letzten Reife laufen muß, in eine Werkstatt unter dem Kommando desselben Kapitalisten vereinigt. Z.B. eine Kutsche war das Gesamtprodukt der Arbeiten einer großen Anzahl unabhängiger Handwerker, wie Stellmacher, Sattler, Schneider, Schlosser, GürtIer, Drechsler, Posamentlerer, Glaser, Maler, Lackierer, Vergolder usw. Die Kutschenmanufaktur vereinigt alle diese verschiednen Handwerker in ein Arbeitshaus, wo sie einander gleichzeitig in die Hand arbeiten. Man kann eine Kutsche zwar nicht vergolden, bevor sie gemacht ist. Werden aber viele Kutschen gleichzeitig gemacht, so kann ein Teil beständig vergoldet werden, während ein andrer Teil eine frühre Phase des Produktionsprozesses durchläuft. Soweit stehn wir noch auf dem Boden der einfachen Kooperation, die ihr Material an Menschen und Dingen vorfindet. Indes tritt sehr bald eine wesentliche Veränderung ein. Der Schneider, Schlosser, Gürtler usw., der nur im Kutschenmachen beschäftigt ist, verliert nach und nach mit der Gewohnheit auch die Fähigkeit, sein altes Handwerk in seiner ganzen Ausdehnung zu betreiben. Andrerseits erhält sein vereinseitigtes Tun jetzt die zweckmäßigste Form für die verengte Wirkungssphäre. Ursprünglich erschien die Kutschenmanufaktur als eine Kombination selbständiger Handwerke. Sie wird allmählich Teilung der
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Kutschenproduktion in ihre verschiednen Sonderoperationen, wovon jede einzelne zur ausschließlichen Funktion eines Arbeiters kristallisiert und deren Gesamtheit vom Verein dieser Teilarbeiter verrichtet wird. Ebenso entstand die Tuchmanufaktur und eine ganze Reihe andrer Manufakturen aus der Kombination verschiedner Handwerke unter dem Kommando desselben Kapitals. 26) Die Manufaktur entspringt aber auch auf entgegengesetztem Wege. Es werden viele Handwerker, die dasselbe oder Gleichartiges tun, z.B. Papier oder Typen oder Nadeln machen, von demselben Kapital gleichzeitig in derselben Werkstatt beschäftigt. Es ist dies Kooperation in der einfachsten Form. Jeder dieser Handwerker (vielleicht mit einem oder zwei Gesellen) macht die ganze Ware und vollbringt also die verschiednen, zu ihrer Herstellung erheischten Operationen der Reihe nach. Er arbeitet in seiner alten handwerksmäßigen Weise fort. Indes veranlassen bald äußere Umstände, die Konzentration der Arbeiter in demselben Raum und die Gleichzeitigkeit ihrer Arbeiten anders zu vernutzen. Es soll z.B. ein größeres Quantum fertiger Ware in einer bestimmten Zeitfrist geliefert werden. Die Arbeit wird daher verteilt. Statt die verschiednen Operationen von demselben Handwerkern einer zeitlichen Reihenfolge verrichten zu lassen, werden sie voneinander losgelöst, isoliert, räumlich nebeneinander gestellt, jede derselben einem andren Handwerker zugewiesen und alle zusammen von den Kooperierenden gleichzeitig ausgeführt. Diese zufällige Verteilung wiederholt sich, zeigt ihre eigentümlichen Vorteile und verknöchert nach und nach zur systematischen Teilung der Arbeit. Aus dem individuellen
26) Um ein mehr modernes Beispiel dieser Bildungsart der Manufaktur anzufahren, folgendes Zitat. Die Seidenspinnerei und Weberei von Lyon und Nimes ist ganz patriarchalisch; sie beschäftigt viele Frauen und Kinder, aber ohne sie zu übermüden oder zugrunde zu richten; sie läßt sie in ihren schönen Tälern der Dröme, des Var, der Isre und von Vaucluse, um dort Seidenraupen zu züchten, und ihre Kokons abzu. wickeln; sie wird niemals zu einem regelrechten Fabrikbetrieb. Um trotzdem in so hohem Maße angewandt zu werden... nimmt hier das Prinzip der Arbeitsteilung eine besondere Eigenart an. Es gibt zwar Hasplerinnen, Seidenzwirner, Färber, Kettenschlichter, ferner Weber; aber sie sind nicht in derselben Werkstatt vereinigt, nicht von demselben Meister abhängig; alle sind sie unabhängig." (A. Blanqui, "Cours d'Écon. Industrielle", Recueilli par A. Blaise, Paris 1838-1839, p. 79.) Seit Blanqui dies schrieb, sind die verschiednen unabhängigen Arbeiter zum Teil in Fabriken vereinigt worden. {Zur 4. Aufl. - Und seit Marx obiges schrieb, hat der Kraftstuhl sich in diesen Fabriken eingebürgert und verdrängt rasch den Handwebstuhl. Die Krefelder Seidenindustrie weiß ebenfalls ein Lied davon zu singen. - F.E.}
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Produkt eines selbständigen Handwerkers, der vielerlei tut, verwandelt sich die Ware in das gesellschaftliche Produkt eines Vereins von Handwerkern, von denen jeder fortwährend nur eine und dieselbe Teiloperation verrichtet. Dieselben Operationen, die ineinander flossen als sukzessive Verrichtungen des deutschen zünftigen Papiermachers, verselbständigten sich in der holländischen Papiernianufaktur zu nebeneinander laufenden Teiloperationen vieler kooperierenden Arbeiter. Der zünftige Nadler von Nürnherg bildet das Grundelement der englischen Nadelmanufaktur. Während aber Jener eine Nadler eine Reihe von vielleicht 20 Operationen nacheinander durchlief, verrichteten hier bald 20 Nadler nebeneinander, jeder nur eine der 20 Operationen, die infolge von Erfahrungen noch viel weiter gespaltet, isoliert und zu ausschließlichen Funktionen einzelner Arbeiter verselbständigt wurden. Die Ursprungsweise der Manufaktur, ihre Herausbildung aus dem Handwerk ist also zwieschlächtig. Einerseits geht sie von der Kombination verschiedenartiger, selbständiger Handwerke aus, die bis zu dem Punkt verunselbständigt und vereinseitigt werden, wo sie nur noch einander ergänzende Telloperationen im Produktionsprozeß einer und derselben Ware bilden. Andrerseits geht sie von der Kooperation gleichartiger Handwerker aus, zersetzt dasselbe individuelle Handwerk in seine verschiednen besondren Operationen und isoliert und verselbständigt diese bis zu dem Punkt, wo jede derselben zur ausschließlichen Funktion eines besondren Arbeiters wird. Einerseits führt daher die Manufaktur Teilung der Arbeit in einen Produktionsprozeß ein oder entwickelt sie weiter, andrerseits kombiniert sie früher geschiedne Handwerke. Welches aber immer ihr besondrer Ausgangspunkt, ihre Schlußgestalt ist dieselbe - ein Produktionsmechanismus, dessen Organe Menschen sind. Zum richtigen Verständnis der Teilung der Arbeit in der Manufaktur ist es wesentlich, folgende Punkte festzuhalten: Zunächst fällt die Analyse des Produktionsprozesses in seine besondren Phasen hier ganz und gar zusammen mit der Zersetzung einer handwerksmäßigen Tätigkeit in ihre verschiednen Telloperationen. Zusammengesetzt oder einfach, die Verrichtung bleibt handwerksmäßig und daher abhängig von Kraft, Geschick, Schnelle, Sicherheit des Einzelarbeiters in Handhabung seines Instruments. Das Handwerk bleibt die Basis. Diese enge technische Basis schließt wirklich wissenschaftliche Analyse des Produktionsprozesses aus, da jeder Teilprozeß, den das Produkt durchmacht, als handwerksmäßige Tellarbeit ausführbar sein muß. Eben weil das handwerksmäßige Geschick so die Grundlage des Produktionsprozesses bleibt, wird jeder Arbeiter ausschließlich
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einer Teilfunktion angeeignet und seine Arbeitskraft in das lebenslängliche Organ dieser Teilfunktion verwandelt. Endlich ist diese Teilung der Arbeit eine besondre Art der Kooperation, und manche ihrer Vorteile entspringen aus dem allgemeinen Wesen, nicht aus dieser besondren Form der Kooperation.

2. Der Teilarbeiter und sein Werkzeug

Gehn wir nun näher auf das einzelne ein, so ist zunächst klar, daß ein Arbeiter, der lebenslang eine und dieselbe einfache Operation verrichtet, seinen ganzen Körper in ihr automatisch einseitiges Organ verwandelt und daher weniger Zeit dazu verbraucht als der Handwerker, der eine ganze Reihe von Operationen abwechselnd ausführt. Der kombinierte Gesamtarbeiter, der den lebendigen Mechanismus der Manufaktur bildet, besteht aber aus lauter solchen einseitigen Tellarbeitern. Im Vergleich zum selbständigen Handwerk wird daher mehr in weniger Zeit produziert oder die Produktivkraft der Arbeit gesteigert. 27) Auch vervollkommnet sich die Methode der Teilarbeit, nachdem sie zur ausschließlichen Funktion einer Person verselbständigt ist. Die stete Wiederholung desselben beschränkten Tuns und die Konzentration der Aufmerksamkeit auf dieses Beschränkte lehren erfahrungsmäßig den bezweckten Nutzeffekt mit geringstem Kraftaufwand erreichen. Da aber immer verschiedne Arbeitergenerationen gleichzeitig zusammenleben und in denselben Manufakturen zusammenwirken, befestigen, häufen und übertragen sich bald die so gewonnenen technischen Kunstgriffe. 28) Die Manufaktur produziert in der Tat die Virtuosität des Detailarbeiters, indem sie die naturwüchsige Sonderung der Gewerbe, die sie in der Gesellschaft vorfand, im Innern der Werkstatt reproduziert und systematisch zum Extrem treibt. Andrerseits entspricht ihre Verwandlung der Tellarbeit in den Lebensberuf eines Menschen dem Trieb früherer Gesellschaften, die Gewerbe erblich zu machen, sie in Kasten zu versteinem oder in Zünfte zu verknöchern, falls bestimmte historische
27) "Je mehr eine Arbeit von großer Mannigfaltigkeit gegliedert und verschiedenen Teflarbeitern zugewiesen wird, um so mehr muß sie notwendigerweise besser und schneller ausgeführt werden, mit weniger Verlust an Zeit und Arbeit." ("The Advantages of the East India Trade", Lond. 1720, p. 71.) 28) "Leicht von der Hand gehende Arbeit ist überlieferte Geschicklichkeit." (Th. Hodgskin, Popular Political Economy, p. 48.)
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Bedingungen dem Kastenwesen widersprechende Variabilität des Individuums erzeugen. Kasten und Zünfte entspringen ius demselben Naturgesetz, welches die Sonderung von Pflanzen und Tieren in Arten und Unterarten regelt, nur daß auf einem gewissen Entwicklungsgrad die Erblichkeit der Kasten oder die Ausschließlichkeit der Zünfte als gesellschaftliches Gesetz dekretiert wird. 29)
"Die Muslime von Dakka sind an Feinheit, die Kattune und andre Zeuge von Koromandel an Pracht und Dauerhaftigkeit der Farben niemals übertroffen worden. Und dennoch werden sie produziert ohne Kapital, Maschinerie, Teilung der Arbeit oder irgendeine der andren Mittel, die der Fabrikation in Europa so viele Vorteile bieten. Der Weber ist ein vereinzeltes Individuum, der das Gewebe auf Bestellung eines Kunden, den verfertigt und mit einem Webstuhl von der einfachsten Konstruktion, manchmal nur bestehend aus hölzernen, roh zusammengefügten Stangen. Er besitzt nicht einmal einen Apparat zum Aufziehn der Kette, der Webstuhl muß daher in seiner ganzen Länge ausgestreckt bleiben und wird so unförmlich und weit, daß er keinen Raum findet in der Hütte des Produzenten, der seine Arbeit daher in freier Luft verrichten muß, wo sie durch jede Wetterändrung unterbrochen wird." 30)
Es ist nur das von Generation auf Generation gehäufte und von Vater auf Sohn vererbte Sondergeschick, das dem Hindu wie der Spinne diese Virtuosität verleiht. Und dennoch verrichtet ein solcher indischer Weber sehr komplizierte Arbeit, verglichen mit der Mehrzahl der Manufakturarbeiter. Ein Handwerker, der die verschiednen Teilprozesse in der Produktion eines Machwerks nacheinander ausführt, muß bald den Platz, bald die Instrumente wechseln. Der Übergang von einer Operation zur andren
29) "Auch die Künste sind... in Ägypten zu dem gehan Grad von Vollkommenheit gediehn. Denn in diesem Lande allein dürfen die Handwerker durchaus nicht in die Geschäfte einer andren Bürgerklasse eingreifen, sondern bloß den nach dem Gesetz ihrem Stamme erblich zugehörigen Beruf treiben... Bei andren Völkern findet man, daß die Gewerbsleute ihre Aufmerksamkeit auf zu viele Gegenstände verteilen... Bald versuchen sie es mit dem Landbau, bald lassen sie sich in Handelsgeschäfte ein, bald befassen sie sich mit zwei oder drei Künsten zugleich. In Freistaaten laufen sie meist in die Volksversammlungen... In Ägypten dagegen verfällt jeder Handwerker in schwere Strafen, wenn er sich in Staatsgeschäfte mischt oder mehrere Künste zugleich treibt. So kann nichts ihren Berufsfleiß störer... Zudem, wie sie von ihren Vorfahren viele Regeln haben, sind sie eifrig darauf bedacht, noch neue Vorteile aufzufinden." (Diedorus Siculus: "Historische Bibliothek", l.I,c. 74.) 30) "Historical and descriptive Account of Brit. India etc." By Hugh Murray, James Wilson etc., Edinburgh 1832, v. II, p. 449, 450. Der indische Webstuhl ist hochschäftig, d.h., die Kette ist vertikal aufgespannt.
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unterbricht den Fluß seiner Arbeit und bildet gewissermaßen Poren in seinem Arbeitstag. Diese Poren verdichten sich, sobald er den ganzen Tag eine und dieselbe Operation kontinuierlich verrichtet, oder sie verschwinden in dem Maße, wie der Wechsel seiner Operation abnimmt. Die gesteigerte Produktivität ist hier entweder der zunehmenden Ausgabe von Arbeitskraft in einem gegebnen Zeitraum geschuldet, also wachsender Intensität der Arbeit oder einer Abnahme des unproduktiven Verzehrs von Arbeitskraft. Der Überschuß von Kraftaufwand nämlich, den jeder Übergang aus der Ruhe in die Bewegung erheischt, kompensiert sich bei längrer Fortdauer der einmal erreichten Normalgeschwindigkeit. Andrerseits zerstört die Kontinuität gleichförmiges Arbeit die Spann- und Schwungkraft der Lebensgeister, die im Wechsel der Tätigkeit selbst ihre Erholung und ihren Reiz finden. Die Produktivität der Arbeit hängt nicht nur von der Virtuosität des Arbeiters ab, sondern auch von der Vollkommenheit seiner Werkzeuge. Werkzeuge derselben Art, wie Schneide-, Bohr-, Stoß-, Schlaginstrumente usw., werden in verschiednen Arbeitsprozessen gebraucht, und in demselben Arbeitsprozeß dient dasselbe Instrument zu verschiednen Verrichtungen. Sobald jedoch die verschiednen Operationen eines Arbeitsprozesses voneinander losgelöst sind und jede Teiloperation in der Hand des Teilarbeiters eine möglichst entsprechende und daher ausschließliche Form gewinnt, werden Verändrungen der vorher zu verschiednen Zwecken dienenden Werkzeuge notwendig. Die Richtung ihres Formwechsels ergibt sich aus der Erfahrung der besondren Schwierigkeiten, welche die unveränderte Form in den Weg legt. Die Differenzierung der Arbeitsinstrumente, wodurch Instrumente derselben Art besondre feste Formen für jede besondre Nutzanwendung erhalten, und ihre Spezialisierung, wodurch jedes solches Sonderinstrument nur in der Hand spezifischer Teilarbeiter in seinem ganzen Umfang wirkt, charakterisieren die Manufaktur. Zu Birmingham allein produziert man etwa 500 Varietäten von Hämmern, wovon jeder nicht nur für einen besondren Produktionsprozeß, sondern eine Anzahl Varietäten oft nur für verschiedne Operationen in demselben Prozeß dient. Die Manufakturperiede vereinfacht, verbessert und ver mannigfacht die Arbeitswerkzeuge durch deren Anpassung an die ausschließlichen Sonderfunktionen der Teilarbeiter. 31) Sie schafft damit zugleich #

31) Darwin bemerkt in seinem epochemachenden Werk "Über die Entstehung der Arten" mit Bezug auf die natürlichen Organe der Pflanzen und Tiere. Solange ein und dasselbe Organ verschiedne Arbeiten zu verrichten hat, läßt sich ein Grund für seine
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eine der materiellen Bedingungen der Maschinerie, die aus einer Kombination einfacher Instrumente besteht. Der Detailarbeiter und sein Instrument bilden die einfachen Elemente der Manufaktur. Wenden wir uns jetzt zu ihrer Gesamtgestalt.

3. Die beiden Grundformen der Manufaktur - heterogene Manufaktur und organische Manufaktur

Die Gliedenmg der Manufaktur besitzt zwei Grundformen, die trotz gelegentlicher Verschlingung zwei wesentlich verschiedne Arten bilden und namentlich auch bei der spätren Verwandlung der Manufaktur in die maschinenartig betriebne, große Industrie eine ganz verschiedne Rolle spielen. Dieser Doppelcharakter entspringt aus der Natur des Machwerks selbst. Es wird entweder gebildet durch bloß mechanische Zusammensetzung selbständiger Teilprodukte oder verdankt seine fertige Gestalt einer Reihenfolge zusammenhängender Prozesse und Manipulationen. Eine Lokomotive z.B. besteht aus mehr als 5000 selbständigen Teilen. Sie kann jedoch nicht als Beispiel der ersten Art der eigentlichen Manufaktur gelten, weil sie ein Gebilde der großen Industrie ist. Wohl aber die Uhr, an welcher auch William Petty die manufakturmäßige Teilung der Arbeit veranschaulicht. Aus dem individuellen Werk eines Nürnberger Handwerkers verwandelte sich die Uhr in das gesellschaftliche Produkt einer Unzahl von TelIarbeitern, wie Rohwerkmacher, Uhrfedermacher, Zifferblattmacher, Spiralfedermacher, Steinloch- und Rubinhebelmacher, Zeigermacher, Gehäusemacher, Schraubenmacher, Vergolder, mit vielen Unterabteilungen, wie z.B. Räderfabrikant (Messing- und Stahlräder wieder geschieden), Triebmacher, Zeigerwerkmacher, acheveur de pignon (befestigt die Räder auf den Trieben, poliert die facettes usw.), Zapfenmacher, planteur de finissage (setzt verschiedene Räder und Triebe in das Werk), finisseur de barillet (läßt Zähne einschneiden, macht die Löcher zur richtigen Weite, härtet Stellung und Gesperr), Hemmungmacher, bei der Zylinderhemmung wieder Zylindermacher, Steigradmacher, Unruhemacher,#

Veränderlichkeit vielleicht darin finden, daß natürliche Züchtung jede kleine Abweichung der Form weniger sorgfältig erhält oder unterdrückt, als wenn dasselbe Organ nur zu einem besondren Zwecke allein bestimmt wäre. So mögen Messer, welche allerlei Dinge zu schneiden bestimmt sind, im ganzen so ziemlich von einerlei Form sein, während nur zu einerlei Gebrauch bestimmtes Werkzeug für jeden andren Gebrauch auch eine andre Form haben muß."
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Requettemacher (das Rückwerk, woran die Uhr reguliert wird), planteur d'échappement (eigentliche Hemmungmacher); dann der repasseur de barillet (macht Federhaus und Stellung ganz fertig), Stahlpolierer, Räderpolierer, Schraubenpolierer, Zahlenmaler, Blattmacher (schmilzt das Email auf das Kupfer), fabricant de pendants (macht bloß die Bügel des Gehäuses), finisseur de charnière (steckt den Messingstift in die Mitte des Gehäuses etc.), falseur de secret (macht die Federn im Gehäuse, die den Deckel aufspringen machen), graveur, ciseleur, polisseur de boîte 1*) usw., usw., endlich der repasseur, der die ganze Uhr zusammensetzt und sie gehend abliefert. Nur wenige Teile der Uhr laufen durch verschiedne Hände, und alle diese membra disjecta sammeln sich erst in der Hand, die sie schließlich in ein mechanisches Ganzes verbindet. Dies äußerliche Verhältnis des fertigen Produkts zu seinen verschiedenartigen Elementen läßt hier, wie bei ähnlichem Machwerk, die Kombination der Tellarbeiter in der selben Werkstatt zufällig. Die Teilarbeiten können selbst wieder als voneinander unabhängige Handwerke betrieben werden, wie im Kanton Waadt und Neuchâtel, während in Genf z.B. große Uhrenmanufakturen bestehn, d. h. unmittelbare Kooperation der Teilarbeiter unter dem Kommando eines Kapitals stattfindet. Auch im letztren Fall werden Zifferblatt, Feder und Gehäuse selten in der Manufaktur selbst verfertigt. Der kombinierte manufakturmäßige Betrieb ist hier nur unter ausnahmsweisen Verhältnissen profitlich, weil die Konkurrenz unter den Arbeitern, die zu Hause arbeiten wollen, am größten ist, die Zersplittrung der Produktion in eine Masse heterogener Prozesse wenig Verwendung gemeinschaftlicher Arbeitsmittel erlaubt und der Kapitalist bei der zerstreuten Fabrikation die Auslage für Arbeitsgebäude usw. erspart. 32) Indes ist auch die Stellung dieser #

32) Genf hat im Jahr 1854 80 000 Uhren produziert, noch nicht ein Fünfteil der Uhrenproduktion des Kantons Neuchâtel. Chaux-deFonds, das man als eine einzige Uhrenmanufaktur betrachten kann, liefert allein jährlich doppelt soviel als Genf. Von 1850-1861 lieferte Genf 720000 Uhren. Siehe "Report from Ceneva on the Watch Trade" in "Reports by H.M.'s Secretaries of Embassy and Legation on the Manufactures, Commerce etc.", Nr. 6, 1863. Wenn die Zusammenhangslosigkeit der worin die Produktion nur zusammengesetzter Machwerke zerfällt, an und für sich die Verwandlung solcher Manufakturen in den Maschinenbetrieb der großen Industrie sehr erschwert, kommen bei der Uhr noch zwei andre Hindernisse hinzu, die Kleinheit und Delikatesse ihrer Elemente und ihr Luxuscharakter, daher ihre Varietät, so daß z.B. in den besten Londoner Häusern das ganze Jahr hindurch kaum ein Dutzend --#

1*) Polierer des Gehäuses
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Detailarbeiter, die zu Hause, aber für einen Kapitalisten (Fabrikant, établisseur) arbeiten, ganz und gar verschieden von der des selbständigen Handwerkers, welcher für seine eignen Kunden arbeitet. 33) Die zweite Art der Manufaktur, ihre vollendete Form, produziert Machwerke, die zusammenhängende Entwicklungsphasen, eine Reihenfolge von Stufenprozessen durchlaufen, wie z.B. der Draht in der Nähnadelmanufaktur die Hände von 72 und selbst 92 spezifischen Teilarbeitern durchläuft. Soweit solche Manufaktur ursprünglich zerstreute Handwerke kombiniert, vermindert sie die räumliche Trennung zwischen den besondren Produktionsphasen des Machwerks. Die Zeit seines Übergangs aus einem Stadium in das andre wird verkürzt, ebenso die Arbeit, welche diese Übergänge vermittelt. 34) Im Vergleich zum Handwerk wird so Produktivkraft gewonnen, und zwar entspringt dieser Gewinn aus dem allgemeinen kooperativen Charakter der Manufaktur. Andrerseits bedingt ihr eigentümliches Prinzip der Teilung der Arbeit eine Isolierung der verschiednen Produktionsphasen, die als ebenso viele handwerksmäßige Tellarbeiten gegeneinander verselbständigt sind. Die Herstellung und Erhaltung des Zusammenhangs zwischen den isolierten Funktionen ernötigt beständigen Transport des Machwerks aus einer Hand in die andre und aus einem Pro, zeß in den andren. Vom Standpunkt der großen Industrie tritt dies als eine charakteristische, kostspielige und dem Prinzip der Manufaktur immanente Beschränktheit hervor. 35) Betrachtet man ein bestimmtes Quantum Rohmaterial, z.B. von Lumpen in der Papiermanufaktur oder von Draht in der Nadelmanufaktur, so durchläuft es in den Händen der verschiednen Tellarbeiter eine zeitliche Stufenfolge von Produktionsphasen bis zu seiner Schlußgestalt. Betrachtet
Uhren gemacht werden, die sich ähnlich sehn. Die Uhrenfabrik von Vacheron & Constantin, die mit Erfolg Maschinerie anwendet, liefert auch höchstens 3-4 verschiedne Varietäten von Größe und Form. 33) In der Uhrmacherei, diesem klassischen Beispiel der heterogenen Manufaktur, kann man sehr genau die oben erwähnte, aus der Zersetzung der handwerksmäßigen Tätigkeit entspringende Differenzierung und Spezialisierung der Arbeitsinstrumente studieren. 34) "Wenn die Menschen so dicht nebeneinander arbeiten, muß der Transport notwendigerweise geringer sein." ("The Advantages of the East India Trade", p. 106.) 35) "Die Vereinzelung der verschiedenen Produktionsstufen in der Manufaktur, die aus der Verwendung von Handarbeit folgt, erhöht die Produktionskosten ungeheuer, wobei der Verlust in der Hauptsache durch die bloße Beförderung von einem Arbeitsprozeß zum anderen entsteht." ("The Industry of Nations", Lond. 1855, part II, p. 200.)
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man dagegen die Werkstatt als einen Gesamtmechanismus, so befindet sich das Rohmaterial gleichzeitig in allen seinen Produktionsphasen auf einmal. Mit einem Teil seiner vielen instrumentbewaffneten Hände zieht der aus den Detailarbeitern kombinierte Gesamtarbeiter den Draht, während er gleichzeitig mit andren Händen und Werkzeugen ihn streckt, mit andren schneidet, spitzt etc. Aus einem zeitlichen Nacheinander sind die verschiednen Stufenprozesse in ein räumliches Nebeneinander verwandelt. Daher Lieferung von mehr fertiger Ware in demselben Zeitraum. 36) Jene Gleichzeitigkeit entspringt zwar aus der allgemeinen kooperativen Form des Gesamtprozesses, aber die Manufaktur findet nicht nur die Bedingungen der Kooperation vor, sondern schafft sie teilweise erst durch die Zerlegung der handwerksmäßigen Tätigkeit. Andrerseits erreicht sie diese gesellschaftliche Organisation des Arbeitsprozesses nur durch Festschmieden desselben Arbeiters an dasselbe Detail. Da das Teilprodukt jedes Tellarbeiters zugleich nur eine besondre Entwicklungsstufe desselben Machwerks ist, liefert ein Arbeiter dem andren oder eine Arbeitergruppe der andern ihr Rohmaterial. Das Arbeitsresultat des einen bildet den Ausgangspunkt für die Arbeit des andren. Der eine Arbeiter beschäftigt daher hier unmittelbar den andren. Die notwendige Arbeitszeit zur Erreichung des bezweckten Nutzeffekts in jedem Teilprozeß wird erfahrungsmäßig festgestellt, und der Gesamtmechanismus der Manufaktur beruht auf der Voraussetzung, daß in gegebner Arbeitszeit ein gegebnes Resultat erzielt wird. Nur unter dieser Voraussetzung können die verschiednen, einander ergänzenden Arbeitsprozesse ununterbrochen, gleichzeitig und räumlich nebeneinander fortgehn. Es ist klar, daß diese unmittelbare Abhängigkeit der Arbeiten und daher der Arbeiter voneinander jeden einzelnen zwingt, nur die notwendige Zeit zu seiner Funktion zu verwenden, und so eine ganz andre Kontinuität, Gleichförmigkeit, Regelmäßigkeit, Ordnung und namentlich auch Intensität der Arbeit
36) "Sie" (die Teilung der Arbeit) "verursacht auch eine Zeitersparnis, indem sie die Arbeit in ihre verschiedenen Zweige zerlegt, die alle im gleichen Augenblick ausgeführt werden können... Durch die gleichzeitige Durchführung all der verschiedenen Arbeitsprozesse, die ein einzelner getrennt hätte ausführen müssen, wird es z.B. möglich, eine Menge Nadeln in derselben Zeit fertigzustellen, in der eine einzelne Nadel sonst nur abgeschnitten oder zugespitzt worden wäre." (Dugald Stewart, l.c.p. 319.) 37) "Je mannigfaltiger die Spezialarbeiter in jeder Manufaktur,... um so ordentlicher und regelmäßiger ist jede Arbeit; diese muß notwendig in weniger Zeit getan werden, und die Arbeit muß sich vermindern." ("The Advantages etc.", p. 68.)
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erzeugt wird als im unabhänen Handwerk oder selbst der einfachen Kooperation. Daß auf eine Ware nur die zu ihrer Herstellung gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit verwandt wird, erscheint bei der Warenproduktion überhaupt als äußrer Zwang der Konkurrenz, weil, oberflächlich ausgedruckt, jeder einzelne Produzent die Ware zu ihrem Marktpreis verkaufen muß. Lieferung von gegebnem Produktenquantum in gegebner Arbeitszeit wird dagegen in der Manufaktur technisches Gesetz des Produktionsprozesses selbst. 38) Verschiedne Operationen bedürfen jedoch ungleicher Zeitlängen und liefern daher in gleichen Zeiträumen ungleiche Quanta von Tellprodukten. Soll also derselbe Arbeiter tagaus, tagein stets nur dieselbe Operation verrichten, so müssen für verschiedne Operationen verschiedne Verhältnis. zahlen von Arbeitern verwandt werden, z.B. 4 Gießer und 2 Abbrecher auf einen Frottlerer in einer Typenmanufaktur, wo der Gließer stündlich 2000 Typen gießt, der Abbrecher 4000 abbricht und der Frottierer 8000 blank reibt. Hier kehrt das Prinzip der Kooperation in seiner einfachsten Form zurück, gleichzeitige Beschäftigung vieler, die Gleichartiges tun, aber jetzt als Ausdruck eines organischen Verhältnisses. Die manufakturmäßige Teilung der Arbeit vereinfacht und vermannigfacht also nicht nur die qualitativ unterschiednen Organe des gesellschaftlichen Gesamtarbeiters, sondern schafft auch ein mathematisch festes Verhältnis für den quantitativen Umfang dieser Organe, d.h. für die relative Arbeiterzahl oder relative Größe der Arbeitergruppen in jeder Sonderfunktion. Sie entwickelt mit der qualitativen Gliederung die quantitative Regel und Proportionalität des gesellschaftlichen Arbeitsprozesses. Ist die passendste Verhältniszahl der verschiednen Gruppen von Teilarbeitern erfahrungsmäßig festgesetzt für eine bestimmte Stufenleiter der Produktion, so kann man diese Stufenleiter nur ausdehnen, indem man ein Multipel jeder besondren Arbeitergruppe verwendet. 39) Es kommt hinzu, daß dasselbe Individuum gewisse Arbeiten ebensogut auf größerer als
38) "Indes erreicht der manufakturmäßige Betrieb dies Resultat in vielen Zweigen nur unvollkommen, weil er die allgemeinen chemischen und physikalischen Bedingungen des Produktionsprozesses nicht mit Sicherheit zu kontrollieren weiß. 39) "Wenn die Erfahrung, je nach der besondren Natur der Produkte jeder Manufaktur, sowohl die vorteilhafteste Art, die Fabrikation in Teiloperationen zu spalten, als auch die für sie nötige Arbeiterzahl kennen gelehrt hat, werden alle Etablissements, die kein exaktes Multipel dieser Zahl anwenden, mit mehr Kosten fabrizieren... Dies ist eine der Ursachen der kolossalen Ausdehnung industrieller Etablissements." (Ch. Babbage, On the Economy of Machinery", Lond. 1832, ch. XXI, p. 172. 173.)
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kleinerer Staffel ausführt, z.B. die Arbeit der Oberaufsicht, den Transport der Teilprodukte aus einer Produktionsphase in die andre usw. Die Verselbständigung dieser Funktionen oder ihre Zuweisung an besondte Arbeiter wird also erst vorteilhaft mit Vergrößrung der beschäftigten Arbeiterzahl, aber diese Vergrößrung muß sofort alle Gruppen proportionell ergreifen. Die einzelne Gruppe, eine Anzahl von Arbeitern, die dieselbe Teilfunktion verrichten, besteht aus homogenen Elementen und bildet ein besondres Organ des Gesamtmechanismus. In verschiednen Manufakturen jedoch ist die Gruppe selbst ein gegliederter Arbeitsköjrper, während der Gesamtmechanismus durch die Wiederholung oder Vervielfältigung dieser produktiven Elementarorganismen gebildet wird. Nehmen wir z.B. die Manufaktur von Glasflaschen. Sie zerfällt in drei wesentlich unterschiedne Phasen. Erstens die vorbereitende Phase, wie Bereitung der Glaskomposition, Mengung von Sand, Kalk usw. und Schmelzung dieser Komposition zu einer flüssigen Glasmasse. 40) In der ersten Phase sind verschiedne Teilarbeiter beschäftigt, ebenso in der Schlußphase, der Entfernung der Flaschen aus den Trockenöfen, ihrer Sortierung, Verpackung usw. Zwischen beiden Phasen steht in der Mitte die eigentliche Glasmacherei oder Verarbeitung der flüssigen Glasmasse. An demselben Munde eines Glasofens arbeitet eine Gruppe, die in England das "hole" (Loch) heißt und aus einem bottle maker oder finisher, einem blower, einem gatherer, einem putter up oder whetter off und einem taker in 1*) zusammengesetzt ist. Diese fünf Teilarbeiter bilden ebenso viele Sonderorgane eines einzigen Arbeitskörs, der nur als Einheit, also nur durch unmittelbare Kooperation der fünf wirken kann. Fehlt ein Glied des fünfteiligen Körpers, so ist er paralysiert. Derselbe Glasofen hat aber verschiedne Öffnungen, in England z.B. 4-6, deren jede einen irdenen Schmelztiegel mit flüssigem Glas birgt und wovon jede eine eigne Arbeitergruppe von derselben fünfgliedrigen Form beschäftigt. Die Gliederung jeder einzelnen Gruppe beruht hier unmittelbar auf der Teilung der Arbeit, während das Band zwischen den verschiednen gleichartigen Gruppen einfache Kooperation ist, die eins der Produkionsmittel, hier den Glasofen, durch gemeinsamen
40) In England ist der Schmelzofen getrennt vom Glasofen, an dem das Glas verarbeitet wird, in Belgien z.B. dient derselbe Ofen zu beiden Prozessen. --#

1*) Flaschenmacher oder Fertigmcher, einem Bläser, einem Anfänger, einem Aufstapler oder Absprenger und einem Abträger
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Konsum ökonomischer verbraucht. Ein solcher Glasofen mit seinen 4-6 Gruppen bildet eine Glashütte, und eine Glasmanufaktur umfaßt eine Mehrzahl solcher Hütten, zugleich mit den Vorrichtungen und Arbeitern für die einleitenden und abschließenden Produktionsphasen. Endlich kann die Manufaktur, wie sie teilweis aus der Kombination verschiedner Handwerke entspringt, sich zu einer Kombination verschiedner Manufakturen entwickeln. Die größren englischen Glashütten z.B. fabrizieren ihre irdenen Schmelztiegel selbst, weil von deren Güte das Gelingen oder Mißlingen des Produkts wesentlich abhängt. Die Manufaktur eines Produktionsmittels wird hier mit der Manufaktur des Produkts verbunden. Umgekehrt kann die Manufaktur des Produkts verbunden werden mit Manufakturen, worin es selbst wieder als Rohmaterial dient oder mit deren Produkten es später zusammengesetzt wird. So findet man z.B. die Manufaktur von Flintglas kombiniert mit der Glasschleiferei und der Gelbgießerei, letztre für die metallische Einfassung mannigfacher Glasartikel. Die verschiednen kombinierten Manufakturen bilden dann mehr oder minder räumlich getrennte Departemente einer Gesamtmanufaktur, zugleich voneinander unabhängige Produktionsprozesse, jeder mit eigner Teilung der Arbeit. Trotz mancher Vorteile, welche die kombinierte Manufaktur bietet, gewinnt sie, auf eigner Grundlage, keine wirklich technische Einheit. Diese entsteht erst bei ihrer Verwandlung in den maschinenmäßigen Betrieb. Die Manufakturperiode, welche Verminderung der zur Warenproduktion notwendigen Arbeitszeit bald als bewußtes Prinzip ausspricht 41), entwickelt sporadisch auch den Gebrauch von Maschinen, namentlich für gewisse einfache erste Prozesse, die massenhaft und mit großem Kraft, aufwand auszuführen sind. So wird z.B. bald in der Papiermanufaktur das Zermalmen der Lumpen durch Papiermühlen und in der Metallurgie das Zerstoßen der Erze durch sogenannte Pochmühlen verrichtet. 42) Die elementarische Form aller Maschinerie hatte das römische Kaiserreich überliefert in der Wassermühle. 43) Die Handwerksperiode vermachte die großen
41) Man kann dies unter andren ersehn aus W. Petty, John Bellers, Andrew Yarranton, "The Advantage of the East-India Trade" und J. Vanderlint. 42) "Noch gegen Ende des 16. Jahrhunderts bedient sich Frankreich der Marser und Siebe zum Pochen und Waschen der Erze. 43) Die ganze Entwicklungsgeschichte der Maschinerie läßt sich verfolgen an der Geschichte der Getreidemühlen. Die Fabrik heißt im Englischen immer noch mill 1*). --#

1*) Mühle
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Erfindungen des Kompasses; des Pulvers, der Buchdruckerei und der automatischen Uhr. Im großen und ganzen jedoch spielt die Maschinerie jene Nebenrolle, die Adam Smith ihr neben der Teilung der Arbeit anweist. 44) Sehr wichtig wurde die sporadische Anwendung der Maschinerie im 17. Jahrhundert, weil sie den großen Mathematikern jener Zeit praktische Anhaltspunkte und Reizmittel zur Schöpfung der modernen Mechanik darbot. Die spezifische Maschinerie der Manufakturperiode bleibt der aus vielen Teilarbeitern kombinierte Gesamtarbeiter selbst. Die verschieden Operationen, die der Produzent einer Ware abwechselnd verrichtet und die sich im Ganzen seines Arbeitsprozesses verschlingen, nehmen ihn verschiedenartig in Anspruch. In der einen muß er mehr Kraft entwickeln, in der andren mehr Gewandtheit, in der dritten mehr geistige Aufmerksamkeit usw., und dasselbe Individuum besitzt diese Eigenschaften nicht in gleichem Grad. Nach der Trennung, Verselbständigung und Isolierung der verschiednen Operationen werden die Arbeiter ihren vorwiegenden Eigenschaften gemäß geteilt, klassifiziert und gruppiert. Bilden ihre Naturbesonderheiten die Grundlage, worauf sich die Teilung der Arbeit pfropft, so entwickelt die Manufaktur, einmal eingeführt, Arbeitskräfte, die von Natur nur zu einseitiger Sonderfunktion taugen. Der Gesamtarbeiter be sitzt jetzt alle produktiven Eigenschaften in gleich hohem Grad der Virtuosität und verausgabt sie zugleich aufs ökonomischste, indem er alle seine Organe, individualisiert in besondren Arbeitern oder Arbeitergruppen, ausschließlich zu ihren spezifischen Funktionen verwendet. 45) Die
In deutschen technologischen Schriften aus den ersten Dezennien des 19. Jahrhunderts findet man noch den Ausdruck Mühle nicht nur für alle mit Naturkräften getriebene Maschinerie, sondern selbst für alle Manufakturen, die maschinenartige Apparate anwenden. 44) Wie man aus dem Vierten Buch dieser Schrift näher sehn wird, hat A. Smith keinen einzigen neuen Satz über die Teilung der Arbeit aufgestellt. Was ihn aber als den zusammenfassenden politischen Ökonomen der Manufakturperiode charakterisiert, ist der Akzent, den er auf die Teilung der Arbeit legt. Die untergeordnete Rolle, die er der Maschinerie anweist, rief im Beginn der großen Industrie Lauderdales, in einer weiterentwickelten Epoche Ures Polemik hervor. A. Smith verwechselt auch die Differenzierung der Instrumente, wobei die Teilarbeiter der Manufaktur selbst sehr tätig waren, mit der Maschinenerfindung. Es sind nicht Manufakturarbeiter, sondern Gelehrte, Handwerker, selbst Bauern (Brindley) usw., die hier eine Rolle spielen. 45) "Indem man das Machwerk in mehrere verschiedne Operationen teilt, deren jede verschiedne Grade von Gewandtheit und Kraft erheischt, kann der Manufaktur-
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Einseitigkeit und selbst die Unvollkommenheit des Teilarbeiters werden zu seiner Vollkommenheit als Glied des Gesamtarbeiters. 46) Die Gewohnheit einer einseitigen Funktion verwandelt ihn in ihr naturgemäß sicher wirkendes Organ, während der Zusammenhang des Gesamtmechanismus ihn zwingt, mit der Regelmäßigkeit eines Maschinenteils zu wirken. 47) Da die verschiednen Funktionen des Gesamtarbeiters einfacher oder zusammengesetzter, niedriger oder höher, erheischen seine Organe, die individuellen Arbeitskräfte, sehr verschiedne Grade der Ausbildung und besitzen daher sehr verschiedne Werte. Die Manufaktur entwickelt also eine Herarchie der Arbeitskräfte, der eine Stufenleiteir der Arbeitslöhne entspricht. Wird einerseits der individuelle Arbeiter einer einseitigen Funktion angeeignet und lebenslang annexiert, so werden ensosehr die verschiednen Arbeitsverrichtungen jener Hierarchie der natürlichen und erworbnen Geschicklichkeiten angepaßt. 48) Jeder Produktionsprozeß bedingt indes gewisse einfache Hantierungen, deren jeder Mensch, wie er geht und steht, fähig ist. Auch sie werden jetzt von ihrem flüssigen Zusammenhang mit den inhaltvollern Momenten der Tätigkeit losgelöst und zu ausschließlichen Funktionen verknöchert.
herr sich genau das jeder Operation entsprechende Quantum von Kraft und Gewandtheit verschaffen. Wäre dagegen das ganze Werk von einem Arbeiter zu verrichten, so müßte dasselbe Individuum genug Gewandtheit für die delikatesten und genug Kraft für die mühseligsten Opeiationen besitzen." (Ch. Babbage, l.c., ch, XIX.) 46) Z.B. einseitige Muskelehtwicklung, Knochenverkrümmung usw. 47) Sehr richtig antwortet Herr Wm. Marshall, der general manager einer Glasmanufaktur, auf die Frage des Untersuchungskommissärs, wie die Arbeitsamkeit unter den beschäftigten Jungen aufrechterhalten werde: "Sie können ihre Arbeit gar nicht vernachlässigen, haben sie erst einmal zu arbeiten begonnen, so müssen sie auch weitermachen; sie sind gradeso wie Teile einer Maschine." ("Child. Empl. Comm., Fourth Report", 1865, p. 247.) 48) Dr. Ure in seiner Apotheose der großen Industrie fühlt die eigentümlichen Charaktere der Manufaktur schärfer heraus als frohere Ökonomen, die nicht sein poches Interesse hatten, und selbst als seine Zeitgenossen, z.B. Babbage, der ihm zwar überlegen ist als Mathematiker und Mechaniker, aber dennoch die große Industrie eigentlich nur vom Standpunkt der Manufaktur auffaßt. Ure bemerkt: "Die Aneignung der Arbeiter an jede Sonderoperation bildet das Wesen der Verteilung der Arbeiten." Andrerseits bezeichnet er diese Verteilung als "Anpassung der Arbeiten an die verschiednen individuellen Fähigkeiten" und charakterisiert endlich das ganze Manufsystem als ein System von Gradationen nach dem Rang der Geschicklichkeit", als "eine Teilung der Arbeit nach den verschiednen Graden des Geschicks" usw. (Ure. "Philos. of Manuf.", p. 19-23 passim.)
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Die Manufaktur erzeugt daher in jedem Handwerk, das sie ergreift, eine Klasse sogenannter ungeschickter Arbeiter, die der Handwerksbetrieb streng ausschloß. Wenn sie die durchaus vereinseitigte Spezialität auf Kosten des ganzen Arbeitsvermögens zur Virtuosität entwickelt, beginnt sie auch schon den Mangel aller Entwicklung zu einer Spezialität zu machen. Neben die hierarchische Abstufung tritt die einfache Scheidung der Arbeiter in geschickte und ungeschickte. Für letztre fallen die Erlernungskosten ganz weg, für erstre sinken sie, im Vergleich zum Handwerker, infolge vereinfachter Funktion. In beiden Fällen sinkt der Wert der Arbeitskraft. 49) Ausnahme findet statt, soweit die Zersetzung des Arbeitsprozes neue zusammenfassende Funktionen erzeugt, die im Handwerksbetrieb gar nicht oder nicht in demselben Umfang vorkamen. Die relative Entwertung der Arbeitskraft, die aus dem Wegfall oder der Verminderung der Erlernungskosten entspringt, schließt unmittelbar höhere Verwertung des Kapitals ein, denn alles, was die zur Reproduktion der Arbeitskraft notwendige Zeit verkürzt, verlängert die Domäne der Mehrarbeit.

4. Teilung der Arbeit innerhalb der Manufaktur und Teilung der Arbeit innerhalb der Gesellschaft

Wir betrachteten erst den Ursprung der Manufaktur, dann ihre einfachen Elemente, den Teilarbeiter und sein Werkzeug, endlich ihren Gesamtmechanismus. Wir berühren jetzt kurz das Verhältnis zwischen der manufakturmäßigen Teilung der Arbeit und der gesellschaftlichen Teilung der Arbeit, welche die allgemeine Grundlage aller Warenproduktion bildet. Hält man nur die Arbeit selbst im Auge, so kann im die Trennung der gesellschaftlichen Produktion in ihre großen Gattungen, wie Agrikultur, Industrie usw., als Teilung der Arbeit im allgemeinen, die Sonderung dieser Produktionsgattungen in Arten und Unterarten als Teilung der Arbeit im besondren, und die Teilung der Arbeit innerhalb einer Werk statt als Teilung der Arbeit im einzelnen bezeichnen. 50) #

49) Jeder Handwerker, der... instand gesetzt wurde, sich durch die Praxis in einer Einzelverrichtung zu vervollkommnen... wurde ein billiger Arbeiter." (Ure, l.c.p. 19.)
50) "Die Teilung der Arbeit geht von der Trennung der verschiedenartigsten Professionen fort bis zu jener Teilung, wo mehrere Arbeiter sich in die Anfertigung eines und desselben Produkts teilen, wie in der Manufaktur." (Storch, "Cours d'Écon. Pol.", Pariser Ausgabe, t.I,p. 173.) wir begegnen bei den Völkern, die eine ge Stufe der
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Die Teilung der Arbeit innerhalb der Gesellschaft und die entsprechende Beschränkung der Individuen auf besondre Berufssphären entwickelt sich, wie die Teilung der Arbeit innerhalb der Manufaktur, von entgegengesetzten Ausgangspunkten. Innerhalb einer Familie 50a), weiter entwickelt eines Stammes, entspringt eine naturwüchsige Teilung der Arbeit aus den Geschlechts- und Altersverschiedenheiten, also auf rein physiologischer Grundlage, die mit der Ausdehnung des Gemeinwesens, der Zunahme der Bevölkexung und namentlich dem Konflikt zwischen verschiednen Stämmen und der Unterjochung eines Stamms durch den andren ihr Material ausweitet. Andrerseits, wie ich früher bemerkt 1*), entspringt der Produktenaustausch an den Punkten, wo verschiedne Familien, Stämme, Gemeinwesen in Kontakt kommen, denn nicht Privatpersonen, sondern Familien, Stämme usw. treten sich in den Anfängen der Kultur selbständig gegenüber. Verschiedne Gemeinwesen finden verschiedne Produktionsmittel und verschiedne Lebensmittel in ihrer Naturumgebung vor. Ihre Produktionsweise, Lebensweise und Produkte sind daher verschieden. Es ist diese naturwüchsige Verschiedenheit, die bei dem Kontakt der Gemeinwesen den Austausch der wechselseitigen Produkte und daher die allmähliche Verwandlung dieser Produkte in Waren hervorruft. Der Austausch schafft nicht den Unterschied der Produktionssphären, sondern setzt die unterschiednen in Beziehung und verwandelt sie so in mehr oder minder voneinander abhängige Zweige einer gesellschaftlichen Gesamtproduktion. Hier entsteht die gesellschaftliche Teilung der Arbeit
Zivilisation erreicht haben, drei Arten von Arteüung: die erste, die wir die allgemeine nennen, führt die Scheidung der Produzenten in Landwirte, Gewerbetreibende und Kaufleute herbei, sie entspricht den drei Hauptzweigen der nationalen Arbeit; die zweite, die man die besondere nennen könnte, ist die Teilung jedes Arbeitszweigs in Arten... die dritte Arbeitsteilung endlich, die man als Teilung der Arbeitsverrichtung oder als Arbeitsteilung im eigentlichen Sinne bezeichnen sollte, ist diejenige, die sich in den einzelnen Handwerken und Berufen herausbildet... und in den meisten Manufen und Werkstätten Fuß faßt." (Skarbek, l.c.p. 84, 85.) 50a) {Note zur 3. Aufl. - Spätere sehr gründliche Studien der menschlichen Urzustände führten den Verfasser zum Ergebnis, daß ursprünglich nicht die Familie sich zum Stamm ausgebildet, sondern umgekehrt, der Stamm die ursprüngiiche naturwüchsige Form der auf Blutsverwandtschaft beruhenden menschlichen Vergesellschaftung war, so daß aus der beginnenden Auflösung der Stammesbande erst später die vielfach verschiednen Formen der Familie sich entwickelten. - F.E.} --#

1*) Siehe vorl. Band, S. 102
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durch den Austausch ursprünglich verschiedner, aber voneinander unabhängiger Produktionssphären. Dort, wo die physiologische Teilung der Arbeit den Ausgangspunkt bildet, lösen sich die besondren Organe eines unmittelbar zusammengehörigen Ganzen voneinander ab, zersetzen sich, zu welchem Zersetzungsprozeß der Warenaustausch mit fremden Gemeinwesen den Hauptanstoß gibt, und verselbständigen sich bis zu dem Punkt, wo der Zusammenhang der verschiednen Arbeiten durch den Austausch der Produkte als Waren vermittelt wird. Es ist in dem einen Fall Verunselbständigung der früher Selbständigen, in dem andren Verselbstindigung der früher Unselbständigen. Die Grundlage aller entwickelten und durch Warenaustausch vermitteln ten Teilung der Arbeit ist die Scheidung von Stadt und Land. 51) Man kann sagen, daß die ganze ökonomische Geschichte der Gesellschaft sich in der Bewegung dieses Gegensatzes resümiert, auf den wir jedoch hier nicht weiter eingehn. Wie für die Teilung der Arbeit innerhalb der Manufaktur eine gewisse Anzahl gleichzeitig angewandter Arbeiter die materielle Voraussetzung bildet, so für die Teilung der Arbeit innerhalb der Gesellschaft die Größe der Bevölkerung und ihre Dichtigkeit, die hier an die Stelle der Agglome ration in derselben Werkstatt tritt. 52) Indes ist diese Dichtigkeit etwas Relatives. Ein relativ spärlich bevölkertes Land mit entwickelten Kommunikationsmitteln besitzt eine dichtere Bevölkerung als ein mehr bevölkertes Land mit unentwickelten Kommunikationsmitteln, und in dieser Art sind z.B. die nördlichen Staaten der amerikanischen Union dichter bevölkert als Indien. 53)
51) Sir James Steuart hat diesen Punkt am besten behandelt. Wie wenig sein Werk, welches 10 Jahre vor dem "Wealth of Nations" erschien, heutzutage bekannt ist, sieht man u.a. daraus, daß die Bewundrer des Malthus nicht einmal wissen, daß dieser in der ersten Ausgabe seiner Schrift über die "Population", vom rein deklamatorischen Teil abgesehn, neben den Pfaffen Wallace und Townsend fast nur den Steuart abschreibt. 62) Es gibt eine gewisse Bevölkerungsdichte, die zweckdienlich ist, sowohl für den gesellschaftlichen Verkehr als auch für jenes Zusammenwirken der Kräfte, durch das der Ertrag der Arbeit gesteigert wird." (James Mill, l.c.p. 50.) Wenn die Zahl der Arbeiter wächst, steigt die Produktivkraft der Gesellschaft im gleichen Verhältnis zu diesem Wachstum, multipliziert mit der Wirkung der Arbeitsteilung." (Th. Hodgskin, l.c.p. 120.) 53) Infolge der großen Baumwollnachfrage seit 1861 wurde in einigen sonst zahlreich bevölkerten Distrikten Ostindiens die Baumwollproduktion auf Kosten der Reisproduktion
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Da Warenproduktion und Warenzirkulation die allgemeine Vpraussetzung der kapitalistischen Produktionsweise, erheischt manufakturmäßige Teilung der Arbeit eine schon bis zu gewissem Entwicklungsgrad gereifte Teilung der Arbeit im Innern der Gesellschaft. Umgekehrt entwickelt und vervielfältigt die manufakturmäßige Teilung der Arbeit rückwirkend jene gesellschaftliche Teilung der Arbeit. Mit der Differenzierung der Arbeitsinstrumente differenzieren sich mehr und mehr die Gewerbe, welche diese Instrumente produzieren. 54) Ergreift der manufakturmäßige Betrieb ein Gewerb, das bisher als Haupt- oder Nebengewerb mit andren enhing und von demselben Produzenten ausgeführt wurde, so findet sofort Scheidung und gegenseitige Verselbständigung statt. Ergreift er eine besondre Produktionsstufe einer Ware, so verwandeln sich ihre verschiednen Produktionsstufen in verschiedne unabhängige Gewerbe. Es ward bereits angedeutet, daß, wo das Machwerk ein bloß mechanisch zu sammengesetztes Ganze von Teilprodukten, die Teilarbeiten sich selbst wieder zu eignen Handwerken verselbständigen können. Um die Teilung der Arbeit vollkommner innerhalb einer Manufaktur auszuführen, wird derselbe Produktionszweig, je nach der Verschiedenheit seiner Rohstoffe oder der verschiednen Formen, die derselbe Rohstoff erhalten kann, in verschiedne, zum Teil ganz neue Manufakturen gespaltet. So wurden bereits in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Frankreich allein über 100 verschiedenartige Seidenzeuge gewebt, und in Avignon z.B. war es Gesetz, daß "jeder Lehrling sich immer nur einer Fahrikationsart widmen und nicht die Verfertigung mehrerer Zeugarten zugleich lernen durfte". Die territoriale Teilung der Arbeit, welche besondre Produktionszweige an besondre Distrikte eines Landes bannt, erhält neuen Anstoß durch den manufakturmäßigen Betrieb, der alle Besonderheiten ausbeutet. 55) Reiches Material zur Teilung der Arbeit innerhalb der Gesellschaft liefert der
ausgedehnt. Es entstand daher partielle Hungersnot, weil wegen mangelnder Kommunikationsmittel und daher mangelnden physischen Zusammenhangs der Reisausfall in einem Distrikt nicht durch Zufuhr aus andren Distrikten ausgeglichen werden konnte. 54) So bildete die Fabrikation der Weberschiffchen schon während des 17. Jahrhunderts einen besondren Industriezweig in Holland. 55) "Ist nicht die Wollmanufaktur Englands in verschiedene Teile oder Zweige geschieden, die sich an besonderen Orten festgesetzt haben, wo sie allein oder hauptsächlich hergestellt werden; feine Tuche in Somersetshire, grobe in Yorkshire, doppelbreite in Exeter, Seide in Sudbury, Krepps in Norwich, Halbwollstoffe in Kendal, Decken in Whitney usw.!" (Berkeley, "The Querist", 1750, 520.)
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Manufakturiode die Erweiterung des Weltmarkts und das Kolonialsystem, die zum Umkreis ihrer allgemeinen Existenzbedingungen gehören. Es ist hier nicht der Ort, weiter nachzuweisen, wie sie neben der ökonomischen jede andre Sphäre der Gesellschaft ergreift und überall die Grundlage zu jener Ausbildung des Fachwesens, der Spezialitäten, und einer Parzellierung des Menschen legt, die schon A. Ferguson, den Lehrer A. Smiths, in den Ausruf ausbrechen ließ: "Wir machen eine Nation von Heloten, und es gibt keine Freien unter uns." 56) Trotz der zahlreichen Analogien jedoch und der Zusammenhänge zwischen der Teilung der Arbeit im Innern der Gesellschaft und der Teilung innerhalb einer Werkstatt sind beide nicht nur graduell, sondern wesentlich unterschieden. Am schlagendsten scheint die Analogie unstreitig, wo ein innres Band verschiedne Geschäftszweige verschlingt. Der Viehzüchter z.B. produziert Häute, der Gerber verwandelt die Häute in Leder, der Schuster das Leder in Stiefel. jeder produziert hier ein Stufenprodukt, und die letzte fertige Gestalt ist das kombinierte Produkt ihrer Sonderarbeiten. Es kommen hinzu die mannigfachen Arbeitszweige, die dem Viehzüchter, Gerber, Schuster Produktionsmittel liefern. Man kann sich nun mit A. Smith einbilden, diese gesellschaftliche Teilung der Arbeit unterscheide sich von der manufakturmäßigen nur subjektiv, nämlich für den Beobachter, der hier die mannigfachen Teilarbeiten auf einen Blick räumlich zusammensieht, während dort ihre Zerstreuung über große Flächen und die große Zahl der in jedem Sonderzweig Beschäftigten den Zusammenhang verdunkeln. 57) Was aber stellt den Zusammenhang her
56) A. Ferguson, "History of Civil Society", Edinb. 1767, part IV, sect. II, p. 285. 57) In den eigentlichen Manufakturen, sagt er, scheint die Teilung der Arbeit größer, weil die in jedem einzelnen Arbeitszweig Beschäftigten oft in einem Arbeitshaus zusammmen sein und vom Beobachter mit einem Blick übersehen werden können. In jenen großen Manufakturen (!) dagegen, welche dazu bestimmt sind, die Hauptbedürfnisse der großen Masse der Bevölkerung zu befriedigen, sind in jedem einzelnen Arbeitszweig so viele Arbeiter beschäftigt, daß man sie unmöglich in einem Arbeitshaus zusammenbringen kann... die Teilung ist nicht annähernd so offensichtlich." (A. Smith, "Wealth of Nations", b.I, ch.I.) Der berühmte Passus in demselben Kapitel, der mit den Worten beginnt: Man betrachte die Habe des gewöhnlichsten Handwerkers oder Tagelöhners in einem zivilisierten und blühenden Lande usw." und dann weiter ausmalt, wie zahllos mannigfaltige Gewerbe zur Befriedigung der Bedürfnisse eines gewöhnlichen Arbeiters zusammenwirken, ist ziemlich wörtlich kopiert aus B. de Mandevilles Remarks zu seiner Fable of the Bees, or, Private Vices, Publick Beneßts." (Erste Ausgabe ohne Remarks 1705, mit den Remarks 1714.)
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zwischen den unabhängigen Arbeiten von Viehzüchter, Gerber, Schuster? Das Dasein ihrer respektiven Produkte als Waren. Was charakterisiert dagegen die manufakturmäßige Teilung der Arbeit? Daß der Teilarbeiter keine Ware produziert. 58) Erst das gemeinsame Produkt der Teilarbeiter verwandelt sich in Ware. 58a) Die Teilung der Arbeit im Innern der Gesellschaft ist vermittelt durch den Kauf und Verkauf der Produkte verschiedner Arbeitszweige, der Zusammenhang der Teilarbeiten in der Manufaktur durch den Verkauf verschiedner Arbeitskräfte an denselben Kapitalisten, der sie als kombinierte Arbeitskraft verwendet. Die manufakturmäßige Teilung der Arbeit unterstellt Konzentration der Produktionsmittel in der Hand eines Kapitalisten, die gesellschaftliche Teilung der Arbeit Zersplitterung der Produktionsmittel unter viele voneinander unabhängige Warenproduzenten. Statt daß in der Manufaktur das eherne Gesetz der Verhältniszahl oder Proportionalität bestimmte Arbeitermassen unter bestimmte Funktionen subsumiert, treiben Zufall und Willkür ihr buntes Spiel in der Verteilung der Warenproduzenten und ihrer Produktionsmittel unter die verschiednen gesellschaftlichen Arbeitszweige. Zwar suchen sich die verschiednen Produktionssphären beständig ins Gleichgewicht zu setzen, indem einerseits jeder Warenproduzent einen Gebrauchswert produzieren,
58) "Es gibt aber nichts mehr, was man als den natürlichen Lohn der Arbeit eines einzelnen bezeichnen könnte. Jeder Arbeiter erzeugt nur einen Teil eines Ganzen, und da jeder Teil für sich allein ohne Wert oder Nutzen ist, gibt es nichts, was der Arbeiter nehmen und wovon er sagen könnte: Das ist mein Erzeugnis, das will ich für mich behalten." ("Labour dfended against the claims of Capital", Lond. 1825, p. 25.) Der Verfasser dieser vorzüglichen Schrift ist der früher zitierte Th. Hodgskin. 58a) Note zur 2. Ausgabe. Dieser Unterschied zwischen gesellschaftlicher und manufakturmäßiger Teilung der Arbeit wurde den Yankees praktisch illustriert. Eine der während des Bürgerkriegs zu Washington neu ausgeheckten Steuern war die Akzise von 6% auf "alle industriellen Produkte". Frage: Was ist ein industrielles Produkt? Antwort des Gesetzgebers: Ein Ding ist produziert, "wenn es gemacht ist" (when it is made), und es ist gemacht, wenn für den Verkauf fertig. Nun ein Beispiel aus vielen. Manufakturen zu New York und Philadelphia hatten er Regenschirme mit allem Zubehör "gemacht". Da ein Regenschirm aber ein Mixtum compositum ganz heterogener Bestandteile, wurden letzrte nach und nach zu Machwerken unabhängig voneinander und an verschiednen Orten betriebner Geschäftszweige. Ihre Teilprodukte gingen nun als selbständige Waren ein in die Regenschinn-Manufaktur, welche sie nur noch in ein Ganzes zusammensetzt. Die Yankees haben derartige Artikel "assembled articles" (versammelte Artikel) getauft, was sie namentlich verdienten als Sammelplätze von Steuern. So "versammelte" der Regenschirm erstens 6% Akzise auf den Preis jedes seiner Elemente und hinwiederum 6% auf seinen eignen Gesamtpreis.
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also ein besondres gesellschaftliches Bedürfnis befriedigen muß, der Umfang dieser Bedürfnisse aber quantitativ verschieden ist und ein innres Band die verschiednen Bedürfnismassen zu einem naturwüchsigen System ve)rkettet; indem anctrerseits das Wertgesetz der Waren bestimmt, wieviel die Gesellschaft von ihrer ganzen disponiblen Arbeitszeit auf die Produktion Jeder besondren Warenart verausgaben kann. Aber diese beständige Tendenz der verschiednen Produktionssphären, sich ins Gleichgewicht zu setzen, betätigt sich nur als Reaktion gegen die beständige Aufhebung dieses Gleichgewichts. Die bei der Teilung der Arbeit im Innern der Werkstatt a priori und planmäßig befolgte Regel wirkt bei der Teilung der Arbeit im Innern der Gesellschaft nur a posteriori als innre, stumme, im Barometerwechsel der Marktpreise wahrnehmbare, die regellose Willkür der Warenproduzenten überwältigende Naturnotwendigkeit. Die manufakturmäßige Teilung der Arbeit unterstellt die unbedingte Autorität des Kapitalisten über Menschen, die bloße Glieder eines ihm gehörigen Gesamtmechanismus bilden; die gesellschaftliche Teilung der Arbeit stellt unabhängige Warenproduzenten einander gegenüber, die keine andre Autorität aner kennen als die der Konkurrenz, den Zwang, den der Druck ihrer wechseln seitigen Interessen auf sie ausübt, wie auch im Tierreich das bellum omnium contra omnes [104] die Existenzbedingungen aller Arten mehr oder minder erhält. Dasselbe bürgerliche Bewußtsein, das die manufakturmäßige Teilung der Arbeit, die lebenslängliche Annexation des Arbeiters an eine Detailverrichtung und die unbedingte Unterordnung der Teilarbeiter unter das Kapital als eine Organisation der Arbeit feiert, welche ihre Produktivkraft steigre, denunziert daher ebenso laut jede bewußte gesellschaftliche Kontrolle und Reglung des gesellschaftlichen Produktionsprozesses als einen Eingriff in die unverletzlichen Eigentumsrechte, Freiheit und sich selbst bestimmende "Genialität" des individuellen Kapitalisten. Es ist sehr charakteristisch, daß die begeisterten Apologeten des Fabriksystems nichts Ärgres gegen jede allgemeine Organisation der gesellschaftlichen Arbeit zu sagen wissen, als daß sie die ganze Gesellschaft in eine Fabrik verwandeln würde. Wenn die Anarchie der gesellschaftlichen und die Despotie der manufakturmäßigen Arbeitsteilung einander in der Gesellschaft der kapitalistischen Produktionsweise bedingen, bieten dagegen frühere Gesellschaftsformen, worin die Besonderung der Gewerbe sich naturwüchsig entwickelt, dann kristallisiert und endlich gesetzlich befestigt hat, einerseits das Bild einer plan- und autoritätsmäßigen Organisation der gesellschaftlichen Arbeit, während sie anderseits die Teilung der Arbeit innerhalb der
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Werkstatt ganz ausschließen oder nur auf einem Zwergstab oder nur sporadisch und zufällig entwickeln. 59) Jene uraltertümlichen, kleinen indischen Gemeinwesen z.B., die zum Teil noch fortexistieren, beruhn auf gemeinschaftlichem Besitz des Grund und Bodens, auf unttelbairer Verbindung von Agrikultur und Handwerk und auf einer festen Teilung der Arbeit, die bei Anlage neuer Gemeinwesen als gegebner Plan und Grundriß dient. Sie bilden sich selbst genügende Produktionsganze, deren Produktionsgebiet von 100 bis auf einige 1000 Acres wechselt. Die Hauptmasse der Produkte wird für den unmittelbaren Selbstbedarf der Gemeinde produziert. nicht als Ware, und die Produktion selbst ist daher unabhängig von der durch Warenaustausch vermittelten Teilung der Arbeit im großen und ganzen der indischen Gesellschaft. Nur der Überschuß der Produkte verwandelt sich in Ware, zum Teil selbst wieder erst in der Hand des Staats, dem ein bestimmtes Quantum seit undenkfichen Zeiten als Naturalrente zußießt. Verschiedne Teile Indiens besitzen verschiedne Formen des Gemeinwesens. In der einfachsten Form bebaut die Gemeinde das Land gemeinschaftlich und verteilt seine Produkte unter ihre Glieder, während jede Familie Spinnen, Weben usw. als häusliches Nebengewerb treibt. Neben dieser gleichartig beschäftigten Masse finden wir den Haupteinwohner, Richter, Polizei und Steuereinnehmer in einer Person; den Buchhalter, der die Rechnung über den Ackerbau führt und alles darauf Bezügliche katastriert und registriert; einen dritten Beamten, der Verbrecher verfolgt und fremde Reisende beschützt und von einem Dorf zum andren geleitet; den Grenzmann, der die Grenzen der Gemeinde gegen die Nachbaremeinden bewacht; den Wasseraufseher, der das Wasser aus den gemeinschaftlichen Wasserbehältem zu Ackerbauzwecken verteilt; den Braminen, der die Funktionen des religiösen Kultus verrichtet; den Schulmeister, der die Gemeindekinder im Sand schreiben und lesen lehrt; den Kalenderbraminen, der als Astrolog die Zeiten für Saat, Ernte und die guten und bösen Stunden für alle besondren Ackerbauarbeiten bt; einen Schmied und
59) "Man kann als allgemeine Regel aufstellen: Je weniger die Autorität der Teilung der Arbeit innerhalb der Gesellschaft vorsteht, desto mehr entwickelt sich die Arbeitsteilung im Innern der Werkstatt und um so mehr ist sie der Autorität eines einzelnen unterworfen. Danach steht die Autorität in der Werkstatt und die in der Gesellschaft in bezug auf die Arbeitsteilung, im umgekehrten Verhältnis zueinander." (Karl Marx, l.c.p. 130, 131 1*).) --#

1*) Siehe Band 4 unserer Ausgabe, S. 151
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einen Zimmermann, welche alle Ackerbauwerkzeuge verfertigen und ausbessern; den Töpfer, der alle Gefäße für das Dorf macht, den Barbier, den Wäscher für die Reinigung der Kleider, den Silberschmied, hier und da den Poeten, der in einigen Gemeinden den Silberschmied, in andren den Schulmeister ersetzt. Dies Dutzend Personen wird auf Kosten der ganzen Gemeinde erhalten. Wächst die Bevölkerung, so wird eine neue Gemeinde nach dem Muster der alten auf unbebautem Boden angesiedelt. Der Gemeindemechanismus zeigt planmäßige Teilung der Arbeit, aber ihre marrufakturmäßige Teilung ist unmöglich, indem der Markt für Schmied, Zimmermann usw. unverändert bleibt und höchstens, je nach dem Größenunterschied der Dörfer, statt eines Schmieds, Töpfers usw. ihrer zwei oder drei vorkommen. 60) Das Gesetz, das die Teilung der Gemeindearbeit regelt, wirkt hier mit der unverbrüchlichen Autorität eines Naturgesetzes, während jeder besondre Handwerker, wie Schmied usw., nach überlieferter Art, aber selbständig und ohne Anerkennung irgendeiner Autorität in seiner Werkstatt, alle zu seinem Fach gehörigen Operationen verrichtet. Der einfache produktive Organismus dieser selbstgenügenden Gemeinwesen, die sich beständig in derselben Form reproduzieren und, wenn zufällig zerstört, an demselben, mit demselben Namen, wieder aufbauen 61), liefert den Schlüssel zum Geheimnis der Unveränderlichkeit asiatischer Gesellschaften, so auffallend kontrastiert durch die beständige Auflösung und Neubildung asiatischer Staaten und rastlosen Dynastenwechsel. Die Struktur der ökonomischen Grundelemente der Gesellschaft bleibt von den Stürmen der politischen Wolkenregion unberührt. Die Zunftgesetze, wie schon früher bemerkt, verhinderten planmäßig,
60) Lieut. Col. Mark Wilks, "Historical Sketches of the South of India", Lond. 1810 bis 1817, v.I, p. 118-120. Eine gute Zusammenstellung der verschiednen Formen des indischen Gemeinwesens findet man in George Campbells "Modern India", London 1852. 61) "Unter dieser einfachen Form... haben die Einwohner des Landes seit unvordenklichen Zeiten gelebt. Die Grenzen der Dorfgebiete wurden nur selten geändert; und obgleich die Dörfer wiederholt durch Krieg, Hungersnot und Seuchen heimgesucht, ja verwüstet wurden, haben derselbe Name, dieselben Grenzen, dieselben Interessen und selbst dieselben Familien sich durch Generationen fortgesetzt. Die Einwohner ließen sich durch den Zenbruch und die Teilung on Königreichen nicht anfechten; solange das Dorf ungeteilt bleibt, ist es ihnen gleichgültig, an welche Macht es abgetreten wird oder welchem Heer es zufällt. Seine innere Wirtschaft bleibt unverändert." (Th. Stamfort Raffles, late Lieut. Gov. of Java, "The History of Java", Lond. 1817, v.I,p. 285.)
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durch äußerste Beschränkung der Gesellenzahl, die ein einzelner Zunftmeister beschäftigen durfte, seine Verwandlung in einen Kapitalisten. Ebenso konnte er Gesellen nur beschäftigen in dem ausschließlichen Handwerk, worin er selbst Meister war. Die Zunft wehrte eifersüchtig jeden Obergriff des Kaufmannskapitals ab, der einzig freien Form des Kapitals, die ihr gegenüberstand. Der Kaufmann konnte alle Waren kaufen, nur nicht die Arbeit als Ware. Er war nur geduldet als Verleger der Handwerksprodukte. Riefen äußere Umstände eine fortschreitende Teilung der Arbeit hervor, so zerspalteten sich bestehende Zünfte in Unterarten oder lagerten sich neue Zünfte neben die alten hin, jedoch ohne Zusammenfassung verschiedner Handwerke in einer Werkstatt. Die Zunftorganisation, sosehr ihre Besondrung, Isolierung und Ausbildung der Gewerbe zu den materiellen Existenzbedingungen der Manufakturperiode gehören, schloß daher die manufakturmäßige Teilung der Arbeit aus. Im großen und ganzen blieben der Arbeiter und seine Produktionsmittel miteinander verbunden wie die Schnecke mit dem Schneckenhaus, und so fehlte die erste Grundlage der Manufaktur, die Verselbständigung der Produktionsmittel als Kapital gegenüber dem Arbeiter. Während die Teilung der Arbeit im Ganzen einer Gesellschaft, ob vermittelt oder unvermittelt durch den Warenaustausch, den verschiedenartigsten ökonomischen Gesellschaftsformationen angehört, ist die manufakturmäßige Teilung der Arbeit eine ganz spezifische Schöpfung der kapitalistischen Produktionsweise.

5. Der kapitalistische Charakter der Manufaktur

Eine größere Arbeiteranzahl unter dem Kommando desselben Kapitals bildet den naturwüchsigen Ausgangspunkt, wie der Kooperation überhaupt, so der Manufaktur. Umgekehrt entwickelt die manufakturmäßige Teilung der Arbeit das Wachstum der angewandten Arbeiterzahl zur technischen Notwendigkeit. Das Arbeiterminimum, das ein einzelner Kapitalist anwenden muß, ist ihm jetzt durch die vorhandne Teilung der Arbeit vorgeschrieben. Andrerseits sind die Vorteile weitrer Teilung bedingt durch weitre Vermehrung der Arbeiteranzahl, die nur noch in Vielfachen ausführbar. Mit dem variablen muß aber auch der konstante Bestandteil des Kapitals wachsen, neben dem Umfang der gemeinsamen Produktionsbedingungen, wie Baulichkeiten, Ofen usw., namentlich auch und viel rascher als die Arbeiteranzahl, das Rohmaterial. Seine Masse, verzehrt in
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gegebner Zeit durch gegebnes Arbeitsquantum, nimmt in demselben Verhältnis zu wie die Produktivkraft der Arbeit infolge ihrer Teilung. Wachsender Minimalumfang von Kapital in der Hand der einzelnen Kapitalisten oder wachsende Verwandlung der gesellschaftlichen Lebensmittel und Produktionsmittel in Kapital ist also ein aus dem technischen Charakter der Manufaktur entspringendes Gesetz. 62) Wie in der einfachen Kooperation ist in der Manufaktur der funktionierende Arbeitskörper eine Existenzform des Kapitals. Der aus vielen individuellen Tellarbeitern zusammengesetzte gesellschaftliche Produktionsmechanismus gehört dem Kapitalisten. Die aus der Kombination der Arbeiten entspringende Produktivkraft erscheint daher als Produktivkraft des Kapitals. Die eigentliche Manufaktur unterwirft nicht nur den früher selbständigen Arbeiter dem Kommando und der Disziplin des Kapitals, sondern schafft überdem eine hierarchische Gliederung unter den Arbeitern selbst. Während die einfache Kooperation die Arbeitsweise der einzelnen im großen und ganzen unverändert läßt, revolutioniert die Manufaktur sie von Grund aus und ergreift die individuelle Arbeitskraft an ihrer Wurzel. Sie verkrüppelt den Arbeiter in eine Abnormität, indem sie sein Detailgeschick treibhausmäßig fördert durch Unterdrückung einer Welt von produktiven Trieben und Anlagen, wie man in den La-Plata-Staaten ein ganzes Tier abschlachtet, um sein Fell oder seinen Talg zu erbeuten. Die besondren Teilarbeiten werden nicht nur unter verschiedne Individuen verteilt, sondern das Individuum selbst wird geteilt, in das automatische Triebwerk einer Teilarbeit verwandelt 63) und die abgeschmackte Fabel des Menenius Agrippa [151] verwirklicht, die einen Menschen als bloßes Fragment
62) "Es genügt nicht, daß das zur Unterabteilung der Handwerke nötige Kapital" (sollte heißen, die dazu nötigen Lebens- und Produktionsnüttel) "sich in der Gesellschaft vorhanden vorfinde; es ist außerdem nötig, daß es in den Händen der Unternehmer in hinreichend beträchtlichen Massen akkumuliert sei, um sie zur Arbeit auf großer Stufenleiter zu befähigen... je mehr die Teilung zunimmt, erheischt die beständige Beschäftigung einer selben Zahl von Arbeitern immer betrichtlicheres Kapital in Werkzeugen, Rohstoffen usw." (Storch, "Cours d'Écon. Polit.", Pariser Ausg., t.I,p. 250, 251.) "Die Konzentration der Produktionsinstrumente und die Arbeitsteilung sind ebenso untrennbar voneinander wie auf dem Gebiete der Politik die Zentralisation der öffentlichen Gewalten und die Teilung der Privatinteressen." (Karl Marx, l.c.p. 134.) 63) Dugald Stewart nennt die Manufakturarbeiter "lebende Automaten..., die für Teilarbeiten verwandt werden". l.c.p. 318.)
1*) Siehe Band 4 unserer Ausgabe, S. 153
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seines eignen Körpers darstellt. 64) Wenn der Arbeiter ursprünglich seine Arbeitskraft an das Kapital verkauft, weil ihm die materiellen Mittel zur Produktion einer Ware fehlen, versagt jetzt seine individuelle Arbeitskraft selbst ihren Dienst, sobald sie nicht an das Kapital verkauft wird. Sie funktioniert nur noch in einem Zusammenhang, der erst nach ihrem Verkauf existiert, in der Werkstatt des Kapitalisten. Seiner natürlichen Beschaffenheit nach verunfähigt, etwas Selbständiges zu nmchen, entwickelt der Manufakturarbeiter produktive Tätigkeit nur noch als Zubehör zur Werkstatt des Kapitalisten. 65) Wie dem auserwählten Volk auf der Stirn geschrieben stand, daß es das Eigentum Jehovas, so drückt die Teilung der Arbeit dem Manufakturarbeiter einen Stempel auf, der ihn zum Eigentum des Kapitals brandmarkt. Die Kenntnisse, die Einsicht und der Wille, die der selbständige Bauer oder Handwerker, wenn auch auf kleinem Maßstab, entwickelt, wie der Wilde alle Kunst des Kriegs als persönliche Lst ausübt, sind jetzt nur noch für das Ganze der Werkstatt erheischt. Die geistigen Potenzen der Produktion erweitern ihren Maßstab auf der einen Seite, weil sie auf vielen Seiten verschwinden. Was die Teilarbeiter verlieren, konzentriert sich ihnen gegenüber im Kapital. 66) Es ist ein Produkt der manufakturmäßigen Teilung der Arbeit, ihnen die geistigen Potenzen des materiellen Produktionsprozesses als fremdes Eigentum und sie beherrschende Macht gegenüberzustellen. Dieser Scheidungsprozeß beginnt in der einfachen Kooperation, wo der Kapitalist den einzelnen Arbeitern gegenüber die Einheit und den Willen des gesellschaftlichen Arbeitskörpers vertritt. Er entwickelt sich in der Manufaktur, die den Arbeiter zum Tellarbeiter verstümmelt. Er vollendet sich in der großen Industrie, welche die Wissenschaft als selbständige Produktionspotenz von der Arbeit trennt und in den Dienst des Kapitals preßt. 67)
64) Bei den Korallen bildet jedes Individuum in der Tat den Magen für die ganze Gruppe. Es führt ihr aber Nahrungsstoff zu, statt wie der römische Patrizier ihn wegzuführen. 65) "Der Arbeiter, der ein ganzes Handwerk beherrscht, kann überall arbeiten und seinen Unterhalt finden: der andere" (der Manufakturarbeiter) "ist nur noch ein Zubehör und besitzt, von seinen Arbeitskollegen getrennt, weder Befähigung noch Unabhängigkeit und ist deshalb gezwungen, das Gesetz anzunehmen, das man für richtig hält, ihm aufzuerlegen." (Storch, l.c., édit. Petersb. 1815, t.I,p. 204.) 66) "A. Ferguson, l.c.p. 281: Der eine mag gewonnen haben, was der andere verloren hat." 67) "Der Mann des Wissens und der produktive Arbeiter sind weit voneinander getrennt, und die Wissenschaft, statt in der Hand des Arbeiters seine eignen Produktivkräfte
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In der Manufaktur ist die Bereicherung des Gesamtarbeiters und daher des Kapitals an gesellschaftlicher Produktivkraft bedingt durch die Verarmung des Arbeiters an individuellen Produktivkräften.
"Die Unwissenheit ist die Mutter der Industrie wie des Aberglaubens. Nachdenken und Einbildungskraft sind dem Irrtum unterworfen; aber die Gewohnheit, den Fuß oder die Hand zu bewegen, hängt weder von dem einen noch von der andren ab. Mannfakturen prosperieren also da am meisten, wo man am meisten sich des Geistes entschlägt, in der Art, daß die Werkstatt als eine Maschine betrachtet werden kann, deren Teile Menschen sind." 68)
In der Tat wandten einige Manufakturen in der Mitte des 18. Jahrhunderts für gewisse einfache Operationen, welche aber Fabrikgeheimnisse bildeten, mit Vorliebe halbe Idioten an." 69)
"Der Geist der großen Mehrzahl der Menschen", sagt A. Smith, "entwickelt sich notwendig aus und an ihren Alltagsverrichtungen. Ein Mensch, der sein ganzes Leben in der Verrichtung weniger einfacher Operationen verausgabt... hat keine Gelegenheit, seinen Verstand zu üben... Er wird im allgemeinen so stupid und unwissend, wie es für eine menschliche Kreatur möglich ist."
Nachdem Smith den Stumpfsinn des Teilarbeiters geschildert, fährt er fort:
"Die Einförmigkeit seines stationären Lebens verdirbt natürlich auch den Mut seines Geistes... Sie zerstört selbst die Energie seines Körpers und verunfihigt ihn, seine Kraft schwunghaft und ausdauernd anzuwenden, außer in der Detaübeschäftigung, wozu er herangezogen ist. Sein Geschick in seinem besondren Gewerke scheint so erworben auf Kosten seiner intellektuellen, sozialen und kriegerischen Tugenden. Aber in jeder industriellen und zivilisierten Gesellschaft ist dies der Zustand, worin der arbeitende Arme (the labouring poor), d.h. die große Masse des Volks notwendig verfallen muß." 70)
für ihn selbst zu vermehren, hat sich fast überall ihm gegenübergestellt... Kenntnis wird ein Instrument, fähig, von der Arbeit getrennt und ihr entgegen zu werden." (W. Mompson, An Inquiry into the Principles of the Distribution of Wealth", London 1824, p. 274.) 68) A. Ferguson, l.c.p. 280. 69) J. D. Tuckett, "A History of the Past and Present State of the Labouring Population", London 1846, v.I,p. 148. 70) A. Smith, "Wealth of Nations", b.V, ch. I, art. II. Als Schüler A. Fergmons, der die nachteiligen Folgen der Teilung der Arbeit entwickelt hatte, war A. Smith über diesen Punkt durchaus klar. Im Eingang seines Werks, wo die Teilung der Arbeit ex professo gefeiert wird, deutet er sie nur vorübergehend als Quelle der gesellschaftlichen Ungleichheiten an. Erst im 5. Buch über das Staatseinkommen reproduziert er Ferguson.
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Um die aus der Teilung der Arbeit entspringende völlige Verkümmerung der Volksmasse zu verhindern, empfiehlt A. Smith Volksuntenicht von Staats wegen, wenn auch in vorsichtig homöopathischen Dosen. Konsequent polermisiert dagegen sein französischer Übersetzer und Kommentator, G. Garnier, der sich unter dem ersten französischen Kaisertum naturgemäß zum Senator entpuppte. Volksunterricht verstoße wider die ersten Gesetze der Teilung der Arbeit und mit demselben "proskribiere man unser ganzes Gesellschaftssystem".
"Wie alle andren Teilungen der Arbeit", sagte er, "wird die zwischen Handarbeit und Verstandesarbeit 71) ausgesprochner und entschiedner im Maße, wie die Gesellschaft" (er wendet richtig diesen Ausdruck an für das Kapital, das Grundeigentum und ihren Staat) "reicher wird. Gleich jeder andren ist diese Teilung der Arbeit eine Wirkung vergangner und eine Ursache künftiger Fortschritte... Darf die Regierung denn dieser Teilung der Arbeit entgegenwirken und sie in ihrem naturgemäßen Gang aufhalten? Darf sie einen Teil der Staatseinnahme zum Versuch verwenden, zwei Klassen von Arbeit, die ihre Teilung und Trennung erstreben, zu verwirren und zu vermischen?" 72)
Eine gewisse geistige und körperliche Verkrüppelung ist unzertrennlich selbst von der Teilung der Arbeit im ganzen und großen der Gesellschaft. Da aber die Manufakturperiode diese gesellschaftliche Zerspaltung der Arbeitszweige viel weiter führt, andrerseits erst mit der ihr eigentümlichen Teilung das Individuum an seiner Lebenswurzel ergreift, liefert sie auch zuerst das Material und den Anstoß zur industriellen Pathologie. 73)
Ich habe in "Misère de la Philosophie" das Nötige über das historische Verhältnis von Ferguson, A. Smith, Lemontey und Say in ihrer Kritik der Teilung der Arbeit gegeben und dort auch zuerst die manufakturmäßige Teilung der Arbeit als spezifische Form der kapitalistischen Produktionsweise dargestellt. l.c.. 122 sq. 1*)) 71) Ferguson sagt bereits l.c.p. 281: "Und das Denken selbst kann in diesem Zeitalter der Arbeitsteilungen zu einem besonderen Gewerbe werden." 72) G. Garnier, t.V seiner Übersetzung, p. 4-5. 73) Ramazzini, Professor der praktischen Medizin zu Padua, veröffentlichte 1713 sein Werk "De morbis artificum", 1777 ins Französische übersetzt, wieder abgedruckt 1841 in der Encyclopédie des Sciences Médicales. 7me Div. Auteurs Classiques". Die Periode der großen Industrie hat seinen Katalog der Arbeiterkrankheiten natürlich sehr vermehrt. Siehe u.a. "Hygiène physique et morale de l'ouvrier dans les grandes villes en général, et dans la ville de Lyon en particulier". Par le Dr. A. L. Fonteret Paris 1858, und [R. H. Rohatzsch,] "Die Krankheiten, welche verschiednen Ständen, Altern und Geschlechtern eigentümlich sind", 6 Bände, Ulm 1840. Im Jahre 1854
1*) Siehe Band 4 unserer Ausgabe, S. 145-147
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"Einen Menschen unterabteilen, heißt ihn hinrichten, wenn er das Todesurteil verdient, ihn meuchelmorden, wenn er es nicht verdient. Die Unterabteilung der Arbeit ist der Meuchelmord eines Volks." 74)
Die auf Teilung der Arbeit beruhende Kooperation oder die Manufaktur ist in ihren Anfängen ein naturwüchsiges Gebild. Sobald sie einige Konsistenz und Breite des Daseins gewonnen wird sie zur bewußten, planmäßigen und systematischen Form der kapitalistischen Produktionsweise. Die Geschichte der eigentlichen Manufaktur zeigt, wie die ihr eigentümliche Teilung der Arbeit zunächst erfahrungsmäßig, gleichsam hinter dem Rücken der handelnden Personen, die sachgemäßen Formen gewinnt, dann aber, gleich dem zünftigen Handwerke, die einmal gefundne Form traditionell festzuhalten strebt und in einzelnen Fällen j)ahrhundertlang festhält. Ändert sich diese Form, so, außer in Nebendingen, immer nur infolge einer Revolution der Arbeitsinstrumente. Die moderne Manufaktur - ich spreche hier nicht von der auf Maschinerie beruhenden großen Industrie - findet entweder, wie z.B. die Kleidermanufaktur, in den großen Städten, wo sie entsteht, die disjecta membra poetae [108] bereits fertig vor und hat sie nur aus ihrer Zerstreuung zu sammeln, oder das Prinzip der Teilung liegt auf flacher Hand, indem einfach die verschiednen Verrichtungen der handwerksmäßigen Produktion (z.B. beim Buchbinden) besondren Arbeitern ausschließlich angeeignet werden. Es kostet noch keine Woche Erfahrung, in solchen Fällen die Verhältniszahl zwischen den für jede Funktion nötigen Händen zu finden. 75)
ernannte die Society of Arts [109] eine Untersuchungskommission über industrielle Pathologie. Die Liste der von dieser Kommission gesammelten Dokumente findet man im Katalog des "Twickenham Economic Museum". Sehr wichtig die offiziellen "Reports on Public Health". Sieh auch Eduard Reich. M.D., "Ueber die Entartung des Menschen", Erlangen 1868. 74) "To subdivide a man is to execute him, if he deserves the sentence, to assassinate him, if he does not... the subdivision of labeur is the assassination of a people." (D. Urquhart, "Familiar Words", London 1855, p. 119.) Hegel hatte sehr ketzerische Ansichten über die Teilung der Arbeit. Unter gebildeten Menschen kann man zunächst solche verstehn, die alles machen können, was andre tun", sagt er in seiner Rechtsphilosophie. [107] 75) Der gemütliche Glaube an das Erfindungsgenie, das der einzelne Kapitalist in der Teilung der Arbeit a priori ausübe, findet sich nur noch bei deutschen Professoren, wie Herrn Roscher z.B., der dem Kapitalisten, aus dessen Jupiterhaupt die Teilung der Arbeit fertig hervorspringe, zum Dank "diverse Arbeitslöhne" widmet. Die größre oder geringre Anwendung der Teilung der Arbeit hängt von der Länge der Börse ab, nicht von der Größe des Genies.
#386# IV. Abschnitt - Die Produktion des relativen Mehrwerts --

Die manufakturmäßige Teilung der Arbeit schafft durch Analyse der handwerksmäßigen Tätigkeit, Spezifizierung der Arbeitsinstrumente, Bildung der Teilarbeiter, ihre Gruppierung und Kombination in einem Gesamtmechanismus die qualitative Gliederung und quantitative Proportionalität gesellschaftlicher Produktionsprozesse, also eine bestimmte Organisation gesellschaftlicher Arbeit und entwickelt damit zugleich neue, gesellschaftliche Produktivkraft der Arbeit. Als spezifisch kapitalistische Form des gesellschaftlichen Produktionsprozesses - und auf den vorgefundnen Grundlagen konnte sie sich nicht anders als in der kapitalistischen Form entwickeln - ist sie nur eine besondre Methode, relativen Mehrt zu erzeugen oder die Selbstverwertung des Kapitals - was man gesellschaftlichen Reichtum, "Wealth of Nations" usw. nennt - auf Kosten der Arbeiter zu erhöhn. Sie entwickelt die gesellschaftliche Produktivkraft der Arbeit nicht nur für den Kapitalisten, statt für den Arbeiter, sondern durch die Verkrüpplung des individuellen Arbeiters. Sie produziert neue Bedingungen der Herrschaft des Kapitals über die Arbeit. Wenn sie daher einerseits als historischer Fortschritt und notwendiges Entwicklungsmoment im ökonomischen Bildungsprozeß der Gesellschaft erscheint, so andrerseits als ein Mittel zivilisierter und raffinierter Exploitation. Die politische Ökonomie, die als eigne Wissenschaft erst in der Manufakturperiode aufkommt, betrachtet die gesellschaftliche Teilung der Arbeit überhaupt nur vom Standpunkt der manufakturmäßigen Teilung der Arbeit 76), als Mittel, mit demselben Quantum Arbeit mehr Ware zu produzieren, daher die Waren zu verwohlfeilern und die Akkumulation des Kapitals zu beschleunigen. Im strengsten Gegensatz zu dieser Akzentuierung der Quantität und des Tauschwerts halten sich die Schriftsteller des klassischen Altertums ausschließlich an Qualität und Gebrauchswert. 77) Infolge
76) Mehr als A. Smith fixieren ältere Schriftsteller, wie Petty, wie der anonyme Verfasser der "Advantages of the East-India Trade" etc., den kapitalistischen Charakter der manufakturmäßigen Teilung der Arbeit. 77) Ausnahme unter den Modernen bilden einige Schriftsteller des 18. Jahrhunderts, die in bezug auf Teilung der Arbeit fast nur den Alten nachsprechen, wie Beccaria und James Harris. So Beccaria: "Jedem beweist seine eigne Erfahrung, daß, wenn man Hand und Geist immer derselben Art von Arbeiten und Produkten zuwendet, man diese leichter, reichlicher und besser herstellt, als wenn jeder einzeln für sich das, was er benötigt, herstellen werde... Auf diese Weise teilen sich die Menschen zum Nutzen der Allgemeinheit und zu ihrem eignen Vorteil in verschiednen Klassen und Stände." (Cesare Beccaria, Elementi di Econ. Publica", ed. Custodi, Part. Moderna, t.XI, p. 28.) James, später Earl of Malmesbury, berühmt durch die "Diaries" über seine Gesandtschaft
#387# 12. Kapitel - Teilung der Arbeit und Manufaktur --

der Scheidung der gesellschaftlichen Produktionszweige werden die Waren besser gemacht, die verschiednen Triebe und Talente der Menschen wählen sich entsprechende Wirkungssphären 78), und ohne Beschränkung ist nirgendwo Bedeutendes zu leisten. 79) Also Produkt und Produzent werden verbessert durch die Teilung der Arbeit. Wird gelegentlich auch das Wachstum der Produktenmasse erwähnt, so nur mit Bezug auf die größre Fülle des Gebrauchswerts. Es wird mit keiner Silbe des Tauschwerts, der Verwohlfeilerung der Waren gedacht. Dieser Standpunkt des Gebrauchswerts herrscht sowohl bei Plato 80), der die Teilung der Arbeit als
in Petersburg, selbst in einer Note zu seinem "Dialogue concerning Happiness", London 1741 [109], später wieder abgedruckt in "Three Treatises etc.", 3. ed., Lond. 1772: Der ganze Beweis dafür, daß die Gesellschaft etwas Natürliches ist" (nämlich durch die "Teilung der Beschäftigungen"), ist dem zweiten Buch von Platos 'Republik' entnommen." 78) So in der Odysee, XIV, 228: Denn ein andrer Mann ergötzt sich auch an andren Arbeiten" und Archilochus beim Sextus Empiricus: "Jeder erquickt seinen Sinn bei andrer Arbeit." [110] 79)"????' ???????? ????, ????? ?' ???????? ?????." 1*) - Der Athenienser fehlte sich als Warenproduzent dem Spartaner überlegen, weil dieser im Krieg wohl über Menschen, nicht aber über Geld verfügen könne, wie Thukydides den Perikles sagen läßt in der Rede, worin er die Athenienser zum Peloponnesischen Krieg aufstachelt: "Mit ihren Körpern Krieg zu führen sind die Selbstwirtschaftenden eher bereit als mit Geld." (Thuk., l.I,c. 141.) Dennoch blieb ihr Ideal, auch in der materiellen Produktion, die ????????? 2*), die der Teilung der Arbeit gegenübersteht, denn bei diesen gibt es Wohlstand, bei jenen aber auch die Unabhängigkeit". Man muß dabei erwägen, daß es noch zur Zeit des Sturzes der 30 Tyrannen [111] keine 5000 Athener ohne Grundeigentum gab. 80) Plato entwickelt die Teilung der Arbeit innerhalb des Gemeinwesens aus der Vielseitigkeit der Bedürfnisse und der Einseitigkeit der Anlagen der Individuen. Hauptgesichtspunkt bei ihm, daß der Arbeiter sich nach dem Werk richten müsse, nicht das Werk nach dem Arbeiter, was unvermeidlich, wenn er verschiedne Künste zugleich, also eine oder die andre als Nebenwerk treibe. "Denn die Arbeit will nicht warten auf die freie Zeit dessen, der sie macht, sondern der Arbeiter muß sich an die Arbeit halten, aber nicht in leichtfertiger Weise. - Dies ist notwendig. - Daraus folgt also, daß man mehr von allem verfertigt und sowohl schöner als auch leichter, wenn einer nur eine Sache macht, seiner natürlichen Begabung gemäß und zur richtigen Zeit, frei von andern Geschäften." ("De Republica", II, 2. ed., Baiter, Orelli etc.) Ähnlich bei Thukydides, l.c.c. 142: "Das Seewesen ist eine Kunst so sehr wie irgend etwas andres und kann nicht bei etwa vorkommenden Fällen als Nebenwerk betrieben werden, sondern --#

1*) "Viele Arbeiten konnt' er, doch alle konnt' er schlecht." -2*) Autarkie
#388# IV. Abschnitt - Die Produktion des relativen Mehrwerts --

Grundlage der gesellschaftlichen Scheidung der Stände behandelt, als bei Xenophon 81), der mit seinem charakteristisch bürgerlichen Instinkt schon der Teilung der Arbeit innerhalb einer Werkstatt näher rückt. Platos Republik [112], soweit in ihr die Teilung der Arbeit als das gestaltende Prinzip des Staats entwickelt wird, ist nur atheniensische Ideallsierung des ägyptischen Kastenwesens, wie Ägypten als industrielles Musterland auch andren seiner Zeitgenossen gilt, z.B. dem Isokrates 82), und diese Bedeutung
vielmehr nichts andres neben ihm als Nebenwerk." Muß das Werk, sagt Plato, auf den Arbeiter warten, so wird oft der kritische Zeitpunkt der Produktion verpaßt und das Machwerk verdorben, "????? ?????? ?????????" 1*). Dieselbe platonische Idee findet man wieder im Protest der englischen Bleichereibesitzer gegen die Klausel des Fabrikakts, die eine bestimmte Eßstunde für alle Arbeiter festsetzt. Ihr Geschäft könne sich nicht nach den Arbeitern richten, denn von den verschiedenen Operationen des Absengens, Waschens, bleichens, Mangelns, Pressens und Färbens kann keine in einem bestimmten Augenblick ohne Gefahr der Schädigung abgebrochen werden... Das Erzwingen derselben Essensstunde für alle Arbeiter kann gelegentlich wertvolle Güter dadurch in Gefahr bringen, daß der Arbeitsprozeß nicht beendet wird." Le platonisme où va-t-il se nicher! 2*) 81) Xenophon erzählt, es sei nicht nur ehrenvoll, Speisen von der Tafel des Perserkönigs zu erhalten, sondern diese Speisen seien auch viel schmackhafter als andre. "Und dies ist nichts Wunderbares, denn wie die übrigen Künste in den großen Städten besonders vervollkommnet sind, ebenso werden die königlichen Speisen ganz eigens zubereitet. Denn in den kleinen Städten macht derselbe Bettstelle, Türe, Pflug, Tisch; oft baut er obendrein noch Häuser und ist zufrieden, wenn er selbst so eine für seinen Unterhalt ausreichende Kundschaft findet. Es ist rein unmöglich, daß ein Mensch, der so vielerlei treibt, alles gut mache. In den großen Städten aber, wo jeder einzelne viele Käufer findet, genügt auch ein Handwerk, um seinen Mann zu nähren. Ja oft gehört dazu nicht einmal ein ganzes Handwerk, sondern der eine macht Mannsschuhe, der andre Weiberschuhe. Hier und da lebt einer bloß vom Nähen, der andre vom Zuschneiden der Schuhe; der eine schneidet bloß Kleider zu, der andre setzt die Stücke nur zusammen. Notwendig ist es nun, daß der Vechter der einfachsten Arbeit sie unbedingt auch am besten macht. Ebenso steht's mit der Kochkunst." (Xen., "Cyrop.", l.VIII,c. 2.) Die zu erzielende Güte der Gebrauchswerts wird hier ausschließlich fixiert, obgleich schon Xenophon die Stufenleiter der Arbeitsteilung vorn Umfang des Markts abhängig weiß. 82) "Er" (Busiris) teilte alle inbesondere Kasten... befahl, daß immer die nämlichen die gleichen Geschäfte treiben sollten, weil er wußte, daß die, welche mit ihren Beschäftigungen wechseln, in keinem Geschäft gründlich werden; die aber, welche beständig --#

1*) "die rechte Zeit für die Arbeit geht verloren" - 2*) Wo wird der Platonismus sich noch überall einnisten!
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selbst noch für die Griechen der römischen serzeit behielt. 83) Während der eigentlichen Manufakturperiode, d.h. der Periode, worin die Manufaktur die herrschende Form der kapitalistischen Produktionsweise, stößt die volle Ausführung ihrer eignen Tendenzen auf vielseitige Hindernisse. Obgleich sie, wie wir sahen, neben der hierarchischen Gliederung der Arbeiter eine einfache Scheidung zwischen geschickten und ungeschickten Arbeitern schafft, bleibt die Zahl der letztren durch den überwiegenden Einfluß der erstren sehr beschränkt. Obgleich sie die Sonderoperationen dem verschiednen Grad von Reife, Kraft und Entwicklung ihrer lebendigen Arbeitsorgane anpaßt und daher zu produktiver Ausbeutung von Weibern und Kindern drängt, scheitert diese Tendenz im großen und ganzen an den Gewohnheiten und dem Widerstand der männlichen Arbeiter. Obgleich die Zersetzung der handwerksmäßigen Tätigkeit die, Bildungskosten und daher den Wert der Arbeiter senkt, bleibt für schwierigere Detallarbeit eine längre Erlernungszeit nötig und wird auch da, wo sie vom Überfluß, eifersüchtig von den Arbeitern aufrechterhalten. Wir finden z.B. in England die laws of apprenticeship 1*) mit ihrer siebenjährigen Lernzeit bis zum Ende der Manufakturperiode in Vollkraft und erst von der großen Industrie über Haufen geworfen. Da das Handwerksgeschick die Grundlage der Manufaktur bleibt und der in ihr funktionierende Gesamtmechanismus kein von den Arbeitern selbst unabhängiges objektives Skelett besitzt, ringt das Kapital beständig mit der Insubordination der Arbeiter.
"Die Schwäche der menschlichen Natur", ruft Freund Ure aus, "ist so groß, daß der Arbeiter, je geschickter, desto eigenwilliger und schwieriger zu behandeln wird und folglich dem Gesamtmechanismus durch seine rappelköpfigen Launen schweren Schaden zufügt."
bei denselben Beschäftigungen bleiben, jedes aufs vollendetste zustande bringen. Wirklich werden wir auch finden, daß sie in Beziehung auf Künste und Gewerbe ihre Rivalen mehr übertroffen haben als sonst der Meister den Stümper und in Beziehung auf die Einrichtung, wodurch sie die Königsherrschaft und übrige Staatsverfassung erhalten, so voiuefflich sind, daß die berühmten Philosophen, welche darüber zu sprechen unternehmen, die Staatsverfassung Ägyptens vor andren lobten.! (Isokr., "Busiris", c. 8.) 83) cf. Diod. Sic. 84) Ure, l.c.p. 20. --#

1*) Lehrlingsgesetze
#390# IV. Abschnitt - Die Prodt&ion des relativen Mehrwerts --

Durch die ganze Manufakturperiode läuft daher die Klage über den Disziplinmangel der Arbeiter. 85) Und hätten wir nicht die Zeugnisse gleichzeitiger Schriftsteller, die einfachen Tatsachen, daß es vom 16. Jahrhundert bis zur Epoche der großen Industrie dem Kapital mißlingt, sich der ganzen disponiblen Arbeitszeit der Manufakturarbeiter zu bemächtigen, daß die Manufakturen kurzlebig sind und mit der Ein- oder Auswandrung der Arbeiter ihren Sitz in dem einen Land verlassen und in dem andren auf schlagen, würden Bibliotheken sprechen. "Ordnung muß auf die eine oder die andre Weise gestiftet werden", ruft 1770 der wiederholt zitierte Verfasser des "Essay on Trade and Commerce". Ordnung, hallt es 66 Jahre später zurück aus dem Mund des Dr. Andrew Ure, "Ordnung" fehlte in der auf "dem scholastischen Dogma der Teilung der Arbeit" beruhenden Manufaktur, und "Arkwright schuf die Ordnung". Zugleich konnte die Manufaktur die gesellschaftliche Produktion weder in ihrem ganzen Umfang ergreifen noch in ihrer Tiefe umwälzen. Sie gipfelte als ökonomisches Kunstwerk auf der breiten Grundlage des städtischen Handwerks und der ländlich häuslichen Industrie. Ihre eigne enge technische Basis trat auf einem gewissen Entwicklungsgrad mit den von ihr selbst geschaffnen Produktionsbedürfnissen in Widerspruch. Eins ihrer vollendetsten Gebilde war die Werkstatt zur Produktion der Arbeitsinstrumente selbst, und namentlich auch der bereits angewandten komplizierteren mechanischen Apparate.
".Ein solches Atelier", sagt Ure, "bot dem Auge die Teilung der Arbeit in ihren mannigfachen Abstufungen. Bohrer, Meißel, Drechselbank hatten jede ihre eignen Arbeiter, hierarchisch gegliedert nach dem Grad ihrer Gecklichkeit." [113]
Dies Produkt der manufakturmäßigen Teilung der Arbeit produzierte seinerseits - Maschinen. Sie heben die handwerksmäßige Tätigkeit als das regelnde Prinzip der gesellschaftlichen Produktion auf. So wird einerseits der technische Grund der lebenslangen Annexation des Arbeiters an eine Teilfunktion weggeräumt. Andrerseits fallen die Schranken, welche dasselbe Prinzip der Herrschaft des Kapitals noch auferlegte.
85) Das im Text Gesagte gilt viel mehr für England als für Frankreich und mehr für Frankreich als Holland.
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DREIZEHNTES KAPITEL

Maschinerie und große Industrie

1. Entwicklung der Maschinerie

John Stuart Mill sagt in seinen "Prinzipien der politischen Ökonomie":
"Es ist fraglich, ob alle bisher gemachten mechanischen Erfindungen die Tagesmühe irgendeines menschlichen Wesens erleichtert haben." 86)
Solches ist jedoch auch keineswegs der Zweck der kapitalistisch verwandten Maschinerie. Gleich jeder andren Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit soll sie Waren verwohlfeilern und den Teil des Arbeitstags, den der Arbeiter für sich selbst braucht, verkürzen, um den andren Teil seines Arbeitstags, den er dem Kapitalisten umsonst gibt, zu verlängern. Sie ist Mittel zur Produktion von Mehrwert. Die Umwälzung der Produktionsweise nimmt in der Manufaktur die Arbeitskraft zum Ausgangspunkt, in der großen Industrie das Arbeitsmittel. Es ist also zunächst zu untersuchen, wodurch das Arbeitsmittel aus einem Werkzeug in eine Maschine verwandelt wird oder wodurch sich die Maschine vom Handwerksinstrument unterscheidet. Es handelt sich hier nur um große, allgemeine Charakterzüge, denn abstrakt strenge Grenzlinien scheiden ebensowenig die Epochen der Gesellschafts- wie die der Erdgeschichte. Mathematiker und Mechaniker - und man findet dies hier und da von englischen Ökonomen wiederholt - erklären das Werkzeug für eine einfache
86) "It is questionable, if all the mechanical inventions yet made have lightened the day's toil of any human being." Mill hätte sagen sollen, "of any human being not fed by other people's labour" 1*), denn die Maschinerie hat unstreitig die Zahl der vornehmen Müßiggänger sehr vermehrt. --#

1*) "irgendeines menschlichen Wesens, das nicht von andrer Leute Arbeit lebt"
#392# IV. Abschnitt - Die Produktion des relativen Mehrwerts --

Maschine und die Maschine für ein zusammengesetztes Werkzeug. Sie sehn hier keinen wesentlichen Unterschied und nennen sogar die einfachen mechanischen Potenzen, wie Hebel, schiefe Ebne, Schraube, Keil usw. Maschinen. 87) In der Tat besteht jede Maschine aus jenen einfachen Potenzen, wie immer verkleidet und kombiniert. Vom ökonomischen Standpunkt Jedoch taugt die Erklärung nichts, denn ihr fehlt das historische Element. Andrerseits sucht man den Unterschied zwischen Werkzeug und Maschine darin, daß beim Werkzeug der Mensch die Bewegungskraft, bei der Maschine eine von der menschlichen verschiedne Naturkraft, wie Tier, Wasser, Wind usw. 88) Danach wäre ein mit Ochsen bespannter Pflug, der den verschiedensten Produktionsepochen angehört, eine Maschine, Claussens Circular Loom 1*), der von der Hand eines einzigen Arbeiters bewegt, 96000 Maschen in einer Minute verfertigt, ein bloßes Werkzeug. Ja, derselbe loom wäre Werkzeug, wenn mit der Hand, und Maschine, wenn mit Dampf bewegt. Da die Anwendung von Tierkraft eine der ältesten Erfindungen der Menschheit, ginge in der Tat die Maschinenproduktion der Handwerksproduktion voraus. Als John Wyatt 1735 seine Spinnmaschine und mit ihr die industrielle Revolution des 18. Jahrhunderts ankündigte, erwähnte er mit keinem Wort, daß statt eines Menschen ein Esel die Maschine treibe, und dennoch fiel diese Rolle dem Esel zu. Eine Maschine, "um ohne Finger zu spinnen", lautete sein Programm. 89)
87) Sieh z.B. Huttons "Course of Mathematics". 88) "Von diesem Gesichtspunkt aus läßt sich denn auch eine scharfe Grenze zwischen Werkzeug und Maschine ziehn: Spaten, Hammer, Meißel usw., Hebel- und Schraubenwerke, für welche, mögen sie übrigens noch so künstlich sein, der Mensch die bewegende Kraft ist... dies alles fällt unter den Begriff des Werkzeugs; während der Pflug mit der ihn bewegenden Tierkraft, Wind- usw. Mühlen zu den Maschinen zu zählen sind." (Wilhelm Schulz, Die Bewegung der Produktion", Zürich 1843, p. 38.) Eine in mancher Hinsicht lobenswerte Schrift. 89) Schon vor ihm wurden, wenn auch sehr unvollkommene, Maschinen zum Vorspinnen angewandt, wahrscheinlich zuerst in Italien. Eine kritische Geschichte der Technologie würde überhaupt nachweisen, wie wenig irgendeine Erfindung des 18. Jahrhunderts einem einzelnen Individuum gehört. Bisher existiert kein solches Werk. Darwin hat das Interesse auf die Geschichte der natürlichen Technologie gelenkt, d.h. auf die Bildung der Pflanzen- und Tierorgane als Produktionsinstrumente für das Leben der Pflanzen und Tiere. Verdient die Bildungsgeschichte der produktiven Organe des Gesellschaftsmenschen, der materiellen Basis jeder besondren Gesellschaftsorganisation, --#

1*) Rundwebstuhl
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Alle entwickelte Maschinerie besteht aus drei wesentlich verschiednen Teilen, der Bewegungsmaschine, dem Transmissionsmechanismus, endlich der Werkzeugmaschine oder Arbeitsmaschine. Die Bewegungsmaschine wirkt als Triebkraft des ganzen Mechanismus. Sie erzeugt ihre eigne Bewegungskraft, wie die Dampfmaschine, kalorische Maschine [114], elektro-magnetische Maschine usw., oder sie empfängt den Anstoß von einer schon fertigen Naturkraft außer ihr, wie das Wasserrad vom Wassergefäll, der Windflügel vom Wind usw. Der Transmissionsmechanismus, zusammengesetzt aus Schwungrädern, Treibwellen, Zahnrädern, Kreiselrädern, Schäften, Schnüren, Riemen, Zwischengeschirr und Vorgelege der verschiedensten Axt, regelt die Bewegung, verwandelt, wo es nötig, ihre Form, z.B. aus einer perpendikulären in eine kreisförmige, verteilt und überträgt sie auf die Werkzeugmaschinerie. Beide Teile des Mechanismus sind nur vorhanden, um der Werkzeugmaschine die Bewegung mitzuteilen, wodurch sie den Arbeitsgegenstand anpackt und zweckgemäß verändert. Dieser Teil der Maschinerie, die Werkzeugmaschine, ist es, wovon die industrielle Revolution im 18. Jahrhundert ausgeht. Sie bildet noch jeden Tag von neuem den Ausgangspunkt, sooft Handwerksbetrieb oder Manufakturbetrieb in Maschinenbetrieb übergeht. Sehn wir uns nun die Werkzeugmaschine oder eigentliche Arbeitsmaschine näher an, so erscheinen im großen und ganzen, wenn auch oft in sehr modifizierteir Form, die Apparate und Werkzeuge wieder, womit der Handwerker und Manufakturarbeiter arbeitet, aber statt als Werkzeuge des Menschen jetzt als Werkzeuge eines Mechanismus oder als mechanische. Entweder ist die ganze Maschine nur eine mehr oder minder veränderte mechanische Ausgabe des alten Handwerksinstiruments, wie bei
nicht gleiche Aufmerksamkeit? Und wäre sie nicht leichter zu liefern, da, wie Vico sagt, die Menschengeschichte sich dadurch von der Naturgeschichte unterscheidet, daß wir die eine gemacht und die andre nicht gemacht haben? Die Technologie enthüllt das aktive Verbalten des Menschen zur Natur, den unmittelbaren Produktionsprozeß seines Lebens, damit auch seiner gesellschaftlichen Lebensverhältnisse und der ihnen entquellenden geistigen Vorstellungen. Selbst alle Religionsgeschichte, die von dieser materiellen Basis abstrahiert, ist - unkritisch. Es ist in der Tat viel leichter, durch Analyse den irdischen Kern der religiösen Nebelbildungen zu finden, als umgekehrt, aus den jedesmaligen wirklichen Lebensverhältnissen ihre verhimmelten Formen zu entwickeln. Die letztre ist die einzig materialistische und daher wissenschaftliche Methode. Die Mängel des abstrakt naturwissenschaftlichen Materialismus, der den geschichtlichen Prozeß ausschließt, ersieht man schon aus dem abstrakten und ideologischen Vorstellungen seiner Wortführer, sobald sie sich über ihre Spezialität hinaumswagen.
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dem mechanischen Webstuhl 90), oder die am Gerüst der Arbeitsmaschine angebrachten tätigen Organe sind alte Bekannte, wie Spindeln bei der Spinnmaschine, Nadeln beim Strumpfwirkerstuhl, Sägeblätter bei der Sägemaschine, Messer bei der Zerhackmaschine usw. Der Unterschied dieser Werkzeuge von dem eigentlichen Körper der Arbeitsmuchine erstreckt sich bis auf ihre Geburt. Sie werden nämlich immer noch großenteils handwerksmäßig oder manufakturmäßig produziert und später erst an den maschinenmäßig produzierten Körper der Arbeitsmaschine befestigt. 91) Die Werkzeugmaschine ist also ein Mechanismus, der nach Mitteillung der entsprechenden Bewegung mit seinen Werkzeugen dieselben Operationen verrichtet, welche früher der Arbeiter mit ähnlichen Werkzeugen verrichtete. Ob die Triebkraft nun vom Menschen ausgeht oder selbst wieder von einer Maschine, ändert am Wesen der Sache nichts. Nach Übertragung des eigentlichen Werkzeugs vom Menschen auf einen Mechanismus tritt eine Maschine an die Stelle eines bloßen Werkzeugs. Der Unterschied springt sofort ins Auge, auch wenn der Mensch selbst noch der erste Motor bleibt. Die Anzahl von Arbeitsinstrumenten, womit er gleichzeitig wirken kann, ist durch die Anzahl seiner natürlichen Produktionsinstrumente, seiner eignen körperlichen Organe, beschränkt. Man versuchte in Deutschland erst einen Spinner zwei Spinnräder treten, ihn also gleichzeitig mit zwei Händen und zwei Füßen arbeiten zu lassen. Dies war zu anstrengend. Später erfand man ein Tretspinnrad mit zwei Spindeln, aber die Spinnvirtuosen, die zwei Fäden gleichzeitig spinnen konnten, waren fast so selten als zweiköpfige Menschen. Die Jenny [115] spinnt dagegen von vornherein mit 12-18 Spindeln, der Strumpfwirkerstuhl strickt mit viel 1000 Nadeln auf einmal usw. Die Anzahl der Werkzeuge, womit dieselbe Werkzeugmaschine gleichzeitig spielt, ist von vornherein emanzipiert von der organischen Schranke, wodurch das Handwerkszeug eines Arbeiters beengt wird. An vielem Handwerkszeug besitzt der Unterschied zwischen dem
90) "Namentlich in der ursprünglichen Form des mechanischen Webstuhls erkennt man den alten Webstuhl auf den ersten Blick wieder. Wesentlich verändert erscheint er in seiner modernen Form. 91) Erst seit ungefähr 1850 wird ein stets wachsender Teil der Werkzeuge der Arbeitsmaschinen maschinenmäßig in England fabriziert, obgleich nicht von denselben Fabrikanten, welche die Maschinen selbst machen. Maschinen zur Fabrikation solcher mechanischen Werkzeuge sind z.B. die automatic bobbin-making engine, card-setting engine, Maschinen zum Machen der Weberlitzen, Maschinen zum Schmieden von mule und throstle Spindeln.
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Menschen als bloßer Triebkraft und als Arbeiter mit dem eigentlichen Operateur eine sinnlich besonderte Existenz. Z.B. beim Spinnrad wirkt der Fuß nur als Triebkraft, während die Hand, die an der Spindel arbeitet, zupft und dreht, die eigentliche Spinnoperation verrichtet. Grade diesen letzten Teil des Handwerksinstruments ergreift die industrielle Revolution zuerst und überläßt dem Menschen, neben der neuen Arbeit die Maschine mit seinem Auge zu überwachen und ihre Irrtümer mit seiner Hand zu verbessern, zunächst noch die rein mechanische Rolle der Triebkraft. Werkzeuge dagegen, auf die der Mensch von vornherein nur als einfache Triebkraft wirkt, wie z.B. beim Drehn der Kurbel einer Mühle 92), beim Pumpen, beim Auf- und Abbewegen der Arme eines Blasebalgs, beim Stoßen eines Mörsers etc., rufen zwar zuerst die Anwendung von Tieren, Wasser, Wind 93) als Bewegungskräften hervor. Sie recken sich, teilweise innerhalb, sporadisch schon lange vor der Manufakturperiode zu Maschinen, aber sie revolutionieren die Produktionsweise nicht. Daß sie selbst in ihrer handwerksmäßigen Form bereits Maschinen sind, zeigt sich in der Periode der großen Industrie. Die Pumpen z.B., womit die Holländer 1836/37 den See von Harlem auspumpten, waren nach dem Prinzip gewöhnlicher Pumpen konstruiert, nur daß zyklopische Dampfmaschinen statt der Menschenhände ihre Kolben trieben. Der gewöhnliche und sehr unvollkommne Blasbalg des Grobschmieds wird noch zuweilen in England durch bloße Verbindung seines Arms mit einer Dampfmaschine in eine mechanische Luftpumpe verwandelt. Die Dampfmaschine selbst, wie sie Ende des 17. Jahrhunderts während der Manufakturperiode erfunden ward und bis zum Anfang der 80er Jahre des 18. Jahrhunderts fortexistierte 94),
92) Moses von Ägypten sagt: "Du sollst dem Ochsen, der drischt, nicht das Maul verbinden." [116] Die christlich germanischen Philanthropen legten dagegen dem Leibeignen, den sie als Triebkraft zum Mahlen verwandten, eine große hölzerne Scheibe um den Hals, damit er kein Mehl mit der Hand zum Mund bringen könne. 93) Teils Mangel an lebendigem Wassergefäll, teils Kampf gegen sonstigen Wasserüberfluß zwangen die Holländer zur Anwendung des Winds als Triebkraft. Die Windmühle selbst erhielten sie aus Deutschland, wo diese Erfindung einen artigen Kampf zwischen Adel, Pfaffen und Kaiser hervorrief, wem denn von den drei der Wind "gehöre". Luft macht eigen, hieß es in Deutschland, während der Wind Holland frei machte. Was er hier eigen machte, war nicht der Holländer, sondern der Grund und Boden für den Holländer. Noch 1836 wurden 12 000 Windmühlen von 6000 Pferdekraft in Holland verwandt, um zwei Dritteile des Lmds vor Rückverwandlung in Morast zu schützen. 94) Sie wurde zwar schon verbessert durch Watts erste, sogenannte einfach
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rief keine industrielle Revolution hervor. Es war vielmehr umgekehrt die Schöpfung der Werkzeugmaschinen, welche die revolutionierte Dampfmaschine notwendig machte. Sobald der Mensch, statt mit dem Werkzeug auf den Arbeitsgegenstand, nur noch als Triebkraft auf eine Werkzeugmaschine wirkt, wird die Verkleidung der Triebkraft in menschliche Muskel zufällig und kann Wind, Wasser, Dampf usw. an die Stelle treten. Dies schließt natürlich nicht aus, daß solcher Wechsel oft große technische Ändrungen des ursprünglich für menschliche Triebkraft allein konstruierten Mechanismus bedingt. Heutzutage werden alle Maschinen, die sich erst Bahn brechen müssen, wie Nähmaschinen, Brotbereitungsmaschinen usw., wenn sie den kleinen Maßstab nicht von vornherein durch ihre Bestimmung ausschließen, für menschliche und rein mechanische Triebkraft zugleich konstruiert. Die Maschine, wovon die industrielle Revolution ausgeht, ersetzt den Arbeiter, der ein einzelnes Werkzeug handhabt, durch einen Mechanismus, der mit einer Masse derselben oder gleichartiger Werkzeuge auf einmal operiert und von einer einzigen Triebkraft, welches immer ihre Form, bewegt wird. 95) Hier haben wir die Maschine, aber erst als einfaches Element der maschinenmäßigen Produktion. Die Erweitrung des Umfangs der Arbeitsmaschine und der Zahl ihrer gleichzeitig operierenden Werkzeuge bedingt einen niusenhafteren Bewegungsmechanismus, und dieser Mechanismus zur Überwältigung seines eignen Widerstands eine mächtigere Triebkraft als die menschliche, abgesehn davon, daß der Mensch ein sehr unvollkommnes Produktionsinstrument gleichförmiges und kontinuierlicher Bewegung ist. Vorausgesetzt, daß er nur noch als einfache Triebkraft wirkt, also an die Stelle seines Werkzeugs eine Werkzeugmaschine getreten ist, können Naturkräfte ihn jetzt auch als Triebkraft ersetzen. Von allen aus der Manufakturperiode überlieferten großen Bewegungskiäften war die Pferdekraft die schlechteste, teils weil ein Pferd seinen eignen Kopf hat, teils wegen seiner Kostspieligkeit und des beschränkten Umfangs, worin es in Fabriken allein anwendbar ist. 96) Dennoch wurde das Pferd häufig während der Kinderzeit
wirkende Dampfmaschine, blieb aber in dieser Form bloße Hebemaschine für Wasser und Salzsole. 95) "Die Vereinigung aller dieser einfachen Instrumente durch einen einzigen Motor in Bewegung gesetzt, bildet eine Maschine." (Babbage, l.c.[p. 136.]) 96) John C. Moirton verlas Dezember 1859 in der Society of Arts einen Aufsatz über "die in der Agrikultur angewandten Kräfte". Es heißt darin u.a.: "Jede Verbeßrung,
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der großen Industrie angewandt, wie außer dem Jammer gleichzeitiger Agronomen schon der bis heute überlieferte Ausdruck der mechanischen Kraft in Pferdekraft bezeugt. Der Wind war zu unstet und unkontrollierbar, und die Anwendung der Wasserkraft überwog außerdem in England, dem Geburbort der großen Industrie, schon während der Manufakturperiode. Man hatte bereits im 17. Jahrhundert versucht, zwei Läufer und also auch zwei Mahlgänge mit einem Wasserrad in Bewegung zu setzen. Der geschwollne Umfang des Transmissionsmechanismus geriet aber jetzt in Konflikt mit der nun unzureichenden Wasserkraft, und dies ist einer der Umstände, der zur genauern Untersuchung der Reibungsgesetze trieb. Ebenso führte das ungleichförmige Wirken der Bewegungskraft bei Mühlen, die durch Stoßen und Ziehen mit Schwengeln in Bewegung gesetzt wurden, auf die Theorie und Anwendung des Schwungrads 97), das später eine so wichtige Rolle in der großen Industrie spielt. In dieser Art entwickelte die Manufakturperiode die ersten wissenschaftlichen und technischen Elemente der großen Industrie. Arkwrights Throstlesspinnerei wurde von vornherein mit Wasser getrieben. Indes war auch der Gebrauch der Wasserkraft als herrschender Triebkraft mit erschwerenden Umständen verbunden. Sie konnte nicht beliebig erhöht und ihrem Mangel nicht abgeholfen werden, sie versagte zuweilen und war vor allem rein
welche die Gleichförmigkeit des Bodens fördert macht die Dampfmaschine zur Erzeugung rein mechanischer Kraft anwendbarer... Pferdekraft wird erheischt, wo krumme Hecken und andre Hindernisse gleichförmige Aktion verhindern. Diese Hindernisse schwinden täglich mehr. In Operationen, die mehr Ausübung des Willens und weniger wirkliche Kraft erfordern, ist die durch den menschlichen Geist von Minute zu Minute gelenkte Kraft, also Menschenkraft, allein anwendbar." Herr Morton reduziert dann Dampfkraft, Pferdeft und Menschenkraft auf die bei Dampfmaschinen gewöhnliche Maßeinheit, nämlich die Kraft, 33 000 Pfund in der Minute um einen Fuß zu heben und berechnet die Kosten einer Dampfpferdekraft bei der Dampfmaschine auf 3 d. und beim Pferde auf 5 1/2 d. per Stunde. Ferner kann das Pferd bei voller Erhaltung seiner Gesundheit nur 8 Stunden täglich angewandt werden. Durch Dampfkraft können mindestens 3 von je 7 Pferden auf bebautem Land während des ganzen Jahrs erspart werden, zu einem Kostenpreis, nicht größer als dem der entlaßnen Pferde während der 3 oder 4 Monate, wo sie allein wirklich vernutzt werden. In den Agrikulturoperationen, worin die Dampfkraft angewandt werden kann, verbessert sie endlich, verglichen mit der Pferdekraft, die Qualität des Machwerks. Um das Werk der Dampfmaschine zu verrichten, müßten 66 Arbeiter per Stunde zu zusammen 15 sh., und um das der Pferde zu verrichten, 32 zu zusammen 8 sh per Stunde angewandt werden. 97) Faulhaber, 1625; De Cous, 1688.
#398# IV. Abschnitt - Die Produktion des relativen Mehrwerts --

lokaler Natur. 98) Erst mit Watts zweiter, sog. doppelt wirkender Dampfmaschine war ein erster Motor gefunden, der seine Bewegungskraft selbst erzeugt aus der Verspelsung von Kohlen und Wasser, dessen Kraftpotenz ganz unter menschlicher Kontrolle steht, der mobil und ein Mittel der Lokomotion, städtisch und nicht gleich dem Wasserrad ländlich, die Konzentration der Produktion in Städten erlaubt, statt sie wie das Wasserrad über das Land zu zerstreuen 99), universell in seiner technologischen Anwendung, in seiner Residenz verhältnismäßig wenig durch lokale Umsde bedingt. Das große Genie Watts zeigt sich in der Spezifikation des Patents, das er April 1784 nahm, und worin seine Dampfmaschine nicht als eine Erfindung zu besondren Zwecken, sondern als allgemeiner Agent der großen Industrie geschildert wird. Er deutet hier Anwendungen an, wovon manche, wie z.B. der Dampfhammer, mehr als ein halbes Jahrhundert später erst eingeführt wurden. Jedoch bezweifelte er die Anwendbarkeit der Dampfmaschine auf Seeschiffahrt. Seine Nachfolger, Boulton und Watt, stellten 1851 die kolossalste Dampfmaschine für Ocean steamers 1*) auf der Londoner Industrieausstellung aus. Nachdem erst die Werkzeuge aus Werkzeugen des menschlichen Organismus in Werkzeuge eines mechanischen Apparats, der Werkzeugmaschine, verwandelt, erhielt nun auch die Bewegungsmaschine eine selbständige, von den Schranken menschlicher Kraft völlig emanzipierte Form. Damit sinkt die einzelne Werkzeugmaschine, die wir bisher betrachtet, zu einem bloßen Element der maschinenmäßigen Produktion herab. Eine Bewegungsmaschine konnte jetzt viele Arbeitsmaschinen gleichzeitig treiben.
98) Die moderne Erfindung der Turbinen befreit die industrielle Ausbeutung der Wasserkraft von vielen frühem Schranken. 99) In der Frühzeit der Textilmanufaktur war der Standort der Fabrik von der Existenz eines Wasserlaufs abhängig, der genügend Gefälle hatte, um ein Wasserrad zu drehen; und obwohl nun die Einrichtung der Wassermühlen den Beginn der Auflösung des Systems der Hausindustrie bedeutete, stellten die Mühlen, die notwendigerweise an Wasserläufen gelegen sein mußten und häufig in beträchtlicher Entfernung voneinander standen, eher einen Teil eines ländlichen als eines städtischen Systems dar, erst durch die Einführung der Dampfkraft als Ersatz für den Wasserlauf wurden die Fabriken in Städten und an Orten zuengedrängt, wo Kohle und Wasser, die zur Dampferzeugung benötigt wurden, in ausreichender Menge vorhanden waren. Die Dampfmaschine ist die Mutter der Industriestädte." (A. Redgrave in Reports of the Insp. of Fact. 30th April 1860", p. 36.) --#

1*) Ozeandampfer
#399# 13. Kapitel - chinerie und große Industrie --

Mit der Anzahl der gleichzeitig bewegten Arbeitsmaschinen wächst die Bewegungsmaschine und dehnt sich der Transmissionsmechanismus zu einem weitläufigen Apparat aus. Es ist nun zweierlei zu unterscheiden, Kooperation vieler gleichartiger Maschinen und Maschinensystem. In dem einen Fall wird das ganze Machwerk von derselben Arbeitsmaschine verrichtet. Sie führt alle die verschiednen Operationen aus, welche ein Handwerker mit seinem Werkzeug, z.B. der Weber mit seinem Webstuhl, verrichtete oder welche Handwerker mit verschiednen Werkzeugen, sei es selbständig oder als Glieder einer Manufaktur, der Reihe nach ausführten. 100) Z.B. in der modernen Manufaktur von Briefkuverts faltete ein Arbeiter das Papier mit dem Falzbein, ein andrer legte den Gummi auf, ein dritter schlug die Klappe um, auf welche die Devise aufgedruckt wird, ein vierter bossierte die Devise usw., und bei jeder dieser Teiloperationen mußte jede einzelne Enveloppe die Hände wechseln. Eine einzige Enveloppemaschine verrichtet alle diese Operationen auf einen Schlag und macht 3000 und mehr Enveloppes in einer Stunde. Eine auf der Londoner Industrieausstellung von 1862 ausgestellte amerikanische Maschine zur Bereitung von Papiertüten schneidet das Papier, kleistert, faltet und vollendet 300 Stück per Minute. Der innerhalb der Manufaktur geteilte und in einer Reihenfolge ausgeführte Gesamtprozeß wird hier von einer Arbeitsmaschine vollbracht, die durch Kombination verschiedner Werkzeuge wirkt. Ob nun eine solche Arbeitsmaschine nur mechanische Wiedergeburt eines komplizierteren Handwerkszeuges sei oder Kombination verschiedenartiger, manufakturmäßig partikularisierter einfacher Instrumente - in der Fabrik, d.h. in der auf Maschinenbetrieb gegründeten Werkstatt, erscheint jedesmal die einfache Kooperation wieder, und zwar zunächst (wir sehn hier vom Arbeiter ab) als räumliche Konglomeration gleichartiger und gleichzeitig zusammenwirkender Arbeitsmaschinen. So wird eine Webfabrik durch das Nebeneinander vieler
100) Vom Standpunkt der manufakturmäßigen Teilung war Weben keine einfache, sondern vielmehr eine komplizierte handwerksmäßige Arbeit, und so ist der mechanische Webstuhl eine Maschine, die sehr Mannigfaltiges verrichtet. Es ist überhaupt eine falsche Vorstellung, daß die moderne Maschinerie sich ursprünglich solcher Operationen bemächtigtwelche die manufakurmäßige Teilung der Arbeit vereinfacht hatte. Spinnen und Weben wurden während der Manufakturpetiode in neue Arten gesondert und ihre Werkzeuge verbessert und variiert, aber der Arbeitsprozeß selbst, in keiner Weise geteilt, blieb handwerksmäßig. Es ist nicht die Arbeit, sondern das Arbeitsmittel, wovon die Maschine ausgeht.
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mechanischen Webstühle und eine Nähfabrik durch das Nebeneinander vieler Nähmaschinen in demselben Arbeitsgebäude gebildet. Aber es existiert hier eine technische Einheit, indem die vielen gleichartigen Arbeitsmaschinen gleichzeitig und gleichmäßig ihren Impuls empfangen vom Herzschlag des gemeinsamen ersten Motors, auf sie übertragen durch den Transmissionsmechanismus, der ihnen auch teilweis gemeinsam ist, indem sich nur besondre Ausläufe davon für jede einzelne Werkzeugrnaschine verästeln. Ganz wie viele Werkzeuge die Organe einer Arbeitsmaschine, bilden viele Arbeitsmaschinen jetzt nur noch gleichartige Organe desselben Bewegungsmechanismus. Ein eigentliches Maschinensystem tritt aber erst an die Stelle der einzelnen selbständigen Maschine, wo der Arbeitsgegenstand eine zusammenhängende Reihe verschiedner Stufenprozesse durchläuft, die von einer Kette verschiedenartiger, aber einander ergänzender Werkzeugmaschinen ausgeführt werden. Hier erscheint die der Manufaktur eigentümliche Kooperation durch Teilung der Arbeit wieder, aber jetzt als Kombination von Teilarbeitsmaschinen. Die spezifischen Werkzeuge der verschiednen Teilarbeiter, in der Wollmanufaktur z.B. der Wollschläger, Wollkämmer, Wollscherer, Wollspinner usw., verwandeln sich jetzt in die Werkzeuge spezifizierter Arbeitsmaschinen, von denen jede ein besondres Organ für eine besondre Funktion im System des kombinierten Werkzeugmechanismus bildet. Die Manufaktur selbst liefert dem Maschinensystem in den Zweigen, worin es zuerst eingeführt wird, im großen und ganzen die naturwüchsige Grundlage der Teilung und daher der Organisation des Produktionsprozesses. 101) Indes tritt sofort ein wesentlicher Unterschied ein. In
101) Vor der Epoche der großen Industrie war die Wollmanufaktur die herrschende Manufaktur Englands. In ihr wurden daher während der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts die meisten Experimente gemacht. Der Baumwolle, deren mechanische Verarbeitung minder mühvolle Vorbereitungen erfordert, kamen die an der Schafwolle gemachten Erfahrungen zugut, wie später umgekehrt die mechanische Wollindustrie sich auf Grundlage der mechanischen Baumwollspinnerei und Weberei entwickelt. Einzelne Elemente der Wollmanufaktur sind erst seit den letzten Dezennien dem Fabriksystem einverleibt worden, z.B. das Wollkämmen. "Die Anwendung mechanischer Kraft auf den Prozeß des Wollkämmens.... die seit der Einführung der 'Kämmaschine', speziell der Listerschen, in großem Ausmaß erfolgt..., hatte unzweifelhaft die Wirkung, speziell daß eine große Anzahl von Arbeitern aus der Arbeit geworfen wurde. Wolle wurde vorher mit der Hand gekämmt, zumeist in der Cottage des Kämmers. Jetzt wird sie ganz allgemein in der Fabrik gekämmt, und Handarbeit ist, abgesehen von einigen besonderen Arten von Arbeit, bei denen handgekämmte Wolle noch vorgezogen wird,
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der Manufaktur müssen Arbeiter, vereinzelt oder in Gruppen, jeden besondren Teilprozeß mit ihrem Handwerkszeug ausfahren. Wird der Arbeiter dem Prozeß angeeignet, so ist aber auch vorher der Prozeß dem Arbeiter angepaßt. Dies subjektive Prinzip der Teilung fällt weg für die maschinenartige Produktion. Der Gesamtprozeß wird hier objektiv, an und für sich betrachtet, in seine konstituierenden Phasen analysiert, und das Problem, jeden Teilprozeß auszuführen und die verschiednen Tellprozesse zu verbinden, durch technische Anwendung der Mechanik, Chemie usw. gelöst 102), wobei natürlich nach wie vor die theoretische Konzeption durch gehäufte praktische Erfahrung auf großer Stufenleiter vervollkommnet werden muß. Jede Teilmaschine liefert der zunächst folgenden ihr Rohrnaterial, und da sie alle gleichzeitig wirken, befindet sich du Produkt ebenso fortwährend auf den verschiednen Stufen seines Bildungsprozesses, wie im Übergang aus einer Produktionsphase in die andre. Wie in der Manufaktur die unmittelbare Kooperation der Teilarbeiter bestimmte Verhältniszahlen zwischen den besondren Arbeitergruppen schafft, so in dem gegliederten Maschinensystem die beständige Beschäftigung der Teilmaschinen durch einander ein bestimmtes Verhältnis zwischen ihrer Anzahl, ihrem Umfang und ihrer Geschwindigkeit. Die kombinierte Arbeitsmaschine, jetzt ein gegliedertes System von verschiedenartigen einzelnen Arbeitsmaschinen und von Gruppen derselben, ist um so vollkommner, je kontinuierlicher ihr Gesamtprozeß, d.h. mit je weniger Unterbrechung das Rohmaterial von seiner ersten Phase zu seiner letzten übergeht, je mehr also statt der Menschenhand der Mechanismus selbst es von einer Produktionsphase in die andre fördert. Wenn in der Manufaktur die Isolierung der Sonderprozesse ein durch die Teilung der Arbeit selbst gegebnm Prinzip ist, so herrscht dagegen in der entwickelten Fabrik die Kontinuität der Sonderprozesse. Ein System der Maschinerie, beruhe es nun auf bloßer Kooperation gleichartiger Arbeitsmaschinen, wie in der Weberei, oder auf einer Kombination verschiedenartiger, wie in der Spinnerei, bildet an und für sich einen großen Automaten, sobald es von einem sich selbst bewegenden
verdrängt worden. Viele von den Handkämmern fanden Arbeit in den Fabriken, aber das Arbeitsprodukt des Handkimmers ist im Verhältnis zu dem der Maschine so klein. daß eine sehr große Zahl von Kämmern ohne Beäftigung geblieben ist." ("Rep. of Insp. of Fact. for 31st Oct. 1856". p. 16.) 102) Das Prinzip des Fabriksystems besteht also darin... die Teilung des Arbeitsprozessm in seine wesentlichen Bestandteile an die Stelle der Verteilung oder Abstufung der Arbeit unter die einzelnen Handwerker zu setzen." (Ure. l.c.p. 20.)
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ersten Motor getrieben wird. Indes kann das Gesamtsystem z.B. von der Dampfmaschine getrieben werden, obgleich entweder einzelne Werkzeugmaschinen für gewisse Bewegungen noch den Arbeiter brauchen, wie die zum Einfahren der Mule nötige Bewegung vor der Einführung der selfacting mule und immer noch bei Feinspinnerei, oder aber bestimmte Teile der Maschine zur Verrichtung ihres Werks gleich einem Werkzeug vom Arbeiter gelenkt werden müssen, wie beim Maschinenbau vor der Verwandlung des slide rest (ein Drehapparat) in einen selfactor. Sobald die Arbeitsmaschine alle zur Bearbeitung des Rohstoffs nötigen Bewegungen ohne menschliche Beihilfe verrichtet und nur noch menschlicher Nachhilfe bedarf, haben wir ein automatisches System der Maschinerie, das indes beständiger Ausarbeitung im Detail fähig ist. So sind z.B. der Apparat, der die Spinnmaschine von selbst stillsetzt, sobald ein einzelner Faden reißt, und der selfacting stop, der den verbesserten Dampfwebstuhl stillsetzt, sobald der Spule des Weberschiffs der Einschlagsfaden ausgeht, ganz moderne Erfindungen. Als ein Beispiel sowohl der Kontinuität der Produktion als der Durchführung des automatischen Prinzips kann die moderne Papierfabrik gelten. An der Papierproduktion kann überhaupt der Unterschied verschiedner Produktionsweisen, auf Basis verschiedner Produktionsmittel, wie der Zusammenhang der gesellschaftlichen Produktionsverhältnisse mit diesen Produktionsweisen, im einzelnen vorteilhaft studiert werden, da uns die ältere deutsche Papiermacherei Muster der handwerks mäßigen Produktion, Holland im 17. und Frankreich im 18. Jahrhundert Muster der eigentlichen Manufaktur und das moderne England Muster der automatischen Fabrikation in diesem Zweig liefern, außerdem in China und Indien noch zwei verschiedne altasiatische Formen derselben Industrie existieren. Als gegliedertes System von Arbeitsmaschinen, die ihre Bewegung nur vermittelst der Transmissionsmaschinerie von einem zentralen Automaten empfangen, besitzt der Maschinenbetrieb seine entwickeltste Gestalt. An die Stelle der einzelnen Maschine tritt hier ein mechanisches Ungeheuer, dessen Leib ganze Fabrikgebäude füllt und dessen dämonische Kraft, erst versteckt durch die fast feierlich gemeßne Bewegung seiner Riesenglieder, im fieberhaft tollen Wirbeltanz seiner zahllosen eigentlichen Arbeitsorgane ausbricht. Es gab Mules, Dampfmaschinen usw., bevor es Arbeiter gab, deren ausschließliches Geschäft es war, Dampfmaschinen, Mules usw. zu machen, ganz wie der Mensch Kleider trug, bevor es Schneider gab. Die Erfindungen von Vaucanson, Arkwright, Watt usw. waren jedoch nur ausführbar,
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weil jene Erfinder ein von der Manufakturperiode fertig geliefertes und beträchtliches Quantum geschickter mechanischer Arbeiter vorfanden. Ein Teil dieser Arbeiter bestand aus selbständigen Handwerkern verschiedner Profession, ein andrer Teil war in Manufakturen vereinigt, worin, wie früher erwähnt, die Teilung der Arbeit mit besondrer Strenge wartete. Mit der Zunahme der Erfindungen und der wachsenden Nachfrage nach den neu erfundnen Maschinen entwickelte sich mehr und mehr einerseits die Sondrung der Maschinenfabrikation in mannigfaltige selbständige Zweige, andrerseits die Teilung der Arbeit im Innern der maschinenbauenden Manufakturen. Wir erblicken hier also in der Manufaktur die unmittelbare technische Grundlage der großen Industrie. Jene produzierte die Maschinerie, womit diese in den Produktionssphären, die sie zunächst ergriff, den handwerks- und manufakturmäßigen Betrieb aufhob. Der Maschinenbetrieb erhob sich also naturwüchsig auf einer ihm unangemeßnen materiellen Grundlage. Auf einem gewissen Entwicklungsgrad mußte er diese erst fertig vorgefundne und dann in ihrer alten Form weiter ausgearbeitete Grundlage selbst umwälzen und sich eine seiner eignen Produktionsweise entsprechende neue Basis schaffen. Wie die einzelne Maschine zwergmäßig bleibt, solange sie nur durch Menschen bewegt wird, wie das Maschinensystem sich nicht frei entwickeln konnte, bevor an die Stelle der vorgefundnen Triebkräfte - Tier, Wind und selbst Wasser - die Dampfmaschine trat, ebenso war die große Industrie in ihrer ganzen Entwicklung gelähmt, solange ihr charakteristisches Produktionsmittel, die Maschine selbst, persönlicher Kraft und persönlichem Geschick seine Existenz verdankte, also abhing von der Muskelentwicklung, der Schärfe des Blicks und der Virtuosität der Hand, womit der Tellarbeiter in der Manufaktur und der Handwerker außerhalb derselben ihr Zwerginstrument führten. Abgesehn von der Verteurung der Maschinen infolge dieser Urspungsweise ein Umstand, welcher das Kapital als bewußtes Motiv beherrscht blieb so die Ausdehnung der bereits maschinenmäßig betriebnen Industrie und das Eindringen der Maschinerie in neue Produktionszweige rein bedingt durch das Wachstum einer Arbeiterkategorie, die wegen der halbkünstlerischen Natur ihres Geschäfts nur allmählich und nicht sprungweis vermehrt werden konnte. Aber auf einer gewissen Entwicklungsstufe geriet die große Industrie auch technisch in Widerstreit mit ihrer handwerks- und manufakturmäßigen Unterlage. Ausreckung des Umfangs der Bewegungsmaschinen, des Transmissionsmechanismus und der Werkzeugmaschinen, größere Komplikation, Mannigfaltigkeit und strengere Regelmäßigkeit ihrer Bestandteile, im Maße wie die Werkzeugmaschine
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sich von dem handwerksmäßigen Modell, das ihren Bau ursprünglich beherrscht, losriß und eine freie, nur durch ihre mechanische Aufgabe bestimmte Gestalt erhielt 103), Ausbildung des automatischen Systems und stets unvermeidlichere Anwendung von schwer zu bewältigendem Material, z.B. Eisen statt Holz - die Lösung aller dieser naturwüchsig entspringenden Aufgaben stieß überall auf die persönlichen Schranken, die auch das in der Manufaktur kombinierte Arbeiterpersonal nur dem Grad, nicht dem Wesen nach durchbricht. Maschinen z.B. wie die moderne Druckerpresse, der moderne Dampfwebstuhl und die moderne Kardiermaschine, konnten nicht von der Manufaktur geliefert werden. Die Umwälzung der Produktionsweise in einer Sphäre der Industrie bedingt ihre Umwälzung in der andren. Es gilt dies zunächst für solche Industriezweige, welche zwar durch die gesellschaftliche Teilung der Arbeit isoliert sind, so daß jeder derselben eine selbständige Ware produziert, sich aber dennoch als Phasen eines Gesamtprozesses verschlingen. So machte die Maschinenspinnerei Maschinenweberei nötig und beide zusammen die mechanisch-chemische Revolution in der Bleicherei, Druckerei und Färberei. So rief andrerseits die Revolution in der Baumwollspinnerei die Erfindung des gin zur Trennung der Baumwollfaser vom Samen hervor, womit erst die Baumwollproduktion auf dem nun erheischten großen Maßstab möglich ward. 104) Die Revolution in der Produktionsweise der Industrie und Agrikultur ernötigte namentlich aber auch eine Revolution in den allgemeinen Bedingungen des gesellschaftlichen Produktionsprozesses,
103) Der mechanische Webstuhl in seiner ersten Form besteht hauptsächlich aus Holz, der verbesserte, moderne, aus Eisen. Wie sehr im Anfang die alte Form des Produktionsmittels seine neue Form beherrscht, zeigt u.a. die oberflächlichste Vergleichung des modernen Dampfwebstuhls mit dem alten, der modernen Blasinstrumente in Eisengießereien mit der ersten unbehilflichen mechanischen Wiedergeburt des gewöhnlichen Blasbalgs, und vielleicht schlagender als alles andre eine vor der Erfindung der jetzigen Lokomotiven versuchte Lokomotive, die in der Tat zwei Füße hatte, welche sie abwechselnd wie ein Pferd aufhob. Erst nach weitrer Entwicklung der Mechanik und gehäufter praktischer Erfahrung wird die Form gänzlich durch das mechanische Prinzip bestimmt und daher gänzlich emanzipiert von der überlieferten Körperform des Werkzeugs, das sich zur Maschine entpuppt. 104) Des Yankee Eli Whitney cottongin war bis zur neuesten Zeit im wesentlichen weniger verändert worden als irgendeine andre Maschine des 18. Jahrhunderts. Erst in den letzten Dezennien (vor 1867) hat ein andrer Amerikaner, Herr Emery von Albany, New York, Whitneys Maschine durch eine ebenso einfache als wirksame Verbeßrung antiquiert.
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d.h. den Kommunikations, und Transportmitteln. Wie die Kommunikations- und Transportmittel einer Gesellschaft, deren Pivot, um mich eines Ausdrucks Fouriers zu bedienen, die kleine Agrikultur mit ihrer häuslichen Nebenindustrie und das städtische Handwerk waren, den Produktionsbedürfnissen der Manufakturperiode mit ihrer erweiterten Teilung der gesellschaftlichen Arbeit, ihrer Konzentration von Airbeitsmitteln und Arbeitern und ihren Kolonialmärkten durchaus nicht mehr genügen konnten, daher auch in der Tat umgewälzt wurden, so verwandelten sich die von der Manufakturperiode überlieferten Transport- und Kommunikationsmittel bald in unerträgliche Hemmschuhe für die große Industrie mit ihrer fieberhaften Geschwindigkeit der Produktion, ihrer massenhaften Stufenleiter, ihrem beständigen Werfen von Kapital- und Arbeitermassen aus einer Produktionssphäre in die andre und ihren neugeschaffnen weltmarktlichen Zusammenhängen. Abgesehn von ganz umgewälztem Segelschiffbau, wurde das Kommunikations- und Transportwesen daher allmählich durch ein System von Flußdampfschiffen, Eisenbahnen, ozeanischen Dampfschiffen und Telegraphen der Produktionsweise der großen Industrie angepaßt. Die furchtbaren Eisenmassen aber, die jetzt zu schmieden, zu schweißen, zu schneiden, zu bohren und zu formen waren, erforderten ihrerseits zyklopische Maschinen, deren Schöpfung der manufakturmäßige Maschinenbau versagte. Die große Industrie mußte sich also ihres charakteristischen Produktionsmittels, der Maschine selbst, bemächtigen und Maschinen durch Maschinen produzieren. So erst schuf sie ihre adäquate technische Unterlage und stellte sich auf ihre eignen Füße. Mit dem wachsenden Maschinenbetrieb in den ersten Dezennien des 19. Jahrhunderts bemächtigte sich die Maschinerie in der Tat allmählich der Fabrikation der Werkzeugmaschinen. Jedoch erst während der letztverfloßnen Dezennien riefen ungeheurer Eisenbahnbau und ozeanische Dampfschiffahrt die zur Konstruktion von ersten Motoren angewandten zyklopischen Maschinen ins Leben. Die wesentlichste Produktionsbedingung für die Fabrikation von Maschinen durch Maschinen war eine jeder Kraftpotenz fähige und doch zugleich ganz kontrollierbare Bewegungsmaschine. Sie existierte bereits in der Dampfmaschine. Aber es galt zugleich die für die einzelnen Maschinentelle nötigen streng geometrischen Formen wie Linie, Ebne, Kreis, Zylinder, Kegel und Kugel maschinenmäßig zu produzieren. Dies Problem löste Henry Maudslay im ersten Dezennium des 19. Jahrhunderts durch die Erfindung des slide-rest, der bald automatisch gemacht und in modifizierter Form von der Drechselbank, wofür er zuerst bestimmt war, auf andre
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Konstruktionsmaschinen übertragen wurde. Diese mechanische Vorrichtung ersetzt nicht irgendein besondres Werkzeug, sondern die menschliche Hand selbst, die eine bestimmte Form hervorbringt, durch Vorhalten, Anpassen und Richtung der Schärfe von Schneideinstrumenten usw. gegen oder über das Arbeitsmaterial, z.B. Eisen. So gelang es, die geometrischen Formen der einzelnen Maschinenteile
"mit einem Grad von Leichtigkeit, Genauigkeit und Raschheit zu produzieren, den keine gehäufte Erfahrung der Hand des geschicktesten Arbeiters verleihen konnte". 105)
Betrachten wir nun den Teil der zum Maschinenbau angewandten Maschinerie, der die eigentliche Werkzeugmaschine bildet, so erscheint das handwerksmäßige Instrument wieder, aber in zyklopischem Umfang. Der Operateur der Bohrmaschine z.B. ist ein ungeheurer Bohrer, der durch eine Dampfmaschine getrieben wird und ohne den umgekehrt die Zylinder großer Dampfmaschinen und hydraulischer Pressen nicht produziert werden könnten. Die mechanische Drechselbank ist die zyklopische Wiedergeburt der gewöhnlichen Fußdrechselbank, die Hobelmaschine ein eiserner Zimmermann, der mit denselben Werkzeugen in Eisen arbeitet, womit der Zimmermann in Holz; das Werkzeug, welches in den Londoner Schiffswerften das Furnierwerk schneidet, ist ein riesenartiges Rasiermesser, das Werkzeug der Schermaschine, welche Eisen schneidet, wie die Schneiderschere Tuch, eine Monstreschere, und der Dampfhammer operiert mit einem gewöhnlichen Hammerkopf, aber von solchem Gewicht, daß Thor selbst ihn nicht schwingen könnte. 106) Einer dieser Dampfhämmer z.B., die eine Erfindung von Nasmyth sind, wiegt über 6 Tonnen und stürzt mit einem perpendikulären Fall von 7 Fuß auf einen Amboß von 36 Tonnen Gewicht. Er pulverisiert spielend einen Granitblock und ist nicht minder
105) "The Industry of Nations", Lond. 1855, Part II, p. 239. Es heißt ebendaselbst: "So einfach und äußerlich unbedeutend, wie dieses Zubehör zur Drehbank erscheinen mag, glauben wir doch nicht zu viel zu behaupten, wenn wir feststellen, daß sein Einfluß auf die bessere und ausgedehntere Verwendung von Maschinen ebenso groß gewesen ist wie der, den Watts Verbesserungen der Dampfmaschine hervorgerufen haben. Seine Einführung hatte sofort eine Vervollkommnung und Verbilligung aller Maschinen zur Folge und trieb zu weiteren Erfindungen und Verbesserungen." 106) Eine dieser Maschinen in London zum Schmieden von paddlewheel shafts 1*) führt den Namen "Thor". Sie schmiedet einen Schaft von 16 1/2 Tonnen Gewicht mit derselben Leichtigkeit, wie der Schmied ein Hufeisen. --#

1*) Schaufelradwellen
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fähig, einen Nagel in weiches Holz mit einer Aufeinanderfolge leiser Schläge einzutreiben. 107) Als Maschinerie erhält das Arbeitsmittel eine materielle Existenzweise, welche Ersetzung der Menschenkraft durch Naturkräfte und erfahrungsmäßiger Routine durch bewußte Anwendung der Naturwissenschaft bedingt. In der Manufaktur ist die Gliederung des gesellschaftlichen Arbeitsprozesses rein subjektiv, Kombination von Teilarbeitern; im Maschinensystem besitzt die große Industrie einen ganz objektiven Produktionsorganismus, den der Arbeiter als fertige materielle Produktionsbedingung vorfindet. In der einfachen und selbst in der durch Teilung der Arbeit spezifizierten Kooperation erscheint die Verdrängung des vereinzelten Arbeiters durch den vergesellschafteten immer noch mehr oder minder zufällig. Die Maschinerie, mit einigen später zu erwähnenden Ausnahmen, funktioniert nur in der Hand unmittelbar vergesellschafteter oder gemeinsamer Arbeit. Der kooperative Charakter des Arbeitsprozesses wird jetzt also durch die Natur des Areitsmittels selbst diktierte technische Notwendigkeit.

2. Wertabgabe der Maschinerie an das Produkt

Man sah, daß die aus Kooperation und Teilung der Arbeit entspringenden Produktivkräfte dem Kapital nichts kosten. Sie sind Naturkräfte der gesellschaftlichen Arbeit. Naturkräfte, wie Dampf, Wasser usw., die zu produktiven Prozessen angeeignet werden, kosten ebenfalls nichts. Wie aber der Mensch eine Lunge zum Atmen braucht, braucht er ein "Gebild von Menschenhand", um Naturkräfte produktiv zu konsumieren. Ein Wasserrad ist nötig, um die Bewegungskraft des Wassers, eine Dampfmaschine, um die Elastizität des Dampfs auszubeuten. Wie mit den Naturkräften verhält es sich mit der Wissenschaft. Einmal entdeckt, kostet das Gesetz über die Abweichung der Magnetnadel im Wirkungskreise eines elektrischen Stroms oder über Erzeugung von Magnetismus im Eisen, um das ein elektrischer Strom kreist, keinen Deut. 108) Aber zur Ausbeutung #

107) Die in Holz arbeitenden Maschinen, die auch auf kleinem Maßstab angewandt werden können, sind meist amerikanische Erfindung.
108) Die Wissenschaft kostet dem Kapitalisten überhaupt "nichts", was ihn durchaus nicht hindert, sie zu exploitieren. Die "fremde" Wissenschaft wird dem Kapital einverleibt wie fremde Arbeit. "Kapitalistische" Aneignung und persönliche Aneignung,
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dieser Gesetze für Telegraphie usw. bedarf es eines sehr kostspieligen und weitläufigen Apparats. Durch die Maschine wird, wie wir sahen, das Werkzeug nicht verdrängt. Aus einem Zwergwerkzeug des menschlichen Organismus reckt es sich in Umfang und Anzahl zum Werkzeug eines vom Menschen geschaffnen Mechanismus. Statt mit dem Handwerkszeug, läßt das Kapital den Arbeiter jetzt mit einer Maschine arbeiten, die ihre Werkzeuge selbst führt. Wenn es daher auf den ersten Blick klar ist, daß die große Industrie durch Einverleibung ungeheurer Naturkräfte und der Naturwissenschaft in den Produktionsprozeß die Produktivität der Arbeit außerordentlich steigern muß, ist es keineswegs ebenso klar, daß diese gesteigerte Produktivkraft nicht durch vermehrte Arbeitsausgabe auf der andren Seite erkauft wird. Gleich jedem andren Bestandteil des konstanten Kapitals schafft die Maschinerie keinen Wert, gibt aber ihren eignen Wert an das Produkt ab, zu dessen Erzeugung sie dient. Soweit sie Wert hat und daher Wert auf das Produkt überträgt, bildet sie einen Wertbestandteil desselben. Statt es zu verwohlfeilern, verteuert sie es im Verhältnis zu ihrem eignen Wert. Und es ist handgreiflich, daß Maschine und systematisch entwickelte Maschinerie, das charakteristische Arbeitsmittel der großen Industrie, unverhältnismäßig an Wert schwillt, verglichen mit den Arbeitsmitteln des Handwerks- und Manufakturbetriebs. Es ist nun zunächst zu bemerken, daß die Maschinerie stets ganz in den Arbeitsprozeß und immer nur teilweis in den Verwertungsprozeß eingeht. Sie setzt nie mehr Wert zu, als sie im Durchschnitt durch ihre Abnutzung verliert. Es findet also große Differenz statt zwischen dem Wert der Maschine und dem periodisch von ihr auf das Produkt übertragnen Wertteil. Es findet eine große Differenz statt zwischen der Maschine als wertbildendem und als produktbildendem Element. je größer die Periode, während welcher dieselbe Maschinerie wiederholt in demselben Arbeitsprozeß dient, desto größer iene Differenz. Allerdings haben wir gesehn, daß jedes eigentliche Arbeitsmittel oder Produktionsinstrument immer ganz in den Arbeitsprozeß und stets nur stückweis, im Verhältnis zu seinem täglichen Durchschnittsverschleiß, in den Verwertungsprozeß eingeht. Diese Differenz jedoch zwischen Benutzung und Abnutzung ist viel größer
sei es von Wissenschaft, sei es von materiellem Reichtum, sind aber ganz und gar disparate Dinge. Dr. Ure selbst bejammerte die grobe Unbekanntschaft seiner lieben, Maschinen exploitierenden Fabrikanten mit der Mechanik, und Liebig weiß von der haarsträubenden Unwissenheit der englischen chemischen Fabrikanten in der Chemie zu erzählen.
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bei der Maschinerie als bei dem Werkzeug, weil sie, aus dauerhafterem Material gebaut, länger lebt, weil ihre Anwendung, durch streng wissenschatthche Gesetze geregelt, größre Ökonomie in der Verausgabung ihrer Bestandteile und ihrer Konsumtionsmittel ermöglicht, und endlich, weil ihr Produktionsfeld unverhältnismäßig größer ist als das des Werkzeugs. Ziehn wir von beiden, von Maschinerie und Werkzeug, ihre täglichen Durchschnittskosten ab oder den Wertbestandtell, den sie durch täglichen Durchschnittsverschleiß und den Konsum von Hilfsstoffen, wie Öl, Kohlen usw., dem Produkt zusetzen, so wirken sie umsonst, ganz wie ohne Zutun menschlicher Arbeit vorhandne Naturkräfte. Um soviel größer der produktive Wirkungsumfang der Maschinerie als der des Werkzeugs, um soviel größer ist der Umfang ihres unentgeltlichen Dienstes, verglichen mit dem des Werkzeugs. Erst in der großen Industrie lernt der Mensch, das Produkt seiner vergangnen, bereits vergegenständlichten Arbeit auf großem Maßstab gleich einer Naturkraft umsonst wirken zu lassen. 109) Es ergab sich bei Betrachtung der Kooperation und Manufaktur, daß gewisse allgemeine Produktionsbedingungen, wie Baulichkeiten usw., im Vergleich mit den zersplitterten Produktionsbedingungen vereinzelter Arbeiter durch den gemeinsamen Konsum ökonomisiert werden, daher das Produkt weniger verteuern. Bei der Maschinerie wird nicht nur der Körper einer Arbeitsmaschine von ihren vielen Werkzeugen, sondern dieselbe Bewegungsmaschine nebst einem Teil des Transmissionsmechanismus von vielen Arbeitsmaschinen gemeinsam verbraucht. Gegeben die Differenz zwischen dem Wert der Maschinerie und dem auf ihr Tagesprodukt übertragnen Wertteil, hängt der Grad, worin dieser Wertteil das Produkt verteuert, zunächst vom Umfang des Produkts ab, gleichsam von seiner Oberfläche. Herr Baynes aus Blackburn schätzt in einer 1857 veröffentlichten Vorlesung, daß
109) Ricardo faßt diese, übrigens von ihm ebensowenig wie der allgemeine Unterschied zwischen Arbeitsprozeß und Verwertungsprozeß entwickelte Wirkung der Maschinen manchmal so vorzugsweise ins Auge, daß er gelegentlich den Wertbestandteil vergißt, den Maschinen an das Produkt abgeben, und sie ganz und gar mit den Naturkräften zusammenwirft. So z.B. Adam Smith unterschätzt nirgends die Dienste, die Naturkräfte und Maschinerie uns leisten, aber er unterscheidet sehr richtig die Natur des Wertes, den sie den Waren zusetzen... da sie ihre Arbeit kostenlos tun, setzt ihr uns geleisteter Beistand dem Tauschwert nichts zu". (Ricardo, l.c.p. 336, 337.) Ricardos Bemerkung ist natürlich richtig gegen J.B. Say, der sich vorfaselt, die Maschinen leisteten den "Dienst", Wert zu schaffen, der Teil des "Profits" bilde.
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"jede real 109a) mechanische Pferdekraft 450 selfacting Mulespindeln nebst Vorgeschirr treibt oder 200 Throstlespindeln oder 15 Webstühle für 40 inch cloth 1*) nebst den Vorrichtungen zum Aufziehn der Kette, Schlichten usw." [117]
Es ist im ersten Fall das Tagesprodukt von 450 Mulespindeln, im zweiten von 200 Throstlespindeln, im dritten von 15 mechanischen Wehstühlen, worüber sich die täglichen Kosten einer Dampfpferdekraft und der Verschleiß der von ihr in Bewegung gesetzten Maschinerie verteilen, so daß hierdurch auf eine Unze Garn oder eine Elle Geweb nur ein winziger Wertteil übertragen wird. Ebenso im obigen Beispiel mit dem Dampfhammer. Da sich sein täglicher Verschleiß, Kohlenkonsum usw. verteilen auf die furchtbaren Eisenmassen, die er täglich hämmert, hängt sich jedem Zentner Eisen nur ein geringer Wertteil an, der sehr groß wäre, sollte das zyklopische Instrument kleine Nägel eintreiben. Den Wirkungskreis der Arbeitsmaschine, also die Anzahl ihrer Werkzeuge, oder, wo es sich um Kraft handelt, deren Umfang gegeben, wird die Produktenmasse von der Geschwindigkeit abhängen, womit sie operiert, also z.B. von der Geschwindigkeit, womit sich die Spindel dreht, oder der Anzahl Schläge, die der Hammer in einer Minute austeilt. Manche jener
109a) (Note zur 3. Aufl. - Eine "Pferdekraft" ist gleich der Kraft von 33 000 Fußpfund in der Minute, d.h. der Kraft, die 33 000 Pfund in der Minute um 1 Fuß (englisch) hebt oder 1 Pfund um 33 000 Fuß. Dies ist die oben gemeinte Pferdekraft. In der gewöhnlichen Geschäftssprache und auch hie und da in Zitaten dieses Buchs wird aber unterschieden zwischen "nominellen" und "kommerziellen" oder "indizierten" Pferdekräften derselben Maschine. Die alte oder nominelle Pferdekraft wird berechnet ausschließlich aus Kolbenhub und Zylinderdurchmesser und läßt Dampfdruck und Kolbengeschwindigkeit ganz außer Berücksichtigung. D.h., faktisch sagt sie aus: Diese Dampfmaschine hat z.B. 50 Pferdekraft, wenn sie mit demselben schwachen Dampfdruck und derselben geringen Kolbengeschwindigkeit getrieben wird wie zur Zeit von Boulton und Watt. Letztere beiden Faktoren sind aber seitdem enorm gewachsen. Um die von einer Maschine heute wirklich gelieferte mechanische Kraft zu messen, wurde der Indikator erfunden, der den Dampfdruck anzeigt. Die Kolbengeschwindigkeit läßt sich leicht feststellen. So ist das Maß der "indizierten" oder "kommerziellen" Pferdekraft einer Maschine eine mathematische Formel, welche Zylinderdurchmesser, Höhe des Kolbenhubs, Kolbengeschwindigkeit und Dampfdruck gleichzeitig berücksichtigt und damit anzeigt, wievielmal die Maschine in der Minute 33 000 Fußpfund wirklich leistet. Eine nominelle Pferdekraft kann daher in Wirklichkeit drei, vier, selbst fünf indizierte oder wirkliche Pferdekräfte leisten. Dies zur Erklärung verschiedener späterer Zitate. - F.E.) --#

1*) Zoll Tuch
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kolossalen Hämmer geben 70 Schläge, Ryders Schmiedepatentmaschine, die Dampfhämmer in kleineren Dimensionen zum Schmieden von Spindeln anwendet, 700 Schläge in einer Minute. Die Proportion gegeben, worin die Maschinerie Wert auf das Produkt überträgt, hängt die Größe dieses Wertteils von ihrer eignen Wertgröße ab. 110) Je weniger Arbeit sie selbst enthält, desto weniger Wert setzt sie dem Produkt zu. Je weniger Wert abgebend, desto produktiver ist sie und desto mehr nähert sich ihr Dienst dem der Naturkräfte. Die Produktion der Maschinerie durch Maschinerie verringert aber ihren Wert, verhältnismäßig zu ihrer Ausdehnung und Wirkung. Eine vergleichende Analyse der Preise handwerks- oder manufakturmäßig produzierter Waren und der Preise derselben Waren als Maschinenprodukt ergibt im allgemeinen das Resultat, daß beim Maschinenprodukt der dem Arbeitsmittel geschuldete Wertbestandteil relativ wächst, aber absolut abnimmt. Das heißt, seine absolute Größe nimmt ab, aber seine Größe im Verhältnis zum Gesamtwert des Produkts, z.B. eines Pfundes Garns, nimmt zu. 111)
110) Der in kapitalistischen Vorstellungen befangne Leser vermißt hier natürlich den "Zins", den die Maschine, pro rata ihres Kapitalwerts, dem Produkt zusetzt. Es ist jedoch leicht einzusehn, daß die Maschine, da sie so wenig als irgendein andrer Bestandteil des konstanten Kapitals Neuwert erzeugt keinen solchen unter dem Namen "Zins" zusetzen kann. Es ist ferner klar, daß hier, wo es sich um die Produktion des Mehrwerts handelt, kein Teil desselben unter dem Namen "Zins" a priori voraus werden kann. Die kapitalistische Rechnungsweise, die prima facie 1*) abgeschmackt und den Gesetzen der Wertbildung widersprechend scheint, findet im Dritten Buch dieser Schrift ihre Erklärung. 111) Dieser von der ine etzte Wertbestandteil fällt absolut und relativ, wo sie Pferde verdrängt, überhaupt Arbeitstiere, die nur als Bewegungskraft, nicht als Stoffwechselmaschinen benutzt werden. Nebenbei bemerkt, Descartes mit seiner Definition der Tiere als bloßer Maschinen sieht mit den Augen der Manufakturperiode im Unterschied zum Mittelalter, dem das Tier als Gehilfe des Menschen galt, wie später wieder dem Herrn v. Haller in seiner "Restauration der Staatswissenschaften". Daß Descartes ebenso wie Baco eine veränderte Gestalt der Produktion und praktische Beherrschung der Natur durch den Menschen als Resultat der veränderten Denkmethode betrachtete, zeigt sein "Discours de la Méthode", wo es u.a. heißt: "Es ist möglich" (durch die von ihm in die Philosophie eingeführte Methode), "zu Kenntnissen zu gelangen, die für das Leben sehr nützlich sind, und an Stelle jener spekulativen Phdosophie, die man in den Schulen lehrt, eine praktische Philosophie zu finden, durch die --#

1*) dem ersten Anschein nach
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Es ist klar, daß bloßes Deplacement der Arbeit stattfindet, also die Gesamtsumme der zur Produktion einer Ware erheischten Arbeit nicht vermindert oder die Produktivkraft der Arbeit nicht vermehrt wird, wenn die Produktion einer Maschine so viel Arbeit kostet, als ihre Anwendung erspart. Die Differenz iedoch zwischen der Arbeit, die sie kostet, und der Arbeit, die sie erspart, oder der Grad ihrer Produktivität hängt offenbar nicht ab von der Differenz zwischen ihrem eignen Wert und dem Wert des von ihr ersetzten Werkzeugs. Die Differenz dauert so lange, als die Arbeitskosten der Maschine und daher der von ihr dem Produkt zugesetzte Wertteil kleiner bleiben als der Wert, den der Arbeiter mit seinem Werkzeug dem Arbeitsgegenstand zusetzen würde. Die Produktivität der Maschine mißt sich daher an dem Grad, worin sie menschliche Arbeitskraft ersetzt. Nach Herrn Baynes kommen auf 450 Mulespindeln nebst Vormaschinerie, die von einer Dampfpferdekraft getrieben werden, 2 1/2 Arbeiter 112) und werden mit jeder selfacting mule spindle bei zehnstündigem Arbeitstag 13 Unzen Garn (Durchschnittsnummer), also wöchentlich 365 5/8 Pfund Garn von 2 1/2 Arbeitern gesponnen. Bei ihrer Verwandlung in Garn absorbieren ungefähr 366 Pfund Baumwolle (wir sehn der Vereinfachung halber vom Abfall ab) also nur 150 Arbeitsstunden oder 15
wir die Kräfte und die Wirksamkeit des Feuers, des Wassers, der Luft, der Gestirne und aller anderen uns umgebenden Körper - indem wir sie ebenso genau kennen wie die verschiedenen Gewerbe unserer Handwerker - auch ebenso zu all den Gebrauchszwecken verwenden könnten für die sie geeignet sind, und uns so zu Meistern und Besitzer der Natur machen können", und so "zur Vervollkommnung des menschlichen Lebens beitragen." In der Vorrede zu Sir Dudley Norths. "Discourses upon Trade" (1691) heißt es, die Methode des Descartes, auf die politische Ökonomie angewandt, habe sie von alten Märchen und abergläubischen Vorstellungen über Geld, Handel usw. zu befreien angefangen. Im Durchschnitt schließen sich jedoch die englischen Ökonomen der frühern Zeit an Baco und Hobbes als ihre Philosophen an, während Locke später "der Philosoph" ???' ?????? 1*) der politischen Ökonomie für England, Frankreich und Italien ward. 112) Nach einem Jahresbericht der Handelskammer zu Essen (Okt. 1863) produzierte 1862 die Kruppsche Gußstahlfabrik mittelst 161 Schmelz-, Glüh- und Zementöfen, 32 Dampfmaschinen (im Jahr 1800 war das ungefähr die Gesamtzahl der in Manchester angewandten Dampfmaschinen) und 14 Dampfhämmern, welche zusammen 1236 Pferdekraft repräsentieren, 49 Schmiedeessen, 203 Werkzeugmaschinen und zirka 2400 Arbeitern - 13 Millionen Pfund Gußstahl. Hier noch nicht 2 Arbeiter auf 1 Pferdekraft. --#

1*) schlechthin
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zehnstündige Arbeitstage, während mit dem Spinnrad, wenn der Handspinner 13 Unzen Garn in 60 Stunden liefert, dasselbe Quantum Baumwolle 2700 Arbeitstage von 10 Stunden oder 27 000 Arbeitsstunden absorbieren würde. 113) Wo die alte Methode des blockprinting oder der Handkattundruckerei durch Maschinendruck verdrängt ist, druckt eine einzige Maschine mit dem Beistand eines Mannes oder Jungen so viel vierfarbigen Kattun in einer Stunde wie früher 200 Männer. 114) Bevor Eli Whitney 1793 den cottongin erfand, kostete die Trennung eines Pfundes Baumwolle vom Samen einen Durchschnittsarbeitstag. Infolge seiner Erfindung konnten täglich 100 Pfd. Baumwolle von einer Negerin gewonnen werden und die Wirksamkeit des gin ward seitdem noch bedeutend erhöht. Ein Pfund Baumwollfaser, früher zu 50 Cents produziert, wird später mit größrem Profit, d.h. mit Einschluß von mehr unbezahlter Arbeit, zu 10 Cents verkauft. In Indien wendet man zur Trennung der Faser vom Samen ein halbmaschinenartiges Instrument an, die Churka, womit ein Mann und eine Frau täglich 28 Pfd. reinigen. Mit der von Dr. Forbes vor einigen Jahren erfundnen Churka produzieren 1 Mann und 1 Junge täglich 250 Pfd.; wo Ochsen, Dampf oder Wasser als Triebkräfte gebraucht werden, sind nur wenige Jungen und Mädchen als feeders (Handlanger des Materials für die Maschine) erheischt. Sechzehn dieser Maschinen, mit Ochsen getrieben, verrichten täglich das frühere Durchschnittstagewerk von 750 Leuten. 115) Wie bereits erwähnt 1*), verrichtet die Dampfmaschine, beim Dampfpflug, in einer Stunde zu 3 d. oder 1/4 sh. so viel Werk wie 66 Menschen zu 15 sh. per Stunde. Ich komme auf dieses Beispiel zurück gegen eine falsche Vorstellung. Die 15 sh. sind nämlich keineswegs der Ausdruck der während einer Stunde von den 66 Menschen zugefügten Arbeit. War das Verhältnis von Mehrarbeit zu notwendiger Arbeit 100%, so produzierten diese 66 Arbeiter per Stunde einen Wert von 30 sh., obgleich sich
115) Babbage berechnet, daß in Java 117% dem Baumwollwert fast nur durch die Spinnarbeit zugesetzt werden. Zur selben Zeit (1832) betrug in England der Gesamtwert, den Maschinerie und Arbeit der Baumwolle bei der Feinspinnerei zusetzten, ungefähr 33% auf den Wert des Rohmaterials. ("On the Economy of Machinery", p. 165, 166.) 114) Beim Maschinendruck außerdem Farbe erspart. 115) Vgl. "Paper read by Dr. Watson, Reporter on Products to the Government of India, before the Society of Arts", 17. April 1860. --#

1*) Siehe vorl. Band, S. 397
#414# IV. Abschnitt - Die Produktion des relativen Mehrwerts --

nur 33 Stunden in einem Äquivalent für sie selbst, d.h. im Arbeitslohn von 15 sh. darstellen. Gesetzt also, eine Maschine koste ebenso viel als der Jahreslohn von 150 durch sie verdrängten Arbeitern, sage 3000 Pfd.St., so sind 3000 Pfd.St. keineswegs der Geldausdruck der von 150 Arbeitern gelieferten und dem Arbeitsgegenstand zugesetzten Arbeit, sondern nur des Teils ihrer Jahresarbeit, der sich für sie selbst in Arbeitslohn darstellt. Dagegen drückt der Geldwert der Maschine von 3000 Pfd.St. alle während ihrer Produktion verausgabte Arbeit aus, in welchem Verhältnis immer diese Arbeit Arbeitslohn für den Arbeiter und Mehrwert für den Kapitalisten bilde. Kostet die Maschine also ebensoviel als die von ihr ersetzte Arbeitskraft, so ist die in ihr selbst vergegenständlichte Arbeit stets viel kleiner als die von ihr ersetzte lebendige Arbeit. 116) Ausschließlich als Mittel zur Verwohlfeilerung des Produkts betrachtet, ist die Grenze für den Gebrauch der Maschinerie darin gegeben, daß ihre eigne Produktion weniger Arbeit kostet, als ihre Anwendung Arbeit ersetzt. Für das Kapital jedoch drückt sich diese Grenze enger aus. Da es nicht die angewandte Arbeit zahlt, sondern den Wert der angewandten Arbeitskraft, wird ihm der Maschinengebrauch begrenzt durch die Differenz zwischen dem Maschinenwert und dem Wert der von ihr ersetzten Arbeitskraft. Da die Teilung des Arbeitstags in notwendige Arbeit und Mehrarbeit in verschiednen Ländern verschieden ist, ebenso in demselben Lande zu verschiednen Perioden oder während derselben Periode in verschiednen Geschäftszweigen; da ferner der wirkliche Lohn des Arbeiters bald unter den Wert seiner Arbeitskraft sinkt, bald über ihn steigt, kann die Differenz zwischen dem Preise der Maschinerie und dem Preise der von ihr zu ersetzenden Arbeitskraft sehr variieren, wenn auch die Differenz zwischen dem zur Produktion der Maschine nötigen Arbeitsquantum und dem Gesamtquantum der von ihr ersetzten Arbeit dieselbe bleibt. Es ist aber nur die erstere Differenz, welche die Produktionskosten der Ware für den Kapitalisten selbst bestimmt und ihn durch die Zwangsgesetze der Konkurrenz beeinflußt. Es werden daher heute Maschinen in England erfunden, die nur in Nordamerika angewandt werden, wie Deutschland im 16. und 17. Jahrhundert Maschinen erfand, die nur Holland anwandte, und wie
116) "Diese stummen Agenten" (die Maschinen) "sind immer das Produkt von viel weniger Arbeit als jene, die sie verdrängen, selbst dann, wenn sie gleichen Geldwert haben." (Ricardo, l.c.p. 40.) 116a) Note zur 2. Ausgabe. In einer kommunistischen Gesellschaft hätte daher die Maschinerie einen ganz andren Spielraum als in der bürgerlichen Gesellschaft.
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manche französische Erfindung des 18. Jahrhunderts nur in England ausgebeutet ward. Die Maschine selbst produziert in älter entwickelten Ländern durch ihre Anwendung auf einige Geschäftszweige in andren Zweigen solchen Arbeitsüberfluß (redundancy of labour, sagt Ricardo), daß hier der Fall des Arbeitslohns unter den Wert der Arbeitskraft den Gebrauch der Maschinerie verhindert und ihn vom Standpunkt des Kapitals, dessen Gewinn ohnehin aus der Vermindrung nicht der angewandten, sondern der bezahlten Arbeit entspringt, überflüssig, oft unmöglich macht. In einigen Zweigen der englischen Wollmanufaktur ist während der letzten Jahre die Kinderarbeit sehr vermindert, hier und da fast verdrängt worden. Warum? Der Fabrikakt ernötigte eine doppelte Kinderreihe, von denen je eine 6, die andre 4 Stunden, oder jede nur 5 Stunden arbeitet. Die Eltern wollten aber die half-times (Halbzeitler) nicht wohlfeiler verkaufen als früher die full-times (Vollzeitler). Daher Ersetzung der half-times durch Maschinerie. 117) Vor dem Verbot der Arbeit von Weibern und Kindern (unter 10 Jahren) in Minen fand das Kapital die Methode, nackte Weiber und Mädchen, oft mit Männern zusammengebunden in Kohlen- und andren Minen zu vernutzen, so übereinstimmend mit seinem Moralkodex und namentlich auch seinem Hauptbuch, daß es erst nach dem Verbot zur Maschinerie griff. Die Yankees haben Maschinen zum Steinklopfen erfunden. Die Engländer wenden sie nicht an, weil der "Elende" ("wretch" ist Kunstausdruck der englischen politischen Ökonomie für den Agrikulturarbeiter), der diese Arbeit verrichtet, einen so geringen Teil seiner Arbeit bezahlt erhält, daß Maschinerie die Produktion für den Kapitalisten verteuern würde. 118) In England werden gelegentlich statt der Pferde immer
117) "Die Anwender der Arbeit wollen nicht unnötig zwei Schichten von Kindern unter dreizehn in Dienst nehmen... Eine Gruppe von Fabrikanten, die Spinner von Wollgarn, verwendet tatsächlich heute selten Kinder unter dreizehn Jahren, d.h. Halbzeitler. Sie haben verbesserte und neue Maschinen verschiedener Art eingeführt, durch die eine Verwendung von Kindern" (d.h. unter 13 J.) "ganz überflüssig wurde; als Beispiel will ich zur Illustration für diese Verminderung der Zahl der Kinder einen Arbeitsprozeß erwähnen, bei dem an die bestehenden Maschinen ein Apparat, genannt Anstückmaschine, angeschlossen wurde, durch den die Arbeit von sechs oder vier Halbzeitlern, je nach der Beschaffenheit der einzelnen Maschine, von einer jugendlichen Person" (über 13 J.) geleistet werden kann... Das Halbzeitsystem" stimulierte "die Erfindung der Anstückmaschine." ("Reports of Insp. of Fact. for 31st Oct. 1858", [p. 42, 43].) 118) "Maschinerie... kann häufig solange nicht verwendet werden, solange die Arbeit" (er meint Lohn) "nicht steigt." (Ricardo, l.c.p. 479.)
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noch Weiber zum Ziehn usw. bei den Kanalbooten verwandt 119), weil die zur Produktion von Pferden und Maschinen erheischte Arbeit ein mathematisch gegebenes Quantum, die zur Erhaltung von Weibern der Surpluspopulation dagegen unter aller Berechnung steht. Man findet daher nirgendwo schamlosere Verschwendung von Menschenkraft für Lumpereien, als gerade in England, dem Land der Maschinen.

3. Nächste Wirkungen des maschinenmäßigen Betriebs auf den Arbeiter

Den Ausgangspunkt der großen Industrie bildet, wie gezeigt, die Revolution des Arbeitsmittels, und das umgewälzte Arbeitsmittel erhält seine meist entwickelte Gestalt im gegliederten Maschinensystem der Fabrik. Bevor wir zusehn, wie diesem objektiven Organismus Menschenmaterial einverleibt wird, betrachten wir einige allgemeine Rückwirkungen iener Revolution auf den Arbeiter selbst.

a) Aneignung zuschüssiger Arbeitskräfte durch das Kapital. Weiber- und Kinderarbeit

Sofern die Maschinerie Muskelkraft entbehrlich macht, wird sie zum Mittel, Arbeiter ohne Muskelkraft oder von unreifer Körperentwicklung, aber größrer Geschmeidigkeit der Glieder anzuwenden. Weiber- und Kinderarbeit war daher das erste Wort der kapitalistischen Anwendung der Maschinerie! Dies gewaltige Ersatzmittel von Arbeit und Arbeitern verwandelte sich damit sofort in ein Mittel, die Zahl der Lohnarbeiter zu vermehren durch Einreihung aller Mitglieder der Arbeiterfamilie, ohne Unterschied von Geschlecht und Alter, unter die unmittelbare Botmäßigkeit des Kapitals. Die Zwangsarbeit für den Kapitalisten usurpierte nicht nur die Stelle des Kinderspiels, sondern auch der freien Arbeit im häuslichen Kreis, innerhalb sittlicher Schranke, für die Familie selbst. 120) #


119) Sieh "Report of the Social Science Congress at Edinburgh. Octob. 1863".
120) Dr. Edward Smith wurde während der den Amerikanischen Bürgerkrieg begleitenden Baumwollkrise von der englischen Regierung nach Lancashire, Cheshire usw. geschickt, zur Berichterstattung über den Gesundheitszustand der Baumwollarbeiter. Er berichtet u.a.: Hygienisch habe die Krise, abgesehn von der Verbannung der Arbeiter aus der Fabrikatmosphäre, vielerlei andre Vorteile. Die Arbeiterfrauen fänden jetzt die nötige Muße, ihren Kindern die Brust zu reichen, statt sie mit Godfrey's Cordial (einem Opiat) zu vergiften. Sie hätten die Zeit gewonnen, kochen zu lernen.
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Der Wert der Arbeitskraft war bestimmt nicht nur durch die zur Erhaltung des individuellen erwachsnen Arbeiters, sondern durch die zur Erhaltung der Arbeiterfamilie nötige Arbeitszeit. Indem die Maschinerie alle Glieder der Arbeiterfamilie auf den Arbeitsmarkt wirft, verteilt sie den Wert der Arbeitskraft des Mannes über seine ganze Familie. Sie entwertet daher seine Arbeitskraft. Der Ankauf der in 4 Arbeitskräfte z.B. parzellierten Familie kostet vielleicht mehr als früher der Ankauf der Arbeitskraft des Familienhaupts, aber dafür treten 4 Arbeitstage an die Stelle von eine und ihr Preis fällt im Verhältnis zum Überschuß der Mehrarbeit der vier über die Mehrarbeit des einen. Vier müssen nun nicht nur Arbeit, sondern Mehrarbeit für das Kapital liefern, damit eine Familie lebe. So erweitert die Maschinerie von vornherein mit dem menschlichen Exploitationsmaterial, dem eigensten Ausbeutungsfeld des Kapital 121), zugleich den Exploitationsgrad. Sie revolutioniert ebenso von Grund aus die formelle Vermittlung des Kapitalverhältnisses, den Kontrakt zwischen Arbeiter und Kapitalist. Auf Grundlage des Warenaustausches war es erste Voraussetzung, daß sich Kapitalist und Arbeiter als freie Personen, als unabhängige Warenbesitzer,
Unglücklicherweise fiel diese Kochkunst in einen Augenblick, wo sie nichts zu essen hatten. Aber man sieht, wie das Kapital die für die Konsumtion nötige Familienarbeit usurpiert hat zu seiner Selbstverwertung. Ebenso wurde die Krise benutzt, um in eignen Schulen die Töchter der Arbeiter nähen zu lehren. Eine amerikanische Revolution und eine Weltkrise erheischt, damit die Arbeitermädchen, die für die ganze Welt spinnen, nähen lernen! 121) "Die Zahl der Arbeiter hat sehr zugenommen, weil man immer mehr Männer- durch Frauenarbeit und vor allem Erwachsenen- durch Kinderarbeit ersetzt. Drei Mädchen im Alter von 13 Jahren mit Löhnen von 6 bis 8 sh. die Woche haben einen Mann reifen Alters mit einem Lohn von 18 bis 45 sh. verdrängt." (Th. de Quincey, "The Logic of Politic. Econ.", Lond. 1844, Note zu p. 147.) Da gewisse Funktionen der Familie, z.B. Warten und Säugen der Kinder usw., nicht ganz unterdrückt werden können, müssen die vom Kapital konfiszierten Familienmütter mehr oder minder Stellvertreter dingen. Die Arbeiten, welche der Familienkonsum erheischt, wie Nähen, Flicken usw., müssen durch Kauf fertiger Waren ersetzt werden. Der verminderten Ausgabe von häuslicher Arbeit entspricht also vermehrte Geldausgabe. Die Produktionskosten der Arbeiterfamilie wachsen daher und gleichen die Mehreinnahme aus. Es kommt hinzu, daß Ökonomie und Zweckmäßigkeit in Vernutzung und Bereitung der Lebensmittel unmöglich werden. Über diese von der offiziellen politischen Ökonomie verheimlichten Tatsachen findet man reichliches Material in den "Reports" der Fabrikinspektoren, der "Children's Employment Commission" und namentlich auch den "Reports on Public Health".
#418# IV. Abachnitt - Die Produktion des relativen Mehrwerts --

der eine Besitzer von Geld und Produktionsmitteln, der andre Besitzer von Arbeitskraft, gegenübertraten. Aber jetzt kauft das Kapital Unmündige oder Halbmündige. Der Arbeiter verkaufte früher seine eigne Arbeitskraft, worüber er als formell freie Person verfügte. Er verkauft jetzt Weib und Kind. Er wird Sklavenhändler. 122) Die Nachfrage nach Kinderarbeit gleicht oft auch in der Form der Nachfrage nach Negersklaven, wie man sie in amerikanischen Zeitungsinseraten zu lesen gewohnt war.
"Meine Aufmerksamkeit", sagt z.B. ein englischer Fabrikinspektor, "wurde gelenkt auf eine Annonce in dem Lokalblatt einer der bedeutendsten Manufakturstädte meines Distrikts, wovon folgendes die Kopie: Gebraucht 12 bis 20 Jungen, nicht jünger, als was für 13 Jahre passieren kann. Lohn 4 sh. per Woche. Anzufragen etc." 123)
Die Phrase "was für 13 Jahre passieren kann" bezieht sich darauf, daß nach dem Factory Act Kinder unter 13 Jahren nur 6 Stunden arbeiten dürfen. Ein amtlich qualifizierter Arzt (certifying surgeon) muß das Alter bescheinigen. Der Fabrikant verlangt also Jungen, die so aussehn, als ob sie schon dreizehnjährig. Die manchmal sprungweise Abnahme in der Anzahl der von Fabrikanten beschäftigten Kinder unter 13 Jahren, überraschend in der englischen Statistik der letzten 20 Jahre, war nach Aussage der Fabrikinspektoren selbst großenteils das Werk von certifying surgeons, welche das Kindesalter der Exploitationslust der Kapitalisten und dem Schacherbedürfnis der Eltern gemäß verschoben. In dem berüchtigten Londoner
122) Im Kontrast zur großen Tatsache, daß die Beschränkung der Weiber- und Kinderarbeit in den englischen Fabriken von den erwachsnen männlichen Arbeitern dem Kapital aberobert wurde, findet man noch in den jüngsten Berichten der "Children's Einployment Commission" wahrhaft empörende und durchaus sklavenhändlerische Züge der Arbeitereltern mit Bezug auf den Kinderschacher. Der kapitalistische Pharisäer aber, wie man aus denselben Reports' sehn kann, denunziert diese von ihm selbst geschaffne, verewigte und exploitierte Bestialität, die er sonst "Freiheit der Arbeit" tauft. "Arbeit von kleinen Kindern wurde zu Hlfe genommen... sogar um für ihr eigen täglich Brot zu arbeiten. Ohne die Kraft, eine so über alles Maß schwere Arbeit zu ertragen, ohne Belehrung, die ihrer künftigen Lebensführung zustatten käme, wurden sie in eine physisch und moralisch verseuchte Umgebung hineingestoßen. Der jüdische Historiker hat über die Zerstörung Jerusalems durch Titus die Bemerkung gemacht, es sei kein Wunder gewesen, daß die Stadt vernichtet, ja so völlig vernichtet worden sei, wenn eine unmenschliche Mutter ihren eigenen Sprößling opferte, um die Gier hemmungslosen Hungers zu stillen." ("Public Economy Concentrated", Carlisle 1833, p. 66.) 123) A. Redgrave in "Reports of Insp. of Fact. for 31st October 1858", p. 40, 41.
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Distrikt von Bethnal Green wird jeden Montag und Dienstag morgen offner Markt gehalten, worin Kinder beiderlei Geschlechts vom 9. Jahre an sich selbst an die Londoner Seidenmanufakturen vermieten. Die gewöhnlichen Bedingungen sind 1 sh. 8 d. die Woche (die den Eltern gehören) und 2 d. für. mich selbst nebst Tee." Die Kontrakte gelten nur für die Woche. Die Szenen und die Sprache während der Dauer dieses Markts sind wahrhaft empörend. 124) Es kommt immer noch in England vor, daß Weiber "Jungen vom Workhouse nehmen und sie jedem beliebigen Käufer für 2 sh. 6 d. wöchentlich vermieten". 125) Trotz der Gesetzgebung werden immer noch mindestens 2000 Jungen in Großbritannien als lebendige Schornsteinfegermaschinen (obgleich Maschinen zu ihrem Ersatz existieren) von ihren eigenen Eltern verkauft. 126) Die von der Maschinerie bewirkte Revolution im Rechtsverhältnis zwischen Käufer und Verkäufer der Arbeitskraft, so daß die ganze Transaktion selbst den Schein eines Kontrakts zwischen freien Personen verliert, bot dem englischen Parlament später den juristischen Entschuldigungsgrund für Staatseinmischung in das Fabrikwesen. Sooft das Fabrikgesetz die Kinderarbeit in bisher unangefochtnen Industriezweigen auf 6 Stunden beschränkt, ertönt stets neu der Fabrikantenjammer: ein Teil der Eltern entziehe die Kinder nun der gemaßregelten Industrie, um sie in solche zu verkaufen, wo noch "Freiheit der Arbeit" herrscht, d.h., wo Kinder unter 13 Jahren gezwungen werden, wie Erwachsne zu arbeiten, also auch teurer loszuschlagen sind. Da aber das Kapital von Natur ein Leveller ist, d.h. in allen Produktionssphären Gleichheit der Exploitationsbedingungen der Arbeit als sein angebornes Menschenrecht verlangt, wird die legale Einschränkung der Kinderarbeit in einem Industriezweig Ursache ihrer Beschränkung in dem andren. Bereits früher wurde der physische Verderb der Kinder und jungen Personen angedeutet, wie der Arbeiterweiber, welche die Maschinerie erst direkt in den auf ihrer Grundlage aufschiebenden Fabriken und dann indirekt in allen übrigen Industriezweigen der Exploitation des Kapitals unterwirft. Hier verweilen wir daher nur bei einem Punkt, der ungeheuren Sterblichkeit von Arbeiterkindern in ihren ersten Lebensjahren. In England gibt es 16 Registrationsdistrikte, wo im jährlichen Durchschnitt auf 100 000 lebende Kinder unter einem Jahr nur 9085 Todesfälle (in einem
124) "Children's Employment Commission, V. Report", London 1866, p. 81, n. 31. {Zur 4. Aufl. - Die Seidenindustrie von Bethnal Green ist jetzt fast vernichtet. - F.E.} 125) "Child. Employm. Comm., III. Report", Lond. 1864, p. 53, n. 15. 126) l.c., "V. Report", p. XXII, n. 137.
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Distrikt nur 7047) kommen, in 24 Distrikten über 10 000, aber unter 11 000, in 39 Distrikten über 11 000, aber unter 12 000, in 48 Distrikten über 12 000, aber unter 13 000, in 22 Distrikten über 20 000, in 25 Distrikten über 21 000, in 17 über 22 000, in 11 über 23 000, in Hoo, Wolverhampton, Ashton-under-Lyne und Preston über 24 000, in Nottingham, Stockport und Bradford über 25 000, in Wisbeach 26 001 und in Manchester 26 125. 127) Wie eine offizielle ärztliche Untersuchung im Jahre 1861 nachwies, sind, von Lokalumständen abgesehn, die hohen Sterblichkeitsraten vorzugsweise der außerhäuslichen Beschäftigung der Mütter geschuldet und der daher entspringenden Vernachlässigung und Mißhandlung der Kinder, u.a. unpassender Nahrung, Mangel an Nahrung, Fütterung mit Opiaten usw., dazu die unnatürliche 1*) Entfremdung der Mütter gegen ihre Kinder, im Gefolge davon absichtliche Aushungerung und Vergiftung. 128) In solchen Agrikulturdistrikten, "wo ein Minimum weiblicher Beschäftigung existiert, ist dagegen die Sterblichkeitsrate am niedrigsten" 129) Die Untersuchungskommission von 1861 ergab jedoch das unerwartete Resultat, daß in einigen an der Nordsee gelen rein ackerbauenden Distrikten die Sterblichkeitsrate von Kindern unter einem Jahr fast die der verrufensten Fabrikdistrikte erreichte. Dr. Julian Hunter wurde daher beauftragt, dies Phänomen an Ort, und Stelle zu erforschen. Sein Bericht ist dem "VI. Report on Public Health" einverleibt. 130) Man hatte bisher vermutet, Malaria und andre, niedrig gelegnen und sumpfigen Landstrichen eigentümliche Krankheiten dezimierten die Kinder. Die Untersuchung ergab das grade Gegenteil, nämlich,
"daß dieselbe Ursache, welche die Malaria vertrieb, nämlich die Verwandlung des Bodens aus Morast im Winter und dürftiger Weide im Sommer in fruchtbares Kornland, die außerordentliche Todesrate der Säuglinge schuf" 131).
127) "Sixth Report en Public Health", Lond. 1864, p. 34. 128) "Sie" (die Untersuchung von 1861) "... zeigte überdies, daß, während unter den beschriebenen Umständen die Kleinkinder an der Vernachlässigung und schlechten Behandlung zugrunde gehen, die durch die Arbeit ihrer Mütter bedingt sind, die Mütter in erschreckendem Außmaß die natürlichen Regungen gegenüber ihren Sprößlingen verlieren - gewöhnlich kümmert sie deren Tod nicht sehr, und manchmal... ergreifen sie direkte Maßnahmen, um ihn herbeizuführen." (l.c.) 129) l.c.p. 454. 130) l.c.p. 454-462. "Reports by Dr. Henry Julian Hunter on the excessive mortality of infants in some rural districts of England." l.c.p. 35 u. p. 455, 456. --#

1*) 3. und 4. Auflage: natürliche
#421# 13. Kapitel - Maschinerie und große Industrie --

Die 70 ärztlichen Praktiker, die Dr. Hunter in jenen Distrikten verhörte, waren "wunderbar einstimmig" über diesen Punkt. Mit der Revolution der Bodenkultur wurde nämlich das industrielle System eingeführt.
"Verheiratete Weiber, die in Banden mit Mädchen und Jungen zusammen arbeiten, werden dem Pächter von einem Manne, welcher der 'Gangmeister' heißt und die Banden im ganzen mietet, für eine bestimmte Summe zur Verfügung gestellt. Diese Banden wandern oft viele Meilen von ihren Dörfern weg, man trifft sie morgens und abends auf den Landstraßen, die Weiber bekleidet mit kurzen Unterröcken und entsprechenden Röcken und Stiefeln und manchmal Hosen, sehr kräftig und gesund von Aussehn, aber verdorben durch gewohnheitsmäßige Liederlichkeit und rücksichtslos gegen die unheilvollen Folgen, welche ihre Vorliebe für diese tätige und unabhängige Lebensart auf ihre Sprößlinge wälzt, die zu Haus verkümmern." 132)
Alle Phänomene der Fabrikdistrikte reproduzieren sich hier, in noch höherm Grad versteckter Kindermord und Behandlung der Kinder mit Opiaten. 133)
"Meine Kenntnis der von ihr erzeugten Übel", sagt Dr. Simon, der ärztliche Beamte des englischen Privy-Council [71] und Redakteur en chef der Berichte über "public Health", muß den tiefen Abscheu entschuldigen, womit ich jede umfassende industrielle Beschäftigung erwachsner Weiber betrachte." 134) "Es wird", ruft Fabrikinspektor R. Baker in einem offiziellen Bericht aus, "es wird in der Tat ein Glück für die Manufakturdistrikte Englands sein, wenn jeder verheirateten Frau, die Familie hat, verboten wird, in irgendeiner Fabrik zu arbeiten." 135)
Die aus der kapitalistischen Exploitation der Weiber- und Kinderarbeit entspringende moralische Verkrümmung ist von F. Engels in seiner "Lage der arbeitenden Klasse Englands" 1*) und von andren Schriftstellern so er schöpfend dargestellt worden, daß ich hier nur daran erinnere. Die intellektuelle Verödung aber, künstlich prodert durch die Verwandlung unreifer
132) l.c.p. 456. 133) Wie in den englischen Fabrikdistrikten, so dehnt sich auch in den Agrikulturdistrikten der Opiumkonswn unter den erwachsnen Arbeitern und Arbeiterinnen täglich aus. "Den Verkauf von Opiaten voranzutreiben... ist das große Ziel einiger unternehmender Großhändler. Von Drogisten werden sie als der gangbarste Artikel angesehen." (l.c.p. 459.) Säuglinge, die Opiate empfingen, verrumpelten in kleine alte Männchen oder verschrumpfen zu kleinen Affen". (l.c.p. 460.) Man sieht, wie Indien und China sich an England rächen. 134) l.c.p. 37. 135) "Reports of Insp. of Fact. for 31st Oct. 1862". p. 59. Dieser Fabrikinspektor war früher Arzt. --#

1*) Siehe Band 2 unserer Ausgabe
#422# IV. Abschnitt - Die Produktion des relativen Mehrwerts --

Menschen in bloße Maschinen zur Fabrikation von Mehrwert und sehr zu unterscheiden von jener naturwüchsigen Unwissenheit, welche den Geist in Brache legt ohne Verderb seiner Entwicklungsfähigkeit, seiner natürlichen Fruchtbarkeit selbst, zwang endlich sogar das englische Parlament in allen dem Fabrikgesetz unterworfnen Industrien, den Elementarunterricht zur gesetzlichen Bedingung für den produktiven Verbrauch von Kindern unter 14 Jahren zu machen. Der Geist der kapitalistischen Produktion leuchtete hell aus der liederlichen Redaktion der sog. Erziehungsklauseln der Fabrikakte, aus dem Mangel administrativer Maschinerie, wodurch dieser Zwangsunterricht großenteils wieder illusorisch wird, aus der Fabrikantenopposition selbst gegen dies Unterrichtsgesetz und aus ihren praktischen Kniffen und Schlichen zu seiner Umgehung.
"Die Gesetzgebung allein ist zu tadeln, weil sie ein Truggesetz (delusive law) erlassen hat, das unter dem Schein, für die Erziehung der Kinder zu sorgen, keine einzige Bestimmung enthält, wodurch dieser vorgeschützte Zweck gesichert werden kann. Es bestimmt nichts, außer daß die Kinder für eine bestimmte Stundenzahl" (3 Stunden) "per Tag innerhalb der vier Wände eines Platzes, Schule benamst, eingeschlossen werden sollen und daß der Anwender des Kindes hierüber wöchentlich ein Zertifikat von einer Person erhalten muß, die sich als Schullehrer oder Schullehrerin mit ihrem Namen unterzeichnet." 136)
Vor dem Erlaß des amendierten Fabrikakts von 1844 waren Schulbesuchszertifikate nicht selten, die von Schulmeister oder Schulmeisterin mit einem Kreuz unterzeichnet wurden, da letztre selbst nicht schreiben konnten.
"Beim Besuch, den ich einer solchen Zertifikate ausstellenden Schule abstattete, war ich so betroffen von der Unwissenheit des Schulmeisters, daß ich zu ihm sagte: 'Bitte, mein Herr, können Sie lesen?' Seine Antwort war: Ih jeh, Ebbes (summat).' Zu seiner Rechtfertigung fügte er hinzu: 'Jedenfalls stehe ich vor meinen Schülern.'"
Während der Vorbereitung des Akts von 1844 denunzierten die Fabrikinspektoren den schmählichen Zustand der Plätze, Schulen benamst, deren Zertifikate sie als zu Gesetz vollgültig zulassen mußten. Alles was sie durchsetzten, war, daß seit 1844
"die Zahlen im Schulzertifikat in der Handschrift des Schulmeisters ausgefüllt, ditto sein Vor- und Zuname von ihm selbst unterschrieben sein müssen". 137)
136) Leonard Horner in "Reports of Insp. of Fact. for 30th April 1857", p. 17. 137) id. in "Reports of Insp. of Fact. for 31st Oct. 1855" p. 18, 19.
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Sir John Kincaid, Fabrikinspektor für Schottland, erzählt von ähnlichen amtlichen Erfahrungen.
"Die erste Schule, die wir besuchten, wurde von einer Mrs. Ann Killin gehalten. Auf meine Aufforderung, ihren Namen zu buchstabieren, machte sie gleich einen Schnitzer, indem sie mit dem Buchstaben C begann, aber sich sofort korrigierend e, ihr Name fange mit K an. Bei Ansicht ihrer Unterschrift in den Schulzertifikatbüchern bemerkte ich jedoch, daß sie ihn verschiedenartig buchstabierte, während die Handschrift keinen Zweifel über ihre Lehrunfähigkeit ließ. Auch gab sie selbst zu, sie könne das Register nicht führen... In einer zweiten Schule fand ich das Schulzimmer 15 Fuß lang und 10 Fuß breit und zählte in diesem Raum 75 Kinder, die etwas Unverständliches herquiekten." 138) Es sind jedoch nicht nur solche Jammerhöhlen, worin die Kinder Schulzertifikate, aber keinen Unterricht erhalten, denn in vielen Schulen, wo der Lehrer kompetent ist, scheitern seine Bemühungen fast ganz an dem sinnverwirrenden Knäuel von Kindern aller Alter, aufwärts von Dreijährigen. Sein Auskommen, elend im besten Fall, hängt ganz von der Zahl der Pence ab, empfangen von der größten Anzahl Kinder, die es möglich ist, in ein Zimmer zu stopfen. Dazu kommt spärliche Schulmöblierung, Mangel an Büchern und andrem Lehrmaterial und die niederschlagende Wirkung einer benauten und ekelhaften Luft auf die armen Kinder selbst. Ich war in vielen solchen Schulen, wo ich ganze Reihen Kinder sah, die absolut nichts taten; und dies wird als Schulbesuch bescheinigt, und solche Kinder figurieren in der offiziellen Statistik als erzogen (educated)." 139)
In Schottland suchen die Fabrikanten dem Schulbesuch unterworfne Kinder möglichst auszuschließen.
"Dies genügt um die große Mißgunst der Fabrikanten gegen die Erziehungsklauseln zu beweisen." 140)
Grotesk-entsetzlich erscheint dies in den Kattun- usw. Druckereien, die durch ein eignes Fabrikgesetz geregelt sind. Nach den Bestimmungen des Gesetzes
"muß jedes Kind, bevor es in einer solchen Druckerei beschäftigt wird, Schule besucht haben für mindestens 30 Tage und nicht weniger als 150 Stunden während der 6 Monate, die dem ersten Tag seiner Beschäftigung unmittelbar vorhergehn. Während der Fortdauer seiner Beschäftigung in der Druckerei muß es Schule besuchen ebenfalls für eine Periode von 30 Tagen und 150 Stunden während jeder Wechselperiode von 6 Monaten... Der Schulbesuch muß zwischen 8 Uhr morgens und 6 Uhr nachmittags stattfinden. Kein Besuch von weniger als 2 1/2, oder mehr als 5 Stunden an demselben Tag soll als Teil der 150 Stunden gezählt werden. Unter gewöhnlichen Umständen
138) Sir John Kincaid in "Reports of Insp. of Fact. for 31st Oct. 1858", p. 31, 32. Leonard Horner in "Reports etc. for 30th Apr. 1857", p. 17, 18. 140) Sir J. Kincaid In "Rep. Insp. Fact. 31st Oct. 1856", p. 66.
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besuchen die Kinder die Schule vormittags und nachmittags für 30 Tage, 5 Stunden per Tag, und nach Ablauf der 30 Tage, wenn die statutenmäßige Gesamtsumme von 150 Stunden erreicht ist, wenn sie, in ihrer eignen Sprache zu reden, ihr Buch abgemacht haben, kehren sie zur Druckerei zurück, wo sie wieder 6 Monate bleiben, bis ein andrer Abschlagstermin des Schulbesuchs fällig wird, und dann bleiben sie wieder in der Schule, bis das Buch wieder abgemacht ist... Sehr viele Jungen, welche die Schule während der vorschriftsmäßigen 150 Stunden besuchen, sind bei ihrer Rückkehr aus dem sechsmonatlichen Aufenthalt in der Druckerei gradeso weit wie im Anfang... Sie haben natürlich alles wieder verloren, was sie durch den früheren Schulbesuch gewonnen hatten. In andren Kattundruckereien wird der Schulbesuch ganz und gar abhängig gemacht von den Geschäftsbedürfnissen der Fabrik. Die erforderliche Stundenzahl wird vollgemacht während jeder sechsmonatlichen Periode durch Abschlagszahlungen von 3 bis 5 Stunden auf einmal, die vielleicht über 6 Monate zerstreut sind. Z.B. an einem Tage wird die Schule besucht von 8 bis 11 Uhr morgens, an einem andren Tage von 1 bis 4 Uhr nachmittags, und nachdem das Kind dann wieder für eine Reihe Tage weggeblieben, kommt es plötzlich wieder von 3 bis 6 Uhr nachmittags; dann erscheint es vielleicht für 3 oder 4 Tage hintereinander, oder für eine Woche, verschwindet dann wieder für 3 Wochen oder einen ganzen Monat und kehrt zurück an einigen Abfallstagen für einige Sparstunden, wenn seine Anwender seiner zufällig nicht bedürfen; und so wird das Kind sozusagen hin und her gepufft (buffeted) von der Schule in die Fabrik, von der Fabrik in die Schule, bis die Summe der 150 Stunden abgezählt ist." 141)
Durch den überwiegenden Zusatz von Kindern und Weibern zum kombinierten Arbeitspersonal bricht die Maschinerie endlich den Widerstand, den der männliche Arbeiter in der Manufaktur der Despotie des Kapitals noch entgegensetzte. 142)
141) A. Redgrave in "Reports of Insp. of Fact. for 31st Oct. 1857". p. 41-43. In den englischen Industriezweigen, wo der eigentliche Fabrikakt (nicht der zuletzt im Text angeführte Print Work's Act) seit längerer Zeit herrscht, sind die Hindernisse gegen die Erziehungsklauseln in den letzten Jahren einigen überwältigt worden. In den nicht dem Fabrikgesetz unterworfenen Industrien herrschen noch sehr die Ansichten des Glasfabrikanten J. Geddes, der den Untersuchungskommis White dahin belehrt: Soviel ich sehn kann, ist das größre Quantum Erziehung, welches ein Teil der Arbeiterklasse seit den letzten Jahren genoß, vom Übel. Es ist gefährlich, indem es sie zu unabhängig macht." ("Children's Empl. Commission, IV. Report", London 1865, p. 253.) 142) "Herr E., ein Fabrikant, unterrichtete mich, daß er ausschließlich Weiber bei seinen mechanischen Webstühlen beschäftigt; er gebe verheirateten Weibern den Vorzug, besonders solchen mit Familie zu Hause, die von ihnen für den Unterhalt abhängt; sie sind viel aufmerksamer und gelehriger als unverheiratete und zur äußersten Anstrengung ihrer Kräfte gezwungen, um die notwendigen Lebensmittel beizuschaffen.
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b) Verlängrung des Arbeitstags

Wenn die Maschinerie das gewaltigste Mittel ist, die Produktivität der Arbeit zu steigern, d.h. die zur Produktion einer Ware nötige Arbeitszeit zu verkürzen, wird sie als Träger des Kapitals zunächst in den unmittelbar von ihr ergriffnen Industrien zum gewaltigsten Mittel, den Arbeitstag über jede naturgemäße Schranke hinaus zu verlängern. Sie schafft einerseits neue Bedingungen, welche das Kapital befähigen, dieser seiner beständigen Tendenz die Zügel frei schießen zu lassen, andrerseits neue Motive zur Wetzung seines Heißhungers nach fremder Arbeit. Zunächst verselbständigt sich in der Maschinerie die Bewegung und Werktätigkeit des Arbeitsmittels gegenüber dem Arbeiter. Es wird an und für sich ein industrielles Perpetuum mobile, das ununterbrochen fort produzieren würde, stieße es nicht auf gewisse Naturschranken in seinen menschlichen Gehilfen: ihre Körperschwäche und ihren Eigenwillen. Als Kapital, und als solches besitzt der Automat im Kapitalisten Bewußtsein und Willen, ist es daher mit dem Trieb begeistet, die widerstrebende, aber elastische menschliche Naturschranke auf den Minimalwiderstand einzuzwängen. 143) Dieser ist ohnehin vermindert durch die scheinbare Leichtigkeit der Arbeit an der Maschine und das füg- und biegsamere Weiber- und Kinderelement. 144)
So werden die Tugenden, die eigentümlichen Tugenden des weiblichen zu seinem Schaden verkehrt - so wird alles Sittliche und Zarte ihrer Natur zum Mittel ihrer Sklaverei und ihres Leidens gemacht." ("Ten Hours' Factory Bill. The Speech of Lord Ashley, 15th March", London 1844, p. 20.) 143) "Seit der allgemeinen Einführung von kostspieligen Maschinen ist die menschliche Natur weit über ihre durchschnittliche Kraft beansprucht worden." (Robert Owen, Observations on the effects of the manufacturing system", 2nd ed., London 1817, [p. 16].) 144) Die Engländer, die gern die erste empirische Erscheinungsform einer Sache als ihren Grund betrachten, geben oft den großen herodischen Kinderraub, den du Kapital in den Anfängen des Fabriksystems an den Armen- und Waisenhäusern verübte und wodurch es sich ein ganz willenloses Menschenmaterial einverleibte, als Grund der langen Arbeitszeit in den Fabriken an. So z.B. Fielden, selbst englischer Fabrikant: "Es ist klar, daß die lange Arbeitszeit durch den Umstand herbeigeführt wurde, daß man eine so große Anzahl verlassener Kinder aus verschiednen Teilen des Landes bekommen hat, so daß die Fabrikherren von den Arbeitern unabhängig waren und sie, nachdem sie erst einmal mit Hilfe des auf diese Weise aufgetriebenen armseligen Menschenmaterials die lange Arbeitszeit zur Gewohnheit gemacht hatten, diese auch ihren Nachbarn leichter aufzwingen konnten." (J. Fielden, "The Curse of the Factory
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Die Produktivität der Maschinerie steht, wie wir sahen, in umgekehrtem Verhältnis zur Größe des von ihr auf das Machwerk übertragnen Wertbestandteils. Je länger die Periode, worin sie funktioniert, desto größer die Produktenmasse, worüber sich der von ihr zugmetzte Wert verteilt, und desto kleiner der Wertteil, den sie der einzelnen Ware zufügt. Die aktive Lebensperiode der Maschinerie ist aber offenbar bestimmt durch die Länge des Arbeitstags oder die Dauer des täglichen Arbeitsprozesses, multipliziert mit der Anzahl Tage, worin er sich wiederholt. Der Maschinenverschleiß entspricht keineswegs exakt mathematisch ihrer Benutzungszeit. Und selbst dies vorausgesetzt, umfaßt eine Maschine, die während 7 1/2 Jahren täglich 16 Stunden dient, eine ebenso große Produktionsperiode und setzt dem Gesamtprodukt nicht mehr Wert zu als dieselbe Maschine, die während 15 Jahren nur 8 Stunden täglich dient. Im erstren Fall aber wäre der Maschinenwert doppelt so rasch reproduziert als im letztren und der Kapitalist hätte vermittelst derselben in 7 1/2 Jahren so viel Mehrarbeit eingeschluckt als sonst in 15. Der materielle Verschleiß der Maschine ist doppelt. Der eine entspringt aus ihrem Gebrauch, wie Geldstücke durch Zirkulation verschleißen, der andre aus ihrem Nichtgebrauch, wie ein untätig Schwert in der Scheide verrostet. Es ist dies ihr Verzehr durch die Elemente. Der Verschleiß erster Art steht mehr oder minder in direktem Verhältnis, der letztre zu gewissem Grad in umgekehrtem Verhältnis zu ihrem Gebrauch. 145) Neben dem materiellen unterliegt die Maschine aber auch einem sozusagen moralischen Verschleiß. Sie verliert Tauschwert im Maße, worin entweder Maschinen derselben Konstruktion wohlfeiler reproduziert werden können oder beßre Maschinen konkurrierend neben sie treten. 146) In beiden
System", Lond. 1836, p. 11.) Mit Bezug auf Weiberarbeit sagt Fabrikinspektor Saunders im Fabrikbericht von 1844: "Unter den Arbeiterinnen gibt es Frauen, die hintereinander für viele Wochen, mit Ausfall nur weniger Tage, von 6 Uhr morgens bis 12 Uhr nachts beschäftigt werden, mit weniger als 2 Stunden für Mahlzeiten, so daß ihnen für 5 Tage in der Woche von den 24 Tagesstunden nur 6 bleiben, um von und nach Haus zu gehn und im Bett auszuruhn." 145) "Der Anlaß... zur Schädigung der empfindlichen beweglichen Teile des metallenen Mechanismus kann im Stillstand liegen." (Ure, l.c.p. 281.) 146) Der schon früher erwähnte "Manchester Spinner" ("Times", 26. Nov. 1862) zählt unter den Kosten der Maschinerie auf: "Er" (nämlich der Abzug für Verschleiß der Maschinerie") "hat auch den Zweck, den Verlust zu decken, der fortgesetzt dadurch entsteht, daß Maschinen, bevor sie verschlissen sind, durch andre von neuer und besserer Konstruktion außer Gebrauch gesetzt werden."
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Fällen ist ihr Wert, so jung und lebenskräftig sie sonst noch sein mag, nicht mehr bestimmt durch die tatsächlich in ihr selbst vergegenständlichte, sondern durch die zu ihrer eignen Reproduktion oder zur Reproduktion der beßren Maschine notwendige Arbeitszeit. Sie ist daher mehr oder minder entwertet. Je kürzer die Periode, worin ihr Gesamtwert reproduziert wird, desto geringer die Gefahr des moralischen Verschleißes, und je länger der Arbeitstag, um so kürzer jene Periode. Bei der ersten Einführung der Maschinerie in irgendeinen Produktionszweig folgen Schlag auf Schlag neue Methoden zu ihrer wohlfellern Reproduktion 147) und Verbeßrungen, die nicht nur einzelne Teile oder Apparate, sondern ihre ganze Konstruktion ergreifen. In ihrer ersten Lebensperiode wirkt daher dies besondre Motiv zur Verlängrung des Arbeitstags am akutesten. 148) Unter sonst gleichbleibenden Umständen und bei gegebnem Arbeitstag erheischt Exploitation verdoppelter Arbeiteranzahl ebensowohl Verdopplung des in Maschinerie und Baulichkeiten ausgelegten Teils des konstanten Kapitals als des in Rohmaterial, Hilfsstoffen usw. ausgelegten. Mit verlängertem Arbeitstag dehnt sich die Stufenleiter der Produktion, während der in Maschinerie und Baulichkeiten ausgelegte Kapitalteil unverändert bleibt. 149) Nicht nur der Mehrwert wächst daher, sondern die zur Ausbeutung desselben notwendigen Auslagen nehmen ab. Zwar findet dies auch sonst mehr oder minder bei aller Verlängrung des Arbeitstags statt, fällt
147) "Man schätzt im großen, daß eine einzige Maschine nach einem neuen Modell zu konstruieren fünfmal soviel kostet als die Rekonstruktion derselben Maschine nach demselben Modell." (Babbage, l.c.p. 211, 212.) 148) "Seit einigen Jahren sind so bedeutende und zahlreiche Verbesserungen in der Tüllfabrikation gemacht worden, daß eine gut erhaltne Maschine zum ursprünglichen Kostenpreis von 1200 Pfd.St. einige Jahre später zu 60 Pfd.St. verkauft wurde... Die Verbeßrungen folgten sich mit solcher Geschwindigkeit, daß Maschinen unvollendet in der Hand ihrer Bauer blieben, weil sie durch glücklichere Erfindungen bereits veraltet waren." In dieser Sturm- und Drangperiode dehnten daher die Tüllfabrikanten bald die ursprüngliche Arbeitszeit von 8 Stunden mit doppelter Mannschaft auf 24 Stunden aus. (l.c.p. 233.) 149) "Es ist selbstverständlich, daß mit der Ebbe und Flut des Marktes und dem abwechselnden Wachsen und Schrumpfen der Nachfrage die Gelegenheiten ständig wiederkehren werden, wo der Fabrikant zusätzliches zirkulierendes Kapital anwenden kann, ohne zusätzliches fixes Kapital zu verwenden... wenn zusätzliche Mengen an Rohmaterial ohne zusätzliche Ausgaben für Gebäude und Maschinerie verarbeitet werden können." (R. Torrens, "On Wages and Combination", Lond. 1834, p. 64.)
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aber hier entscheidender ins Gewicht, weil der in Arbeitsmittel verwandelte Kapitaltell überhaupt mehr ins Gewicht fällt. 150) Die Entwicklung des Maschinenbetriebs bindet nämlich einen stets wachsenden Bestandteil des Kapitals in eine Form, worin es einerseits fortwährend verwertbar ist, andrerseits Gebrauchswert und Tauschwert verliert, sobald sein Kontakt mit der lebendigen Arbeit unterbrochen wird. "Wenn", belehrte Herr Ashwert, ein englischer Baumwollmagnat, den Professor Nassau W. Senior,
"wenn ein Ackersmann seinen Spaten niederlegt, macht er für diese Periode ein Kapital von 18 d. nutzlos. Wenn einer von unsren Leuten" (d. h. den Fabrikarbeitern) "die Fabrik verläßt, macht er ein Kapital nutzlos. das 100 000 Pfd.St. gekostet hat." 151)
Man denke nur! Ein Kapital, das 100 000 Pfd.St. gekostet hat, auch nur für einen Augenblick nutzlos zu machen! Es ist in der Tat himmelschreiend, daß einer unsrer Leute überhaupt jemals die Fabrik verläßt! Der wachsende Umfang der Maschinerie macht, wie der von Ashworth belehrte Senior einsieht, eine stets wachsende Verlängrung des Arbeitstags wünschenswert". 152) Die Maschine produziert relativen Mehrwert, nicht nur, indem sie die Arbeitskraft direkt entwertet und dieselbe indirekt durch Verwohlfeilerung der in ihre Reproduktion eingehenden Waren verwohlfeilert, sondern auch,
150) Der im Text erwähnte Umstand ist nur der Vollständigkeit wegen erwähnt, da ich erst im Dritten Buch die Profitrate, d.h. das Verhältnis des Mehrwerts zum vorgeschoßnen Gesamtkapital, behandle. 151) "When a labourer", said Mr. Ashworth, lays down his spade, he renders useless, for that period, a capital worth 18 d. When one of our people leaves the mill, he renders useless a capital that has cost 100 000 pounds 1*)." (Senior, "Letters on the Factory Act", Lond. 1837, p. 14.) 152) "Das große Übergewicht des fixen im Verhältnis zum zirkulierenden Kapital... macht lange Arbeitszeit wünschenswert." Mit dem wachsenden Umfang der Maschinerie usw. "wird der Antrieb zur Verlängerung der Arbeitszeit stärker, da dies das einzige Mittel ist, eine große Masse fixen Kapitals profitabel zu machen". (l.c.p. 11-14.) "Es gibt verschiedne Auslagen bei einer Fabrik, welche konstant bleiben, ob die Fabrik mehr oder weniger Zeit arbeite, z.B. Rente für die Baulichkeiten, lokale und allgemeine Steuern, Feuerversicherung, Arbeitslohn für verschiedne permanente Arbeiter, Verschlechtrung der Maschinerie nebst verschiednen andern Lasten, deren Proportion zum Profit im selben Verhältnis abnimmt, wie der Umfang der Produktion zunimmt." ("Reports of the Insp. of Fact. for 31st Oct. 1862", p. 19.) --#

1*) bei Senior: 100 Pfd.
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indem sie bei ihrer ersten sporadischen Einführung die vom Maschinenbesitzer verwandte Arbeit in potenzierte Arbeit verwandelt, den gesellschaftlichen Wert des Maschinenprodukts über seinen individuellen Wert erhöht und den Kapitalisten so befähigt, mit geringrem Wertteil des Tagesprodukts den Tageswert der Arbeitskraft zu ersetzen. Während dieser Übergangsperiode, worin der Maschinenbetrieb eine Art Monopol bleibt, sind daher die Gewinne außerordentlich, und der Kapitalist sucht diese "erste Zeit der jungen Liebe" gründlichst auszubeuten durch möglichste Verlängrung des Arbeitstags. Die Größe des Gewinns wetzt den Heißhunger nach mehr Gewinn. Mit der Verallgemeinerung der Maschinerie im selben Produktionszweig sinkt der gesellschaftliche Wert des Maschinenprodukts auf seinen individuellen Wert und macht sich das Gesetz geltend, daß der Mehrwert nicht aus den Arbeitskräften entspringt, welche der Kapitalist durch die Maschine ersetzt hat, sondern umgekehrt aus den Arbeitskräften, welche er an ihr beschäftigt. Der Mehrwert entspringt nur aus dem variablen Teil des Kapitals, und wir sahen, daß die Masse des Mehrwerts durch zwei Faktoren bestimmt ist, die Rate des Mehrwerts und die Anzahl der gleichzeitig beschäftigten Arbeiter. Bei gegebner Länge des Arbeitstags wird die Rate des Mehrwerts bestimmt durch das Verhältnis, worin der Arbeitstag in notwendige Arbeit und Mehrarbeit zerfällt. Die Anzahl der gleichzeitig beschäftigten Arbeiter hängt ihrerseits ab von dem Verhältnis des variablen Kapitalteils zum konstanten. Es ist nun klar, daß der Maschinenbetrieb, wie er immer durch Steigrung der Produktivkraft der Arbeit die Mehrarbeit auf Kosten der notwendigen Arbeit ausdehne, dies Resultat nur hervorbringt, indem er die Anzahl der von einem gegebnen Kapital beschäftigten Arbeiter vermindert. Er verwandelt einen Teil des Kapitals, der früher variabel war, d.h. sich in lebendige Arbeitskraft umsetzte, in Maschinerie, also in konstantes Kapital, das keinen Mehrwert produziert. Es ist unmöglich, z.B. aus zwei Arbeitern so viel Mehrwert auszupressen als aus 24. Wenn jeder der 24 Arbeiter auf 12 Stunden nur eine Stunde Mehrarbeit liefert, liefern sie zusammen 24 Stunden Mehrarbeit, während die Gesamtarbeit der zwei Arbeiter nur 24 Stunden beträgt. Es liegt also in der Anwendung der Maschinerie zur Produktion von Mehrwert ein immanenter Widerspruch, indem sie von den beiden Faktoren des Mehrwerts, den ein Kapital von gegebner Größe liefert, den einen Faktor, die Rate des Mehrwerts, nur dadurch vergrößert, daß sie den andren Faktor, die Arbeiterzahl, verkleinert. Dieser immanente Widerspruch tritt hervor, sobald mit der Verallgemeinerung der Maschinerie in einem Industriezweig der Wert der maschinenmäßig
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produzierten Ware zum regelnden gesellschaftlichen Wert aller Waren derselben wird, und es ist dieser Widerspruch, der wiederum das Kapital, ohne daß es sich dessen bewußt wäre 153), zur gewaltsamsten Verlängrung des Arbeitstags treibt, um die Abnahme in der verhältnismäßigen Anzahl der exploitierten Arbeiter durch Zunahme nicht nur der relativen, sondern auch der absoluten Mehrarbeit zu kompensieren. Wenn also die kapitalistische Anwendung der Maschinerie einerseits neue mächtige Motive zur maßlosen Verlängrung des Arbeitstags schafft und die Arbeitsweise selbst wie den Charakter des gesellschaftlichen Arbeitskörpers in einer Art umwälzt, die den Widerstand gegen diese Tendenz bricht, produziert sie andrerseits, teils durch Einstellung dem Kapital früher unzugänglicher Schichten der Arbeiterklasse, teils durch Freisetzung der von der Maschine verdrängten Arbeiter, eine überflüssige Arbeiterpopulation 154), die sich das Gesetz vom Kapital diktieren lassen muß. Daher das merkwürdige Phänomen in der Geschichte der modernen Industrie, daß die Maschine alle sittlichen und natürlichen Schranken des Arbeitstags über den Haufen wirft. Daher das ökonomische Paradoxon, daß das gewaltigste Mittel zur Verkürzung der Arbeitszeit in das unfehlbarste Mittel umschlägt, alle Lebenszeit des Arbeiters und seiner Familie in disponible Arbeitszeit für die Verwertung des Kapitals zu verwandeln. "Wenn", träumte Aristoteles, der größte Denker des Altertums,
"wenn jedes Werkzeug auf Geheiß, oder auch vorausahnend, das ihm zukommende Werk verrichten könnte, wie des Dädalus Kunstwerke sich von selbst bewegten oder die Dreifüße des Hephästos aus eignem Antrieb an die heilige Arbeit gingen, wenn so die Weberschiffe von selbst webten, so bedürfte es weder für den Werkmeister der Gehilfen noch für die Herrn der Sklaven." 155)
Und Antipatros, ein griechischer Dichter aus der Zeit des Cicero, begrüßte die Erfindung der Wassermühle zum Mahlen des Getreides, diese Elntarform aller produktiven Maschinerie, als Befreierin der Sklavinnen
153) Warum dieser immanente Widerspruch dem einzelnen Kapitalisten und daher auch der in seinen Anschauungen befangnen politischen Ökonomie nicht zum Bewußtsein kommt, wird man aus den ersten Abschnitten des Dritten Buchs ersehn. 154) Es ist eins der großen Verdienste Ricardos, die Maschinerie nicht nur als Produktionsmittel von Waren, sondern auch von "redundant population" 1*) begriffen zu haben. 155) F. Biese, "Die Philosophie des Aristoteles", Zweiter Band, Berlin 1842, p. 408. --#

1*) "überschüssiger Bevölkerung"
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und Herstellerin des goldnen Zeitalters! 156) "Die Heiden, ja die Heiden!" Sie begriffen, wie der gescheite Bastiat entdeckt hat, und schon vor ihm der noch klügre MacCulloch, nichts von politischer Ökonomie und Christentum. Sie begriffen u.a. nicht, daß die Maschine das probateste Mittel zur Verlängerung des Arbeitstags ist. Sie entschuldigten etwa die Sklaverei des einen als Mittel zur vollen menschlichen Entwicklung des andren. Aber Sklaverei der Massen predigen, um einige rohe oder halbgebildete Parvenüs zu "eminent spinners", "extensive sausage makers" und "influential shoe black dealers" 1*) zu machen, dazu fehlte ihnen das spezizifisch christliche Organ.

c) Intensifikation der Arbeit

Die maßlose Verlängrung des Arbeitstags, welche die Maschinerie in der Hand des Kapitals produziert, führt, wie wir sahen, später eine Reaktion der in ihrer Lebenswurzel bedrohten Gesellschaft herbei und damit einen gesetzlich beschränkten Normalarbeitstag. Auf Grundlage des letztren entwickelt sich ein Phänomen, das uns schon früher begegnete, zu entscheidender Wichtigkeit - nämlich die Intensifikation der Arbeit. Bei der Analyse des absoluten Mehrwerts handelte es sich zunächst um die extensive Größe der Arbeit, während der Grad ihrer Intensität als gegeben vorausgesetzt war. Wir haben jetzt den Umschlag der extensiven Größe in intensive oder Gradgröße zu betrachten. Es ist selbstverständlich, daß mit dem Fortschritt des Maschinenwesens und der gehäuften Erfahrung einer eignen Klasse von Maschinen-
156) Ich gebe hier die Stolbergsche Übersetzung des Gedichts, weil es ganz so wie die früheren Zitate über Teilung der Arbeit den Gegensatz der antiken Anschauung zur modernen charakterisiert.
"Schonet der mahlenden Hand, o Müllerinnen, und schlafet Sanft! es verkünde der Hahn euch den Morgen umsonst! Däo hat die Arbeit der Mädchen den Nymphen befohlen, Und itzt hüpfen sie leicht über die Räder dahin, Daß die erschütterten Achsen mit ihren Speichen sich wälzen, Und im Kreise die Last drehen des wälzenden Steins. Laßt uns leben das Leben der Väter, und laßt uns der Gaben Arbeitslos uns freun, welche die Göttin uns schenkt."
("Gedichte aus dem Griechischen übersetzt von Christian Graf zu Stolberg", Hamburg 1782.) --#

1*) "hervorragenden Spinnern", "großen Wurstfabrikanten" und "einflußreichen Schuhwichshändlern"
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arbeitern die Geschwindigkeit und damit die Intensität der Arbeit naturwüchsig zunehmen. So geht in England während eines halben Jahrhunderts die Verlängrung des Arbeitstags Hand in Hand mit der wachsenden Intensität der Fabrikarbeit. Indes begreift man, daß bei einer Arbeit, wo es sich nicht um vorübergehende Paroxysmen handelt, sondern um tagaus, tagein wiederholte, regelmäßige Gleichförmigkeit, ein Knotenpunkt eintreten muß, wo Ausdehnung des Arbeitstags und Intensität der Arbeit einander aus schließen, so daß die Verlängrung des Arbeitstags nur mit schwächrem Intensitätsgrad der Arbeit und umgekehrt ein erhöhter Intensitätsgrad nur mit Verkürzung des Arbeitstags verträglich bleibt. Sobald die allmählich anschwellende Empörung der Arbeiterklasse den Staat zwang, die Arbeitszeit gewaltsam zu verkürzen und zunächst der eigentlichen Fabrik einen Normalarbeitstag zu diktieren, von diesem Augenblick also, wo gesteigerte Produktion von Mehrwert durch Verlängrung des Arbeitstags ein für allemal abgeschnitten war, warf sich das Kapital mit aller Macht und vollem Bewußtsein auf die Produktion von relativem Mehrwert durch beschleunigte Entwicklung des Maschinensystems. Gleichzeitig tritt eine Änderung in dem Charakter des relativen Mehrwerts ein. Im allgemeinen besteht die Produktionsmethode des relativen Mehrwerts darin, durch gesteigerte Produktivkraft der Arbeit den Arbeiter zu befähigen, mit derselben Arbeits, ausgabe in derselben Zeit mehr zu produzieren. Dieselbe Arbeitszeit setzt nach wie vor dem Gesamtprodukt denselben Wert zu, obgleich dieser unveränderte Tauschwert sich jetzt in mehr Gebrauchswerten darstellt und daher der Wert der einzelnen Ware sinkt. Anders jedoch, sobald die gewaltsame Verkürzung des Arbeitstags mit dem ungeheuren Anstoß, den sie der Entwicklung der Produktivkraft und der Ökonomisierung der Produktionsbedingungen gibt, zugleich vergrößerte Arbeitsausgabe in derselben Zeit, erhöhte Anspannung der Arbeitskraft, dichtere Ausfüllung der Poren der Arbeitszeit, d.h. Kondensation der Arbeit dem Arbeiter zu einem Grad aufzwingt, der nur innerhalb des verkürzten Arbeitstags erreichbar ist. Diese Zusammenpressung einer größren Masse Arbeit in eine gegebne Zeitperiode zählt jetzt als was sie ist, als größres Arbeitsquantum. Neben das Maß der Arbeitszeit als "ausgedehnter Größe" tritt jetzt clu Maß ihres Verdichtungsgrads. 157) Die intensivere Stunde des zehnstündigen Arbeitstags
157) Es finden natürlich überhaupt Unterschiede in der Intensität der Arbeiten verschiedner Produktionszweige statt. Diese kompensieren sich, wie schon A. Smith gezeigt hat, zum Teil durch jeder Arbeitsart eigne Nebenumstände. Einwirkung auf die Arbeitszeit als Wertmaß findet aber auch hier nur statt, soweit intensive und extensive
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enthält jetzt so viel oder mehr Arbeit, d.h. verausgabte Arbeitskraft, als die porösere Stunde des zwölfstündigen Arbeitstags. Ihr Produkt hat daher so viel oder mehr Wert als das der poröseren 1 1/5 Stunden. Abgesehn von der Erhöhung des relativen Mehrwerts durch die gesteigerte Produktivkraft der Arbeit, liefern jetzt z.B. 3 1/3 Stunden Mehrarbeit auf 6 2/3 Stunden notwendiger Arbeit dem Kapitalisten dieselbe Wertmasse wie vorher 4 Stunden Mehrarbeit auf 8 Stunden notwendiger Arbeit. Es fragt sich nun, wie wird die Arbeit intensifiziert? Die erste Wirkung des veren Arbeitstags beruht auf dem selbst verständlichen Gesetz, daß die Wirkungsfähigkeit der Arbeitskraft im umgekehrten Verhältnis zu ihrer Wirkungszeit steht. Es wird daher, innerhalb gewisser Grenzen, am Grad der Kraftäußerung gewonnen, was an ihrer Dauer verlorengeht. Daß der Arbeiter aber auch wirklich mehr Arbeitskraft flüssig macht, dafür sorgt das Kapital durch die Methode der Zahlung. 158) In Manufakturen, der Töpferei z.B., wo die Maschinerie keine oder unbedeutende Rolle spielt, hat die Einführung des Fabrikgesetzes schlagend bewiesen, daß bloße Verkürzung des Arbeitstags die Regelmäßigkeit, Gleichförmigkeit, Ordnung, Kontinuität und Energie der Arbeit wundervoll erhöht." 159) Diese Wirkung schien jedoch zweifelhaft in der eigentlichen Fabrik, weil die Abhängigkeit des Arbeiters von der kontinuierlichen und gleichförmigen Bewegung der Maschine hier längst die strengste Disziplin geschaffen hatte. Als daher 1844 die Herabsetzung des Arbeitstags unter 12 Stunden verhandelt ward, erklärten die Fabrikanten fast einstimmig,
"ihre Aufseher paßten in den verschiednen Arbeitsräumen auf, daß die Hände keine Zeit verlören", "der Crad der Wachsamkeit und Aufmerksamkeit auf seiten der Arbeiter (the extent of vigilance and attention on the part of the workmen) sei kaum steigerungsfähig", und alle andren Umstände, wie Gang der Maschinerie usw. als gleichbleibend vorausgesetzt, "sei es daher Unsinn, in wohlgeführten Fabriken von der gesteigerten Aufmerksamkeit usw. der Arbeiter irgendein erkleckliches Resultat zu erwarten". 160)
Diese Behauptung ward durch Experimente widerlegt. Herr R. Gardner ließ in seinen zwei großen Fabriken zu Preston vom 20. April 1844 anstatt
Größe sich als entgegengesetzte und einander ausschließende Ausdrücke desselben Arbeitsquantums darstellen. 158) Namentlich durch den Stücklohn, eine Form, die im sechsten Abschnitt entwickelt wird. 159) Siehe "Reports of Insp. of Fact. for 31st Oct. 1865". 160) "Reports of Insp. of Fact. for 1844 and the quarter ending 30th April 1845", p. 20, 21.
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12 nur noch 11 Stunden per Tag arbeiten. Nach ungefähr Jahresfrist ergab sich das Resultat, daß
"dasselbe Quantum Produkt zu denselben Kosten erhalten ward, und sämtliche Arbeiter in 11 Stunden ebensoviel Arbeitslohn verdienten, wie früher in 12". 161)
Ich übergehe hier die Experimente in den Spinn- und Kardierräumen, weil sie mit Zunahme in der Geschwindigkeit der Maschinerie (um 2%) verbunden waren. In dem Webedepartement dagegen, wo zudem sehr verschiedne Sorten leichter, figurenhaltiger Phantasieartikel gewebt wurden, fand durchaus keine Änderung in den objektiven Produktionsbedingungen statt. Das Resultat war:
"Vom 6. Januar bis 20. April 1844, mit zwölfstündigem Arbeitstag, wöchentlicher Durchnittslohn jedes Arbeiters 10 sh. 1/2 d., vom 20.April bis 29. Juni 1844, mit elfstündigem Arbeitstag, wöchentlicher Durchschnittslohn 10 sh. 3 1/2 d." 162)
Es wurde hier in 11 Stunden mehr produziert als früher in 12, ausschließlich infolge größrer gleichmäßiger Ausdauer der Arbeiter und Ökonomie ihrer Zeit. Während sie denselben Lohn empfingen und 1 Stunde freie Zeit gewannen, erhielt der Kapitalist dieselbe Produktenmasse und sparte Verausgabung von Kohle, Gas usw. für eine Stunde. Ähnliche Experimente wurden mit gleichem Erfolg in den Fabriken der Herren Horrocks und Jacson ausgeführt. 163) Sobald die Verkürzung des Arbeitstags, welche zunächst die subjektive Bedingung der Kondensation der Arbeit schafft, nämlich die Fähigkeit des Arbeiters, mehr Kraft in gegebner Zeit flüssig zu machen, zwangsgesetzhch wird, wird die Maschine in der Hand des Kapitals zum objektiven und systematisch angewandten Mittel, mehr Arbeit in derselben Zeit zu erpressen. Es geschieht dies in doppelter Weise: durch erhöhte Geschwinkeit der Maschinen und erweiterten Umfang der von demselben Arbeiter zu überwachenden Maschinerie oder seines Arbeitsfeldes. Verbesserte Konstruktion der Maschinerie ist teils notwendig zur Ausübung des größten
161) l.c.p. 19. Da der Stücklohn derselbe blieb, hing die Höhe des Wochenlohns vom Quantum des Produkts ab. 162) l.c.p. 20. 163) l.c.p. 21. Das moralische Element spielte bedeutende Rolle in den oben erwähnten Experimenten. "Wir", erklärten die Arbeiter dem Fabrikinspektor, "wir arbeiten munterer, wir denken ständig an die Belohnung, abends früher wegzukommen, und ein tatkräftiger und freudiger Geist durchdringt die ganze Fabrik, vom jüngsten Anstücker bis zum ältesten Arbeiter, und wir können einander viel bei der Arbeit helfen." (l.c.)
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Drucks auf den Arbeiter, teils begleitet sie von selbst die Intensifikation der Arbeit, weil die Schranke des Arbeitstags den Kapitalisten zu strengstem Haushalt der Produktionskosten zwingt. Die Verbesserung der Dampfmaschine erhöht die Anzahl ihrer Kolbenschläge in einer Minute und erlaubt zugleich, durch größere Kraftersparung einen umfangreichren Mechanismus mit demselben Motor zu treiben, bei gleichbleibendem oder selbst fallendem Kohlenverzehr. Die Verbesserung des Transmissionsmechanismus vermindert die Reibung und, was die moderne Maschinerie so augenfällig vor der ältren auszeichnet, reduziert Durchmesser und Gewicht der großen und kleinen Wellenbäume auf ein stets fallendes Minimum. Die Verbesserungen der Arbeitsmaschinerie endlich vermindern bei erhöhter Geschwindigkeit und ausgedehnterer Wirkung ihren Umfang, wie beim modernen Dampfwebstuhl, oder vergrößern mit dem Rumpf Umfang und Zahl der von ihr geführten Werkzeuge, wie bei der Spinnmaschine, oder vermehren die Beweglichkeit dieser Werkzeuge durch unscheinbare Detailveränderungen, wie derartig bei der selfacting mule in der Mitte der fünfziger Jahre die Geschwindigkeit der Spindeln um 1/5 gesteigert wurde. Die Verkürzung des Arbeitstags auf 12 Stunden datiert in England von 1832. Schon 1836 erklärte ein englischer Fabrikant:
"Verglichen mit früher ist die Arbeit, die in den Fabriken zu verrichten, sehr gewachsen, infolge der größren Aufmerksamkeit und Tätigkeit, welche die bedeutend vermehrte Geschwindigkeit der Maschinerie vom Arbeiter erheischt."
Im Jahr 184 machte Lord Ashley, jetzt Graf Shaftesbury, folgende dokumentarisch belegte Aufstellungen im Hause der Gemeinen:
"Die Arbeit der in den Fabrikprozessen Beschäftigten ist jetzt dreimal so groß, als bei der Einführung solcher Operationen. Die Maschinerie hat zweifelsohne ein Werk verrichtet, welches die Sehnen und Muskeln von Millionen Menschen ersetzt, aber sie hat auch erstaunlich (prodigiously) die Arbeit der durch ihre furchtbare Bewegung beherrschten Menschen vermehrt... Die Arbeit, einem Paar Mules während 12 Stunden auf und ab zu folgen, zum Spinnen von Garn Nr. 40, schloß im Jahre 1815 das Durchlaufen einer Distanz von 8 Meilen ein. Im Jahre 1832 betrug die im Gefolge eines Mulepaars, zum Spinnen derselben Nummer, während 12 Stunden zu durchreisende Distanz 20 Meilen und oft mehr. Im Jahre 1825 hatte der Spinner während 12 Stunden 820 Auszüge an jeder Mule zu machen, was eine Gesamtsumme von 1640 für 12 Stunden ergab. Im Jahre 1832 hatte der Spinner während seines zwölfstündigen Arbeitstags an jeder Mule 2200 Auszüge zu machen, zusammen 4400, im Jahre 1844 an jeder Mule 2400, zusammen 4800: und in einigen Fällen ist die erheischte Arbeitsmasse
164) John Fielden, l.c.p. 32.
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(amount of labour) noch größer... Ich habe hier ein andres Dokument von 1842 in der Hand, worin nachgewiesen wird, daß die Arbeit progressiv zunimmt, nicht nur, weil eine größre Entfernung zu durchreisen ist, sondern weil die Quantität der produzierten Waren sich vermehrt, während die Händezahl proportionell abnimmt; und ferner, weil nun oft schlechtere Baumwolle gesponnen wird, die mehr Arbeit erfordert... Im Kardierraum hat auch große Zunahme der Arbeit stattgefunden. Eine Person tut jetzt die Arbeit, die früher zwischen zwei verteilt war... In der Weberei, worin eine große Anzahl Personen, meist weiblichen Geschlechts, beschäftigt ist, ist die Arbeit während der letzten Jahre um volle 10% gewachsen, infolge der vermehrten Geschwindigkeit der Maschinerie. Im Jahre 1838 war die Zahl der hanks 1*), die wöchentlich gesponnen wurde, 18000, im Jahre 1843 belief sie sich auf 21000. Im Jahr 1819 war die Zahl der picks 2*) beim Dampfwebestuhl 60 per Minute, im Jahre 1842 betrug sie 140, was einen großen Zuwachs von Arbeit anzeigt." 165)
Angesichts dieser merkwürdigen Intensität, welche die Arbeit unter der Herrschaft des Zwölfstundengesetzes bereits 1844 erreicht hatte, schien damals die Erklärung der englischen Fabrikanten berechtigt, jeder weitere Fortschritt in dieser Richtung sei unmöglich, daher jede weitere Abnahme der Arbeitszeit identisch mit Abnahme der Produktion. Die scheinbare Richtigkeit ihres Räsonnernents wird am besten bewiesen durch folgende gleichzeitige Äußerung ihres rastlosen Zensors, des Fabrikinspektors Leonard Horner:
"Da die produzierte Quantität hauptsächlich geregelt wird durch die Geschwindigkeit der Maschinerie, muß es das Interesse des Fabrikanten sein, sie mit dem äußersten Geschwindigkeitsgrad zu treiben, der mit folgenden Bedingungen vereinbar ist: Bewahrung der Maschinerie vor zu raschem Verderb, Erhaltung der Qualität des fabrizierten Artikels, und Fähigkeit des Arbeiters, der Bewegung zu folgen ohne größre Anstrengung, als er kontinuierlich leisten kann. Es ereignet sich oft, daß der Fabrikant in seiner Hast die Bewegung zu sehr beschleunigt. Brüche und schlechtes Machwerk wiegen dann die Geschwindigkeit mehr als auf, und er ist gezwungen, den Gang der Maschinerie zu mäßigen. Da ein aktiver und einsichtsvoller Fabrikant das erreichbare Maximum ausfindet, schloß ich, daß es unmöglich ist, in 11 Stunden so viel zu produzieren als in 12. Ich nahm außerdem an, daß der per Stücklohn bezahlte Arbeiter sich aufs äußerste anstrengt, soweit er denselben Arbeitsgrad kontinuierlich aushalten kann." 166)
Horner schloß daher, trotz der Experimente von Gardner usw., daß eine weitre Herabsetzung des Arbeitstages unter 12 Stunden die Quantität
165) Lord Ashley, l.c.p. 6-9 passim. 166) "Reports of Insp. of Fact. to 30th April 1845", p. 20. --#

1*) Docken - 2*) Schußschläge
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des Produkts vermindern müsse. 167) Er selbst zitiert 10 Jahre später sein Bedenken von 1845 zum Beweis, wie wenig er damals noch die Elastizität der Maschinerie und der menschlichen Arbeitskraft begriff, die beide gleichmäßig durch die zwangsweise Verkürzung des Arbeitstags aufs höchste gespannt werden. Kommen wir nun zur Periode nach 1847, seit Einführung des Zehnstundengtzes in die englischen Baumwoll-, Woll-, Seiden- und Flachsfabriken.
"Die Geschwindigkeit der Spindeln ist auf Throstles um 500, auf Mules um 1000 Drehungen in einer Minute gewachsen, d.h. die Geschwindigkeit der Throstlespindel, die 1839 4500 Drehungen in einer Minute zählte, beträgt nun (1862) 5000, und die der Mulespindel, die 5000 zählte, beträgt jetzt 6000 in der Minute; dies beläuft sich im ersten Fall auf 1/10. und im zweiten auf 1/6 1*) zusätzlicher Geschwindigkeit." 167)
Jas. Nasmyth, der berühmte Zivilingenieur von Patricroft, bei Manchester, setzte 1852 in einem Brief an Leonard Horner die von 1848-1852 gemachten Verbesserungen in der Dampfmaschine auseinander. Nachdem er bemerkt, daß die Dampfpferdekraft, in der offiziellen Fabrikstatistik fortwährend geschätzt nach ihrer Wirkung im Jahr 1828 169), nur noch nominell ist und nur als Index der wirklichen Kraft dienen kann, sagt er u.a.:
"Es unterliegt keinem Zweifel, daß Dampfmaschinerie von demselben Gewicht, oft dieselben identischen Maschinen, an denen nur die modernen Verbeßrungen an, gebracht sind, im Durchschnitt 50% mehr Werk als früher verrichten und daß in vielen Fällen dieselben identischen Dampfmaschinen, die in den Tagen der beschränkten Geschwindigkeit von 220 Fuß per Minute 50 Pferdekraft lieferten, heute, mit verändertem Kohlenkonsum, über 100 liefern... Die moderne Dampfmaschine von derselben nominellen Pferdekraft wird mit größrer Gewalt als früher getrieben, infolge der Verbeßrungen in ihrer Konstruktion, vermindertem Umfang und Bau der Dampfkessel
167) l.c.p. 22. 168) "Reports of Insp. of Fact. for 31st Oct. 1862", p. 62. 169) Dies hat sich geändert mit dem "Parliamentary Return" von 1862. Hier tritt die wirkliche Dampfpferdekraft der modernen Dampfmaschinen und Wasserräder an die Stelle der nominellen (s. Note 109a, S. 352 2*)). Auch sind die Dublierspindeln nicht mehr zusammengeworfen mit den eigentlichen Spinnspindeln (wie in den "Returns" von 1839, 1850 und 1856), ferner ist für die Wollfabriken die Zahl der "gigs" 3*) hinzugefügt, Scheidung eingeführt zwischen Jute- und Hanffabriken einerseits, Flachsfabriken andrerseits, endlich zum ersten Mal die Strumpfwirkerei in den Bericht aufgenommen. --#

1*) 1.-4.Aufl: 1/5 - 2*) siehe vorl. Band. S. 410 - 3*) "Rauhmaschinen"
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usw.... Obgleich daher dieselbe Händezahl wie er im Verhältnis zur nominellen Pferdekraft beschäftigt wird, werden weniger Hände verwandt im Verhältnis zur Arbeitsmaschinerie." 170) Im Jahre 1850 verwandten die Fabriken des Vereinigten Königreichs 134 217 nominelle Pferdekraft zur Bewegung von 25 638 716 Spindeln und 301 445 Webstühlen. Im Jahr 1856 betrug die Zahl der Spindeln und Webstühle respektive 33 503 580 und 369 205. Wäre die erheischte Pferdekraft dieselbe geblieben wie 1850, so waren 1856: 175 000 Pferdekraft nötig. Sie betrug aber nach dem offiziellen Ausweis nur 161 435, also über 10 000 Pferdekraft weniger, als wenn man nach der Basis von 1850 rechnet. 171)
"Die durch den letzten Return von 1856" (offizielle Statistik) "festgesteflten Tatsachen sind, daß das Fabriksystem reißend rasch um sich greift, die Zahl der Hände im Verhältnis zur Maschinerie abgenommen hat, die Dampfmaschine durch Ökonomie der Kraft und andre Methoden ein größres Maschinengewicht treibt und ein vermehrtes Quantum Machwerk erzielt wird infolge verbesserter Arbeitsmaschinen, veränderter Methoden der Fabrikation, erhöhter Geschwindigkeit der Maschinerie und vieler andrer Ursachen." 172) "Die großen in Maschinen jeder Art eingeführten Verbeßrungen haben deren Produktivkraft sehr gesteigert. Ohne allen Zweifel gab die Verkürzung des Arbeitstags... den Stachel zu diesen Verbeßrungen. Letztre und die intensivre Anstrengung des Arbeiters bewirkten, daß wenigstens ebensoviel Machwerk in dem (um zwei Stunden oder 1/6) "verkürzten Arbeitstag als er während des längren geliefert wird." 172)
Wie die Bereicherung der Fabrikanten mit der intensivren Ausbeutung der Arbeitskraft zunahm, beweist schon der eine Umstand, daß das durchschnitthche Wachstum der englischen Baumwollen- usw.Fabriken von 1838 bis 1850 pro Jahr 32, von 1850 bis 1856 dagegen 86 jährlich betrug. [118] So groß in den 8 Jahren 1848 bis 1856, unter der Herrschaft des zehnstündigen Arbeitstags, der Fortschritt der englischen Industrie, wurde er wieder weit überflügelt in der folgenden sechsjährigen Periode von 1856 bis 1862. In der Seidenfabrik z.B. 1856: Spindeln 1 093 799, 1862: 1 388 544; 1856: Webstühle 9260 und 1862: 10 709. Dagegen 1856: Arbeiteranzahl 56 137 und 1862: 52 429. Dies ergibt Zunahme der Spindelzahl 26,9% und der Webstühle 15,6% mit gleichzeitiger Abnahme der Arbeiteranzahl
170) "Reports of Insp. of Fact. for 31st Oct. 1856", p. 14, 20. 171) l.c.p. 14, 15. 172) l.c.p. 20. 173) "Reports etc. for 31st Oct. 1858", p. 10. Vgl. "Reports etc. for 30th April 1860", p. 30 sqq.
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um 7%. Im Jahre 1850 wurden in der Worsted-Fabrik angewandt 875 830 Spindeln, 1856: 1 324 549 (Zunahme von 51,2%) und 1862: 1 289 172 (Abnahme von 2,7%). Zählt man aber die Dublierspindeln ab, die in der Aufzählung für das Jahr 1856, aber nicht für 1862 figurieren, so blieb die Anzahl der Spindeln seit 1856 ziemlich stationär. Dagegen ward seit 1850 in vielen Fällen die Geschwindigkeit der Spindeln und Webstühle verdoppelt. Die Zahl der Dampfwebstühle in der Worsted-Fabrik 1850: 32 617, 1856: 38 956 und 1862: 43 048. Es waren dabei beschäftigt 1850: 79 737 Personen, 1856: 87 794 und 1862: 86 063, aber davon Kinder unter 14 Jahren 1850: 9956, 1856: 11 228 und 1862: 13 178. Trotz sehr vermehrter Anzahl der Webstühle, 1862 verglichen mit 1856, nahm also die Gesamtzahl der beschäftigten Arbeiter ab, die der exploitierten Kinder zu. 174) Am 27.April 1863 erklärte das Parlamentsmitglihed Ferrand im Unterhause:
"Arbeiterdelegierte von 16 Distrikten von Lancashire und Cheshire, in deren Auftrag ich spreche, haben mir mitgeteilt, daß die Arbeit in den Fabriken infolge der Verbeßrung der Maschinerie beständig wachse. Statt daß früher eine Person mit Gehilfen zwei Webstühle bediente, bedient sie jetzt drei ohne Gehilfen, und es ist gar nichts Ungewöhnliches, daß eine Person ihrer vier bedient usw. Zwölf Stunden Arbeit, wie aus den mitgeteilten Tatsachen hervorgeht, werden jetzt in weniger als 10 Arbeitsstunden gepreßt. Es ist daher selbstverständlich, in welchem ungeheuren Umfang die Mühen der Fabrikarbeiter sich seit den letzten Jahren vermehrt haben." 175)
Obgleich daher die Fabrikinktoren die günstigen Resultate der Fabrikgesetze von 1844 und 1850 unermüdlich und mit vollem Recht lobpreisen, gestehn sie doch, daß die Verkürzung des Arbeitstags bereits eine die Gesundheit der Arbeiter, also die Arbeitskraft selbst zerstörende Intensität der Arbeit hervorgerufen habe.
174) "Reports of Insp. of Fact. for 31st Oct. 1862", p. 100, 103, 129 130. 175) Mit dem modernen Dampfwebstuhl fabriziert ein Weber jetzt in 60 Stunden per Woche auf 2 Stühlen 26 Stück einer gewissen Art von bestimmter Länge und Breite, wovon er auf dem alten Dampfwebstuhl nur 4 fabrizieren konnte. Die Webkosten eines solchen Stücks waren schon Anfang der 1850er Jahre von 2 sh. 9 d. auf 5 1/8 d. gefallen. Zusatz zur 2. Ausgabe. "Vor 30 Jahren" (1841) verlangte man von einem Baumwollspinner mit 3 Gehilfen nur die Überwachung eines Mulepaars mit 300 bis 324 Spindeln. Mit 5 Gehilfen hat er jetzt" (Ende 1871) "Mules zu überwachen, deren Spindelzahl 2200 beträgt, und produziert mindestens siebenmal mehr Garn als 1841." (Alexander Redgrave. Fabrikinspektor, in "Journal of the Soc. of Arts", Jan. 5. 1872.)
#440# IV. Abschnitt - Die Produktion des relativen Mehrwerts --

"In den meisten Baumwoll-, Worsted, und Seidenfabriken scheint der erschöpfende Zustand von Aufregung, nötig für die Arbeit an der Maschinerie, deren Bewegung in den letzten Jahren so außerordentlich beschleunigt worden ist, eine der Ursachen des Überschusses der Sterblichkeit an Lungenkrankheiten, den Dr. Greenhow in seinem jüngsten bewundernswerten Bericht nachgewiesen hat." 176)
Es unterliegt nicht dem geringsten Zweifel, daß die Tendenz des Kapitals, sobald ihm Verlängrung des Arbeitstags ein für allemal durch das Gesetz abgeschnitten ist, sich durch systematische Steigrung des Intensitätsgrads der Arbeit gütlich zu tun und jede Verbeßrung der Maschinerie in ein Mittel zu größrer Aussaugung der Arbeitskraft zu verkehren, bald wieder zu einem Wendepunkt treiben muß, wo abermalige Abnahme der Arbeitsstunden unvermeidlich wird. 177) Andrerseits überflügelt der Sturmmarsch der englischen Industrie von 1848 bis zur Gegenwart, d.h. während der Periode des zehnstündigen Arbeitstags, noch weit mehr die Zeit von 1833 bis 1837, d.h. die Periode des zwölfstündigen Arbeitstags, als letztre das halbe Jahrhundert seit Einführung des Fabriksystenu, d.h. die Periode des unbeschränkten Arbeitstags. 178)
176) "Reports of Insp. of Fact. for 31st Oct. 1861". p. 25, 26. 177) Die Achtstundenagitation hat jetzt (1867) in Lancashire unter den Fabrikarbeitern begonnen. 178) Folgende wenige Zahlen zeigen den Fortschritt der eigentlichen "Factories" im U[nited] Kingd[om] seit 1848:
Export: Quantität 1848 1851 1860 1865 Baumwollfabrik Baumwollgarn (Pfd.) 135831162 143966106 197343655 103751455 Nähgarn (Pfd.) 4392176 6297554 4648611 Baumwollgewebe(Yds.)1091373930 1543161789 2776218427 2015237851 Flachs und Hanffabrik Garn (Pfd.) 11722182 18841326 31210612 36777334 Gewebe (Yds.) 88901519 129106753 143996773 247012329 Seidenfabrik Kettengarn, Twist. Garn (Pfd.) 466825 1*) 462513 897402 812589 Gewebe (Yds.) 1181455 2*)1307293 2*)12869837 Wollfabrik Wollen- u. Worsted-Garn (Pfd.) 14670880 27533968 31669267 Gewebe (Yds.) 151231153 190371537 278837418 --#

1*) 1846 - 2*) Pfd.
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4. Die Fabrik

Wir betrachteten im Beginn dieses Kapitels den Leib der Fabrik, die Gliedrung des Maschinensystems. Wir sahen dann, wie die Maschinerie das menschliche Exploitationsmaterial des Kapitals vermehrt durch Aneignung der Weiber- und Kinderarbeit, wie sie die ganze Lebenszeit des Arbeiters konfisziert durch maßlose Ausdehnung des Arbeitstags und wie ihr Fortschritt, der ein ungeheuer wachsendes Produkt in stets kürzrer Zeit zu liefern erlaubt, endlich als systematisches Mittel dient, in jedem Zeitmoment mehr Arbeit flüssig zu machen oder die Arbeitskraft stets intensiver auszubeuten. Wir wenden uns nun zum Fabrikganzen, und zwar in seiner ausgebildetsten Gestalt. Dr. Ure, der Pindar der automatischen Fabrik, beschreibt sie einerseits als
"Kooperation verschiedner Klassen von Arbeitern, erwachsnen und nicht erwachsnen, die mit Gewandtheit und Fleiß ein System produktiver Maschinerie überwachen, das ununterbrochen durch eine Zentralkraft (den ersten Motor) in Tätigkeit gesetzt wird",
andrerseits als
"einen ungeheuren Automaten, zusammengesetzt aus zahllosen mechanischen und selbstbewußten Organen, die im Einverständnis und ohne Unterbrechung wirken, um einen und denselben Gegenstand zu produzieren, so daß alle diese Organe einer Bewegungskraft untergeordnet sind, die sich von selbst bewegt".
178) [Fortsetzung] Export: Wert (in Pfd.St.) 1848 1851 1860 1865 Baumwollfabrik Baumwollgarn (Pfd.) 5927831 6634026 9870875 10351049 Baumwollgewebe (Yds.) 16753369 23454810 42141505 46903796 Flachs und Hanffabrik Garn (Pfd.) 493449 951426 1801272 2505497 Gewebe (Yds.) 1802789 4107396 4804803 9155358 Seidenfabrik Kettengarn, Twist. Garn (Pfd.) 77789 196380 826107 768064 Gewebe (Yds.) 1130398 1587303 1409221 Wollfabrik Wollen- u. Worsted-Garn (Pfd.) 776975 1484544 3843450 5424047 Gewebe (Yds.) 5733828 8377183 12156998 20102259
(Sieh die Blaubücher: Statistical Abstract for the U.Kingd." Nr. 8 und Nr. 13. Lond. 1861 und 1866.) In Lancashire vermehrten sich die Fabriken schen 1839 und 1850 nur um 4%, zwischen 1850 und 1856 um 19%, zwischen 1856 und 1862 um 33%, während in
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Diese beiden Ausdrücke sind keineswegs identisch. In dem einen erscheint der kombinierte Gesamtarbeiter oder gesellschaftliche Arbeitskörper als übergreifendes Subjekt und der mechanische Automat als Objekt; in dem andren ist der Automat selbst das Subjekt, und die Arbeiter sind nur als bewußte Organe seinen bewußtlosen Organen beigeordnet und mit denselben der zentralen Bewegungskraft untergeordnet. Der erstere Ausdruck gilt von jeder möglichen Anwendung der Maschinerie im großen, der andre charakterisiert ihre kapitalistische Anwendung und daher das moderne Fabriksystem. Ure liebt es daher auch, die Zentralmaschine, von der die Bewegung ausgeht, nicht nur als Automat, sondern als Autokrat darzustellen.
"In diesen großen Werkstätten versammelt die wohltätige Macht Dampfes ihre Myriaden von Untertanen um sich." 179)
Mit dem Arbeitswerkzeug geht auch die Virtuosität in seiner Führung vom Arbeiter auf die Maschine über. Die Leistungsfähigkeit des Werkzeugs ist emanzipiert von den persönlichen Schranken menschlicher Arbeitskraft. Damit ist die technische Grundlage aufgehoben, worauf die Telluzig der Arbeit in der Manufaktur beruht. An die Stelle der sie charakterisierenden Hierarchie der spezialisierten Arbeiter tritt daher in der automatischen Fabrik die Tendenz der Gleichmachung oder Nivellierung der Arbeiten, welche die Gehilfen der Maschinerie zu verrichten haben 180), an die Stelle der künstlich erzeugten Unterschiede der Tellarbeiter treten vorwiegend die natürlichen Unterschiede des Alters und Geschlechts. Soweit in der automatischen Fabrik die Teilung der Arbeit wiedererscheint, ist sie zunächst Verteilung von Arbeitern unter die spezialisierten Maschinen und von Arbeitermassen, die jedoch keine gegliederten Gruppen
beiden elfjährigen Perioden die Zahl der beschäftigten Personen absolut zunahm, relativ fiel. Cf. "Reports of Insp. of Fact. for 31st Oct. 1862", p. 63. In Lancashire herrscht die Baumwollfabrik vor. Weichen proportionellen Raum sie aber in der Fabrikation von Garn und Gewebe überhaupt einnimmt, sieht man daraus, daß auf sie allein von allen derartigen Fabriken in England, Wales, Schottland und Irland 45,2% fallen, von allen Spindeln 83,3%, von allen Dampfwebstahlen 81,4%, von aller sie bewegenden Dampfpferdekraft 72,6% und von der Gesamtzahl der beschäftigten Personen 58,2%. l.c.p. 62, 63.) 179) Ure, l.c.p. 18.
180) l.c.p. 20. Vgl. Karl Marx, "Misère etc.", p. 140, 141. 1*) --#

1*) Siehe Band 4 unserer Ausgabe, S. 156/157
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bilden, unter die verschiednen Departements der Fabrik, wo sie an nebeneinander gereihten gleichartigen Werkzeugmaschinen arbeiten, also mir einfache Kooperation unter ihnen stattfindet. Die gegliederte Gruppe der Manufaktur ist ersetzt durch den Zusammenhang des Hauptarbeiters mit wenigen Gehilfen. Die wesentliche Scheidung ist die von Arbeitern, die wirklich an den Werkzeugmaschinen beschäftigt sind (es kommen hiezu einige Arbeiter zur Bewachung, resp. Füttrung der Bewegungsmaschine), und von bloßen Handlangem (fast ausschließlich Kinder) dieser Maschinenarbeiter. Zu den Handlangern zählen mehr oder minder alle Feeders (die den Maschinen bloß Arbeitsstoff darreichen). Neben diese Hauptklassen tritt ein numerisch unbedeutendes Personal, das mit der Kontrolle der gesamten Maschinerie und ihrer beständigen Reparatur beschäftigt ist, wie Ingenieure, Mechaniker, Schreiner usw. Es ist eine höhere, teils wissenschafthch gebildete, teils handwerksmäßige Arbeiterklasse, außerhalb des Kreises der Fabrikarbeiter und ihnen nur aggregiert. 181) Diese Teilung der Arbeit ist rein technisch. Alle Arbeit an der Maschine erfordert frühzeitige Anlehnung des Arbeiters, damit er seine eigne Bewegung der gleichförmig kontinuierlichen Bewegung eines Automaten anpassen lerne. Soweit die Gesamtmaschinerie selbst ein System mannigfacher, gleichzeitig wirkender und kombinierter Maschinen bildet, erfordert auch die auf ihr beruhende Kooperation eine Verteilung verschiedenartiger Arbeitergruppen unter die verschiedenartigen Maschinen. Aber der Maschinenbetrieb hebt die Notwendigkeit auf, diese Verteilung manufakturmäßig zu befestigen durch fortwährende Aneignung derselben Arbeiter an dieselbe Funktion. 182) Da die Gesamtbewegung der
181) Es ist charakteristisch für die Absicht des statistischen Betrugs, die auch sonst noch im Detail nachweisbar wäre, wenn die englische Fabrikgesetzgebung die zuletzt im Text erwähnten Arbeiter ausdrücklich als Nicht-Fabrikarbeiter von ihrem Wirkungskreis ausschließt, andrerts die vom Parlament veröffentlichten "Returns" ebenso ausdrücklich nicht nur Ingenieure, Mechaniker usw., sondern auch Fabrikdirigenten, Kommis, Ausläufer, Lageraufseher, Verpacker usw., kurz alle Leute, mit Ausschluß des Fabrikeigentümers selbst, in die Kategorie der Fabrikarbeiter einschließen.
182) Ure gibt dies zu. Er sagt, daß die Arbeiter "im Notfall nach dem Willen des Dirigenten von einer Maschine zur andren versetzt werden können", und ruft triumphierend aus: "Dergleichen Wechsel steht im offnen Widerspruch mit der alten Routine, die die Arbeit teilt und dem einen Arbeiter die Aufgabe zuweist, den Kopf einer Stecknadel zu fassonieren, dem andren, ihre Spitze zu schleifen." [119] Er hätte sich vielmehr fragen sollen, warum diese "alte Routine" in der automatischen Fabrik nur im "Notfall" verlassen wird.
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Fabrik nicht vom Arbeiter ausgeht, sondern von der Maschine, kann fortwährender Personenwechsel stattfinden ohne Unterbrechung des Arbeitsprozesses. Den schlagendsten Beweis hierzu liefert das während der englischen Fabrikantenrevolte von 1848-1850 ins Werk gesetzte Relaissystem. 1*) Die Geschwindigkeit endlich, womit die Arbeit an der Maschine im jugendlichen Alter erlernt wird, beseitigt ebenso die Notwendigkeit, eine besondre Klasse Arbeiter ausschließlich zu Maschinenarbeitem heranzuziehn. 183) Die Dienste der bloßen Handlanger aber sind in der Fabrik teils durch Maschinen ersetzbar 184), teils erlauben sie wegen ihrer völligen Einfachheit raschen und beständigen Wechsel der mit dieser Plackerei belasteten Personen. Obgleich nun die Maschinerie das alte System der Teilung der Arbeit technisch über den Haufen wirft, schleppt es sich zunächst als Tradition
183) Wenn Not an Mann ist, wie z.B. während des Amerikanischen Bürgerkriegs, wird der Fabrikarbeiter ausnahmsweise vom Bourgeois zu den gröbsten Arbeiten, wie Straßenbau usw., verwandt. Die englischen "ateliers nationaux" 2*) des Jahres 1862) u. folg. für die beschäftigungslosen Baumwollarbeiter unterschieden sich dadurch von den französischen von 1848, daß in diesen der Arbeiter auf Kosten des Staats unproduktive Arbeiten, in jenen zum Vorteil des Bourgeois produktive städtische Arbeiten, und zwar wohlfeiler als die regelmäßigen Arbeiter, mit denen er so in Konkurrenz geworfen ward, zu verrichten hatte. "Das körperliche Aussehen der Baumwollarbeiter ist zweifellos besser geworden. Das führe ich.... soweit es sich um die Männer handelt, auf die Beschäftigung im Freien bei öffentlichen Arbeiten zurück." (Es handelt sich hier von den Preston-Fabrikarbeitern, die am "Preston Moor" beschäftigt wurden.) ("Rep. of Insp. of Fact. Oct. 1863", p. 59.) 184) Beispiel: Die verschiednen mechanischen Apparate, die zum Ersatz von Kinderarbeit seit dem Gesetz von 1844 in der Wollfabrik eingeführt wurden. Sobald die Kinder der Herren Fabrikanten selbst "ihre Schule" als Handlanger der Fabrik durchzumachen haben, wird dies fast noch unangebaute Gebiet der Mechanik bald einen merkwürdigen Aufschwung nehmen. Die self-acting mules sind vielleicht eine so gefährliche Maschinerie als irgendeine andere. Die meisten Unglücksfälle begegnen kleinen Kindern, und zwar infolge ihres Kriechens unter die Mules, um den Boden zu fegen, während die Mules in Bewegung sind. Verschiedne 'minders'" (Arbeiter an der Mule) "wurden" (von den Fabrildnspektoren) "gerichtlich verfolgt und zu Geldstrafen verurteilt wegen dieses Vergehns, aber ohne irgendwelchen allgemeinen Vorteil. Wenn Maschinenmacher nur einen Selbstfeger erfinden wollten, durch dessen Gebrauch die Notwendigkeit für diese kleinen Kinder, unter die Maschinerie zu kriechen, wegfiele, so wäre das ein glücklicher Beitrag zu unsren Protektionsmaßregeln." ("Reports of Insp. of Factories for 31st October 1866", p. 63.)
1*) Siehe vorl. Band. S. 305-309 - 2*) "Nationalwerkstätten"
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der Manufaktur gewohnheitsmäßig in der Fabrik fort, um dann systematisch vom Kapital als Exploitationsmittel der Arbeitskraft in noch ekelhaftrer Form reproduziert und befestigt zu werden. Aus der lebenslangen Spezialität, ein Teilwerkzeug zu führen, wird die lebenslange Spezialität, einer Teilmaschine zu dienen. Die Maschinerie wird mißbraucht, um den Arbeiter selbst von Kindesheinen in den Teil einer Teilmaschine zu verwandeln. 185) Nicht nur werden so die zu seiner eignen Reproduktion nötigen Kosten bedeutend vermindert, sondern zugleich seine hilflose Abhängigkeit vom Fabrikganzen, also vom Kapitalisten, vollendet. Hier wie überall muß man unterscheiden zwischen der größren Produktivität, die der Entwicklung des gesellschaftlichen Produktionsprozesses, und der größren Produktivität, die seiner kapitalistischen Ausbeutung geschuldet ist. In Manufaktur und Handwerk bedient sich der Arbeiter des Werkzeugs, in der Fabrik dient er der Maschine. Dort geht von ihm die Bewegung des Arbeitsmittels aus, dessen Bewegung er hier zu folgen hat. In der Manufaktur bilden die Arbeiter Glieder eines lebendigen Mechanismus. In der Fabrik existiert ein toter Mechanismus unabhängig von ihnen, und sie werden ihm als lebendige Anhängsel einverleibt.
"Der trübselige Schlendrian einer endlosen Arbeitsqual, worin derselbe mechanische Prozeß immer wieder durchgemacht wird, gleicht der Arbeit des Sisyphus; die Last der Arbeit, gleich dem Felsen, fällt immer wieder auf den abgematteten Arbeiter zurück." 186)
Während die Maschinenarbeit das Nervensystem aufs äußerste angreift, unterdrückt sie das vielseitige Spiel der Muskeln und konfisziert alle freie körperliche und geistige Tätigkeit." 187) Selbst die Erleichterung der Arbeit
185) Man würdige daher den fabelhaften Einfall Proudhons, der die Maschinerie nicht als Synthese von Arbeitsmitteln, sondern als Synthese von Teilarbeiten für die Arbeiter selbst "konstruiert". 1*) 186) F. Engels, "Lage etc.", p. 217 2*). Selbst ein ganz ordinärer, optimistischer Freihändler, Herr Molinari, bemerkt: "Ein Mann verbraucht sich schneller, wenn er täglich fünfzehn Stunden die gleichförmige Bewegung eines Mechanismus überwacht, als wenn er in derselben Zeitspanne seine physische Kraft gebraucht. Diese Arbeit der Überwachung, die vielleicht als eine nützliche Gymnastik für den Geist dienen könnte, wenn sie nicht zu lange ausgedehnt würde, zerstört auf die Dauer, durch ihr Übermaß, Geist und Körper zugleich." (G. de Molinari, "Études Économiques", Paris 1846, [p. 49].) 187) F. Engels, l.c.p. 216 2*). --#

1*) Vgl. Band 4 unserer Ausgabe S. 149 - 2*) siehe Band 2 unserer Ausgabe S. 398 - 2*) ebenda, S. 397/398
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wird zum Mittel der Tortur, indem die Maschine nicht den Arbeiter von der Arbeit befreit, sondern seine Arbeit vom Inhalt. Aller kapitalistischen Produktion, soweit sie nicht nur Arbeitsprozeß, sondern zugleich Verwertungsprozeß des Kapitals, ist es gemeinsam, daß nicht der Arbeiter die Arbeitsbedingung, sondern umgekehrt die Arbeitsbedingung den Arbeiter anwendet, aber erst mit der Maschinerie erhält diese Verkehrung technisch handgreifliche Wirklichkeit. Durch seine Verwandlung in einen Automaten tritt das Arbeitsmittel während des Arbeitsprozesses selbst dem Arbeiter als Kapital gegenüber, als tote Arbeit, welche die lebendige Arbeitskraft beherrscht und aussaugt. Die Scheidung der geistigen Potenzen des Produktionsprozesses von der Handarbeit und die Verwandlung derselben in Mächte des Kapitals über die Arbeit vollendet sich, wie bereits früher angedeutet, in der auf Grundlage der Maschinerie aufgebauten großen Industrie. Das Detailgeschick des individuellen, entleerten Maschinenarbeiters verschwindet als ein winzig Nebending vor der Wissenschaft, den ungeheuren Naturkräften und der gesellschaftlichen Massenarbeit, die im Maschinensystem verkörpert sind und mit ihm die Macht des "Meisters" (master) bilden. Dieser Meister, in dessen Hirn die Maschinerie und sein Monopol an der selben unzertrennlich verwachsen sind, ruft daher in Kollisionsfällen den "Händen" verächtlich zu:
"Die Fabrikarbeiter sollten in heilsamer Erinnrung halten, daß ihre Arbeit in der Tat eine sehr niedrige Sorte geschickter Arbeit ist; daß keine leichter aneigenbar und in Anbetracht ihrer Qualität besser belohnt ist, daß keine durch kurze Unterweisung des mindest Erfahrnen in so kurzer Zeit und in solchem Überfluß zugeführt werden kann. Des Meisters Maschinerie spielt in der Tat eine viel wichtigere Rolle in dem Geschäfte der Produktion als die Arbeit und das Geschick des Arbeiters, die eine Erziehung von 6 Monaten lehren und jeder Bauernknecht lernen kann." 188)
Die technische Unterordnung des Arbeiters unter den gleichförmigen Gang des Arbeitsmittels und die eigentümliche Zusammensetzung des
188) The factory operatives should keep in wholesome remembrance the fact that theirs is really a low species of skilled labour; and that there is none which is more easily acquired or of its quality more amply remunerated, or which, by a short training of the least expert can be more quickly as well as abundantly acquired... The master's machinery really plays a far more important part in the businese of production than the labour and the skill of the operative, which six months' education can teach, and a common labourer can learn." ("The Master Spinners' and Manufacturers' Defence Fund. Report of the Committee", Manchester 1854, p. 17.) Man wird später sehn, daß der "Master" aus einem andern Loch pfeift, sobald er mit Verlust seiner lebendigen Automaten bedroht ist.
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Arbeitskörpers aus Individuen beider Geschlechter und verschiedenster Altersstufen schaffen eine kasernenmäßige Disziplin, die sich zum vollständigen Fabrikregime ausbildet und die schon früher erwähnte Arbeit der Oberaufsicht, also zugleich die Teilung der Arbeiter in Handarbeiter und Arbeitsaufseher, in gemeine Industriesoldaten und IndustrieunterOffiziere, völlig entwickelt.
"Die Hauptschwierigkeit in der automatischen Fabrik bestand in der notwendigen Disziplin, um die Menschen auf ihre unregelmäßigen Gewohnheiten in der Arbeit verzichten zu machen und sie zu identifizieren mit der unveränderlichen Regelmäßigkeit des großen Automaten. Aber einen den Bedürfnissen und der Geschwindigkeit des automatischen Systems entsprechenden Disziplinarkodex zu erfinden und mit Erfolg auszufahren war ein Unternehmen, des Herkules würdig, das ist das edle Werk Arkwrights! Selbst heutzutage, wo das System in seiner ganzen Vollendung organisiert ist, ist es fast unmöglich, unter den Arbeitern, die das Alter der Mannbarkeit zurückgelegt haben, nützliche Gehilfen für das automatische System zu finden." 189)
Der Fabrikkodex, worin das Kapital seine Autokratie über seine Arbeiter, ohne die sonst vom Bürgertum so beliebte Teilung der Gewalten und das noch beliebtere Repräsentativsystem, privatgesetzlich und eigenherrlich formuliert, ist nur die kapitalistische Karikatur der gesellschaftlichen Reglung des Arbeitsprozesses, welche nötig wird mit der Kooperation auf großer Stufenleiter und der Anwendung gemeinsamer Arbeitsmittel namentlich der Maschinerie. An die Stelle der Peitsche des Sklaventreibers tritt das Strafbuch des Aufsehers. Alle Strafen lösen sich natürlich auf in Geldstrafen und Lohnabzüge, und der gesetzgeberische Scharfsinn der Fabrik-Lykurge macht ihnen die Verletzung ihrer Gesetze womöglich noch einbringlicher als deren Befolgung." 190)
189) "Ure, l.c.p. 15. Wer Arkwrights Lebensgeschichte kennt, wird das Wort "edel" diesem genialen Barbier nie an den Kopf werfen. Von allen großen Erfindern des 18. Jahrhunderts war er unstreitig der größte Dieb fremder Erfindungen und der gemeinste Kerl. 190) Die Sklaverei, in der die Bourgeoisie das Proletariat gefesselt hält, kommt nirgends deutlicher ans Tageslicht als im Fabriksystem. Her hört alle Freiheit rechtlich und faktisch auf. Der Arbeiter muß morgens um halb 6 in der Fabrik sein, kommt er ein paar Minuten zu spät, so wird er gestraft, kommt er 10 Minuten zu spät, so wird er gar nicht hereingelassen, bis das Frühstück vorüber ist, und verliert einen Vierteltag am Lohn. Er muß auf Kommando essen, trinken und schlafen... Die despotische Glocke ruft ihn vom Bette, ruft ihn vom Frühstück und Mittagstisch. Und wie geht es nun gar erst in der Fabrik? Hier ist der Fabrikant absoluter Gesetzgeber. Er erläßt Fabrikregulationen, wie er Lust hat: er ändert und macht Zusätze zu seinem Kodex,
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Wir deuten nur hin auf die materiellen Bedingungen, unter denen die Fabrikarbeit verrichtet wird. Alle Sinnesorgane werden gleichmäßig verletzt durch die künstlich gesteigerte Temperatur, die mit Abfällen des Rohmaterials geschwängerte Atmosphäre, den betäubenden lärm usw., abgesehn von der Lebensgefahr unter dicht gehäufter Maschinerie, die mit der Regelmäßigkeit der Jahreszeiten ihre industriellen Schlachtbulletins
wie es ihm beliebt; und wenn er das tollste Zeug hineinsetzt, so sagen doch die Gerichte zum Arbeiter: Da ihr unter diesen Kontrakt euch freiwillig begeben habt, jetzt müßt ihr ihn auch befolgen... Diese Arbeiter sind dazu verdammt, vom neunten Jahr bis zu ihrem Tode unter der geistigen und körperlichen Fuchtel zu leben." (F. Engels, l.c.p. 217 sqq. 1*)) Was "die Gerichte sagen", will ich an zwei Beispielen erläutern. Der eine Fall spielt in Sheffield, Ende 1866. Dort hatte sich ein Arbeiter für 2 Jahre in eine Metallfabrik verdingt. Infolge eines Zwistes mit dem Fabrikanten verließ er die Fabrik und erklärte, unter keinen Umständen mehr für ihn arbeiten zu wollen. Wurde wegen Kontmktbruchs verklagt, zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt. (Bricht der Fabrikant den Kontrakt, so kann er nur civiliter 2*) verklagt werden und riskiert nur eine Geldbuße.) Nach Absitzen der zwei Monate stellt derselbe Fabrikant ihm Ladung zu, dem alten Kontrakt gemäß in die Fabrik zurückzukehren. Arbeiter erklärt: Nein. Den Kontraktsbruch habe er bereits absebüßt. Fabrikant verklagt von neuem, Gericht verurteilt von neuem, obgleich einer der Richter, Mr.Shee, dies öffentlich als juristische Ungeheuerlichkeit denunziert, wonach ein Mann sein ganzes Leben durch periodisch für dassellbe identische Vergehn, resp. Verbrechen, wieder und wieder bestraft werden könne. Dieses Urteil wurde gefällt nicht von den "Great Unpaid" 3*), provinzialen Dogberries, sondern zu London, von einem der höchsten Gerichtshöfe. {Zur 4. Aufl. - Dies ist jetzt abgeschafft. Einige wenige Fälle ausgenommen - z.B. bei öffentlichen Gaswerkeen -, ist jetzt in England der Arbeiter beim Kontraktbruch dem Beschäftiger gleichgestellt und kann nur zivilrechtlich belangt werden. - F.E.} - Der zweite Fall spielt in Wiltshire, Ende November 1863. Ungefähr 30 Dampfstuhlweberinnen, in der Beschäftigung eines gewissen Harrupp, Tuchfabrikant von Leower's Mill, Westbury Leigh, machten einen strike, weil dieser selbe Harrupp die angenehme Gewohnheit hatte, ihnen für Verspätung am Morgen Lohnabzug zu machen, und zwar 6 d. für 2 Minuten, 1 sh. für 3 Minuten und 1 sh. 6 d. für 10 Minuten. Dies macht bei 9 sh. per Stunde 4 Pfd.St. 10 sh. per Tag, während ihr Durchschnittslohn im Jahr nie über 10 bis 12 sh. wöchentlich steigt. Harrupp hat ebenfalls einen Jungen bestellt, um die Fabrikstunde zu blasen, was er selber manchmal vor 6 Uhr morgens tut, und wenn die Hände nicht grade da sind, sobald er aufhört, werden die Tore geschlossen und die draußen in Geldbuße genommen; und da keine Uhr im Gebäude, sind die unglücklicben Hände in der Gewalt des von Harrupp inspirierten jugendlichen Zeitwächters. --#

1*) Siehe Band 2 unserer Ausgabe S. 398-400 - 2*) zivilrechtlich- 3*) siehe vorl. Band, S. 306
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produziert. 190a) Die Ökonomisierung der gesellschaftlichen Produktionsmittel, erst im Fabriksystem treibhausmäßig gereift, wird in der Hand des Kapitals zugleich zum systematischen Raub an den Liebensbedingungen des Arbeiters während der Arbeit, an Raum, Luft, Ucht, und an persönlichen
Die im "strike" begriffnen Hände, Familienmütter und Mädchen, erklärten, sie wollten wieder ans Werk gehn, wenn der Zeitwächter durch eine Uhr ersetzt und ein rationellrer Straftarif eingeführt würde. Harrupp zitierte 19 Weiber und Mädchen vor die Magistrate wegen Kontraktsbruch. Sie wurden verurteilt zu je 6 d. Strafe und 2 sh. 6 d. Kosten, unter lauter Entrüstung des Auditoriums. Harrupp wurde vom Gericht weg von einer zischenden Volksmasse begleitet. - Eine Lieblingsoperation der Fabrikanten ist, die Arbeiter durch Lohnabzüge für die Fehler des ihnen gelieferten Materials zu züchtigen. Diese Methode rief 1866 allgemeinen strike in den englischen Töpferdistrikten hervor. Die Berichte der "Ch. Employm. Commiss." (1863-1866) geben Fälle, wo der Arbeiter, statt Lohn zu erhalten, durch seine Arbeit, und vermittelst des Strafreglements, noch obendrein Schuldner seines erleuchten "Master" wird. Erbauliche Züge über den Lohnabzugs-Scharfsinn der Fabrikautokraten lieferte auch die jüngste Baumwollkrise. "Ich hatte selbst", wie Fabrikinspektor R. Baker, "vor kurzem gerichtliche Verfolgung wider einen Baumwollfabrikanten einzuleiten, weil er in diesen schweren und qualvollen Zeitläuften 10 d. von einigen der von ihm beschäftigten 'jungen'" (mehr als drei zehnjährigen) "Arbeiter abzog für das ärztliche Alterszertifikat, das ihm nur 6 d. kostet und wofür das Gesetz nur einen Abzug von 3 d., das Herkonmmn gar keinen erlaubt... Ein andrer Fabrikant, um denselben Zweck ohne Konflikt mit dem Gesetz zu erreichen, belastet jedes der armen Kinder, die für ihn arbeiten, mit einem Shilling als Sportel für Erlernung der Kunst und des Mysteriums, zu spinnen, sobald das ärztliche Zeugnis sie reif für diese Beschäftigung erklärt. Es existieren also Unterströmungen, die man kennen muß, um solche außerordentliche Phänomene, wie strikes zu Zeiten wie die gegenwärtige" (es handelt sich um einen strike in der Fabrik zu Darven, Juni 1863, unter den Maschinenwebern) zu begreifen." ("Reports of Insp. of Fact. for 30th April 1863", p. 50, 51.) (Die Fabrikberichte gehn immer weiter als ihr offizielles Datum.) 190a) Die Gesetze zum Schutz gegen gefährliche Maschinerie haben wohltätig wirkt. Aber... es existieren jetzt neue Quellen von Unglücksfällen, die vor 20 Jahren nicht existiert haben, namentlich die vermehrte Geschwindigkeit der Maschinerie. Räder, Walzen, Spindeln und Webstühle werden jetzt mit vermehrter und stets noch wachsender Gewalt getrieben; die Finger müssen rascher und sichrer den gebrochnen Faden anpacken, denn wenn mit Zaudern oder Unvorsicht angelegt, sind sie geopfert... Eine große Anzahl Unglücksfälle wird verursacht durch den Eifer der Arbeiter, ihr Werk rasch auszuführen. Man muß sich erinnern, daß es für die Fabrikanten von der höchsten Wichtigkeit ist, ihre Maschinerie ununterbrochen in Bewegung zu halten, d.h. Garn und Geweb zu produzieren. jeder Stillstand von einer Minute ist nicht nur ein Verlust an Triebkraft, sondern an Produktion. Die Arbeiter werden daher durch
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Schutzmitteln wider lebensgefährliche oder gesundheitdrige Umstände des Produktionsprozesses, von Vorrichtungen zur Bequemlichkeit des Arbeiters gar nicht zu sprechen." 191) Nennt Fourier mit Unrecht die Fabriken "gemilderte Bagnos", 192) ? [120]
Arbeitsaufseher, interessiert in der Quantität des Machwerks, dazu gehetzt, die Maschinerie in Bewegung zu halten; und es ist dies nicht minder wichtig für Arbeiter, die nach Gewicht oder Stück gezahlt werden. Obgleich es daher in den meisten Fabriken formell verboten ist, Maschinerie während ihrer Bewegung zu reinigen, ist diese Praxis allgemein. Diese Ursache allein hat während der letzten 6 Monate 906 Unglücksfälle produziert... Obgleich das Reinigungsgeschäft tagaus, tagein vorgeht, ist der Sonnabend jedoch meist für gründliches Reinigen der Maschinerie festgesetzt, und das geschieht großenteils während der Bewegung der Maschinerie... Es ist eine unbezahlte Operation, und die Arbeiter suchen daher so rasch als möglich damit fertig zu werden. Daher ist die Anzahl der Unglücksfälle freitags und ganz besonders samstags viel größer als an den übrigen Wochentagen. Freitags beträgt der Überschuß über die Durchschnittszahl der ersten 4 Wochentage ungefähr 12%, sonna6ends der Überschuß von Unglücksfällen über den Durchschnitt der vorhergehenden 5 Tage 25%; zieht man aber in Rechnung, daß der Fabriktag samstags nur 7 1/2 Stunden, an den übrigen Wochentagen 10 1/2, Stunden zählt - so steigt der Überschuß um mehr als 65%." ("Reports of Insp. of Factories for etc. 31st October 1866", London 1867, p. 9, 15, 16, 17.) 191) Im ersten Abschnitt des Dritten Buchs werde ich berichten über einen jüngster Zeit angehörigen Feldzug der englischen Fabrikanten gegen die Klauseln des Fabrikakts zum Schutz der Gliedmaßen der "Hände" vor lebensgefährlicher Maschinerie. Hier genüge ein Zitat aus einem offiziellen Bericht des Fabrikinspektors Leonard Horner: "Ich habe Fabrikanten mit unentschuldbarer Frivolität von einigen der Unglücksfälle sprechen hören, z.B. der Verlust eines Fingers sei eine Kleinigkeit. Das Leben und die Aussichten eines Arbeiters hängen so sehr von seinen Fingern ab, daß ein solcher Verlust ein äußerst ernstes Ereignis für ihn ist. Wenn ich solch gedankenlos Geschwätz höre, stelle ich die Frage: Unterstellt, Sie brauchen einen zusätzlichen Arbeiter, und ihrer zwei meldeten sich, beide in jeder andren Hinsicht gleich tüchtig, aber der eine ohne Daumen oder Vorfinger, welchen wurden Sie wählen? Sie zögerten nie einen Augenblick, für den Vollfingrigen zu entscheiden... Diese Herrn Fabrikanten haben falsche Vorurteile gegen das, was sie pseudo-philanthropische Gesetzgebung nennen." ("Reports of Insp. of Fact. for 31st Oct. 1855", [p. 6/7].) Diese Herrn sind "gescheite Leut'" und schwärmen nicht umsonst für die Sklavenhalter-Rebellion [15]! 192) In den Fabriken, die am längsten dem Fabrikakt mit seiner Zwangsbeschränkung der Arbeitszeit und seinen sonstigen Regulationen unterworfen, sind manche frühre Mißstände verschwunden. Die Verbesserung der Maschinerie selbst erheischt auf einem gewissen Punkt eine "verbesserte Konstruktion der Fabrikgebäude", die den Arbeitern zugut kommt. (cf. "Reports etc. for 31st Oct. 1863", p. 109.)
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5. Kampf zwischen Arbeiter und Maschine

Der Kampf zwischen Kapitalist und Lohnarbeiter beginnt mit dem Kapitalverhältnis selbst. Er tobt fort während der ganzen Manufakturperiode. 193) Aber erst seit der Einführung der Maschinerie bekämpft der Arbeiter das Arbeitsmittel selbst, die materielle Existenzweise des Kapitals. Er revoltiert gegen diese bestimmte Form des Produktionsmittels als die materielle Grundlage der kapitalistischen Produktionsweise. Ziemlich ganz Europa erlebte während des 17. Jahrhunderts Arbeiterrevolten gegen die sog. Bandmühle (auch Schnurmühle oder Mühlenstuhl genannt), eine Maschine zum Weben von Bändern und Borten. 194) Ende des #

193) Sieh u.a. John Houghton, "Husbandry and Trade improved", Lond. 1727. "The Advantages of the East India Trade", 1720. John Bellers, l.c. "Die Meister und die Arbeiter befinden sich unglücklicherweise in ewigem Kriegszustand miteinander. Jene haben das unveränderliche Ziel, ihre Arbeit so billig wie möglich getan zu erhalten; und sie zögern nicht, zu diesem Zweck jede List anzuwenden, während diese ebenso darauf bedacht sind, bei jeder Gelegenheit ihre Meister zur Erfüllung ihrer höheren Forderungen zu zwingen." "An Inquiry into the causes of the Present High Prices of Provisions", 1767, p. 61, 62. (Verf. Rev. Nathaniel Forster, ganz auf Seite der Arbeiter.) 194) Die Bandmühle ward in Deutschland erfunden. Der italienische Abbé Lancellotti in einer Schrift, die 1636 zu Venedig erschien, erzählt: "Anton Müller aus Danzig habe vor ungefähr 50 Jahren" (L. schrieb 1629) eine sehr künstliche Maschine in Danzig gesehn, die 4-6 Gewebe auf einmal verfertigte; weil der Stadtrat aber besorgt habe, diese Erfindung möchte eine Masse Arbeiter zu Bettlern machen, so habe er die Erfindung unterdrückt und den Erfinder heimlich ersticken oder ersäufen lassen." [121] In Leyden wurde dieselbe Maschine zuerst 1629 angewandt. Die Erneuten der Bortenwirker zwangen den Magistrat erst zu ihrem Verbot; durch verschiedne Verordnungen von 1623, 1639 usw. von seiten der Generalstaaten sollte ihr Gebrauch beschränkt werden; endlich erlaubt, unter gewissen Bedingungen, durch Verordnung vom 15. Dezember 1661. "In dieser Stadt", sagt Boxhorn ("Inst. Pol.", 1663) von der Einführung der Bandmühle in Leyden, erfanden vor ungefähr zwanzig Jahren irgendwelche Leute ein Instrument zum Weben, mit dem ein einzelner mehr und leichter Gewebe herstellen konnte, als sonst mehrere in der gleichen Zeit. Dadurch kam es zu Unruhen und zu Klagen der Weber, bis der Gebrauch dieses Instruments vom Magistrat verboten wurde." Dieselbe Maschine ward 1676 in Köln verboten, während ihre Einführung in England gleichzeitige Arbeiterunruhen hervorrief. Durch Kaiserliches Edikt vom 19. Februar 1685 wurde ihr Gebrauch in ganz Deutschland untersagt. In Hamburg wurde sie öffentlich auf Befehl des Magistrats verbrannt. Karl Vl. erneuerte 9. Februar 1719 das Edikt von 1685, und Kursachsen erlaubte ihren öffentlichen
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ersten Dritteils des 17. Jahrhunderts erlag eine Windsägemühle, von einem Holländer in der Nähe Londons angelegt, vor Pöbelexzessen. Noch Anfang des 18. Jahrhunderts überwanden durch Wasser getriebne Sägemaschinen in England nur mühsam den parlamentarisch unterstützten Volkswiderstand. Als Everet 1758 die erste vom Wasser getriebne Maschine zum Wollscheren erbaut hatte, wurde sie von 100 000 außer Arbeit gesetzten Menschen in Brand gesteckt. Gegen die scribbling mills 1*) und Kardiermaschinen Arkwrigths petitionierten 50 000 Arbeiter, die bisher vom Wollkratzen gelebt, beim Parlament. Die massenhafte Zerstörung von Maschinen in den englischen Manufakturdistrikten während der ersten 15 Jahre des 19. Jahrhunderts, namentlich infolge der Ausbeutung des Dampfwebstuhls, bot, unter dem Namen der Ludditenbewegung, der Antijakobiner-Regierung eines Sidmouth, Castlereagh usw. den Vorwand zu reaktionärsten Gewaltschritten. Es bedarf Zeit und Erfahrung, bevor der Arbeiter die Maschinerie von ihrer kapitalistischen Anwendung unterscheiden und daher seine Angriffe vom materiellen Produktionsmittel selbst auf dessen gesellschaftliche Exploitationsform übertragen lernt. 195) Die Kämpfe um den Arbeitslohn innerhalb der Manufaktur setzen die Manufaktur voraus und sind keineswegs gegen ihre Existenz gerichtet. Soweit die Bildung der Manufaen bekämpft wird, geschieht es von den Zunftmeistern und privilegierten Städten, nicht von den Lohnarbeitern. Bei Schriftstellern der Manufakturpetiode wird die Teilung der Arbeit daher vorherrschend als Mittel aufgefaßt, virtuell Arbeiter zu ersetzen, aber nicht, wirklich Arbeiter zu verdrängen. Dieser Unterschied ist selbstverständlich. Sagt man z.B., es würden 100 Millionen Menschen in England erheischt sein, um mit dem alten Spinnrad die Baumwolle zu ver spinnen, die jetzt von 500 000 mit der Maschine versponnen wird, so heißt das natürlich nicht, daß die Maschine den Platz dieser Millionen, die nie #

Gebrauch erst 1765. Diese Maschine, die so viel Lärm in der Welt gemacht hat, war in der Tat Vorläufer der Spinn- und Webmaschinen, also der industriellen Revolution des 18. Jahrhunderts. Sie befähigte einen in der Weberei ganz unerfahrnen Jungen, durch bloßes Ab- und Zustoßen einer Treibstange den ganzen Stuhl mit allen seinen Schützen in Bewegung zu setzen, und lieferte, in ihrer verbesserten Form, 40-50 Stück auf einmal. 195) In altmodischen Manufakturen wiederholt sich noch heute zuweilen die rohe Form der Arbeiterempörungen gegen die Maschinerie. So z.B. im Feilenschleifen zu Sheffield 1865. --
1*) Krempelmühlen
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existiert haben, einnahm. Es heißt nur, daß viele Millionen Arbeiter erheischt wären, um die Spinnmaschinerie zu ersetzen. Sagt man dagegen, daß der Dampfwebstuhl in England 800 000 Weber auf das Pflaster warf, so spricht man nicht von existierender Maschinerie, die durch eine bestimmte Arbeiterzahl ersetzt werden müßte, sondern von einer existierenden Arbeiterzahl, die faktisch durch Maschinerie ersetzt oder verdrängt worden ist. Während der Manufakturperiode blieb der handwerksmäßige Betrieb, wenn auch zerlegt, die Grundlage. Die neuen Kolonialmärkte konnten durch die relativ schwache Anzahl der vom Mittelalter überlieferten städtischen Arbeiter nicht befriedigt werden, und die eigentlichen Manufakturen öffneten zugleich dem mit Auflösung der Feudalität von Grund und Boden verjagten Landvolke neue Produktionsgebiete. Damals trat also an der Teilung der Arbeit und der Kooperation in den Werkstätten mehr die positive Seite hervor, daß sie beschäftigte Arbeiter produktiver machen. 196) Kooperation und Kombination der Arbeitsttel in den Händen weniger rufen, auf die Agrikultur angewandt, zwar große, plötzliche und gewaltsame Revolutionen der Produktionsweise und daher der Lebensbedingungen und Beschäftigungsmittel der Landbevölkerung hervor, in vielen Ländern lang vor der Periode der großen Industrie. Aber dieser Kampf spielt ursprünglich mehr zwischen großen und kleinen Landeigentümern als zwischen Kapital und Lohnarbeit; andrerseits, soweit Arbeiter durch Arbeitsmittel, Schafe, Pferde usw. verdrängt werden, bilden unmittelbare Gewaltakte hier in erster Instanz die Voraussetzung der industriellen Revolution. Erst werden die Arbeiter vom Grund und Boden verjagt,
196) Sir James Steuart faßt auch die Wirkung der Maschinerie noch ganz in diesem Sinn. "Ich sehe also die Maschinen als Mittel an, um (ihrer Wirkungsfähigkeit nach) die Zahl der tätigen Menschen zu erhöhen, ohne daß man deren mehr zu ernähren braucht... Wodurch unterscheidet sich die Wirkung einer Maschine von derjenigen neuer Einwohner?" (Fzs. Übers., t.I,l.I,ch. XIX.) Viel naiver Petty, der sagt, daß sie die "Poleygamie" ersetze. Dieser Gesichtspunkt paßt höchstens für einige Teile der Ver. Staaten. Dagegen: "Maschinerie kann selten mit Erfolg dazu gebracht werden, die Arbeit eines einzelnen zu vermindern: bei ihrer Konstruktion würde man mehr Zeit verlieren, als durch ihre Anwendung ersparen. Sie ist nur wirklich nützlich, wenn sie auf große Massen wirkt, wenn eine einzige Maschine die Arbeit von Tausenden unterstützen kann. Maschinerie wird daher stets am meisten in den dichtest bevölkerten Ländern angewandt, wo es die meisten Arbeitslosen gibt... Sie wird in Gebrauch genommen nicht wegen Mangel an Arbeitern, sondern der Leichtigkeit wegen, mit der diese zur Arbeit in Massen gebracht werden können." (Piercy Ravenstone, "Thoughts on the Funding System and its Effects". Lond. 1824, p. 45.)
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und dann kommen die Schafe. Der Landdiebstahl auf großer Stufenleiter, wie in England, schafft der großen Agrikultur erst ihr Anwendungsfeld. 196a) In ihren Anfängen hat diese Umwälzung der Agrikultur daher mehr den Schein einer politischen Revolution. Als Maschine wird das Arbeitsmittel sofort zum Konkurrenten des Arbeiters selbst. 197) Die Selbstverwertung des Kapitals durch die Maschine steht im direkten Verhältnis zur Arbeiterzahl, deren Existenzbedingungen sie vernichtet. Das ganze System der kapitalistischen Produktion beruht darauf, daß der Arbeiter seine Arbeitskraft als Ware verkauft. Die Teilung der Arbeit vereinseitigt diese Arbeitskraft zum ganz partikularisierten Geschick, ein Teilwerkzeug zu führen. Sobald die Führung des Werkzeugs der Maschine anheimfällt, erlischt mit dem Gebrauchswert der Tauschwert der Arbeitskraft. Der Arbeiter wird unverkäuflich, wie außer Kurs gesetztes Papiergeld. Der Teil der Arbeiterklasse, den die Maschinerie so in überflüssige, d.h. nicht länger zur Selbstverwertung des Kapitals unmittelbar notwendige Bevölkerung verwandelt, geht einerseits unter in dem ungleichen Kampf des alten handwerksmäßigen und manufakturmäßigen Betriebs wider den maschinenmäßigen, überflutet andrerseits alle leichter zugänglichen Industriezweige, überfüllt den Arbeitsmarkt und senkt daher den Preis der Arbeitskraft unter ihren Wert. Ein großer Trost für die pauperisierten Arbeiter soll sein, daß ihre Leiden teils nur "zeitlich" ("a temporary inconvenience"), teils daß die Maschinerie sich nur allmählich eines ganzen Produktionsfelds bemächtigt, wodurch Umfang und Intensität ihrer vernichtenden Wirkung gebrochen werde. Der eine Trost schlägt den andren. Wo die Maschine allmählich ein Produktionsfeld ergreift, produziert sie chronisches Elend in der mit ihr konkurrierenden Arbeiterschichte. Wo der Übergang rasch, wirkt sie massenhaft und akut. Die Weltgeschichte bietet kein entsetzlicheres Schauspiel als den allmählichen, über Dezennien verschleppten, endlich 1838 besiegelten Untergang der englischen Handbaumwollweber. Viele von ihnen starben am Hungertod, viele vegetierten lange mit ihren Familien auf 2 1/21 d. täglich. 198) Akut dagegen wirkte
196a) {Zur 4. Aufl. - Dies gilt auch für Deutschland. Wo bei uns große Agrikultur besteht, also namentlich im Osten, ist sie erst möglich geworden durch das, seit dem 16. Jahrhundert, namentlich aber seit 1648, eingerissene "Bauernlegen". - F.E.} 197) "Maschinerie und Arbeit sind in ständiger Konkurrenz." (Ricardo, l.c.p. 479.) 198) Die Konkurrenz zwischen Handgeweb und Maschinengeweb wurde in England vor der Einführung des Armengesetzes von 1834 dadurch verlängert, daß man die tief unter das Minimum gefallenen Löhne durch Pfarreiunterstützung ergänzte. "Reverend Mr. Turner war 1827 Pfarrer in Wilmslow in Cheshire, einem industriellen Distrikt.
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die englische Baumwollmaschinerie auf Ostindien, dessen Generalgouverneur 1834/35 konstatierte:
"Das Elend findet kaum eine Parallele in der Geschichte des Handels. Die Knochen der Baumwollweber bleichen die Ebenen von Indien."
Allerdings, sofern diese Weber das Zeitliche segneten, bereitete ihnen die Maschine nur "zeitliche Mißstände". Übrigens ist die "zeitliche" Wirkung der Maschinerie permanent, indem sie beständig neue Produktionsgebiete ergreift. Die verselbständigte und entfremdete Gestalt, welche die kapitalistische Produktionsweise überhaupt den Arbeitsbedingungen und dem Arbeitsprodukt gegenüber dem Arbeiter gibt, entwickelt sich mit der Maschinerie zum vollständigen Gegensatz. 199) Daher mit ihr zum erstenmal die brutale Revolte des Arbeiters gegen das Arbeitsmittel. Das Arbeitsmittel erschlägt den Arbeiter. Dieser direkte Gegensatz erscheint allerdings am handgreiflichsten, sooft neu eingeführte Maschinerie konkurriert mit überliefertem Handwerks- oder Manufakturbetrieb. Aber innerhalb der großen Industrie selbst wirkt fortwährende Verbeßrung der Maschinerie und Entwicklung des automatischen Systems analog.
Die Fragen des Komitees für Auswanderung und Mr. Turners Antworten zeigen, wie der Wettbewerb der Handarbeit mit der Maschinerie aufrechterhalten wird. Frage: 'Hat nicht die Anwendung des Kraftwebstuhls die des Handwebstuhls verdrängt?' Antwort: 'Zweifellos; sie wurde ihn noch mehr, als bereits geschehn, verdrängt haben, wären die Handweber nicht in den Stand gesetzt worden, sich einer Lohnherabsetzung zu unterwerfen.' Frage: 'Aber der Handweber hat doch durch diese Unterwerfung sich mit einem Lohn zufriedengegeben, der für seinen Lebensunterhalt unzureichend ist, und verlangt nach Pfarreizuschuß für den Rest seines Lebensunterhalts?' Antwort: 'Ja, und in der Tat wird der Wettbewerb zwischen dem Handwebstuhl und dem Kraftwebstuhl durch die Armenunterstützung aufrechterhalten.' So ist also erniedrigender Pauperismus oder Auswanderung der Vorteil, den die Einführung der Maschinerie den Werktätigen gebracht hat, sie sind aus geachteten und in gewissem Grade unabhängigen Handwerkern zu kriecherischen Elenden herabgedrückt worden, die das entwürdigende Brot der Mildtätigkeit essen. Das nennt man einen zeitlichen Mißstand." ("A Prize Essay on the comparative merits of Competition and Co-operation Lond. 1834, p. 29.) 189) "Die gleiche Ursache, die die Nettorevenue des Landes anwachsen läßt" (d.h., wie Ricardo an derselben Stelle erläutert, the revenues of landlords and capitalists, deren Wealth, ökonomisch betrachtet, überhaupt = Wealth of the Nation), kann gleichzeitig einen Überfluß an Bevölkerung erzeugen und die Lage des Arbeiters verschlechtern." (Ricardo, l.c.p. 469.) "Der beständige Zweck und die Tendenz jeder Vervollkommnung des Mechanismus ist in der Tat, sich der Arbeit des Menschen ganz zu entschlagen oder ihren Preis zu vermindern durch Substitution von Weiber- und Kinderarbeit für die der erwachsnen männlichen Arbeiter oder roher Arbeiter für geschickte." (Ure, [l.c.p. 23].)
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"Der beständige Zweck verbesserter Maschinerie ist, die Handarbeit zu vermindern oder einen Ring in der Produktionskette der Fabrik durch Substitution eiserner für menschliche Apparate zu vollenden." 200) Die Anwendung von Dampf- und Wasserkraft auf Maschinerie, die bisher mit der Hand bewegt wurde, ist das Ereignis jedes Tages... Die kleineren Verbeßrungen in der Maschinerie, welche Ökonomie der Bewegungskraft, Verbeßrung des Machwerks, vermehrte Produktion in derselben Zeit oder Verdrängung eines Kindes, eines Frauenzinuners oder eines Mannes bezwecken, sind konstant, und obgleich scheinbar nicht von großem Gewicht, haben sie dennoch wichtige Resultate." 201) Überall, wo eine Operation viel Geschick und eine sichre Hand verlangt entzieht man sie so schnell als möglich den Armen des zu geschickten und oft zu Unregelmäßigkeiten aller Art geneigten Arbeiters, um einen besondren Mechanismus damit zu betrauen, der so gut geregelt ist, daß ein Kind ihn überwachen kann. 202) Im automatischen System wird das Talent des Arbeiters progressiv verdrängt." 203) Die Verbeßrung der Maschinerie erfordert nicht nur Vermindrung in der Anzahl der beschäftigten erwachsnen Arbeiter zur Erielung eines bestimmten Resultats, sondern sie substituiert eine Klasse von Individuen einer andren Klasse, eine minder geschickte einer geschickteren, Kinder den Erwachanen, Frauen den Männern. Alle diese Wechsel verursachen beständige Fluktuationen in der Rate des Arbeitslohns." 204) "Die Maschinerie wirft unaufhörlich Erwachsne aus der Fabrik heraus." 205)
Die außerordentliche Elastizität des Maschinenwesens infolge gehäufter praktischer Erfahrung, des schon vorhandnen Umfangs mechanischer Mittel und des beständigen Fortschritts der Technik zeigte uns sein Sturmmarsch unter dem Druck eines verkürzten Arbeitstags. Aber wer hätte
200) "Reports of Insp. of Fact. 31st Oct. 1858", p. 43. 201) "Reports etc. 31st Oct. 1856", p. 15. 202) Ure, l.c.p. 19. "Der große Vorteil der im Ziegelbacken angewandten Maschinerie besteht darin, den Anwender ganz und gar von geschickten Arbeitern unabhängig zu machen." ("Ch. Empl. Comm., V. Report", Lond. 1866, p. 130, n. 46.) Zusatz z. 2. A. Herr A. Sturrock, Superintendent des Maschinendepartements der Great Northern Railway, sagt aus mit Bezug auf Maschinenbau (Lokomotiven usw.): "Kostspielige (expensive) englische Arbeiter werden jeden Tag weniger gebraucht. Die Produktion wird vermehrt durch die Anwendung verbesserter Instrumente, und diese Instrumente werden ihrerseits bedient von einer niedrigen Sorte Arbeit (a low class of labour)... Früher produzierte geschickte Arbeit notwendigerweise alle Teile der Dampfmaschine. Dieselben Teile werden jetzt produziert durch Arbeit mit weniger Geschick, aber guten Instrumenten... Unter Instrumenten verstehe ich die beim Maschinenbau angewandten Maschinen." ("Royal Commission on Railways. Minutes of Evidence", n. 17862 und 17863, London 1867.) 203) Ure, l.c.p. 20. 204) l.c.p. 321. 205) l.c.p. 23.
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1860, im Zenitjahr der englischen Baumwollindustrie, die galoppierenden Verbesserungen der Maschinerie und die entsprechende Deplacierung von Handarbeit geahnt, welche die drei folgenden Jahre unter dem Stachel des Amerikanischen Bürgerkriegs hervorriefen? Von den offiziellen Anführungen der englischen Fabrikinspektoren über diesen Punkt genügen hier ein paax Beispiele. Ein Manchester Fabrikant erklärt:
"Statt 75 Kardiermaschinen brauchen wir jetzt nur 12, welche dieselbe Quantität von ebenso guter, wenn nicht beßrer Qualität liefern... Die Ersparung an Arbeitslohn beträgt 10 Pfd.St. wöchentlich, die an Baumwollabfall 10%"
In einer Manchester Feinspinnerei wurde
"vermittelst beschleunigter Bewegung und Einführung verschiedner self-acting Prozesse in einem Departement 1/4 in einem über 1/2 des Arbeiterpersonals beseitigt, während die Kämmaschine an der Stelle der zweiten Kardiermaschine die Zahl der er im Kardierraum beschäftigten Hände sehr vermindert hat".
Eine andre Spinnfabrik schätzt ihre allgemeine Ersparung von "Händen" auf 10%. Die Herren Gilmore, Spinner zu Manchester, erklären:
"In unsrem blowing departement 1*) schätzten wir die infolge neuer Maschinerie gemachte Ersparung an Händen und Arbeitslohn auf ein volles Drittel... in dem jack frame und drawing frame room 2*) ungefähr 1/3 weniger in Auslage und Händen; im Spinnraum ungefähr 1/3 weniger in Auslage. Aber das ist nicht alles; wenn unser Garn jetzt zum Weber geht, ist es so sehr verbessert durch die Anwendung der neuen Maschinerie, daß sie mehr und bessres Gewebe als mit dem alten Maschinengarn produzieren." 206)
Fabrikinspektor A. Rave bemerkt hierzu:
"Die Verminderung der Arbeiter bei gesteigerter Produktion schreitet rasch vorwärts; in den Wollfabriken begann kürzlich eine neue Reduktion der Hände, und sie dauert fort; vor wenigen Tagen sagte mir ein Schulmeister, der bei Rochdale wohnt, die große Abnahme in den Mädchenschulen sei nicht nur dem Druck der Krise geschuldet, sondern auch den Änderungen in der Maschinerie der Wollfabrik, infolge deren eine Durchschnittsreduktion von 70 Halbzeitlern stattgefunden." 207)
206) "Reports of Insp. of Fact., 31st Oct. 1863", p. 108 sqq. 207) l.c.p. 109. Die rasche Verbesserung der Maschinerie während der Baumwollkrise erlaubte den englischen Fabrikanten gleich nach Beendigung des Amerikanischen Bürgerkriegs, im Umsehen den Weltmarkt wieder zu überfüllen. Die Gewebe wurden schon während der letzten 6 Monate von 1866 fast unverkäuflich. Damit fing die Konsignation der Waren nach China und Indien an, was den "glut" 3*) natürlich noch intensiver --#

1*) unsrer Gebläseabteilung - 2* Spul- und Streckmaschinenraum -3*) die "Überfüllung"
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Das Gesamtresultat der dem Amerikanischen Bürgerkrieg geschuldeten mechanischen Verbesserungen in der englischen Baumwollindustrie zeigt folgende Tabelle [122]:
Zahl der Fabriken 1856 1861 1868 England und Wales 2046 2715 2405 Schottland 152 163 131 Irland 12 9 13 Vereinigtes Königreich 2210 2887 2549
Anzahl der Dampfwebstühle
England und Wales 275590 367125 344719 Schottland 21624 30110 31864 Irland 1633 1757 2746 Vereinigtes Königreich 298847 399992 379329
Anzahl der Spindeln
England und Wales 25818576 28352125 30478228 Schotdand 2041129 1915398 1397546 Irland 150512 119944 124240 Vereinigtes Königreich 28010217 30387467 32000014
Anzahl der beschäftigten Personen
England und Wales 341170 407598 357052 Schottland 34698 41237 39809 Irland 3345 2734 4203 Vereinigtes Königreich 379213 451569 401064
Von 1861 bis 1868 verschwanden also 338 Baumwollfabriken, d.h., produktivere und großartigere Maschinerie konzentrierte sich in den Händen einer geringem Zahl von Kapitalisten. Die Zahl der Dampfwebstühle nahm ab um 20663; aber ihr Produkt hatte sich gleichzeitig vermehrt, so daß ein
machte. Anfang 1867 nahmen die Fabrikanten zu ihrem gewöhnlichen Ausfluchtsmittel Zuflucht, Herabsetzung des Arbeitslohns um 5%. Die Arbeiter widersetzten sich und erklärten, theoretisch richtig, das einzige Heilmittel sei, kurze Zeit, 4 Tage per Woche, zu arbeiten. Nach längerem Sträuben mußten die selbst ernannten Industriekapitäne sich hierzu entschließen, an einigen Stellen mit, an andren ohne Lohnherabsetzung um 5%.
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verbesserter Webstuhl jetzt mehr leistete als ein alter. Endlich die Spindelzahl wuchs um 1612547, während die Zahl der beschäftigten Arbeiter um 50505 abnahm. Das "zeitweilige" Elend, womit die Baumwollkrise die Arbeiter erdrückte, wurde also gesteigert und befestigt durch raschen und anhaltenden Fortschritt der Maschinerie. Die Maschinerie wirkt jedoch nicht nur als übermächtiger Konkurrent, stets auf dem Sprung, den Lohnarbeiter "überflüssig" zu machen. Als ihm feindliche Potenz wird sie laut und tendenziell vom Kapital proklamiert und gehandhabt. Sie wird das machtvollste Kriegsmittel zur Niederschlagung der periodischen Arbeiteraufstände, strikes usw. wider die Autokratie des Kapitals. 208) Nach Gaskell war gleich die Dampfmaschine ein Antagonist der "Menschenkraft", der den Kapitalisten befähigte, die steigenden Ansprüche der Arbeiter niederzuschmettern, die das beginnende Fabriksystem zur Krise zu treiben drohten. 209) Man könnte eine ganze Geschichte der Erfindungen seit 1830 schreiben, die bloß als Kriegsmittel des Kapitals wider Arbeiteremeuten ins Leben traten. Wir erinnern vor allem an die selfacting mule, weil sie eine neue Epoche des automatischen Systems eröffnet. 210) In seiner Aussage vor der Trades Unions Comssion berichtet Nasmyth, der Erfinder des Dampfhammers, wie folgt über die Verbeßrungen der Maschinerie, die er einführte infolge des großen und langen strikes der Maschinenarbeiter 1851:
"Der bezeichnende Zug unsrer modernen mechanischen Verbeßrungen ist die Einführung selbsttätiger Werkzeugmaschinen. Was jetzt ein mechanischer Arbeiter zu tun hat, und was jeder Junge tun kann, ist nicht, selbst zu arbeiten, sondern die schöne Arbeit der Maschine zu überwachen. Die ganze von ihrer Geschicklichkeit ausschließlich abhängende Klasse von Arbeitern ist jetzt beseitigt. Früher beschäftigte ich vier Jungen auf einen Mechaniker. Dank diesen neuen mechanischen Kombinationen habe ich die Zahl der erwachsenen Männer von 1500 auf 750 reduziert. Die Folge war eine bedeutende Vermehrung meines Profits." [123]
208) "Daß Verhältnis zwischen Meistern und Händen in den Flintund Flaschenglas-Bläsereien ist ein chronischer strike." Daher der Aufschwung der Manufaktur des gepreßten Glases, wo die Hauptoperationen durch Maschinerie ausgeführt werden. Eine Firma bei Newcastle, die früher jährlich 350000 Pfund geblasnes Flintglas produzierte, produziert jetzt statt dessen 3000500 Pfund gepreßtes Glas. ("Ch. Empl. Comm. IV. Rep.", 1865, p. 262, 263.) 200) Gaskell, "The Manufacturing Population of England", Lond. 1833, p. 11, 12. 210) Einige sehr bedeutende Anwendungen von Maschinen zum Maschinenbau erfand Herr Fair infolge von strikes in seiner eignen Maschinenfabrik.
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Ure sagt von einer Maschine zum Farbendruck in den Kattundruckereien:
"Endlich suchten sich die Kapitalisten von dieser unerträglichen Sklaverei" (nämlich den ihnen lästigen Kontraktsbedingungen der Arbeiter) zu befreien, indem sie die Hilfsquellen der Wissenschaft anriefen, und bald waren sie reintegriert in ihre legitimen Rechte, die des Kopfes über die andern Körperteile."
Er sagt von einer Erfindung zum Kettenschlichten, deren unmittelbarer Anlaß ein strike:
"Die Horde der Unzufriednen, die sich hinter den alten Linien der Teilung der Arbeit unbesiegbar verschanzt wähnte, sah sich so in die Flanke genommen und ihre Verteidigungsmittel vernichtet durch die moderne mechanische Taktik. Sie mußten sich auf Gnade und Ungnade ergeben."
Er sagt von der Erfindung der selfacting mule:
"Sie war berufen, die Ordnung unter den industriellen Klassen wiederherzustellen... Diese Erfindung bestätigt die von uns bereits entwickelte Doktrin, daß das Kapital, indem es die Wissenschaft in seinen Dienst preßt, stets die rebellische Hand der Arbeit zur Gelehrigkeit zwingt." 211)
Obgleich Ures Schrift 1835 erschien, also zur Zeit eines relativ noch schwach entwickelten Fabriksystems, bleibt sie der klassische Ausdruck des Fabrikgeists, nicht nur wegen ihres offenherzigen Zynismus, sondern auch wegen der Naivität, womit er die gedankenlosen Widersprüche des Kapitalhirns ausplaudert. Nachdem er z.B. die "Doktrin" entwickelt, daß das Kapital mit Hilfe der von ihm in Sold genommenen Wissenschaft
"stets die rebellische Hand der Arbeit zur Gelehrigkeit zwingt", entrüstet er sich darüber, daß man von gewisser Seite die mechanisch-physische Wissenschaft anklagt, sich dem Despotismus reicher Kapitalisten zu leihen und zum Unterdrückungsmittel der armen Klassen herzugeben".
Nachdem er weit und breit gepredigt, wie vorteilhaft rasche Entwicklung der Maschinerie den Arbeitern, warnt er sie, daß sie durch ihre Widersetzlichkeit, strikes usw., die Entwicklung der Maschinerie beschleunigen.
"Derartige gewaltsame Revolten", sagt er, zeigen die menschliche Kurzsichtigkeit in ihrem verächtlichsten Charakter, dem Charakter eines Menschen, der sich zu seinem eignen Henker macht."
Wenige Seiten vorher heißt es umgekehrt:
"Ohne die heftigen Kollisionen und Unterbrechungen, verursacht durch die irrigen Ansichten der Arbeiter, hätte sich das Fabriksystem noch viel rascher entwickelt und viel nützlicher für alle interessierten Parteien."
211) Ure. l.c.p. 367-370.
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Dann ruft er wieder aus:
"Zum Glück die Bevölkerung der Fabrikbezirke Großbritanniens finden die Verbeßrungen in der Mechanik nur allmählich statt." "Mit Unrecht", sagt er, klagt man die Maschinen an, daß sie den Arbeitslohn der Erwachsnen vermindern, indem sie einen Teil derselben verdrängen, wodurch ihre Anzahl das Bedürfnis nach Arbeit übersteigt. Aber sie vermehren die Nachfrage nach Kinderarbeit und erhöhen damit deren Lohnrate."
Derselbe Trostspender verteidigt andrerseits die Niedrigkeit der Kinderlöhne damit, daß sie die Eltern abhalten, ihre Kinder zu früh in die Fabriken zu schicken". Sein ganzes Buch ist eine Apologie des unbeschränkten Arbeitstags, und es erinnert seine liberale Seele an die dunkelsten Zeiten des Mittelalters, wenn die Gesetzgebung verbietet, Kinder von 13 Jahren mehr als 12 Stunden per Tag abzurackern. Dies hält ihn nicht ab, die Fabrikarbeiter zu einem Dankgebet an die Vorsehung aufzufordern, die ihnen durch die Maschinerie die Muße verschafft, über ihre unsterblichen Interessen nachzudenken". 212)

6. Die Kompensationstheorie bezüglich der durch Maschinerie verdrängten Arbeiter

Eine ganze Reihe bürgerlicher Ökonomen, wie James Mill, MacCulloch, Torrens, Senior, J. St. Mill usw. behauptet, daß alle Maschinerie, die Arbeiter verdrängt, stets gleichzeitig und notwendig ein adäquates Kapital zur Beschäftigung derselben identischen Arbeiter freisetzt. 213) Man unterstelle, ein Kapitalist wende 100 Arbeiter an, z.B. in einer Tapetenmanufaktur, den Mann zu 30 Pfd. St. jährlich. Das von ihm jährlich ausgelegte variable Kapital beträgt also 3000 Pfd.St. Er entlasse 50 Arbeiter und beschäftige die übrigbleibenden 50 mit einer Maschinerie, die ihm 1500 Pfd.St. kostet. Der Vereinfachung halber wird von Baulichkeiten, Kohlen usw. abgesehn. Man nimmt ferner an, das jährlich verzehrte Rohmaterial koste nach wie vor 3000 Pfd.St. 214) Ist durch diese Metamorphose irgendein Kapital. "freigesetzt"? In der alten Betriebsweise bestand die ausgelegte #


212) Ure, l.c.p. 368, 7, 370, 280, 321, 281, 475.
213) Ricardo teilte ursprünglich diese Ansicht, widerrief sie aber später ausdrücklich mit seiner charakteristischen wissenschaftlichen Unbefangenheit und Wahrheitsliebe. Sieh l.c., ch. XXXI "On Machinery".
214) NB, ich gebe die Illustration in der Weise der obengenannten Ökonomen.
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Gesamtsumme von 6000 Pfd.St. halb aus konstantem und halb aus variablem Kapital. Sie besteht jetzt aus 4500 Pfd.St. (3000 Pfd. St. für Rohmaterial und 1500 Pfd.St. für Maschinerie) konstantem und 1500 Pfd.St. variablem Kapital. Statt der Hälfte bildet der variable oder in lebendige Arbeitskraft umgesetzte Kapitalteil nur noch 1/4 des Gesamtkapitals. Statt der Freisetzung findet hier Bindung von Kapital in einer Form statt, worin es aufhört, sich gegen Arbeitskraft auszutauschen, d.h. Verwandlung von variablem in konstantes Kapital. Das Kapital von 6000 Pfd. St. kann, unter sonst gleichbleibenden Umständen, jetzt niemals mehr als 50 Arbeiter beschäftigen. Mit jeder Verbeßrung der Maschinerie beschäftigt es weniger. Kostete die neu eingeführte Maschinerie weniger als die Summe der von ihr verdrängten Arbeitskraft und Arbeitswerkzeugt, also z.B. statt 1500 nur 1000 Pfd.St., so würde ein variables Kapital von 1000 Pfd.St. in konstantes verwandelt oder gebunden, während ein Kapital von 500 Pfd.St. freigesetzt würde. Letzteres, denselben Jahreslohn unterstellt, bildet einen Beschäftigungsfonds für ungefähr 16 Arbeiter, während 50 entlassen sind, ja für viel weniger als 16 Arbeiter, da die 500 Pfd.St. zu ihrer Verwandlung in Kapital wieder zum Teil in konstantes Kapital verwandelt werden müssen, also auch nur zum Teil in Arbeitskraft umgesetzt werden können. Indes, gesetzt auch, die Anfertigung der neuen Maschinerie beschäftige eine größre Anzahl Mechaniker; soll das eine Kompensation sein für die aufs Pflaster geworfnen Tapetenmacher? Im besten Fall beschäftigt ihre Anfertigung weniger Arbeiter, als ihre Anwendung verdrängt. Die Summe von 1500 Pfd.St., die nur den Arbeitslohn der entlaßnen Tapetenmacher darstellte, stellt jetzt, in der Gestalt von Maschinerie, dar: 1. den Wert der ihrer Herstellung erforderlichen Produktionsmittel, 2. den Arbeitslohn der sie anfertigenden Mechaniker. 3. den ihrem "Meister" zufallenden Mehrwert. Ferner: einmal fertig, braucht die Maschine nicht erneuert zu werden bis nach ihrem Tod. Um also die zusätzliche Anzahl Mechaniker dauernd zu beschäftigen, muß ein Tapetenfabrikant nach dem andern Arbeiter durch Maschinen verdrängen. In der Tat meinen jene Apologeten auch nicht diese Art Freisetzung von Kapital. Sie meinen die Lebensmittel der freigesetzten Arbeiter. Es kann nicht geleugnet werden, daß im obigen Fall z.B. die Maschinerie nicht nur 50 Arbeiter freisetzt und dadurch "disponibel" macht, sondern zugleich ihren Zummenhang mit Lebensmitteln zum Wert von 1500 Pfd. St. aufhelbt und so diese Lebensmittel "freisetzt". Die einfache und keineswegs neue Tatsache, daß die Maschinerie den Arbeiter von Lebensmitteln
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freisetzt, lautet also ökonomisch, daß die Maschinerie Lebensmittel für den Arbeiter freisetzt oder in Kapital zu seiner Anwendung verwandelt. Man sieht, es kommt alles auf die Ausdrucksweise an. Nominibus mollire licet mala. [124] Nach dieser Theorie waren die Lebensmittel zum Wert von 1500 Pfd.St. ein durch die Arbeit der fünfzig entlaßnen Tapetenarbeiter verwertetes Kapital. Dies Kapital verliert folglich seine Beschäftigung, sobald die fünfzig Feiertag bekommen, und hat nicht Ruh noch Rast, bis es eine neue "Anlage" gefunden, worin besagte fünfzig es wieder produktiv konsumieren können. Früher oder später müssen also Kapital und Arbeiter sich wieder zusammenfinden, und dann ist die Kompensation da. Die Leiden der durch die Maschinerie verdrängten Arbeiter sind also ebenso vergänglich wie die Reichtümer dieser Welt. Die Lebensmittel zum Betrag von 1500 Pfd.St. standen den entlaßnen Arbeitern niemals als Kapital gegenüber. Was ihnen als Kapital gegenüberstand, waren die jetzt in Maschinerie verwandelten 1500 Pfd.St. Näher betrachtet, repräsentierten diese 1500 Pfd.St. nur einen Teil der vermittelst der entlaßnen 50 Arbeiter jährlich produzierten Tapeten, die sie in Geldform statt in natura von ihrem Anwender zum Lohn erhielten. Mit den in 1500 Pfd.St. verwandelten Tapeten kauften sie Lebensmittel zu demselben Betrag. Diese existierten für sie daher nicht als Kapital, sondern als Waren, und sie selbst existierten für diese Waren nicht als Lohnarbeiter, sondern als Käufer. Der Umstand, daß die Maschinerie sie von Kaufmitteln "freigesetzt" hat, verwandelt sie aus Käufern in Nicht-Käufer. Daher verminderte Nachfrage für jene Waren. Voilà tout. 1*) Wird diese verminderte Nachfrage nicht durch vermehrte Nachfrage von andrer Seite kompensiert, so sinkt der Marktpreis der Waren. Dauert dies länger und in größrem Umfange, so erfolgt ein Deplacement der in der Produktion jener Waren beschäftigten Arbeiter. Ein Teil des Kapitals, das früher notwendige Lebensmittel produzierte, wird in andrer Form reproduziert. Während des Falls der Marktpreise und des Deplacements von Kapital werden auch die in der Produktion der notwendigen Lebensmittel beschäftigten Arbeiter von einem Teil ihres Lohns "freigesetzt". Statt also zu beweisen, daß die Maschinerie durch die Freisetzung der Arbeiter von Lebensmitteln letztere gleichzeitig in Kapital zur Anwendung der erstren verwandelt, beweist der Herr Apologet mit dem probaten Gesetz von Nachfrage und Zufuhr umgekehrt, daß die Maschinerie nicht nur in dem Produktionszweig, --#

1*) Das ist alles.
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worin sie eingeführt, sondern auch in den Produktionszweigen, worin sie nicht eingeführt wird, Arbeiter aufs Pflaster wirft. Die wirklichen, vom ökonomischen Optimismus travestierten Tatsachen sind diese: Die von der Maschinerie verdrängten Arbeiter werden aus der Werkstatt hinaus auf den Arbeitsmarkt geworfen und vermehren dort die Zahl der schon für kapitalistische Ausbeutung disponiblen Arbeitskräfte. Im siebenten Abschnitt wird sich zeigen, daß diese Wirkung der Maschinerie, die uns hier als eine Kompensation für die Arbeiterklasse dargestellt wird, den Arbeiter im Gegenteil als furchtbarste Geißel trifft. Hier nur dies: Die aus einem Industriezweig hinausgeworfnen Arbeiter können allerdings in irgendeinem andern Beschäftigung suchen. Finden sie solche, und knüpft sich damit das Band zwischen ihnen und den mit ihnen freigesetzten Lebensmitteln wieder, so geschieht dies vermittelst eines neuen, zuschüssigen Kapitals, das nach Anlage drängt, keineswegs aber vermittelst des schon früher funktionierenden und jetzt in Maschinerie verwandelten Kapitals. Und selbst dann, wie geringe Aussicht haben sie! Verkrüppelt durch die Teilung der Arbeit, sind diese armen Teufel außerhalb ihres alten Arbeitskreises so wenig wert, daß sie nur in wenigen niedrigen und daher beständig überfüllten und unterbezahlten Arbeitszweigen Zugang finden. 215) Ferner attrahiert jeder Industriezweig jährlich einen neuen Menschenstrom, der ihm sein Kontingent zum regelmäßigen Ersatz und Wachstum liefert. Sobald die Maschinerie einen Teil der bisher in einem bestimmten Industriezweig beschäftigten Arbeiter freisetzt, wird auch die Ersatzmannschaft neu verteilt und in andern Arbeitszweigen absorbiert, während die ursrünglichen Opfer in der Übergangszeit großenteils verkommen und verkümmern. Es ist eine unzweifelhafte Tatsache, daß die Maschinerie an sich nicht verantwortlich ist für die "Freisetzung" der Arbeiter von Lebensmitteln. Sie verwohlfeilert und vermehrt das Produkt in dem Zweig, den sie ergreift, und läßt die in andren Industriezweigen produzierte Lebensmittelmasse zunächst unverändert. Nach wie vor ihrer Einführung besitzt die
215) Ein Ricardianer bemerkt hierüber gegen die Fadaisen J.B. Says: "Bei entwickelter Teilung der Arbeit ist das Geschick der Arbeiter nur in dem besondren Zweig anwendbar, worin sie angelernt wurden; sie selbst sind eine Art von Maschinen. Es hilft daher absolut nichts, papageimäßig zu plappern, daß die Dinge eine Tendenz haben, ihr Niveau zu finden. Wir müssen um uns schauen und sehn, daß sie für lange Zeit ihr Niveau nicht finden können; daß, wenn sie es finden, das Niveau niedriger steht als beim Anfang des Prozesses." ("An Inquiry into those Principles reapeating the Nature of Demand etc.", Lond. 1821, p. 72.)
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Gesellschaft also gleich viel oder mehr Lebensmittel für die deplacierten Arbeiter, ganz abgesehn von dem enormen Teil des jährlichen Produkts, der von Nichtarbeitern vergeudet wird. Und dies ist die Pointe der ökonomischen Apologetik! Die von der kapitalistischen Anwendung der Maschinerie untrennbaren Widersprüche und Antagonismen existieren nicht, weil sie nicht aus der Maschinerie selbst erwachsen, sondern aus ihrer kapitalistischen Anwendung! Da also die Maschinerie an sich betrachtet die Arbeitszeit verkürzt, während sie kapitalistisch angewandt den Arbeitstag verlängert, an sich die Arbeit erleichtert, kapitalistisch angewandt ihre Intensität steigert, an sich ein Sieg des Menschen über die Naturkraft ist, kapitalistisch angewandt den Menschen durch die Naturkraft unterjocht, an sich den Reichtum des Produzenten vermehrt, kapitalistisch angewandt ihn verpaupert usw., erklärt der bürgerliche Ökonom einfach, das Ansichbetrachten der Maschinerie beweise haarscharf, daß alle jene handgreiflichen Widersprüche bloßer Schein der gemeinen Wirklichkeit, aber an sich, also auch in der Theorie gar nicht vorhanden sind. Er spart sich so alles weitre Kopfzerbrechen und bürdet seinem Gegner obendrein die Dummheit auf, nicht die kapitalistische Anwendung der Maschinerie zu bekämpfen, sondern die Maschinerie selbst. Keineswegs leugnet der bürgerliche Ökonom, daß dabei auch zeitweilige Unannehmlichkeiten herauskommen; aber wo gäbe es eine Medaille ohne Kehrseite! Eine andre als die kapitalistische Ausnutzung der Maschinerie ist für ihn unmöglich. Ausbeutung des Arbeiters durch die Maschine ist ihm also identisch mit Ausbeutung der Maschine durch den Arbeiter. Wer also enthüllt, wie es um die kapitalistische Anwendung der Maschinerie in Wirklichkeit bestellt ist, der will ihre Anwendung überhaupt nicht, der ist ein Gegner des sozialen Fortschritts! 216) Ganz das Räsonnement des berühmten Gurgelschneiders Bill Sikes:
"Meine Herren Geschwornen, diesen Handlungsreisenden ist allerdings die Gurgel abgeschnitten worden. Diese Tatsache aber ist nicht meine Schuld, sie ist die Schuld des Messers. Sollen wir wegen solcher zeitweiligen Unannehmlichkeiten den Gebrauch des Messers abschaffen? Bedenken Sie ja! Wo wäre Ackerbau und Handwerk ohne
216) Ein Virtuose in diesem anmaßlichen Kretinismus ist u.a. MacCulloch. "Wenn es vorteilhaft ist", sagt er z.B. mit der affektierten Naivetät eines Kindes von 8 Jahren, "das Geschick des Arbeiters mehr und mehr zu entwickeln, so daß er fähig wird, ein stets wachsendes Warenquantum mit demselben oder geringerem Arbeitsquantum zu produzieren, so muß es auch vorteilhaft sein, daß er sich solcher Maschinerie zu seinem Beistande bediene, wie sie ihn am wirksamsten in der Erreichung dieses Resultats unterstützt." (MacCulloch, "Princ. of Pol. Econ.". Lond. 1830, p. 182.)
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Messer? Ist es nicht ebenso heilbringend in der Chirurgie wie gelehrt in der Anatomie? Dazu williger Gehilfe bei fröhlichem Mahl? Schaffen Sie das Messer ab - Sie schleudern uns zurück in die tiefste Barbarei." 216a)
Obwohl die Maschinerie notwendig Arbeiter verdrängt in den Arbeitszweigen, wo sie eingeführt wird, so kann sie dennoch eine Zunahme von Beschäftigung in andern Arbeitszweigen hervorrufen. Diese Wirkung hat aber nichts gemein mit der sogenannten Kompensationstheorie. Da jedes Maschinenprodukt, z.B. eine Elle Maschinengeweb, wohlfeiler ist als das von ihm verdrängte gleichartige Handprodukt, folgt als absolutes Gesetz: Bleibt das Gesamtquantum des maschinenmäßig produzierten Artikels gleich dem Gesamtquantum des von ihm ersetzten handwerks- oder manufakturmäßig produzierten Artikels, so vermindert sich die Gesamtsumme der angewandten Arbeit. Die etwa zur Produktion der Arbeitsrnittel selbst, der Maschinerie, Kohle usw., erheischte Arbeitszunahme muß kleiner sein als die durch Anwendung der Maschinerie bewirkte Arbeitsabnahme. Das Maschinenprodukt wäre sonst ebenso teuer oder teurer als das Handprodukt. Statt aber gleichzubleiben, wächst tatsächlich die Gesamtmasse des von einer verminderten Arbeiteranzahl produzierten Maschinenartikels weit über die Gesamtmasse des verdrängten Handwerksartikels. Gesetzt, 400 000 Ellen Maschinengeweb wurden von weniger Arbeitern produziert als 100 000 Ellen Handgeweb. In dem vervierfachten Produkt steckt viermal mehr Rohmaterial. Die Produktion des Rohmaterials muß also vervierfacht werden. Was aber die verzehrten Arbeitsmittel, wie Baulichkeiten, Kohlen, Maschinen usw. betrifft, so ändert sich die Grenze, innerhalb deren die zu ihrer Produktion erheischte zusätzliche Arbeit wachsen kann, mit der Differenz zwischen der Masse des Maschinenprodukts und der Masse des von derselben Arbeiterzahl herstellbaren Handprodukts. Mit der Ausdehnung des Maschinenbetriebs in einem Industriezweig steigert sich also zunächst die Produktion in den andren Zweigen, die ihm seine Produktionsmittel liefern. Wieweit dadurch die beschäftigte Arbeitermasse wächst, hängt, Länge des Arbeitstags und Intensität der Arbeit gegeben, von der Zusammensetzung der verwandten Kapitale ab, d.h. vom Verhältnis ihrer konstanten und variablen Bestandteile. Dies Verhältnis seinerseits variiert sehr mit dem Umfang, worin die Maschinerie jene
216a) "Der Erfinder der Spinnmaschine hat Indien ruiniert, was uns indes wenig rührt." (A. Thiers, De la Propriété", [p. 275].) Herr Thiers verwechselt hier die Spinnmaschine mit dem mechanischen Webstuhl, "was uns indes wenig rührt".
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Gewerbe selbst schon ergriffen hat oder ergreift. Die Anzahl zu Kohlen- und Metallbergwerken verurteilter Menschen schwoll ungeheuer mit dem Fortschritt des englischen Maschinenwesens, obgleich ihr Anwachs in den letzten Dezennien durch Gebrauch neuer Maschinerie für den Bergbau verlangsamt wird. 217) Eine neue Arbeiterart springt mit der Maschine ins Leben, ihr Produzent. Wir wissen bereits, daß der Maschinenbetrieb sich dieses Produktionszweigs selbst auf stets massenhafterer Stufenleiter bemächtigt. 218) Was ferner das Rohmaterial betrifft, 219)so unterliegt es z.B. keinem Zweifel, daß der Sturmmarsch der Baumwollspinnerei den Baumwollbau der Vereinigten Staaten und mit ihm nicht nur den afrikanischen Sklavenhandel treibhausmäßig förderte, sondern zugleich die Negerzucht zum Hauptgeschäft der sogenannten GrenzSklavenstaaten machte. Als 1790 der erste Sklavenzensus in den Vereinigten Staaten aufgenommen ward, betrug ihre Zahl 697 000, dagegen 1861 ungefähr vier Millionen. Andrerseits ist es nicht minder gewiß, daß das Aufblühen der mechanischen Wollfabrik mit der progressiven Verwandlung von Ackerland in Schafweide die massenhafte Verjagung und Überzähligmachung" der Landarbeiter hervorrief. Irland macht noch in diesem Augenblick den Prozeß durch, seine seit 1845 beinahe um die Hälfte verminderte Bevölkerung noch weiter auf das dem Bedürfnis seiner Landlords und der englischen Herrn Wollfabrikanten exakt entsprechende Maß herabzudrücken. Ergreift die Maschinerie Vor- oder Zwischenstufen, welche ein Arbeitsgegenstand bis zu seiner letzten Form zu durchlaufen hat, so vermehrt sich mit dem Arbeitsmaterial die Arbeitsnachfrage in den noch handwerksoder manufakturmäßig betriebnen Gewerken, worin das Maschinenfabrikat
217) Nach dem Zensus von 1861 (Vol. II, Lond. 1863) betrug die Zahl der in den Kohlenbergwerken von England und Wales beschäftigten Arbeiter 246613, wovon 73546 unter und 173067 über 20 Jahre. Zur ersten Rubrik gehören 835 fünf bis zehnjährige, 30701 zehn- bis fünfzehnjährige, 42010 fünfzehn- bis neunzehnjährige. Die Zahl der in Eisen-, Kupfer-, Blei-, Zinn- und allen andren Metallminen Beschäftigten: 319222. 218) In England und Wales 1861 in der Produktion von Maschinerie beschäftigt: 60807 Personen, eingezahlt die Fabrikanten samt ihren Kommis usw., ditto alle Agenten und Handelsleute in diesem Fach. Ausgeschlossen dagegen die Produzenten kleinerer Maschinen, wie Nähmaschinen usw., ebenso die Produzenten der Werkzeuge für die Arbeitsmaschinen, wie Spindeln usw. Zahl sämtlicher Zivilingenieure betrug 3329. 219) Da Eisen einer der wichtigsten Rohstoffe, so sei hier bemerkt, daß 1861 in England und Wales 125771 Eisengießer, wovon 123430 männlich, 2341 weiblich. Von den erstern 30810 unter und 92620 über 20 Jahre.
#468# IV. Abschnitt - Die Produktion des relativen Mehrwerts --

eingeht. Die Maschinenspinnerei z.B. lieferte das Garn so wohlfeil und so reichlich, daß die Handweber zunächst, ohne vermehrte Auslage, volle Zeit arbeiten konnten. So stieg ihr Einkommen. 220) Daher Menschenzufluß in die Baumwollweberei, bis schließlich die von Jenny, Throstle und Mule in England z.B. ins Leben gerufnen 800 000 Baumwollweber wieder vom Dampfwebstuhl erschlagen wurden. So wächst mit dem Überfluß der maschinenmäßig produzierten Kleidungsstoffe die Zahl der Schneider, Kleidermacherinnen, Näherinnen usw., bis die Nähmaschine erscheint. Entsprechend der steigenden Masse von Rohstoffen, Halbfabrikaten, Arbeitsinstrumenten usw., die der Maschinenbetrieb mit relativ geringer Arbeiterzahl liefert, sondert sich die Bearbeitung dieser Rohstoffe und Halbfabrikate in zahllose Unterarten, wächst also die Mannigfaltigkeit der gesellschaftlichen Produktionszweige. Der Maschinenbetrieb treibt die gesellschaftliche Teilung der Arbeit ungleich weiter als die Manufaktur, weil er die Produktivkraft der von ihm ergriffnen Gewerbe in ungleich höhrem Grad vermehrt. Das nächste Resultat der Maschinerie ist, den Mehrwert und zugleich die Produktenmasse, worin er sich darstellt, also mit der Substanz, wovon die Kapitalistenklasse samt Anhang zehrt, diese Gesellschaftsschichten selbst zu vergrößern. Ihr wachsender Reichtum und die relativ beständig fallende Anzahl der zur Produktion der ersten Lebensmittel erheischten Arbeiter erzeugen mit neuem Luxusbedürfnis zugleich neue Mittel seiner Befriedigung. Ein größter Teil des gesellschaftlichen Produkts verwandelt sich in Surplusprodukt und in größrer Teil des Surplusprodukts wird in verfeinerten und vermannigfachten Formen reproduziert und verzehrt. In andren Worten: Die Luxusproduktion wächst. 221) Die Verfeinerung und Vermannigfachung der Produkte entspringt ebenso aus den neuen weltmarktlichen Beziehungen, welche die große Industrie schafft. Es werden nicht nur mehr ausländische Genußmittel gegen das heimische Produkt
220) "Eine Familie von 4 erwachsnen Personen (Baumwollwebern) mit zwei Kindern als winders 1*) gewann Ende des letzten und Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts 4 Pfd.St. per Woche bei 10stündiger Tagesarbeit; war die Arbeit sehr dringend, so konnten sie mehr verdienen... Früher hatten sie immer gelitten von mangelnder Garnzufuhr." (Gaskell, l.c.p. 34, 35.) 221) F. Engels in "Lage usw." 2*) weist den jämmerlichen Zustand eines großen Teils grade dieser Luxusarbeiter nach. Massenhafte neue Belege hierzu in den Berichten der "Child. Empl. Comm." --#

1*) Haspler -2*) siehe Band 2 unserer Ausgabe
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ausgetauscht, sondern es geht auch eine größre Masse fremder Rohstoffe, Ingredienzien, Halbfabrikate usw. als Produktionsmittel in die heimische Industrie ein. Mit diesen weltmarktlichen Beziehungen steigt die Arbeitsnachfrage in der Transportindustrie und spaltet sich letztre in zahlreiche neue Unterarten. 222) Die Vermehrung von Produktions- und Lebensmitteln bei relativ abnehmender Arbeiterzahl treibt zur Ausdehnung der Arbeit in Industriezweigen, deren Produkte, wie Kanäle, Warendocks, Tunnels, Brücken usw., nur in fernrer Zukunft Früchte tragen. Es bilden sich, entweder direkt auf der Grundlage der Maschinerie, oder doch der ihr entsprechenden allgemein industriellen Umwälzung, ganz neue Produktionszweige und daher neue Arbeitsfelder. Ihr Raumanteil an der Gesamtproduktion ist jedoch selbst in den meistentwickeiten Ländern keineswegs bedeutend. Die Anzahl der von ihnen beschäftigten Arbeiter steigt im direkten Verhältnis, worin die Notwendigkeit rohster Handarbeit reproduziert wird. Als Hauptindustrien dieser Art kann man gegenwärtig Gaswerke, Telegraphie, Photographie, Dampfschiffahrt und Eisenbahnwesen betrachten. Der Zensus von 1861 (für England und Wales) ergibt in der Gasindustrie (Gaswerke, Produktion der mechanischen Apparate, Agenten der Gaskompagnien usw.) 15 211 Personen, Telegraphie 2399, Photographie 2366, Dampfschiffdienst 3570 und Eisenbahnen 70 599, worunter ungefähr 28 000 mehr oder minder permanent beschäftigte "ungeschickte" Erdarbeiter nebst dem ganzen administrativen und kommerziellen Personal. Also Gesamtzahl der Individuen in diesen fünf neuen Industrien 94 145. Endlich erlaubt die außerordentlich erhöhte Produktivkraft in den Sphären der großen Industrie, begleitet, wie sie ist, von intensiv und extensiv gesteigerter Ausbeutung der Arbeitskraft in allen übrigen Produktionssphären, einen stets größren Teil der Arbeiterklasse unproduktiv zu verwenden und so namentlich die alten Haussklaven unter dem Namen der "dienenden Klasse", wie Bediente, Mägde, Lakaien usw., stets massenhafter zu reproduzieren. Nach dem Zensus von 1861 zählte die Gesamtbevölkerung von England und Wales 20 066 224 Personen, wovon 9 776 259 männlich und 10 289 965 weiblich. Zieht man hiervon ab, was zu alt oder zu jung zur Arbeit, alle "unproduktiven" Weiber, jungen Personen und Kinder, dann die "ideologischen" Stände, wie Regierung, Pfaffen, Juristen, Militär usw., ferner alle, deren ausschließliches Geschäft der Verzehr fremder Arbeit in der Form von Grundrente, Zins usw., endlich Paupers, Vagabunden
222) 1861 in England und Wales 94665 in der Handelsmarine beschäftigte Seeleute.
#470# IV. Abschnitt - Die Produktion des relativen Mehrwerts --

Verbrecher usw., so bleiben in rauher Zahl 8 Millionen beiderlei Geschlechts und der verschiedensten Altersstufen, mit Einschluß sämtlicher irgendwie in der Produktion, dem Handel, der Finanz usw. funktionierenden Kapitalisten. Von diesen 8 Millionen kommen auf:
Ackerbauarbeiter (mit Einschluß der Hirten und bei Pächtern wohnenden Ackersknechte und Mägde) 1 098 261 Personen Alle in Baumwoll-, Woll-, Worsted-, Flachs-, Hanf-, Seide-, Jutefabriken und in der mechanischen Strumpfwirkerei und Spitzenfabrikation Beschäftigten 642 607 223) " Alle in Kohlen- und Metallbergwerken Beschäftigten 565 835 " In sämtlichen Metallwerken (Hochöfen, Walzwerke usw.) und Metallmanufakturen aller Art Beschäftigten 396 998 224) " Dienende Klasse1 1 208 648 225) "
Rechnen wir die in allen textilen Fabriken chäftigten zusammen mit dem Personal der Kohlen- und Metallbergwerke, so erhalten wir 1 208 442; rechnen wir sie zusammen mit dem Personal aller Metallwerke und Manufakturen, so die Gesamtzahl 1 039 605, beidemal kleiner als die Zahl der modernen Haussklaven. Welch erhebendes Resultat der kapitalistisch exploitierten Maschinerie!

7. Repulsion und Attraktion von Arbeitern mit Entwicklung des Maschinenbetriebs. Krisen der Baumwollindustrie

Alle zurechnungsfähigen Repräsentanten der politischen Ökonomie geben zu, daß neue Einführung der Maschinerie pestartig wirkt auf die#


223) Davon nur 177596 männlichen Geschlechts über 13 Jahre. 224) Davon weiblichen Geschlechts 30501. 225) Davon männlichen Geschlechts: 137447. Ausmchlossen von den 1208648 alles Personal, das nicht in Privathäusern dient. Zusatz zur 2. Ausg. Von 1861 bis 1870 hat sich die Zahl männlicher Diener beinahe verdoppelt. Sie war angewachsen auf 267671. Im Jahr 1847 gab es 2694 Wildhüter (für die aristokratischen Wildgehege). 1869 dagegen 4921. - Die jungen, beim Londoner kleinen Spießbürger dienenden Midchen hießen in der Volkssprache "little slaveys", kleine Sklaven.
#471# 13. Kapitel - Maschinerie und große Industrie --

Arbeiter in den überlieferten Handwerken und Manufakturen, womit Sie zunächst konkurriert. Fast alle beächzen die Sklaverei des Fabrikarbeiters. Und was ist der große Trumpf, den alle ausspielen? Daß die Maschinerie, nach den Schrecken ihrer Einführungsund Entwicklungsperiode, die Arbeitssklaven in letzter Instanz vermehrt, statt sie schließlich zu vermindern! Ja, die politische Ökonomie jubelt sich aus in dem abscheulichen Theorem, abscheulich für jeden "Philanthropen", der an die ewige Naturnotwendigkeit der kapitalistischen Produktionsweise glaubt, daß selbst die bereits auf Maschinenbetrieb begründete Fabrik, nach bestimmter Periode des Wachstums, nach kürzrer oder längrer "Übergangszeit", mehr Arbeiter abplackt, als sie ursprünglich aufs Pflaster warf! 226) Zwar zeigte sich schon an einigen Beispielen, z.B. den englischen Worsted- und Seidenfabriken, daß auf einem gewissen Entwicklungsgrad außerordentliche Ausdehnung von Fabrikzweigen mit nicht nur relativer, sondern absoluter Abnahme der angewandten Arbeiteranzahl verbunden sein kann. 3*) Im Jahr 1860, als ein Spezialzensus aller Fabriken des Vereinigten Königreichs auf Befehl des Parlaments aufgenommen ward, zählte die dem Fabrikinspektor R. Baker zugewiesne Abteilung der Fabrikdistrikte von
226) Ganilh betrachtet dagegen als Schlußresultat des Maschinenbetriebs absolut verminderte Anzahl der Arbeitssklaven, auf deren Kosten dann eine vermehrte Anzahl der "gens honnêtes" 1*) zehrt und ihre bekannte "perfectibilité perfectible" 2*) entwickelt. So wenig er die Bewegung der Produktion versteht, fühlt er wenigstens, daß die Maschinerie eine sehr fatale Institution, wenn ihre Einführung beschäftigte Arbeiter in Paupers verwandelt, während ihre Entwicklung mehr Arbeitssklaven ins Leben ruft, als sie erschlagen hat. Den Kretinismus seines eignen Standpunkts kann man nur in seinen eignen Worten ausdrücken: Die Klassen, die dazu verdammt sind, zu produzieren und zu konsumieren, vermindern sich, und die Klassen, die die Arbeit leiten, der ganzen Bevölkerung Linderung, Trost und Einsicht bringen, vermehren sich... und eignen sich alle Vorteile an, die sich aus der Verringerung der Arbeitskosten, dem Überfluß an Waren und dem niedrigen Preis der Konsumgüter ergeben. Unter dieser Leitung er hebt sich das Menschengeschlecht zu den höchsten Schöpfungen des Genies, durch dringt die geheimnisvollen Tiefen der Religion, stellt die heilsamen Grundsätze der Moral auf" (die darin besteht "sich alle Vorteile anzueignen usw."), "die Gesetze zum Schutze der Freiheit" (der Freiheit für "die Klassen, die dazu verdammt sind, zu produzieren"?) "und der Macht, des Gehorsams und der Gerechtigkeit, der Pflicht und der Menschlichkeit." Dies Kauderwelsch in "Des Systèmes d'Économie Politique etc." Par M. Ch. Canilh, 2ème éd., Paris 1821, t.I,p. 224, cf. ib p. 212. --#

1*) "anständigen Leute" - 2*) "vervollkommnungsfähige Vervollkommnungsfähigkeit" - 3*)siehe vorl. Band. S.438/439
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Lancashire, Cheshire und Yorkshire 652 Fabriken; von diesen enthielten 570: Dampfwebstühle 85 622, Spindeln (mit Ausschluß der Dublierspindeln) 6 819 146, Pferdekraft in Dampfmaschinen 27 439, in Wasserrädern 1390, beschäftigte Personen 94 119. Im Jahr 1865 dagegen enthielten dieselben Fabriken: Webstühle 95 163, Spindeln 7 025 031, Pferdekraft in Dampfmaschinen 28 925, in Wasserrädern 1445, beschäftigte Personen 88 913. Von 1860 bis 1865 betrug also die Zunahme dieser Fabriken an Dampfwebstühlen 11%, an Spindeln 3%, an Dampfpferdekraft 5%, während gleichzeitig die Zahl der beschäftigten Personen um 5,5% abnahm. 227) Zwischen 1852 und 1862 fand beträchtliches Wachstum der englischen Wollfabrikation statt, während die Zahl der angewandten Arbeiter beinahe stationär blieb.
"Dies zeigt, in wie großem Maße neu eingeführte Maschinerie die Arbeit vorher gehender Perioden verdrängt hatte." 228)
In empirisch gegebnen Fällen ist die Zunahme der beschäftigten Fabrikarbeiter oft nur scheinbar, d.h. nicht der Ausdehnung der bereits auf Maschinenbetrieb beruhenden Fabrik geschuldet, sondern der allmählichen Annexation von Nebenzweigen. Z.B. die Zunahme der mechanischen Webstühle und der durch sie beschäftigten Fabrikarbeiter von 1838-1858 war in der (britischem) Baumwollfabrik einfach der Ausdehnung dieses Geschäftszweigs geschuldet; in den andren Fabriken dagegen der Neuanwendung von Dampfkraft auf den Teppich-, Band-, Leinenwebstuhl usw., die vorher durch menschliche Muskelkraft getrieben wurden. 229) Die Zunahme dieser Fabrikarbeiter war also nur der Ausdruck einer Abnahme in der Gesamtzahl der beschäftigten Arbeiter. Es wird hier endlich ganz
227) "Reports of Insp. of Fact., 31st Oct. 1865", p. 58 sq. Gleichzeitig war aber auch schon die materielle Grundlage für Beschäftigung einer wachsenden Arbeiterzahl gegeben in 110 neuen Fabriken mit 11 625 Dampfwebstühlen, 628 576 Spindeln, 2695 Dampf- und Wasser-Pferdekraft. (l.c.) 228) "Reports etc. for 31st Oct. 1862", p. 79. Zusatz zur 2. Ausg. Ende Dezember 1871 sagte Fabrikinspektor A. Redgrave in einem Vortrag, gehalten zu Bradford, in der "New Mechanics' Institution": Was mich seit einiger Zeit frappiert hat, war die veränderte Erscheinung der Wollfabriken. Früher waren sie mit Weibern und Kindern gefüllt, jetzt scheint die Maschinerie alles Werk zu tun. Auf Anfrage gab mir ein Fabrikant folgenden Aufschluß: Unter dem alten System beschäftigte ich 63 Personen; nach Einführung verbesserter Maschinerie reduzierte ich meine Hände auf 33, und jüngst, infolge neuer großer Veränderungen war ich imstande, sie von 33 auf 13 zu reduzieren." 229) "Reports etc. for 31st Oct. 1856", p. 16.
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davon abgesehn, daß überall, mit Ausnahme der Metallfabriken, jugendliche Arbeiter (unter 18 Jahren), Weiber und Kinder das weit vorwiegende Element des Fabrikpersonals bilden. Man begreift jedoch, trotz der vom Maschinenbetrieb faktisch verdrängten und virtuell ersetzten Arbeitermasse, wie mit seinem eignen Wachstum, ausgedruckt in vermehrter Anzahl von Fabriken derselben Art oder den erweiterten Dimensionen vorhandner Fabriken, die Fabrikarbeiter schließlich zahlreicher sein können als die von ihnen verdrängten Manufakturarbeiter oder Handwerker. Das wöchentlich angewandte Kapital von 500 Pfd. St. bestehe z.B. in der alten Betriebsweise aus 2/5 konstantem und 3/5 variablem Bestandteil, d.h. 200 Pfd.St. seien in Produktionsmitteln ausgelegt, 300 Pfd.St. in Arbeitskraft, sage 1 Pfd.St. per Arbeiter. Mit dem Maschinenbetrieb verwandelt sich die Zusammensetzung des Gesamtkapitals. Es zerfällt jetzt z.B. in 4/5 konstanten und 1/5 variablen Bestandteil, oder es werden nur noch 100 Pfd.St. in Arbeitskraft ausgelegt. Zwei Drittel der früher beschäftigten Arbeiter werden also entlassen. Dehnt sich dieser Fabrikbetrieb aus und wächst bei sonst gleichbleibenden Produktionsbedingungen das angewandte Cesamtkapital von 500 auf 1500, so werden jetzt 300 Arbeiter beschäftigt, so viele wie vor der industriellen Revolution. Wächst das angewandte Kapital weiter auf 2000, so werden 400 Arbeiter beschäftigt, also 1/3 mehr als mit der alten Betriebsweise. Absolut ist die angewandte Arbeiterzahl um 100 gestiegen, relativ, d.h. im Verhältnis zum vorgeschoßnen Gesamtkapital, ist sie um 800 gefallen, denn das Kapital von 2000 Pfd.St. hätte in der alten Betriebsweise 1200 statt 400 Arbeiter beschäftigt. Relative Abnahme der beschäftigten Arbeiterzahl verträgt sich also mit ihrer absoluten Zunahme. Es wurde oben angenommen, daß mit dem Wachstum des Gesamtkapitals seine Zusammensetzung konstant bleibt, weil die Produktionsbedingungen. Man weiß aber bereits, daß mit jedem Fortschritt des Maschinenwesens der konstante, aus Maschinerie, Rohmaterial usw. bestehende Kapitalteil wächst, während der variable, in Arbeitskraft ausgelegte fällt, und man weiß zugleich, daß in keiner andren Betriehsweise die Verbeßrung so konstant, daher die Zusammensetzung des Gesamtkapitals so variabel ist. Dieser beständige Wechsel ist aber ebenso beständig unterbrochen durch Ruhepunkte und bloß quantitative Ausdehnung auf gegebner technischer Grundlage. Damit wächst die Anzahl der beschäftigten Arbeiter. So betrug die Anzahl aller Arbeiter in den Baumwoll-, Woll-, Worsted-, Flachs- und Seifabriken des Vereinigten Königreichs 1835 nur 354 684, während 1861 allein die Zahl der Dampfweber (beiderlei Geschlechts und der verschiedensten Altersstufen vom
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8. Jahr an) 230 654 betrug. Allerdings erscheint dies Wachstum minder groß, wenn man erwägt, daß die britischen Handbaumwollweber mit den von ihnen selbst beschäftigten Familien 1838 noch 800 000 zählten 230), ganz abemhn von den in Asien und auf dem europäischen Kontinent verdrängten. In den wenigen Bemerkungen, die über diesen Punkt noch zu machen, berühren wir zum Teil rein tatsächlich Verhältnisse, wozu unsre theoretische Darstellung selbst noch nicht geführt hat. Solange sich der Maschinenbetrieb in einem Industriezweig auf Kosten des überlieferten Handwerks oder der Manufaktur ausdehnt, sind seine Erfolge so sicher, wie etwa der Erfolg einer mit dem Zündnadelgewehr bewaffneten Armee gegen eine Armee von Bogenschützen wäre. Diese erste Periode, worin die Maschine erst ihren Wirkungskreis erobert, ist entscheidend wichtig wegen der außerordentlichen Profite, die sie produzieren hilft. Diese bilden nicht nur an und für sich eine Quelle beschleunigter Akkumulation, sondern ziehen großen Teil des beständig neugebildeten und nach neuer Anlage drängenden gesellschaftlichen Zusatzkapitals in die begünstigte Produktionssphäre. Die besondren Vorteile der ersten Sturm- und Drangperiode wiederholen sich beständig in den Produktionszweigen, worin die Maschinerie neu eingeführt wird. Sobald aber das Fabrikwesen eine gewisse Breite des Daseins und bestimmten Reifegrad gewonnen hat, sobald namentlich seine eigne technische Grundlage, die Maschinerie, selbst wieder durch Maschinen produziert wird, sobald Kohlen- und Eisengewinnung wie die Verarbeitung der Metalle und das Transportwesen revolutioniert, überhaupt die der großen Industrie entsprechenden allgemeinen Produktionsbedingungen hergestellt sind, erwirbt diese Betriebsweise eine Elastizität, eine plötzliche sprungweise Ausdehnungsfähigkeit, die nur an dem Rohmaterial und dem Absatzmarkt Schranken findet. Die Maschinerie bewirkt einerseits direkte Vermehrung des Rohmaterials, wie z.B. der cotton gin die Baumwollproduktion vermehrte. 231) Andrerseits sind Wohlfeilheit des Maschinenprodukts und das umgewälzte Transport- und Kommunikationswegen
230) "Die Leiden der Handweber" (von Baumwolle und mit Baumwolle gemischten Stoffen) "waren Gegenstand der Untersuchung durch eine königl. Kommission, aber obgleich ihr Elend anerkannt und bejammert wurde, überließ man die Verbeßrung (!) ihrer Lage dem Zufall und dem Wechsel der Zeit, und man darf hoffen, daß diese Leiden jetzt" (20 Jahre später!) "beinahe (nearly) erloschen sind, wozu die jetzige große Ausdehnung der Dampfwebstühle aller Wahrscheinlichkeit nach beigetragen hat." ("Rep. Insp. Fact., 31st Oct. 1856", p. 15.) 231) Andre Methoden, wodurch die Maschinerie auf die Produktion des Rohmaterials einwirkt, werden im Dritten Buch erwähnt.
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Waffen zur Erobrung fremder Märkte. Durch den Ruin ihres handwerksmäßigen Produkts verwandelt der Maschinenbetrieb sie zwangsweise in Produktionsfelder seines Rohmaterials. So wurde Ostindien zur Produktion von Baumwolle, Wolle, Hanf, Jute, Indigo usw. für Großbritannien gezwungen. 232) Die beständige "Überzähligmachung" der Arbeiter in den Ländern der großen Industrie befördert treibhausmäßige Auswandrung und Kolonisation fremder Länder, die sich in Pflanzstätten für das Rohmaterial des Mutterlands verwandeln, wie Australien z.B. in eine Pflanzstätte von Wolle. 233) Es wird eine neue, den Hauptsitzen des Maschinenbetriebs entsprechende internationale Teilung der Arbeit geschaffen, die einen Teil des Erdballs in vorzugsweis agrikoles Produktionsfeld für den andern als vorzugsweis industrielles Produktionsfeld umwandelt. Diese Revolution hängt zusammen mit Umwälzungen in der Agrikultur, die hier noch nicht weiter zu erörtern sind. 234)
232) Baumwollausfuhr von Ostindien nach Großbritannien 1846 34540143 Pfd. 1860 204141168 Pfd. 1865 445947600 Pfd. Wollausfuhr von Ostindien nach Großbritannien 1846 4570581 Pfd. 1860 20214173 Pfd. 1865 20679111 Pfd. Wollausfuhr vom Kap der Guten Hoffnung nach Großbritannien 1846 2958457 Pfd. 1860 16574345 Pfd. 1865 29920623 Pfd. Wollausfuhr von Australien nach Großbritannien 1846 21789346 Pfd. 1860 59166616 Pfd. 1865 109734261 Pfd.
234) Die ökonomische Entwicklung der Vereinigten Staaten ist selbst ein Produkt der europäischen, naher englischen großen Industrie. In ihrer jetzigen Gestalt (1866) müssen sie stets noch als Kolonialland von Europa betrachtet werden. {Zur 4. Aufl. Seitdem haben sie sich zum zweiten Industrieland der Welt entwickelt, ohne darum ihren Kolonialcharakter ganz eingebüßt zu haben.- F.E.}
Baumwollausfuhr der Vereinigten Staaten nach Großbritannien (in Pfd.) 1846 401949393 1852 765630544 1859 961707264 1860 1115890608
Ausfuhr von Korn usw. aus der Vereinigten Staaten nach Großbritannien (1850 und 1862)
Weizen cwts. 1850 16202312 1862 41033503 Gerste cwts. 1850 3669653 1862 6624800 Hafer cwts. 1850 3174801 1862 4426994 Roggen cwts. 1850 388749 1862 7108 Weizenmehl cwts. 1850 3819440 1862 7207113 [Fortsetztung nächste Seite]
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Auf Antrieb des Herrn Gladstone verordnete das Haus der Gemeinen am 18. Februar 1867 eine Statistik über sämtliche von 1831-1866 in das Vereinigte Königreich eingeführte und ausgeführte Kornfrucht, Getreide und Mehl aller Art. Ich gebe nachstehend das zusammenfassende Resultat. Das Mehl ist auf Quarters Korn reduziert. [125] (S. Tabelle auf Seite 419. 1*)) Die ungeheure, stoßweise Ausdehnbarkeit des Fabrikwesens und seine Abhängigkeit vom Weltmarkt erzeugen notwendig fieberhafte Produktion und darauf folgende Überfüllung der Märkte, mit deren Kontraktion Lähmung eintritt. Das Leben der Industrie verwandelt sich in eine Reihenfolge von Perioden mittlerer Lebendigkeit, Prosperität, Überproduktion, Krise und Stagnation. Die Unsicherheit und Unstetigkeit, denen der Maschinenbetrieb die Beschäftigung und damit die Lebenslage des Arbeiters unterwirft, werden normal mit diesem Periodenwechsel des industriellen Zyklus. Die Zeiten der Prosperität abgerechnet, rast zwischen den Kapitalisten heftigster Kampf um ihren individuellen Raumanteil am Markt. Dieser Anteil steht in direktem Verhältnis zur Wohlfellheit des Produkts. Außer der hierdurch erzeugten Rivalität im Gebrauch verbesserter, Arbeitskraft ersetzender Maschinerie und neuer Produktionsmethoden tritt jedesmal ein Punkt ein, wo Verwohlfellerung der Ware durch gewaltsamen Druck des Arbeitslohnes unter den Wert der Arbeitskraft erstrebt wird. 235)
Buchweizen cwts. 1850 1054 1862 19571 Mais cwts. 1850 5473161 1862 11694818 Bere oder Bigg (bes. Gerstenart) cwts. 1850 2039 1862 7675 Erbsen cwts. 1850 811620 1862 1024722 Bohnen cwts. 1850 1822972 1862 2037137 Gesamteinfuhr cwts. 1850 35365801 1862 74083441
235) In einem Aufruf der von den Schuhfabrikanten zu Leicester durch einen "lock out" aufs Pflaster geworfnen Arbeiter an die "Trade Societies of England", Juli 1866, heißt es u.a.: Seit etwa 20 Jahren wurde die Schuhmacherei in Leicester umgewälzt durch Einführung des Nietens statt des Nähens. Gute Löhne konnten damals verdient werden. Bald dehnte sich dies neue Geschäft sehr aus. Große Konkurrenz zeigte sich unter den verschiednen Firmen, welche den geschmackvollsten Artikel liefern könne. Kurz nachher jedoch entsprang eine schlechtre Art Konkurrenz, nämlich die, einander im Markt zu unterverkaufen (undersell). Die schädlichen Folgen offenbarten sich bald in Lohnherabsetzung, und so reißend schnell war der Fall im Preise der Arbeit, daß viele Firmen jetzt nur noch die Hälfte des ursprünglichen Lohns zahlen. Und dennoch, obgleich die Löhne tiefer und tiefer sinken, scheinen die Profite mit jeder Ändrung des --#

1*) Siehe vorl. Band, S. 479
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Wachstum in der Anzahl der Fabrikarbeiter ist also bedingt durch proportionell viel raschres Wachstum des in den Fabriken angelegten Gesamtkapitals. Dieser Prozeß vollzieht sich aber nur innerhalb der Ebb- und Flutperioden des industriellen Zyklus. Er wird zudem stets unterbrochen durch den technischen Fortschritt, der Arbeiter bald virtuell ersetzt, bald faktisch verdrängt. Dieser qualitative Wechsel im Maschinenbetrieb entfernt beständig Arbeiter aus der Fabrik oder verschließt ihr Tor dem neuen Rektutenstrom, während die bloß quantitative Ausdehnung der Fabriken neben den Herausgeworfnen frische Kontingente verschlingt. Die Arbeiter werden so fortwährend repelliert und attrahiert, hin- und hergeschleudert, und dies bei beständigem Wechsel in Geschlecht, Alter und Geschick der Angeworbnen. Die Schicksale des Fabrikarbeiters werden am besten veranschaulicht durch raschen Überblick der Schicksale der englischen Baumwollindustrie. Von 1770 bis 1815 Baumwollindustrie gedrückt oder stagnant 5 Jahre. Während dieser ersten 45jährigen Periode besaßen die englischen Fabrikanten das Monopol der Maschinerie und des Weltmarkts. 1815 bis 1821 gedrückt, 1822 und 1823 prosperierend, 1824 Aufhebung der Koalitionsgesetze [126], allgemeine große Ausdehnung der Fabriken, 1825 Krise; 1826 großes Elend und Aufstände unter den Baumwollarbeitern; 1827 leise Beßrung, 1828 großer Anwachs von Dampfwebstühlen und Ausfuhr; 1829 übergipfelt die Ausfuhr, besonders nach Indien, alle frühren Jahre; 1830 überfüllte Märkte, großer Notstand, 1831 bis 1833 fortdauernder Druck; der Handel nach Ostasien (Indien und China) wird dem Monopol der Ostindischen Kompanie entzogen. 1834 großes Wachstum von Fabriken
Arbeitstarifs zu wachsen." - Selbst ungünstige Perioden der Industrie werden von den Fabrikanten benutzt, um durch übertriebne Lohnherabsetzung, d.h. direkten Diebstahl an den notwendigsten Lebensmitteln des Arbeiters, außerordentliche Profite zu machen. Ein Beispiel. Es handelt sich um die Krise in der Seidenweberei zu Coventry: "Aus Nachweisen, die ich sowohl von Fabrikanten als Arbeitern erhielt, folgt zweifelsohne, daß die Löhne in einem größren Umfang verkürzt wurden, als die Konkurrenz ausländischer Produzenten oder andre Umstände ernötigten. Die Majorität der Weber arbeitet zu einer Lohnherabsetzung von 30 bis 44%. Ein Stück Band, wofür der Weber fünf Jahre früher 6 oder 7 sh. erhielt, bringt ihm jetzt nur 3 sh. 3 d. oder 3 sh. 6 d. ein; andre Arbeit, früher zu 4 sh. und 4 sh. 3 d. bezahlt, erhält jetzt nur 2 sh. oder 2 sh. 3 d. Die Lohnherabsetzung ist größer, als zum Stachel der Nachfrage erheischt ist. In der Tat, bei vielen Arten von war die Lohnherabsetzung nicht einmal begleitet von irgendeiner Herabsetzung im Preise des Artikels." (Bericht des Kommissärs F. D. Longe in "Ch. Emp. Comm., V. Rep. 1866". p. 114, n. 1.)
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und Maschinerie, Mangel an Händen. Das neue Armengesetz befördert die Wandrung der Landarbeiter in die Fabrikdistrikte. Fegung der ländlichen Grafschaften von Kindern. Weißer Sklavenhandel. 1835 große Prosperität. Gleichzeitige Tothungrung der Baumwollhandweber. 1836 große Prosperität. 1837 und 1838 gedruckter Zustand und Krise. 1839 Wiederaufleben. 1840 große Depression, Aufstände, Einschreiten des Militärs. 1841 und 1842 furchtbares Leiden der Fabrikarbeiter. 1842 schließen die Fabrikanten die Hände von den Fabriken aus, um den Widerruf der Korngesetze zu erzwingen. Die Arbeiter strömen zu vielen Tausenden nach Yorkshire, vom Militär zurückgetrieben, ihre Führer vor Gericht zu Lancaster gestellt. 1843 großes Elend. 1844 Wiederaufleben. 1845 große Prosperität. 1846 erst fortdauernder Aufschwung, dann Symptome der Reaktion. Widerruf der Korngesetze. 1847 Krise. Allgemeine Herabsetzung der Löhne um 10 und mehr Prozent zur Feier des "big loaf" [87]. 1848 fortdauernder Druck. Manchester unter militärischem Schutz. 1849 Wiederaufleben. 1850 Prosperität. 1851 fallende Warenpreise, niedrige Löhne, häufige strikes. 1852 beginnende Verbeßrung. Fortdauer der strikes, Fabrikanten drohn mit Import fremder Arbeiter. 1853 steigende Ausfuhr. Achtmonatlicher strike und großes Elend zu Preston. 1854 Prosperität, Überfüllung der Märkte. 1855 Berichte von Bankerotten strömen ein aus den Vereinigten Staaten, Kanada, ostasiatischen Märkten. 1856 große Prosperität. 1857 Krise. 1858 Verbeßrung. 1859 große Prosperität, Zunahme der Fabriken. 1860 Zenit der englischen Baumwollindustrie. Indische, australische und andre Märkte so überführt, daß sie noch 1863 kaum den ganzen Quark absorbiert haben. Französischer Handelsvertrag. Enormes Wachstum von Fabriken und Maschinerie. 1861 Aufschwung dauert Zeitlang fort, Reaktion, Amerikanischer Bürgerkrieg, Baumwollnot. 1862 bis 1863 vollständiges Zusammenbruch. Die Geschichte der Baumwollnot ist zu charakteristisch, um nicht einen Augenblick dabei zu verweilen. Aus den Andeutungen der Zustände des Weltmarkts 1860 bis 1861 ersieht man, daß die Baumwollnot den Fabrikanten gelegen kam und zum Teil vorteilhaft war, eine Tatsache, anerkannt in Berichten der Manchester Handelskammer, im Parlament proklamiert von Palmerston und Derby, durch die Ereignisse bestätigt. 236) Allerdings gab es 1861 unter den 2887 Baumwollfabriken des Vereinigten Königreichs viel kleine. Nach dem Bericht des Fabrikinspektors A. Redgrave, dessen Verwaltungsbezirk von jenen 2887 Fabriken 2109 einschließt,
236) Vgl. "Reports of Insp. of Fact. for 31st Oct. 1862", p. 30.
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Fünfjährige Perioden und Jahr 1866 1831-1835 1836-1840 1841-1845 1846-1850 Jährlicher Durchschnitt. Import Qrs. 1096373 2389729 2843865 8776552 Jahresdurchschnitt. Export Qrs. 225263 251770 139056 155461 Überschuß von Import über Export der Durchschnittsjahre 871110 2137959 2704809 8621091 Population. Jährliche Durchschnittszahl in jeder Periode 24621107 25929507 27262569 27797598 Durchschnittsquantum von Korn etc. in Qrs., jährlich verzehrt per Individuum, bei gleicher Teilung unter die Bevölkerung, im Überschuß über die heimische Produktion 0,036 0,082 0,099 0,310
1851-1855 1856-1860 1861-1865 1866 Jährlicher Durchschnitt. Import Qrs. 8345237 10913612 15009871 16457340 Jahresdurchschnitt. Export Qrs. 307491 341150 302754 216218 Überschuß von Import über Export der Durchschnittsjahre 8037746 10572462 14707117 16241122 Population. Jährliche Durchschnittszahl in jeder Periode 27572923 28391544 29381760 29935404 Durchschnittsquantum von Korn etc. in Qrs., jährlich verzehrt per Individuum, bei gleicher Teilung unter die Bevölkerung, im Überschuß über die heimische Produktion 0,291 0,372 0,501 0,543
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wendeten von letztren 392 oder 19% nur unter 10 Dampf-Pferdekraft an, 345 oder 16% 10 und unter 20, 1372 dagegen 20 und mehr Pferdekraft. 237) Die Mehrzahl der kleinen Fabriken waren Webereien, während der Prosperitätsperiode seit 1858 errichtet, meist durch Spekulanten, wovon der eine das Garn, der andre die Maschinerie, der dritte die Baulichkeit lieferte, unter dem Betrieb ehemaliger overlookers oder andrer unbemittelter Leute. Diese kleinen Fabrikanten gingen meist unter. Dasselbe Schicksal hätte ihnen die durch das Baumwollpech verhinderte Handelskrise bereitet. Obgleich sie 1/3 der Fabrikantenzahl bildeten, absorbierten ihre Fabriken einen ungleich geringeren Teil des in der Baumwollindustrie angelegten Kapitals. Was den Umfang der Lähmung betrifft, so standen nach den authentischen Schätzungen im Oktober 1862 60,3% der Spindeln und 58% der Wehstühle still. Dies bezieht sich auf den ganzen Industriezweig und war natürlich sehr modifiziert in den einzelnen Distrikten. Nur sehr wenige Fabriken arbeiteten volle Zeit (60 Stunden per Woche), die übrigen mit Unterbrechungen. Selbst für die wenigen Arbeiter, die volle Zeit und zu dem gewohnten Stücklohn beschäftigt, schmälerte sich notwendig der Wochenlohn infolge der Ersetzung beßrer Baumwolle durch schlechtre, der Sea Island durch ägyptische (in Feinspinnereien), amerikanischer und tischer durch Surat (ostindisch) und reiner Baumwolle durch Mischungen von Baumwollabfall mit Surat. Die kürzre Fiber der Suratbaumwolle, ihre schmutzige Beschalffenheit, die größre Brüchigkeit der Fäden, der Ersatz des Mehls durch alle Art schwerer Ingredienzien beim Schlichten des Kettengarns usw. verminderten die Geschwindigkeit der Maschinerie oder die Zahl der Webstühle, die ein Weber überwachen konnte, vermehrten die Arbeit mit den Irrtümern der Maschine und Schränkten mit der Produktenmasse den Stücklohn. Beim Gebrauch von Surat und mit voller Beschäftigung belief sich der Verlust des Arbeiters auf 20, 30 und mehr Prozent. Die Mehrzahl der Fabrikanten setzte aber auch die Rate des Stück lohns um 5, 7 1/2 und 10 Prozent herab. Man reift daher die Lage der nur 3, 3 1/2, 4 Tage wöchentlich oder nur 6 Stunden per Tag Beschäftigten. Nachdem schon eine relative Verbeßrung eingetreten war, 1863, für Weber, Spinner usw. Wochenlöhne von 3 sh. 4 d., 3 sh. 10 d., 4 sh. 6 d., 5 sh. 1 d. usw. 238) Selbst unter diesen qualvollen Zuständen stand der Erfindungsgeist des Fabrikanten in Lohnabzügen nicht still. Diese wurden zum Teil verhängt als Strafe für die seiner schlechten Baumwolle, unpassenden
237) l.c.p. 18, 19. 238) "Reports of Fact. for 31st. Oct. 1863". p. 41-45, 51.
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Maschinerie usw. geschuldeten Fehler des Machwerks. Wo der Fabrikant aber Eigentürner der cottages der Arbeiter, vergütete er sich selbst für Hausrente durch Abzüge vom nominellen Arbeitslohn. Fabrikinspektor Redgrave erzählt von selfacting minders (sie überwachen ein Paar selfacting mules), die
"am Ende vierzehntägiger voller Arbeit 8 sh. 11 d. verdienten, und von dieser Summe wurde die Hausrente abgezogen, wovon der Fabrikant jedoch die Hälfte als Geschenk zurückgab, so daß die minders volle 6 sh. 11 d. nach Hause trugen. Der Wochenlohn der Weber rerte von 2 sh. 6 d. aufwärts während der Schlußzeit von 1862." 239)
Selbst dann wurde die Hausmiete von den Löhnen häufig abgezogen, wenn die Hände nur kurze Zeit arbeiteten. 240) Kein Wunder, daß in einigen Teilen Lancashires eine Art Hungerpest ausbracht Charakteristischer als alles dies aber war es, wie die Revolutionierung des Produktionsprozesses auf Kosten des Arbeiters vor sich ging. Es waren förmliche experimenta in corpore vili 1*), wie die der Anatomen an Fröschen.
"Obgleich ich", sagt Fabrikinspektor Redgrave, "die wirklichen Einnahmen der Arbeiter in vielen Fabriken gegeben habe, muß man nicht schließen, daß sie denselben Betrag Woche für Woche beziehn. Die Arbeiter erliegen den größten Schwankungen wegen des beständigen experimentierens (experimentalizing) der Fabrikanten... ihre Einkünfte steigen und fallen mit der Qualität des Baumwollgemischs; bald nähern sie sich um 15% ihren frühren Einnahmen, und die nächste oder zweitfolgende Woche fallen sie um 50 bis 60%." 241)
Diese Experimente wurden nicht nur auf Kosten der Lebensmittel der Arbeiter gemacht. Mit allen ihren fünf Sinnen hatten sie zu büßen.
"Die im Öffnen der Baumwolle Beschäftigten unterrichten mich, daß der unerträgliche Gestank sie übel macht... Den in den Misch-, Scribbling- 2*) und Kardierräumen Angewandten irritiert der freigesetzte Staub und Schmutz alle Kopföffnungen, erregt Husten und Schwierigkeit des Atmens... Wegen der Kürze der Fiber wird dem Garn beim Schlichten eine große Menge Stoff zugesetzt, und zwar allerlei Substitute statt des früher gebrauchten Mehls. Daher Übelkeit und Dyspepsie der Weber. Bronchitis herrscht vor wegen des Staubs, ebenso Halsentzündung, ferner eine Hautkrankheit infolge der Irritation der Haut durch den im Surat enthaltnen Schmutz."
239) "Reports etc. 31st Oct. 1863". p.41, 42. 240) l.c.p. 57. 241) l.c.p.50, 51. --#

1*) Expeente an einem wertlosen Körper - 2*) Krempel-
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Andrerseits waren die Substitute des Mehls ein Fortunatussäckel für die Herrn Fabrikanten durch Vermehrung des Garngewichts. Sie machten "15 Pfund Rohmaterial, wenn verwebt, 20 Pfund wiegen." 242) In dem Bericht der Fabrikinspektoren vom 30. April 1864 liest man:
"Die Industrie verwertet diese Hilfsquelle jetzt in wahrhaft unanständigem Maß. Ich weiß von guter Autorität, daß achtpfündiges Geweb von 5 1/4 Pfund Baumwolle und 2 3/4 Pfund Schlichte gemacht wird. Ein andres 5 1/2 pfündiges Geweb enthielt zwei Pfund Schlichte. Dies waren ordinäre Shirtings 1*) für den Export. In andren Arten wurden manchmal 50% Schlichte zugesetzt, so daß Fabrikanten sich rühmen können und sich auch wirklich rührnen, daß sie reich werden durch den Verkauf von Geweben für weniger Geld, als das nominell in ihnen enthaltne Garn kostet. 243)
Die Arbeiter aber hatten nicht nur unter den Experimenten der Fabrikanten in den Fabriken, und der Munizipalitäten außerhalb der Fabriken, nicht nur von Lohnherabsetzung und Arbeitslosigkeit, von Mangel und Almosen, von den Lobreden der Lords und Unterhäusler zu leiden.
"Unglückliche Frauenzimmer, beschäftigungslos infolge der Baumwollnet, wurden AuswürfIinge der Gesellschaft und blieben es... Die Zahl junger Prostituierten hat mehr zugenommen als seit den letzten 25 Jahren." 244)
Man findet also in den ersten 45 Jahren der britischen Baumwollindustrie, von 1770-1815, nur 5 Jahre der Krise und Stagnation, aber dies war die Periode ihres Weltmonopols. Die zweite, 48jährige Periode von 1815 bis 1863 zählt nur 20 Jahre des Wiederauflebens und der Prosperität auf 28 Jahre des Drucks und der Stagnation. Von 1815-1830 beginnt die Konkurrenz mit dem kontinentalen Europa und den Vereinigten Staaten. Seit 1833 wird Ausdehnung der asiatischen Märkte erzwungen durch Zerstörung der Menschenrace". [127] Seit Widerruf der Korngesetze, von 1846 bis 1863, auf acht Jahre mittlerer Lebendigkeit und Prosperität 9 Jahre Druck und Stagnation. Die Lage der erwachsnen männlichen Baumwollarbeiter, selbst während der Prosperitätszeit, zu beurteilen aus der gefügten Note. 245)
242) l.c.p. 62, 63. 243) "Reports etc. 30th April 1864", p. 27. 244) Aus Brief dzs Chlet Constable 2*) Harris von Bolton in "Reports of Insp. of Fact., 31st Oct. 1865". p. 61, 62. 245) "In einem Aufruf der Baumwollarbeiter, Frühling 1863, zur Bildung einer Emigrationsgesellschaft heißt es u.a.: Daß eine große Emigration von Fabrikarbeitern --#

1*) Hemdenstoffe - 2*) Polizeichefs
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8. Revolutionienmg von Manufaktur, Handwerk und Hausarbeit durch die große Industrie

a) Aufhebung der auf Handwerk und Teilung der Arbeit beruhenden Kooperation

Man hat gesehn, wie die Maschinerie die auf dem Handwerk beruhende Kooperation und die auf Teilung der handwerksmäßigen Arbeit beruhende Manufaktur aufhebt. Ein Beispiel der ersten Art ist die Mähmaschine, sie ersetzt die Kooperation von Mähern. Ein schlagendes Beispiel der zweiten Art ist die Maschine zur Fabrikation von Nähnadeln. Nach Adam Smith verfertigten zu seiner Zeit 10 Männer durch Teilung der Arbeit täglich über 48 000 Nähnadeln. Eine einzige Maschine liefert dagegen 145 000 in einem Arbeitstag von 11 Stunden. Eine Frau oder ein Mädchen überwacht im Durchschnitt 4 solche Maschinen und produziert daher mit der Maschinerie täglich an 600 000, in der Woche über 3 000 000
jetzt absolut notwendig ist, werden nur wenige leugnen. Daß aber ein beständiger Emigrationsstrom zu allen Zeiten erheischt und es ohne denselben unmöglich ist, unsre Stellung unter gewöhnlichen Umständen zu behaupten, zeigen folgende Tatsachen: Im Jahr 1814 betrug der offizielle Wert (der nur Index der Qüantitit) der exportierten Baumwollgüter 17665378 Pfd.St., ihr wirklicher Marktwert 20070824 Pfd.St. Im Jahr 1858 betrug der offizielle Wert der exportierten Baumwollgüter 182221681 Pfd.St., ihr wirklicher Marktwert nur 43001322Pfd.St., so daß die Verzehnfachung der Quantität wenig mehr als Verdopplung des Äquivalents bewirkte. Dies für das Land überhaupt und die Fabrikarbeiter im besondren so unheilvolle Resultat ward durch verschiedne zusammenwirkende Ursachen hervorgebracht. Eine der hervorstechendsten ist der beständige Überfluß von Arbeit, unentbehrlich für diesen Geschäftszweig, der, unter Strafe der Vernichtung, beständiger Expansion des Markts bedarf. Unsre Baumwollfabriken können stillgesetzt werden durch die periodische Stagnation des Handels, welche, unter gegenwr Einrichtung, so unvermeidlich ist, wie der Tod selbst. Aber deswegen steht der menschliche Erfindungsgeist nicht still. Obgleich, niedrig angeschlagen, 6 Millionen dies Land während der letzten 25 Jahre verlassen haben, befindet sich dennoch infolge fortwährender Verdrängung der Arbeit, um das Produkt zu verwohlfeilern, ein großer Prozentsatz der erwachsnen Männer selbst in den Zeiten höchster Prosperitit außerstande Beschäftigung irgendeiner Art auf irgendwelche Bedingungen in den Fabriken zu finden." ("Reports of Insp. of Fact., 30th April 1863", p. 51, 52.) Man wird in einem spätern Kapitel sehn, wie die Herrn Fabrikanten während der Baumwollkatastrophe die Emigration der Fabrikarbeiter auf alle Art, selbst von Staats wegen zu verhindern suchten.
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Nähnadeln. 246) Sofern eine einzelne Arbeitsmaschine an die Stelle der Kooperation oder der Manufaktur tritt, kann sie selbst wieder zur Grundlage handwerksmäßigen Betriebs werden. Indes bildet diese auf Maschinerie beruhende Reproduktion des Handwerkbetriebs nur den Übergang zum Fahrikbetrieb, der in der Regel jedesmal eintritt, sobald mechanische Triebkraft, Dampf oder Wasser, die menschlichen Muskeln in der Bewegung der Maschine ersetzt. Sporadisch und ebenfalls nur vorübergehend kann kleiner Betrieb sich verbinden mit mechanischer Triebkraft durch Miete des Dampfs, wie in einigen Manufakturen Birminghams, durch Gebrauch kleiner kalorischer Maschinent [114], wie in gewissen Zweigen der Weberei usw. 247) In der Seidenweberei zu Coventry entwickelte sich naturwüchsig das Experiment der "Cottage-Fabriken". In der Mitte von Cottage-Reihen, quadratmäßig gebaut, wurde ein sog. Engine House 1*) errichtet für die Dampfmaschine und diese durch Schäfte mit den Webstühlen in den cottages verbunden. In allen Fällen war der Dampf gemietet, z.B. zu 2 1/2 sh. per Webstuhl. Diese Dampfrente war wöchentlich zahlbar, die Webstühle mochten laufen oder nicht. Jede cottage enthielt 2-6 Webstühle, den Arbeitern gehörig, oder auf Kredit gekauft, oder gemietet. Der Kampf zwischen der Cottage-Fabrik und der eigentlichen Fabrik währte über 12 Jahre. Er hat geendet mit dem gänzlichen Ruin der 300 cottage factories. 248) Wo die Natur des Prozesses nicht von vornherein Produktion auf großer Stufenleiter bedang, durchliefen in der Regel die in den letzten Dezennien neu aufkommenden Industrien, wie z.B. Briefkuvert-, Stahlfedermachen usw., erst den Handwerksbetrieb und dann den Manufakturbetrieb als kurzlebige Übergangsphasen zum Fabrikbetrieb. Diese Metamorphose bleibt dort am schwierigsten, wo die manufakturmäßige Produktion des Machwerks keine Stufenfolge von Entwicklungsprozessen, sondern eine Vielheit disparater Prozesse einschließt. Dies bildete z.B. ein großes Hindernis der Stahlfederfabrik. Jedoch wurde schon vor ungefähr anderthalb Dezennien ein Automat erfunden, der 6 disparate Prozesse auf einen Schlag
246) "Ch. Empl. Comm., III. Report", 1864, p. 108, n. 447. 247) In den Vereinigten Staaten ist derartige Reproduktion des Handwerks auf Grundlage der Maschinerie häufig. Die Konzentration, bei dem unvermeidlichen Übergang in den Fabrikbetrieb, wird eben deswegen, im Vergleich zu Europa und selbst zu England, dort mit Siebenmeilenstiefeln marschieren. 248) Vgl. "Reports of Insp. of Fact., 31st Oct. 1865". p. 64. --#

1*) Maschinenhaus
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verrichtet. Das Handwerk lieferte die ersten 12 Dutzend Stahlfedern 1820 zu 7 Pfd. St. 4 sh., die Manufaktur lieferte sie 1830 zu 8 sh., und die Fabrik liefert sie heute dem Großhandel zu 2 bis 6 d. 249)

b) Rückwirkung des Fabrikwesens auf Manufaktur und Hausarbeit

Mit der Entwicklung des Fabrikwesens und der sie begleitenden Umwälzung der Agrikultur dehnt sich nicht nur die Produktionsleiter in allen andren Industriezweigen aus, sondern verändert sich auch ihr Charakter. Das Prinzip des Maschinenbetriebs, den Produktionsprozeß in seine konstituierenden Phasen zu analysieren und die so gegebnen Probleme durch Anwendung der Mechanik, Chemie usw., kurz der Naturwissenschaften zu lösen, wird überall bestimmend. Maschinerie drängt sich daher bald für diesen, bald für jenen Teilprozeß in die Manufakturen. Die feste Kristallisation ihrer Gliederung, der alten Teilung der Arbeit entstammend, löst sich damit auf und macht fortwährendem Wechsel Platz. Abgesehn hiervon wird die Zusammensetzung des Gesamtarbeiters oder des kombinierten Arbeitspersonals von Grund aus umgewälzt. Im Gegensatz zur Manufakturperiode gründet sich der Plan der Arbeitsteilung jetzt auf Anwendung der Weiberarbeit, der Arbeit von Kindern aller Altersstufen, ungeschickter Arbeiter, wo es immer tubar, kurz der "cheap labour", wohlfeilen Arbeit, wie der Engländer sie charakteristisch nennt. Dies gilt nicht nur für alle auf großer Stufenleiter kombinierte Produktion, ob sie Maschinerie anwende oder nicht, sondern auch für die sog. Hausindustrie, ob ausgeübt in den Privatwohnungen der Arbeiter oder in kleinen Werkstätten. Diese sog. moderne Hausindustrie hat mit der altmodischen, die unabhäng im städtisches Handwerk, selbständige Bauernwirtschaft und vor allem ein Haus der Arbeiterfamilie voraussetzt, nichts gemein als den Namen. Sie ist jetzt verwandelt in das auswärtige Departement der Fabrik, der Manufaktur oder des Warenmagazins. Neben den Fabrikarbeitern, Manufakturarbeitern und Handwerkern, die es in großen Massen räumlich konzentriert und direkt kommandiert, bewegt das Kapital durch unsichtbare #

249) Herr Gliott errichtete zu Birmingham die erste Stahlfedermanufaktur auf großer Stufenleiter. Sie lieferte schon 1851 über 180 Millionen Federn und verzehrte jährlich 120 Tonnen Stahlblech. Birmingham, das diese Industrie im Vereinigten Königreich monopolisiert, produziert jetzt jährlich Milliarden von Stahlfedern. Die Zahl der beschäftigten Personen bet nach dem Zenaus von 1861: 1428, darunter 1268 Arbeiterinnen, vom 5. Jahr an einrolliert.
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Fäden eine andre Armee in den großen Städten und über das flache Land zerstreuter Hausarbeiter. Beispiel: die Hemdenfabrik der Herren Tillie zu Londonderry, Irland, die 1000 Fabrikarbeiter und 9000 auf dem Land zerstreute Hausarbeiter beschäftigten. 250)
Die Exploitation wohlfeiler und unreifer Arbeitskräfte wird in der modernen Manufaktur schamloser als in der eigentlichen Fabrik, weil die hier existierende technische Grundlage, Ersatz der Muskelkraft durch Maschinen und Leichtigkeit der Arbeit, dort großenteils wegfällt, zugleich der weibliche oder noch unreife Körper den Einflüssen giftiger Substanzen usw. aufs gewissenloseste preisgegeben wird. Sie wird in der sog. Hausarbeit schamloser als in der Manufaktur, weil die Widerstandsfähigkeit der Arbeiter mit ihrer Zersplitterung abnimmt, eine ganze Reihe räuberischer Parasiten sich zwischen den eigentlichen Arbeitgeber und den Arbeiter drängt, die Hausarbeit überall mit Maschinen- oder wenigstens Manufakturbetrieb in demselben Produktionszweig kämpft, die Armut dem Arbeiter die nötigsten Arbeitsbedingungen, Raum, Licht, Ventilation usw. raubt, die Unregelmäßigkeit der Beschäftigung wächst und endlich in diesen letzten Zufluchtsstätten der durch die große Industrie und Agrikultur "überzählig" Gemachten die Arbeiterkonkurrenz notwendig ihr Maximum erreicht. Die durch den Maschinenbetrieb erst systematisch ausgebildete Ökonomisierung der Produktionsmittel, von vornherein zugleich rücksichtsloseste Verschwendung der Arbeitskraft und Raub an den normalen Voraussetzungen der Arbeitsfunktion, kehrt jetzt diese ihre antagonistische und menschenmörderische Seite um so mehr heraus, je weniger in einem Industriezweig die gesellschaftliche Produktivkraft der Arbeit und die technische Grundlage kombinierter Arbeitsprozesse entwickelt sind.

c) Die moderne Manufaktur

Ich will nun an einigen Beispielen die oben aufgestellten Sätze erläutern. Der Leser kennt in der Tat schon massenhafte Belege aus dem Abschnitt über den Arbeitstag. Die Metallmanufakturen in Birmingham und Umgegend wenden großenteils für sehr schwere Arbeit 30 000 Kinder und junge Personen nebst 10 000 Weibern an. Man findet sie hier in den gesundheitswidrigen Gelbgießereien, Knopffabriken, Glasur-, Galvanisierungs- und Lackierarbeiten. 251) Die Arbeitsexzesse für Erwachsne und #

250) "Ch. Empl. Comm., II. Rep.", 1864, p. LXVIII, n. 415. 251) Und nun gar Kinder im Feilenschleifen zu Sheffield!
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Unerwachsne haben verschiednen Londoner Zeitungs- und Buchdruckereien den rühmlichen Namen: "Das Schlachthaus" gesichert. 251a) Dieselben Exzesse, deren Schlachtopfer hier namentlich Weiber, Mädchen und Kinder, in der Buchbinderei. Schwere Arbeit für Unerwachsne in den Seilereien, Nachtarbeit in Salzwerken, Lichterund andren chemischen Manufakturen; mörderischer Verbrauch von Jungen in Seidenwebereien, die nicht mechanisch betrieben werden, zum Drehen der Webstühle. 252 Eine der infamsten, schmutzigsten und schlechtbezahltesten Arbeiten, wozu mit Vorliebe junge Mädchen und Weiber verwandt werden, ist das Sortieren der Lumpen. Man weiß, daß Großbritannien, abgesehn von seinen eignen unzähligen Lumpen, das Emporium für den Lumpenhandel der ganzen Welt bildet. Sie strömen dahin von Japan, den entferntesten Staaten Südamerikas und den kanarischen Inseln. Ihre Hauptzufuhrquellen aber sind Deutschland, Frankreich, Rußland, Italien, Ägypten, Türkei, Belgien und Holland. Sie dienen zur Düngung, Fabrikation von Flocken (für Bettzeug), Shoddy (Kunstwolle) und als Rohmaterial des Papiers. Die weiblichen Lumpensortierer dienen als Medien, um Pocken und andre ansteckende Seuchen, deren erste Opfer sie selbst sind, zu kolportieren. 253) Als klassisches Beispiel für Überarbeit, schwere und unpassende Arbeit, und daher folgende Brutallsierung der von Kindesbeinen an konsumierten Arbeiter kann, neben der Minen- und Kohlenproduktion, die Ziegel- oder Backsteinmacherei gelten, wozu in England die neuerfundene Maschine nur noch sporadisch angewandt wird (1866). Zwischen Mai und September dauert die Arbeit von 5 Uhr morgens bis 8 Uhr abends, und, wo Trocknung in freier Luft stattfindet, oft von 4 Uhr morgens bis 9 Uhr abends. Der Arbeitstag von 5 Uhr morgens bis 7 Uhr abends gilt für "reduziert", "mäßig". Kinder beiderlei Geschlechts werden vom 6. und selbst vom 4. Jahr an verwandt. Sie arbeiten dieselbe Stundenzahl, oft mehr als die Erwachsnen. Die Arbeit ist hart, und die Sommerhitze steigert noch die Erschöpfung. In einer Ziegelei zu Mosley z. B. machte ein 24jähriges Mädchen 2000 Ziegel täglich, unterstützt von zwei unerwachsnen Mädchen als Gehilfen, welche den Lehm trugen und die Ziegelsteine aufhäuften. Diese Mädchen schleppten täglich 10 Tonnen die schlüpfrigen Seiten der Ziegelgrube #

251a) "Ch. Empl. Comm., V. Rep.", 1866. p. 3, n. 24; p. 6, n. 55, 56; p. 7, n. 59, 60. 252) l.c.p. 114, 115, n. 6-7. Der Kommine bemerkt richtig, daß, wenn sonst die Maschine den Menschen, hier der Junge verbatim die Maschine ersetzt. 253) Sieh Bericht über den Lumpenhandel und zahlreiche Belege: "Public Health, VIII. Report", Lond. 1866. Appendix, p. 196-208.
#488# IV. Abschnitt - Die Produktion des relativen Mehrwerts --

von einer Tiefe von 30 Fuß herauf und über eine Entfernung von 210 Fuß.
"Es ist unmöglich für ein Kind, durch das Fegfeuer einer Ziegelei zu passieren ohne große moralische Degradation... Die nichtswürdige Sprache, die sie vom zartesten Alter an zu hören bekommen, die unflätigen, unanständigen und schamlosen Gewohnheiten, unter denen sie unwissend und verwildert aufwachsen, machen sie für die spätre Lebenszeit gesetzlos, verworfen, liederlich... Eine furchtbare Quelle der Demoralisation ist die Art der Wohnlichkeit. Jeder moulder (Former)" (der eigentlich geschickte Arbeiter und Chef einer Arbeitergruppe) "liefert seiner Bande von 7 Personen Logis und Tisch in seiner Hütte oder cottage. Ob zu seiner Familie gehörig oder nicht, Männer, Jungen, Mädchen schlafen in der Hütte. Diese besteht gewöhnlich aus 2, nur ausnahmsweis aus 3 Zimmern, alle auf dem Erdgeschoß, mit wenig Ventilation. Die Körper sind so erschöpft durch die große Transpiration während des Tags, daß weder Gesundheitsregeln, Reinlichkeit noch Anstand irgendwie beobachtet werden. Viele dieser Hütten sind wahre Modelle von Unordnung, Schmutz und Staub... Das größte Übel des Systems, welches junge Mädchen zu dieser Art Arbeit verwendet, besteht darin, daß es sie in der Regel von Kindheit an für ihr ganzes spätres Leben an das verworfenste Gesindel festkettet. Sie werden rohe, bösmäulige Buben (rough, foulmouthed boys), bevor die Natur sie gelehrt hat, daß sie Weiber sind. Gekleidet in wenige schmutzige Lumpen, die Beine weit über das Knie entblößt, Haar und Gesicht mit Dreck beschmiert, lernen sie alle Gefühle der Sittsamkeit und der Scham mit Verachtung behandeln. Während der Essenszeit liegen sie auf den Feldern ausgestreckt oder gucken den Jungen zu, die in einem benachbarten Kanal baden. Ist ihr schweres Tagewerk endlich vollbracht, so ziehn sie beste Kleider an und begleiten die Männer in Bierkneipen."
Daß die größte Versoffenheit von Kindesbeinen an in dieser ganzen Klasse herrscht, ist nur naturgemäß.
"Das Schlimmste ist, daß die Ziegelmacher an sich selbst verzweifeln. Sie könnten, sagte einer der Bessern zum Kaplan von Southallfield, ebensowohl versuchen, den Teufel zu erheben und zu bessern als einen Ziegler, mein Herr!" ("You ght as well try to and improve the devil as a brickie, Sir!") 254)
Über die kapitalistische Ökonomisierung der Arbeitsbedingungen in der modernen Manufaktur (worunter hier alle Werkstätten auf großer Stufenleiter, au eigentlichen Fabriken, zu verstehn) findet man offizielles und reichlichstes Material in dem IV. (1861) und VI. (1864) "Public Health Report". Die Beschreibung der workshops (Arbeitslokale), namentlich der Londoner Drucker und Schneider, überbietet die ekelhaftesten#

254) "Child. Empl. Comm., V. Report", 1866, p. XVI-XVIII, n. 86-97 und p. 130 bis 133, n. 39-71. Vgl. auch ib., III. Report, 1864, p. 48, 56.
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Phantasien unsrer Romanschreiber. Die Wirkung auf den Gesundheitszustand der Arbeiter ist selbstverständlich. Dr. Simon, der oberste ärzthche Beamte des Privy Council 1721 und offizielle Herausgeber der "Public Health Reports", sagt u.a.:
"In meinem vierten Bericht" (1861) zeigte ich, wie es die Arbeiter praktisch unmöglich ist, darauf zu bestehen, was ihr erstes Gesundheitsrecht ist, das Recht, daß, zu welchem Werk immer ihr Anwender sie versammelt, die Arbeit, soweit es von ihm abhängt, von allen vermeidbaren gesundheitswidrigen Umständen befreit sein soll. Ich wies nach, daß, während die Arbeiter praktisch unfähig sind, sich selbst diese Gesundheitstiz zu verschaffen, sie keinen wirksamen Beistand von den bestellten Administratoren der Gesundheitspolizei erlangen können... Das Leben von Myriaden von Arbeitern und Arbeiterinnen wird jetzt nutzlos gefoltert und verkürzt durch das endlose physische Leiden, welches ihre bloße Beschäftigung erzeugt." 255)
Zur Illustration des Einflusses der Arbeitslokale auf den Gesundhei zustand gibt Dr. Simon folgende Sterbhchkeitsliste:
Personenzahl aller Industrien ver- Sterblichkeitsrate auf Altersstufen in glichen in be- 100000 Männer in den resp. resp Industrien zug auf Gesund- Industrien zu den angege- heit benen Altersstufen
25. bis 35. bis 45. bis 35. J. 45. J. 55. J. Agrikult in England 958265 und Wales 743 805 1145 22301 Männer Lond. Schneider 958 1262 2093 12377 Weiber 13803 Lond. Drucker 894 1747 2367 256)

d) Die moderne Hausarbeit

Ich wende mich jetzt zur sog. Hausarbeit. Um sich eine Vorstellung von dieser auf dem Hintergrund der großen Industrie aufgebauten Exploitationssphäre des Kapitals und ihren Ungeheuerlichkeiten zu machen. #

255) "Public Health, VI. Rep.", Lond. 1864, p. 29, 31. l.c.p. 30. 256) l.c.p. 30. Dr. Simon bemerkt, daß die Sterblichkeit der Londoner Schneider und Drucker vom 25.-35. Jahr in der Tat viel größer ist, weil ihre Londoner Anwender eine große Zahl junger Leute bis zum 30. Jahr hinauf vom Land als "Lehrlinge" und "improvers" (die sich in ihrem Handwerk ausbilden wollen) erhalten. Diese figurieren im Zensus als Londoner, sie schwellen die Kopfzahl, worauf die Londoner Sterblichkeitsrate berechnet wird, ohne verhältnismäßig zur Zahl der Londoner Todesfälle beizutragen. Großer Teil von ihnen kehrt nämlich und ganz besonders in schweren Krankheitsfällen zum Land zurück. (l.c.)
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betrachte man z.B. die scheinbar ganz idyllische, in einigen abgelegnen Dörfern Englands betriebne Nägelmacherei. 257) Hier genügen einige Beispiele aus den noch gar nicht maschinenmäßig betriebnen oder mit Maschinen- und Manufakturbetrieb 1*) konkurrierenden Zweigen der Spitzenfabrik und Strohflechterei. Von den 150 000 Personen, die in der englischen Spitzenproduktion beschäftigt, fallen ungefähr 10 000 unter die Botmäßigkeit des Fabrikakts von 1861. Die ungeheure Mehrzahl der übrigbleibenden 140 000 sind Weiber, junge Personen und Kinder beiderlei Geschlechts, obgleich das männliche Geschlecht nur schwach vertreten ist. Der Gesundheitszustand dieses "wohlfeilen" Exploitationsmaterials ergibt sich aus folgender Aufstellung des Dr. Trueman, Arzt beim General Dispensary von Nottingham. Von je 686 Patienten, Spitzenmacherinnen, meist zwischen dem 17. und 24. Jahr, waren schwindsüchtig:
1852 1 auf 45, 1857 1 auf 13, 1853 1 auf 28, 1858 1 auf 15, 1854 1 auf 17, 1859 1 auf 9, 1855 1 auf 18, 1860 1 auf 8, 1856 1 auf 15, 1861 1 auf 8. 258)
Dieser Fortschritt in der Rate der Schwindsucht muß dem optimistischsten Fortschrittler und lügenfauchendsten deutschen Freihandelshausierburschen genügen. Der Fabrikakt von 1861 regelt das eigentliche Machen der Spitzen, soweit es durch Maschinerie geschieht, und dies ist die Regel in England. Die Zweige, die wir hier kurz berücksichtigen, und zwar nicht, soweit die Arbeiter in Manufakturen, Warenhäusern usw. konzentriert, sondern nur sofern sie sog. Hausarbeiter sind, zerfallen 1. in das finishing (letztes Zurechtmachen der maschinenmäßig fabrizierten Spitzen, eine Kategorie, die wieder zahlreiche Unterabtellungen einschließt), 2. Spitzenklöppeln. Das Lace finishing wird als Hausarbeit betrieben entweder in sog. "Mistresses Houses" oder von Weibern, einzeln oder mit ihren Kindern, in ihren Privatwohnungen. Die Weiber, welche die "Mistresses Houses" #

257) Es handelt sich hier um gehämmerte Nägel im Unterschied von den maschinenmäßig fabrizierten geschnittenen Nägeln. Siehe "Child. Empl. Comm., III. Report", p. XI, p. XIX, n. 125-130; p. 52. n. 11; p. 113-114, n. 487; p. 137, n. 674. 258) "Child. Empl. Comm., II. Report", p. XXII, n. 166. --
1*) 1.-4. Auflage: Manufakturbetrieb
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halten, sind selbst arm. Das Arbeitslokal bildet Teil ihrer Privatwohnung. Sie erhalten Aufträge von Fabrikanten, Besitzern von Warenmagazinen usw. und wenden Weiber, Mädchen und junge Kinder an, je nach dem Umfang ihrer Zimmer und der fluktuierenden Nachfrage des Geschäfts. Die Zahl der beschäftigten Arbeiterinnen wechselt von 20 zu 40 in einigen, von 10 zu 20 in andren dieser Lokale. Das durchschnittliche Minimalalter, worin Kinder beginnen, ist 6 Jahre, manche jedoch unter 5 Jahren. Die gewöhnliche Arbeitszeit währt von 8 Uhr morgens bis 8 Uhr abends, mit 1 1/2 Stunden für Mahlzeiten, die unregelmäßig und oft in den stinkigen Arbeitslöchern selbst genommen werden. Bei gutem Geschäft währt die Arbeit oft von 8 Uhr (manchmal 6 Uhr) morgens bis 10, 11 oder 12 Uhr nachts. In englischen Kasernen beträgt der vorschriftsmäßige Raum für jeden Soldaten 5 Kubikfuß, in den Militärlazaretten 1200. In jenen Arbeitslöchern kommen 67-100 Kubikfuß auf jede Person. Gleichzeitig verzehrt Gaslicht den Sauerstoff der Luft. Um die Spitzen rein zu halten, müssen die Kinder oft die Schuhe ausziehn, auch im Winter, obgleich das Estrich aus Pflaster oder Ziegeln besteht.
"Es ist nichts Ungewöhnliches in Nottingham, 15 bis 20 Kinder in einem kleinen Zimmer von vielleicht nicht mehr als 12 Fuß im Qudrat zusammengepakelt zu finden, während 15 Stunden aus 24 beschäftigt an einer Arbeit, an sich selbst erschöpfend durch Überdruß und Monotonie, zudem unter allen nur möglichen gesundheitszerstörenden Umständen ausgeübt... Selbst die jüngsten Kinder arbeiten mit einer gespannten Aufmerksamkeit und Geschwindigkeit, die erstaunlich sind, fast niemals ihren Fingern Ruhe oder langsamre Bewegung gönnend. Richtet man Fragen an sie, so erheben sie das Auge nicht von der Arbeit, aus Furcht, einen Moment zu verlieren."
Der "lange Stock" dient den "mistresses" als Anregungsmittel im Verhältnis, worin die Arbeitszeit verlängert wird.
"Die Kinder ermüden allmählich und werden so rastlos wie Vögel gegen das Ende ihrer langen Gebundenheit an eine Beschäftigung, eintönig, für die Augen angreifend, erschöpfend durch die Einförmigkeit der Körperhaltung. Es ist wahres Sklavenwerk." ("Their work is like slavery.") 259)
Wo Frauen mit ihren eignen Kindern zu Hause, d.h. im modernen Sinn, in einem gemieteten Zimmer, häufig in einer Dachstube arbeiten, sind die Zustände womöglich noch schlimmer. Diese Art Arbeit wird 80 Meilen im Umkreis von Nottingham ausgegeben. Wenn das in den Warenhäusern beschäftigte sind sie 9 oder 10 Uhr abends verläßt, gibt#

259) "Child. Empl. Comm., II. Report", 1864, p. XIX. XX, XXI.
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man ihm oft noch ein Bündel mit auf den Weg, um es zu Hause fertigzumachen. Der kapitalistische Pharisäer, vertreten durch einen seiner Lohnknechte, tut das natürlich mit der salbungsvollen Phrase: "das sei für Mutter", weiß aber sehr wohl, daß das arme Kind aufsitzen und helfen muß. 260) Die Industrie des Spitzenklöppelns wird hauptsächlich in zwei englischen Agrikulturdistrikten betrieben, dem Honiton Spitzendistrikt, 20 bis 30 Meilen längs der Südküste von Devonshire, mit Einschluß weniger Plätze von Nord-Devon, und einem andren Distrikt, der großen Teil der Grafschaften von Buckingham, Bedford, Northampton und die benachbarten Teile von Oxfordshire und Huntingdonshire umfaßt. Die cottages der Ackerbautaglöhner bilden durchschnittlich die Arbeitslokale. Manche Manufakturherrn wenden über 3000 dieser Hausarbeiter an, hauptsächlich Kinder und junge Personen, ausschließlich weiblichen Geschlechts. Die beim Lace finishing beschriebnen Zustände wiederholen sich. Nur treten an die Stelle der "mistresses houses" die sog. "lace schools" (Spitzenschulen), gehalten von armen Weibern in ihren Hütten. Vom 5. Jahr an, manchmal jünger, bis zum 12. oder 15. arbeiten die Kinder in diesen Schulen, während des ersten Jahres die jüngsten von 4 bis 8 Stunden, später von 6 Uhr morgens bis 8 und 10 Uhr abends.
"Die Zimmer sind im allgemeinen gewöhnliche Wohnstuben kleiner cottages, der Kamin zugestopft zur Abwehr von Luftzug, die Insassen manchmal auch im Winter nur von ihrer eignen animalischen Wärme geheizt. In andren Fällen sind diese Schulzimmer kleinen Vorratskammern ähnliche Räume, ohne Feuerplatz... Die Erfüllung dieser Löcher und die dadurch bewirkte Luftverpestung sind oft extrem. Dazu kommt die schädliche Wirkung von Gerinnen, Abtritten, verwesenden Stoffen und andrem Unrat, gewöhnlich in den Zugängen zu kleinren cottages."
Mit Bezug auf den Raum:
"In einer Spitzenschule 18 Mädchen und Meisterin, 33 Kubikfuß für jede Person; in einer andren, wo unerträglicher Gestank, 18 Personen, per Kopf 24 1/2 Kubikfuß. Man findet in dieser Industrie Kinder von 2 und 2 1/2 Jahren verwandt. - 261)
Wo das Spitzenklöppeln in den ländlichen Grafschaften von Buckingham und Bedford aufhört, beginnt die Strohflechterei. Sie erstreckt sich über großen Teil von Hertfordshire und die westlichen und nördlichen Teile von Essex. Es waren 1861 beschäftigt im Strohflechten und Strohhutmachen 48 043 Personen, 3815 davon männlichen Geschlechts aller Altersstufen, die #

260) l.c.p. XXI, XXII. 261) l.c.p. XXIX, XXX.
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andren weiblichen Geschlechts, und zwar 14 913 unter 20 Jahren, davon an 7000 Kinder. An die Stelle der Spitzenschulen treten hier die "straw plait schools" (Strohflechtschulen). Die Kinder beginnen hier den Unterricht im Strohflechten gewöhnlich vom 4., manchmal zwischen dem 3. und 4. Jahr. Erziehung erhalten sie natürlich keine. Die Kinder selbst nennen die Elementarschulen "natural schools" (natürliche Schulen) im Unterschied zu diesen Blutaussaugungsanstalten, worin sie einfach an der Arbeit gehalten werden, um das von ihren halbverhungerten Müttern vorgeschriebne Machwerk, meist 30 Yards per Tag, zu verfertigen. Diese Mütter lassen sie dann oft noch zu Haus bis 10, 11, 12 Uhr nachts arbeiten. Das Stroh schneidet ihnen Finger und Mund, durch den sie es beständig anfeuchten. Nach der von Dr. Ballard resümierten Gesamtansicht der medizinischen Beamten Londons bilden 300 Kubikfuß den Minimalraum für jede Person in einem Schlaf- oder Arbeitszimmer. In den Strohflechtschulen ist der Raum aber noch spärlicher zugemessen als in den Spitzenschulen, 12 2/3, 17, 18 1/2 und unter 22 Kubikfuß für jede Person.
"Die kleinren dieser Zahlen", sagt Kommissär White, "repräsentieren weniger Raum als die Hälfte von dem, den ein Kind einnehmen würde, wenn verpackt in eine Schachtel von 3 Fuß nach allen Dimensionen."
Dies der Lebensgenuß der Kinder bis zum 12. oder 14. Jahr. Die elenden, verkommenen Eltern sinnen nur darauf, aus den Kindern soviel als möglich herauszuschlagen. Aufgewachsen fragen die Kinder natürlich keinen Deut nach den Eltern und verlassen sie.
"Es ist kein Wunder, daß Unwissenheit und Laster überströmen in einer so aufgezüchteten Bevölkerung... Ihre Moral steht auf der niedrigsten Stufe... Eine große Anzahl der Weiber hat illegitim Kinder und manche in so unreifem Alter, daß selbst die Vertrauten der Kriminalstatistik darüber erstarren." 262)
Und das Heimatsland dieser Musterfamilien ist, so sagt der sicher im Christentum kompetente Graf Montalembert, Europas christliches Musterland! Der Arbeitslohn, in den eben behandelten Industriezweigen überhaupt jämmerlich (der ausnahmsweise Maximallohn der Kinder in den Strohflechtschulen 3 sh.), wird noch tief unter seinen Nominalbetrag herabgedrückt durch das namentlich in den Spitzendistrikten allgemein vorherrschende Trucksystem. 263)#

262) l.c.p. XL, XLI. 263) "Child. Empl. Comm., I. Rep.", 1863, p. 185.
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e) Übergang der modernen Manufaktur und Hausarbeit zur großen Industrie. Beschleunigung dieser Revolution durch Anwendung der Fabrikgesetze auf jene Betriebsweisen

Die VerwohIfeilerung der Arbeitskraft durch bloßen Mißbrauch weiblicher und unreifer Arbeitskräfte, bloßen Raub aller normalen Arbeits- und Lebensbedingungen und bloße Brutalität der Über- und Nachtarbeit, stößt zuletzt auf gewisse nicht weiter überschreitbare Naturschranken, und mit ihr auch die auf diesen Grundlagen beruhende Verwohlfeilerung der Waren und kapitalistische Exploitation überhaupt. Sobald dieser Punkt endlich erreicht ist, und es dauert lange, schlägt die Stunde für Einführung der Maschinerie und die nun rasche Verwandlung der zersplitterten Hausarbeit (oder auch Manufaktur) in Fabrikbetrieb. Das kolossalste Beispiel dieser Bewegung liefert die Produktion von "Wearing Apparel" (zum Anzug gehörige Artikel). Nach der Klassifikation der "Child. Empl. Comm." umfaßt diese Industrie Strohhut- und Damenhutmacher, Kappenmacher, Schneider, milliners und dressmakers 264), Hemdenmacher und Näherinnen, Korsetten-, Handschuh-, Schuhmacher, nebst vielen kleineren Zweigen, wie Fabrikation von Halsbinden, Halskragen usw. Das in England und Wales in diesen Industrien beschäftigte weibliche Personal betrug 1861: 586 298, wovon mindestens 115 242 unter 20, 16 560 unter 15 Jahren. Zahl dieser Arbeiterinnen im Vereinigten Königreich (1861): 750 334. Die Zahl der gleichzeitig in Hut-, Schuh-, Handschuhmacherei und Schneiderei beschäftigten männlichen Arbeiter in England und Wales: 437 969, wovon 14 964 unter 15 Jahren, 89 285 fünf zehn- bis zwanzigjährig, 333 117 über 20 Jahren. Es fehlen in dieser Angabe viele hierher gehörige kleinere Zweige. Nehmen wir aber die Zahlen, wie sie stehn, so ergibt sich für England und Wales allein, nach dem Zensus von 1861, eine Summe von 1 024 267 Personen, also ungefähr so viel, wie Ackerbau und Viehzucht absorbieren. Man fängt an zu verstehn, wozu die Maschinerie so ungeheure Produktenmassen hervormubern und so ungeheure Arbeitermassen "freisetzen" hilft. Die Produktion des "Wearing Apparel" wird betrieben durch Manufakturen, welche in ihrem Innern nur die Teilung der Arbeit reproduzierten, deren membra disjecta sie fertig vorfanden; durch kleinere Handwerksmeister,
264) Millinery bezieht sich eigentlich nur auf den Kopfputz, doch auch Damenmäntel und Mantillen, während Dressmakers mit unsren Putzmacherinnen identisch sind.
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die aber nicht wie früher für individuelle Konsumenten, sondern Manufakturen und Warenmagazine arbeiten, so daß oft ganze Städte und Landstriche solche Zweige, wie Schusterei usw., als Spezialität ausüben; endlich im größten Umfang durch sog. Hausarbeiter, welche das auswärtige Departement der Manufakturen, Warenmagazine und selbst der kleineren Meister bilden. 265) Die Massen des Arbeitsstoffs, Rohstoffs, Halbfabrikate usw. liefert die große Industrie, die Masse des wohlfellen Menschenmaterials (taillable à merci et miséricorde 1*)) besteht aus den durch die große Industrie und Agrikultur "Freigesetzten". Die Manufakturen dieser Sphäre verdankten ihren Ursprung hauptsächlich dem Bedürfnis des Kapitalisten, eine jeder Bewegung der Nachfrage entsprechende schlagfertige Armee unter der Hand zu haben. 266) Diese Manufakturen ließen jedoch neben sich den zerstreuten handwerksmäßigen und Hausbetrieb als breite Grundlage fortbestehn. Die große Produktion von Mehrwert in diesen Arbeitszweigen, zugleich mit der progressiven Verwohlfeilerung ihrer Artikel, war und ist hauptsächlich geschuldet dem Minimum des zu kümmerlicher Vegetation nötigen Arbeitslohns, verbunden mit dem Maximum menschenmöglicher Arbeitszeit. Es war eben die Wohlfeilheit des in Ware verwandelten Menschenschweißes und Menschenbluts, welche den Absatzmarkt beständig erweiterte und täglich erweitert, für England namentlich auch den Kolonialmarkt, wo überdem englische Gewohnheit und Geschmack vorherrschen. Endlich trat ein Knotenpunkt ein. Die Grundlage der alten Methode, bloß brutale Ausbeutung des Arbeitermaterials, mehr oder minder begleitet von systematisch entwickelter Arbeitsteilung, genügte dem wachsenden Markt und der noch rascher wachsenden Konkurrenz der Kapitalisten nicht länger. Die Stunde der Maschinerie schlug. Die entscheidend revolutionäre Maschine, welche die sämtlichen zahllosen Zweige dieser Produktionssphäre, wie Putzmacherei, Schneiderei, Schusterei, Näherei, Hutmacherei usw. gleichmäßig ergreift, ist - die Nähmaschine.
265) Die englische millinery und das dressmaldng werden meist in den Baulichkeiten der Anwender, teils durch dort wohnhafte und engagierte Arbeiterinnen, teils durch auswärts wohnende Taglöhnerinnen betrieben. 266) Kommissär White besuchte eine Manufaktur für Militärkleider, die 1000 bis 1200 Personen, fast alle weiblichen Geschlechts, beschäftigte. eine Schuhmanufaktur mit 1300 Personen, wovon beinahe die Hälfte Kinder und junge Personen usw. ("Child. Empl. Comm., II. Rep.", p .XLVII, n. 319.) --#

1*) auf Gnade und Barmherzigkeit ausgeliefert
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Ihre unmittelbare Wirkung auf die Arbeiter ist ungefähr die aller Maschinerie, welche in der Periode der großen Industrie neue Geschäftszweige erobert. Kinder im unreifsten Alter werden entfernt. Der Lohn der Maschinenarbeiter steigt verhältnismäßig zu dem der Hausarbeiter, wovon Viele zu "den Ärmsten der Armen" ("the poorest of the poor") gehören. Der Lohn der besser gestellten Handwerker, mit denen die Maschine konkurriert, sinkt. Die neuen Maschinenarbeiter sind ausschließlich Mädchen und junge Frauen. Mit Hilfe der mechanischen Kraft vernichten sie das Monopol der männlichen Arbeit in schwererem Werk und verjagen aus leichterem Massen alter Weiber und unreifer Kinder. Die übermächtige Konkurrenz erschlägt die schwächsten Handarbeiter. Das greuliche Wachstum des Hungertods (death from starvation) in London während des letzten Dezenniums läuft parallel mit der Ausdehnung der Maschinennäherei. 267 Die neuen Arbeiterinnen der Nähmaschine, welche von ihnen mit Hand und Fuß oder mit der Hand allein, sitzend und stehend, je nach Schwere, Größe und Spezialität der Maschine, bewegt wird, verausgaben große Arbeitskraft. Ihre Beschäftigung wird gesundheitswidrig durch die Dauer des Prozesses, obgleich er meist kürzer als im alten System. Überall, wo die Nähmaschine, wie beim Schuh-, Korsett-, Hutmachen usw., ohnehin enge und überfüllte Werkstätten heimsucht, vermehrt sie die gesundheitswidrigen Einflüsse.
"Die Wirkung", sagt Kommissär Lord, "beim Eintritt in niedrig gestochne Arbeitslokale, wo 30 bis 40 Maschinenarbeiter zusammenwirken, ist unerträglich... Die Hitze, teilweis den Gasöfen zur Wärmung der Bügeleisen geschuldet, ist schrecklich... Wenn selbst in solchen Lokalen sog. mäßige Arbeitsstunden, d.h. von 8 Uhr morgens bis 6 Uhr abends, vorherrschen, fallen dennoch jeden Tag 3 oder 4 Personen regelmäßig in Ohnmacht." 268)
Die Umwälzung der gesellschaftlichen Betriebsweise, dies notwendige Produkt der Umwandlung des Produktionsmittels, vollzieht sich in einem bunten Wirrwarr von Übergangsformen. Sie wechseln mit dem Umfang, worin, und der Zeitlänge, während welcher die Nähmaschine den einen oder andren Industriezweig bereits ergriffen hat; mit der vorgefundnen
267) Ein Beispiel. Am 26. Februar 1864 enthält der wöchentliche Sterblichkeitsbericht des Registrar General [128] 5 Fälle von Hungertod. Am selben Tag berichtet die "Times" einen neuen Fall von Hungertod. Sechs Opfer des Hungertods in einer Woche! 268) "Child. Empl. Comm., II. Rep.", 1864, p. LXVII, n. p. 84, n. 124; p. LXXIII, n. 441; p. 68, n. 6, p. 84, n. 126; p. 78, n. 85. p. 76. n. 69; p. LXXII, n. 438.
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Lage der Arbeiter, dem Übergewicht des Manufaktur-, Handwerksoder Hausbetriebs, dem Mietpreis der Arbeitslokale 269) usw. In der Putzmacherei z.B., wo die Arbeit meist schon organisiert war, hauptsächlich durch einfache Kooperation, bildet die Nähmaschine zunächst nur einen neuen Faktor des Manufakturbetriebs. In der Schneiderei, Hemdenmacherei, Schusterei usw. durchkreuzen sich alle Formen. Hier eigentlicher Fabrikbetrieb. Dort erhalten Zwischenanwender das Rohmaterial vom Kapitalisten en chef und gruppieren in "Kammern" oder "Dachstuben" 10 bis 50 und noch mehr Lohnarbeiter um Nähmaschinen. Endlich wie bei aller Maschinerie, die kein gegliedertes System bildet, und im Zwergformat anwendbar ist, benutzen Handwerker oder Hausarbeiter, mit eigner Familie oder Zuziehung weniger fremder Arbeiter, auch ihnen selbst gehörige Nähmaschinen. 270) Tatsächlich überwiegt jetzt in England das System, daß der Kapitalist eine größre Maschinenanzahl in seinen Baulichkeiten konzentriert und dann das Maschinenprodukt zur weiteren Verarbeitung unter die Armee der Hausarbeiter vertellt. 271) Die Buntheit der Übergangsformen versteckt jedoch nicht die Tendenz zur Verwandlung in eigentlichen Fabrikbetrieb. Diese Tendenz wird genährt durch den Charakter der Nähmaschine selbst, deren mannigfaltige Anwendbarkeit zur Vereinigung früher getrennter Geschäftszweige in derselben Baulichkeit und unter dem Kommando desselben Kapitals drängt; durch den Umstand, daß vorläufiges Nadelwerk und einige andre Operationen am geeignetsten am Sitz der Maschine verrichtet werden; endlich durch die unvermeidliche Expropriation der Handwerker und Hausarbeiter, die mit eignen Maschinen produzieren. Dies Fatum hat sie zum Teil schon jetzt erreicht. Die stets wachsende Masse des in Nähmaschinen angelegten Kapitals 272) spornt die Produktion und erzeugt Marktstockungen, welche das Signal zum Verkauf der Nähmaschinen durch die Hausarbeiter läuten. Die Überproduktion von solchen Maschinen selbst zwingt ihre absatzbedürftigen Produzenten, sie auf wöchentliche
269) "Der Mietpreis der Arbeitslokale scheint der Faktor zu sein, der schließlich den Ausschlag gibt, und folglich hat sich in der Hauptstadt das alte System, Arbeit an kleine Unternehmer und Familien auszugeben, am längsten erhalten und ist am ehesten wieder aufgenommen worden." l.c.p. 83, n. 123.) Der Schlußsatz bezieht sich ausschließlich auf Schusterei. 270) In der Handschuhmacherei usw., wo die Lage der Arbeiter von der der Paupers kaum unterscheidbar, kommt dies nicht vor. 271) l.c.p. 83, n. 122. 272) In der für den Großverkauf produzierenden Stiefel und Schuhmacherei von Leicester allein waren 1864 bereits 800 Nähmaschinen im Gebrauch.
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Miete zu verleihn, und schalfft damit eine für die kleinen Maschineneigner tödliche Konkurrenz. 273) Stets noch fortdauernde Konstruktionswechsei und Verwohlfeilerung der Maschinen depreziieren ebenso beständig ihre alten Exemplare und lassen sie nur noch massenhaft, zu Spottpreisen gekauft, in der Hand großer Kapitalisten, profitlich anwenden. Endlich gibt die Substitution der Dampfmaschine für den Menschen, hier wie in allen ähnlichen Umwälzungsprozessen, den Ausschlag. Die Anwendung der Dampfkraft stößt im Anfang auf rein technische Hindernisse, wie Schütteln der Maschinen, Schwierigkeit in der Beherrschung ihrer Geschwindigkeit, raschen Verderb der leichtern Maschinen usw., lauter Hindernisse, welche die Erfahrung bald überwinden lehrt. 274) Wenn einerseits die Konzentration vieler Arbeitsmaschinen in größren Manufakturen zur Anwendung der Dampfkraft treibt, beschleunigt andrerseits die Konkurrenz des Dampfes mit Menschenmuskeln Konzentration von Arbeitern und Arbeitsmaschinen in großen Fabriken. So erlebt England gegenwärtig in der kolossalen Produktionssphäre des "Wearing Apparel", wie in den meisten übrigen Gewerken, die Umwg der Manufaktur, des Handwerks und der Hausarbeit in Fabrikbetrieb, nachdem alle jene Formen, unter dem Einfluß der großen Industrie gänzlich verändert, zersetzt, entstellt, bereits längst alle Ungeheuerlichkeiten des Fabriksystems ohne seine positiven Entwicklungsmomente reproduziert und selbst übertrieben hatten. 275) Diese naturwüchsig vorgehende industrielle Revolution wird künstlich beschleunigt durch die Ausdehnung der Fabrikgesetze auf alle Industriezweige, worin Weiber, junge Personen und Kinder arbeiten. Die zwangsmäßige Regulation des Arbeitstags nach Länge, Pausen, Anfangs- und 273) l.c.p. 84, n. 124. 274) So im Armee-Kleidungsdepot zu Pimlico, Undon, in der Hemdenfabrik von Tillie und Henderson zu Londonderry. in der Kleiderfabrik der Firma Tait zu Limerick, die an 1200 "Hände" vernutzt. 275) "Die Tendenz zum Fabriksystem." l.c.p. LXVII.) "Das ganze Gewerbe befindet sich jetzt in einem Übergangsstadium und macht die gleichen Veränderungen durch, die auch die Spitzenindustrie, die Weberei usw., durchgemacht haben." (l.c., n. 405.) "Eine völlige Revolution." (l.c.p. XLVI, n. 318.) Zur Zeit der "Child. Empl. Comm." von 1840 war die Strumpfwirkerei noch Handarbeit. Seit 1846 wurde verschiedenartige Maschinerie eingeführt, jetzt durch Dampf getrieben. Die Gesamtzahl der in der englischen Strumpfwirkerei beschäftigten Personen beiderlei Geschlechts und aller Altersstufen vom 3. Jahr an betrug 1862 ungefähr 120000 Personen. Davon, nach Parliamentary Return vom 11. Februar, 1862 doch nur 4063 unter der Botmäßigkeit des Fabrikakts.
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Endpunkt, das System der Ablösung für Kinder, der Ausschluß aller Kinder unter einem gewissen Alter usw. ernötigen einerseits vermehrte Maschinerie 276) und Ersatz von Muskeln durch Dampf als Triebkraft. 277) Andrerseits, um im Raum zu gewinnen, was in der Zeit verlorengeht, findet Streckung der gemeinschaftlich vernutzten Produktionsmittel statt, der Öfen, Baulichkeiten usw., also in einem Wort größre Konzentration der Piroduktionsmittel und entsprechende größre Konglomeration von Arbeitern. Der leidenschaftlich wiederholte Haupteinwand jeder mit dem Fabrikgesetz bedrohten Manufaktur ist in der Tat die Notwendigkeit größrer Kapitalauslage, um das Geschäft in seinem alten Umfang fortzufahren. Was aber die Zwischenformen zwischen Manufaktur und Hausarbeit und letztre selbst betrifft, so versinkt ihr Boden mit der Schranke des Arbeitstags und der Kinderarbeit. Schrankenlose Ausbeutung wohlfeiler Arbeitskräfte bildet die einzige Grundlage ihrer Konkurrenzfähigkeit. Wesentliche Bedingung des Fabrikbetriebs, namentlich sobald er der Regulation des Arbeitstags unterliegt, ist normale Sicherheit des Resultats, d.h. Produktion eines bestimmten Quantums Ware oder eines bezweckten Nutzeffekts in gegebnem Zeitraum. Die gesetzlichen Pausen des regulierten Arbeitstags unterstellen ferner plötzlichen und periodischen Stillstand der Arbeit ohne Schaden für das im Produktionsprozeß befindliche Machwerk. Diese Sicherheit des Resultats und Unterbrechungsfähigkeit der Arbeit sind natürlich in rein mechanischen Gewerken leichter erzielbar als dort, wo chemische und physikalische Prozesse eine Rolle spielen, wie z.B. in Töpferei, Bleicherei, Färberei, Bäckerei, den meisten Metallmanufakturen. Mit dem Schlendrian des unbeschränkten Arbeitstags, der Nachtarbeit und freier Menschenverwüstung gilt jedes naturwüchsige Hindernis bald für eine ewige "Naturschranke" der Produktion. Kein Gift vertilgt Ungeziefer sichrer als das Fabrikgesetz solche "Naturschranken". Niemand schrie lauter über "Unmöglichkeiten" als die Herren von der Töpferei. 1864 wurde ihnen
276) So z.B. in der Töpferei berichtet die Firma Cochran von der "Britannia Pottery, Glasgow": "Um unsere Produktionshöhe aufrechtzuerhalten, verwenden wir jetzt in weitem Umfang Maschinen, die von ungelernten Arbeitern bedient werden, und jeder Tag überzeugt uns, daß wir eine größere Menge herstellen können als nach dem alten Verfahren." ("Reports of Insp. of Fact., 31st Oct. 1865". p. 13.) "Die Wirkung des Fabrikakts ist, zu weitrer Einführung von Maschinerie zu treiben." (l.c.p. 13, 14.) 277) So nach Einführung des Fabrikakts in die Töpferei große Zunahme der power jiggers statt der handmoved jiggers 1*). --#

1*) Drehscheiben mit Kraftantrieb statt der Drehscheiben mit Handantrieb
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das Fabrikgesetz oktroyiert, und alle Unmöglichkeiten waren schon 16 Monate später verschwunden. Die durch das Fabrikgesetz hervorgerufne
"verbesserte Methode, Töpferbrei (slip) durch Druck statt durch Verdunstung zu machen, die neue Konstruktion der Öfen zum Trocknen der ungebrannten Ware usw. sind Ereignisse von großer Wichtigkeit in der Kunst der Töpferei und bezeichnen einen Fortschritt derselben, wie ihn das letzte Jahrhundert nicht aufweisen kann... Die Temperatur der Öfen ist beträchtlich vermindert, bei beträchtlicher Abnahme im Kohlenkonsum und raschrer Wirkung auf die Ware." 278)
Trotz aller Prophezeiung stieg nicht der Kostenpreis des Erdenguts, wohl aber die Produktenmasse, so daß die Ausfuhr der 12 Monate von Dezember 1864 bis Dezember 1865 einen Wertüberschuß von 138 628 Pfd.St. über den Durchschnitt der drei vorigen Jahre ergab. In der Fabrikation von Zündhölzern galt es als Naturgesetz, daß Jungen, selbst während der Herunterwürgung ihres Mittagsmahls, die Hölzer in eine warme Phosphorkomposition tunkten, deren giftiger Dampf ihnen in das Gesicht stieg. Mit der Notwendigkeit, Zeit zu ökonomisieren, erzwang der Fabrikakt (1864) eine "dipping machine" (Eintauchungsmaschine), deren Dämpfe den Arbeiter nicht erreichen können. 279) So wird jetzt in den noch nicht dem Fabrikgesetz unterworfnen Zweigen der Spitzenmanufaktur behauptet, die Mahlzeiten könnten nicht regelmäßig sein, wegen der verschiednen Zeit, längen, die verschiedne Spitzenmaterialien zur Trocknung brauchen, und die von 3 Minuten auf eine Stunde und mehr variieren. Hierauf antworten die Kommissäre der "Children's Employment Comm.":
"Die Umstände sind dieselben wie in der Tapetendruckerei. Einige der Hauptfabrikanten in diesem Zweig machten lebhaft geltend, die Natur der verwandten Materialien und die Verschiedenartigkeit der Prozesse, die sie durchlaufen, erlaubten ohne großen Verlust keine plötzliche Stillsetzung der Arbeit für Mahlzeiten... Durch die 6. Klausel der 6. Sektion des Factory Acts Extension Act 1*)" (1864) "ward ihnen eine achtzehnmonatliche Frist vom Erlassungsdatum des Akts an eingeräumt, nach deren Ablauf sie sich den durch den Fabrikakt spezifizierten Erfrischungspausen fügen müßten." 280)
279) "Rep. Insp. Fact., 31st Oct. 1865". p. 96 und 127. 280) Die Einführung dieser und andrer Maschinerie in die Zündholzfabrik hat in einem Departement derselben 230 junge Personen durch 32 Jungen und Mädchen von 14 bis 17 Jahren ersetzt. Diese Ersparung von Arbeitern wurde 1865 weitergeführt durch Anwendung der Dampfkraft. 281) "Child. Empl. Comm., II. Rep.", 1864, p. IX, n. 50. --#

1*) Gesetzes zur Ausdehnung der Fabrikgesetze
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Kaum hatte das Gesetz parlamentarische Sanktion erhalten, als die Herrn Fabrikanten auch entdeckten:
"Die Mißstände, die wir von der Einführung des Fabrikgesetzes erwarteten, sind nicht eingetreten. Wir finden nicht, daß die Produktion irgendwie gelähmt ist. In der Tat, wir produzieren mehr in derselben Zeit." 281)
Man sieht, das englische Parlament, dem sicher niemand Genialität vorwerfen wird, ist durch Erfahrung zur Einsicht gelangt, daß ein Zwangsgesetz alle sog. Naturhindernisse der Produktion gegen Beschränkung und Reglung des Arbeitstags einfach wegdiktieren kann. Bei Einführung des Fabrikakts in einem Industriezweig wird daher ein Ten von 6 bis 18 Monaten gestellt, innerhalb dessen es Sache des Fabrikanten ist, die technischen Hindernisse wegzuräumen. Mirabeaus "Impossible? Ne me dites jamais ce bête de mot!" 1*) gilt namentlich für die moderne Technologie. Wenn aber das Fabrikgesetz so die zur Verwandlung des Manufakturbetriebs in Fabrikbetrieb notwendigen materiellen Elemente treibhausmäßig reift, beschleunigt es zugleich durch die Notwendigkeit vergrößerter Kapitalauslage den Untergang der kleineren Meister und die Konzentration des Kapitals. 282) Abgesehn von den rein technischen und technisch beseitbaren Hindernissen stößt die Regulation des Arbeitstags auf unregelmäßige Gewohnheiten der Arbeiter selbst, namentlich wo Stücklohn vorherrscht und Verbummlung der Zeit in einem Tages- oder Wochenabschnitt durch nachträgliche Überarbeit oder Nachtarbeit gutgemacht werden kann, eine Methode, die den erwachsnen Arbeiter brutallsiert, seine unreifen und weiblichen Genossen ruiniert. 283) Obgleich diese Regellosigkeit in Verausgabung
281) "Reports of Insp. of Fact., 31st Oct. 1865", p. 22. 282) "Die nötigen Verbesserungen... können in vielen alten Manufakturen nicht eingeführt werden, ohne Kapitalauslage über die Mittel vieler gegenwärtiger Besitzer... Eine vorhergehende Desorganisation begleitet notwendig die Einführung der Fabrikakte. Der Umfang dieser Desorganisation steht in direktem Verhältnis zur Größe der zu heilenden Mißstände." (l.c.p. 96, 97.) 283) In den Hochöfen z.B. "wird die Arbeitszeit gegen Ende der Woche im allgemeinen stark ausgedehnt, infolge der Gewohnheit der Arbeiter, am Montag und gelegentlich, teilweise oder ganz, auch am Dienstag zu feiern". ("Child. Empl. Comm., III. Rep.", p. VI.) "Die kleinen Meister haben im allgemeinen eine sehr unregelmäßige Arbeitszeit. Sie verlieren 2 oder 3 Tage, und dann arbeiten sie die ganze Nacht, um den Verlust aufzuholen... Sie beschäftigen immer ihre eignen Kinder, wenn sie welche haben." --#

1*) "Unmöglich? Kommt mir nie mit diesem dummen Wort!"
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der Arbeitskraft eine naturwüchsige rohe Reaktion gegen die Langweile monotoner Arbeitsplackerei ist, entspringt sie jedoch in ungleich höherem Grad aus der Anarchie der Produktion selbst, die ihrerseits wieder ungezügelte Exploitation der Arbeitskraft durch das Kapital voraussetzt. Neben die allgemeinen periodischen Wechselfälle des industriellen Zyklus und die besondren Marktschwankungen in jedem Produktionszweig treten namentlich die sog. Saison, beruhe sie nun auf Periodizität der Schiffahrt günstiger Jahreszeiten oder auf der Mode, und die Plötzlichkeit großer und in kürzester Frist auszuführender Ordres. Die Gewohnheit der letztern dehnt sich mit Eisenbahnen und Telegraphie aus.
"Die Ausdehnung des Eisenbahnsystems", sagt z.B. ein Londoner Fabrikant "durch das ganze Land hat die Gewohnheit kurzer Ordres sehr gefördert. Käufer kommen jetzt von Glasgow, Manchester und Edinburgh einmal in 14 Tagen oder für den Engroskauf zu den CityWarenhäusern, denen wir die Waren liefern. Sie geben Ordres, die unmittelbar ausgeführt werden müssen, statt vom Lager zu kaufen, wie es Gewohnheit war. In frühren Jahren waren wir stets fähig, während der schlaffen Zeit für die Nachfrage der nächsten Saison vorauszuarbeiten, aber jetzt kann niemand vorhersagen, was dann in Nachfrage sein wird."
In den noch nicht dem Fabrikgesetz unterworfnen Fabriken und Manufakturen herrscht periodisch die furchtbarste Überarbeit während der sog. Saison, stoßweis infolge plötzlicher Ordres. Im auswärtigen Departement der Fabrik, der Manufaktur und des Warenmagazins, in der Sphäre der Hausarbeit, ohnehin durchaus unregelmäßig, für ihr Rohmaterial und ihre Ordres ganz abhängig von den Launen des Kapitalisten, den hier keine Rücksicht auf Verwertung von Baulichkeiten, Maschinen usw. bindet und der hier nichts riskiert als die Haut der Arbeiter selbst, wird so systematisch eine stets disponible, industrielle Reservearmee großgezüchtet, dezimiert während eines Teils des Jahrs durch unmenschlichsten Arbeitszwang, während des andren Teils verlumpt durch Arbeitsmangel.
"Die Anwender", wie die "Child. Empl. Comm.", exploitieren die gewohnheitsmäßige Unregelmäßigkeit der Hausarbeit, um sie in Zeiten, wo Extrawerk nötig, bis
(l.c.p. VII.) Der Mangel an Regelmäßigkeit beim Arbeitsanfang, der durch die Möglichkeit und die Übung, durch Überarbeit den Verlust einzuholen, gefördert wird." (l.c.p. XVIII.) "Ungeheurer Zeitverlust in Birmingham... indem sie einen Teil der Zeit bummeln und in der restlichen Zeit sich abschuften." l.c.p. XI.) 284) Zu "Child. Empl. Comm.. IV. Rep.", p. XXXII. Die Ausdehnung des Eisenbahnsystems soll diese Gewohnheit, plötzliche Ordres zu erteilen, sehr gefördert haben; für die Arbeiter ergeben sich daraus Hetztempo, Vernachlässigung der Essenszeiten und Überstunden." (l.c.p. XXXI.)
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11, 12, 2 Uhr nachts, in der Tat, wie die stehende Phrase lautet, auf alle Stunden hinaufzuforcieren", und dies in Lokalen, wo der Gestank hinreicht, euch niederzuschmettern (the stench is enough to knock you down). Ihr geht vielleicht bis an die Tür und öffnet sie, aber schaudert zurück von weitrem Vorgehn." 285) "Es sind komische Käuze, unsre Anwender", sagt einer der verhörten Zeugen, ein Schuster, "sie glauben, es tue einem Jungen keinen Harm, wenn er während eines halben Jahrs totgerackert und während der andren Hälfte fast gezwungen wird, herumzuludern." 286)
Wie die technischen Hindernisse, so wurden und werden diese sog. "Geschäftsgewohnheiten" ("usages which have grown with the growth of trade") von interessierten Kapitalisten als "Naturschranken" der Produktion behauptet, ein Leblingsschrei dies der BaumwollLords zur Zeit, als das Fabrikgesetz sie zuerst bedrohte. Obgleich ihre Industrie mehr als jede andre auf dem Weltmarkt und daher der Schiffahrt beruht, strafte die Erfahrung sie Lügen. Seitdem wird jedes angebliche "Geschäftshindernis" von den englischen Fabrikinspektoren als hohle Flause behandelt. 287) Die gründlich gewissenhaften Untersuchungen der "Child. Empl. Comm." beweisen in der Tat, daß in einigen Industrien die bereits angewandte Arbeitsmasse nur gleichmäßiger über das ganze Jahr verteilt würde durch die Regulation des Arbeitstags 288), daß letztre der erste rationelle Zügel für die menschenmörderischen, inhaltlosen und an sich dem System der großen Industrie unangemeßnen Flatterlaunen der Mode 289), daß die Entwicklung
285) "Child. Empl. Comm., IV. Rep.", p. XXXXV, n. 235 und 237. 286) l.c.p. 127, n. 56. 287) Was den Verlust anbelangt, der dem Handel durch nicht rechtzeitiges Erfüllen der Ordres zur Verschiffung entsteht, so erinnere ich mich, daß dies das Lieblingsargument der Fabrikherren 1832 und 1833 war. Nichts, was jetzt zu diesem Gegenstand angeführt werden kann, könnte soviel Gewicht haben wie damals, als der Dampf noch nicht alle Entfernungen halbiert und neue Regelungen des Verkehrs eingeführt hatte. Diese Behauptung erwies sich damals, als wirklich die Probe aufs Exempel gemacht wurde, als nicht stichhaltig und wurde gewiß auch jetzt einer Nachprüfung nicht standhalten." ("Reports of Insp. of Fact., 31st Oct. 1862". p. 54, 55.) 288) "Child. Empl. Comm., III. Rep.". p. XVIII, n. 118. 289) John Bellers bemerkt schon 1699: "Die Ungewißheit der Mode vergrößert die Zahl der notleidenden Armen. Sie birgt zwei große Mißstände in sich: 1. die Gesellen leiden im Winter Not aus Mangel an Arbeit, da die Schnittwarenhändler und Webermeister nicht wagen, ihre Kapitalien zur Beschäftigung von Gesellen zu verauslagen, bevor der Frühling kommt und sie wissen, was dann Mode sein wird; 2. im Frühling sind nicht genug Gesellen da, so daß die Webermeister viele Lehrlinge heranziehen müssen, um den Handel des Königreichs in einem vierter oder halben Jahr versorgen zu können, wodurch der Ackersmann vom Pflug gerissen, das flache Land von Arbeitern
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der ozeanischen Schiffahrt und der Kommunikationsmittel überhaupt den eigentlich technischen Grund der Saisonarbeit aufgehoben hat 290), daß alle andren angeblich unkontrollierbaren Umstände weggeräumt werden durch weitere Baulichkeiten, zusätzliche Maschinerie, vermehrte Anzahl der gleichzeitig beschäftigten Arbeiter 291) und von selbst folgenden Rückschlag auf das System des Großhandels. 292) Jedoch versteht sich das Kapital, wie es wiederholt durch den Mund seiner Repräsentanten erklärt, zu solcher Umwälzung nur unter dem Druck eines allgemeinen Parlamentsakts 293), der den Arbeitstag zwangsgesetzlich reguliert.

9. Fabrikgesetzgebung. (Gesundheits- und Erziehungsklauseln.) Ihre Verallgemeinerung in England

Die Fabrikgesetzgebung, diese erste bewußte und planmäßige Rückwirkung der Gesellschaft auf die naturwüchsige Gestalt ihres Produktionsprozesses, ist, wie man gesehn, ehensosehr ein notwendiges Produkt der großen Industrie als Baumwollgarn, Selfactors und der elektrische Telegraph.#


entblößt, die Städte sich zu einem großen Teil mit Bettlern füllen und manche, die sich zu betteln schämen, im Winter dem Hungertode ausgeliefert werden." ("Essays about the Poor, Manufactures etc.", p. 9.) 290) "Child. Empl. Comm., V. Rep.", p. 171, n. 34. 291) So heißt es z.B. in den Zeugenaussagen von Bradforder Exporthändlern: Unter diesen Umständen ist es klar, daß Jungen nicht länger als von 8 Uhr morgens bis 7 oder 7 1/2 Uhr abends in den Warenhäusern beschäftigt zu werden brauchen. Es ist nur eine Frage von Extra-Auslage und Extra-Händen. Die Jungen brauchten nicht so spät in die Nacht hinein zu arbeiten, waren einige Anwender nicht so profithungrig; eine Extramaschine kostet nur 16 oder 18 Pfd.St.... Alle Schwierigkeiten entspringen aus ungenügenden Vorrichtungen und Raummangel." (l.c.p. 171, n. 35, 36 u. 38.) 292) l.c.[p.81, n. 32.] Ein Londoner Fabrikant, der übrigens die zwangsweise Regulation des Arbeitstags als Schutzmittel der Arbeiter gegen die Fabrikanten und der Fabrikanten selbst gegen den Großhandel betrachtet, sagt aus: "Der Druck in unsrem Geschäft ist verursacht durch die Verschiffer, die z.B. Ware mit einem Segelschiff verschicken wollen, um für eine bestimmte Saison an Ort und Stelle zu sein und zugleich die Frachtdifferenz zwischen Segelschiff und Dampfschiff einzustecken, oder von zwei Dampfschiffen das frühere wählen, um vor ihren Konkurrenten auf dem auswärtigen Markt zu erscheinen." 293) "Dem könnte abgeholfen werden", ein Fabrikant, auf Kosten einer Erweiterung der Werke unter dem Druck eines allgemeinen Parlaments". (l.c.p. X, n. 38.)
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Bevor wir zu ihrer Verallgemeinerung in England übergehn, sind noch einige nicht auf die Stundenzahl des Arbeitstags bezügliche Klauseln des englischen Fabrikakts kurz zu erwähnen. Abgesehn von ihrer Redaktion, welche dem Kapitalisten ihre Umgehung erleichtert, sind die Gesundheitsklauseln äußerst mager, in der Tat beschränkt auf Vorschriften für Weißen der Wände und einige sonstige Reinlichkeitsmaßregeln, Ventilation und Schutz gegen gefährliche Maschinerie. Wir kommen im Dritten Buch auf den fanatischen Kampf der Fabrikanten gegen die Klausel zurück, die ihnen eine geringe Ausgabe zum Schutz der Gliedmaßen ihrer "Hände" aufoktroyiert. Hier bewährt sich wieder glänzend das Freihandelsdogma, daß in einer Gesellschaft antagonistischer Interessen jeder das Gemeinwohl durch Verfolgung seines Eigennutzes fördert. Ein Beispiel genügt. Man weiß, daß sich während der letztverfloßnen zwanzigjährigen Periode die Flachsindustrie und mit ihr die scutching mills (Fabriken zum Schlagen und Brechen des Flachses) in Irland sehr vermehrt haben. Es gab dort 1864 an 1800 dieser mills. Periodisch im Herbst und Winter werden hauptsächlich junge Personen und Weiber, die Söhne, Töchter und Frauen der benachbarten kleinen Pächter, lauter mit Maschinerie ganz unbekannte Leute, von der Feldarbeit weggeholt, um die Walzwerke der scutching mills mit Flachs zu füttern. Die Unfälle sind nach Umfang und Intensität gänzlich beispiellos in der Geschichte der Maschinerie. Eine einzige scutching mill zu Kildinan (bei Cork) zählte von 1852 bis 1856 sechs Todesfälle und 60 schwere Verstümmlungen, welchen allen durch die einfachsten Anstalten, zum Preis von wenigen Schillingen, vorgebeugt werden konnte. Dr. W. White, der certifying surgeon der Fabriken zu Downpatrick, erlklärt in einem offiziellen Bericht vom 16. Dezember 1865:
"Die Unfälle in scutching mills sind furchtbarster Art. In vielen Fällen wird ein Vierteil des Körpers vom Rumpfe gerissen. Tod oder eine Zukunft elenden Unvermögens und Leidens sind gewöhnliche Folgen der Wunden. Die Zunahme der Fabriken in diesem Lande wird natürlich diese schauderhaften Resultate ausdehnen. Ich bin überzeugt, daß durch geeignete Staatsüberwachung der scutching mills große Opfer von Leib und Leben zu vermeiden sind." 294)
Was könnte die kapitalistische Produktionsweise besser charakterisieren als die Notwendigkeit, ihr durch Zwangsgesetz von Staats wegen die einfachsten Reinlichkeits- und Gesundheitsvorrichtungen aufzuherrschen?
294) l.c.p. XV, n. 72 sqq.
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"Der Fabrikakt von 1864 hat in den Töpfereien über 200 Werkstätten geweißt und gereinigt, nach zwanzigjähriger oder gänzlicher Enthaltung von jeder solchen Operation" (dies ist die "Abstinenz" des Kapitals!), in Plätzen, wo 27878 Arbeiter beschäftigt sind und bisher, während übermäßiger Tages-, oft Nachtarbeit, eine mefitische Atmosphäre einatmeten, welche eine sonst vergleichungsweis harmlose Beschäftigung Krankheit und Tod schwängerte. Der Akt hat die Ventilationsmittel sehr vermehrt." 295)
Zugleich zeigt dieser Zweig des Fabrikakts schlagend, wie die kapitalistische Produktionsweise ihrem Wesen nach über einen gewissen Punkt hinaus jede rationelle Verbeßrung ausschließt. Es ward wiederholt bemerkt, daß die englischen Ärzte aus einem Munde 500 Kubikfuß Luftraum per Person für kaum genügendes Minimum bei fortgesetzter Arbeit erklären. Nun wohl! Wenn der Fabrikakt indirekt durch alle seine Zwangsmaßregeln die Verwandlung kleinerer Werkstätten in Fabriken beschleunigt, daher indirekt in das Eigentumsrecht der kleineren Kapitalisten eingreift und den großen das Monopol sichert, so würde die gesetzliche Aufherrschung des nötigen Luftraums für jeden Arbeiter in der Werkstätte Tausende von kleinen Kapitalisten nut einem Schlag direkt expropriieren! Sie würde die Wurzel der kapitalistischen Produktionsweise angreifen, d.h. die Selbstverwertung des Kapitals, ob groß oder klein, durch "freien" Ankauf und Konsum der Arbeitskraft. Vor diesen 500 Kubikfuß Luft geht daher der Fabrikgesetzgebung der Atem aus. Die Gesundheitsbehörden, die industriellen Untersuchungskommissionen, die Fabrikinspektoren wiederholen wieder und wieder die Notwendigkeit der 500 Kubikfuß und die Unmöglichkeit, sie dem Kapital aufzuoktroyleren. Sie erklären so in der Tat Schwindsucht und andre Lungenkrankheiten der Arbeit für eine Lebensbedingung des Kapitals. 296) Armselig, wie die Erziehungsklauseln des Fabrikakts im ganzen erscheinen, proklamieren sie den Elementarunterricht als Zwangsbedingung
295) "Reports of Insp. of Fact., 31st Oct. 1865", p. 127. 296) "Man hat erfahrungsmäßig gefunden, daß ungefähr 25 Kubikzoll Luft jeder Atmung mittlerer Intensität von einem gesunden Durchschnittsindividuum konsumiert werden, und ungefähr 20 Atmungen per Minute vorgehen. Der Luftkonsum eines Individuums in 24 Stunden ergäbe danach ungefähr 720000 Kubikzoll oder 416 Kubikfuß. Man weiß aber, daß die einmal eingeatmete Luft nicht mehr zu demselben Prozeß dienen kann, bevor sie in der großen Werkstätte der Natur gereinigt wird. Nach den Experimenten von Valentin und Brunner scheint ein gesunder Mann ungefähr 1300 Kubikzoll Kohlensäure per Stunde auszuatmen; dies ergäbe ungefähr 8 Unzen solider Kohle, von der Lunge in 24 Stunden abgeworfen. "Jeder Mann sollte wenigstens 800 Kubikfuß haben." (Huxley.)
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der Arbeit. 297) Ihr Erfolg bewies zuerst die Möglichkeit der Verbindung von Unterricht und Gymnastik 298) mit Handarbeit, also auch von Handarbeit rmt Unterricht und Gymnastik. Die Fabrikinspektoren entdeckten bald aus den Zeugenverhören der Schulmeister, daß die Fabrikkinder, obgleich sie nur halb soviel Unterricht genießen als die regelmäßigen Tagesschüler, ebensoviel und oft mehr lernen.
"Die Sache ist einfach. Diejenigen, die sich nur einen halben Tag in der Schule aufhalten, sind stets frisch und fast immer fähig und willig, Unterricht zu empfangen. Das System halber Arbeit und halber Schule macht jede der beiden Beschäftigungen zur Ausruhung und Erholung von der andren und folglich viel angemeßner für das Kind als die ununterbrochne Fortdauer einer von beiden. Ein Junge, der von morgens früh in der Schule sitzt, und nun gar bei heißem Wetter, kann unmöglich mit einem andren wetteifern, der munter und aufgeweckt von seiner Arbeit kommt." 299)
Weitere Belege findet man in Seniors Rede auf dem soziologischen Kongreß zu Edinburgh 1863. Er zeigt hier auch u.a. noch, wie der einseitige un produktive und verlängerte Schultag der Kinder der höhern und mittlern Klassen die Arbeit der Lehrer nutzlos vermehrt, während er Zeit, Gesundheit und Energie der Kinder nicht nur fruchtlos, sondern absolut schädlich verwüstet" 300). Aus dem Fabriksystem, wie man im Detail bei Robert Owen
297) Nach dem englischen Fabrikakt können die Eltern Kinder unter 14 Jahren nicht in die "kontrollierten" Fabriken schicken, ohne ihnen zugleich Elementarunterricht erteilen zu lassen. Der Fabrikant ist verantwortlich für die Befolgung des Gesetzes. "Fabrikuntecht ist obligatorisch, und er gehört zu den Arbeitsbedingungen." ("Reports of Insp. of Fact., 31st Oct. 1865", p. 111.) 298) Über die vorteilhaftesten Erfolge der Verbindung von Gymnastik (für Jungen auch militärischer Exerzitien) mit Zwangsunterricht der Fabrikkinder und Armenschüler sieh die Rede von N. W. Senior im 7. jährlichen Kongreß der "National Association for the Promotion of Social Science" in "Report of Proceedings etc.", Lond. 1863, p. 63, 64, ebenso den Bericht der Fabrikinspektoren für 31. Okt. 1865, p. 118, 119, 120, 126 sqq. 299) "Reports of Insp. of Fact.", l.c.p. 118, 119. Ein naiver Seidenfabrikant erklärt den Untersuchungskommissären der "Child. Empl. Comm.": "Ich bin durchaus überzeugt, daß das wahre Geheimnis der Produktion tüchtiger Arbeiter gefunden ist in der Vereinigung der Arbeit mit Unterricht von der Periode der Kindheit an. Natürlich muß die Arbeit weder zu anstrengend noch widerlich und ungesund sein. Ich wünschte, meine eignen Kinder hätten Arbeit und Spiel zur Abwechslung von der Schule." ("Child. Empl. Comm., V. Rep.", p. 82, n. 36.) 300) Senior, l.c.p. 66. Wie die große Industrie auf einem gewissen Höhegrad durch die Umwälzung der materiellen Produktionsweise und der gesellschaftlichen Produktionsverhältnisse
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verfolgen kann, entsproß der Keim der Erziehung der Zukunft, welche für alle Kinder über einem gewissen Alter produktive Arbeit mit Unterricht und Gymnastik verbinden wird, nicht nur als eine Methode zur Steigerung der gesellschaftlichen Produktion, sondern als die einzige Methode zur Produktion vollseitig entwickelter Menschen. Man hat gesehn, daß die große Industrie die manufakturmäßige Teilung der Arbeit mit ihrer lebenslänglichen Annexion eines ganzen Menschen an eine Detailoperation technisch aufhebt, während zugleich die kapitalistische Form der großen Industrie jene Arbeitsteilung noch monströser reproduziert, in der eigentlichen Fabrik durch Verwandlung des Arbeiters in den selbstbewußten Zubehör einer Teilmaschine, überall sonst teils durch sporadischen Gebrauch der Maschinen und der Maschinenarbeit 301), teils durch Einführung von Weiber-, Kinder- und ungeschickter Arbeit als neuer Grundlage der Arbeitsteilung. Der Widerspruch zwischen der manufakturmäßigen Teilung der Arbeit und dem Wesen der großen Industrie macht sich gewaltsam geltend. Er erscheint u.a. in der furchtbaren Tatsache, daß ein großer Teil der in den modernen Fabriken und Manufakturen beschäftigten Kinder, vom zartesten Alter festgeschmiedet an die einfachsten Manipulationen, jahrelang exploitiert wird, ohne Erlernung
auch die Köpfe umwälzt, zeigt schlagend ein Vergleich zwischen der Rede des N. W. Senior von 1863 und seiner Philippika gegen das Fabrikgesetz von 1833 oder ein Vergleich der Ansichten des erwähnten Kongresses mit der Tatsache, daß es in gewissen ländlichen Teilen Englands armen Eltern immer noch bei Strafe des Hungertods verboten ist, ihre Kinder zu erziehen. So z.B. berichtet Herr Snell als gewöhnliche Praxis in Somersetshire, daß, wenn eine armeperson Pfarreihilfe anspricht, sie gezwungen wird, ihre Kinder aus der Schule zu nehmen. So erzählt Herr Wollaston, Pfarrer zu Feltham, von Fällen, wo alle Unterstützung gewissen Familien versagt wurde, weil sie ihre Jungen zur Schule schickten"! 302) Wo handwerksmäßige Maschinen, durch Menschenkraft getrieben, direkt oder indirekt mit entwickelter und daher mechanische Triebkraft voraussetzender Maschinerie konkurrieren, geht eine große Umwandlung vor mit Bezug auf den Arbeiter, der die Maschine treibt. Ursprünglich ersetzte die Dampfmaschine diesen Arbeiter, jetzt soll er die Dampfmaschine ersetzen. Die Spannung und Verausgabung seiner Arbeits. kraft wird daher monströs, und nun gar für Unerwachsne, die zu dieser Tortur verurteilt sind! So fand der Kommissär Longe in Coventry und Umgebung jungen von 10 bis 15 Jahren zum Drehn der Bandstühle verwandt, abgesehn von jüngeren Kindern, die Stühle von kleinerer Dimension zu drehn hatten. Es ist außerordentlich mühsame Arbeit. Der Junge ist ein bloßer Ersatz für Dampfkraft." ("Child. Empl. Comm., V. Rep. 1866", p. 114, n. 6.) Über die mörderischen Folgen "dieses Systems der Sklaverei", wie der offizielle Bericht es nennt, l.c.sq.
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irgendeiner Arbeit, die sie später auch nur in derselben Manufaktur oder Fabrik brauchbar machte. In den englischen Buchdruckereien z.B. fand früher ein dem System der alten Manufaktur und des Handwerks entsprechender Übergang der Lehrlinge von leichtren zu inhaltsvollren Arbeiten statt. Sie machten einen Lerngang durch, bis sie fertige Drucker waren. Lesen und schreiben zu können war für alle ein Handwerkserfordernis. Alles das änderte sich mit der Druckmaschine. Sie verwendet zwei Sorten von Arbeitern, einen erwachsnen Arbeiter, den Maschinenaufseher, und Maschinenjungen, meist von 11-17 Jahren, deren Geschäft ausschließlich darin besteht, einen Bogen Papier der Maschine zu unterbreiten oder ihr den gedruckten Bogen zu entziehen. Sie verrichten, in London namentlich, diese Plackerei 14, 15, 16 Stunden ununterbrochen während einiger Tage in der Woche und oft 36 Stunden nacheinander mit nur zwei Stunden Rast für Mahlzeit und Schlaf! 302) Ein großer Teil von ihnen kann nicht lesen, und sie sind in der Regel ganz verwilderte, abnorme Geschöpfe.
"Um sie zu ihrem Werk zu befähigen, ist keine intellektuelle Ziehung irgendeiner Art nötig; sie haben wenig Gelegenheit für Geschick und noch weniger für Urteil-, ihr Lohn, obgleich gewissermaßen hoch für Jungen, wächst nicht verhältnismäßig, wie sie selbst heranwachsen, und die große Mehrzahl hat keine Aussicht auf den einträglicheren und verantwortlicheren Posten des Maschinenaufschers, weil auf jede Maschine nur ein Aufseher und oft 4 Jungen kommen." 303)
Sobald sie zu alt für ihre kindische Arbeit werden, also wenigstens im 17. Jahr, entläßt man sie aus der Druckerei. Sie werden Rekruten des Verbrechens. Einige Versuche, ihnen anderswo Beschäftigung zu verschaffen, scheiterten an ihrer Unwissenheit, Roheit, körperlichen und geistigen Verkommenheit. Was von der manufakturmäßigen Teilung der Arbeit im Innern der Werkstatt, gilt von der Teilung der Arbeit im Innern der Gesellschaft. Solange Handwerk und Manufaktur die allgemeine Grundlage der gesellschaftlichen Produktion bilden, ist die Subsumtion des Produzenten unter einen ausschließlichen Produktionszweig, die Zerreißung der ursprünglichen Mannigfaltigkeit seiner Beschäftigungen 304), ein notwendiges Entwicklungsmoment.
302) l.c.p. 3, n. 24. 303) l.c.p. 7, n. 60. 304) "In einigen Teilen von Hochschottland... erschienen viele Schafhirten und cotters 1*) mit Frau und Kind, nach dem Statistical Account, in Schuhen, die sie selbst gemacht aus Leder, das sie selbst gegerbt, in Kleidern, die keine Hand außer ihrer eignen, --#

1*) Häusler
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Auf jener Grundlage findet jeder besondre Produktionszweig empirisch die ihm entsprechende technische Gestalt, vervollkommnet sie langsam und kristallisiert sie rasch, sobald ein gewisser Reifegrad erlangt ist. Was hier und da Wechsel hervorruft, ist außer neuem Arbeitsstoff, den der Handel liefert, die allmähliche Änderung des Arbeitsinstruments. Die erfahrungsmäßig entsprechende Form einmal gewonnen, verknöchert auch es, wie sein oft jahrtausendlanger rgang aus der Hand einer Generation in die der andren beweist. Es ist charakteristisch, daß bis ins 18. Jahrhundert hinein die besondren Gewerke mysteries (mystères) 305) hießen, in deren Dunkel nur der empirisch und professionell Eingeweihte eindringen konnte. Die große Industrie zerriß den Schleier, der den Menschen ihren eignen gesellschaftlichen Produktionsprozeß versteckte und die verschiednen naturwüchsig besonderten Produktionszweige gegeneinander und sogar dem in jedem Zweig Eingeweihten zu Rätseln machte. Ihr Prinzip, jeden Produktionsprozeß, an und für sich und zunächst ohne alle Rücksicht auf die menschliche Hand, in seine konstituierenden Elemente aufzulösen, schuf die ganz moderne Wissenschaft der Technologie. Die buntscheckigen, scheinbar zusammenhangslosen und verknöcherten Gestalten des gesellschaftlichen Produktionsprozesses lösten sich auf in bewußt planmäßige und je nach dem bezweckten Nutzeffekt systematisch besonderte Anwendungen der Naturwissenschaft. Die Technologie entdeckte ebenso die wenigen großen Grundformen der Bewegung, worin alles produktive Tun des menschlichen Körpers, trotz aller Mannigfaltigkeit der angewandten Instrumente, notwendig vorgeht, ganz so wie die Mechanik durch die größte Komplikation der Maschinerie sich über die beständige Wiederholung der einfachen mechanischen Potenzen nicht täuschen läßt. Die moderne Industrie betrachtet und behandelt die vorhandne Form eines
angetastet, deren Material sie selbst von den Schafen geschoren oder wofür sie den Flachs selbst gebaut hatten. In die Zubereitung der Kleider ging kaum irgendein gekaufter Artikel ein, mit Ausnahme von Pfrieme, Nadel, Fingerhut und sehr wenigen Teilen des im Weben angewandten Eisenwerks. Die Farben wurden von den Weibern selbst von Bäumen, Sträuchen und Kräutern gewonnen usw." (Dugald Stewart, "Works", ed. Hamilton, vol. VIII, p. 327-328.) 305) In dem berühmten "Livre des métiers" des Etienne Boileau wird unter andrem vorgeschrieben, daß ein Geselle bei seiner Aufnahme unter die Meister einen Eid leiste, "seine Brüder brüderlich zu lieben, sie zu stützen, jeder in seinem métier, nicht freiwillig die Gewerksgeheimnisse zu verraten und sogar im Interesse der Gesamtheit nicht zur Empfehlung seiner eignen Ware den Käufer auf die Fehler des Machwerks von andren aufmerksam zu machen".
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Produktionsprozesses nie als definitiv. Ihre technische Basis ist daher revolutionär, während die aller früheren Produktionsweisen wesentlich konservativ war. 306) Durch Maschinerie, chemische Prozesse und andre Methoden wälzt sie beständig mit der technischen Grundlage der Produktion die Funktionen der Arbeiter und die gesellschaftlichen Kombinationen des Arbeitsprozesses um. Sie revolutioniert damit ebenso beständig die Teilung der Arbeit im Innern der Gesellschaft und schleudert unaufhörlich Kapitalmassen und Arbeitermassen aus einem Produktionszweig in den andern. Die Natur der großen Industrie bedingt daher Wechsel der Arbeit, Fluß der Funktion, allseitige Beweglichkeit des Arbeiters. Andrerseits reproduziert sie in ihrer kapitalistischen Form die alte Teilung der Arbeit mit ihren knöchernen Partikularitäten. Man hat gesehn, wie dieser absolute Widerspruch alle Ruhe, Festigkeit, Sicherheit der Lebenslage des Arbeiters aufhebt, ihm mit dem Arbeitsmittel beständig das Lebensmittel aus der Hand zu schlagen 307) und mit seiner Teilfunktion ihn selbst überflüssig zu machen droht; wie dieser Widerspruch im unanterbrochnen Opferfest der Arbeiterklasse, maßlosester Vergeudung der Arbeitskräfte und den Verheerungen gesellschaftlicher Anarchie sich austobt. Dies ist die negative Seite. Wenn aber der Wechsel der Arbeit sich jetzt nur als überwältigendes Naturgesetz und mit der blind zerstörenden Wirkung eines Naturgesetzes durchsetzt, das überall auf Hindernisse stößt 308) macht die große Industrie durch ihre
306) "Die Bourgeoisie kann nicht existieren, ohne die Produktionsinstrumente, also die Produktionsverhältnisse, also sämtliche gesellschaftlichen Verhältnisse fortwährend zu revolutionieren. Unveränderte Beibehaltung der alten Produktionsweise war dagegen die erste Existenzbedingung aller früheren industriellen Klassen. Die fortwährende Umwälzung der Produktion, die ununterbrochene Erschütterung aller gesellschaftlichen Zustände, die ewige Unsicherheit und Bewegung zeichnen die Bourgeoisepoche vor allen früheren aus. Alle festen, eingerosteten Verhältnisse mit ihrem Gefolge von altehrwürdigen Vorstellungen und Anschauungen werden aufgelöst, alle neu, gebildeten veralten, ehe sie verknöchern können. Alles Ständische und Stehende verdampft, alles Heilige wird entweiht, und die Menschen sind endlich gezwungen, ihre Lebensstellungen, ihre gegenseitigem Beziehungen mit nüchternen Augen anzusehn." (F. Engels und Karl Marx, Manifest der Kommunistischen Partei", Lond. 1848, p. 5. 1*)) 307) "Ihr nehmt mein Leben, Wenn ihr die Mittel nehmt, wodurch ich lebe." (Shakepeare) [90] 308) Ein französischer Arbeiter schreibt bei seiner Rückkehr von San Franzisko: "Ich hätte nie geglaubt, daß ich fähig wäre, alle die Gewerbe auszuüben, die ich in Kalifornien betrieben habe. Ich war fest überzeugt, daß ich außer zur Buchdruckerei 1*) Siehe Band 4 unserer Ausgabe. S. 465
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Katastrophen selbst es zur Frage von Leben oder Tod, den Wechsel der Arbeiten und daher möglichste Vielseitigkeit der Arbeiter als allgemeines gesellschaftliches Produktionsgesetz anzuerkennen und seiner normalen Verwirklichung die Verhältnisse anzupassen. Sie macht es zu einer Frage von Leben oder Tod, die Ungeheuerlichkeit einer elenden, für das wechselnde Exploitationsbedürfnis des Kapitals in Reserve gehaltenen, disponiblen Arbeiterbevölkerung zu ersetzen durch die absolute Disponibilität des Menschen für wechselnde Arbeitserfordernisse; das Teilindividuum, den bloßen Träger einer gesellschaftlichen Detailfunktion, durch das total entwickelte Individuum, für welches verschiedne gesellschaftliche Funktionen einander ablösende Betätigungsweisen sind. Ein auf Grundlage der großen Industrie naturwüchsig entwickeltes Moment dieses Umwälzungsprozesses sind polytechnische und agronomische Schulen, ein andres sind die "écoles d'enseignement professionnel" 1*), worin die Kinder der Arbeiter einigen Unterricht in der Technologie und praktischen Handhabe der verschiednen Produktionsinstrumente erhalten. Wenn die Fabrikgesetzgebung als erste, dem Kapital notdürftig abgerungene Konzession nur Elementarunterricht mit fabrikmäßiger Arbeit verbindet, unterliegt es keinem Zweifel, daß die unvermeidliche Eroberung der politischen Gewalt durch die Arbeiterklasse auch dem technologischen Unterricht, theoretisch und praktisch, seinen Platz in den Arbeiterschulen erobern wird. Es unterliegt ebensowenig einem Zweifel, daß die kapitalistische Form der Produktion und die ihr entsprechenden ökonomischen Arbeiterverhältnisse im diametralsten Widerspruch stehn mit solchen Umwälzungsfermenten und ihrem Ziel, der Aufhebung der alten Teilung der Arbeit. Die Entwicklung der Widersprüche einer geschichtlichen Produktionsform ist jedoch der einzig geschichtliche Weg ihrer Auflösung und Neugestaltung. "Ne sutor ultra crepidam"! [129], die nec plus ultra 2*) handwerksmäßiger Weisheit, wurde zur furchtbaren Narrheit von dem Moment, wo der Uhrmacher Watt die
zu nichts gut sei... Einmal in der Mitte dieser Welt von Abenteurern, welche ihr Handwerk leichter wechseln als ihr Hemde, meiner Treu! ich tat wie die andren. Da das Geschäft der Minenarbeit sich nicht einträglich genug auswies, verließ ich es und zog in die Stadt, wo ich der Reihe nach Typograph, Dachdecker, Bleigießer usw. wurde. Infolge dieser Erfahrung, zu allen Arbeiten tauglich zu sein, fühle ich mich weniger als Molluske und mehr als Mensch." (A. Corbon, "De l'enseignement professionnel", 2ème éd. p. 50.) --#

1*) "Berufsschulen" - 2*) dieser Gipfel
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Dampfmaschine, der Barbier Arkwright den Kettenstuhl, der Juwelier arbeiter Fulton das Dampfschiff erfunden hatte. 309) Soweit die Fabrikgesetzgebung die Arbeit in Fabriken, Manufakturen usw. reguliert, erscheint dies zunächst nur als Einmischung in die Exploitationsrechte des Kapitals. jede Regulation der sog. Hausarbeit 310) stellt sich dagegen sofort als direkter Eingriff in die patria potestas 2*) dar, d.h. modern interpretiert, in die elterliche Autorität, ein Schritt, wovor das zartfühlende englische Parlament lang zurückzubeben affektierte. Die Gewalt der Tatsachen zwang jedoch, endlich anzuerkennen, daß die große Industrie mit der ökonomischen Grundlage des alten Famillenwesens und der ihr entsprechenden Familienarbeit auch die alten Familienverhältnisse selbst auflöst. Das Recht der Kinder mußte proklamiert werden.
"Unglücklicherweise", heißt es im Schlußbericht der "Child. Empl. Comm." von 1866, "leuchtet aus der Gesamtheit der Zeugenaussagen hervor, daß die Kinder beiderlei Geschlechts gegen niemand so sehr des Schutzes bedürfen als gegen ihre Eltern." Das System der maßlosen Exploitation der Kinderarbeit überhaupt und der Hausarbeit im besonderen wird dadurch "erhalten, daß die Eltern über ihre jungen und zarten Sprößlinge eine willkürliche und heillose Gewalt ohne Zügel oder Kontrolle ausüben... Eltern dürfen nicht die absolute Macht besitzen, ihre Kinder zu reinen Maschinen zu machen, um soundso viel wöchentlichen Lohn herauszuschlagen... Kinder und junge Personen haben ein Recht auf den Schutz der Legislatur wider den Mißbrauch der
309) John Bellers, ein wahres Phänomen in der Geschichte der politischen Ökonomie, begriff schon Ende des 17. Jahrhunderts mit vollster Klarheit die notwendige Aufhebung der jetzigen Erziehung und Arbeitseinteilung, welche Hypertrophie und Atrophie auf beiden Extremen der Gesellschaft, wenn auch in entgegengesetzter Richtung, erzeugen. Er sagt u.a. schön: "Müßig Lernen ist wenig besser als das Lernen von Müßiggang... Körperliche Arbeit hat Gott selbst ursprünglich eingerichtet... Arbeit ist so notwendig für die Gesundheit des Körs, wie Essen für sein Leben; denn die Schmerzen, welche man sich durch Müßiggang erspart, wird man durch Krankheit bekommen... Arbeit tut Öl auf die Lampe des Lebens, Denken aber entzündet sie... Eine kindisch dumme Beschäftigung" (dies ahnungsvoll gegen die Basedows und ihre modernen Nachstümper) "läßt den Geist der Kinder dumm." ("Proposals for raising a Colledge of Industry of all useful Trades and Husbandry", Lond. 1696, p. 12, 14, 16, 18.) 310) Diese geht übrigens großenteils auch in kleineren Werkstätten vor, wie wir gesehn bei der Spitzenmanufaktur und Strohflechterei 1*), und wie namentlich auch an den Manufakturen in Sheffield, Binningham usw. ausführlicher gezeigt werden könnte. --#

1*) Siehe vorl. band, S. 490-493 - 2*) väterliche Gewalt
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elterlichen Gewalt, der ihre physische Kraft vorzeitig bricht und sie degradiert auf der Staffel moralischer und intellektueller Wesen." 311)
Es ist jedoch nicht der Mißbrauch der elterlichen Gewalt, der die direkte oder indirekte Exploitation unreifer Arbeitskräfte durch das Kapital schuf, sondern es ist umgekehrt die kapitalistische Exploitationsweise, welche die elterliche Gewalt, durch Aufhebung der ihr entsprechenden ökonomischen Grundlage, zu einem Mißbrauch gemacht hat. So furchtbar und ekelhaft nun die Auflösung des alten Familienwesens innerhalb des kapitalistischen System erscheint, so schafft nichtsdestoweniger die große Industrie mit der entscheidenden Rolle, die sie den Weibern, jungen Personen und Kindern beiderlei Geschlechts in gesellschaftlich organisierten Produktionsprozessen jenseits der Sphäre des Hauswesens zuweist, die neue ökonomische Grundlage für eine höhere Form der Familie und des Verhältnisses beider Geschlechter. Es ist natürlich ebenso albern, die christlich germanische Form der Familie für absolut zu halten als die altrömische Form, oder die altgriechische, oder die orientalische, die übrigens untereinander eine geschichtliche Entwicklungsreihe bilden. Ebenso leuchtet ein, daß die Zusammensetzung des kombinierten Arbeitspersonals aus Individuen beiderlei Geschlechts und der verschiedensten Altersstufen, obgleich in ihrer naturwüchsig brutalen, kapitalistischen Form, wo der Arbeiter für den Produktionsprozeß, nicht der Produktionsprozeß für den Arbeiter da ist, Pestquelle des Verderbs und der Sklaverei, unter entsprechenden Verhältnissen umgekehrt zur Quelle humaner Entwicklung umschlagen muß. 312) Die Notwendigkeit, das Fabrikgesetz aus einem Ausnahmegesetz für Spinnereien und Webereien, diese ersten Gebilde des Maschinenbetriebs, in ein Gesetz aller gesellschaftlichen Produktion zu verallgemeinern, entspringt, wie man sah, aus dem geschichtlichen Entwicklungsgang der großen Industrie, auf deren Hintergrund die überlieferte Gestalt von Manufaktur, Handwerk und Hausarbeit gänzlich umgewälzt wird, die Manufaktur beständig in die Fabrik, das Handwerk beständig in die Manufaktur umschläe und endlich die Sphären des Handwerks und der Hausarbeit sich in relativ wunderbar kurzer Zeit zu Jammerhöhlen gestalten, wo die tollsten Ungeheuerlichkeiten der kapitalistischen Exploitation ihr freies
311) "Child. Empl. Comm., V. Rep.", p. XXV, n. 162 und II. Rep., p. XXXVIII n. 285, 289, p. XXV, XXVL. n. 191. 312) "Fabrikarbeit kann genauso rein und vortrefflich sein wie Hausarbeit ja vielleicht noch mehr." ("Reports of Insp. of Fact., 31st Oct. 1865", p. 129.)
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Spiel treiben. Es sind zwei Umstände, welche zuletzt den Ausschlag geben, erstens die stets neu wiederholte Erfahrung, daß das Kapital, sobald es der Staatskontrolle nur auf einzelnen Punkten der gesellschaftlichen Peripherie anheimfällt, sich um so maßloser auf den andern Punkten entschädigt 313), zweitens der Schrei der Kapitalisten selbst nach Gleichheit der Konkurrenzbedingungen, d.h. gleichen Schranken der Arbeitsexploitation. 314) Hören wir hierüber zwei Herzensstöße. Die Herrn W. Cooksley (Nagel-, Ketten- usw. Fabrikanten zu Bristol) führten die Fabrikregulation freiwillig in ihrem Geschäft ein.
"Da das alte, unregelmäßige System in den benachbarten Werken fortdauert, sind sie der Unbill ausgesetzt, ihre Arbeitsjungen zur Fortsetzung der Arbeit anderswo nach 6 Uhr abends verlockt (enticed) zu sein. 'Dies', sagen sie natürlich, 'ist eine Ungerechtigkeit gegen uns und ein Verlust, da es einen Teil der Kraft der Jungen erschöpft, deren voller Vorteil uns gebührt.'" 315)
Herr J. Simpson (Paper-Box Bag maker 1*), London) erklärt den Kommissären der "Children Empl. Comm.":
"Er wolle jede Petition für Einführung der Fabrikakte unterzeichnen. Wie es sei, fühle er sich stets rastlos des Nachts (he always felt restless at night), nach Schluß seiner Werkstatt, bei dem Gedanken, daß andre länger arbeiten ließen und ihm Aufträge vor der Nase wegschnappten." 316) "Es wäre ein Unrecht", sagt die "Child. Empl. Comm." zusammenfassend, "gegen die größren Arbeitsanwender, ihre Fabriken der Regulation zu unterwerfen, während in ihrem eignen Geschäftszweig der Kleinbetrieb keiner gesetzlichen Beschränkung der Arbeitszeit unterliegt. Zur Ungerechtigkeit ungleicher Konkurrenzbedingungen in bezug auf die Arbeitsstunden bei Ausnahme kleinerer Werkstätten käme noch der andre Nachteil für die größren Fabrikanten hinzu, daß ihre Zufuhr von jugendlicher und weiblicher Arbeit abgelenkt wurde nach den vom verschonten Werkstätten. Endlich gäbe dies Anstoß zur Vermehrung der kleineren Werkstätten, die fast ausnahmslos die mindest günstigen für Gesundheit, Komfort, Erziehung und allgemeine Verbesserung des Volks sind." 317)
313) l.c.p. 27, 32. 314) Massenhafte Belege dazu in den "Rep. of Insp. of Fact.". 315) "Child. Empl. Comm., V. Rep.", p. X, n. 35. 316) l.c.p. IX, n. 28. 317) l.c.p. XXV, n. 165-167. Vgl. über die Vorzüge des Großbetriebes verglichen mit dem Zwergbetrieb. "Child. Empl. Comm., III. Rep.", p. 13, n. 144; p. 25, n. 121, p. 26, n. 125; p. 27, n. 140 usw. --#

1*) Kartonagenfabrikant
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In ihrem Schlußbericht schlägt die "Children's Employment Commision" vor, über 1 400 000 Kinder, junge Personen und Weiber, wovon ungefähr die Hälfte vom Kleinbetrieb und der Hausarbeit exploitieirt wird, dem Fabrikakt zu unterwerfen. 313)
"Sollte", sagt sie, "das Parlament unsren Vorschlag in seinem ganzen Umfang annehmen, so ist es zweifellos, daß solche Gesetzgebung den wohltätigsten Einfluß ausüben werde, nicht nur auf die Jungen und Schwachen, mit denen sie sich zunächst beschäftigt, sondern auf die noch graßre Masse von erwachsnen Arbeitern, die direkt" (Weiber) "und indirekt" (Männer) "unter ihren Wirkungskreis fallen. Sie würde ihnen regelmäßige und ermäßigte Arbeitsstunden aufzwingen; sie würde den Vorrat physischer Kraft, wovon ihr eignes Wohlergehen und das des Landes so sehr abhängt, haushalten und häufen; sie würde die aufsprossende Generation vor der Überanstrengung in frühem Alter schützen, welche ihre Konstitution untergräbt und zu vorzeitigem Verfall führt; sie würde schließlich, wenigstens bis zum 13. Jahr, die Gelegenheit des Elementarunterrichts bieten und damit der unglaublichen Unwissenheit ein Ende machen, die so treu in den Kommissionsberichten geschildert ist und nur mit qualvollster Empfindung und dem tiefen Gefühl nationaler Erniedrigung betrachtet werden kann." 319)
Das Toryministerium kündigte in der Thronrede vom 5. Februar 1867 an, daß es die Vorschläge 319a) der industriellen Untersuchungskommission
318) Die zu maßregelnden Industriezweige sind: Spitzenmanufaktur, Strumpfwirkerei, Strohflechten, Man ufaktur von Wearing Apparel mit ihren zahlreichen Arten, künstliche Blumenmacherei, Schuh-, Hut- und Handschuhmacherei, Schneiderei, alle Metallfabriken, von den Hochöfen bis zu den Nadelfabriken usw., Papierfabrik, Glasmanufaktur, Tabaksmanufaktur, India-Rubber 1*) Werke, Litzenfabrikation (für die Weberei), Handteppich-Weberei, Regenschirm- und Parasolmanufaktur, Fabrikation von Spindeln und Spulen, Buchdruckerei, Buchbinderei, Schreibmaterialienhandel (Stationery, dazu gehörig Verfertigung von Papierschachteln, Karten, Papierfärben usw.), Seilerei, Manufaktur von Gagatschmuck, Ziegeleien, HandSeidenmanufaktur, Coventry-Weberei, Salz-, Talglicht- und Zementierwerke, Zuckerraffinerie, Zwiebackmachen, verschiedne Holzund andre vermischte Arbeiten. 319) l.c.p. XXV, n. 169. 319a) Der Factory Acts Extension Act 2*) ging durch 12. August 1867. Er reguliert alle Metall-Gießereien, -Schmieden undManufakturen, mit Einschluß der Maschinenfabriken, ferner Glas-, Papier-, Guttapercha-, Kautschuk-, Tabakmanufakturen, Buchdruckereien, Buchbindereien, endlich sämtliche Werkstätten, worin mehr als 50 Personen beschäftigt sind. - Der Hours of Labour Regulation Act 3*), passiert 17. August 1867, reguliert die kleinern Werkstätten und die. Hausarbeit. - Ich --#

1*) Gummi - 2*) Das Gesetz zur Ausdehnung der Fahrikgesetze - 3*) Das Gesetz zur Regelung der Arbeitszeit
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in "Bills" formuliert habe. Dazu hatte es eines neuen zwanzigjährigen Experimentum in corpore vili 2*) bedurft. Bereits im Jahre 1840 war eine parlamentarische Kommission zur Untersuchung übet Kinderarbeit ernannt worden. Ihr Bericht von 1842 entrollte nach den Worten N. W. Seniors
"das furchtbarste Gemälde von Habsucht, Selbstsucht und Grausamkeit der Kapitalisten und Eltern, von Elend, Degradation und Zerstörung der Kinder und jungen Personen, das jemals das Auge der Welt schlug... Man wähnt vielleicht, der Bericht beschreibe die Greuel eines vergangnen Zeitalters. Leider aber liegen Berichte vor, daß diese Greuel fortdauern, so intensiv wie je. Eine vor zwei Jahren von Hardwicke veröffentlichte Broschüre erklärt, die 1842 gerügten Mißbräuche stehen heutzutage" (1863) "in voller Blüte... Dieser Bericht" (von 1842) "lag unbeachtet zwanzig Jahre lang, während deren man jenen Kindern, herangewachsen ohne die geringste Ahnung weder von dem, was wir Moral nennen, noch von Schulbildung, Religion oder natürlicher Familienliebe - diesen Kindern erlaubte man, die Eltern der jetzigen Generation zu werden." 320)
Inzwischen hatte die gesellschaftliche Lage sich geändert. Das Parlament wagte nicht, die Forderungen der Kommission von 1863 ebenso zurückzuweisen wie seinerzeit die von 1842. Daher wurden schon 1864, als die Kommission erst einen Teil ihrer Berichte veröffentlicht hatte, die Erdenwaren-Industrie (einschließlich der Töpferei), die Fabrikation von Tapeten, Zündhölzern, Patronen und Zündhütchen sowie das Samtscheren unter die für Textilindustrie gültigen Gesetze gestellt. In der Thronrede vom 5. Februar 1867 kündigte das damalige Torykabinett weitere Bills an, gegründet auf die Schlußvorschläge der Kommission, die inzwischen 1866 ihr Werk vollendet hatte. Am 15. August 1867 erhielt der Factory Acts Extension Act und am 21. August der Workshops' Regulation Act die königliche Bestätigung; der erstre Akt regelt die großen, der letztre die kleinen Geschäftszweige. Der Factory Acts Extension Act reguliert die Hochöfen, Eisen- und Kupferwerke, Gießereien, Maschinenfabriken, Metallwerkstätten, Fabriken für Guttapercha, Papier, Glas, Tabak, ferner Druckereien und Buch binderelen und überhaupt alle industriellen Werkstätten dieser Art, worin 50 oder mehr Personen gleichzeitig während mindestens 100 Tagen im Jahr beschäftigt werden.
komme auf diese Gesetze, auf den neuen Mining Act 1*) von 1872 etc. im II. Band zurück. 320) Senior, "Social Science Congress", p. 55-58. --#

1*) das neue Bergwerksgesetz - 2*) Experiments an einem wertlosen Körper
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Um eine Vorstellung zu geben von der Ausdehnung des von diesem Gesetz umfaßten Gebiets, folgen hier einige der darin festgestellten Definitionen:
"Handwerk soll" (in diesem Gesetz) "bedeuten: irgendwelche Handarbeit, geschäftsmäßig oder zum Erwerb betrieben bei, oder gelegentlich, der Verfertigung, Veränderung, Verzierung, Reparatur oder Fertigstellung zum Verkauf irgendeines Artikels oder eines Teils davon." "Werkstatt soll bedeuten: irgendwelche Stube oder Örtlichkeit, eingedeckt oder unter freiem Hmmel, worin ein 'Handwerk' betrieben wird von irgendeinem Kind, jugendlichen Arbeiter oder Frauenzimmer und worüber derjenige, der solches Kind, jugendlichen Arbeiter oder Frauenzimmer beschäftigt das Recht des Zutritts und der Kontrolle hat." "Beschäftigt soll bedeuten: tätig in einem 'Handwerk', ob gegen Lohn oder nicht, unter einem Meister oder einem der Eltern, wie unten näher bestimmt." "Eltern soll bedeuten: Vater, Mutter, Vormund oder andre Person, die die Vormundschaft oder Kontrolle über irgendein... Kind oder einen jugendlichen Arbeiter hat."
Klausel 7, die Strafklausel für Beschäftigung von Kindern, Jugendlichen Arbeitern und Frauenzimmern entgegen den Bestimmungen dieses Gesetzes, setzt Geldstrafen fest, nicht nur für den Inhaber der Werkstatt, ob einer der Eltern oder nicht, sondern auch für
"die Eltern oder andre Personen, die das Kind, den jugendlichen Arbeiter oder das Frauenzimmer unter Obhut haben oder direkten Vorteil aus denen Arbeit ziehen".
Der Factory Acts Extension Act, der die großen Etablissements trifft, steht zurück gegen den Fabrikakt durch eine Menge elender Ausnahmebestimmungen und feiger Komprosse mit den Kapitalisten. Der Workshops' Regulation Act, erbärmlich in allen seinen Einzelheiten, blieb ein toter Buchstabe in der Hand der mit seiner Ausführung beauftragten städtischen und Lokalbehörden. Als das Parlament ihnen 1871 diese Vollmacht entzog, um sie den Fabrikinspektoren zu übertragen, deren Aufsichtsbezirk es so mit einem Schlage um mehr als 100 000 Werkstätten und allein 300 Ziegeleien vergrößerte, wurde ihr Personal sorgsamlichst um nur acht Assistenten vermehrt, wo es doch schon bisher viel zu schwach besetzt war. 321)
321) Das Personal der Fabrildnapektion bestand aus 2 Inspektoren, 2 Hilfsiktoren und 41 Subinspektoren. Acht fernere Subinspektoren wurden 1871 ernannt. Die Gesamtkosten der Vollstreckung der Fabrikgesetze in England, Schottland und Irland beliefen sich 1871/72 auf nur 25347 Pfd.St., ießlich ckr Gerichtskosten bei Prozessen gegen Übertretungen.
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Was also in dieser englischen Gesetzgebung von 1867 auffällt, ist einerseits die dem Parlament der herrschenden Klassen aufgezwungne Notwendigkeit, so außerordentliche und ausgedehnte Maßregeln gegen die Übergriffe der kapitalistischen Exploitation im Prinzip anzunehmen; andrerseits die Halbheit, der Widerwille und die mala fides, womit es diese Maßregeln dann wirklich ins Leben rief. Die Untersuchungskommission von 1862 schlug ebenfalls eine neue Regulierung der Bergwerksindustrie vor, einer Industrie, die sich von allen andern dadurch unterscheidet, daß bei ihr die Interessen von Grundbesitzern und industriellen Kapitalisten Hand in Hand gehn. Der Gegensatz dieser beiden Interessen hatte die Fabrikgesetzgebung begünstigt, die Abwesenheit dieses Gegensatzes reicht hin, die Verschleppung und Schikanen bei der Bergwerksgesetzgebung zu erklären. Die Untersuchungskommission von 1840 hatte so schauderhafte und empörende Enthüllungen gemacht und einen solchen Skandal vor ganz Europa hervorgerufen, daß das Parlament sein Gewissen salvieren mußte durch den Mining Act von 1842, worin es sich darauf beschränkte, die Arbeit unter Tag von Weibern und von Kindern unter 10 Jahren zu verbieten. Dann kam 1860 der Mines' Inspection Act, wonach Bergwerke von speziell dazu ernannten öffentlichen Beamten inspiziert werden, und Knaben zwischen 10 und 12 Jahren nicht beschäftigt werden sollen, außer wenn sie im Besitz eines Schulzeugnisses sind oder eine gewisse Anzahl Stunden die Schule besuchen. Dieser Akt blieb durchaus ein toter Buchstabe infolge der lächerlich geringen Anzahl der ernannten Inspektoren, der Winzigkeit ihrer Befugnisse und andrer Ursachen, die sich im Verlauf näher ergeben werden. Eins der neusten Blaubücher [4] über Bergwerke ist der "Report from the Select Committee on Mines, together with... Evidence, 23 July 1866". Er ist das Werk eines Ausschusses von Unterhausmitgliedern, bevollmächtigt, Zeugen vorzuladen und zu verhören; ein dicker Folioband, worin der "Report" selbst nur fünf Zellen umfaßt, des Inhalts: daß der Ausschuß nichts zu sagen weiß und daß noch mehr Zeugen verhört werden müssen! Die Art der Zeugenexamination erinnert an die cross examinations 1*) vor den englischen Gerichten, wo der Advokat durch unverschämte, sinnverwirrende Kreuz- und Querfragen den Zeugen aus der Fassung zu bringen und ihm die Worte im Mund zu verdrehn sucht. Die Advokaten hier --#

1*) Kreuzverhöre
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sind die parlamentarischen Examinatoren selbst, darunter MinenEigner und Exploiteurs; die Zeugen Minenarbeiter, meist in Kohlenbergwerken. Die ganze Farce ist zu charakteristisch für den Geist des Kapitals, um hier nicht einige Auszüge zu geben. Zur leichteren Übersicht gebe ich die Resultate der Untersuchung usw. in Rubriken. Ich erinnre, daß Frage und obligate Antwort in den englischen Blue Books numeriert sind und daß die Zeugen, deren Aussagen hier zitiert werden. Arbeiter in Kohlenberg, werken. 1. Beschäftigung der Jungen vom 10. Jahr an in den Minen. Die Arbeit nebst obligatem Gang von und zu den Bergwerken dauert in der Regel 14 bis 15 Stunden, ausnahmsweise länger, von 3, 4, 5 Uhr morgens bis 4 und 5 Uhr abends. (n. 6, 452, 83.) Die erwachsnen Arbeiter arbeiten in zwei Gängen oder 8 Stunden, aber kein solcher Wechsel für die Jungen, um die Kosten zu sparen. (n. 80, 203, 204.) Die jungen Kinder hauptsächlich verwandt zum Öffnen und Schließen der Zugtüren in den verschiednen Abteilungen des Bergwerks, die ältern zu schwerer Arbeit, Kohlentransport usw. (n. 122, 739, 740.) Die langen Arbeitsstunden unter der Erde dauern bis zum 18. oder 22. Jahr, wann der Übergang zur eigentlichen Minenarbeit stattfindet. (n. 161.) Die Kinder und iungen Personen werden heutzutag härter abgeplackt als zu irgendeiner früheren Periode. (n. 1663-1667.) Die Minenarbeiter verlangen fast einstimmig einen Parlamentsakt zum Verbot der Minenarbeit bis zum 14. Jahr. Und nun fragt Hussey Vivian (selbst Minenexploiteur):
"Hängt dies Verlangen nicht von der größeren oder geringeren Armut der Eltern ab?" - Und Mr. Bruce: "Wäre es nicht hart, wo der Vater tot oder verstümmelt usw., der Familie diese Ressource zu entziehn? Und es muß doch eine allgemeine Regel herrschen. Wollt Ihr in allen Fällen die Beschäftigung der Kinder bis zum 14. Jahr unter der Erde verbieten?" Antwort: "In allen Fällen." (n. 107-110.) Vivian: "Wenn die Arbeit vor 14 Jahren in den Minen verboten, würden die Eltern die Kinder nicht in Fabriken usw. schicken? - In der Regel, nein." (n. 174.) Arbeiter: "Das Auf- und Zuschließen der Türen sieht leicht aus. Es ist ein sehr qualvolles Geschäft. Vom beständigen Zug abgesehn, ist der junge gefangengesetzt, ganz so gut wie in einer dunklen Kerkerzelle." Bourgeois Vivian: "Kann der Junge nicht lesen während der Türwacht, wenn er ein Licht hat? - Erstens müßte er sich die Kerzen kaufen. Aber außerdem würde es ihm nicht erlaubt werden. Er ist da, um auf sein Geschäft aufzupassen, er hat eine Pflicht zu erfüllen. Ich habe nie einen Jungen in der Grube lesen sehn." (n. 139, 141-160.)
2. Erziehung. Die Minenarbeiter verlangen Gesetz für Zwangsunterricht der Kinder, wie in den Fabriken. Sie erklären die Klausel des Akts
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von 1860, wonach Erziehungszertifikat zur Verwendung der Jungen von 10-12 Jahren erfordert, für rein illusorisch. Das "peinliche" Verhörverfahren der kapitalistischen Instruktionsrichter wird hier wahrhaft drollig.
(n. 115.) "Ist der Akt mehr nötig gegen Anwender oder Eltern? Gegen beide." (n. 116.) "Mehr gegen den einen als den andern? Wie soll ich du beantworten?" (n. 137.) "Zeigen die Anwender irgendein Verlangen, die Arbeitsstunden dem Schulunterricht anzupassen? - Niemals." (n. 211.) "Verbessern die Minenarbeiter hinterher ihre Erziehung? - Sie verschlechtern sich im allgemeinen; sie nehmen böse Gewohnheiten an; sie verlegen sich auf Trunk und Spiel und dergleichen und werden ganz und gar schiffbrüchig." (n. 454.) "Warum nicht die Kinder in Abendschulen schicken? - In den meisten Kohlendistrikten existieren keine. Aber die Hauptsache ist, von der langen Überarbeit sind sie so erschöpft, daß ihnen die Augen vor Müdigkeit zufallen." "Also", schließt der Bourgeois, "Ihr seid gegen Erziehung? - Beileibe nicht, aber usw." (n. 443.) "Sind die Minenbesitzer usw. nicht durch den Akt von 1860 gezwungen, Schulzertifikate zu verlangen, wenn sie Kinder zwischen 10 und 12 Jahren anwenden? - Durch das Gesetz, ja, aber die Anwender tun es nicht." (n. 444.) "Nach Eurer Ansicht ist diese Gesetzklausel nicht allgemein ausgeführt? - Sie wird gar nicht ausgeführt." (n. 717.) "Interessieren sich die Minenarbeiter sehr für die Erziehungsfrage? - Die große Mehrzahl." (n. 718.) "Sind sie ängstlich für Durchführung des Gesetzes? - Die große Mehrzahl." (n. 720.) "Warum denn erzwingen sie seine Durchführung nicht? - Mancher Arbeiter wünscht, Jungen ohne Schulzertifikat zu verweigern, aber er wird ein gezeichneter Mann (a marked man)." (n. 721). "Gezeichnet durch wen? - Durch seinen Anwender." (n. 722.) "Ihr glaubt doch nicht etwa, daß die Anwender einen Mann wegen Gehorsams gegen das Gesetz verfolgen würden? Ich glaube, sie würden es tun." (n. 723.) "Warum verweigern die Arbeiter nicht, solche Jungen anzuwenden? - Es ist nicht ihrer Wahl überlassen." (n. 1634.) "Ihr verlangt Parlamentsintention? Wenn irgend etwas Wirksames für die Erziehung der Kinder der Grubenarbeiter geschehen soll, so muß sie durch Parlamentsakt zwangsmäßig gemacht werden." (n. 1636.) "Soll das für die Kinder aller Arbeiter von Großbritannien gelten oder nur für Grubenarbeiter? - Ich bin hier, um im Namen der Grubenarbeiter zu sprechen." (n. 1638.) "Warum Grubenkinder von andren unterscheiden? Weil sie eine Ausnahme von der Regel bilden." (n. 1639.) "In welcher Hinsicht? - In physischer." (n. 1640.) "Warum sollte Erziehung für sie wertvoller sein als für Knaben von andern Klassen? Ich sage nicht, daß sie wertvoller für sie ist, aber wegen ihrer Verarbeitung in den Minen haben sie weniger Chancen für Erziehung in Tags- und Sonntagsschulen." (n. 1644.) "Nicht wahr, es ist unmöglich, Fragen dieser Art absolut zu behandeln?" (n. 1646.) "Sind genug Schulen in den Distrikten? - Nein." (n. 1647.) "Wenn der Staat verlangte, daß jedes Kind zur Schule geschickt, wo sollen denn die Schulen für alle die Kinder herkommen? - Ich glaube, sobald es die Umstände gebieten, werden die Schulen von selbst entspringen." "Die große Mehrzahl nicht nur der Kinder, sondern der erwachsnen Minenarbeiter kann weder schreiben noch lesen." (n. 705, 726.)
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3. Weiberarbeit. Arbeiterinnen werden zwar seit 1842 nicht mehr unter, wohl aber über der Erde zum Aufladen der Kohlen usw.. Schleppen der Kufen zu den Kanälen und Eisenbahnwagen, Sortieren der Kohlen usw. verbraucht. Ihre Anwendung hat sehr zugenommen in den letzten 3-4 Jahren. (n. 1727.) Es sind meist Weiber, Töchter und Witwen von Grubenarbeitern, vom 12. bis zum 50. und 60. Jahre. (n. 647, 1779, 1781.)
(n.648.) "Was denken die Minenarbeiter von Beschäftigung von Weibern bei Bergwerken? - Sie verdammen sie allgemein." (n. 649.) "Warum? - Sie betrachten es erniedrigend für das Geschlecht... Sie tragen eine Art von Mannskleidern. In vielen Fällen wird alle Scham unterdrückt. Manche Weiber rauchen. Die Arbeit ist so schmutzig wie die in den Gruben selbst. Darunter sind viele verheiratete Frauen, die ihre häuslichen Pflichten nicht erfüllen können." (n. 651 sqq., 701.) (n. 709.) "Können die Witwen ein so einträgliches Geschäft (8-10 sh. wöchentlich) anderswo finden? Ich kann darüber nichts sagen." (n. 710.). "Und dennoch" (Herz von Stein!) "seid Ihr entschlossen, ihnen diesen Lebensunterhalt abzuschneiden? - Sicher." (n. 1715.) "Woher diese Stimmung? Wir, Minenarbeiter, haben zu viel Respekt für das schöne Geschlecht, um es zur Kohlen verdammt zu zehn... Diese Arbeit ist großenteils sehr schwer. Viele dieser Mädchen heben 10 Tonnen per Tag." (n. 1732.) "Glaubt Ihr, daß die in den Bergwerken beschäftigten Arbeiterinnen unmoralischer sind ah die in den Fabriken beschäftigten? - Der Prozentsatz der Schlechten ist größer als unter den Fabrikmädchen." (n. 1733.) "Aber Ihr seid auch mit dem Stand der Moralität in den Fabriken nicht zufrieden? - Nein." (n. 1734.) "Wollt Ihr denn auch die Weiberarbeit in den Fabriken verbieten? - Nein, ich will nicht." (n. 1735.) "Warum nicht? - Sie ist für das weibliche Geschlecht ehrenvoller und passender." (n. 1736.) "Dennoch ist sie schädlich für ihre Moralität, meint Ihr?- Nein, lange nicht so sehr als die Arbeit an der Grube. Ich spreche übrigens nicht nur aus moralischen, sondern auch aus physischen und sozialen Gründen. Die soziale Degradation der Mädchen ist jammervoll und extrem. Wenn diese Mädchen Frauen der Minenarbeiter werden, leiden die Minner tief unter dieser Degradation, und es treibt sie von Haus und zum Soff." (n. 1737.) "Aber gelte nicht dasselbe für die bei Eisenwerken beschäftigten Weiber? Ich kann nicht für andre Geschäftszweige sprechen." (n. 1740.) "Aber welcher Unterschied ist denn zwischen den bei Eisenwerken und Berken beschäftigten Weibern? - Ich habe mich nicht mit dieser Frage beschäftigt." (n. 1741.) "Könnt Ihr einen Unterschied zwischen der einen oder der andern Klasse entdecken? - Ich habe nichts darüber vergewissert, kenne aber durch Visite von Haus zu Haus den schmählichen Zustand der Dinge in unsrem Distrikt." (n. 1750.) "Hättet Ihr nicht große Lust, Weiberbeschäftigung überall abzuwirtschaften, wo sie degradierend ist? - Ja... die besten Gefühle der Kinder müssen von mütterlicher Zucht herkommen." (n. 1751.) "Aber das paßt ja auch auf agrikole Beschäftigung der Weiber? - Die dauert nur zwei Saisons, bei uns arbeiten sie alle vier Saisons durch, manchmal Tag und Nacht, naß bis auf die Haut, ihre Konstitution geschwächt, ihre Gesundheit gebrochen." (n. 1753.) "Ihr habt die Frage" (nämlich der Weiber ) "nicht allgemein studiert? - Ich habe um
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mich her geschaut und kann so viel sagen, daß ich nirgendwo etwas der weiblichen Beschäft an den Kohlengruben Paralleles gefunden habe. [n. 1793, 1794, 1808.] Es ist Mannsarbeit und Arbeit für starke Männer. Die beßre Klasse der Minenarbeiter, die sich zu heben und zu humanisieren sucht, statt irgend Stütze an ihren Weibern zu finden, wird durch sie heruntergezerrt."
Nachdem die Bourgeois noch weiter in die Kreuz und Quere gefragt, kommt endlich das Geheimnis ihres "Mitleidens" für Witwen, arme Familien usw. heraus:
"Der Kohleneigentümer ernennt gewisse Gentlemen zur Oberaufsicht und deren Politik ist es, um Beifall zu ernten, alles auf den möglichst ökonomischen Fuß zu setzen und die beschäftigten Mädchen erhalten 1 bis 1 sh. 6 d. täglich, wo ein Mann 2 sh. 6 d. erhalten müßte." (n. 1816.)
4. Totenschau-Juries.
(n. 360.) "Mit auf die coroner's inquests 1*) in Euren Distrikten, sind die Arbeiter zufrieden mit dem Gerichtsverfahren, wenn Unfälle vorkommen? - Nein, sie sind es nicht." (n. 361-375.) "Warum nicht? - Namentlich weil man Leute zu Juries macht, die absolut nichts von Minen wissen. Arbeiter werden nie zugezogen, außer als Zeugen. Im ganzen nimmt man Krämer aus der Nachbarschaft, welche unter dem Einfluß der Minenbezitzer, ihrer Kunden, stehn und nicht einmal die technischen Ausdrücke der Zeugen verstehn. Wir verlangen, daß Minenarbeiter einen Teil der Jury bilden. Im Durchschnitt steht der Urteilsspruch im Widerspruch zu den Zeugenaussagen." (n. 378.) "Sollen Juries nicht unparteiisch sein? - Ja." (n. 379.) "Würden die Arbeiter es sein? - Ich sehe keine Motive, warum sie nicht unparteiisch sein sollten. Sie haben Sachkenntnis." (n. 380.) "Aber würden sie nicht die Tendenz haben, im Interesse der Arbeiter ungerecht harte Urteile zu fällen? - Nein, ich glaube nicht."
5. Falsches Maß und Gewicht usw. Die Arbeiter verlangen wöchentEche statt vierzehntägiger Zahlung, Maß nach Gewicht statt nach Kubikraum der Kufen, Schutz gegen die Anwendung falschen Gewichts usw.
(n. 1071.) "Wenn die Kufen fraudulent vergrößert werden, so kann ein Mann ja die Mine verlassen nach 14tägiger Kündigung? - Aber, wenn er zu einem andern Platz geht, findet er dasselbe." (n. 1072.) "Aber er kann den Platz doch verlassen, wo das Unrecht verübt wird? - Es ist allgemein herrschend." (n. 1073.) "Aber der Mann kann seinen jedesmaligen Platz nach 14tägiger Kündigung verlassen? - Ja."
Streusand drauf! 6. Mineninspektion. Die Arbeiter leiden nicht nur von den Zufällen durch explodierende Gase. --#

1*) Untersuchungen des Totenbescheuers
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(n. 234 sqq.) "Wir haben uns ebensosehr zu beklagen über die schlechte Ventilation der Kohlengruben, so daß die Leute kaum darin atmen können, sie werden dadurch zu jeder Art Beschäftigung unfähig. So hat z.B. grade jetzt in dem Teil der Mine, wo ich arbeite, die Pestluft viele Leute für Wochen aufs Krankenbett geworfen. Die Hauptgänge sind meist luftig genug, aber Grade nicht die Plätze, worin wir arbeiten. Sendet ein Mann Klage über Ventilation an den Inspektor, so wird er entlassen und ist ein 'gezeichneter' Mann, der auch sonstwo keine Beschäftigung findet. Der 'Mining inspecting Act' von 1860 ist ein reiner Papierlappen. Der Inspektor, und ihre Zahl ist viel zu klein, macht vielleicht in 7 Jahren einmal eine formelle Visite. Unser Inspektor ist ein ganz unfähiger, siebzigjähriger Mann, der mehr als 130 Kohlenbergwerken vorsteht. Neben mehr Inspektoren brauchen wir Subinspektoren." (n. 280.) "Soll dann die Regierung solch eine Armee von Inspektoren halten, daß sie alles, was Ihr verlangt ohne Information der Arbeiter selbst tun können? - Das ist unmöglich, aber sie sollen sich die Information in den Minen selbst holen kommen." (n. 285.) "Glaubt Ihr nicht, daß die Wirkung sein würde, die Verantwortlichkeit (!) für die Ventilation usw. von dem Minenbesitzer auf die Regierungsbeamten zu wälzen? - Keineswegs; es muß ihr Geschäft sein, die Befolgung der bereits bestehenden Gesetze zu erzwingen." (n. 294.) "Wenn Ihr von Subinspektoren sprecht, meint Ihr Leute mit weniger Gehalt und von niedrigem Charakter als die gegenwärtigen Inspektoren? - Ich wünsche sie keineswegs niedriger, wenn Ihr sie besser haben könnt." (n. 295.) "Wollt Ihr mehr Inspektoren oder eine niedrigere Klasse von Leuten als die Inspektoren? - Wir brauchen Leute, die sich in den Minen selbst umtummeln, Leute, die keine Angst für die eigne Haut haben." (n. 297.) "Wenn man Euren Wunsch nach Inspektoren von einer schlechtren Sorte erfüllte, würde ihr Mangel an Geschick nicht Gefahren erzeugen usw.? - Nein; es ist Sache der Regierung, pusende Subjekte anzustellen."
Diese Art Examination wird endlich selbst dem Präsidenten des Untersuchungskomitees zu toll.
"Ihr wollt", fahrt er dazwischen, "praktische Leute, die sich in den Minen selbst umsehn und an den Inspektor berichten, der dann seine höhere Wissenschaft verwenden kann." (n. 531.) "Würde die Ventilation aller dieser alten Werke nicht viel Kosten verursachen? - Ja, Unkosten möchten erwachsen, aber Menschenleben würden beschützt."
(n. 581.) Ein Kohlenarbeiter protestiert gegen die 17. Sektion des Akts von 1860:
"Gegenwärtig, wenn der Mineninspektor irgendeinen Teil der Mine in nicht bearbeitsfähigem Zustand findet, muß er es an den Minenbesitzer und den Minister des Innern berichten. Danach hat der Minenbesitzer 20 Tage Bedenkzeit; am Ende der 20 Tage kann er jede Veränderung verweigern. Tut er das aber, so hat er an den Minister des Innern zu schreiben und ihm 5 Bergwerksingenieure vorzuschlagen, worunter der Minister die Schiedsrichter erwählen muß. Wir behaupten, daß in diesem Fall der Minenbesitzer virtuell seine eignen Richter ernennt."
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(n. 586.) Der Bourgeoisexaminator, selbst Minenbesitzer:
"Dies ist ein rein spekulativer Einwand." (n. 588.) "Ihr habt also sehr geringe Ansicht von der Redlichkeit der Bergwerksingenieure? - Ich sage, es ist sehr unbillig und ungerecht." (n. 589.) "Besitzen Bergwerksingenieure nicht eine Art von öffentlichem Charakter, der ihre Entscheidungen über die von Euch befürchtete Parteilichkeit erhebt? - Ich verweigre, Fragen über den persönlichen Charakter dieser Leute zu beantworten. Ich bin überzeugt, daß sie in vielen Fällen sehr parteiisch handeln und daß diese Macht ihnen genommen werden sollte, wo Menschenleben auf dem Spiel stehn."
Derselbe Bourgeois hat die Unverschämtheit, zu fragen:
"Glaubt Ihr nicht, daß auch die Minenbesitzer Verluste bei den Explosionen haben?"
Endlich (n. 1042):
"Könnt Ihr Arbeiter Eure eignen Interessen nicht selbst wahrnehmen, ohne die Hilfe der Regierung anzurufen? - Nein."
Im Jahre 1865 gab es 3217 Kohlenbergwerke in Großbritannien und 12 Inspektoren. Ein Minenbesitzer von Yorkshire ("Times", 26. Januar 1867) berechnet selbst, daß abgesehn von ihren rein bürokratischen Geschäften, die ihre ganze Zeit absorbieren, jede Mine nur einmal in 10 Jahren besichtigt werden könnte. Kein Wunder, daß die Katastrophen in den letzten Jahren (namentlich auch 1866 und 1867) progressiv in Anzahl und Umfang (manchmal mit einem Opfer von 20-300 Arbeitern) zugenommen haben. Dies sind die Schönheiten der "freien" kapitalistischen Produktion! Jedenfalls ist der Akt von 1872, so mangelhaft er ist, der erste, der die Arbeitsstunden der in Bergwerken beschäftigten Kinder regelt und die Exploiteure und Grubenbesitzer in gewissem Maß für sogenannte Unfälle verantwortlich macht. Die königliche Kommission von 1867 zur Untersuchung der Beschäftigung von Kindern, jugendlichen Personen und Weibern in der Agrikultur hat einige sehr wichtige Berichte veröffentlicht. Es sind verschiedne Versuche gemacht worden, die Prinzipien der Fabrikgesetzgebung, in modifizierter Form, auf die Agrikultur anzuwenden, aber bis jetzt schlugen sie alle total fehl. Worauf ich hier aber aufmerksam zu machen habe, ist das Bestehn einer unwiderstehlichen Tendenz zur allgemeinen Anwendung dieser Prinzipien. Wenn die Verallgemeinerung der Fabrikgesetzgebung als physisches und geistiges Schutzmittel der Arbeiterklasse unvermeidlich geworden ist, verallgemeinert und beschleunigt sie andrerseits, wie bereits angedeutet, die Verwandlung zerstreuter Arbeitsprozesse auf Zwergmaßstab in kombinierte
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Arbeitsprozesse auf großer, gesellschaftlicher Stufenleiter, also die Konzentration des Kapitals und die Alleinherrschaft des Fabrikregimes. Sie zerstört alle altertümlichen und Übergangsformen, wohinter sich die Herrschaft des Kapitals noch teilweise versteckt, und ersetzt sie durch seine direkte, unverhüllte Herrschaft. Sie verallgemeinert damit auch den direkten Kampf gegen diese Herrschaft. Während sie in den individuellen Werkstätten Gleichförmigkeit, Regelmäßigkeit, Ordnung und Ökonomie erzwingt, vermehrt sie durch den ungeheuren Sporn, den Schranke und Regel des Arbeitstags der Technik aufdrücken, die Anarchie und Katastrophen der kapitalistischen Produktion im großen und ganzen, die Intensität der Arbeit und die Konkurrenz der Maschinerie mit dem Arbeiter. Mit den Sphären des Kleinbetriebs und der Hausarbeit vernichtet sie die letzten Zufluchtsstätten der "Überzähligen" und damit das bisherige Sicherheitsventil des ganzen Gesellschaftsmechanismus. Mit den materiellen Bedingungen und der gesellschaftlichen Kombination des Produktionsprozesses reift sie die Widersprüche und Antagonismen seiner kapitalistischen Form, daher gleichzeitig die Bildungselemente einer neuen und die Umwälzungsmomente der alten Gesellschaft. 322)
322) Robert Owen, der Vater der Kooperativfabriken undboutiquen, der jedoch, wie er bemerkt, die Illusionen seiner Nachtreter über die Tragweite dieser isolierten Umwandlungselemente keineswegs teilte, ging nicht nur tatsächlich in seinen Versuchen vom Fabriksystem aus, sondern erklärte es auch theoretisch für den Ausgangspunkt der sozialen Revolution. Herr Vissering, Professor der politischen Ökonomie an der Universität zu Leyden, scheint so etwas zu ahnen, wenn er in seinem "Handboek van Praktische Staathuishoudkunde", 1860-1862, welches die Plattheiten der Vulgärakonomie in entsprechendster Form vorträgt, für Handwerksbetrieb gegen große Industrie eifert. - {Zur 4. Aufl. Der "neue juristische Rattenkönig" (S. 264 1*)), den die englische Gesetzgebung vermittelst der einander widersprechenden Factory Acts, Factory Acts Extension Act und Workshops' Act ins Leben gerufen, wurde endlich unerträglich, und so kam im Factory and Workshop Act 1878 eine Kodifikation der ganzen betreffenden Gesetzgebung zustande. Eine ausführliche Kritik dieses jetzt gültigen Industriekodex Englands kann hier natürlich nicht gegeben werden. Daher mögen folgende Notizen genügen: Dei Akt umfaßt 1. Textilfabriken. Eher bleibt so ziemlich alles beim alten: erlaubte Arbeitszeit für Kinder über 10 Jahren: 5 1/2, Stunden täglich, oder aber 6 Stunden, und dann den Samstag frei; junge Personen und Frauen: 10 Stunden an fünf Tagen, höchstens 6 1/2 am Samstag. - 2. Nicht-Textilfabriken. Hier sind die Bestimmungen denen von Nr. 1 mehr angenähert als früher, aber noch immer bestehn manche, den Kapitalisten günstige Ausnahmen, die in manchen Fällen durch Spezial
1*) Siehe vorl. Band, S. 318
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10. Große Industrie und Agrikultur

Die Revolution, welche die große Industrie im Ackerbau und den sozialen Verhältnissen seiner Produktionsagenten hervorruft, kann erst später dargestellt werden. Hier genügt kurze Andeutung einiger vorweggenommenen Resultate. Wenn der Gebrauch der Maschinerie im Ackerbau großenteils frei ist von den physischen Nachteilen, die sie dem Fabrikarbeiter zufügt 323), wirkt sie hier noch intensiver und ohne Gegenstoß auf die "Überzähligmachung" der Arbeiter, wie man später im Detail sehn wird. In den Grafschaften Cambridge und Suffolk z. B. hat sich das Areal des bebauten Landes seit den letzten zwanzig Jahren sehr ausgedehnt, während die Landbevölkerung in derselben Periode nicht nur relativ, sondern absolut abnahm. In den Vereinigten Staaten von Nordamerika ersetzten Agrikultur-Maschinen einstweilen nur virtuell Arbeiter, d.h., sie erlauben dem Produzenten Bebauung einer größren Fläche, verjagen aber nicht wirklich
erlaubnis des Ministers des Innern noch ausdehnbar sind. - 3. Workshops, definiert ungefähr wie im frühern Akt; soweit Kinder, jugendliche Arbeiter oder Frauen darin beschäftigt sind Workshops den nicht-textilen Fabriken so ziemlich gleichgestellt, doch wieder mit Erleichterungen im einzelnen. - 4. Workshops, in denen keine Kinder oder jugendliche Arbeiter, sondern nur Personen beiderlei Geschlechts über 18 Jahren beschäftigt werden; für diese Kategorie gelten noch weitre Erleichterungen. - 5. Domestic Workshops, wo nur Familienglieder in der Familienwohnung beschäftigt werden; noch elastischere Bestimmungen und gleichzeitig die Beschränkung, daß der Inspektor ohne besondre ministerielle oder richterliche Erlaubnis nur solche Räume betreten darf, die nicht zugleich als Wohnräume benutzt werden, und endlich die unbedingte Freigebung von Strohflechterei, Spitzenklappelei und Handschuhmacherei innerhalb der Familie. Bei allen Mängeln ist der Akt immer noch, neben dem schweizerischen Bundesfabrikgesetz vom 23. März 1877, weitaus das beste Gesetz über den Gegenstand. Eine Vergleichung desselben mit dem erwähnten schweizerischen Bundesgesetz ist von besondrem Interesse, weil sie die Vorzüge wie die Nachteile der beiden gesetzgeberischen Methoden - der englischen, "historischen", von Fall zu Fall eingreifenden, und der kontinentalen, auf den Traditionen der französischen Revolution aufgebauten, mehr generalisierenden Methode - sehr anschaulich macht. Leider ist der englische Kodex in seiner Anwendung auf Workshops großenteils noch immer toter Buchstabe - wegen unzureichendem Inspektionspersonal. - F. E.} 323) Ausführliche Darstellung der im englischen Ackerbau angewandten Maschinerie findet man in "Die landwirthschaftlichen Geräthe und Maschinen Englands" von Dr. W. Hamm. 2.Aufl., 1856. In seiner Skizze über den Entwicklungsgang der englischen Agrikultur folgt Herr Hamm zu kritiklos dem Herrn Leonce de Lavergne. {Zur 4. Aufl. - Jetzt natürlich veraltet. - F.E.}
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beschäftigte Arbeiter. In England und Wales betrug 1861 die Zahl der in der Fabrikation von Ackerbau-Maschinen beteiligten Personen 1034, während die Zahl der an Dampf- und Arbeitsmaschinen beschäftigten Agrikulturarbeiter nur 1205 betrug. In der Sphäre der Agrikultur wirkt die große Industrie insofern am revolutionärsten, als sie das Bollwerk der alten Gesellschaft vernichtet, den "Bauer", und ihm den Lohnarbeiter unterschiebt. Die sozialen Umwälzungsbedürfnisse und Gegensätze des Landes werden so mit denen der Stadt ausgeglichen. An die Stelle des gewohnheitsfaulsten und irrationellsten Betriebs tritt bewußte, technologische Anwendung der Wissenschaft. Die Zerreißung des ursprünglichen Familienbandes von Agrikultur und Manufaktur, welches die kindlich unentwickelte Gestalt beider umschlang, wird durch die kapitalistische Produktionsweise vollendet. Sie schafft aber zugleich die materiellen Voraussetzungen einer neuen, höheren Synthese, des Vereins von Agrikultur und Industrie, auf Grundlage ihrer gegensätzlich ausgearbeiteten Gestalten. Mit dem stets wachsenden Übergewicht der städtischen Bevölkerung, die sie in großen Zentren zusammenhäuft, häuft die kapitalistische Produktion einerseits die geschichtliche Bewegungskraft der Gesellschaft, stört sie andrerseits den Stoffwechsel zwischen Mensch und Erde, d.h. die Rückkehr der vom Menschen in der Form von Nahrungs- und Kleidungsmitteln vernutzten Bodenbestandteile zum Boden, also die ewige Naturbedingung dauernder Bodenfruchtbarkeit. Sie zerstört damit zugleich die physische Gesundheit der Stadtarbeiter und das geistige Leben der Landarbeiter. 324) Aber sie zwingt zugleich durch die Zerstörung der bloß naturwüchsig entstandnen Umstände jenes Stoffwechsels, ihn systematisch als regelndes Gesetz der gesellschaftlichen Produktion und in einer der vollen menschlichen Entwicklung adäquaten Form herzustellen. In der Agrikultur wie in der Manufaktur erscheint die kapitalistische Umwandlung des Produktionsprozesses zugleich als Martyrologie der Produzenten, das Arbeitsmittel als Unterjochungsmittel, Exploitationsmittel und Verarmungsmittel des Arbeiters, die gesellschaftliche Kombination der Arbeitsprozesse als organisierte Unterdrückung seiner
334) "Ihr teilt das Volk in zwei feindliche Lager, plumpe Bauern und verweichlichte Zwerge. Lieber Himmel! Eine Nation, zerspalten in landwirtschaftliche und Handelsinteressen, nennt sich gesund, ja hält sich für aufgeklärt und zivilisiert, nicht nur trotz, sondern gerade zufolge dieser ungeheuerlichen und unnatürlichen Trennung." (David Urquhart, l.c.p. 119.) Diese Stelle zeigt zugleich die Stärke und die Schwäche einer Art von Kritik, welche die Gegenwart zu be- und verurteilen, aber nicht zu begreifen weiß.
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individuellen Lebendigkeit, Freiheit und Selbständigkeit. Die Zerstreuung der Landarbeiter über größre Flächen bricht zugleich ihre Widerstandskraft, während Konzentration die der städtischen Arbeiter steigert. Wie in der städtischen Industrie wird in der modernen Agrikultur die gesteigerte Produktivkraft und größre Flüssigmachung der Arbeit erkauft durch Verwüstung und Versiechung der Arbeitskraft selbst. Und jeder Fortschritt der kapitalistischen Agrikultur ist nicht nur ein Fortschritt in der Kunst, den Arbeiter, sondern zugleich in der Kunst, den Boden zu berauben, jeder Fortschritt in Steigerung seiner Fruchtbarkeit für eine gegebne Zeitfrist zugleich ein Fortschritt im Ruin der dauernden Quellen dieser Fruchtbarkeit. Je mehr ein Land, wie die Vereinigten Staaten von Nordamerika z.B., von der großen Industrie als dem Hintergrund seiner Entwicklung ausgeht, desto rascher dieser Zerstörungsprozeß. 325) Die kapitalistische Produktion
325) Vgl. Liebig, "Die Chemie in ihrer Anwendung auf Agrikultur und Physiologie", 7. Auflage, 1862, namentlich auch im Ersten Band die "Einleitung in die Naturgesetze des Feldbaus". Die Entwicklung der negativen Seite der modernen Agrikultur, vom naturwissenschaftlichen Standpunkt, ist eins der unsterblichen Verdienste Liebigs. Auch seine historischen Apercus über die Geschichte der Agrikultur, obgleich nicht ohne grobe Irrtümer, enthalten Lichtblicke. Zu bedauern bleibt, daß er aufs Gratewohl Äußerungen wagt, wie folgende: "Durch eine weiter getriebne Pulverisierung und häufigeres Pflügen wird der Luftwechsel im Innern poröser Erdteile befördert, und die Oberfläche der Erdteile, auf welche die Luft einwirken soll, vergrößert und erneuert aber es ist leicht verständlich, daß die Mehrbeträge des Feldes nicht proportionell der auf das Feld verwandten Arbeit sein können, sondern daß sie in einem weit kleineren Verhältnis steigen." "Dieses Gesetz", fügt Liebig hinzu, "ist von J. St. Mill zuerst in seinen 'Princ. of Pol. Econ.', v.I,p. 17, in folgender Weise ausgesprochen: 'Daß der Ertrag des Bodens caeteris paribus in einem abnehmenden Verhältnis wächst im Vergleich zum Anwachsen der Zahl der beschäftigten Arbeiter" (Herr Mill wiederholt sogar das Ricardosche Schulgesetz in falscher Formel, denn da the decrrase of the labourers employed", die Abnahme der angewandten Arbeiter, in England beständig Schritt hielt mit dem Fortschritt der Agrikultur, fände das für und in England erfundne Gesetz wenigstens in England keine Anwendung), "'ist das allgemeine Gesetz der Landwirtschaft', merkwürdig genug, da ihm dessen Grund unbekannt war." (Liebig, l.c., Bd. I. p. 143 u. Note.) Abgesehn von irriger Deutung des Wortes "Arbeit", worunter Lebig etwas andres versteht als die politische Ökonomie, ist es jedenfalls "merkwürdig genug", daß er Herrn J. St. Mill zum ersten Verkünder einer Theorie macht, die James Anderson zur Zeit A. Smiths zuerst veröffentlichte und in verschiedenen Schriften bis in den Anfang des 19. Jahrhunderts hinein wiederholte, die Malthus, überhaupt ein Meister des Plagiats (seine ganze Bevölkerungstheorie ist ein schamloses Plagiat), sich 1815 annexierte, die West zur selben Zeit und unabhängig von Anderson
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entwickelt daher nur die Technik und Kombination des gesellschaftlichen Produktionsprozeues, indem sie zugleich die Springquellen alles Reichtums untergräbt: die Erde und den Arbeiter.
entwickelte, die Ricardo 1817 in Zusammenhang mit der allgemeinen Werttheorie brachte und die von da an unter dem Namen Ricardos die Runde der Welt gemacht hat, die 1820 von James Mill (dem Vater J. St. Mills) vulgarisiert und endlich u.a. auch von Herrn J. St. Mill als bereits Gemeinplatz gewordnes Schuldogma wiederholt wird. Es ist unleugbar, daß J. St. Mill seine jedenfalls "merkwürdige" Autorität fast nur ähnlichen Quiproquo verdankt.
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Fünfter Abschnitt
Die Produktion des absoluten und relativen Mehrwerts

VIERZEHNTES KAPITEL

Absoluter und relativer Mehrwert

Der Arbeitsprozeß wurde (sieh fünftes Kapitel) zunächst abstrakt trachtet, unabhängig von seinen geschichtlichen Formen, als Prozeß zwischen Mensch und Natur. Es hieß dort: Betrachtet man den ganzen Arbeitsprozeß vom Standpunkt seines Resultats, so erscheinen beide, Arbeitsmittel und Arbeitsgegenstand, als Produktionsmittel und die Arbeit selbst als produktive Arbeit." Und in Note 7 wurde ergänzt: Diese Bestimmung produktiver Arbeit, wie sie sich vom Standpunkt des einfachen Arbeitsprozesses ergibt, reicht keineswegs hin für den kapitalistischen Produktionsprozeß." Dies ist hier weiter zu entwickeln. Soweit der Arbeitsprozeß ein rein individueller, vereinigt derselbe Arbeiter alle Funktionen, die sich später trennen. In der individuellen Aneignung von Naturgegenständen zu seinen Lebenszwecken kontrolliert er sich selbst. Später wird er kontrolliert. Der einzelne Mensch kann nicht auf die Natur wirken ohne Betätigung seiner eignen Muskeln unter Kontrolle seines eignen Hirns. Wie im Natursystem Kopf und Hand zusammengehören, vereint der Arbeitsprozeß Kopfarbeit und Handarbeit. Später scheiden sie sich bis zum feindlichen Gegensatz. Das Produkt verwandelt sich überhaupt aus dem unmittelbaren Produkt des individuellen Produzenten in ein gesellschaftliches, in das gemeinsame Produkt eines Gesamtarbeiters, d.h. eines kombinierten Arbeitspersonals, dessen Glieder der Handhabung des Arbeitsgegenstandes näher oder ferner stehn. Mit dem kooperativen Charakter des Arbeitsprozesses selbst erweitert sich daher notwendig der Begriff der produktiven Arbeit und ihres Trägers, des produktiven Arbeiters. Um produktiv zu arbeiten, ist es nun nicht mehr nötig, selbst Hand anzulegen; es genügt, Organ des Gesamtarbeiters zu sein, irgendeine seiner Unterfunktionen zu vollziehn. Die obige ursprüngliche Bestimmung der produktiven
#532# V. Abschnitt - Die Produktion des abs. und rel. Mehrwerts --

Arbeit, aus der Natur der materiellen Produktion selbst abgeleitet, bleibt immer wahr für den Gesamtarbeiter, als Gesamtheit betrachtet. Aber sie gilt nicht mehr für jedes seiner Glieder, einzeln genommen. Andrerseits aber verengt sich der Begriff der produktiven Arbeit. Die kapitalistische Produktion ist nicht nur Produktion von Ware, sie ist wesentlich Produktion von Mehrwert. Der Arbeiter produziert nicht für sich, sondern für das Kapital. Es genügt daher nicht länger, daß er überhaupt produziert. Er muß Mehrwert produzieren. Nur der Arbeiter ist produktiv, der Mehrwert für den Kapitalisten produziert oder zur Selbstverwertung des Kapitals dient. Steht es frei, ein Beispiel außerhalb der Sphäre der materiellen Produktion zu wählen, so ist ein Schulmeister produktiver Arbeiter, wenn er nicht nur Kinderköpfe bearbeitet, sondern sich selbst abarbeitet zur Bereicherung des Unternehmers. Daß letztrer sein Kapital in einer Lehrfabrik angelegt hat, statt in einer Wurstfabrik, ändert nichts an dem Verhältnis. Der Begriff des produktiven Arbeiters schließt daher keineswegs bloß ein Verhältnis zwischen Tätigkeit und Nutzeffekt, zwischen Arbeiter und Arbeitsprodukt ein, sondern auch ein spezifisch gesellschaftliches, geschichtlich entstandnes Produktionsverhältnis, welches den Arbeiter zum unmittelbaren Verwertungsmittel des Kapitals stempelt. Produktiver Arbeiter zu sein ist daher kein Glück, sondern ein Pech. Im Vierten Buch dieser Schrift, welches die Geschichte der Theorie behandelt, wird man näher sehn, daß die klassische politische Ökonomie von jeher die Produktion von Mehrwert zum entscheidenden Charakter des produktiven Arbeiters machte. Mit ihrer Auffassung von der Natur des Mehrwerts wechselt daher ihre Definition des produktiven Arbeiters. So erklären die Physiokraten, nur die Ackerbauarbeit sei produktiv, weil sie allein einen Mehrwert liefre. Für die Physiokraten existiert Mehrwert aber ausschließlich in der Form der Grundrente. Die Verlängrung des Arbeitstags über den Punkt hinaus, wo der Arbeiter nur ein Äquivalent für den Wert seiner Arbeitskraft produziert hätte, und die Aneignung dieser Mehrarbeit durch das Kapital - das ist die Produktion des absoluten Mehrwerts. Sie bildet die allgemeine Grundlage des kapitalistischen Systems und den Ausgangspunkt der Produktion des relativen Mehrwerts. Bei dieser ist der Arbeitstag von vornherein in zwei Stücke geteilt: notwendige Arbeit und Mehrarbeit. Um die Mehrarbeit zu verlängern, wird die notwendige Arbeit verkürzt durch Methoden, vermittelst deren das Äquivalent des Arbeitslohns in weniger Zeit produziert wird. Die Produktion des absoluten Mehrwerts dreht sich nur um die Länge des Arbeitstags; die Produktion des relativen Mehrwerts revolutioniert durch
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und durch die technischen Prozesse der Arbeit und die gesellschaftlichen Gruppierungen. Sie unterstellt also eine spezifisch kapitalistische Produktionsweise, die mit ihren Methoden, Mitteln und Bedingungen selbst erst auf Grundlage der formellen Subsumtion der Arbeit unter das Kapital naturwüchsig entsteht und ausgebildet wird. An die Stelle der formellen tritt die reelle Subsumtion der Arbeit unter das Kapital. Es genügt bloßer Hinweis auf Zwitterformen, worin die Mehrarbeit weder durch direkten Zwang dem Produzenten ausgepumpt wird, noch auch dessen formelle Unterordnung unter das Kapital eingetreten ist. Das Kapital hat sich hier noch nicht unmittelbar des Arbeitsprozesses bemächtigt. Neben die selbständigen Produzenten, die in überlieferter, urväterlicher Betriebsweise handwerkern oder ackerbauen, tritt der Wucherer oder Kaufmann, das Wucherkapital oder das Handelskapital, das sie parasitenmäßig aussaugt. Vorherrschaft dieser Exploitationsform in einer Gesell schaft schließt die kapitalistische Produktionsweise aus, zu der sie andrerseits, wie im spätren Mittelalter, den Übergang bilden kann. Endlich, wie das Beispiel der modernen Hausarbeit zeigt, werden gewisse Zwitterformen auf dem Hintergrund der großen Industrie stellenweis reproduziert, wenn auch mit gänzlich veränderter Physiognomie. Wenn zur Produktion des absoluten Mehrwerts die bloß formelle Subsumtion der Arbeit unter das Kapital genügt, z.B. daß Handwerker, die früher für sich selbst oder auch als Gesellen eines Zunftmeisters arbeiteten, nun als Lohnarbeiter unter die direkte Kontrolle des Kapitalisten treten, zeigte sich andererseits, wie die Methoden zur Produktion des relativen Mehrwerts zugleich Methoden zur Produktion des absoluten Mehrwerts sind. Ja, die maßlose Verlängrung des Arbeitstags stellte sich als eigenstes Produkt der großen Industrie dar. Überhaupt hört die spezifisch kapitalistische Produktionsweise auf, bloßes Mittel zur Produktion des relativen Mehrwerts zu sein, sobald sie sich eines ganzen Produktionszweigs, und noch mehr, sobald sie sich aller entscheidenden Produktionszweige bemächtigt hat. Sie wird jetzt allgemeine, gesellschaftlich herrschende Form des Produktionsprozesses. Als besondre Methode zur Produktion des relativen Mehrwerts wirkt sie nur noch, erstens soweit sie dem Kapital bisher nur formell untergeordnete Industrien ergreift, also in ihrer Propaganda. Zweitens, soweit ihr bereits anheimgefallne Industrien fortwährend revolutioniert werden durch Wechsel der Produktionsmethoden. Von gewissem Gesichtspunkt scheint der Unterschied zwischen absolutem und relativem Mehrwert überhaupt illusorisch. Der relative Mehrwert
#534# V. Abschnitt - Die Produktion des abs. und rel. Mehrwerts --

ist absolut, denn er bedingt absolute Verlängrung des Arbeitstags über die zur Existenz des Arbeiters selbst notwendige Arbeitszeit. Der absolute Mehrwert ist relativ, denn er bedingt eine Entwicklung der Arbeitsproduktivität, welche erlaubt, die notwendige Arbeitszeit auf einen Teil des Arbeitstags zu beschränken. Faßt man aber die Bewegung des Mehrwerts ins Auge, so verschwindet dieser Schein der Einerleiheit. Sobald die kapitalistische Produktionsweise einmal hergestellt und allgemeine Produktionsweise geworden, macht sich der Unterschied zwischen absolutem und relativem Mehrwert fühlbar, sobald es gilt, die Rate des Mehrwerts überhaupt zu steigern. Vorausgesetzt, die Arbeitskraft werde zu ihrem Wert bezahlt, stehn wir dann vor dieser Alternative: Die Produktivkraft der Arbeit und ihren Normalgrad von Intensität gegeben, ist die Rate des Mehrwerts nur erhöhbar durch absolute Verlängrung des Arbeitstags; andrerseits, bei gegebner Grenze des Arbeitstags, ist die Rate des Mehrwerts nur erhöhbar durch relativen Größenwechsel seiner Bestandteile, der notwendigen Arbeit und der Mehrarbeit, was seinerseits, soll der Lohn nicht unter den Wert der Arbeitskraft sinken, Wechsel in der Produktivität oder Intensität der Arbeit voraussetzt. Braucht der Arbeiter alle seine Zeit, um die zur Erhaltung seiner selbst und seiner Race nötigen Lebensmittel zu produzieren, so bleibt ihm keine Zeit, um unentgeltlich für dritte Personen zu arbeiten. Ohne einen gewissen Produktivitätsgrad der Arbeit keine solche disponible Zeit für den Arbeiter, ohne solche überschüssige Zeit keine Mehrarbeit und daher keine Kapitalisten, aber auch keine Sklavenhalter, keine Feudalbarone, in einem Wort keine Großbesitzerklasse. 1) So kann von einer Naturbasis des Mehrwerts gesprochen werden, aber nur in dem ganz allgemeinen Sinn, daß kein absolutes Naturhindernis den einen abhält, die zu seiner eignen Existenz nötige Arbeit von sich selbst ab- und einem andern aufzuwälzen, z.B. ebensowenig wie absolute Naturhindernisse die einen abhalten, das Fleisch der andern als Nahrung zu verwenden. 1a) Es sind durchaus nicht, wie es hier und da geschehn, mystische Vorstellungen mit dieser naturwüchsigen Produktivität der Arbeit zu verbinden. Nur sobald die Menschen sich aus ihren ersten Tierzuständen her -
1) "Das bloße Vorhandensein der zu Kapitalisten gewordenen Meister als besondere Klasse hängt ab von der Produktivität der Arbeit." (Ramsay, l.c.p. 206.) "Wenn die Arbeit jedes Mannes nur genügen würde, seine eigne Nahrung zu produzieren, könnte es kein Eigentum geben." (Ravenstone, l.c.p. 14.) 1a) Nach einer kürzlich gemachten Berechnung leben allein in den bereits erforschten Erdgegenden mindestens noch vier Millionen Kannibalen.
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ausgearbeitet, ihre Arbeit selbst also schon in gewissem Grad vergesellschaftet ist, treten Verhältnisse ein, worin die Mehrarbeit des einen zur Existenzbedingung des andern wird. In den Kulturanfängen sind die erworbnen Produktivkräfte der Arbeit gering, aber so sind die Bedürfnisse, die sich mit und an den Mitteln ihrer Befriedigung entwickeln. Ferner ist in jenen Anfängen die Proportion der Gesellschaftstelle, die von fremder Arbeit leben, verschwindend klein gegen die Masse der unmittelbaren Produzenten. Mit dem Fortschritt der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit wächst diese Proportion absolut und relativ. 2) Das Kapitalverhältnis entspringt übrigens auf einem ökonomischen Boden, der das Produkt eines langen Entwicklungsprozesses ist. Die vorhandne Produktivität der Arbeit, wovon es als Grundlage ausgeht, ist nicht Gabe der Natur, sondern einer Geschichte, die Tausende von Jahrhunderten umfaßt. Von der mehr oder minder entwickelten Gestalt der gesellschaftlichen Produktion abgesehn, bleibt die Produktivität der Arbeit an Naturbedingungen gebunden. Sie sind alle rückführhar auf die Natur des Menschen selbst, wie Race usw., und die ihn umgebende Natur. Die äußeren Naturbedingungen zerfallen ökonomisch in zwei große Klassen, natürlichen Reichtum an Lebensmitteln, also Bodenfruchtbarkeit, fischreiche Gewässer usw., und natürlichen Reichtum an Arbeitsmitteln, wie lebendige Wassergefälle, schiffbare Flüsse, Holz, Metalle, Kohle usw. In den Kulturanfängen gibt die erstere, auf höherer Entwicklungsstufe die zweite Art des natürlichen Reichtums den Ausschlag. Man vergleiche z.B. England mit Indien oder, in der antiken Welt, Athen und Korinth mit den Uferländern des Schwarzen Meeres. Je geringer die Zahl der absolut zu befriedigenden Naturbedürfnisse und je größer die natürliche Bodenfruchtbarkeit und Gunst des Klimas, desto geringer die zur Erhaltung und Reproduktion des Produzenten notwendige Arbeitszeit. Desto größer kann also der Überschuß seiner Arbeit für andere über seine Arbeit für sich selbst sein. So bemerkt schon Diodor über die alten Ägypter:
"Es ist ganz unglaublich, wie wenig Mühe und Kosten die Erziehung ihrer Kinder ihnen verursacht. Sie kochen ihnen die nächste beste einfache Speise; auch geben sie ihnen von der Papierstaude den untern Teil zu essen, soweit man ihn im Feuer rösten kann, und die Wurzeln und Stengel der Sumpfgewächse, teils roh, teils gesotten und
2) "Bei den wilden Indianern in Amerika gehört fast alles dem Arbeiter. 99 Teile von hundert sind dem Konto Arbeit zuzuschreiben. In England hat der Arbeiter vielleicht nicht einmal 2/3." ("The Advantages of the East India Trade etc.", p. 72, 73.)
#536# V. Abschnitt - Die Produktion des abs. und rel. Mehrwerts --

gebraten. Die meisten Kinder gehn ohne Schuhe und unbekleidet, da die Luft so mild ist. Daher kostet ein Kind seinen Eltern, bis es erwachsen ist, im ganzen nicht über zwanzig Drachmen. Hieraus ist es hauptsächlich zu erklären, daß in Ägypten die Bevölkerung so zahlreich ist und darum so viele große Werke angelegt werden konnten." 3)
Indes sind die großen Bauwerke des alten Ägyptens dem Umfang seiner Bevölkerung weniger geschuldet, als der großen Proportion, worin sie disponibel war. Wie der individuelle Arbeiter um so mehr Mehrarbeit liefern kann, je geringer seine notwendige Arbeitszeit, so, je geringer der zur Produktion der notwendigen Lebensmittel erheischte Teil der Arbeiterbevölkerung, desto größer ihr für andres Werk disponibler Teil. Die kapitalistische Produktion einmal vorausgesetzt, wird, unter sonst gleichbleibenden Umständen und bei gegebner Länge des Arbeitstags, die Größe der Mehrarbeit mit den Naturbedingungen der Arbeit, namentlich auch der Bodenfruchtbarkeit, variieren. Es folgt aber keineswegs umgekehrt, daß der fruchtbarste Boden der geeignetste zum Wachstum der kapitalistischen Produktionsweise. Sie unterstellt Herrschaft des Menschen über die Natur. Eine zu verschwenderische Natur "hält ihn an ihrer Hand wie ein Kind am Gängelband". Sie macht seine eigne Entwicklung nicht zu einer Naturnotwendigkeit. 4) Nicht das tropische Klima mit seiner überwuchernden Vegetation, sondern die gemäßigte Zone ist das Mutterland des Kapitals. Es ist nicht die absolute Fruchtbarkeit des Bodens, sondern seine Differenzierung, die Mannigfaltigkeit seiner natürlichen Produkte, welche die Naturgrundlage der gesellschaftlichen Teilung der Arbeit bildet und den Menschen durch den Wechsel der Naturumstände, innerhalb deren er haust, zur Vermannigfachung seiner eignen Bedürfnisse, Fähigkeiten,
3) Diodor, l.c.,1.I,c. 80. 4) "Da der erste" (der natürliche Reichtum) "höchst nobel und vorteilhaft ist, macht er das Volk sorglos, stolz und allen Ausschweifungen ergeben; der zweite dagegen erzwingt Sorgfalt, Gelehrsamkeit, Kunstfertigkeit und Staatsklugheit." ("England's Treasure by Foreign Trade. Or the Balance of our Foreign Trade is the Rule of our Treasure. Written by Thomas Mun, of London, Merchant, and now published for the common good by bis son John Mun", Lond. 1669, p. 181, 182.) "Auch kann ich mir für die Gesamtheit eines Volkes keinen schlimmeren Fluch vorstellen, als auf einen Fleck Erde gesetzt zu sein, auf dem die Erzeugung von Subsistenz- und Nahrungsmitteln zum großen Teil selbsttätig erfolgt und das Klima wenig Sorge für Kleidung und Obdach erfordert oder zuläßt... möglich ist allerdings auch ein Extrem nach der andren Seite. Ein Boden, der trotz Arbeit keine Früchte hervorbringen kann, ist ebenso schlecht wie ein Boden, der ohne Arbeit reichlich Produkte erzeugt." ([N. Forster,] "An Inquiry into the Present High Price of Provisions". Lond. 1767, p. 10.)
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Arbeitsmittel und Arbeitsweisen spornt. Die Notwendigkeit, eine Naturkraft gesellschaftlich zu kontrollieren, damit hauszuhalten, sie durch Werke von Menschenhand auf großem Maßstab erst anzueignen oder zu zähmen, spielt die entscheidendste Rolle in der Geschichte der Industrie. So z.B. die Wasserreglung in Ägypten 5), Lombardel, Holland usw. Oder in Indien, Persien usw., wo die Überrieslung durch künstliche Kanäle dem Boden nicht nur das unentbehrliche Wasser, sondern mit dessen Geschlämme zugleich den Mineraldünger von den Bergen zuführt. Das Geheimnis der Industrieblüte von Spanien und Sizilien unter arabischer Herrschaft war die Kanalisation. 6) Die Gunst der Naturbedingungen liefert immer nur die Möglichkeit, niemals die Wirklichkeit der Mehrarbeit, also des Mehrwerts oder des Mehrprodukts. Die verschiednen Naturbedingungen der Arbeit bewirken, daß dieselbe Quantität Arbeit in verschiednen Ländern verschiedne Bedürfnismassen befriedigt 7), daß also, unter sonst analogen Umständen, die notwendige Arbeitszeit verschieden ist. Auf die Mehrarbeit wirken sie nur als Naturschranke, d.h. durch die Bestimmung des Punkts, wo die Arbeit für andre beginnen kann. In demselben Maß, worin die Industrie vortritt, weicht diese Naturschranke zurück. Mitten in der westeuropäischen Gesellschaft, wo der Arbeiter die Erlaubnis, für seine eigne Existenz zu arbeiten,
5) "Die Notwendigkeit, die Perioden der Nilbewegung zu berechnen, schuf die ägyptische Astronomie und mit ihr die Herrschaft der Priesterkaste als Leiterin der Agrikultur. Die Sonnenwende ist der Zeitpunkt des Jahres, an dem das Steigen des Nils beginnt und den daher die Ägypter mit der größten Sorgfalt beobachten mußten... Es war dieses Äquinoktialjahr, das sie festsetzen mußten, um sich in ihren agrikolen Operationen danach zu richten. Sie mußten daher am Himmel ein sichtbares Zeichen seiner Wiederkehr suchen." (Cuvier, "Discours sur les révolutions du globe", séd. Hoefer, Paris 1863, p. 141.) 6) Eine der materiellen Grundlagen der Staatsmacht über die zusammenhangslosen kleinen Produktionsorganismen Indiens war Reglung der Wasserzufuhr. Die muhammedanischen Herrscher Indiens verstanden dies besser als ihre englischen Nachfolger. Wir erinnern nur an die Hungersnot von 1866, die mehr als einer Million Hindus in dem Distrikt von Orissa, Präsidentschaft Bengalen, das Leben kostete. 7) "Es gibt keine zwei Länder die eine gleiche Zahl der notwendigen Lebensmittel in gleicher Fülle und mit gleichem Aufwand an Arbeit liefern. Die Bedürfnisse der Menschen wachsen oder vermindern sich mit der Strenge oder Milde des Klimas, in dem sie leben, und folglich kann das verhältnismäßige Ausmaß an Erwerbstätigkeit, das die Bewohner der verschiednen Länder notwendigerweise betreiben müssen, nichtgleich sein, noch läßt sich der Grad der Verschiedenheit anders als nach den Hitze- und Kältegraden ermitteln. Man kann daher allgemein schließen, daß die Menge der für
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nur durch Mehrarbeit erkauft, wird sich leicht eingebildet, es sei eine der menschlichen Arbeit eingeborne Qualität, ein Surplusprodukt zu liefern. 8) Man nehme aber z.B. den Einwohner der östlichen Inseln des asiatischen Archlpelagus, wo der Sago wild im Walde wächst.
"Wenn die Einwohner, indem sie ein Loch in den Baum bohren, sich davon überzeugt haben, daß das Mark reif ist, so wird der Stamm umgeschlagen und in mehrere Stücke geteilt, das Mark wird herausgekratzt, mit Wasser gemischt und geseiht, es ist dann vollkommen brauchbares Sagomehl. Ein Baum gibt gemeiniglich 300 Pfund und kann 500 bis 600 Pfund geben. Man geht dort also in den Wald und schneidet sich sein Brot, wie man bei uns sein Brennholz schlägt." 9)
Gesetzt, ein solcher ostasiatischer Brotschneider brauche 12 Arbeitsstunden in der Woche zur Befriedigung aller seiner Bedürfnisse. Was ihm die Gunst der Natur unmittelbar gibt, ist viel Mußezeit. Damit er diese produktiv für sich selbst verwende, ist eine ganze Reihe geschichtlicher Umstände, damit er sie in Mehrarbeit für fremde Personen verausgabe, ist äußrer Zwang erheischt. Würde kapitalistische Produktion eingeführt, so müßte der Brave vielleicht 6 Tage in der Woche arbeiten, um sich selbst das Produkt eines Arbeitstags anzueignen. Die Gunst der Natur erklärt nicht, warum er jetzt 6 Tage in der Woche arbeitet oder warum er 5 Tage Mehrarbeit liefert. Sie erklärt nur, warum seine notwendige Arbeitszeit auf einen Tag in der Woche beschränkt ist. In keinem Fall aber entspränge sein Mehrprodukt aus einer der menschlichen Arbeit eingebornen, okkulten Qualität. Wie die geschichtlich entwickelten, gesellschaftlichen, so erscheinen die naturbedingten Produktivkräfte der Arbeit als Produktivkräfte des Kapitals, dem sie einverleibt wird. -
den Unterhalt einer gewissen Menschenzahl erforderlichen Arbeit in kalten Klimaten am größten, in warmen am geringsten ist; in jenen brauchen die Menschen nicht nur mehr Kleidung, sondern der Boden muß auch besser bebaut werden als in diesen." ("An Essay on the Governing Causes of the Natural Pate of Interest", Lond. 1750, p. 59.) Der Verfasser dieser epochemachenden anonymen Schrift ist J. Massie. Hume nahm daraus seine Zinstheorie. 8) Jede Arbeit muß" (scheint auch zu den droits und devoirs du citoyen 1*) zu gehören) einen Überschuß lassen." (Proudhon) [130] 9) F. Schouw, "Die Erde, die Pflanze und der Mensch", 2. Aufl., Leipzig 1854, p. 148. --#

1*) Rechten und Pflichten des Bürgers
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Ricardo kümmert sich nie um den Ursprung des Mehrwerts. Er behandelt ihn wie eine der kapitalistischen Produktionsweise, der in seinen Augen natürlichen Form der gesellschaftlichen Produktion, inhärente Sache. Wo er von der Produktivität der Arbeit spricht, da sucht er in ihr nicht die Ursache des Daseins von Mehrwert, sondern nur die Ursache, die seine Größe bestimmt. Dagegen hat seine Schule die Produktivkraft der Arbeit laut proklamiert als die Entstehungsursache des Profits (lies: Mehrwerts). Jedenfalls ein Fortschritt gegenüber den Merkantilisten, die ihrerseits den Überschuß des Preises der Produkte über ihre Produktionskosten aus dem Austausch herleiten, aus ihrem Verkauf über ihren Wert. Trotzdem hatte auch Ricardos Schule das Problem bloß umgangen, nicht gelöst. In der Tat hatten diese bürgerlichen Ökonomen den richtigen Instinkt, es sei sehr gefährlich, die brennende Frage nach dem Ursprung des Mehrwerts zu tief zu ergründen. Was aber sagen, wenn ein halbes Jahrhundert nach Ricardo Herr John Stuart Mill würdevoll seine Überlegenheit über die Merkantilisten konstatiert, indem er die faulen Ausflüchte der ersten Verflacher Ricardos schlecht wiederholt? Mill sagt:
"Die Ursache des Profits ist die, daß die Arbeit mehr produziert, als für ihren Unterhalt erforderlich ist."
Soweit nichts als die alte Leier; aber Mill will auch Eignes hinzutun:
"Oder um die Form des Satzes zu variieren: der Grund, weshalb das Kapital einen Profit liefert, ist der, daß Nahrung, Kleider, Rohstoffe und Arbeitsmittel längere Zeit dauern, als zu ihrer Produktion erforderlich ist."
Mill verwechselt hier die Dauer der Arbeitszeit mit der Dauer ihrer Produkte. Nach dieser Ansicht würde ein Bäcker, dessen Produkte nur einen Tag dauern, aus seinen Lohnarbeitern nie denselben Profit ziehen können wie ein Maschinenbauer, dessen Produkte zwanzig Jahre und länger dauern. Allerdings, wenn die Vogelnester nicht längere Zeit vorhielten, als zu ihrem Bau erforderlich, so würden die Vögel sich ohne Nester behelfen müssen. Diese Grundwahrheit einmal festgestellt, stellt Mill seine Überlegenheit über die Merkantilisten fest:
"Wir sehn also, daß der Profit entsteht, nicht aus dem Zwischenfall den Austausche, sondern aus der Produktivkraft der Arbeit; der Gesamtprofit eines Landes ist immer bestimmt durch die Produktivkraft der Arbeit, gleichviel ob Austausch stattfindet oder nicht. Bestände keine Teilung der Beschäftigungen, so gäbe es weder Kauf noch Verkauf, aber immer noch Profit."
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Hier sind also Austausch, Kauf und Verkauf, die allgemeinen Bedingungen der kapitalistischen Produktion, ein purer Zwischenfall, und es gibt immer noch Profit ohne Kauf und Verkauf der Arbeitskraftl Weiter:
"Produziert die Gesamtheit der Arbeiter eines Landes 20% aber ihre Lohnsumme, so werden die Profite 20% sein, was auch immer der Stand der Warenpreise."
Dies ist einerseits eine äußerst gelungne Tautologie, denn wenn Arbeiter einen Mehrwert von 20% für ihre Kapitalisten produzieren, so werden sich die Profite zum Gesamtlohn der Arbeiter verhalten wie 20:100. Andrerseits ist es absolut falsch, daß die Profite "20% sein werden". Sie müssen immer kleiner sein, weil Profite berechnet werden auf die Totalsumme des vorgeschoßnen Kapitals. Der Kapitalist habe z.B. 500 Pfd.St. vorgeschossen, davon 400 Pfd. St. in Produktionsmitteln, 100 Pfd. St. in Arbeitslohn. Die Rate des Mehrwerts sei, wie angenommen, 20%, so wird die Profitrate sein wie 20:500, d.h. 4% und nicht 20%. Folgt eine glänzende Probe, wie Mill die verschiednen geschichtlichen Formen der gesellschaftlichen Produktion behandelt:
"Ich setze überall den gegenwärtigen Stand der Dinge voraus, der bis auf wenige Ausnahmen überall herrscht, d.h. daß der Kapitalist alle Vorschüsse macht, die Bezahlung des Arbeiters einbegriffen."
Seltsame optische Täuschung, überall einen Zustand zu sehn, der bis jetzt nur ausnahmsweise auf dem Erdball herrscht! Doch weiter. Mill ist gut genug, zuzugeben, "es sei nicht eine absolute Notwendigkeit, daß dem so sei". 1*) Im Gegenteil.
"Der Arbeiter könnte, selbst mit seinem ganzen Lohnbetrage, die Zahlung abwarten, bis die Arbeit vollständig fertig ist, wenn er die zu seiner Erhaltung in der Zwischenzeit nötigen Mittel hätte. Aber in diesem Falle wäre er in gewissem Grade ein Kapitalist, der Kapital ins Geschäft legte, und einen Teil der zu seiner Fortführung nötigen Fonds lieferte." --#

1*) In seinem Brief an N. F. Delson vom 28. November 1878 schlug Marx folgende Fassung dieses Absatzes vor: Folgt eine glänzende Probe, wie Mill die verschiednen geschichtlichen Formen der gesellschaftlichen Produktion behandelt: "Ich setze überall", sagt er, "den gegenwärtigen Stand der Dinge voraus, der bis auf wenige Ausnahmen überalt herrscht, wo Arbeiter und Kapitalisten einander als Klassen gegenüberstehen, d.h., daß der Kapitalist alle Vorschüsse macht, die Bezahlung des Arbeiters einbegriffen." Herr Mill will gern glauben, es sei nicht eine absolute Notwendigkeit, daß dem so sei - selbst in dem ökonomischen System, in dem Arbeiter und Kapiten einander als Klassen gegenüberstehen.
#541# 14. Kapitel - Absoluter und relativer Mehrwert --

Ebensogut könnte Mill sagen, der Arbeiter, der sich selbst nicht nur die Lebensmittel, sondern auch die Arbeitsmittel vorschießt, sei in Wirklichkeit sein eigner Lohnarbeiter. Oder der amerikanische Bauer sei sein eigner Sklave, der nur für sich selbst statt für einen fremden Herrn frondet. Nachdem uns Mill derart klärlich erwiesen, daß die kapitalistische Produktion, selbst wenn sie nicht existierte, dennoch immer existieren wurde, ist er nun konsequent genug, zu beweisen, daß sie selbst dann nicht existiert, wenn sie existiert:
"Und selbst im vorigen Fall" (wenn der Kapitalist dem Lohnarbeiter seine sämtlichen Subsistenzmittel vorschießt) "kann der Arbeiter unter demselben Gesichtspunkt betrachtet werden" (d.h. als ein Kapitalist). Denn indem er seine Arbeit unter dem Marktpreise (!) hergibt, kann er anmehn werden, als schösse er die Differenz seinem Unternehmer vor usw." 9a)
In der tatsächlichen Wirklichkeit schließt der Arbeiter dem Kapitalisten seine Arbeit während einer Woche usw. umsonst vor, um am Ende der Woche usw. ihren Marktpreis zu erhalten; das macht ihn, nach Mill, zum Kapitalisten! In der platten Ebene erscheinen auch Erdhaufen als Hügel; man messe die Plattheit unsrer heutigen Bourgeoisie am Kaliber ihrer "großen Geister".
9a) J. St. Mill, "Principles of Political Economy", Lond. 1868, p. 252-253, passim. - {Obige Stellen sind nach der französischen Ausgabe des "Kapital" übersetzt. - F.E.}
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FÜNFZEHNTES KAPITEL

Größenwechsel von Preis der Arbeitskraft und Mehrwert

Der Wert der Arbeitskraft ist bestimmt durch den Wert der gewohnheitsmäßig notwendigen Lebensmittel des Durchschnittsarbeiters. Die Masse dieser Lebensmittel, obgleich ihre Form wechseln mag, ist in einer bestimmten Epoche einer bestimmten Gesellschaft gegeben und daher als konstante Größe zu behandeln. Was wechselt, ist der Wert dieser Masse. Zwei andre Faktoren gehn in die Wertbestimmung der Arbeitskraft ein. Einerseits ihre Entwicklungskosten, die sich mit der Produktionsweise ändern, andrerseits ihre Naturdifferenz, ob sie männlich oder weiblich, reif oder unreif. Der Verbrauch dieser differenten Arbeitskräfte, wieder bedingt durch die Produktionsweise, macht großen Unterschied in den Reproduktionskosten der Arbeiterfamille und dem Wert des erwachsnen männlichen Arbeiters. Beide Faktoren bleiben jedoch bei der folgenden Untersuchung ausgeschlossen. 9b) Wir unterstellen, 1. daß die Waren zu ihrem Wert verkauft werden, 2. daß der Preis der Arbeitskraft wohl gelegentlich über ihren Wert steigt, aber nie unter ihn sinkt. Dies einmal unterstellt, fand sich, daß die relativen Größen von Preis der Arbeitskraft und von Mehrwert durch drei Umstände bedingt sind: 1. die e des Arbeitstags oder die extensive Größe der Arbeit; 2. die normale Intensität der Arbeit oder ihre intensive Größe, so daß ein bestimmtes Arbeitsquantum in bestimmter Zeit verausgabt wird; 3. endlich die Produktivkraft der Arbeit, so daß je nach dem Entwicklungsgrad der Produktionsbedingungen dasselbe Quantum Arbeit in derselben Zeit ein größeres oder kleineres Quantum Produkt liefert. Sehr verschiedne Kombinationen
9b) Der S. 281 1*) behandelte Fall ist hier natürlich ebenfalls ausgeschlossen. {Note zur 3. Aufl. - F.E.} --#

1*) Siehe vorl. Band. S. 336
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sind offenbar möglich, je nachdem einer der drei Faktoren konstant und zwei variabel, oder zwei Faktoren konstant und einer variabel, oder endlich alle drei gleichzeitig variabel sind. Diese Kombinationen werden noch dadurch vermannigfacht, daß bei gleichzeitiger Variation verschiedner Faktoren die Größe und Richtung der Variation verschieden sein können. Im folgenden sind nur die Hauptkombinationen dargestellt.

I. Größe des Arbeitstags und Intensität der Arbeit konstant (gegeben), Produktivkraft der Arbeit variabel

Unter dieser Voraussetzung sind Wert der Arbeitskraft und Mehrwert durch drei Gesetze bestimmt. Erstens: Der Arbeitstag von gegebner Größe stellt sich stets in demselben Wertprodukt dar, wie auch die Produktivität der Arbeit, mit ihr die Produktenmasse und daher der Preis der einzelnen Ware wechsle. Das Wertprodukt eines zwölfstündigen Arbeitstags ist 6 sh. z.B., obgleich die Masse der produzierten Gebrauchswerte mit der Produktivkraft der Arbeit wechselt, der Wert von 6 sh. sich also über mehr oder weniger Waren verteilt. Zweitens: Wert der Arbeitskraft und Mehrwert wechseln in umgekehrter Richtung zueinander. Wechsel in der Produktivkraft der Arbeit, ihre Zunahme oder Abnahme, wirkt in umgekehrter Richtung auf den Wert der Arbeitskraft und in direkter auf den Mehrwert. Das Wertprodukt des zwölfstündigen Arbeitstags ist eine konstante Größe, z.B. 6 sh. Diese konstante Größe ist gleich der Summe des Mehrwerts plus dem Wert der Arbeitskraft, den der Arbeiter durch ein Äquivalent ersetzt. Es ist selbstverständlich, daß von zwei Teilen einer konstanten Größe keiner zunehmen kann, ohne daß der andre abnimmt. Der Wert der Arbeitskraft kann nicht von 3 sh. auf 4 steigen, ohne daß der Mehrwert von 3 sh. auf 2 fällt, und der Mehrwert kann nicht von 3 auf 4 sh. steigen, ohne daß der Wert der Arbeitskraft von 3 sh. auf 2 fällt. Unter diesen Umständen also ist kein Wechsel in der absoluten Größe, sei es des Werts der Arbeitskraft, sei es des Mehrwerts, möglich ohne gleichzeitigen Wechsel ihrer relativen oder verhältnismäßigen Größen. Es ist unmöglich, daß sie gleichzeitig fallen oder steigen. Der Wert der Arbeitskraft kann ferner nicht fallen, also der Mehrwert nicht steigen, ohne daß die Produktivkraft der Arbeit steigt, z.B. im obigen Fall kann der Wert der Arbeitskraft nicht von 3 auf 2 sh. sinken, ohne daß
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erhöhte Produktivkraft der Arbeit erlaubt, in 4 Stunden dieselbe Masse Lebensmittel zu produzieren, die vorher 6 Stunden zu ihrer Produktion erheischten. Umgekehrt kann der Wert der Arbeitskraft nicht von 3 auf 4 sh. steigen, ohne daß die Produktivkraft der Arbeit fällt, also 8 Stunden zur Produktion derselben Masse von Lebensmitteln erheischt sind, wozu früher 6 Stunden genügten. Es folgt hieraus, daß die Zunahme in der Produktivität der Arbeit den Wert der Arbeitskraft senkt und damit den Mehrwert steigert, während umgekehrt die Abnahme der Produktivität den Wert der Arbeitskraft steigert und den Mehrwert senkt. Bei Formulierung dieses Gesetzes übersah Ricardo einen Umstand: Obgleich der Wechsel in der Größe des Mehrwerts oder der Mehrarbeit einen umgekehrten Wechsel in der Größe des Werts der Arbeitskraft oder der notwendigen Arbeit bedingt, folgt keineswegs, daß sie in derselben Proportion wechseln. Sie nehmen zu oder ab um dieselbe Größe. Das Verhältnis aber, worin jeder Teil des Wertprodukts oder des Arbeitstags zuoder abnimmt, hängt von der ursprünglichen Teilung ab, die vor dem Wechsel in der Produktivkraft der Arbeit stattfand. War der Wert der Arbeitskraft 4 sh. oder die notwendige Arbeitszeit 8 Stunden, der Mehrwert 2 sh. oder die Mehrarbeit 4 Stunden und fällt, infolge erhöhter Produktivkraft der Arbeit, der Wert der Arbeitskraft auf 3 sh. oder die notwendige Arbeit auf 6 Stunden, so steigt der Mehrwert auf 3 sh. oder die Mehrarbeit auf 6 Stunden. Es ist dieselbe Größe von 2 Stunden oder 1 sh., die dort zugefügt, hier weggenommen wird. Aber der proportionelle Größenwechsel ist auf beiden Seiten verschieden. Während der Wert der Arbeitskraft von 4 sh. auf 3, also um 1/4 oder 25% sinkt, steigt der Mehrwert von 2 sh. auf 3, also um 1/2 oder 50%. Es folgt daher, daß die proportionelle Zu- oder Abnahme des Mehrwerts, infolge eines gegebnen Wechsels in der Produktivkraft der Arbeit, um so größer, je kleiner, und um so kleiner, je größer ursprünglich der Teil des Arbeitstags war, der sich in Mehrwert darstellt. Drittens: Zu- oder Abnahme des Mehrwerts ist stets Folge und nie Grund der entsprechenden Ab- und Zunahme des Werts der Arbeitskraft. 10)
10) Zu diesem dritten Gesetz hat MacCulloch u.a. den abgeschmackten Zusatz gemacht, daß der Mehrwert ohne Fall im Wert der Arbeitskraft steigen kann durch Abschaffung von Steuern, die der Kapitalist früher zu zahlen hatte. Die Abschaffung solcher Steuern ändert absolut nichts an dem Quantum Mehrwert, das der industrielle Kapitalist in erster Hand dem Arbeiter auspumpt. Sie ändert nur die Proportion, worin er Mehrwert in seine eigne Tasche steckt oder mit dritten Personen teilen muß. Sie ändert also nichts an dem Verhältnis zwischen Wert der Arbeitskraft und Mehrwert. Die Ausnahme des MacCulloch beweist also nur sein Mißverständnis der Regel, ein
#545# 15. Kapitel - Größenwechsel von Preis der Arbeitskraft... --

Da der Arbeitstag von konstanter Größe ist, sich in einer konstanten Wertgröße darstellt, jedem Größenwechsel des Mehrwerts ein umgekehrter Größenwechsel im Wert der Arbeitskraft entspricht und der Wert der Arbeitskraft nur wechseln kann mit einem Wechsel in der Produktivkraft der Arbeit, folgt unter diesen Bedingungen offenbar, daß jeder Größenwechsel des Mehrwerb aus einem umgekehrten Größenwechsel im Wert der Arbeitskraft entspringt. Wenn man daher gesehn, daß kein absoluter Größenwechsel im Wert der Arbeitskraft und des Mehrwerts möglich ist ohne einen Wechsel ihrer relativen Größen, so folgt jetzt, daß kein Wechsel ihrer relativen Wertgrößen möglich ist ohne einen Wechsel in der absoluten Wertgröße der Arbeitskraft. Nach dem dritten Gesetz unterstellt der Größenwechsel des Mehrwerts eine durch Wechsel in der Produktivkraft der Arbeit verursachte Wertbewegung der Arbeitskraft. Die Grenze jenes Wechsels ist durch die neue Wertgrenze der Arbeitskraft gegeben. Es können aber, auch wenn die Umstände dem Gesetz zu wirken erlauben, Zwischenbewegungen stattfinden. Fällt z.B. infolge erhöhter Produktivkraft der Arbeit der Wert der Arbeitskraft von 4 sh. auf 3 oder die notwendige Arbeitszeit von 8 Stunden auf 6, so könnte der Preis der Arbeitskraft nur auf 3 sh. 8 d., 3 sh. 6 d., 3 sh. 2 d. usw. fallen, der Mehrwert daher nur auf 3 sh. 4 d., 3 sh. 6 d., 3 sh. 10 d usw. steigen. Der Grad des Falls, dessen Minimalgrenze 3 sh., hängt von dem relativen Gewicht ab, das der Druck des Kapitals von der einen Seite, der Widerstand der Arbeiter von der andern Seite in die Waagschale wirft. Der Wert der Arbeitskraft ist bestimmt durch den Wert eines bestimmten Quantums von Lebensmitteln. Was mit der Produktivkraft der Arbeit wechselt, ist der Wert dieser Lebensmittel, nicht ihre Masse. Die Masse selbst kann, bei steigender Produktivkraft der Arbeit, für Arbeiter und Kapitalist gleichzeitig und in demselben Verhältnis wachsen ohne irgendeinen Größenwechsel zwischen Preis der Arbeitskraft und Mehrwert. Ist der ursprüngliche Wert der Arbeitskraft 3 sh. und beträgt die notwendige Arbeitszeit 6 Stunden, ist der Mehrwert ebenfalls 3 sh. oder beträgt die Mehrarbeit auch 6 Stunden, so würde eine Verdopplung in der Produktivkraft der Arbeit, bei gleichbleibender Teilung des Arbeitstags, Preis der Arbeitskraft und Mehrwert unverändert lassen. Nur stellte sich jeder derselben in doppelt so vielen, aber verhältnismäßig verwohlfelletten Gebrauchswerten
Malheur, das ihm in der Vulgarisation Ricardos ebensooft passiert als dem J. B. Say in der Vulgarisation A. Smiths.
#546# V. Abschnitt - Die Produktion des abs. und rel. Mehrwerts --

dar. Obgleich der Preis der Arbeitskraft unverändert, wäre er über ihren Wert gestiegen. Fiele der Preis der Arbeitskraft, aber nicht bis zu der durch ihren neuen Wert gegebnen Minimalgrenze von 1 1/2 sh., sondern auf 2 sh. 10 d., 2 sh. 6 d. usw., so repräsentierte dieser fallende Preis immer noch eine wachsende Masse von Lebensmitteln. Der Preis der Arbeitskraft könnte so bei steigender Produktivkraft der Arbeit beständig fallen mit gleichzeitigen fortwährendem Wachstum der Lebensmittelmasse des Arbeiters. Relativ aber, d.h. verglichen mit dem Mehrwert, sänke der Wert der Arbeitskraft beständig und erweiterte sich also die Kluft zwischen den Lebenslagen von Arbeiter und Kapitalist. 10) Ricardo hat die oben aufgestellten drei Gesetze zuerst streng formuliert. Die Mängel seiner Darstellung sind, 1. daß er die besondern Bedingungen, innerhalb deren jene Gesetze gelten, für die sich von selbst verstehenden, allgemeinen und ausschließlichen Bedingungen der kapitalistischen Produktion ansieht. Er kennt keinen Wechsel, weder in der Länge des Arbeitstags noch in der Intensität der Arbeit, so daß bei ihm die Produktivität der Airbeit von selbst zum einzigen variablen Faktor wird; - 2. aber, und dies verfälscht seine Analyse in viel höherem Grad, hat er ebensowenig wie die andern Ökonomen jemals den Mehrwert als solchen untersucht, d.h. unabhängig von seinen besondern Formen, wie Profit, Grundrente usw. Er wirft daher die Gesetze über die Rate des Mehrwerts unmittelbar zusammen mit den Gesetzen der Profitrate. Wie schon gesagt, ist die Profitrate das Verhältnis des Mehrwerts zum vorgeschossenen Gesamtkapital, während die Mehrwertsrate das Verhältnis ist des Mehrwerts zum bloß variablen Teil dieses Kapitals. Nimm an, ein Kapital von 500 Pfd.St. (C) teile sich in Rohstoffe, Arbeitsmittel etc. für zusammen 400 Pfd.St. (c) und in 100 Pfd.St. Arbeitslöhne (v); daß ferner der Mehrwert = 100 Pfd.St. (m). Dann ist die Mehrwertsrate in m/v = 100 Pfd.St./100 Pfd.St. = 100%. Aber die Profitrate m/C = 100 Pfd.St./500 Pfd.St. = 20%. Es leuchtet außerdem ein, daß die Profitrate abhängen kann von Umständen, die keineswegs auf die Mehrwertsrate einwirken. Ich werde später im Dritten Buch dieser Schrift beweisen, daß #

11) "Wenn in der Produktivität der Industrie eine Änderung Platz greift, so daß durch eine gegebne Menge von Arbeit und Kapital mehr oder weniger erzeugt wird, kann der Lohnanteil sich offensichtlich ändern, während die Menge, welche dieser Anteil darstellt, die gleiche bleibt, oder die Menge kann sich ändern, während der Anteil unverändert bleibt." ([J. Cazenove,] "Outlines of Political Economy etc.", p. 67.)
#547# 15. Kapitel - Größenwechsel von Preis der Arbeitskraft... --

dieselbe Rate des Mehrwerts sich in den verschiedensten Profitraten und verschiedne Raten des Mehirwens, unter bestimmten Umständen, sich in derselben Profitrate ausdrucken können.

II. Konstanter Arbeitstag, konstante Produktivkraft der Arbeit, Intensität der Arbeit variabel

Wachsende Intensität der Arbeit unterstellt vermehrte Ausgabe von Arbeit in demselben Zeitraum. Der intensivere Arbeitstag verkörpert sich daher in mehr Produkten als der minder intensive von gleicher Stundenzahl. Mit erhöhter Produktivkraft liefert zwar auch derselbe Arbeitstag mehr Produkte. Aber im letztem Fall sinkt der Wert des einzelnen Produkts, weil es weniger Arbeit als vorher kostet, im erstern Fall bleibt er unverändert, weil das Produkt nach wie vor gleich viel Arbeit kostet. Die Anzahl der Produkte steigt hier ohne Fall ihres Preises. Mit ihrer Anzahl wächst ihre Preissumme, während dort dieselbe Wertsumme sich nur in vergrößerter Produktenmasse darstellt. Bei gleichbleibender Stundenzahl verkörpert sich also der intensivere Arbeitstag in höherem Wertprodukt, also, bei gleichbleibendem Wert des Geldes, in mehr Geld. Sein Wertprodukt variiert mit den Abweichungen seiner Intensität von dem gesellschaftlichen Normalgrad. Derselbe Arbeitstag stellt sich also nicht wie vorher in einem konstanten, sondern in einem variablen Wertprodukt dar, der intensivere, zwölfstündige Arbeitstag z.B. in 7 sh., 8 sh. usw. statt in 6 sh. wie der zwölfstündige Arbeitstag von gewöhnlicher Intensität. Es ist klar: Variiert das Wertprodukt des Arbeitstags, etwa von 6 auf 8 sh., so können beide Teile dieses Wertprodukts, Preis der Arbeitskraft und Mehrwert, gleichzeitig wachsen, sei es in gleichem oder ungleichem Grad. Preis der Arbeitskraft und Mehrwert können beide zur selben Zeit von 3 sh. auf 4 wachsen, wenn das Wertprodukt von 6 auf 8 steigt. Preiserhöhung der Arbeitskraft schließt hier nicht notwendig Steigerung ihres Preises über ihren Wert ein. Sie kann umgekehrt von einem Fall unter ihren Wert 1*) begleitet sein. Dies findet stets statt, wenn die Preiserhöhung der Arbeitskraft ihren beschleunigten Verschleiß nicht kompensiert. Man weiß, daß mit vorübergehenden Ausnahmen ein Wechsel in der Produktivität der Arbeit nur dann einen Wechsel in der Wertgröße der Arbeitskraft und daher in der Größe des Mehrwerts bewirkt, wenn die --#

1*) 4. Auflage: Fall ihres Werts
#548# V. Abschnitt - Die Produktion des abs. und rel. Mehrwerts --

Produkte der betroffenen Industriezweige in den gewohnheitsmäßigen Konsum des Arbeiters eingehn. Diese Schranke fällt hier fort. Ob die Größe der Arbeit extensiv oder intensiv wechsle, ihrem Größenwechsel entspricht ein Wechsel in der Größe ihres Wertprodukts, unabhängig von der Natur des Artikels, worin sich dieser Wert darstellt. Steigerte sich die Intensität der Arbeit in allen Industriezweigen gleichzeitig und gleichmäßig, so würde der neue höhere Intensitätsgrad zum gewöhnlichen gesellschaftlichen Normalgrad und hörte damit auf, als extensive Größe zu zählen. Indes blieben selbst dann die durchschnittlichen Intensitätsgrade der Arbeit bei verschiednen Nationen verschieden und modifizierten daher die Anwendung des Wertgesetzes auf unterschiedne Nationalarbeitstage. Der intensivere Arbeitstag der einen Nation stellt sich in höherem Geldausdruck dar als der minder intensive der andren. 12)

III. Produktivkraft und Intensität der Arbeit konstant, Arbeitstag variabel

Der Arbeitstag kann nach zwei Richtungen variieren. Er kann verkürzt oder verlängert werden. 1. Verkürzung des Arbeitstags unter den gegebenen Bedingungen, d.h. gleichbleibender Produktivkraft und Intensität der Arbeit, läßt den Wert der Arbeitskraft und daher die notwendige Arbeitszeit unverändert. Sie verkürzt die Mehrarbeit und den Mehrwert. Mit der absoluten Größe des letztren fällt auch seine relative Größe, d.h. seine Größe im Verhältnis zur gleichbleibenden Wertgröße der Arbeitskraft. Nur durch Herabdrückung ihres Preises unter ihren Wert könnte der Kapitalist sich schadlos halten. Alle hergebrachten Redensarten wider die Verkürzung des Arbeitstags unterstellen, daß das Phänomen sich unter den hier vorausgesetzten Umständen ereignet, während in der Wirklichkeit umgekehrt Wechsel in der#

12) "Bei sonst gleichen Umständen kann der englische Fabrikant in einer bestimmten Zeit eine beträchtlich größere Menge von Arbeit herausbringen als ein ausländischer Fabrikant, so viel, um den Unterschied der Arbeitstage zwischen 60 Stunden wöchentlich hier und 72 bis 80 Stunden anderwärts auszugleichen." ("Reports of Insp. of Fact. for 31st Oct. 1855", p. 65.) Größere gesetzliche Verkürzung des Arbeitstags in den kontinentalen Fabriken wäre das unfehlbarste Mittel zur Verminderung dieser Differenz zwischen der kontinentalen und der englischen Arbeitsstunde.
#549# 15. Kapitel - Größenwechsel von Preis der Arbeitskraft... --

Produktivität und Intensität der Arbeit entweder der Verkürzung des Arbeitstags vorhergehn oder ihr unmittelbar nachfolgen. 13) 2. Verlängerung des Arbeitstags: Die notwendige Arbeitszeit sei 6 Stunden oder der Wert der Arbeitskraft 3 sh., ebenso Mehrarbeit 6 Stunden und Mehrwert 3 sh. Der Gesamtarbeitstag beträgt dann 12 Stunden und stellt sich in einem Wertprodukt von 6 sh. dar. Wird der Arbeitstag um 2 Stunden verlängert und bleibt der Preis der Arbeitskraft unverändert, so wächst mit der absoluten die relative Größe des Mehrwerts. Obgleich die Wertgröße der Arbeitskraft absolut unverändert bleibt, fällt sie relativ. Unter den Bedingungen von I. konnte die relative Wertgröße der Arbeitskraft nicht wechseln ohne einen Wechsel ihrer absoluten Größe. Hier, im Gegenteil, ist der relative Größenwechsel im Wert der Arbeitskraft das Resultat eines absoluten Größenwechsels des Mehrwerts. Da das Wertprodukt, worin sich der Arbeitstag darstellt, mit seiner eignen Verlängerung wächst, können Preis der Arbeitskraft und Mehrwert gleichzeitig wachsen, sei es um gleiches oder ungleiches Inkrement. Dies gleichzeitige Wachstum ist also in zwei Fällen möglich, bei absoluter Verlängerung des Arbeitstags und bei wachsender Intensität der Arbeit ohne solche Verlängerung. Mit verlängertem Arbeitstag kann der Preis der Arbeitskraft unter ihren Wert fallen, obgleich er nominell unverändert bleibt oder selbst steigt. Der Tageswert der Arbeitskraft ist nämlich, wie man sich erinnern wird, geschätzt auf ihre normale Durchschnittsdauer oder die normale Lebensperiode des Arbeiters und auf entsprechenden, normalen, der Menschennatur angemessenen Umsatz von Lebenssubstanz in Bewegung. 14) Bis zu einem gewissen Punkt kann der von Verlängerung des Arbeitstags untrennbare größere Verschleiß der Arbeitskraft durch größeren Ersatz kompensiert werden. Über diesen Punkt hinaus wächst der Verschleiß in geometrischer Progression und werden zugleich alle normalen Reproduktions- und Betätigungsbedingungen dei Arbeitskraft zerstört. Der Preis der Arbeitskraft und ihr Exploitationsgrad hören auf, miteinander kommensurable Größen zu sein. #

13) "Es gibt kompensierende Umstände... die durch die Durchführung des Zehnstundengesetzes ans Licht gebracht worden sind." ("Reports of Insp. of Fact. for 31st October 1848", p. 7.)
14) Die Arbeitsmenge, die ein Mann im Laufe von 24 Stunden geleistet hat, kann annähernd durch eine Untersuchung der chemischen Veränderungen bestimmt werden, die in seinem Körper stattgefunden haben, da veränderte Formen in der Materie die vorherige Anspannung von Bewegungskraft anzeigen." (Grove, "On the Correlation of Physical Forces", [p. 308. 309].)
#550# V. Abschnitt - Die Produktion des abs. und rel. Mehrwerts --

IV. Gleichzeitige Variationen in Dauer, Produktivkraft und Intensität der Arbeit

Es ist hier offenbar eine große Anzahl Kombinationen möglich. Je zwei Faktoren können variieren und einer konstant bleiben, oder alle drei können gleichzeitig variieren. Sie können in gleichem oder ungleichem Grad variieren, in derselben oder entgegengesetzter Richtung, ihre Variationen sich daher teilweis oder ganz aufheben. Indes ist die Analyse aller möglichen Fälle nach den unter I, II und III gegebenen Aufschlüssen leicht. Man findet das Resultat jeder möglichen Kombination, indem man der Reihe nach ie einen Faktor als variabel und die andren zunächst als konstant behandelt. Wir nehmen hier daher nur noch kurze Notiz von zwei wichtigen Fällen. 1. Abnehmende Produktivkraft der Arbeit mit gleichzeitiger Vererung des Arbeitstags: Wenn wir hier von abnehmender Produktivkraft der Arbeit sprechen, so handelt es sich von Arbeitszweigen, deren Produkte den Wert der Arbeitskraft bestimmen, also z.B. von abnehmender Produktivkraft der Arbeit infolge zunehmender Unfruchtbarkeit des Bodens und entsprechender Verteutung der Bodenprodukte. Der Arbeitstag sei zwölfstündig, sein Wertprodukt 6 sh., wovon die Hälfte den Wert der Arbeitskraft ersetze, die andre Hälfte Mehrwert bilde. Der Arbeitstag zerfällt also in 6 Stunden notwendiger Arbeit und 6 Stunden Mehrarbeit. Infolge der Verteurung der Bodenprodukte steige, der Wert der Arbeitskraft von 3 auf 4 sh., also die notwendige Arbeitszeit von 6 auf 8 Stunden. Bleibt der Arbeitstag unverändert, so fällt die Mehrarbeit von 6 auf 4 Stunden, der Mehrwert von 3 auf 2 sh. Wird der Arbeitstag um 2 Stunden verlängert, also von 12 auf 14 Stunden, so bleibt die Mehrarbeit 6 Stunden, der Mehrwert 3 sh., aber seine Größe fällt im Vergleich zum Wert der Arbeitskraft, gemessen durch die notwendige Arbeit. Wird der Arbeitstag um 4 Stunden verlängert, von 12 auf 16 Stunden, so bleiben die proportionellen Größen von Mehrwert und Wert der Arbeitskraft, Mehrarbeit und notwendiger Arbeit unverändert, aber die absolute Größe des Mehrwerts wächst von 3 auf 4 sh., die der Mehrarbeit von 6 auf 8 Arbeitsstunden, also um 1/a oder 33 1/3%. Bei abnehmender Produktivkraft der Arbeit und gleichzeitiger Verlängerung des Arbeitstags kann also die absolute Größe des Mehrwerts un. verändert bleiben, während seine proportionelle Größe fällt; seine proportionelle Größe kann unverändert bleiben, während seine absolute Größe wächst, und, je nach dem Grad der Verlängerung, können beide wachsen.
#551# 15. Kapitel - Größenwechsel von Preis der Arbeitskraft... --

Im Zeitraume von 1799 bis 1815 führten die steigenden Preise der Lebensmittel in England eine nominelle Lohnsteigerung herbei, obwohl die wirklichen, in Lebensmitteln ausgedrückten Arbeitslöhne fielen. Hieraus schlossen West und Ricardo, daß die Verminderung der Produktivität der Ackerbauarbeit ein Fallen der Mehrwertsrate verursacht hätte, und machten diese nur in ihrer Phantasie gültige Annahme zum Ausgangspunkt wichtiger Analysen über das relative Größenverhältnis von Arbeitslohn, Profit und Grundrente. Dank der gesteigerten Intensität der Arbeit und der erzwungenen Verlängerung der Arbeitszeit war aber der Mehrwert damals absolut und relativ gewachsen. Es war dies die Periode, worin die maßlose Verlängerung des Arbeitstags sich das Bürgerrecht erwarb 15), die Periode, speziell charakterisiert durch beschleunigte Zunahme hier des Kapitals, dort des Pauperismus. 16) 2. Zunehmende Intensität und Produktivkraft der Arbeit mit gleichzeitiger Verkürzung des Arbeitstags:
15) "Korn und Arbeit stimmen selten vollkommen überein, aber es gibt eine offensichtliche Grenze, über die hinaus sie nicht getrennt werden können. Die außergewöhnlichen Anstrengungen der arbeitenden ssen in Zeiten der Teuerung, die den Rückgang der Löhne bewirken, von dem in den Aussagen" (nämlich vor den parlamentarischen Untersuchungmusschüssen 1814/15) die Rede war, gereichen den einzelnen sehr zum Verdienst und begünstigen sicher das Anwachsen des Kapitals. Aber kein human Empfindender kann wünschen, daß sie ungemindert und ununterbrochen vor sich gehen. Sie sind höchst bewundernswert als zeitweilige Abhilfe; aber wenn sie immer stattfänden, so wurde sie ähnlich wirken wie eine im Verhältnis zu ihrer Subsistenz bis an die alleräußerste Grenze getriebene Bevölkerung." (Malthus, "Inquiry into the Nature and Progress of Rent", Lond. 1815, p. 48, Note.) Es macht Malthus alle Ehre, daß er den Ton legt auf die auch an andrer Stelle in seinem Pamphlet direkt besprochne Verlängerung des Arbeitstags, während Ricardo und andre, im Angesicht der schreiendsten Tatsachen, die konstante Größe des Arbeitstags allen ihren Untersuchungen zugrund legten. Aber die konservativen Interessen, deren Knecht Malthus war, hinderten ihn zu sehn, daß die maßlose Verlängerung des Arbeitstags, zugleich mit außerordentlicher Entwicklung der Maschinerie und der Exploitation der Weiber- und Kinderarbeit, einen großen Teil der Arbeiterklasse "überzählig" machen mußten, namentlich sobald die Kriegsnachfrage und das englische Monopol des Weltmarkts aufhörten. Es war natürlich weit bequemer und den Interessen der herrschend den Klassen, die Malthus echt pläffisch idolatrisiert, viel entsprechender, diese "Übervölkerung" aus den ewigen Gesetzen der Natur als aus den nur historischen Naturgesetzen der kapitalistischen Produktion zu erklären. 16) "Eine grundlegende Ursache des Anwachsens des Kapitals während des Krieges lag in den größeren Anstrengungen und vielleicht auch den größeren Entbehrungen der arbeitenden Klassen, die in jeder Gesellschaft die zahlreichsten sind. Durch die Dürftigkeit ihrer Lage wurden mehr Frauen und Kinder genötigt, Arbeit zu nehmen;
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Gesteigerte Produktivkraft der Arbeit und ihre wachsende Intensität wirken nach einer Seite hin gleichförmig. Beide vermehren die in jedem Zeitabschnitt erzielte Produktenmasse. Beide verkürzen also den Teil des Arbeitstags, den der Arbeiter zur Produktion seiner Lebensmittel oder ihres Äquivalents braucht. Die absolute Minimalgrenze des Arbeitstags wird Überhaupt gebildet durch diesen seinen notwendigen, aber kontraktiblen Bestandteil. Schrumpfte darauf der ganze Arbeitstag zusammen, so verschwände die Mehrarbeit, was unter dem Regime des Kapitals unmöglich. Die Beseitigung der kapitalistischen Produktionsform erlaubt, den Arbeitstag auf die notwendige Arbeit zu beschränken. Jedoch würde die letztre, unter sonst gleichbleibenden Umständen, ihren Raum ausdehnen. Einerseits weil die Lebensbedingungen des Arbeiters reicher und seine Lebens, anspreche größer. Andrerseits würde ein Teil der jetzigen Mehrarbeit zur notwendigen Arbeit zählen, nämlich die zur Erzielung eines gesellschaftlichen Reserve- und Akkumulationsfonds nötige Arbeit. Je mehr die Produktivkraft der Arbeit wächst, um so mehr kann der Arbeitstag verkürzt werden, und je mehr der Arbeitstag verkürzt wird, desto mehr kann die Intensität der Arbeit wachsen. Gesellschaftlich betrachtet, wächst die Produktivität der Arbeit auch mit ihrer Ökonomie. Diese schließt nicht nur die Ökonomisierung der Produktionsmittel ein, sondern die Vermeidung aller nutzlosen Arbeit. Während die kapitalistische Produktionsweise in jedem individuellen Geschäft Ökonomie erzwingt, erzeugt ihr anarchisches System der Konkurrenz die maßloseste Verschwendung der gesellschaftlichen Produktionsmittel und Arbeitskräfte, neben einer Unzahl jetzt unentbehrlicher, aber an und für sich überflüssiger Funktionen. Intensität und Produktivkraft der Arbeit gegeben, ist der zur materiellen Produktion notwendige Teil des gesellschaftlichen Arbeitstags um so kürzer, der für freie, geistige und gesellschaftliche Betätigung der Individuen eroberte Zeittell also um so größer, je gleichmäßiger die Arbeit unter alle werkfähigen Glieder der Gesellschaft verteilt ist, je weniger eine Gesellschaftsschichte die Naturnotwendigkeit der Arbeit von sich selbst ab- und einer andren Schichte zuwälzen kann. Die absolute Grenze für die Verkürzung des Arbeitstags ist nach dieser Seite hin die Allgemeinheit der Arbeit. In der kapitalistischen Gesellschaft wird freie Zeit für eine Klasse produziert durch Verwandlung aller Lebenszeit der Massen in Arbeitszeit.
und jene, die schon früher Arbeiter waren, waren aus demselben Grunde gezwungen, einen größeren Teil ihrer Zeit der Vermehrung der Produktion zu widmen." ("Essays on Political Econ. in which are illustrated the Principal Cau of the Present National Distress", London 1830, p. 248.)
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SECHZEHNTES KAPITEL

Verschiedne Formeln für die Rate des Mehrwerts

Man hat gesehn, daß die Rate des Mehrwerts sich darstellt inden Formeln:
I. Mehrwert/Variables Kapital (m/v) = Mehrwert/Wert der Arbeitskraft = Mehrarbeit / Notwendige Arbeit.
Die zwei ersten Formelnstellen als Verhältnis von Werten dar, was die dritte als Verhältnis derZeiten, worin diese Werte produziert werden. Diese einander ersetzenden Formeln sind begrifflich streng. Man findet sie daher wohl der Sache nach, aber nicht bewußt ausgearbeitet in der klassischen politischen Ökonomie. Hier begegnen wir dagegen den folgenden abgeleiteten Formeln:
II. Mehrarbeit 1*)/Arbeitstag = Mehrwert/Produktenwert = Mehrprodukt/Gesamtprodukt.
Eine und dieselbe Proportion ist hier abwechselnd ausgedruckt in der Form der Arbeitszeiten, der Werte, worin sie sich verkörpern, der Produkte, worin diese Werte existieren. Es wird natürlich unterstellt, daß unter Wert des Produkts nur das Wertprodukt des Arbeitstags zu verstehn, der konstante Teil des Produktenwerts aber ausgeschlossen ist. In allen diesen Formeln ist der wirkliche Exploitationsgrad der Arbeit oder die Rate des Mehrwerts falsch ausgedruckt. Der Arbeitstag sei 12 Stunden. Mit den andren Annahmen unsres früheren Beispiels stellt sich in diesem Fall der wirkliche Exploitationsgrad der Arbeit dar in den Proportionen:
6 Stunden Mehrarbeit / 6 Stunden notwendige Arbeit = Mehrwert von 3 sh. / Variables Kapital von 3 sh. = 100%. --#

1*) In der autorisierten französischen Ausgabe setzt Marx diese erste Formel in Klammern, "weil sich der Begriff der Mehrarbeit in der bürgerlichen politischen Ökonomie nicht klar ausgedruckt findet".
#554# V.Abschnitt - Die Produktion des abs. und rel. Mehrwerts --

Nach den Formeln II erhalten wir dagegen: 6 Stunden Mehrarbeit / Arbeitstag von 12 Stunden = Mehrwert von 3 sh. / Wertprodukt von 6sh. = 50%. Diese abgeleiteten Formeln drücken in der Tat die Proportion aus, worin der Arbeitstag oder sein Wertprodukt sich zwischen Kapitalist und Arbeiter teilt. Gelten sie daher als unmittelbare Ausdrücke des Selbstverwertungsgrades des Kapitals, so gilt das falsche Gesetz: Die Mehrarbeit oder der Mehrwert kann nie 100% erreichen. 17) Da die Mehrarbeit stets nur einen aliquoten Teil des Arbeitstags oder der Mehrwert stets nur einen aliquoten Teil des Wertprodukts bilden kann, ist die Mehrarbeit notwendigerweise stets kleiner als der Arbeitstag oder der Mehrwert stets kleiner als das Wertprodukt. Um sich zu verhalten wie wie 100/100 müßten sie aber gleich sein. Damit die Mehrarbeit den ganzen Arbeitstag absorbiere (es handelt sich hier um den Durchschnittstag der Arbeitswoche, des Arbeitsjahrs usw.), müßte die notwendige Arbeit auf Null sinken. Verschwindet aber die notwendige Arbeit, so verschwindet auch die Mehrarbeit, da letztre nur eine Funktion der erstern. Die Proportion Mehrarbeit/Arbeitstag = Mehrwert/Wertprodukt kann also die Grenze 100/100 erreichen und noch weniger auf (100 + x)/100 steigen. Wohl aber die Rate des Mehrwerts oder der wirkliche Exploitationsgrad der Arbeit. Nimm z.B. die Schätzung des Herrn L. de Lavergne, wonach
17) So z.B. in "Dritter Brief an v. Kirchmann von Rodbertus. Widerlegung der Ricardo'schen Theorie von der Grundrente und Begründung einer neuen Rententheorie", Berlin 1851. Ich komme später auf diese Schrift zurück, die trotz ihrer falschen Theorie von der Grundrente das Wesen der kapitalistischen Produktion durchschaut. - {Zusatz zur 3. Aufl. - Man sieht hier, wie wohlwollend Marx seine Vorgänger beurteilte, sobald er bei ihnen einen wirklichen Fortschritt, einen richtigen neuen Gedanken fand. Inzwischen hat die Veröffentlichung der Rodbertusschen Briefe an Rud. Meyer obige Anerkennung einigermaßen eingeschränkt. Da heißt es: "Man muß das Kapital nicht bloß vor der Arbeit, sondern auch vor sich selbst retten, und das geschieht in der Tat am besten, wenn man die Tätigkeit des Unternehmer-Kapitalisten als volks- und staatswirtschaftliche Funktionen auffaßt, die ihm durch das Kapitaleigentum delegiert sind, und seinen Gewinn als eine Gehaltsform, weil wir noch keine andre soziale Organisation kennen. Gehälter dürfen aber geregelt werden und auch ermäßigt, wenn sie dem Lohn zu viel nehmen. So ist auch der Einbruch von Marx in die Gesellschaft - so möchte ich sein Buch nennen - abzuwehren... Überhaupt ist das Marxsche Buch nicht sowohl eine Untersuchung über das Kapital als eine Polemik
#555# 16. Kapitel - Verschiedne Formeln für die Rate des Mehrw. --

der englische Ackerbauarbeiter nur 1/4, der Kapitalist (Pächter) dagegen 3/4 des Produkts 18) oder seines Werts erhält, wie die Beute sich immer zwischen Kapitalist und Grundeigentümer usw. nachträglich weiter verteile. Die Mehrarbeit des englischen Landarbeiters verhält sich danach zu seiner notwendigen Arbeit = 3:1, ein Prozentsatz der Exploitation von 300%. Die Schulmethode, den Arbeitstag als konstante Größe zu behandeln, wurde durch Anwendung der Formeln II befestigt, weil man hier die Mehrarbeit stets mit einem Arbeitstag von gegebner Größe vergleicht. Ebenso, wenn die Teilung des Wertprodukts ausschließlich ins Auge gefaßt wird. Der Arbeitstag, der sich bereits in einem Wertprodukt vergegenständlicht hat, ist stets ein Arbeitstag von gegebenen Grenzen. Die Darstellung von Mehrwert und Wert der Arbeitskraft als Bruchteilen des Wertprodukts - eine Darstellungsweise, die übrigens aus der kapitalistischen Produktionsweise selbst erwächst und deren Bedeutung sich später erschließen wird - versteckt den spezifischen Charakter des Kapitalverhältnisses, nämlich den Austausch des variablen Kapitals mit der lebendigen Arbeitskraft und den entsprechenden Ausschluß des Arbeiters vom Produkt. An die Stelle tritt der falsche Schein eines Assoziationsverhältnisses, worin Arbeiter und Kapitalist das Produkt nach dem Verhältnis seiner verschiednen Bildungsfaktoren stellen. 19) Übrigens sind die Formeln II stets in die Formeln I rückverwandelbar. Haben wir z.B. Mehrarbeit von 6 Stunden / Mehrarbeit von 12 Stunden, so ist die notwendige Arbeitszeit = Arbeitstag von zwölf Stunden minus Mehrarbeit von sechs Stunden, und so ergibt sich: Mehrarbeit von 6 Stunden / Notwendige Arbeit von 6 Stunden = 100/100.
gegen die heutige Kapitalform, die er mit dem Kapitalbegriff selbst verwechselt, woraus eben seine Irrtümer entstehn." ("Briefe etc. von Dr. Rodbertus-Jagetzow", herausgg. von Dr. Rud. Meyer, Berlin 1881, I. Bd., p. 111, 48. Brief von Rodbertus.) In solchen ideologischen Gemeinplätzen versanden die in der Tat kühnen Anläufe der R.'schen "sozialen Briefe". - F.E.} 18) Der Teil des Produkts, der nur das ausgelegte konstante Kapital ersetzt, ist bei dieser Rechnung selbstverständlich abgezogen. - Herr L. de Lavergne, blinder Bewunderer Englands, gibt eher zu niedriges als zu hohes Verhältnis. 19) Da alle entwickelten Formen des kapitalistischen Produktionsprozesses Formen der Kooperation sind, ist natürlich nichts leichter, als von ihrem spezifisch antagonistischen Charakter zu abstrahieren und sie so in freie Assoziationsformen umzufabeln, wie in des Grafen A. de Laborde, De l'Esprit de l'Association dans tous les intérêts de
#556# V. Abschnitt - Die Produktion des abs. und rel. Mehrwerts --

Eine dritte Forme die ich gelegentlich schon antizipiert habe, ist: III. Mehrwert / Wert der Arbeitskraft = Mehrarbeit / Notwendige Arbeit = Unbezahlte Arbeit / Bezahlte Arbeit. Das Mißverständnis, wozu die Formel Unbezahlte Arbeit / Bezahlte Arbeit verleiten könnte, als zahle der Kapitalist die Arbeit und nicht die Arbeitskraft, fällt nach der früher gegebenen Entwicklung fort. Unbezahlte Arbeit / Bezahlte Arbeit ist nur populärer Ausdruck für Mehrarbeit / Notwendige Arbeit. Der Kapitalist zahlt den Wert, resp. davon abweichenden Preis der Arbeitskraft und erhält im Austausch die Verfügung über die lebendige Arbeitskraft selbst. Seine Nutznießung dieser Arbeitskraft zerfällt in zwei Perioden. Während der einen Periode produziert der Arbeiter nur einen Wert = Wert seiner Arbeitskraft, also nur ein Äquivalent. Für den vorgeschoßnen Preis der Arbeitskraft erhält so der Kapitalist ein Produkt vom selben Preis. Es ist, als ob er das Produkt fertig auf dem Markt gekauft hätte. In der Periode der Mehrarbeit dagegen bildet die Nutznießung der Arbeitskraft Wert für den Kapitalisten, ohne ihm einen Wertersatz zu kosten. 20) Er hat diese Flüssigmachung der Arbeitskraft umsonst. In diesem Sinn kann die Mehrarbeit unbezahlte Arbeit heißen. Das Kapital ist also nicht nur Kommando über Arbeit, wie A. Smith sagt. Es ist wesentlich Kommando über unbezahlte Arbeit. Aller Mehrwert, in welcher besondern Gestalt von Profit, Zins, Rente usw. er sich später kristallisiere, ist seiner Substanz nach Materiatur unbezahlter Arbeitszeit. Das Geheimnis von der Selbstverwertung des Kapitals löst sich auf in seine Verfügung über ein bestimmtes Quantum unbezahlter fremder Arbeit.
la Communauté", Paris 1818. Der Yankee H. Carey bringt dies Kunststück mit demselben Erfolg gelegentlich selbst für die Verhältnisse des Sklavensystems fertig. 20) Obgleich die Physiokraten das Geheimnis des Mehrwerts nicht durchschauten, war ihnen doch so viel klar, daß er "ein unabhängiger und verfügbarer Reichtum ist, den er" (der Besitzer davon) "nicht gekauft hat und den er verkauft". (Turgot, Réflexions sur la Formation et la Distribution des Richesses", p. 11.)
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Sechster Abschnitt

Der Arbeitslohn
SIEBZEHNTES KAPITEL

Verwandlung von Wert resp. Preis der Arbeitskraft in Arbeitslohn

Auf der Oberfläche der bürgerlichen Gesellschaft erscheint der Lohn des Arbeiters als Preis der Arbeit, ein bestimmtes Quantum Geld, das für ein bestimmtes Quantum Arbeit gezahlt wird. Man spricht hier vom Wert der Arbeit und nennt seinen Geldausdruck ihren notwendigen oder natürlichen Preis. Man spricht andrerseits von Marktpreisen der Arbeit, d.h. über oder unter ihrem notwendigen Preis oszillierenden Preisen. Aber was ist der Wert einer Ware? Gegenständliche Form der in ihrer Produktion verausgabten gesellschaftlichen Arbeit. Und wodurch messen wir die Größe ihres Werts? Durch die Größe der in ihr enthaltnen Arbeit. Wodurch wäre also der Wert z.B. eines zwölfstündigen Arbeitstags bestimmt? Durch die in einem Arbeitstag von 12 Stunden enthaltnen 12 Arbeitsstunden, was eine abgeschmackte Tautologie ist. 21) #

21) "Ricardo, geistreich genug, vermeidet eine Schwierigkeit, die auf den ersten Blick seiner Theorie entgegenzustehen scheint, daß nämlich der Wert von der in der Produktion verwandten Arbeitsmenge abhängig ist. Hält man an diesem Prinzip streng fest, so folgt daraus, daß der Wert der Arbeit abhängt von der zu ihrer Produktion aufgewandten Arbeitsmenge - was offenbar Unsinn ist. Durch eine geschickte Wendung macht deshalb Ricardo den Wert der Arbeit abhängig von der Menge der Arbeit, die zur Produktion des Lohnes erforderlich ist; oder, um mit seinen eigenen Worten zu sprechen, er behauptet, daß der Wert der Arbeit nach der Arbeitsmenge zu schätzen sei, die zur Produktion des Lohnes benötigt wird; worunter er die Arbeitsmenge versteht, die zur Produktion des Geldes oder der Ware notwendig ist, die dem Arbeiter gegeben werden. Gerade so gut könnte man sagen, daß der Wert von Tuch nicht nach der zu seiner Produktion verwandten Arbeitsmenge geschätzt werde, sondern nach der Arbeitsmenge, die zur Produktion des Silbers verwandt wurde, gegen welches das Tuch eingetauscht wird." ([S. Bailey,] "A Critical Dissertation on the Nature etc. of Value", p. 50, 51.)
#558# VI. Abschnitt. Der Arbeitslohn

Um als Ware auf dem Markt verkauft zu werden, müßte die Arbeit jedenfalls existieren, bevor sie verkauft wird. Könnte der Arbeiter ihr aber eine selbständige Existenz geben, so würde er Ware verkaufen und nicht Arbeit. 22)
Von diesen Widersprüchen abgesehn, würde ein direkter Austausch von Geld, d.h. vergegenständlichter Arbeit, mit lebendiger Arbeit entweder das Wertgesetz aufheben, welches sich grade erst auf Grundlage der kapitalistischen Produktion frei entwickelt, oder die kapitalistische Produktion selbst aufheben, welche grade auf der Lohnarbeit beruht. Der Arbeitstag von 12 Stunden stellt sich z.B. in einem Geldwert von 6 sh. dar. Entweder werden Äquivalente ausgetauscht, und dann erhält der Arbeiter für zwölfstündige Arbeit 6 sh. Der Preis seiner Arbeit wäre gleich dem Preis seines Produkts. In diesem Fall produzierte er keinen Mehrwertfür den Käufer seiner Arbeit, die 6 sh. verwandelten sich nicht in Kapital, die Grundlage der kapitalistischen Produkion verschwände, aber grade auf dieser Grundlage verkauft er seine Arbeit und ist seine Arbeit Lohnarbeit. Oder er erhält für 12 Stunden Arbeit weniger als 6 sh., d.h. weniger als 12 Stunden Arbeit. Zwölf Stunden Arbeit tauschen sich aus gegen 10, 6 usw. Stunden Arbeit. Diese Gleichsetzung ungleicherGrößen hebt nicht nur die Wertbestimmung auf. Ein solcher sich selbst aufhebender Widerspruch kann überhaupt nicht als Gesetz auchnur ausgesprochen oder formuliert werden. 23)
Es nützt nichts, den Austausch von mehr gegen weniger Arbeit aus demForm unterschied herzuleiten, daß sie das eine Mal vergegenständlicht, das andre Mal lebendig ist.[24] Dies ist um so abgeschmackter, als der Wert einer#

22) "Wenn ihr Arbeit eine Ware nennt, so ist sie doch nicht einer Ware gleich, die zuerst zum Zweck des Tausches produziert und dann auf den Markt gebracht wird, wo sie mit anderen Waren, die grade auf dem Markte sind, in entsprechendem Verhältnis ausgetauscht wird; Arbeit wird in dem Augenblick geschaffen, in dem sie auf den Markt gebracht wird, ja sie wird auf den Markt gebracht, bevor sie geschaffen ist." ("Observations on some verbal disputes etc.", p.75, 76.)
23) "Wenn man Arbeit als eine Ware und Kapital, das Produkt von Arbeit, als eine andre behandelt, dann würde sich, wenn die Werte jener beiden Waren durch gleiche Arbeitsmengen bestimmt würden, eine gegebene Menge Arbeit ... gegen eine solche Menge Kapital austauschen die durch die gleiche Arbeitsmenge erzeugt worden wäre; vergangene Arbeit würde ... gegen die gleiche Menge eingetauscht wie gegenwärtige. Aber der Wert der Arbeit, im Verhältnis zu anderen Waren ... wird eben nicht durch gleiche Arbeitsmengen bestimmt." (E. G. Wakefield in s. Edit. von A. Smiths, "Wealth of Nations", Lond. 1835, v.I, p.230, 231, Note.)
24) "Man mußte vereinbaren" (auch eine Ausgabe des "contrat social"[1*]), "daß,
[1*] "Gesellschaftsvertrags"
#559# 17. Kapitel. Verwandlung von Wert resp. Preis der Arbeitskraft in Arbeitslohn

Ware nicht durch das Quantum wirklich in ihr vergegenständlichter, sondern durch das Quantum der zu ihrer Produktion notwendigen lebendigen Arbeit bestimmt wird. Eine Ware stelle 6 Arbeitsstunden dar. Werden Erfindungen gemacht, wodurch sie in 3 Stunden produziert werden kann, so sinkt der Wert auch der bereits produzierten Ware um die Hälfte. Sie stellt jetzt 3 statt früher 6 Stunden notwendige gesellschaftliche Arbeit dar. Es ist also das zu ihrer Produktion erheischte Quantum Arbeit, nicht deren gegenständliche Form, wodurch ihre Wertgröße bestimmt wird.
Was dem Geldbesitzer auf dem Warenmarkt direkt gegenübertritt, ist in der Tat nicht die Arbeit, sondern der Arbeiter. Was letztrer verkauft, ist seine Arbeitskraft. Sobald seine Arbeit wirklich beginnt, hat sie bereits aufgehört, ihm zu gehören, kann also nicht mehr von ihm verkauft werden. Die Arbeit ist die Substanz und das immanente Maß der Werte, aber sie selbst hat keinen Wert. 25)
Im Ausdruck: "Wert der Arbeit" ist der Wertbegriff nicht nur völlig ausgelöscht, sondern in sein Gegenteil verkehrt. Es ist ein imaginärer Ausdruck, wie etwa Wert der Erde. Diese imaginären Ausdrücke entspringen jedoch aus den Produktionsverhältnissen selbst. Sie sind Kategorien für Erscheinungsformen wesentlicher Verhältnisse. Daß in der Erscheinung die Dinge sich oft verkehrt darstellen, ist ziemlich in allen Wissenschaften bekannt, außer in der politischen Ökonomie. 26)
Die klassische politische Ökonomie entlehnte dem Alltagsleben ohne weitere Kritik die Kategorie "Preis der Arbeit", um sich dann hinterher #

wann immer geleistete Arbeit gegen zu leistende Arbeit ausgetauscht wird, der letztere" (le capitaliste[1*]) "einen höheren Wert erhalten müßte als der erstere" (le travailleur[2*]). (Simonde (i.e. Sismondi) "De la Richesse Commerciale", Genève 1803, t.I, p.37)[25] Arbeit, der ausschließliche Maßstab des Wertes ... die Schöpferin allen Reichtums, ist keine Ware." (Th. Hodgskin, l.c. p.186.)
[26] Solche Ausdrücke dagegen für bloße licentia poetica[3*] zu erklären, zeigt nur die Ohnmacht der Analyse. Gegen Proudhons Phrase: "Man sagt von der Arbeit, daß sie einen Wert hat, nicht als eigentliche Ware, sondern im Hinblick auf die Werte, welche man in ihr potentiell enthalten annimmt. Der Wert der Arbeit ist ein figürlicher Ausdruck etc.", bemerke ich daher: "Er sieht in der Ware Arbeit, die eine furchtbare Realität ist, nur eine grammatische Ellipse. Demgemäß ist die ganze heutige, auf den Warencharakter der Arbeit begründete Gesellschaft von jetzt an eine poetische Lizenz, auf einen figürlichen Ausdruck begründet. Will die Gesellschaft "alle Unzuträglichkeiten ausmerzen", unter denen sie zu leiden hat, nun, so merze sie die anstößigen
[1*] der Kapitalist - [2*] Der Arbeiter - [3*] dichterische Freiheit
#560# VI. Abschnitt. Der Arbeitslohn

zu fragen, wie wird dieser Preis bestimmt? Sie erkannte bald, daß der Wechsel im Verhältnis von Nachfrage und Angebot für den Preis der Arbeit, wie für den jeder andren Ware, nichts erklärt außer seinem Wechsel, d.h. die Schwankung der Markpreise unter oder über einegewisse Größe. Decken sich Nachfrage und Angebot, so hört, unter sonst gleichbleibenden Umständen, die Preisoszillation auf. Aber dann hören auch Nachfrage und Angebot auf, irgend etwas zu erklären. Der Preis der Arbeit, wenn Nachfrage und Angebot sich decken, ist ihr vom Verhältnis der Nachfrage und Angebot unabhängig bestimmter, ihr natürlicher Preis, der so als der eigentlich zu analysierende Gegenstand gefunden ward. Oder man nahm eine längere Periode der Schwankungen des Marktpreises, z.B. ein Jahr und fand dann, daß sich ihr Auf und Ab ausgleicht zu einer mittlern Durchschnittsgröße, einer konstanten Größe. Sie mußte natürlich anders bestimmt werden alsdie sich kompensierenden Abweichungen von ihr selbst. Dieser über die zufälligen Marktpreise der Arbeit übergreifende und sie regulierende Preis, der "notwendige Preis" (Physiokraten) oder "natürliche Preis" der Arbeit (Adam Smith) kann, wie bei andren Waren, nur ihr in Geld ausgedrückter Wert sein. In dieser Art glaubte die politische Ökonomie durch die zufälligen Preise der Arbeit zu ihrem Wert vorzudringen. Wie bei den andren Waren wurde dieser Wert dann weiter durch die Produktionskosten bestimmt. Aber was sind die Produktionskosten -des Arbeiters, d.h. die Kosten, um den Arbeiter selbst zu produzieren oder zu reproduzieren? Diese Frage schob sich der politischen Ökonomie bewußtlos für die ursprüngliche unter, da sie mit den Produktionskosten der Arbeit als solcher sich im Kreise drehte und nicht vom Flecke kam. Was sie also #

Ausdrücke aus, so ändere sie die Sprache, und sie braucht sich zu diesem Behufe nur an die Akademie zu wenden, um von ihr eine neue Ausgabe ihres Wörterbuchs zu verlangen." (K. Marx, "Misère de la Philosophie", p.34, 35[1*].) Noch bequemer ist es natürlich, sich unter Wert gar nichts zu denken. Man kann dann ohne Umstände alles unter diese Kategorie subsumieren. So z.B. J. B. Say. Was ist "valeur"[2*]? Antwort: "Das, was eine Sache wert ist" und was ist "prix[3*]? Antwort: "Der Wert einer Sache ausgedrückt in Geld." Und warum hat die Arbeit der Erde ... einen Wert? Weil man ihr einen Preis zuerkennt. Also Wert ist, was ein Ding wert ist, und die Erde hat einen "Wert", weil man ihren Wert "in Geld ausdrückt". Dies ist jedenfalls eine sehr einfache Methode, sich über das why[4*] und wherefore[5*] der Dinge zu verständigen.
[1*] Siehe Band 4 unserer Ausgabe, S.87/88 - [2*] "Wert" - [3*] "Preis" - [4*] Warum - [5*] Weswegen
#561# 17. Kapitel. Verwandlung von Wert resp. Preis der Arbeitskraft in Arbeitslohn

Wert der Arbeit (value of labour) nennt, ist in der Tat der Wert der Arbeitskraft, die in der Persönlichkeit des Arbeiters existiert und von ihrer Funktion, der Arbeit, ebenso verschieden ist wie eine Maschine von ihren Operationen. Beschäftigt mit dem Unterschied zwischen den Marktpreisen der Arbeit und ihrem sog. Wert, mit dem Verhältnis dieses Werts zur Profitrate, zu den vermittelst der Arbeit produzierten Warenwerten usw., entdeckte man niemals, daß der Gang der Analyse nicht nur von den Marktpreisen der Arbeit zu ihrem vermeintlichen Wert, sondern dahin geführt hatte, diesen Wert der Arbeit selbst wieder aufzulösen in den Wert der Arbeitskraft. Die Bewußtlosigkeit über dies Resultat ihrer eignen Analyse, die kritiklose Annahme der Kategorien "Wert der Arbeit", "natürlicher Preis der Arbeit" usw. als letzter adäquaterAusdrücke des behandelten Wertverhältnisses, verwickelte, wie man später sehn wird, die klassische politische Ökonomie in unauflösbare Wirren und Widersprüche, während sie derVulgärökonomie eine sichere Operationsbasis für ihre prinzipiell nur dem Schein huldigende Flachheit bot.
Sehn wir nun zunächst, wie Wert und Preise der Arbeitskraft sich in dieser verwandelten Form als Arbeitslohn darstellen.
Man weiß, daß der Tageswert der Arbeitskraft berechnet ist auf eine gewisse Lebensdauer des Arbeiters, welcher eine gewisse Länge des Arbeitstags entspricht. Nimm an, der gewohnheitsmäßige Arbeitstag betrage 12 Stunden und der Tageswert der Arbeitskraft 3 sh., der Geldausdruck eines Werts, worin sich 6 Arbeitsstunden darstellen. Erhält der Arbeiter 3 sh., so erhält er den Wert seiner während 12 Stunden funktionierenden Arbeitskraft. Wird nun dieser Tageswert der Arbeitskraft als Wert der Tagesarbeit ausgedrückt, so ergibt sich die Formel: Die zwölfstündige Arbeit hat einen Wert von 3 sh. Der Wert der Arbeitskraft bestimmt so den Wert der Arbeit oder, in Geld ausgedrückt, ihren notwendigen Preis. Weicht dagegen der Preis der Arbeitskraft von ihrem Wert ab, so ebenfalls der Preis der Arbeit von ihrem sog. Wert.
Da der Wert der Arbeit nur ein irrationeller Ausdruck für den Wert der Arbeitskraft, ergibt sich von selbst, daß der Wert der Arbeit stets kleiner sein muß als ihr Wertprodukt, denn der Kapitalist läßt die Arbeitskraft stets länger funktionieren, als zur Reproduktion ihres eignen Werts nötig ist. Im obigen Beispiel ist der Wert der während 12 Stunden funktionierenden Arbeitskraft 3 sh., ein Wert, zu dessen Reproduktion sie 6 Stunden braucht. Ihr Wertprodukt ist dagegen 6 sh., weil sie in der Tat während 12 Stunden funktioniert, und ihr Wertprodukt nicht von ihrem eignen Werte, sondern von der Zeitdauer ihrer Funktion abhängt. Man erhält so das auf den
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ersten Blick abgeschmackte Resultat, daß Arbeit, die einen Wert von 6 sh. schafft, einen Wert von 3 sh. besitzt. 27)
Man sieht ferner: Der Wert von 3 sh., worin sich der bezahlte Teil des Arbeitstags, d.h. sechsstündige Arbeit darstellt, erscheint als Wert oder Preis des Gesamtarbeitstags von 12 Stunden, welcher 6 unbezahlte Stunden enthält. Die Form des Arbeitslohns löscht also jede Spur der Teilung des Arbeitstags in notwendige Arbeit und Mehrarbeit, in bezahlte und unbezahlte Arbeit aus. Alle Arbeit erscheint als bezahlte Arbeit. Bei der Fronarbeit unterscheiden sich räumlich und zeitlich, handgreiflich sinnlich, die Arbeit des Fröners für sich selbst und seine Zwangsarbeit für den Grundherrn. Bei der Sklavenarbeit erscheint selbst der Teil des Arbeitstags,worin der Sklave nur den Wert seiner eignen Lebensmittel ersetzt, den er in der Tat also für sich selbst arbeitet, als Arbeit für seinen Meister. Alle seine Arbeit erscheint als unbezahlte Arbeit. 28) Bei der Lohnarbeit er scheint umgekehrt selbst die Mehrarbeit oder unbezahlte Arbeit als bezahlt. Dort verbirgt das Eigentumsverhältnis das Fürsichselbstarbeiten des Sklaven, hier das Geldverhältnis das Umsonstarbeiten des Lohnarbeiters.
Man begreift daher die entscheidende Wichtigkeit der Verwandlung von Wert und Preis der Arbeitskraft in die Form des Arbeitslohns oder in Wert und Preis der Arbeit selbst. Auf dieser Erscheinungsform, die das wirkliche Verhältnis unsichtbar macht und grade sein Gegenteil zeigt, beruhn alle Rechtsvorstellungen des Arbeiters wie des Kapitalisten, alle Mystifikationen der kapitalistische Produktionsweise, alle ihre Freiheitsillusionen, alle apologetischen Flausen der Vulgärökonomie.
Braucht die Weltgeschichte viele Zeit, um hinter das Geheimnis des Arbeitslohns zu kommen, so ist dagegen nichts leichter zu verstehen als die Notwendigkeit, die raisons d'être[2*] dieser Erscheinungsform.#

27) Vgl. "Zur Kritik der politischen Oekonomie", p. 40[1*], wo ich ankündige, daß bei Betrachtung des Kapitals das Problem gelöst werden soll: "Wie führt Produktion auf Basis des durch bloße Arbeitszeit bestimmten Tauschwerts zum Resultat, daß der Tauschwert der Arbeit kleiner ist als der Tauschwert ihres Produkts?" [28] Der "Morning Star", ein bis zur Albernheit naives Londoner Freihandelsorgan, beteuerte während des Arnerikanischen Bürgerkriegs wieder und wieder mit aller menschenmöglichen moralischen Entrüstung, daß die Neger in den "Confederate States" ganz umsonst arbeiteten. Es hätte gefälligst die Tageskosten eines solchen Negers mit denen des freien Arbeiters im East End von London z.B. vergleichen sollen.
[1*] Siehe Band 13 unserer Ausgabe, S.47 - [2*] Gründe des Daseins
#563# 17. Kapitel. Verwandlung von Wert resp. Preis der Arbeitskraft in Arbeitslohn

Der Austausch zwischen Kapital und Arbeit stellt sich der Wahrnehmung zunächst ganz in derselben Art dar wie der Kauf und Verkauf aller andren Waren. Der Käufer gibt eine gewisse Geldsumme, der Verkäufer einen von Geld verschiednen Artikel. Das Rechtsbewußtsein erkennt hier höchstens einen stofflichen Unterschied, der sich ausdrückt in den rechtlich Äquivalenten Formeln: Do ut des, do ut facias, facio ut des, und facio ut facias.[1*]
Ferner: Da Tauschwert und Gebrauchswert an und für sich inkommensurable Größen sind, so scheint der Ausdruck: "Wert der Arbeit", "Preis der Arbeit" nicht irrationeller als der Ausdruck "Wert der Baumwolle", "Preis der Baumwolle". Es kommt hinzu, daß der Arbeiter gezahlt wird, nachdem er seine Arbeit geliefert hat. In seiner Funktion als Zahlungsmittel realisiert das Geld aber nachträglich den Wert oder Preis des gelieferten Artikels, also im gegebnen Fall den Wert oder Preis der gelieferten Arbeit. Endlich ist der "Gebrauchswert", den der Arbeiter dem Kapitalisten liefert, in der Tat nicht seine Arbeitskraft, sondern ihre Funktion, eine bestimmte nützliche Arbeit, Schneiderarbeit, Schusterarbeit, Spinnarbeit usw. Daß dieselbe Arbeit nach einer andren Seite hin allgemeines wertbildendes Element ist, eine Eigenschaft, wodurch sie sich von allen andren Waren unterscheidet, fällt außerhalbdes Bereichs des gewöhnlichen Bewußtseins.
Stellen wir uns auf den Standpunkt des Arbeiters, der für zwölfstündige Arbeit z.B. das Wertprodukt sechsstündiger Arbeiterhält, sage 3 sh., so ist für ihn in der Tat seine zwölfstündige Arbeit das Kaufmittel der 3 sh. Der Wert seinerArbeitskraft mag variieren mit dem Wert seiner gewohnheitsmäßigen Lebensmittel von 3 auf 4 sh. oder von 3 auf 2 sh., oder bei gleichbleibendem Wert seiner Arbeitskraft mag ihr Preis, infolge wechselnden Verhältnisses von Nachfrage und Angebot, auf 4 sh. steigen oder auf 2 sh. fallen, er gibt stets 12 Arbeitsstunden. Jeder Wechsel in der Größe des Äquivalents, das er erhält, erscheint ihm daher notwendig als Wechsel im Wert oder Preis seiner 12 Arbeitsstunden. Dieser Umstand verleitete umgekehrt Adam Smith, der den Arbeitstag als eine konstante Größe behandelt 29), zur Behauptung, der Wert der Arbeit sei konstant, obgleich der Wert der Lebensmittel wechsle und derselbe Arbeitstag sich daher in mehr oder weniger Geld für den Arbeiter darstelle. #

29) A. Smith spielt nur zufällig auf die Variation des Arbeitstags an bei Gelegenheit des Stücklohns.
[1*] Ich gebe, damit du gibst; ich gebe, damit du tust; ich tue, damt du gibst, und ich tue, damit du tust.
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Nehmen wir andrerseits den Kapitalisten, so will er zwar möglichst viel Arbeit für möglichst wenig Geld erhalten. Praktisch interessiertihn daher nur die Differenz zwischen dem Preis der Arbeitskraft und dem Wert, den ihre Funktion schafft. Aber er sucht alle Ware möglichst wohlfeil zu kaufen und erklärt sich überall seinen Profit aus der einfachen Prellerei, dem Kauf unter und dem Verkauf über dem Wert. Er kommt daher nicht zur Einsicht, daß, wenn so ein Ding wie Wert der Arbeit wirklich existierte, und er diesen Wert wirklich zahlte, kein Kapital existieren, sein Geld sich nicht in Kapital verwandeln würde.
Zudem zeigt die wirkliche Bewegung des Arbeitslohns Phänomene, die zu beweisen scheinen, daß nicht der Wert der Arbeitskraft bezahlt wird, sondern der Wert ihrer Funktion, der Arbeit selbst. Diese Phänomene können wir auf zwei große Klassen zurückführen. Erstens: Wechsel des Arbeitslohns mit wechselnder Länge des Arbeitstags. Man könnte ebensowohl schließen, daß nicht der Wert der Maschine, sondern der ihrer Operation bezahlt wird, weil es mehr kostet, eine Maschine für eine Woche als für einen Tag zu dingen. Zweitens: Der individuelle Unterschied in den Arbeitslöhnen verschiedner Arbeiter, welche dieselbe Funktion verrichten. Diesen individuellen Unterschied findet man, aber ohne Anlaß zu Illusionen, auch im System der Sklaverei, wo frank und frei, ohne Schnörkel, die Arbeitskraft selbst verkauft wird. Nur fällt der Vorteil einer Arbeitskraft die über dem Durchschnitt, oder der Nachteil einer Arbeitskraft, die unter dem Durchschnitt steht, im Sklavensystem dem Sklaveneigner zu, im System der Lohnarbeit dem Arbeiter selbst, weil seine Arbeitskraft in dem einen Fall von ihm selbst, in dem andern von einer dritten Person verkauft wird.
Übrigens gilt von der Erscheinungsform, "Wert und Preis der Arbeit" oder "Arbeitslohn", im Unterschied zum wesentlichen Verhältnis, welches erscheint, dem Wert und Preis der Arbeitskraft, dasselbe, was von allen Erscheinungsformen und ihrem verborgnen Hintergrund. Die ersteren reproduzieren sich unmittelbar spontan, als gang und gäbe Denkformen, der andre muß durch die Wissenschaft erst entdeckt werden. Die klassische politische Ökonomie stößt annähernd auf den wahren Sachverhalt, ohne ihn jedoch bewußt zu formulieren. Sie kann das nicht, solange sie in ihrer bürgerlichen Haut steckt.
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ACHTZEHNTES KAPITEL

Der Zeitlohn

Der Arbeitslohn nimmt selbst wieder sehr mannigfaltige Formen an, ein Umstand, nicht erkennbar aus den ökonomischen Kompendien, die in ihrer brutalen Interessiertheit für den Stoff jeden Formunterschied vernachlässigen. Eine Darstellung aller dieser Formen gehört jedoch in die spezielle Lehre von der Lohnarbeit, also nicht in dieses Werk. Dagegen sind die zwei herrschenden Grundformen hier kurz zu entwickeln.
Der Verkauf der Arbeitskraft findet, wie man sich erinnert, stets für bestimmte Zeitperioden statt. Die verwandelte Form, worin der Tageswert, Wochenwert usw. der Arbeitskraft sich unmittelbar darstellt, ist daher die des "Zeitlohns", also Tageslohn usw.
Es ist nun zunächst zu bemerken, daß die im fünfzehnten Kapitel dargestellten Gesetze über den Größenwechsel von Preis der Arbeitskraft und Mehrwert sich durch einfache Formveränderung in Gesetze des Arbeitslohns verwandeln. Ebenso erscheint der Unterschied zwischen dem Tauschwert der Arbeitskraft und der Masse der Lebensmittel, worin sich dieser Wert umsetzt, jetzt als Unterschied von nominellem und reellem Arbeitslohn. Es wäre nutzlos, in der Erscheinungsform zu wiederholen, was in der wesentlichen Form bereits entwickelt. Wir beschränken uns daher auf wenige, den Zeitlohn charakterisierende Punkte.
Die Geldsumme 30), die der Arbeiter für seine Tagesarbeit, Wochenarbeit usw. erhält, bildet den Betrag seines nominellen oder dem Wert nach geschätzten Arbeitslohns. Es ist aber klar, daß je nach der Länge des Arbeitstags, also je nach der täglich von ihm gelieferten Quantität Arbeit, derselbe Tageslohn, Wochenlohn usw. einen sehr verschiednen Preis der Arbeit, d.h. sehr verschiedne Geldsummen für dasselbe Quantum Arbeit #

30) Der Geldwert selbst wird hier immer als konstant vorausgesetzt.
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darstellen kann. 31) Man muß also bei dem Zeitlohn wieder unterscheiden zwischen Gesamtbetrag des Arbeitslohns, Taglohns, Wochenlohns usw. und Preis der Arbeit. Wie nun diesen Preis finden, d.h. den Geldwert eines gegebnen Quantums Arbeit? Der durchschnittliche Preis der Arbeit ergibt sich, indem man den durchschnittlichen Tageswert der Arbeitskraft durch die Stundenzahl des durchschnittlichen Arbeitstags dividiert. Ist z.B. der Tageswert der Arbeitskraft 3 sh., das Wertprodukt von 6 Arbeitsstunden, und ist der Arbeitstag zwölfstündig, so ist der Preis einer Arbeitsstunde 3 sh./12 = 3 d. Der so gefundene Preis der Arbeitsstunde dient als Einheitsmaß für den Preis der Arbeit. Es folgt daher, daß der Taglohn, Wochenlohn usw. derselbe bleiben kann, obgleich der Preis der Arbeit fortwährend sinkt. War z.B. der gewohnheitsmäßige Arbeitstag 10 Stunden und der Tageswert der Arbeitskraft 3 sh., so betrug der Preis der Arbeitsstunde 3 3/5 d.; er sinkt auf 3 d., sobald der Arbeitstag zu 12 Stunden, und 2 2/5, d., sobald er zu 15 Stunden steigt. Tages- oder Wochenlohn bleiben trotzdem unverändert. Umgekehrt kann der Taglohn oder Wochenlohn steigen, obgleich der Preis der Arbeit konstant bleibt oder selbst sinkt. War z.B. der Arbeitstag zehnstündig und ist der Tageswert der Arbeitskraft 3 sh., so der Preis einer Arbeitsstunde 3 3/5 d. Arbeitet der Arbeiter infolge zunehmender Beschäftigung und bei gleichbleibendem Preise der Arbeit 12 Stunden, so steigt sein Tageslohn nun auf 3 sh. 7 1/5 d. ohne Variation im Preise der Arbeit. Dasselbe Resultat könnte herauskommen, wenn statt der extensiven Größe der Arbeit ihre intensive Größe zunähme. 32) Steigen des nominellen Tages- oder Wochenlohns mag daher begleitet sein von gleichbleibendem oder sinkendem Preis der Arbeit. Dasselbe gilt von der Einnahme der Arbeiterfamille, sobald das vom Familienhaupt gelieferte Arbeitsquantum durch die Arbeit der Familienglieder
31) "Der Preis der Arbeit ist die Summe, die für eine gegebene Menge Arbeit gezahlt wird." (Sir Edward West, "Price of Corn and Wages of Labour", Lond. 1826, p. 67.) West ist der Verfasser der in der Geschichte der politischen Ökonomie epochemachenden anonymen Schrift: "Essay on the Application of Capital to Land. By a Fellow of Univ. College of Oxford", Lond. 1815. 32) "Die Arbeitslöhne hängen vom Preis der Arbeit und der Menge der geleisteten Arbeit ab... Eine Erhöhung der Arbeitslöhne schließt nicht notwendig eine Steigerung des Preises der Arbeit ein. Bei längerer Beschäftigung und größerer Anstrengung können die Arbeitslöhne beträchtlich anwachsen, während der Preis der Arbeit derselbe bleiben kann." (West, l.c.p. 67, 68 u. 112.) Die Hauptfrage: wie wird der "price of labour" bestimmt? fertigt West übrigens mit banalen Redensarten ab.
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vermehrt wird. Es gibt also von der Schmälerung des nominellen Tages- oder Wochenlohns unabhängige Methoden zur Herabsetzung des Preises der Arbeit. 33) Als allgemeines Gesetz aber folgt: Ist die Quantität der Tages-, Wochenarbeit usw. gegeben, so hängt der Tages- oder Wochenlohn vom Preise der Arbeit ab, der selbst variiert, entweder mit dem Wert der Arbeitskraft oder den Abweichungen ihres Preises von ihrem Werte. Ist dagegen der Preis der Arbeit gegeben, so hängt der Tages- oder Wochenlohn von der Quantität der Tages- oder Wochenarbeit ab. Die Maßeinheit des Zeitlohns, der Preis der Arbeitsstunde, ist der Quotient des Tageswerts der Arbeitskraft, dividiert durch die Stundenzahl des gewohnheitsmäßigen Arbeitstags. Gesetzt, letztrer betrage 12 Stunden, der Tageswert der Arbeitskraft 3 sh., das Wertprodukt von 6 Arbeitsstunden. Der Preis der Arbeitsstunde ist unter diesen Umständen 3 d., ihr Wertprodukt 6 d. Wird der Arbeiter nun weniger als 12 Stunden täglich (oder weniger als 6 Tage in der Woche) beschäftigt, z.B. nur 6 oder 8 Stunden, so erhält er, bei diesem Preise der Arbeit, nur 2 oder 1 1/2 sh. Taglohn. 34) Da er nach der Voraussetzung im Durchschnitt 6 Stunden täglich arbeiten
33) Dies fehlt der fanatischste Vertreter der industriellen Bourgeoisie des 18. Jahrhunderts, der oft von uns zitierte Verfasser des "Essay on Trade and Commerce" richtig heraus, obgleich er die Sache konfus darstellt: "Es ist die Menge der Arbeit und nicht ihr Preis" (versteht darunter den nominellen Tages- oder Wochenlohn), die durch den Preis der Nahrungsmittel und anderen lebensnotwendigen Dinge bestimmt wird: setzt den Preis der lebensnotwendigen Dinge stark herab, so senkt ihr natürlich entsprechend die Menge der Arbeit... Die Fabrikherren wissen, daß es verschiedne Wege gibt, den Preis der Arbeit zu heben oder zu senken, außer der Änderung seines nominellen Betrags." l.c.p. 48 u. 61.) In seinen "Three Lectures on therate of Wages", Lond. 1830, worin N. W. Senior Wests Schrift benutzt, ohne sie anzufahren, sagt er u.a.: "Der Arbeiter ist hauptsächlich an der Höhe des Arbeitslohnes interessiert." (p. 15.) Also der Arbeiter ist hauptsächlich interessiert in dem, was er erhält, dem nominellen Betrag des Lohns, nicht in dem, was er gibt, der Quantitit der Arbeit! 34) Die Wirkung solcher anormlen Unterbeschäftigung ist durchaus verschieden von der einer allgemeinen zwangsgesetzlichen Reduktion des Arbeitstags. Erstere hat mit der absoluten Länge des Arbeitstags nichts zu schaffen und kann ebensowohl bei 15stündigem als bei 6stündigem Arbeitstag eintreten. Der normale Preis der Arbeit ist im ersten Fall darauf berechnet, daß der Arbeiter 15 Stunden, im zweiten darauf, daß er 6 Stunden per Tag durchschnittlich arbeitet. Die Wirkung bleibt daher dieselbe, wm er in dem einen Fall nur 7 1/2 in dem andren nur 3 Stunden beschäftigt wird.
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muß, um nur einen dem Wert seiner Arbeitskraft entsprechenden Taglohn zu produzieren, da er nach derselben Voraussetzung von jeder Stunde nur 1/2 für sich selbst, 1/2 aber für den Kapitalisten arbeitet, so ist es klar, daß er das Wertprodukt von 6 Stunden nicht herausschlagen kann, wenn er weniger als 12 Stunden beschäftigt wird. Sah man früher die zerstörenden Folgen der Überarbeit, so entdeckt man hier die Quellen der Leiden, die für den Arbeiter aus seiner Unterbeschäftigung entspringen. Wird der Stundenlohn in der Weise fixiert, daß der Kapitalist sich nicht zur Zahlung eines Tages- oder Wochenlohns verpflichtet, sondern nur zur Zahlung der Arbeitsstunden, während deren es ihm beliebt, den Arbeiter zu beschäftigen, so kann er ihn unter der Zeit beschäftigen, die der Schätzung des Stundenlohns oder der Maßeinheit für den Preis der Arbeit ursprünglich zugrunde liegt. Da diese Maßeinheit bestimmt ist durch die Proportion Tageswert der Arbeitskraft / Arbeitstag von gegebner Stundenzahl, verliert sie natürlich allen Sinn, sobald der Arbeitstag aufhört, eine bestimmte Stundenzahl zu zählen. Der Zusammenhang zwischen der bezahlten und unbezahlten Arbeit wird aufgehoben. Der Kapitalist kann jetzt ein bestimmtes Quantum Mehrarbeit aus dem Arbeiter herausschlagen, ohne ihm die zu seiner Selbsterhaltung notwendige Arbeitszeit einzuräumen. Er kann jede Regelmäßigkeit der Beschäftigung vernichten und ganz nach Bequemlichkeit, Willkür und augenblicklichem Interesse die ungeheuerste Überarbeit mit relativer oder gänzlicher Arbeitslosigkeit abwechseln lassen. Er kann, unter dem Vorwand, den "normalen Preis der Arbeit" zu zahlen, den Arbeitstag, ohne irgend entsprechende Kompensation für den Arbeiter, anormal verlängern. Daher der durchaus rationelle Aufstand (1860) der im Baufach beschäftigten Londoner Arbeiter gegen den Versuch der Kapitalisten, diesen Stundenlohn aufzuherrschen. Die gesetzliche Beschränkung des Arbeitstags macht solchem Unfug ein Ende, obgleich natürlich nicht der aus Konkurrenz der Maschinerie, Wechsel in der Qualität der angewandten Arbeiter, partiellen und allgemeinen Krisen entspringenden Unterbeschäftigung. Bei wachsendem Tages- oder Wochenlohn kann der Preis der Arbeit nominell konstant bleiben und dennoch unter sein normales Niveau sinken. Dies findet jedesmal statt, sobald mit konstantem Preis der Arbeit, resp. der Arbeitsstunde, der Arbeitstag über seine gewohnheitsmäßige Dauer verlängert wird. Wenn in dem Bruch Tageswert der Arbeitskraft / Arbeitstag der Nenner wächst, wächst der Zähler noch rascher. Der Wert der Arbeitskraft, weil ihr Verschleiß, wächst mit der Dauer ihrer Funktion und in rascherer
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Proportion als das Inkrement ihrer Funktionsdauer. In vielen Industriezweigen, wo Zeitlohn vorherrscht, ohne gesetzliche Schranken der Arbeitszeit, hat sich daher naturwüchsig die Gewohnheit herausgebildet, daß der Arbeitstag nur bis zu einem gewissen Punkt, z.B. bis zum Ablauf der zehnten Stunde, als normal gilt ("normal working day", "the day's work", the regular hours of work" 1*)). Jenseits dieser Grenze bildet die Arbeitszeit Überzeit (overtime) und wird, die Stunde als Maßeinheit genommen, besser bezahlt (extra pay), obgleich oft in lächerlich kleiner Proportion. 35) Der normale Arbeitstag existiert hier als Bruchteil des wirklichen Arbeitstags, und der letztere währt oft während des ganzen Jahres länger als der erstere. 36) Das Wachstum im Preis der Arbeit mit der Verlängerung des Arbeitstags über eine gewisse Normalgrenze gestaltet sich in verschiednen britischen Industriezweigen so, daß der niedrige Preis der Arbeit während der sog. Normalzeit dem Arbeiter die besser bezahlte Überzeit aufzwingt, will er Oberhaupt einen genügenden Arbeitslohn herausschlagen. 37) #

35) "Die Rate der Zahlung für Überzeit" (in der Spitzenmanufaktur) ist so klein, 1/2 d. usw. per Stunde, daß sie in peinlichem Kontrast steht zur massenhaften Unbill, die sie der Gesundheit und Lebenskraft der Arbeiter antut... Der so gewonnene kleine Überschuß muß außerdem oft in Extra-Erfrischungsmitteln wieder verausgabt werden." ("Child. Empl. Comm., II. Rep.", p. XVI, n. 117.)" 36) Z.B. in der Tapetendruckerei vor der neulichen Einführung des Fabrikakts. "Wir arbeiteten ohne Pause für Mahlzeiten, so daß das Tageswerk von 10 1/2 Stunden um halb 5 Uhr nachmittags beendet ist, und alles spätere ist Überzeit, die selten vor 6 Uhr abends aufhört, so daß wir in der Tat das ganze Jahr durch Überzeit arbeiten." (Mr. Smiths Evidence in "Child. Empl. Comm., I. Rep.", p. 125.) 37) "Z.B. in den schottischen Bleichereien. In einigen Teilen Schottlands wurde diese Industrie" (vor Einführung des Fabrikakts 1862) nach dem System der Überzeit betrieben, d.h. 10 Stunden galten als normaler Arbeitstag. Dafür erhielt der Mann 1 sh. 2 d. Hierzu kam aber täglich eine Überzeit von 3 oder 4 Stunden, wofür 3 d. per Stunde gezahlt wurde. Folge dieses Systems: Ein Mann, der nur die Normalzeit arbeitete, konnte nur 8 sh. Wochenlohn verdienen. Ohne Überzeit reichte der Lohn nicht aus." ("Reports of Insp. of Fact., 30th April 1863", p. 10.) Die Extrazahlung für Überzeit ist eine Versuchung, der die Arbeiter nicht widerstehen können. ("Rep. of Insp. of Fact., 30th April 1848", p. 5.) Die Buchbinderei in der City von London verwendet sehr viele junge Mädchen vom 14.-15. Jahr an, und zwar unter dem Lehrlingskontrakt, der bestimmte Arbeitsstunden Vorschreibt. Nichtsdestoweniger arbeiten sie in der Schlußwoche jedes Monats bis 10, 11, 12 und 1 Uhr nachts, zusammen mit den älteren Arbeitern, in sehr gemischter Gesellschaft. Die Meister verlocken (tempt) sie durch --
1*) "normaler Artstag", "Tagesarbeit", "reguläre Arbeitszeit"
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Gesetzliche Beschränkung des Arbeitstags macht diesem Vergnügen ein Ende. 38) Es ist allgemein bekannte Tatsache, daß, je länger der Arbeitstag in einem Industriezweig, um so niedriger der Arbeitslohn. 39) Fabrikinspektor A. Redgrave illustriert dies durch eine vergleichende Übersicht der zwanzigjährigen Periode von 1839-1859, wonach der Arbeitslohn in den dem Zehnstundengesetz unterworfenen Fabriken stieg, während er fiel in den Fabriken, wo 14 bis 15 Stunden täglich gearbeitet wird. 40) Zunächst folgt aus dem Gesetz: Bei gegebnem Preis der Arbeit hängt der Tages- oder Wochenlohn von der Quantität der gelieferten Arbeit ab", daß, je niedriger der Preis der Arbeit, desto größer das Arbeitsquantum sein muß oder desto länger der Arbeitstag, damit der Arbeiter auch nur einen kümmerlichen Durchschnittslohn sichre. Die Niedrigkeit des Arbeitspreises wirkt hier als Sporn zur Verlängerung der Arbeitszeit. 41)
Extralohn und Geld für ein gutes Nachtessen das sie in benachbarten Kneipen zu sich nehmen. Die große Liederlichkeit, so unter diesen "young immortals" 1*) produziert ("Child. Empl. Comm., V. Rep.", p. 44, n. 191), findet ihre Kompensation darin, daß von ihnen unter andrem auch viele Bibeln und Erbauungsbücher gebunden werden. 38) Sieh "Reports of Insp. of Fact., 30th April 1863", l.c. Mit ganz richtiger Kritik des Sachverhältnisses erklärten die im Baufach beschäftigten Londoner Arbeiter während des großen strike und lockout 2*) von 1860, den Stundenlohn nur annehmen zu wollen unter zwei Bedingungen: 1. daß mit dem Preis der Arbeitsstunde ein Normalarbeitstag von resp. 9 und 10 Stunden festgesetzt werde und der Preis für die Stunde des zehnstündigen Arbeitstags größer sei als für die des neunstündigen; 2. daß jede Stunde über den Normaltag hinaus als Überzeit verhältnismäßig höher bezahlt werde. 39) "Es ist zudem eine recht bemerkenswerte Tatsache, daß da, wo in der Regel die Arbeitszeit lang ist, die Löhne gering sind." ("Rep. of Insp. of Fact., 31st Oct. 1863", p. 9.) "Die Arbeit, die einen Hungerlohn einbringt, ist meist übermäßig lang." ("Public Health, Sixth Rep. 1863", p. 15.) 40) "Reports of Insp. of Fact., 30th April 1860". p.31, 32. 41) "Die Hand-Nägelmacher in England haben z.B. wegen des niedrigen Arbeitspreises 15 Stunden täglich zu arbeiten, um den kümmerlichsten Wochenlohn herauszuschlagen. Es sind viele, viele Stunden des Tags, und während aller der Zeit muß er hart schanzen, um 11 d. oder 1 sh. herauszuschlagen, und davon gehen 2 1/2, bis 3 d. ab für Verschleiß der Werkzeuge, Feuerung, Eisenabfall." ("Child. Empl. Comm., III. Rep.", p. 136, n. 671.) Die Weiber verdienen bei derselben Arbeitszeit nur einen Wochenlohn von 5 sh. (l.c.p. 137, n. 674.) --#

1*) "jungen unsterblichen Seelen" - 2*) der Aussperrung
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Umgekehrt aber produzert ihrerseits die Verlängerung der Arbeitszeit einen Fall im Arbeitspreise und damit im Tages- oder Wochenlohn. Die Bestimmung des Arbeitspreises durch Tageswert der Arbeitskraft / Arbeitstag von gegebner Stundenzahl ergibt, daß bloße Verlängerung des Arbeitstags den Arbeitspreis senkt, wenn keine Kompensation eintritt. Aber dieselben Umstände, welche den Kapitalisten befähigen, den Arbeitstag auf die Dauer zu verlängern, befähigen ihn erst und zwingen ihn schließlich, den Arbeitspreis auch nominell zu senken, bis der Gesamtpreis der vermehrten Stundenzahl sinkt, also der Tages- oder Wochenlohn. Hinweis auf zwei Umstände genügt hier. Verrichtet ein Mann das Werk von 1 1/2 oder 2 Männern, so wächst die Zufuhr der Arbeit, wenn auch die Zufuhr der auf dem Markt befindlichen Arbeitskräfte konstant bleibt. Die so unter den Arbeitern erzeugte Konkurrenz befähigt den Kapitalisten, den Preis der Arbeit herabzudrücken, während der fallende Preis der Arbeit ihn umgekehrt befähigt, die Arbeitszeit noch weiter heraufzuschrauben. 42) Bald jedoch wird diese Verfügung über anormale, d. h. das gesellschaftliche Durchschnittsniveau überfließende Quanta unbezahlter Arbeit zum Konkurrenzmittel unter den Kapitalisten selbst. Ein Teil des Warenpreises besteht aus dem Preis der Arbeit. Der nicht gezahlte Teil des Arbeitspreises braucht nicht im Warenpreis zu rechnen. Er kann dem Warenkäufer geschenkt werden. Dies ist der erste Schritt, wozu die Konkurrenz treibt. Der zweite Schritt, wozu sie zwingt, ist, wenigstens einen Teil des durch die Verlängerung des Arbeitstags erzeugten anormalen Mehrwerts ebenfalls aus dem Verkaufspreis der Ware auszuschließen. In dieser Weise bildet sich erst sporadisch und fixiert sich nach und nach ein anormal niedriger Verkaufspreis der Ware, der von nun an zur konstanten Grundlage kümmerlichen Arbeitslohns bei übermäßiger Arbeitszeit wird, wie er ursprünglich das Produkt dieser Umstände war. Wir deuten diese Bewegung bloß an, da die Analyse der Konkurrenz nicht hierhin gehört. Doch mag für einen Augenblick der Kapitalist selbst sprechen.
42) Wenn ein Fabrikarbeiter z.B. verweigerte, die hergebrachte lange Stundenzahl arbeiten, würde er sehr schnell durch jemand ersetzt werden, der beliebig lang zu arbeiten gewillt ist, und würde so arbeitslos werden". ("Reports of Insp. of Fact., 31st Oct. 1848". Evidence, p. 39, n. 58.) "Wenn ein Mann die Arbeit von zweien leistet... wird im allgemeinen die Profitrate steigen.... da diese zusätzliche Zufuhr von Arbeit ihren Preis herabgedrückt hat." (Senior, l.c.p. 15.)
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"In Birmingham ist die Konkurrenz unter den Meistern so groß, daß mancher von uns ngen ist, als Arbeitsanwender zu tun, was er sich schämen wurde, sonst zu tun; und dennoch wird nicht mehr Geld gemacht (and yet no more money is made), sondern das Publikum allein hat den Vorteil davon." 43)
Man erinnert sich der zwei Sorten Londoner Bäcker, wovon die eine Brot zum vollen Preise (the "fullpriced" hakers), die andre es unter seinem normalen Preise verkauft ("the underpriced", "the undersellers"). Die "fullpriced" denunzieren ihre Konkurrenten vor der parlamentarischen Untersuchungskommission:
"Sie existieren nur, indem sie erstens das Publikum betrügen" (durch Fälschung der Ware) und zweitens 18 Arbeitsstunden aus ihren Leuten für den Lohn zwölfstündiger Arbeit herausschinden... Die unbezahlte Arbeit (the unpaid labour) der Arbeiter ist das Mittel, wodurch der Konkurrenzkampf geführt wird... Die Konkurrenz unter den Bäckermeistern ist die Ursache der Schwierigkeit in Beseitigung der Nachtarbeit. Ein Unterverkäufer, der sein Brot unter dem rnit dem Mehlpreis wechselnden Kostpreis verkauft, hält sich schadlos, indem er mehr Arbeit aus seinen Leuten herausschlage. Wenn ich nur 12 Stunden Arbeit aus meinen Leuten herausschlage, mein Nachbar dagegen 18 oder 20, muß er mich im Verkaufspreis schlagen. Könnten die Arbeiter auf Zahlung für Überzeit bestehen, so wäre es mit diesem Manöver bald zu Ende... Eine große Anzahl der von den Unterverkäufern Beschäftigten sind Fremde, Jungen und andre, die fast mit jedem Arbeitslohn, den sie kriegen können, vorlieb zu nehmen gezwungen sind." 44)
Diese Jeremiade ist auch deswegen interessant, weil sie zeigt, wie nur der Schein der Produktionsverhältnisse sich im Kapitalistenhirn widerspiegelt. Der Kapitalist weiß nicht, daß auch der normale Preis der Arbeit ein bestimmtes Quantum unbezahlter Arbeit einschließt und eben diese unbezahlte Arbeit die normale Qelle seines Gewinns ist. Die Kategorie der Mehrarbeitszeit existiert überhaupt nicht für ihn, denn sie ist eingeschlossen im normalen Arbeitstag, den er im Taglohn zu zahlen glaubt. Wohl aber existiert für ihn die Überzeit, die Verlängerung des Arbeitstags über die dem gewohnten Preis der Arbeit entsprechende Schranke. Seinem unterverkaufenden Konkurrenten gegenüber besteht er sogar auf
43) "Child. Empl. Comm., III. Rep.", Evidence, p. 66, n. 22. 44) "Report etc. relative to the Crievances complained of by the journeymen bakers", Lond. 1862, p. LII und ib., Evidence, n. 479, 359, 27. Indes lassen auch die fullpriced, wie früher erwähnt und wie ihr Wortführer Bennet selbst zugesteht, ihre Leute "Arbeit beginnen um 11 Uhr abends oder früher und verlängern sie oft bis 7 Uhr des folgenden Abends". (l.c.p. 22.)
#573# 18. Kapitel -Der Zeitlohn -

Extrazahlung (extra pay) für diese Überzeit. Er weiß wieder nicht, daß diese Extrazahlung ebensowohl unbezahlte Arbeit einschließt, wie der Preis der gewöhnlichen Arbeitsstunde. Z.B. der Preis einer Stunde des zwölfständigen Arbeitstags ist 3 d., das Wertprodukt von 1/2 Arbeitsstunde, während der Preis der überzeitigen Arbeitsstunde 4 d., das Wertprodukt von 2/3 Arbeitsstunde. Im ersten Fall eignet sich der Kapitalist von einer Arbeitsstunde die Hälfte, im andern 1/3 ohne Zahlung an.
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NEUNZEHNTES KAPITEL

Der Stücklohn

Der Stücklohn ist nichts als verwandelte Form des Zeitlohns, wie der Zeitlohn die verwandelte Form des Wertes oder Preises der Arbeitskraft.
Beim Stücklohn sieht es auf den ersten Blick aus, als ob der vom Arbeiter verkaufte Gebrauchswert nicht die Funktion seiner Arbeitskraft sei, lebendige Arbeit, sondern bereits im Produkt vergegenständlichte Arbeit, und als ob der Preis dieser Arbeit nicht wie beim Zeitlohn durch die Bruchzahl
Tageswert der Arbeitskraft / Arbeitstag von gegebner Stundenzahl,

sondern durch die Leistungsfähigkeit des Produzenten bestimmt werde. 45)
Zunächst müßte die Zuversicht, die an diesen Schein glaubt, bereits stark erschüttert werden durch die Tatsache, daß beide Formen des Arbeitslohns zur selben Zeit in denselben Geschäftszweigen nebeneinander bestehn. Z.B.
"Die Setzer von London arbeiten in der Regel nach Stücklohn, während Zeitlohn bei ihnen die Ausnahme bildet. Umgekehrt bei den Setzern in den Provinzen, wo der Zeitlohn die Regel und der Stücklohn die Ausnahme. Die Schiffszimmerleute im
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45) "Das System der Stückarbeit kennzeichnet eine Epoche in der Geschichte des Arbeiters; es steht in der Mitte zwischen der Stellung des einfachen Tagelöhners, der vom Willen des Kapitalisten abhängig ist, und dem genossenschaftlichen Handwerker, der in nicht ferner Zukunft in seiner Person den Handwerker und Kapitalisten zu vereinigen verspricht. Stückarbeiter sind tatsächlich ihre eigenen Meister, auch wenn sie am Kapital des Unternehmers arbeiten." (John Watts, "Trade Societies and Strikes, Machinery and Cooperative Societies", Manchester 1865, p. 52, 53.) Ich zitiere dies Schriftchen, weil es eine wahre Gosse aller längst verfaulten, apologetischen Gemeinplätze. Derselbe Herr Watts machte früher in Owenismus und publizierte 1842 ein andres Schriftchen: "Facts and Fictions of Political Economy", worin er u.a. Property für Robbery 1*) erklärt. Es ist schon lange her. --#

1*) Eigentum für Raub
#575# 19. Kapitel - Der Stücklohn --

Hafen von London werden nach Stücklohn bezahlt, in allen andren englischen Häfen nach Zeitlohn." 46)
In denselben Londoner Sattlerwerkstätten wird oft für dieselbe Arbeit den Franzosen Stücklohn und den Engländern Zeitlohn gezahlt. In den eigentlichen Fabriken, wo Stücklohn allgemein vorherrscht, entziehn sich einzelne Arbeitsfunktionen aus technischen Gründen dieser Messung und werden daher nach Zeitlohn gezahlt. 47) An und für sich ist es jedoch klar, daß die Formverschiedenheit in der Auszahlung des Arbeitslohns an seinem Wesen nichts ändert, obgleich die eine Form der Entwicklung der kapitalistischen Produktion günstiger sein mag als die andre.
Der gewöhnliche Arbeitstag betrage 12 Stunden, wovon 6 bezahlt, 6 unbezahlt. Sein Wertprodukt sei 6 sh., das einer Arbeitsstunde daher 6 d. Es stelle sich erfahrungsmäßig heraus, daß ein Arbeiter, der mit dem Durchschnittsgrad von Intensität und Geschick arbeitet, in der Tat also nur die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit zur Produktion eines Artikels verwendet, 24 Stücke, ob diskret, oder meßbare Teile eines kontinuierlichen Machwerks, in 12 Stunden liefert. So ist der Wert dieser 24 Stücke, nach Abzug des in ihnen enthaltnen konstanten Kapitaltells, 6 sh. und der Wert des einzelnen Stücks 3 d. Der Arbeiter erhält per Stück 1 1/2 d. und verdient so in 12 Stunden 3 sh. Wie es beim Zeitlohn gleichgültig ist, ob man annimmt, daß der Arbeiter 6 Stunden für sich und 6 für den Kapitalisten, oder von jeder Stunde die eine Hälfte für sich und die andre für den Kapitalisten arbeitet, so auch hier, ob man sagt, jedes einzelne Stück sei halb bezahlt und halb unbezahlt, oder der Preis von 12 Stücken ersetze nur den Wert der Arbeitskraft, während in den 12 andern sich der Mehrwert verkörpere. #

46) T.J. Dunning, "Trade's Unions and Strikes", Lond. 1860, p. 22. 47) Wie das gleichzeitige Nebeneinander dieser zwei Formen des Arbeitslohns Fabrikantenprellereien begünstigt: "Eine Fabrik beschäftigt 400 Leute, von welchen die Hälfte im Stücklohn arbeitet und ein unmittelbares Interesse dalan hat, länger zu arbeiten. Die anderen 200 werden pro Tag bezahlt, arbeiten ebenso lang wie die anderen, aber erhalten kein Geld für die Überstunden... Die Arbeit dieser 200 Leute während einer halben Stunde täglich ist gleich der Arbeit einer Person während 50 Stunden oder 5/6 der wöchentlichen Arbeitsleistung einer Person und stellt einen handgreiflichen Gewinn für den Unternehmer dar." ("Reports of Insp. of Fact., 31st October 1860", p. 9.). "Überstunden herrschen noch immer in beträchtlichem Umfange vor; und in den meisten Fällen mit der Sicherheit gegen Entdeckung und Bestrafung, die das Gesetz selbst gewährt. Ich habe in vielen früheren Berichten aufgezeigt... welches Unrecht an allen Arbeitern begangen wird, die nicht Stücklohn, sondern Wochenlohn erhalten." (Lonard Horner in Reports of Insp. of Fact, 30th April 1859", p. 8, 9.)
#576# VI. Abschnitt - Der Arbeitslohn --

Die Form des Stücklohns ist ebenso irrationell als die des Zeitlohns. Während z.B. zwei Stück Ware, nach Abzug des Werts der in ihnen aufgezehrten Produktionsmittel, als Produkt einer Arbeitsstunde 6 d. wert sind, erhält der Arbeiter für sie einen Preis von 3 d. Der Stücklohn drückt unmittelbar in der Tat kein Wertverhältnis aus. Es handelt sich nicht darum, den Wert des Stücks durch die in ihm verkörperte Arbeitszeit zu messen, sondern umgekehrt die vom Arbeiter verausgabte Arbeit durch die Zahl der von ihm produzierten Stücke. Beim Zeitlohn mißt sich die Arbeit an ihrer unmittelbaren Zeitdauer, beim Stücklohn am Produktenquantum, worin Arbeit während bestimmter Zeitdauer verdichtet. 48) Der Preis der Arbeitszeit selbst ist schließlich bestimmt durch die Gleichung: Wert der Tagesarbeit = Tageswert der Arbeitskraft. Der Stücklohn ist also nur eine modifizierte Form des Zeitlohns. Betrachten wir nun etwas näher die charakteristischen Eigentümlichkeiten des Stücklohns. Die Qualität der Arbeit ist hier durch das Werk selbst kontrolliert, das die durchschnittliche Güte besitzen muß, soll der Stückpreis voll bezahlt werden. Der Stücklohn wird nach dieser Seite hin zu fruchtbarster Quelle von Lohnabzügen und kapitalistischer Prellerei. Er bietet den Kapitalisten ein ganz bestimmtes Maß für die Intensität der Arbeit. Nur Arbeitszeit, die sich in einem vorher bestimmten und erfahrungsmäßig festgesetzten Warenquantum verkörpert, gilt als gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit und wird als solche bezahlt. In den größeren Schneiderwerkstätten Londons heißt daher ein gewisses Stück Arbeit, z.B. eine Weste usw., Stunde, halbe Stunde usw., die Stunde zu 6 d. Aus der Praxis ist bekannt, wieviel das Durchschnittsprodukt einer Stunde. Bei neuen Moden, Reparaturen usw. entsteht Streit zwischen Anwender und Arbeiter, ob ein bestimmtes Arbeitsstück = einer Stunde usw., bis auch hier die Erfahrung entscheidet. Ähnlich in den Londoner Möbelschreinereien usw. Besitzt der Arbeiter nicht die durchschnittliche Leistungsfähigkeit, kann er daher ein bestimmtes Minimum vom Tagwerk nicht liefern, so entläßt man ihn. 49)
48) "Der Lohn kann auf zwei Arten gemessen werden; entweder an der Dauer der Arbeit oder an ihrem Produkt" ("Abrégé élémentare des principes de l'Écon. Pol.", Paris 1796, p. 32.) Verfasser dieser anonymen Schrift: G. Garnier. 49) "Es wird ihm" (dem Spinner) ein bestimmtes Gewicht Baumwolle übergeben, und er muß dafür in einer gewissen Zeit ein bestimmtes Gewicht an Twist oder Garn von einem gewissen Feinheitsgrad liefern und erhält für jedes so beschaffene Pfund soundso viel. Ist die Arbeit von mangelhafter Qualität, so wird er bestraft, ist das Eigentum geringer
#577# 19. Kapitel - Der Stücklohn --

Da Qualität und Intensität der Arbeit hier durch die Form des Arbeitslohns selbst kontrolliert werden, macht sie großen Teil der Arbeitsaufsicht überflüssig. Sie bildet daher sowohl die Grundlage der früher geschilderten modernen Hausarbeit als eines hierarchisch gegliederten Systems der Exploitation und Unterdrückung. Das letztere besitzt zwei Grundformen. Der Stücklohn erleichtert einerseits das Zwischenschleben von Parasiten zwischen Kapitalist und Lohnarbeiter, Unterverpachtung der Arbeit (subletting of labour). Der Gewinn der Zwischenpersonen fließt ausschließlich aus der Differenz zwischen dem Arbeitspreis, den der Kapitalist zahlt, und dem Teil dieses Preises, den sie dem Arbeiter wirklich zukommen lassen. 50) Dies System heißt in England charakteristisch das "Sweating-System" (Ausschweißungssystem). Andrerseits erlaubt der Stücklohn dem Kapitalisten, mit dem Hauptarbeiter in der Manufaktur mit dem Chef einer Gruppe, in den Minen mit dem Ausbrecher der Kohle usw., in der Fabrik mit dem eigentlichen Maschinenarbeiter - einen Kontrakt für soviel per Stück zu schließen, zu einem Preis, wofür der Hauptarbeiter selbst die Anwerbung und Zahlung seiner Hilfsarbeiter übernimmt. Die Exploitation der Arbeiter durch das Kapital verwirklicht sich hier vermittelst der Exploitation des Arbeiters durch den Arbeiter. 51) Den Stücklohn gegeben, ist es natürlich das persönliche Interesse des Arbeiters, seine Arbeitskraft Möglichst intensiv ar)zuspannen, was dem Kapitalisten eine Erhöhung des Normalgrads der Intensität erleichtert. 51a)
als das für eine bestimmte Zeit festgesetzte Minimum, so wird er entlassen und ein tüchtigerer Arbeiter eingestellt." (Ure, l.c.p. 316, 317.) 50) "Wenn das Arbeitsprodukt durch viele Hände geht, auf die alle ein Teil des Profits kommt, während nur das letzte Paar Hände die Arbeit verrichtet, dann geschieht es, daß die Bezahlung, welche schließlich die Arbeiterin erreicht, jämmerlich unangemessen ist." ("Child. Empl. Comm. II. Rep.", p. LXX, n. 424.) 51) Selbst der apologetische Watts bemerkt: wäre eine große Verbesserung des Stücklohnsystems, wenn alle an einem Stück Arbeit Beschäftigten Teilhaber am Vertrag wären, jeder entsprechend seinen Fähigkeiten, statt daß ein Mann daran interessiert ist. seine Kameraden für seinen eigenen Vorteil abzurackern." (l.c.p. 53.) Über die Gemeinheiten dieses Systems vgl. Child. Empl. Comm. Rep. III", p.66, n. 22; p. 11, n. 124; p. XI, n. 13, 53, 59 usw. 51a) Diesem naturwüchsigen Resultat wird oft künstlich unter die Arme gegriffen. Z.B. im Engineering Trade 1*) von London gilt es als herkömmlicher trick, daß der Kapitalist einen Mann von überlegner physischer Kraft und Fertigkeit zum Chef einer --#

1*) Maschinenbau
#578# VI. Abschnitt - Der Arbeitslohn --

Es ist ebenso das persönliche Interesse des Arbeiters, den Arbeitstag zu verlängern, weil damit sein Tages- oder Wochenlohn steigt. 52) Es tritt damit die beim Zeitlolin bereits geschilderte Reaktion ein, abgesehn davon, daß die Verlängerung des Arbeitstags, selbst bei konstant bleibendem Stücklohn, an und für sich eine Senkung im Preise der Arbeit einschließt. Beim Zeitlohn herrscht mit wenigen Ausnahmen gleicher Arbeitslohn für dieselben Funktionen, während beim Stücklohn der Preis der Arbeitszeit zwar durch ein bestimmtes Produktenquantum gemessen ist, der Tagsoder Wochenlohn dagegen wechselt mit der individuellen Verschiedenheit der Arbeiter, wovon der eine nur das Minimum des Produkts in einer gegebnen Zeit liefert, der andre den Durchschnitt, der dritte mehr als den Durchschnitt. In bezug auf die wirkliche Einnahme treten hier also große Differenzen ein je nach dem verschiednen Geschick, Kraft, Energie, Ausdauer usw. der individuellen Arbeiter. 53) Dies ändert natürlich nichts an dem allgemeinen Verhältnis zwischen Kapital und Lohnarbeit. Erstens gleichen
Arbeiteranzahl auswählt. Er zahlt ihm vierteljährlich oder in andren Terminen einen Zuschußlohn unter der Übereinkunft, alles mögliche aufzubieten, um seine Mitarbeiter, die nur den gewöhnlichen Lohn erhalten, zur äußersten Nacheiferung anzustacheln... Ohne weiteren Kommentar erklärt dies die Kapitalistenklage über Lähmung der Tätigkeit oder überlegner Geschicklichkeit und Arbeitskraft (stinting the action, superior skill and working power) durch die Trade's Unions'." (Dunning, l.c.p. 22, 23.) Da der Verfasser selbst Arbeiter und Sekretär einer Trade's Union, könnte dies für Übertreibung gelten. Aber man sehe z.B. die "highly reapectable" 1*) agronomische Cyklopädie von J. Ch. Morton, Art. "Labourer", wo diese Methode den Pächtern als probat empfohlen wird. 52) "Alle, die im Stücklohn bezahlt werden... haben Vorteil von einer Überschreitung der gesetzlichen Grenzen der Arbeit. Diese Bereitschaft, Überstunden zu machen, ist besonders bei den Frauen zu beobachten, die als Weberinnen und Hasplerinnen beschäftigt sind." ("Rep. of Insp. of Fact.. 30th April 1858", p. 9.) "Dies Stücklohnsystem, so vorteilhaft für den Kapitalisten... strebt direkt, den jungen Töpfer zu großer Überarbeit zu ermuntern, während der 4 oder 5 Jahre, worin er per Stück, aber zu niedrigem Preis, bezahlt wird. Es ist dies eine der großen Ursachen, denen die physische Degeneration der Töpfer zuzuschreiben ist." ("Child. Empl. Comm. I. Rep.", p. XIII.) 53) "Wo die Arbeit in irgendeinem Gewerbe nach der Stückzahl, zu soundso viel je Stück bezahlt wird... können sich die Löhne dem Betrag nach sehr wesentlich voneinander unterscheiden... Aber für Tagelohn besteht im allgemeinen ein einheitlicher Satz... der vom Unternehmer und vom Arbeiter als Standardlohn für den Durchschnittsarbeiter in dem Gewerbe anerkannt wird." (Dunning, l.c.p. 17.)
1*) "hochachtbare"
#579# 19. Kapitel - Der Stüddohn --

sich die individuellen Unterschiede für die Gesamtwerkstatt aus, so daß sie in einer bestimmten Arbeitszeit das Durchschnittsprodukt liefert und der gezahlte Gesamtlohn der Durchschnittslohn des Geschäftszweigs sein wird. Zweitens bleibt die Proportion zwischen Arbeitslohn und Mehrwert unverändert, da dem individuellen hn des einzelnen Arbeiters die von ihm individuell gelieferte Masse von Mehrwert entspricht. Aber der größere Spielraum, den der Stücklohn der Individualität bietet, strebt einerseits dahin, die Individualität und damit Freiheitsgefühl, Selbständigkeit und Selbstkontrolle der Arbeiter zu entwickeln, andrerseits ihre Konkurrenz unter- und gegeneinander. Er hat daher eine Tendenz, mit der Erhebung individueller Arbeitslöhne über das Durchschnittsniveau dies Niveau selbst zu senken. Wo aber bestimmter Stücklohn sich seit lange traditionell befestigt hatte und seine Herabsetzung daher besondre Schwierigkeiten bot, flüchteten die Meister ausnahmsweise auch zu seiner gewaltsamen Verwandlung in Zeitlohn. Hiergegen z.B. 1860 großer strike unter den Bandwebern von Coventry. 54) Der Stücklohn ist endlich eine Hauptstütze des früher geschilderten Stundensysterns. 55)
54) "Die Arbeit der Handwerksgesellen regelt sich nach dem Tag oder nach dem Stück (à la journée ou à la pièce)... Die Meister wissen ungefähr, wieviel Werk die Arbeiter täglich in jedem métier 1*) verrichten können, und zahlen sie daher oft im Verhältnis zum Werk, das sie verrichten; so arbeiten diese Gesellen, soviel sie können, in ihrem eignen Interesse, ohne weitere Beaufsichtigung." (Cantillon, Essai sur la Nature du Commerce en Général", Amst. Éd. 1756, p. 185 u. 202. Die erste Ausgabe erschien 1755). Cantillon, aus dem Quesnay, Sir James Steuart und A. Smith reichlich geschöpft haben, stellt hier also schon den Stücklohn als bloß modifizierte Form des Zeitlohns dar. Die französische Ausgabe Cantillons kündigt sich auf dem Titel als Übersetzung aus dem Englischen an, aber die englische Ausgabe: "The Analysis of Trade, Commerce etc., by Philip Cantillon, late of the City of London, Merchant", ist nicht nur späteren Datums (von 1759), sondern erweist sich durch ihren Inhalt als eine spätere Bearbeitung. So z.B. findet sich in der französischen Ausgabe Hume noch nicht erwähnt, während umgekehrt in der englischen Petty kaum mehr figuriert. Die englische Ausgabe ist theoretisch unbedeutender, enthält aber allerlei spezifisch auf englischen Handel, Bullionhandel usw. Bezügliches, was im französischen Text fehlt. Die Worte im Titel der englischen Ausgabe, wonach die Schrift "Taken chiefly from the Manuscript of a very ingenious Gentleman deceased, and adapted etc." 2*), scheinen daher mehr als bloße, damals sehr übliche, Fiktion. [132] 55) "Wie häufig haben wir gesehen, daß man in gewissen Werkstätten weit mehr Arbeiter einstellte, als zur Arbeit wirklich benötigt wurden? Oft ninunt man Arbeiter --#

1*) Gewerbe - 2*) "Hauptsächlich dem Manuskript eines sehr geistreichen, verstorbenen Edelmanns entnommen und angepaßt usw."
#580# VI. Abschnitt - Der Arbeitslohn --

Aus der bisherigen Darstellung ergibt sich, daß der Stücklohn die der kapitalistischen Produktionsweise entsprechendste Form des Arbeitslohns ist. Obgleich keineswegs neu - er figuriert neben dem Zeitlohn offiziell u.a. in den französischen und englischen Arbeiterstatuten des vierzehnten Jahrhunderts -, gewinnt er doch erst größren Spielraum während der eigentlichen Manufakturperiode. In der Sturm- und Drangperiode der großen Industrie, namentlich von 1797 bis 1815, dient er als Hebel zur Verlängrung der Arbeitszeit und Herabsetzung des Arbeitslohns. Sehr wichtiges Material für die Bewegung des Arbeitslohns während jener Periode findet man in den Blaubüchern: "Report and Evidence from the Select Committee on Petitions respecting the Corn Laws" (Parlamentssession 1813/14) und "Reports from the Lords' Committee, on the state of the Growth, Commerce, and Consumption of Grain, and all Laws relating thereto". (Session 1814/15.) Man findet hier den dokumentarischen Nachweis für die fortwährende Senkung des Arbeitspreises seit dem Beginn des Antijakobinerkriegs. In der Weberei z.B. war der Stücklohn so gefallen, daß trotz des sehr verlängerten Arbeitstags der Taglohn jetzt niedriger stand als vorher.
"Die reale Einnahme des Webers ist sehr viel weniger als früher: seine Superiorität über den gewöhnlichen Arbeiter, die erst sehr groß war, ist fast ganz verschwunden. In der Tat, der Unterschied in den Löhnen geschickter und gewöhnlicher Arbeit ist jetzt viel unbedeutender als während irgendeiner früheren Periode." 56)
Wie wenig die mit dem Stücklohn gesteigerte Intensität und Ausdehnung der Arbeit dem ländlichen Proletariat fruchteten, zeige folgende einer Parterschrift für Landlords und Pächter entlehnte Stelle:
"Bei weitem der größere Teil der Agrikulturoperationen wird durch Leute verrichtet, die für den Tag oder auf Stückwerk gedungen sind. Ihr Wochenlohn beträgt ungefähr 12 sh.; und obgleich man voraussetzen mag, daß ein Mann bei Stücklohn, unter dem größeren Arbeitssporn, 1 sh. oder vielleicht 2 sh. mehr verdient als beim Wochenlohn, so findet man dennoch, bei Schätzung seiner Gesamteinnahme, daß sein Verlust an Beschäftigung im Lauf des Jahrs diesen Zuschuß aufwiegt... Man wird ferner im allgemeinen finden, daß die Löhne dieser Männer ein gewisses Verhältnis zum Preis der notwendigen Lebensmittel haben, so daß ein Mann mit zwei Kindern fähig ist, seine Familie ohne Zuflucht zur Pfarreiunterstützung zu erhalten." 57)
an in Erwartung einer noch ungewissen, manchmal sogar nur eingebildeten Arbeit: da man im Stücklohn zahlt, sagt man sich, daß man nichts riskiert, da alle verlorene Zeit zu Lasten der Unbeschäftigten geht." (H.Gregoir, "Les Typographes devant le Tribunal Correctionnel de Bruxelles", Bruxelles 1865, p. 9.) 56) "Remarks on the Commercial Policy of Great Britain", London 1815, p. 48. 57) "Defence of the Landowners and Farmers of Great Britain", Lond. 1814, p. 4, 5.
#581# 19. Kapitel - Der Stücklohn --

Malthus bemerkte damals mit Bezug auf die vom Parlament veröffentlichten Tatsachen:
"Ich gestehe, ich sehe mit Mißvergnügen die große Ausdehnung der Praxis des Stücklohns. Wirklich harte Arbeit während 12 oder 14 Stunden des Tags, für irgend längere Zeitperioden, ist zuviel für ein menschliches Wesen." 58)
In den dem Fabrikgesetz unterworfenen Werkstätten wird Stücklohn allgemeine Regel, weil das Kapital dort den Arbeitstag nur noch intensiv ausweiten kann. 59) Mit der wechselnden Produktivität der Arbeit stellt dasselbe Produktenquantum wechselnde Arbeitszeit dar. Also wechselt auch der Stücklohn, da er Preisausdruck einer bestimmten Arbeitszeit. In unserem obigen Beispiel wurden in 12 Stunden 24 Stück produziert, während das Wertprodukt der 12 Stunden 6 sh. war, der Tageswert der Arbeitskraft 3 sh., der Preis der Arbeitsstunde 3 d. und der Lohn für ein Stück 1 1/2 d. In einem Stück war 1/2 Arbeitsstunde eingesaugt. Liefert derselbe Arbeitstag nun etwa infolge verdoppelter Produktivität der Arbeit 48 Stück statt 24, und bleiben alle andern Umstände unverändert, so sinkt der Stücklohn von 1 1/2d. auf 3/4 d., da jedes Stück jetzt nur noch 1/4 statt 1/2 Arbeitsstunde darstellt. 24 x 1 1/2 d. = 3 sh. und ebenso 48 x 3/4 d. = 3 sh. In anderen Worten: Der Stücklohn wird in demselben Verhältnis heruntergesetzt, worin die Zahl der während derselben Zeit produzierten Stücke wächst 60), also die auf dasselbe Stück verwandte Arbeitszeit abnimmt. Dieser Wechsel des Stücklohns,
58) Malthus, "Inquiry into the Nature etc. of Rent", London 1815, [p. 49, Note]. 59) "Die Arbeiter auf Stücklohn bilden wahrscheinlich 4/5 aller Arbeiter in den Fabriken." ("Reports of Insp. of Fact. for 30th April 1858", p. 9.) 60) "Die Produktivkraft seiner Spinnmaschine wird genau gemessen und die Bezahlung für die mit ihr geleistete Arbeit vermindert sich mit, wenn auch nicht entsprechend der Zunahme ihrer Produktivkraft." (Ure, l.c.p. 317.) Letztre apologetische Wendung hebt Ure selbst wieder auf. Er gibt zu, daß bei einer Verlängrung der Mule z.B. eine zusätzliche Arbeit aus der Verlängrung entspringt. Die Arbeit nimmt also nicht in dem Maße ab, worin ihre Produktivität wächst. Ferner: Durch diese Verlängrung wird die Produktivkraft der Maschine um ein Fünftel gesteigert. Daraufhin wird der Spinner nicht mehr zu demselben Satz für geleistete Arbeit bezahlt wie zuvor, aber weil dieser Satz nicht im Verhältnis von einem Fünftel vermindert wird, erhöht die Verbesserung seinen Geldverdienst fur jede gegebene Zahl von Arbeitsstunden" aber, aber - die vorhergehende Feststellung erfordert eine gewisse Einschränkung... der Spinner hat von seinem zusätzlichen halben Schilling etwas für zusätzliche jugendliche Hilfskräfte zu zahlen, und außerdem werden Erwachsene verdrängt" (l.c.p. 320, 321), was keineswegs eine Tendenz zur Steigerung des Arbeitslohns hat.
#582# VI. Abschnitt - Der Arbeitslohn --

soweit rein nominell, ruft beständige Kämpfe zwischen Kapitalist und Arbeiter hervor. Entweder, weil der Kapitalist den Vorwand benutzt, um wirklich den Preis der Arbeit herabzusetzen, oder weil die gesteigerte Produktivkraft der Arbeit von gesteigerter Intensität derselben begleitet ist. Oder weil der Arbeiter den Schein des Stücklohns, als ob ihm sein Produkt gezahlt werde und nicht seine Arbeitskraft, ernst nimmt und sich daher gegen eine Lohnherabsetzung sträubt, welcher die Herabsetzung im Verkaufspreis der Ware nicht entspricht.
"Die Arbeiter überwachen sorgfältig den Preis des Rohmaterials und den Preis der fabrizierten Güter und sind so fähig, die Profite ihrer Meister genau zu veranschlagen." 61)
Solchen Anspruch 1*) fertigt das Kapital mit Recht als groben Irrtum über die Natur der Lohnarbeit ab. 62) Es zetert über diese Anmaßung, Steuern auf den Fortschritt der Industrie zu legen, und erklärt rundweg, daß die Produktivität der Arbeit 3*) den Arbeiter überhaupt nichts angeht. 63)
61) H. Fawcett, "The Economic Position of the British Labourer", Cambridge and London 1865, p. 178. 62) Im Londoner "Standard" vom 26. Oktober 1861 findet man Bericht über einen Prozeß der Firma John Bright et Co. vor den Rorhdale Magistrates 2*), die Vertreter der Trade Union der Teppichweber wegen Einschüchterung gerichtlich zu belangen. Die Teilhaber Brights hatten neue Maschinerie eingeführt, die 240 Yards Teppich in der Zeit und mit der Arbeit (!) produzieren sollten, die früher zur Produktion von 160 Yards erforderlich waren. Die Arbeiter hatten keinerlei Anrecht, an den Profiten teilzuhaben, die durch die Kapitalanlage ihrer Unternehmer in mechanischen Verbesserungen gemacht worden waren. Daher schlugen die Herren Bright vor, den Lohn von 1 1/2 d. pro Yard auf 1 d. zu senken, wodurch die Einkünfte der Arbeiter für die gleiche Arbeit genau so blieben wie vorher. Aber das war eine nominelle Herabsetzung, von der die Arbeiter, wie behauptet wird, vorher nicht ehrlich verständigt worden waren." 63) "Trades Unions in ihrer Sucht, den Arbeitslohn aufrechtzuhalten, suchen an dem Profit verbesserter Maschinerie teilzunehmen!" (Quelle horreur! 4*)) "...sie verlangen höheren Lohn, weil die Arbeit verkürzt ist... in anderen Worten, sie streben, eine Steuer auf industrielle Verbesserungen zu legen." ("On Combination of Trades", New Edit., Lond. 1834, p. 42.) --#

1*) 3. und 4. Auflage: Ausspruch - 2*) Friedensrichtern - 3*) 4. Auflage: Arbeiter - 4*) Wie schrecklich!
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ZWANZIGSTES KAPITEL

Nationale Verschiedenheit der Arbeitslöhne

Im fünfzehnten Kapitel beschäftigten uns die mannigfachen Kombinationen, welche einen Wechsel in der absoluten oder relativen (d.h. mit dem Mehrwert verglichenen) Wertgröße der Arbeitskraft hervorbringen kann, während andrerseits wieder das Quantum von Lebensmitteln, worin der Preis der Arbeitskraft realisiert wird, von dem Wechsel dieses Preises unabhängige 64) oder verschiedne Bewegungen durchlaufen konnte. Wie bereits bemerkt, verwandeln sich durch einfache Übersetzung des Werts, resp. Preises der Arbeitskraft in die exoterische Form des Arbeitslohns alle iene Gesetze in Gesetze der Bewegung des Arbeitslohns. Was innerhalb dieser Bewegung als wechselnde Kombination, kann für verschiedne Länder als gleichzeitige Verschiedenheit nationaler Arbeitslöhne erscheinen. Beim Vergleich nationaler Arbeitslöhne sind also alle den Wechsel in der Wertgröße der Arbeitskraft bestimmende Momente zu erwägen, Preis und Umfang der natürlichen und historisch entwickelten ersten Lebensbedürfnisse, Erziehungskosten des Arbeiters, Rolle der Weiber- und Kinderarbeit, Produktivität der Arbeit, ihre extensive und intensive Größe. Selbst die oberflächlichste Vergleichung erheischt, zunächst den DurchschnittsTaglohn für dieselben Gewerbe in verschiednen Ländern auf gleich große Arbeitstage zu reduzieren. Nach solcher Ausgleichung der Taglöhne muß der Zeitlohn wieder in Stücklohn übersetzt werden, da nur der letztere ein Gradmesser sowohl für die Produktivität als die intensive Größe der Arbeit. In jedem Lande gilt eine gewisse mittlere Intensität der Arbeit, unter welcher die Arbeit bei Produktion einer Ware mehr als die gesellschaftlich
64) "Es ist nicht richtig, zu sagen, daß die Löhne" (handelt sich hier von ihrem Preise) "gestiegen sind, weil man mit ihnen mehr von einem billigeren Artikel kaufen kann." (David Buchanan in seiner Ausgabe von A. Smiths "Wealth etc.", 1814, v.I,p. 417, Note.)
#584# VI- Abschnitt - Der Arbeitslohn --

notwendige Zeit verbraucht, und daher nicht als Arbeit von normaler Qualität zählt. Nur ein über den nationalen Durchschnitt sich erhebender Intensitätsgrad ändert, in einem gegebnen Lande, das Maß des Werts durch die bloße Dauer der Arbeitszeit. Anders auf dem Weltmarkt, dessen integrierende Teile die einzelnen Länder sind. Die mittlere Intensität der Arbeit wechselt von nd zu Land; sie ist hier größer, dort kleiner. Diese nationalen Durchschnitte bilden also eine Stufenleiter, deren Maßeinheit die Durchschnittseinheit der universellen Arbeit ist. Verglichen mit der weniger intensiven, produziert also die intensivere nationale Arbeit in gleicher Zeit mehr Wert, der sich in mehr Geld ausdrückt. Noch mehr aber wird das Wertgesetz in seiner internationalen Anwendung dadurch modifiziert, daß auf dem Weltmarkt die produktivere nationale Arbeit ebenfalls als intensivere zählt, sooft die produktivere Nation nicht durch die Konkurrenz gezwungen wird, den Verkaufspreis ihrer Ware auf ihren Wert zu senken. Im Maß, wie in einem Lande die kapitalistische Produktion entwickelt ist, im selben Maß erheben sich dort auch die nationale Intensität und Produktivität der Arbeit über das internationale Niveau. 64a) Die verschiedenen Warenquanta derselben Art, die in verschiedenen Ländern in gleicher Arbeitszeit produziert werden, haben also ungleiche internationale Werte, die sich in verschiedenen Preisen ausdrucken, d.h. in je nach den internationalen Werten verschiednen Geldsummen. Der relative Wert des Geldes wird also kleiner sein bei der Nation mit entwickelteter kapitalistischer Produktionsweise als bei der mit wenig entwickelter. Folgt also, daß der norninelle Arbeitslohn, das Äquivalent der Arbeitskraft ausgedruckt in Geld, ebenfalls höher sein wird bei der ersten Nation als bei der zweiten; was keineswegs besagt, daß dies auch für den wirklichen Lohn gilt, d.h. für die dem Arbeiter zur Verfügung gestellten Lebensmittel. Aber auch abgesehn von dieser relativen Verschiedenheit des Geldwerts in verschiedenen Ländern, wird man häufig finden, daß der Tages-, Wochen-, etc. Lohn bei der ersteren Nation höher ist als bei der zweiten, während der relative Arbeitspreis, d.h. der Arbeitspreis im Verhältnis .sowohl zum Mehrwert wie zum Wert des Produkts, bei der zweiten Nation höher steht als bei der ersteren. 65) --#

64a) An andrer Stelle werden wir untersuchen, welche Umstände, in Beziehung auf die Produktivität, dies Gesetz für einzelne Produktionszweige modifizieren können. 65) James Anderson bemerkt in Polemik gegen A. Smith: Es verdient gleicherweise bemerkt zu werden, daß, obgleich der Preis der Arbeit in armen Undern, wo die Feldfrüchte, und besonders das Getreide, billig sind, scheinbar gewöhnlich
#585# 20. Kapitel - Nationale Verschiedenheit der Arbeitslöhne --

J. W. Cowell, Mitglied der Fabrikkommission von 1833, kam nach sorgfältiger Untersuchung der Spinnerei zum Ergebnis, daß
"in England die Löhne der Sache nach niedriger für den Fabrikanten sind als auf dem Kontinent, obwohl sie für den Arbeiter höher sein mögen" (Ure, p. 314).
Der englische Fabrikinspektor Alexander Redgrave weist im Fabrik bericht vom 31. Oktober 1866 durch vergleichende Statistik mit den Kontinentalstaaten nach, daß trotz niedrigerem Lohn und viel längerer Arbeitszeit die kontinentale Arbeit, verhältnismäßig zum Produkt, teurer ist als die englische. Ein englischer Direktor (manager) in einer Baumwollfabrik in Oldenburg erklärt, daß dort die Arbeitszeit von 5.30 Uhr morgens bis 8 Uhr abends währt, samstags eingeschlossen, und daß die dortigen Arbeiter, wenn unter englischen Arbeitsaufsehern, während dieser Zeit nicht ganz soviel Produkt liefern als Engländer in 10 Stunden, unter deutschen Arbeitsaufsehern aber noch viel weniger. Der Lohn stehe viel tiefer als in England, in vielen Fällen um 50%, aber die Zahl der Hände im Verhältnis zur Maschinerie sei viel größer, in verschiedenen Departements im Verhältnis von 5:3. Herr Redgrave gibt sehr genaue Details über die russischen Baumwollfabriken. Die Data sind ihm geliefert durch einen dort noch kürzlich beschäftigten englischen manager. Auf diesem russischen Boden, an allen Infamien so fruchtbar, stehn auch die alten Greuel aus der Kindheitsperiode der englischen factories 1*) in vollster Blüte. Die Dirigenten sind natürlich Engländer, da der eingeborene russische Kapitalist nicht für das Fabrikgeschäft taugt. Trotz aller Überarbeit, fortlaufender Tag- und Nachtarbeit und schmählichster Unterzahlung der Arbeiter, vegetiert das russische Fabrikat nur durch Prohibition des ausländischen. - Ich gebe
niedriger ist, so ist er doch in der Tat dort meistens wirklich höher als in andern Ländern. Denn nicht der hn, den ein Arbeiter pro Tag erhält, stellt den realen Preis der Arbeit dar, obgleich er ihr scheinbarer Preis ist. Der reale Preis ist das, was ein bestimmtes Quantum geleisteter Arbeit den Unternehmer tatsächlich kostet; und unter diesem Gesichtswinkel ist Arbeit in fast allen Fällen in reichen Ländern billiger als in ärmeren, obwohl der Preis des Getreides und anderer Lebensmittel gewöhnlich in den letzteren weit niedriger ist als in den ersteren... Arbeit im Taglohn ist viel niedriger in Schottland als in England... Arbeit im Stücklohn ist im allgemeinen billiger in England." (James Anderson, Observations on the means of exciting a spirit of National Industry etc.", Edinb. 1777, p. 350, 351.) - Umgekehrt produziert ihrerseits die Niedrigkeit des Arbeitslohns Verteuerung der Arbeit. Arbeit ist teurer in Irland als in England... weil die Löhne so viel niedriger sind." (Nr. 2074 in "Royal Commission on Railways, Minutes", 1867.) --#

1*) Fabriken
#586# VI. Abschnitt - Der Arbeitslohn --

schließlich noch eine vergleichende IDbersicht des Herrn Redgrave über die Durchschnitts-Spindelzahl per Fabrik und per Spinner in verschiednen Ländern Europas. Herr Redgrave bemerkt selbst, daß er diese Zahlen vor einigen Jahren gesammelt hat und daß seit der Zeit die Größe der Fabriken und die Spindelzahl per Arbeiter in England gewachsen seien. Er unterstellt aber verhältnismäßig gleich großen Fochritt in den aufgezählten Kontinentalländern, so daß die Zahlenangaben ihren komparativen Wert behalten hätten.
Durchschnittszahl von Spindeln per Fabrik In England Durchschnittszahl von Spindeln auf je eine Fabrik 12600 In der Schweiz " 8000 In Östreich " 7000 In Sachsen " 4500 In Belgien " 4000 In Frankreich " 1500 In Preußen " 1500
Durchschnittsanzahl von Spindeln per Kopf In Frankreich eine Person auf 14 Spindeln In Rußland " 28 " In Preußen " 37 " In Bayern " 46 " In Östreich " 49 " In Belgien " 50 " In Sachsen " 50 " In den kleinern deutschen Staaten " 55 " In der Schweiz " 55 " In Großbritannien " 74 "
"Diese Vergleichung", Herr Redgrave, ist, "außer andren Gründen, besonders auch deswegen für Großbritannien ungünstig, weil dort eine sehr große Zahl Fabriken etiert, worin die Maschinenweberei mit der Spinnerei verbunden ist, während die Rechnung keinen Kopf für die Webstühle abzieht. Die auswärtigen Fabriken sind dagegen meist bloße Spinnereien. Könnten wir genau Gleiches mit Gleichem vergleichen, so könnte ich viele Baumwollspinnereien in meinem Distrikt aulen, worin Mules mit 7700 Spindeln von einem einzigen Mann (minder) und zwei Handlangerinnen überwacht und täglich 220 Pfund Garn, 400 (englische) Meilen in Länge, fabriziert werden." ("Reports of Insp. of Fact., 31st Oct. 1866", p. 31-37 passim.)
Man weiß, daß in Osteuropa sowohl wie in Asien englische Kompanien Eisenbahnen in Bau übernommen haben und dabei neben einheimischen auch eine gewisse Zahl englischer Arbeiter verwenden. Durch praktische
#587# 20. Kapitel - Natimde Veredüedenheit der Arbeitslöhne --

Notwendigkeit gezwungen, so den nationalen Unterschieden in der Intensität der Arbeit Rechnung zu tragen, hat ihnen das keinen Schaden gebracht. Ihre Erfahrung lehrt, daß, wenn auch die Höhe des Lohnes mehr oder weniger der mittleren Arbeitsintensität entspricht, der relative Arbeitspreis (im Verhältnis zum Produkt) sich im allgemeinen im entgegengesetzten Sinn bewegt. In "Versuch über die Rate des Arbeitslohns" 66), einer seiner frühsten ökonomischen Schriften, sucht H. Carey nachzuweisen, daß die verschiednen nationalen Arbeitslöhne sich direkt verhalten wie die Produktivitätsgrade der nationalen Arbeitstage, um aus diesem internationalen Verhätnis den Schluß zu ziehen, daß der Arbeitslohn überhaupt steigt und fällt wie die Produktivität der Arbeit. Unsre ganze Analyse der Produktion des Mehrwerts beweist die Abgeschmacktheit dieser Schlußfolgerung, hätte Carey selbst seine Prämisse bewiesen, statt seiner Gewohnheit gemäß unkritisch und oberflächlich zusammengeragtes statistisches Material kunterbunt durcheinanderzuwürfeln. Das Beste ist, daß er nicht behauptet, die Sache verhalte sich wirklich so, wie sie sich der Theorie nach verhalten sollte. Die Staatseinmischung hat nämlich das naturgemäße ökonomische Verhältnis verfälscht. Man muß daher die nationalen Arbeitslöhne so berechnen, als ob der Teil derselben, der dem Staat in der Form von Steuern zufällt, dem Arbeiter selbst zufiele. Sollte Herr Carey nicht weiter darüber nachdenken, ob diese "Staatskosten" nicht auch "naturgemäße Früchte" der kapitalistischen Entwicklung sind? Das Räsonnement ist ganz des Mannes würdig, der die kapitalistischen Produktionsverhältnisse erst für ewige Natur, und Vernunftsgesetze erklärte, deren frei harmonisches Spiel nur durch die Staatseinmischung gestört werde, um hinterher zu entdecken, daß Englands diabolischer Einfluß auf den Weltmarkt, ein Einfluß, der, wie es scheint, nicht den Naturgesetzen der kapitalistischen Produktion entspringt, die Staatseinmischung nötig macht, nämlich den Schutz jener Natur- und Vernunftsgesetze durch den Staat, alias das Protektionssystem. Er entdeckte ferner, daß die Theoreme Ricardos usw., worin existierende gesellschaftliche Gegensätze und Widersprüche formuliert sind, nicht das ideale Produkt der wirklichen ökonomischen Bewegung, sondern daß umgekehrt die wirklichen Gegensätze der kapitalistischen Produktion in England und anderswo das Resultat der Ricardoschen usw. Theorie sind! Er
64) "Essay on the Rate of Wages: with an Examination of the Causes of the Digerences in the Conditions of the Labouring Population throughout the World", Philadelphia 1835.
#588# VI. Abschnitt - Der Arbeitslohn --

entdeckte schließlich, daß es in letzter Instanz der Handel ist, der die eingebornen Schönheiten und Harmonien der kapitalistischen Produktionsweise vernichtet. Noch einen Schritt weiter, und er entdeckt vielleicht, daß der einzige Mißstand an der kapitalistischen Produktion das Kapital selbst ist. Nur ein Mann von so entsetzlicher Kritiklosigkeit und solcher Gelehrsamkeit de faux aloi 1*) verdiente, trotz seiner protektionistischen Ketzerei, die Gehelmquelle der harmonischen Weisheit eines Bastiat und aller andern freihändlerischen Optimisten der Gegenwart zu werden. --#

1*) von falschem Gehalt
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Siebenter Abschnitt Der Akkumulationsprozeß des Kapitals
Die Verwandlung einer Geldsumme in Produktionsmittel und Arbeitskraft ist die erste Bewegung, die das Wertquantum durchmacht, das als Kapital fungieren soll. Sie geht vor auf dem Markt, in der Sphäre der Zirkulation. Die zweite Phase der Bewegung, der Produktionsprozeß, ist abgeschlossen, sobald die Produktionsmittel verwandelt sind in Ware, deren Wert den Wert ihrer Bestandteile übertrifft, also das ursprünglich vorgeschossene Kapital plus eines Mehrwerts enthält. Diese Waren müssen alsdann wiederum in die Sphäre der Zirkulation geworfen werden. Es gilt, sie zu verkaufen, ihren Wert in Geld zu realisieren, dies Geld aufs neue in Kapital zu verwandeln, und so stets von neuem. Dieser immer dieselben sukzessiven Phasen durchmachende Kreislauf bildet die Zirkulation des Kapitals. Die erste Bedingung der Akkumulation ist, daß der Kapitalist es fertiggebracht hat, seine Waren zu verkaufen und den größten Teil des so erhaltenen Geldes in Kapital rückzuverwandeln. Im folgenden wird vorausgesetzt, daß das Kapital seinen Zirkulationsprozeß in normaler Weise durchläuft. Die nähere Analyse dieses Prozesses gehört ins Zweite Buch. Der Kapitalist, der den Mehrwert produziert, d.h. unbezahlte Arbeit unmittelbar aus den Arbeitern auspumpt und in Waren fixiert, ist zwar der erste Aneigner, aber keineswegs der letzte Eigentümer dieses Mehrwerts. Er hat ihn hinterher zu teilen mit Kapitalisten, die andre Funktionen im großen und ganzen der gesellschaftlichen Produktion vollziehn, mit dem Grundeigentümer usw. Der Mehrwert spaltet sich daher in verschiedne Teile. Seine Bruchstücke fallen verschiednen Kategorien von Personen zu und erhalten verschiedne, gegeneinander selbständige Formen, wie Profit, Zins, Handelsgewinn, Grundrente usw. Diese verwandelten Formen des Mehrwerts können erst im Dritten Buch behandelt werden.
#590# VII. Abschnitt - Der Akkumulationsprozeß des Kapitals --

Wir unterstellen hier also einerseits, daß der Kapitalist, der die Ware produziert, sie zu ihrem Wert verkauft, und verweilen nicht weiter bei seiner Rückkehr zum Warenmarkt, weder bei den neuen Formen, die dem Kapital anschießen in der Zirkulationssphäre, noch den darin eingehüllten konkreten Bedingungen der Reproduktion. Andrerseits gilt uns der kapitalistische Produzent als Eigentümer des ganzen Mehrwerts oder, wenn man will, als Repräsentant aller seiner Teilnehmer an der Beute. Wir betrachten also zunächst die Akkumulation abstrakt, d.h. als bloßes Moment des unmittelbaren Produktionsprozesses. Soweit übrigens Akkumulation stattfindet, gelingt dem Kapitalisten der Verkauf der produzierten Ware und die Rückverwandlung des aus ihr gelösten Geldes in Kapital. Ferner: Der Bruch des Mehrwerts in verschiedne Stücke ändert nichts an seiner Natur noch an den notwendigen Bedingungen, worin er zum Element der Akkumulation wird. Welche Proportion des Mehrwerts der kapitalistische Produzent immer für sich selbst festhalte oder an andre abtrete, er eignet ihn stets in erster Hand an. Was also bei unsrer Darstellung der Akkumulation unterstellt wird, ist bei ihrem wirklichen Vorgang unterstellt. Andrerseits verdunkeln die Zerspaltung des Mehrwerts und die vermittelnde Bewegung der Zirkulation die einfache Grundform des Akkumulationsprozesses. Seine reine Analyse erheischt daher vorläufiges Wegsehn von allen Phänomenen, welche das innere Spiel seines Mechanismus verstecken.
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EINUNDZWANZIGSTES KAPITEL

Einfache Reproduktion

Welches immer die gesellschaftliche Form des Produktionsprozesses, er muß kontinuierlich sein oder periodisch stets von neuem dieselben Stadien durchlaufen. So wenig eine Gesellschaft aufhören kann zu konsumieren, so wenig kann sie aufhören zu produzieren. In einem stetigen Zusammenhang und dem beständigen Fluß seiner Erneuerung betrachtet, ist jeder gesellschaftliche Produktionsprozeß daher zugleich Reproduktionsprozeß. Die Bedingungen der Produktion sind zugleich die Bedingungen der Reproduktion. Keine Gesellschaft kann fortwährend produzieren, d.h. reproduzieren, ohne fortwährend einen Teil ihrer Produkte in Produktionsnuttel oder Elemente der Neuproduktion rückzuverwandeln. Unter sonst gleichbleibenden Umständen kann sie ihren Reichtum nur auf derselben Stufenleiter reproduzieren oder erhalten, indem sie die, während des Jahres z.B., verbrauchten Produktionsmittel, d.h. Arbeitsmittel, Rohmateriale und Hilfsstoffe, in natura durch ein gleiches Quantum neuer Exemplare ersetzt, welches von der jährlichen Produktenmasse abgeschieden und von neuem dem Produktionsprozeß einverleibt wird. Ein bestimmtes Qantum des jährlichen Produkts gehört also der Produktion. Von Haus aus für die produktive Konsumtion bestimmt, existiert es großenteils in Naturalformen, die von selbst die individuelle Konsumtion ausschließen. Hat die Produktion kapitalistische Form, so die Reproduktion. Wie in der kapitalistischen Produktionsweise der Arbeitsprozeß nur als ein Mittel für den Verwertungsprozeß erscheint, so die Reproduktion nur als ein Mittel, den vorgeschoßnen Wert als Kapital zu reproduzieren, d.h. als sich verwertenden Wert. Die ökonomische Charaktermaske des Kapitalisten hängt nur dadurch an einem Menschen fest, daß sein Geld fortwährend als Kapital funktioniert. Hat z.B. die vorgeschoßne Geldsumme von 100 Pfd.St. sich dieses Jahr in Kapital verwandelt und einen Mehrwert
#592# VII. Abschnitt - Der Akkumulationsprozeß des Kapitals --

von 20 Pfd.St. produziert, so muß sie das nächste Jahr usf. dieselbe Operation wiederholen. Als periodisches Inkrement des Kapitalwerts, oder periodische Frucht des prozessierenden Kapitals, erhält der Mehrwert die Form einer aus dem Kapital entspringenden Revenue. 1) Dient diese Revenue dem Kapitalisten nur als Konsumtionsfonds oder wird sie ebenso periodisch verzehrt wie gewonnen, so findet, unter sonst gleichbleibenden Umständen, einfache Reproduktion statt. Obgleich letztere nun bloße Wiederholung des Produktionsprozesses auf derselben Stufenleiter, drückt diese bloße Wiederholung oder Kontinuität dem Prozesse gewisse neue Charaktere auf oder löst vielmehr die Scheincharaktere seines nur vereinzelten Vorgangs auf. Der Produktionsprozeß wird eingeleitet mit dem Kauf der Arbeitskraft für eine bestimmte Zeit, und diese Einleitung erneuert sich beständig, sobald der Verkaufstermin der Arbeit fällig und damit eine bestimmte Produktionsperiode, Woche, Monat usw., abgelaufen ist. Gezahlt wird der Arbeiter aber erst, nachdem seine Arbeitskraft gewirkt und sowohl ihren eignen Wert als den Mehrwert in Waren realisiert hat. Er hat also wie den Mehrwert, den wir einstweilen nur als Konsumtionsfonds des Kapitalisten betrachten, so den Fonds seiner eignen Zahlung, das variable Kapital, produziert, bevor es ihm in der Form des Arbeitslohnes zurückfließt, und er wird nur so lange beschäftigt, als er ihn beständig reproduziert. Daher die im sechzehnten Kapitel unter II. erwähnte Formel der Ökonomen, die das Salair als Anteil am Produkt selbst darstellt. 2) Es ist ein Teil des vom Arbeiter selbst beständig reproduzierten Produkts, das ihm in der Form des Arbeitslohns beständig zurückfließt. Der Kapitalist zahlt ihm den Warenwert allerdings in Geld. Dies Geld ist aber nur die verwandelte Form des Arbeitsprodukts. Während der Arbeiter einen Teil der Produktionsmittel in Produkt verwandelt, rückverwandelt sich ein Teil seines
1) Die Reichen, welche die Produkte der Arbeit andrer verzehren, erhalten sie nur durch Austauwlakte (Warenkäufe). Sie scheinen daher einer baldigen Erschöp ihrer Resefonds ausgesetzt... Aber in der gesellschaftlichen Ordnung hat der Reichtum die Kraft erhalten, sich durch fremde Arbeit zu reproduzieren... Der Reichtum, wie die Arbeit und durch die Arbeit, liefert eine jährliche Frucht, welche jedes Jahr vernichtet werden kann, ohne daß der Reiche armer wird. Diese Frucht ist die Revenue. die aus dem Kapital entspringt." (Sismondi, "Nouv. Princ. d'Écon. Pol.", t.I, p. 81, 82.) 2) "Löhne wie auch Profite sind beide als ein Teil des fertigen Produkts zu betrachten." (Ramsay, l.c.p. 142.) "Der Anteil an dem Produkt, der dem Arbeiter unter der Form des Salairs zukommt." (J. Mill, "Elements etc.", Übers. von Prisot, Paris 1823, p. 33, 34.)
#593# 21. Kapitel - Einfache Reproduktion --

früheren Produkts in Geld. Es ist seine Arbeit von voriger Woche oder vom letzten halben Jahre, womit seine Arbeit von heute oder vom nächsten halben Jahr gezahlt wird. Die Illusion, welche die Geldform erzeugt, verschwindet sofort, sobald statt des einzelnen Kapitalisten und des einzelnen Arbeiters Kapitalistenklasse und Arbeiterklasse betrachtet werden. Die Kapitalistenklasse gibt der Arbeiterklasse beständig In Geldform Anweisungen auf einen Teil des von der letzteren produzierten und von der erstren angeeigneten Produkts. Diese Anweisungen gibt der Arbeiter der Kapitalistenklasse ebenso beständig zurück und entzieht ihr damit den ihm selbst zufallenden Teil seines eignen Produkts. Die Warenform des Produkts und die Geldform der Ware verkleiden die Transaktion. Das variable Kapital ist also nur eine besondre historische Erscheinungsform des Fonds von Lebensmitteln oder des Arbeitsfonds, den der Arbeiter zu seiner Selbsterhaltung und Reproduktion bedarf und den er in allen Systemen der gesellschaftlichen Produktion stets selbst produzieren und reproduzieren muß. Der Arbeitsfonds fließt ihm nur beständig in Form von Zahlungsmitteln seiner Arbeit zu, weil sein eignes Produkt sich beständig in der Form des Kapitals von ihm entfernt. Aber diese Erscheinungsform des Arbeitsfonds ändert nichts daran, daß dem Arbeiter seine eigne vergegenständlichte Arbeit vom Kapitalisten vorgeschossen wird. 3) Nehmen wir einen Fronbauer. Er arbeitet mit seinen eignen Produktionsmitteln auf seinem eignen Acker z.B. 3 Tage in der Woche. Die drei andren Wochentage verrichtet er Fronarbeit auf dem herrschaftlichen Gut. Er reproduziert seinen eignen Arbeitsfonds beständig, und dieser erhält ihm gegenüber nie die Form von einem Dritten für seine Arbeit vorgeschoßner Zahlungsmittel. Im Ersatz erhält auch niemals seine unbezahlte Zwangsarbeit die Form freiwilliger und bezahlter Arbeit. Wenn morgen der Gutsherr den Acker, das Zugvieh, die Samen, kurz die Produktionsmittel des Fronbauern sich selbst aneignet, so hat dieser von nun an seine Arbeitskraft an den Fronherrn zu verkaufen. Unter sonst gleichbleibenden Umständen wird er nach wie vor 6 Tage in der Woche arbeiten, 3 Tage für sich selbst, 3 für den Exfronherrn, der jetzt in einen Lohnherrn verwandelt ist. Er wird nach wie vor die Produktionsmittel als Produktionsmittel vernutzen und ihren Wert auf das Produkt übertragen. Nach wie vor wird ein bestimmter Teil des Produkts in die Reproduktion eingehn. Wie aber die Fronarbeit
3) "Wenn Kapital verwandt wird, um dem Arbeiter seinen Lohn vorzuschießen, fügt es dem Fonds zur Erhaltung der Arbeit nichts hinzu." (Cazenove in Note zu seiner ed. von Malthus' "Definitions in Polit. Econ.", London 1853, p. 22.)
#594# VII. Abschnitt - Der Akkumulationsprozeß des Kapitals --

die Form der Lohnarbeit, nimmt der vom Fronbauer nach wie vor produzierte und reproduzierte Arbeitsfonds die Form eines ihm vom Fronherrn vorgeschoßnen Kapitals an. Der bürgerliche Ökonom, dessen beschränktes Hirn die Erscheinungsform von dem, was darin erscheint, nicht trennen kann, schließt die Augen vor der Tatsache, daß selbst noch heutzutag der Arbeitsfonds nur ausnahmsweis auf dem Erdrund in der Form von Kapital auftritt. 4) Allerdings verliert das variable Kapital nur den Sinn eines aus dem eignen Fonds des Kapitalisten vorgeschoßnen Wertes 4a) sobald wir den kapitalistischen Produktionsprozeß im beständigen Fluß seiner Erneuerung betrachten. Aber er muß doch irgendwo und irgendwann anfangen. Von unsrem bisherigen Standpunkt ist es daher wahrscheinlich, daß der Kapjtalist irgendeinmal durch irgendeine, von unbezahlter fremder Arbeit unabhängige, ursprüngliche Akkumulation Geldbesitzer ward und daher den Markt als Käufer von Arbeitskraft beschreiten konnte. Indes bewirkt die bloße Kontinuität des kapitalistischen Produktionsprozesses, oder die einfache Reproduktion, noch andre sonderbare Wechsel, die nicht nur den variablen Kapitalteil ergreifen, sondern das Gesamtkapital. Beträgt der mit einem Kapital von 1000 Pfd.St. periodisch, z.B. jährlich, erzeugte Mehrwert 200 Pfd.St. und wird dieser Mehrwert jährlich verzehrt, so ist es klar, daß nach fünfiähriger Wiederholung desselben Prozesses die Summe des verzehrten Mehrwerts = 5 x 200 ist oder gleich dem ursprünglich vorgeschoßnen Kapitalwert von 1000 Pfd.St. Würde der jährliche Mehrwert nur tellweis verzehrt, z.B. nur zur Hälfte, so ergäbe sich dasselbe Resultat nach zehnjähriger Wiederholung des ProduktionsProzesses, denn 10 x 100 = 1000. Allgemein: Der vorgeschoßne Kapitalwert, dividiert durch den jährlich verzehrten Mehrwert, ergibt die Jahresanzahl oder die Anzahl von Reproduktionsperioden, nach deren Ablauf das ursprünglich vorgeschoßne Kapital vom Kapitalisten aufgezehrt und daher verschwunden ist. Die Vorstellung des Kapitalisten, daß er das Produkt der fremden unbezahlten Arbeit, den Mehrwert, verzehrt und den
4) "Die Subsistenzmittel der Arbeiter werden noch nicht auf einem Viertel der Erde den Arbeitern durch Kapitalisten vorgeerchossen." (Richard Jones, Textbook of Lectures on the Polit. Economy of Nations", Hertford 1852, p. 36.) 4a) "Obgleich der manufacturer" (i.e. Manufakturarbeiter) "seinen Lohn vom Meister vorgeschossen bekommt, verursacht er diesem in Wirklichkeit keine Kosten, da der Wert des Lohns zusammen mit einem Profit gewöhnlich in dem vereitelten Wert des Gegenstands, auf den seine Arbeit verwandt wurde, wiederhergestellt wird." (A. Smith, l.c., Book II, ch. III, p. 355.)
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ursprünglichen Kapitalwert erhält, kann absolut nichts an der Tatsache ändern. Nach Abfluß einer gewissen Jahreszahl ist der von ihm geeignete Kap,talwert glech der Summe des während derselben Jahreszahl ohne Äquivalent angeeigneten Mehrwerts und die von ihm verzehrte Wertsumme gleich dem ursprünglichen Kapitalwert. Allerdings behält er in der Hand ein Kapital, dessen Größe sich nicht verändert hat, wovon ein Teil, Gebäude, Maschinen usw., bereits vorhanden war, als er sein Geschäft in Gang brachte. Aber hier handelt es sich vom Wert des Kapitals und nicht von seinen materiellen Bestandteilen. Wenn jemand sein ganzes Besitztum aufzehrt dadurch, daß er Schulden aufnimmt, die dem Wert dieses Besitztums gleichkommen, so repräsentiert eben das ganze Besitztum nur die Gesamtsumme seiner Schulden. Und ebenso, wenn der Kapitalist das Äquivalent seines vorgeschoßnen Kapitals aufgezehrt hat, repräsentiert der Wert dieses Kapitals nur noch die Gesamtsumme des von ihm unentgeltlich angeeigneten Mehrwerts. Kein Wertatom seines alten Kapitals existiert fort. Ganz abgesehn von aller Akkumulation verwandelt also die bloße Kontinuität des Produktionsprozesses, oder die einfache Reproduktion, nach kürzerer oder längerer Periode jedes Kapital notwendig in akkumuliertes Kapital oder kapitallsierten Mehrwert. War es selbst bei seinem Eintritt in den Produktionsprozeß persönlich erarbeitetes Eigentum seines Anwenders, früher oder später wird es ohne Äquivalent angeeigneter Wert oder Materlatur, ob in Geldform oder anders, unbezahlter fremder Arbeit. Wir sahen im vierten Kapitel: Um Geld in Kapital zu verwandeln, genügte nicht das Vorhandensein von Warenproduktion 1*) und Warenzirkulation. Es mußten erst, hier Besitzer von Wert oder Geld, dort Besitzer der wertschaffenden Substanz; hier Besitzer von Produktions- und Lebensmitteln, dort Besitzer von nichts als Arbeitskraft, einander als Käufer und Verkäufer gegenübertreten. Scheidung zwischen dem Arbeitsprodukt und der Arbeit selbst, zwischen den objektiven Arbeitsbedingungen und der subjektiven Arbeitskraft, war also die tatsächlich gegebne Grundlage, der Ausgangspunkt des kapitalistischen Produktionsprozesses. Was aber anfangs nur Ausgangspunkt war, wird vermittelst der bloßen Kontinuität des Prozesses, der einfachen Reproduktion, stets aufs neue produziert und verewigt als eignes Resultat der kapitalistischen Produktion. Einerseits verwandelt der Produktionsprozeß fortwährend den stofflichen Reichtum in Kapital, in Verwertungs- und Genußmittel für den Kapitalisten. Andrerseits kommt der Arbeiter beständig aus dem Prozeß heraus, --#

1*) 4. Auflage: Wertproduktion
#596# VII. Abschnitt - Der Akkumulationsprozeß des Kapitals --

wie er in ihn eintrat - persönliche Quelle des Reichtums, aber entblößt von allen Mitteln, diesen Reichtum für sich zu verwirklichen. Da vor seinem Eintritt in den Prozeß seine eigne Arbeit ihm selbst entfremdet, dem Kapitalisten angeeignet und dem Kapital einverleibt ist, vergegenständlicht sie sich während des Prozesses beständig in fremdem Produkt. Da der Produktionsprozeß zugleich der Konsumtionsprozeß der Arbeitskraft durch den Kapitalisten, verwandelt sich das Produkt des Arbeiters nicht nur fortwährend in Ware, sondern in Kapital, Wert, der die wertschöpfende Kraft aussaugt, Lebensmittel, die Personen kaufen, ProduktionsmitteI, die den Produzenten anwenden. 5) Der Arbeiter selbst produziert daher beständig den objektiven Reichtum als Kapital, ihm fremde, ihn beherrschende und ausbeutende Macht, und der Kapitalist produziert ebenso beständig die Arbeitskraft als subjektive, von ihren eignen Vergegenständlichungs- und Verwirklichungsmitteln getrennte, abstrakte, in der bloßen Leiblichkeit des Arbeiters existierende Reichtumsquelle, kurz den Arbeiter als Lohnarbeiter." Diese beständige Reproduktion oder Verewigung des Arbeiters ist das sine qua non 1*) der kapitalistischen Produktion. Die Konsumtion des Arbeiters ist doppelter Art. In der Produktion selbst konsumiert er durch seine Arbeit Produktionsmittel und verwandelt sie in Produkte von höherem Wert als dem des vorgeschoßnen Kapitals. Dies ist seine produktive Konsumtion. Sie ist gleichzeitig Konsumtion seiner Arbeitskraft durch den Kapitalisten, der sie gekauft hat. Andrerseits verwendet der Arbeiter das für den Kauf der Arbeitskraft gezahlte Geld in Lebensmittel: dies ist seine individuelle Konsumtion. Die produktive und die individuelle Konsumtion des Arbeiters sind also total verschieden. In der ersten handelt er als bewegende Kraft des Kapitals und gehört dem Kapitalisten; in der zweiten gehört er sich selbst und verrichtet Lebensfunktionen
5) "Das ist eine besonders merkwürdige Eigenschaft der produktiven Konsumtion. Was produktiv konsumiert wird, ist Kapital, und es wird Kapital durch die Konsumtion." (James Mill, l.c.p. 242.) J. Mill ist jedoch dieser besonders merkwürdigen Eigenschaft" nicht auf die Spur gekommen." 6) "Es ist tatsächlich wahr, daß die erste Einführung einer Manufaktur viele Arme beschäftigt, aber sie bleiben arm, und die Fortdauer der Manufaktur erzeugt ihrer noch viele." ("Reasons for a limited Exportation of Wool", Lond. 1677, p. 19.) "Der Pächter versichert nun entgegen aller Vernunft, daß er die Armen erhalte. In Wirklichkeit werden sie im Elend erhalten." ("Reasons for the late Increase of the Poor Rates: or a comparative view of the prices of labour and provisions", Lond. 1777, p. 31.) --#

1*) die unerläßliche Bedingung
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außerhalb des Produktionsprozesses. Das Resultat der einen ist das Leben des Kapitalisten, das der andern st das Leben des Arbeiters selbst. Bei Betrachtung des "Arbeitstags" usw. zeigte sich gelegentlich, daß der Arbeiter oft gezwungen ist, seine individuelle Konsumtion zu einem bloßen Inzident des Produktionsprozesses zu machen. In diesem Fall setzt er sich Lebensmittel zu, um seine Arbeitskraft im Gang zu halten, wie der Dampfmaschine Kohle und Wasser, dem Rad Öl zugesetzt wird. Seine Konsuintionsmittel sind dann bloß Konsumtionsmittel eines Produktionsmittels, seine individuelle Konsumtion direkt produktive Konsurntion. Dies erscheint jedoch als ein dem kapitalistischen Produktionsprozeß unwesentlicher Mißbrauch. 7) Anders sieht die Sache aus, sobald wir nicht den einzelnen Kapitalisten und den einzelnen Arbeiter betrachten, sondern die Kapitalistenklasse und die Arbeiterklasse, nicht den vereinzelten Produktionsprozeß der Ware, sondern den kapitalistischen Produktionsprozeß in seinem Fluß und in seinem gesellschaftlichen Umfang. - Wenn der Kapitalist einen Teil seines Kapitals in Arbeitskraft umsetzt, verwertet er damit sein Gesamtkapital. Er schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe. Er profitiert nicht nur von dem, was er vom Arbeiter empfängt, sondern auch von dem, was er ihm gibt. Das im Austausch gegen Arbeitskraft veräußerte Kapital wird in Lebensmittel verwandelt, deren Konsumtion dazu dient, Muskel, Nerven, Knochen, Hirn vorhandner Arbeiter zu reproduzieren und neue Arbeiter zu zeugen. Innerhalb der Grenzen des absolut Notwendigen ist daher die individuelle Konsumtion der Arbeiterklasse Rückverwandlung der vom Kapital gegen Arbeitskraft veräußerten Lebensmittel in vom Kapital neu exploitierbare Arbeitskraft. Sie ist Produktion und Reproduktion des dem Kapitalisten unentbehrlichsten Produktionsmittels, des Arbeiters selbst. Die individuelle Konsumtion des Arbeiters bleibt also ein Moment der Produktion und Reproduktion des Kapitals, ob sie innerhalb oder außerhalb der Werkstatt, Fabrik usw., innerhalb oder außerhalb des Arbeitsprozesses vorgeht, ganz wie die Reinigung der Maschine, ob sie während des Arbeitsprozesses oder bestimmter Pausen desselben geschieht. Es tut nichts zur Sache, daß der Arbeiter seine individuelle Konsumtion sich selbst und nicht dem Kapitalisten zulieb vollzieht. So bleibt der Konsum des Lastviehs nicht minder ein notwendiges Moment des Produktionsprozesses, weil das Vieh selbst genießt, was es frißt. Das beständige Erhaltung
7) Rossi wurde nicht so emphatisch diesen Punkt verdeklamieren, wäre er wirklich in das Geheimnis der "productive consumption" eingedrungen.
#598# VII. Abschnitt - Der Akkumulationsprozeß des Kapitals --

und Reproduktion der Arbeiterklasse bleibt beständige Bedingung für die Reproduktion des Kapitals. Der Kapitalist kann ihre Erfüllung getrost dem Selbsterhaltungs- und Fortpflanzungstrieb der Arbeiter überlassen. Er sorgt nur dafür, ihre individuelle Konsumtion möglichst auf das Notwendige einzuschränken, und ist himmelweit entfernt von jener südamerikanischen Roheit, die den Arbeiter zwingt, substantiellere statt weniger substantieller Nahrungsmittel einzunehmen. 8) Daher betrachtet auch der Kapitalist und sein Ideolog, der politische Ökonom, nur den Teil der individuellen Konsumtion des Arbeiters als produktiv, der zur Verewigung der Arbeiterklasse erheischt ist, also in der Tat verzehrt werden muß, damit das Kapital die Arbeitskraft verzehre,was der Arbeiter außerdem zu seinem Vergnügen verzehren mag, ist unproduktive Konsumtion. 9) Würde die Akkumulation des Kapitals eine Erhöhung des Arbeitslohns und daher Vermehrung der Konsumtionsmittel des Arbeiters verursachen ohne Konsum von mehr Arbeitskraft durch das Kapital, so wäre das zuschüssige Kapital unproduktiv konsumiert. 10) In der Tat: die individuelle Konsumtion des Arbeiters ist für ihn selbst unproduktiv, denn sie reproduziert nur das bedürftige Individuum; sie ist produktiv für den Kapitalisten und den Staat, denn sie ist Produktion der den fremden Reichtum produzierenden Kraft. 11) Von gesellschaftlichem Standpunkt ist also die Arbeiterklasse, auch außerhalb des unmittelbaren Arbeitsprozesses, ebensosehr Zubehör des Kapitals als das tote Arbeitsinstrument. Selbst ihre individuelle Konsumtion
8) "Die Arbeiter in den Bergwerken Südamerikas, deren tägliches Geschäft (das schwerste vielleicht in der Welt) darin besteht, eine Last Erz, im Gewicht von 180 bis 200 Pfund, aus einer Tiefe von 450 Fuß auf ihren Schultern zutage zu fördern, leben nur noch von Brot und Bohnen; sie werden das Brot allein zur Nahrung vorziehn, allein ihre Herrn, weiche gefunden haben, daß sie mit Brot nicht so stark arbeiten können, behandeln sie wie Pferde und zwingen sie, die Bohnen zu essen; die Bohnen sind aber verhältnismäßig an Knochenerde weit reicher als das Brot." (Liebig, l.c., 1. Theil, p. 194, Note.) 9) James Mill, l.c.p. 238 sqq. 10) "Stiege der Preis der Arbeit so hoch, daß trotz des Zuwachses von Kapital nicht mehr Arbeit angewandt werden könnte, so wurde ich sagen, daß solcher Zuwachs von Kapital unproduktiv konsumiert wird." (Ricardo, l.c.p. 163.) 11) "Die einzig produktive Konsumtion im eigentlichen Sinn ist die Konsumtion oder Zerstörung von Reichtum" (er meint den Verbrauch der Produktionsmittel) "durch Kapitalisten zum Zwecke der Reproduktion... Der Arbeiter... ist ein produktiver Konsument für die Person, die ihn anwendet, und für den Staat, aber, genau gesprochen, nicht für sich selbst." (Malthus, "Definitions etc.", p. 30.)
#599# 21. Kapitel - Einfache Reproduktion --

ist innerhalb gewisser Grenzen nur ein Moment des Reproduktionsprozesses des Kapitals. Der Prozeß aber sorgt dafür, daß diese selbstbewußten Produktionsinstrumente nicht weglaufen, indem er ihr Produkt beständig von ihrem Pol zum Gegenpol des Kapitals entfernt. Die individuelle Konsumtion sorgt einerseits für ihre eigne Erhaltung und Reproduktion, andrerseits durch Vernichtung der Lebensmittel für ihr beständiges Wiedererscheinen auf dem Arbeitsmarkt. Der römische Sklave war durch Ketten, der Lohnarbeiter ist durch unsichtbare Fäden an seinen Eigentümer gebunden. Der Schein seiner Unabhängigkeit wird durch den beständigen Wechsel der individuellen Lohnherrn und die fictio juris des Kontrakts aufrechterhalten. Früher machte das Kapital, wo es ihm nötig schien, sein Eigentumsrecht auf den freien Arbeiter durch Zwangsgesetz geltend. So war z.B. die Emigration der Maschinenarbeiter in England bis 1815 bei schwerer Strafe verboten. Die Reproduktion der Arbeiterklasse schließt zugleich die Überlieferung und Häufung des Geschicks von einer Generation zur andren ein. 12) Wie sehr der Kapitalist das Dasein einer solchen geschickten ArbeiterkIasse unter die ihm zugehörigen Produktionsbedingungen zählt, sie in der Tat als die reale Existenz seines variablen Kapitals betrachtet, zeigt sich, sobald eine Krise deren Verlust androht. infolge des Amerikanischen Bürgerkriegs und der ihn begleitenden Baumwollnot wurde bekanntlich die Mehrzahl der Baumwollarbeiter in Lancashire usw. aufs Pflaster geworfen. Aus dem Schoß der Arbeiterklasse selbst, wie andrer Gesellschaftsschichten, erhob sich der Ruf nach Staatsunterstützung oder freiwilliger Nationalkollekte, um die Emigration der "Überflüssigen" in englische Kolonien oder die Vereinigten Staaten zu ermöglichen. Damals veröffentlichte die "Times" (24. März 1863) einen Brief von Edmund Potter, früher Präsident der Manchester Handelskammer. Sein Brief ward mit Recht im Unterhaus als "das Manifest der Fabrikanten" bezeichnet. 13) Wir geben hier einige charakteristische
12) "Das einzige Ding, wovon man sagen kann, daß es aufgespeichert und vorher präpariert ist, ist das Geschick des Arbeiters... Die Akkumulation und Aufspeicherung geschickter Arbeit, diese wichtigste Operation wird, was die große Masse der Arbeiter betrifft, ohne irgendwelches Kapital vollbracht." (Hodgskin, "Labour Defended etc.", p. 12, 13.) 13) "Dieser Brief kann als das Manifest der Fabrikanten angesehen werden." (Ferrand, Motion über den cotton famine 1*), Sitzung des H.o.C. vom 27. April 1863.) --#

1*) Antrag über die Baumwollnot
#600# VII. Abschnitt - Der Akkumulationsprozeß des Kapitals --

Stellen, worin der Eigentunistitel des Kapitals auf die Arbeitskraft unverblümt ausgesprochen wird.
"Den Baumwollarbeitern mag gesagt werden, daß ihre Zufuhr zu groß ist... sie müsse vielleicht um ein Dritteil reduziert werden, und dann würde eine gesunde Nachfrage für die übrigen zwei Dritteile eintreten... Die öffentliche Meinung dringt auf Emigration... Der Meister" (d.h. der Baumwollfabrikant) "kann nicht willig seine Arbeitszufuhr entfernt sehn; er mag denken, daß das ebenso ungerecht als unrichtig ist... Wenn die Emigration aus öffentlichen Fonds unterstützt wird, hat er ein Recht, Gehör zu verlangen und vielleicht zu protestieren."
Selbiger Potter setzt dann weiter auseinander, wie nützlich die Baumwollindustrie, wie "sie unzweifelhaft die Bevölkerung aus Irland und den englischen Agrikulturdistrikten wegdrainiert hat", wie ungeheuer ihr Umfang, wie sie im Jahr 1860 5/13 des ganzen englischen Exporthandels lieferte, wie sie nach wenigen Jahren sich wieder ausdehnen werde durch Erweiterung des Markts, besonders Indiens, und durch Erzwingung hinreichender "Baumwollzufuhr, zu 6 d. das Pfund". Er fährt dann fort:
"Zeit - ein, zwei, drei Jahre vielleicht - wird die nötige Quantität produzieren... Ich machte dann die Frage stellen, ist diese Industrie wert, sie festzuhalten, ist es der Mühe wert, die Maschinerie" (nämlich die lebendigen Arbeitsrnaschinen) "in Ordnung zu halten, und ist es nicht die größte Narrheit, daran zu denken, sie aufzugeben! Ich glaube das. Ich will zugeben, daß die Arbeiter nicht Eigentum sind (I allow that the workers are not a property), nicht das Eigentum Lancashires und der Meister; aber sie sind die Stärke beider; sie sind die geistige und geschulte Kraft, die in einer Generation nicht ersetzt werden kann, die andere Maschinerie dagegen, woran sie arbeiten (the mere machinery which they work), könnte zum großen Teil mit Vorteil ersetzt und verbessert werden in zwölf Monaten. 14) Ermuntert oder erlaubt (!) die Emigration der Arbeitskraft, und was wird aus dem Kapitalisten? (Encourage or allow the working power to emigrate, and what of the capitalist?)"
14) Man erinnert sich, daß dasselbe Kapital aus einem andren Loch pfeift unter gewöhnlichen Umständen, wenn es gilt, den Arbeitslohn herabzusetzen. Dann erklären "die Meister" aus einem Munde (sieh Vierter Abschnitt, Note 188, S. 389 1*)): Fabrikarbeiter sollten in heilsamer Erinnerung halten, daß ihre Arbeit in der Tat eine sehr niedrige Sorte geschickter Arbeit ist, daß keine leichter aneigenbar und in Anbetracht ihrer Qualität besser belohnt ist, daß keine durch kurze Unterweisung des mindest Erfahrnen in so kurzer Zeit und in solchem Überfluß zugeführt werden kann. Des Meisters Maschinerie" (die, wie wir jetzt hören, in 12 Monaten mit Vorteil und verbessert ersetzt werden kann) "spielt in der Tat eine viel wichtigere Rolle in dem Geschäft der Produktion --#

1*) Siehe vorl. Band, S. 446
#601# 21. Kapitel - Einfache Reproduktion --

Dieser Herzensstoß erinnert an Hofmarschall Kalb. [133]
"....Nehmt den Rahm der Arbeiter weg, und das fixe Kapital wird in hohem Grade entwertet und das zirkulierende Kapital wird sich nicht dem Kampf mit schmaler Zufuhr einer niedrigeren Sorte von Arbeit aussetzen... Man sagt uns, die Arbeiter selbst wünschen die Emigration. Es ist sehr natürlich, daß sie das tun... Reduziert, komprimiert das Baumwollgeschäft durch Wegnahme seiner Arbeitskräfte (by taking away its working power), durch Verminderung ihrer Lohnverausgabung sage um 1/3 oder 5 Millionen, und was wird dann aus der nächsten Klasse über ihnen, den Kleinkrämern? Was aus den Grundrenten, was aus der Miete der cottages?... was aus dem kleinen Pächter, dem besseren Hausbesitzer und dem Grundeigentümer? Und sagt nun, ob irgendein Plan für alle Klassen des Landes selbstmörderischer sein kann als dieser, die Nation zu schwächen durch den Export ihrer besten Fabrikarbeiter und die Entwertung eines Teils ihres produktivsten Kapitals und Reichtums?" "Ich rate zu einer Anleihe von 5 bis 6 Millionen, über 2 oder 3 Jahre verteilt, administriert durch Spezialkommissäre, beigeordnet den Armenverwaltungen in den Baumwolldistrikten, unter speziellen gesetzlichen Regulationen, mit gewisser Zwangsarbeit, um die moralische Valuta der Almosenempfänger aufrechtzuerhalten... Kann es irgend etwas Schlimmeres geben für Grundeigentümer oder Meister (can anything be worse for landowners or masters), als ihre besten Arbeiter aufzugeben und die übrigbleibenden zu demoralisieren und zu verstimmen durch eine ausgedehnte entleerende Emigration und Entleerung von Wert und Kapital in einer ganzen Provinz?"
Potter, das auserwählte Organ der Baumwollfahrikanten, unterscheidet doppelte "Maschinerie", deren jede dem Kapitalisten gehört und wovon die eine in seiner Fabrik steht, die andre des Nachts und Sonntags auswärtig in cottages haust. Die eine ist tot, die andre lebendig. Die tote Maschinerie verschlechtert und entwertet sich nicht nur jeden Tag, sondern von ihrer existierenden Masse veraltet ein großer Teil durch den steten technischen Fortschritt beständig so sehr, daß sie vorteilhaft und in wenigen Monaten durch neuere Maschinerie ersetzbar. Die lebendige Maschinerie verbessert sich umgekehrt, je länger sie währt, je mehr sie das Geschick von Generationen in sich aufhäuft. Die "Times" antwortete dem Fabrikmagnaten u.a.:
"Herr E. Potter ist so impressioniert von der außerordentlichen und absoluten Wichtigkeit der Baumwollmeister, daß er, um diese Klasse zu erhalten und ihr Metier zu verewigen, eine halbe Million der Arbeiterklasse wider ihren Willen in ein großes moralisches Workhouse einsperren will. Ist diese Industrie wert, sie festzuhalten? fragt
als die Arbeit und das Geschick des Arbeiters" (die jetzt in 30 Jahren nicht ersetzbar sind), "die eine Erziehung von 6 Monaten lehren und jeder Bauernknecht lernen kann."
#602# VII. Abschnitt - Der Akkumulationsprozeß des Kapitals --

Herr Potter. Sicher, durch alle ehrbaren Mittel, antworten wir. Ist es der Mühe wert, die Maschinerie in Ordnung zu halten? fragt wieder Herr Potter. Hier stutzen wir. Unter der Maschinerie versteht Herr Potter die menschliche Maschinerie, denn er beteuert, daß er sie nicht als absolutes Eigentum zu behandeln vorhat. Wir müssen gestehn, wir halten es nicht der Mühe wert oder selbst für möglich, die menschliche Maschinerie in Ordnung zu halten, d.h. sie einzusperren und einzuölen, bis man ihrer bedarf. Menschliche Maschinerie hat die Eigenschaft, während der Untätigkeit zu verrosten, ihr mögt noch soviel dran ölen oder reiben. Zudem ist menschliche Maschinerie, wie der Augenschein uns eben lehrt, imstande von eignen Stücken den Dampf anzulassen und zu platzen oder einen Veitstanz in unsren großen Städten zu tollen. Es mag, wie Herr Potter sagt, längere Zeit zur Reproduktion der Arbeiter erheischt sein, aber mit Maschinisten und Geld zur Hand werden wir stets betriebsam, harte, industrielle Männer finden, um daraus mehr Fabrilaneister zu fabrizieren, als wir je verbrauchen können... Herr Potter plaudert von einer Wiederbelebung der Industrie in 1, 2, 3 Jahren und verlangt von uns, die Emigration der Arbeitskraft nicht zu ermuntern oder nicht zu erlauben! Er sagt, es sei natürlich, daß die Arbeiter zu emigrieren wünschen, aber er meint, daß die Nation diese halbe Million Arbeiter mit den 700 000, die an ihnen hängen, ihrem Verlangen zum Trotz in die Baumwolldistrikte einsperren und, eine notwendige Konsequenz, ihr Mißvergnügen durch Gewalt niederschlagen und sie selbst durch Almosen fristen muß, alles das auf die Chance hin, daß die Baumwollmeister ihrer an einem beliebigen Tag wieder bedürfen mögen... Die Zeit ist gekommen, wo die große öffentliche Meinung dieser Eilande etwas tun muß, um 'diese Arbeitskraft' vor denen zu retten, die sie behandeln wollen, wie sie Kohle, Eisen und Baumwolle behandeln (to save this 'working power' from those who would deal with it as they deal with iron, wd and cotton)." 15)
Der "Times"-Artikel war nur ein jeu d'esprit 1*). Die "große öffentliche Meinung" war in der Tat der Meinung des Herrn Potter, daß die Fabrikarbeiter Mobiliarzubehör der Fabriken. Ihre Emigration wurde verhindert. 16) Man sperrte sie in das "moralische Workhouse" der Baumwolldistrikte,
15) "Times", 24. March 1863. 16) Das Parlament votierte keinen Farthing für Emigration, sondern nur Gesetze, welche die Munizipalitäten befähigten, die Arbeiter zwischen Leben und Sterben zu halten oder sie zu exploitieren, ohne Zahlung von Normallöhnen. Als dagegen drei Jahre später die Rinderseuche ausbrach, durchbrach das Parlament wild sogar die parlamentarische Etikette und votierte im Umsehn Millionen zur Schadloshaltung der Millionäre von Landlords, deren Pächter sich ohnehin durch Steigerung der Fleischpreise schadlos hielten. Das bestiale Gebrüll der Grundeigentümer bei Eröffnung des Parlaments von 1866 bewies, daß man nicht Hindu zu sein braucht, um die Kuh Sabala anzubeten. noch jupiter, um sich in einen Ochsen zu verwandeln. --#

1*) geistreiches Gedankenspiel
#603# 21. Kapitel - Einfache Reproduktion --

und sie bilden nach wie vor die Stärke (the strength) der Baumwollmeister von Lancashire". Der kapitalistische Produktionsprozeß reproduziert also durch seinen eignen Vorgang die Scheidung zwischen Arbeitskraft und Arbeitsbedingungen. Er reproduziert und verewigt damit die Exploitationsbedingungen des Arbeiters. Er zwingt beständig den Arbeiter zum Verkauf seiner Arbeitskraft, um zu leben, und befähigt beständig den Kapitalisten zu ihrem Kauf, um sich zu bereichern. 17) Es ist nicht rnehr der Zufall, welcher Kapitalist und Arbeiter als Käufer und Verkäufer einander auf dem Warenmarkt gegenüberstellt. Es ist die Zwickmühle des Prozesses selbst, die den einen stets als Verkäufer seiner Arbeitskraft auf den Warenmarkt zurückschleudert und sein eignes Produkt stets in das Kaufmittel des andren verwandelt. In der Tat gehört der Arbeiter dem Kapital, bevor er sich dem Kapitalisten verkauft. Seine ökonomische Hörigkeit 18) ist zugleich vermittelt und zugleich versteckt durch die periodische Erneurung seines Selbstverkaufs, den Wechsel seiner individuellen Lohnherrn und die Oszillation im Marktpreise der Arbeit. 19) 17) "Der Arbeiter forderte Unterhaltsmittel, um zu leben, der Chef forderte Arbeit, um zu verdienen." (Sismondi, l.c.p. 91.) 18) Eine bäuerlich plumpe Form dieser Hörigkeit existiert in der Grafschaft Durham. Es ist dies eine der wenigen Grafschaften, worin die Verhältnisse dem Pächter nicht unbestrittnen Eigentumstitel auf die Ackerbautaglöhner sichern. Die Bergwerkindustrie erlaubt letzteren eine Wahl. Der Pächter, im Gegensatz zur Regel, übernimmt hier daher nur Pacht von Undereien, worauf sich cottages für die Arbeiter befinden. Der Mietpreis der cottage bildet Teil des Arbeitslohns. Diese cottages heißen "hind's houses" 1*). Sie werden den Arbeitern unter gewissen Feudalverpflichtungen vermietet, unter einem Vertrag, der "bondage" (Hörigkeit) heißt und den Arbeiter z.B. bindet, für die Zeit, während deren er anderswo beschäftigt ist, seine Tochter usw. zu stellen. Der Arbeiter selbst heißt bondsman, Höriger. Dies Verhältnis zeigt auch die individuelle Konsumtion des Arbeiters als Konsumtion für das Kapital oder produktive Konsumtion - von einer ganz neuen Seite: "Es ist merkwürdig zu beobachten, wie selbst der Kot dieses bondsman zu den Sporteln an seinen kalkulierenden Gebieter zählt... Der Pächter erlaubt in der ganzen Nachbarschaft keinen Abtritt außer seinem eignen und duldet in dieser Beziehung keinen Abschlag von seinen Suzerainrechten." ("Public Health. VII. Rep. 1864", p. 188.) 19) Man erinnert sich, daß bei der Arbeit der Kinder usw. selbst die Formalität des Selbstverkaufs verschwindet. --#

1*) "Landarbeiterhäuser"
#604# VII. Abschnitt - Der Akkumulationsprozeß des Kapitals --

Der kapitalistische Produktionsprozeß, im Zusammenhang betrachtet oder als Reproduktionsprozeß, produziert also nicht nur Ware, nicht nur Mehrwert, er produziert und reproduziert das Kapitalverhältnis selbst auf der einen Seite den Kapitalisten auf der andren den Lohnarbeiter. 20)
20) Das Kapital setzt die Lohnarbeit, die Lohnarbeit setzt das Kapital voraus. Sie bedingen sich wechselseitig, sie bringen sich wechselseitig hervor. Ein Arbeiter in einer Baumwollfabrik, produziert er nur Baumwollstoffe? Nein, er produziert Kapital. Er produziert Werte, die von neuem dazu dienen, seine Arbeit zu kommandieren und vermittelst derselben neue Werte zu schaffen." (Karl Marx, "Lohnarbeit und Kapital" in N[eue] Rh[einische] Z[eitung]" Nr. 266, 7. April 1849.) Die unter diesem Titel in der "N.Rh.Z." veröffentlichten Artikel sind Bruchstücke der Vorlesungen, die ich über jenes Thema 1847 im deutschen Arbeiterverein in Brüssel [134] hielt und deren Druck durch die Februarrevolution unterbrochen wurde. 1*) --#

1*) Siehe Band 6 unserer Ausgabe, S. 410
#605# --

ZWEIUNDZWANZIGSTES KAPITEL

Verwandlung von Mehrwert in Kapital

1. Kapitalistischer Produktionsprozeß auf erweiterter Stufenleiter. Umschlag der Eigentumsgesetze der Warenproduktion in Gesetze der kapitalistischen Aneignung

Früher hatten wir zu betrachten, wie der Mehrwert aus dem Kapital, jetzt wie das Kapital aus dem Mehrwert entspringt. Anwendung von Mehrwert als Kapital oder Rückverwandlung von Mehrwert in Kapital heißt Akkumulation des Kapitals. 21) Betrachten wir diesen Vorgang zunächst vom Standpunkt des einzelnen Kapitalisten. Ein Spinner z.B. habe ein Kapital von 10 000 Pfd.St. vorgeschossen, wovon vier Fünftel in Baumwolle, Maschinen etc., das letzte Fünftel in Arbeitslohn. Er produziere jährlich 240 000 Pfd. Garn zum Wert von 12 000 Pfd. St. Bei einer Rate des Mehrwerts von 100% steckt der Mehrwert im Mehrprodukt oder Nettoprodukt von 40 000 Pfd. Garn, einem Sechstel des Bruttoprodukts, zum Wert von 2000 Pfd. Sterling, den der Verkauf realisieren wird. Eine Wertsumme von 2000 Pfd.St. ist eine Wertsumme von 2000 Pfd.St. Man riecht und sieht diesem Gelde nicht an, daß es Mehrwert ist. Der Charakter eines Werts als Mehrwert zeigt, wie er zu seinem Eigner kam, ändert aber nichts an der Natur des Werts oder des Geldes. Um die neu hinzugekommne Summe von 2000 Pfd.St. in Kapital zu verwandeln, wird also der Spinner, alle andern Umstände gleichbleibend, vier Fünftel davon vorschießen im Ankauf von Baumwolle usw. und ein Fünftel im Ankauf neuer Spinnarbeiter, die auf dem Markte die Lebensmittel finden werden, deren Wert er ihnen vorgeschossen hat. Dann fungiert #

21) "Akkumulation des Kapitals: die Verwendung eines Teiles der Revenue als Kapital." (Malthus, "Definitions etc.", ed. Cazenove, p. 11.) "Verwandlung von Revenue in Kapital." (Malthus, "Princ. of Pol. Econ.", 2nd ed., Lond. 1836, p. 320.)
#606# VII. Abschnitt - Der Akkumulationsprozeß des Kapitals --

das neue Kapital von 2000 Pfd. St. in der Spinnerei und bringt seinerseits einen Mehrwert von 400 Pfd. ein. Der Kapitalwert war ursprünglich vorgeschossen in Geldform; der Mehrwert dagegen existiert von vornherein als Wert eines bestimmten Teils des Bruttoprodukts. Wird dieses verkauft, in Geld verwandelt, so gewinnt der Kapitalwert seine ursprüngliche Form wieder, aber der Mehrwert verwandelt seine ursprüngliche Daseinsweise. Von diesem Augenblick an sind jedoch Kapitalwert und Mehrwert beides Geldsummen, und ihre Wiederverwandlung in Kapital vollzieht sich auf ganz dieselbe Weise. Die eine wie die andre legt der Kapitalist an im Ankauf der Waren, die ihn instand setzen, die Verfertigung seines Artikels von neuem zu beginnen, und zwar diesmal auf erweiterter Stufenleiter. Um aber diese Waren zu kaufen, muß er sie auf dem Markte vorfinden. Seine eignen Garne zirkulieren nur, weil er sein Jahresprodukt auf den Markt bringt, wie das alle andern Kapitalisten mit ihren Waren ebenfalls tun. Aber ehe sie auf den Markt kamen, hatten sie sich schon befunden im jährlichen Produktionsfonds, d.h. der Gesamtmasse der Gegenstände aller Art, worin die Gesamtsumme der Einzelkapitale oder das gesellschaftliche Gesamtkapital im Laufe des Jahres sich verwandelt und wovon jeder Einzelkapitalist nur einen aliquoten Teil in Händen hat. Die Vorgänge auf dem Markt bewerkstelligen nur den Umsatz der einzelnen Bestandteile der Jahresproduktion, schicken sie von einer Hand in die andre, aber sie können weder die Gesamt-Jahresproduktion vergrößern noch die Natur der produzierten Gegenstände ändern. Welcher Gebrauch also von dem jährlichen Gesamtprodukt gemacht werden kann, das hängt ab von seiner eignen Zusammensetzung, keineswegs aber von der Zirkulation. Zunächst muß die Jahresproduktion alle die Gegenstände (Gebrauchswerte) liefern, aus denen die im Lauf des Jahres verbrauchten sachlichen Bestandteile des Kapitals zu ersetzen sind. Nach Abzug dieser bleibt das Netto- oder Mehrprodukt, worin der Mehrwert steckt. Und woraus besteht dies Mehrprodukt? Vielleicht in Dingen, bestimmt zur Befriedigung der Bedürfnisse und Gelüste der Kapitalistenklasse, die also in ihren Konsumtionsfonds eingehn? Wäre das alles, so würde der Mehrwert verjubelt bis auf die Hefen, und es fände bloß einfache Reproduktion statt. Um zu akkumulieren, muß man einen Teil des Mehrprodukts in Kapital verwandeln. Aber, ohne Wunder zu tun, kann man nur solche Dinge in Kapital verwandeln, die im Arbeitsprozeß verwendbar sind, d.h. Produktionsmittel, und des ferneren Dinge, von denen der Arbeiter sich erhalten kann, d.h. Lebensmittel. Folglich muß ein Teil der jährlichen Mehrarbeit
#670# 22. Kapitel - Verwandlung von Mehrwert in Kapital --

verwandt worden sein zur Herstellung zusätzlicher Produktionsund Lebensmittel, im Überschuß über das Quantum, das zum Ersatz des vorgeschessenen Kapitals erforderlich war. Mit einem Wort: der Mehrwert ist nur deshalb in Kapital verwandelbar, weil das Mehrprodukt, dessen Wert er ist, bereits die sachlichen Bestandteile eines neuen Kapitals enthält. 21a) Um nun diese Bestandteile tatsächlich als Kapital fungieren zu lassen, bedarf die Kapitalistenklasse eines Zuschusses von Arbeit. Soll nicht die Ausbeutung der schon beschäftigten Arbeiter extensiv oder intensiv wachsen, so müssen zusätzliche Arbeitskräfte eingestellt werden. Dafür hat der Mechanismus der kapitalistischen Produktion ebenfalls schon gesorgt, indem er die Arbeiterklasse reproduziert als vom Arbeitslohn abhängige Klasse, deren gewöhnlicher Lohn hinreicht, nicht nur ihre Erhaltung zu sichern, sondern auch ihre Vermehrung. Diese, ihm durch die Arbeiterklasse auf verschiednen Altersstufen jährlich gelieferten, zuschüssigen Arbeitskräfte braucht das Kapital nur noch den in der Jahresproduktion schon enthaltnen zuschüssigen Produktionsmitteln einzuverleiben, und die Verwandlung des Mehrwerts in Kapital ist fertig. Konkret betrachtet, löst sich die Akkumulation auf in Reproduktion des Kapitals auf progressiver Stufenleiter. Der Kreislauf der einfachen Reproduktion verändert sich und verwandelt sich, nach Sismondis Ausdruck, in eine Spirale. 21b) Kehren wir jetzt zu unserm Beispiel zurück. Es ist die alte Geschichte Abraham zeugte Isaak, Isaak zeugte Jakob usw. [136] Das ursprüngliche Kapital von 10 000 Pfd. St. bringt einen Mehrwert von 2000 Pfd.St., der kapitalisiert wird. Das neue Kapital von 2000 Pfd.St. bringt einen Mehrwert von 400 Pfd.St.; dieser, wiederum kapitalisiert, also in ein zweites zusätzliches Kapital verwandelt, bringt einen neuen Mehrwert von 80 Pfd.St., usw. Wir sehen hier ab von dem vom Kapitalisten verzehrten Teil des Mehrwerts. Ebensowenig interessiert es uns für den Augenblick, ob die Zusatzkapitale zum ursprünglichen Kapital geschlagen oder von ihm zu selbständiger Verwertung getrennt werden; ob derselbe Kapitalist sie ausnutzt,
21a) Es wird hier abstrahiert vom Ausfuhrhandel, vermittelst dessen eine Nation Luxusartikel in Produktions- oder Lebensmittel umsetzen kann und umgekehrt. Um den Gegenstand der Untersuchung in seiner Reinheit, frei von störenden Neben. urnständen aufzufassen, müssen wir hier die gesamte lundelswelt als eine Nation an sehn und voraussetzen, daß die kapitalistische Produktion sich überall festgesetzt und sich aller Industriezweige bemächtigt hat. 21b) Sismondis Analyse der Akkumulation hat den großen Fehler, daß er sich zu sehr mit der Phrase: "Umsetzung von Revenue in Kapital" begnügt, ohne die materiellen Bedingungen dieser Operation zu ergründen. [135]
#608# VII. Abschnitt - Der Akkumulationsprozeß des Kapitals --

der sie akkumullert hat, oder ob er sie andern überträgt. Nur dürfen wir nicht vergessen, daß neben den neugebildeten Kapitalen das ursprüngliche Kapital fortfährt sich zu reproduzieren und Mehrwert zu produzieren, und daß dasselbe gilt von jedem akkumulierten Kapital in Beziehung auf das von ihm erzeugte Zusatzkapital. Das ursprüngliche Kapital bildete sich durch den Vorschuß von 10 000 Pfd.St. Woher hat sie ihr Besitzer? Durch seine eigne Arbeit und die seiner Vorfahren! antworten uns einstimmig die Wortführer der politischen Ökonomie 21c), und ihre Annahme scheint in der Tat die einzige, die zu den Gesetzen der Warenproduktion stimmt. Ganz anders verhält es sich mit dem Zusatzkapital von 2000 Pfd.St. Seinen Entstehungsprozeß kennen wir ganz genau. Es ist kapitalisierter Mehrwert. Von Ursprung an enthält er nicht ein einziges Wertatom, das nicht aus unbezahlter fremder Arbeit herstammt. Die Produktionsmittel, denen die zuschüssige Arbeitskraft einverleibt wird, wie die Lebensmittel, von denen diese sich erhält, sind nichts als integrierende Bestandteile des Mehrprodukts, des der Arbeiterklasse jährlich durch die Kapitalistenklasse entrissenen Tributs. Wenn diese mit einem Teil des Tributs von jener zusätzliche Arbeitskraft kauft, selbst zum vollen Preise, so daß Äquivalent sich austauscht gegen Äquivalent - es bleibt immer das alte Verfahren des Eroberers, der den Besiegten Waren abkauft mit ihrem eignen, geraubten Geld. Wenn das Zusatzkapital seinen eignen Produzenten beschäftigt, so muß dieser erstens fortfahren, das ursprüngliche Kapital zu verwerten, und zudem den Ertrag seiner früheren Arbeit zurückkaufen mit mehr Arbeit, als er gekostet hat. Als Transaktion zwischen der Kapitalistenklasse und der Arbeiterklasse betrachtet, ändert es nichts an der Sache, wenn mit der unbezahlten Arbeit der bisher beschäftigten Arbeiter zuschüssige Arbeiter beschäftigt werden. Der Kapitalist verwandelt vielleicht auch das Zusatzkapital in eine Maschine, die den Produzenten des Zusatzkapitals aufs Pflaster wirft und durch ein paar Kinder ersetzt. In allen Fällen hat die Arbeiterklasse durch ihre diesjährige Mehrarbeit das Kapital geschaffen, das im nächsten Jahr zuschüssige Arbeit beschäftigen wird. 22) Das ist es, was man nennt: Kapital durch Kapital erzeugen.
21c) "Die ursprüngliche Arbeit, der sein Kapital seine Entstehung schuldete." (Sismondi, l.c., éd. Paris, t.I,p. 109.) 22) "Die Arbeit schafft das Kapital, bevor das Kapital die Arbeit anwendet." ("Labour creates capital, before capital employs labour.") ( E.G. Wakefield, "England and America", London 1833, v. 11, p. 110.)
#609# 22. Kapitel - Verwandlung vm Mehrt in Kapital --

Die Voraussetzung der Akkumulation des ersten Zusatzkapitals von 2000 Pfd.St. war eine vom Kapitalisten vorgeschoßne, ihm kraft seiner "ursprünglichen Arbeit" gehörige Wertsumme von 10 000 Pfd.St. Die Voraussetzung des zweiten Zusatzkapitals von 400 Pfd.St. dagegen ist nichts andres als die vorhergegangne Akkumulation des ersten, der 2000 Pfd.St., dessen kapitalisierter Mehrwert es ist. Eigentum an vergangner unbezahlter Arbeit erscheint jetzt als die einzige Bedingung für gegenwärtige Aneignung lebendiger unbezahlter Arbeit in stets wachsendem Umfang. Je mehr der Kapitalist akkumuliert hat, desto mehr kann er mulieren. Insofern der Mehrwert, woraus Zusatzkapital Nr. 1 besteht, das Resultat des Ankaufs der Arbeitskraft durch einen Teil des Originalkapitals war, ein Kauf, der den Gesetzen des Warenaustausches entsprach, und, juristisch betrachtet, nichts voraussetzt als freie Verfügung auf seiten des Arbeiters über seine eignen Fähigkeiten, auf seiten des Geld- oder Warenbesitzers über ihm gehörige Werte; sofern Zusatzkapital Nr. II usw. bloß Resultat von Zusatzkapital Nr. I, also Konsequenz jenes ersten Verhältnisses; sofern jede einzelne Transaktion fortwährend dem Gesetz des Warenaustausches entspricht, der Kapitalist stets die Arbeitskraft kauft, der Arbeiter sie stets verkauft, und wir wollen annehmen selbst zu ihrem wirklichen Wert, schlägt offenbar das auf Warenproduktion und Warenzirkulation beruhende Gesetz der Aneignung oder Gesetz des Privateigentums durch seine eigne, innere, unvermeidliche Dialektik in sein direktes Gegenteil um. Der Austausch von Äquivalenten, der als die ursprüngliche Operation erschien, hat sich so gedreht, daß nur zum Schein ausgetauscht wird, indem erstens der gegen Arbeitskraft ausgetauschte Kapitalteil selbst nur ein Teil des ohne Äquivalent angeeigneten fremden Arbeitsproduktes ist und zweitens von seinem Produzenten, dem Arbeiter, nicht nur ersetzt, sondern mit neuem Surplus ersetzt werden muß. Das Verhältnis des Austausches zwischen Kapitalist und Arbeiter wird also nur ein dem Zirkulationsprozeß angehöriger Schein, bloße Form, die dem Inhalt selbst fremd ist und ihn nur mystifiziert. Der beständige Kauf und Verkauf der Arbeitskraft ist die Form. Der Inhalt ist, daß der Kapitalist einen Teil der bereits vergegenständlichten fremden Arbeit, die er sich unaufhörlich ohne Äquivalent aneignet, stets wieder gegen größeres Quantum lebendiger fremder Arbeit umsetzt. Ursprünglich erschien uns das Eigentumsrecht gegründet auf eigne Arbeit. Wenigstens mußte diese Annahme gelten, da sich nur gleichberechtigte Warenbesitzer gegenüberstehn, das Mittel zur Aneignung fremder Ware aber nur die Veräußerung der eignen Ware, und letztere
#610# VII. Abschnitt - Der Akkumulationsprozeß des Kapitals --

nur durch Arbeit herstellbar ist. Eigentum erscheint jetzt auf Seite des Kapitalisten als das Recht, fremde unbezahlte Arbeit oder ihr Produkt, auf Seite des Arbeiters als Unmöglichkeit, sich sein eignes Produkt anzueignen. Die Scheidung zwischen Eigentum und Arbeit wird zur notwendigen Konsequenz eines Gesetzes, das scheinbar von ihrer Identität ausging. 23) So sehr die kapitalistische Aneignungsweise also den ursprünglichen Gesetzen der Warenproduktion ins Gesicht zu schlagen scheint, so entspringt sie doch keineswegs aus der Verletzung, sondern im Gegenteil aus der Anwendung dieser Gesetze. Ein kurzer Rückblick auf die Reihenfolge der Bewegungsphasen, deren Schlußpunkt die kapitalistische Akkumulation ist, stelle dies nochmals klar. Zuerst haben wir gesehn, daß die ursprüngliche Verwandlung einer Wertsumme in Kapital sich durchaus gemäß den Gesetzen des Austausches vollzog. Der eine Kontrahent verkauft seine Arbeitskraft, der andre kauft sie. Der erstre empfängt den Wert seiner Ware, deren Gebrauchswert die Arbeit - damit an den zweiten veräußert ist. Dieser verwandelt nunmehr ihm bereits gehörende Produktionsmittel mit Hilfe von ihm ebenfalls gehörender Arbeit in ein neues Produkt, das ihm ebenfalls von Rechts wegen gehört. Der Wert dieses Produkts schließt ein: erstens den Wert der verbrauchten Produktionsmittel. Die nützliche Arbeit kann diese Produktionsttel nicht verbrauchen, ohne ihren Wert auf das neue Produkt zu übertragen; um aber verkäuflich zu sein, muß die Arbeitskraft imstande sein, in dem Industriezweig, wo sie verwandt werden soll, nützliche Arbeit zu liefern. Der Wert des neuen Produkts schließt ferner ein: das Äquivalent des Werts der Arbeitskraft und einen Mehrwert. Und zwar deshalb, weil die für einen bestimmten Zeitraum, Tag, Woche etc., verkaufte Arbeitskraft weniger Wert besitzt, als ihr Gebrauch während dieser Zeit schafft. Der Arbeiter aber hat den Tauschwert seiner Arbeitskraft bezahlt erhalten und hat damit ihren Gebrauchswert veräußert - wie das bei jedem Kauf und Verkauf der Fall. Daß diese besondre Ware Arbeitskraft den eigentümlichen Gebrauchswert hat, Arbeit zu liefern, also Wert zu schaffen, das kann das allgemeine
23) Das Eigentum des Kapitalisten an dem fremden Arbeitsprodukt ist strenge Konsequenz des Gesetzes der Aneignung, dessen Fundamentalprinzip umgekehrt der ausschließliche Eigentumstitel jedes Arbeiters am Produkt seiner eignen Arbeit war". (Cherbuliez, Richesse ou Pauvreté", Paris 1841, p. 58, wo jedoch dieser dialektische Umschlag nicht richtig entwickelt wird.)
#611# 22. Kapitel - Verwandlung von Mehrwert in Kapital --

Gesetz der Warenproduktion nicht berühren. Wenn also die in Arbeitslohn vorgeschoßne Wertsumme sich in Produkt nicht bloß einfach wieder vorfindet, sondern um einen Mehrwert vermehrt vorfindet, so rührt dies nicht her aus einer Übervorteilung des Verkäufers, der ja den Wert seiner Ware erhalten, sondern nur aus dem Verbrauch dieser Ware durch den Käufer. Das Gesetz des Austausches bedingt Gleichheit nur für die Tauschwerte der gegeneinander weggegebenen Waren. Es bedingt sogar von vornherein Verschiedenheit ihrer Gebrauchswerte und hat absolut nichts zu schaffen mit ihrem Verbrauch, der erst nach geschloßnem und vollzognem Handel beginnt. Die ursprüngliche Verwandlung des Geldes in Kapital vollzieht sich also im genauesten Einklang mit den ökonomischen Gesetzen der Warenproduktion und mit dem daraus sich ableitenden Eigentumsrecht. Trotzdem aber hat sie zum Ergebnis: 1. daß das Produkt dem Kapitalisten gehört und nicht dem Arbeiter; 2. daß der Wert dieses Produkts, außer dem Wert des vorgeschoßnen Kapitals, einen Mehrwert einschließt, der dem Arbeiter Arbeit, dem Kapitalisten aber nichts gekostet hat und der dennoch das rechtmäßige Eigentum des Kapitalisten wird; 3. daß der Arbeiter seine Arbeitskraft forterhalten hat und sie aufs neue verkaufen kann, wenn er einen Käufer findet. Die einfache Reproduktion ist nur die periodische Wiederholung dieser ersten Operation; jedesmal wird, stets von neuem, Geld in Kapital verwandelt. Das Gesetz wird also nicht gebrochen, im Gegenteil es erhält nur Gelegenheit, sich dauernd zu betätigen.
"Plusieurs échanges successifs n'ont fait du dernier que le représentant du premier." 1*) (Sismondl, l.c.p. 70.)
Und dennoch haben wir gesehn, daß die einfache Reproduktion hinreicht, um dieser ersten Operation - soweit sie als isolierter Vorgang gefaßt war - einen total veränderten Charakter aufzuprägen.
"Parmi ceux qui se partagent le revenu national, les uns" (die Arbeiter) y acquièrent chaque année un nouveau droit par un nouveau travail, les autres' (die Kapitalisten) y ont acquis antérieurement un droit permanent par un travail primitif." (Sismondi, l.c.p. 110, 111.)
1*) Mehrere aufeinander folgende Tauschakte machen aus dem letzten nur den Repräsentanten des ersten." - 2*) Von denen, die sich in das nationale Einkommen teilen, erwerben die einen" (die Arbeiter) jedes Jahr durch neue Arbeit ein neues Recht darauf, die andren" (die Kapitalisten) "haben bereits vorher durch eine ursprüngliche Arbeit ein dauerndes Recht darauf erworben."
#612# VII. Abschnitt - Der mu6tionsprozeß des Kapitals --

Das Gebiet der Arbeit ist bekanntlich nicht das einzige, wo die Erstgeburt Wunder tut. Es verschlägt auch nichts, wenn die einfache Reproduktion ersetzt wird durch die Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter, durch die Akkumulation. Bei jener vermöbelt der Kapitalist den gesamten Mehrwert, bei dieser beweist er seine Bürgertugend durch Verzehrung nur eines Teils, und Verwandlung des Restes in Geld. Der Mehrwert ist sein Eigentum, er hat nie einem andern gehört. Schießt er ihn zur Produktion vor, so macht er, ganz wie am Tag, wo er zuerst den Markt beschnitt, Vorschüsse aus seinem eignen Fonds. Daß dieser Fonds diesmal aus der unbezahlten Arbeit seiner Arbeiter stammt, tut absolut nichts zur Sache. Wird Arbeiter B beschäftigt mit dem Mehrwert den Arbeiter A produziert hat, so hat erstens A diesen Mehrwert geliefert, ohne daß man ihm den gerechten Preis seiner Ware um einen Heller verkürzt hat, und zweitens geht dies Geschäft den B überhaupt nichts an. Was B verlangt und das Recht hat zu verlangen, ist, daß der Kapitalist ihm den Wert seiner Arbeitskraft zahle.
"Tous deux gagnaient encore; l'ouvrier parce qu'on lui avancait les fruits de son travail" (soll heißen: du travail gratuit d'autres ouvriers) "avant qu'il fût fait;" (Soll heißen: avant que le sien ait porté de fruit) "le maître, parce que le travail de cet ouvrier valalt plus que le salaire" (soll heißen: produisait Plus de valeur que celle de son salaire). 1*) (Sismondl, l.c.p. 135.)
Allerdings sieht die Sache ganz anders aus, wenn wir die kapitalistische Produktion im ununterbrochnen Fluß ihrer Erneuerung betrachten und statt des einzelnen Kapitalisten und des einzelnen Arbeiters die Gesamtheit, die Kapitalistenklasse und ihr gegenüber die Arbeiterklasse ins Auge fassen. Damit aber würden wir einen Maßstab anlegen, der der Warenproduktion total fremd ist. In der Warenproduktion stehn sich nur, voneinander unabhängig, Verkäufer und Käufer gegenüber. Ihre gegenseitigem Beziehungen sind zu Ende mit dem Verfalltag des zwischen ihnen abgeschloßnen Vertrags. Wiederholt sich das Geschäft, dann 2*) infolge eines neuen Vertrags, der mit dem vorhergehenden nichts zu tun hat und bei dem nur ein Zufall denselben Käufer mit demselben Verkäufer wieder zusamrnenbringt. --#

1*) "Alle beide gewannen noch; der Arbeiter, weil man ihm die Früchte seiner Arbeit vorgeschossen" (soll heißen: unbezahlter Arbeit andrer Arbeiter), "bevor sie getan war;" (soll heißen: bevor seine eigne Früchte getragen) "der Unternehmer, weil die Arbeit dieses Arbeiters mehr wert war als sein Lohn" (soll heißen: mehr Wert erzeugte als den seines Lohns). - 2*) 4. Auflage: denn
#613# 22. Kapitel - Verwandlung von Mehrwerts in Kapital --

Soll also die Warenproduktion oder ein ihr angehöriger Vorgang nach ihren eignen ökonomischen Gesetzen beurteilt werden, so müssen wir jeden Austauschakt für sich betrachten, außerhalb alles Zusammenhangs mit dem Austauschakt, der ihm vorherging, wie mit dem, der ihm nachfolgt. Und da Käufe und Verkäufe nur zwischen einzelnen Individuen abgeschlossen werden, so ist es unzulässig, Beziehungen zwischen ganzen Gesellschaftsklassen darin zu suchen. Wie lang auch die Reihenfolge der periodischen Reproduktionen und vorhergegangnen Akkumulationen, die das heute funktionierende Kapital durchgemacht hat, es bewahrt immer seine ursprüngliche Jungfräulichkeit. Solange bei jedem Austauschakt - einzeln genommen - die Gesetze des Austausches eingehalten werden, kann die Aneignungsweise eine totale Umwälzung erfahren, ohne das, der Warenproduktion gemäße, Eigentumsrecht irgendwie zu berühren. Dieses selbe Recht steht in Kraft wie am Anfang, wo das Produkt dem Produzenten gehört und wo dieser, Äquivalent gegen Äquivalent austauschend, sich nur durch eigne Arbeit bereichern kann, so auch in der kapitalistischen Periode, wo der gesellschaftliche Reichtum in stets steigendem Maß das Eigentum derer wird, die in der Lage sind, sich stets aufs neue die unbezahlte Arbeit andrer anzueignen. Dies Resultat wird unvermeidlich, sobald die Arbeitskraft durch den Arbeiter selbst als Ware frei verkauft wird. Aber auch erst von da an verallgemeinert sich die Warenproduktion und wird sie typische Produktionsform; erst von da an wird jedes Produkt von vornherein für den Verkauf produziert und geht aller produzierte Reichtum durch die Zirkulation hindurch. Erst da, wo die Lohnarbeit ihre Basis, zwingt die Warenproduktion sich der gesamten Gesellschaft auf; aber auch erst da entfaltet sie alle ihre verborgnen Potenzen. Sagen, daß die Dazwischenkunft der Lohnarbeit die Warenproduktion fälscht, heißt sagen, daß die Warenproduktion, will sie unverfälscht bleiben, sich nicht entwickeln darf. Im selben Maß, wie sie nach ihren eignen immanenten Gesetzen sich zur kapitalistischen Produktion fortbildet, in demselben Maß schlagen die Eigentumsgesetze der Warenproduktion um in Gesetze der kapitalistischen Aneignung. 24) Man sah, daß selbst bei einfacher Reproduktion alles vorgeschoßne Kapital, wie immer ursprüngl')ch erworben, sich in akkumullertes Kapital oder kapitallsierten Mehrwert verwandelt. Aber im Strom der Produktion
24) Man bewundere daher die Pfiffigkeit Proudhons, der das kapitalistische Eigentum abschaffen will, indem er ihm gegenüber die ewigen Eigentumsgesetze der Warenproduktion geltend macht!
#614# VII. Abschnitt - Der Akkumulationsprozeß des Kapitals --

wird überhaupt alles ursprünglich vorgeschoßne Kapital eine verschwindende Größe (magnitudo evanescens im mathematischen Sinn), verglichen mit dem direkt akkumulierten Kapital, d.h. dem in Kapital rückverwandelten Mehrwert oder Mehrprodukt, ob nun funktionierend in der Hand, die akkumullert hat, oder in fremder Hand. Die politische Ökonomie stellt das Kapital daher überhaupt dar als "akkumulierten Reichtum" (verwandelten Mehrwert oder Revenue), "der von neuem zur Produktion von Mehrwert verwandt wird", 25) oder auch den Kapitalisten als Besitzer des Mehrprodukts" 26) Dieselbe Anschauungsweise besitzt nur andre Form in dem Ausdruck, daß alles vorhandne Kapital akkumulierter oder kapitalisierter Zins sei, denn der Zins ist ein bloßes Bruchstück des Mehrwerts. 27)

2. Irrige Auffassung der Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter seitens der politischen Ökonomie

Bevor wir nun auf einige nähere Bestimmungen der Akkumulation oder der Rückverwandlung von Mehrwert in Kapital eingehn, ist eine von der klassischen Ökonomie ausgeheckte Zweideutigkeit zu beseitigen. So wenig die Waren, die der Kapitalist mit einem Teil des Mehrwerts für seine eigne Konsumtion kauft, ihm als Produktions- und Verwertungsmittel dienen, so wenig ist die Arbeit, die er zur Befriedigung seiner natürlicben und sozialen Bedürfnisse kauft, produktive Arbeit. Statt durch den Kauf jener Waren und Arbeit den Mehrwert in Kapital zu verwandeln, verzehrt oder verausgabt er ihn umgekehrt als Revenue. Gegenüber der altadligen Gesinnung, die, wie Hegel richtig sagt, im Verzehren des Vorhandenen besteht" [137] und namentlich auch im Luxus persönlicher Dienste sich breitmacht, war es für die bürgerliche Ökonomie entscheidend wichtig, die Akkumulation des Kapitals als erste Bürgerpflicht zu verkünden#

25) "Kapital ist akkumulierter Reichtum, angewandt, um Profit zu erzielen." (Malthus, l.c. [p. 262].) Kapital... besteht aus Reichtum, von der Revenue erspart und zur Erzielung von Profit gebraucht." (R. Jones, Text-book of lectures on the Political Economy of Nations", Hertford 1852, p. 16.)
26) "Die Besitzer des Mehrprodukts oder Kapitals." ("The Source and Remedy of the National Difficulties. A Letter to Lord John Russell", Lond. 1821, [p.4.])
27) "Kapital, mit dem Zinseszins auf jeden Teil des gesparten Kapitals, reißt alles so sehr an sich, daß der ganze Reichtum auf der Welt, von dem Einkommen bezogen wird, schon vor langem Kapitalzins geworden ist." (London "Economist". 19. July 1851.)
#615# 22. Kapitel - Verwandlung von Mehrwert in Kapital --

und unermüdlich zu predigen: man kann nicht akkumulieren, wenn man seine ganze Revenue aufißt, statt einen guten Teil davon zu verausgaben in Werbung zuschüssiger produktiver Arbeiter, die mehr einbringen, als sie kosten. Andrerseits hatte sie gegen das Volksvorurteil zu polemisieren, welches die kapitalistische Produktion mit der Schatzbildung verwechselt 28) und daher wähnt, akkumuierter Reichtum sei Reichtum, welcher der Zerstörung in seiner vorhandnen Naturalform, also dem Verbrauch entzogen oder auch vor der Zirkulation gerettet werde. Verschluß des Geldes gegen die Zirkulation wäre grade das Gegenteil seiner Verwertung als Kapital und Warenakkumulation im schatzbildnerischen Sinn reine Narrheit. 28a) Akkumulation von Waren in großen Massen ist Resultat einer Zirkulationsstockung oder der Überproduktion. 29) Allerdings läuft in der Volksvorstellung einerseits das Bild der im Konsumtionsfonds der Reichen gehäuften, langsam sich verzehrenden Güter unter, andrerseits die Vorratbildung, ein Phänomen, das allen Produktionsweisen angehört und wobei wir einen Augenblick in der Analyse des Zirkulationsprozesses verweilen werden. Soweit also ist die klassische Ökonomie im Recht, wenn sie den Verzehr von Mehrprodukt durch produktive Arbeiter statt durch unproduktive als charakteristisches Moment des Akkumulationsprozesses betont. Aber hier beginnt auch ihr Irrtum. A. Smith hat es zur Mode gemacht, die Akkumulation bloß als Konsumtion des Mehrprodukts durch produktive Arbeiter oder die Kapitalisierung des Mehrwerts als dessen bloßen Umsatz in Arbeitskraft darzustellen. Hören wir z.B. Ricardo:
"Man muß verstehn, daß alle Produkte eines Landes konsumiert werden; aber es macht den größten Unterschied, den man denken kann, ob sie konsumiert werden durch solche, die einen andren Wert reproduzieren, oder durch solche, die ihn nicht reproduzieren. Wenn wir sagen, daß Revenue erspart und zum Kapital geschlagen
28) "Kein politischer Ökonom der heutigen Zeit kann unter Sparen nur Schatzbildung verstehen: und abgesehen von diesem abgekürzten und ungenügenden Verfahren, kann man sich keinen andren Gebrauch dieses Ausdrucks im Hinblick auf den nationalen Reichtum vorstellen als jenen, der aus der verschiedenen Verwendung des Ersparten hervorgehen muß und auf einer wirklichen Unterscheidung zwischen den verschiedenen Arten von Arbeit basiert, die davon erhalten werden." (Malthus, l.c.p. 38, 39.) 28a) So ist bei Balzac, der alle Schattierungen des Geizes so gründlich studiert hatte, der alte Wucherer Gobseck schon verkindischt, als er anfängt, sich einen Schatz aus aufgehäuften Waren zu bilden. 29) Akkumulation von Kapitalien... Aufhören des Austausches... Überproduktion." (Th. Corbet, l.c.p. 104.)
#616# VII. Abschnitt - Der Akkumulationsprozeß des Kapitals --

wird, so meinen wir, äaß der Teil der Revenue, von dem es heißt, er sei zum Kapital geschlagen, durch produktive statt durch unproduktive Arbeiter verzehrt wird. Es gibt keinen großem Irrtum, als zu unterstellen, daß Kapital durch Nicht-Konsum vermehrt wird." 30)
Es gibt keinen größern Irrtum als der dein A. Smith von Ricardo und allen späteren nachgeplauderte, daß
"der Teil der Revenue, von dem es heißt, er sei zum Kapital geschlagen, von produktiven Arbeitern verzehrt wird".
Nach dieser Vorstellung würde aller Mehrwert, der in Kapital verwandelt wird, zu variablem Kapital. Er teilt sich vielmehr, wie der ursprünglich vorgeschoßne Wert, in konstantes Kapital und variables Kapital, in Produktionsmittel und Arbeitskraft. Arbeitskraft ist die Form, worin das variable Kapital innerhalb des Produktionsprozesses existiert. In diesem Prozeß wird sie selbst vom Kapitalisten verzehrt. Sie verzehrt durch ihre Funktion - die Arbeit - Produktionsmittel. Zugleich verwandelt sich das im Ankauf der Arbeitskraft gezahlte Geld in Lebensmittel, die nicht von der "produktiven Arbeit", sondern vom "produktiven Arbeiter" verzehrt werden. A. Smith gelangt durch eine grundverkehrte Analyse zu dem abgeschmackten Resultat, daß, wenn auch jedes individuelle Kapital sich in konstanten und variablen Bestandteil teilt, das gesellschaftliche Kapital sich in nur variables Kapital auflöst oder nur in Zahlung von Arbeitslohn verausgabt wird. Z.B. ein Tuchfabrikant verwandle 2000 Pfd.St. in Kapital. Er legt einen Teil des Geldes im Ankauf von Webern aus, den andern Teil in Wollengarn, Wollenmaschinerie usw. Aber die Leute, von denen er das Garn und die Maschinerie kauft, zahlen wieder mit einem Teil davon Arbeit usw., bis die ganzen 2000 Pfd.St. in Zahlung von Arbeitslohn verausgabt sind oder das ganze durch die 2000 Pfd.St. repräsentierte Produkt durch produktive Arbeiter verzehrt ist. Man sieht: die ganze Wucht dieses Arguments liegt in dem Wort "usw.", das uns von Pontius zu Pilatus schickt. In der Tat, A. Smith bricht die Untersuchung grade da ab, wo ihre Schwierigkeit beginnt. 31)
30) Ricardo, l.c.p. 163, Note. 31) Trotz seiner "Logik" kommt Herr J. St. Mill nirgendswo auch nur solcher fehlerhaften Analyse seiner Vorgänger auf die Sprünge, welche selbst innerhalb des bürgerlichen Horizonts, vom reinen Fachstandpunkt aus, nach Berichtigung schreit. Überall registriert er mit schülermäßigem Dogmtismus die Gedankenwirren seiner Meister. Auch hier: "Auf die Dauer gesehen, löst sich das Kapital selbst völlig in Lohn auf, und wenn es durch den Verkauf des Produkts ersetzt wird, so wird es wieder zu Lohn."
#617# 22. Kapitel - Verwandlung von Mehrwert in Kapital --

Solange man nur den Fonds der Gesamt-Jahresproduktion ins Auge faßt, ist der jährliche Reproduktionsprozeß leicht verständlich. Aber alle Bestandteile der jahresproduktion müssen auf den Warenmarkt gebracht werden, und da beginnt die Schwierigkeit. Die Bewegungen der Einzelkapitale und persönlichen Revenuen kreuzen, vermengen, verlieren sich in einem allgemeinen Stellenwechsel der Zirkulation des gesellschaftlichen Reichtums -, der den Blick verwirrt und der Untersuchung sehr verwickelte Aufgaben zu lösen gibt. Im dritten Abschnitt des Zweiten Buches werde ich die Analyse des wirklichen Zusammenhanges geben. Es ist das große Verdienst der Physiokraten, in ihrem Tableau économique [138] zum ersten Mal den Versuch gemacht zu haben, ein Bild der Jahresproduktion zu geben in der Gestalt, in welcher sie aus der Zirkulation hervorgeht. 32) Es versteht sich übrigens von selbst, daß die politische Ökonomie nicht verfehlt hat, im Interesse der Kapitalistenklasse A. Smiths Satz auszubeuten: daß der ganze in Kapital verwandelte Teil des Nettoprodukts von der Arbeiterklasse verzehrt wird.

3. Teilung des Mehrwerts in Kapital und Revenue. Die Abstinenztheorie

Im vorigen Kapitel betrachteten wir den Mehrwert, resp. das Mehrprodukt, nur als individuellen Konsumtionsfonds des Kapitalisten, in diesem Kapitel bisher nur als einen Akkumulationsfonds. Er ist aber weder nur das eine noch das andre, sondern beides zugleich. Ein Teil des Mehrwerts#

32) A. Smith hat in der Darstellung des Reproduktionsprozesses, daher auch der Akkumulation, nach mancher Seite hin nicht nur keine Fortschritte, sondern entschiedene Rückschritte gemacht im Vergleich zu seinen Vorgängern, namentlich den Physiokraten. Mit seiner im Text erwähnten Illusion hängt das ebenfalls von ihm der politischen Ökonomie vererbte, wahrhaft fabelhafte Dogma zusammen, daß der Preis der Waren aus Arbeitslohn, Profit (Zins) und Grundrente, also bloß aus Arbeitslohn und Mehrwert zusammengesetzt ist. Von dieser Basis ausgehend, gesteht wenigstens Storch naiv: Es ist unmöglich, den notwendigen Preis in seine einfachsten Elemente aufzulösen." (Storch, l.c., Petersb., Édit. 1815, t.II,p. 141, Note.) Eine schöne ökonomische Wissenschaft, die es für unmöglich erklärt, den Preis der Waren in seine einfachsten Elemente aufzulösen! Das Nähere hierüber wird man erörtert finden im 3. Abschn. des Zweiten und im 7. Abschn. des Dritten Buchs.
#618# VII. Abschnitt - Der Akkumuktionsprozeß des Kapitals --

wird vom Kapitalisten als Revenue verzehrt 33), ein andrer Teil als Kapital angewandt oder akkumuliert. Bei gegebner Masse des Mehrwerts wird der eine dieser Teile um so größer sein, je kleiner der andre ist. Alle andern Umstände als gleichbleibend genommen, bestimmt das Verhältnis, worin diese Teilung sich vollzieht, die Größe der Akkumulation. Wer aber diese Teilung vornimmt, das ist der Eigentümer des Mehrwerts, der Kapitalist. Sie ist also sein Willensakt. Von dem Teil des von ihm erhobnen Tributs, den er akkumuliert, sagt man, er spare ihn, weil er ihn nicht aufißt, d.h., weil er seine Funktion als Kapitalist ausübt, nämlich die Funktion, sich zu bereichern. Nur soweit der Kapitalist personifiziertes Kapital ist, hat er einen historischen Wert und jenes historische Existenzrecht, das, wie der geistreiche Uchnowski sagt, keinen Datum nicht hat. [139] Nur soweit steckt seine eigne transitorische Notwendigkeit in der transitorischen Notwendigkeit der kapitalistischen Produktionsweise. Aber soweit sind auch nicht Gebrauchswert und Genuß, sondern Tauschwert und dessen Vermehrung sein treibendes Motiv. Als Fanatiker der Verwertung des Werts zwingt er rücksichtslos die Menschheit zur Produktion um der Produktion willen, daher zu einer Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkräfte und zur Schöpfung von materiellen Produktionsbedingungen, welche allein die reale Basis einer höheren Gesellschaftsform bilden können, deren Grundprinzip die volle und freie Entwicklung jedes Individuums ist. Nur als Personifikation des Kapitals ist der Kapitalist respektabel. Als solche teilt er mit dem Schatzbildner den absoluten Bereicherungstrieb. Was aber bei diesem als individuelle Manie erscheint, ist beim Kapitalisten Wirkung des gesellschaftlichen Mechanismus, worin er nur ein Triebrad ist. Außerdem macht die Entwicklung der kapitalistischen Produktion eine fortwährende Steigerung des in einem industriellen Unternehmen angelegten Kapitals zur Notwendigkeit, und die Konkurrenz herrscht jedem individuellen Kapitalisten die immanenten Gesetze der kapitalistischen Produktionsweise als äußere Zwangsgesetze auf. Sie zwingt ihn, sein Kapital fortwährend auszudehnen, um es zu erhalten, und ausdehnen kann er es nur vermittelst progressiver Akkumulation.
33) Der Lser wird bemerken, daß das Wort Revenue doppelt gebraucht wird, erstens um den Mehrwert als periodisch aus dem Kapital entspringende Frucht, zweitens um den Teil dieser Frucht zu bezeichnen, der vom Kapitalisten periodisch verzehrt oder zu seinem Konsumtionsfonds geschlagen wird. Ich behalte diesen Doppelsinn bei, weil er mit dem Sprachgebrauch der englischen und französischen Ökonomen harmoniert.
#619# 22. Kapitel - Verwandlung von Mehrwert in Kapital --

Soweit daher sein Tun und Lassen nur Funktion des in ihm mit Willen und Bewußtsein begabten Kapitals, gilt ihm sein eigner Privatkonsum als ein Raub an der Akkumulation seines Kapitals, wie in der italienischen Buchhaltung Privatausgaben auf der Debetseite des Kapitalisten gegen das Kapital figurieren. Die Akkumulation ist Eroberung der Welt des gesellschaftlichen Reichtums. Sie dehnt mit der Masse des exploitierten Menschenmaterials zugleich die direkte und indirekte Herrschaft des Kapitalisten aus. 34) Aber die Erbsünde wirkt überall. Mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise, der Akkumulation und des Reichtums, hört der
34) In der altmodischen, wenn auch stets erneuten, Form des Kapitalisten, im Wucherer, veranschaulicht Luther sehr gut die Herrschsucht als Element des Bereicherungstriebs. Die Heiden haben können aus der Vernunft rechnen, dass ein Wucherer, sey ein vierfaltiger Dieb und Mörder. Wir Christen aber halten sie in solchen ehren, das wir sie schier anbeten umb ihres Celdes willen... Wer einem andern seine Narung aussauget, raubet und stilet, der thut eben so grossen Mord (so viel an im ligt) als der einen Hungers sterbet und zu Grunde verterbet. Solches thut aber ein Wucherer, und sitzet die weil auf seinem Stuel sicher, so er billicher hangen solt am Galgen, und von soviel Raben gefressen werden, als er gülden gestolen hatte, wo anders so viel fleisches an im were, das so viel Raben sich drein stücken und teilen kündten. Dieweil hanget man die kleinen Diebe... Kleine Diebe ligen in Stöcken gefangen, grosse Diebe gehn in gold und seiden prangen... Also ist auch kein grösser Menschenfeind auff Erden (nach dem Teuffel) denn ein Geitshals und Wucherer, denn er will über alle menschen Gott sein. Türcken, Krieger, Tyrannen sind auch böse Menschen, doch müssen sie lassen die Leute leben und bekennen, dass sie Böse und Feinde sind. Und können, ja müssen wol zu weilen sich über etliche erbarmen. Aber ein Wucherer und Geitzwanst, der wilt das alle Welt im müsste in Hunger und Durst, Trauer und Not verderben, so viel an im ist, auff das ers alles allein möcht haben, und jedermann von jm, als von einem Gott empfahen und ewiglich sein Leibeigener sein. Schauben, güldne Kette, Ringe tragen, das maul wischen, sich für einen theuren, frommen Mann lassen ansehen und rhümen... Wucher ist ein gros und ungeheur monstrum, wie ein Beerwolff, der alles wüstet, mehr den kein Cacus, Gerion oder Antus. Und schmückt sich doch und wil fromm sein, das man nicht sehen sol, wo die Ochsen, die er rücklings in sein Loch zieht, hinkommen. Aber Hercules sol der Ochsen und der Gefangenen Geschrey hören und den Cacum suchen auch in Klippen und Felsen, die Ochsen wider lösen, von dem Bösewicht. Denn Cacus heisst ein Bösewicht, der ein frommer Wucherer ist, stilet, raubet, frisst alles. Und wils doch nicht gethan haben, und sol ja nimand finden, weil die Ochsen rücklings in sein Loch gezogen, schein und fusstapflen geben, als seien sie herausgelassen. Also wil der Wucherer auch die Welt effen, als nütze er und gebe der welt ochsen, so er sie doch zu sich allein reisst und frisst... Und so man die Strassenäuber, Mörder und Beuheder, redert und köpffet, wie viel mehr soltman allewucherer redern und edern... verjagen, verfluchen und köpffen." (Martin Luther, l.c.) [49]
#620# VII. Abschnitt - Der Akkumulationsprozeß des Kapitals --

Kapitalist auf, bloße Inkarnation des Kapitals zu sein. Er fühlt ein "menschliches Rühren" [140] für seinen eignen Adam und wird so gebildet, die Schwärmerei für Askese als Vorurteil des altmodischen Schatzbildners zu belächeln. Während der klassische Kapitalist den individuellen Konsum als Sünde gegen seine Funktion und "Enthaltung" von der Akkumulation brandmarkt, ist der modernisierte Kapitalist imstande, die Akkumulation als "Entsagung" seines Genußtriebs aufzufassen. "Zwei Seelen wohnen, ach! in seiner Brust, die eine will sich von der andren trennen!" [141] In den historischen Anfängen der kapitalistischen Produktionsweise und jeder kapitalistische Parvenü macht dies historische Stadium individuell durch - herrschen Bereicherungstrieb und Geiz als absolute Leidenschaften vor. Aber der Fortschritt der kapitalistischen Produktion schafft nicht nur eine Welt von Genüssen. Er öffnet mit der Spekulation und dem Kreditwesen tausend Quellen plötzlicher Bereicherung. Auf einer gewissen Entwicklungshöhe wird ein konventioneller Grad von Verschwendung, die zugleich Schaustellung des Reichtums und daher Kreditmittel ist, sogar zu einer Geschäftsnotwendigkeit des "unglücklichen" Kapitalisten. Der Luxus geht in die Repräsentationskosten des Kapitals ein. Ohnehin bereichert sich der Kapitalist nicht, gleich dem Schatzbildner, im Verhältnis seiner persönlichen Arbeit und seines persönlichen Nichtkonsums, sondern im Maß, worin er fremde Arbeitskraft aussaugt und dem Arbeiter Entsagung aller Lebensgenüsse aufzwingt. Obgleich daher die Verschwendung des Kapitalisten nie den bona fide Charakter der Verschwendung des flotten Feudalherrn besitzt, in ihrem Hintergrund vielmehr stets schmutzigster Geiz und ängstlichste Berechnung lauern, wächst dennoch seine Verschwendung mit seiner Akkumulation, ohne daß die eine die andre zu beabbruchen braucht. Damit entwickelt sich gleichzeitig in der Hochbrust des Kapitalindividuums ein faustischer Konflikt zwischen Akkumulations- und Genußtrieb.
"Die Industrie von Manchester", heißt es in einer Schrift, die Dr. Aikin 1795 veröffentlichte, "kann in vier Perioden geteilt werden. In der ersten waren die Fabrikanten gezwungen, hart für ihren Lebensunterhalt zu arbeiten."
Sie bereicherten sich besonders durch Bestehlung der Eltern, die ihnen Jungen als apprentices (Lehrlinge) zuwiesen und dafür schwer blechen mußten, während die Lehrlinge ausgehungert wurden. Andrerseits waren die Durchschnittsprofite niedrig, und die Akkumulation verlangte große Sparsamkeit. Sie lebten wie Schatzbildner und verzehrten bei weitem nicht einmal die Zinsen ihres Kapitals.
#621# 22. Kapitel. Verwandlung von Mehrwert in Kapital --

"In der zweiten Periode hatten sie begonnen, kleine Vermögen zu erwerben, arbeiteten aber ebenso hart als zuvor", denn die unmittelbare Exploitation der Arbeit kostet Arbeit, wie jeder Sklaventreiber weiß, "und lebten nach wie vor in demselben frugalen Stil... In der dritten Periode begann der Luxus, und das Geschäft wurde ausgedehnt durch Aussendung von Reitern" (berittenen Commis voyageurs) "für Ordres in jeder Marktstadt des Königreichs. Es ist wahrscheinlich, daß wenige oder keine Kapitale von 3000 bis 4000 Pfd.St., in der Industrie erworben, vor 1690 existierten. Um diese Zeit jedoch oder etwas später hatten die Industriellen schon Geld akkumuliert und begannen steinerne Häuser statt der von Holz und Mörtel aufzuführen. Noch in den ersten Dezennien des 18. Jahrhunderts setzte sich ein Manchester Fabrikant, der eine Pint fremden Weins seinen Gästen vorsetzte, den Glossen und dem Kopfschütteln aller seiner Nachbarn aus."
Vor dem Aufkommen der Maschinerie betrug der abendliche Konsum der Fabrikanten in den Kneipen, wo sie zusammenkamen, nie mehr als 6 d. für ein Glas Punsch und 1 d. für eine Rolle Tabak. Erst 1758, und dies macht Epoche, sah man "eine im Geschäft wirklich engagierte Person mit eigner Equipage!" "Die vierte Periode", das letzte Dritteil des 18. Jahrhunderts, "ist die von großem Luxus und Verschwendung, unterstützt durch die Ausdehnung des Geschäfts." 35) Was würde der gute Dr. Aikin sagen, wenn er heutzutag in Manchester auferstände! Akkumuliert, Akkumuliert! Das ist Moses und die Propheten [142] "Die Industrie liefert das Material, welches die Sparsamkeit akkumuliert." 36) Also spart, spart, d.h., rückverwandelt möglichst großen Teil des Mehrwerts oder Mehrprodukts in Kapital! Akkumulation um der Akkumulation, Produktion um der Produktion willen, in dieser Formel sprach die klassische Ökonomie den historischen Beruf der Bourgeoisperiode aus. Sie täuschte sich keinen Augenblick über die Geburtswehn des Reichtums 37, aber was nützt der Jammer über historische Notwendigkeit? Wenn der klassischen Ökonomie der Proletarier nur als Maschine zur Produktion von Mehrwert, gilt ihr aber auch der Kapitalist nur als Maschine zur Verwandlung dieses Mehrwerts in Mehrkapital. Sie nimmt seine historische Funktion in bitterm Ernst. Um seinen Busen vor dem unheilvollen Konflikt zwischen
35) Dr. Aikin, "Description of the Country from 30 to 40 miles round Manchester", Lond. 1795, p. [181], 182 sqq., [188]. 36) A. Smith, l.c.,b. II, ch. III, [p. 367]. 37) Selbst J. B.Say sagt: "Die Ersparnisse der Reichen werden auf Kosten der Armen gemacht." [143] "Der römische Proletarier lebte fast ganz auf Kosten der Gesellschaft... Man könnte fast sagen, daß die moderne Gesellschaft auf Kosten der Proletarier lebt, von dem Teil, den sie auf Belohnung der Arbeit ihnen entzieht." (Sismondi, "+tudes etc.", t.I,p.24.)
#622# VII. Abschnitt - Der Akkumulationsprozeß des Kapitals --

Genußtrieb und Bereicherungstrieb zu feien, verteidigte Malthus, im Anfang der zwanziger Jahre dieses Jahrhunderts, eine Teilung der Arbeit, welche dem wirklich in der Produktion begriffenen Kapitalisten das Geschäft der Akkumulation, den andren Teilnehmern am Mehrwert, der Landaristokratie, Staats-, Kirchenpfründnern usw., das Geschäft der Verschwendung zuweist. Es ist von der höchsten Wichtigkeit, sagt er, die Leidenschaft für Ausgabe und die Leidenschaft für Akkumulation (the passion for expenditure and the passion for accumulation) getrennt zu halten 38). Die Herrn Kapitalisten, seit lange in be- und Weltmänner verwandelt, schrien auf. Was, rief einer ihrer Wortführer, ein Ricardianer, Herr Malthus predigt hohe Grundrenten, hohe Steuern usw., um dem Industriellen einen fortwährenden Stachel durch unproduktive Konsumenten aufzudrücken! Allerdings Produktion, Produktion auf stets erweiterter Stufenleiter, lautet das Schibboleth, aber
"Produktion wird durch einen solchen Prozeß weit mehr gehemmt als gefördert. Auch ist es nicht ganz billig (nor is it quite fair), eine Anzahl Personen so im Müßiggang zu erhalten, nur um andre zu kneipen, aus deren Charakter man schließen darf (who are likely, from their characters), daß, wenn ihr sie zu funktionieren zwingen könnt, sie mit Erfolg funktionieren." 39)
So unbillig er es findet, den industriellen Kapitalisten zur Akkumulation zu stacheln, indem man ihm das Fett von der Suppe wegschöpft, so notwendig dünkt ihm, den Arbeiter möglichst auf den Minimallohn zu beschränken, "um ihn arbeitsam zu erhalten". Auch verheimlicht er keinen Augenblick, daß Aneignung unbezahlter Arbeit das Geheimnis der Plusmacherei ist.
"Vermehrte Nachfrage von Seite der Arbeiter meint durchaus nichts als ihre Geneigtheit, weniger von ihrem eignen Produkt für sich selbst zu nehmen und einen größren Teil davon ihren Anwendern zu überlassen; und wenn man sagt, daß dies, durch Venderung der Konsumtion" (auf seiten der Arbeiter) "glut" (Marktüberfüllung, Überproduktion) "erzeugt, so kann ich nur antworten, daß glut synonym mit hohem Profit ist." 40)
Der gelehrte Zank, wie die dem Arbeiter ausgepumpte Beute förderlichst für die Akkumulation zu verteilen sei zwischen industriellem Kapitalist und müßigem Grundeigentümer usw., verstummte vor der Julirevolution. Kurz nachher läutete das städtische Proletariat die Sturmglocke zu
38) "Malthus, l.c.p. 319, 320. 39) "An Inquiry into those principies respecting the Nature of Demand etc.". p. 67. 40) l.c.p. 59.
#623# 22. Kapitel - Verwandlung von Mehrwert in Kapital --

Lyon und ließ das Landproletariat den roten Hahn in England fliegen. Diesseits des Kanals grassierte der Owenismus, jenseits St.Simonismus und Fourierismus. Die Stunde der Vulgärökonomie hatte geschlagen. Grade ein Jahr, bevor Nassau W. Senior zu Manchester ausfand, daß der Profit (inkl. Zins) des Kapitals das Produkt der unbezahlten "letzten zwölften Arbeitsstunde" ist, hatte er der Welt eine andre Entdeckung angekündigt.. "Ich", sagte er feierlich, "ich ersetze das Wort Kapital, als Produktionsinstrument betrachtet, durch das Wort Abstinenz (Enthaltung)." 41) Ein unübertroffenes Muster dies von den "Entdeckungen" der Vulgärökonomie! Sie ersetzt eine ökonomische Kategorie durch eine sykophantische Phrase. Voilà tout. 2*) "Wenn der Wilde", doziert Senior, "Bogen fabriziert, so übt er eine Industrie aus, aber er praktiziert nicht die Abstinenz." Dies erklärt uns, wie und warum in früheren Gesellschaftszuständen "ohne die Abstinenz" des Kapitalisten Arbeitsmittel fahriziert wurden. "Je mehr die Gesellschaft fortschreitet, um so mehr Abstinenz erfordert sie" 42), nämlich von denen, welche die Industrie ausüben, sich die fremde Industrie und ihr Produkt anzueignen. Alle Bedingungen des Arbeitsprozesses verwandeln sich von nun in ebenso viele Abstinenzpraktiken des Kapitalisten. Daß Korn nicht nur gegessen, sondern auch gesät wird, Abstinenz des Kapitalisten. Daß der Wein die Zeit erhält, auszugären, Abstinenz des Kapitalisten! 43) Der Kapitalist beraubt seinen eignen Adam, wenn er die "Produktionsinstrumente
41) Senior, "Principes fondamentaux de l'Écon. Pol." trad. Arrivabene, Paris 1836, p. 309. Dies war den Anhängern der alten klassischen Schule doch etwas zu toll. "Herr Senior schiebt dem Ausdruck Arbeit und Kapital den Ausdruck Arbeit und Abstinenz unter... Abstinenz ist eine bloiße Negation. Es ist nicht die Abstinenz, sondern der Gebrauch des produktiv verwandten Kapitals, welcher die Quelle des Profits bildet." (John Cazenove, l.c.p. 130, Note.) Herr John St. Mill exzerpiert dagegen auf der einen Seite Ricardos Profittheorie und annexiert auf der andren Seniors remuneration of abstinence" 1*). So fremd ihm der Hegelsche "Widerspruch", die Springquelle aller Dialektik, so heimisch ist er in platten Widersprüchen. Zusatz zur 2. Ausg. Der Vulgärakonom hat nie die einfache Reflexion angestellt, daß jede menschliche Handlung als "Enthaltung" von ihrem Gegenteil aufgefaßt werden kann. Essen ist Enthaltung von Fasten, Gehn Enthaltung von Stehn, Arbeiten Enthaltung von Faulenzen, Faulenzen Enthaltung von Arbeiten etc. Die Herren taten wohl, einmal nachzudenken über Spinozas: "Determinatio est negatio. [144] Senior, l.c.p. 342, 343. 43) Kein Mensch... wird z.B. seinen Weizen aussäen und ihn ein Jahr im Boden liegen oder seinen Wein jahrelang im Keller lassen, statt diese Dinge oder ihre Äquivalente --#

1*) "Belohnung für Enthaltung" - 2*) Das ist alles.
#624# VII. Abschnitt - Der Akkumulationsprozeß des Kapitals --

dem Arbeiter leiht" (!), alias sie durch Einverleibung der Arbeitskraft als Kapital verwertet, statt Dampfmaschinen, Baumwolle, Eisenbahnen, Dünger, Zugpferde usf. aufzuessen oder, wie der Vulgärökonom sich das kindlich vorstellt, "ihren Wert" in Luxus und andren Konsumtionsmitteln zu verprassen. 44) Wie die Kapitalistenklasse das anstellen soll, ist ein von der Vulgärökonomie bisher hartnäckig bewahrtes Geheimnis. Genug, die Welt lebt nur noch von der Selbstkasteiung dieses modernen Büßers des Wischnu, des Kapitalisten. Nicht nur die Akkumulation, die einfache "Erhaltung eines Kapitals erheischt beständige Kraftanstrengung, um der Versuchung zu widerstehn, es aufzuessen". 45) Die einfache Humanität gebeut also offenbar, den Kapitalisten von Martyrium und Versuchung zu erlösen, in derselben Weise, wie der georgische Sklavenhalter jüngst durch Abschaffung der Sklaverei von dem schmerzlichen Dilemma erlöst ward, ob das dem Negersklaven ausgepeitschte Mehrprodukt ganz in Champagner zu verjubeln oder auch teilweis in mehr Neger und mehr Land rückzuverwandeln. In den verschiedensten ökonomischen Gesellschaftsformationen findet nicht nur einfache Reproduktion statt, sondern, obgleich auf verschiednem Maßstab, Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter. Es wird progressiv mehr produziert und mehr konsumiert, also auch mehr Produkt in Produktionsmittel verwandelt. Dieser Prozeß erscheint aber nicht als Akkumulation von Kapital und daher auch nicht als Funktion des Kapitalisten, solange dem Arbeiter seine Produktionsttel, daher auch sein Produkt und seine Lebensmittel, noch nicht in der Form von Kapital gegenüberstehn. 46) Der vor einigen Jahren verstorbene Richard Jones, Nachfolger von Malthus
sofort zu konsumieren... wenn er nicht erwartete, zusätzlichen Wert zu erhalten etc." (Scrope, "Polit. Econ.", edit. von A. Potter, New York 1841, p. 133.) 44) "Die Entbehrung, die sich der Kapitalist auferlegt, indem er seine Produktionsmittel an den Arbeiter verleiht" (dieser Euphemismus gebraucht, um nach probater vulgärökonomischer Manier den vom industriellen Kapitalisten exploitierten Lohnarbeiter mit dem industriellen Kapitalisten selbst zu identifizieren, welcher vom Geld verzeihenden Kapitalisten pumpt!), "statt ihren Wert seinem eignen Gebrauch zu widmen, indem er sie in nützliche oder angenehme Gegenstände verwandelt." (G. de Molinari, l.c.p. 36.) 45) "La conservation d'un capital xige... un effort... constant pour résister à la tentation de le consommer." (CourcelleSeneuil, l.c.p. 20.) 46) Die besonderen Einkommensklassen, die am reichlichsten zum Fortschritt des nationalen Kapitals beitragen, ändern sich auf verschiedenen Stufen ihrer Entwicklung und sind infolgedessen gänzlich verschieden bei Nationen, die verschiedene Positionen
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auf dem Lehrstuhl der politischen Ökonomie am ostindischen College zu Halleybury, erörtert dies gut an zwei großen Tatsachen. Da der zahlreichste Teil des indischen Volks selbstwirtschaftende Bauern, existiert ihr Produkt, ihre Arbeits- und Lebensmittel, auch nie in der Form (in the shape) eines Fonds, der aus fremder Revenue erspart wird (saved from Revenue) und daher einen vorläufigen Prozeß der Akkumulation (a previous process of accumulation) durchlaufen hat" 47). Andrerseits werden die nicht-agrikolen Arbeiter in den Provinzen, wo die englische Herrschaft das alte System am wenigsten aufgelöst hat, direkt von den Großen beschäftigt, denen eine Portion des ländlichen Mehrprodukts als Tribut oder Grundrente zufließt. Ein Teil dieses Produkts wird in Naturalform von den Großen verzehrt, ein andrer Teil für sie von den Arbeitern in Luxus- und sonstige Konsumtionsmittel verwandelt, während der Rest den Lohn der Arbeiter bildet, die Eigentümer ihrer Arbeitsinstrumente sind. Produktion und Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter gehn hier ihren Gang ohne alle Dazwischenkunft jenes wunderlichen Heiligen, jenes Ritters von der traurigen Gestalt, des "entsagenden" Kapitalisten.

4. Umstände, welche unabhängig von der proportionellen Teilung des Mehrwerts in Kapital und Revenue den Umfang der Akkumulation bestimmen: Exploitationsgrad der Arbeitskraft - Produktivkraft der Arbeit -Wachsende Differenz zwischen angewandtem und konsumiertem Kapital - Größe des vorgeschoßnen Kapitals

Das Verhältnis, wonach der Mehrwert sich in Kapital und Revenue spaltet, als gegeben vorausgesetzt, richtet sich die Größe des akkumurierten Kapitals offenbar nach der absoluten Größe des Mehrwerts. Angenommen, 80% würden kapitallsiert und 20% aufgegessen, so wird das akkumulierte Kapital 2400 Pfd.St. oder 1200 Pfd. St. betragen, je nachdem der Gesamt-#

in dieser Entwicklung einnehmen... Profite... eine unwichtige Quelle der Akkumulation, im Vergleich zu Löhnen und Renten, auf den früheren Stufen der Gesellschaft... Wenn ein beträchtliches Anwachsen in den Kräften der nationalen Industrie tatsächlich stattgefunden hat, erlangen die Profite eine vergleichsweise größere Wichtigkeit als Quelle der Akkumulation." (Richard Jones, "Textbook etc.", p. 16, 21.) 47) l.c.p. 36 sq.
{Zur 4. Aufl. - Muß ein Versehen sein, die Stelle ist nicht gefunden worden. - F.E.}
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Mehrwert sich auf 3000 oder auf 1500 Pfd.St. belaufen hat. Demnach wirken bei Bestimmung der Größe der Akkumulation alle die Umstände mit, die die Masse des Mehrwerts bestimmen. Wir fassen sie hier nochmals zusammen, aber nur insofern sie mit Bezug auf die Akkumulation neue Gesichtspunkte bieten. Man erinnert sich, daß die Rate des Mehrwerts in erster Instanz abhängt vom Exploitationsgrad der Arbeitskraft. Die politische Ökonomie würdigt diese Rolle so sehr, daß sie gelegentlich die Beschleunigung der Akkumulation durch erhöhte Produktionskraft der Arbeit identifiziert mit ihrer Beschleunigung durch erhöhte Exploitation des Arbeiters. 48) In den Abschnitten über die Produktion des Mehrwerts ward beständig unterstellt, daß der Arbeitslohn wenigstens gleich dem Wert der Arbeitskraft ist. Die gewaltsame Herabsetzung des Arbeitslohns unter diesen Wert spielt jedoch in der praktischen Bewegung eine zu wichtige Rolle, um uns nicht einen Augenblick dabei aufzuhalten. Sie verwandelt faktisch, innerhalb gewisser Grenzen, den notwendigen Konsumtionsfonds des Arbeiters in einen Akkumulationsfonds von Kapital.
"Arbeitslöhne", sagt J. St. Mill, "haben keine Produktivkraft; sie sind der Preis einer Produktivkraft; Arbeitslöhne tragen nicht, neben der Arbeit selbst, zur Warenproduktion bei, so wenig als der Preis der Maschinerie selbst. Könnte Arbeit ohne Kauf gehabt werden, so wären Arbeitslöhne überflüssig." 49)
Wenn aber die Arbeiter von der Luft leben könnten, so wären sie auch um keinen Preis zu kaufen. Ihr Nichtkosten ist also eine Grenze im mathematischen Sinn, stets unerreichbar, obgleich stets annäherbar. Es ist die beständige Tendenz des Kapitals, sie auf diesen nihilistischen Standpunkt herabzudrücken. Ein oft von mir zitierter Schriftsteller des 18. Jahrhunderts,
48) "Ricardo sagt: 'In verschiednen Stadien der Gesellschaft ist die Akkumulation des Kapitals oder der Mittel, Arbeit anzuwenden" (sc. zu exploitieren) "mehr oder weniger rasch und muß in allen Fällen von den Produktivkräften der Arbeit abhängen. Die Produktivkräfte der Arbeit sind im allgemeinen am größten, wo Überfluß von fruchtbarem en existiert.' Bedeuten in diesem Satz die Produktivkräfte der Arbeit die Kleinheit des aliquoten Teils jedes Produkts, der denen zufällt, deren Handarbeit es produziert, so ist der Satz tautolsch, weil der übrigbleibende Teil der Fonds ist, woraus, wenn es seinem Eigner beliebt (if the owner pleases), Kapital akkumuliert werden kann. Aber dies ist meistens nicht der Fall, wo das Land am fruchtbarsten ist." (.Observations on certain verbal disputes etc.", p. 74.) 49) J. St. Mill, "Essays on some unsettled Questions of Polit. Economy", Lond. 184, p. 90, 91.
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der Verfasser des "Essay on Trade and Commerce", verrät nur das innerste Seelengeheimnis des englischen Kapitals, wenn er es für die historische Lebensaufgabe Englands erklärt, den englischen Arbeitslohn auf das französische und holländische Niveau herabzudrücken. 50) Er sagt u.a. naiv:
"Wenn aber unsre Armen" (Kunstausdruck für Arbeiter) "luxuriös leben wollen... muß ihre Arbeit natürlich teuer sein... Man betrachte nur die haarsträubende Masse von Überflüssigkeiten (heap of superfluities), die unsre Manufakturarbeiter verzehren, als da sind Branntwein, Gin, Tee, Zucker, fremde Früchte, starkes Bier, gedruckte Leinwand, Schnupf- und Rauchtabak etc." 51)
Er zitiert die Schrift eines Fabrikanten von Northamptenshire, der mit himmelwärts schielendem Blick jammert:
"Arbeit ist ein ganzes Dritteil wohlfeiler in Frankreich als in England: denn die französischen Armen arbeiten hart und fahren hart an Nahrung und Kleidung, und ihr Hauptkonsum sind Brot, Früchte, Kräuter, Wurzeln und getrockneter Fisch; denn sie essen sehr selten Fleisch, und wenn der Weizen teuer ist, sehr wenig Brot." 52) "Wozu", fährt der Essayist fort, "wozu noch kommt, daß ihr Getränk aus Wasser besteht oder ähnlichen schwachen Likören, so daß sie in der Tat erstaunlich wenig Geld ausgeben... Ein derartiger Zustand der Dinge ist sicherlich schwer herbeizuführen, aber er ist nicht unerreichbar, wie seine Existenz sowohl in Frankreich als Holland schlagend beweist." 53)
50) "An Essay on Trade and Commerce", Lond. 1770, p. 44. Ähnlich brachte die "Times" vom Dezember 1866 und Januar 1867 Herzensergießungen englischer Minenbesitzer, worin der glückliche Zustand der belgischen Minenarbeiter geschildert ward, die nicht mehr verlangten und nicht mehr erhielten, als strikt nötig, um für ihre "masters" zu leben. Die belgischen Arbeiter dulden viel, aber als Musterarbeiter in der "Times" zu figurieren! Anfang Februar 1867 antwortete der mit Pulver und Blei unterdrückte Strike der belgischen Minenarbeiter (bei Marchienne). 51) l.c.p.44, 46. 52) Der Fabrikant von Northamptonshire begeht eine im Herzensdrang entschuldbare pia fraus 1*). Er vergleicht angeblich das Leben englischer und französischer Manufakturarbeiter, schildert aber, wie er später in seiner Verdadderung selbst gesteht, mit den eben zitierten Worten französische Agrikulturarbeiter! 53) l.c.p. 70, 71. Note zur dritten Auflage. Heute sind wir, dank der seitdem hergestellten Weltmarktskonkurrenz, ein gut Stück weiter. "Wenn China", erklärt das Parlamentsmitglied Stapleton seinen Wählern, "wenn China ein großes Industrieland wird, so sehe ich nicht ein, wie die europäische Arbeiterbevölkerung den Kampf aushalten könnte, ohne auf das Niveau ihrer Konkurrenten herabzusteigen." ("Times", --#

1*) einen entschuldbaren frommen Betrug
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Zwei Jahrzehnte später verfolgte ein amerikanischer Humbug, der baronisierte Yankee Benjamin Thompson (alias Graf Rumford), dieselbe Philanthropielinie mit großem Wohlgefallen vor Gott und den Menschen. Seine "Essays" sind ein Kochbuch mit Rezepten aller Art, um Surrogate an die Stelle der teuren Normalspeisen des Arbeiters zu setzen. Ein besonders gelungnes Rezept dieses wunderlichen "Philosophen" ist folgendes:
"Fünf Pfund Gerste, fünf Pfund Mais, für 3 d. Heringe, 1 d. Salz, 1 d. Essig. 2 d. Pfeffer und Kräuter - Summa von 20 3/4 d. gibt eine Suppe für 64 Menschen, ja mit den Durchschnittspreisen von Korn kann die Kost auf 1/4 d. per Kopf" (noch nicht 3 Pfennige) herabgedrückt werden." 54)
Mit dem Fortschritt der kapitalistischen Produktion hat die Warenfälschung Thompsons Ideale überflüssig gemacht. 55) Ende des 18. und während der ersten Dezennien des 19. Jahrhunderts erzwangen die englischen Pächter und Landlords das absolute Minimalsalair, indem sie den Ackerbautaglöhnern weniger als das Minimum in der Form des Arbeitslohns, den Rest aber in der Form von Pfarreiunterstützung auszahlten. Ein Beispiel der Possenreißerei, womit die englischen Dogberries in ihrer "legalen" Festsetzung des Lohntarifs verfuhren:
3. Sept. 1873.) - Nicht mehr kontinentale, nein, chinesische Löhne, das ist jetzt das ersehnte Ziel des englischen Kapitals. 54) Benjamin Thompson, "Essays, political, economical, and philosophical etc.", 3 vol., Lond. 1796-1802, vol. I, p. 294. In seinem "The State of the Poor, or an History of the Labouring Classes in England etc.", empfiehlt Sir F. M. Eden die Rumfordsche Bettelsuppe bestens den Vorstehern von Workhouses und mahnt die englischen Arbeiter vorwurfsvoll, daß es bei den Schotten viele Familien gibt, die statt von Weizen, Roggen und Fleisch, monatelang von Hafergrütze und Gerstenmehl, nur mit Salz und Wasser gemischt, leben und das obendrein noch sehr komfortabel (and that very comfortably too)". l.c.,v. I, b. II, ch. Il, p. 503.) Ähnliche "Fingerzeige" im 19.Jahrhundert. "Die englischen Ackerbauarheiter", heißt es z.B., "wollen keine Mischungen niederer Kornarten essen. In Schottland, wo die Erziehung besser ist, ist dies Vorurteil wahrscheinlich unbekannt." (Charles H. Parry M.D., "The Question of the Necessity of the existing Cornlaws considered", Lond. 1816, p. 69.) Derselbe Parry klagt jedoch, daß der englische Arbeiter jetzt (1815) sehr heruntergekommen sei, verglichen mit Edens Zeit (1797). 55) Aus den Berichten der letzten parlamentarischen Untersuchungskommission über Fälschung von Lebensmitteln sieht man, daß selbst die Fälschung der Arzneistoffe in England nicht Ausnahme, sondern Regel bildet. Z.B. die Examination von 34 Proben von Opium, gekauft in ebensoviel verschiednen Londoner Apotheken, ergab, daß 31 verfälscht waren mit Mohnkapsel, Weizenmehl, Gummischleim, Ton, Sand usw. Viele enthielten kein Atom Morphin.
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"Als die Squires die Arbeitslöhne für Speenhamland 1795 festsetzten, hatten sie zu Mittag gespeist, dachten aber offenbar, daß die Arbeiter nicht desgleichen nötig hätten... Sie entschieden, der Wochenlohn solle 3 sh. per Mann sein, wenn der Laib Brot von 8 Pfund 11 Unzen auf 1 sh. stünde, und er solle regelmäßig wachsen, bis der Laib 1 sh. 5 d. koste. Sobald er über diesen Preis stiege, sollte der Lohn proportionell abnehmen, bis der Preis des Laibes 2 sh. erreicht hätte; und dann sollte die Nahrung des Mannes 1/5 weniger als vorher sein." 56)
Vor dem Untersuchungskomitee des House of Lords, 1814, wird ein gewisser A. Bennett, großer Pächter, Magistrat, Armenhausverwalter und Lohnregulator, gefragt:
"Wird irgendeine Proportion zwischen dem Wert der Tagesarbeit und der Pfarreiunterstützung der Arbeiter beobachtet?" Antwort: "Ja. Das wöchentliche Einkommen jeder Familie wird über ihren Nominallohn hinaus voll gemacht bis zum Gallonlaib Brot (8 Pf. 11 Unzen) und 3 d. per Kopf... Wir unterstellen den Gallonlaib hinreichend für die Erhaltung jeder Person in der Familie während der Woche; und die 3 d. sind für Kleider; und wenn es der Pfarrei beliebt, die Kleider selbst zu stellen, werden die 3 d. abgezogen. Diese Praxis herrscht nicht nur im ganzen Westen von Wiltshite, sondern, wie ich glaube, im ganzen Land." 57) "So", ruft ein Bourgeoisschriftsteller jener Zeit, "haben die Pächter jahrelang eine respektable Klasse ihrer Landsleute degradiert, indem sie dieselben zwangen, zum Workhouse ihre Zuflucht zu nehmen... Der Pächter hat seine eignen Gewinne vermehrt, indem er selbst die Akkumulation des unentbehrlichsten Konsumfonds auf Seite der Arbeiter verhinderte." 58)
Welche Rolle heutzutag der direkte Raub am notwendigen Konsumtionsfonds des Arbeiters in der Bildung des Mehrwerts und daher des Akkumulationsfonds des Kapitals spielt, hat beispielsweis die sog. Hausarbeit (s. Kap. XV, 8, c.) gezeigt. Weitere Tatsachen im Verlauf dieses Abschnitts. Obschon in allen Industriezweigen der aus Arbeitsmitteln bestehende Teil des konstanten Kapitals genügen muß für eine gewisse, durch die Größe der Anlage bestimmte Anzahl Arbeiter, so braucht er doch keineswegs immer in demselben Verhältnis zu wachsen wie die beschäftigte Arbeitsmenge. In einer Fabrikanlage mögen hundert Arbeiter bei achtständiger
56) G. L. Newnham (barrister at law): "A Review of the Evidence before the Committees of the two Houses of Parliament on the Cornlaws", Lond. 1815, p. 20, Note. 57) l.c.p. 19, 20. 58) Ch. H. Parry, l.c.p. 77, 69. Die Herrn ndlords ihrerseits "indemnifizierten" sich nicht nur für den Antijakobinerkrieg, den sie im Namen Englands führten, sondern bereicherten sich enorm. "Ihre Renten verdoppelten, verdreifachten, vervierfachten und in Ausnahmsfällen, versechsfachten sich in 18 Jahren." (l.c.p. 100, 101.)
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Arbeit 800 Arbeitsstunden liefern. Will der Kapitalist diese Summe um die Hälfte steigern, so kann er 50 neue Arbeiter anstellen, dann muß er aber auch ein neues Kapital vorschießen, nicht nur für Löhne, sondern auch für Arbeitsmittel. Er kann aber auch die alten 100 Arbeiter 12 Stunden arbeiten lassen statt 8, und dann genügen die schon vorhandnen Arbeitsmittel, die sich dann bloß rascher verschleißen. So kann durch höhere Anspannung der Arbeitskraft erzeugte, zusätzliche Arbeit das Mehrprodukt und den Mehrwert, die Substanz der Akkumulation, steigern ohne verhältnismäßige Steigerung des konstanten Kapitalteils. In der extraktiven Industrie, den Bergwerken Z.B., bilden die Rohstoffe keinen Bestandteil des Kapitalvorschusses. Der Arbeitsgegenstand ist hier nicht Produkt vorhergegangner Arbeit, sondern von der Natur gratis geschenkt. So Metallerz, Minerale, Steinkohlen, Steine etc. Hier besteht das konstante Kapital fast ausschließlich in Arbeitsmitteln, die ein vermehrtes Arbeitsquantum sehr gut vertragen können (Tag- und Nachtschicht von Arbeitern z.B.). Alle andern Umstände gleichgesetzt, wird aber Masse und Wert des Produkts steigen in direktem Verhältnis der angewandten Arbeit. Wie am ersten Tag der Produktion, gehn hier die ursprünglichen Produktbildner, daher auch die Bildner der stofflichen Elemente des Kapitals, Mensch und Natur, zusammen. Dank der Elastizität der Arbeitskraft hat sich das Gebiet der Akkumulation erweitert ohne vorherige Vergrößerung des konstanten Kapitals. In der Agrikultur kann man das bebaute Land nicht ausdehnen ohne Vorschuß von zusätzlichem Samen und Dünger. Aber dieser Vorschuß einmal gemacht, übt selbst die rein mechanische Bearbeitung des Bodens eine wundertätige Wirkung auf die Massenhaftigkeit des Produkts. Eine größere Arbeitsmenge, geleistet von der bisherigen Anzahl Arbeiter, steigert so die Fruchtbarkeit, ohne neuen Vorschuß an Arbeitsmitteln zu erfordern. Es ist wieder direkte Wirkung des Menschen auf die Natur, welche zur unmittelbaren Quelle gesteigerter Akkumulation wird, ohne Dazwischenkunft eines neuen Kapitals. Endlich in der eigentlichen Industrie setzt jede zusätzliche Ausgabe an Arbeit eine entsprechende Zusatzausgabe an Rohstoffen voraus, aber nicht notwendig auch an Arbeitsmitteln. Und da die extraktive Industrie und Agrikultur der fabrizierenden Industrie ihre eignen Rohstoffe und die ihrer Arbeitsmittel liefern, kommt dieser auch der Produktenzuschuß zugute, den jene ohne zusätzlichen Kapitalzuschuß erzeugt haben. Allgemeines Resultat: Indem das Kapital sich die beiden Urbildner des Reichtums, Arbeitskraft und Erde, einverleibt, erwirbt es eine Expansionskraft,
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die ihm erlaubt, die Elemente seiner Akkumulation auszudehnen jenseits der scheinbar durch seine eigne Größe gesteckten Grenzen, gesteckt durch den Wert und die Masse der bereits produzierten Produktionsmittel, in denen es sein Dasein hat. Ein andrer wichtiger Faktor in der Akkumulation des Kapitals ist der Produktivitätsgrad der gesellschaftlichen Arbeit. Mit der Produktivkraft der Arbeit wächst die Produktenmasse, worin sich ein bestimmter Wert, also auch Mehrwert von gegebner Größe, darstellt. Bei gleichbleibender und selbst bei fallender Rate des Mehrwerts, sofern sie nur langsamer fällt, als die Produktivkraft der Arbeit steigt, wächst die Masse des Mehrprodukts. Bei gleichbleibender Teilung desselben in Revenue und Zusatzkapital kann daher die Konsumtion des Kapitalisten wachsen ohne Abnahme des Akkumulationsfonds. Die proportionelle Größe des Akkumulationsfonds kann selbst auf Kosten des Konsumtionsfonds wachsen, während die Verwohlfellerung der Waren dem Kapitalisten ebenso viele oder mehr Genußmittel als vorher zur Verfügung stellt. Aber mit der wachsenden Produktivität der Arbeit geht, wie man gesehn, die Verwohlfeilerung des Arbeiters, also wachsende Rate des Mehrwerts, Hand in Hand, selbst wenn der reelle Arbeitslohn steigt. Er steigt nie verhältnismäßig mit der Produktivität der Arbeit. Derselbe variable Kapitalwert setzt also mehr Arbeitskraft und daher mehr Arbeit in Bewegung. Derselbe konstante Kapitalwert stellt sich in mehr Produktionsmitteln, d.h. mehr Arbeitsmitteln, Arbeitsmaterial und Hilfsstoffen dar, liefert also sowohl mehr Produktbildner als Wertbildner oder Arbeitseinsauger. Bei gleichbleiben, dem und selbst abnehmendem Wert des Zusatzkapitals findet daher beschleunigte Akkumulation statt. Nicht nur erweitert sich die Stufenleiter der Reproduktion stofflich, sondern die Produktion des Mehrwerts wächst schneller als der Wert des Zusatzkapitals. Die Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit reagiert auch auf das Originalkapital oder das bereits im Produktionsprozeß befindliche Kapital. Ein Teil des funktionierenden konstanten Kapitals besteht aus Arbeitsmitteln, wie Maschinerie usw., die nur in längeren Perioden konsumiert und daher reproduziert oder durch neue Exemplare derselben Art ersetzt werden. Aber jedes Jahr stirbt ein Teil dieser Arbeitsmittel ab oder erreicht das Endziel seiner produktiven Funktion. Er befindet sich daher jedes Jahr im Stadium seiner periodischen Reproduktion oder seines Ersatzes durch neue Exemplare derselben Art. Hat die Produktivkraft der Arbeit sich in der Geburtsstätte dieser Arbeitsmittel erweitert, und sie entwickelt sich fortwährend mit dem ununterbrochenen Fluß der Wissenschaft
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und der Technik, so tritt wirkungsvollere und, ihren Leistungsumfang betrachtet, wohlfeilere Maschine, Werkzeug, Apparat usw. an die Stelle der alten. Das alte Kapital wird in einer produktiveren Form reproduziert, abgesehn von der fortwährenden Detailveränderung an den vorhandnen Arbeitsmitteln. Der andre Teil des konstanten Kapitals, Rohmaterial und Hilfsstoffe, wird fortwährend innerhalb des Jahrs, der der Agrikultur entstammende meist jährlich reproduziert. Jede Einführung beßrer Methoden usw. wirkt hier also fast gleichzeitig auf Zuschußkapital und bereits in Funktion begriffnes Kapital. jeder Fortschritt der Chemie vermannigfacht nicht nur die Zahl der nützlichen Stoffe und die Nutzanwendungen der schon bekannten, und dehnt daher mit dem Wachstum des Kapitals seine Anlagesphären aus. Er lehrt zugleich die Exkremente des Produktions- und Konsumtionsprozesses in den Kreislauf des Reproduktionsprozesses zurückschleudern, schafft also ohne vorherige Kapitalauslage neuen Kapitalstoff. Gleich vermehrter Ausbeutung des Naturreichtums durch bloß höhere Spannung der Arbeitskraft, bilden Wissenschaft und Technik eine von der gegebnen Größe des funktionierenden Kapitals unabhängige Potenz seiner Expansion. Sie reagiert zugleich auf den in sein Erneuerungsstadium eingetretenen Teil des Originalkapitals. In seine neue Form einverleibt es gratis den hinter dem Rücken seiner alten Form vollzogenen gesellschaftlichen Fortschritt. Allerdings ist diese Entwicklung der Produktivkraft zugleich begleitet von teilweiser Depreziation funktionierender Kapitale. Soweit diese Depreziation sich durch die Konkurrenz akut fühlbar macht, fällt die Hauptwucht auf den Arbeiter, in dessen gesteigerter Exploitation der Kapitalist Schadenersatz sucht. Die Arbeit überträgt auf das Produkt den Wert der von ihr konsumierten Produktionsmittel. Andrerseits wächst Wert und Masse der durch gegebne Arbeitsmenge in Bewegung gesetzten Produktionsmittel im Verhältnis, wie die Arbeit produktiver wird. Setzt also auch dieselbe Arbeitsmenge ihren Produkten immer nur dieselbe Summe Neuwert zu, so wächst doch der alte Kapitalwert, den sie ihnen gleichzeitig übertägt, mit steigender Produktivität der Arbeit. Ein englischer und ein chinesischer Spinner z.B. mögen dieselbe Stundenzahl mit derselben Intensität arbeiten, so werden beide in einer Woche gleiche Werte erzeugen. Trotz dieser Gleichheit besteht ein ungeheurer Unterschied zwischen dem Wert des Wochenprodukts des Engländers, der mit einem gewaltigen Automaten arbeitet, und des Chinesen, der nur ein Spinnrad hat. In derselben Zeit, wo der Chinese ein Pfund Baumwolle, verspinnt der Engländer mehrere hundert Pfund. Eine um
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mehrere hundert Mal größere Summe alter Werte schwellt den Wert seines Produkts an, in welchem sie in neuer nutzbarer Form erhalten werden und so von neuem als Kapital funktionieren können. "1782", belehrt uns F. Engels, "lag die ganze Wollernte der vorhergehenden drei Jahre" (in England) "aus Mangel an Arbeitern noch unverarbeitet da und hätte liegenbleiben müssen, wenn nicht die neuerfundne Maschinerie zu Hlfe gekommen wäre und sie versponnen hätte." 59) Die in der Form von Maschinerie vergegenständlichte Arbeit stampfte natürlich unmittelbar keinen Menschen aus dem Boden, aber sie erlaubte einer geringen Arbeiteranzahl durch Zusatz von relativ wenig lebendiger Arbeit nicht nur die Wolle produktiv zu konsumieren und ihr Neuwert zuzusetzen, sondern in der Form von Garn usw. ihren alten Wert zu erhalten. Sie lieferte damit zugleich Mittel und Sporn zur erweiterten Reproduktion von Wolle. Es ist die Naturgabe der lebendigen Arbeit, alten Wert zu erhalten, während sie Neuwert schafft. Mit dem Wachstum von Wirksamkeit, Umfang und Wert ihrer Produktionsmittel, also mit der die Entwicklung ihrer Produktivkraft begleitenden Akkumulation erhält und verewigt die Arbeit daher in stets neuer Form einen stets schwellenden Kapitalwert. 60) Diese Naturkraft der Arbeit erscheint als Selbsterhaltungskraft des
59) Friedrich Engels, "Lage der arbeitenden Klasse in England", p. 20. 1*) 60) Die klassische Ökonomie hat wegen mangelhafter Analyse des Arbeits- und Verwertungsprozesses dies wichtige Moment der Reproduktion nie ordentlich begriffen, wie man z.B. bei Ricardo sehn kann. Er sagt z.B.: Welches immer der Wechsel der Produktivkraft, eine Million Menschen produziert in den Fabriken stets denselben Wert". Dies richtig, wenn Extension und Intensivgrad ihrer Arbeit gegeben. Es verhindert aber nicht, und Ricardo übersieht dies in gewissen Schlußfolgerungen, daß eine Million Menschen sehr verschiedne Massen von Produktionsmitteln, bei verschiedner Produktivkraft ihrer Arbeit, in Produkt verwandelt, daher sehr verschiedne Wertmassen in ihrem Produkt erhält, die von ihr gelieferten Produktenwerte also sehr verschieden sind. Ricardo hat, nebenbei bemerkt, an jenem Beispiel umsonst versucht, dem J. B. Say den Unterschied zwischen Gebrauchswert (den er hier wealth nennt, stofflichen Reichtum) und Tauschwert klarzumachen. Say antwortet: "Was die Schwierigkeit anbelangt, die Ricardo hervorhebt, wenn er sagt, daß bei besseren Ver fahren eine Million Menschen zwei- bis dreimal soviel Reichtümer hervorbringen kann, ohne mehr Wert zu erzeugen, so verschwindet diese Schwierigkeit, wenn man, wie erforderlich, die Produktion als einen Austausch ansieht, bei dem man die produktiven Dienste seiner Arbeit, seiner Erde und seiner Kapitalien hergibt, um Produkte zu erhalten. Durch diese produktiven Dienste erhalten wir nämlich alle Produkte, die --#

1*) Siehe Band 2 unserer Ausgabe, S. 244
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Kapitals, dem sie einverleibt ist, ganz wie ihre gesellschaftlichen Produktivkräfte als seine Eigenschaften, und wie die beständige Aneignung der Mehrarbeit durch den Kapitalisten als beständige Selbstverwertung des Kapitals. Alle Kräfte der Arbeit projektieren sich als Kräfte des Kapitals, wie alle Wertformen der Ware als Formen des Geldes.
es auf der Welt gibt... Also... sind wir um so reicher, haben unsere produktiven Dienste um so größeren Wert, je größer die Menge nützlicher Dinge ist, die sie bei dem Produktion genannten Austausch einbringen." (J. B. Say,. "Lettres à M. Malthus", Paris 1820, p. 168, 169.) Die "difficulté" 1*) - sie existiert für ihn, nicht für Ricardo -, die Say erklären soll, ist die: Warum vermehrt sich nicht der Wert der Gebrauchswerte, wenn ihre Quantität infolge gesteigerter Produktivkraft der Arbeit wächst? Antwort: Die Schwierigkeit wird dadurch gelöst, daß man den Gebrauchswert gefälligst Tauschwert nennt. Tauschwert ist ein Ding, das one way or another 2*) mit Austausch zusammenhängt. Man nenne also die Produktion einen "Austausch" von Arbeit und Produktionsmitteln gegen das Produkt, und es ist klar wie Wasser, daß man um so mehr Tausch, wert erhält, je mehr Gebrauchswert einem die Produktion liefert. In andren Worten: Je mehr Gebrauchswerte, z.B. Strümpfe, ein Arbeitstag dem Strumpffabrikanten liefert, desto reicher ist er an Strümpfen. Plötzlich fällt Say jedoch ein, daß "mit der größern Quantität" der Strümpfe ihr "Preis" (der natürlich nichts mit dem Tauschwert zu tun hat) fällt, "weil die Konkurrenz sie" (die Produzenten) "zwingt, die Produkte für das hinzugeben, was sie sie kosten". Aber wo denn kommt der Profit her, wenn der Kapitalist die Waren zu dem Preis verkauft, den sie ihm kosten? Doch never mind 3*). Say erklärt, daß infolge der gesteigerten Produktivität jeder im Ersatz für dasselbe Äquivalent jetzt zwei statt früher ein Paar Strümpfe usw. erhält. Das Resultat, wobei er anlangt, ist grade der Satz Ricardos, den er widerlegen wollte. Nach dieser gewaltigen Denkanstrengung apostrophiert er Malthus triumphierend mit den Worten: "Das ist, mein' Herr, die gut begründete Lehre, ohne die es, so erkläre ich, nicht möglich ist, die schwierigsten Fragen der politischen Ökonomie zu lösen, insbesondere, wie es kommt, daß eine Nation reicher werden kann, wenn ihre Produkte sich im Wert verändern, obwohl der Reichtum Wert darstellt." (l.c.p. 170.) Ein englischer Ökonom bemerkt über ähnliche Kunststücke in Says "Lettres": "Diese affektierten Manieren zu schwatzen (those affected ways of talking) bilden im Ganzen das, was Herr Say seine Doktrin zu nennen beliebt und die er dem Malthus ans Herz legt, zu Hertford zu lehren, wie das schon dans plusieurs parties de l'Europe' 4*) geschehe. Er sagt: 'Wenn Sie an allen diesen Behauptungen einen paradoxen Charakter finden, betrachten Sie die Dinge, die sie ausdrücken, und ich wage zu glauben, daß sie Ihnen sehr einfach und sehr vernünftig vorkommen werden.' Zweifelsohne, und zugleich werden sie infolge desselben Prozesses alles andere, nur nicht original oder wichtig erscheinen." ("An Inquiry into those Principles respecting the Nature of Demand etc.", p. 110.) --#

1*) "Schwierigkeit" - 2*) so oder so - 3*) das macht nichts - 4*) 'in mehreren Teilen Europas'
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Mit dem Wachstum des Kapitals wächst die Differenz zwischen angewandtem und konsumiertem Kapital. In andren Worten: Es wächst die Wert- und Stoffmasse der Arbeitsmittel, wie Baulichkeiten, Maschinerie, Drainierungsröhren, Arbeitsvieh, Apparate jeder Art, die während längerer oder kürzerer Periode, in beständig wiederholten Produktionsprozessen, ihrem ganzen Umfang nach funktionieren oder zur Erzielung bestimmter Nutzeffekte dienen, während sie nur allmählich verschleißen, daher ihren Wert nur stückweis verlieren, also auch nur stückweis auf das Produkt übertragen. Im Verhältnis, worin diese Arbeitsmittel als Produktbildner dienen, ohne dem Produkt Wert zuzusetzen, also ganz angewandt, aber nur teilweis konsumiert werden, leisten sie, wie früher erwähnt, denselben Gratisdienst wie Naturkräfte, Wasser, Dampf, Luft, Elektrizität usw. Dieser Gratisdienst der vergangnen Arbeit, wenn ergriffen und beseelt von der lebendigen Arbeit, akkumuliert mit der wachsenden Stufenleiter der Akkumulation. Da die vergangne Arbeit sich stets in Kapital verkleidet, d.h. das Passivum der Arbeit von A, B, C usw. in das Aktivum des Nichtarbeiters X, sind Bürger und politische Ökonomen voll des Lobes für die Verdienste der vergangnen Arbeit, welche nach dem schottischen Genie MacCulloch sogar einen eignen Sold (Zins, Profit usw.) beziehn muß. 61) Das stets wachsende Gewicht der im lebendigen Arbeitsprozeß unter der Form von Produktionsmitteln mitwirkenden vergangnen Arbeit wird also ihrer dem Arbeiter selbst, dessen vergangne und unbezahlte Arbeit sie ist, entfremdeten Gestalt zugeschrieben, ihrer Kapitalgestalt. Die praktischen Agenten der kapitalistischen Produktion und ihre ideologischen Zungendrescher sind ebenso unfähig, das Produktionsmittel von der antagonistischen gesellschaftlichen Charaktermaske, die ihm heutzutag anklebt, getrennt zu denken, als ein Sklavenhalter den Arbeiter selbst von seinem Charakter als Sklave. Bei gegebnem Exploitationsgrad der Arbeitskraft ist die Masse des Mehrwerts bestimmt durch die Anzahl der gleichzeitig ausgebeuteten Arbeiter, und diese entspricht, obgleich in wechselndem Verhältnis, der Größe des Kapitals. je mehr also das Kapital vermittelst sukzessiver Akkumulationen wächst, desto mehr wächst auch die Wertsumme, die sich in
61) MacCuloch löste das Patent auf "wages of past labour" 1*) lange bevor Senior das Patent auf die "wages of abstinence". 2*) --#

1*) "Lohn für vergangene Arbeit" - 2*) "den Lohn für Enthaltung"
#636# VII. Abschnitt - Der Akkumulationsprozeß des Kapitals --

Konsumtionsfonds und Akkumulationsfonds spaltet. Der Kapitalist kann daher flotter leben und zugleich, mehr "entsagen". Und schließlich spielen alle Springfedern der Produktion um so energischer, je mehr ihre Stufenleiter sich erweitert mit der Masse des vorgeschossenen Kapitals.

5. Der sogenannte Arbeitsfonds

Es ergab sich im Verlauf dieser Untersuchung, daß das Kapital keine fixe Größe ist, sondern ein elastischer und mit der Teilung des Mehrwerts in Revenue und Zusatzkapital beständig fluktuierender Teil des gesellschaftlichen Reichtums. Man sah ferner, daß selbst bei gegebner Größe des funktionierenden Kapitals die ihm einverleibte Arbeitskraft, Wissenschaft und Erde (worunter ökonomisch alle ohne Zutat des Menschen von Natur vorhandnen Arbeitsgegenstände zu verstehn sind) elastische Potenzen desselben bilden, die ihm innerhalb gewisser Grenzen einen von seiner eignen Größe unabhängigen Spielraum gestatten. Es wurde dabei von allen Verhältnissen des Zirkulationsprozesses abgesehn, die sehr verschiedne Wirkungsgrade derselben Kapitalmasse verursachen. Es wurde, da wir die Schranken der kapitalistischen Produktion voraussetzen, also eine rein naturwüchsige Gestalt des gesellschaftlichen Produktionsprozesses, abgesehn von jeder mit den vorhandnen Produktionsmitteln und Arbeitskräften unmittelbar und planmäßig bewirkbaren rationelleren Kombination. Die klassische Ökonomie liebte es von jeher, das gesellschaftliche Kapital als eine fixe Größe von fixem Wirkungsgrad aufzufassen. Aber das Vorurteil ward erst zum Dogma befestigt durch den Urphilister jeremias Bentham, dies nüchtern pedantische, schwatzlederne Orakel des gemeinen Bürgerverstandes des 19. Jahrhunderts. 62) Bentham ist unter den Philosophen, was Martin Tupper unter den Dichtern. Beide waren nur in England fabrizierbar. 63) Mit seinem Dogma werden die gewöhnlichsten Erscheinungen des Produktionsprozesses, wie z.B dessen plötzliche Expansionen und Kontraktionen, ja sogar die Akkumulation, völlig 62) Vgl. u.a.: J. Bentham, "Théorie des Peines et des Récompenses", trad. Et. Du. mont, 3ème éd., Paris 1826, t.II,l.IV, ch. II. 63) Jeremias Bentham ist ein rein englisches Phänomen. Selbst unsern Philosophen Christian Wolf nicht ausgenommen, hat zu keiner Zeit und in keinem Land der hausbackenste Gemeinplatz sich jemals so selbstgefällig breitgemacht. Das Nützlichkeitsprinzip war keine Erfindung Benthams. Er reproduzierte nur geistlos, was Helvetius
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unbegreifbar. 64) Das Dogma wurde sowohl von Bentham selbst als von Malthus, James Mill, MacCulloch usw. zu apologetischen Zwecken vernutzt, namentlich um einen Teil des Kapitals, das variable oder in Arbeitskraft umsetzbare Kapital als eine fixe Größe darzustellen. Die stoffliche Existenz des variablen Kapitals, d.h. die Masse der Lebensmittel, die es für den Arbeiter repräsentiert, oder der sog. Arbeitsfonds, wurde in einem durch Naturketten abgeringten und unüberschreitbaren Sondertell des gesellschaftlichen Reichtums verfabelt. Um den Teil des gesellschaftlichen Reichtums, der als konstantes Kapital oder, stofflich ausgedruckt, als Produktionsmittel funktionieren soll, in Bewegung zu setzen, ist eine bestimmte Masse lebendiger Arbeit erheischt. Diese ist technologisch gegeben. Aber weder ist die Anzahl der Arbeiter gegeben, erheischt, um diese Arbeitsmasse flüssig zu machen, denn das wechselt mit dem Exploitationsgrad der individuellen Arbeitskraft, noch der Preis dieser Arbeitskraft, sondern nur seine
und andere Franzosen des 18. Jahrhunderts geistreich gesagt hatten. Wenn man z.B. wissen will, was ist einem Hunde nützlich?, so muß man die Hundenatur ergründen. Diese Natur selbst ist nicht aus dem "Nützlichkeitsprinzip" zu konstanteren Auf den Menschen angewandt, wenn man alle menschliche Tat, Bewegung, Verhältnisse usw. nach dem Nützlichkeitsprinzip beurteilen will, handelt es sich erst um die menschliche Natur im allgemeinen und dann um die in jeder Epoche historisch modifizierte Menschennatur. Bentham macht kein Federlesens. Mit der naivsten Trockenheit unterstellt er den modernen Spießbürger, speziell den englischen Spießbürger, als den Normlmenschen. Was diesem Kauz von Normalmensch und seiner Welt nützlich, ist an und für sich nützlich. An diesem Maßstab beurteilt er dann Vergangenheit, enwart und Zukunft. Z.B. die christliche Religion ist "nützlich", weil sie dieselben Missetaten religiös verpöönt, die der Strafkodex juristisch verdammt. Kunstkritik ist "schädlich", weil sie ehrbare Leute in ihrem Genuß an Martin Tupper stört usw. Mit solchem Schund hat der brave Mann, dessen Devise: "nulla dies sine linea" [146], Berge von Büchern gefüllt. Wenn ich die Courage meines Freundes H. Heine hätte, würde ich Herrn Jeremias ein Genie in der bürgerlichen Dummheit nennen. 64) "Politische Ökonomen sind zu geneigt, eine bestimmte Quantität von Kapital und eine bestimmte Anzahl Arbeiter als Produktionsinstrumente von gleichförmiges Kraft und als mit einer gewissen gleichförmigen Intensität wirkend zu behandeln... Diejenigen, die behaupten, daß Waren die einzigen Agenten der Produktion sind, beweisen, daß die Produktion überhaupt nicht erweitert werden kann, denn zu einer solchen Erweiterung müßten Lebensmittel, Rohmaterialien und Werkzeuge vorher vermehrt werden, was in der Tat darauf hinauskommt, daß kein Wachstum der Produktion ohne ihr vorheriges Wachstum stattfinden kann oder, in andren Worten, daß jedes Wachstum unmöglich ist." (S. Bailey, Money and its Vicissitudes" p. 58 u. 70.) Bailey kritisiert das Dogma hauptsächlich vom Standpunkt des Zirkulationsprozesses.
#638# VII. Abschnitt - Der Akkumulationsprozeß des Kapitals --

zudem sehr elastische Minimalschranke. Die Tatsachen, die dem Dogma zu Grund liegen, sind die: Einerseits hat der Arbeiter nicht mitzusprechen bei der Teilung des gesellschaftlichen Reichtums in Genußmittel der Nichtarbeiter und in Produktionsmittel. Andrerseits kann er nur in günstigen Ausnahmsfällen den sog. "Arbeitsfonds" auf Kosten der "Revenue" des Reichen erweitern. 65) Zu welch abgeschmackter Tautologie es führt, die kapitalistische Schranke des Arbeitsfonds in seine gesellschaftliche Naturschranke umzudichten, zeige u.a. Professor Fawcett:
"Das zirkulierende Kapital 66) eines Landes", sagt er, "ist sein Arbeitsfonds. Um daher den durchschnittlichen Geldlohn, den jeder Arbeiter erhält, zu berechnen haben wir nur einfach dies Kapital durch die Anzahl der Arbeiterbevölke zu dividieren." 67)
D.h. also, erst rechnen wir die wirklich gezahlten individuellen Arbeitslöhne in eine Summe zusammen, dann behaupten wir, daß diese Addition die Wertsumme des von Gott und Natur oktroyierten "Arbeitsfonds" bildet. Endlich dividieren wir die so erhaltne Summe durch die Kopfzahl der Arbeiter, um hinwiederum zu entdecken, wieviel jedem Arbeiter Ind'lviduell im Durchschnitt zufallen kann. Eine ungemein pfiffige Prozedur dies. Sie verhindert Herrn Fawcett nicht, im selben Atemzug zu sagen:
"Der in England jährlich akkumulierte Gesamtreichtum wird in zwei Teile geeilt. Ein Teil wird in England zur Erhaltung unsrer eignen Industrie verwandt. Ein andrer
65) J. St. Mill sagt in seinen "Principles of Polit. Economy" [b. II, ch. 1, 3]: Du Produkt der Arbeit wird heutzutag verteilt im umgekehrten Verhältnis zur Arbeit der größte Teil an die, die niemals arbeiten, der nächstgrößte an die, deren Arbeit fast nur nominell ist, und so, auf absteigender Skala, schrumpft die Belohnung en, im Maße wie die Arbeit härter und unangenehmer wird, bis die ermüdendste und erschöpfendste körperliche Arbeit nicht mit Sicherheit auch nur auf Gewinnung der Lebensbedürfnisse rechnen kann." Zur Vermeidung von Mißverstindnis bemerke ich, daß, wenn Männer wie J. St. Mill usw. wegen des Widerspruchs ihrer altökonomischen Dogmen und ihrer modernen Tendenzen zu rügen sind, es durchaus unrecht wäre, sie mit dem Troß der vulgärakonomischen Apologeten zusammenzuwerfen. 66) H. Fawcett, Prof. of Polit. Econ. at Cambridge: "The Economic Position of the British Labourer", Lond. 1865, p. 120. 67) Ich erinnere hier den Leser, daß die Kategorien: variables und konstantes Kapital von mir zuerst gebraucht werden: Die politische Ökonomie seit A. Smith wirft die darin enthaltenen Bestimmungen mit den aus dem Zirkulationsprozeß entspringenden Formunterschieden von fixem und zirkulierendem Kapital kunterbunt zusammen. Das Nähere darüber im Zweiten Buch. zweiter Abschnitt.
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Teil wird in andre Länder exportiert... Der in unsrer Industrie angewandte Teil bildet keine bedeutende Portion des jährlich in diesem Land akkumulierten Reichtums." 68)
Der größere Teil des jährlich zuwachsenden Mehrprodukts, dem englischen Arbeiter ohne Äquivalent entwandt, wird also nicht in England, sondern in fremden Länder verkapitallsiert. Aber mit dem so exportierten Zusatzkapital wird ja auch ein Teil des von Gott und Bentham erfundnen "Arbeitsfonds" exportiert. 69)
68 Fawcett, l.c.p. 123, 122. 69) Man könnte sagen, daß nicht nur Kapital, sondern auch Arbeiter, in Form der Emigration, jährlich aus England exportiert werden. Im Text ist jedoch gar nicht die Rede vom Peculium [147] der Auswanderer, die zum großen Teil keine Arbeiter sind. Die Pächterssöhne liefern große Portion. Das jährlich zur Verzinsung ins Ausland versandte englische Zusatzkapital steht in ungleich größerem Verhältnis zur jährlichen Akkumulation als die jährliche Auswanderung zum jährlichen Zuwachs der Bevölkerung.
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DREIUNDZWANZIGSTES KAPITEL

Das allgemeine Gesetz der kapitalistischen Akkumulation

1. Wachsende Nachfrage nach Arbeitskraft mit der Akkumulation, bei gleichbleibender Zusammensetzung des Kapitals

Wir behandeln in diesem Kapitel den Einfluß, den das Wachstum des Kapitals auf das Geschick der Arbeiterklasse ausübt. Der wichtigste Faktor bei dieser Untersuchung ist die Zusammensetzung des Kapitals und die Veränderungen, die sie im Verlauf des Akkumulationsprozesses durchmacht. Die Zusammensetzung des Kapitals ist in zweifachem Sinn zu fassen. Nach der Seite des Werts bestimmt sie sich durch das Verhältnis, worin es sich teilt in konstantes Kapital oder Wert der Produktionsmittel und variables Kapital oder Wert der Arbeitskraft, Gesamtsumme der Arbeitslöhne. Nach der Seite des Stoffs, wie er im Produktionsprozeß fungiert, teilt sich jedes Kapital in Produktionsmittel und lebendige Arbeitskraft; diese Zusammensetzung bestimmt sich durch das Verhältnis zwischen der Masse der angewandten Produktionsmittel einerseits und der zu ihrer Anwendung erforderlichen Arbeitsmenge andrerseits. Ich nenne die erstere die Wertzusammensetzung, die zweite die technische Zusammensetzung des Kapitals. Zwischen beiden besteht enge Wechselbeziehung. Um diese auszudrücken, nenne ich die Wertzusammensetzung des Kapitals, insofern sie durch seine technische Zusammensetzung bestimmt wird und deren Änderungen widerspiegelt: die organische Zusammensetzung des Kapitals. Wo von der Zusammensetzung des Kapitals kurzweg die Rede ist, ist stets seine organische Zusammensetzung zu verstehn. Die zahlreichen in einem bestimmten Produktionszweig angelegten Einzelkapitale haben unter sich mehr oder weniger verschiedne Zusammensetzung. Der Durchschnitt ihrer Einzelzusammensetzungen ergibt uns die Zusammensetzung des Gesamtkapitals dieses Produktionszweigs. Endlich
#641 23. Kapitel - Das allgemeine Gesetz der kap. Akkumulation -

ergibt uns der Gesamtdurchschnitt der Durchschnittszusammensetzungen sämtlicher Produktionszweige die Zusammensetzung des gesellschaftlichen Kapitals eines Landes, und von dieser allein in letzter Instanz ist im folgenden die Rede. Wachstum des Kapitals schließt Wachstum seines variablen oder in Arbeitskraft umgesetzten Bestandteils ein. Ein Teil des in Zusatzkapital verwandelten Mehrwerts muß stets rückverwandelt werden in variables Kapital oder zuschüssigen Arbeitsfonds. Unterstellen wir, daß, nebst sonst gleichbleibenden Umständen, die Zusammensetzung des Kapitals unverändert bleibt, d.h. eine bestimmte Masse Produktionsmittel oder konstantes Kapital stets dieselbe Masse Arbeitskraft erheischt, um in Bewegung gesetzt zu werden, so wächst offenbar die Nachfrage nach Arbeit und der Subsistenzfonds der Arbeiter verhältnismäßig mit dem Kapital und um so rascher, je rascher das Kapital wächst. Da das Kapital jährlich einen Mehrwert produziert, wovon ein Teil jährlich zum Originalkapital geschlagen wird, da dies Inkrement selbst jährlich wächst mit dem zunehmenden Umfang des bereits in Funktion begriffenen Kapitals und da endlich, unter besondrem Sporn des Bereicherungstriebs, wie z.B. Öffnung neuer Märkte, neuer Sphären der Kapitalanlage infolge neu entwickelter gesellschaftlicher Bedürfnisse usw., die Stufenleiter der Akkumulation plötzlich ausdehnbar ist durch bloß veränderte Teilung des Mehrwerts oder Mehrprodukts in Kapital und Revenue, können die Akkumulationsbedürfnisse des Kapitals das Wachstum der Arbeitskraft oder der Arbeiteranzahl, die Nachfrage nach Arbeitern ihre Zufuhr überflügeln und daher die Arbeitslöhne steigen. Dies muß sogar schließlich der Fall sein bei unveränderter Fortdauer obiger Voraussetzung. Da in jedem Jahr mehr Arbeiter beschäftigt werden als im vorhergehenden, so muß früher oder später der Punkt eintreten, wo die Bedürfnisse der Akkumulation anfangen, über die gewöhnliche Zufuhr von Arbeit hinauszuwachsen, wo also Lohnsteigerung eintritt. Klage hierüber ertönt in England während des ganzen fünfzehnten und der ersten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts. Die mehr oder minder günstigen Umstände, worin sich die Lohnarbeiter erhalten und vermehren, ändern jedoch nichts am Grundcharakter der kapitalistischen Produktion. Wie die einfache Reproduktion fortwährend das Kapitalverhältnis selbst reproduziert, Kapitalisten auf der einen Seite, Lohnarbeiter auf der andren, so reproduziert die Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter oder die Akkumulation das Kapitalverhältnis auf erweiterter Stufenleiter, mehr Kapitalisten oder größere Kapitalisten auf diesem Pol, mehr Lohnarbeiter auf jenem. Die Reproduktion der Arbeitskraft, die sich dem Kapital
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unaufhörlich als Verwertungsmittel einverleiben muß, nicht von ihm loskommen kann und deren Hörigkeit zum Kapital nur versteckt wird durch den Wechsel der individuellen Kapitalisten, woran sie sich verkauft, bildet in der Tat ein Moment der Reproduktion des Kapitals selbst. Akkumulation des Kapitals ist also Vermehrung des Proletariats. 70) Die klassische Ökonomie begriff diesen Satz so wohl, daß A. Smith, Ricardo usw., wie früher erwähnt, die Akkumulation sogar fälschlich identifizieren mit Konsum des ganzen kapitalisierten Teils des Mehrprodukts durch produktive Arbeiter oder mit seiner Verwandlung in zuschüssige Lohnarbeiter. Schon 1696 sagt John Bellers:
"Wenn jemand 100 000 Acres bitte und ebenso viele Pfunde Geld und ebensoviel Vieh, was wäre der reiche Mann ohne den Arbeiter außer selbst ein Arbeiter? Und wie die Arbeiter Leute reich machen, so desto mehr Arbeiter, desto mehr Reiche... Die Arbeit des Armen ist die Mine des Reichen. 71)
So Bernard de Mandeville im Anfang des 18. Jahrhunderts:
"Wo das Eigentum hinreichend geschützt ist, wäre es leichter, ohne Geld zu leben als ohne Arme, denn wer wurde die Arbeit tun?... Wie die Arbeiter vor Aushungerung zu bewahren sind, so sollten sie nichts erhalten, was der Ersparung wert ist. Wenn hier und da einer aus der untersten Klasse durch ungewöhnlichen Fleiß und Bauchkneipen sich über die Lage erhebt, worin er aufgewachsen war, so muß ihn keiner daran hindern:
70) Karl Marx l.c. 1*) - "Bei gleicher Unterdrückung der Massen ist ein Land um so reicher, je mehr Proletarier es hat." (Colins, L'Économie Politique, Source des Revolutions et des Utopies prétendues Socialistes", Paris 1857, t.III, p.331.) Unter "Proletarier" ist ökonomisch nichts zu verstehn als der Lohnarbeiter, der "Kapital" produziert und verwertet und aufs Pflaster geworfen wird, sobald er für die Verwertungsbedürfnisse des "Monsieur Kapital", wie Pecqueur diese Person nennt, überflüssig ist. "Der kränkliche Proletarier des Urwalds" ist ein artiges Roschersches Phantom. Der Urwäldler ist Eigentümer des Urwalds und behandelt den Urwald, ganz so ungeniert wie der Orang-Utang, als sein Eigentum. Er ist also nicht Proletarier. Dies wäre nur der Fall, wenn der Urwald ihn, statt er den Urwald exploitierte. Was seinen Gesundheitszustand betrifft, steht solcher wohl den Vergleich aus nicht nur mit dem des modernen Proletariers, sondern auch dem der syphilitischen und skrofulösen "Ehrbarkeit". Doch versteht Herr Wilhelm Roscher unter Urwald wahrscheinlich die stammverwandte Lüneburger Heide. 71) "As the Labourers make men rich, so the more Labourers, there will be the more rich men... the Labour of the Poor being the Mines of the Rich." (John Bellers, l.c.p. 2.) --#

1*) Siehe Band 6 unserer Ausgabe, S. 410
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ja es ist unleugbar der weiseste Plan für jede Privatperson, für jede Privatfamilie in der Gesellschaft, zu sein, aber es ist das Interesse aller reichen Nationen, daß der größte Teil der Armen nie untätig sei und sie dennoch stets verausgaben, was sie einnehmen... Diejenigen, die ihr Leben durch ihre tägliche Arbeit gewinnen, haben nichts, was sie anstachelt, dienstlich zu sein außer ihren Bedürfnissen, welche es Klugheit ist zu lindern, aber Narrheit wäre zu kurieren. Das einzige Ding, das den arbeitenden Mann fleißig machen kann, ist ein mäßiger Arbeitslohn. Ein zu geringer macht ihn je nach seinem Temperament kleinmütig oder verzweifelt, ein zu großer insolent und faul... Aus dem bisher Entwickelten folgt, daß in einer freien Nation, wo Sklaven nicht erlaubt sind, der sicherste Reichtum aus einer Menge arbeitsamer Armen besteht. Außerdem, daß sie die nie versagende Zufuhrquelle für Flotte und Armee, gäbe es ohne sie keinen Genuß und wäre das Produkt keines Landes verwertbar. Um die Gesellschaft" (die natürlich aus den Nichtarbeitern besteht) "glücklich und das Volk selbst in kümmerlichen Zuständen zufrieden zu machen, ist es nötig, daß die große Majorität sowohl unwissend als arm bleibt. Kenntnis erweitert und vervielfacht unsere Wünsche und je weniger ein Mann wünscht, desto leichter können seine Bedürfnisse befriedigt werden." 72)
Was Mandeville, ein ehrlicher Mann und heller Kopf, noch nicht begreift, ist, daß der Mechanismus des Akkumulationsprozesses selbst mit dem Kapital die Masse der "arbeitsamen Armen" vermehrt, d.h. der Lohnarbeiter, die ihre Arbeitskraft in wachsende Verwertungskraft des wachsenden Kapitals verwandeln und ebendadurch ihr Abhängigkeitsverhältnis von ihrem eignen, im Kapitalisten personifizierten Produkt verewigen müssen. Mit Bezug auf dies Abhängigkeitsverhältnis bemerkt Sir F. M. Eden in seiner Lage der Armen, oder Geschichte der arbeitenden Klasse Englands":
"Unsere Zone erfordert Arbeit zur Befriedigung der Bedürfnisse, und deshalb muß wenigstens ein Teil der Gesellschaft unermüdet arbeiten... Einige, die nicht arbeiten, haben dennoch die Produkte des Fleißes zu ihrer Verfügung. Das verdanken diese Eigentümer aber nur der Zivilisation und Ordnung; sie sind reine Kreaturen der bürgerlichen Institutionen. 72) Denn diese haben es anerkannt, daß man die Früchte der
72) B. de Mandeville, ("The Fable of the Bees", 5th ed., Lond. 1728, Remarks, p. 212, 213, 328.) - "Mäßiges Leben und beständige Arbeit sind für den Armen der Weg zum materiellen Glücke" (worunter er möglichst langen Arbeitstag und möglichst wenig Lebensmittel versteht) "und zum Reichtum für den Staat" (nämlich Grundeigentümer, Kapitalisten und ihre politischen Würdeträger und Agenten). ("An Essay on Trade and Commerce". Lond. 1770, p. 54.) 73) Eden hätte fragen sollen, wessen Kreatur sind denn "die bürgerlichen Institutionen"? Vom Standpunkt der juristischen Illusion betrachtet er nicht das Gesetz als Produkt der materiellen Produktionsverhältnisse, sondern umgekehrt die Produktionsverhältnisse
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Arbeit auch anders als durch Arbeit sich aneignen kann. Die Leute von unabhgem Vermögen verdanken ihr Vermögen fast ganz der Arbeit andrer, nicht ihrer eignen Fähigkeit, die durchaus nicht besser ist als die der andren, es ist nicht der Besitz von Land und Geld, sondern das Kommando über Arbeit (the command of labour), das die Reichen von den Armen unterscheidet... Was dem Armen zusagt, ist nicht eine verworfene oder servile Lage, sondern ein bequemes und liberales Abhängigkeitsverhältnis (a state of easy and liberal dependence), und für die Leute von Eigentum hinreichender Einfluß und Autorität über die, die für sie arbeiten... Ein solches Abhängigkeitsverhältnis ist, wie jeder Kenner der menschlichen Natur weiß, notwendig für den Komfort der Arbeiter selbst." 74)
Sir F. M. Eden, beiläufig bemerkt, ist der einzige Schüler Adam Smiths, der während des achtzehnten Jahrhunderts etwas Bedeutendes geleistet hat. 75)
als Produkt des Gesetzes. Linguet [148] warf Monteaquieus illusorischen "Esprit des is" 1*) mit dem einen Wort über den Haufen: "L'esprit des lois, c'est la propriété." 2*) 74) Eden, l.c.,v.I,l.I,ch.I,p. 1, 2 und Preface, p. XX. 75) Sollte der er an Malthus erinnern, dessen "Essay on Population" 1798 erschien, so erinnere ich, daß diese Schrift in ihrer ersten Form nichts als ein schülerhaft oberflächliches und pfäffisch verdeklamiertes Plagiat aus Defoe, Sir James Steuart, Townsend, Franklin, Wallace usw. ist und nicht einen einzigen selbstgemachten Satz enthält. Das große Aufsehn, das dies Pamphlet erregte, entsprang lediglich Parteiinteressen. Die Französische Revolution hatte im britischen Königreich leidenschaftliche Verteidiger gefunden; das "Populationsprinzip", langsam im 18. Jahrhundert herausgearbeitet, dann mitten in einer großen sozialen Krisis mit Pauken und Trompeten verkündet als das unfehlbare Gegengift gegen die Lehren von Condorcet u.a., wurde jubelnd begrüßt von der englischen Oligarchie als der große Austilger aller Gelüste nach menschlicher Fortentwicklung. Malthus, über seinen Erfolg hocherstaunt, gab sich dann daran, oberflächlich kompiliertes Material in das alte Schema zu stopfen und neues, aber nicht von Malthus entdecktes, sondern nur annexiertes, zuzufügen. Nebenbei bemerkt. Obgleich Malthus Pfaffe der englischen Hochkirche, hatte er das Mönchsgelübde des Zalibats abgelegt. Dies ist nämlich eine der Bedingungen der fellowship 3*) der protestantischen Universität zu Cambridge. "Daß die Mitglieder der Kollegien verheiratet sind, gestatten wir nicht, sondern sobald jemand eine Frau nimmt, hört er damit auf, Mitglied des Kollegiums zu sein." ("Reports of Cambridge University Commission", p. 172.) Dieser Umstand unterscheidet Malthus vorteilhaft von den andren protestantischen Pfaffen, die das katholische Gebot des Priesterzalibats von sich selbst abgeschüttelt und das "Seid fruchtbar und mehret euch" in solchem Maß als ihre spezifisch biblische Mission vindiziert haben, daß sie überall in wahrhaft unanständigem Grad zur Vermehrung der Bevölkerung beitragen, während sie gleichzeitig --#

1*) "Geist der Gesetze" - 2*) "Der Geist der Gesetze ist das Eigentum." - 3*) Mitgliedschaft
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Unter den bisher unterstellten, den Arbeitern günstigsten Akkumulationsbedingungen kleidet sich ihr Abhängigkeitsverhältnis vom Kapital in erträgliche oder, wie Eden sagt, "bequeme und liberale" Formen. Statt intensiver zu werden mit dem Wachstum des Kapitals, wird es nur extensiver, d.h. die Exploitations- und Herrschaftssphäre des Kapitals dehnt
den Arbeitern das "Populationsprinzip" predigen. Es ist charakteristisch, daß der ökonomische travestierte Sündenfall, der Adamsapfel, der "urgent appetite", "the checks which tend to blunt the shafts of Cupid" 1*), wie Pfag Townsend munter sagt, daß dieser kitzlige Punkt von den Herrn von der protestantischen Theologie oder vielmehr Kirche monopolisiert ward und wird. Mit Ausnahme des venetianischen Mönches Ortes, eines originellen und geistreichen Schriftstellers, sind die meisten Populationslehrer protestantische Pfaffen. So Bruckner: "Théorie du Système animal", Leyde 1767, worin die ganze moderne Bevölkerungstheorie erschöpft ist und wozu der vorübergehende Zank zwischen Quesnay und seinem Schüler Mirabeau père 2*) über dasselbe Thema Ideen lieferte, dann Pfaffe Wallace, Pfaffe Townsend, Pfaffe Malthus und sein Schüler, der Erzpfaff Th. Chalmers, von kleineren pfäffischen Skribenten in this line 3) gar nicht zu reden. Ursprünglich ward die politische Ökonomie betrieben von Philosophen, wie Hobbes, Locke, Hume, Geschäfts- und Staatsleuten, wie Thomas Morus, Temple, Sully, de Witt, North, Law, Vanderlint, Cantillon, Franklin, und theoretisch namentlich, und mit dem größten Erfolg, von Medizinern, wie Petty, Barbon, Mandeville, Quesnay. Noch Mitte des 18. Jahrhunderts entschuldigt sich Rev. Mr. Tucker, ein bedeutender Ökonom für seine Zeit, daß er sich mit dem Mammon beschäftigte. Später, und zwar mit dem "Bevölkerungsprinzip" schlug die Stunde der protestantischen Pfaffen. Als ob er diese Geschäftsverpfuschung geahnt, Petty, der die Population als Basis des Reichtums behandelt und, gleich Adam Smith, abgesagter Pfaffenfeind: "Die Religion blüht am besten, wenn die Priester am meisten kasteit werden, wie das Recht am besten, wo die Advokaten verhungern." Er rät daher den protestantischen Pfaffen, wenn sie einmal dem Apostel Paulus nicht folgen und sich nicht durch das Zölibat "abtöten" wollen, "doch ja nicht mehr Pfaffen zu hecken (not to breed more Churchmen) als die vorhandenen Pfründen (benefices) absorbieren können; d.h. wenn es nur 12 000 Pfründen in England und Wales gibt, ist es unweis, 24 000 Pfaffen zu hecken (it will not be safe to breed 24 000 ministers), denn die 12 000 Unversorgten werden stets einen Lebensunterhalt zu gewinnen suchen, und wie könnten sie das leichter tun, als indem sie unter das Volk gehn und es überreden, die 12 000 Pfründner vergifteten die Seelen, und hungerten selbige Seelen aus, und zeigten ihnen den Holzweg zum Himmel?" (Petty, A Treatise on Taxes and Contributions", Lond. 1667, p. 57.) Adam Smiths Stellung zum protestantischen Pfaffentum seiner Zeit ist durch folgendes charakterisiert. In A Letter to A. Smith, LL.D. On the --#

1*) die "dringliche Begierde", "die Hemmnisse, die die Pfeile Cupidos abzustumpfen suchen" - 2*) der Ältere - 3*) dieser Art
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sich nur aus mit seiner eigenen Dimension und der Anzahl seiner Untertanen. Von ihrem eignen anschwellenden und schwellend in Zusatzkapital verwandelten Mehrprodukt strömt ihnen ein größerer Teil in der Form von Zahlungsmitteln zurück, so daß sie den Kreis ihrer Genüsse erweitern, ihren Konsumtionsfends von Kleidern, Möbeln usw. besser ausstatten und kleine Reservefonds von Geld bilden können. So wenig aber bessere Kleidung, Nahrung, Behandlung und ein größeres Peculium [147]) das Abhängigkeitsverhältnis und die Exploitation des Sklaven aufheben, so wenig die des Lohnarbeiters. Steigender Preis der Arbeit infolge der Akkumulation des Kapitals besagt in der Tat nur, daß der Umfang und die Wucht der goldnen Kette, die der Lohnarbeiter sich selbst bereits geschmiedet hat, ihre losere Spannung erlauben. In den Kontroversen über diesen Gegenstand
Life, Death and Philosophy of bis Friend David Hume. By One of the People called Christians", 4th ed., Oxford 1784, kanzelt Dr. Horne, hochkirchlicher Bischof von Noch, den A. Smith ab, weil er in einem öffentlichen Sendschreiben an Herrn Strahan seinen "Freund David" (sc. Hume) "einbalsamiere", weil er dem Publikum erzähle, wie Hume auf seinem Sterbebett sich mit Lukian und Whist arnüsierte", und sogar die Frechheit hatte, zu schreiben: "Ich habe Hume stets, sowohl während seines Lebens wie nach seinem Tode so nahe dem Ideal eines vollkommen weisen und tugendhaften Mannes betrachtet, als die Schwäche der menschlichen Natur erlaubt." Der Bischof ruft entrüstet. Ist es recht von Ihnen, mein Herr, uns als vollkommen weise und tugendhaft den Charakter und Lebenswandel eines Menschen zu schildern, der von einer unheilbaren Antipathie besessen war wider alles, was Religion heißt, und der jeden Nerv anspannte, um, so viel an ihm, selbst ihren Namen aus dem Gedächtnis der Menschen zu löschen?" l.c.p. 8.) "Aber laßt euch nicht entmutigen, Liebhaber der Wahrheit, der Atheismus ist kurzlebig." (p. 17.) Adam Smith hat die gräßliche Ruchlosigkeit (the atrocious wickedness), den Atheismus durch das Land zu propagandieren" (nämlich durch seine "Theory of moral sentiments"). "...Wir kennen Eure Schwäche, Herr Doktor! Ihr meint's gut, rechnet aber diesmal ohne den Wirt. Ihr wollt uns durch das Beispiel von David Hume, Esq., weismachen, daß Atheismus der einzige Schnaps (cordial) für ein niedergeschlagnes Gemüt und das einzige Gegengift wider Todesfurcht ist... Lacht nur über Babylon in Ruinen und beglückwünscht nur den verhärteten Bösewicht Pharao!" (l.c.p. 21, 22.) Ein orthodoxer Kopf unter A. Smiths Kollegienbesuchern schreibt nach dessen Tod: "Smiths Freundschaft für Hume verhinderte ihn, ein Christ zu sein... Er glaubte Hume alles aufs Wort. Wenn Hume ihm , der Mond sei ein grüner Käs, er hätt's geglaubt. Er glaubte ihm daher auch, daß es keinen Gott und keine Wunder gebe... In seinen politischen Prinzipien streifte er an Republikanismus." ("The Bee" by James Anderson, 18 vls., Edinb. 1791-1793, vol. 3, p. 166, 165.) Pfaff Th. Chalmers hat A. Späth in Verdacht, daß er aus reiner Malice die Kategorie der "unproduktiven Arbeiter" eigens für die protestantischen Pfaffen erfand, trotz ihrer gesegneten Arbeit im Weinberg des Herrn.
#647# 23. Kapitel - Das allgemeine Gesetz der kap. Akkumulation --

hat man meist die Hauptsache übersehn, nämlich die differentia specifica 1*) der kapitalistischen Produktion. Arbeitskraft wird hier gekauft, nicht um durch ihren Dienst oder ihr Produkt die persönlichen Bedürfnisse des Käufers zu befriedigen. Sein Zweck ist Verwertung seines Kapitals, Produktion von Waren, die mehr Arbeit enthalten, als er zahlt, also einen Werttell enthalten, der ihm nichts kostet und dennoch durch den Warenverkauf realisiert wird. Produktion von Mehrwert oder Plusmacherei ist das absolute Gesetz dieser Produktionsweise. Nur soweit sie die Produktionsmittel als Kapital erhält, ihren eignen Wert als Kapital reproduziert und in unbezahlter Arbeit eine Quelle von Zuschußkapital liefert, ist die Arbeitskraft verkaufbar. 76) Die Bedingungen ihres Verkaufs, ob mehr oder minder günstig für den Arbeiter, schließen also die Notwendigkeit ihres steten Wiederverkaufs und die stets erweiterte Reproduktion des Reichtums als Kapital ein. Der Arbeitslohn, wie man gesehn, bedingt seiner Natur nach stets Lieferung eines bestimmten Quantums unbezahlter Arbeit auf seiten des Arbeiters. Ganz abgesehn vom Steigen des Arbeitslohns mit sinkendem Preis der Arbeit usw., besagt seine Zunahme im besten Fall nur quantitative Abnahme der unbezahlten Arbeit, die der Arbeiter leisten muß. Diese Abnahme kann nie bis zum Punkt fortgehn, wo sie das System selbst bedrohen würde. Abgesehn von gewaltsamen Konflikten über die Pate des Arbeitslohns, und Adam Smith hat bereits gezeigt, daß im großen und ganzen in solchem Konflikt der Meister stets Meister bleibt, unterstellt ein aus Akkumulation des Kapitals entspringendes Steigen des Arbeitspreises folgende Alternative. Entweder fährt der Preis der Arbeit fort zu steigen, weil seine Erhöhung den Fortschritt der Akkumulation nicht stört; es liegt darin nichts Wunderbares, denn, sagt A. Smith,
"selbst bei gesunknem Profit vermehren sich die Kapitale dennoch; sie wachsen selbst rascher als vorher... Ein großes Kapital wächst selbst bei kleinerem Profit im allgemeinen rascher als ein kleines Kapital bei großem Profit." l.c.I,p. 189.)
76) Note zur 2. Ausgabe. Die Grenze jedoch der Beschäftigung von industriellen wie von ländlichen Arbeitern ist dieselbe: nämlich die Möglichkeit für den Unternehmer, einen Profit aus ihrem Arbeitsprodukt herauszuschlagen. Steigt die Rate des Arbeitslohns so hoch, daß der Gewinn des Meisters unter den Durchschnittsprofit fällt, so hört er auf, sie zu beschäftigen, oder beschäftigt sie nur unter der Bedingung, daß sie eine Herabsetzung des Arbeitslohns zulassen." (John Wade, l.c.p. 240.) --#

1*) den kennzeichnenden Unterschied
#648# VII. Abschnitt - Der Akkumulationsprozeß des Kapitals --

In diesem Falle ist es augenscheinlich, daß eine Verminderung der unbezahlten Arbeit die Ausdehnung der Kapitalherrschaft keineswegs beeinträchtigt. - Oder, das ist die andre Seite der Alternative, die Akkumulation erschlafft infolge des steigenden Arbeitspreises, weil der Stachel des Gewinns abstumpft. Die Akkumulation nimmt ab. Aber mit ihrer Abnahme verschwindet die Ursache ihrer Abnahme, nämlich -die Disproportion zwischen Kapital und exploitabler Arbeitskraft. Der Mechanismus des kapitalistischen Produktionsprozesses beseitigt also selbst die Hindernisse, die er vorübergehend schafft. Der Arbeitspreis fällt wieder auf ein den Verwertungsbedürfnissen des Kapitals entsprechendes Niveau, ob dieses nun unter, über oder gleich mit dem Niveau, welches vor Eintritt des Lohnzuwachses als normal galt. Man sieht: Im ersten Fall ist es nicht die Abnahme im absoluten oder proportionellen Wachstum der Arbeitskraft oder Arbeiterbevölkerung, welche das Kapital überschüssig, sondern umgekehrt die Zunahme des Kapitals, welche die exploitable Arbeitskraft unzureichend macht. Im zweiten Fall ist es nicht die Zunahme im absoluten oder proportionellen Wachstum der Arbeitskraft oder der Arbeiterbevölkerung, welche das Kapital unzureichend, sondern umgekehrt die Abnahme des Kapitals, welche die exploitable Arbeitskraft, oder vielmehr ihren Preis, überschüssig macht. Es sind diese absoluten Bewegungen in der Akkumulation des Kapitals, welche sich als relative Bewegungen in der Masse der exploitablen Arbeitskraft widerspiegeln und daher der eignen Bewegung der letztren geschuldet scheinen. Um mathematischen Ausdruck anzuwenden: die Größe der Akkumulation ist die unabhängige Variable, die Lohngröße die abhängige, nicht umgekehrt. So drückt sich in der Krisenphase des industriellen Zyklus der allgemeine Fall der Warenpreise als Steigen des relativen Geldwerts, und in der Prosperitätsphase das allgemeine Steigen der Warenpreise als Fall des relativen Geldwerts aus. Die sog. Currency-Schule [52] schließt daraus, daß bei hohen Preisen zu viel, bei niedrigen zu wenig Geld zirkuliert. 1*) Ihre Ignoranz und völlige Verkennung der Tatsachen 77) finden würdige Parallele in den Ökonornen, welche jene Phänomene der Akkumulation dahin deuten, daß das eine Mal zu wenig und das andre Mal zu viel Lohnarbeiter existieren. Das Gesetz der kapitalistischen Produktion, das dem angeblichen "natürlichen Populationsgesetz" zugrunde liegt, kommt einfach auf dies heraus:
77) Vgl. Karl Marx, "Zur Kritik der Politischen Oekonomie", p. 165 sqq. 2*) --#

1*) 3. und 4. Auflage: bei hohen Preisen zu wenig, bei niedrigen zu viel Geld zirkuliert. - 2*) siehe Band 13 unserer Ausgabe, S. 154 ff.
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Das Verhältnis zwischen Kapital, Akkumulation und Lohnrate ist nichts als das Verhältnis zwischen der unbezahlten, in Kapital verwandelten Arbeit und der zur Bewegung des Zusatzkapitals erforderlichen zuschüssigen Arbeit. Es ist also keineswegs ein Verhältnis zweler voneinander unabhängigen Größen, einerseits der Größe des Kapitals, andrerseits der Zahl der Arbeiterbevölkerung, es ist vielmehr in letzter Instanz nur das Verhältnis zwischen der unbezahlten und der bezahlten Arbeit derselben Arbeiterbevölkerung. Wächst die Menge der von der Arbeiterklasse gelieferten und von der Kapitalistenklasse akkumulierten, unbezahlten Arbeit rasch genug, um nur durch einen außergewöhnlichen Zuschuß bezahlter Arbeit sich in Kapital verwandeln zu können, so steigt der Lohn, und alles andre gleichgesetzt, nimmt die unbezahlte Arbeit im Verhältnis ab. Sobald aber diese Abnahme den Punkt berührt, wo die das Kapital ernährende Mehrarbeit nicht mehr in normaler Menge angeboten wird, so tritt eine Reaktion ein: ein geringerer Teil der Revenue wird kapitalisiert, die Akkumulation erlahmt, und die steigende Lohnbewegung empfängt einen Gegenschlag. Die Erhöhung des Arbeitspreises bleibt also eingehannt in Grenzen, die die Grundlagen des kapitalistischen Systems nicht nur unangetastet lassen, sondern auch seine Reproduktion auf wachsender Stufenleiter sichern. Das in ein Naturgesetz mystifizierte Gesetz der kapitalistischen Akkumulation drückt also in der Tat nur aus, daß ihre Natur jede solche Abnahme im Exploitationsgrad der Arbeit oder jede solche Steigerung des Arbeitspreises ausschließt, welche die stetige Reproduktion des Kapitalverhältnisses und seine Reproduktion auf stets erweiterter Stufenleiter ernsthaft gefährden könnte. Es kann nicht anders sein in einer Produktionsweise, worin der Arbeiter für die Verwertungsbedürfnisse vorhandner Werte, statt umgekehrt der gegenständliche Reichtum für die Entwicklungsbedürfnisse des Arbeiters da ist. Wie der Mensch in der Religion vom Machwerk seines eignen Kopfes, so wird er in der kapitalistischen Produktion vom Machwerk seiner eignen Hand beherrscht 77a)
77a) "Gehen wir aber nun auf unsere erste Untersuchung zurück, wo nachgewiesen ist... daß das Kapital selbst nur das Erzeugnis menschlicher Arbeit ist... so scheint es ganz unbegreiflich, daß der Mensch unter die Herrschaft seines eigenen Produkts das Kapital geraten und diesem untergeordnet werden könne; und da dies in der Wirklichkeit doch unleugbar der Fall ist, so drängt sich unwillkürlich die Frage auf: wie hat der Arbeiter aus dem Beherrscher des Kapitals - als Schöpfer desselben - zum Sklaven des Kapitals werden können?" (Von Thünen, "Der isolirte Staat", Zweiter Theil, Zweite Abtheilung, Rosteck 1863, p.5,6.) Es ist das Verdienst Thünens, gefragt zu haben. Seine Antwort ist einfach kindisch.
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2. Relative Abnahme des variablen Kapitalteils im Fortgang der Akkumulation und der sie begleitenden Konzentration

Nach den Ökonomen selbst ist es weder der vorhandne Umfang des gesellschaftlichen Reichtums noch die Größe des bereits erworbnen Kapitals, die eine Lohnerhöhung herbeiführen, sondern lediglich das fortgesetzte Wachsen der Akkumulation und der Geschwindigkeitsgrad ihres Wachstums (A. Smith, Buch I, Kap. 8). Bisher haben wir nur eine besondre Phase dieses Prozesses betrachtet, diejenige, in der der Kapitalzuwachs stattfindet bei gleichbleibender technischer Zusammensetzung des Kapitals. Aber der Prozeß schreitet über diese Phase hinaus. Die allgemeinen Grundlagen des kapitalistischen Systems einmal gegeben, tritt im Verlauf der Akkumulation jedesmal ein Punkt ein, wo die Entwicklung der Produktivität der gesellschaftlichen Arbeit der mächtigste Hebel der Akkumulation wird.
"Dieselbe Ursache", sagt A. Smith, "die die Löhne erhöht, nämlich die Zunahme des Kapitals, treibt zur Steigerung der produktiven Fähigkeiten der Arbeit und setzt eine kleinere Arbeitsmenge instand, eine größere Menge von Produkten zu erzeugen." [149]
Abgesehn von Naturbedingungen, wie Fruchtbarkeit des Bodens usw., und vom Geschick unabhängiger und isoliert arbeitender Produzenten, das sich jedoch mehr qualitativ in der Güte als quantitativ in der Masse des Machwerks bewährt, drückt sich der gesellschaftliche Produktivgrad der Arbeit aus im relativen Größenumfang der Produktionsmittel, welche ein Arbeiter, während gegebner Zeit, mit derselben Anspannung von Arbeitskraft, in Produkt verwandelt. Die Masse der Produktionsmittel, womit er funktioniert, wächst mit der Produktivität seiner Arbeit. Diese Produktionsmittel spielen dabei eine doppelte Rolle. Das Wachstum der einen ist Folge, das der andren Bedingung der wachsenden Produktivität der Arbeit. Z.B. mit der manufakturmäßigen Teilung der Arbeit und der Anwendung von Maschinerie wird in derselben Zeit mehr Rohmaterial verarbeitet, tritt also größere Masse von Rohmaterial und Hilfsstoffen in den Arbeitsprozeß ein. Das ist die Folge der wachsenden Produktivität der Arbeit. Andrerseits ist die Masse der angewandten Maschinerie, Arbeitsviehs, mineralischen Düngers, Drainierungsröhren usw. Bedingung der wachsenden Produktivität der Arbeit. Ebenso die Masse der in Baulichkeiten, Riesenöfen, Transportmitteln
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usw. konzentrierten Produktionsmittel. Ob aber Bedingung oder Folge, der wachsende Größenumfang der Produktionsmittel im Vergleich zu der ihnen einverleibten Arbeitskraft drückt die wachsende Produktivität der Arbeit aus. Die Zunahme der letzteren erscheint also in der Abnahme der Arbeitsmasse verhältnismäßig zu der von ihr bewegten Masse von Produktionsmitteln oder in der Größenabnahme des subjektiven Faldors des Arbeitsprozesses, verglichen mit seinen objektiven Faktoren. Diese Veränderung in der technischen Zusammensetzung des Kapitals, das Wachstum in der Masse der Produktionsttel, verglichen mit der Masse der sie belebenden Arbeitskraft, spiegelt sich wider in seiner Wertzusammensetzung, in der Zunahme des konstanten Bestandteils des Kapitalwerts auf Kosten seines variablen Bestandteils. Es werden z.B. von einem Kapital, prozentweis berechnet, ursprünglich je 50% in Produktionsmitteln und je 50% in Arbeitskraft ausgelegt, später, mit der Entwicklung des Produktivgrads der Arbeit, je 80% in Produktionstteln und je 20% in Arbeitskraft usw. Dies Gesetz des steigenden Wachstums des konstanten Kapitalteils im Verhältnis zum variablen wird auf jedem Schritt bestätigt (wie schon oben entwickelt) durch die vergleichende Analyse der Warenpreise, gleichviel ob wir verschiedne ökonomische Epochen bei einer einzigen Nation vergleichen oder verschiedne Nationen in derselben Epoche. Die relative Größe des Preiselements, welches nur den Wert der verzehrten Produktionsmittel oder den konstanten Kapitalteil vertritt, wird in direktem, die relative Größe des andern, die Arbeit bezahlenden oder den variablen Kapitaltell vertretenden Preiselements, wird im allgemeinen in umgekehrtem Verhältnis stehn zum Fortschritt der Akkumulation. Die Abnahme des variablen Kapitalteils gegenüber dem konstanten oder die veränderte Zusammensetzung des Kapitalwerts zeigt jedoch nur annähernd den Wechsel in der Zusammensetzung seiner stofflichen Bestandteile an. Wenn z.B. heute der in der Spinnerei angelegte Kapitalwert zu 7/8 konstant und 1/8 variabel ist, während er Anfang des 18. Jahrhunderts 1/2 konstant und 1/2 variabel war, so ist dagegen die Masse von Rohstoff, Arbeitsmitteln usw., die ein bestimmtes Quantum Spinnarbeit heute produktiv konsumiert, vielhundertmal größer als im Anfang des 18. Jahrhunderts. Der Grund ist einfach der, daß mit der wachsenden Produktivität der Arbeit nicht nur der Umfang der von ihr vernutzten Produktionsmittel steigt, sondern deren Wert, verglichen mit ihrem Umfang, sinkt. Ihr Wert steigt also absolut, aber nicht proportioriell mit ihrem Umfang. Das Wachstum der Differenz zwischen konstantem und variablem Kapital ist daher
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viel kleiner als das der Differenz zwischen der Masse der Produktionsmittel, worin das konstante, und der Masse Arbeitskraft, worin das variable Kapital umgesetzt wird. Die erstere Differenz nimmt zu mit der letzteren, aber in geringerem Grad. Übrigens, wenn der Fortschritt der Akkumulation die relative Größe des variablen Kapitalteils vermindert, schließt er damit die Steigerung ihrer absoluten Größe keineswegs aus. Gesetzt, ein Kapitalwert spalte sich anfangs in 50% konstantes und 50% variables Kapital, später in 80% konstantes und 20% variables. Ist inzwischen das ursprüngliche Kapital, sage 6000 Pfd.St., gewachsen auf 18 000 Pfd.St., so ist sein variahler Bestandteil auch um 1/5 gewachsen. Er war 3000 Pfd. St., er beträgt jetzt 3600 Pfd. St. Wo aber früher ein Kapitalzuwachs von 20% genügt hätte, die Nachfrage nach Arbeit um 20% zu steigern, erfordert das jetzt Verdreifachung des ursprüngilchen Kapitals. Im vierten Abschnitt wurde gezeigt, wie die Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit Kooperation auf großer Stufenleiter voraussetzt, wie nur unter dieser Voraussetzung Teilung und Kornbination der Arbeit organisiert, Produktionsrmttel durch massenhafte Konzentration ökonomisiert, schon stofflich nur gemeinsam anwendbare Arbeitsmittel, z.B. System der Maschinerie usw., ins Leben gerufen, ungeheure Naturkräfte in den Dienst der Produktion gepreßt und die Verwandlung des Produktionsprozesses in technologische Anwendung der Wissenschaft vollzogen werden können. Auf Grundlage der Warenproduktion, wo die Produktionsmittel Eigentum von Privatpersonen sind, wo der Handarbeiter daher entweder isoliert und selbständig Waren produziert oder seine Arbeitskraft als Ware verkauft, weil ihm die Mittel zum Selbstbetrieb fehlen, realisiert sich jene Voraussetzung nur durch das Wachstum der individuellen Kapitale oder im Maße, worin die gesellschaftlichen Produktions- und Lebensmittel in das Privateigentum von Kapitalisten verwandelt werden. Der Boden der Warenproduktion kann die Produktion auf großer Stufenleiter nur in kapitalistischer Form tragen. Eine gewisse Akkumulation von Kapital in den Händen individueller Warenproduzenten bildet daher die Voraussetzung der spezifisch kapitalistischen Produktionsweise. Wir mußten sie deshalb unterstellen bei dem Übergang aus dem Handwerk in den kapitalistischen Betrieb. Sie mag die ursprüngliche Akkumulation heißen, weil sie statt historisches Resultat historische Grundlage der spezifisch kapitalistischen Produktion ist. Wie sie selbst entspringt, brauchen wir hier noch nicht zu untersuchen. Genug, sie bildet den Ausgangspunkt. Aber alle Methoden zur Steigerung der gesellschaftlichen
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Grundlage erwachsen, sind zugleich Methoden der gesteigerten Produktion des Mehrwerts oder Mehrprodukts, welches seinerseits das Bildungselement der Akkumulation. Sie sind also zugleich Methoden der Produktion von Kapital durch Kapital oder Methoden seiner beschleunigten Akkumulation. Die kontinuierliche Rückverwandlung von Mehrwert in Kapital stellt sich dar als wachsende Größe des in den Produktionsprozeß eingehenden Kapitals. Diese wird ihrerseits Grundlage einer erweiterten Stufenleiter der Produktion, der sie begleitenden Methoden zur Steigerung der Produktivkraft der Arbeit und beschleunigter Produktion von Mehrwert. Wenn also ein gewisser Grad der Kapitalakkumulation als Bedingung der spezifisch kapitalistischen Produktionsweise erscheint, verursacht die letztere rückschlagend eine beschleunigte Akkumulation des Kapitals. Mit der Akkumulation des Kapitals entwickelt sich daher die spezifisch kapitalistische Produktionsweise und mit der spezifisch kapitalistischen Produktionsweise die Akkumulation des Kapitals. Diese beiden ökonomischen Faktoren erzeugen, nach dem zusammengesetzten Verhältnis des Anstoßes, den sie sich gegenseitig erteilen, den Wechsel in der technischen Zusammensetzung des Kapitals, durch welchen der variable Bestandteil immer kleiner und kleiner wird, verglichen mit dem konstanten. Jedes individuelle Kapital ist eine größere oder kleinere Konzentration von Produktionsmitteln mit entsprechendem Kommando über eine größere oder kleinere Arbeiterarmee. Jede Akkumulation wird das Mittel neuer Akkumulation. Sie erweitert mit der vermehrten Masse des als Kapital funktionierenden Reichtums seine Konzentration in den Händen individueller Kapitalisten, daher die Grundlage der Produktion auf großer Stufenleiter und der spezifisch kapitalistischen Produktionsmethoden. Das Wachstum des gesellschaftlichen Kapitals vollzieht sich im Wachstum vieler individuellen Kapitale. Alle andren Umstände als gleichbleibend vorausgesetzt, wachsen die individuellen Kapitale, und mit ihnen die Konzentration der Produktionsmittel, im Verhältnis, worin sie aliquote Teile des gesellschaftlichen Gesamtkapitals bilden. Zugleich reißen sich Ableger von den Originalkapitalen los und funktionieren als neue selbständige Kapitale. Eine große Rolle spielt dabei unter anderm die Teilung des Vermögens in Kapitalistenfamilien. Mit der Akkumulation des Kapitals wächst daher auch mehr oder minder die Anzahl der Kapitalisten. Zwei Punkte charakterisieren diese Art Konzentration, welche unmittelbar auf der Akkumulation beruht oder vielmehr mit ihr identisch ist. Erstens: Die wachsende Konzentration der gesellschaftlichen Produktionsmittel in den Händen individueller
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Kapitalisten ist, unter sonst gleichbleibenden Umständen, beschränkt durch den Wachstumsgrad des gesellschaftlichen Reichtums. Zweitens: Der in jeder besondren Produktionssphäre ansässige Teil des gesellschaftlichen Kapitals ist verteilt unter viele Kapitalisten, welche einander als unabhängige und miteinander konkurrierende Warenproduzenten gegenüberstehn. Die Akkumulation und die sie begleitende Konzentration sind also nicht nur auf viele Punkte zersplittert, sondern das Wachstum der funktionierenden Kapitale ist durchkreuzt durch die Bildung neuer und die Spaltung alter Kapitale. Stellt sich die Akkumulation daher einerseits dar als wachsende Konzentration der Produktionsmittel und des Kommandos über Arbeit, so andrerseits als Repulsion vieler individueller Kapitale voneinander. Dieser Zersplitterung des gesellschaftlichen Gesamtkapitals in viele individuelle Kapitale oder der Repulsion seiner Bruchteile voneinander wirkt entgegen ihre Attraktion. Es ist dies nicht mehr einfache, mit der Akkumulation identische Konzentration von Produktionsmitteln und Kommando über Arbeit. Es ist Konzentration bereits gebildeter Kapitale, Aufhebung ihrer individuellen Selbständigkeit, Expropriation von Kapitalist durch Kapitalist, Verwandlung vieler kleineren in weniger größere Kapitale. Dieser Prozeß unterscheidet sich von dem ersten dadurch, daß er nur veränderte Verteilung der bereits vorhandnen und funktionierenden Kapitale voraussetzt, sein Spielraum also durch das absolute Wachstum des gesellschaftlichen Reichtums oder die absoluten Grenzen der Akkumulation nicht beschränkt ist. Das Kapital schwillt hier in einer Hand zu großen Massen, weil es dort in vielen Händen verlorengeht. Es ist die eigentliche Zentralisation im Unterschied zur Akkumulation und Konzentration. Die Gesetze dieser Zentralisation der Kapitale oder der Attraktion von Kapital durch Kapital können hier nicht entwickelt werden. Kurze tatsächliche Andeutung genügt. Der Konkurrenzkampf wird durch Verwohlfellerung der Waren geführt. Die Wohlfeilheit der Waren hängt, caeteris paribus 1*), von der Produktivität der Arbeit, diese aber von der Stufenleiter der Produktion ab. Die größeren Kapitale schlagen daher die kleineren. Man erinnert sich ferner, daß mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise der Minimalumfang des individuellen Kapitals wächst, das erheischt ist, um ein Geschäft unter seinen normalen Bedingungen zu betreiben. Die kleineren Kapitale drängen sich daher in Produktionssphären, deren sich die große Industrie nur noch sporadisch oder unvollkommen --#

1*) unter sonst gleichen Umständen
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bemächtigt hat. Die Konkurrenz rast hier im direkten Verhältnis zur Anzahl und im umgekehrten Verhältnis zur Größe der rivalisierenden Kapitale. Sie endet stets mit Untergang vieler kleineren Kapitalisten, deren Kapitale teils in die Hand des Siegers übergehn, teils untergehn. Abgesehn hiervon bildet sich mit der kap talistischen Produktion eine ganz neue Macht, das Kreditwesen, das in seinen Anfängen verstohlen, als bescheidne Beihilfe der Akkumulation, sich einschleicht, durch unsichtbare Fäden die über die Oberfläche der Gesellschaft in größern oder kleinern Massen zersplitterten Geldmittel in die Hände individueller oder assozilerter Kapitalisten zieht, aber bald eine neue und furchtbare Waffe im Konkurrenzkampf wird und sich schließlich in einen ungeheuren sozialen Mechanismus zur Zentralisation der Kapitale verwandelt. Im Maß wie die kapitalistische Produktion und Akkumulation, im selben Maß entwickeln sich Konkurrenz und Kredit, die beiden mächtigsten Hebel der Zentralisation. Daneben vermehrt der Fortschritt der Akkumulation den zentrallsierbaren Stoff, d.h. die Einzelkapitale, während die Ausweitung der kapitalistischen Produktion, hier das gesellschaftliche Bedürfnis, dort die technischen Mittel jener gewaltigen industriellen Unternehmungen schafft, deren Durchführung an eine vorgängige Zentralisation des Kapitals gebunden ist. Heutzutage ist also die gegenseitige Attraktionskraft der Einzeikapitale und die Tendenz zur Zentralisation stärker als je zuvor. Wenn aber auch die relative Ausdehnung und Energie der zentraljsierenden Bewegung in gewissem Grad bestimmt ist durch die schon erreichte Größe des kapitalistischen Reichtums und die IDberlegenheit des ökonomischen Mechanismus, so hängt doch der Fortschritt der Zentralisation keineswegs ab von dem positiven Größenwachstum des gesellschaftlichen Kapitals. Und dies speziell unterscheidet die Zentralisation von der Konzentration, die nur ein andrer Ausdruck für die Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter ist. Die Zentralisation kann erfolgen durch bloße veränderte Verteilung schon bestehender Kapitale, durch einfache Veränderung der quantitativen Gruppierung der Bestandteile des gesellschaftlichen Kapitals. Das Kapital kann hier zu gewaltigen Massen in einer Hand anwachsen, weil es dort vielen einzelnen Händen entzogen wird. In einem gegebnen Geschäftszweig hätte die Zentralisatidn ihre äußerste Grenze erreicht, wenn alle darin angelegten Kapitale zu einem Einzelkapital verschmolzen wären. 77b) In einer gegebnen Gesellschaft wäre diese Grenze
77b) {Zur 4. Aufl. - Die neuesten englischen und amerikanischen "Trusts" streben dies Ziel bereits an, indem sie versuchen, wenigstens sämtliche Großbetriebe eines
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erreicht erst in dem Augenblick, wo das gesamte gesellschaftliche Kapital vereinigt wäre in der Hand, sei es eines einzelnen Kapitalisten, sei es einer einzigen Kapitalistengesellschaft. Die Zentralisation ergänzt das Werk der Akkumulation, indem sie die industriellen Kapitalisten instand setzt, die Stufenleiter ihrer Operationen auszudehnen. Sei dies letztre Resultat nun Folge der Akkumulat on oder der Zentralisation; vollziehe sich die Zentralisation auf dem gewaltsamen Weg der Annexion - wo gewisse Kapitale so überwiegende Gravitationszentren für andre werden, daß sie deren individuelle Kohäsion brechen und dann die vereinzelten Bruchstücke an sich ziehn - oder geschehe die Verschmelzung einer Menge bereits gebildeter, resp. in der Bildung begriffner Kapitale vermittelst des glatteren Verfahrens der Bildung von Aktiengeselischaften - die ökonomische Wirkung bleibt dieselbe. Die gewachsne Ausdehnung der industriellen Etablissements bildet überall den Ausgangspunkt für eine umfassendere Organisation der Gesamtarbeit vieler, für eine breitre Entwicklung ihrer materiellen Triebkräfte, d.h. für die fortschreitende Umwandlung vereinzelter und gewohnheitsmäßig betriebner Produktionsprozesse in gesellschaftlich kombinierte und wissenschaftlich disponierte Produktionsprozesse. Es ist aber klar, daß die Akkumulation, die allmähliche Vermehrung des Kapitals durch die aus der Kreisform in die Spirale übergehende Reproduktion ein gar langsames Verfahren -ist, im Vergleich mit der Zentralisation, die nur die quantitative Gruppierung der integrierenden Teile des gesellschaftlichen Kapitals zu ändern braucht. Die Welt wäre noch ohne Eisenbahnen, hätte sie solange warten müssen, bis die Akkumulation einige Einzelkapitale dahin gebracht hätte, dem Bau einer Eisenbahn gewachsen zu sein. Die Zentralisation dagegen hat dies, vermittelst der Aktiengesellschaften, im Handumdrehn fertiggebracht. Und während die Zentralisation so die Wirkungen der Akkumulation steigert und beschleunigt, erweitert und beschleunigt sie gleichzeitig die Umwälzungen in der technischen Zusammensetzung des Kapitals, die dessen konstanten Teil vermehren auf Kosten seines variablen Teils und damit die relative Nachfrage nach Arbeit vermindern. Die durch die Zentralisation über Nacht zusammengeschweißten Kapitalmassen reproduzieren und vermehren sich wie die andren, nur rascher, und werden damit zu neuen mächtigen Hebeln der gesellschaftlichen Akkumulation. #

Geschäftszweigs zu einer großen Aktiengesellschaft mit praktischem Monopol zu vereinigen. - F.E.}
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Spricht man also vom Fortschritt der gesellschaftlichen Akkumulation, so sind darin - heutzutage - die Wirkungen der Zentralisation stillschweigend einbegriffen. Die im Lauf der normalen Akkumulation gebildeten Zusatzkapitale (s. Kap. XXII, 1) dienen vorzugsweise als Vehikel zur Exploitation neuer Erfindungen und Entdeckungen, überhaupt industrieller Vervollkommnungen. Aber auch das alte Kapital erreicht mit der Zeit den Moment seiner Erneuerung an Haupt und Gliedern, wo es sich häutet und ebenfalls wiedergeboren wird in der vervollkommneten technischen Gestalt, worin eine geringere Masse Arbeit genügte, eine größere Masse Maschinerie und Rohstoffe in Bewegung zu setzen. Die hieraus notwendig folgende absolute Abnahme der Nachfrage nach Arbeit wird selbstredend um so größer, je mehr die diesen Erneuerungsprozeß durchmachenden Kapitale bereits zu Massen angehäuft sind vermöge der zentralisierenden Bewegung. Einerseits attrahiert also das im Fortgang der Akkumulation gebildete Zuschußkapital, verhältnismäßig zu seiner Größe, weniger und weniger Arbeiter. Andrerseits repelliert das periodisch in neuer Zusammensetzung reproduzierte alte Kapital mehr und mehr früher von ihm beschäftigte Arbeiter.

3. Progressive Produktion einer relativen Übervölkerung oder industriellen Reservearmee

Die Akkumulation des Kapitals, welche ursprünglich nur als seine quantitative Erweiterung erschien, vollzieht sich, wie wir gesehn, in fortwährendem qualitativen Wechsel seiner Zusammensetzung, in beständiger Zunahme seines konstanten auf Kosten seines variablen Bestandteils. 77c) Die spezifisch kapitalistische Produktionsweise, die ihr entsprechende Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit, der dadurch verursachte Wechsel in der organischen Zusammensetzung des Kapitals halten nicht nur Schritt mit dem Fortschritt der Akkumulation oder dem Wachstum des gesellschaftlichen Reichtums. Sie schreiten ungleich schneller, weil die einfache Akkumulation oder die absolute Ausdehnung des Gesamtkapitals von #

77c) {Note zur 3. Auflage. - In Marx' Handexemplar steht hier die Randbemerkung. "Hier für Späteres zu bemerken: Ist die Erweiterung nur quantitativ, so verhalten sich bei größerem und kleinerem Kapital in demselben Geschäftszweig die Profite wie die Größen der vorgeschossenen Kapitale. Wirkt die quantitative Erweiterung qualitativ, so steigt zugleich die Rate des Profits für das größre Kapital." - F.E}
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der Zentralisation seiner individuellen Elemente, und die technische Umwälzung des Zusatzkapitals von technischer Umwälzung des Originalkapitals begleitet sind. Mit dem Fortgang der Akkumulation wandelt sich also das Verhältnis von konstantem zu variablem Kapitalteil, wenn ursprünglich 1:1, in 2:1, 3:1, 4:1, 5:1, 7:1 usw., so daß, wie das Kapital sei wächst,statt 1/2 seines Gesamtwertsprogressiv nur 1/3, 1/4, 1/5, 1/8 usw. in Arbeitskraft, dagegen 2/3, 3/4, 4/5, 5/6 7/8 usw. in Produktionsmittel umgesetzt wird. Da die Nachfrage nach Arbeit nicht durch den Umfang des Gesamtkapitals, sondern durch den seines variablen Bestandteils bestimmt ist, fällt sie also progressiv mit dem Wachstum des Gesamtkapitals, statt, wie vorhin unterstellt, verhältnismäßig mit ihm zu wachsen. Sie fällt relativ zur Größe des Gesamtkapitals und in beschleunigter Progression mit dem Wachstum dieser Größe. Mit dem Wachstum des Gesamtkapitals wächst zwar auch sein variabler Bestandteil, oder die ihm einverleibte Arbeitskraft, aber in beständig abnehmender Proportion. Die Zwischenpausen, worin die Akkumulation als bloße Erweiterung der Produktion auf gegebner technischer Grundlage wirkt, verkürzen sich. Nicht nur wird eine in wachsender Progression beschleunigte Akkumulation des Gesamtkapitals erheischt, um eine zusätzliche Arbeiterzahl von gegebner Größe zu absorbieren oder selbst, wegen der beständigen Metamorphose des alten Kapitals, die bereits funktionierende zu beschäftigen. Ihrerseits schlägt diese wachsende Akkumulation und Zentralisation selbst wieder um in eine Quelle neuer Wechsel der Zusammensetzung des Kapitals oder abermalig beschleunigter Abnahme seines variahlen Bestandteils, verglichen mit dem konstanten. Diese mit dem Wachstum des Gesamtkapitals beschleunigte und rascher als sein eignes Wachstum beschleunigte relative Abnahme seines variablen Bestandteils scheint auf der andren Seite umgekehrt stets rascheres absolutes Wachstum der Arbeiterbevölkerung als das des variablen Kapitals oder ihrer Beschäftigungsmittel. Die kapitalistische Akkumulation produziert vielmehr, und zwar im Verhältnis zu ihrer Energie und ihrem Umfang, beständig eine relative, d.h. für die mittleren Verwertungsbedürfnisse des Kapitals überschüssige, daher überflüssige oder Zuschuß-Arbeiterbevölkerung. Das gesellschaftliche Gesamtkapital betrachtet, ruft die Bewegung seiner Akkumulation bald periodischen Wechsel hervor, bald verteilen sich ihre Momente gleichzeitig über die verschiednen Produktionssphären. In einigen Sphären findet Wechsel in der Zusammensetzung des Kapitals statt ohne Wachstum seiner absoluten Größe, infolge bloßer Konzentration 1*); in
1*) 3. Auflage: Zentralisation
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andren ist das absolute Wachstum des Kapitals mit absoluter Abnahme seines variablen Bestandteils oder der von ihm absorbierten Arbeitskraft verbunden; in andren wächst das Kapital bald auf seiner gegebnen technischen Grundlage fort und attrahiert zuschüssige Arbeitskraft im Verhältnis seines Wachstums, bald tritt organischer Wechsel ein und kontrahiert sich sein variabler Bestandteil; in allen Sphären ist das Wachstum des variablen Kapitalteils und daher der beschäftigten Arbeiterzahl stets verbunden mit heftigen Fluktuationen und vorübergehender Produktion von Übervölkerung, ob diese nun die auffallendere Form von Repulsion bereits beschäftigter Arbeiter annimmt oder die mehr unscheinbare, aber nicht minder wirksame, erschwerter Absorption der zuschüssigen Arbeiterbevölkerung in ihre gewohnten Abzugskanäle. 78) Mit der Größe des bereits funktionierenden Gesellschaftskapitals und dem Grad seines Wachstums, mit der Ausdehnung der Produktionsleiter und der Masse der in Bewegung gesetzten Arbeiter, mit der Entwicklung der Produktivkraft ihrer Arbeit, mit dem breiteren und volleren Strom aller Springquellen des Reichtums dehnt sich auch die Stufenleiter, worin größere Attraktion der Arbeiter durch das Kapital mit größerer Repulsion derselben verbunden ist, nimmt die Raschheit der Wechsel in der organischen Zusammensetzung des Kapitals und seiner technischen Form zu, und schwillt der Umkreis der Produktionssphären, #

78) Der Zensus für England und Wales zeigt u.a.: Alle in der Agrikultur beschäftigten Personen (Eigentümer, Pächter, Gärtner, Hirten usw. eingeschlossen) - 1851: 2 011 447, 1861: 1 924 110, Abnahme - 87 337. Worsted Manufaktur 1*) - 1851: 102 714 Personen, 1861: 79 242; Seidenfabrik - 1851: 111 940, 1861: 101 678; Kattundrucker - 1851: 12 098, 1861: 12 556, welche geringe Zunahme trotz des enorm ausgedehnten Geschäfts große proportionelle Abnahme in der Zahl der beschäftigten Arbeiter bedingt. Hutmacher- 1851: 15 957, 1861: 13 814; Strohhut- und Bonnetmacher - 1851: 20 393, 1861: 18 176; Malzer - 1851: 10 566, 1861: 10 677; Lichtgießer - 1851: 4949, 1861: 4686. Diese Abnahme ist u.a. der Zunahme der Gasbeleuchtung geschuldet. Kammacher - 1851: 2038, 1861: 1478; Holzsäger - 1851: 30 552, 1861: 31647, geringe Zunahme infolge des Aufschwungs von Sägemaschinen; Nagelmacher -1851: 26 940, 1861: 26 130, Abnahme infolge der Maschinenkonkurrenz; Arbeiter in Zinn- und Kupferbergwerken - 1851: 31 360, 1861: 32 041. Dagegen: Baumwollspinnereien und Webereien - 1851: 371 777, 1861: 456 646; Kohlenbergwerke - 1851: 183 389, 1861: 246 613. "Die Zunahme von Arbeitern ist im allgemeinen am größten seit 1851: in solchen Zweigen, worin die Maschinerie bisher noch nicht mit Erfolg angewandt worden." ("Census of England and Wales for 1861", vol. III, Lond. 1863, p. 35-39.) --
1*) Kammgarnweberei
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die bald gleichzeitig, bald abwechselnd davon ergriffen werden. Mit der durch sie selbst produzierten Akkumulation des Kapitals produziert die Arbeiterbevölkerung also in wachsendem Umfang die Mittel Ihrer eignen relativen Überzähligmachung. 79) Es ist dies ein der kapitalistischen Produktionsweise eigentümliches Populationsgesetz, wie in der Tat jede besondre historische Produktionsweise ihre besondren, historisch gültigen Populationsgesetze hat. Ein abstraktes Populationsgesetz existiert nur für Pflanze und Tier, soweit der Mensch nicht geschichtlich eingreift. #

79) Das Gesetz der progressiven Abnahme der relativer Größe des variablen Kapitals, nebst seinen Wirkungen auf die der Lohnarbeiterklasse, ist von einigen ausgezeichneten Ökonomen der klassischen Schule mehr geahnt als begriffen worden. Das größte Verdienst hierin gebührt John Barton, obwohl er, wie alle anderen, das konstante Kapital mit dem fixen, das variable mit dem zirkulierenden zusammenwirft. Er sagt: "Die Nachfrage nach Arbeit hängt von der Vermehrung des zirkulierenden und nicht des fixen Kapitals ab. Wenn es stimmte, daß das Verhältnis zwischen diesen beiden Arten des Kapitals zu allen Zeiten und unter allen Umständen dasselbe ist, dann folgt allerdings daraus, daß die Anzahl der beschäftigten Arbeiter sich nach dem Reichtum des Staates richtet. Aber eine solche Behauptung hat nicht den Anschein von Wahrscheinlichkeit. In dem Maße, wie die Natussenschaften gepflegt werden und die Zivilisation sich ausbreitet, wächst das fixe Kapital im Verhältnis zum zirkulierenden immer mehr und mehr an. Die Summe des bei der Produktion eines Stückes britischen Musselins verwendeten fixen Kapitals ist wenigstens hundertmal, wahrscheinlich aber tausendmal größer als jene, die zur Erzeugung eines ähnlichen Stückes indischen Musselins verwendet wird. Und der Anteil des zirkulierenden Kapitals ist hundert- oder tausendmal kleiner... Wenn die Gesamtheit der jährlichen Ersparnisse dem fixen Kapital zugeschlagen wurde, so würden sie sich nicht in einer erhöhten Nachfrage nach Arbeit auswirken." (John Barton, "Observations on the circumstances which influence the Condition of the Labouring Classes of Society", Lond. 1817, p. 16, 17.) "Die gleiche Ursache, die die Nettorevenue des Landes anwachsen läßt, kann gleichzeitig einen Überfluß an Bevölkerung erzeugen und die Lage des Arbeiters verschlechtern." (Picardo, l.c.p. 469.) Mit der Zunahme des Kapitals wird die Nachfrage" (nach Arbeit) "verhältnismäßig abnehmen". l.c.p. 480, Note.) "Der Betrag des Kapitals, der zur Erhaltung von Arbeit bestimmt ist, kann sich ändern, unabhängig von irgendwelchen Veränderungen im Gesamtbetrag des Kapitals... Große Schwankungen im Ausmaß der Beschäftigung und große Not können häufiger werden in dem Maße, wie das Kapital selbst reichlicher wird." (Richard Jones, "An Introductory Lecture on Pol. Econ.", Lond. 1833, p. 12.) "Nachfrage" (nach Arbeit) "wird steigen... nicht im Verhältnis zur Akkumulation des Gesamtkapitals... Jede Vermehrung des zur Reproduktion bestimmten nationalen Kapitals wird deshalb im Laufe des gesellschaftlichen Fortschritts einen stets geringeren Einfluß auf die Lage des Arbeiters haben." (Ramsay, l.c.p. 90, 91.)
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Wenn aber eine Surplusarbeiterpopulation notwendiges Produkt der Akkumulation oder der Entwicklung des Reichtums auf kapitalistischer Grundlage ist, wird diese Übervölkerung umgekehrt zum Hebel der kapjtalistischen Akkumulation, ja zu einer Existenzbedingung der kapitalistischen Produktionsweise. Sie bildet eine disponible industrielle Reservearmee, die dem Kapital ganz so absolut gehört, als ob es sie auf seine eignen Kosten großgezüchtet hätte. Sie schafft für seine wechselnden Verwertungsbedürfnisse das stets bereite exploitable Menschenmaterial, unabhängig von den Schranken der wirklichen Bevölkerungszunahme. Mit der Akkumulation und der sie begleitenden Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit wächst die plötzliche Expansionskraft des Kapitals, nicht nur, weil die Elastizität des funktionierenden Kapitals wächst, und der absolute Reichtum, wovon das Kapital nur einen elastischen Teil bildet, nicht nur, weil der Kredit, unter jedem besondren Reiz, im Umsehn ungewöhnlichen Teil dieses Reichtums der Produktion als Zusatzkapital zur Verfügung stellt. Die technischen Bedingungen des Produktionsprozesses Selbst, Maschinerie, Transportmittel usw. ermöglichen, auf größter Stufenleiter, die rascheste Verwandlung von Mehrprodukt in zuschüssige Produktionsmittel. Die mit dem Fortschritt der Akkumulation überschwellende und in Zusatzkapital verwandelbare Masse des gesellschaftlichen Reichtums drängt sich mit Frenesie in alte Produktionszweige, deren Markt sich plötzlich erweitert, oder in neu eröffnete, wie Eisenbahnen usw., deren Bedürfnis aus der Entwicklung der alten entspringt. In allen solchen Fällen müssen große Menschenmassen plötzlich und ohne Abbruch der Produktionsleiter in andren Sphären auf die entscheidenden Punkte werfbar sein. Die Übervölkerung liefert sie. Der charakteristische Lebenslauf der modernen Industrie, die Form eines durch kleinere Schwankungen unterbrochnen zehnjährigen Zyklus von Perioden mittlerer Lebendigkeit, Produktion unter Hochdruck, Krise und Stagnation, beruht auf der beständigen Bildung, größern oder geringem Absorption und Wiederbildung der industriellen Reservearmee oder Übervölkerung. Ihrerseits rekrutieren die Wechselfälle des industriellen Zyklus die Übervölkerung und werden zu einem ihrer energischsten Reproduktionsagentien. Dieser eigentümliche Lebenslauf der modernen Industrie, der uns in keinem frühern Zeitalter der Menschheit begegnet, war auch in der Kindheitsperlode der kapitalistischen Produktion unmöglich. Die Zusammensetzung des Kapitals veränderte sich nur sehr allmählich. Seiner Akkumulation entsprach also im Ganzen verhältnismäßiges Wachstum der Arbeitsnachfrage. Langsam wie der Fortschritt seiner Akkumulation, verglichen
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mit der modernen Epoche, stieß er auf Naturschranken der exploitablen Arbeiterbevölkerung, welche nur durch später zu erwähnende Gewaltmittel wegräumbar waren. Die plötzliche und ruckweise Expansion der Produktionsleiter ist die Voraussetzung ihrer plötzlichen Kontraktion; letztere ruft wieder die erstere hervor, aber die erstere ist unmöglich ohne disponibles Menschenmaterial, ohne eine vom absoluten Wachstum der Bevölkerung unabhängige Vermehrung von Arbeitern. Sie wird geschaffen durch den einfachen Prozeß, der einen Teil der Arbeiter beständig "freisetzt", durch Methoden, welche die Anzahl der beschäftigten Arbeiter im Verhältnis zur vermehrten Produktion vermindern. Die ganze Bewegungsform der modernen Industrie erwachst also aus der beständigen Verwandlung eines Teils der Arbeiterbevölkerung in unbeschäftigte oder halbbeschäftigte Hände. Die Oberflächlichkeit der politischen Ökonomie zeigt sich u.a. darin, daß sie die Expansion und Kontraktion des Kredits, das bloße Symptom der Wechselperioden des industriellen Zyklus, zu deren Ursache macht. Ganz wie Himmelskörper, einmal in eine bestimmte Bewegung geschleudert, dieselbe stets wiederholen, so die gesellschaftliche Produktion, sobald sie einmal in jene Bewegung wechselnder Expansion und Kontraktion geworfen ist. Wirkungen werden ihrerseits zu Ursachen, und die Wechselfälle des ganzen Prozesses, der seine eignen Bedingungen stets reproduziert, nehmen die Form der Periodizität an. 1*) Ist letztere einmal konsolidiert, so begreift selbst die politische Ökonomie die Produktion einer relativen, d.h. mit Bezug auf das mittlere Verwertungsbedürfnis des Kapitals überschüssigen Bevölkerung als Lebensbedingung der modernen Industrie.
"Gesetzt", sagt H. Merivale, er Professor der politischen Ökonomie zu Oxford, später Beamter des englischen Kolonialministeriums, "gesetzt, bei Gelegenheit einer --#

1*) In der autorisierten französischen Ausgabe findet sich an dieser Stelle folgende Einschaltung: "Aber erst von der Zeit an. als die mechanische Industrie so tiefe Wurzeln geschlagen hatte, daß sie auf die ganze nationale Produktion einen überwiegenden Einfluß ausübte; als durch sie der Außenhandel dem Binnenhandel den Rang abzulaufen begann; als sich der Weltmarkt sukzessive ausgedehnter Gebiete in der neuen Welt, in Asien und in Australien bemächtigte; als schließlich die industriellen Nationen, die auf die Arena traten, zahlreich genug geworden waren - erst von dieser Zeit an datierten jene sich stets wiedererzeugenden Zyklen, deren aufeinanderfolgende Phasen Jahre umfassen und die immer hinauslaufen auf eine allgemeine Krise, die Ende eines Zyklus und Ausgangspunkt eines neuen ist. Bis jetzt ist die periodische Dauer solcher Zyklen zehn oder elf Jahre, aber es gibt keinerlei Grund, diese Zahl als konstant zu betrachten. Im Gegenteil, aus den Gesetzen der kapitalistischen Produktion, wie wir sie eben entwickelt haben, muß man schließen, daß sie variabel ist und daß die Periode der Zyklen sich stufenweise verkürzen wird."
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Krise raffe die Nation sich zu einer Kraftanstrengung auf, um durch Emigration einige 100 000 überflüssige Arme loszuwerden, was würde die Folge sein? Daß bei der ersten Wiederkehr der Arbeitsnachfrage ein Mangel vorhanden wäre. Wie rasch immer die Reproduktion von Menschen sein mag, sie braucht jedenfalls den Zwischenraum einer Generation zum Ersatz erwachsner Arbeiter. Nun hängen die Profite unsrer Fabrikanten hauptsächlich von der Macht ab, den günstigen Moment lebhafter Nachfrage zu exploitieren und sich so für die Periode der Erlahmung schadlos zu halten. Diese Macht ist ihnen nur gesichert durch Kommando über Maschinerie und Handarbeit. Sie müssen disponible Hände vorfinden; sie müssen fähig sein, die Aktivität ihrer Operationen wenn nötig höher zu spannen oder abzuspannen, je nach dem Stand des Markts, oder sie können platterdings nicht in der Hetzjagd der Konkurrenz das Übergewicht behaupten, auf das der Reichtum dieses ndes gegründet ist." 80)
Selbst Malthus erkennt in der Übervölkerung, die er, nach seiner bornierten Weise, aus absolutem Oberwuchs der Arbeiterbevölkerung, nicht aus ihrer relativen Überzähligmachung deutet, eine Notwendigkeit der modernen Industrie. Er sagt:
"Weise Gewohnheiten in bezug auf die Ehe, wenn zu einer gewissen Höhe getrieben unter der Arbeiterklasse eines Landes, das hauptsächlich von Manufaktur und Handel abhängt, würden ihm schädlich sein... Der Natur der Bevölkerung gemäß kann ein Zuwachs von Arbeitern nicht zu Markt geliefert werden, infolge besondrer Nachfrage, bis nach Verlauf von 16 oder 18 Jahren, und die Verwandlung von Revenue in Kapital durch Ersparung kann sehr viel rascher Platz greifen; ein Land ist stets dem ausgesetzt, daß sein Arbeitsfonds rascher wächst als die Bevölkerung." 81)
80) H. Merivale, "Lectures on Colonization and Colonies", Lond. 1841 and 1842, v.I,p. 146. 81) "Prudential habits with regard to marriage, carried to a considerable extent among the labouring class of a country mainly depending upon manufactures and commerce, might injure it... From the nature of a population, an increase of labourers cannot be brought into market, in consequence of a particular demand, till after the lapse of 16 or 18 years, and the conversion of revenue into capital, by saving, may take place much more rapidly; a country is always liable to an increase in the quantity of the funds for the maintenance of labour faster than the increase of population." (Malthus, "Princ. of Pol. Econ.", p. 215, 319, 320.) In diesem Werk entdeckt Malthus endlich, vermittelst Sismondis, die schöne Dreieinigkeit der kapitalistischen Produktion: Überproduktion - Überpopulation - Überkonsumtion, three very delicate monsters, indeed! 1*) Vgl. F. Engels, "Umrisse zu einer Kritik der Nationalökonomie", l.c.p. 107 sqq. 2*) --#

1*) drei sehr delikate Ungeheuer, in der Tat! - 2*) siehe Band 1 unserer Ausgabe, S. 518 bis 521
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Nachdem die politische Ökonomie so die beständige Produktion einer relativen Übervölkerung von Arbeitern für eine Notwendigkeit der kapitalistischen Akkumulation erklärt hat, legt sie, und zwar adäquat in der Figur einer alten Jungfer, dem "beau idéal" 1*) ihres Kapitalisten folgende Worte an die durch ihre eigne Schöpfung von Zusatzkapital aufs Pflaster geworfnen "Überzähligen" in den Mund:
"Wir Fabrikanten tun für euch, was wir können, indem wir das Kapital vermehren, von dem ihr subsistieren müßt; und ihr müßt das übrige tun, indem ihr eure Zahl den Subsistetteln anpaßt." 82)
Der kapitalistischen Produktion genügt keineswegs das Quantum disponibler Arbeitskraft, welches der natürliche Zuwachs der Bevölkerung liefert. Sie bedarf zu ihrem freien Spiel einer von dieser Naturschranke unabhängigen industriellen Reservearmee.
"Bisher wurde unterstellt, daß der Zu- oder Abnahme des variablen Kapitals genau die Zu- oder Abnahme der beschäftigten Arbeiterzahl entspricht.
"Bei gleichbleibender oder selbst verminderter Zahl der von ihm kommandierten Arbeiter wächst jedoch das variable Kapital, wenn der individuelle Arbeiter mehr Arbeit liefert und daher sein Arbeitslohn wächst, obgleich der Arbeitspreis gleichbleibt oder selbst sinkt, nur langsamer, als die Arbeitsmasse steigt. Der Zuwachs des vatiablen Kapitals wird dann Index von mehr Arbeit, aber nicht von mehr beschäftigten Arbeitern. Jeder Kapitalist hat das absolute Interesse, ein bestimmtes Arbeitsquantum aus kleinerer, statt ebenso wohlfeil oder selbst wohlfeiler aus größerer Arbeiterzahl auszupressen. In dem letzten Fall wächst die Auslage von konstantem Kapital verhältnismäßig zur Masse der in Fluß gesetzten Arbeit, im ersten Fall viel langsamer. Je größer die Stufenleiter der Produktion, desto entscheidender dies Motiv. Seine Wucht wächst mit der Akkumulation des Kapitals. Man hat gesehn, daß die Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise und Produktivkraft der Arbeit - zugleich Ursache und Wirkung der Akkumulation - den Kapitalisten befähigt, mit derselben Auslage von variablem Kapital mehr Arbeit durch größere extensive oder intensive Exploitation der individuellen Arbeitskräfte flüssig zu machen. Man hat ferner gesehn, daß er mit demselben Kapitalwert mehr Arbeitskräfte kauft,
82) Harriet Martineau, "The Manchester Strike", 1832, p. 101. -
1*) "schönen Ideal"
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indem er progressiv geschicktere Arbeiter durch ungeschicktere, reife durch unreife, männliche durch weibliche, erwachsne Arbeitskraft durch jugendliche oder kindliche verdrängt. Einerseits macht also, im Fortgang der Akkumulation, größeres variables Kapital mehr Arbeit flüssig, ohne mehr Arbeiter zu werben, andrerseits macht variables Kapital von derselben Größe mehr Arbeit mit derselben Masse Arbeitskraft flüssig und endlich mehr niedere Arbeitskräfte durch Verdrängung höherer. Die Produktion einer relativen Übervölkerung oder die Freisetzung von Arbeitern geht daher noch rascher voran als die ohnehin mit dem Fortschritt der Akkumulation beschleunigte technische Umwälzung des Produktionsprozesses und die entsprechende proportionelle Abnahme des variablen Kapitalteils gegen den konstanten. Wenn die Produktionsmittel, wie sie an Umfang und Wirkungskraft zunehmen, in geringerem Grad Beschäftigungsmittel der Arbeiter werden, wird dies Verhältnis selbst wieder dadurch modifiziert, daß im Maß, wie die Produktivkraft der Arbeit wächst, das Kapital seine Zufuhr von Arbeit rascher steigert als seine Nachfrage nach Arbeitern. Die Überarbeit des beschäftigten Teils der Arbeiterklasse schwellt die Reihen ihrer Reserve, während umgekehrt der, vermehrte Druck, den die letztere durch ihre Konkurrenz auf die erstere ausübt, diese zur Überarbeit und Unterwerfung unter die Diktate des Kapitals zwingt. Die Verdammung eines Teils der Arbeiterklasse zu erzwungnem Müßiggang durch Überarbeit des andren Teils und umgekehrt, wird Bereicherungsmittel des einzelnen Kapitalisten 83) und beschleunigt zugleich die
83) Selbst während der Baumwollnot von 1863 findet man in einem Pamphlet der Baumwollspinner von Blackburn heftige Denunziation gegen die Überarbeit, die kraft des Fabrikgesetzes natürlich nur erwachsne männliche Arbeiter traf. "Man verlangte in dieser Fabrik von den erwachsenen Arbeitern eine zwölf- bis dreizehnstündige Arbeit täglich, obwohl es Hunderte gibt, die zum Müßiggang gezwungen sind, aber gern einen Teil der Arbeitszeit arbeiten machten, um ihre Familien erhalten zu können und ihre Arbeitsbrüder vor einem vorzeitigen Tode infolge Überarbeit zu bewahren." "Wir", heißt es weiter, "möchten fragen, ob diese Praxis, Überzeit zu arbeiten, irgendwie erträgliche Verhältnisse zwischen Meistern und 'Dienern' möglich macht? Die Opfer der Überarbeit fühlen die Unbill ebensosehr als die dadurch zu erzwungnem Müßiggang Verdammten (condemned to forced idleness). In diesem Distrikt reicht das zu verrichtende Werk hin, um alle teilweise zu beschäftigen, wurde die Arbeit billig verteilt. Wir verlangen nur ein Recht, indem wir die Meister auffordern, allgemein nur kurze Zeit zu arbeiten, wenigstens solange der jetzige Stand der Dinge währt, statt einen Teil zu überarbeiten, während der andre durch Arbeitsmangel gezwungen wird, von der
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Produktion der industriellen Reservearmee auf einem dem Fortschritt der gesellschaftlichen Akkumulation entsprechenden Maßstab. Wie wichtig dies Moment in der Bildung der relativen Übervölkerung, beweist z.B. England. Seine technischen Mittel zur "Ersparung" von Arbeit sind kolossal. Dennoch, würde morgen allgemein die Arbeit auf ein rationelles Maß beschränkt und für die verschiednen Schichten der Arbeiterklasse wieder entsprechend nach Alter und Geschlecht abgestuft, so wäre die vorhandne Arbeiterbevölkerung absolut unzureichend zur Fortführung der nationalen Produktion auf ihrer jetzigen Stufenleiter. Die große Mehrheit der jetzt "unproduktiven" Arbeiter müßte in "produktive" verwandelt werden. Im großen und ganzen sind die allgemeinen Bewegungen des Arbeitslohns ausschließlich reguliert durch die Expansion und Kontraktion der industriellen Reservearmee, welche dem Periodenwechsel des industriellen Zyklus entsprechen. Sie sind also nicht bestimmt durch die Bewegung der absoluten Anzahl der Arbeiterbevölkerung, sondern durch das wechselnde Verhältnis, worin die Arbeiterklasse in aktive Armee und Reservearmee zerfällt, durch die Zunahme und Abnahme des relativen Umfangs der Übervölkerung, durch den Grad, worin sie bald absorbiert, bald wieder freigesetzt wird. Für die moderne Industrie mit ihrem zehnjährigen Zyklus und seinen periodischen Phasen, die außerdem im Fortgang der Akkumulation durch stets rascher aufeinander folgende unregelmäßige Oszillationen durchkreuzt werden, wäre es in der Tat ein schönes Gesetz, welches die Nachfrage und Zufuhr von Arbeit nicht durch die Expansion und Kontraktion des Kapitals, also nach seinen jedesmallgen Verwertungsbedürfnissen regelte, so daß der Arbeitsmarkt bald relativ untervoll erscheint, weil das Kapital sich expandiert, bald wieder übervoll, weil es sich kontrahiert, sondern umgekehrt die Bewegung des Kapitals von der absoluten Bewegung der Bevölkerungsmenge abhängig machte. Dies jedoch ist das
Wohltätigkeit seine Existenz zu fristen." ("Reports of Insp. of Fact., 31st Oct. 1863", p. 8.) - Die Wirkung einer relativen Übervölkerung auf die beschäftigten Arbeiter begreift der Verfasser des "Essay on Trade and Commerce" mit seinern gewohnten unfehlbaren Bourgeoisinstinkt. Eine andre Ursache der Faulenzerei (idleness) in diesem Königreich ist der Mangel einer hinreichenden Anzahl arbeitender Hände. Sooft durch irgendeine ungewöhnliche Nachfrage Fabrikate die Arbeitsmasse ungenügend wird, fühlen die Arbeiter ihre eigne Wichtigkeit und wollen sie ihren Meistern ebenfalls fühlbar machen; es ist erstaunlich; aber so depraviert ist die Gesinnung dieser Kerle, daß in solchen Fällen Gruppen von Arbeitern sich kombiniert haben, um ihre Meister dadurch in Verlegenheit zu setzen, daß sie einen ganzen Tag durch faulenzten. ("Essay etc.", p. 27, 28.) Die Kerle verlangten nämlich Lohnerhöhung
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ökonomische Dogma. Nach demselben steigt infolge der Kapitalakkumulation der Arbeitslohn. Der erhöhte Arbeitslohn spornt zur rascheren Vermehrung der Arbeiterbevölkerung, und diese dauert fort, bis der Arbeitsniarlet überfüllt, also das Kapital relativ zur Arbeiterzufuhr unzureichend geworden ist. Der Arbeitslohn sinkt, und nun die Kehrseite der Medaille. Durch den fallenden Arbeitslohn wird die Arbeiterbevölkerung nach und nach deziert, so daß ihr gegenüber das Kapital wieder überschüssig wird, oder auch, wie andre es erklären, der fallende Arbeitslohn und die entsprechende erhöhte Exploitation des Arbeiters beschleunigt wieder die Akkumulation, während gleichzeitig der niedere Lohn das Wachstum der Arbeiterklasse in Schach hält. So tritt wieder das Verhältnis ein, worin die Arbeitszufuhr niedriger als die Arbeitsnachfrage, der Lohn steigt usw. Eine schöne Bewegungsmethode dies für die entwickelte kapitalistische Produktion! Bevor infolge der Lohnerhöhung irgendein positives Wachstum der wirklich arbeitsfähigen Bevölkerung eintreten könnte, wäre die Frist aber und abermal abgelaufen, worin der industrielle Feldzug geführt die Schlacht geschlagen und entschieden sein muß. Zwischen 1849 und 1859 trat, zugleich mit fallenden Getreidepreisen, eine praktisch betrachtet nur nominelle Lohnerhöhung in den englischen Agrikulturdistrikten ein, z.B. in Wiltshire stieg der Wochenlohn von 7 auf 8 sh., in Dersetshire von 7 oder 8 auf 9 sh. usw. Es war dies Folge des übergewöhnlichen Abflusses der agrikolen Übervölkerung, verursacht durch Kriegsnachfrage [150], massenhafte Ausdehnung der Eisenbahnbauten, Fabriken, Bergwerke etc. Je niedriger der Arbeitslohn, desto höher drückt sich jedes noch so unbedeutende Steigen desselben in Prozentzahlen aus. Ist der Wochenlohn z.B. 20 sh. und steigt er auf 22, so um 10%; ist er dagegen nur 7 sh. und steigt auf 9, so um 284 4/7%, was sehr erklecklich klingt. Jedenfalls heulten die Pächter und schwatzte sogar der "London Economist" 84) ganz ernsthaft von "a general and substantial advance" 1*) mit Bezug auf diese Hungerlöhne. Was taten nun die Pächter? Warteten sie, bis die Landarbeiter sich infolge dieser brillanten Zahlung so vermehrt hatten, daß ihr Lohn wieder fallen mußte, wie die Sache sich im dogmatisch ökonomischen Hirn zuträgt? Sie führten mehr Maschinerie ein, und im Umsehn waren die Arbeiter wieder "überzählig" in einem selbst den Pächtern genügenden Verhältnis. Es war jetzt "mehr Kapital" in der Agrikultur angelegt
84) "Economist", Jan. 21, 1860. --#

1*) "einer allgemeinen und beträchtlichen Erhöhung"
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als vorher und in einer produktiveren Form. Damit fiel die Nachfrage nach Arbeit nicht nur relativ, sondern absolut. Jene ökonomische Fiktion verwechselt die Gesetze, welche die allgemeine Bewegung des Arbeitslohns oder das Verhältnis zwischen Arbeiterklasse, d.h. Gesamtarbeitskraft und gesellschaftlichem Gesamtkapital regeln, mit den Gesetzen, welche die Arbeiterbevölkerung unter die besondren Produktionssphären verteilen. Wenn z.B. infolge günstiger Konjunktur die Akkumulation in einer bestimmten Produktionssphäre besonders lebhaft, die Profite hier größer als die Durchschnittsprofite, Zuschußkapital dahin drängt, so steigt natürlich Arbeitsnachfrage und Arbeitslohn. Der höhere Arbeitslohn zieht einen größeren Teil der Arbeiterbevölkerung in die begünstigte Sphäre, bis sie mit Arbeitskraft gesättigt ist und der Lohn auf die Dauer wieder auf sein früheres Durchschnittsniveau oder unter dasselbe fällt, falls der Zudrang zu groß war. Dann hört nicht nur die Einwanderung von Arbeitern in den fraglichen Geschäftszweig auf, sie macht sogar ihrer Auswanderung Platz. Hier glaubt der politische Ökonom zu sehn, "wo und wie", mit Zunahme des Lohns eine absolute Zunahme von Arbeitern, und mit der absoluten Zunahme der Arbeiter eine Abnahme des Lohns, aber er sieht in der Tat nur die lokale Oszillation des Arbeitsmarkts einer besondren Produktionssphäre, er sieht nur Phänomene der Verteilung der Arbeiterbevölkerung in die verschiednen Anlagesphären des Kapitals, je nach seinen wechselnden Bedürfnissen. Die industrielle Reservearmee drückt während der Perioden der Stagnation und mittleren Prosperität auf die aktive Arbeiterarmee und hält ihre Ansprüche während der Periode der Überproduktion und des Paroxysmus im Zaum. Die relative Übervölkerung ist also der Hintergrund, worauf das Gesetz der Nachfrage und Zufuhr von Arbeit sich bewegt. Sie zwängt den Spielraum dieses Gesetzes in die der Exploitationsgier und Herrschsucht des Kapitals absolut zusagenden Schranken ein. Es ist hier der Ort, auf eine der Großtaten der ökonomischen Apologetik zurückzukommen. Man erinnert sich, daß, wenn durch Einführung neuer oder Ausdehnung alter Maschinerie ein Stück variables Kapital in konstantes verwandelt wird, der ökonomische Apologet diese Operation, welche Kapital "bindet" und ebendadurch Arbeiter "freisetzt", umgekehrt so deutet, daß sie Kapital für den Arbeiter "freisetzt". Erst jetzt kann man die Unverschämtheit des Apologeten vollständig würdigen. Was freigesetzt wird, sind nicht nur die unmittelbar durch die Maschine verdrängten Arbeiter, sondern ebenso ihre Ersatzmannschaft und das, bei gewohnter Ausdehnung des Geschäfts auf seiner alten Basis, regelmäßig absorbierte Zuschußkontingent. Sie sind
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jetzt alle "freigesetzt", und jedes neue funktionslustige Kapital kann über sie verfügen. Ob es sie oder andre attrahlert, die Wirkung auf die allgemeine Arbeitsnachfrage wird Null sein, solange dies Kapital gerade hinreicht, um den Markt von ebensoviel Arbeitern zu befreien, als die Maschinen auf ihn geworfen. Beschäftigt es eine geringere Zahl, so wächst die Menge der Überzähligen, beschäftigt es eine größere, so wächst die allgemeine Arbeitsnachfrage nur um den Überschuß der Beschäftigten über die "Freigesetzten". Der Aufschwung, den Anlage suchende Zusatzkapitale sonst der allgemeinen Arbeitsnachfrage gegeben hätten, ist also in jedem Fall insoweit neutralisiert, wie die von der Maschine aufs Pflaster geworfnen Arbeiter reichen. D.h. also, der Mechanismus der kapitalistischen Produktion sorgt dafür, daß der absolute Zuwachs von Kapital von keiner entsprechenden Steigerung der allgemeinen Arbeitsnachfrage begleitet ist. Und dies nennt der Apologet eine Kompensation für das Elend, die Leiden und den möglichen Untergang der deplacierten Arbeiter während der Übergangsperiode, welche sie in die industrielle Reservearmee bannt! Die Nachfrage nach Arbeit ist nicht identisch mit Wachstum des Kapitals, die Zufuhr der Arbeit nicht mit dem Wachstum der Arbeiterklasse, so daß zwei voneinander unabhängige Potenzen aufeinander einwirkten. Les dés sont pipés. 1*) Das Kapital agiert auf beiden Seiten zugleich. Wenn seine Akkumulation einerseits die Nachfrage nach Arbeit vermehrt, vermehrt sie andrerseits die Zufuhr von Arbeitern durch deren "Freisetzung", während zugleich der Druck der Unbeschäftigten die Beschäftigten zur Flüssigmachung von mehr Arbeit zwingt, also in gewissem Grad die Arbeitszufuhr von der Zufuhr von Arbeitern unabhängig macht. Die Bewegung des Gesetzes der Nachfrage und Zufuhr von Arbeit auf dieser Basis vollendet die Despotie des Kapitals. Sobald daher die Arbeiter hinter das Geheimnis kommen, wie es angeht, daß im selben Maß, wie sie mehr arbeiten, mehr fremden Reichtum produzieren und die Produktivkraft ihrer Arbeit wächst, sogar ihre Funktion als Verwertungsmittel des Kapitals immer prekärer für sie wird; sobald sie entdecken, daß der Intensitätsgrad der Konkurrenz unter ihnen selbst ganz und gar von dem Druck der relativen Übervölkerung abhängt; sobald sie daher durch Trade's Unions usw. eine planmäßige Zusammenwirkung zwischen den Beschäftigten und Unbeschäftigten zu organisieren suchen, um die ruinierenden Folgen jenes Naturgesetzes der kapitalistischen Produktion auf ihre Klasse zu brechen oder zu schwächen, zetert das Kapital und sein Sykophant, der politische Ökonom, über Verletzung des "ewigen" --#

1*) Die Würfel sind gefälscht
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und sozusagen "heiligen" Gesetzes der Nachfrage und Zufuhr. Jeder Zusammenhalt zwischen den Beschäftigten und Unbeschäftigten stört närnlich das "reine" Spiel jenes Gesetzes. Sobald andrerseits, in den Kolonien z.B., widrige Umstände die Schöpfung der industriellen Reservearmee und mit ihr die absolute Abhängigkeit der Arbeiterklasse von der Kapitalistenklasse verhindern, rebelliert das Kapital, samt seinem gemeinplätzlichen Sancho Pansa, gegen das "heilige" Gesetz der Nachfrage und Zufuhr und sucht ihm durch Zwangsmittel unter die Arme zu greifen.

4. Verschiedne Existenzformen der relativen Überbevölkerung. Das allgemeine Gesetz der kapitalistischen Akkumulation

Die relative Übervölkerung existiert in allen möglichen Schattierungen. Jeder Arbeiter gehört ihr an während der Zeit, wo er halb oder gar nicht beschäftigt ist. Abgesehn von den großen, periodisch wiederkehrenden Formen, welche der Phasenwechsel des industriellen Zyklus ihr aufprägt, so daß sie bald akut in den Krisen erscheint, bald chronisch in den Zeiten flauen Geschäfts, besitzt sie fortwährend drei Formen: flüssige, latente und stockende. In den Zentren der modernen Industrie - Fabriken, Manufakturen, Hütten und Bergwerken usw. - werden Arbeiter bald repelliert, bald in größerem Umfang wieder attrahiert, so daß im großen und ganzen die Zahl der Beschäftigten zunimmt, wenn auch in stets abnehmendem Verhältnis zur Produktionsleiter. Die Übervölkerung existiert hier in fließender Form. Sowohl in den eigentlichen Fabriken wie in allen großen Werkstätten, wo Maschinerie als Faktor eingeht oder auch nur die moderne Teilung der Arbeit durchgeführt ist, braucht man massenhaft männliche Arbeiter bis zur Zurücklegung des Jugendalters. Dieser Termin einmal erreicht, bleibt nur eine sehr geringe Anzahl in denselben Geschäftszweigen verwendbar, während die Mehrzahl regelmäßig entlassen wird. Sie bildet ein Element der fließenden Übervölkerung, das mit dem Umfang der Industrie wächst. Ein Teil davon wandert aus und reist in der Tat nur dem auswandernden Kapital nach. Eine der Folgen ist, daß die weibliche Bevölkerung rascher wächst als die männliche, teste England. Daß der natürliche Zuwachs der Arbeitermasse die Akkumulationsbedürfnisse des Kapitals nicht sättigt und sie dennoch zugleich überschreitet, ist ein Widerspruch seiner Bewegung selbst. Es braucht größere Massen Arbeiter im früheren Alter, geringere im männlichen. Der Widerspruch ist nicht schreiender als der andre, daß
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über Mangel an Händen geklagt wird zur selben Zeit, wo viele Tausende auf dem Pflaster liegen, weil die Teilung der Arbeit sie an einen bestimmten Geschäftszweig kettet. 85) Der Konsum der Arbeitskraft durch das Kapital ist zudem so rasch, daß der Arbeiter von mittlerem Alter sich meist schon mehr oder minder überlebt hat. Er fällt in die Reihen der Überzähligen oder wird von einer höheren auf eine niedrigere Staffel hinabgedrängt. Gerade bei den Arbeitern der großen Industrie stoßen wir auf die kürzeste Lebensdauer.
"Dr. Lee, der Gesundheitsbeamte von Manchester, hat festgestellt, daß in jener Stadt die mittlere Lebensdauer der wohlhabenden Klasse 38, die der Arbeiterklasse nur 17 Jahre ist. In Liverpool beträgt sie 35 Jahre für die erstere, 15 für die zweite. Es folgt also, daß die privilegierte Klasse eine Anweisung aufs Leben hat (have a lease of life) mehr als doppelt so groß als die ihrer weniger begünstigten Mitbürger." 85a)
Unter diesen Umständen erheischt das absolute Wachstum dieser Fraktion des Proletariats eine Form, welche ihre Zahl schwellt, obgleich ihre Elemente sich schnell abnutzen. Also rasche Ablösung der Arbeitergenerationen. (Dasselbe Gesetz gilt nicht für die übrigen Klassen der Bevölkerung.) Dies gesellschaftliche Bedürfnis wird befriedigt durch frühe Ehen, notwendige Folge der Verhältnisse, worin die Arbeiter der großen Industrie leben, und durch die Prämie, welche die Exploitation der Arbeiterkinder auf ihre Produktion setzt. Sobald sich die kapitalistische Produktion der Agrikultur, oder im Grad, worin sie sich derselben bemächtigt hat, nimmt mit der Akkumulation des hier funktionierenden Kapitals die Nachfrage für die ländliche Arbeiterbevölkerung absolut ab, ohne daß ihre Repulsion, wie in der nicht agrjkolen Industrie, durch größere Attraktion ergänzt wäre. Ein Teil der Landbevölkerung befindet sich daher fortwährend auf dem Sprung, in städtisches oder Manufakturproletarlat überzugehn, und in der Lauer auf dieser Verwandlung günstige Umstände. (Manufaktur hier im Sinn aller nichtagrikolen Industrie.) 86) Diese Quelle der relativen Übervölkerung fließt
85) Während im letzten Halbjahr von 1866 80 000 - 90 000 Arbeiter in London außer Arbeit geworfen wurden, heißt es im Fabrikbericht über dasselbe Halbjahr: "Es scheint nicht absolut richtig zu sein, wenn man sagt, daß Nachfrage stets grade in dem Augenblick Zufuhr hervorbringt, da es nötig ist. Auf Arbeit traf das nicht zu, denn viel Maschinerie mußte im letzten Jahre aus Mangel an Arbeitskräften stillstehn." ("Report of Insp. of Fact. for 31st Oct. 1866", p. 81.) 85a) Eröffnungsrede der sanitären Konferenz, Birmingham, 14. Jan. 1875, von J. Chamberlain, damals Mayor der Stadt, jetzt (1883) Handelsminister. 86) "781 Städte" sind aufgezählt im Zensus von 1861 für England und Wales mit 10 960 998 Einwohnern, wend die Dörfer und Landkirchspiele nur 9 105 226 zählen...
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also beständig. Aber ihr beständiger Fluß nach den Städten setzt auf dem Lande selbst eine fortwährend latente Übervölkerung voraus, deren Umfang nur sichtbar wird, sobald sich die Abzugskanäle ausnahmsweise weit öffnen. Der Landarbeiter wird daher auf das Minimum des Salaits herabgedrückt und steht mit einem Fuß stets im Sumpf des Pauperismus. Die dritte Kategorie der relativen Übervölkerung, die stockende, bildet einen Teil der aktiven Arbeiterarrnee, aber mit durchaus unregelmäßiger Beschäftigung. Sie bietet so dem Kapital einen unerschöpflichen Behälter disponibler Arbeitskraft. Ihre Lebenslage sinkt unter das durchschnittliche Normalniveau der arbeitenden KJasse, und grade dies macht sie zur breiten Grundlage eigner Exploitationszweige des Kapitals. Maximum der Arbeitszeit und Minimum des Salairs charakterisieren sie. Wir haben unter der Rubrik der Hausarbeit ihre Hauptgestalt bereits kennengelernt. Sie rekrutiert sich fortwährend aus den Oberzähligen der großen Industrie und Agrikultur und namentlich auch aus untergehenden Industriezweigen, wo der Handwerksbetrieb dem Manufakturbetrieb, letztrer dem Maschinenbetrieb erliegt. Ihr Umfang dehnt sich, wie mit Umfang und Energie der Akkumulation die "Überzähligmachung" fortschreitet. Aber sie bildet zugleich ein sich selbst reproduzierendes und verewigendes Element der Arbeiterklasse, das verhältnismäßig größeren Anteil am Gesamtwachstum derselben nimmt als die übrigen Elemente. In der Tat steht nicht nur die Masse der Geburten und Todesfälle, sondern die absolute Größe der Familien in umgekehrtem Verhältnis zur Höhe des Arbeitslohns, also zur Masse der Lebensmittel, worüber die verschiednen Arbeiterkategorien verfügen. Dies Gesetz der kapitalistischen Gesellschaft klänge unsinnig unter Wilden oder selbst zivilisierten Kolonisten. Es erinnert an die massenhafte Reproduktion individuell schwacher und vielgehetzter Tierarten. 87)
Im Jahr 1851 figurierten 580 Stidte im Zensus, deren Bevölkerung ungefähr gleich der Bevölkerung der sie umgebenden Landdistrikte war. Während aber in den letzteren die Bevölkerung während der folgenden 10 Jahre nur um eine halbe Million wuchs, wuchs sie in den 580 Städten um 1 554 067. Der Bevölkerungszuwachs in den Landkirchspielen ist 6,5%, in den Städten 17,3 %. Der Unterschied in der Rate des Wachstums ist der Wanderung vom Land in die Stadt geschuldet. Drei Viertel des Gesamtwachstums der Bevölkerung gehört den Städten." ("Census etc.", v. III, p. 11, 12.) 87) "Armut scheint die Fortpflanzung zu begünstigen." (A. Smith [151].) Dies ist sogar eine besonders weise Einrichtung Gottes nach dem galanten und geistreichen Abbé Galiani: "Gott hat es gefügt, daß die Menschen, die die nützlichsten Berufe ausüben, überreichlich geboren werden." (Galiani, l.c.p. 78.) "Elend, bis zum äußersten Grad
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Der tiefste Niederschlag der relativen Übervölkerung endlich behaust die Sphäre des Pauperismus. Abgesehn von Vagabunden, Verbrechern, Prostituierten, kurz dem eigentlichen Lumpenproletariat, besteht diese Gesellschaftsschichte aus drei Kategorien. Erstens Arbeitsfähige. Man braucht die Statistik des englischen Pauperismus nur oberflächlich anzusehn, und man findet, daß seine Masse mit jeder Krise schwillt und mit jeder Wiederbelebung des Geschäfts abnimmt. Zweitens: Waisen- und Pauperkinder. Sie sind Kandidaten der industriellen Reservearmee und werden in Zeiten großen Aufschwungs, wie 1860 z.B., rasch und massenhaft in die aktive Arbeiterarmee einrolliert. Drittens: Verkommene, Verlumpte, Arbeitsunfähige. Es sind namentlich Individuen, die an ihrer durch die Teilung der Arbeit verursachten Unbeweglichkeit untergehn, solche, die über das Normalalter eines Arbeiters hinausleben, endlich die Opfer der Industrie, deren Zahl mit gefährlicher Maschinerie, Bergwerksbau, chemischen Fabriken etc. wächst, Verstümmelte, Verkrankte, Witwen etc. Der Pauperismus bildet das Invalidenhaus der aktiven Arbeiterarmee und das tote Gewicht der industriellen Reservearmee. Seine Produktion ist eingeschlossen in der Produktion der relativen Übervölkerung, seine Notwendigkeit in ihrer Notwendigkeit, mit ihr bildet er eine Existenzbedingung der kapitalistischen Produktion und Entwicklung des Reichtums. Er gehört zu den faux frais der kapitalistischen Produktion, die das Kapital jedoch großenteils von sich selbst ab auf die Schultern der Arbeiterklasse und der kleinen Mittelklasse zu wälzen weiß. Je größer der gesellschaftliche Reichtum, das funktionierende Kapital, Umfang und Energie seines Wachstums, also auch die absolute Größe des Proletariatsund die Produktivkraft seiner Arbeit, desto größer die industrielle Reservearmee. Die disponible Arbeitskraft wird durch dieselben Ursachen entwickelt wie die Expansivkraft des Kapitals. Die verhältnismäßige Größe der industriellen Reservearmee wächst also mit den Potenzen des Reichtums. Je größer aber diese Reservearmee im Verhältnis zur aktiven Arbeiterarmee, desto massenhafter die konsolidierte Übervölkerung, deren Elend im umgekehrten Verhältnis zu ihrer Arbeitsqual steht. Je größer endlich die Lazarusschichte der Arbeiterklasse und die industrielle Reservearmee,
von Hungersnot und Pestilenz, vermehrt eher das Wachstum der Bevölkerung, statt es zu hemmen." (S. Laing, "National Distress" 184. p. 69.) Nachdem ing dies statistisch illustriert, fährt er fort: Befände sich alle Weit in bequemen Umständen, so wäre die Welt bald entvölkert." ("If the people were all in easy circumstances, the world would soon be depopulated.")
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desto größer der offizielle Pauperismus. Dies ist das absolute, allgemeineGesetz der kapitalistischen Akkumulation. Es wird gleich allen andren Gesetzen in seiner Verwirklichung durch mannigfache Umstände modifiziert, deren Analyse nicht hierher gehört.
Man begreift die Narrheit der ökonomischen Weisheit, die den Arbeitern predigt, ihre Zahl den Verwertungsbedürfnissen des Kapitals anzupassen. Der Mechanismus der kapitalistischen Produktion und Akkumulation paßt diese Zahl beständig diesen Verwertungsbedürfnissen an. Erstes Wort dieser Anpassung ist die Schöpfung einer relativen Übervölkerung oder industriellen Reservearmee, letztes Wort das Elend stets wachsender Schichten der aktiven Arbeiterarmee und das tote Gewicht des Pauperismus.
Das Gesetz, wonach eine immer wachsende Masse von Produktionsmitteln, dank dem Fortschritt in der Produktivität der gesellschaftlichen Arbeit, mit einer progressiv abnehmenden Ausgabe von Menschenkraft in Bewegung gesetzt werden kann - dies Gesetz drückt sich auf kapitalistischer Grundlage, wo nicht der Arbeiter die Arbeitsmittel, sondern die Arbeitsmittel den Arbeiter anwenden, darin aus, daß, je höher die Produktivkraft der Arbeit, desto größer der Druck der Arbeiter auf ihre Beschäftigngsmittel, desto prekärer also ihre Existenzbedingung: Verkauf der eignen Kraft zur Vermehrung des fremden Reichtums oder zur Selbstverwertung des Kapitals. Rascheres Wachstum der Produktionsmittel und der Produktivität der Arbeit als der produktiven Bevölkerung drückt sich kapitalistisch also umgekehrt darin aus, daß die Arbeiterbevölkerung stets rascher wächst als das Verwertungsbedürfnis des Kapitals.
Wir sahen im vierten Abschnitt bei Analyse der Produktion des relativen Meerts: innerhalb des kapitalistischen Systems vollziehn sich alle Methoden zur Steigerung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit auf Kosten des individuellen Arbeiters; alle Mittel zur Entwicklung der Produktion schlagen um in Beherrschungs- und Exploitationsmittel des Produzenten, verstümmeln den Arbeiter in einen Teilmenschen, entwürdigen ihn zum Anhängsel der Maschine, vernichten mit der Qual seiner Arbeit ihren Inhalt, entfremden ihm die geistigen Potenzen des Arbeitsprozesses im selben Maße, worin letzterem die Wissenschaft als selbständige Potenz einverleibt wird; sie verunstalten die Bedingungen, innerhalb deren er arbeitet, unterwerfen ihn während des Arbeitsprozesses der kleinlichst gehässigen Despotie, verwandeln seine Lebenszeit in Arbeitszeit, schleudern sein Weib und Kind unter das Juggernaut-Rad [85] des Kapitals. Aber alle Methoden zur Produktion des Mehrwerts sind zugleich Methoden der Akkumulation, und jede Ausdehnung der Akkumulation wird umgekehrt
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Mittel zur Entwicklung jener Methoden. Es folgt daher, daß im Maße wie Kapital akkumuliert, die Lage des Arheiters, welches immer seine Zahlung, hoch oder niedrig, sich verschlechtern muß. Das Gesetz endlich, welches die relative Übervölkerung oder industrielle Reservearmee stets mit Umfang und Energie der Akkumulation in Gleichgewicht hält, schmiedet den Arbeiter fester an das Kapital als den Prometheus die Keile des Hephästos an den Felsen. Es bedingt eine der Akkumulation von Kapital entsprechende Akkumulation von Elend. Die Akkumulation von Reichtum auf dem einen Pol ist also zugleich Akkumulation von Elend, Arbeitsqual, Sklaverei, Unwissenheit, Brutalisierung und moralischer Degradation auf dem Gegenpol, d.h. auf Seite der Klasse, die ihr eignes Produkt als Kapital produziert. Dieser antagonistische Charakter der kapitalistischen Akkumulation 88) ist in verschiednen Formen von politischen Ökonomen ausgesprochen, obgleich sie zum Teil zwar analoge, aber dennoch wesentlich verschiedene Erscheinungen vorkapitalistischer Produktionsweisen damit zusammenwerfen. Der venetianische Mönch Ortes, einer der großen ökonomischen Schriftsteller des 18. Jahrhunderts, faßt den Antagonismus der kapitalistischen Produktion als allgemeines Naturgesetz des gesellschaftlichen Reichtums
"Das ökonomisch Gute und ökonomisch Böse halten sich in einer Nation stets das Gleichgewicht (il bene ed il male economico in una nazione sempre all'istessa misura), "die Fülle der Güter für einige ist immer gleich dem Mangel derselben für andre la copia dei beni in alcuni sempre eguale alla mancanza di essi in altri). Großer Reichtum von einigen ist stets begleitet von absoluter Beraubung des Notwendigen bei viel mehr andren. Der Reichtum einer Nation entspricht ihrer Bevölkerung, und ihr Elend entspricht ihrem Reichtum. Die Arbeitsamkeit in einigen erzwingt den Müßiggang in andren. Die Armen und Müßigen sind eine notwendige Frucht der Reichen und Tätigen" usw. 89)
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89) "Von Tag zu Tag wird es somit klarer, daß die Produktionsverhältnisse, in denen sich die Bourgeoisie bewegt, nicht einen einheitlichen, einfachen Charakter haben, sondern einen zwieschlächtigen; daß in denselben Verhältnissen, in denen der Reichtum produziert wird, auch das Elend produziert wird; daß in denselben Verhältnissen, in denen die Entwicklung der Produktivkräfte vor sich geht, sich eine Repressionskraft entwickelt; daß diese Verhältnisse den bürgerlichen Reichtum, d.h. den Reichtum der Bourgeoisklasse, nur erzeugen unter fortgesetzter Vernichtung des Reichtums einzelner Glieder dieser Klasse und unter Schaffung eines stets wachsenden Proletariats." (Karl Marx, "Misére de la Philosophie", p. 116 1*).)
89) G. Ortes, "Della Economia Nazionale libri sei 1774", bei Custodi, Parte Moderna. t. XXI, p. 6, 9, 22, 25 etc. sagt l.c.p. 32: Statt unnütze Systeme für das --
1*) Siehe Band 4 unserer Ausgabe, S. 141
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In ganz grober Weise verherrlichte ungefähr 10 Jahre nach Ortes der hochkirchliche protestantische Pfaffe Townsend die Armut als notwendige Bedingung des Reichtums.
"Gesetzlicher Zwang zur Arbeit ist verbunden mit zuviel Mühe, Gewaltsamkeit und Geräusch, während der Hunger nicht nur ein friedlicher, schweigsamer, unaufhörlicher Druck, sondern als natürlichstes Motiv zur Industrie und Arbeit die machtvollste Anstrengung hervorruft."
Alles kommt also darauf an, den Hunger unter der Arbeiterklasse permanent zu machen, und dafür sorgt, nach Townsend, das Bevölkerungsprinzip, das besonders unter den Armen tätig ist.
"Es scheint ein Naturgesetz, daß die Armen zu einem gewissen Grad leichtsinnig (improvident) sind" (nämlich so leichtsinnig, auf die Welt zu kommen ohne goldne Löffel im Mund), "so daß stets welche da sind (that there always may be some) zur Erfüllung der servilsten, schmutzigsten und gemeinsten Funktionen des Gemeinwesens. Der Fonds von menschlichem Glück (the fund of human happiness) wird dadurch sehr vermehrt, die Delikateren (the more delicate) sind von der Plackerei befreit und können höherem Beruf usw. ungestört nachgehn... Das Armengesetz hat die Tendenz, die Harmonie und Schönheit, die Symmetrie und Ordnung dieses Systems, welches Gott und die Natur in der Welt errichtet haben, zu zerstören." 90)
Fand der venetianische Mönch in dem Schicksalsschluß, der das Elend verewigt, die Existenzberechtigung der christlichen Wohltätigkeit, des Zölibats, der Klöster und frommen Stiftungen, so findet im Gegenteil der protestantische Pfründner darin den Vorwand, die Gesetze zu verdammen, kraft deren der Arme ein Recht auf bürgliche öffentliche Unterstützung besaß. #

Glück der Völker aufstellen, will ich mich darauf beschränken, die Gründe ihres Unglücks zu untersuchen."
90) "A Dissertation on the Poor Laws. By a Wellwisher of Mankind (The Rev. Mr. J. Townsend), 1786", republished Lond. 1817, p. 15, 39, 41. Dieser delikate Pfaffe, dessen eben angeführte Schrift, nebst seiner Reise durch Spanien, Malthus oft seitenlang abschreibt, entlehnte den größten Teil seiner Doktrin aus Sir J. Steuart, den er jedoch verdreht. Z.B. wenn Steuart sagt: Hier, in der Sklaverei, existierte eine gewaltsame Methode, die Menschheit arbeitsam" ( die Nichtarbeiter) "zu machen... Die Menschen wurden damals zur Arbeit" (d. h. zur Gratisarbeit für andere) "gezwungen, weil sie Sklaven von andren waren; die Menschen sind jetzt zur Arbeit" (d.h. zur Gratisarbeit für Nichtarbeiter) "gezwungen, weil sie die Sklaven ihrer eignen Bedürfnisse sind" [152], so schließt er deswegen nicht, wie der fette Pfründner, daß - die Lohnarbeiter stets am Hungertuch nagen sollen. Er will umgekehrt ihre Bedürfnisse vermehren und die wachsende Zahl ihrer Bedürfnisse zugleich zum Sporn ihrer Arbeit für "die Delikateren" machen.
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"Der Fortschritt des gesellschaftlichen Reichtums", sagt Storch, "erzeugt jene nützliche Klasse der Gesellschaft... welche die langweiligsten, gemeinsten und ekelhaftesten Beschäftigungen ausübt, in einem Wort alles, was das Leben Unangenehmes und Knechtendes hat, auf ihre Schultern nimmt und ebendadurch den andren Klassen die Zeit, die Heiterkeit des Geistes und die konventionelle" (c'est bon! 1*)) Charakterwürde verschafft etc." 91)
Storch fragt sich, welches denn eigentlich der Vorzug dieser kapitalistischen Zivilisation mit ihrem Elend und ihrer Degradation der Massen vor der Barbarei? Er findet nur eine Antwort - die Sicherheit!
"Durch den Fortschritt der Industrie und Wissenschaft", sagt Sismondi, kann jeder Arbeiter jeden Tag viel mehr produzieren, als er zu seinem Konsum braucht. Aber zu gleicher Zeit, während seine Arbeit den Reichtum produziert, werde der Reichtum, wäre er berufen, ihn selbst zu konsumieren, ihn wenig geeignet zur Arbeit machen." Nach ihm "würden die Menschen" (d.h. die Nichtarbeiter) wahrscheinlich auf alle Vervollkommnungen der Künste verzichten wie auf alle Genüsse, die die Industrie uns verschafft, müßten sie diese durch anhaltende Arbeit, wie die des Arbeiters, erkaufen... Die Anstrengungen sind heute geschieden von ihrer Belohnung; es ist nicht derselbe Mensch, der erst arbeitet und sich dann ausruht: im Gegenteil, eben weil der eine arbeitet, muß der andre sich ausruhn... Die endlose Vervielfältigung der Produktivkräfte der Arbeit kann also kein andres Resultat haben als die Zunahme des Luxus und der Genüsse der müßigen Reichen." 92)
Destutt de Tracy endlich, der fischblütige Bourgeoisdoktrinär, spricht es brutal aus:
"Die armen Nationen sind die, wo das Volk gut dran ist, und die reichen Nationen sind die, wo es gewöhnlich arm ist." 93)

5. Illustration des allgemeinen Gesetzes der kapitalistischen Akkmulation

a) England von 1846-1866

Keine Periode der modernen Gesellschaft ist so günstig für das Studium der kapitalistischen Akkumulation als die Periode der letztverflossenen 20 Jahre. Es ist, als ob sie den Fortunatussäckel gefunden hätte. Von allen Ländern aber bietet England wieder das klassische Beispiel, weil es den#

91) Storch, l.c.,t. III, p. 223. 92) Sismondi, l.c.,t. I, p. 79, 80, 85. 93) Destutt de Tracy, l.c.p. 231. "Les nations pauvres, c'est là où le peuple est à son aise; et les nations riches, c'est là où il est ordinairement pauvre." --
1*) das ist gut!
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ersten Rang auf dem Weltmarkt behauptet, die kapitalistische Produktionsweise hier allein völlig entwickelt ist, und endlich die Einführung des Tausendjährigen Reichs des Freihandels seit 1846 der Vulgärökonomie den letzten Schlupfwinkel abgeschnitten hat. Der titanische Fortschritt der Produktion, so daß die letzte Hälfte der zwanzigjährigen Periode die erste wieder weit überflügelt, ward bereits im vierten Abschnitt hinreichend angedeutet. Obgleich das absolute Wachstum der englischen Bevölkerung im letzten halben Jahrhundert sehr groß war, fiel das verhältnismäßige Wachstum oder die Rate des Zuwachses fortwährend, wie folgende dem offiziellen Zensus entlehnte Tabelle zeigt:
Jährlich prozeniger Zuwachs der Bevölkerung von England und Wales in Dezimalzahlen 1811-1821 1,533% 1821-1831 1,446% 1831-1841 1,326% 1841-1851 1,216% 1851-1861 1,141%
Betrachten wir nun andrerseits das Wachstum des Reichtums. Den sichersten Anhaltspunkt bietet hier die Bewegung der der Einkommensteuer unterworfenen Profite, Grundrenten usw. Der Zuwachs der steuerpflichtigen Profite (Pächter und einige andre Rubriken nicht eingeschlossen) betrug für Großbritannien von 1853 bis 1864 50,47% (oder 4,58% im jährlichen Durchschnitt) 94), der der Bevölkerung während derselben Periode ungefähr 12%. Die Zunahme der besteuerbaren Renten von Land (Häuser, Eisenbahnen, Minen, Fischereien usw. eingeschlossen) betrug von 1853 bis 1864 38% oder 3 5/12 % jährlich, woran folgende Rubriken den stärksten Anteil nahmen:
Überschuß des jähr- lichen Einkommens Zunahme von 1864 über 1853 per Jahr Von Häusern: 38,60% 3,50% " Steinbrüchen: 84,76% 7,70% " Minen: 68,85% 6,26% " Eisenhütten: 39,92% 3,63% " Fischereien: 57,37% 5,21% " Gaswerken 126,02% 11,45% " Eisenbahnen: 83,29% 7,57%
94) "Tenth Report of the Commissioners of H. M's Inland Revenue", Lond. 1866, p. 38. 95) ibidem.
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Vergleicht man je vier Jahre der Periode von 1853-1864, so wächst der Zunahmegrad der Einkommen fortwährend. Er ist z.B. für die aus Profit stammenden von 1853-1857 jährlich 1,73%, 1857-1861 jährlich 2,74%, und 9,30% jährlich für 1861-1864. Die Gesamtsumme der der Einkommensteuer unterworfenen Einkommen des Vereinigten Königreichs betrug 1856: 307 068 898 Pfd.St., 1859: 328 127 416 Pfd.St., 1862: 351 745 241 Pfd.St., 1863: 359 142 897 Pfd.St., 1864: 362 462 279 Pfd.St., 1865: 385 530 020 Pfd.St. 96) Die Akkumulation des Kapitals war zugleich von seiner Konzentration und Zentralisation begleitet. Obgleich keine offizielle Agrikulturstatistik für England (wohl aber für Irland) existierte, ward sie von 10 Grafschaften freiwillig geliefert. Sie ergab hier das Resultat, daß von 1851 bis 1861 die Pachten unter 100 Acres von 31 583 auf 26 567 verrmindert, also 5016 mit größeren Pachten zusammengeschlagen waren." 97) Von 1815 bis 1825 fiel kein Mobiliarvermögen über 1 Million Pfd. St. unter die Erbschaftssteuer, von 1825 bis 1855 dagegen 8, von 1855 bis Juni 1859, d.h. in 4 1/2 Jahren, 4. 98) Die Zentralisation wird man jedoch am besten ersehn aus einer kurzen Analyse der Einkommensteuer für Rubrik D (Profite mit Ausschluß von Pächtern usw.) in den Jahren 1864 und 1865. Ich bemerke vorher, daß Einkommen aus dieser Quelle bis zu 60 Pfd. St. hinab Income Tax zahlen. Diese steuerpflichtigen Einkommen betrugen in England, Wales und Schottland 1864: 95 844 222 Pfd.St. und 1865: 105 435 787 Pfd.St. 99), die Zahl der Besteuerten 1864: 308 416 Personen auf eine Gesamtbevölkerung von 23 891 009, 1865: 332 431 Personen auf Gesamtbevölkerung von 24 127 003. Über die Verteilung dieser Einkommen in beiden Jahren folgende Tabelle:
96) Diese Zahlen sind hinreichend für die Vergleichung, aber, absolut betrachtet, falsch, da vielleicht 100 Millionen Pfd.St. Einkommen jährlich "verschwiegen" werden. Die Klage der Commissioners of Inland Revenue über systematischen Betrug, namentlich von kommerzieller und industrieller Seite, wiederholt sich in jedem ihrer Berichte. So heißt es z.B.: "Eine Aktiengesellschaft gab ihre besteuerbaren Profite auf 6000 Pfd.St. an, der Taxator veranschlagte sie zu 88 000 Pfd. St., und für diese Summe ward schließlich die Steuer gezahlt. Eine andre Kompagnie gab 190 000 Pfd.St. an, sie ward gezwungen, zu gestehn, daß der wirkliche Betrag 250 000 Pfd.St." (ibid. p. 42.) 97) "Census etc.", l.c.p.29. John Brights Behauptung, daß 150 Grundherren die Hälfte des englischen und 12 die Hälfte des schottischen Bodens eignen, ist nicht widerlegt worden. 98) "Fourth Report etc. of Inland Revenue", Lond. 1860, p. 17. 99) Es sind dies die Reineinkonunen, also nach gewissen gesetzlich gültigen Abzügen.
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Jahr, endend 5. April 1864 Jahr, endend 5. April 1865 Einkommen Einkommen von Profit Personen von Profit Personen Gesamteinkommen: Pfd.St. 95844222 308416 Pfd.St. 105435787 332431 davon: " " 57028290 22334 " " 64554297 24075 davon: " " 36415225 3619 " " 42535576 4021 davon: " " 22809781 822 " " 27555313 973 davon: " " 8744762 91 " " 11077238 107
Es wurden im Vereinigten Königreich 1855 produziert 61 453 079 Tonnen Kohlen zum Wert von 16 113 267 Pfd.St., 1864: 92 787 873 Tonnen zum Wert von 23 197 968 Pfd.St., 1855: 3 218 154 Tonnen Roheisen zum Wert von 8 045 385 Pfd. St., 1864: 4 767 951 Tonnen zum Wert von 11 919 877 Pfd. St. 1854 betrug die Länge der im Vereinigten Königreich im Betrieb befindlichen Eisenbahnen 8054 Meilen, mit eingezahltem Kapital von 286 068 794 Pfd. St., 1864 die Meilenlänge 12 789 mit aufgezähltem Kapital von 425 719 613 Pfd.St. 1854 betrug Gesamtexport und Import des Vereinigten Königreichs 268 210 145 Pfd.St., 1865: 489 923 285. Folgende Tabelle zeigt die Bewegung des Exports:
1847 58 842 377 Pfd.St. 1849 63 596 052 " " 1856 115 826 948 " " 1860 135 842 817 " " 1865 165 862 402 " " 1866 188 917 563 " " 100)
Man begreift nach diesen wenigen Angaben den Triumphschrei des Generalregistrators [128] des brit. Volks:
"Rasch wie die Bevölkerung anwuchs, hat sie nicht Schritt gehalten mit dem Fortschritt der Industrie und des Reichtums." 101)
Wenden wir uns jetzt zu den unmittelbaren Agenten dieser Industrie oder den Produzenten dieses Reichtums, zur Arbeiterklasse.
"Es ist einer der melancholischsten Charakterzüge im sozialen Zustand des Landes", sagt Gladstone, "daß mit einer Abnahme in der Konsumtionsmacht des Volks und einer Zunahme in den Entbehrungen und dem Elend der arbeitenden Klasse
100) In diesem Augenblick, März 1867, ist der indisch-chinesische Markt durch die Konsignationen der britischen Baumwollfabrikanten schon wieder völlig überführt. Lohnherabsetzung um 5% begann unter den Baumwollarbeitern 1866, 1867 infolge ähnlicher Operation Strike von 20 000 Mann in Preston. {Es war dies das Vorspiel der Krise, die gleich darauf hereinbrach. - F. E.} 101) "Census etc.", l.c.p. 11.
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gleichzeitig eine beständige Akkumulation von Reichtum in den höhern Klassen und ein beständiger Anwachs von Kapital stattfinden." 102)
So sprach dieser salbungsvolle Minister im Hause der Gemeinen am 13. Februar 1843. Am 16. April 1863, zwanzig Jahre später, in der Rede, worin er sein Budget vorlegt:
"Von 1842 bis 1852 wuchs das besteuerbare Einkommen dieses Landes um 6%... In den 8 Jahren von 1853 bis 1861 wuchs es, wenn wir von der Basis von 1853 ausgehn, um 20%. Die Tatsache ist so erstaunlich, daß sie beinahe unglaublich ist... Diese berauschende Vermehrung von Reichtum und Macht... ist ganz und gar auf die besitzenden Klassen beschränkt, aber... aber, sie muß von indirektem Vorteil für die Arbeiterbevölkerung sein, weil sie die Artikel der allgemeinen Konsumtion verwohlfeilert während die Reichen reicher, sind die Armen jedenfalls weniger arm geworden. Daß die Extreme der Armut sich vermindert 1*) haben, wage ich nicht zu sagen." 103)
Welch lahmer Antiklimax! Wenn die Arbeiterklasse "arm" geblieben ist, nur weniger "arm" im Verhältnis, worin sie eine "berauschende Vermehrung von Reichtum und Macht" für die Klasse des Eigentums produzierte, so ist sie relativ gleich arm geblieben. Wenn die Extreme der Armut sich nicht vermindert haben, haben sie sich vermehrt, weil die Extreme des Reichtums. Was die Verwohlfeilerung der Lebensmittel betrifft, so zeigt die offizielle Statistik, z.B. die Angaben des London Orphan Asylum 2*), eine Verteurung von 20% für den Durchschnitt der drei Jahre von 1860 bis 1862, verglichen mit 1851-1853. In den folgenden 3 Jahren 1863-1865
102) Gladstone im Hause der Gemeinen, 13. Feb. 1843: "It is one of the most melancoly features in the social state of this country that we see, beyond the possibility of denial, that while there is at this moment a decrease in the consunung powers of the people, an increase of the pressure of privations and distress; there is at the same time a constant accumulation of wealth in the upper classes, an increase in the luxuriousness of their habits, and of their means of enjoyment." ("Times", 14. Feb. 1843.- Hansard, 13. Febr.) 103) "From 1842 to 1852 the taxable income of the country increased by 6 per cent... In the 8 years from 1853 to 1861, it had increased from the basis taken in 1853, 20 per cent! The fact is so astonishing as to be almost incredible... this intoxicating augmentation of wealth and power... entirely confined to classes of property... must be of indirect benefit to the labouring population, because it cheapens the commodities of general consumption - while the rich have been growing richer, the poor have been growing less poor! at any rate, whether the extremes of poverty are less, I do notpreaume to say." (Gladstone im H.o.C. 16. April 1863. "Morning Star", 17. April.) --#

1*) 4. Auflage: verändert - 2*) Londoner Waisenhauses
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progressive Verteuerung von Fleisch, Butter, Milch, Zucker, Salz, Kohlen und einer Masse andrer notwendiger Lebensmittel. 104) Gladstones folgende Budgetrede, vom 7. April 1864, ist ein pindarischer Dithyrambus auf den Fortschritt der Plusmacherei und das durch "Armut" gemäßigte Glück des Volks. Er spricht von Massen "am Rand des Pauperismus", von den Geschäftszweigen, "worin der Lohn nicht gestiegen", und faßt schließlich das Glück der Arbeiterklasse zusammen in den Worten:
"Das menschliche Leben ist in neun Fällen von zehn ein bloßer Kampf um die Existenz." 105)
Professor Fawcett, nicht wie Gladstone durch offizielle Rücksicht gebunden, erklärt rundheraus:
"Ich leugne natürlich nicht, daß der Geldlohn mit dieser Vermehrung des Kapitals" (in den letzten Dezennien) "gestiegen ist, aber dieser scheinbare Vorteil geht in großem Umfang wieder verloren, weil viele Lebensbedürfnisse beständig teurer werden" (er glaubt, wegen Wertfall der edlen Metalle) "... Die Reichen werden rasch reicher (the rich grow rapidly richer), während keine Zunahme im Komfort der arbeitenden Klassen wahrnehmbar ist... Die Arbeiter werden fast Sklaven der Krämer, deren Schuldner sie sind." 106)
104) Sieh die offiziellen Angaben in dem Blaubuch: "Miscellaneous Statistics of the Un. Kingdom. Part VI", Lond. 1866, p. 260-273 passim. Statt der Statistik der Waisenanstalten usw. könnten auch die Deklamationen ministerieller Journale zur Bevorwortung der Aussteuer der Kinder des königlichen Hauses als Beleg dienen. Die Teurung der Lebensmittel wird nie darin vergessen. 105) "Think of those who are on the border of that region" (pauperism), "wages... in others not increased... human life is but, in nine cases out of ten, a struggle for existence." (Gladstone, H.o.C., 7. April 1864.) Die Version bei Hansard lautet: "Again; and yet more at large, what is human life but, in the majority of cases, a struggle for existence." - Die fortlaufenden, schreienden Widersprüche in Gladstones Budgetreden von 1863 und 1864 charakterisiert ein englischer Schriftsteller durch folgendes Zitat aus Boileau 1*): "So ist der Mensch; er springt von einem zum anderen Ziele. Was er am Abend gepriesen, das hat er am Morgen verurteilt. Lästig dem anderen Menschen, vermag er kaum selbst seine Schwächen Noch zu ertragen; er wechselt die Tracht, er wechselt das Urteil." ([zitiert bei H. Roy,] "The Theory of Exchanges etc.", Lond. 1864, p. 135.) 106) H. Fawcett, l.c.p. 67, 82. Was die wachsende Abhängigkeit der Arbeiter von dem Krämer betrifft, so ist sie Folge der zunehmenden Schwankungen und Unterbrechungen ihrer Beschäftigung. --#

1*) 1.-4.Auflage: Molière
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In den Abschnitten über den Arbeitstag und die Maschinerie enthüllten sich die Umstände, unter welchen die britische Arbeiterklasse eine "berauschende Vermehrung von Reichtum und Macht" für die besitzenden Klassen schuf. Jedoch beschäftigte uns damals vorzugsweise der Arbeiter während seiner gesellschaftlichen Funktion. Zur vollen Beleuchtung der Gesetze der Akkumulation ist auch seine außerhalb der Werkstatt ins Auge zu fassen, sein Nahrungs-, und Wohnungszustand. Die Grenze dieses Buchs gebietet uns, hier vor allem den schlachtest bezahlten Teil des industriellen Proletariats und der Ackerbauarbeiter zu berücksichtigen, d.h. die Majorität der Arbeiterklasse. Vorher noch ein Wort über den offiziellen Pauperismus oder den Teil der Arbeiterklasse, der seine Existenzbedingung, Verkauf der Arbeitskraft, eingebüßt hat und von öffentlichen Almosen vegetiert. Die offizielle Pauperliste zählte in England 107) 1855: 851 369 Personen, 1856: 877 767, 1865: 971 433. Infolge der Baumwollnot schwoll sie in den Jahren 1863 und 1864 zu 1 079 382 und 1 014 978. Die Krise von 1866, die London am schwersten traf, schuf in diesem Sitz des Weltmarkts, einwohnerreicher als das Königreich Schottland, für 1866 einen Pauperzuwachs von 19,5%, verglichen mit 1865, und von 24,4%, verglichen mit 1864, einen noch größren Zuwachs für die ersten Monate von 1867, verglichen mit 1866. Bei Analyse der Pauperstatistik sind zwei Punkte hervorzuheben. Einerseits spiegelt die Bewegung im Ab und Zu der Paupermasse die periodischen Wechselfälle des industriellen Zyklus wider. Andrerseits trügt die offizielle Statistik mehr und mehr über den wirklichen Umfang des Pauperismus im Grad, worin mit der Akkumulation des Kapitals der Kdassenkampf und daher das Selbstgefühl der Arbeiter sich entwickeln. Z.B. die Barbarei in der Behandlung der Paupers, worüber die englische Presse ("Times", Pall Mall Gazette" etc.) während der letzten zwei Jahre so laut schrie, ist alten Datums. F. Engels konstatiert 1844 ganz dieselben Greuel und ganz dasselbe vorübergehende, scheinheilige zur "Sensationsliteratur" gehörige Gezeter. [153] Aber die furchtbare Zunahme des Hungertods ("deaths by starvation") in London, während des letzten Dezenniums, beweist unbedingt den zunehmenden Abscheu der Arbeiter vor der Sklaverei des Workhouse 108), dieser Strafanstalt des Elends.
107) In England ist immer Wales eingeschlossen, in Großbritannien England, Wales und Schottland, im Vereinigten Königreich jene drei Länder und Irland. 108) Es wirft ein eignes Licht auf den seit A. Smith zurückgelegten Fortschritt, daß ihm das Wort workhouse gelegentlich noch gleichwertig mit manufactory. Z.B. Eingang
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b) Die schlechtbezahlten Schichten der britischen industriellen Arbeiterklasse

Wenden wir uns jetzt zu den schlechtbezahlten Schichten der industriellen Arbeiterklasse. Während der Baumwollnot, 1862, wurde Dr. Smith vom Privy Council [71] mit einer Untersuchung über den Nahrungsstand der verkümmerten Baumwollarbeiter in Lancashire und Cheshire beauftragt. Langjährige frühere Beobachtung hatte ihn zum Resultat geführt, daß, "um Hungerkrankheiten (starvation diseases) zu vermeiden", die tägliche Nahrung eines DurchschnittsFrauenzimmers mindestens 3900 Gran Kohlenstoff mit 180 Gran Stickstoff enthalten müsse, die tägliche Nahrung eines Durchschnitts-Mannes mindestens 4300 Gran Kohlenstoff mit 200 Gran Stickstoff, für die Frauenzimmer ungefähr soviel Nahrungsstoff als in zwei Pfund gutem Weizenbrot enthalten ist, für Männer 1/9 mehr, für den Wochendurchschnitt von weiblichen und männlichen Erwachsnen mindestens 28 600 Gran Kohlenstoff und 1330 Gran Stickstoff. Seine Berechnung ward praktisch in überraschender Weise bestätigt durch ihre Übereinstimmung mit der kümmerlichen Nahrungsmenge, worauf der Notstand die Konsumtion der Baumwollarbeiter herabgedrückt hatte. Sie erhielten im Dezember 1862: 29 211 Gran Kohlenstoff und 1295 Gran Stickstoff wöchentlich. Im Jahre 1863 verordnete der Privy Council eine Untersuchung über den Notstand des schlechtestgenährten Teils der englischen Arbeiterklasse. Dr. Simon, der ärztliche Beamte des Privy Council, erkor zu dieser Arbeit den obenerwähnten Dr. Smith. Seine Untersuchung erstreckt sich auf die Agrikulturarbeiter einerseits, andrerseits auf Seidenweber, Nähterinnen, Lederhandschuhmacher, Strumpfwirker, Handschuhweber und Schuster. Die letzteren Kategorien sind, mit Ausnahme der Strumpfwirker, ausschließlich städtisch. Es wurde zur Regel der Untersuchung gemacht, die gesundesten und relativ bestgestellten Familien in jeder Kategorie auszuwählen. Als allgemeines Resultat ergab sich, daß
"nur in einer der untersuchten Klassen der städtischen Arbeiter die Zufuhr von Stickstoff das absolute Minimalmaß, unter welchem Hungerkrankheiten eintreten, ein wenig überschritt, daß in zwei Klassen Mangel, und zwar in der einen sehr großer Mangel, an der Zufuhr von sowohl stickstoff- wie kohlenstoffhaltiger Nahrung stattfand, daß
seines Kapitels über Teilung der Arbeit: Diejenigen, die in den verschiedenenzweigen der Arbeit beschäftigt sind, können oft in demselben Arbeitshaus (workhouse) zusammengefaßt werden." [154]
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von den untersuchten Ackerbaufamilien mehr als ein Fünfteil wenigerals die unentbehrliche Zufuhr von kohlenstoffhaltiger Nahrung erhielt, mehr als 1/3 weniger als die unentbehrliche Zufuhr stickstoffhaltiger Nahrung und daß in drei Grafschaften (Berkshire, Oxfordshire und Somersetshire) Mangel an dem Minimum der stickstoftutigen Nahrung durchschnittlich herrschte." 109)
Unter den Agrikulturarbeitern waren die von England, dem reichsten Teile des Vereinigten Königreichs, die schlechtestgenährten. 110) Die Unternahrung fiel unter den Landarbeitern überhaupt hauptsächlich auf Frau und Kinder, denn "der Mann muß essen, um sein Werk zu verrichten". Noch größerer Mangel wütete unter den untersuchten städtischen Arbeiterkategorien. "Sie sind so schlecht genährt, daß viele Fälle grausamer und gesundheitsruinierender Entbehrung" ("Entsagung" des Kapitalisten alles dies! nämlich Entsagung auf Zahlung der zur bloßen Vegetation seiner Hände unentbehrlichen Lebensmittel!) "vorkommen müssen." 111) Folgende Tabelle zeigt das Verhältnis des Nahrungsstandes der oben erwähnten rein städtischen Arbeiterkategorlen zu dem von Dr. Smith angenommenen Minimalmaß und zum Nahrungsmaß der Baumwollarbeiter während der Zeit ihrer größten Not:
Wochen- Wochen Beide Geschlechter durchschnitt an durchschnitt an Kohlenstoff Stickstoff Gran Gran Fünf städtische Geschäftszweige.... 28876 1192 Arbeitslose Lancashire Fabrikarbeiter................ 29211 1295 Mnimalquantum, vorgeschlagen für die Lancashire Arbeiter auf gleiche Zahl männlicher und weiblicher 28600 1330 112)
Eine Hälfte, 60/125 der untersuchten industriellen Arbeiterkategorien erhielt absolut kein Bier, 28% keine Milch. Der Wochendurchschnitt der flüssigen Nahrungsmittel in den Familien schwankte von 7 Unzen bei den Nähterinnen auf 24 3/4 Unzen bei Strumpfwirkern. Die Mehrzahl derer, die keine Milch erhielten, bestand aus den Nähterinnen von London. Die Quantität der wöchentlich konsumierten Brotstoffe wechselte von 7 3/4 Pfund bei den Nähterinnen zu 11 1/4 Pfund bei den Schustern und ergab einen Totaldurchschnitt von 9,9 Pfund wöchentlich auf den Erwachsnen. Zucker (Sirup etc.) wechselte von 4 Unzen wöchentlich für die Lederhandschuhmacher
109) "Public Health. Sixth Report etc. for 1863", Lond. 1864, p. 13. 110) l.c.p. 17. 111) l.c.p. 13. 112) l.c., Appendix, p. 232.
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auf 11 Unzen für Strumpfwirker; der Totaldurchschnitt per Woche für alle Kategorien, per Erwachsnen, 8 Unzen. Gesamter Wochendurchschnitt von Butter (Fett usw.) 5 Unzen per Erwachsnen. Der Wochendurchschnitt von Fleisch (Speck usw.) schwankte, per Erwachsnen, von 7 1/4 Unzen bei den Seidenwebern auf 18 1/4 Unzen bei den Lederhandschuhmachern; Gesamtdurchschnitt für die verschiednen Kategorien 13,6 Unzen. Die wöchentliche Kost für Nahrung per Erwachsnen ergab folgende allgemeine Durchschnittszahlen: Seidenweber 2 sh. 2 1/2 d., Nähterinnen 2 sh. 7 d., Lederhandschuhmacher 2 sh. 9 1/2 d., Schuster 2 sh. 7 3/4 d., Strumpfwirker 2 sh. 6 1/4 d. Für die Seidenweber von Macclesfield betrug der Wochendurchschnitt nur 1 sh. 8 1/2 d. Die schlechtestgenährten Kategorien waren die Nähterinnen, die Seidenweber und die Lederhandschuhmacher. 113) Dr. Simon sagt in seinem allgemeinen Gesundheitsbericht über diesen Nahrungszustand:
"Daß die Fälle zahllos sind, worin Nahrungsmangel Krankheiten erzeugt oder verschärft, wird jeder bestätigen, der mit medizinischer Armenpraxis oder mit den Patienten der Spitäler, seien sie Insassen oder außerhalb wohnend, vertraut ist... Jedoch kommt hier vom sanitären Standpunkt noch ein andrer, sehr entscheidender Umstand hinzu... Man muß sich erinnern, daß Beraubung an Nahrungsmitteln nur sehr widerstrebend ertragen wird und daß in der Regel große Dürftigkeit der Diät nur im Gefolge andrer, vorherggegangner Entbehrung nachhinkt. Lange bevor der Nahrungsnmngel hygienisch ins Gewicht fällt, lange bevor der Physiolog daran denkt, die Grane Stickstoff und Kohlenstoff zu zählen, zwischen denen Leben und Hungertod schwebt, wird der Haushalt von allem materiellen Komfort ganz und gar entblößt sein. Kleidung und Heizung werden noch dürftiger gewesen sein als die Speise. Kein hinreichender Schutz wider die Härte des Wetters; Abknappung des Wohnraums zu einem Grad, der Krankheiten erzeugt oder verschärft; kaum eine Spur von Hausgerät oder Möbeln, die Reinlichkeit selbst wird kostspielig oder schwierig geworden sein. Werden noch aus Selbstachtung Versuche gemacht, sie aufrechtzuerhalten, so repräsentiert jeder solcher Versuch zuschüssige Hungerpein. Die Häuslichkeit wird dort sein, wo Obdach am wohlfeilsten kaufbar; in Quartieren, wo die Gesundheitspolizei die geringste Frucht trägt, das jämmerlichste Gerinne, wenigster Verkehr, der meiste öffentliche Unrat, kümmerlichste oder schlechteste Wasserzufuhr und, in Städten, größter Mangel an Licht und Luft. Dies sind die Gesundheitsgefahren, denen die Armut unvermeidlich ausgesetzt ist, wenn diese Armut Nahrungsmangel einschließt. Wenn die Summe dieser Übel von furchtbarer Größe für das Leben ist, so ist der bloße Nahrungsmangel an sich selbst entsetzlich... Dies sind qualvolle Gedanken, namentlich wenn man sich erinnert, daß die Armut, wovon es sich handelt, nicht die selbstveruldete Armut des Müßiggangs
113) l.c.p. 232, 233.
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ist. Es ist die Armut von Arbeitern. Ja, mit Bezug auf die städtischen Arbeiter ist die Arbeit, wodurch der knappe Bissen Nahrung erkauft wird, meist über alles Maß verlängert. Und dennoch kann man nur in sehr bedingtem Sinn sagen, daß diese Arbeit selbsterhaltend ist... Auf sehr großem Maßstab kann der nominelle Selbsterhalt nur ein kürzerer oder längerer Umweg zum Pauperismus sein." 114)
Der innere Zusammenhang zwischen Hungerpein der fleißigsten Arbeiterschichten und auf kapitalistischer Akkumulation begründetem, grobem oder raffiniertem Verschwendungskonsum der Reichen enthüllt sich nur mit Kenntnis der ökonomischen Gesetze. Anders mit dem Wohnungszustand. jeder unbefangne Beobachter sieht, daß je massenhafter die Zentralisation der Produktionsmittel, desto größer die entsprechende Anhäufung von Arbeitern auf demselben Raum, daß daher, je rascher die kapitalistische Akkumulation, desto elender der Wohnungszustand der Arbeiter. Die den Fortschritt des Reichtums begleitende "Verbesserung" (improvements) der Städte durch Niederreißen schlecht gebauter Viertel, Errichtung von Palästen für Banken, Warenhäuser usw., Streckung der Straßen für Geschäftsverkehr und Luxuskarossen, Einführung von Pferdebahnen usw. veagt augenscheinlich die Armen in stets schlechtere und dichter gefüllte Schlupfwinkel. Andrerseits weiß jeder, daß die Teuerkeit der Wohnungen im umgekehrten Verhältnis zu ihrer Güte steht und daß die Minen des Elends von Häuserspekulanten mit mehr Profit und weniger Kosten ausgebeutet werden als jemals die Minen von Potosi. Der antagonistische Charakter der kapitalistischen Akkumulation und daher der kapitalistischen Eigentumsverhältnisse überhaupt 115) wird hier so handgreifbar, daß selbst die offiziellen englischen Berichte über diesen Gegenstand wimmeln von heterodoxen Ausfällen auf das "Eigentum und seine Rechte". Das Übel hielt solchen Schritt mit der Entwicklung der Industrie, der Akkumulation des Kapitals, dem Wachstum und der "Verschönerung" der Städte, daß die bloße Furcht vor ansteckenden Krankheiten, welche auch der "Ehrbarkeit" nicht schonen, von 1847 bis 1864 nicht weniger als 10 gesundheitspolizeiliche Parlamentsakte ins Leben rief und die erschreckte Bürgerschaft in einigen Städten, wie Liverpool, Glasgow usw., durch ihre Munizipalität eingriff. Dennoch, ruft Dr. Simon in seinem Bericht von 1865: Allgemein zu sprechen, sind die Übelstände in England unkontrolliert."--. 114) l.c.p. 14, 15. 115) "Nirgendwo sind so offen und so schamlos die Rechte der Person dem Recht des Eigentums geopfert worden als in den Wohnungsverhältnissen der arbeitenden Klasse. Jede große Stadt ist eine Stätte des Menschenopfers, ein Altar, worauf Tausende jährlich dem Moloch der Habsucht geschlachtet werden." (S. Laing, l.c.p. 150.)#
#688# VII. Abschnitt - Der Akkumulationsprozeß des Kapitals --

Auf Befehl des Privy Council fand 1864 Untersuchung über die Wohnungsverhältnisse der Landarbeiter, 1865 über die der ärmeren Klassen in den Städten statt. Die meisterhaften Arbeiten des Dr. Juban Hunter findet man im siebenten und achten Bericht über "Public Health". Auf die Landarbeiter komme ich später. Für den städtischen Wohnungszustand schicke ich eine allgemeine Bemerkung des Dr. Simon voraus:
"Obgleich mein offizieller Gesichtspunkt", sagt er, "ausschließlich ärztlich ist, erlaubt die gewöhnlichste Humanität nicht, die andre Seite dieses Übels zu ignorieren. In seinem höheren Grad bedingt es fast notwendig eine solche Verleugnung aller Delikatesse, so schmutzige Konfusion von Körpern und körperlichen Verrichtungen, solche Bloßstellung geschlechtlicher Nacktheit, die bestial, nicht menschlich sind. Diesen Einflüssen unterworfen zu sein ist eine Erniedrigung, die sich vertieft, je länger sie fortwirkt. Für die Kinder, die unter diesem Euch geboren sind, ist er Taufe in Infamie (baptism into infamy). Und über alles hoffnungslos ist der Wunsch, daß unter solche Umstände gestellte Personen in andren Hnsichten nach jener Atmosphäre der Zivilisation aufstreben sollten, deren Wesen in physischer und moralischer Reinheit besteht." 116)
Den ersten Rang in überfüllten oder auch für menschliche Behausung absolut unmöglichen Wohnlichkeiten nimmt London ein.
"Zwei Punkte", sagt. Hunter, "sind sicher; erstens gibt es ungefähr 20 große Kolonien in London, jede ungefähr 10 000 Personen stark, deren elende Lage alles übersteigt, was jemals anderswo in England gesehen worden ist, und sie ist fast ganz das Resultat ihrer schlechten Hausakkommodation; zweitens, der überfüllte und verfallne Zustand der Häuser dieser Kolonien ist viel schlechter als 20 Jahre zuvor." 117) "Es ist nicht zuviel zu sagen, daß das Leben in vielen Teilen von London und Newcastle höllisch ist." 118)
Auch der bessergestellte Teil der Arbeiterklasse, zusamt Kleinkrämern und andren Elementen der kleinen Mittelklasse, fällt in London mehr und mehr unter den Fluch dieser nichtswürdigen Behausungsverhältnisse, im Maße, wie die "Verbesserungen" und mit ihnen die Niederreißung alter
116) "Public Health. Eight Report", Lond. 1866, p. 14, Note. 117) l.c.p. 89. Mit Bezug auf die Kinder in diesen Kolonien Dr. Hunter: "Wir wissen nicht, wie Kinder vor diesem Zeitalter dichter Agglomeration der Armen aufgebracht worden, und er wäre ein kühner Prophet, der vorhersagen wollte, welches Betragen zu erwarten von Kindern, die unter Zuständen ohne Parallele in diesem Land jetzt ihre Erziehung für künftige Praxis als gefährliche Klassen durchmachen, indem sie die halbe Nacht aufsitzen mit Personen jeden Alters, trunken, obszön und zanksüchtig." (l.c.p. 56.) 118) l.c.p. 62.
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Straßen und Häuser fortschreiten, wie Fabriken und Menschenzustrom in der Metropole wachsen, endlich die Hausmieten mit der städtischen Grundrente steigen.
"Die Hausmieten sind so übermäßig geworden, daß wenige Arbeiter mehr als ein Zimmer zahlen können." 119)
Es gibt fast kein Londoner Hauseigentum, das nicht mit einer Unzahl von "middlemen" 1*) belastet wäre. Der Preis des Bodens in London steht nämlich stets sehr hoch im Vergleich zu seinen jährlichen Einkünften, indem jeder Käufer darauf spekuliert, ihn früher oder später zu einem Jury Price (durch Geschworene festgesetzte Taxe bei Expropriationen) wieder loszuschlagen oder durch Nähe irgendeines großen Unternehmens außer ordentliche Werterhöhung zu erschwindeln. Folge davon ist ein regelmäßiger Handel im Ankauf von Mietkontrakten, die ihrem Verfall nahen.
"Von den Gentlemen in diesem Geschäft kann man erwarten, daß sie handeln, wie sie handeln, so viel wie möglich aus den Hausbewohnern herausschlagen und das Haus selbst in so elendem Zustand wie möglich ihren Nachfolgern überlassen." 120)
Die Mieten sind wöchentlich, und die Herren laufen kein Risiko. Infolge der Fisenbahnbauten innerhalb der Stadt
"sah man kürzlich im Osten Londons eine Anzahl aus ihren alten Wohnungen verjagter Familien umherwandern eines Samstags abends mit ihren wenigen weltlichen Habseligkeiten auf dem Rücken, ohne irgendeinen Haltplatz außer dem Workhouse" 121)
Die Workhouses sind bereits überfüllt, und die vom Parlament bereits bewilligten "Verbesserungen" sind erst im Beginn ihrer Ausführung. Werden die Arbeiter verw durch Zerstörung ihrer alten Häuser, so verlassen sie nicht ihr Kirchspiel oder siedeln sich höchstens an seiner Grenze, im nächsten fest.
"Sie suchen natürlich möglichst in der Nähe ihrer Arbeitslokale zu hausen. Folge, daß an der Stelle von zwei Zimmern, eins die Familie aufnehmen muß. Selbst zu erhöhter Miete wird die Wohnlichkeit schlechter als die schlechte, woraus man sie verjagt. Die Hälfte der Arbeiter im Strand braucht bereits zwei Meilen Reise zwn Arbeitslokal."
Dieser Strand, dessen Hauptstraße auf den Fremden einen imposanten Eindruck vom Reichtum Londons macht, kann als Beispiel der Londoner
119) "Report of the Officer of Health of St. Martin's in the Fields, 1865." 120) "Public Health. Eighth Report", Lond. 1866, p. 91. 121 121) l.c.p. 88. --#

1*) "Maklern"
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Menschenverpackung dienen. In einer Pfarrei desselben zählte der Gesundheitsbeamte 581 Personen auf den Acre, obgleich die Hälfte der Themse mit eingemessen war. Es versteht sich von selbst, daß jede gesundheitspolizeiliche Maßregel, die, wie das bisher in London der Fall, durch Niederschleifen untauglicher Häuser die Arbeiter aus einem Viertel verjagt nur dazu dient, sie in ein andres desto dichter zusammenzudrängen.
"Entweder", Dr. Hunter, "muß die ganze Prozedur als eine Abgeschmacktheit notwendig zum Stillstand kommen, oder die öffentliche Sympathie (!) muß erwachen für das, was man jetzt ohne Übertreibung eine nationale Pflicht nennen kann, nämlich Obdach für Leute zu verschaffen, welche aus Mangel an Kapital sich selbst keins verschaffen, wohl aber durch periodische Zahlung die Vermieter entschädigen können." 122)
Man bewundre die kapitalistische Justiz! Der Grundeigentümer, Hauseigner, Geschäftsmann, wenn expropriiert durch "improvernents" 1*), wie Eisenbahnen, Neubau der Straßen usw., erhält nicht nur volle Entschädigung. Er muß für seine erzwungne "Entsagung" von Gott und Rechts wegen noch obendrein durch einen erklecklichen Profit getröstet werden. Der Arbeiter wird mit Frau und Kind und Habe aufs Pflaster geworfen und - wenn er zu massenhaft nach Stadtvierteln drängt, wo die Munizipalität auf Anstand hält, gesundheitspolizeilich verfolgt! Außer London gab es Anfang des 19. Jahrhunderts keine einzige Stadt in England, die 100 000 Einwohner zählte. Nur fünf zählten mehr als 50 000. jetzt existieren 28 Städte mit mehr als 50 000 Einwohnern.
"Das Resultat dieses Wechsels war nicht nur enormer Zuwachs der städtischen Bevölkerung, sondern die alten dichtgepackten kleinen Städte sind nun Zentra, die von allen Seiten umbaut sind, nirgendwo mit freiem Luftzutritt. Da sie für die Reichen nicht langer angenehm sind, werden sie von ihnen für die amüsanteren Vorstädte verlassen. Die Nachfolger dieser Reichen beziehn die größeren Häuser, eine Familie, oft noch mit Untermietern, für jedes Zimmer. So ward eine Bevölkerung gedrängt in Häuser, nicht für sie bestimmt, und wofür sie durchaus unpassend, mit einer Umgebung, die wahrhaft erniedrigend für die Erwachsnen und ruinierend für die Kinder ist." 123)
Je rascher das Kapital in einer industriellen oder kommerziellen Stadt akkumuliert, um so rascher der Zustrom des exploitablen Menschenmaterials, um so elender die improvisierten Wohnlichkeiten der Arbeiter.
122) l.c.p. 89. 123) l.c.p. 56. --#

1*) "Verbesserungen"
#691# 23. Kapitel - Das allgemeine der kap. Akkumulation --

Newcastle-upon-Tyne, als Zentrum eines fortwährend ergiebigeren Kohlen- und Bergbaudistrikts, behauptet daher nach London die zweite Stelle in dem Wohnungsinferno. Nicht minder als 34 000 Menschen hausen dort in Einzelkammern. Infolge absoluter Gemeinschädlichkeit sind kürzlich in Newcastle und Cateshead Häuser in bedeutender Anzahl von Polizei wegen zerstört worden. Der Bau der neuen Häuser geht sehr langsam voran, das Geschäft sehr rasch. Die Stadt war daher 1865 überfüllter als je zuvor. Kaum eine einzelne Kammer war zu vermieten. Dr. Embleton vom Newcastle Fieberhospital sagt:
"Ohne allen Zweifel liegt die Ursache der Fortdauer und Verbreitung des Typhus in der Überhäufung menschlicher Wesen und der Unreinlichkeit ihrer Wohnungen. Die Häuser, worin die Arbeiter häufig leben, liegen in abgeschloßnen Winkelgassen und Höfen. Sie sind mit Bezug auf Licht, Luft, Raum und Reinlichkeit wahre Muster von Mangelhaftigkeit und Ungesundheit, eine Schmach für jedes zivilisierte Land. Dort liegen Männer, Weiber und Kinder des Nachts zusammengehudelt. Was die Männer angeht, folgt die Nachtschicht der Tagesschicht in ununterbrochnem Strom, so daß die Betten kaum Zeit zur Abkühlung finden. Die Häuser sind schlecht mit Wasser versehn und schlechter mit Abtritten, unflätig, unventiliert, pestilenzialisch." 124)
Der Wochenpreis solcher Löcher steigt von 8 d. zu 3 sh.
"Newcastle-upon-Tyne", sagt Dr. Hunter, "bietet das Beispiel eines der schönsten Stämme unsrer Landsleute, der durch die äußern Umstände von Behausung und Straße oft in eine beinah wilde Entartung versunken ist." 125)
Infolge des Hin- und Herwogens von Kapital und Arbeit mag der Wohnungszustand einer industriellen Stadt heute erträglich sein, morgen wird er abscheulich. Oder die städtische Ädilität mag endlich sich aufgerafft haben zur Beseitigung der ärgsten Mißstände. Morgen wandert ein Heuschreckenschwarm von verlumpten Irländern oder verkommenen englischen Agrikulturarbeitern ein. Man steckt sie weg in Keller und Speicher oder verwandelt das früher respektable Arbeiterhaus in ein Logis, worin das Personal so rasch wechselt wie die Einquartierung während des Dreißigjährigen Kriegs. Beispiel: Bradford. Dort war der Munizipalphilister eben mit Stadtreform beschäftigt. Zudem gab es daselbst 1861 noch 1751 unbewohnte Häuser. Aber nun das gute Geschäft, worüber der sanft liberale Herr Forster, der Negerfreund, jüngst so artig gekräht hat. Mit dem guten Geschäft natürlich Überflutung durch die Wellen der stets wogenden
124) l.c.p. 149. 125) l.c.p. 50.
#692# VII. Abschnitt - Der Akkumulationsprozeß den Kapitals --

"Reservearmee" oder relativen "Übervölkerung". Die scheußlichen Kellerwohnungen und Kammern, registriert in der Liste (Note 126)), die Dr. Hunter vom Agenten einer Assekuranzgesellschaft erhielt, waren meist von gutbezahlten Arbeitern bewohnt. Sie erklärten, sie würden gern bessere Wohnungen zahlen, wenn sie zu haben wären. Unterdes verlumpen und verkranken sie mit Mann und Maus, während der sanftliberale Forster, M. P., Tränen vergießt über die Segnungen des Freihandels und die Profite der eminenten Bradforder Köpfe, die in Worsted 1*) machen. Im Bericht vom 5. September 1865 erklärt Dr. Bell, einer der Armenärzte von Bradford,
126) Liste des Agenten einer Arbeiter-Assekuranzgesellschaft zu Bradford Vulcanstreet. Nr. 122 1 Zimmer 16 Personen Lumleystreet. Nr. 13 1 " 11 " Bowerstreet. Nr. 41 1 " 11 " Portlandstreet. Nr. 112 1 " 10 " Hardystreet. Nr. 17 1 " 10 " Northstreet. Nr. 18 1 " 16 " ditto Nr. 17 1 " 13 " Wymerstreet. Nr. 19 1 " 8 Erwachsne Jowettstreet. Nr. 56 1 " 12 Personen Georgestreet. Nr. 150 1 " 3 Familien Rifle Court, Marygate. Nr. 11 1 " 11 Personen Marshallstreet. Nr.28 1 " 10 " ditto Nr. 49 3 " 3 Familien Georgestreet. Nr. 128 1 " 18 Personen ditto Nr. 130 1 " 16 " Edwardstreet. Nr. 4 1 " 17 " [Georgestreet. Nr. 49 1 " 2 Familien] Yorkstreet. Nr. 34 1 " 2 " Salt Piestreet 2 " 26 Personen
Keller Regent Square 1 Keller 8 " Acrestreet 1 " 7 " Robert's Court. Nr. 33 1 " 7 " Back Prattstreet, vernutzt als Kupferschmiedewerkstatt 1 " 7 " Ebenezerstreet. Nr.27 1 " 6 " (l.c.p. 111.)
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die furchtbare Sterblichkeit der Fieberkranken seines Bezirks aus ihren Wohnungsverhältnissen:
"In einem Keller von 1500 Kubikfuß wohnen 10 Personen... Die Vincentstraße, Green Air Place und the Leys bergen 223 Häuser mit 1450 Einwohnern, 435 Betten und 36 Abtritten... Die Betten, und darunter verstehe ich jede Rolle von schmutzigen Lumpen oder Handvoll von Hobelspänen, halten jedes im Durchschnitt 3,3 Personen, manches 4 und 6 Personen. Viele schlafen ohne Bett auf nacktem Boden in ihren Kleidern, junge Männer und Weiber, verheiratet und unverheiratet, alles kunterbunt durcheinander. Ist es nötig hinzuzufügen, daß diese Hausungen meist dunkle, feuchte, schmutzige Stinkhöhlen sind, ganz und gar unpassend für menschliche Wohnung? Es sind die Zentra, wovon Krankheit und Tod ausgehn und ihre Opfer auch unter den Gutgestellten (of good circumstances) packen, welche diesen Pestbeulen erlaubt haben, in unsrer Mitte zu eitern." 127)
Bristol behauptet den dritten Rang nach London im Wohnungselend.
"Hier, in einer der reichsten Städte Europas, größter Überfluß an barster Armut (blank poveny) und häuslichem Elend." 128)

c) Das Wandervolk

Wir wenden uns nun zu einer Volksschicht, deren Ursprung ländlich, deren Beschäftigung großenteils industriell ist. Sie bildet die leichte Infanterie des Kapitals, die es je nach seinem Bedürfnis bald auf diesen Punkt wirft, bald auf jenen. Wenn nicht auf dem Marsch, "kampiert" sie. Die Wanderarbeit wird verbraucht für verschiedne Bau- und Drainierungsoperationen, Backsteinmachen, Kalkbrennen, Eisenbahnbau usw. Eine wandelnde Säule der Pestilenz, importiert sie in die Orte, in deren Nachbarschaft sie ihr Lager aufschlägt, Pocken, Typhus, Cholera, Scharlachfieber usw. 129) In Unternehmen von bedeutender Kapitalauslage, wie Eisenbahnbau usw., liefert meist der Unternehmer selbst seiner Armee Holzhütten oder dergl., improvisierte Dörfer ohne alle Gesundheitsvorkehrung, jenseits der Kontrolle der Lokalbehörden, sehr profitlich für den Herrn Kontraktor, der die Arbeiter doppelt ausbeutet, als Industriesoldaten und als Mieter. Je nachdem die Holzhütte 1, 2 oder 3 Löcher enthält, hat ihr Insasse, Erdarbeiter usw.. 2, 3, 4 sh. wöchentlich zu zahlen. 130) Ein Beispiel
127) l.c.p. 114. 128) l.c.p. 50. 129) "Public Health. Seventh Report", Lond. 1865, p. 18. 130) l.c.p. 165.
#694# VII. Abschnitt - Der Akkumulationsprozeß des Kapitals --

genüge. Im September 1864, berichtet Dr. Simon, ging dem Minister des Innern, Sir George Grey, folgende Denunziation seitens des Vorstehers des Nuisance Removal Committee 1*) der Pfarrei von Sevenoaks zu:
"Pocken waren dieser Pfarrei ganz unbekannt bis etwa vor 12 Monaten. Kurz vor dieser Zeit wurden Arbeiten für eine Eisenbahn von Lewisham nach Tunbridge eröffnet. Außerdem, daß die Hauptarbeiten in der unmittelbaren Nachbarschaft dieser Stadt ausgeführt wurden, ward hier auch das Hauptdepot des ganzen Werks errichtet. Große Personenzahl daher hier beschäftigt. Da es unmöglich war, sie alle in Cottages unterzubringen, ließ der Kontraktor, Herr Jay, längs der Linie der Bahn auf verschiednen Punkten Hütten aufschlagen zur Behausung der Arbeiter. Diese Hütten besaßen weder Ventilation noch Abzugsgerinne und waren außerdem notwendig überfüllt, weil jeder Mieter andre Logierer aufnehmen mußte, wie zahlreich immer seine eigne Familie, und obgleich jede Hütte nur zweizimmrig. Nach dem ärztlichen Bericht, den wir erhielten, war die Folge, daß diese armen Leute zur Nachtzeit alle Qualen der Erstickung zu erdulden hatten, zur Vermeidung der pestilenzialischen Dünste von dem schmutzigen stehenden Wasser und den Abtritten dicht unter den Fenstern. Endlich wurden unsrem Komitee Klagen eingehändigt von einem Ärzte, der Gelegenheit hatte, diese Hütten zu besuchen. Er sprach über den Zustand dieser sog. Wohnlichkeiten in den bittersten Ausdrücken und befürchtete sehr ernsthafte Folgen, falls nicht einige Gesundheitsvorkehrungen getroffen würden. Ungefähr vor einem Jahr verpflichtete sich p.p. Jay, ein Haus einzurichten, worin die von ihm beschäftigten Personen, beim Ausbruch ansteckender Krankheiten, sofort entfernt werden sollten. Er wiederholte dies Versprechen Ende letzten Julis, tat aber nie den geringsten Schritt zur Ausführung, obgleich seit diesem Datum verschiedne Fälle von Pocken und infolge davon zwei Todesfälle vorkamen. Am 9. September berichtete mir Arzt Kelson weitere Pockenfälle in denselben Hütten und beschrieb ihren Zustand als entsetzlich. Zu Ihrer" (des Ministers) "Information muß ich hinzufügen, daß unsere Pfarrei ein isoliertes Haus besitzt, das sog. Pesthaus, wo die Pfarreigenossen, die von ansteckenden Krankheiten leiden, verpflegt werden. Dies Haus ist jetzt seit Monaten fortwährend mit Patienten überfüllt. In einer Familie starben fünf Kinder an Pocken und Fieber. Vom 1. April bis 1. September dieses Jahres kamen nicht weniger als 10 Todesfälle an Pocken vor, 4 in den besagten Hütten, den Pestquellen. Es ist unmöglich, die Zahl der Krankheitsfälle anzugeben, da die heimgesuchten Familien sie so geheim als möglich halten." 131)
131) l.c.p. 18, Note. Der Armenpfleger der Chapel-en-le-FrithUnion berichtet an den Registrar General [128]: "Zu Doveholes hat man eine Anzahl kleiner Aushöhlungen in einem großen Hügel von Kalkasche gemacht. Diese Höhlen dienen den Erd- und andren am Eisenbahnbau beschäftigten Arbeitern zur Wohnung. Die Höhlen sind eng, feucht, ohne Abzug für Unreinigkeiten und ohne Abtritte. Sie entbehren aller Ventilationsmittel, mit Ausnahme eines Lochs durch die Wölbung, das zugleich als Schornstein --#

1*) Gesundheitspolizeilichen Komitees
#695# 23. Kapitel - Das allgemeine Gesetz der kap. Akkumulation --

Die Arbeiter in Kohlen- und anderen Bergwerken gehören zu den bestbezahlten Kategorien des britischen Proletariats. Zu welchem Preis sie ihren Lohn erkaufen, wurde an einer früheren Stelle gezeigt. 132) Ich werfe hier einen raschen Blick auf ihre Wohnlichkeitsverhältnisse. In der Regel errichtet der Exploiteur des Bergwerks, ob Eigentümer oder Mieter desselben, eine Anzahl Cottages für seine Hände. Sie erhalten Cottages und Kohlen zur Feuerung umsonst, d.h., letztre bilden einen in natura gelieferten Teil des Lohns. Die nicht in dieser Art Unterbringbaren erhalten zum Ersatz 4 Pfd.St. per Jahr. Die Bergwerksdistrikte ziehn rasch eine große Bevölkerung an, zusammengesetzt aus der Minenbevölkerung selbst und den Handwerkern, Krämern usw., die sich um sie gruppieren. Wie überall, wo die Bevölkerung dicht, ist die Bodenrente hier hoch. Der Bergbauunternehmer sucht daher auf möglichst engem Bauplatz am Mund der Gruben so viel Cottages aufzuwerfen, als grade nötig sind, um seine Hände und ihre Familien zusammenzupacken. Werden neue Gruben in der Nähe eröffnet oder alte wieder in Angriff genommen, so wächst das Gedränge. Bei der Konstruktion der Cottages waltet nur ein Gesichtspunkt, "Entsagung" des Kapitalisten auf alle nicht absolut unvermeidliche Ausgabe von Barem.
"Die Wohnungen der Gruben- und andrer Arbeiter, die mit den Bergwerken von Northumberland und Durham verknüpft sind", sagt Dr. Julian Hunter, "sind vielleicht im Durchschnitt das Schlechteste und Teuerste, was England auf großer Stufenleiter in dieser Art bietet, mit Ausnahme jedoch ähnlicher Distrikte in Monmouthshire. Die extreme Schlechtigkeit liegt in der hohen Menschenzahl, die ein Zimmer fällt, in der Enge des Bauplatzes, worauf eine große Häusermasse geworfen wird, im Wassermangel und Abwesenheit von Abtritten, in der häufig angewandten Methode, ein Haus über ein andres zu stellen oder sie in flats" (so daß die verschiednen Cottages vertikal übereinander liegende Stockwerke bilden) "zu verteilen... Der Unternehmer behandelt die ganze Kolonie, als ob sie nur kampiere, nicht residiere." 133) "In Ausführung meiner Instruktionen", sagt Dr. Stevens, "habe ich die meisten großen Bergwerksdörfer der Durham Union besucht... Mit sehr wenigen Ausnahmen gilt von allen, daß jedes Mittel zur Sicherung der Gesundheit der Einwohner vernachlässigt wird... Alle Grubenarbeiter sind an den Pächter (lesse) oder Eigentümer des Bergwerks
dient. Die Pocken wüten und haben schon verschiedne Todesfälle" (unter den Troglodyten) "verursacht." (l.c., Note 2.) 132) Die auf S. 460 ff. 1*) gegebnen Einzelheiten beziehn sich namentlich auf Arbeiter in Kohlenbergwerken. Über den noch schlechteren Zustand in den Metallminen vgl. den gewissenhaften Bericht der Royal Commission von 1864. 133) l.c.p. 180, 182. --#

1*) Siehe vorl. Band, S. 519-525
#696# VII. Abschnitt - Der Akkumulationsprozeß des Kapitals --

für 12 Monate gebunden" ("bound", Ausdruck, der wie bondage 1*) aus der Zeit der Leibeigenschaft stammt). "Wenn sie ihrer Unzufriedenheit Luft machen oder in irgendeiner Art den Aufseher (viewer) belästigen, so setzt er eine Marke oder ein Memorandum hinter ihre Namen im Aufsichtsbuch und entläßt sie bei der jährlichen Neubindung... Es scheint mir, daß kein Teil des Trucksystems schlechter sein kann als das in diesen dichtbevölkerten Distrikten herrschende. Der Arbeiter ist gezwungen, als Teil seines Lohns ein mit pestilenzialischen Einflüssen umgebnes Haus zu empfangen. Er kann sich nicht selbst helfen. Er ist in jeder Rücksicht ein Leibeigner (he is to all intents and purposes a serf). Es scheint fraglich, ob jemand sonst ihm helfen kann außer seinem Eigentümer, und dieser Eigentümer zieht vor allem sein Bilanzkonto zu Rat, und das Resultat ist ziemlich unfehlbar. Der Arbeiter erhält von dem Eigentümer auch seine Zufuhr an Wasser. Es sei gut oder schlecht, es werde geliefert oder zurückgehalten, er muß dafür zahlen oder sich vielmehr einen Lohnabzug gefallen lassen." 134)
Im Konflikt mit der "öffentlichen Meinung" oder auch der Gesundheitspolizei geniert sich das Kapital durchaus nicht, die teils gefährlichen, teils entwürdigenden Bedingungen, worin es Funktion und Häuslichkeit des Arbeiters bannt, damit zu "rechtfegen", das sei nötig, um ihn profitlicher auszubeuten. So, wenn es entsagt auf Vorrichtungen zum Schutz gegen gefährliche Maschinerie in der Fabrik, auf Ventilations- und Sicherheitsrmttel in den Minen usw. So hier mit der Behausung der Minenarbeiter
"Als Entschuldigung", sagt Dr. Simon, der ärztliche Beamte des Privy Council, in seinem offiziellen Bericht, "als Entschuldigung für die nichtswürdige Hauseinrichtung wird angeführt, daß Minen gewöhnlich pachtweise exploitiert werden, daß die Dauer des Pachtkontrakts (in Kohlenwerken meist 21 Jahre) zu kurz ist, damit der Minenpächter es der Mühe wert halte, gute Hauseinrichtung für das Arbeitsvolk und die Gewerbsleute usw. zu liefern, welche die Unternehmung anzieht; hätte er selbst die Absicht, nach dieser Seite hin liberal zu verfahren, so wurde sie vereitelt werden durch den Grundeigentümer. Der habe nämlich die Tendenz, sofort exorbitante Zuschußrente zu verlangen für das Privilegium, ein anständiges und komfortables Dorf auf der Grundoberfläche zu errichten zur Behausung der Arbeiter des unterirdischen Eigentums. Dieser prohibitorische Preis, wenn nicht direkte Prohibition, schrecke ebenfalls andre ab, welche sonst wohl bauen machten... Ich will den Wert dieser Entschuldigung nicht weiter untersuchen, auch nicht, auf wen denn in letzter Hand die zuschüssige Ausgabe für anständige Wohnlichkeit fallen würde, auf den Grundherrn, den Minenpächter, die Arbeiter oder das Publikum... Aber angesichts solcher schmählichen Tatsachen, wie die beigefügten Berichte" (des Dr. Hunter, Stevens usw.) "sie enthüllen, muß ein Heilmittel angewandt werden... Grundeigentumstitel werden so
134) l.c.p. 515, 517. --#

1*) Hörigkeit
#697# 23.Kapitel - Das allgemeine Gesetz der kap. Akkwnulation --

benutzt, um ein großes öffentliches Unrecht zu begehn. In seiner Eigenschaft als Mineneigner ladet der Grundherr eine industrielle Kolonie zur Arbeit auf seiner Domäne ein und macht dann, in seiner Eigenschaft als Eigentümer der Grundoberfläche, den von ihm versammelten Arbeitern unmöglich, die zu ihrem Leben unentbehrliche, geeignete Wohnlichkeit zu finden. Der Minenpächter" (der kapitalistische Exploiteur) "hat kein Geldinteresse, dieser Teilung des Handels zu widerstehn, da er wohl weiß, daß, wenn die letztem Ansprüche exorbitant sind, die Folgen nicht auf ihn fallen, daß die Arbeiter, auf die sie fallen, zu unerzogen sind, um ihre Gesundheitsrechte zu kennen, und daß weder obszönste Wohnlichkeit noch faulstes Trinkwasser jemals Anlaß zu einem Strike liefern." 135)

d) Wirkung der Krisen auf den bestbezahlten Teil der Arbeiterklasse

Bevor ich zu den eigentlichen Agrikulturarbeitern übergehe, soll an einem Beispiel noch gezeigt werden, wie die Krisen selbst auf den bestbezahlten Teil der Arbeiterklasse, auf ihre Aristokratie, wirken. Man erinnert sich: das Jahr 1857 brachte eine der großen Krisen, womit der industrielle Zyklus jedesmal abschließt. Der nächste Termin wurde 1866 fällig. Bereits diskontiert in den eigentlichen Fabrikdistrikten durch die Baumwollnot, welche viel Kapital aus der gewohnten Anlagesphäre zu den großen Zentralsitzen des Geldmarkts jagte, nahm die Krise diesmal einen vorwiegend finanziellen Charakter an. Ihr Ausbruch im Mai 1866 wurde signalisiert durch den Fall einer Londoner Riesenbank, dem der Zusammensturz zahlloser finanzieller Schwindelgesellschaften auf dem Fuß nachfolgte. Einer der großen Londoner Geschäftszweige, welche die Katastrophe traf, war der eiserne Schiffsbau. Die Magnaten dieses Geschäfts hatten während der Schwindelzeit nicht nur maßlos überproduziert, sondern zudem enorme Lieferungskontrakte übernommen, auf die Spekulation hin, daß die Kreditquelle gleich reichlich fortfließen werde. Jetzt trat eine furchtbare Reaktion ein, die auch in andren Londoner Industrien 136) bis zur
135) l.c.p. 16. 136) "Massenhafte Verhungerung der Londoner Armen! (Wholesale starvation of the London Poor!)... Während der letzten Tage waren die Mauern Londons überklebt mit großen Plakaten, die folgende merkwürdige Anzeige bringen: 'Fette Ochsen, verhungernde Menschen! Die fetten Ochsen haben ihre Glaspaläste verlassen, um die Reichen in ihren Luxusgemächern zu mästen, während die verhungernden Menschen in ihren Jammerhöhlen verderben und sterben.' Die Plakate mit dieser unheilkündenden Inschrift werden beständig erneuert. Kaum ist eine Partie ausgemerzt und überklebt, wenn sofort eine neue Partie an demselben oder einem gleich öffentlichen Platz wiedererscheint... Das erinnert an die omina, die französische Volk auf die Ereignisse von 1789 vorbereiteten... In diesem Augenblick, während englische Arbeiter
#698# VII. Abschnitt - Der Akkumulationsprozeß des Kapitals --

Stunde, Ende März 1867, fortdauert. Zur Charakteristik der Lage der Arbeiter folgende Stelle aus dem ausführlichen Bericht eines Korrespondenten des "Morning Star", welcher Anfang 1867 die Hauptsitze des Leidens besuchte.
"Im Osten von London, den Distrikten von Poplar, Millwall, Greenwich, Deptford, Limehouse und Canning Town befinden sich mindestens 15 000 Arbeiter samt Familien in einem Zustand äußerster Not, darunter über 3000 geschickte Mechaniker. Ihre Reservefonds sind erschöpft infolge sechs- oder achtmonatiger Arbeitslosigkeit... Ich hatte große Mühe, zum Tor des Workhouse (von Poplar) vorzudringen, denn es war belagert von einem ausgehungerten Haufen. Er wartete auf Brotbilletts, aber die Zeit zur Verteilung war noch nicht gekommen. Der Hof bildete ein großes Quadrat mit einem Pultdach, das rings um seine Mauern läuft. Dichte Schneehaufen bedeckten die Pflastersteine in der Mitte des Hofes. Her waren gewisse kleine Plätze mit Weidengeflecht abgeschlossen, gleich Schafhürden, worin die Männer bei besserem Wetter arbeiten. Am Tage meines Besuchs waren die Hürden so verschneit, daß niemand in ihnen sitzen konnte. Die Männer waren jedoch unter dem Schutz der Dachvorsprünge mit Makadamisierung von Pflastersteinen beschäftigt. Jeder hatte einen dicken Pflasterstein zum Sitz und klopfte mit schwerem Hammer auf den frostbedeckten Granit, bis er 5 Bushel davon abgehauen hatte. Dann war sein Tagewerk verrichtet und erhielt er 3 d." (2 Silbergroschen, 6 Pfennige) "und ein Billett für Brot. In einem andren Teil des Hofes stand ein rachitisches kleines Holzhaus. Beim Öffnen der Tür fanden wir es gefüllt mit Männern, Schulter an Schulter gedrängt, um einander warm zu halten. Sie zupften Schiffstau und stritten miteinander, wer von ihnen mit einem Minimum von Nahrung am längsten arbeiten könne, denn Ausdauer war der point d'honneur. In diesem einen Workhouse allein erhielten 7000 Unterstützung, darunter viele Hunderte, die 6 oder 8 Monate zuvor die höchsten Löhne geschickter Arbeit in diesem Land verdienten. Ihre Zahl wäre doppelt so groß gewesen, gäbe es nicht so viele, welche nach Erschöpfung ihrer ganzen Geldreserve dennoch vor Zuflucht zur Pfarrei zurückbeben, solange sie noch irgend etwas zu versetzen haben... Das Workhouse verlassend, machte ich einen Gang durch die Straßen von meist einstöckigen Häusern, die in Poplar so zahlreich. Mein Führer war Mitglied des Komitees für die Arbeitslosen. Das erste Haus, worin wir eintraten, war das eines Eisenarbeiters, seit 27 Wochen außer Beschäftigung. Ich fand den Mann mit seiner ganzen Familie in einem Hinterzimmer sitzend. Das Zimmer war noch nicht ganz von Möbeln entblößt, und es war Feuer darin. Dies war nötig, um die nackten Füße der jungen Kinder vor Frost zu schützen, denn es war ein grimmig kalter Tag. Auf einem Teller gegenüber dem Feuer lag ein Quantum Werg, weiches Frau und Kinder zupften in Erstattung des Brots vom Workhouse. Der Mann arbeitete in einem der oben beschriebenen Höfe für ein Brotbillett und 3 d. per Tag. Er kam jetzt nach Haus zum Mittagessen, sehr hungrig, wie er uns
mit Weib und Kind an Kälte und Hunger sterben, werden Millionen von englischem Geld, dem Produkt englischer Arbeit, in russischen, spanischen, italienischen und andren fremden Anleihen angelegt." ("Reynolds' Newspaper", 20. Jan. 1867.)
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mit einem bittern Lächeln sagte, und sein Mittagessen bestand aus einigen Brotschnitten mit Schmalz und einer Tasse milchlosen Tees... Die nächste Tür, an der wir anklopften, wurde geöffnet durch ein Frauenzimmer mittleren Alters, die, ohne ein Wort zu sagen, uns in ein kleines Hinterzimmer führte, wo ihre ganze Familie saß, schweigend, die Augen auf ein rasch ersterbendes Feuer geheftet. Solche Verödung, solche Hoffnungslosigkeit hing um diese Leute und ihr kleines Zimmer, daß ich nicht wünsche, je eine ähnliche Szene wieder zu sehn. 'Nichts haben sie verdient, mein Herr', sagte die Frau, auf ihre Jungen zeigend, nichts für 26 Wochen, und all unser Geld ist hingegangen, alles Geld, das ich und der Vater in den beßren Zeiten zurücklegten, in dem Wahn, einen Rückhalt während schlechten Geschäfts zu sichern. Sehn Sie es, schrie sie fast wild, indem sie ein Bankbuch hervorholte mit allen seinen regelmäßigen Nachweisen über eingezahltes und rückerhaltnes Geld, so daß wir sehn konnten, wie das kleine Vermögen begonnen hatte mit dem ersten Deposit von 5 Shilling, wie es nach und nach zu 20 Pfd. St. aufwuchs und dann wieder zusammenschmolz, von Pfunden zu Shillingen, bis der letzte Eintrag das Buch so wertlos machte wie ein leeres Stück Papier. Diese Familie erhielt ein notdürftiges Mahl täglich vom Workhouse... Unsere folgende Visite war zur Frau eines Irländers, der an den Schiffswerften gearbeitet hatte. Wir fanden sie krank von Nahrungsmangel, in ihren Kleidern auf eine Matratze gestreckt, knapp bedeckt mit einem Stück Teppich, denn alles Bettzeug war im Pfandhaus. Die elenden Kinder warteten sie und sahen aus, als bedürften sie umgekehrt der mütterlichen Pflege. Neunzehn Wochen erzwungnen Müßiggangs hatten sie so weit heruntergebracht, und während sie die Geschichte der bittern Vergangenheit erzählte, stöhnte sie, als ob alle Hoffnung auf eine bessere Zukunft verloren wäre... Beim Austritt aus dem Hause rannte ein junger Mann auf uns zu und bat uns, in sein Haus zu gehn und zu sehn, ob irgend etwas für ihn geschehen könne. Ein junges Weib, zwei hübsche Kinder, ein Kluster von Pfandzetteln und ein ganz kahles Zimmer war alles, was er zu zeigen hatte."
Über die Nachwehen der Krise von 1866 folgender Auszug aus einer torystischen Zeitung. Man muß nicht vergessen, daß der Ostteil Londons, um den es sich hier handelt, nicht nur Sitz der im Text des Kapitels erwähnten eisernen Schiffsbauer, sondern auch einer stets unter dem Minimum bezahlten sog. "Hausarbeit" ist.
"Ein entsetzliches Schauspiel entrollte sich gestern in einem Teil der Metropole. Obgleich die arbeitslosen Tausende des Ostendes mit schwarzen Trauerflaggen nicht in Masse parodierten, war der Menschenstrem imposant genug. Erinnern wir uns, was diese Bevölkerung leidet. Sie stirbt vor Hunger. Das ist die einfache und furchtbare Tatsache. Es sind ihrer 40 000... In unsrer Gegenwart, in einem Viertel dieser wundervollen Metropole, dicht neben der enormsten Akkumulation von Reichtum, welche die Welt je sah, dicht dabei 40 000 hilflos verhungernd! Diese Tausende brechen jetzt ein in die andren Viertel; sie, in allen Zeiten halbverhungert, schreien uns ihr Weh ins Ohr, sie schreien es zum Himmel, sie erzählen uns von ihren elendgeschlagenen Wohnungen, daß es unmöglich für sie, Arbeit zu finden, und nutzlos zu betteln. Die lokalen
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Armensteuerpflichtigen sind durch die Forderungen der Pfarreien selbst an den Rand des Pauperismus getrieben." ("Standard" 5. April 1867.)
Da es Mode unter den englischen Kapitalisten ist, Belgien als das Paradies des Arbeiters zu schildern, weil "die Freiheit der Arbeit" oder, was dasselbe ist, die "Freiheit des Kapitals" dort weder durch den Despotismus der Trades' Unions noch durch Fabrikgesetze verkümmert sei, hier ein paar Worte über das "Glück" des belgischen Arbeiters. Sicher war niemand tiefer eingeweiht in die Mysterien dieses Glücks als der verstorbene Herr Ducpétiaux, Generalinspektor der belgischen Gefängnisse und Wohltätigkeitsanstalten und Mitglied der Zentralkommission für belgische Statistik. Nehmen wir sein Werk: Budgets économiques des classes ouvrières en Belgique", Bruxelles 1855. Hier finden wir u.a. eine belgische Normalarbeiterfamilie, deren jährliche Ausgaben und Einnahmen nach sehr genauen Daten berechnet, und deren Nahrungsverhältnisse dann mit denen des Soldaten, des Flottenmatrosen und des Gefangnen verglichen werden. Die Familie "besteht aus Vater, Mutter und vier Kindern". Von diesen sechs Personen "können vier das ganze Jahr durch nützhch beschäftigt werden"; es wird vorausgesetzt, "daß es weder Kranke noch Arbeitsunfähige darunter gibt" noch "Ausgaben für religiöse, moralische und intellektuelle Zwecke, ausgenommen ein sehr Geringes für Kirchenstühle" noch "Beiträge zu Sparkassen oder Altersversorgungskassen", noch "Luxus- oder sonstige überflüssige Ausgaben". Doch sollen der Vater und der älteste Sohn Tabak rauchen und sonntags das Wirtshaus besuchen dürfen, wofür ihnen ganze 86 Centimen die Woche ausgesetzt sind.
"Aus der Gesamtzusammenstellung der den Arbeitern der verschiednen Geschäftszweige bewilligten Löhne folgt... daß der höchste Durchschnitt des täglichen Lohns ist: 1 fr. 56 c. für Männer, 89 c. für Frauen, 56 c. für Knaben und 55 c. für Mädchen. Hiernach berechnet, würden sich die Einkünfte der Familie allerhöchstens auf 1068 fr. jährlich belaufen... In der als typisch angenommenen Haushaltung haben wir alle möglichen Einkünfte zusammengerechnet. Wenn wir aber der Mutter einen Arbeitslohn anrechnen, entziehen wir dadurch die Haushaltung ihrer Leitung; wer besorgt das Haus, wer die kleinen Kinder? Wer soll kochen, waschen, flicken? Dies Dilemma tritt jeden Tag vor die Arbeiter."
Der Budget der Familie ist demnach:
der Vater 300 Arbeitstage zu fr. 1,56 fr. 468,-die Mutter " 0,89 " 267,-der Junge " 0,56 " 168,-das Mädchen " 0,55 " 165,-- Total fr. 1068.-#
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Die Jahresausgabe der Familie und ihr Defizit würden ausmachen, falls der Arbeiter die Nahrung hätte:
des Flottenmatrosen fr. 1828,-- Defizit fr. 760,-des Soldaten " 1473,-- " " 405,-des Gefangenen " 1112,-- " " 44,--#

"Man sieht, daß wenig Arbeiterfamilien sich die Nahrung verschaffen können, nicht etwa des Matrosen oder des Soldaten, sondern selbst des Gefangnen. Im Durchschnitt hat jeder Gefangne 1847-1849 in Belgien 63 c. täglich gekostet, was gegen die täglichen Unterhaltungskosten des Arbeiters einen Unterschied von 13 c. ergibt. Die Verwaltungs- und Überwachungskosten gleichen sich aus dagegen, daß der Gefangne keine Miete zahlt... Wie aber geht es zu, daß eine große Zahl, wir könnten sagen, die große Mehrzahl der Arbeiter in noch sparsameren Verhältnissen lebt? Nur indem sie zu Notbehelfen flüchtet, wovon der Arbeiter allein das Geheimnis hat; indem sie an der täglichen Ration abknappt; Roggenbrot statt Weizenbrot ißt; weniger oder gar kein Fleisch ißt; ebenso mit Butter und Gewürzen; indem sie die Familie in eine oder zwei Kammern packt, wo Mädchen und Jungen zusammen schlafen, oft auf demselben Strohsack; indem sie an der Kleidung spart, der Wäsche, den Reinigungsmitteln; indem sie den Sonntagsvergnügungen entsagt, kurz, sich zu den schmerzlichsten Entbehrungen entschließt. Einmal bei dieser letzten Grenze angelangt, vermehrt der geringste Preisaufschlag der Lebensmittel, eine Arbeitsstockung, eine Krankheit das Elend des Arbeiters und ruiniert ihn vollständig. Die Schulden häufen sich, der Kredit wird versagt, die Kleider, die notwendigsten Möbel wandern ins Pfandhaus, und schließlich bittet die Familie um Einschreibung in die Armenliste." 137)
In der Tat folgt in diesem "Paradiese der Kapitalisten" auf die geringste Änderung im Preise der notwendigsten Lebensmittel eine Änderung in der Zahl der Todesfälle und Verbrechen! (sieh "Manifest der Maatschappij: De Vlamingen Vooruit!", Brüssel 1860, p. 12.) Ganz Belgien zählt 930 000 Familien, davon nach offizieller Statistik: 90 000 Reiche (Wähler) = 450 000 Personen; 390 000 Familien der kleinen Mittelklasse, in Stadt und Dorf, großer Teil davon stets ins Proletariat fallend = 1 950 000 Personen. Endlich 450 000 Arbeiterfamillen = 2 250 000 Personen, von welchen die Musterfamilien das durch Ducp6tiaux geschilderte Glück genießen. Unter den 450 000 Arbeiterfamillen über 200 000 auf der Armenliste!

e) Das britische Ackerbauproletariat

Der antagonistische Charakter der kapitalistischen Produktion und Akkumulation bewährt sich nirgendwo brutaler als in dem Fortschritt des
137) Ducpétiaux, l.c.p. 151, 154 155, 156.
#702# VII. Abschnitt - Der Akkumulationsprozeß des Kapitals --

englischen Landbaus (Viehzucht eingeschlossen) und dem Rückschritt des englischen Landarbeiters. Bevor ich zu seiner gegenwärtigen Lage übergehe, ein rascher Rückblick. Die moderne Agrikultur datiert in England von der Mitte des 18. Jahrhunderts, obgleich die Umwälzung der Grundeigentumsverhältnisse, wovon die veränderte Produktionsweise als Grundlage ausgeht, viel früheren Datums. Nehmen wir Arthur Youngs, eines genauen Beobachters, obgleich oberflächhchen Denkers, Angaben über den Landarbeiter von 1771, so spielt letztrer eine sehr elende Rolle, verglichen mit seinem Vorgänger Ende des 14. Jahrhunderts, "wo er in Fülle leben und Reichtum akkumulieren konnte" 138), gar nicht zu sprechen vom 15. Jahrhundert, "dem goldnen Zeitalter der englischen Arbeiter in Stadt und Land". Wir brauchen jedoch nicht so weit zurückzugehn. In einer sehr gehaltreichen Schrift von 1777 liest man:
"Der große Pächter hat sich beinahe erhoben zum Niveau des Gentleman, während der arme Landarbeiter fast zu Boden gedruckt ist. Seine unglückliche Lage zeigt sich klar durch eine vergleichende Übersicht seiner Verhältnisse von heute und von 40 Jahr früher... Grundeigentümer und Pächter wirken Hand in Hand zur Unterdrückung des Arbeiters." 139)
Es wird dann im Detail nachgewiesen, daß der reelle Arbeitslohn auf dem Lande von 1737 bis 1777 um beinahe 1/4 oder 25% gefallen ist.
"Die moderne Politik", sagt gleichzeitig Dr. Richard Price, "begünstigt die höheren Volksklassen; die Folge wird sein, daß früher oder später das ganze Königreich nur aus Gentlemen und Bettlern, aus Ganden und Sklaven besteht." 140)
138) James E. Th. Rogers (Prof. of Polit. Econ. in the University of Oxford), "A History of Agriculture and Prices in England", Oxford 1866, v.I,p. 690. Dies fleißig gearbeitete Werk umfaßt in den bisher erschienenen zwei ersten Bänden nur noch die Periode von 1259-1400. Der zweite Band enthält bloß statistisches Material. Es ist die erste authentische "History of Prices" 1*), die wir für jene Zeit besitzen. 139) "Reasons for the late Increase of the Poor-Rates: or, a comparative view of the price of labour and provisions", Lond. 1777, p. 5, 11. 140) Dr. Richard Price, "Observations on Reversionary Payments", 6. ed. By W. Morgan, Lond. 1803, v. II, p. 158, 159. Price bemerkt p. 159: "Der nominelle Preis für die Arbeit des Tagelöhners ist augenblicklich nicht mehr als vier- oder höchstens fünfmal höher, als es im Jahre 1514 der Fall war. Aber der Kornpreis ist siebenmal, der für Fleisch und Kleidung ungefähr fünfzehnmal so hoch. Der Preis der Arbeit ist daher so sehr hinter dem Anwachsen der Lebenshaltungskosten zurückgeblieben, daß er jetzt im Verhältnis zu diesen Kosten nicht einmal die Hälfte von dem zu betragen scheint was er früher betrug." --#

1*) "Geschichte der Preise"
#703# 23. Kapitel - Das allgemeine Gesetz der kap. Akkumulation --

Dennoch ist die Lage des englischen Landarbeiters von 1770 bis 1780, sowohl was seine Nahrungs- und Wohnlichkeitszustände, als sein Selbstgefühl, Belustigungen usw. betrifft, ein später nie wieder erreichtes Ideal. In Pints Weizen ausgedruckt betrug sein Durchschnittslohn 1770 bis 1771 90 Pints, zu Edens Zeit (1797) nur noch 65, 1808 aber 60. 141) Der Zustand der Landarbeiter Ende des Antijakobinerkriegs, während dessen Grundaristokraten, Pächter, Fabrikanten, Kaufleute, Bankiers, Börsenritter, Armeelieferanten usw. sich so außerordentlich bereichert, ward bereits früher angedeutet. Der nominelle Lohn stieg infolge teils der Banknoten-Depreziation, teils einer hiervon unabhängigen Zunahme im Preis der ersten Lebensmittel. Die wirkliche Lohnbewegung ist aber auf sehr einfache Art zu konstatieren, ohne Zuflucht zu hier unzulässigen Details. Das Armengesetz und seine Administration waren 1795 und 1814 dieselben. Man erinnert sich, wie dies Gesetz auf dem Land gehandhabt wurde: in der Gestalt von Almosen ergänzte die Pfarrei den Nominallohn bis zu der für bloße Vegetation des Arbeiters erheischten Nominalsumme. Das Verhältnis zwischen dem vom Pächter gezahlten Lohn und dem von der Pfarrei gutgemachten Lohndefizit zeigt uns zweierlei, erstens die Senkung des Arbeitslohns unter sein Minimum, zweitens den Grad, worin der Landarbeiter aus Lohnarbeiter und Pauper zusammengesetzt war, oder den Grad, worin man ihn in einen Leibeignen seiner Pfarrei verwandelt hatte. Wir wählen eine Grafschaft, die das Durchschnittsverhältnis in allen andren Grafschaften repräsentiert. 1795 betrug der durchschnittliche Wochenlohn in Northamptenshire 7 sh. 6 d., die jährliche Totalausgabe einer Familie von 6 Personen 36 Pfd. St. 12 sh. 5 d., ihre Totaleinnahme 29 Pfd. st. 18 sh., das von der Pfarrei gutgernachte Defizit: 6 Pfd. St. 14 sh. 5 d. In derselben Grafschaft betrug 1814 der Wochenlohn 12 sh. 2 d., die jährliche Totalausgabe einer Familie von 5 Personen 54 Pfd. St. 18 sh. 4 d., ihre Totaleinnahme 36 Pfd. St., 2 sh., das von der Pfarrei gutgemachte Defizit: 18 Pfd. St. 6 sh. 4 d. 142), 1795 betrug das Defizit weniger als 1/4 des Arbeitslohns, 1814 mehr als die Hälfte. Es versteht sich von selbst, daß unter diesen Umständen die geringen Komforts, die Eden noch in der Cottage des Landarbeiters fand, 1814 verschwunden waren. 143) Unter allen Tieren, die der Pächter hält, blieb von nun an der Arbeiter, das instrumentum
141) Barton, l.c.p. 26. Für Ende des 18. Jahrhunderts vgl. Eden, l.c. 142) Parry, l.c.p. 80. 143) id.,p. 213.
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vocale 1*), das meist geplackte, schlachtest gefütterte und brutalst behandelte. Derselbe Zustand der Dinge dauerte ruhig fort, bis
"die Swing-Aufstände [155] 1830 uns" (d.h. den herrschenden Klassen) "beim Lichtflammen der Kornschober enthüllten, daß Elend und dunkle aufrührerische Unzufriedenheit ebenso wild unter der Oberfläche des agrikolen als des industriellen Englands lodre" 144).
Sadler taufte damals im Unterhaus die Landarbeiter "weiße Sklaven" ("white slaves"), ein Bischof hallte das Epithet im Oberhaus wider. Der bedeutendste politische Ökonom jener Periode, E. G. Wakefield, sagt:
"Der Landarbeiter Südenglands ist kein Sklave, er ist kein freier Mann, er ist ein Pauper." 145)
Die Zeit unmittelbar vor der Aufhebung der Korngesetze warf neues Licht auf die Lage der Landarbeiter. Einerseits lag es im Interesse der bürgerlichen Agitatoren, nachzuweisen, wie wenig jene Schutzgesetze den wirklichen Kornproduzenten beschützten. Andrerseits schäumte die industrielle Bourgeoisie auf von Ingrimm über die Denunziation der Fabrikzustände seitens der Grundaristokraten, über die affektierte Sympathie dieser grundverdorbnen, herzlosen und vornehmen Müßiggänger mit den Leiden des Fabrikarbeiters und ihren "diplomatischen Eifer" für Fabrikgesetzgebung. Es ist ein altes englisches Sprichwort, daß, wenn zwei Diebe sich in die Haare fallen, immer etwas Nützliches geschieht. Und in der Tat, der geräuschvolle, leidenschaftliche Zank zwischen den zwei Fraktionen der herrschenden Klasse über die Frage, welche von beiden den Arbeiter am schamlosesten ausbeute, wurde rechts und links Geburtshelfer der Wahrheit. Graf Shaftesbury, alias Lord Ashley, war Vorkämpfer im aristokratischen Antifabrikphilanthropiefeldzug. Er bildet daher 1844 bis 1845 ein Lieblingsthema in den Enthüllungen des "Morning Chronicle" über die Zustände der Agrikulturarbeiter. Jenes Blatt, damals das bedeutendste liberale Organ, schickte in die Landdistrikte eigne Kommissare, welche sich keineswegs mit allgemeiner Schilderung und Statistik begnügten, sondern die Namen sowohl der untersuchten Arbeiterfamillen als ihrer Grundherrn veröffentlichten. Die folgende Liste gibt Löhne, gezahlt auf drei Dörfern, in der Nachbarschaft von Blanford, Wimbourne und Poole.
144) S. Laing, l.c.p. 62. 145) "England and America", Lond. 1833, v. I, p. 47. --#

1*) sprachbegabte Werkzeug
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Die Dörfer sind Eigentum des Mr. G. Bankes und des Grafen von Shaftesbury. Man wird bemerken, daß dieser Papst der "low church" [156], dies Haupt der englischen Pietisten, ebenso wie P. P. Bankes von den Hundelöhnen der Arbeiter wieder einen bedeutenden Teil unter dem Vorwand von Hausrente einsteckt.

Kinder Zahl der Wöchent Wöchent Wochenein Wöchent Gesamt Wochen-
Familien licher Ar- licherKinder nahme der liche wochenlohn lohn per
mitglieder Arbeits lohn Gesamt Haus miete nach Kopf
lohn d. familie Abzug
Männer
a b c d e f g h
Erstes Dorf

sh. sh. d. sh. d. sh. d. sh. d. sh. d.
2 4 8 - - 8 - 2 - 6 - 1 6
3 5 8 - - 8 - 1 6 6 6 1 3
2 4 8 - - 8 - 1 - 7 - 1 9
2 4 8 - - 8 - 1 - 7 - 1 9
6 8 7 1 6 10 6 2 - 8 6 1 3/4
3 5 7 2 - 7 - 1 4 5 8 1 1
Zweites Dorf

sh. sh. d. sh. d. sh. d. sh. d. sh. d.
6 8 7 1 6 10 - 1 6 8 6 1 3/4
6 8 7 1 6 7 - 1 3 5 8 - 8
8 10 7 - - 7 - 1 3 5 8 - 7
4 6 7 - - 7 - 1 6 5 5 - 11
3 5 7 - - 7 - 1 6 5 5 1 1
Drittes Dorf

sh. sh. d. sh. d. sh. d. sh. d. sh. d.
4 6 7 - - 7 - 1 - 6 - 1 -
3 5 7 2 - 11 6 - 10 10 8 2 1
0 2 5 2 6 5 - 1 - 4 - 2 -
146)
Die Abschaffung der Korngesetze gab dem englischen Landbau einen ungeheuren Ruck. Drainierung auf der größten Stufenleiter 147), neues System der Stallfütterung und des Anbaus der künstlichen Futterkräuter, Einführung mechanischer Düngapparate, neue Behandlung der Tonerde, gesteigerter Gebrauch mineralischer Düngmittel, Anwendung der Dampfmaschine und aller Art neuer Arbeitsmaschinerie usw., intensivere Kultur überhaupt charakterisieren diese Epoche. Der Präsident der königlichen #

146) "London Economist", 29. März 1845, p. 290. 147) Die Grundaristokratie schoß sich selbst zu diesem Zweck Fonds, natürlich per Parlament, aus der Staatskasse vor zu sehr niedrigem Zins, welchen die Pächter ihr doppelt zu erstatten haben.
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Gesellschaft für Agrikultur, Herr Pusey, behauptet, daß die (relativen) Wirtschaftskosten durch die neu eingeführte Maschinerie beinahe um die Hälfte verringert worden sind. Andrerseits ward der positive Bodenertrag rasch erhöht. Größere Kapitalauslage per Acre, also auch beschleunigte Konzentration der Pachten, war Grundbedingung der neuen Methode. 148) Zugleich dehnte sich das Areal der Bebauung von 1846 bis 1856 um 464 119 Acres aus, nicht zu sprechen von den großen Flächen der östlichen Grafschaften, welche aus Kaninchengeheg und armer Viehweide in üppige Kornfelder umgezaubert wurden. Man weiß bereits, daß gleichzeitig die Gesamtzahl der in der Agrikultur beteiligten Personen abnahm. Was die eigentlichen Ackerbauer, beiderlei Geschlechts und aller Altersstufen, betrifft, so sank ihre Zahl von 1 241 269 im Jahr 1851 auf 1 163 217 im Jahr 1861. 149) Wenn der englische Generalregistrator [128] daher mit Recht bemerkt: "Der Zuwachs von Pächtern und Landarbeiteirn seit 1801 steht in gar keinem Verhältnis zum Zuwachs des agrikolen Produkts" 150), so gilt dies Mißverhältnis noch viel mehr von der letzten Periode, wo positive Abnahme der ländlichen Arbeiterbevölkerung Hand in Hand ging mit Ausdehnung des bebauten Areals, intensiverer Kultur, unerhörter Akkumulation des dem Boden einverleibten und des seiner Bearbeitung gewidmeten Kapitals, Steigerung des Bodenprodukts ohne Parallele in der Geschichte der englischen Agronomie, strotzenden Rentrollen der Grundeigentümer und schwellendem Reichtum der kapitalistischen Pächter. Nimmt man dies zusammen mit der ununterbrochnen raschen Erweiterung des städtischen Absatzmarkts und der Herrschaft des Freihandels, so war der Landarbeiter post tot discrimina rerum 1*) endlich in Verhältnisse gestellt, die ihn, secundum artem 2*) glückstoll machen mußten.
148) Die Abnahme der mittleren Pächter ersieht man namentlich aus den Rubriken des Zensus: "Pächters Sohn, Enkel, Bruder, Neffe, Tochter, Enkelin, Schwester, Nichte", kurz der vom Pächter beschäftigten Glieder seiner eignen Familie. Diese Rubriken zählten 1851: 216 851 Personen, 1861 nur 176 151. Von 1851 bis 1871 haben in England die Pachthöfe von unter 20 Acres sich um mehr als 900 verringert; die zwischen 50 und 75 Acres sind von 8253 auf 6370 gefallen; ähnlich bei allen andern Pachthafen unter 100 Acres. Dagegen hat sich während derselben 20 Jahre die Zahl der großen Pachthöfe vermehrt; die von 300-500 Acres sind gestiegen von 7771 auf 8410, die von mehr als 500 Acres von 2755 auf 3914, die von mehr als 1000 Acres von 492 auf 582. 149) Die Zahl der Schafhirten wuchs von 12 517 auf 25 559. 150) "Census etc.", l.c.p. 36. --#

1*) nach so vielen Wendepunkten der Lage - 2*) den Regeln der Kunst nach
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Professor Rogers gelangt dagegen zum Resultat, daß der englische Landarbeiter heutigentags, gar nicht zu sprechen von seinem Vorgänger in der letzten Hälfte des 14. Jahrhunderts und im 15. Jahrhundert, sondern nur verglichen mit seinem Vorgänger aus der Periode 1770-1780, seine Lage außerordentlich verschlechtert hat, daß "er wieder ein Leibeigner geworden ist", und zwar schlecht gefütterter und behauster Leibeigner. 151) Dr. Julian Hunter, in seinem epochemachenden Bericht über die Wohnlichkeit der Landarbeiter, sagt:
"Die Existenzkosten des hind" (der Zeit der Leibeigenschaft angehöriger Name für den Landarbeiter) "sind fixiert zu dem möglichst niedrigen Betrag, womit er leben kann... sein Lohn und Obdach sind nicht berechnet auf den aus ihm herauszuschlagen, den Profit. Er ist eine Null in den Berechnungen des Pächters 152)... Seine Subsistenzttel werden stets als eine fixe Quantität behandelt." 153) "Was irgendeine weitere Reduktion seines Einkommens angeht, so kann er sagen: nihil habeo, nihil cureo 1*). Er hat keine Furcht für die Zukunft, weil er über nichts verfügt außer dem, was zu seiner Existenz absolut unentbehrlich ist. Er hat den Gefrierpunkt erreicht, von dem die Berechnungen des Pächters als Datum ausgehn. Komme, was wolle, er hat keinen Anteil an Glück oder Unglück." 154)
Im Jahre 1863 fand eine offizielle Untersuchung über die Verpflegungs- und Beschäftigungszustände der zu Transportation und öffentlicher Zwanparbeit verurteilten Verbrecher statt. Die Resultate sind in zwei dickleibigen Blaubüchern niedergelegt.
"Eine sorgfältige Vergleichung", heißt es unter anderem, "zwischen der Diät der Verbrecher in den Gefängnissen von England und der der Paupers in Workhouse und der freien Landarbeiter desselben Landes zeigt unstreitig, daß die erstern viel besser
151) Rogers, l.c.p. 693. "The peasant has again become a serf." l.c.p. 10. Herr Rogers gehört zur liberalen Schule, ist persönlicher Freund von Cobden und Bright, also kein laudator temporis acti [157]. 152) "Public Health. Seventh Report", Lond. 1865, p. 242. "The cost of the hind is fixed at the lowest possible amount on which he can live... the supplies of wages or shelter are not calculated on the profit to be derived from him. He is a zero in farming calculations." Es ist daher nichts Ungewöhnliches, daß entweder der Hausvermieter die Miete für einen Arbeiter erhöht, sobald er hört, daß derselbe etwas mehr verdient, oder daß der Pächter den Lohn des Arbeiters heruntersetzt, weil denen Frau Beschäftigung gefunden hat". (l.c.) 153) l.c.p. 135. 154) l.c.p. 134. --#

1*) Ich habe nichts, mich kümmert nichts
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genährt sind als irgendeine der beiden andren KAassen" 155), während die Arbeitsmasse, die von einem zu öffentlicher Zwangsarbeit Verurteilten verlangt wird, ungefähr die Hälfte der vorn gewöhnlichen Landarbeiter verrichteten beträgt." 156)
Einige wenige charakteristische Zeugenausugen: John Smith, Direktor des Gefängnisses zu Edinburgh, verhört.
Nr. 5056: "Die Diät in den englischen Gefängnissen ist viel besser als die der gewöhnlichen Landarbeiter." Nr. 5057: "Es ist Tatsache, daß die gewöhnlichen Agrikulturarbeiter Schottlands sehr selten irgendwelches Fleisch erhalten." Nr. 3047: "Kennen Sie irgendeinen Grund für die Notwendigkeit, die Vrbrecher viel besser (much better) zu nähren als gewöhnliche Landarbeiter? Sicher nicht." Nr. 3048: "Halten Sie es für angemessen, weitere Experimente zu machen, um die Diät zu öffentlichen Zwangsarbeiten verurteilter Gefangenen der Diät freier Landarbeiter nahe zu bringen?" 157) "Der Landarbeiter", heißt es, "könnte sagen: Ich arbeite hart und habe nicht genug zu essen. Als ich im Gefängnis war, arbeitete ich nicht so hart und hatte Essen in Fülle und darum ist es besser für mich, im Gefängnis als im Freien zu sein." 158)
Aus den dem ersten Band des Berichts angehängten Tabellen ist eine vergleichende Übersicht zusammengestellt.
Wöchentlicher Nahrungsbetrag 158a) Stickstoff- Stickstoff- haltige Be- freie Be- Mineralische Gesamt- standteile standteile Bestandteile summe Unzen Unzen Unzen Unzen Verbrecher im Gefängnis von Portland 28,95 150,06 4,68 183,69 Matrose in der köngl. Marine 29,63 152,91 4,52 187,06 Soldat 25,55 114,49 3,94 143,98 Kutschenmacher (Arbeiter) 24,53 162,06 4,23 190,82 Setzer 21,24 100,83 3,12 125,19 Landarbeiter 17,73 118,06 3,29 139,08
Das allgemeine Resultat der ärztlichen Untersuchungskommission von 1863 über den Nahrungszustand der schlechter genährten Volksklassen ist dem Leser bereits bekannt. Er erinnert sich, daß die Diät eines großen Teils der Landarbeiterfainillen unter dem Minimalmaß "zur Abwehr von Hungerkrankheiten"
153) "Report of the Commissioners... relating to Transportation and Penal Servitude", Lond. 1863, p. 42, Nr. 50. 154) l.c.p. 77. "Memorandum by the Lord Chief Justice." 155) l.c., v. II, Evidence. 156) l.c., v. I, Appendix, p. 280. 157) l.c.p. 274, 275.
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steht. Es ist dies namentlich der Fall in allen rein agrikolen Distrikten von Cornwall, Devon, Somerset, Wilts, Stafford, Oxford, Berks und Herts.
"Die Nahrung, die der Landarbeiter erhält", Dr. Smith, "ist größer, als das Durchschnittsquantum anzeigt, da er selbst einen viel größeren, für seine Arbeit unentbehrlichen Teil der Lebensmittel erhält als seine übrigen Familienglieder, in den ärmeren Distrikten fast alles Fleisch oder Speck. Das Quantum Nahrung, das der Frau zufällt und ebenso den Kindern in ihrer Periode raschen Wachstums, ist in vielen Fällen, und zwar in fast allen Grafschaften, mangelhaft, hauptsächlich an Stickstoff." 159)
Die bei den Pächtern selbst wohnenden Knechte und Mägde werden reichlich genährt. Ihre Zahl fiel von 288 277 im Jahre 1851 auf 204 962 im Jahr 1861.
"Die Arbeit der Weiber auf freiem Feld", sagt Dr. Smith, "von welchen sonstigen Nachteilen auch immer begleitet, ist unter gegenwärtigen Umständen von großem Vorteil für die Familie, denn sie liefert derselben Mittel für Beschuhung, Kleidung, Zahlung der Hausrente, und befähigt sie so, besser zu essen." 160)
Eins der merkwürdigsten Resultate dieser Untersuchung war, daß der Landarbeiter in England bei weitem schlechter genährt ist als in den andren Teilen des Vereinigten Königreichs" ("is considerably the worst fed"), die Tabelle zeigt.
Wöchentlicher Konsum von Kohlenstoff und Stickstoff durch den ländlichen Durchschnittsarbeiter Kohlenstoff Stickstoff Gran Gran England 40 673 1594 Wales 48 354 2031 Schottland 48 980 2348 Irland 43 366 2434 161)
159) "Public Health. Sixth Report, 1863", p. 238, 249, 261, 262. 160) l.c.p. 262. 161) l.c.p. 17. Der englische Landarbeiter erhält nur 1/4 so viel Milch und nur 1/2 so viel Brotstoff als der irische. Den besseren Nahrungsstand der letzteren bemerkte schon A. Young in seiner "Tour through Ireland" Anfang dieses Jahrhunderts. Der Grund ist einfach der, daß der arme irische Pächter ungleich humaner ist als der reiche englische. Mit Bezug auf Wales gilt die Textangabe nicht für seinen Südwesten. Alle dortigen Ärzte stimmen überein, daß die Zunahme der Sterblichkeitsrate durch Tuberkulose, Skrofeln etc. an Intensität wächst mit der Verschlechterung des physischen Zustandes der Bevölkerung, und alle schreiben diese Verschlechterung der Armut zu. Der tägliche Unterhalt des Landarbeiters wird dort auf 5 d. veranschlagt, in vielen
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"Jede Seite von Dr. Hunters Bericht", sagt Dr. Simon in seinem offiziellen Gesundheitsbericht, "gibt Zeugnis von der unzureichenden Quantität und elenden Qualität der Wohnlichkeit unsres Landarbeiters. Und seit vielen Jahren hat sich sein Zustand progressiv in dieser Hinsicht verschlechtert. Es ist jetzt viel schwerer für ihn, Hausraum zu finden, und, wenn gefunden, ist er seinen Bedürfnissen viel weniger entsprechend, als vielleicht seit Jahrhunderten der Fall war. Besonders innerhalb der letzten 30 oder 20 Jahre ist das Übel in raschem Wachstum begriffen, und die Wohnlichkeitsverhältnisse des Landmanns sind jetzt im höchsten Grad kläglich. Außer soweit diejenigen, die seine Arbeit bereichert, es der Mühe wert halten, ihn mit einer Art von mitleidiger Nachsicht zu behandeln, ist er ganz hilflos in der Sache. Ob er Behausung findet auf dem Land, welches er bebaut, ob sie menschlich oder schweinisch ist, ob mit kleinem Garten, der den Druck der Armut so sehr erleichtert, alles das hängt nicht von seiner Bereitheit oder Fähigkeit zur Zahlung einer angemeßnen Miete ab, sondern von dem Gebrauch, den andre von 'dem Recht, mit ihrem Eigentum zu tun, was sie wollen', zu machen belieben. Eine Pachtung mag noch so groß sein, es existiert kein Gesetz, daß auf ihr eine bestimmte Anzahl von Arbeiterwohnungen, und nun gar anständigen, stehen muß; ebensowenig behält das Gesetz dem Arbeiter auch nur das kleinste Recht auf den Boden vor, für welchen seine Arbeit so notwendig ist wie Regen und Sonnenschein... Ein notorischer Umstand wirft noch ein schweres Gewicht in
Distrikten zahlt der Pächter" (selbst elend) "weniger. Ein Bissen gesalznes Fleisch, getrocknet zur Härte von Mahagoni und kaum wert des schwierigen Prozesses der Verdauung, oder Speck dient zur Würze einer großen Quantität von Brühe, von Mehl und Lauch, oder Haferbrei, und Tag nach Tag ist dies das Mittagsmahl des Handarbeiters... Der Fortschritt der Industrie hatte die Folge für ihn, in diesem harten und feuchten Klima, das solide hausgesponnene Tuch durch wohlfeile Baumwollzeuge zu verdrücken und stärkere Getränke durch 'nominellen' Tee... Nach langstündiger Aussetzung an Wind und Regen kehrt der Ackerbauer zurück zu seiner Cottage, um niederzusitzen bei einem Feuer von Torf oder Ballen, die aus Lehm und Kohlenabfall zusamengesetzt sind und Wolken von Kohlen- und Schwefelsäure ausqualmen. Die Wände der Hütte bestehn aus Lehm und Steinen, das Estrich aus der nackten Erde, welche da war vor Erbauung der Hütte, das Dach ist eine Masse losen und aufgedunsenen Strohs. Jeder Spalt ist verstopft zur Erhaltung der Wärme, und in einer Atmosphäre von diabolischem Gestank, einen Schlammboden unter sich, oft mit seinen einzigen Kleidern trocknend auf seinem Leibe, nimmt er sein Abendbrot mit Weib und Kindern. Geburtshelfer, gezwungen, einen Teil der Nacht in diesen Hütten zuzubringen, haben beschrieben, wie ihre Füße im Schlamm des Fußbodens versanken, und wie sie gezwungen waren, leichte Arbeit!, ein Loch durch die Wand zu bohren, um sich eine kleine Privatrespiration zu verschaffen. Zahlreiche Zeugen von verschiednem Rang bezeugen, daß der untergenährte (underfed) Bauer diesen und andren gesundheitswidrigen Einflüssen jede Nacht ausgesetzt ist, und für das Resultat, ein geschwächtes und skrofulöses Volk, fehlt es wahrhaftig nicht an Beweisen... Die Mitteilungen der Pfarreibeamten von Caermarthenshire und Cardiganshire zeigen
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die Waagschale gegen ihn..., der Einfluß des Armengesetzes mit seinen Bestimmungen über Niederlassung und Belastung zur Armensteuer." 162) Unter seinem Einfluß hat jede Pfarrei ein Geldinteresse, die Zahl ihrer residierenden Landarbeiter auf ein Minimum zu beschränken; denn unglücklicherweise führt die Landarbeit, statt sichre und permanente Unabhängigkeit dem hartschanzenden Arbeiter und seiner Familie zu verbergen, meist nur auf längerem oder kürzerem Umweg zum Pauperismus, einem Pauperismus, der während des ganzen Wegs so nahe ist, daß jede Krankheit oder irgendein vorübergehender Mangel an Beschäftigung unmittelbar die Zuflucht zur Pfarreihilfe ernötigt; und daher ist alle Ansässigkeit einer Ackerbaubevölkerung in einer Pfarrei augenscheinlich ein Zuschuß zu ihrer Armensteuer... Große Grundeigentümer 163) haben nur zu beschließen, daß keine Arbeiterwohnungen auf ihren Gütern stehn sollen, und sie befreien sich sofort von der Hälfte ihrer Verantwortlichkeit für die Armen. Wieweit die englische Konstitution und das Gesetz diese Art unbedingtes Grundeigentum beabsichtigten, welches einen Landlord, der 'mit seinem Eignen tut, was er will', befähigt, die Bebauer des Bodens wie Fremde zu behandeln und sie von seinem Territorium zu verjagen, ist eine Frage, deren Diskussion nicht in meinen Bereich fällt... Diese Macht der Eviktion ist keine bloße Theorie. Sie wird praktisch auf der größten Stufenleiter geltend gemacht. Sie ist einer der Umstände, welche die Wohnlichkeitsverhältnisse des Landarbeiters beherrschen... Den Umfang des Übels mag man aus
schlagend denselben Zustand der Dinge. Es kommt hinzu eine noch größere Pest, das Umsichgreifen des Idiotismus. Nun noch die klimatischen Verhältnisse. Heftige Südwestwinde durchblasen das ganze Land während 8 bis 9 Monaten im Jahr, in ihrem Gefolg Regen-Sturzbäche, die sich hauptsächlich auf die westlichen Abhänge der Hügel entladen. Bäume sind selten, außer in gedeckten Plätzen; wo unbeschützt, werden sie aus aller Form zerblasen. Die Hütten kriechen unter irgendeine Bergterrasse, oft auch in eine Schlucht oder einen Steinbruch, nur die winzigsten Schafe und einheimisches Hornvieh können auf den Weiden leben... Die jungen Leute wandern nach dem östlichen Minendistrikte von Glamorgan und Monmouth... Caermarthenshire ist die Pflanzschule der Minenbevölkerung und ihr Invalidenhaus... Die Bevölkerung erhält ihre Zahl nur mühsam. So in Cardinganshire: 1851 1861 Männlichen Geschlechts: 45 155 44 446 Weiblichen Geschlechts: 52 459 52 955 97 614 97 401." (Dr. Hunters Report in "Public Health. Seventh Report, 1864". Lond. 1865, p. 498 bis 502 passim.) 162) 1865 ist dies Gesetz etwas verbessert worden. Man wird bald durch Erfahrung lernen, daß dergleichen Pfuscherei nichts hilft. 163) Zum Verständnis des folgenden: Close Villages (geschloßne Dörfer) heißen die, deren Grundeigentiimer ein oder ein paar große Landlords; Open Villages (ohne Dörfer) die, deren Boden vielen kleineren Eigentümern gehört. Es sind die letzteren Orte, wo Bauspekulanten Co und Logierhäuser errichten können.
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dem letzten Zensus beurteilen, wonach die Zerstörung von Häusern, trotz vermehrter lokaler Nachfrage für dieselben, während der letzten 10 Jahre, in 821 verschiednen Distrikten von England fortschritt, so daß, abgesehn von den Personen, die gezwungen wurden, Nichtresidierende" (nämlich in dem Kirchspiel, worin sie arbeiten) "zu werden, 1861 verglichen mit 1851 eine um 5 1/3 % größere Bevölkerung in einen um 4 1/2 % kleineren Hausraum gedrängt wurde... Sobald der Entvölkerungsprozeß sein Ziel erreicht hat, ist das Resultat, sagt Dr. Hunter, ein Schaudorf (show-village), wo die Cottages auf wenige reduziert sind und wo niemand leben darf außer Schafhirten, Gärtnern und Wildhütern, reguläre Bediente, welche die in ihrer Klasse gewohnheitsmäßige gute Behandlung von der gnädigen Herrschaft erhalten. 164) Aber das Land bedarf der Bebauung, und man wird finden, daß die darauf beschäftigten Arbeiter keine Haussassen des Grundeigentümers sind, sondern von einem offnen Dorf herkommen, vielleicht 3 Meilen weit entfernt, wo eine zahlreiche kleine Hauseigentümerschaft sie aufnahm, nach Zerstörung ihrer Cottages in den geschloßnen Dörfern. Wo die Dinge diesem Resultat zustreben, bezeugen die Cottages meist durch ihr elendes Aussehn das Schicksal, zu dem sie verdammt sind. Man findet sie auf den verschiednen Stufen natürlichen Verfalls. Solange das Obdach zusammenhält, wird dem Arbeiter erlaubt, Rente dafür zu zahlen, und er ist oft sehr froh, dies tun zu dürfen, selbst wenn er den Preis einer guten Wohnung zu zahlen hat. Aber keine Reparatur, keine Ausbesserung, außer die der pfenniglose Inhaber leisten kann. Wird es endlich zuletzt ganz unbewohnbar, so ist es nur eine zerstörte Cottage mehr und so viel künftige Armensteuer weniger. Während die großen Eigentümer die Armensteuer so von sich abwälzen durch Entvölkerung des von ihnen kontrollierten Grund und Bodens, nimmt das nächste Landstädtchen oder offne Ortschaft die hinausgeworfnen Arbeiter auf; die nächste, sage ich, aber dies 'nächste' mag 3 oder 4 Meilen vom Pachthof sein, wo der Arbeiter sich täglich abzuplacken hat. So wird seinem Tageswerk, als ob es gar nichts sei, die Notwendigkeit eines täglichen Marsches von 6 oder 8 Meilen zur Verdienung seines täglichen Brotes hinzugefügt. Alle von seiner Frau und seinen Kindern verrichtete Landarbeit geht jetzt unter denselben erschwerenden Umständen vor. Und dies ist nicht das ganze Übel, welches ihm die Entfernung verursacht. In der offnen Ortschaft kaufen Bauspekulanten Bodenfetzen, welche sie so dicht wie möglich mit den wohlfeilsten aller möglichen Spelunken besäen. Und in diesen elenden Wohnlichkeiten, die sogar, wenn sie auf das offne Land münden, die ungeheuerlichsten Charakterzüge der schlechtesten Stadtwohnungen teilen, hocken die Ackerbauarbeiter
164) "Ein solches Schaudorf sieht sehr nett aus, aber es ist so unreal wie die Dörfer, welche Katharina II. auf der Reise nach der Krim sah. In der letzteren Zeit wird auch der Schafhirt häufig aus diesen show-villages verbannt. Z.B. bei Market Harborough ist eine Schäferei von ungefähr 500 Acres, die nur die Arbeit eines Mannes erheischt. Zur Verminderung der langen Märsche über diese weiten Flächen, die schönen Weiden von Leicester und Northampton, pflegte der Hirt eine Cottage auf der Meierei zu erhalten. Jetzt gibt man ihm einen dreizehnten Schilling für Logis, das er weitab in dem offnen Dorf suchen muß.
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Englands 165)... Andrerseits muß man sich nur nicht einbilden, daß selbst der auf dem Grund und Boden, den er bebaut, behauste Arbeiter eine Wohnlichkeit findet, wie sie sein Leben produktiver Industrie verdient. Selbst auf den fürstlichsten Gütern ist seine Cottage oft von der allerjämmerlichsten Art. Es gibt Landlords, die einen Stall gut genug für ihre Arbeiter und deren Familien glauben und die es dennoch nicht verschmähn, aus ihrer Miete so viel Bares als möglich herauszuschlagen. 166) Es mag nur
165) "Die Häuser der Arbeiter" (in den offnen Ortschaften, die natürlich stets über fällt sind) "sind gewöhnlich in Reihen gebaut, mit dem Rücken auf der äußersten Kante des Bodenfetzens, den der Bauspekulant sein nennt. Sie sind daher ohne Zutritt von Licht und Luft, außer von der Frontseite." (Dr. Hunters Report, l.c.p. 135.) "Sehr oft ist der Bierwirt oder Krämer des Dorfs zugleich Hausvermieter. In diesem Fall findet der Landarbeiter in ihm einen zweiten Herrn neben dem Pächter. Er muß zugleich sein Kunde sein. Mit 10 sh. per Woche, minus einer jährlichen Rente von 4 Pfd.St., ist er verpflichtet, sein modicum 1*) von Tee, Zucker, Mehl, Seife, Kerzen und Bier zu den vom Krämer beliebten Preisen zu kaufen." (l.c.p. 132.) Diese offnen Dorfschaften bilden in der Tat die "Strafkolonien" des englischen Ackerhauproletariats. Viele der Cottages sind reine Logierhiuser, wo alles vagabundierende Gesindel der Umgegend durchpassiert. Der Landmann und seine Familie, die oft wahrhaft wunderbar in den schmutzigsten Verhältnissen Tüchtigkeit und Reinheit des Charakters bewahrt hatten, gehn hier platterdings zum Teufel. Es ist natürlich Mode unter den vornehmen Shylocks, über die Bauspekulanten und die kleinen Eigentümer und die offnen Orte pharisäisch die Achsel zu zucken. Sie wissen sehr wohl, daß ihre ".geschloßnen Dörfer und Schaudarfer"' die Geburtsstätten der "offnen Orte" sind und ohne dieselben nicht existieren könnten. Ohne die kleinen Eigentümer der offnen Orte müßte der größte Teil der Landarbeiter unter den Bäumen der Güter schlafen, worauf sie arbeiten." (l.c.p. 135.) Das System der "offnen" und "geschloßnen" Dörfer herrscht in allen Midlands 2*) und im ganzen Osten Englands. 166) "Der Hausvermieter" (der Pächter oder Landlord) "bereichert sich direkt oder indirekt durch die Arbeit eines Mannes, dem er 10 ah. per Woche zahlt, und zwackt dann wieder von diesem armen Teufel 4 oder 5 Pfd.St. jährliche Miete für Häuser ab, die keine 20 Pfd.St. auf offnem Markt wert sind, aber auf ihrem künstlichen Preis erhalten werden durch die Macht des Eigentümers, zu sagen: 'Nimm mein Haus oder pack dich und suche anderswo ein Unterkommen, ohne Arbeitszeugnis von mir'... Wünscht ein Mann sich zu verbessern und als Schienenleger zu einer Eisenbahn zu gehn oder einem Steinbruch, wieder ist dieselbe Macht bereit mit einem: 'Arbeite für mich zu diesem niedrigen Arbeitslohn oder pack dich auf eine Woche Kündigung; nimm dein Schwein mit dir, wenn du eins hast und schau zu, was du aus den Kartoffeln herausschlägst, die in deinem Garten wachsen.' Steht jedoch das Interesse nach der andren Seite, so zieht in solchen Fällen der Eigentümer" (resp. Pächter) "manchmal eine erhöhte Hausmiete vor als Strafe für die Desertion aus seinem Dienst." (Dr. Hunter, l.c.p. 132.) --#

1*) Weniges - 2*) Grafschaften Mittelenglands
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eine verfallende Hütte mit einer Schlafstube sein, ohne Feuerherd, ohne Abtritt, ohne offenbare Fenster, ohne Wasserzufuhr außer dem Graben, ohne Garten, der Arbeiter ist hilflos gegen die Unbill. Und unsre gesundheitspolizeilichen Gesetze (The Nuisances Removal Acts) sind ein toter Buchstabe. Ihre Ausführung ist ja grade den Eigentümern anvertraut, welche solche Löcher vermieten... Man muß sich durch ausnahmsweise lichtvollere Szenen nicht blenden lassen über das erdrückende Übergewicht der Tatsachen, die ein Schandfleck der englischen Zivilisation sind. Schauderhaft muß in der Tat die Lage der Dinge sein, wenn, trotz der augenfälligen Ungeheuerlichkeit der gegenwärtigen Behausung, kompetente Beobachter einstimmig zu dem Schlußresultat gelangen, daß selbst die allgemeine Nichtswürdigkeit der Wohnungen noch ein unendlich minder drückendes Übel ist als ihr bloß numerischer Mangel. Seit Jahren war die Verstopfung der Wohnungen der Landarbeiter ein Gegenstand tiefen Kummers nicht nur für Personen, die auf Gesundheit, sondern für alle, die auf anständiges und moralisches Leben halten. Denn, wieder und wieder, in Ausdrücken so gleichförmig, daß sie stereotypiert zu sein scheinen, denunzieren die Berichterstatter über die Verbreitung epidemischer Krankheiten in den ländlichen Distrikten Hausüberfüllung als eine Ursache, die jeden Versuch, den Fortschritt einer einmal eingeführten Epidemie aufzuhalten, durchaus vereitelt. Und wieder und wieder ward nachgewiesen, daß den vielen gesunden Einflüssen des Landlebens zum Trotz die Agglomeration, welche das Umsichgreifen ansteckender Krankheiten so sehr beschleunigt, auch die Entstehung nicht ansteckender Krankheiten fördert. Und die Personen, welche diesen Zustand denunziert haben, verschweigen weitres Unheil nicht. Selbst wo ihr ursprungliches Thema nur die Gesundheitspflege betraf, waren sie beinahe gezwungen, auf die andren Seiten des Gegenstandes einzugehn. Indem sie nachwiesen, wie häufig es sich ereignet, daß erwachsne Personen beiderlei Geschlechts, verheiratet und unverheiratet, zusammengehudelt (huddled) werden in engen Schlafstuben, mußten ihre Berichte die Überzeugung hervorrufen, daß unter den beschriebenen Umständen Scham- und Anstandsgefühl aufs gröbste verletzt und alle Moralität fast notwendig ruiniert wird 167)... Z.B. in Appendix meines letzten Berichts erwähnt Dr. Ord, in seinem Bericht über den Fieberausbruch zu Wing in Buckinghamshire, wie ein junger Mann von Wingrave mit Fieber dorthin kam. In den ersten Tagen seiner Krankheit schlief er mit 9 andren
167) "Jung verheiratete Paare sind kein erbauliches Studium für erwachsne Brüder und Schwestern in derselben Schlafstube; und obgleich Beispiele nicht registriert werden dürfen, liegen hinreichende Data vor, um die Bemerkung zu rechtfertigen, daß großes Leid und oft der Tod das der weiblichen Teilnehmer am Verbrechen der Blutschande ist." (Dr. Hunter, l.c.p. 137.) Ein ländlicher Polizeibeamter, der viele Jahre durch als Detektiv in den schlechtesten Vierteln von London funktioniert hatte, sagt von den Mädchen seines Dorfs aus: "Ihre grobe Immoralität im frühen Alter, ihre Frechheit und Schamlosigkeit habe ich niemals während meines Polizeilebens in den schlechtesten Teilen von London erreicht gesehn... Sie leben wie Schweine, große Jungen und Mädchen, Mütter und Väter, alles schläft zusammen in derselben Stube." ("Child. Empl. Comm., Sixth Report", Lond. 1867, Appendix, p. 77, n. 155.)
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Personen in einem Gemach zusammen. In zwei Wochen wurden verschiedne Personen ergriffen, im Verlauf weniger Wochen verfielen 5 von den 9 Personen dem Fieber, und eine starb! Gleichzeitig berichtete mir Dr. Harvey von St. Georges Spital, der Wing während der Epidemiezeit in Angelegenheiten seiner Privatpraxis besuchte, in demselben Sinne: 'Ein junges, fieberkrankes Frauenzimmer schlief nachts in derselben Stube mit Vater, Mutter, ihrem Bastardkind, zwei jungen Männern, ihren Brüdern, und ihren zwei Schwestern, jede mit einem Bastard, in allem 10 Personen. Wenige Wochen vorher schliefen 13 Kinder in demselben Raume.'" 168)
Dr. Hunter untersuchte 5375 Landarbeiter-Cottages, nicht nur in den reinen Agrikulturdistrikten, sondern in allen Grafschaften Englands. Unter diesen 5375 hatten 2195 nur eine Schlafstube (oft zugleich Wohnstube), 2930 nur 2 und 250 mehr als 2. Ich will für ein Dutzend Grafschaften eine kurze Blütenlese geben.
1. Bedfordshire.
Wrestlingworth: Schlafzinuner ungefähr 12 Fuß lang und 10 breit, obgleich viele kleiner sind. Die kleine einstöckige Hütte wird oft durch Bretter in zwei Schlafstuben geteilt, oft ein Bett in einer Küche 5 Fuß 6 Zoll hoch. Miete 3 Pfd.St. Die Mieter haben ihre eignen Abtritte zu hauen, der Hauseigentümer liefert nur ein Loch. Sooft einer einen Abtritt baut, wird letzterer von der ganzen Nachbarschaft benutzt. Ein Haus namens Richardson von unerreichbarer Schöne. Seine Mörtelwände bauschten aus wie ein Damenkleid beim Knix. Ein Giebelende war konvex, das andre konkav, und auf dem letztren stand unglücklicherweise ein Schornstein, ein krummes Rohr von Lehm und Holz gleich einem Elefantenrüssel. Ein langer Stock diente als Stütze, um den Fall des Schornsteins zu verhindern. Tür und Fenster rautenförmig. Von 17 besuchten Häusern nur 4 mit mehr als 1 Schlafzimmer und diese 4 überstopft. Die einschläfrigen Cots bargen 3 Erwachsne mit 3 Kindern, ein verheiratetes Paar mit 6 Kindern usw. Dunton: Hohe Hausrenten, von 4 bis 5 Pfd.St., Wochenlohn der Männer 10 sh. Sie hoffen, durch Strohflechten der Familie die Miete herauszuschlagen. Je höher die Hausmiete, desto größer die Zahl, die sich zusammentun muß, um sie zu zahlen. Sechs Erwachsne, die mit 4 Kindern in einer Schlafstube, zahlen dafür 3 Pfd.St. 10 sh. Das wohlfellste Haus in Dunton, von der Außenseite 15 Fuß lang, 10 breit, vermietet für 3 Pfd. St. Nur eins von den 14 untersuchten Häusern hatte zwei Schlafstuben. Etwas vor dem Dorf ein Haus, von den Insassen bekotet vor seinen Außenwänden,
168) "Public Health. Seventh Report, 1864". p. 9-14 passim.
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die untern 9 Zoll der Tür verschwunden durch reinen Verfaulungsprozeß, einige Ziegelsteine von innen sinnreich des Abends beim Zuschließen vorgeschoben und mit etwas Matte verhangen. Ein halbes Fenster, samt Glas und Rahmen, war ganz den Weg alles Fleisches gegangen. Hier, ohne Möbel, hudelten 3 Erwachsne und 5 Kinder zusammen. Dunton ist nicht schlimmer als der Rest der Biggleswade Union.
2. Berkshire.
Beenham: Juni 1864 lebte ein Mann, Frau, 4 Kinder in einem Cot (einstöckigen Cottage). Eine Tochter kam heim aus dem Dienst mit Scharlachfieber. Sie starb. Ein Kind erkrankte und starb. Die Mutter und ein Kind litten am Typhus, als Dr. Hunter gerufen wurde. Der Vater und ein Kind schliefen auswärts, aber die Schwierigkeit, Isolierung zu sichern, zeigte sich hier, denn im vollgepfropften Markt des elenden Dorfs lag das Leinen des fiebergeschlagnen Hauses, auf Wäsche wartend. - Die Miete von H.'s Haus 1 sh. wöchentlich; das eine Schlafzimmer für ein Paar und 6 Kinder. Ein Haus vermietet zu 8 d. (wöchentlich), 14 Fuß 6 Zoll lang, 7 Fuß breit Küche 6 Fuß hoch; das Schlafzimmer ohne Fenster, Feuerplatz, Tür noch Öffnung, außer nach dem Gang zu, kein Garten. Ein Mann lebte hier vor kurzem mit zwei erwachsnen Töchtern und einem aufwachsenden Sohn; Vater und Sohn schliefen auf dem Bett, die Mädchen auf dem Hausgang. Jede hatte ein Kind, solange die Familie hier lebte, aber eine ging zum Workhouse für ihre Entbindung und kehrte dann heim.
3. Buckinghamshire.
30 Cottages - auf 1000 Acres Land - enthalten hier ungefähr 130-140 Personen. Die Pfarrei von Bradenhain umfaßt 1000 Acres; sie hatte 1851 36 Häuser und eine Bevökerung von 84 Manns- und 54 Weibspersonen. Diese geschlechtliche Ungleichheit geheilt 1861, wo sie 98 männlichen und 87 weiblichen Geschlechts zählte, Zuwachs in 10 Jahren von 14 Männern und 33 Weibern. Unterdes hatte die Häuserzahl um 1 abgenommen. Winslow: Großer Teil davon neu gebaut in gutem Stil; Nachfrage nach Häusern scheint bedeutend, weil sehr armselige Cots vermietet zu 1 sh. und 1 sh. 3 d. per Woche. Water Eaton: Hier haben die Eigentürner im Angesicht wachsender Bevölkerung ungefähr 20% der existierenden Häuser zerstört. Ein armer Arbeiter, der ungefähr 4 Meilen zu seinem Werk zu gehn hatte, antwortete auf die Frage, ob er kein Cot näher finden könnte: "Nein, sie werden
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sich verdammt hüten, einen Mann mit meiner großen Familie aufzunehmen." Tinker's End, bei Winslow: Eine Schlafstube, worin 4 Erwachsne und 5 Kinder, 11 Fuß lang, 9 Fuß breit, 6 Fuß 5 Zoll hoch am höchsten Punkt; ein andres 11 Fuß 7 Zoll lang, 9 Fuß breit, 5 Fuß 10 Zoll hoch, beherbergte 6 Personen. Jede dieser Familien hatte weniger Raum als nötig für einen Galeerensträfling. Kein Haus hatte mehr als ein Schlafzimmer, keins eine Hintertür. Wasser sehr selten. Wochenmiete von 1 sh. 4 d. zu 2 sh. In 16 untersuchten Häusern nur ein einziger Mann, der 10 sh. wöchentlich verdiente. Das Luftreservoir, jeder Person in dem erwähnten Falle gegönnt, entspricht dem, das ihr zugut käme, wenn des Nachts eingeschlossen in eine Schachtel von 4 Fuß Kubik. Allerdings bieten die alten Hütten eine Masse naturwüchsiger Ventilation.
4. Cambridgeshire.
Gamblingay gehört verschiednen Eigentümern. Es enthält die lumpigsten Cots, die man irgendwo finden kann. Viel Strohflechterei. Eine tödliche Mattheit, eine hoffnungslose Ergebung in Schmutz beherrscht Gamblingay. Die Vernachlässigung in seinem Zentrum wird zur Tortur an den Extremitäten, Nord und Süd, wo die Häuser stückweis abfaulen. Die abwesenden Landlords lassen dem armen Nest flott zur Ader. Die Mieten sind sehr hoch; 8 bis 9 Personen gepackt in ein einschläfriges Zimmer, in zwei Fällen 6 Erwachsne mit je 1 und 2 Kindern in einer kleinen Schlafstube.
5. Essex.
In dieser Grafschaft gehn in vielen Pfarreien Abnahme von Personen und Cottages Hand in Hand. In nicht weniger als 22 Pfarreien hat jedoch die Häuserzerstörung den Bevölkerungsanwachs nicht aufgehalten oder nicht die Expulsion bewirkt, welche unter dem Namen "Wanderung nach den Städten" überall vorgeht. In Fingringhoe, einer Pfarrei von 3443 Acres, standen 1851 145 Häuser, 1861 nur noch 110, aber das Volk wollte nicht fort und brachte es fertig, selbst unter dieser Behandlung zuzunehmen. Zu Ramsden Crays bewohnten 1851 252 Personen 61 Häuser, aber 1861 waren 262 Personen in 49 Häuser gequetscht. In Basildon lebten 1851 auf 1827 Acres 157 Personen in 35 Häusern, am Ende des Dezenniums 180 Personen in 27 Häusern. In den Pfarreien von Fingringhoe, South Fambridge, Widford, Bulldon und Ramsden Crays lebten 1851 auf 8449 Acres 1392
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Personen in 316 Häusern, 1861 auf demselben Areal 1473 Personen in 249 Häusern.
6. Herefordshire.
Diese kleine Grafschaft hat mehr gelitten vom "Eviktionsgeist" als irgendeine andre in England. Zu Madley gehören die überstopften Cottages, meist mit 2 Schlafzimmern, großenteils den Pächtern. Sie vermieten selbe leicht zu 3 oder 4 Pfd. St. per Jahr und zahlen Wochenlohn von 9 sh.!
7 Huntingdonshire.
Hartford hatte 1851 87 Häuser, kurz nachher 19 Cottages zerstört in dieser kleinen Pfarrei von 1720 Acres; Einwohnerschaft 1831: 452 Personen, 1851: 382 und 1861: 341. Vierzehn einschläfrige Cots untersucht. In einem 1 verheiratetes Paar, 3 exwachsne Söhne, 1 erwachsnes Mädchen, 4 Kinder, zusammen 10; in einem andren 3 Erwachsne, 6 Kinder. Eine dieser Stuben, worin 8 Personen schliefen, war 12 Fuß 10 Zoll lang, 12 Fuß 2 Zoll breit, 6 Fuß 9 Zoll hoch; Durchschnittsmaß, ohne Abzug der Vorsprünge, ergab ungefähr 130 Kubikfuß per Kopf. In den 14 Schlafstuben 34 Erwachsne und 33 Kinder. Diese Cottages selten mit Gärtchen versehn, aber viele der Insassen konnten kleine Fetzen Land, 10 oder 12 sh. per rood (1/4 Acre) pachten. Diese allotments sind entfernt von den abtrittslosen Häusern. Die Familie muß entweder zu ihrer Parzelle gehn, um ihre Exkremente abzulagern, oder, wie es mit Respekt zu melden hier geschieht, die Schublade eines Schranks damit füllen. Sobald sie voll, wird sie ausgezogen und dort entleert, wo ihr Inhalt nötig ist. In Japan geht der Zirkellauf der Lebensbedingungen reinlicher vonstatten.
8. Lincolnshire.
Langtoft: Ein Mann wohnt hier in Wrights Haus mit seiner Frau, ihrer Mutter und 5 Kindern; das Haus hat Vorderküche, Spülkammer, Schlafzimmer über der Vorderküche; Vorderküche und Schlafstube 12 Fuß 2 Zoll lang, 9 Fuß 5 Zoll breit, die ganze Grundfläche 21 Fuß 3 Zoll lang, 9 Fuß 5 Zoll breit. Die Schlafstube ist ein Dachraum. Die Wände laufen zuckerhutig an der Decke zusammen, und ein Klappfenster öffnet sich in der Front. Warum wohnte er hier? Garten? Außerordentlich winzig. Miete? Hoch, 1 sh. 3 d. per Woche. Nah seiner Arbeit? Nein, 6 Meilen entfernt, so daß er täglich 12 Meilen hin und her vermarschiert. Er wohnte da, weil es ein vermietbares Cot war und weil er ein Cot für sich allein haben wollte,
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irgendwo, zu irgendeinem Preis, in irgendeinem Zustand. Folgendes ist die Statistik von 12 Häusern in ngtoft mit 12 Schlafstuben, 38 Erwachsnen und 36 Kindern:
12 Häuser in Langtoft
Häuser Schlaf- Er- Kinder Per- Häuser Schlaf Er- Kinder Per- stuben wachs- sonen- stuben wachs- sonen- ne zahl ne zahl
1 1 3 5 8 1 1 3 3 6 1 1 4 3 7 1 1 3 2 5 1 1 4 4 8 1 1 2 0 2 1 1 5 4 9 1 1 2 3 5 1 1 2 2 4 1 1 3 3 6 1 1 5 3 8 1 1 2 4 6
9. Kent.
Kennington, höchst traurig überfüllt 1859, als die Diphtherie erschien und der Kirchspielsarzt eine amtliche Untersuchung über die Lage der ärmeren Volksklasse veranstaltete. Er fand, daß in dieser Ortschaft, wo viel Arbeit nötig, verschiedne Cots zerstört und keine neuen erbaut worden waren. In einem Bezirk standen 4 Häuser, birdcages (Vogelkäfige) benamst; jedes hatte 4 Zimmer mit den folgenden Dimensionen in Fuß und Zoll:
Küche 9,5 x 8,11 x 6,6 Spülkammer 8,6 x 4,6 x 6,6 Schlafzimmer 8,5 x 5,10 x 6,3 Schlafzimmer 8,3 x 8,4 x 6,3
10. Northamptonshire.
Brixworth, Pitsford und Floore: In diesen Dörfern lungern im Winter 20-30 Mann aus Arbeitsmangel auf den Straßen herum. Die Pächter bestellen nicht immer hinreichend das Korn- und Wurzelland, und der Landlord hat es passend gefunden, alle seine Pachten in 2 oder 3 zusammenzuwerfen. Daher Mangel an Beschäftigung. Während von der einen Seite des Grabens das Feld nach Arbeit schreit, werfen ihm die geprellten Arbeiter von der andren Seite sehnsüchtige Blicke zu. Fieberhaft überarbeitet im Sommer und halbverhungert im Winter, ist es kein Wunder, wenn sie in ihrem eignen Dialekt sagen, daß "the parson and gentlefolks seem frit to death at them" 168a).
168a) "Pfaff und Edelmann scheinen verschworen, sie tot zu hetzen"
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Zu Floore Beispiele von Paaren mit 4, 5, 6 Kindern in einer Schlafstube kleinster Ausgabe, ditto 3 Erwachsne mit 5 Kindern, ditto ein Paar mit Großvater und 6 scharlachkranken Kindern etc.; in 2 Häusern mit 2 Schlafstuben 2 Familien von je 8 und 9 Erwachsnen.
11. Wiltshire.
Stratton: 31 Häuser besucht, 8 mit nur einer Schlafstube; Penhill in derselben Pfarrei. Ein Cot vermietet zu 1 sh. 3 d. wöchentlich an 4 Erwachsne und 4 Kinder, hatte außer guten Wänden nichts Gutes an sich, vom Estrich aus rauhgehaunen Steinen bis zum faulen Strohdach.
12. Worcestershire.
Hauszerstörung hier nicht ganz so arg; doch von 1851-1861 vermehrte sich das Personal per Haus von 4,2 zu 4,6 Individuen. Badsey: Viele Cots und Gärtchen hier. Einige Pächter erklären die Cots "a great nuisance here, because they bring the poor". (Die Cots großer Mißstand, weil sie die Armen herbringen.) Auf die Äußerung eines Gentleman:
"Die Armen sind deswegen um nichts besser dran; wenn man 500 Cots baut, gehn sie wie die Wecken ab, in der Tat, je mehr man davon baut, desto mehr sind nötig" -
die Häuser bringen nach ihm die Einwohner hervor, die naturgesetzlich auf "die Mittel der Behausung" drücken -, bemerkt Dr. Hunter:
"Nun, diese Armen müssen irgendwoher kommen, und da keine besondre Attraktion, wie milde Gaben, in Badsey existiert, muß Repulsion von einem noch unbequemeren Platz existieren, der sie hierhin treibt. Könnte jeder ein Cot und ein Stückchen Land in der Nähe seines Aritsplatzes finden, so würde er solche sicher Badsey vorziehn, wo er für seine Handvoll Boden zweimal soviel zahlt als der Pächter für den seinen."
Die beständige Emigration nach den Städten, die beständige "Überzähligmachung" auf dem Land durch Konzentration von Pachtungen, Verwandlung von Acker in Weide, Maschinerie usw. und die beständige Eviktion der Landbevölkerung durch Zerstörung der Cottages gehn Hand in Hand. Je menschenleerer der Distrikt, desto größer seine "relative Übervölkerung", desto größer ihr Druck auf die Beschäftigungsmittel, desto größer der absolute Überschuß des Landvolks über seine Behausungsmittel, desto größer also in den Dörfern die lokale Überpopulation und die pestilenzialischste Menschenzusammenpackung. Die Verdichtung des Menschenknäuels in zerstreuten kleinen Dörfern und Marktflecken entspricht der
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gewaltsamen Menschenentleerung auf der Oberfläche des Landes. Die ununterbrochne "Überzähligmachung" der Landarbeiter trotz ihrer abnehmenden Anzahl und mit der wachsenden Masse ihres Produkts ist die Wiege ihres Pauperismus. Ihr eventueller Pauperismus ist ein Motiv ihrer Eviktion und die Hauptquelle ihrer Wohnlichkeitsmisere, welche die letzte 11 Widerstandsfähigkeit bricht und sie zu reinen Sklaven der Grundherrn 169) und Pächter macht, so daß das Minimum des Arbeitslohns sich zum Naturgesetz für sie befestigt. Andrerseits ist das Land trotz seiner beständigen "relativen Übervölkerung" zugleich untervölkert. Dies zeigt sich nicht nur lokal auf solchen Punkten, wo der Menschenabfluß nach den Städten, Minen, Eisenbahnbauten usw. zu rasch vorgeht, es zeigt sich überall sowohl zur Erntezeit als im Frühling und Sommer während der zahlreichen Mornente, wo die sehr sorgfältige und intensive englische Agrikultur Extrahände braucht. Es sind der Landarbeiter stets zu viel für die mittleren und stets zu wenig für die ausnahmsweisen oder temporären Bedürfnisse des Landbaus." 170) Daher findet man in den offiziellen Dokumenten die widerspruchsvolle
169) "Die gottgewollte Beschäftigung des Landarbeiters gibt selbst seiner Stellung Würde. Er ist kein Sklave, sondern ein Friedenssoldat und verdient seinen Platz in einer Wohnung, wie sie für den verheirateten Mann vom Landlord zur Verfügung gestellt werden muß, der für sich das Recht beansprucht hat, ihn zur Arbeit zu zwingen, ähnlich wie das Land dem militärischen Soldaten gegenüber verfährt. Er erhält ebensowenig den Marktpreis für seine Arbeit wie ein Soldat. Gleich dem Soldaten fängt man auch ihn, solange er jung und unwissend ist und nur seinen eignen Beruf und seinen eignen Wohnort kennt. Frühe Heirat und die Handhabung der verschiednen Niederlassungsgesetze wirken auf den einen wie die Anwerburg und das Militärstrafgesetz auf den andern." (Dr. Hunter, l.c.p. 132.) Manchmal erweicht sich irgendein ausnahmsweis schwachherziger Landlord über die von ihm geschaffene Einöde. "Es ist ein melancholisch Ding, allein in seinem Land zu sein", sagte der Graf von Leicester, als man ihm zum Fertigbau von Holkham gratulierte: "Ich schaue um mich und sehe kein Haus außer meinem eignen. Ich bin der Riese vom Riesenturm und habe alle meine Nachbarn aufgegessen." 170) Ähnliche Bewegung seit den letzten Dezennien in Frankreich, im Maß, wie sich dort die kapitalistische Produktion der Agrikultur bemächtigt und die "überzählige" Landbevölkerung nach den Städten treibt. Ebenso hier verschlechterte Wohnlichkeits- und sonstige Verhiltnisse an der Quelle der "Überzähligen". Über das eigentliche Proltariat foncier" 1*), welches das Parzellensystem ausgebrütet hat, sieh u.a. die früher zitierte Schtift von Colins und Karl Marx, Der achtzehnte Brunmire des Louis Bonaparte", 2. Aufl., Hamburg 1869, p. 88 sqq. 2*) 1846 betrug die städtische --#

1*) "Landproletariat" - 2*) siehe Band 8 unserer Ausgabe, S. 198-204
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Klage derselben Orte über gleichzeitigen Arbeitsmangel und Arbeitsüberfluß registriert. Der temporäre oder lokale Arbeitsmangel bewirkt keine Erhöhung des Arbeitslohns, sondern Pressung von Weibern und Kindern in den Feldbau und Herabsteigen zu stets niedrigeren Altersstufen. Sobald die Weiber- und Kinderausbeutung größeren Spielraum gewinnt, wird sie ihrerseits ein neues Mittel zur Überzähligmachung des männlichen Landarbeiters und Niederhaltung seines Lohns. Im Osten Englands blüht eine schöne Frucht dieses cercle vicieux 1*) - das sog. Gangsystem (Gang- oder Bandensystem), worauf ich hier kurz zurückkomme. 171) Das Gangsystem haust fast ausschließlich in Lincolnshire, Huntingdonshire, Cambridgeshire, Norfolk, Suffolk und Nottinghamshire, sporadisch in den benachbarten Grafschaften von Northampton, Bedford und Rutland. Als Beispiel diene hier Lincolnshire. Ein großer Teil dieser Grafschaft ist neu, früheres Moor oder auch, wie in andren der genannten östlichen Grafschaften, der See erst abgewonnenes Land. Die Dampfmaschine hat für die Entwässerung Wunder gewirkt. Früherer Morast und Sandboden trägt jetzt ein üppiges Kornmeer und die höchsten Grundrenten. Dasselbe gilt von dem künstlich gewonnenen Alluvialland, wie in der Insel von Axholme und den andren Pfarreien am Ufer des Trent. Im Maß, wie die neuen Pachten entstanden, wurden nicht nur keine neuen Cottages gebaut, sndern alte niedergerissen, die Arbeitszufuhr aber verschafft aus den meilenweit entfernten offnen Dörfern längs den Landstraßen, die an Hügelrücken vorbeischlängeln. Dort hatte die Bevölkerung früher allein Schutz vor den langanhaltenden Winterüberschwemmungen gefunden. Auf den Pachten von 400 bis 1000 Acres ansässige Arbeiter (sie heißen hier "confined labourers") dienen ausschließlich zur permanenten schweren und mit Pferden verrichteten Landarbeit. Auf je 100 Acres (1 Acre = 40,49 Aren oder 1,584
Bevölkerung in Frankreich 24,42, die ländliche 75,58%. 1861 die städtische 28,86, die ländliche 71,14%. In den letzten 5 Jahren ist die Abnahme der ländlichen Prozentteile der Bevölkerung noch größer. Schon 1846 sang Pierre Dupont in seinen "Ouvriers": "Schlecht gekleidet, in Löchern wohnend, unter den Dächern, im Schutt, leben wir mit Eulen und Dieben, Freunde des Dunkels." 171) Der sechste und schließliche Report der Child. Empl. Comm., publiziert Ende März 1867, behandelt nur das agrikole Gangsystem. --#

1*) fehlerhaften Kreises
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preußische Morgen) kommt im Durchschnitt kaum eine Cottage. Ein Fenlandpächter z.B. sagt aus vor der Untersuchungskommission:
"Meine Pachtung erstreckt sich über 320 Acres, alles Kornland. Sie hat keine Cottage. Ein Arbeiter wohnt jetzt bei mir. Ich habe vier Pferdemänner in der Umgegend logierend. Das leichte Werk, wozu zahlreiche Hände nötig, wird durch Gänge vollbracht." 172)
Der Boden erheischt viel leichtes Feldwerk wie Ausjäten des Unkrauts, Behackung, gewisse Düngeroperationen, Auflesen der Steine usw. Es wird vernichtet durch die Gänge oder organisierten Banden, deren Wohnsitz in den offnen Ortschaften. Der Gang besteht aus 10 bis 40 oder 50 Personen, nämlich Weibern, jungen Personen beiderlei Geschlechts (13-18 Jahr), obgleich jungen meist mit dem 13. Jahr ausscheiden, endlich Kindern beiderlei Geschlechts (6 bis 13 Jahr). An der Spitze steht der Gangmaster (Gangmeister), immer ein gewöhnlicher Landarbeiter, meist ein sog. schlechter Kerl, Liederjahn, unstet, versoffen, aber mit einem gewissen Unternehmungsgeist und savoir faire 1*). Er wirbt den Gang, der unter ihm arbeitet, nicht unter dem Pächter. Mit letztrem akkordiert er meist auf Stückwerk, und sein Einkommen, das im Durchschnitt nicht sehr hoch über das eines gewöhnlichen Landarbeiters steige 173), hängt fast ganz ab vom Geschick, womit er in kürzester Zeit möglichst viel Arbeit aus seiner Bande flüssig zu machen weiß. Die Pächter haben entdeckt, daß Frauenzimmer nur unter männlicher Diktatur ordentlich arbeiten, daß aber Frauenzimmer und Kinder, wenn einmal im Zug, mit wahrem Ungestüm, was schon Fourier wußte, ihre Lebenskraft verausgaben, während der erwachsne männliche Arbeiter so heimtückisch ist, damit, soviel er kann, hauszuhalten. Der Gangmeister zieht von einem Gut zum andren und beschäftigt so seine Bande 6-8 Monate im Jahr. Seine Kundschaft ist daher viel einträglicher und sicherer für die Arbeiterfamilien als die des einzelnen Pächters, welcher nur gelegentlich Kinder beschäftigt. Dieser Umstand befestigt seinen Einfluß in den offnen Ortschaften so sehr, daß Kinder meist nur durch seine Vermittlung dingbar sind. Individuelles Verpumpen der letztren, getrennt vom Gang, bildet sein Nebengeschäft.
172) "Child. Empl. Comm., VI. Report", Evidence, p. 37, n. 173. Fenland Marschland. 173) Einzelne Gangmeister jedoch haben sich zu Pächtern von 500 Acres oder Besitzern ganzer Häuserreihen heraufgearbeitet. --#

1*) geschickten Umgangsformen
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Die "Schattenseiten" des Systems sind die Überarbeit der Kinder und jungen Personen, die ungeheuren Märsche, die sie täglich zu und von den 5, 6 und manchmal 7 Meilen entfernten Gütern zurücklegen, endlich die Demoralisation des "Gangs". Obgleich der Gangmeister, der in einigen Gegenden "the driver" (Treiber) heißt, mit einem langen Stabe ausgerüstet ist, wendet er solchen jedoch nur selten an, und Klage über brutale Behandlung ist Ausnahme. Er ist ein demokratischer Kaiser oder eine Art Rattenfänger von Hameln. Er bedarf also der Popularität unter seinen Untertanen und fesselt sie an sich durch das unter seinen Auspizien blühende Zigeunertum. Rohe Ungebundenheit, lustige Ausgelassenheit und obszönste Frechheit leihen dem Gangs Flügel. Meist zahlt der Gangmeister in einer Kneipe aus und kehrt dann wohl wankend, rechts und links gestützt auf ein stämmiges Frauenmensch, an der Spitze des Zuges heim, die Kinder und jungen Personen hinterher tollend, Spott und Zotenlieder singend. Auf dem Rückweg ist das, was Fourier "Phanerogamie" [158] nennt, an der Tagesordnung. Die Schwängerung dreizehn- und vierzehnjähriger Mädchen durch ihre männlichen Altersgenossen ist häufig. Die offnen Dörfer, welche das Kontingent des Gangs stellen, werden Sodoms und Gomorrhas 174) und liefern doppelt soviel uneheliche Geburten als der Rest des Königreichs. Was in dieser Schule gezüchtete Mädchen als verheiratete Frauen in der Moralität leisten, ward schon früher angedeutet. Ihre Kinder, soweit Opium ihnen nicht den Garaus macht, sind geborne Rekruten des Gangs. Der Gang in seiner eben beschriebenen klassischen Form heißt öffentlicher, gemeiner oder Wandergang (public, common or tramping gang). Es gibt nämlich auch Privatgänge (private gangs). Sie sind zusammengesetzt wie der Gemeingang, zählen aber weniger Köpfe und arbeiten, statt unter dem Gangmeister, unter einem alten Bauernknecht, den der Pächter nicht besser zu verwenden weiß. Der Zigeunerhumor verschwindet hier, aber nach allen Zeugenaussagen verschlechtern sich Zahlung und Behandlung der Kinder. Das Gangsystem, das sich seit den letzten Jahren beständig ausdehnt 175) existiert offenbar nicht dem Gangmeister zulieb. Es existiert zur Bereicherung
174) "Die Hälfte der Mädchen von Ludford ist ert worden durch den Gang." (l.c., Appendix, p. 6, n. 32.) 175) "Das System hat sehr zugenommen in den letzten Jahren. In einigen Plätzen ist es erst seit kurzem eingeführt, in andren, wo es älter, werden mehr und jüngere Kinder in den Gang einrolliert." (l.c.p. 79, n. 174.)
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der großen Pächter 176), resp. Grundherrn 177). Für den Pächter gibts keine sinnreichere Methode, sein Arbeiterpersonal tief unter dem normalen Niveau zu halten und dennoch für alles Extrawerk stets die Extrahand bereit zu haben, mit möglichst wenig Geld möglichst viel Arbeit herauszuschlagen 178) und den erwachsnen männlichen Arbeiter "überzählig" zu machen. Nach der früheren Auseinandersetzung versteht man, wenn einerseits die größere oder geringere Beschäftigungslosigkeit des Landmanns zugestanden, andrerseits zugleich das Gangsystem wegen Mangels an männlicher Arbeit und ihrer Wanderung nach den Städten für "notwendig" erklärt wird. 179) Das unkrautreine Feld und das Menschenunkraut von Lincolnshire usw. sind Pol und Gegenpol der Kapitalistischen Produktion. 180)
176) "Kleine Pächter wenden die Gangarbeit nicht an." "Sie wird nicht angewandt auf armem Land, sondern auf Land, was 2 Pfd.St. bis 2 Pfd.St. 10 sh. Rente per Acre bringt. (l.c.p. 17 u. 14.) 177) Einem dieser Herrn schmecken seine Renten so gut, daß er der Untersuchungskommission entrüstet erklärt, der ganze Schrei sei nur dem Namen des Systems geschuldet. Wenn man es statt "Gang" dahingegen jugendliche industriell-agrikolkooperative Selbsterhaltungsassoziation" taufe, so wäre alles all right. 178) "Gangarbeit ist wohlfeiler als andre Arbeit, das ist die Ursache, warum sie angewandt wird", sagt ein ehemaliger Gangmeister. (l.c.p. 17, n. 14.) "Das Gangsystem ist entschieden das wohlfeilste für den Pächter und ebenso entschieden das verderbelichste für die Kinder", sagt ein Pächter. (l.c.p. 16, n. 3.) 179) "Zweifelsohne vieles jetzt von den Kindern in Gängen verrichtete Werk wurde früher von Männern und Weibern verrichtet. Wo Weiber und Kinder angewandt werden, sind jetzt mehr Männer arbeitslos (more men are out of work) als früher." (l.c.p. 43, n. 202.) Dagegen u.a.: "Die Arbeitsfrage (labour question) in vielen Agrikulturdistrikten, besonders den kornproduzierenden, wird so ernsthaft infolge der Auswanderung und der Leichtigkeit, welche die Eisenbahnen zur Entfernung nach den großen Städten bieten, daß ich" (das "Ich" ist das des Landagenten eines großen Herrn) "die Kinderdienste für absolut unentbehrlich halte." (l.c.p. 80, n. 180.) The Labour Question (die Arbeitsfrage) bedeutet nämlich in den englischen Agrikulturdistrikten, im Unterschied von der übrigen zivilisierten Welt, the landlords' and farmers' Question (Grundherren- und Pächterfrage): wie, trotz stets vermehrtem Abzug der Landleute, eine genügende "relative Übervölkerung" auf dem Land und dadurch das "Minimum des Arbeitslohns" für den Landarbeiter zu verewigen sei? 180) Der früher von mir zitierte "Public Health Report", worin bei Gelegenheit der Kindersterblichkeit vorübergehend vom Gangsystem gehandelt wird, blieb der Presse und daher dem englischen Publikum unbekannt. Dagegen bot der letzte Bericht der "Child. Empl. Comm." willkommenes "sensational" Preßfutter. Während die liberale Presse frug, wie doch die feinen Gentlemen und Ladies und Staatskirchpfründner,
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f) Irland

Zum Schlug dieses Abschnitts müssen wir noch einen Augenblick nach Irland wandern. Zunächst die Tatsachen, worauf es hier ankommt. Irlands Bevölkerung war 1841 auf 8 222 664 Personen angewachsen, 1851 auf 6 623 985 zusammengeschmolzen, 1861 auf 5 850 309, 1866 auf 5 1/2 Million, ungefähr auf ihr Niveau von 1801. Die Abnahme begann mit dem Hungerjahr 1846, so daß Irland in weniger als 20 Jahren mehr als 5/16 seiner Volksmenge verlor. 181) Seine Gesamtemigration von Mai 1851 bis Juli 1865 zählte 1 591 487 Personen, die Emigration während der letzten 5 Jahre 1861-1865 mehr als eine halbe Million. Die Zahl der bewohnten Häuser verminderte sich von 1851-1861 um 52 990. Von 1851-1861 wuchs die Zahl der Pachthöfe von 15-30 Acres um 61 000, die der Pachthöfe über 30 Acres um 109 000, während die Gesamtzahl aller Pachten um 120 000 abnahm, eine Abnahme, die also ausschließlich der Vernichtung von Pachten unter 15 Acres, alias ihrer Zentralisation geschuldet ist.
womit Lincolnshire schwärmt, ein solches System auf ihren Gütern, unter ihren Augen aufwachsen lassen konnten, Personagen, die eigne "Missionen zur Sittenverbesserung der Südseewilden" nach den Antipoden entsenden, stellte die feinere Presse ausschaulich Betrachtungen an über die rohe Verdorbenheit der Landleute, die fähig sind ihre Kinder in solche Sklaverei zu verkaufen! Unter den fluchwürdigen Umsanden, worin "die Delikateren" den Landmann gebannt, wäre es erklärlich, wenn er seine eignen Kinder aufäße. Was wirklich wunderbar, ist die Charaktertüchtigkeit, die er großenteils bewahrt hat. Die offiziellen Berichterstatter beweisen, daß die Eltern selbst in den Gangdistrikten das Gangsystem verabscheuen. Man findet reichlichen Beweis in den von uns gesammelten Zeugenaussagen, daß die Eltern in vielen Fällen dankbar sein würden für ein Zwangsgesetz, welches sie befähigen würde, den Versuchungen und dem Druck zu widerstehn, denen sie oft unterworfen sind. Bald treibt sie der Pfarreibeamte, bald der Anwender unter Androhung ihrer eignen Entlassung, die Kinder auf den Verdienst, statt in die Schule zu schicken... Alle verwüstete Zeit und Kraft, alles Leid, welches außerordentliche und nutzlose Ermüdung für den Landmann und seine Familie produziert, jeder Fall, worin die Eltern den moralischen Ruin ihres Kindes auf die Überfüllung der Cottages oder die besudelnden Einflüsse des Gangsystems zurückleiten, stacheln in der Brust der arbeitenden Armen Gefühle auf, die man wohl verstehn wird, und die es unnötig ist zu detaillieren. Sie haben ein Bewußtsein darüber, daß ihnen viel körperliche und geistige Qual angetan wird durch Umstände, wofür sie in keiner Weise verantwortlich sind, welchen sie, wäre es in ihrer Macht gewesen, niemals ihre Zustimmung gegeben hätten und wider welche anzukämpfen sie ohnmächtig sind." (l.c.p. XX, n. 82 und XXIII, n. 96.) 181) Bevölkerung von Irland: 1801; 5 319 867 Personen, 1811: 6 084 996, 1821: 6 869 544, 1831: 7 828 347, 1841: 8 222 664.
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Die Abnahme der Volksmenge war natürlich im großen und ganzen von einer Abnahme der Produktenmasse begleitet. Für unsren Zweck genügt es, die 5 Jahre 1861-1865 zu betrachten, während deren über 1/2 Million emigrierte und die absolute Volkszahl um mehr als 1/8 Million sank. (s. Tab. A.)
Tabelle A Viehstand Jahr Pferde Hornvieh Gesamtzahl Abnahme Gesamtzahl Abnahme Zunahme 1860 619811 3606374 1861 614232 5579 3471688 134686 1862 602894 11338 3254890 216798 1863 579978 22916 3144231 110659 1864 562158 17820 3262294 118063 1865 547867 14291 3493414 231120 Jahr Schafe Schweine Gesamtzahl Abnahme Zunahme Gesamtzahl Abnahme Zunahme 1860 3542080 1271072 1861 3556050 13970 1102042 169030 1862 3456132 99918 1154324 52282 1863 3308204 147928 1067458 86866 1864 3366941 58737 1058480 8978 1865 3688742 321801 1299893 241413
Aus der vorhergehenden Tabelle ergibt sich:
Pferde Hornvieh Schafe Schweine absolute absolute absolute absolute Abnahme Abnahme Abnahme Abnahme 71944 112960 146662 28821 182)
Wenden wir uns jetzt zum Ackerbau, der die Lebensmittel für Vieh und Mensch liefert. In der folgenden Tabelle ist Ab- oder Zunahme für jedes einzelne Jahr mit Bezug auf das unmittelbar vorhergehende berechnet. Die Kornfrucht umfaßt Weizen, Hafer, Gerste, Roggen, Bohnen und Erbsen, die Grünfrucht Kartoffeln, Turnips 1*), Mangold- und Runkelrübe, Kohl, gelbe Rüben, Parsnips 2*), Wicke usw.
182) Das Ergebnis wurde sich ungünstiger stellen, wenn wir weiter zurückgingen. So Schafe 1865: 3688742, aber 1856: 3694294, Schweine 1865: 1299893, aber 1858: 1409883. --#

1*) Futterrüben - 2*) Pastinakwurzeln
#728# VII. Abschnitt - Der Akkumulationsprozeß des Kapitals --

Tabelle B Zu oder Abnahme des zum Fruchtbau und als Wiese (resp. Weide) benutzten Bodenareals in Acre
Korn- Grünfrucht Grasland Flachs Alles zum Ackerbau frucht und Klee und Viehzucht dienende Land Ab- Ab- Zu- Ab- Zu- Ab- Zu- Ab- ZuJahr nahme nahme nahme nahme nahme nahme nahme nahme nahme 1861 15701 36974 47969 19271 81373 1862 72734 74785 6623 2055 138841 1863 144719 19358 7724 63922 92431 1864 122437 2317 47486 87761 10493 1865 72450 25421 68970 50159 28218 1861-65 428041 108013 82834 122850 330370
Im Jahr 1865 kamen unter der Rubrik "Grasland" 127 470 Acres hinzu, hauptsächlich weil das Areal unter der Rubrik "unbenutztes wüstes Land und Bog (Torfmoor)" um 101 543 Acres abnahm. Vergleichen wir 1865 mit 1864, so Abnahme in Kornfrucht 246 667 Qrs., wovon 48 999 Weizen, 166 605 Hafer, 29 892 Gerste usw.; Abnahme an Kartoffeln, obgleich das Areal ihrer Bebauung 1865 wuchs, 446 398 Tonnen usw. (s. Tab. C.) Von der Bewegung der Bevölkerung und Bodenproduktion Irlands gehn wir über zur Bewegung in der Börse seiner Landlords, größeren Pächter und industriellen Kapitalisten. Sie spiegelt sich im Ab und Zu der Einkommensteuer. Zum Verständnis der folgenden Tabelle D sei bemerkt, daß Rubrik D (Profite mit Ausnahme der Pächterprofite) auch sog. "professionelle" Profite einbegreift, d.h. die Einkommen von Advokaten, Ärzten usw., die nicht besonders aufgezählten Rubriken C und E aber die Einnahmen von Beamten, Offizieren, Staatssinekuristen, Staatsgläubigern usw.
Tabelle D Der Einkommensteuer unterliegende Einkommen in Pfd.St. 184) Rubrik A 1860 1861 1862 1863 1864 1865 Grundrente 12893829 13003554 13398938 13494091 13470700 13801616 Rubrik B Pächterprofite 2765387 2773644 2937899 2938823 2930874 2946072 Rubrik D Industrielle etc. Profite 4891652 4836203 4858800 4846497 4546147 4850199 Sämtliche Rubriken A bis E 22962885 22998394 23597574 23658631 23236298 23930340
184) "Tenth Report of the Commissioners of Inland Revenue", Lond. 1866.
#729# 23. Kapitel - Das allgemeine Gesetz der kap. Akkumulation --

Tabelle D
Zu- oder Abnahme in dem Areal des bebauten Bodens, dem Produkt per Acre und dem Gesamtprodukt. 1865 verglichen mit 1864 183)
Acres bebautes Land Zu- oder Ab- Produkt per Acre nahme 1865 Produkt 1864 1865 + - 1864 1865 Zentner Zentner Weizen 276483 266989 - 9494 13,3 13,0 Hafer 1814886 1745228 - 69658 12,1 12,3 Gerste 172700 177102 4402 - 15,9 14,9 Bere, 16,4 14,8 Roggen 8894 10091 1971 - 8,5 10,4 Tonnen Tonnen Kartoffeln 1039724 1066260 26536 - 4,1 3,6 Turnips 337355 334212 - 3143 10,3 9,9 Mangoldwurzel 14073 14389 316 - 10,5 13,3 Kohl 31821 33622 1801 - 9,3 10,41 Flachs 301693 251433 - 50260 34,2 *)25,2 *) Heu 1609569 1678493 68924 - 1,6 1,8
Zu- oder Ab- Totalprodukt nahme 1865 1864 1865 Zu- oder Abnahme 1865 + - + - Zentner Zentner Qrs. Qrs. Qrs. Qrs. Weizen - 0,3 875782 826783 - 48999 Hafer 0,2 - 7826332 7659727 - 166605 Gerste - 1,0 761909 732017 - 29892 Bere, - 1,6 15160 13989 - 1171 Roggen 1,9 - 12680 18364 5864 - Tonnen Tonnen Tonnen Tonnen Tonnen Tonnen Kartoffeln - 0,5 4312388 3865990 - 446398 Turnips - 0,4 3467659 3301683 - 165976 Mangoldwurzel 2,8 - 147284 191937 44653 Kohl 1,1 - 297375 350252 52877 Flachs - 9,0 *) 64506 39561 - 24945 Heu 0,2 - 2607153 3068707 461554 -
*) Stones v. 14 Pfd.
183) Die Angaben des Textes sind zusammengestellt aus dem Material der "Agricultural Statistics, Ireland. General Abstracts" Dublin, für die Jahre 1860 sqq. und "Agricultural Statistics, Ireland. Tables showing the Estimated Average Produce etc.", Dublin 1867. Man weiß, daß diese Statistik offiziell ist und dem Parlament jährlich vorgelegt wird. Zusatz zur 2. Ausg. Die offizielle Statistik zeigt für das Jahr 1872 eine Abnahme im Areal des bebauten Bodens - verglichen mit 1871 - von 134 915 acres. Es fand "Zunahme" statt im Anbau von Grünfrucht - Turnips, Mangoldwurzel u. dergl.; "Abnahme" im Areal des bebauten Bodens von 16 000 acres für Weizen, 14 000 acres für Hafer, 4000 acres für Gerste und Roggen, 66 632 acres für Kartoffeln, 34 667 acres für Flachs und 30 000 acres weniger in Wiesen, Klee, Wicke und Rübsamen. Der unter Weizenkultur befindliche Boden zeigt für die letzten 5 Jahre folgende abnehmende Stufenleiter 1868 - 285 000 acres; 1869 - 280 000 acres; 1870 - 259 000 acres; 1871 - 244 000 acres; 1872 - 228 000 acres. Für 1872 finden wir in runder Zahl eine Zunahme von 2600 Pferden, 80 000 Hornvieh, 68 600 Schafen und eine Abnahme von 236 000 Schweinen.
#730# VII. Abschnitt - Der Akkumulationsprozeß du Kapitals --

Unter Rubrik D betrug die Zunahme des Einkommens im Jahresdurchschnitt von 1853-1864 nur 0,93, während sie in derselben Periode in Großbritannien 4,58 betrug. Die folgende Tabelle zeigt die Verteilung der Profite (mit Ausschluß der Pächterprofite) für die Jahre 1864 und 1865:
Tabelle E Rubrik D. Einkommen aus Profiten (über 60 Pfd. St.) in Irland 185) 1864 1865 Verteilt Verteilt Pfd.St. unter Personen Pfd.St unter Personen Jährliche Gesamteinnahme von 4368610 17467 4669979 18081 Jährliche Einkommen über 60 und unter 100 Pfd.St 238726 5015 222575 4703 Von der jährl. Gesamteinnahme 1979066 11321 2028571 12184 Rest der jährl. Gesamteinnahme von 2150818 1131 2418833 1194
1073906 1010 1097927 1044 1076912 121 1320906 150 Davon: 430535 95 584458 122 646377 26 736448 28 262819 3 274528 3
England, ein Land entwickelter kapitalistischer Produktion und vorzugsweise industriell, wäre verblutet an einem Volksaderlaß gleich dem irischen. Aber Irland ist gegenwärtig nur ein durch einen breiten Wassergraben abgezäunter Agrikulturdistrikt Englands, dem es Korn, Wolle, Vieh, industrielle und militärische Rekruten liefert. Die Entvölkerung hat viel Land außer Bebauung geworfen, das Bodenprodukt sehr vermindert 186), und, trotz des erweiterten Areals der Viehzucht, in einigen ihrer Zweige absolute Abnahme erzeugt, in andren kaum nennenswerten, durch beständige Rückschritte unterbrochnen Fortschritt. Dennoch stiegen mit dem Fall der Volksmasse fortwährend Bodenrenten und Pachtprofite, obgleich letztere nicht so konstant wie die erstren. Der Grund ist leicht verständlich. Einerseits verwandelte sich mit der Zusammenwerfung der Pachtungen und der Verwandlung von Ackerland in Viehweide ein größerer Teil des Gesamtprodukts in Mehrprodukt. Das Mehrprodukt
185) Das jährliche Gesamteinkommen unter Rubrik D weicht hier von der vorigen Tabelle ab, wegen gewisser gesetzlich zulässiger Abzüge. 186) Wenn das Produkt auch verhältnismäßig pro Acre abnimmt, vergesse man nicht, daß England seit 1 1/2 Jahrhunderten den Boden von Irland indirekt exportiert hat, ohne seinen Bebauern auch nur die Mittel zum Ersatz der Bodenbestandteile zu gönnen.
#731# 23. Kapitel - Das allgemeine Gesetz der kap. Akkumulation -

wuchs, obgleich das Gesamtprodukt, wovon es einen Bruchteil bildet, abnahm. Andrerseits stieg der Geldwert dieses Mehrprodukts noch rascher als seine Masse, infolge der seit den letzten 20 und ganz besonders seit den letzten 10 Jahren steigenden englischen Marktpreise für Fleisch, Wolle usw. Zersplitterte Produktionsmittel, die den Produzenten selbst als Beschäftigungs- und Subsinenzmittel dienen, ohne sich durch Einverleibung fremder Arbeit zu verwerten, sind ebensowenig Kapital, als das von seinem eigenen Produzenten verzehrte Produkt Ware ist. Wenn mit der Volksmasse auch die Masse der in der Agrikultur angewandten Produktionsmittel abnahm, so nahm die Masse des in ihr angewandten Kapitals zu, weil ein Teil früher zersplitterter Produktionsmittel in Kapital verwandelt ward. Das außerhalb der Agrikultur, in Industrie und Handel angelegte Gesamtkapital Irlands akkumulierte während der letzten zwei Dezennien langsam und unter beständiger großer Fluktuation. Um so rascher entwickelte sich dagegen die Konzentration seiner individuellen Bestandteile. Endlich, wie gering immerhin sein absolutes Wachstum, relativ, im Verhältnis zur zusammengeschmolzenen Volkszahl, war es angeschwollen. Hier entrollt sich also, unter unsren Augen, auf großer Stufenleiter, ein Prozeß, wie die orthodoxe Ökonomie ihn nicht schöner wünschen konnte zur Bewähr ihres Dogmas, wonach das Elend aus absoluter Übervölkerung entspringt und das Gleichgewicht durch Entvölkerung wiederhergestellt wird. Es ist dies ein ganz anders wichtiges Experiment als die von den Malthusianern so sehr verherrlichte Pest [81] in der Mitte des vierzehnten Jahrhunderts. Nebenbei bemerkt. War es an sich schulmeisterlich naiv, den Produktions- und entsprechenden Bevölkerungsverhältnissen des 19. Jahrhunderts den Maßstab des 14. Jahrhunderts anzulegen, so übersah diese Naivetät noch obendrein, daß, wenn jener Pest und der sie begleitenden Dezimation diesseits des Kanals, in England, Befreiung und Bereicherung des Landvolks, ihr jenseits, in Frankreich, größere Knechtung und erhöhtes Elend auf dem Fuß nachfolgten. 186a) Die Hungersnot erschlug 1846 in Irland über eine Menschenmillion, aber nur arme Teufel. Sie tat dem Reichtum des Landes nicht den geringsten Abbruch. Der nachfolgende zwanzigjährige und stets noch anschwellende
186a) Da Irland als das gelobte Land des "BevöIkerungsprinzipes" angeseh wird, erließ Th. Sadler, vor der Veröffentlichung seines Werks über Bevölkerung, sein berühmtes Buch, "Ireland, its Evils and their Remedies", 2nd ed., London 1829, worin er durch Vergleichung der Statistik der einzelnen Provinzen, und in jeder Provinz der einzelnen Grafschaften, nachweist, daß das Elend dort herrscht nicht, wie Malthus will, im Verhältnis zur Bevölkerungszahl, sondern im umgekehrten Verhältnis zu ihr.
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Exodus dezimierte nicht, wie etwa der Dreißigjährige Krieg, mit den Menschen zugleich ihre Produktionsmittel. Das irische Genie erfand eine ganz neue Methode, ein armes Volk Tausende von Meilen vom Schauplatz seines Elends wegzuhexen. Die in die Vereinigten Staaten übergesiedelten Auswanderer schicken jährlich Geldsummen nach Haus, Reisemittel für die Zurückgebliebenen. Jeder Trupp, der dieses Jahr auswandert, zieht nächstes Jahr einen andren Trupp nach. Statt Irland etwas zu kosten, bildet die Auswanderung so einen der einträglichsten Zweige seines Exportgeschäftes. Sie ist endlich ein systematischer Prozeß, der nicht etwa vorübergehend ein Loch in die Volksmasse bohrt, sondern aus derselben jährlich mehr Menschen auspumpt, als der Nachwuchs ersetzt, so daß das absolute Bevölkerungsniveau von Jahr zu Jahr sinkt. 186b) Welches waren die Folgen für die zurückbleibenden, von der Übervölkerung befreiten Arbeiter Irlands? Daß die relative Übervölkerung heute so groß ist wie vor 1846, daß der Arbeitslohn ebenso niedrig steht und die ArbeitspIackerei zugenommen hat, daß die Misere auf dem Land wieder zu einer neuen Krise drängt. Die Ursachen sind einfach. Die Revolution in der Agrikultur hielt Schritt mit der Emigration. Die Produktion der relativen Übervölkerung hielt mehr als Schritt mit der absoluten Entvölkerung. Ein Blick auf Tabelle B zeigt, wie die Verwandlung von Ackerbau in Viehweide in Irland noch akuter wirken muß als in England. Her wächst mit der Viehzucht der Bau von Grünfrucht, dort nimmt er ab. Während große Massen früher bestellter Äcker brachgelegt oder in permanentes Grasland verwandelt werden, dient ein großer Teil des früher unbenutzten wüsten Landes und Torfmoors zur Ausdehnung der Viehzucht. Die kleineren und mittleren Pächter - ich rechne dazu alle, die nicht über 100 Acres bebauen - machen immer noch ungefähr 8/10 der Gesamtzahl aus. 186c) Sie werden progressiv in ganz andrem Grad als zuvor von der Konkurrenz des kapitalistisch betriebenen Ackerbaus erdrückt und liefern daher der Klasse der Lohnarbeiter beständig neue Rekruten. Die einzige große Industrie Irlands, die Leinenfabrikation, braucht verhältnismäßig wenig erwachsne Männer und beschäftigt überhaupt, trotz ihrer Expansion seit der Verteuerung der Baumwolle 1861-1866, nur einen verhältnismäßig
186b) Für die Zeit von 1851 bis 1874 beläuft sich die Gesamtzahl der Auswanderer auf 2 325 922. 186c) Note z. 2.Ausg. Nach einer Tabelle in Murphys "Ireland, Industrial, Politics and Social", 1870, bilden 94,6% des Bodens Pachten bis zu 100 acres und 5,4% Pachten über 100 acres.
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unbedeutenden Teil der Bevölkerung. Gleich jeder andren großen Industrie produziert sie durch stete Schwankungen in ihrer eignen Sphäre beständig eine relative Übervölkerung, selbst bei absolutem Wachstum der von ihr absorbierten Menschenmasse. Die Misere des Landvolks bildet das Piedestal riesenhafter Hemdenfabriken etc., deren Arbeiterarmee zum größten Teil über das flache Land zerstreut ist. Wir finden hier das früher geschilderte System der Hausarbeit wieder, welches in Unterzahlung und Überarbeit seine methodischen Mittel der "Überzähligmachung" besitzt. Endlich, obschon die Entvölkerung nicht so zerstörende Folgen hat wie in einem Land entwickelter kapitalistischer Produktion, vollzieht sie sich nicht ohne beständigen Rückschlag auf den innern Markt. Die Lücke, welche die Auswanderung hier schafft, verengen nicht nur die lokale Arbeitsnachfrage, sondern auch die Einkünfte der Kleinkrämer, Handwerker, kleinen Gewerbsleute überhaupt. Daher der Rückgang der Einkommen zwischen 60 und 100 Pfd. St. in Tabelle E. Eine durchsichtige Darstellung der Lage der ländlichen Tagelöhner in Irland findet sich in den Berichten der irischen Armenverwaltungs-Inspektoren (1870). 186d) Beamte einer Regierung, die sich nur durch die Bajonette und den bald offnen, bald verhallten Belagerungszustand hält, müssen sie alle die Rücksichten der Sprache beobachten, die ihre Kollegen in England verachten; trotzdem aber erlauben sie ihrer Regierung nicht, sich in Illusionen zu wiegen. Nach ihnen hat sich die immer noch sehr niedrige Lohnrate auf dem Lande in den letzten 20 Jahren doch um 5% erhöht und steht jetzt im Durchschnitt auf 6-9 sh. die Woche. Hinter dieser scheinbaren Erhöhung aber verbirgt sich ein wirkliches Fallen des Lohns, denn sie gleicht nicht einmal den inzwischen erfolgten Preisaufschlag der notwendigen Lebensmittel aus; Beweis folgender Auszug aus den amtlichen Rechnungen eines irischen Workhouse.
Wochendurchschnitt der Unterhaltungskosten pr. Kopf Jahr Nahrung Kleidung Zusammen 29. Sept. 1848 bis 29. Sept. 1849 1 sh. 3 1/2 d. 0 sh. 3 d. 1 sh. 6 1/4 d. 29. Sept. 1868 bis 29. Sept. 1869 2 sh. 7 1/4 d. 0 sh. 6 d. 3 sh. 1 1/4 d.
Der Preis der notwendigen Lebensmittel ist also beinah zweimal, und der der Kleidung genau zweimal so hoch als vor zwanzig Jahren.
186d) "Reports from the Poor Law Inspectors on the of Agricultural Labourers in Ireland", Dublin 1870. - Vgl. auch "Agricultural Labourers (Ireland) Return etc.", 8. March 1861.
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Selbst abgesehn von diesem Mißverhältnis, ergäbe bloße Vergleichung der in Geld ausgedrückten Lohnrate noch lange kein richtiges Resultat. Vor der Hungersnot wurde die große Masse der ländlichen Löhne in natura entrichtet, in Geld nur der kleinste Teil; heute ist Geldzahlung Regel. Schon daraus folgt, daß, welches auch die Bewegung des wirklichen Lohns, seine Geldrate steigen mußte.
"Vor der Hungersnot besaß der Ackerbautagelöhner ein Stückchen Land, worauf er Kartoffeln baute und Schweine und Geflügel zog. Heutzutage muß er nicht nur alle seine Lebensmittel kaufen, sondern es entgehn ihm auch die Einnahmen aus dem Verkauf von Schweinen, Geflügel und Eiern." 187)
In der Tat flossen früher die Landarbeiter zusammen mit den kleinen Pächtern und bildeten meistens nur den Nachtrab der mittleren und großen Pachtungen, auf denen sie Beschäftigung fanden. Erst seit der Katastrophe von 1846 hatten sie angefangen, einen Bruchteil der Klasse reiner Lohnarbeiter zu bilden, einen besonderen Stand, der mit seinen Lohnherren nur noch durch Geldverhältnisse verknüpft ist. Man weiß, was ihr Wohnungszustand von 1846 war. Seitdem hat er sich noch verschlimmert. Ein Teil der Landtaglöhner, der indes von Tag zu Tag abnimmt, wohnt noch auf den Ländereien der Pächter in überfüllten Hütten, deren Scheußlichkeiten das Schlimmste weit übertreffen, das uns die englischen Landdistrikte in dieser Art vorführten. Und das gilt allgemein, mit Ausnahme einiger Striche von Uster; im Süden in den Grafschaften Cork, Limerick, Kilkenny etc.; im Osten in Wicklow, Wexford etc.; im Zentrum in King's und Queen's County, Dublin etc.; im Norden in Down, Antrim, Tyrone etc.; im Westen in Sligo, Roscommon, Mayo, Galway etc. "Es ist", ruft einer der Inspektoren aus, "es ist eine Schande für die Religion und die Zivilisation dieses Landes." 187a) Um den Taglöhnern die Wohnlichkeit ihrer Höhlen erträglicher zu machen, konfisziert man systematisch die seit undenklicher Zeit dazugehörigen Stückchen Land.
"Das Bewußtsein dieser Art von Acht, in die sie von den Grundherrn und ihren Verwaltern getan sind, hat bei den Landtaglöhnern entsprechende Gefühle des Gegensatzes und Hasses hervorgerufen gegen die, welche sie als eine rechtlose Race behandeln." 187a)
Der erste Akt der Ackerbaurevolution war, auf allergrößtem Maßstab und wie nach einem von oben gegebenen Losungsort, die auf dem Arbeitsfeld
187) l.c.p. 29, 187a) l.c.p. 12.
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gelegenen Hütten wegzufegen. Viele Arbeiter wurden so gezwungen, in Dörfern und Städten Schutz zu suchen. Dort warf man sie wie Schund in Dachkammern, Löcher, Keller und in die Schlupfwinkel der schlechtesten Viertel. Tausende irischer Familien, die sich selbst nach dem Zeugnis von in nationalen Vorurteilen befangnen Engländern durch ihre seltne Anhänglichkeit an den heimischen Herd, durch ihre sorglose Heiterkeit und durch häusliche Sittenreinheit auszeichneten, fanden sich so plötzlich verpflanzt in die Treibhäuser des Lasters. Die Männer müssen jetzt Arbeit suchen bei benachbarten Pächtern und werden nur auf den Tag gemietet, also in der prekärsten Lohnform; dabei
"haben sie jetzt weite Wege zur Pachtung und zurück zu machen, oft naß wie die Ratten und andren Unbilden ausgesetzt, die häufig Abschwächung, Krankheit und damit Mangel herbeiführen" 187b).
"Die Städte hatten Jahr um Jahr aufzunehmen, was als Überschuß von Arbeitern in den Landdistrikten galt" 187c), und dann wundert man sich noch, "daß in den Städten und Dörfern Überschuß, und auf dem Lande Mangel an Arbeitern herrscht" 187d) Die Wahrheit ist, daß dieser Mangel nur fühlbar wird "zur Zeit dringlicher Ackerbauarbeiten, im Frühjahr und Herbst, während den Rest des Jahres viele Hände müßig bleiben" 187e); daß "nach der Ernte, vom Oktober bis zum Frühling, es kaum Beschäftigung für sie gibt, 187f) und daß sie auch während der beschäftigten Zeit häufig ganze Tage verlieren und Arbeitsunterbrechungen aller Art ausgesetzt sind 187g). Diese Folgen der agrikolen Revolution, d.h. der Verwandlung von Ackerland in Viehweide, der Anwendung von Maschinerie, der strengsten Arbeitsersparung etc. - werden noch verschärft durch die Muster-Grundherren, solche, die, statt ihre Renten im Ausland zu verzehren, so gnädig sind, in Irland auf ihren Domänen zu wohnen. Damit das Gesetz von Nachfrage und Angebot ganz ungekränkt bleibe, ziehen diese Herren
"jetzt fast ihren ganzen Arbeitsbedarf aus ihren kleinen Pächtern, die so gezwungen sind, für ihre Grundherrn zu schanzen für einen im allgemeinen geringeren Lohn als der der gewöhnlichen Taglöhner, und das ohne alle Rücksicht auf die Unbequemlichkeiten
187b) l.c.p. 25. 187c) l.c.p. 27. 187d) p. 26. 187e) p. 1. 187f) p. 32. 187g) p. 25.
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und Verluste, die daraus entstehn, daß sie zur kritischen Zeit der Saat oder Ernte ihre eignen Felder vernachlässigen müssen" 187h).
Die Unsicherheit und Unregelmäßigkeit der Beschäftigung, die häufige Wiederkehr und lange Dauer der Arbeitsstockungen, alle diese Symptome einer relativen Übervölkerung figurieren also in den Berichten der Armenverwaltungs-Inspektoren als ebensoviel Beschwerden des irischen Ackerbauproletariats. Man erinnert sich, daß wir beim englischen Landproletariat ähnlichen Erscheinungen begegnet sind. Aber der Unterschied ist, daß in England, einem industriellen Lande, die industrielle Reserve sich auf dem Lande rekrutiert, während in Irland, einem Ackerbauland, die Ackerbaureserve sich in den Städten, den Zufluchtsorten der vertriebenen Landarbeiter, rekrutiert. Dort verwandeln sich die Überzähligen des Landbaus in Fabrikarbeiter; hier bleiben die in die Städte Gejagten, während sie gleichzeitig auf den städtischen Lohn drücken, Landarbeiter und werden beständig aufs Land auf Arbeitsuche zurückgeschickt. Die amtlichen Berichterstatter fassen die materielle Lage der Ackerbautaglöhner zusammen, wie folgt:
"Obwohl sie mit der ersten Frugalität leben, reicht ihr Lohn doch kaum hin, ihnen und ihren Familien Nahrung und Wohnung zu bestreiten; für Kleidung bedürfen sie weiterer Einnahmen... Die Atmosphäre ihrer Wohnungen, im Verein mit andern Enthehrungen, setzt diese Klasse in ganz besondrem Grade dem Typhus und der Schwindsucht aus." 187i)
Hiernach ist es kein Wunder, daß, nach dem einstimmigen Zeugnis der Berichterstatter, ein finstres Mißvergnügen die Reihen dieser Klasse durchdringt, daß sie die Vergangenheit zurückwünscht, die Gegenwart verabscheut, an der Zukunft verzweifelt, "sich den verwerflichen Einflüssen von Demagogen hingibt" und nur die eine fixe Idee hat, nach Amerika auszuwandern. Das ist das Schlaraffenland, worin das große malthusische Allerweltsheilmittel, die Entvölkerung, das grüne Erin 1*) verwandelt hat! Welches Wohlleben die irischen Manufakturarbeiter führen, dafür genügt ein Beispiel:
"Bei meiner neulichen Inspektion des Nordens von Irland", sagt der englische Fabrikinspektor Robert Baker, "frappierte mich die Bemühung eines geschickten
186h) p. 30. 186i) p. 21, 13. --#

1*) alte Bezeichnung für Irland
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irischen Arbeiters, aus den allerdürftigsten Mitteln seinen Kindern Erziehung zu verschaffen. Ich gebe seine Aussage wörtlich, wie ich sie aus seinem Mund erhielt. Daß er eine geschickte Fabrikhand, weiß man, wenn ich sage, daß man ihn zu Artikeln für den Manchester Markt verwendet. Johnson: Ich bin ein beetler 1*) und arbeite von 6 Uhr morgens bis 11 Uhr in die Nacht, von Montag bis Freitag; Samstag endigen wir um 6 Uhr abends und haben 3 Stunden für Mahlzeit und Erholung. Ich habe 5 Kinder. Für diese Arbeit erhalte ich 10 sh. 6 d. wöchentlich; meine Frau arbeitet auch und verdient 5 sh. die Woche. Das älteste Mädchen, zwölfjährig, wartet das Haus. Sie ist unsre Köchin und einzige Gehilfin. Sie macht die jüngeren zur Schule fertig. Meine Frau steht mit mir auf und geht mit mir fort. Ein Mädchen, welches unser Haus entlanggeht, weckt mich um halb 6 Uhr morgens. Wir essen nichts, bevor wir zur Arbeit gehn. Das zwölfjährige Kind sorgt für die Kleineren des Tags über. Wir frühstücken um 8 und gehn dazu nach Hause. Wir haben Tee einmal die Woche; sonst haben wir einen Brei (stirabout), manchmal von Hafermehl, manchmal von Maismehl, je nachdem wir fähig sind, es zu beschaffen. Im Winter haben wir ein wenig Zucker und Wasser zu unsrem Maismehl. Im Sommer ernten wir einige Kartoffeln, womit wir selbst ein Bodenfetzchen bepflanzen, und wenn sie zu Ende sind, kehren wir zum Brei zurück. So geht's tagaus, tagein, Sonntag und Werkeltag, das ganze Jahr durch. Ich bin stets sehr müde des Abends nach vollbrachtem Tagwerk. Einen Bissen Fleisch sehn wir ausnahmsweise aber sehr selten. Drei unsrer Kinder besuchen Schule, wofür wir 1 d. per Kopf wöchentlich zahlen. Unsre Hausmiete ist 9 d. die Woche, Torf und Feuerung kosten mindestens 1 sb. 6 d. vierzehntägig." 188)
Das sind irische Löhne, das ist irisches Leben! In der Tat, das Elend Irlands ist wieder Tagesthema in England. Ende 1866 und Anfang 1867 machte sich in der "Times" einer der irischen Landmagnaten, Lord Dufferin, an die Lösung. "Wie menschlich von solch' großem Herrn!" [159] Aus Tabelle E sah man, daß während 1864 von 4 368 610 Pfd.St. Gesamtprofit 3 Plusmacher nur 262 819, dieselben 3 Virtuosen der "Entsagung" 1865 von 4 669 979 Pfd. St. Gesamtprofit dagegen 274 528 Pfd.St. einsteckten, 1864: 26 Plusmacher 646 377 Pfd.St., 1865: 28 Plusmacher 736 448 Pfd.St., 1864: 121 Plusmacher 1 076 912 Pfd.St., 1865: 150 Plusmacher 1 320 906 Pfd.St., 1864: 1131 Plusmacher 2 150 818 Pfd.St., beinahe die Hälfte des jährlichen Gesamtprofits, 1865: 1194 Plusmacher 2 418 833 Pfd.St., mehr als die Hälfte des jährlichen Gesamtprofits. Löwenanteil aber, welchen eine verschwindend kleine Anzahl Landmagnaten in England, Schottland und Irland vom jährlichen Nationalrental
188) "Reports of Insp. of Fact. for 31st Oct. 1866", p. 96) --#

1*) Appreteur
#738# VII. Abschnitt - Der Akkumulationsprozeß des Kapitals --

verschlingt, ist so monströs, daß die englische Staatsweisheit es angemessen findet, für die Verteilung der Grundrente nicht dasselbe statistische Material zu liefern wie für die Verteilung des Profits. Lord Dufferin ist einer dieser Landmagnaten. Daß Rentrollen und Profite jemals "überzählig" sein können oder daß ihre Plethora mit der Plethora des Volkselends irgendwie zusammenhängt, ist natürlich eine ebenso "irrespektable" als "ungesunde" (unsound) Vorstellung. Er hält sich an Tatsachen. Die Tatsache ist, daß, wie die irische Volkszahl abnimmt, die irischen Rentrollen schwellen, daß die Entvölkerung dem Grundeigentümer "wohltut", also auch dem Grund und Boden, also auch dem Volk, das nur Zubehör des Bodens. Er erklärt also, Irland sei inuner noch übervölkert und der Strom der Emigration fließe stets noch zu träg. Um vollständig glücklich zu sein, müsse Irland wenigstens noch 1/3 Million Arbeitsmenschen ablassen. Man wähne nicht, dieser obendrein noch poetische Lord sei ein Arzt aus der Schule Sangrados, der, sooft er seinen Kranken nicht besser fand, Aderlaß verordnete, neuen Aderlaß, bis der Patient mit seinem Blut auch seine Krankheit verlor. Lord Dufferin verlangt einen neuen Aderlaß von nur 1/3 Million, statt von ungefähr 2 Millionen, ohne deren Ablaß in der Tat das Millennium in Erin nicht herstellbar ist. Der Beweis ist leicht geliefert.
Anzahl und Umfang der Pachten in Irland 1864
1 2 3 4 Pachten nicht Pachten über 1, Pachten über 5, Pachten über 15 über 1 Acre nicht über nicht über nicht über 5 Acre 15 Acre 30 Acre Anzahl Acres Anzahl Acres Anzahl Acres Anzahl Acres 48653 25394 82037 288916 176368 1836310 136578 3051343
5 6 7 8 Pachten über Pachten über Pachten über Gesamtareal 30, nicht 50, nicht 100 Acres über 50 Acres über 100 Acres Anzahl Acres Anzahl Acres Anzahl Acres Acres 71961 2906274 54247 3983880 31927 8977807 20319924 188a)
Die Zentralisation hat von 1851 bis 1861 hauptsächlich Pachten der ersten drei Kategorien, unter 1 und nicht über 15 Acres, vernichtet. Sie müssen vor allem verschwinden. Dies gibt 307 058 "überzählige" Pächter,
188a) Das Gesamtareal saließt auch "Torfmoor und wüstes Land" ein.
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und die Familie zum niedrigen Durchschnitt von 4 Köpfen gerechnet, 1 228 232 Personen. Unter der extravaganten Unterstellung, daß 1/4 davon nach vollbrachter agrikoler Revolution wieder absorbierbar, bleiben auszuwandern: 921 174 Personen. Die Kategorien 4, 5, 6, von über 15 und nicht über 100 Acres, sind, wie man längst in England weiß, für den kapitalistischen Kornbau zu klein, für Schafzucht aber fast verschwindende Größen. Unter denselben Unterstellungen wie vorher sind also fernere 788 761 Personen auszuwandern, Summe: 1 709 532. Und, comme l'appétit vient en mangeant 1*), werden die Augen der Rentrolle bald entdecken, daß Irland mit 3 1/2 Millionen immer noch elend, und elend, weil übervölkert ist, also seine Entvölkerung noch viel weiter gehn muß, damit es seinen wahren Beruf erfülle, den einer englischen Schaftrift und Viehweide. 188b)
188b) Wie die Hungersnot und die von ihr herbeigeführten Umstände sowohl von den einzelnen Grundeigentümern als auch von der englischen Gesetzgebung planmäßig ausgebeutet wurden, um die Agrikulturrevolution gewaltsam durchzusetzen und die Bevölkerung Irlands auf das den Landlords zusagende Maß zu verdünnen, werde ich in Buch III dieser Schrift, im Abschnitt aber das Grundeigentum, ausführlicher nachweisen. Ich komme daselbst auch zurück auf die Verhältnisse der kleinen Pächter und Landarbeiter. Hier nur ein Zitat. Nassau W. Senior sagt u.a. in seiner nachgelaßnen Schrift "Journals, Conversations and Essays relating to Ireland", 2 vola., London 1868, v. II, p. 282: "Treffend bemerkte Dr. G., wir haben unser Armenmetz, und es ist ein großes Werkzeug, um den Landlords den Sieg zu geben; ein andres ist die Emigration. Kein Freund Irlands kann wünschen, daß der Krieg" (zwischen den Landlords und den kleinen keltischen Pächtern) "sich verlängere noch weniger, daß er mit dem Sieg der Pächter ende... Je rascher er" (dieser Krieg) "vorüber, je rascher Irland ein Weideland (grazing country) wird mit der verhältnismäßig geringen Volkszahl, die ein Weideland erheischt, desto besser für alle Klassen." Die englischen Korngesetze von 1815 sicherten Irland das Monopol der freien Korneinfuhr nach Großbritannien. Sie begünstigten also künstlich den Kornbau. Dies Monopol wurde 1846 mit Abschaffung der Korngesetze plötzlich beseitigt. Von allen andern Umständen abgesehn, reicht dies Ereignis allein hin, der Verwandlung von irischem Ackerland in Viehweide, der Konzentration der Pachthöfe und der Vertreibung der Kleinbauern einen mächtigen Aufschwung zu geben. Nachdem man von 1815 bis 1846 die Fruchtbarkeit des irischen Bodens gerühmt und laut erklärt, er sei der von der Natur selbst zum Weizenbau bestimmte, entdecken von da an plötzlich die englischen Agronomen, Ökonomen, Politiker, daß er zu nichts passe, als Grünfutter zu produzieren! Herr Léonce de Lavergne hat sich beeilt, dies jenseits des Kanals zu wiederholen. Es gehört ein "ernsthafter" Mann à la Lavergne dazu,sich von solchen Kindereien fangen zu lassen. --#

1*) da der Appetit beim Essen kommt
#740# VII. Abschnitt - Der Produktionsprozeß des Kapitals --

Diese einbringliche Methode hat wie alles Gute in dieser Welt ihren Mißstand. Mit der Akkumulation der Grundrente in Irland hält Schritt die Akkumulation der Irländer in Amerika. Der durch Schaf und Ochs beseitigte Ire ersteht auf der andren Seite des Ozeans als Fenier [160]. Und gegenüber der alten Seekönigin erhebt sich drohend und drohender die junge Riesenrepublik.
Acerba fata Romanos agunt Scelusque fraternae necis. [161]
#741# --

VIERUNDZWANZIGSTES KAPITEL

Die sogenannte ursprüngliche Akkumulation

1. Das Geheimis der ursprünglichen Akkumulation

Man hat gesehn, wie Geld in Kapital verwandelt, durch Kapital Mehrwert und aus Mehrwert mehr Kapital gemacht wird. Indes setzt die Akkumulation des Kapitals den Mehrwert, der Mehrwert die kapitalistische Produktion, dieser aber das Vorhandensein größerer Massen von Kapital und Arbeitskraft in den Händen von Warenproduzenten voraus. Diese ganze Bewegung scheint sich also in einem fehlerhaften Kreislauf herumzudrehn, aus dem wir nur hinauskommen, indem wir eine der kapitalistischen Akkumulation vorausgehende "ursprüngliche" Akkumulation ("previous accumulation" bei Adam Smith) unterstellen, eine Akkumulation, welche nicht das Resultat der kapitalistischen Produktionsweise ist, sondern ihr Ausgangspunkt. Diese ursprüngliche Akkumulation spielt in der politischen Ökonomie ungefähr dieselbe Rolle wie der Sündenfall in der Theologie. Adam biß in den Apfel, und damit kam über das Menschengeschlecht die Sünde. Ihr Ursprung wird erklärt, indem er als Anekdote der Vergangenheit erzählt wird. In einer längst verfloßnen Zeit gab es auf der einen Seite eine fleißige, intelligente und vor allem sparsame Elite und auf der andren faulenzende, ihr alles und mehr verjubelnde Lumpen. Die Legende vom theologischen Sündenfall erzählt uns allerdings, wie der Mensch dazu verdammt worden sei, sein Brot im Schweiß seines Angesichts zu essen; die Historie vom ökonomischen Sündenfall aber enthüllt uns, wieso es Leute gibt, die das keineswegs nötig haben. Einerlei. So kam es, daß die ersten Reichtum akkumulierten und die letztren schließlich nichts zu verkaufen hatten als ihre eigne Haut. Und von diesem Sündenfall datiert die Armut der großen Masse, die immer noch, aller Arbeit zum Trotz, nichts zu verkaufen hat als sich selbst, und der Reichtum der wenigen, der fortwährend wächst, obgleich sie
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längst aufgehört haben zu arbeiten. Solche fade Kinderei kaut Herr Thiers z.B. noch mit staatsfeierlichem Ernst, zur Verteidigung der proptiété 1*), den einst so geistreichen Franzosen vor. Aber sobald die Eigentumsfrage ins Spiel kommt, wird es heilige Pflicht, den Standpunkt der Kinderfibel als den allen Altersklassen und Entwicklungsstufen allein gerechten festzuhalten. In der wirklichen Geschichte spielen bekanntlich Eroberung, Unterjochung, Raubmord, kurz Gewalt die große Rolle. In der sanften politischen Ökonomie herrschte von jeher die Idylle. Recht und "Arbeit" waren von jeher die einzigen Bereichetungsmittel, natürlich mit jedesmaliger Ausnahme von "diesem Jahr". In der Tat sind die Methoden der ursprünglichen Akkumulation alles andre, nur nicht idyllisch. Geld und Ware sind nicht von vornherein Kapital, sowenig wie Produktions- und Lebensmittel. Sie bedürfen der Verwandlung in Kapital. Diese Verwandlung selbst aber kann nur unter bestimmten Umständen vorgehn, die sich dahin zusammenspitzen: Zweierlei sehr verschiedne Sorten von Warenbesitzern müssen sich gegenüber und in Kontakt treten, einerseits Eigner von Geld, Produktions- und Lebensmitteln, denen es gilt, die von ihnen geeignete Wertsumme zu verwerten durch Ankauf fremder Arbeitskraft; andrerseits freie Arbeiter, Verkäufer der eignen Arbeitskraft und daher Verkäufer von Arbeit. Freie Arbeiter in dem Doppelsinn, daß weder sie selbst unmittelbar zu den Produktionsmitteln gehören, wie Sklaven, Leibeigne usw., noch auch die Produktionsttel ihnen gehören, wie beim selbstwirtschaftenden Bauer usw., sie davon vielmehr frei, los und ledig sind. Mit dieser Polarisation des Warenmarkts sind die Grundbedingungen der kapitalistischen Produktion gegeben. Das Kapitalverhältnis setzt die Scheidung zwischen den Arbeitern und dem Eigentum an den Verwirklichungsbedingungen der Arbeit voraus. Sobald die kapitalistische Produktion einmal auf eignen Füßen steht, erhält sie nicht nur jene Scheidung, sondern reproduziert sie auf stets wachsender Stufenleiter. Der Prozeß, der das Kapitalverhältnis schafft, kann also nichts andres sein als der Scheidungsprozeß des Arbeiters vom Eigentum an seinen Arbeitsbedingungen, ein Prozeß, der einerseits die gesellschaftlichen Lebens- und Produktionsmittel in Kapital verwandelt, andrerseits die unmittelbaren Produzenten in Lohnarbeiter. Die sog. ursprüngliche Akkumulation ist also nichts als der historische Scheidungsprozeß von Produzent und Produktionsmittel. Er erscheint als "ursprünglich", weil er die Vorgeschichte des Kapitals und der ihm entsprechenden Produktionsweise bildet. --#

1*) des Eigentums
#743# 24. Kapitel - Die sogenannte ursprüngliche Akkumulation --

Die ökonomische Struktur der kapitalistischen Gesellschaft ist hervorgegangen aus der ökonomischen Struktur der feudalen Gesellschaft. Die Auflösung dieser hat die Elemente jener freigesetzt. Der unmittelbare Produzent, der Arbeiter, konnte erst dann über seine Person verfügen, nachdem er aufgehört hatte, an die Scholle gefesselt und einer andern Person leibeigen oder hörig zu sein. Um freier Verkäufer von Arbeitskraft zu werden, der seine Ware überall hinträgt, wo sie einen Markt findet, mußte er ferner der Herrschaft der Zünfte, ihren Lehrlings- und Gesellenordnungen und hemmenden Arbeitsvorschriften entronnen sein. Somit erscheint die geschichtliche Bewegung, die die Produzenten in Lohnarbeiter verwandelt, einerseits als ihre Befreiung von Dienstbarkeit und Zunftzwang; und diese Seite allein existiert für unsre bürgerlichen Geschichtschreiber. Andrerseits aber werden diese Neubefreiten erst Verkäufer ihrer selbst, nachdem ihnen alle ihre Produktionsmittel und alle durch die alten feudalen Einrichtungen gebotnen Garantien ihrer Existenz geraubt sind. Und die Geschichte dieser ihrer Exproptiation ist in die Annalen der Menschheit eingeschrieben mit Zügen von Blut und Feuer. Die industriellen Kapitalisten, diese neuen Potentaten, mußten ihrerseits nicht nur die zünftigen Handwerksmeister verdrängen, sondern auch die im Besitz der Reichtumsquellen befindlichen Feudalherren. Von dieser Seite stellt sich ihr Emporkommen dar als Frucht eines siegreichen Kampfes gegen die Feudalmacht und ihre empörenden Vorrechte sowie gegen die Zünfte und die Fesseln, die diese der freien Entwicklung der Produktion und der freien Ausbeutung des Menschen durch den Menschen angelegt. Die Ritter von der Industrie brachten es jedoch nur fertig, die Ritter vom Degen zu verdrängen, dadurch, daß sie Ereignisse ausbeuteten, an denen sie ganz unschuldig waren. Sie haben sich emporgeschwungen durch Mittel, ebenso gemein wie die, wodurch der römische Freigelassene sich einst zum Herrn seines patronus gemacht hat. Der Ausgangspunkt der Entwicklung, die sowohl den Lohnarbeiter wie den Kapitalisten erzeugt, war die Knechtschaft des Arbeiters. Der Fortgang bestand in einem Formwechsei dieser Knechtung, in der Verwandlung der feudalen in kapitalistische Exploitation. Um ihren Gang zu verstehn, brauchen wir gar nicht so weit zurückzugreifen. Obgleich die ersten Anfänge kapitalistischer Produktion uns schon im 14. und 15. Jahrhundert in einigen Städten am Mittelmeer sporadisch entgegentreten, datiert die kapitalistische Ära erst vom 16. Jahrhundert. Dort, wo sie auftritt, ist die Aufhebung der Leibeigenschaft längst vollbracht und der Glanzpunkt des Mittelalters, der Bestand souveräner Städte, seit geraumer Zeit im Erbleichen.

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Historisch epochemachend in der Geschichte der ursprünglichen Akkumulation sind alle Umwälzungen, die der sich bildenden Kapitalistenklasse als Hebel dienen; vor allem aber die Momente, worin große Menschenmassen plötzlich und gewaltsam von ihren Subsistenzmitteln losgerissen und als vogelfreie Proletarier auf den Arbeitsmarkt geschleudert werden. Die Exproptiation des ländlichen Produzenten, des Bauern, von Grund und Boden bildet die Grundlage des ganzen Prozesses. Ihre Geschichte nimmt in verschiedenen Undern verschiedene Färbung an und durchläuft die verschiedenen Phasen in verschiedener Reihenfolge und in verschiedenen Geschichtsepochen. Nur in England, das wir daher als Beispiel nehmen, besitzt sie klassische Form. 189)

2. Expropriation des Landvolks von Grund und Boden

In England war die Leibeigenschaft im letzten Teil des 14. Jahrhunderts faktisch verschwunden. Die ungeheure Mehrzahl der Bevölkerung 190) bestand damals und noch mehr im 15. Jahrhundert aus freien, selbstwirtschaftenden
189) In Italien, wo die kapitalistische Produktion sich am frühsten entwickelt, findet auch die Auflösung der Leibeigenaftsverhältnisse am frühsten statt. Der Leibeigene wird hier emanzipiert, bevor er irgendein Recht der Verjährung an Grund und Boden gesichert hat. Seine Emanzipation vrwandelt ihn also sofort in einen vogelfreien Proletarier, der überdem in den meist schon aus der Römerzeit überlieferten Städten die neuen Herren fertig vorfindet. Als die Revolution des Weltmarkts [162] seit Ende des 15. Jahrhunderts die Handelssuprematie Norditaliens vernichtete, entstand eine Bewegung in umgekehrter Richtung. Die Arbeiter der Städte wurden massenweise aufs Land getrieben und gaben dort der nach Art des Gartenbaus getriebnen, kleinen Kultur einen nie gesehenen Aufschwung.
190) "Die kleinen Grundeigentürner, die ihre eignen Felder mit eigner Hand bebauten und eines bescheidnen Wohlstands sich erfreuten.... bildeten damals einen weit wichtigeren Teil der Nation als jetzt... Nicht weniger als 160 000 Grundeigentümer, die mit ihren Familien mehr als 1/7 der Gesamtbevölkerung ausgemacht haben müssen, lebten von der Bewirtschaftung ihrer kleinen Freehold Hufen" (Freehold ist vollfreies Eigentum). "Das Durchschnittseinkommen dieser kleinen Grundbesitzer... wird auf 60 bis 70 Pfd.St. geschätzt. Es wurde berechnet, daß die Zahl derer, die ihren eignen Grundbesitz bebauten, größer war als die der Pächter auf fremdem Boden." (Macaulay, "Hist. of England", 10th ed., London 1854, I, p. 333-334.) - Noch im letzten Drittel des 17. Jahrhundert waren 4/5 der englischen Volksmasse agrikol (l.c.p. 413).- Ich zitiere Macaulay, weil er als systematischer Geschichtsfälscher derartige Tatsachen möglichst "beschneidet".
#745# 24. Kapitel - Die sogenannte ursprüngliche Akkumulation --

Bauern, durch welch feudales Aushängeschild ihr Eigentum immer versteckt sein mochte. Auf den größren herrschaftlichen Gütern war der früher selbst leibeigne balliff (Vogt) durch den freien Pächter verdrängt. Die Lohnarbeiter der Agrikultur bestanden teils aus Bauern, die ihre Mußezeit durch Arbeit bei großen Grundeigentümern verwerteten, teils aus einer selbständigen, relativ und absolut wenig zahlreichen Klasse eigentlicher Lohnarbeiter. Auch letztre waren faktisch zugleich selbstwirtschaftende Bauern, indem sie außer ihrem Lohn Ackerland zum Belauf von 4 und mehr Acres nebst Cottages angewiesen erhielten. Sie genossen zudem mit den eigentlichen Bauern die Nutznießung des Gemeindelandes, worauf ihr Vieh weidete und das ihnen zugleich die Mittel der Feuerung, Holz, Torf usw. bot. 191) In allen Ländern Europas ist die feudale Produktion durch Teilung des Bodens unter möglichst viele Untersassen charakterisiert. Die Macht des Feudalherrn, wie die jedes Souveräns, beruhte nicht auf der Länge seiner Rentrolle, sondern auf der Zahl seiner Untertanen, und letztre hing von der Zahl selbstwirtschaftender Bauern ab. 192) Obgleich der englische Boden daher nach der normännischen Eroberung in riesenhafte Baronien verteilt ward, wovon eine einzige oft 900 alte angelsächsische Lord schaften einschloß, war er besät von kleinen Bauernwirtschaften, nur hier und da durchbrochen von größeren herrschaftlichen Gütern. Solche Verhältnisse, bei gleichzeitiger Blüte des Städtewesens, wie sie das 15. Jahrhundert auszeichnet, erlaubten jenen Volksreichtum, den der Kanzler Fortescue so beredt in seinen "Laudibus Legum Angliae" schildert, aber sie schlossen den Kapitalreichtum aus. Das Vorspiel der Umwälzung, welche die Grundlage der kapitalistischen Produktionsweise schuf, ereignet sich im letzten Dritteil des 15. und den
191) Man muß nie vergessen, daß selbst der Leibeigne nicht nur Eigentümer, wenn auch tributpflichtiger Eigentümer, der zu seinem Haus gehörigen Bodenparzellen war, sondern auch Miteigentümer des Gemeindelandes. Der Bauer ist dort" (in Schlesien) "Leibeigener." Nichtsdestoweniger besitzen diese serfs 1*) Gemeindegüter. "Man konnte bisher die Schlesier noch nicht zur Teilung des Gemeindelandes veranlassen, während es in der Neumark kaum ein Dorf gibt, in dem diese Teilung nicht mit größtem Erfolg durchgeführt worden wäre." Mirabeau, "De la Monarchie Prussienne", Londres 1788, t.II,p. 125, 126.) 192) Japan, mit seiner rein feudalen Organisation des Grundeigentums und seiner entwickelten Kleinbauernwirtschaft, liefert ein viel treueres Bild des europäischen Mittelalters, als unsre sämtlichen, meist von bürgerlichen Vorurteilen diktierten Geschichtsbücher. Es ist gar zu bequem, auf Kosten des Mittelalters "liberal" zu sein. --#

1*) Leibeigenen
#746# VII. Abschnitt - Der Akkumulationsprozeß des Kapitals --

ersten Dezennien des 16. Jahrhunderts. Eine Masse vogelfreier Proletarier ward auf den Arbeitsmarkt geschleudert durch die Auflösung der feudalen Gefolgschaften, die, wie Sir James Steuart richtig bemerkt, überall nutzlos Haus und Hof füllten". [163] Obgleich die königliche Macht, selbst ein Produkt der bürgerlichen Entwicklung, in ihrem Streben nach absoluter Souveränität die Auflösung dieser Gefolgschaften gewaltsam beschleunigte, war sie keineswegs deren einzige Ursache. Vielmehr im trotzigsten Gegensatz zu Königtum und Parlament schuf der große Feudalherr ein ungleich größeres Proletariat durch gewaltsame Verjagung der Bauernschaft von dem Grund und Boden, worauf sie denselben feudalen Rechtstitel besaß wie er selbst, und durch Usurpation ihres Gemeindelandes. Den unmittelbaren Anstoß dazu gab in England namentlich das Aufblühn der flandrischen Wollmanufaktur und da entsprechende Steigen der Wollpreise. Den alten Feudaladel hatten die großen Feudalkriege verschlungen, der neue war ein Kind seiner Zeit, für welche Geld die Macht aller Mächte. Verwandlung von Ackerland in Schafweide ward also sein Losungswort. Harrison, in seiner "Description of England. Prefixed to Hohnshed's Chronicles", beschreibt, wie die Expropriation der kleinen Bauern das Land ruiniert "What care our great incroachers!" (Was fragen unsre großen Usurpatoren danach?) Die Wohnungen der Bauern und die Cottages der Arbeiter wurden gewaltsam niedergerissen oder dem Verfall geweiht.
"Wenn man", sagt Harrison, "die älteren Inventarien jedes Ritterguts vergleichen will, so wird man finden, daß unzählige Häuser und kleine Bauernwirtschaften verschwunden sind, daß das Land viel weniger Leute nährt, daß viele Städte verfallen sind, obgleich einige neue aufblühn... Von Städten und Dörfern, die man für Schaftriften zerstört hat und worin nur noch die Herrschaftshäuser stehn, konnte ich etwas erzählen."
Die Klagen jener alten Chroniken sind immer übertrieben, aber sie zeichnen genau den Eindruck der Revolution in den Produktionsverhältnissen auf die Zeitgenossen selbst. Ein Vergleich zwischen den Schriften der Kanzler Fortescue und Thomas Morus veranschaulicht die Kluft zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert. Aus ihrem goldnen Zeitalter, wie Thornton richtig sagt, stürzte die englische Arbeiterklasse ohne alle Zwischenübergänge in das eiserne. Die Gesetzgebung erschrak vor dieser Umwälzung. Sie stand noch nicht auf der Zivilisationshöhe, wo "Wealth of the Nation" 1*), d.h. Kapitalbildung und rücksichtslose Exploitation und Verarmung der Volksmasse als ultima --#

1*) "Reichtum der Nation"
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Thule aller Staatsweisheit gelten. In seiner Geschichte Heinrichs VIl. sagt Baco:
"Um diese Zeit" (1489) "mehrten sich die Klagen über Verwandlung von Ackerland in Weide" (zur Schaftrift usw.), "leicht zu versehn durch wenige Hirten; und Pachtungen auf Zeit, auf Lebzeit und auf jährliche Kündigung (wovon ein großer Teil der Yeomen lebte) wurden in Deminialgüter verwandelt. Dies brachte einen Verfall des Volks hervor und infolgedessen einen Verfall von Städten, Kirchen, Zehnten... In der Kur dieses Mißstandes war die Weisheit des Königs und des Parlaments zu dieser Zeit bewundernswert... Sie ergriffen Maßregeln wider diese entvölkernde Usurpation der Gemeindeländereien (depopulating inclesures) und die ihr auf dem Fuß folgende entvölkernde Weidewirtschaft (depopulating pasture)."
Ein Akt Heinrich des Siebenten, 1489, c. 19, verbot die Zerstörung aller Bauernhäuser, zu denen wenigstens 20 Acres Land gehörten. In einem Akt 25, Heinrich VIII., wird dasselbe Gesetz erneuert. Es heißt u.a., daß
"viele Pachtungen und große Viehherden, besonders Schafe, sich in wenigen Händen aufhäufen, wodurch die Grundrenten sehr gewachsen und der Ackerbau (tillage) sehr verfallen, Kirchen und Häuser niedergerissen, wunderbare Volksmassen verunfähigt seien, sich selbst und Familien zu erhalten".
Das Gesetz verordnet daher den Wiederbau der verfallnen Hofstätten, bestimmt das Verhältnis zwischen Kornland und Weideland usw. Ein Akt von 1533 klagt, daß manche Eigentümer 24 000 Schafe besitzen, und beschränkt deren Zahl auf 2000. 193) Die Volksklage und die seit Heinrich dem VII. an 150 Jahre fortdauernde Gesetzgebung wider die Expropriation der kleinen Pächter und Bauern waren gleich fruchtlos. Das Geheimnis ihrer Erfolglosigkeit verrät uns Baco wider Wissen.
"Der Akt Heinrichs des Siebenten", sagt er in seinen "Essays, civil and moral", Sect. 29, "war tief und bewunderungswürdig, indem er Landwirtschaften und Ackerbauhäuser von bestimmtem Normalmaß schuf, d.h. eine Proportion von nd für sie erhielt, die sie befähigte, Untertanen von genügendem Reichtum und ohne servile Lage auf die Welt zu setzen und den Pflug in der Hand von Eigentümern, nicht von Mietlingen zu halten (to keep the plough in the hand of the owners and not hirelings)." 193a)
193) In seiner "Utopia" spricht Thomas Morus von dem sonderbaren Land, wo "Schafe die Menschen auffressen". ("Utopia", transl. Robinson, ed. Arber, London 1869, p. 41.) 193a) Baco setzt den Zusammenhang zwischen einer freien wohlhabenden Bauerschaft und guter Infanterie auseinander. Es war dies wundervoll wichtig für die Macht und Haltung des Königreichs, Pachtung zu haben von genügendem Maß, um tüchtige Männer außer Not zu halten, und einen großen Teil des Bodens des Königreichs fest-
#748# VII. Abschnitt - Der Akkmnulationsprozeß des Kapitals --

Was das kapitalistische System erheischte, war umgekehrt servile Lage der Volksmasse, ihre eigne Verwandlung in Mietlinge und Verwandlung ihrer Arbeitsttel in Kapital. Während dieser Übergangsperiode suchte die Gesetzgebung auch die 4 Acres Land bei der Cottage des ländlichen Lohnarbeiters zu erhalten und verbot ihm die Aufnahme von Mietsleuten in seine Cottage. Noch 1627, unter Karl I., wurde Roger Crocker von Fontmill verurteilt wegen Baus einer Cottage im Manor von Fontmill ohne 4 Acres Land als beständiges Annex an dieselbe; noch 1638, unter Karl I., wurde eine königliche Kommission ernannt, um die Durchführung der alten Gesetze, namentlich auch über die 4 Acres Land, zu erzwingen; noch Cromwell verbot Erbauung eines Hauses in 4 Meilen weitem Umkreis von London ohne Ausstattung desselben mit 4 Acres Land. Noch in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wird geklagt, wenn die Cottage des ndarbeiters kein Zubehör von 1 bis 2 Acres hat. Heutzutag ist er glücklich, wenn sie mit einem Gärtchen ausgestattet ist oder wenn er weitab von ihr ein Paar Ruten Land mieten kann.
"Grundherren und Pächter", sagt Dr. Hunter, "handeln hier Hand in Hand. Wenige Acres zur Cottage wurden den Arbeiter zu unabhängig machen." 194)
Einen neuen furchtbaren Anstoß erhielt der gewaltsame Expropriationsprozeß der Volksmasse im 16. Jahrhundert durch die Reformation und, in
zubinden im Besitz der Yeomanry oder von Leuten mittlerer Lage zwischen Edelleuten und Häuslern (cottagers) und Bauernknechten... Denn es ist die allgemeine Meinung der kompetentesten Kriegskenner.... daß die Hauptstärke einer Armee in der Infanterie oder dem Fußvolk besteht. Aber um eine gute Infanterie zu bilden, braucht man Leute, die nicht in serviler oder dürftiger Weise, sondern frei und in einer gewissen Wohlhabenheit aufgewachsen sind. Wenn ein Staat daher allzumeist in Edelleute und feine Herren ausschlägt, während Landleute und Pflüger deren bloßes Arbeitsvolk oder Ackerknechte sind oder auch Häusler, d.h. behauste Bettler, mögt ihr eine gute Reiterei haben, aber niemals gutes standhaftes Fußvolk... Man sieht dies in Frankreich und Italien und einigen andren auswärtigen Gegenden, wo in der Tat alles Adel oder elende Bauerschaft... so sehr, daß sie gezwungen sind, Lohnbanden von Schweizern u. dgl. für ihre Infanteriebatallione anzuwenden: woher es auch kommt, daß diese Nationen viel Volk und wenig Soldaten haben." ("The Reign of Henry VII etc. Verbatim Reprint from Kennet's England, ed. 1719", Lond. 1870, p. 308.) 194) Dr. Hunter, l.c.p. 134. - "Die Menge Land, die" (in den alten Gesetzen) "zugewiesen wurde, würde heute für zu groß gehalten werden für Arbeiter und eher als dazu geeignet, sie in kleine Pächter zu verwandeln." (George Roberts, "The Social History of the People of the Southern Counties of England in past centuries", Lond. 1856, p. 184.)
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ihrem Gefolge, den kolossalen Diebstahl der Kirchengüter. Die katholische Kirche war zur Zeit der Reformation Feudaleigentümerin eines großen Teils des englischen Grund und Bodens. Die Unterdrückung der Klöster usw. schleuderte deren Einwohner ins Proletariat. Die Kirchengüter selbst wurden großenteils an raubsüchtige königliche Günstlinge verschenkt oder zu einem Spottpreis an spekulierende Pächter und Stadtbürger verkauft, welche die alten erblichen Untersassen massenhaft verjagten und ihre Wirtschaften zusammenwarfen. Das gesetzlich garantierte Eigentum verarmter Landleute an einem Teil der Kirchenzehnten ward stillschweigend konfisziert. 195) "Pauper ubique jacet" [164], rief Königin Elisabeth nach einer Rundreise durch England. Im 43. Jahre ihrer Regierung war man endlich gezwungen, den Pauperismus offiziell anzuerkennen durch Einführung der Armensteuer.
"Die Urheber dieses Gesetzes schämten sich, seine Gründe auszusprechen, und schickten es daher, wider alles Herkommen, ohne irgendein preamble (Eingangsmotivierung) in die Welt." 196)
Durch 16. Car. I., 4 1*) wurde es perpetuell erklärt und erhielt in der Tat erst 1834 eine neue härtere Form. 197) Diese unmittelbaren Wirkungen der Reformation waren nicht ihre nachhaltigsten. Das Kircheneigentum bildete
195) "Das Recht der Armen, an den Kirchenzehnten beteiligt zu werden, ist durch alte Satzungen festgelegt." (Tuckett, l.c., v. II, p. 804, 805.) 196) Williarn Cobbett, "A History of the Protestant Reformation", 471. 197) Den protestantischen "Geist" ersieht man u.a. aus folgendem. Im Süden Englands steckten verschiedne Grundeigentürner und wohlhabende Pächter die Köpfe zusammen und setzten über die richtige Interpretation des Armengesetzes der Elisabeth 10 Fragen auf, welche sie einem berühmten Juristen jener Zeit, Sergeant Snigge (später Richter unter Jakob I.), zum Gutachten vorlegten. Neunte Frage: Einige der reichen Pächter der Pfarrei haben einen klugen Plan ausgeheckt, wodurch alle Wirre in Ausübung des Akts beseitigt werden kann. Sie schlagen den Bau eines Gefängnisses in der Pfarrei vor. Jedem Armen, der sich nicht in vorbesagtes Gefängnis einsperren lassen will, soll die Unterstützung versagt werden. Es soll dann der Nachbarschaft Anzeige gemacht werden, daß, wenn irgendeine Person geneigt, die Armen dieser Pfarrei zu pachten, sie versiegelte Vorschläge eingeben soll, an einem bestimmten Tag, zum niedren Preis, wozu sie selbe uns abnehmen will. Die Urheber dieses Plans unterstellen, daß es in den Nachbargrafschaften Personen gibt, die unwillig sind zu arbeiten, und ohne Vermögen oder Kredit, um eine Pacht oder ein Schiff zu erwerben, so daß sie ohne Arbeit leben könnten (so as to live without labour). Solche dürften geneigt sein, der Pfarrei sehr vorteilhafte Vorschläge zu machen. Sollten hier und da Arme unter des --#

1*) 4. Gesetz aus dem 16. Regierungs Karls I.
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das religiöse Bollwerk der altertümlichen Grundeigentumsverhältnisse. Mit seinem Fall waren sie nicht länger haltbar. 198) Noch in den letzten Dezennien des 17. Jahrhunderts war die Yeomanry, eine unabhängige Bauerschaft, zahlreicher als die Klasse der Pächter. Sie hatte die Hauptstärke Cromwells gebildet und stand, selbst nach Macaulays Geständnis, in vorteilhaftem Gegensatz zu den versonnen Mistjunkern und ihren Bedienten, den Landpfaffen, welche die herrschaftliche "Lieblingsmagd" unter die Haube bringen mußten. Noch waren selbst die ländlichen Lohnarbeiter Mitbesitzer am Gemeindeeigentum. 1750 ungefähr war die Yeomanry verschwunden 199), und in den letzten Dezennien des 18. Jahrhunderts
Kontraktors Obhut kaputt gehn, so wird die Sünde an seiner Tür liegen, da die Pfarrei ihre Pflichten gegen selbige Arme erfüllt bitte. Wir fürchten jedoch, daß der gegenwärtige Akt keine Klugheitsmaßregel (prudential measure) dieser Art erlaubt; aber Sie müssen wissen, daß der Rest der freeholders 1*) dieser Grafschaft und der anliegenden sich uns anschließen wird, um ihre Unterhausmitglieder zur Vorlage eines Gesetzes anzutreiben, welches Einsperrung und Zwangsarbeit der Armen gestattet, so daß jede Person, welche sich der Einsperrung widersetzt, zu keiner Unterstützung berechtigt sein soll. Dies, so hoffen wir, wird Personen im Elend abhalten, Unterstützung zu beanspruchen (will prevent persons in distress from wanting relief)." (R. Blakey, "The History of Political Literature from the earliest times", Lond. 1855, v. II, p. 84, 85.) - In Schottland fand die Abschaffung der Leibeigenschaft Jahrhunderte später statt als in England. Noch 1698 erklärte Fletcher von Saltoun im schottischen Parlament: "Die Zahl der Bettler ist in Schottland auf nicht weniger als 200 000 geschätzt. Das einzige Hilfsmittel, welches ich, ein Republikaner von Prinzip, vorschlagen kann, ist, den alten Zustand der Leibeigenschaft zu restaurieren und aus allen denen Sklaven zu machen, die unfähig sind, für ihre eigne Subsistenz zu sorgen." So Eden, l.c.,b. I, ch. I, p. 60, 61. - "Von der Freiheit der Ackerhauer datiert der Pauperismus... Manufakturen und Handel sind die wahren Eltern unsrer nationalen Armen." Eden, wie jener schottische Republikaner von Prinzip, irrt nur darin, daß nicht die Aufhebung der Leibeigenschaft, sondern die Aufhebung des Eigentums des Ackerbauers an Grund und Boden ihn zum Proletarier, resp. Pauper machte. - Englands Armengesetzen entspricht in Frankreich, wo sich die Expropriation in andrer Weise vollzog, die Ordonnanz von Moulins, 1566, und das Edikt von 1656. 198) Herr Rogers, obgleich damals Professor der politischen Ökonomie an der Universität zu Oxford, dem Stammsitz protestantischer Orthodoxie, betont in seiner Vorrede zur "History of Agriculture" die Pauperisierung der Volksmasse durch die Reforrmation. 199) "A Letter to Sir T.C. Bunbury, Brt.: On the High Price of Provisions. By a Sulfolk Gentleman", lpswich 1795, p. 4. Selbst der fanatische Verteidiger des großen --#

1*) Freisassen
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die letzte Spur von Gemeindeeigentum der Ackerhauer. Wir sehn hier ab von den rein ökonomischen Triebfedern der Agrikulturrevolution. Wir fragen nach ihren gewaltsamen Hebeln. Unter der Restauration der Stuarts setzten die Grundeigentümer eine Usurpation gesetzlich durch, die sich überall auf dem Kontinent auch ohne gesetzliche Weitläufigkeit vollzog. Sie hoben die Feudalverfassung des Bodens auf, d.h.. sie schüttelten seine Leistungspflichten an den Staat ab, "entschädigten" den Staat durch Steuern auf die Bauerschaft und übrige Volksmasse, vindizierten modernes Privateigentum an Gütern, worauf sie nur Feudaltitel besaßen, und oktroyierten schließlich jene Niederlassungsgesetze (laws of settlement), die, mutatis mutandis, auf die englischen Ackerbauer wirkten wie des Tataren Boris Godunow Edikt auf die russische Bauerschaft. [165] Die "glorious Revolution" (glorreiche Revolution) [166] brachte mit dem Oranier Wilhelm III. 200) die grundherrlichen und kapitalistischen Plusmacher zur Herrschaft. Sie weihten die neue Ära ein, indem sie den bisher nur bescheiden betriebenen Diebstahl an den Staatsdomänen auf kolossaler Stufenleiter ausübten. Diese Ländereien wurden verschenkt, zu Spottpreisen verkauft oder auch durch direkte Usurpation an Privatgüter annexiert. 201) Alles das geschah ohne die geringste Beobachtung gesetzlicher
Pachtwesens, der Verfasser [J. Arbuthnot] der "Inquiry into the Connection of Jarge farms etc.", Lond. 1773, p. 139, sagt: "Am meisten beklage ich den Verlust unserer Yeomanry, jener Schar von Männern, die in Wirklichkeit die Unabhängigkeit dieser Nation aufrechterhielten; und ich bedaure, ihre Ländereien jetzt in den Händen monopolisierender Lords an kleine Pächter verpachtet zu sehn, die ihre Pachten zu solchen Bedingungen halten, daß sie kaum mehr sind als Vasallen, die bei jeder mißlichen Gelegenheit einem Ruf Folge leisten müssen." 200) Über die Privatmoral dieses bürgerlichen Helden u.a.: Die großen Zuwendungen von Ländereien an Lady Orkney in Irland im Jahre 1695 sind ein öffentlicher Beweis für die Zuneigung des Königs und den Einfluß der Lady... die köstlichen Dienste der Lady Orkney sollen bestanden haben in - foeda labiorum ministeria 1*)." (In der Sloane Manuscript Collection, auf dem Britischen Museum, Nr. 4224. Das Manuskript ist betitelt: "The charakter and behaviour of King William, Sunderland etc. as represented in Original Letters to the Duke of Shrewsbury from Somers, Halifax, Ox. ford, Secretary Vernon etc." Es ist voller Kuriosa.) 201) "Die illegale Veräußerung der Krongüter, teils durch Verkauf und teils durch Schenkung, bildet ein sinnloses Kapitel in der englischen Geschichte... eine gigantische Prellerei der Nation ntic fraud on the nation)." (F. W. Newman, "Lectures --#

1*) schmutzigen Lippendiensten
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Etikette. Das so fraudulent angeeignete Staatsgut samt dem Kirchenraub, soweit er während der republikanischen Revolution nicht abhanden gekommen, bildet die Grundlage der heutigen fürstlichen Domänen der englischen Oligarchle. 202) Die bürgerlichen Kapitalisten begünstigten die Operation, u.a. um den Grund und Boden in einen reinen Handelsartikel zu verwandeln, das Gebiet des agrikolen Großbetriebs auszudehnen, ihre Zufuhr vogelfreier Proletarier vom Lande zu vermehren usw. Zudem war die neue Grundaristokratie die natürliche Bundesgenossin der neuen Bankokratie, der eben aus dem Ei gekrochnen hohen Finanz und der damals auf Schutzzölle sich stutzenden großen Manufakturisten. Die englische Bourgeoisie handelte für ihr Interesse ganz so richtig wie die schwedischen Stadtbürger, die umgekehrt, Hand in Hand mit ihrem ökonomischen Bollwerk, der Bauerschaft, die Könige in der gewaltsamen Resumption der Kronländereien von der Oligarchie (seit 1604, später unter Karl X. und Karl XI.) unterstützten. Das Gemeindeeigentum - durchaus verschieden von dem eben betrachteten Staatseigentum - war eine altgermanische Einrichtung, die unter der Decke der Feudalität fortlebte. Man hat gesehn, wie die gewaltsame Usurpation desselben, meist begleitet von Verwandlung des Ackerlands in Viehweide, Ende des 15. Jahrhunderts beginnt und im 16. Jahrhundert fortdauert. Aber damals vollzog sich der Prozeß als individuelle Gewalttat, wogegen die Gesetzgebung 150 Jahre lang vergeblich ankämpft. Der Fortschritt des 18. Jahrhunderts offenbart sich darin, daß das Gesetz selbst jetzt zum Vehikel des Raubs am Volksland wird, obgleich die großen Pächter nebenbei auch ihre kleinen unabhängigen Privatmethoden anwenden. 203) Die parlamentarische Form des Raubs ist die der "Bills for Inclosures of
on Political Econ.", Lond. 1851, p. 129, 130.) - {Wie die heutigen englischen Großgrundbesitzer zu ihrem Besitz kamen, im einzelnen nachzusehn in [N. H. Evans,] "Our old Nobility. By Noblesse Oblige", London 1879. - F. E.} 202) Man lese z.B. E. Bures Pamphlet über das herzogliche Haus von Bedford, dessen Sprosse Lord John Russell, "the tomtit of liberalism". 1*) 203) Die Pächter verbieten den cottagers (Häuslern), irgendeine lebendige Kreatur außer sich selbst zu erhalten, unter dem Vorwand, daß, wenn sie Vieh oder Geflügel hielten, sie von den Scheunen Futter stehlen wurden. Sie sagen auch, haltet die Cottagers arm, und ihr haltet sie fleißig. Die wirkliche Tatuche aber ist, daß die Pächter so das Recht an den Gemeindeländereien usurpieren." ("A Political Enquiry into the Consequences of enclosing Waste Lands", Lond. 1785, p. 75.) --#

1*) "der Zaunkönig des Liberalismus"
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Commons" (Gesetze für Einhegung des Gemeindelandes), in andren Worten Dekrete, wodurch die Grundherrn Volksland sich selbst als Privateigentum schenken, Dekrete der Volksexpropriation. Sir F. M. Eden widerlegt sein pfiffiges Advokatenplädoyer, worin er das Gemeindeeigentum als Privateigentum der an die Stelle der Feudalen getretenen großen Grundeigentümer darzustellen sucht, indem er selbst einen "allgemeinen Parlamentsakt für Einhegung der Gemeindeländereien" verlangt, also zugibt, daß ein parlamentarischer Staatsstreich zu ihrer Verwandlung in Privateigentum nötig ist, andrerseits aber von der Legislatur "Schadenersatz" für die expropriierten Armen fordert. 204) Während an die Stelle der unabgen Yeomen tenants-at-will traten, kleinere Pächter auf einjährige Kündigung, eine servile und von der Willkür der Landlords abhängige Rotte, half, neben dem Raub der Staatsdomänen, namentlich der systematisch betriebne Diebstahl des Gemeindeeigentums jene großen Pachten anschwellen, die man im 18. Jahrhundert Kapital-Pachten 205) oder Kaufmanns-Pachten 206) nannte, und das Landvolk als Proletariat für die Industrie "freisetzen". Das 18. Jahrhundert begriff jedoch noch nicht in demselben Maß wie das 19. die Identität zwischen Nationalreichtum und Volksarmut. Daher heftigste Polemik in der ökonomischen Literatur jener Zeit über die "inclosure of commons". Ich gebe aus dem massenhaften Material, das mir vorliegt, einige wenige Stellen, weil dadurch lebhaft die Zustände veranschaulicht werden.
"In vielen Pfarreien von Hertfordshire", schreibt eine entrüstete Feder, "sind 24 im Durchschnitt 50-150 Acres zählende Pachten in 3 Pachten zusammengeschmolzen." 207) "In Northamptonshire und Lincolnshire hat die Einhegung der Gemeindeländereien sehr vorgeherrscht und die meisten aus den Einhegungen entsprungnen neuen Lordschaften sind in Weide verwandelt; infolge davon haben viele Lordschaften jetzt nicht 50 Acres unter dem Pflug, wo früher 1500 gepflügt wurden... Ruinen früherer Wohnhäuser, Scheunen, Ställe usw. sind die einzigen Spuren der früheren Einwohner. Hundert Häuser und Familien sind an manchen Plätzen zusammengeschrumpft... auf 8 oder 10... Der Grundeigentümer in den meisten Pfarreien, wo
204) Eden, l.c., Preface, p. XVII, XIX. 205) "Capital farms." ("Two Letters on the Flour Trade and the Dearness of Corn. By a Person in Business", Lond. 1767, p. 19, 20.) 206) "Merchant-farms." ("An Inquiry into the Present High Prices of Provisions", Lond. 1767, p. 111, Note.) Diese gute Schrift, die anonym erschien, verfaßt von dem Rev. Nathaniel Forster. 207) Thomas Wright, "A short address to the Public on the Monopoly of large farms", 1779, p. 2, 3.
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die Einhegung erst seit 15 oder 20 Jahren vorging, sind sehr wenige in Vergleich zu den Zahlen, von denen das Land im offnen Feldzustand bebaut wurde. Es ist nichts Ungewöhnliches, 4 oder 5 reiche Viehmäster große, jüngst eingehegte Lordschaften usurpieren zu sehn, die sich früher in der Hand von 20-30 Pächtern und von ebenso vielen kleineren Eigentümern und Insassen befanden. Alle diese sind mit ihren Familien aus ihrem Besitztum herausgeworfen nebst vielen andren Familien, die durch sie beschäftigt und erhalten wurden." 208)
Es war nicht nur brachliegendes, sondern oft, unter bestimmter Zahlung an die Gemeinde, oder gemeinschaftlich, bebautes Land, das unter dem Vorwand der Einhegung vom angrenzenden Landlord annexiert wurde.
"Ich spreche hier vom Einschluß offner Felder und Ländereien, die bereits bebaut sind. Selbst die Schriftsteller, welche die Inclosures verteidigen, geben zu, daß letztre das Monopol großer Pachtungen vermehren, die Preise der Lebensmittel erhöhen und Entvölkerung produzieren... und selbst die Einhegung wüster Ländereien, wie jetzt betrieben, raubt dem Armen einen Teil seiner Subsistenzmittel und schwellt Pachtungen auf, die bereits zu groß sind." 209) "Wenn", sagt Dr. Price, "das Land in die Hände einiger weniger großen Pächter gerät, werden die kleinen Pächter" (früher von ihm bezeichnet als "eine Menge kleiner Eigentümer und Pächter, die sich selbst und Familien erhalten durch das Produkt des von ihnen bestellten Landes, durch Schafe, Geflügel, Schweine usw., die sie auf das Gemeindeland schicken, so daß sie wenig Anlaß zum Kauf von Subsistenzmitteln haben") "verwandelt in Leute, die ihre Subsistenz durch Arbeit für andre gewinnen müssen und gezwungen sind, für alles, was sie brauchen, zu Markt zu gehn... Es wird vielleicht mehr Arbeit verrichtet, weil mehr Zwang dazu herrscht... Städte und Manufakturen werden wachsen, weil mehr Leute zu ihnen verjagt werden, welche Beschäftigung suchen. Dies ist der Weg, worin die Konzentration der Pachtungen naturgemäß wirkt und worin sie, seit vielen Jahren, in diesem Königreich tatsächlich gewirkt hat." 210)
Er faßt die Gesamtwirkung der inclosures so zusammen:
"Im ganzen hat sich die Lage der niederen Volksklassen fast in jeder Hinsicht verschlechtert, die kleineren Grundbesitzer und Pächter sind herabgedrückt auf den Stand von Taglöhnern und Mietlingen; und zur selben Zeit ist der Lebensgewinn in diesem Zustand schwieriger geworden." 211)
208) Rev. Addington, "Enquiry into the Reasons (or or against enclosing open fields", Lond. 1772, p. 37-43 passim. 209) Dr. R. Price, l.c., v. II, p. 155, 156. Man lese Forster, Addington, Kent, Price and James Anderson und vergleiche das elende Sykophantengeschwätz MacCullochs in seinem Katalog, "The Literature of Political Economy", Lond. 1845. l.c.p. 147, 148. l.c.p. 159, 160. Man erinnert sich an das alte Rom. Die Reichen hatten sich des größten Teils der ungeteilten Ländereien bemächtigt. Sie vertrauten den Zeitumständen,
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In der Tat wirkten Usurpation des Gemeindelands und die sie begleitende Revolution der Agrikultur so akut auf die Ackerbauarbeiter, daß, nach Eden selbst, zwischen 1765 und 1780 ihr Lohn anfing, unter das Minimum zu fallen und durch offizielle Armenunterstützung ergänzt zu werden. Ihr Arbeitslohn, sagt er, "genügte nur noch eben für die absoluten Lebensbedürfnisse". Hören wir noch einen Augenblick einen Verteidiger der enclosures und Gegner des Dr. Price.
"Es ist kein richtiger Schluß, daß Entvölkerung vorhanden, weil man Leute nicht länger ihre Arbeit im offnen Feld verschwenden sieht... Wenn nach Verwandlung kleiner Bauern in Leute, die für andre arbeiten müssen, mehr Arbeit flüssig gemacht wird, so ist das ja ein Vorteil, den die Nation" (wozu die Verwandelten natürlich nicht gehören) "wünschen muß... Das Produkt wird größer sein, wenn ihre kombinierte Arbeit auf einer Pachtung angewandt wird: so wird Surplusprodukt für die Manufakturen gebildet, und dadurch werden Manufakturen, eine der Goldgruben dieser Nation, im Verhältnis zum produzierten Kornquantum vermehrt. 212)
daß sie ihnen nicht mehr abgenommen wurden, und kauften daher die in ihrer Nähe gelegenen Stücke der Armen, zum Teil mit deren Willen, zum Teil nahmen sie sie ihnen mit Gewalt, so daß sie nur mehr weit ausgedehnte Domänen statt einzelner Felder bebauten. Sie gebrauchten dabei Sklaven zum ndbau und zur Viehzucht, weil ihnen freie Leute weg von der Arbeit zum Kriegsdienst genommen worden wären. Der Besitz von Sklaven brachte ihnen auch insofern großen Gewinn, als sich diese wegen ihrer Befreiung vom Kriegsdienst ungefährdet vermehren konnten und eine Menge Kinder bekamen. So zogen die Mächtigen durchaus allen Reichtum an sich, und die ganze Gegend wimmelte von Sklaven. Der Italer dagegen wurden immer weniger, aufgerieben wie sie waren durch Armut, Abgaben und Kriegsdienst. Traten aber auch Zeiten des Friedens ein, so waren sie zu vollkommner Untätigkeit verdammt, weit die Reichen im Besitze des Bodens waren, und statt freier Leute Sklaven zum Ackerbau brauchten." (Appian, "Römische Bürgerkriege", 1, 7.) Diese Stelle bezieht sich auf die Zeit vor dem licinischen Gesetze [167]. Der Kriegsdienst, der den Ruin der römischen Plebejer so sehr beschleunigte, war auch ein Hauptmittel, wodurch Karl der Große die Verwandlung freier deutscher Bauern in Hörige und Leibeigne treibhausmäßig förderte. 212) [J.Arbuthnot,] "An Inquiry into the Connection between the present Prices of Provisions etc., p. 124, 129. Ähnlich, aber mit entgegengesetzter Tendenz: Die Arbeiter werden von ihren Cottages vertrieben und gezwungen, in den Städten Beschäftigung zu suchen;- aber dann erhält man einen größeren Überschuß, und so wird das Kapital vermehrt." (R.B. Seeley, "The Perils of the Nation", 2nd ed., Lond. 1843, P. XIV.)
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Die stoische Seelenruhe, womit der politische Ökonom frechste Schändung des "heiligen Rechts des Eigentums" und gröbste Gewalttat wider Personen betrachtet, sobald sie erheischt sind, um die Grundlage der kapitalistischen Produktionsweise herzustellen, zeigt uns u.a. der überdem noch torystisch gefärbte und "philanthropische" Sir F. M. Eden. Die ganze Reihe von Raubtaten, Greueln und Volksdrangsalen, welche die gewaltsame Volksexpropriation vom letzten Drittel des 15. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts begleiten, treibt ihn nur zur "komfortablen" Schlußreflexion:
"Die richtige (due) Proportion zwischen Acker- und Viehland mußte hergestellt werden. Noch im ganzen 14. und größten Teil des 15. Jahrhunderts kam 1 Acre Viehweide auf 2, 3 und selbst 4 Acres Ackerland. In Mitte des 16. Jahrhunderts verwandelte sich die Proportion in 2 Acres Viehland auf 2, später von 2 Acres Vieh. weide auf 1 Acre Ackerland, bis endlich die richtige Proportion von 3 Acres Viehland auf 1 Acre Adcerland herauskam."
Im 19. Jahrhundert verlor sich natürlich selbst die Erinnerung des Zusammenhangs zwischen Ackerbauer und Gemeindeeigentum. Von späterer Zeit gar nicht zu reden, welchen Farthing Ersatz erhielt das Landvolk jemals für die 3 511 770 Acres Gemeindeland, die ihm zwischen 1810 und 1831 geraubt und parlamentarisch den Landlords von den Landlords geschenkt wurden? Der letzte große Expropriationsprozeß der Ackerbauer von Grund und Boden endlich ist das sog. Clearing of Estates (Lichten der Güter, in der Tat Wegfegung der Menschen von denselben). Alle bisher betrachteten englischen Methoden kulminierten im "Lichten". Wie man bei der Schilderung des modernen Zustands im vorigen Abschnitt sah, geht es jetzt, wo keine unabhängigen Bauern mehr wegzufegen sind, bis zum "Lichten" der Cottages fort, so daß die Ackerbauarbeiter auf dem von ihnen bestellten Boden selbst nicht mehr den nötigen Raum zur eignen Behausung finden. Was aber "Clearing of Estates" im eigentlichen Sinne bedeutet, das lernen wir nur kennen im gelobten Lande der modernen Romanliteratur, in Hochschottland. Dort zeichnet sich der Vorgang aus durch seinen systematischen Charakter, durch die Größe der Stufenleiter, worauf er mit einem Schlag vollzogen wird (in Irland haben Grundherrn es dahin gebracht, mehrere Dörfer gleichzeitig wegzufegen; in Hochschottland handelt es sich um Bodenflächen von der Größe deutscher Herzogtümer) - und endlich durch die besondre Form des unterschlagenen Grundeigentums. Die Kelten Hochschottlands bestanden aus Clans, deren jeder Eigentümer des von ihm besiedelten Bodens war. Der Repräsentant des Clans, sein Chef oder "großer Mann", war nur Titulareigentümer dieses Bodens,
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ganz wie die Königin von England Titulareigentümerin des nationalen Gesamtbodens ist. Als der englischen Regierung gelungen war, die inneren Kriege dieser "großen Männer" und ihre fortwährenden Einfälle in die niederschottischen Ebenen zu unterdrücken, gaben die Clanchefs ihr altes Räuberhandwerk keineswegs auf; sie änderten nur die Form. Aus eigner Autorität verwandelten sie ihr Titular-Eigentumsrecht in Privateigentumsrecht, und da sie bei den Clanleuten auf Widerstand stießen, beschlossen sie, diese offner Gewalt zu vertreiben.
"Ein König von England könnte mit demselben Recht sich anmaßen, seine Untertanen in die See zu jagen",
ne Professor Newman. 213) Diese Revolution, welche in Schottland nach der letzten Schilderhebung des Prätendenten [168] begann, kann man in ihren ersten Phasen verfolgen bei Sir James Steuart 214) und James Anderson 215). Im 18. Jahrhundert wurde zugleich den vom Land verjagten Gaelen die Auswanderung verboten, um sie gewaltsam nach Glasgow und andren Fabrikstädten zu treiben. 216) Als Beispiel der im 19. Jahrhundert herrschenden Methode 217) genügen hier die "Lichtungen" der Herzogin von Suther -
213) " A king of land might as well claim to drive his subjects into the sea." (F. W. Newman, l.c.p. 132.) 214) Steuart sagte: "Die Rente dieser Länder" (er überträgt irrtümlich diese ökonomische Kategorie auf den Tribut der taksmenl [169] an den Clanchef) "ist durchaus unbedeutend im Vergleich zu ihrem Umfang, aber, was die Personenzahl betrifft, welche eine Pacht erhält, wird man vielleicht finden, daß ein Stück Boden in den Hochlanden von Schottland zehnmal mehr Leute ernährt, als Land von demselben Wert in den reichsten Provinzen." (l.c.,v. I, ch. XVI, p. 104.) 215) James Anderson, "Observations on the means of exciting a spirit of National Industry etc.", Edinburgh 1777. 216) 1860 wurden gewaltsam Expropriierte nach Kanada exportiert unter falschen Versprechungen. Einige flohen in die Berge und benachbarten Eilande. Sie wurden von Polizisten verfolgt, kamen zum Handgemenge mit ihnen und entkamen. 217) "In den Hochlanden", sagt Buchanan, der Kommentator A. Smiths, 1814, wird der alte Eigentumszustand täglich gewaltsam umgewälzt... Der Landlord, ohne Rücksieht auf die Erbpächter" (auch dies ist hier irrig angewandte Kategorie) bietet das Land dem höchsten Bieter an, und wenn dieser ein Verbesserer (improver) ist, führt er unmittelbar ein neues Kultutsystem ein. Der Boden, früher übersät mit kleinen Bauern, war im Verhältnis zu seinem Produkt bevölkert; unter dem neuen System verbesserter Kultur und vermehrter Renten wird größtmöglichstes Produkt zu möglichst geringen Kosten erhalten, und zu diesem Behufe werder; die nun nutzlos gewordenen Hände entfernt... Die Auswürflinge des Heimlands suchen Subsistenz in den Fabrikstädten
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Diese ökonomisch geschulte Person beschloß gleich bei ihrem Regierungsantritt eine ökonomische Radikalkur vorzunehmen und die ganze Grafschaft, deren Einwohnerschaft durch frühere, ähnliche Prozesse bereits auf 15 000 zusammengeschmolzen war, in Schaftrift zu verwandeln. Von 1814 bis 1820 wurden diese 15 000 Einwohner, ungefähr 3000 Familien, systematisch verjagt und ausgerottet. Alle ihre Dörfer wurden zerstört und niedergebrannt, alle ihre Felder in Weide verwandelt. Britische Soldaten wurden zur Exekution kommandiert und kamen zu Schlägen mit den Eingebornen. Eine alte Frau verbrannte in den Flammen der Hütte, die sie zu verlassen sich weigerte. So eignete sich diese Madame 794 000 Acres Land an, das seit undenklichen Zeiten dem Clan gehörte. Den vertriebnen Eingebornen wies sie am Seegestad ungefähr 6000 Acres zu, 2 Acres per Familie. Die 6000 Acres hatten bisher wüst gelegen und den Eigentümern kein Einkommen abgeworfen. Die Herzogin ging in ihrem Nobelgefühl so weit, den Acre im Durchschnitt zu 2 sh. 6 d. Rente zu verpachten an die Clanleute, die seit Jahrhunderten ihr Blut für die Familie vergossen hatten. Das ganze geraubte Clanland teilte sie in 29 große Schachtungen, jede bewohnt von einer einzigen Familie, meist englische Pächterknechte. Im Jahre 1825 waren die 15 000 Gaelen bereits ersetzt durch 131 000 Schafe. Der an das Seegestad geworfne Teil der Aborigines 1*) suchte vom Fischfang zu leben. Sie wurden Amphibien und lebten, wie ein englischer Schriftsteller sagt, halb auf dem Land und halb auf dem Wasser und lebten mit alledem nur halb von beiden. 218)
usw." (David Buchanan, "Observations on etc. A. Smith's Wealth of Nations", Edinb. 1814, vol. IV, p. 144.) "Die schottischen Großen haben Familien expropriiert, wie sie Unkraut ausroden werden, sie haben Dorfschaften und ihre Bevölkerung behandelt, wie die Indier in ihrer Rache die Höhlen wilder Bestien... Der Mensch wird verschachert für ein Schafvlies oder eine Hammelkeule, ja für weniger... Bei dem Einfall in die Nordprovinzen Chinas schlug man im Mongolenrat vor, die Einwohner auszurotten und ihr Land in Weide zu verwandeln. Diesen Vorschlag haben viele hochschottische Landlords in ihrem eignen Land gegen ihre eignen Landsleute ausgeführt." (George Ensor, "An Inquity concerning the Population of Nations", Lond. 1818, p. 215, 216.) 218) Als die jetzige Herzogin von Sutherland die Mrs. BeecherStowe, Verfasserin von "Uncle Tom's Cabin", mit großem Prunk in London empfing, um ihre Sympathie für die Negersklaven der amerikanischen Republik auszustellen - was sie, nebst ihren Mitaristokratinnen, wohlweise während des Bürgerkriegs unterließ, wo jedes "noble" englische Herz für die Sklavenhalter schlug -, stellte ich in der "New-York Tribune" --#

1) Eingeborenen
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Aber die braven Gaelen sollten noch schwerer ihre bergromantische Idolatrie für die "großen Männer" des Clans abbüßen. Der Fischgeruch stieg den großen Männern in die Nase. Sie witterten etwas Profitliches dahinter und verpflichteten das Seegestade den großen Fischhändlern von London. Die Gaelen wurden zum zweitenmal verjagt. 219) Endlich aber wird ein Teil der Schaftriften rückverwandelt in Jagdrevier. Man weiß, daß es keine eigentlichen Wälder in England gibt. Das Wild in den Parks der Großen ist konstitutionelles Hausvieh, fett wie Londoner Aldermen. Schottland ist daher das letzte Asyl der "noblen Passion".
"In den Hochlanden", sagt Somers 1848, "sind die Waldungen sehr ausgedehnt worden. Hier auf der einen Seite von Gaick habt ihr den neuen Wald von Glenfeshie und dort auf der andren Seite den neuen Wald von Ardverikie. In derselben Linie habt ihr den BleakMount, eine ungeheure Wüste, neulich errichtet. Von Ost zu West, von der Nachbarschaft von Aberdeen bis zu den Klippen von Oban, habt ihr jetzt eine fortlaufende Waldlinie, während sich in andren Teilen der Hochlande die neuen Wälder von Loch Archaig, Glengarry, Glenmoriston etc. befinden... Die Verwandlung ihres Landes in Schafweide... trieb die Gaelen auf unfruchtbarem Boden. Jetzt fängt Rotwild an, das Schaf zu ersetzen, und treibt jene in noch zermalmenderes Elend... Die Wildwaldungen 219a) und das Volk können nicht nebeneinander existieren. Eins oder das andre muß jedenfalls den Platz räumen. Laßt die Jagden in Zahl und Umfang im nächsten Vierteljahrhundert wachsen wie im vergangenen, und ihr werdet keinen Gaelen mehr auf seiner heimischen Erde finden. Diese Bewegung unter den Hochlands-Eigentümern ist teils der Mode geschuldet, aristokratischem Kitzel, Jagdliebhaberei usw.. teils aber betreiben sie den Wildhandel ausschließlich mit einem Auge auf den Profit. Denn es ist Tatsache, daß ein Stück Bergland, in Jagdung angelegt, in vielen Fällen ungleich profitabler ist denn als Schaftrift... Der Liebhaber, der ein Jagdrevier sucht, beschränkt sein Angebot nur durch die Weite seiner Börse... Leiden sind über die
die Verhältnisse der Sutherlandschen Sklaven dar. 1*) (Stellenweis ausgezogen von Carey in "The Slave Trade", Philadelphia 1853, p. 202, 203.) Mein Artikel ward in einem schottischen Blatt abgedruckt und rief eine artige Polemik zwischen letzterem und den Sykophanten der Sutherlands hervor. 219) Interessantes über diesen Fischhandel findet man in Herrn David Urquharts "Portfolio, New Series". - Nassau W. Senior kennzeichnet in seiner oben zitierten nachgelaßnen Schrift die Prozedur in Sutherlandshire als eine der wohltätigsten Lichtungen (clearings) seit Menschengedenken". (l.c.[p. 282].) 219a) Die "deer forests" (Wildwaldungen) von Schottland enthalten keinen einzigen Baum. Man treibt die Schafe weg und die Hirsche hin auf die nackten Berge und nennt das einen "deer forest". Also nicht einmal Waldkultur! --#

1*) Siehe Band 8 unserer Ausgabe, S. 499-505
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Hochlande verhängt worden nicht minder grausam, als die Politik normännischer Könige sie über England verhing. Rotwild hat freieren Spielraum erhalten, während die Menschen in engen und engern Zirkel gehetzt wurden... Eine Freiheit des Volks nach der andren ward ihm geraubt... Und die Unterdrückung wächst noch täglich. Lichtung und Vertreibung des Volks werden von den Eigentümern als festes Prinzip verfolgt, als eine agrikole Notwendigkeit, ganz wie Bäume und Gesträuch in den Wildnissen Amerikas und Australiens wewfegt werden, und die Operation geht ihren ruhigen, geschäftsmägigen Gang." 220)
Der Raub der Kirchengüter, die fraudulente Veräußerung der Staatsdomänen, der Diebstahl des Gemeindeeigentums, die usurpatorische und mit rücksichtslosem Terrorismus vollzogne Verwandlung von feudalem und Claneigentum in modernes Privateigentum, es waren ebenso viele
220) Robert Somers, "Letters from the Highlands; or, the Famine of 1857", Lond. 1848, p. 12-28 passim. Diese Briefe erschienen ursprünglich in der "Times". Die englischen Ökonomen erklärten natürlich die Hungersnot der Gaelen von 1847 aus ihrer Übervölkerung. Jedenfalls "drückten" sie auf ihre Nahrungsmittel. - Das "Clearing of Estates" oder, wie es in Deutschland hieß, "Bauernlegen" machte sich hier besonders geltend nach dem Dreißigjährigen Krieg und rief noch 1790 in Kursachsen Bauernaufstände hervor. Es herrschte namentlich in Ostdeutschland. In den meisten Provinzen Preußens sicherte erst Friedrich II. den Bauern Eigentumsrecht. Nach der Eroberung Schlesiens zwang er die Grundherrn zur Wiederherstellung der Hütten, Scheunen usw., zur Ausstattung der Bauerngüter mit Vieh und Gerät. Er brauchte Soldaten für seine Armee und Steuerpflichtige für seinen Staatsschatz. Welches angenehme Leben übrigens der Bauer unter Friedrichs Finanzunwesen und Regierungsmischmasch von Despotismus, Bürokratie und Feudalismus führte, mag man aus folgender Stelle seines Bewunderers Mirabeau ersehn: "Der Flachs stellt also einen der größten Reichtümer des Bauern in Norddeutschland dar. Zum Unglück für das Menschengeschlecht ist das nur ein Hilfsmittel gegen das Elend und kein Weg zum Wohlstand. Die direkten Steuern, die Frondienste und Zwangsdienste aller Art richten den deutschen Bauern zugrunde, zumal er auch noch indirekte Steuern bei allem, was er kauft, mitbezahlen muß... und um seinen Ruin vollständig zu machen, wagt er seine Produkte nicht dort und so zu verkaufen, wie er will; er wagt auch nicht, das, was er braucht, bei den Kaufleuten zu erstehen, die es ihm zu billigerem Preis liefern könnten. Alle diese Ursachen ruinieren ihn langsam, aber sicher, und ohne die Spinnerei wäre er nicht imstande, die direkten Steuern am Verfalltage zu zahlen, sie bietet ihm eine Hilfsquelle, indem sie sein Weib, seine Kinder, seine Mägde, seine Knechte und ihn selbst nützlich beschäftigt. Doch trotz dieser Hilfsquelle, welch mühseliges Leben! Im Sommer arbeitet er wie ein Sträfling beim Pflügen und bei der Ernte; um 9 Uhr legt er sich schlafen und steht um 2 Uhr auf, um mit seinen Arbeiten fertig zu werden; im Winter mußte er seine Kräfte durch eine längere Ruhe auffrischen; aber es würde ihm das Korn für Brot und Aussaat fehlen, wenn er sich der Bodenfrüchte entledigt, die
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idyllische Methoden der ursprünglichen Akkumulation. Sie eroberten das Feld für die kapitalistische Agrikultur, einverleibten den Grund und Boden dem Kapital und schufen der städtischen Industrie die nötige Zufuhr von vogelfreiem Proletariat.

3. Blutgesetzgebung gegen die Expropriierten seit Ende des 15. Jahrhunderts. Gesetze zur Herabdrückung des Arbeitslohns

Die durch Auflösung der feudalen Gefolgschaften und durch stoßweise, gewaltsame Expropriation von Grund und Boden Verjagten, dies vogelfreie Proletariat konnte unmöglich ebenso rasch von der aufkommenden Manufaktur absorbiert werden, als es auf die Welt gesetzt ward. Andrerseits
er verkaufen müßte, um die Steuern zu bezahlen. Um dies Loch zu stopfen, muß er daher spinnen... und zwar mit größter Beharrlichkeit. So geht denn der Bauer im Winter um Mitternacht oder ein Uhr zur Ruhe und steht um 5 oder 6 Uhr auf; oder aber er legt sich um 9 und steht um 2 Uhr auf und so alle Tage seines Lebens, abgesehen vom Sonntag. Dies Übermaß von Wachen und Arbeiten verbraucht den Menschen, und so kommt es, daß auf dem Lande Männer und Frauen viel früher altern als in der Stadt." (Mirabeau, l.c.,t. III, p. 212 sqq.) Zusatz zur 2.Ausg. Im März 1*) 1866, 18 Jahre nach der Veröffentlichung der oben zitierten Schrift von Robert Somers, hielt Professor Leone Levi einen Vortrag in der Society of Arts [106] über die Verwandlung der Schaftriften in Wildwaldungen, worin er den Fortschritt der Verwüstung in den schottischen Hochlanden schildert. Er sagt u.a.: "Entvölkerung und Verwandlung in bloße Schaftrift boten das bequemste Mittel zu einem Einkommen ohne Auslage... An der Stelle der Schaftrift ein deer forest wurde gewöhnlicher Wechsel in den Hochlanden. Die Schafe werden vertrieben durch wilde Tiere, wie man zuvor die Menschen vertrieb, um den Schafen Platz zu machen... Man kann marschieren von den Gütern des Grafen von Dalhouise in Forfarshire bis zu John o'Groats, ohne je das Waldland zu verlassen. - In vielen" (dieser Waldungen) "sind der Fuchs, die wilde Katze, der Marder, der Iltis, das Wiesel und der Alpenhase eingebürgert; während das Kaninchen, das Eichhorn und die Ratte seit kurzem ihren Weg dahin gefunden haben. Ungeheure Landstriche, welche in der Statistik Schottlands als Weiden von ausnahmsweiser Fruchtbarkeit und Ausdehnung figurierten, sind jetzt von aller Kultur und Verbesserung ausgeschlossen und einzig dem Jagdpläsier weniger Personen - und dies dauert nur für eine kurze Periode während des Jahrs - gewidmet." Der Londoner "Economist" vom 2. Juni 1866 sagt: "Ein schottisches Blatt berichtet letzte Woche unter andren Neuigkeiten: 'Eine der besten Schafpachten in Sutherlandshire, --#

1*) 2.-4. Auflage: April
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konnten die plötzlich aus ihrer gewohnten Lebensbahn Herausgeschleuderten sich nicht ebenso plötzlich in die Disziplin des neuen Zustandes finden. Sie verwandelten sich massenhaft in Bettler, Räuber, Vagabunden, zum Teil aus Neigung, in den meisten Fällen durch den Zwang der Umstände. Ende des 15. und während des ganzen 16. Jahrhunderts daher in ganz Westeuropa eine Blutgesetzgebung wider Vagabundage. Die Väter der jetzigen Arbeiterklasse wurden zunächst gezüchtigt für die ihnen angetane Verwandlung in Vagabunden und Paupers. Die Gesetzgebung behandelte sie als "freiwillige" Verbrecher und unterstellte, daß es von ihrem guten Willen abhänge, in den nicht mehr existierenden alten Verhältnissen fortzuarbeiten. In England begann jene Gesetzgebung unter Heinrich VII. Heinrich VIII., 1530: Alte und arbeitsunfähige Bettler erhalten eine Bettellizenz. Dagegen Auspeitschung und Einsperrung für handfeste Vagabunden. Sie sollen an einen Karren hinten angebunden und gegeißelt werden, bis das Blut von ihrem Körper strömt, dann einen Eid schwören, zu ihrem Geburtsplatz oder dorthin, wo sie die letzten drei Jahre gewohnt, zurückzukehren und "sich an die Arbeit zu setzen" (to put himself to labour). Welche grausame Ironie! 27 Heinrich VIII. 1*) wird vorige
wofür jüngst, beim Verfall des laufenden Pachtkontrakts, eine Jahresrente von 1200 Pfd.St. geboten ward, wird in einen deer forest verwandelt' Die feudalen Instinkte betätigen sich... wie zur Zeit, wo der normännische Erobrer... 36 Dorfschaften zerstörte, um den New Forest zu schaffen... Zwei Millionen Acres, welche einige der fruchtbarsten Ländereien Schottlands einbegreifen, sind ganz und gar wüst gelegt. Das natürliche Gras von Glen Tilt zahlte zu den nahrhaftesten der Grafschaft Perth; der deer forest von Ben Aulder war der beste Grasgrund im weiten Distrikt von Badenoch; ein Teil des Black Mount forest war das vorzüglichste schottische Weideland für schwarzgesichtige Schafe. Von der Ausdehnung des für Jagdliebhaberei wüstgelegten Grund und Bodens mag man sich eine Vorstellung bilden aus der Tatsache, daß er einen viel größeren Flächenraum umfaßt als die ganze Grafschaft Perth. Den Verlust des Landes an Produktionaquellen infolge dieser gewaltsamen Verödung mag man daraus schätzen, daß der Boden des forest von Ben Aulder 15 000 Schafe nähren konnte und daß er nur 1/30 des gesamten Jagdreviers von Schottland beträgt... All dies Jagdland ist durchaus unproduktiv... es hätte ebensowohl in die Fluten der Nordsee versenkt werden können. Solchen improvisierten Einöden oder Wüsten sollte die starke Hand der Gesetzgebung den Garaus machen."
1*) D.h. Gesetz aus dem 27. Regierungsjahr Heinriche VIII. Die den folgenden Angaben an zweiter Stelle gegebenen Ziffern sind die Nummern der in dem betretenden Regierungsjahr erlassenen Gesetze.
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Statut wiederholt, aber durch neue Zusätze verschärft. Bei zweiter Ertappung auf Vagabundage soll die Auspeltschung wiederholt und das halbe Ohr abgeschnitten, bei drittem Rückfall aber der Betroffne als schwerer Verbrecher und Feind des Gemeinwesens hingerichtet werden. Edward VI.: Ein Statut aus seinem ersten Regierungsjahr, 1547, verordnet, daß, wenn jemand zu arbeiten weigert, soll er als Sklave der Person zugeurteilt werden, die ihn als Müßiggänger denunziert hat. Der Meister soll seinen Sklaven mit Brot und Wasser nähren, schwachem Getränk und solchen Fleischabfällen, wie ihm passend dünkt. Er hat das Recht, ihn zu jeder auch noch so eklen Arbeit durch Auspeitschung und Ankettung zu treiben. Wenn sich der Sklave für 14 Tage entfernt, ist er zur Sklaverei auf Lebenszeit verurteilt und soll auf Stirn oder Backen mit dem Buchstaben S gebrandmarkt, wenn er zum drittenmal fortläuft, als Staatsverräter hingerichtet werden. Der Meister kann ihn verkaufen, vermachen, als Sklaven ausklingen, ganz wie andres bewegliches Gut und Vieh. Unternehmen die Sklaven etwas gegen die Herrschaft, so sollen sie ebenfalls hingerichtet werden. Friedensrichter sollen auf Information den Kerls nachspüren. Findet sich, daß ein Herumstreicher drei Tage gelungert hat, so soll er nach seinem Geburtsort gebracht, mit rotglühendem Eisen auf die Brust mit dem Zeichen V gebrandmarkt, und dort in Ketten auf der Straße oder zu sonstigen Diensten verwandt werden. Gibt der Vagabund einen falschen Geburtsort an, so soll er zur Strafe der lebenslängliche Sklave dieses Orts, der Einwohner oder Korporation sein und mit S gebrandmarkt werden. Alle Personen haben das Recht, den Vagabunden ihre Kinder wegzunehmen und als Lehrlinge, Jungen bis zum 24. Jahr, Mädchen bis zum 20. Jahr, zu halten. Laufen sie weg, so sollen sie bis zu diesem Alter die Sklaven der Lehrmeister sein, die sie in Ketten legen, geißeln etc. können, wie sie wollen. Jeder Meister darf einen eisernen Ring um Hals, Arme oder Beine seines Sklaven legen, damit er ihn besser kennt und seiner sicherer ist. 221) Der letzte Teil dieses Status sieht vor, daß gewisse Arme von dem Ort oder den Individuen beschäftigt werden sollen, die ihnen zu essen und zu trinken geben und Arbeit für sie finden wollen. Diese Sorte Pfarreisklaven hat sich bis tief ins 19. Jahrhundert in England erhalten unter dem Namen roundsmen (Umgeher).
221) Der Verfasser des "Essay on Trade etc.", 1770, bemerkt: Unter der Regierung Edwards VI. scheinen sich die Engländer in der Tat mit vollem Ernst auf Encouragierung der Manufakturen und Beschäftigung der Armen verlegt zu haben. Dies ersehn wir aus einem merkwürdigen Statut, worin es heißt, daß alle Vagabunden gebrandmarkt werden sollen" usw. l.c.p. 5.)
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Elisabeth, 1572: Bettler ohne Uzenz und über 14 Jahre alt sollen hart gepeitscht und am linken Ohrlappen gebrandmarkt werden, falls sie keiner für zwei Jahre in Dienst nehmen will; im Wiederholungsfall, wenn über 18 Jahre alt, sollen sie - hingerichtet werden, falls sie niemand für zwei Jahre in Dienst nehmen will, bei dritter Rezidive aber ohne Gnade als Staatsverräter hingerichtet werden. Ähnliche Statute: 18 Elisabeth c. 13 und 1597. 221a) Jakob I.: Eine herumwandernde und bettelnde Person wird für einen Landstreicher und Vagabunden erklärt. Die Friedensrichter in den Petty Sessions [170] sind bevollmächtigt, sie öffentlich auspeitschen zu lassen und bei erster Ertappung 6 Monate, bei zweiter 2 Jahre ins Gefängnis zu sperren.
221a) Thomas Morus sagt in seiner "Utopia" [p. 41, 42]: "So geschieht's, daß ein gieriger und unersättlicher Vielfraß, die wahre Pest seines Geburtslandes, Tausende von Acres Land zusammenpacken und innerhalb einer Umpfählung oder einer Hecke einzäunen, oder durch Gewalt und Unbill ihre Eigner so abhetzen kann, daß sie gezwungen sind, alles zu verkaufen. Durch ein Mittel oder das andre, es mag biegen oder brechen, werden sie genötigt fortzutrollen - arme, einfältige, elende Seelen! Männer, Weiber, Gatten, Frauen, vaterlose Kinder, Witwen, jammernde Mütter mit ihren Säuglingen und der ganze Haushalt, gering an Mitteln und zahlreich an Köpfen, da der Ackerbau vieler Hände bedurfte. Weg schleppen sie sich, sage ich, aus der be. kannten und gewohnten Heimstätte, ohne einen Ruheplatz zu finden; der Verkauf von all ihrem Hausgerät, obgleich von keinem großen Wert, wurde unter andren Umständen einen gewissen Erlös geben; aber plötzlich an die Luft gesetzt, müssen sie ihn zu Spottpreisen losschlagen. Und wenn sie umhergeirrt, bis der letzte Heller verzehrt ist, was anders können sie tun außer stehlen und dann, bei Gott, in aller Form Rechtens gehangen werden, oder auf den Bettel ausgehn? Und auch dann werden sie ins Gefängnis geschmissen, als Vagabunden, weil sie sich herumtreiben und nicht arbeiten; sie, die kein Mensch an die Arbeit setzen will, sie müssen sich noch so eifrig dazu erbieten." Von diesen armen Flüchtlingen, von denen Thomas Morus sagt, daß man sie zum Diebstahl zwang, wurden 72000 große und kleine Diebe hingerichtet unter der Regierung Heinrich des Achten". (Holinshed, "Description of England", v.I., p. 186.) Zu Elisabeths Zeiten wurden "Landstreicher reihenweise aufgeknüpft, indes verstrich gewöhnlich kein Jahr, worin nicht 300 oder 400 an einem Platz oder dem andren dem Galgen anheimfielen". (Strype, "Annals of the Reformation and Establishment of Religion, and other Various Occurences in the Church of England during Queen Elisabeth's Happy Reign", 2nd ed. 1725, vol. II.) Nach demselben Strype wurden in Somersetshire in einem einzigen Jahr 40 Personen hingerichtet, 35 gebrandmarkt, 37 ausgepeitscht und 183 "verzweifelte Bösewichter" freigegeben. Dennoch, sagt er, "schließt diese große Zahl der Angeklagten nicht 1/5 der peinlichen Verbrechen ein, dank der Fahrlässigkeit der Friedensrichter und dem albernen Mitleid des Volkes". Er fügt hinzu: "Die andren Grafschaften in England waren in keiner besten Lage als Somehire und viele selbst in einer schlechteren."
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Während des Gefängnisses soll sie so oft und soviel gepeitscht werden, als die Friedensrichter für gut halten... Die unverbesserlichen und gefährlichen Landstreicher sollen auf der linken Schulter mit R gebrandmarkt und an die Zwangsarbeit gesetzt, und wenn man sie wieder auf dem Bettel ertappt, ohne Gnade hingerichtet werden. Diese Anordnungen, gesetzlich bis in die erste Zeit des 18. Jahrhunderts, wurden erst aufgehoben durch 12 Anna c. 23. Ähnliche Gesetze in Frankreich, wo sich Mitte des 17. Jahrhunderts ein Vagabundenkönigreich (royaume des truands) zu Paris etabliert hatte. Noch in der ersten Zeit Ludwigs XVI. (Ordonnanz vom 13. Juli 1777) sollte jeder gesund gebaute Mensch vom 16. bis 60. Jahr, wenn ohne Existenzmittel und Ausübung einer Profession, auf die Galeeren geschickt werden. Ähnlich das Statut Karls V. für die Niederlande vom Oktober 1537, das erste Edikt der Staaten und Städte von Holland vom 19. März 1614, das Plakat der Vereinigten Provinzen vom 25. Juni 1649 usw. So wurde das von Grund und Boden gewaltsam expropriierte, verjagte und zum Vagabunden gemachte Landvolk durch grotesk-terroristische Gesetze in eine dem System der Lohnarbeit notwendige Disziplin hineingepeitscht, -gebrandmarkt, -gefoltert. Es ist nicht genug, daß die Arbeitsbedingungen auf den einen Pol als Kapital treten und auf den andren Pol Menschen, welche nichts zu verkaufen haben als ihre Arbeitskraft. Es genügt auch nicht, sie zu zwingen, sich freiwillig zu verkaufen. Im Fortgang der kapitalistischen Produktion entwickelt sich eine Arbeiterklasse, die aus Erziehung, Tradition, Gewohnheit die Anforderungen jener Produktionsweise als selbstverständliche Naturgesetze anerkennt. Die Organisation des ausgebildeten kapitalistischen Produktionsprozesses bricht jeden Widerstand, die beständige Erzeugung einer relativen Übervölkerung hält das Gesetz der Zufuhr von und Nachfrage nach Arbeit und daher den Arbeitslohn in einem den Verwertungsbedürfnissen des Kapitals entsprechenden Gleise, der stumme Zwang der ökonomischen Verhältnisse besiegelt die Herrschaft des Kapitalisten über den Arbeiter. Außerökonomische, unmittelbare Gewalt wird zwar immer noch angewandt, aber nur ausnahmsweise. Für den gewöhnlichen Gang der Dinge kann der Arbeiter den "Naturgesetzen der Produktion" überlassen bleiben, d.h. seiner aus den Produktionsbedingungen selbst entspringenden, durch sie garantierten und verewigten Abhängigkeit vom Kapital. Anders während der historischen Genesis der kapitalistischen Produktion. Die aufkommende Bourgeoisie braucht und verwendet die Staatsgewalt, um den Arbeitslohn zu "regulieren", d.h. innerhalb der
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Plusmacherei zusagender Schranken zu zwängen, um den Arbeitstag zu verlängern und den Arbeiter selbst in normalem Abhängigkeitsgrad zu erhalten. Es ist dies ein wesentliches Moment der sog. ursprünglichen Akkumulation. Die Klasse der Lohnarbeiter, die in der letzten Hälfte des 14. Jahrhunderts entstand, bildete damals und im folgenden Jahrhundert nur einen sehr geringen Volksbestandteil, der in seiner Stellung stark beschützt war durch die selbständige Bauernwirtschaft auf dem Land und die Zunftorganisation der Stadt. In Land und Stadt standen sich Meister und Arbeiter sozial nahe. Die Unterordnung der Arbeit unter das Kapital war nur formell, d.h. die Produktionsweise selbst besaß noch keinen spezifisch kapitalistischen Charakter. Das variable Element des Kapitals wog sehr vor über sein konstantes. Die Nachfrage nach Lohnarbeit wuchs daher rasch mit jeder Akkumulation des Kapitals, während die Zufuhr von Lohnarbeit nur langsam nachfolgte. Ein großer Teil des nationalen Produkts, später in Akkumulationsfonds des Kapitals verwandelt, damals noch ein in den Konsumtionsfonds des Arbeiters. Die Gesetzgebung über die Lohnarbeit, von Haus aus auf Exploitation des Arbeiters gemünzt und ihm in ihrem Fortgang stets gleich feindlich 222), wird in England eröffnet durch das Statute of Labourers 1*) Edwards III., 1349. Ihm entspricht in Frankreich die Ordonnanz von 1350, erlassen im Namen des Königs Jean. Die englische und französische Gesetzgebung laufen parallel und sind dem Inhalt nach identisch. Soweit die Arbeiterstatuten Verlängerung des Arbeitstags zu erzwingen suchen, komme ich nicht auf sie zurück, da dieser Punkt früher (8. Kapitel, 5) erörtert. Das Statute of Labourers wurde erlassen auf dringende Klage des Hauses der Gemeinen.
#"Früher", sagt naiv ein Tory, "verlangten die Armen so hohen ArbeitsIohn, daß sie
Industrie und Reichtum bedrohten. Jetzt ist ihr Lohn so niedrig, daß er ebenfalls Industrie und Reichtum bedroht, aber anders und vielleicht gefährlicher als damals." 223)--#

#222) "Wann immer die Gesetzgebung versucht, die Differenzen zwischen Unternehmern und ihren Arbeitern
zu regeln, sind ihre Ratgeber immer die Unternehmer" sagt A. Smith. [149] "Der Geist der Gesetze ist das Eigentum", sagt Linguet. [148] #223) [J. B. Byles,] "Sophisms of Free Trade. By a
Barrister", Lond. 1850, p. 206. Er setzt maliziös hinzu: "Wir waren stets bei der Hand, für den Anwender einzuschreiten. Kann nichts geschehn für den Angewandten?" --#

1*) Arbeiters
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Ein gesetzlicher Lohntarif ward festgesetzt für Stadt und Land, für Stückwerk und Tagwerk. Die ländlichen Arbeiter sollen sich aufs Jahr, die städtischen "auf offnem Markt" verdingen. Es wird bei Gefängnisstrafe untersagt, höheren als den statutarischen Lohn zu zahlen, aber der Empfang höheren Lohns wird stärker bestraft als seine Zahlung. So wird auch noch in Sect. 18 und 19 des Lehrlingsstatuts von Elisabeth zehntägige Gefängnisstrafe über den verhängt, der höheren Lohn zahlt, dagegen einundzwanzigtägige Gefängnisstrafe über den, der ihn nimmt. Ein Statut von 1360 verschärfte die Strafen und ermächtigte den Meister sogar, durch körperlichen Zwang Arbeit zum gesetzlichen Lohntarif zu erpressen. Alle Kombinationen, Verträge, Eide usw., wodurch sich Maurer und Zimmerleute wechselseitig banden, werden für null und nichtig erklärt. Arbeiterkoalition wird als schweres Verbrechen behandelt vom 14. Jahrhundert bis 1825, dem Jahr der Abschaffung der Antikoalitionsgesetze [126]. Der Geist des Arbeiterstatuts von 1349 und seiner Nachgeburten leuchtet hell daraus hervor, daß zwar ein Maximum des Arbeitslohns von Staats wegen diktiert wird, aber beileibe kein Minimum. Im 16. Jahrhundert hatte sich, wie man weiß, die Lage der Arbeiter sehr verschlechtert. Der Geldlohn stieg, aber nicht im Verhältnis zur Depreziation des Geldes und dem entsprechenden Steigen der Warenpreise. Der Lohn fiel also in der Tat. Dennoch dauerten die Gesetze zum Behuf seiner Herabdrückung fort zugleich mit dem Ohrenabschneiden und Brandmarken derjenigen, die niemand in Dienst nehmen wollte". Durch das Lehrlingsstatut 5 Elisabeth c. 3 wurden die Friedensrichter ermächtigt, gewisse Löhne festzusetzen und nach Jahreszeiten und Warenpreisen zu modifizieren. Jakob I. dehnte diese Arbeitsregulation auch auf Weber, Spinner und alle möglichen Arbeiterkategorien aus 224), Georg II. die Gesetze gegen Arbeiterkoalition auf alle Manufakturen.
224) Aus einer Klausel des Statuts 2 Jakob I., c. 6, ersieht man, daß gewisse Tuchmacher sich herausnahmen, den Lohntarif offiziell als Friedensrichter in ihren eignen Werkstätten zu diktieren. In Deutschland waren namentlich nach dem Dreißigjährigen Krieg Statuten zur Niederhaltung des Arbeitslohns häufig. Sehr lästig war den Gutsherrn in dem menschenleeren Boden der Mangel an Dienstboten und Arbeitern. Allen Dorfsassen wurde verboten, Kammern an ledige Männer und Frauen zu vermieten, alle solche Inlieger sollten der Obrigkeit angezeigt und ins Gefängnis gesteckt werden, falls sie nicht Dienstboten werden wollten, auch wenn sie sich von andrer Tätigkeit erhielten, den Bauern um Taglohn säten oder gar mit Geld und Getreide handelten. ('Kaiserliche Privilegien und Sanctiones für Schlesien', I, 125.) Durch ein ganzes Jahrhundert wird in den Verordnungen der Landesherrn immer wieder bittre Klage
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In der eigentlichen Manufakturperiode war die kapitalistische Produktionsweise hinreichend erstarkt, um gesetzliche Regulation des Arbeitslohns ebenso unausführbar als überflüssig zu machen, aber man wollte für den Notfall die Waffen des alten Arsenals nicht entbehren. Noch 8 George II. verbot für Schneidergesellen in London und Umgegend mehr als 2 sh. 7 1/2 d. Taglohn, außer in Fällen allgemeiner Trauer; noch 13 George III. c. 68 überwies die Reglung des Arbeitslohns der Seidenwirker den Friedensrichtern; noch 1796 bedurfte es zweier Urteile der höheren Gerichtshöfe zur Entscheidung, ob friedensrichterliche Befehle über Arbeitslohn auch für Nichtagrikulturarbeiter gültig seien; noch 1799 bestätigte ein Parlamentsakt, daß der Lohn der Grubenarbeiter von Schottland durch ein Statut der Elisabeth und zwei schottische Akte von 1661 und 1671 reguliert sei. Wie sehr sich unterdes die Verhältnisse umgewälzt, bewies ein im englischen Unterhaus unerhörter Vorfall. Hier, wo man seit mehr als 400 Jahren Gesetze fabriziert hatte über das Maximum, welches der Arbeitslohn platterdings nicht übersteigen dürfe, schlug Whitbread 17% für Ackerbautaglöhner ein gesetzliches Lohnminimum vor. Pitt widersetzte sich, gab aber zu, die "Lage der Armen sei grausam (cruel)". Endlich, 1813, wurden die Gesetze über Lohnregulation abgeschafft. Sie waren eine lächerliche Anomalie, seitdem der Kapitalist die Fabrik durch seine Privatgesetzgebung regulierte und durch die Armensteuer den Lohn des Landarbeiters zum unentbehrlichen Minimum ergänzen ließ. Die Bestimmungen der Arbeiterstatute 1*), über Kontrakte zwischen Meister und Lohnarbeiter, über Terminkündigungen u. dergl., welche nur eine Zivilklage gegen die kontraktbrüchigen Meister, aber Kriminalklage gegen den kontraktbrüchigen Arbeiter erlauben, stehn bis zur Stunde in voller Blüte. Die grausamen Gesetze gegen die Koalitionen fielen 1825 vor der drohenden Haltung des Proletariats. Trotzdem fielen sie nur zum Teil. Einige schöne Überbleibsel der alten Statute verschwanden erst 1859. Endlich beanspruchte
#geführt über das boshafte und mutwillige Gesindel, das sich in die härten Bedingungen nicht
fügen, mit dem gesetzlichen Lohn nicht zufrieden sein will, dem einzelnen Gutsherrn wird verboten, mehr zu geben, als die Landschaft in einer Taxe festgesetzt hat. Und doch sind die Bedingungen des Dienstes nach dem Krieg zuweilen noch besser, als sie 100 Jahre später waren; noch erhielt das Gesinde 1652 in Schlesien zweimal in der Woche Fleisch, noch in unsrem Jahrhundert hat es ebendort Kreise gegeben, wo sie es nur dreimal im Jahr erhielten. Auch der Taglohn war nach dem Kriege höher als in den folgenden Jahrhunderten." (G. Freytag.) --#

1*) 3. und 4. Auflage. Arbeitsstatute
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der Parlamentsakt vom 29. Juni 1871 die letzten Spuren dieser Klassengesetzgebung zu beseitigen durch gesetzliche Anerkennung der Trades' Unions. Aber ein Parlamentsakt vom selben Datum (An act to amend the criminal law relating to violence, threats and molestation 1*)) stellte tatsächlich den vorigen Stand in neuer Form wieder her. Durch diese parlamentarische Eskamotage wurden die Mittel, deren sich die Arbeiter bedienen können bei einem Strike oder Lock-out (Strike der verbündeten Fabrikanten durch gleichzeitigen Schluß ihrer Fabriken), dem gemeinen Recht entzogen und unter eine Ausnahms-Strafgesetzgebung gestellt, deren Interpretation den Fabrikanten selbst, in ihrer Eigenschaft als Friedensrichter, anheimfiel. Zwei Jahre vorher hatten dasselbe Unterhaus und derselbe Herr Gladstone in bekannter ehrlicher Weise einen Gesetzentwurf eingebracht zur Abschaffung aller Ausnahms-Strafgesetze gegen die Arbeiterklasse. Aber weiter als zur zweiten Lesung ließ man es nie kommen, und so schleppte man die Sache in die Länge, bis endlich die "große liberale Partei" durch eine Allianz mit den Tories den Mut gewann, sich entschieden gegen dasselbe Proletariat zu wenden, das sie zur Herrschaft gebracht hatte. Nicht zufrieden mit diesem Verrat, erlaubte die "große liberale Partei" den im Dienst der herrschenden Klassen allzeit schweifwedelnden englischen Richtern, die verjährten Gesetze über "Konspirationen" wieder auszugraben und sie auf Arbeiterkoalltionen anzuwenden. Man sieht, nur widerwillig und unter dem Druck der Massen verzichtete das englische Parlament auf die Gesetze gegen Strikes und Trades' Unions, nachdem es selbst, fünf Jahrhunderte hindurch, mit schamlosem Egoismus die Stellung einer permanenten Trades' Union der Kapitalisten gegen die Arbeiter behauptet hatte. Gleich im Beginn des Revolutionssturms wagte die französische Bourgeoisie das eben erst eroberte Assoziationsrecht den Arbeitern wieder zu entziehn. Durch Dekret vom 14. Juni 1791 erklärte sie alle Arbeiterkoalition für ein Attentat auf die Freiheit und die Erklärung der Menschenrechte strafbar mit 500 Livres nebst einjähriger Entziehung der aktiven Bürgerrechte. 225) Dies Gesetz, welches den Konkurrenzkampf zwischen Kapital
#225) Artikel I dieses Gesetzes lautet: "Da eine der Grundlagen der französischen Verfassung in der
Aufhebung aller Arten von Vereinigungen der Bürger desselben Standes und Berufs besteht, ist es verboten, sie unter irgendwelchem Vorwand oder in irgendwelchen Form wiederherzustellen." Artikel IV erklärt, daß, wenn Bürger, die --#

1*) Ein Gesetz zur Ergänzung der Kriminalgesetzgebung über Gewalt, Bedrohung und Belästigung
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und Arbeit staatspolizeilich innerhalb dem Kapital bequemer Schranken einzwängt, überlebte Revolutionen und Dynastiewechsel. Selbst die Schreckensregierung [171] ließ es unangetastet. Es ward erst ganz neulich aus dem Code Pénal gestrichen. Nichts charakteristischer als der Vorwand dieses bürgerlichen Staatsstreichs. "Obgleich", Le Chapelier, der Berichterstatter, "es wünschenswert, daß der Arbeitslohn höher steige, als er jetzt steht, damit der, der ihn empfängt, außerhalb der durch die Entbehrung der notwendigen Lebensmittel bedingten absoluten Abhängigkeit sei, welche fast die Abhängigkeit der Sklaverei ist", dürfen dennoch die Arbeiter sich nicht über ihre Interessen verständigen, gemeinsam handeln und dadurch ihre "absolute Abhängigkeit, welche fast Sklaverei ist", mäßigen, weil sie eben dadurch "die Freiheit ihrer ci-devant maîtres 1*), der jetzigen Unternehmer", verletzen (die Freiheit, die Arbeiter in der Sklaverei zu erhalten!) und weil eine Koalition gegen die Despotie der ehemaligen Meister der Korporationen - man rate! - eine Herstellung der durch die französische Konstitution abgeschafften Korporationen ist 226)

4. Genesis der kapitalistischen Pächter

#Nachdem wir die gewaltsame Schöpfung vogelfreier Proletarier betrachtet, die blutige Disziplin, welche sie in
Lohnarbeiter verwandelt, die schmutzige Haupt- und Staatsaktion, die mit dem Exploitationsgrad der Arbeit die Akkumulation des Kapitals polizeilich steigert, fragt sich, wo kommen die Kapitalisten ursprünglich her? Denn die Expropriation des Landvolks schafft unmittelbar nur große Grundeigentümer. Was die Genesis des Pächters betrifft, so können wir sie sozusagen mit der Hand betappen, weil sie ein langsamer, über viele Jahrhunderte sich fortwälzender Prozeß ist. Die Leibeignen selbst, woneben auch freie kleine Landeigner, befanden sich in sehr verschiednen Besitzverhältnissen und wurden daher auch unter sehr verschiednen ökonomischen Bedingungen emanzipiert.#

zum selben Beruf, Gewerbe, Handwerk gehören, zusammen beratschlagen und gemeinsame Abmachungen träfen, die darauf abzielen, die Leistungen ihres Gewerbes oder ihrer Arbeit zu verweigern oder nur zu einem bestimmten Preis zu gewähren, so sind besagte Beratungen und Abmachungen... als verfassungswidrig und als Attentate auf die Freiheit und die Menschenrechte zu erklären usw.", also Staatsverbrechen, ganz wie in den alten Arbeiterstatuten. ("Révolutions de Paris", Paris 1791, t. III, p. 523.) 226) Buchez et Roux, "Histoire Parlementaire", t.X, p. 193-195 passim. --
1*) ehemaligen Meister
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In England ist die erste Form des Pächters der selbst leibeigne Bailiff. Seine Stellung ist ähnlich der des altrömischen Villicus, nur in engerer Wirkungssphäre. Während der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts wird er ersetzt durch einen Pächter, den der Landlord mit Samen, Vieh und Ackerwerkzeug versieht. Seine Lage ist nicht sehr verschieden von der des Bauern. Nur beutet er mehr Lohnarbeit aus. Er wird bald Metayer, Halbpächter. Er stellt einen Teil des Ackerhaukapitals, der Landlord den andren. Beide teilen das Gesamtprodukt in kontraktlich bestimmter Proportion. Diese Form verschwindet in England rasch, um der des eigentlichen Pächters Platz zu machen, welcher sein eignes Kapital durch Anwendung von Lohn. Arbeitern verwertet und einen Teil des Mehrprodukts, in Geld oder in natura, dem Landlord als Grundrente zahlt. Solange, während des 15. Jahrhunderts, der unabhängige Bauer und der neben dem Lohndienst zugleich selbstwirtschaftende Ackerknecht sich selbst durch ihre Arbeit bereichern, bleiben die Umstände des Pächters und sein Produktionsfeld gleich mittelmäßig. Die Agrikulturrevolution im letzten Dritteil des 15. Jahrhunderts, die fast während des ganzen 16. Jahrhunderts (jedoch mit Ausnahme seiner letzten Dezennien) fortwährt, bereichert ihn ebenso rasch, als sie das Landvolk verarmt. 227) Die Usurmtion von Gemeindeweiden usw. erlaubt ihm große Vermehrung seines Viehstands fast ohne Kosten, während ihm das Vieh reichlichere Düngungsmittel zur Bestellung des Bodens liefert. Im 16. Jahrhundert kommt ein entscheidend wichtiges Moment hinzu. Damals waren die Pachtkontrakte lang, oft für 99 Jahre laufend. Der fortdauernde Fall im Wert der edlen Metalle und daher des Geldes trug den Pächtern goldne Früchte. Er senkte, von allen andren, früher erörterten Umständen abgesehn, den Arbeitslohn. Ein Bruchstück desselben wurde zum Pachtprofit geschlagen. Das fortwährende Steigen der Preise von Korn, Wolle, Fleisch, kurz sämtlicher Agrikulturprodukte, schwellte das Geldkapital des Pächters ohne sein Zutun, während die Grundrente, die er zu zahlen hatte, im veralteten Geldwert kontrahiert war. 228) So bereicherte er
227) "Pächter", sagt Harrison in seiner "Description of England", "denen es früher schwer ward, 4 Pfd.St. Rente zu zahlen, zahlen jetzt 40, 50, 100 Pfd.St. und glauben doch ein schlechtes Geschäft gemacht zu haben, wenn sie nach Ablauf ihres Pachtkontrakts nicht 6-7 Jahre Rente zurücklegen." 228) Über den Einfluß der Depreziation des Geldes im 16. Jahrhundert auf verschiedne Klassen der Gesellschaft: "A Compendious or Briefe Examination of Certayne Ordinary Complaints of Diverse of our Countrymen in these our Days. By W. S., Gentleman",
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#sich gleichzeitig auf Kosten seiner Lohnarbeiter und seines Landlords. Kein Wunder also, wenn England Ende des
16. Jahrhundens eine Klasse für die damaligen Verhältnisse reicher "Kapitalpächter" besaß. 229) #

(London 1581). Die Dialogform dieser Schrift trug dazu bei, daß man sie lange Shakespeare zuschrieb und noch 1751 unter seinem Namen neu herausgab. Ihr Verfasser ist William Stafford. An einer Stelle räsoniert der Ritter (Knight) wie folgt: Knight: "Ihr, mein Nachbar, der Landmann, Ihr Herr Händler, und Ihr, Gevatter Kupferschmied, sowie die anderen Handwerker, Ihr wißt Euch schon ganz gut zu helfen. Denn um wieviel alle Dinge teurer sind, als sie waren, um soviel erhöht Ihr die Preise Eurer Waren und Tätigkeiten, die Ihr wieder verkauft. Aber wir haben nichts zu verkaufen, dessen Preise wir erhöhen könnten, um einen Ausgleich zu schaffen für die Dinge, die wir wieder kaufen müssen." An einer andren Stelle fragt der Knight den Doktor: "Ich bitte Euch, was sind das für Gruppen von Leuten, die Ihr meint. Und, erstens, welche werden Eurer Meinung nach dabei keinen Verlust haben?" - Doktor: "Ich meine, alle diese, die vom Kaufen und Verkaufen leben, denn teuer wie sie kaufen, verkaufen sie nachher." - Knight: "Welches ist die nächste Gruppe, die, wie Ihr dabei gewinnen wird?" - Doktor: "Nun, alle, die Pachtungen oder Farmen in eigner Bearbeitung" (d.h. Bebauung) "haben zur alten Pacht, denn da, wo sie nach der alten Rate zahlen, verkaufen sie nach der neuen - das bedeutet, daß sie für ihr Land recht wenig zahlen und alles was darauf wächst, teuer verkaufen..." - Knight: "Welche Gruppe ist es, die, wie Ihr einen größeren Verlust dabei haben soll, als diese Gewinn hatten?" - Doktor: "Es sind alle Adligen, Herren und alle andern, die entweder von einer festen Rente oder einem Stipendium leben, oder ihren Böden nicht selbst bearbeiten" (bebauen), "oder sich nicht mit Kaufen und Verkaufen schäftigen." 229) In Frankreich wird der Réssigeur, der Verwalter und Eintreiber der Leistungen an den Feudalherrn während des früheren Mittelalters, bald ein homme d'affaires 1*), der sich durch Erpressung, Prellerei usw. zum Kapitalisten hinaufschwindelt. Diese Réssigeurs waren manchmal selbst vornehme Herrn. Z.B.: "Diese Rechnung gibt Herr Jacques de Thoraisse, ritterlicher Schloßherr auf Besancon, dem Herrn, der zu Dijon Rechnung führt für den Herrn Herzog und Grafen von Bund über die Renten, die der genannten Schloßherrschaft gehören, vom 25. Tage des Dezembers 1359 bis zum 28. Tage des Dezembers 1360." (Alexis Monteil, "Histoire des Matériaux manuscrits etc.", p. 234, 235.) Es zeigt sich schon hier, wie in allen Sphären des gesellschaftlichen Lebens der Löwenanteil dem Vermittler zufällt. Im ökonomischen Gebiet z.B. schöpfen Finanziers, Börsenmänner, Kaufleute, Kleinkrämer, den Rahm der Geschäfte ab; im bürgerlichen Recht pflückt der Advokat die Parteien; in der Politik bedeutet der Repräsentant mehr als die Wähler, der Minister mehr als der Souverän; in der Religion wird Gott in den Hintergrund gedrängt vom "Mittler" und dieser wiederum zurück
1*) Geschäftsmann
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5. Rückwirkung der agrikolen Revolution auf die Industrie. Herstellung des innern Markts für das industrielle Kapital

Die stoßweise und stets erneuerte Expropriation und Verjagung des Landvolks lieferte, wie man sah, der städtischen Industrie wieder und wieder Massen ganz außerhalb der Zunftverhältnisse stehender Proletarier, ein weiser Umstand, der den alten A. Anderson (nicht zu verwechseln mit James Anderson) in seiner Handelsgeschichte an direkte Intervention der Vorsehung glauben läßt. Wir müssen noch einen Augenblick bei diesem Element der ursprünglichen Akkumulation verweilen. Der Verdünnung des unabhängigen, selbstwirtschaftenden Landvolks entsprach nicht nur die Verdichtung des industriellen Proletariats, wie Geoffroy Saint-Hilaire die Verdichtung der Weltmaterie hier durch ihre Verdünnung dort erklärt. 230) Trotz der verminderten Zahl seiner Bebauer trug der Boden nach wie vor gleich viel oder mehr Produkt, weil die Revolution in den Grundeigentumsverhältnissen von verbesserten Methoden der Kultur, größerer Kooperation, Konzentration der Produktionsmittel usw. begleitet war und weil die ländlichen Lohnarbeiter nicht nur intensiver angespannt Wurden 231), sondern auch das Produktionsfeld, worauf sie für sich selbst arbeiteten, mehr und mehr zusammenschmolz. Mit dem freigesetzten Teil des Landvolks werden also auch seine frühern Nahrungsmittel freigesetzt. Sie verwandeln sich jetzt in stoffliches Element des variablen Kapitals. Der an die Luft gesetzte Bauer muß ihren Wert von seinem neuen Herrn, dem industriellen Kapitalisten, in der Form des Arbeitslohns erkaufen. Wie mit den
#geschoben von den Pfaffen, die wieder unvermeidliche Vermittler sind zwischen dem guten Hrten und seinen
Schafen. Wie in England, so waren in Frankreich die großen Feudalterritorien in unendlich viele kleine Wirtschaften geteilt, aber unter ungleich ungünstigeren Bedingungen für das Landvolk. Während des 14. Jahrhunderts kamen die Pachten, fermes oder terriers auf. Ihre Zahl wuchs beständig, weit über 100 000. Sie zahlten eine vom 12. bis zum 5. Teil des Produkts wechselnde Girundrente in Geld oder in natura. Die terriers waren Lehn, Hiterlehn etc. (fiefs, arrière-fiefs), je nach Wert und Umfang der Domänen, wovon manche nur wenige arpents 1*) zählten. Alle diese terriers besaßen Gerichtsbarkeit in irgendeinem Grad über die Bodeninsassen; es gab vier Grade. Man begreift den Druck des Landvolks unter allen diesen kleinen Tyrannen. Monteil sagt, daß es damals 160 000 Gerichte in Frankreich gab, wo heute 4000 Tribunale (Friedensgerichte eingeschlossen) genügen. 230) In seinen "Notions de Philosophie Naturelle", Paris 1838. 231) Ein Punkt, den Sir James Steuart betont. [172] --#

1*) Morgen
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Lebensmitteln verhielt es sich mit dem heimischen agrikolen Rohmaterial der Industrie. Es verwandelte sich in ein Element des konstanten Kapitals. Man unterstelle z.B. einen Teil der westfälischen Bauern, die zu Friedrichs II. Zeit alle Flachs, wenn auch keine Seide spannen, gewaltsam expropriiert und von Grund und Boden verjagt, den andren zurückbleibenden Teil aber in Taglöhner großer Pächter verwandelt. Gleichzeitig erheben sich große Machsspinnereien und Webereien, worin die "Freigesetzten" nun lohnarbeiten. Der Machs sieht grad aus wie vorher. Keine Fiber an ihm ist verändert, aber eine neue soziale Seele ist ihm in den Leib gefahren. Er bildet jetzt einen Teil des konstanten Kapitals der Manufakturherrn. Früher verteilt unter eine Unmasse kleiner Produzenten, die ihn selbst bauten und in kleinen Portionen mit ihren Familien verspannen, ist er jetzt konzentriert in der Hand eines Kapitalisten, der andre für sich spinnen und weben läßt. Die in der Flachsspinnerei verausgabte Extraarbeit realisierte sich früher in Extraeinkommen zahlloser Bauernfarmilien oder auch, zu Friedrichs II. Zeit, in Steuern pour le roi de Prusse 1*). Sie realisiert sich jetzt im Profit weniger Kapitalisten. Die Spindeln und Webstühle, früher verteilt über das flache Land, sind jetzt in wenig große Arbeitskasernen zusammengerückt, wie die Arbeiter, wie das Rohmaterial. Und Spindeln und Webstühle und Rohmaterial sind aus Mitteln unabhängiger Existenz für Spinner und Weber von nun an verwandelt in Mittel, sie zu kommandieren 232) und ihnen unbezahlte Arbeit auszusaugen. Den großen Manufakturen, wie den großen Pachtungen, sieht man es nicht an, daß sie aus vielen kleinen Produktionsstätten zusammengeschlagen und durch die Exproptiation vieler kleinen unabhängigen Produzenten gebildet sind. Jedoch läßt sich die unbefangne Anschauung nicht beirren. Zur Zeit Mirabeaus, des Revolutionslöwen, hießen die großen Manufakturen noch manufactures réunies, zusammengeschlagne Werkstätten, wie wir von zusammengeschlagnen Äckern sprechen.
"Man sieht nur", wie Mirabeau, die großen Manufakturen, wo Hunderte von Menschen unter einem Direktor arbeiten und die man gewöhnlich vereinigte Manufakturen
#232) "Ich werde gestatten", sagt der Kapitalist, "daß ihr die Ehre habt, mir zu dienen, unter
der Bedingung, daß ihr mir für die Mühe, die ich mir mache, euch zu kommandieren, das wenige gebt, was euch bleibt." (J. J. Rousseau, Discours sur l'Écnomie Politique", [Genève 1760, p. 70].) --#

1*) für den König von Preußen
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(manufactures réunies) nennt. Diejenigen dagegen, wo eine sehr große Anzahl Arbeiter zersplittert und jeder für seine eigne Rechnung arbeitet, werden kaum eines Blicks gewürdigt. Man stellt sie ganz in den Untergrund. Dies ist ein sehr großer Irrtum, denn sie allein bilden einen wirklich wichtigen Bestandteil des Volksreichtums... Die vereinigte Fabrik (fabrique réunie) wird einen oder zwei Unternehmer wunderbar bereichern, aber die Arbeiter sind nur besser oder schlechter bezahlte Taglöhner und nehmen in nichts am Wohlsein des Unternehmers teil. In der getrennten Fabrik (fabrique séparée) dagegen wird niemand reich, aber eine Menge Arbeiter befindet sich im Wohlstand... Die Zahl der fleißigen und wirtschaftlichen Arbeiter wird wachsen, weil sie in weiser Lebensart, in Tätigkeit ein Mittel erblicken, ihre wesentlich zu verbessern, mit eine kleine Lohnerhöhung zu gewinnen, die niemals ein wichtiger Gegenstand für die Zukunft sein kann, sondern die Leute höchstens befähigt, etwas besser von der Hand in den Mund zu leben. Die getrennten indivisuellen Manufakturen, meist mit kleiner Landwirtschaft verbunden, sind die freien." 233)
Die Expropriation und Verjagung eines Teils des Landvolks setzt mit den Arbeitern nicht nur ihre Lebensmittel und ihr Arbeitsmaterial für das industrielle Kapital frei, sie schafft den innern Markt. In der Tat, die Ereignisse, die die Kleinbauern in Lohnarbeiter und ihre Lebens- und Arbeitsmittel in sachliche Elemente des Kapitals verwandeln, schaffen gleichzeitig diesem Letztem seinen inneren Markt. Früher erzeugte und bearbeitete die Bauernfamille die Lebensmittel und Rohstoffe, die sie nachher größtenteils selbst verzehrte. Diese Rohstoffe und Lebensmittel sind jetzt Waren geworden; der Großpächter verkauft sie, in den Manufakturen findet er seinen Markt. Garn, Leinwand, grobe Wollenzeuge, Dinge deren Rohstoffe sich im Bereich jeder Bauernfamilie vorfanden und von ihr zum Selbstgebrauch versponnen und verweht wurden - verwandeln sich jetzt in Manufakturartikel, deren Absatzmarkt grade die Landdistrikte bilden. Die zahlreiche zerstreute Kundschaft, bisher bedingt durch eine Menge kleiner, für eigne Rechnung arbeitender Produzenten, konzentriert sich jetzt zu einem großen, vom industriellen Kapital versorgten Markt. 234)
233) Mirabeau, l.c.,t. III, p. 109 passim. Wenn Mirabeau die zersplitterten Werkstätten auch für ökonomischer und produktiver hält als die "vereinigten", und in den letztren bloß künstliche Treibhauspflanzen unter der Pflege der Staatsregierungen sieht, erklärt sich das aus dem damaligen Zustand eines großen Teils der kontinentalen Mannfakturen. 234) Zwanzig Pfund Wolle unauffällig in den jährlichen Kleiderbedarf einer Arbeiterfamilie verwandelt, durch ihren eignen Fleiß in den Pausen zwischen ihren anderen Arbeiten - das erregt kein Aufsehen. Aber bringt die Wolle auf den Markt, schickt sie
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So geht Hand in Hand mit der Expropriation früher selbstwirtschaftender Bauern und ihrer Losscheidung von ihren Produktionsmitteln die Vernichtung der ländlichen Nebenindustrie, der Scheidungsprozeß von Manufaktur und Agrikultur. Und nur die Vernichtung des ländlichen Hausgewerbes kann dem innern Markt eines Landes die Ausdehnung und den festen Bestand geben, deren die kapitalistische Produktionsweise bedarf. Jedoch bringt es die eigentliche Manufakturperiode zu keiner radikalen Umgestaltung. Man erinnert sich, daß sie sich der nationalen Produktion nur sehr stückweis bemächtigt und immer auf städtischem Handwerk und häuslich-ländlicher Nebenindustrie als breitem Hntergrund ruht. Wenn sie letztre unter einer Form, in besondren Geschäftszweigen, auf gewissen Punkten vernichtet, ruft sie dieselbe auf andren wieder hervor, weil sie derselben zur Bearbeitung des Rohmaterials bis zu einem bestimmten Grad bedarf. Sie produziert daher eine neue Klasse kleiner Landleute, welche die Bodenbestellung als Nebenzweig und die industrielle Arbeit zum Verkauf des Produkts an die Manufaktur - direkt, oder auf dem Umweg des Kauf manns - als Hauptgeschäft treiben. Dies ist ein Grund, wenn auch nicht der Hauptgrund, eines Phänomens, welches den Forscher der englischen Geschichte zunächst verwirrt. Vom letzten Dritteil des 15. Jahrhunderts an findet er fortlaufende, nur in gewissen Intervallen unterbrochne Klage über die zunehmende Kapitalwirtschaft auf dem Land und die progressive Vernichtung der Bauerschaft. Andrerseits findet er stets diese Bauerschaft wieder von neuem vor, wenn auch in verminderter Zahl und unter stets verschlechterter Form. 235) Der Hauptgrund ist: England ist vorzugsweise bald Kornbauer, bald Viehzüchter, in Wechselperioden, und mit ihnen schwankt der Umfang des bäuerlichen Betriebs. Erst die große Industrie liefert mit den Maschinen die konstante Grundlage der kapitalistischen Agrikultur, exproprilert radikal die ungeheure Mehrzahl des Landvolks und vollendet die Scheidung zwischen Ackerbau und häuslich-ländlichem Gewerbe,
in die Fabrik, dann zum Makler, dann zum Händler, dann habt ihr große Handelsoperationen und nominelles Kapital aufgewandt im zwanzigfachen Betrag ihres Werts... Die arbeitende Klasse wird so ausgebeutet, um eine verelendete Fabrikbevölkerung, eine Parasitenklasse von den Ladenbesitzern und ein fiktive Handels-, Geldund Finanzsystem zu erhalten." (David Urquhart, l.c.p. 120.) 235) Ausnahme bildet hier Cromwells Zeit. Solange die Republik währte, erhob sich die englische Volksmasse in allen Schichten aus der Degradation, wozu sie unter den Tudors gesunken war.
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dessen Wurzeln sie ausreißt - Spinnerei und Weberei. 236) Sie erobert daher auch erst dem industriellen Kapital den ganzen innern Markt. 237)

6. Genesis des industriellen Kapitalisten

#Die Genesis des industriellen 238) Kapitalisten ging nicht in derselben allmählichen Weise vor wie die des
Pächters. Zweifelsohne verwandelten sich manche kleine Zunftmeister und noch mehr selbständige kleine Handwerker oder auch Lohnarbeiter in kleine Kapitalisten und durch allmählich ausgedehntere Exploitation von Lohnarbeit und entsprechende Akkumulation in Kapitalisten sans phrase 2*). In der Kindheitsperiode der kapitalistischen Produktion ging's vielfach zu wie in der Kindheitsperiode des mittelaltrigen #

236) Tuckett weiß, daß aus den eigentlichen Manufakturen und der Zerstörung der ländlichen oder häuslichen Manufaktur, mit Einführung der Maschinerie, die große Wollindustrie hervorgeht. (Tuckett, l.c., v. I, p. 139-144.) "Der Pflug, das Joch waren die Erfindung von Göttern und die Beschäftigung von Heroen: sind Webstuhl, Spindel und Spinnrad minder edler Abkunft? Ihr trennt das Spinnrad und den Pflug, die Spindel und das Joch und erhaltet Fabriken und Armenhäuser, Kredit und Panika, zwei feindliche Nationen, agrikole und kommerzielle." (David Urquhart, l.c.p. 122.) Nun kommt aber Carey und klagt, sicher nicht mit Unrecht, England an, daß es jedes andre Land in ein bloßes Agrikulturvolk zu verwandeln strebt, dessen Fabrikant England. Er behauptet, in dieser Art sei die Türkei ruiniert worden, weil "den Eignern und Bebauern des Bodens niemals gestattet war" (von England), "sich selbst zu kräftigen durch die natürliche Allianz zwischen dem Pflug und dem Webstuhl, dein und der Egge". ("The Slave Trade", p. 125.) Nach ihm ist Urquhart selbst einer der Hauptagenten des Ruins der Türkei, wo er im englischen Interesse Freihandelspropaganda gemacht habe. Das Beste ist, daß Carey, nebenbei großer Russenknecht, durch das Protektionssystem jenen Scheidungsprozeß, den es beschleunigt, verhindern will. 237) Die philanthropisschen englischen Ökonomen, wie Mill, Rogers, Goldwin Smith, Fawcett usw., und liberale Fabrikanten, wie John Bright und Kons., fragen, wie Gott den Kain nach seinem Bruder Abel, so den englischen Grundaristokraten, wo sind unsre Tausende von Freeholders 1*) hingekommen? Aber wo seid ihr denn hergekommen? Aus der Vernichtung jener Freeholders. Warum fragt ihr nicht weiter, wo sind die unabhängigen Weber, Spinner, Handwerker hingekommen? --
1*) Freisassen 2*) hier: schlechthin
238) Industriell hier im Gegensatz zu agrikol. Im "kategorischen" Sinn ist der Pächter ein industrieller Kapitalist so gut wie der Fabrikant. --
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Städtewesens, wo die Frage, wer von den entlaufenen Leibeignen soll Meister sein und wer Diener, großenteils durch das frühere oder spätere Datum ihrer Flucht entschieden wurde. Indes entsprach der Schneckengang dieser Methode in keiner Weise den Handelsbedürfnissen des neuen Weltmarkts, welchen die großen Entdeckungen Ende des 15. Jahrhunderts geschaffen hatten. Aber das Mittelalter hatte zwei verschiedne Formen des Kapitals überliefert, die in den verschiedensten ökonomischen Gesellschaftsformationen reifen und, vor der Ära der kapitalistischen Produktionsweise, als Kapital "quand même" gelten - das Wucherkapital und das Kaufmannskapital.
"Gegenwärtig geht aller Reichtum der Gesellschaft erst in die Hand des Kapitalisten... er zahlt dem Grundeigentümer die Rente, dem Arbeiter den Lohn, dem Steuer- und Zehntenkollektor ihre Ansprache und behält einen großen, in der Tat den größten und täglich anwachsenden Teil des jährlichen Produkts der Arbeit für sich selbst. Der Kapitalist kann jetzt als der Eigner des ganzen gesellschaftlichen Reichtums in erster Hand betrachtet werden, obgleich kein Gesetz ihm das Recht auf dies Eigentum übertragen hat... Dieser Wechsel im Eigentum wurde durch das Zinsnehmen auf Kapital bewirkt... und es ist nicht wenig merkwürdig, daß die Gesetzgeber von ganz Europa dies durch Gesetze wider den Wucher verhindern wollten... Die Macht des Kapitalisten über allen Reichtum des Landes ist eine vollständige Revolution im Eigentumsrecht, und durch welches Gesetz oder welche Reihe von Gesetzen wurde sie bewirkt?" 239)
Der Verfasser hätte sich sagen sollen, daß Revolutionen nicht durch Gesetze gemacht werden. Das durch Wucher und Handel gebildete Geldkapital wurde durch die Feudalverfassung auf dem Land, durch die Zunftverfassung in den Städten an seiner Verwandlung in industrielles Kapital behindert. 240) Diese Schranken fielen mit der Auflösung der feudalen Gefolgschaften, mit der Expropriation und teilweisen Verjagung des Landvolks. Die neue Manufaktur ward in See-Exporthäfen errichtet oder auf Punkten des flachen Landes, außerhalb der Kontrolle des alten Städtewesens und seiner Zunftverfassung. In England daher erbitterter Kampf der corporate towns gegen diese neuen industriellen Pflanzschulen.
#239) "The Natural and Artifical Rights of Property Contrasted", Lond. 1832, p. 98, 99. Verfasser der
anonymen Schrift: Th. Hodskin. 240) Sogar noch 1794 schickten die kleinen Tuchmacher von eine Deputation an das Parlament zur Petition um ein Gesetz, das jedem Kaufmann verbieten sollte, Fabrikant zu werden. (Dr. Aikin, l.c.) --#

1*) überhaupt
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Die Entdeckung der Gold- und Silberländer in Amerika, die Ausrottung, Versklavung und Vergrabung der eingebornen Bevölkerung in die Bergwerke, die beginnende Eroberung und Ausplünderung von Ostindien, die Verwandlung von Afrika in ein Geheg zur Handelsjagd auf Schwarzhäute bezeichnen die Morgenröte der kapitalistischen Produktionsära. Diese idyllischen Prozesse sind Hauptmomente der ursprünglichen Akkumulation. Auf dem Fuß folgt der Handelskrieg der europäischen Nationen, mit dem Erdrund als Schauplatz. Er wird eröffnet durch den Abfall der Niederlande von Spanien, nimmt Riesenumfang an in Englands Antijakobinerkrieg, spielt noch fort in den Opiumkriegen gegen China usw. Die verschiednen Momente der ursprünglichen Akkumulation verteilen sich nun, mehr oder minder in zeitlicher Reihenfolge, namentlich auf Spanien, Portugal, Holland, Frankreich und England. In England werden sie Ende des 17. Jahrhunderts systematisch zusammengefaßt im Kolonialsystem, Staatsschuldensystem, modernen Steuersystem und Protektionssystem. Diese Methoden beruhn zum Teil auf brutalster Gewalt, z.B. das Kolonialsystem. Alle aber benutzten die Staatsmacht, die konzentrierte und organisierte Gewalt der Gesellschaft, um den Verwandlungsprozeß der feudalen in die kapitalistische Produktionsweise treibhausmäßig zu fördern und die Übergänge abzukürzen. Die Gewalt ist der Geburtshelfer jeder alten Gesellschaft, die mit einer neuen schwanger geht. Sie selbst ist eine ökonomische Potenz. Von dem christlichen Kolonialsystem sagt ein Mann, der aus dem Christentum eine Spezialität macht, W. Howitt:
"Die Barbareien und ruchlosen Greueltaten der zog. christlichen Racen, in jeder Region der Welt und gegen jedes Volk, das sie unterjochen konnten, finden keine Parallele in irgendeiner Ära der Weltgeschichte, bei irgendeiner Race, ob noch so wild und ungebildet, mitleidlos und schamlos." 241)
Die Geschichte der holländischen Kolonialwirtschaft - und Holland war die kapitalistische Musternation des 17. Jahrhunderts "entrollt ein unübertreffbares Gemälde von Verrat, Bestechung, Meuchelmord und
241) William Howitt, "Colonization and Christianity. A Popular History of Treatment of the Natives by the Europeans in all their Colonies", Lond. 1838, p. 9. Über die Behandlung der Sklaven gute Kompilation bei Charles Comte, "Traité de la Législation", 3me éd., Bruxelles 1837. Man muß dies Zeug im Detail studieren, um zu zehn, wozu der Bourgeois sich selbst und den Arbeiter macht, wo er die Welt ungeniert nach seinem Bilde modeln kann.
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Niedertracht" 242) Nichts charakteristischer als ihr System des Menschendiebstahls in Celebes, um Sklaven für Java zu erhalten. Die Menschenstehler wurden zu diesem Zweck abgerichtet. Der Dieb, der Dolmetscher und der Verkäufer waren die Hauptagenten in diesem Handel, eingeborne Prinzen die Hauptverkäufer. Die weggestohlne Jugend wurde in den Geheimgefängnissen von Celebes versteckt, bis reif zur Verschickung auf die Sklavenschliffe. Ein offizieller Bericht sagt:
"Diese eine Stadt von Makassar z.B. ist voll von geheimen Gefängnissen, eins schauderhafter als das andre, gepfropft mit Elenden, Opfern der Habsucht und Tyrannei, in Ketten gefesselt, ihren Familien gewaltsam entrissen."
Um sich Malakkas zu bemächtigen, bestachen die Holländer den portugiesischen Gouverneur. Er ließ sie 1641 in die Stadt ein. Sie eilten sofort zu seinem Hause und meuchelmordeten ihn, um auf die Zahlung der Bestechungssumme von 21 875 Pfd. St. zu "entsagen". Wo sie die Füße hinsetzten, folgte Verödung und Entvölkerung. Banjuwangi, eine Provinz von Java, zählte 1750 aber 80 000 Einwohner, 1811 nur noch 8000. Das ist der doux commerce 1*)! Die Englisch-Ostindische Kompanie [47] erhielt bekanntlich, außer der politischen Herrschaft in Ostindien, das ausschließliche Monopol des Teehandels wie des chinesischen Handels überhaupt und des Gütertransports von und nach Europa. Aber die Küstenschiffahrt von Indien und zwischen den Inseln wie der Handel im Innern Indiens wurden Monopol der höhern Beamten der Kompanie. Die Monopole von Salz, Opium, Betel und andren Waren waren unerschöpfliche Minen des Reichtums. Die Beamten selbst setzten die Preise fest und schanden nach Belieben den unglücklichen Hindu. Der Generalgouverneur nahm teil an diesem Privathandel. Seine Günstlinge erhielten Kontrakte unter Bedingungen, wodurch sie, klüger als die Alchimisten, aus nichts Gold machten. Große Vermögen sprangen wie die Pilze an einem Tage auf, die ursprüngliche Akkumulation ging vonstatten ohne Vorschuß eines Schillings. Die gerichtliche Verfolgung des Warren Hastings wimmelt von solchen Beispielen. Hier ein Fall. Ein Opiumkontrakt wird einem gewissen Sullivan zugetellt, im Augenblick seiner Abreise - in öffentlichem Auftrage - nach einem von den Opiumdistrikten ganz entlegnen Teil Indiens. Sullivan verkauft seinen Kontrakt für 40 000 Pfd.St. an einen
#242) Thomas Stamford Raffles, late Lieut. Gov. of that island, "The History of Java", Lond. 1817. [v. II,
p. CXC, CXCI.] --#

1*) sanfte Handel
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gewissen Binn, Binn verkauft ihn denselben Tag für 60 000 Pfd. St., und der schließliche Käufer und Ausführer des Kontrakts erklärt, daß er hinterher noch einen ungeheuren Gewinn herausschlug. Nach einer dem Parlament vorgelegten Liste ließen sich die Kompanie und ihre Beamten von 1757 bis 1766 von den Indiern 6 Millionen Pfd. St. schenken! Zwischen 1769 und 1770 fabrizierten die Engländer eine Hungersnot durch den Aufkauf von allem Reis und durch Weigerung des Wiederverkaufs außer zu fabelhaften Preisen. 243) Die Behandlung der Eingebomen war natürlich am tollsten in den nur zum Exporthandel bestimmten Pflanzungen, wie Westindien, und in den dem Raubmord preisgegebenen reichen und dichtbevölkerten Ländern, wie Mexiko und Ostindien. Jedoch auch in den eigentlichen Kolonien verleugnete sich der christliche Charakter der ursprünglichen Akkumulation nicht. Jene nüchternen Virtuosen des Protestantismus, die Puritaner Neu-Englands, setzten 1703 durch Beschlüsse ihrer Assembly eine Prämie von 40 Pfd.St. auf jedes indianische Skalp und jede gefangne Rothaut, 1720 Prämie von 100 Pfd.St. auf jedes Skalp, 1744, nachdem Massachusetts-Bay einen gewissen Stamm zum Rebellen erklärt hatte, folgende Preise: für männliches Skalp, 12 Jahre und darüber, 100 Pfd.St. neuer Währung, für männliche Gefangne 105 Pfd.St., für gefangne Weiber und Kinder 50 Pfd.St., für Skalps von Weibern und Kindern 50 Pfd.St.! Einige Dezennien später rächte sich das Kolonialsystem an der unterdes aufrührerisch gewordnen Nachkommenschaft der frommen pilgrim fathers. Unter englischem Antrieb und Sold wurden sie tomahawked. Das britische Parlament erklärte Bluthunde und Skalpieren für "Mittel, welche Gott und die Natur in seine Hand gegeben". Das Kolonialsystem reifte treibhausmäßig Handel und Schiffahrt. Die "Gesellschaften Monopolia" (Luther) waren gewaltige Hebel der Kapital-Konzentration. Den aufschiebenden Manufakturen sicherte die Kolonie Absatzmarkt und eine durch das Marktmonopol potenzierte Akkumulation. Der außerhalb Europa direkt durch Plünderung, Versklavung und Raubmord erbeutete Schatz floß ins Mutterland zurück und verwandelte sich hier in Kapital. Holland, welches das Kolonialsystem zuerst völlig entwickelte, stand schon 1648 im Brennpunkt seiner Handelsgröße. Es war
"in fast ausschließlichem Besitz des Westindischen Handels und des Verkehrs zwischen dem europäischen Südwesten und Nordosten. Seine Fischereien, Seewesen, Manufakturen
243) Im Jahr 1866 starben in der einzigen Provinz Orissa mehr als eine Million Hindus am Hungertod. Nichtsdestoweniger suchte man die indische Staatskasse zu bereichern durch die Preise, wozu man den Verhungernden Lebensmittel abließ.
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übertrafen die eines jeden andren Landes. Die Kapitalien der Republik waren vielleicht bedeutender als die des übrigen Europa insgesamt." [173]
Gülich vergißt hinzuzusetzen: Hollands Volksmasse war schon 1648 mehr überarbeitet, verarmter und brutaler unterdrückt als die des übrigen Europas insgesamt. Heutzutage führt industrielle Suprematie die Handelssuprematie mit sich. In der eigentlichen Manufakturpetiode dagegen ist es die Handelssuprematie, die die industrielle Vorherrschaft gibt. Daher die vorwiegende Rolle, die das Kolonialsystem damals spielte. Es war "der fremde Gott", der sich neben die alten Götzen Europas auf den Altar stellte und sie eines schönen Tages mit einem Schub und Bautz sämtlich über den Haufen warf. Es proklamierte die Plusmacherei als letzten und einzigen Zweck der Menschheit. Das System des öffentlichen Kredits, d.h. der Staatsschulden, dessen Ursprünge wir in Genua und Venedig schon im Mittelalter entdecken, nahm Besitz von ganz Europa während der Manufakturperiode. Das Kolonialsystem mit seinem Seehandel und seinen Handelskriegen diente ihm als Treibhaus. So setzte es sich zuerst in Holland fest. Die Staatsschuld, d.h. die Veräußerung des Staats ob despotisch, konstitutionell oder republikanisch - drückt der kapitalistischen Ära ihren Stempel auf. Der einzige Teil des sogenannten Nationalreichtums, der wirklich in den Gesamtbesitz der modernen Völker eingeht, ist - ihre Staatsschuld. 243a) Daher ganz konsequent die moderne Doktrin, daß ein Volk um so reicher wird, je tiefer es sich verschuldet. Der öffentliche Kredit wird zum Credo des Kapitals. Und mit dem Entstehen der Staatsverschuldung tritt an die Stelle der Sünde gegen den heiligen Geist, für die keine Verzeihung ist, der Treubruch an der Staatsschuld. Die öffentliche Schuld wird einer der energischsten Hebel der ursprünglichen Akkumulation. Wie mit dem Schlag der Wünschelrute begabt sie das unproduktive Geld mit Zeugungskraft und verwandelt es so in Kapital, ohne daß es dazu nötig hätte, sich der von industrieller und selbst wucherischer Anlage unzertrennlichen Mühwaltung und Gefahr auszusetzen. Die Staatsgläubiger geben in Wirklichkeit nichts, denn die geliehene Summe wird in öffentliche leicht übertragbare Schuldscheine verwandelt, die in
243a) William Cobbett bemerkt, daß in England alle öffentlichen Anstalten als "königliche" bezeichnet werden, zum Ersatz dafür gab es Jedoch die "National"-Schuld (national debt).
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ihren Händen fortfungieren, ganz als wären sie ebensoviel Bargeld. Aber auch abgesehn von der so geschaffnen Klasse müßiger Rentner und von dem improvisierten Reichtum der zwischen Regierung und Nation die Mittler spielenden Finanziers - wie auch von dem der Steuerpächter, Kaufleute, Privatfabrikanten, denen ein gut Stück jeder Staatsanleihe den Dienst eines vom Himmel gefallenen Kapitals leistet - hat die Staatsschuld die Aktiengesellschaften, den Handel mit negoziablen Effekten aller Art, die Agiotage emporgebracht, in einem Wort: das Börsensspiel und die moderne Bankokratie. Von ihrer Geburt an waren die mit nationalen Titeln aufgestutzten großen Banken nur Gesellschaften von Privatspekulanten, die sich den Regierungen an die Seite stellten und, dank den erhaltnen Privilegien, ihnen Geld vorzuschießen imstande waren. Daher hat die Akkumulation der Staatsschuld keinen unfehlbareren Gradrnesser als das sukzessive Steigen der Aktien dieser Banken, deren volle Entfaltung von der Gründung der Bank von England datiert (1694). Die Bank von England begann damit, der Regierung ihr Geld zu 8% zu verleihen; gleichzeitig war sie vom Parlament ermächtigt, aus demselben Kapital Geld zu münzen, indem sie es dem Publikum nochmals in Form von Banknoten lieh. Sie durfte mit diesen Noten Wechsel diskontieren, Waren beleihen und edle Metalle einkaufen. Es dauerte nicht lange, so wurde dies von ihr selbst fabrizierte Kreditgeld die Münze, worin die Bank von England dem Staat Anleihen machte und für Rechnung des Staats die Zinsen der öffentlichen Schuld bezahlte. Nicht genug, daß sie mit einer Hand gab, um mit der andern mehr zurückzuempfangen; sie blieb auch, während sie empfing, ewige Gläubigerin der Nation bis zum letzten gegebnen Heller. Allmählich wurde sie der unvermeidliche Behälter der Metallschätze des Landes und das Gravitationszentrum des gesamten Handelskredits. Um dieselbe Zeit, wo man in England aufhörte, Hexen zu verbrennen, fing man dort an, Banknotenfälscher zu hängen. Welchen Effekt auf die Zeitgenossen das plötzliche Auftauchen dieser Brut von Bankokraten, Finanziers, Rentiers, Maklern, Stockjobbers und Börsenwölfen machte, beweisen die Schriften jener Zeit, z.B. Bolingbrokes. 243b) Mit den Staatsschulden entstand ein internationales Kreditsystem, das häufig eine der Quellen der ursprünglichen Akkumulation bei diesem oder jenem Volk versteckt. So bilden die Gemeinheiten des venetianischen Raubsystems
243b) "Wenn die Tataren heute Europa überfluteten, würde es schwerhalten, ihnen verständlich zu machen, was bei uns ein Finanzier ist." (Montesquieu, "Esprit des lois", t.IV, p.33, éd. Londres 1769.)
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eine solche verborgne Grundlage des Kapitalreichtums von Holland, dem das verfallende Venedig große Geldsummen lieh. Ebenso verhält es sich zwischen Holland und England. Schon im Anfang des 18. Jahrhundens sind die Manufakturen Hollands weit überflügelt und hat es aufgehört, herrschende Handels- und Industrienation zu sein. Eins seiner Hauptgeschäfte von 1701-1776 wird daher das Ausleihen ungeheurer Kapitalien, speziell an seinen mächtigen Konkurrenten England. Ähnliches gilt heute zwischen England und den Vereinigten Staaten. Manch Kapital, das heute in den Vereinigten Staaten ohne Geburtsschein auftritt, ist erst gestern in England kapitalisiertes Kinderblut. Da die Staatsschuld ihren Rückhalt in den Staatseinkünften hat, die die jährlichen Zins- usw. Zahlungen decken müssen, so wurde das moderne Steuersystem notwendige Ergänzung des Systems der Nationalanleihen. Die Anleihen befähigen die Regierung, außerordentliche Ausgaben zu streiten, ohne daß der Steuerzahler es sofort fühlt, aber sie erfordern doch für die Folge erhöhte Steuern. Andrerseits zwingt die durch Anhäufung nacheinander kontrahierter Schulden verursachte Steuererhöhung die Regierung, bei neuen außerordentlichen Ausgaben stets neue Anleihen aufzunehmen. Die moderne Fiskalität, deren Drehungsachse die Steuern auf die notwendigsten Lebensmittel (also deren Verteuerung) bilden, trägt daher in sich selbst den Keim automatischer Progression. Die Überbesteuerung ist nicht ein Zwischenfall, sondern vielmehr Prinzip. In Holland, wo dies System zuerst inauguriert, hat daher der große Patriot de Witt es in seinen Maximen gefeiert als das beste System, um den Lohnarbeiter unterwürfig, frugal, fleißig und... mit Arbeit überladen zu machen. Der zerstörende Einfluß, den es auf die Lage der Lohnarbeiter ausübt, geht uns hier jedoch weniger an als die durch es bedingte gewaltsame Expropriation des Bauern, des Handwerkers, kurz aller Bestandteile der kleinen Mittelklasse. Darüber bestehn keine zwei Meinungen, selbst nicht bei den bürgerlichen Ökonomen. Verstärkt wird seine expropriierende Wirksamkeit noch durch das Protektionssystem, das einer seiner integrierenden Teile ist. Der große Anteil an der Kapitalisation des Reichtums und der Expropriation der Massen, der auf die öffentliche Schuld und das ihr entsprechende Fiskalitätssystem fällt, hat eine Menge Schriftsteller, wie Cobbett, Doubleday und andre, dahin geführt, mit Unrecht hierin die Grundursache des Elends der modernen Völker zu suchen. Das Protektionssystem war ein Kunstmittel, Fabrikanten zu fabrizieren, unabhängige Arbeiter zu expropriieren, die nationalen Produktions- und Lebensmittel zu kapitalisieren, den Übergang aus der altertümlichen in die
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moderne Produktionsweise gewaltsam abzukürzen. Die europäischen Staaten rissen sich um das Patent dieser Erfindung, und einmal in den Dienst der Plusmacher eingetreten, brandschatzten sie zu jenem Behuf nicht nur das eigne Volk, indirekt durch Schzölle, direkt durch Exportprämien usw. In den abhängigen Nebenlanden wurde alle Industrie gewaltsam ausgerodet, wie z.B. die irische Wollmanufaktur durch England. Auf dem europäischen Kontinent ward nach Colberts Vorgang der Prozeß noch sehr vereinfacht. Das ursprüngliche Kapital des Industriellen fließt hier zum Teil direkt aus dem Staatsschatz.
"Warum", ruft Mirabeau, "so weit die Ursache des Manufakturglanzes Sachsens vor dem Siebenjährigen Krieg suchen gehn? 180 Millionen Staatsschulden!" 244)
Kolonialsystem, Staatsschulden, Steuerwucht, Protektion, Handelskriege usw., diese Sprößlinge der eigentlichen Manufakturperiode, schwellen riesenhaft während der Kinderperiode der großen Industrie. Die Geburt der letztren wird gefeiert durch den großen herodischen Kinderraub. Wie die königliche Flotte, rekrutieren sich die Fabriken vermittelst der Presse. So blasiert Sir F. M. Eden ist über die Greuel der Expropriation des Landvolks von Grund und Boden seit dem letzten Drittel des 15. Jahrhunderts bis zu seiner Zeit, dem Ende des 18. Jahrhunderts, so selbstgefällig er gratuliert zu diesem Prozeß, "notwendig", um die kapitalistische Agrikultur und das wahre Verhältnis von Ackerland und Viehweide "herzustellen", beweist er dagegen nicht dieselbe ökonomische Einsicht in die Notwendigkeit des Kinderraubs und der Kindersklaverei für die Verwandlung des Manufakturbetriebs in den Fabrikbetrieb und die Herstellung des wahren Verhältnisses von Kapital und Arbeitskraft. Er sagt:
"Es mag vielleicht der Tagung des Publikums wert sein, ob irgendeine Manufaktur, die zu ihrer erfolgreichen Ausführung Cottages und Workhouses von armen Kindern ausplündern muß, damit sie, truppweis sich ablösend, den größten Teil der Nacht durch abgerackert und der Ruhe beraubt werden; eine Manufaktur, die außerdem Haufen beiderlei Geschlechts, von verschiednen Altersstufen und Neigungen, so zusammenhudelt, daß die Ansteckung des Beispiels zu Verworfenheit und Liederlichkeit führen muß -, ob solch eine Manufaktur die Summe des nationalen und individuellen Glücks vermehren kann?" 245) "In Derbyshire, Nottinghamshire und besonders Lancashire", sagt Fielden, "wurde die jüngst erfundne Maschinerie angewandt in großen
244) "Pourquoi aller chercher si loin la cause de l'éclat manufacturier de la Saxe avant la guerre? Cent quatre-vingt millions de dettes faites par les souverains!" (Mirabeau, l.c., t.VI, p. 101.) 245) Eden, l.c.,b. II, ch. I, p. 421.
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Fabriken, dicht bei Strömen, fähig, das Wasserrad zu drehn. Tausende von Händen waren plötzlich erheischt an diesen Plätzen, fern von den Städten; und Lancashire namentlich, bis zu jener Zeit vergleichungsweis dünn bevölkert und unfruchtbar, bedurfte jetzt vor allem einer Population. Die kleinen und flinken Finger waren vor allem in Requisition. Sofort sprang die Gewohnheit auf, Lehrlinge (!) aus den verschiednen Pfarrei-Workhouses von London, Birmingham und sonstwo zu beziehn. Viele, viele Tausende dieser kleinen hilflosen Kreaturen, vom 7. bis zum 13. oder 14. Jahr, wurden so nach dem Norden spediert. Es war die Gewohnheit für den Meister" (d.h. den Kinderdieb), "seine Lehrlinge zu kleiden, nähren und logieren in einem Lehrlingshaus nah bei der Fabrik. Aufseher wurden bestellt, um ihre Arbeit zu überwachen. Es war das Interesse dieser Sklaventreiber, die Kinder aufs äußerste abzuarbeiten, denn ihre Zahlung stand im Verhältnis zum Produktenquantum, das aus dem Kind erpreßt werden konnte. Grausamkeit war natürliche Folge... In vielen Fabrikdistrikten, besonders Lancashires, wurden die herzzerreißendsten Torturen verübt an diesen harmlosen und freundlosen Kreaturen, die den Fabrikherrn konsigniert waren. Sie wurden zu Tod gehetzt durch Arbeitsexzesse... sie wurden gepeitscht, gekettet und gefoltert mit dem ausgesuchtesten Raffinement von Grausamkeit; sie wurden in vielen Fällen bis auf die Knochen ausgehungert, während die Peitsche sie an der Arbeit hielt... Ja, in einigen Fällen wurden sie zum Selbstmord getrieben!... Die schönen und romantischen Täler von Derbyshire, Nottinghamshire und Lancashire, abgeschlossen vom öffentlichen Auge, wurden grause Einöden von Tortur und - oft von Mord!... Die Profite der Fabrikanten waren enorm. Das wetzte nur ihren Werwolfsheißhunger. Sie begannen die Praxis der Nachtarbeit, d.h. nachdem sie eine Gruppe Hände durch das Tagwerk gelähmt, hielten sie eine andre Gruppe für das Nachtwerk bereit; die Tagesgruppe wanderte in die Betten, welche die Nachtgruppe grade verlassen hatte und vice versa. Es ist Volksüberlieferung in Lancashire, daß die Betten nie abkühlten." 246)
#246) John Fielden, l.c.p. 5, 6. Über die ursprünglichen Infamien des Fabrikwesens vgl. Dr. Aikin
(1795), l.c.p. 219, und Gisborne, "Enquiry into the duties of men", 1795, v. II. - Da die Dampfmaschine die Fabriken von den ländlichen Wasserfällen weg in die Mitte von Städten verpflanzte, fand der "entsagungslustige" Plusmacher das Kindermaterial nun zur Hand, ohne gewaltsame Sklavenzufuhr aus den Workhouses. - Als Sir R. Peel (Vater des "Ministers der Plausibilität") seine Bill zum Schutz der Kinder 1815 einbrachte, erklärte F. Horner (lumen 1*) des Bullion-Komitees und intimer Freund Ricardos) im Unterhaus: "Es ist notorisch, daß mit den Effekten eines Bankrotteurs eine Bande, wenn er solchen Ausdruck brauchen durfe, von Fabrikkindern zur Auktion öffentlich, als Teil des Eigentums, annonciert und losgeschlagen wurde. Vor zwei Jahren" (1813) "kam ein abscheulicher Fall vor die King's Bench 2*). Es handelte sich um eine Anzahl Knaben. Eine Pfarrei von London hatte sie einem Fabrikanten Übermacht, der übe sie wieder auf einen andren. Sie wurden schließlich --#

1*) Leuchte - 2*) das Oberhofgericht
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Mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktion während der Manufakturperiode hatte die öffentliche Meinung von Europa den letzten Rest von Schamgefühl und Gewissen eingebüßt. Die Nationen renommierten zynisch mit jeder Infamie, die ein Mittel zu Kapitalakkumulation. Man lese z.B. die naiven Handelsannalen des Biedermanns A. Anderson. Hier wird es als Triumph englischer Staatsweisheit ausposaunt, daß England im Frieden von Utrecht den Spaniern durch den Asientovertrag [174] das Privilegium abzwang, den Negerhandel, den es bisher nur zwischen Afrika und dem englischen Westindien betrieb, nun auch zwischen Afrika und dem spanischen Amerika betreiben zu dürfen. England erhielt das Recht, das spanische Amerika bis 1743 jährlich mit 4800 Negern zu versorgen. Dies gewährte zugleich einen offiziellen Deckmantel für den britischen Schmuggel. Liverpool wuchs groß auf der Basis des Sklavenhandels. Er bildet seine Methode der ursprünglichen Akkumulation. Und bis heutzutag blieb die Liverpooler "Ehrbarkeit" Pindar des Sklavenhandels, welcher - vgl. die zitierte Schrift des Dr. Aikin von 1795 - "den kommerziellen Unternehmungsgeist bis zur Leidenschaft steigere, famose Seeleute bilde und enormes Geld einbringe". Liverpool beschäftigte 1730 im Sklavenhandel 15 Schiffe, 1751: 53, 1760: 74, 1770: 96 und 1792: 132. Während sie die Kindersklaverei in England einführte, gab die Baumwollindustrie zugleich den Anstoß zur Verwandlung der früher mehr oder minder patriarchalischen Sklavenwirtschaft der Vereinigten Staaten in ein kommerzielles Exploitationssystem. Überhaupt bedurfte die verhallte Sklaverei der Lohnarbeiter in Europa zum Piedestal die Sklaverei sans phrase 1*) in der neuen Welt. 247) Tantae molis erat [175], die "ewigen Naturgesetze" der kapitalistischen Produktionsweise zu entbinden, den Scheidungsprozeß zwischen Arbeitern und Arbeitsbedingungen zu vollziehn, auf dem einen Pol die gesellschaftlichen
#von einigen Menschenfreunden in einem Zustand absoluter Verhungerung (absolute famine) entdeckt. Ein andrer
Fall, noch abscheulicher, sei zu seiner Kenntnis als Mitglied des parlamentarischen Untersuchungskomitees gebracht worden. Vor nicht vielen Jahren schlossen eine Londoner Pfarrei und ein Fabrikant von Lancashire einen Vertrag, wodurch stipuliert wurde, daß er auf je 20 gesunde Kinder einen Idioten mit in den Kauf zu nehmen habe." 247) 1790 kamen im englischen Westindien 10 Sklaven auf 1 Freien, im französischen 14 auf 1, im holländischen 23 auf 1. (Henry Brougham, "An Inquiry into the Colonial Policy of the European Powers", Edinb. 1803, v. II, p. 74.) --#

1*) ohne Hülle
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Produktions- und Lebensmittel in Kapital zu verwandeln, auf dem Gegenpol die Volksmasse in Lohnarbeiter, in freie "arbeitende Arme", dies Kunstprodukt der modernen Geschichte. 248) Wenn das Geld, nach Augier, "mit natürlichen Blutflecken auf einer Backe zur Welt kommt" 249), so das Kapital von Kopf bis Zeh, aus allen Poren, blut- und schmutztriefend. 250)
#248) Der Ausdruck "labouring poor" 1*)findet sich in den englischen Gesetzen vom Augenblick, wo
die Klasse der Lohnarbeiter bemerkenswert wird. Die "labouring poor" stehn im Gegensatz, einerseits zu den "idle poor" 2*), Bettlern usw., andrerseits zu den Arbeitern, die noch keine gepackten Hühner, sondern Eigentümer ihrer Arbeitsmittel sind. Aus dem Gesetz ging der Ausdruck "labouring poor" in die politische Ökonomie über, von Culpeper, J. Child usw. bis A. Smith und Eden. Danach beurteile man die bonne foi 3*) des "execrable political cantmonger" 4*) Edmund Barke, wenn er den Ausdruck "labouring poor" für "execrable political cant" 5*) erklärt. Dieser Sykophant, der im Sold der englischen Oligarchie den Romantiker gegenüber der Französischen Revolution spielte, ganz wie er, im Sold der nordamerikanischen Kolonien beim Beginn der amerikanischen Wirren, gegenüber der englischen Oligarchie den Liberalen gespielt hatte, war durch und durch ordinärer Bourgeois: "Die Gesetze des Handels sind die Gesetze der Natur und folglich die Gesetze Gottes." (E. Burke, l.c.p. 31, 32.) Kein Wunder, daß er, den Gesetzen Gottes und der Natur getreu, stets sich selbst auf dem besten Markt verkauft hat! Man findet in des Rev. Tuckers Schriften - Tucker war Pfaff und Tory, im übrigen aber anständiger Mann und tüchtiger politischer Ökonom - sehr gute Chamkeristik dieses Edmund Burke während seiner liberalen Zeit. Bei der infamen Charakterlosigkeit, die heutzutag herrscht und devotest an "die Gesetze des Handels" glaubt, ist es Pflicht, wieder und wieder die Burkes zu brandmarken, die sich von ihren Nachfolgern nur durch eins unterscheiden Talent! 249) Marie Augier, "Du Crédit Public", [Paris 1842, p. 265]. 250) "Kapital", sagt der Quarterly Reviewer, "flieht Tumult und Streit und ist ängstlicher Natur. Das ist sehr wahr, aber doch nicht die ganze Wahrheit. Das Kapital hat einen horror vor Abwesenheit von Profit oder sehr kleinem Profit, wie die Natur vor der Leere. Mit entsprechendem Profit wird Kapital kühn. Zehn Prozent sicher, und man kann es überall anwenden; 20 Prozent, es wird lebhaft; 50 Prozent, positiv waghalsig; für 100 Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß; 300 Prozent, und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf Gefahr des Galgens. Wenn Tumult und Streit Profit bringen, wird es sie beide encouragieren. Beweis: Schmuggel und #Sklavenhandel." (T. J. Dunning, l.c.p. 35, 36.) --#

1*) "arbeitende Arme" - 2*) "müßigen Armen" - 3*) den guten Glauben - 4*) "ekelhaften politischen Heuchlers" - 5*) "ekelhafte politische Heuchelei"
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7. Geschichtliche Tendenz der kapitalistischen Akkmulation
Worauf kommt die ursprüngliche Akkumulation des Kapitals, d.h. seine historische Genesis, hinaus? Soweit sie nicht unmittelbare Verwandlung von Sklaven und Leibeignen in Lohnarbeiter, also bloßer Formwechsel ist, bedeutet sie nur die Expropriation der unmittelbaren Produzenten, d.h. die Auflösung des auf eigner Arbeit beruhenden Privateigentums. Privateigentum, als Gegensatz zum gesellschaftlichen, kollektiven Eigentum, besteht nur da, wo die Arbeitsmittel und die äußeren Bedingungen der Arbeit Privatleuten gehören. Je nachdem aber diese Privatleute die Arbeiter oder die Nichtarbeiter sind, hat auch das Privateigentum einen andern Charakter. Die unendlichen Schattierungen, die es auf den ersten Blick darbietet, spiegeln nur die zwischen diesen beiden Extremen liegenden Zwischenzustände wider. Das Privateigentum des Arbeiters an seinen Produktionsmitteln ist die Grundlage des Kleinbetriebs, der Kleinbetrieb eine notwendige Bedingung für die Entwicklung der gesellschaftlichen Produktion und der freien Individualität des Arbeiters selbst. Allerdings existiert diese Produktionsweise auch innerhalb der Sklaverei, Leibeigenschaft und andrer Abhängigkeitsverhältnisse. Aber sie blüht nur, schnellt nur ihre ganze Energie, erobert nur die adäquate klassische Form, wo der Arbeiter freier Privateigentümer seiner von ihm selbst gehandhabten Arbeitsbedingungen ist, der Bauer des Ackers, den er bestellt, der Handwerker des Instruments, worauf er als Virtuose spielt. Diese Produktionsweise unterstellt Zersplitterung des Bodens und der übrigen Produktionsmittel. Wie die Konzentration der letztren, so schließt sie auch die Kooperation, Teilung der Arbeit innerhalb derselben Produktionsprozesse, gesellschaftliche Beherrschung und Reglung der Natur, freie Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkräfte aus. Sie ist nur verträglich mit engen naturwüchsigen Schranken der Produktion und der Gesellschaft. Sie verewigen wollen hieße, wie Pecqueur mit Recht sagt, die allgemeine Mittelmäßigkeit dekretieren" [176]. Auf einem gewissen Höhegrad bringt sie die materiellen Mittel ihrer eignen Vernichtung zur Welt. Von diesem Augenblick regen sich Kräfte und Leidenschaften im Gesellschaftsschoße, welche sich von ihr gefesselt fühlen. Sie muß vernichtet werden, sie wird vernichtet. Ihre Vernichtung, die Verwandlung der individuellen und zersplitterten Produktionsmittel in gesellschaftlich konzentrierte, daher des zwerghaften Eigentums vieler in das massenhafte Eigentum weniger, daher die Expropriation der großen Volksmasse von Grund und Boden und
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Lebensmitteln und Arbeitsinstrumenten, diese furchtbare und schwierige Expropriation der Volksmasse bildet die Vorgeschichte des Kapitals. Sie umfaßt eine Reihe gewaltsamer Methoden, wovon wir nur die epochemachenden als Methoden der ursprünglichen Akkumulation des Kapitals Revue passieren ließen. Die Expropriation der unmittelbaren Produzenten wird mit schonungslosestem Vandalismus und unter dem Trieb der infamsten, schmutzigsten, kleinlichst gehässigsten Leidenschaften vollbracht. Das selbsterarbeitete, sozusagen auf Verwachsung des einzelnen, unabhängigen Arbeitsindividuums mit seinen Arbeitsbedingungen beruhende Privateigentum wird verdrängt durch das kapitalistische Privateigentum, welches auf Exploitation fremder, aber formell freier Arbeit beruht. 251) Sobald dieser Umwandlungsprozeß nach Tiefe und Umfang die alte Gesellschaft hinreichend zersetzt hat, sobald die Arbeiter in Proletarier, ihre Arbeitsbedingungen in Kapital verwandelt sind, sobald die kapitalistische Produktionsweise auf eignen Füßen steht, gewinnt die weitere Vergesellschaftung der Arbeit und weitere Verwandlung der Erde und andrer Produktionsmittel in gesellschaftlich ausgebeutete, also gemeinschaftliche Produktionsmittel, daher die weitere Expropriation der Privateigentümer, eine neue Form. Was jetzt zu expropriieren, ist nicht länger der selbstwirtschaftende Arbeiter, sondern der viele Arbeiter exploitierende Kapitalist. Diese Expropriation vollzieht sich durch das Spiel der immanenten Gesetze der kapitalistischen Produktion selbst, durch die Zentralisation der Kapitale. Je ein Kapitalist schlag viele tot. Hand in Hand mit dieser Zentralisation oder der Expropriation vieler Kapitalisten durch wenige entwickelt sich die kooperative Form des Arbeitsprozesses auf stets wachsender Stufenleiter, die bewußte technische Anwendung der Wissenschaft, die planmäßige Ausbeutung der Erde, die Verwandlung der Arbeitsmittel in nur gemeinsam verwendbare Arbeitsmittel, die Ökonomisierung aller Produktionsmittel durch ihren Gebrauch als Produktionsmittel kombinierter, gesellschaftlicher Arbeit, die Verschlingung aller Völker in das Netz des Weitmarkts und damit der internationale Charakter des kapitalistischen Regimes. Mit der beständig abnehmenden Zahl der Kapitalmagnaten, welche alle Vorteile dieses Umwandlungsprozesses usurpieren und monopolisieren, wächst die Masse des Elends, des Drucks, der Knechtschaft, der Entartung, der Ausbeutung, aber auch die Empörung der stets anschwellenden
251) "Wir befinden uns in einer Lage, die für die Gesellschaft gänzlich neu ist... wir streben dahin, jede Art Eigentum von jeder Art Arbeit zu trennen." (Sismondi, "Nouveaux Principes le l'Écon. Polit.", t. II, p. 434.)
#791# 24. Kapitel - Die sogenannte ursprüngliche Akkumulation --

und durch den Mechanismus des kapitalistischen Produktionsprozesses selbst geschulten, vereinten und organisierten Arbeiterklasse. Das Kapitalmonopol wird zur Fessel der Produktionsweise, die mit und unter ihm aufgeblüht ist. Die Zentralisation der Produktionsmittel und die Vergesellschaftung der Arbeit erreichen einen Punkt, wo sie unverträglich werden mit ihrer kapitalistischen Hülle. Sie wird gesprengt. Die Stunde des kapitalistischen Privateigentums schlägt. Die Expropriateurs werden expropriiert. Die aus der kapitalistischen Produktionsweise hervorgehende kapitalistische Aneignungsweise, daher das kapitalistische Privateigentum, ist die erste Negation des individuellen, auf eigne Arbeit gegründeten Privateigentums. Aber die kapitalistische Produktion erzeugt mit der Notwendigkeit eines Naturprozesses ihre eigne Negation. Es ist Negation der Negation. Diese stellt nicht das Privateigentum wieder her, wohl aber das individuelle Eigentum auf Grundlage der Errungenschaft der kapitalistischen Ära: der Kooperation und des Gemeinbesitzes der Erde und der durch die Arbeit selbst produzierten Produktionsmittel. Die Verwandlung des auf eigner Arbeit der Individuen beruhenden, zersplitterten Privateigentums in kapitalistisches ist natürlich ein Prozeß, ungleich mehr langwierig, hart und schwierig als die Verwandlung des tatsächlich bereits auf gesellschaftlichem Produktionsbetrieb beruhenden kapitalistischen Eigentums in gesellschaftliches. Dort handelte es sich um die Expropriation der Volksmasse durch wenige Usurpatoren, hier handelt es sich um die Expropriation weniger Usurpatoren durch die Volksmasse. 262)
252) "Der Fortschritt der Industrie, dessen willenloser und widerstandloser Träger die Bourgeoisie ist, setzt an die Stelle der Isolierung der Arbeiter durch die Konkurrenz ihre revolutionäre Vereinigung durch die Assoziation. Mit der Entwicklung der großen Industrie wird also unter den Füßen der Bourgeoisie die Grundlage selbst weggezogen, worauf sie produziert und die Produkte sich aneignet. Sie produziert also vor allem ihre eignen Totengräber. Ihr Untergang und der Sieg des Proletariats sind gleich unvermeidlich... Von allen Klassen, weiche heutzutage der Bourgeoisie gegenüberstehn, ist nur das Proletariat eine wirklich revolutionäre Klasse. Die übrigen Klassen verkommen und gehn unter mit der großen Industrie. das Proletariat ist ihr eigenstes Produkt. Die Mittelstände, der kleine Industrielle, der kleine Kaufmann, der Handwerker, der Bauer, sie alle bekämpfen die Bourgeoisie, um ihre Existenz als Mittelstände vor dem Untergang zu sichern... sie sind reaktionär, denn sie suchen das Rad der Geschichte zurückzudrehn." (Karl Marx und F.Engels, "Manifest der Kommunistischen Partei", London 1848, p. 11, 9. 1*))
1*) Vgl. Band 4 unserer Ausgabe, S. 474, 472
#792# --

FÜNFUNDZWANZIGSTES KAPITEL

Die moderne Kolonisationstheorie253)

#Die politische Ökonomie verwechselt prinzipiell zwei sehr verschiedne Sorten Privateigentum, wovon das
eine auf eigner Arbeit des Produzenten beruht, das andre auf der Ausbeutung fremder Arbeit. Sie vergißt, daß das letztre nicht nur den direkten Gegensatz des erstren bildet, sondern auch bloß auf seinem Grab wächst. Im Westen von Europa, dem Heimatsland der politischen Ökonomie, ist der Prozeß der ursprünglichen Akkumulation mehr oder minder vollbracht. Das kapitalistische Regiment hat hier entweder die ganze nationale Produktion sich direkt unterworfen, oder, wo die Verhältnisse noch unentwickelter, kontrolliert es wenigstens indirekt die neben ihm fortexistierenden, verkommenen, der veralteten Produktionsweise angehörigen Gesellschaftsschichten. Auf diese fertige Welt des Kapitals wendet der politische Ökonom mit desto ängstlicherem Eifer und desto größerer Salbung die Rechtsund Eigentumsvorstellungen der vorkapitalistischen Welt an, je lauter die Tatsachen seiner Ideologie ins Gesicht schreien. Anders in den Kolonien. Das kapitalistische Regiment stößt dort überall auf das Hindernis des Produzenten, welcher als Besitzer seiner eignen Arbeitsbedingungen sich selbst durch seine Arbeit bereichert statt den Kapitalisten. Der Widerspruch dieser zwei diametral entgegengesetzten ökonomischen Systeme betätigt sich hier praktisch in ihrem Kampf. Wo der Kapitalist die Macht des Mutterlandes im Rücken hat, sucht er die auf eigner Arbeit beruhende Produktions- und Aneignungsweise gewaltsam #

253) Es handelt sich hier von wirklichen Kolonien, jungfräulichem Boden, der durch freie Einwanderer kolonisiert wird. Die Vereinigten Staaten sind, ökonomisch gesprochen, immer noch Kolonialland Europas. Übrigens gehören auch solche alten Pflanzungen hierher, wo die Aufhebung der Sklaverei die Verhältnisse gänzlich umgewälzt hat.
#793# 25. Kapitel - Die moderne Kolonisationatheorie --

aus dem Weg zu räumen. Dasselbe Interesse, welches den Sykophanten des Kapitals, den politischen Ökonomen, im Mutterland bestimmt, die kapitalistische Produktionsweise theoretisch für ihr eignes Gegenteil zu erklären, dasselbe Interesse treibt ihn hier "to make a clean breast of it" 1*) und den Gegensatz beider Produktionsweisen laut zu proklamieren. Zu diesem Behuf weist er nach, wie die Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit, Kooperation, Arbeitsteilung, Anwendung der Maschinerie im großen usw. unmöglich sind ohne die Expropriation der Arbeiter und die entsprechende Verwandlung ihrer Procluküonsmittel in Kapital. Im Interesse des sog. Nationalreichtums sucht er nach Kunstmitteln zur Herstellung der Volksarmut. Sein apologetischer Panzer zerbröckelt hier Stück für Stück wie mürber Zunder. Es ist das große Verdienst E. G. Wakefields, nicht irgend etwas Neues über die Kolonien 254), aber in den Kolonien die Wahrheit über die kapitalistischen Verhältnisse des Mutterlands entdeckt zu haben. Wie das Protektionssystem in seinen Ursprüngen 255) die Fabrikation von Kapitalisten im Mutterland, so erstrebt Wakefields Kolonisationstheorie, welche England eine Zeitlang gesetzlich ins Werk zu setzen suchte, die Fabrikation von Lohnarbeitern in den Kolonien. Das nennt er "systematic colonization" (systematische Kolonisation). Zunächst entdeckte Wakefield in den Kolonien, daß das Eigentum an Geld, Lebensmitteln, Maschinen und andren Produktionsmitteln einen Menschen noch nicht zum Kapitalisten stempelt, wenn die Ergänzung fehlt, der Lohnarbeiter, der andre Mensch, der sich selbst freiwillig zu verkaufen gezwungen ist. Er entdeckte, daß das Kapital nicht eine Sache ist, sondern ein durch Sachen vermitteltes gesellschaftliches Verhältnis zwischen Personen. 256) Herr Peel, jammert er uns vor, nahm Lebensmittel und Produktionsmittel zum Belauf von 50 000 Pfd. St. aus England nach dem Swan
#254) Die wenigen Lichtblicke Wakefields über das Wesen der Kolonien selbst sind vollständig
antizipiert durch Mirabeau père, den Physiokraten, und noch viel früher durch englische Ökonomen. 255) Es wird später eine temporäre Notwendigkeit im internationalen Konkurrenzkampf. Welches aber immer sein Motiv, die Folgen bleiben dieselben. 256) Ein Neger ist ein Neger. In bestimmten Verhältnissen wird er erst zum Sklaven. Eine Baumwollspinnmaschine ist eine Maschine zum Baumwollspinnen. Nur in bestimmten Verhältnissen wird sie zu Kapital. Aus diesen Verhältnissen herausgerissen, ist sie so wenig Kapital, wie Gold an und für sich Geld oder der Zucker der Zuckerpreis --#

1*) "die Sache offen herauszusagen"
#794# VII. Abschnitt - Der Akkumulationsprowß des Kapitals --

River, Neuholland, mit. Herr Peel war so vorsichtig, außerdem 3000 Personen der arbeitenden Klasse, Männer, Weiber und Kinder mitzubringen. Einmal am Bestimmungsplatz angelangt, blieb Herr Peel, ohne einen Diener, sein Bett zu machen oder ihm Wasser aus dem Fluß zu schöpfen" 257). Unglücklicher Herr Peel, der alles vorsah, nur nicht den Export der englischen Produktionsverhältnisse nach dem Swan River! Zum Verständnis der folgenden Entdeckungen Wakefields zwei Vorbemerkungen. Man weiß: Produktions- und Lebensmittel, als Eigentum des unmittelbaren Produzenten, sind kein Kapital. Sie werden Kapital nur unter Bedingungen, worin sie zugleich als Exploitations- und Beherrschungsmittel des Arbeiters dienen. Diese ihre kapitalistische Seele ist aber im Kopfe des politischen Ökonomen so innig mit ihrer stofflichen Substanz vermählt, daß er sie unter allen Umständen Kapital tauft, auch wo sie das grade Gegenteil sind. So bei Wakefield. Ferner: die Zersplitterung der Produktionsmittel als individuelles Eigentum vieler voneinander unabhängigen, selbstwirtschaftenden Arbeiter nennt er gleiche Teilung des Kapitals. Es geht dem politischen Ökonomen wie dem feudalen Juristen. Letzterer klebte auch auf reine Geldverhältnisse seine feudalen Rechtsetiketten.
"Wäre", sagt Wakefield, "das Kapital unter alle Mitglieder der Gesellschaft in gleiche Portionen verteilt, so hätte kein Mensch ein Interesse, mehr Kapital zu akkumidieren, als er mit seinen eignen Hinden anwenden kann. Dies ist in gewissem Grad der Fall in neuen amerikanischen Kolonien, wo die Leidenschaft für Grundeigentum die Existenz einer Klasse von Lohnarbeitern verhindert." 258)
Solange also der Arbeiter für sich selbst akkumulieren kann, und das kann er, solange er Eigentümer seiner Produktionsmittel bleibt, ist die kapitahstische Akkumulation und die kapitalistische Produktionsweise unmöglich. Die dazu unentbehrliche Klasse der Lohnarbeiter fehlt. Wie wurde nun im alten Europa die Expropriation des Arbeiters von seinen Arbeitsbedingungen, daher Kapital und Lohnarbeit, hergestellt? Durch einen contrat social 2*) ganz origineller Art.
#ist... Das Kapital ist ein gesellschaftliches Produktionsverhältnis. Es ist ein historisches
Produktionsverhältnis." (Karl Marx, "Lohnarbeit und Kapital", N[eue] Rh[einische] Z[eitung]", Nr. 266 vom 7. April 1849. 1*)) 257) E. G. Wakefield, "England and America", v. II, p. 33. 258) l.c., v. I, p. 17. --#

1*) Siehe Band 6 unserer Ausgabe, S. 407/408. - 2*) Gesellschaftsvertrag
#795# 25. Kapitel - Die moderne Kolonisationstheorie --

"Die Menschheit... adoptierte eine einfache Methode zur Förderung der Akkumulation des Kapitals", die ihr natürlich seit Adams Zeiten als letzter und einziger Zweck ihres Daseins vorschwebte; sie teilte sich in Eigner von Kapital und Eigner von Arbeit... diese Teilung war das Resultat freiwilliger Verständigung und Kombination." 259)
Mit einem Wort: die Masse der Menschheit expropriierte sich selbst zu Ehren der "Akkumulation des Kapitals". Nun sollte man glauben, der Instinkt dieses selbstentsagenden Fanatismus müsse sich namentlich in Kolonien den Zügel frei schießen lassen, wo allein Menschen und Umstände existieren, welche einen contrat social aus dem Traumreich in das der Wirklichkeit übersetzen könnten. Aber wozu dann überhaupt die "systematische Kolonisation" im Gegensatz zur naturwüchsigen Kolonisation? Aber, aber:
"in den nördlichen Staaten der amerikanischen Union ist es zweifelhaft, ob ein Zehntel der Bevölkerung der Kategorie der Lohnarbeiter angehört... In England... besteht die große Volksmasse aus Lohnarbeitern." 260)
Ja, der Selbstexpropriationstrieb der arbeitenden Menschheit zu Ehren des Kapitals existiert so wenig, daß Sklaverei, selbst nach Wakefield, die einzige naturwüchsige Grundlage des Kolonialreichtums ist. Seine systematische Kolonisation ist ein bloßes pis aller 1*), da er nun einmal mit Freien statt mit Sklaven zu tun hat.
"Die ersten spanischen Ansiedler in Santo Domingo erhielten keine Arbeiter aus, Spanien. Aber ohne Arbeiter" (d.h. ohne Sklaverei) wäre des Kapital kaputt gegangen oder wenigstens auf die kleinen Massen ammengeschrumpft, worin jedes Individuum es mit seinen eignen Händen anwenden kann. Dies fand wirklich statt in der letzten von den Engländern gegründeten Kolonie, wo ein großes Kapital in Samen, Vieh und Instrumenten unterging am Mangel von Lohnarbeitern und wo kein Ansiedler viel mehr Kapital besitzt, als er mit seinen eignen Hinden anwenden kann." 261)
Man sah: die Expropriation der Volksmasse von Grund und Boden bildet die Grundlage der kapitalistischen Produktionsweise. Das Wesen einer freien Kolonie besteht umgekehrt darin, daß die Masse des Bodens noch Volkseigentum ist und jeder Ansiedler daher einen Teil davon in sein Privateigentum und individuelles Produktionsniittel verwandeln kann, ohne
#259) l.c.p. 18. 260) l.c.p. 42, 43, 44. 261) l.c., v. II, p. 5 --#

1*) ein Notbehelf
#796# VII. Abschnitt - Der Akkumulationsprozeß des Kapitals --

den spätren Ansiedler an derselben Operation zu verhindern. 262) Dies ist das Geheimnis sowohl der Blüte der Kolonien als ihres Krebsschadens - ihres Widerstands wider die Ansiedlung des Kapitals.
"Wo Land sehr wohlfeil ist und alle Menschen frei sind, wo jeder nach Wunsch ein Stück Land für sich selbst erhalten kann, ist Arbeit nicht nur sehr teuer, was den Anteil des Arbeiters an seinem Produkt angeht, sondern die Schwierigkeit ist, kombinierte Arbeit zu irgendeinem Preis zu erhalten." 263)
Da in den Kolonien die Scheidung des Arbeiters von den Arbeitsbedingungen und ihrer Wurzel, dem Grund und Boden, noch nicht existiert oder nur sporadisch oder auf zu beschränktem Spielraum, existiert auch noch nicht die Losscheidung der Agrikultur von der Industrie, noch nicht die Vernichtung der ländlich häuslichen Industrie, und wo soll da der innere Markt für das Kapital herkommen?
"Kein Teil der Bevölkerung Amerikas ist ausschließlich agrikol, mit Ausnahme der Sklaven und ihrer Anwender, die Kapital und Arbeit für große Werke kombinieren. Freie Amerikaner, die den Boden selbst hauen, treiben zugleich viele andre Beschäftigungen. Ein Teil der von ihnen gebrauchten Möbel und Werkzeuge wird gewöhnlich von ihnen selbst gemacht. Sie bauen häufig ihre eignen Häuser und bringen das Produkt ihrer eignen Industrie zu noch so fernem Markt. Sie sind Spinner und Weber, sie fabrizieren Seife und Kerzen, Schuhe und Kleider für ihren eignen Gebrauch. In Amerika bildet der Landbau oft das Nebengeschäft eines Grobschmieds, Müllers oder Krämers." 264)
Wo bleibt unter solchen Käuzen das "Entsagungsfeld" für den Kapitalisten? Die große Schönheit der kapitalistischen Produktion besteht darin, daß sie nicht nur beständig den Lohnarbeiter als Lohnarbeiter reproduziert, sondern im Verhältnis zur Akkumulation des Kapitals stets eine relative Übervölkerung von Lohnarbeitern produziert. So wird das Gesetz von Arbeitsnachfrage und Zufuhr in richtigem Gleis gehalten, die Lohnschwankung innerhalb der kapitalistischen Exploitation zusagende Schranken gebannt und endlich die so unentbehrliche soziale Abhängigkeit des Arbeiters vom Kapitalisten verbürgt, ein absolutes Abhängigkeitsverhältnis, das der politische Ökonom zu Haus, im Mutterland, breimäulig umlügen
262) "Land, um Element der Kolonisation zu werden, muß nicht nur unangebaut sein, sondern öffentliches Eigentum, welches in Privateigentum verwandelt werden kann." (l.c., v. II, p. 125.) 263) l.c., v. I, p. 247. 264) l.c. p. 21, 22.
#797# 25. Kapitel - Die moderne Kolonisationstheorie --

kann in ein freies Kontraktverhältnis von Käufer und Verkäufer, von gleich unabhängigen Warenbesitzern, Besitzern der Ware Kapital und der Ware Arbeit. Aber in den Kolonien reißt der schöne Wahn entzwei. Die absolute Bevölkerung wächst hier viel rascher als im Mutterland, indem viele Arbeiter erwachsen auf die Welt kommen, und dennoch ist der Arbeitsmarkt stets untervoll. Das Gesetz der Arbeitsnachfrage und Zufuhr gerät in die Brüche. Einerseits wirft die alte Welt fortwährend exploitationslustiges, entsagungsbedürftiges Kapital ein; andrerseits stößt die regelmäßige Reproduktion der Lohnarbeiter als Lohnarbeiter auf die unartigsten und teilweis unüberwindliche Hindernisse. Und nun gar die Produktion von überzähligen Lohnarbeitern im Verhältnis zur Akkumulation des Kapitals! Der Lohnarbeiter von heute wird morgen unabhängiger, selbstwirtschaftender Bauer oder Handwerker. Er verschwindet vom Arbeitsmarkt, aber - nicht ins Workehouse. Diese beständige Verwandlung der Lohnarbeiter in unabhängig-Produzenten, die statt für das Kapital, für sich selbst arbeiten, und statt den Herrn Kapitalisten sich selbst bereichern, wirkt ihrerseits durchaus schadhaft auf die Zustände des Arbeitsmarkts zurück. Nicht nur bleibt der Exploitationsgrad des Lohnarbeiters unanständig niedrig. Der letztre verliert obendrein mit dem Abhängigkeitsverhältnis auch das Abhängigkeitsgefühl vom entsagenden Kapitalisten. Daher alle Mißstände, die unser E. C. Wakefield so brav, so beredt und so rührend schildert. Die Zufuhr von Lohnarbeit, klagt er, ist weder beständig noch regelmäßig, noch genügend. Sie ist stets nicht nur zu klein, sondern unsicher" 265).
"Obgleich das zwischen Arbeiter und Kapitalist zu teilende Produkt groß ist, nimmt der Arbeiter einen so großen Teil, daß er rasch ein Kapitalist wird... Dagegen können wenige, selbst wenn sie ungewöhnlich lang leben, große Reichtumsmassen akkumulieren." 266)
Die Arbeiter erlauben den Kapitalisten platterdings nicht, auf Zahlung des größten Teils ihrer Arbeit zu entsagen. Es hilft ihm nichts, wenn er so schlau ist, mit seinem eignen Kapital auch seine eignen Lohnarbeiter aus Europa zu importieren.
"Sie hören bald auf, Lohnarbeiter zu sein, sie verwandeln sich bald in unabhängige Bauern oder gar in Konkurrenten ihrer alten Meister auf dem Lohnarbeitsmarkt selbst." 267)
265) l.c.,v. II, p. 116. 266) l.c.,v. I, p. 131. 267) l.c.,v. II, p. 5.
#798# VII. Abschnitt - Der Akkumulationsprozeß des Kapitals --

Man begreife den Greuel! Der brave Kapitalist hat seine eignen leibhaftigen Konkurrenten selbst aus Europa für sein eignes gutes Geld importiert! Da hört denn doch alles auf! Kein Wunder, wenn Wakefield klagt über mangelndes Abhängigkeitsverhältnis und Abhängigkeitsgefühl der Lohnarbeiter in den Kolonien. Wegen der hohen Löhne, sagt sein Schüler Merivale, existiert in den Kolonien der leidenschaftliche Drang nach wohlfeilerer und unterwürfigerer Arbeit, nach einer Klasse, welcher der Kapitalist die Bedingungen diktieren kann, statt sie von ihr diktiert zu erhalten... In altzivilisierten Ländern ist der Arbeiter, obgleich frei, naturgesetzlich abhängig vom Kapitalisten, in Kolonien muß diese Abhängigkeit durch künstliche Mittel geschaffen werden. 268) Was ist nun, nach Wakefield, die Folge dieses Mißstands in den Kolonien? Ein "barbarisches System der Zerstreuung" der Produzenten und des Nationalvermögens. 269) Die Zersplitterung der Produktionsmittel unter unzählige,
#268) Merivale, l.c., v. II, p. 235-314 passim. Selbst der sanfte, freihindlerische Vulgärakonom Molinari sagt:
"In den Kolonien, in denen die Sklaverei abgeschafft worden ist, ohne daß man die Zwangsarbeit durch eine entsprechende Menge freier Arbeit ersetzt hätte, sah man das Gegenteil von dem sich abspielen, was sich täglich vor unseren Augen zuträgt. Man sah die einfachen Arbeiter ihrerseits die industriellen Unternehmer ausbeuten, indem sie Löhne von ihnen forderten, die in gar keinem Verhältnis stehen zu dem rechtmäßigen Anteil, der ihnen am Produkt zukäme. Da die Pflanzer außerstande waren, für ihren Zucker einen ausreichenden Preis zu erhalten, um die Steigerung der Löhne decken zu können, waren sie genötigt, den Mehrbetrag zunächst aus ihren Profiten, darauf aus ihren Kapitalien selbst zu decken. Eine Menge Pflanzer wurde so ruiniert, während andere ihre Betriebe schlossen, um dem bevor stehenden Ruin zu entgehen... Es ist zweifellos besser, Anhäufungen von Kapitalien zugrunde gehen zu sehen, als Generationen von Menschen" (wie generös von dem Herrn Molinari!); "aber wäre es nicht besser, wenn weder die einen noch die anderen zugrunde gingen?" (Molinari, l.c.p. 51, 52.) Herr Molinari, Herr Molinari! Was wird denn aus den zehn Geboten, aus Moses und den Propheten [142], aus dem Gesetz der Nachfrage und Zufuhr, wenn in Europa der "entrepreneur" dem Arbeiter und in Westindien der Arbeiter dem entrepreneur seine part légitime 1*) verkürzen kann! Und was ist gefälligst diese "part légitime", die nach Ihrem Geständnis der Kapitalist in Europa täglich nicht zahlt? Den Herrn Molinari juckt es gewaltig, dort drüben, in den Kolonien, wo die Arbeiter so "simpel" sind, den Kapitalisten zu "exploitieren", das sonst automatisch wirkende Gesetz der Nachfrage und Zufuhr polizeilich in den richtigen Gang zu setzen. 269) Wakefield, l.c.,v. II, p. 52. --#

1*) dem Unternehmer seinen rechtmäßigen Anteil
#799# 25. Kapitel - Die moderne Kolonisationstheorie --

selbstwirtschaftende Eigentümer vernichtet mit der Zentralisation des Kapitals alle Grundlage kombinierter Arbeit. Jedes langatmige Unternehmen, das sich über Jahre erstreckt und Auslage von fixem Kapital erheischt, stößt auf Hindernisse der Ausführung. In Europa zögert das Kapital keinen Augenblick, denn die Arbeiterklasse bildet sein lebendiges Zubehör, stets im Überfluß da, stets zur Verfügung. Aber in den Kolonialländern! Wakefield erzählt eine äußerst schmerzensreiche Anekdote. Er unterhielt sich mit einigen Kapitalisten von Kanada und dem Staat New York, wo zudem die Einwanderungswogen oft stocken und einen Bodensatz "überzähliger" Arbeiter niederschlagen.
"Unser Kapital", seufzt eine der Personen des Melodramas, "unser Kapital lag bereit für viele Operationen, die eine beträchtliche Zeitperiode zu ihrer Vollendung brauchen; aber konnten wir solche Operationen beginnen mit Arbeitern, welche, wir wußten es, uns bald den Rücken wenden würden? Wären wir sicher gewesen, die Arbeit solcher Einwandrer festhalten zu können, wir hätten sie mit Freude sofort engagiert und zu hohem Preis. Ja, trotz der Sicherheit ihres Verlustes würden wir sie dennoch engagiert haben, wären wir einer frischen Zufuhr je nach unsrem Bedürfnis sicher gewesen." 270)
Nachdem Wakefield die englische kapitalistische Agrikultur und ihre "kombinierte" Arbeit prunkvoll kontrastiert hat mit der zerstreuten amerikanischen Bauernwirtschaft, entschlüpft ihm auch die Kehrseite der Medaille. Er schildert die amerikanische Volksmasse als wohlhabend, unabhängig, unternehmend und relativ gebildet, während
"der englische Agrikulturarbeiter ein elender Lump (a miserable wretch) ist, ein Pauper... In welchem Land außer Nordamerika und einigen neuen Kolonien übersteigen die Löhne der auf dem Land angewandten freien Arbeit nennenswert die unentbehrlichsten Subsistenzmittel des Arbeiters?... Zweifelsohne, Ackerpferde in England, da sie ein wertvolles Eigentum sind, werden viel besser genährt als der englische Landbebauer." 271)
Aber never mind 1*), Nationalreichtum ist nun einmal von Natur identisch mit Volkselend. Wie nun den antikapitalistischen Krebsschaden der Kolonien heilen? Wollte man allen Grund und Boden mit einem Schlag aus Volkseigentum in Privateigentum verwandeln, so zerstörte man zwar die Wurzel des Übels,
#270) l.c.p. 191, 192. 271) l.c., v. I, p. 47, 246. --#

1*) was macht das schon
#800# VII. Abschnitt - Der Akkumulationsprozeß des Kapitals --

aber auch - die Kolonie. Die Kunst ist, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Man gebe von Regierungs wegen der jungfräulichen Erde einen vom Gesetz der Nachfrage und Zufuhr unabhängigen, einen künstlichen Preis, welcher den Einwandrer zwingt, längere Zeit zu lohnarbeiten, bis er genug Geld verdienen kann, um Grund und Boden zu kaufen 272) und sich in einen unabhängigen Bauern zu verwandeln. Den Fonds, der aus dem Verkauf der Ländereien zu einem für den Lohnarbeiter relativ prohibitorischen Preis fließt, also diesen aus dem Artslohn durch Verletzung des heiligen Gesetzes von Nachfrage und Zufuhr erpreßten Geldfonds, verwende die Regierung andrerseits, um im selben Maß, wie er wächst, Habenichtse aus Europa in die Kolonien zu importieren und so dem Herrn Kapitalisten seinen Lohnarbeitsmarkt vollzuhalten. Unter diesen Umständen tout sera pour le mieux dans le meilleur des mondes possibles [59]. Dies ist das große Geheimnis der "systematischen Kolonisation".
"Nach diesem Plan", ruft Wakefield triumphierend aus, "muß die Zufuhr von Arbeit konstant und regelmäßig sein; denn erstens, da kein Arbeiter fähig ist, sich Land zu verschaffen, bevor er für Geld gearbeitet hat, würden alle einwandernden Arbeiter dadurch, daß sie für Lohn kombiniert arbeiten, ihrem Anwender Kapital zur Anwendung von mehr Arbeit produzieren; zweitens jeder, der die Lohnarbeit an den Nagel hinge und Grundeigner würde, würde grade durch den Ankauf des Landes einen Fonds zur Herüberbringung frischer Arbeit nach den Kolonien sichern." 273)
Der von Staats wegen oktroyierte Bodenpreis muß natürlich "genügend" (sufficient price) sein, d.h. so hoch, daß er die Arbeiter verhindert, unabhängige Bauern zu werden, bis andre da sind, um ihren Platz auf dem Lohnarbeitsmarkt einzunehmen" 274). Dieser "genügende Bodenpreis" ist nichts als eine euphemistische Umschreibung des Lösegelds, welches der Arbeiter dem Kapitalisten zahlt für die Erlaubnis, sich vom Lohnarbeitsmarkt aufs Land zurückzuziehn. Erst muß er dem Herrn Kapitalisten "Kapital" schaffen, damit er mehr Arbeiter ausbeuten könne, und dann auf dem
272) "Es sei, fügt ihr hinzu, der Aneignung des Bodens und der Kapitalien zu verdanken, daß der Mensch, der nur seine Arme besitzt, Beschäftigung findet und sich ein Einkommen schafft... es kommt im Gegenteil gerade von der individuellen Aneignung des Bodens, daß es Menschen gibt, die nur ihre Arme besitzen... Wenn ihr einen Menschen in den luftleeren Raum versetzt raubt ihr ihm die Luft. So handelt ihr auch, wenn ihr euch des Bodens bemächtigt... Das heißt, ihn in die alles Reichtums bare Leere versetzen, damit er nicht anders als nach eurem Willen leben kann." (Colins, l.c.,t. III, p. 267-271 passim.) 273) Wakefield, l.c.,v. II, p. 192. 274) l.c.p. 45.
#801# 25. Kapitel - Die moderne Kolonisationatheorie --

Arbeitsrnarkt einen "Ersatzmann" stellen, den die Regierung auf seine Kosten seinem ehemaligen Herrn Kapitalisten über die See spediert. Es ist höchst charakteristisch, daß die englische Regierung diese von Herrn Wakefield eigens zum Gebrauch in Kolonialländern verschriebene Methode der "ursprünglichen Akkumulation" jahrelang ausgeführt hat. Das Fiasko war natürlich ebenso schmählich als das des Peelschen Bankakts [177]. Der Emigrationsstrorn wurde nur von den englischen Kolonien nach den Vereinigten Staaten abgelenkt. Unterdes hat der Fortschritt der kapitalistischen Produktion in Europa, begleitet von wachsendem Regierungsdruck, Wakefields Rezept überflüssig gemacht. Einerseits läßt der ungeheure und kontinuierliche Menschenstrom, jahraus, jahrein nach Amerika getrieben, stockende Niederschläge im Osten der Vereinigten Staaten zurück, indem die Emigrationswelle von Europa die Menschen rascher dorthin auf den Arbeitsmarkt wirft, als die Emigrationswelle nach dem Westen sie abspülen kann. Andrerseits hat der Amerikanische Bürgerkrieg eine kolossale Nationalschuld in seinem Gefolge gehabt und mit ihr Steuerdruck, Erzeugung der allergemeinsten Finanzaristokratie, Verschenkung eines ungeheuren Teils der öffentlichen Ländereien an Spekulanten-Gesellschaften zur Ausbeutung von Eisenbahnen, Bergwerken etc. - kurz die rascheste Zentralisation des Kapitals. Die große Republik hat also aufgehört, das gelobte Land für auswandernde Arbeiter zu sein. Die kapitalistische Produktion geht dort mit Riesenschritten voran, wenn auch Lohnsenkung und Abhängigkeit des Lohnarbeiters noch lange nicht auf das europäische Normalniveau heruntergebracht sind. Die von Wakefield selbst so laut denunzierte, schamlose Verschleuderung des unbebauten Kolonialbodens an Aristokraten und Kapitalisten seitens der englischen Regierung hat namentlich in Australien 275), zusammen mit dem Menschenstrom, den die GoldDiggings 1*) hinziehn, und der Konkurrenz, welche der Import englischer Waren selbst dem kleinsten Handwerker macht, eine hinreichende "relative Arbeiterübervölkerung" erzeugt, so daß fast jedes Postdarnpfschiff die Hiobspost einer Überfüllung des australischen Arbeitsmarktes - "glut of
#275) Sobald Australien sein eigner Gesetzgeber wurde, erließ es natürlich den Ansiedlern
günstige Gesetze, aber die englische, einmal vollzogne Bodenverschleuderung steht im Wege. Das erste und wichtigste Ziel, welches das neue Landgesetz von 1862 erstrebt, besteht darin, größere Erleichterungen für die Ansiedlung des Volkes zu schaffen." ("The Land Law of Victoria, by the Hon. G. Duffy, Minister of Public Lands", Lond. 1862, p. 31.) --#

1*) Gold-Fundstätten
#802# VII. Abschnitt - Der Akkumulationsprozeß des Kapitals --

the Australian labour-market" - bringt, und die Prostitution dort stellenweis so üppig gedeiht wie auf dem Haymarket von London. Jedoch beschäftigt uns hier nicht der Zustand der Kolonien. Was uns allein interessiert, ist das in der neuen Welt von der politischen Ökonomie der alten Welt entdeckte und laut proklamierte Geheimnis kapitalistische Produktions- und Akkumulationsweise, also auch kapitalistisches Privateigentum, bedingen die Vernichtung des auf eigener Arbeit beruhenden Privateigentums, d.h. die Expropriation des Arbeiters.
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Anhang und Register
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Fremdsprachige Zitate
Die fremdsprachigen Zitate, die in den Fußnoten in deutscher Übersetzung gebracht wurden, werden hier nach der 4. Auflage wiedergegeben. Offensichtliche Druck- oder Schreibfehler wurden stillschweigend korrigiert. Wesentliche Abweichungen gegenüber dem Original sind in Fußnoten vemerkt.

1. ABSCHNITT

S. 49 Note 2 "Desire implies want, it is the appetite of the mind, and as natural as hunger to the body... the greatest number (of things) have their value from supplying the wants of the mind." (Nicholas Barbon, "A Discourse on coining the new money lighter. In answer to Mr. Locke's Considerations etc.", London 1696, p. 2, 3.) S. 50 Note 3 "Things have an intrinsick vertue" (...), "which in all places have the same vertue; as the loadstone to attract iron" (l.c.p. 6). S. 50 Note 4 "The natural worth of anything consists in its fitness to supply the necessities, or serve the conveniences of human life." (John Locke, "Some Considerations on the Consequences of the Lowering of Interest", 1691, in "Works". edit. Lond. 1777, v. II, p. 28.) S. 50 Note 6 "La valeur consiste dans le rapport d'échange qui se trouve entre telle chose et telle autre, entre telle mesure d'une production et telle mesure d'une autre." (Le Trosne, De l'Intérêt Social", [in] "Physiocrates", éd. Daire, Paris 1846, p. 889.) S. 51 Note 7 "Nothing can have an intrinsick value" (N. Barbon, l.c.p. 6). "The value of a thing / Is just as much as it will bring." [19] S. 54 Note 10 "Toutes les productions d'un même genre ne forment proprement qu'une masse, dont le prix se détermine en général et sans égard aus circonstances particulières." (Le Trosne, l.c.p. 893.) S. 57 Note 13 "Tutti l' fenomeni dell' universo, sieno essi prodotti della mano dell'uomo, ovvero delle universale leggi della fisica, non ei danno idea di attuale creazione, ma unicamente di uns modificazione della materia. Accostare e separare sono gli unici elementi che l'ingegno umano ritrova analizzando l'idea della riproduzione; e tanto è riproduzione di valore" (... ) "e di ricchezza se la terra, l'aria e l'acqua ne'campi si trasmutino in grano, come se colla mano dell' uomo il glutine di un insetto si trasmuti in velluto ovvero alcuni pezzetti di metallo si organizzino a formare uns ripetizione." (Pietro Verri, "Meditazioni sulla Fconomia Politica" - zuerst gedruckt 1771 - in der Ausgabe der italienischen Ökonomen von Custodi, Parte Moderna, t. XV, p. 21, 22.)
#806# Anhang und Register --

S. 61 Note 16 "One man has employed himself a week in providing this necessary of life... and he that gives him some other in exchange, cannot make a better estimate of what is a proper equivalent, than by computing what cost him just as much labour and time: which in effect is no more than exchanging one man's labour in one thing for a time certain, for another man's labour in another thing for the same time." ("Some Thoughts on the Interest of Money in general etc.", p. 39.) S. 64 Note 17 "The command of quantity... constitutes value". ([S. Bailey,] "Money and its Vicissitudes", Lond. 1837, p. 11.) S. 77 Note 23 "The value of any commodity denoting its relation in exchange, we may speak of it as... corn-value, cloth-value, according to the commodity with which it is compared; and then there are a thousand different kinds of value, as many kinds of value as there are commodities in existence, and all are equally real and equally nominal." ([S. Bailey,] "A Critical Dissertation on the Nature, Measures, and Causes of Value; chiefly in reference to the writings of Mr. Ricardo and bis followers. By the Author of Essays on the Formation etc. of Opinions", London 1825, p. 39.) S. 94 Note 31 "As it is certain that our physical and moral faculties are alone our original riches, the employment of those faculties, labour of some kind, is out original treasure, and it is always from this employment - that all those things are created which we call riches... It is certain too, that all those things only repregent the labour which has created them, and if they have a value, or even two distinct values, they can only derive them from that (the value) of the labour from which they emanate." (Ricardo, "The principles of Pol. Econ.", 3. ed.. Lond. 1821, p. 334.) S. 96 Note 33 "Les économistes ont une singulière manière de procéder. Il n'y a pour eux que deux sortes d'institutions, celles de l'art et celles de la nature. Les institutions de la féodalité sont des institutions artificielles, celles de la bourgeoisie sont des institutions naturelles. Ils ressemblent en ceci aux théologiens, qui eux aussi établissent deux sortes de religions. Toute religion qui n'est pas la leur est une invention des hommes, tandis que leur propre religion est une émanation de dieu. Ainsi il y a eu de l'histoire, mais il n'y en a plus." (Karl Marx, "Misère de la Philosophie. Reponse à la Philosophie de la Misère de M. Proudhon", 1847, p. 113.) S. 104 Note 42 "I metalli... naturalmente moneta." (Caliani, "Della Moneta" in Custodis Sammlung, Parte Moderna, t.III, p. 137.) S. 104 Note 44 "Il danaro è merce universale." (Verri, l.c.p. 16.) S. 105 Note 45 "Silver and gold themselves, which we may call by the general name of Bullion, are... commodities... raising and falling in... value... Bullion then may be reckoned to be of higher value, where the smaller weight will purchase the greater quantity of the product or manufacture of the country etc." ([S. Clement,] "A Discourse of the General Notions of Money, Trade, and Exchange, as they stand in relations to each other. By a Merchant", Lond. 1695, p. 7.) "Silver and gold, coined or uncoined, tho' they are used for a measure of all other things, are no less a commodity than wine, oyl, tobacco, cloth or stuffs." ([J. Child,] "A Discourse concerning Trade, and that in particular of the East-Indies etc.". London 1689, p. 2.)
#807# Fremdsprachige Zitate --

"The stock and riches of the kingdom cannot properly be confined to money, nor ought gold and silver to be excluded from being merchandize." ([Th. Papillon,] "The East India Trade a most Profitable Trade". London 1677, p. 4.) S. 105 Note 46 "L'oro e l'argento hanno ore come metalli anteriote all' essere moneta." (Galiani, l.c.[p. 72.]) S. 105 Note 47 "L'argent en" (des denrées) "est le signe." (V. de Forbonnais, "Éléments du Commerce", Nouv. Édit. Leyde 1766, t.II, p. 143.) "Comme signe il est attiré par les denrées." (l.c.p. 155.) "L'argent est un signe d'une chose et la représente." (Montesquieu, "Esprit des Lois", Oeuvres, Lond. 1767, t. II, p. 3.) "L'argent n'est pas simple signe car il est lui-même richesse; il ne représente pas les valeurs, il les équivaut." (Le Trosne, l.c.p. 910.) "Qu'aucun puisse ni doive faire doute, que à nous et à notre majesté royale n'appartienne seulement... le mestier, le fait, l'état, la provision et toute l'ordonnance des monnaies, de donner tel cours, et pour tel prix comme il nous plait et bon nous semble." (Philipp von Valois, in einem Dekret von 1346.) "Pecunias vero nulli emere fast erit, nam in usu publico constitutas oportet non esse mercem." S. 106 Note 48 "If a man can bring to London an ounce of silver out of the earth in Peru, in the samt time that he can produce a bushel of corn. then one is the natural price of the other; now if by reason of new and more easie mines a man can procure two ounces of silver as easily as he formerly did one, the corn will be as cheap at 10 shillings the bushel, as it was before at 5 shillings, caeteris partibus." (William Petty, "A Treatise of Taxes and Contributions", Lond. 1667, p. 31.) S. 110 Note 51 "In this case" (... ) "...they licked it" (the thing repregented to them) "twice to their tongues, after which they seemed to consider the bargain satisfactorily concluded." [36] S. 112 Note 54 "Our coinage was originally adapted to the employment of silver only - hence an ounce of silver can always be divided into a certain adequate number of pieces of coin; but as gold was introduced at a later period into a coinage adapted only to silver, an ounce of gold cannot be coined into an adequate number of piecea." (Maclaren, "History of the Currency", London 1858, p. 16.) S. 115 Note 58 "Le monete le quali oggi sono ideali sono le più antiche d'ogni nazione, e tutte furono un tempo reali, e perchè erano reali con esse si contava." (Galiani "Della Moneta", l.c.p. 153.) S. 115 Note 59 "This is falsifying a measure, not establishing a standard." [David Urquhart, "Familiar Words", p. 105.] S. 116 Note 62 "If the wealth of a nation could be decupled by a Proclamation, it were strange that such proclamations have not long since been made by our Governors." ([Petty, "Quantulumcunque concerning Money. To the Lord Marquis of Halifax. 1862", p. 36.)] S. 116 Note 63 "Ou bien, il faut consentir à dire qu'une valeur d'un million en argent vaut plus qu'une valeur égale en marchandises." (Le Trosne, l.c.p. 919), also "qu'une valeur vaut plus qu'une valeur égale."
#808# Anhang und Register --

S. 120 Note 65 "'?? ?? ???... ????? ???????????? ?????, ????? ? ??????????, ??? ??? ???????, ????? ?????? ??????? ??? ???????? ??????." (F. Lassalle: "Die Philosophie Herakleitos des Dunkeln", Berlin 1858, Bd. I, p. 222.) S. 123 Note 66 "Toute vente est achat. (Dr. Quesnay, "Dialogues sur le Commerce et les Travaux des Artisans", [in] "Physiocrates", éd. Daire, I. Partie, Paris 1846, p. 170.) "Vendre est acheter." [43] S. 123 Note 67 "Le prix d'une marchandige ne pouvant être payé que par le prix d'une autre marchandise." (Mercier de la Rivière, "L'Ordre naturel et essentiell des sociétés politiques", [in] "Physiocrates", éd. Daire, II. Partie, p. 554.) S. 123 Note 68 "Pour avoir cet argent, il faut avoir vendu." (l.c.p. 543.) S. 124 Note 70 "Si l'argent représente, dans nos mains, les choses que nous pouvons désirer d'acheter, il y représente aussi les choses que nous avons vendues pour [...] cet argent." (Mercier de la Rivière, l.c.p. 586.) S. 125 Note 71 "Il y a donc [...] quatre termes et trois contractants, dont l'un intervient deux fois. (Le Trosne, l.c.p. 909.) S. 130 Note 75 "Il" (L'argent) "n'a d'autre mouvement que celui qui lui est imprimé par les productions." (Le Trosne, l.c.p. 885.) S. 133 Note 76 "Ce sont les productions qui le" (I'argent) "mettent en mouvement et le font circuler... La célérité de son mouvement" (sc. de l'argent) "supplée à sa quantité. Lorsqu'il en est besoin, il ne falt que glisser d'une main dans l'autre sans s'arrêter un instant." (Le Trosne, l.c.p. 915, 916.) S. 134 Note 77 "Money being... the common measure of buying and selling, every body who has anything to sell, and cannot procure chapmen for it, is presently apt to think, that want of money in the kingdom, or country, is the cause why his goods do not go off; and so, want of money is the common cry; which is a great mistake... What do these people want, who cry out for money?... The Farmer complains... he thinks that were more money in the country, he should have a price for his goods... Then it seems money is not his want, but a Price for his corn and cattle, which he would sell, but cannot... why cannot he get a price?... 1) Either there is too much corn and cattle in the country, so that most who come to market have need of selling, as he has, and few of buying or, 2) There wants the usual vent abroad by Transportation... Or, 3) The consumption falls, as when men, by reason of poverty, do not spend so much in their houses as formerly they did, wherefore it is not the increase of specifick money, which would at all advance the farmer's goods, but the removal of any of these three causes, which do truly keep down the market... The merchant and shopkeeper want money in the same manner, that is, they want a vent for the goods they deal in, by reason that the markets fail... a nation never thrives netter, than when riches are tost from hand to hand." (Sir Dudley North, "Discourses upon Trade", Lond. 1691, p. 11-15 passim.) S. 136 f. Note 78 "There is a certain measure, and proportion of money requisite to drive the trade of a nation, mote or less than which, would prejudice the same. Just as there is a certain proportion of farthings necessary in a small retail Trade, to change silver money, and to even auch reckonings as cannot he adjusted with the smallest silver pieces... Now as the proportion of the number of farthings requisite in commerce
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is to be taken from the number of people, the frequency of their exchanges, as also, and principally, from the value of the smallest silver pieces of money; so in like manner, the proportion of money (gold and silver specie) requisite to out trade, is to be likewise taken from the frequency of commutations, and from the bigness of payments." (William Petty, "A Treatise on Taxes and Contributions", Lond. 1667, p. 17.) "The quantity of coin in every country is regulated by the value of the commodities which are to be circulated by it... The value of goods annually bought and sold in any country requires a certain quantity of money to circulate and distribute them to their proper consumers, and can give employment to no more. The channel of circulation necessarily draws to itself a sum sufficient to fill it, and never admits any more." ([A. Smith,] "Wealth of Nations", [vol. III,] l.IV, ch. 1. [p. 87, 89.]) S. 137 Note 79 "The prices of things will certainly rise in every nation, as the gold and silver increase amongst the people; and, consequently, where the gold and silver decrease in any nation, the prices of all things must fall proportionally, to such descrease of money." Jacob Vanderlint, "Money answers all Things", Lond. 1734, p. 5.) "No inconvenience can arise by an unrestrained trade, but very great advantage; since, if the cash of the nation be decreased by it, which prohibitions are designed to prevent, those nations that get the cash will certainly find every thing advance in price, as the cash increases amongst them. And... out manufactures and every thing else, will soon become so moderate as to turn the balance of trade in out favour, and thereby fetch the money back again." l.c.p. 43, 34.) S. 138 f. Note 80 "Si l'on compare la masse de l'or et de l'argent qui est dans le monde, avec la somme des marchandises qui y sont, il est certain que chaque denrée ou marchandise, en particulier, pourra être comparée à une certaine portion [...] de l'autre. Supposons qu'il n'y ait qu'une seule denrée ou marchandise dans le monde, ou qu'il n'y ait qu'une seule qui s'achète, et qu'elle se divise comme l'argent: cette partie de cette marchandise répondra à une partie de la masse de l'argent; la moitié du total de l'une à la moitié du total de l'autre etc.... l'établissement du prix des choses dépend toujours fondamentalement de la raison du total des choses au total des signes." (Montesquieu, l.c.,t. III, p. 12, 13.) "Mankind having consented to put an imaginaty value upon gold and silver... the intrinsic value, regarded in these metals, [...] is nothing but the quantity." (J. Locke, "Some Considerations etc.", 1691, "Works", ed. 1777, vol. II, p. 15.) S. 139 Note 81 "Silver and gold, like other commodities, have their ebbings and flowings. Upon the arrival of quantities from Spain... it is carried into the Tower, and coined. Not long after there will come a demand for bullion, to be exported again. If there is none, but all happens to be in coin, what then? Melt it down again; there's no loss in it, for the coining costs the owner nothing. Thus the nation has been abused, and made to pay for the twisting of straw, for asses to eat. If the merchant" (...) "had to pay the price of the coinage, he would not have sent his silver to the Tower without consideration; and coined money always keep a value above uncoined silver." (North, l.c.p. 18.) S. 140 Note 82 "If silver never exceed what is wanted for the smaller payments, it cannot be collected in sufficient quantities for the larger payments... the use of gold in the main
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payments necessarily implies also its use in the retail trade: those who have gold coin, offering them for amall purchases and receiving with the commodity purchased a balance of silver in return; by which means the surplus of silver that would otherwise encumber the retail dealer, is drawn oft and dispersed into general circulation. But if there is as much silver as will transact the small payments independent of gold, the retail dealer must then receive silver for small purchases and it must of necessity accumulate in his hands." (David Buchanan, "Inquiry into the Taxation and Commercial Policy of Great Britain", Edinburgh 1844, p. 248, 249.) S. 142 Note 84 "That, as far as concerns our domestic exchanges, all the monetary functions which are usually performed by gold and silver coins, may be performed as effectually by a circulation of inconvertible notes, having no value but that factitious and conventional value [...] they derive from the law, is a fact, which admits, I conceive, of no denial. Value of this description may be made to answer all the purposes of intrinsic value and supersede even the necessity for a standard, provided only the quantity of [...] issues be kept under due limitation." (Fullarton, "Regulation of Currencies", 2. ed., London 1845, p. 21.) S. 143 Note 85 "Money does wen and grow lighter by often telling over... It is the denomination and currency of the money that men regard in bargaining, and not the quantity of silver... 'Tis the publick authority upon the metal that makes it money." (N. Barbon, l.c.p. 29, 30, 25.) S. 144 Note 86 "Une richesse en argent n'est que... richesse en productions, converties en argent." (Mercier de la Rivière, l.c.p. 573.) "Une valeur en productions n'a fait que changer de forme." (ib., p. 486.) S. 145 Note 87 "'Tis by this practise they keep all theit goods and manufactures at such low rates." (Vanderlint, l.c.p. 95, 96.) S. 145 Note 88 "Money is a pledge." (John Bellers, "Essays about the Poor, Manufactures, Trade, Plantations, and Immorality", Lond. 1699, p. 13.) S. 146 Note 91 "Gold! yellow, glittering precious gold! / [...] Thus much of this, will make black white; foul, fair; / Wrong, right; base, noble; old, young; coward, valiant. /... What this, you gods! Why this / Will lug your priests and servants from your sides; / Pluck ut men's pillows from below their heads. / This yellow slave / Will knit and break reiigions; bleas the accours'd; / Make the hoar leprosy ador'd; place thieves / And give them title, knee and approbation / With senators of the bench; this is it, / That makes the wappen'd widow wed again /... Come damned earth, / Thou common whore of mankind." (Shakespeate, "Timon of Athens.")
S. 146 Note 92 "????? ??? ??????????? ???? ??????? ????? ??????' ???????? ????? ??? ?????? ??????, ??? ????? ??????????? ??? ??????. ??? ?????????? ??? ??????????? ????? ??????? ???? ?????? ???????' ???????? ??????. ????????? ?' ??????? ???????? ????, ??? ?????? ????? ????????? ??????-." (Sophokles "Antigone".) S. 147 Note 93 "'????????? ??? ????????? ?????? ?? ??? ????? ??? ??? ?????? ??? ????????" (Athen[aeus], "Deipnos.")
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#S. 147 Note 94 "Accrescere quanto più si può il numero de' venditori d'ogni merce, diminuire
quanto più si pub il numero dei compratori, questi sono i cardini sui quali si raggirano tutte le operazioni di economia politica." (Verri, l.c.p. 52, 53.) S. 148 Note 95 "There is required for carrying on the trade of the nation, a determinate sum of specifick Money, which varies, and is sometimes more, sometimes less, as the circumstances we are in require... This ebbing and flowing of money, applies and accommodates itself, without any aid of Politicians... The buckets work altemately, when money la scarce, bullion is coined; when bullion is scarce, money is melted." (Sir. D. North, l.c., [Postscript,] p. 3.) "Silver ornaments are brought out and coined when there is a high rate of interest, and go back again when the rate of interest falls." (J. St. Mills Evidence in "Repts. on Bankacts", 1857, n. 2084, 2101.) S. 149 Note 97 "Such a spirit of cruelty reigns here in England among the men of trade, that is not to he met with in any other society of men, nor in any other kingdom of the world." ("An Essay on Credit and the Bankrupt Act", Lond. 1707, p. 2.) S. 152 Note 100 "The Poor stand still, use the Rich have no Money to employ them, though they have the same land and hands to provide victuals and cloaths, as ever they had; which is the true Riches of a Nation, and not the Money." (John Bellers, "Proposals for raising a Colledge of Industry", London, 1696, p. 3, 4.) S. 152 f. Note 101 "On one occasion" (1839) "an old grasping banker" (...) "in his private room raised the lid of the desk he sat over, and displayed to a friend roils of banknotes, saying with intense glee there were 600,000 of them, they were held to make money tight, and would all belet out after three o'clock on the same day." ([H. Roy,] "The Theory of the Exchanges. The Bank Chatter Act of 1844", Lond. 1864, p. 81.) "Some very curious rumours are curtent of the means which have been resorted to in order to create a scarcity of Banknotes... Questionable as it would seem, to suppose that any trick of the kind would be adopted, the report has been so universal that it really deserves mention." ["The Observer", 24. April 1864. S. 153] S. 153 Note 102 "The amount of sales 1*) or contracts entered upon during the course of any given day, will not affect the quantity of money afloat on that particular day, but, in the vast majority of cases, will resolve themselves into multifarious drafts upon the quantity of money which may be afloat at subsequent dates more or less distant... The bills granted or credits opened, to-day, need have no resemblance whatever, either in quantity, amount or duration, to those granted or entered upon to-morrow or next day; nay, many of to-day's bills and credits, when due, fall in with a mats of liabilities whose origins traverse a range of antecedent dates altogether indefinite, bills at 12, 6, 3 months or 1 often aggregating together to swell the common liabilities of one particular day..." ("The Currency Theory Reviewed; a letter to the Scotch People. By a Banker in England", Edinburgh 1845, p. 29, 30 passim.) S. 154 Note 104 "The Course of Trade being thus turned, from exchanging of goods for goods, or delivering and taking, to selling and paying, all the bargains... are now stated upon the foot of a Price in Money." ([D. Defoe,] "An Essay upon Publick Credit", 3. ed.. Lond. 1710, p. 8.) --#

1*) Im Original: purchases
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S. 155 Note 105 "L'argent [...] est devenu le bourreau de toutes les choses." ..."talambic qui a fait évaporer une quantité effroyable de biens et de denrées pour faire ce fatal précis." "L'argent [...] déclate la guerre [...] à tout le genre humain. (Boisguillebert, "Dissertation sur la nature des richesses, de l'argent et des tributs", édit. Daire, "Économistes financiers", Paris 1843, t.I, p. 413, 419, 417, 418.) S. 156 Note 107 "If there were occasion to raise 40 millions p.a., whether the same 6 millions would suffice for such revolutions and circulations thereof as trade requires?", ...: "I answer yes: for the expense being 40 millions, if the revolutions were in such short circles, viz. weekly, as happens among poor artizans and labourers, who receive and pay every Saturday, then 40/52 parts of 1 million of money would answer these ends; but if the circles be quarterly, according to our custom of paying rent, and gathering taxes, then 10 millions were requisite. Wherefore aupposing payments in General to be of a mixed circle between one week and 13, then add 10 millions to 40/52, the half of the which will be 5 1/2, so es if we have 5 1/2 mill., we have enough." (William Petty, "Political Anatomy of Ireland. 1672", edit. Lond 1691, p. 13, 14, [50]) S. 158 Note 109 "An unfavourable balance of trade never arises but from a redundant currency... The exportation of the coin is caused by its cheapness, and is not the effect, but the cause of an unfavourable balance." [51] "The Balance of Trade, if there be one, is not the cause of sending away the money out of a nation: but that proceeds from the difference of the value of Bullion in every country." (N. Barbon, l.c.p. 59.) S. 159 Note 110 "I would desire, indeed, no more convincing evidence of the competency of the a machinery of the hoards in specie-paying countries to perform every necessary office of international adjustment, without any sensible aid from the General circulation, than the facility with which France, when hut just recovering from the shock of a destructive foreign invasion, completed within the space of 27 months the payment of her forced contribution of nearly 20 millions to the allied powers, and a considerabie proportion of that sum in specie, without perceptible contraction or derangement of her domestic currency, or even any alarming fluctuation of her exchange." (Fullarton, l.c.p. 141.) S. 159 Note 111 "L'argent se partage entre les nations relativement au besoin qu'elles en ont... étant toujours attiré par les productions." (Le Trosne, l.c.p. 916.) "The mines which are continually giving gold and silver, do give sufficient to supply such a needfull balance to every nation." (J. Vanderlint, l.c.p. 40.) S. 159 Note 112 "Exchanges rise and fall every week, and at some particular times in the year run high against a nation, and at other times run as high on the contrary." (N. Barbon, l.c.p. 39.) S. 160 Note 114 "What money is more than of absolute neceasity for a Home Trade, is dead stock and brings no profit to that country it's kept in, but as it is transported in Trade, as well as imported." (John Bellers, "Essays etc.", p. 13.) "What if we have too much coin? We may melt down the heaviest and turn it into the splendour of plate, vessels or utensils of gold and silver; or send it out as a commodity, where the same is wanted or desired; or let it out at interest, where interest is high." (W. Petty, "Quantulumcunque", p. 39.) "Money is but the fat of the Body-Politick, whereof too much does as often
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hinder its agility, as too little makes it sick... as fat lubricates the motion of the muscles, feeds in want of victuals, fills up uneven cavities, and beautifies the body; so doth money in the state quicken its actions, feeds from abroad in time of deeah at home; evens accounts... and beautifies the whole; although", ..."more especially the particular persons that have it in plenty." (W. Petty, "Polit Anatomy of Ireland", p. 14, 15. [50])
2. ABSCHNITT
S. 162 Note 2 "Avec de l'argent on achète des marchandises, et avec des marchandises on achte de l'argent." (Mercier de la Rivière, "L'ordre naturel et essentiell des sociétés politiques", p. 543.) S. 163 Note 3 "When a thing is bought, in order to be sold again, the sum employed is called money advanced; when it is bought not to be sold, it may be said to be expended." (James Steuart, "Works etc.", edited by General Sir James Steuart, his son, Lond. 1805, v. I, p. 274.) S. 165 "On n'échange pas de l'argent contre de l'argent." [Mercier de la Rivière, "L'ordre Note naturel et essentiel des sociétés politiques", p. 486.] "Every transaction in which an individuell buys produce in order to sell it again, is, in fact, a speculation." (MacCulloch, "A Dictionary, practical etc. of Commerce", London 1847, p. 1009.) "Le commerce est un jene (... ) tet ce n'est pas avec des gueux qu'on peut gagner. Si l'on gagnait long-temps en tout avec tous, il faudrait rendre de bon accdrd les plus grandes parties du profit, pour recommencer le jeu." (Pinto, "Traité de la Circulation et du Crédit", Amsterdam 1771, p. 231.) S. 168 Note 7 "Commodities" (...) "are not the terminating object of the trading Kapitalist money is his terminating object." (Th. Chalmers, "On Politic. Econ. etc.", 2nd edit., Glasgow 1832, p. 165, 166.) S. 168 Note 8 "Il mercante non conta quasi per niente il lucro fatto, ma mira sempre al futuro." (A. Genovesi, itioni di Economia Civile (1765), Ausgabe der italienischen Ökonomen von Custodi, Parte Moderna, t.VIII, p. 139.) S. 168 Note 10a "Questo infinito che le cose non hanno in progresso, hanno in giro." (Galiani, [l.c.p. 156].) S. 168 Note 11 "Ce n'est pas la matire qui fait le capital, mals la valeur de ces matières." (J. B. Say, Traité d'Écon. Polit., 3ème éd., Paris 1817, t.II, p. 429.) S. 169 Note 12 "Currency (!) employed to produktive purposes is capital." (Macleod, "The Theory and Practice of Banking", London 1855, v.I,c.I, p. 55.) "Capital is commodities." (James Mill, "Elements of Pol. Econ.", Lond. 1821. p. 74.) S. 172 Note 16 "Que l'une de ces deux valeurs soit argent, ou qu'elles soient toutes deux marchandises usuefles, rien de plus indifférent en soi." (Mercier de la Rivière, l.c.p. 543.) S. 172 Note 17 "Ce ne sont pas les contractants qui prononcent aur la valeur; elie est décidée avant la convention." (Le Trosne, [l.c.]p. 906.)
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S. 173 Note 19 "L'échange devient désavantageux pour l'une des parties, lorsque quelque chose étrangèe vient diminuer ou exagérer le prix: alors l'égalité est blessée, mais la lésion procède de cette cause et non de l'échange." (Le Trosne, l.c.p. 904.) S. 173 Note 206 "L'échange est de sa nature un contrat d'égalité qui se fait de valeur pour valeur égale. Il n'est donc pas un moyen de s'enrichir, puisque l'on donne autant que l'on recoit." (Le Trosne, l.c.p. 903, 904.) S. 174 Note 22 "Dans la société formée il n'y a pas de surabondant en aucun genre." [Le Trosne, l.c.] S. 175 Note 24 "By the augmentation of the nominal value of the produce... sellers not enriched... since what they gain as sellers, they precisely expend in the quality of buyers." ([J. Gray,] "The Essential Principles of the Wealth of Nations etc.", London 1797, p. 66.) S. 175 Note 25 "Si l'on est forcé de donner pour 18 livres une quantité de telle production qui en valait 24, lorsqu'on employera ce même argent à acheter, on aura également pour 18 l. ce que l'on payait 24." (Le Trosne, l.c.p. 897.) S. 175 f. Note 26 "Chaque vendeur ne peut donc parvenir à renchérir habituellement ses marchandises, qu'en se soumettant aussi à payer habituellement plus cher les marchandises des autres vendeurs; et par la même raison, chaque consommateur ne peut [...] payer habituellement moins cher ce qu'il achète, qu'en se soumettant aussi à une diminution semblable sur le prix des choses qu'il vend." (Mercier de la Rivière, l.c.p. 555.) S. 176 Note 28 "The idea of profits being paid by the consumers, is, assuredly, very absurd. Who are the consumers?" (G. Ramsay, "An Essay on the Distribution of Wealth", Edinburgh 1836, p. 183.) S. 176 f. Note 29 "When a man is in want of demand, does Mr. Malthus recommend him to pay some other person to take off his goods?" ("An Inquiry into those principles, respecting the Natur of Demand and the Necessity of Consumption, lately advocated by Mr. Malthus etc.", London 1821, p. 55.) S. 178 Note 31 "L'échange qui se fait de deux valeurs égales n,augmente ni ne diminue la masse des valeurs subsistantes dasn la société. L'échange de deux valeurs inégales... ne change rien non plus à la somme des valeurs sociales, blen qu'il ajoute à la fortune de l'un ce qu'il ôte de la fortune de l'autre." (J. B. Say, l.c.,t. II, p. 443, 444.) "On n'achète des produits qu'avec des produits" (l.c.,t. II, p. 438.) "Les productions ne se paient qu'avec des productions." (Le Trosne, l.c.p. 899.) S. 178 Note 32 "Exchange confers no value at all upon products." (F. Wayland, "The Elements of Pol. Econ.", Boston 1843, p. 168.) S. 178 Note 33 "Under the rule of invariable equivalents commerce would he impossible." (G. Opdyke, "A Treatise on polit. Economy", New York 1851, p. 66-69.) S. 179 Note 36 "Profit, in the usual condition of the market, is not made by exchanging. Had it not existed before, neither could it alter that transaction." (Ramsay, l.c.p. 184.) S. 181 Note 38 "In the form of money... capital is productive of no profit." (Ricardo, "Princ. of Pol. Econ.", p. 267.)
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S. 184 Note 42 "The value or worth of a man, is as of all other things, hin price: that is to say, so much as would be given for the use of his power." (M. Hobbes, "Leviathan". in "Works", edit. Molesworth, London 1839-1844, v. III, p. 76.) S. 186 Note 46 "Its" (labour's) "natural price... consists in such a quantity of necessaries, and comforts of life, as, from the nature of the climate, and the habits of the country, are necessary to support the labourer, and to enable him to rear such a family as may preserve. in the market, an undiminished supply of labour." (R. Torrens, "An Essay on the external Corn Trade", London 1815, p. 62.) S. 188 Note 49 "All labour is paid, alter it has ceased." ("An Inquiry into those Principles, respecting the Nature of Demand etc.", p. 104.) "Le crédit commercial a dû commencer au moment oû l'ouvrier, premier artisan de la production, a pu, au moyen de ses économies, attendre le salaire de son travail jusqu à la fin de la semaine, de la quinzaine, du mois, du trimestre etc." (Ch. Ganilh, "Des Systes d'Écon. Polit., 2èe édit., Paris 1821, t.II, p. 150.) S. 188 Note 50 "L'ouvrier prete son industrie",... "de perdre son salaire... l'ouvrier ne transmet rien de matériel." (Storch, "Cours d'Écon. Polit.", Pétersbourg 1815, t.II, p. 36, 37.) S. 190 Note 51 "It is a common practice with the coal masters to pay once a month, and advance cash to their workmen at the end of each intermediate week. The cash is given in the shop" (...); "the men take it on one side and lay it out on the other." ("Children's Employment Commission, III. Report", Lond. 1864, p. 38, n. 192.)
3. ABSCHNITT
S. 193 Note 1 "The earth's spontaneous productions being in small quantity, and quite independent of man, appear, as it were, to be furnished by nature, in the same way as a small sum is given to a young man, in order to put him in a way of industry, and of making his fortune." (James Steuart "Principles of Polit. Econ.", edit. Dublin 1770, v. I, p. 116.) S. 202 Note 11 "Not only the labour applied immediately to commodities affects their value, but the labour also which is bestowed on the implements, tools, and buildings with which such labour is assisted." (Ricardo, l.c.p. 16.) S. 205 Note 13 "Ccette fagon d'imputer à une seule chose la valeur de plusieurs autres" (par exemple au lin la consommation du tisserand), "d'appliquer, pour ainsi dire, couche sur couche, plusieurs valeurs sur une seule, fait que celle-ci grossit d'autant... Le terme d'addition peint très-bien la manière dont se forme le prix des ouvreages de main d'oeuvre; ce prix n'est qu'un total de piusieurs valeurs consommées et additionnées ensemble; or, additionner n'est pas multiplier." (Mercier de la Rivière, l.c.p. 599.) S. 211 Note 17 "I am here shewn tools that no man in his senses, with us, would allow a labourer, for whom he was paying wages, to be encumbered with; and the excessive weight and clumsiness of which, I would judge, would make work at least ten per cent greater than with those ordinarily used with us. And I am assured that, in the careless and clumsy way they must be used by the slaves, anything lighter or less
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rude could not be furnished them with good economy, and that such tools as we constantly give our labourers, and find our profit in giving them, would not last out a day in a Virginia cornfield much lighter and more free from stones though it be than outs. So, too, when I ask why mules are so universally substituted for horses on the farm, the first reason given, and confessedly the most conclusive one, is that horses cannot bear the treatment that they always must get from the negroes, horses ate always soon foundered or crippled by them, while mules will bear cudgelling, or lose a meal or two now and then, and not be materially injured, and they do not take cold or get sick, if neglected or overworked: But I do not need to go further than to the window of the room in which I am writing, to see at almost any time, treatment of cattle that would insure the immediate discharge of the driver by almost any farmer owning them in the North." [Olmsted, "Seaboard Slave States", p. 46, 47.] S. 212 Note 18 "The great class, who have nothing to give for food but ordinary labour, are the great bulk of the people." (James Mill in Art. "Colony", "Supplement to the Encyclop. Brit.", 1831.) S. 213 Note 19 "Where reference is made to labour as a measure of value, it necessarily implies labour of one particular kind... the proportion which the other kinds bear to it being easily ascertained." ([J. Cazenove,] "Outlines of Polit. Economy", London 1832, p. 22, 23.) S. 215 Note 20 "Labour gives [...] a new creation for one extinguished." ("An Essay on the Polit. Econ. of Nations", London 1821, p. 13.) S. 219 Note 21 "... that kind of wear which cannot be repaired from time to time, and which, in the case of a knife, would ultimately reduce it to a state in which the cutier would say of it, it is not worth a new blade." "Mr. Ricardo speaks of the portion of the labour of the engineer in making stocking machines"... "Yet the total labour that produced each single pair of stockings... includes the whole labour of the engineer, not a portion; for one machine makes many pairs, and none of those pairs could have been done without any part of the machine." ("Observations on certain verbal disputes in Pol. Econ., particularly relat ing to Value, and to Demand and Supply", London 1821, p. 54.) S. 221 Note 22a "Of all the instruments of the farmer's trade, the labour of man... is that on which he is most to rely for the repayment of his capital. The other two - the werking steck of the cattle, and the... carts, ploughs, spades, and so forth - without a given portion of the first, are nothing at all." (Edmund Burke, "Thoughts and Details on Scarcity, originally presented to the Rt. Hon. W. Pitt in the Month of November 1795 ", edit. London 1800, p. 10.) S. 222 Note 23 "... the weather and the natural principle of decay do not suspend their operations because the steam-engine ceases to revolve." ["The Times" vom 26. November 1862.] S. 222 Note 24 "Productive Consumption: where the consumption of a commodity is a part of the process of production... In these instances there is no consumption of value." (S. P. Newman, l.c.p. 296)
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S. 222 Note 25 "It matters not in what form capital reappears."... "The various kinds of food, clothing, and shelter, necessaty for the existence and comfort of the human being, are also changed. They are consumed from time to time, and their value re-appears, in that new vigour imparted to his bedy and mind, forming fresh capital, to be employed again in the work of production." (F. Wayland, l.c.p. 31, 32.) S. 224 Note 26 "Toutes les productions d'un même genre ne forment proprement qu'une masse, dont le prix se détermine en général et sans égard aux circonstances particulires." (Trosne, l.c.p. 893.) S. 227 Note26a "If we reckon the value of the fixed capital employed as a part of the advances, we must reckon the remaining value of such capital at the end of the year as a part of the annual returns." (Malthus, "Princ. of Pol. Econ.", 2nd ed., London 1836, p. 269.) S. 244 Note 34 ..."the strong inclination [...] to represent net wealth as beneficial to the labouring class... though it is evidently not on account of being net." (M. Hopkins, "On Rent Of Land etc.", London 1828, p. 126.) S. 246 Note 35 "A day's labour is vague, it may be long or short." ("An Essay on Trade and Commerce, containing Observations on Taxation etc.", London 1770, p. 73.) S. 247 Note 38 "An Hour's Labour lost in a day is a prodigious injury to a commercial state." "There is a very great consumption of luxuries among the labouring poor of this kingdom; particularly among the manufacturing populace; by which they also consume their time, the most fatal of consumptions." ("An Essay on Trade and Commerce etc.", p. 47 u. 153.) S. 247 Note 39 "Si le manouvrier libre prend un instant de repos, I'économie sordide qui le suit des yeux avec inquiétude, prétend qu'il la vole." (N. Linguet, "Théorie des Loix Civiles etc.", London 1767, t. II, p. 466.) S. 249 Note 41 "Those who labour... in reality feed both the pensioners called the rich and themselves." (Edmund Burke, l.c.p. 2, 3.) S. 257 Note 55 "Fox full fraught in seeming sanctity / That feared an oath, / but like the devil would lie / That look'd like nt, and had the holy leer / And durst not sin! befere he said his prayer!" [70] S. 258 Note 64 "The cupidity of mill-owners, whose cruelities in pursuit of gain, have hardly been exceeded by those perpetrated by the Spaniards on the conquest of America, in the pursuit of gold." (John Wade, "History of the Middle and Working Classes", 3rd ed.. Lond. 1835, p. 114.) S. 266 Note 82 ..."that these factors of Blackwell Hall are a Publick Nuisance and Prejudice to the Clothing Trade and ought to be put down as a Nuisance." ("The Case of our English Wool etc.", London 1685, p. 6, 7.) S. 272 Note 93 "Both in Staffordshire and in South Wales young girls and women are employed on the pit banks and on the coke heaps, not only by day, hut also by night. This practice has been often noticed in Reports presented to Parliament, as being attended with great and nototious evils. These females, employed with the men, hardly distinguished from them in their dress, and begrimed with dirt and smoke, are exposed to the deterioration of character arising from the loss of self-respect which can hardly fail to follow from their unfeminine occupation." (["Children's Employment Commission. Third Report", 1864,] 194, p. XXVI.)
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S. 281 Note 105 "We have given in our previous reports the statemente of several experienced manufacturers to the effect that over-hours... certainly tend prematutely to exhaust the working power of the men." (["Children's Employment Commission. Fourth Report", 1865,] 64, p. XIII.) S. 287 Note 116 "No child under the age of 12 years shall be employed in any manufacturing establishment more than 10 hours in one day." ("General Statutes of Mauachusetts", ch. 60, 3.) "Labour perfomed during a period of 10 hours on any day in all cotton, woollen, silk, paper, glass, and flax factories, or in manufactories of iron and brass, shall be considered a legal day's labour. And be it enacted, that hereafter no minor engaged in any factory shall be holden or required to work more than 10 hours in any day, or 60 hours in any week; and that hereafter no minor shall be admitted as a worker under the age of 10 years in any factory within this state." ("State of New Jersey. An act to limit the hours of labour etc.", 1 und 2. Gesetz vorn 18. März 1851.) "No minor who has attained the age of 12 years, and is under the age of 15 years, shall be employed in any manufacturing establishment more than 11 hours in any one day, nor before 5 o'clock in the morning. nor alter 7 1/2 in the evening." ("Revised Statutes of the State of Rhode Island etc.", ch. 139, 23, 1st July 1857.) S.292 Note 127 "... and not an asylum for the poor, where they are to be plentifully fed, warmly and decently clothed, and where they do but little work." ["An Essay on Trade and Commerce etc.", p. 242, 243.] S. 293 Note 129 "They especially objected to work beyond the 12 hours per day, because the law which fixed those hours is the only good which remains to them of the Legislation of the Republic." ("Rep. of Insp. of Fact. 31st Octob. 1855", p. 80.) S. 299 Note 141 "As a reduction in their hours of work would cause a large number" (of children) "to be employed, it was thought that the additional aupply of children from eight to nine years of age, would meet the increased demand." ("Rep. etc. for 30th Sept. 184", l.p. 13.) S. 309 Note 170 "The present law" (of 1850) "was a compromise whereby the employed surrendered the benefit of the Ten Hours' Act for the advantage of one uniform period for the commencement and termination of the labour of those whose labour is restricted." ("Reports etc. for 30th April 1852", p. 14.) S. 312 Note 181 "The Printworks' Act is admitted to be a failure, both with reference to its educational and protective provisions." ("Reports etc. for 31st Oct. 1862", p. 52.) S. 315 Note 186 "The conduct of each of these classes" (capitalists and workmen) "has been the result of the relative situation in which they have been placed." ("Reports etc. for 31 st Oct. 1848", p. 113.) S. 316 Note 187 "The employments placed under restriction were connected with the manufacture of textile fabrics by the aid of steam or water power. There were two conditions to which an employment must be subject to cause it to be inspected, viz. the use of steam or water power, and the manufacture of certain specified fibrea." ("Reports etc. for 31st October 1864", p. 8.) S. 316 Note 189 "Acts of last Session" (1864) "...embrace a diversity of occupations the customs in which differ greatly, and the use of mechanical power to give motion to
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machinery is no longer one of the elements necessary, aß formerly, to constitute in legal phrase a Factory." ("Reports etc. for 31 st Oct. 1864", p. 8.) S. 318 Note 195 "These objections" (...) "must succumb before the broad principle of the righte of labour... there is a time when the master's right in his workman's labour and his time becomes his own, even if there was no exhaustion in the question." ("Reports etc. for 31st Oct. 1862", p. 54.) S. 319 Note 198 "These proceedings" (...) "have afforded, moreover, incontrovertible proof of the fallacy of the assertion so offen advanced, that operatives need no protection, but may be considered as free agents in the disposal of the only property they possess, the labour of their hands, and the aweat of their brows." ("Reports etc. for 30th April 1850", p. 45.) "Free labour, if so it may be termed, even in a free country requires the grong arm of the law to protect it." ("Reports etc. for 31st Oct. 1864", p. 34.) "To permit, which is tantamount to compelling... to work 14 hours a day with or without meals etc.", ("Reporte etc. for 30th April 1863", p. 40.) S. 320 Note 201 "A still greater boon is, the distinction at last made clear between the worker's own time and his master's. The worker knows now when that which he sells is ended, and when his own begine, and by possessing a aure foreknowl of this, is enabled to pre-arrange his own minutes for his own purposes." ("Reports of the Impectors of factories etc. for 31st October 1864", p. 52.) "By making them masters of theit own time, they" (...) "have given them a Moral energy which is directing them to the eventual posession of political power." l.c.p. 47.) "...the master had no time for anything but money: the servant had no time for anything but labour." l.c.p. 48.)
S. 325 f. Note 204 "The labour, that is the economic time, of society, is a given portion, say ten hours a day of a million of people or ten million hours... Capital has its boundary of increase. The boundary may, at any given period, be attained in the actual extent of economic time employed." ("An Essay on the Political Economy of Nations", London 1821, p.47, 49.) S. 326 f. Note 205 "The farmer cannot rely on his own labour; and if he does, I will maintain that he is a loser by it. His employment should be, a General attention to the whole: his thrasher must be watched, or he will soon lose his wages in corn not thrashed out; his mowers, reapers etc. must be looked after, he rnugt constantly go round hig fences; he must see there is no neglect; which would be the case if hewas confined to any one spot." ([J. Arbuthnot,] "An Enquiry into the Connection between the Price of Provisions, and the Size of Farms etc." By a Farmer, London 1773, p. 12.)
4.ABSCHNITT
S. 332 Note 1 "... so as to live, labour, and generate". (William Petty. "Political Anatomy of Ireland", 1672, p. 64.) "The Price of Labour is always constituted of the Price of necessearies"...
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"whenever... the labouring man's wages will not, suitably to his low rank and station, as a labouring man, support such a family as is often the lot of many of them to have." (J. Vanderlint, l.c.p. 15.) "Le simple ouvrier, qui n'a que ses bras et son industrie, n'a rien qu'autant qu'il parvient à vendre à d'autres sa peine... En tout genre de travail il doit arriver et il arrive en effet, que le salaire de l'ouvrier se borne à ce qui lui est nécessaire pour lui procurer la subsistance." (Turgot, "Réflexions etc.", in "Oeuvreso, éd. Daire, t.I,p. 10.) "The price of the necessaries of life is, in fact, the cost of producing labour." Malthus, "Inquiry into etc. Rent", Lond. 1815, p. 48, Note.) S. 333 f. Note 2 "Quando si perfezionano le arti, che non altro che la scoperta di nuove vie, onde si possa compiere uns manufattura con meno gente o (che lo stesso) in m'mor tempo di prima." (Galiani, l.c.p. 158, 159.) "L'économie sur les frais de production ne peut êftre autre chose que l'économie sur la quantité de travail employé pour produire." (Sismondi, "Études etc., t.I.p. 22.) S. 337 Note 3a "A man's profit does not depend upon bis command of the produce of other men's labour, but upon bis command of labour itself. If he can sell his goods at a higher price, while bis workmen's wages remain unaltered, he is clearly benefited... A smaller proportion of what he produces is sufficient to put that labour into motion, and a larger proportion consequently remains for himself." (U. Cazenove,) "Outlines of Polit. Econ.", London 1832, p. 49, 50.) S. 338 Note 4 "If my neighbour by doing much with little labour, can sell cheap, I must contrive to seil as cheap as he. So that every art, trade, or engine, doing work with labour of fewer hands, and consequently cheaper, begets in others a kind of necessity and emulation, either of using the same art, trade, or engine, or of inventing something like it, that every man may be upon the aquare, that no man may be able to undersell his neighbour." ("The Advantages of the East-India Trade to England", Lond. 1720, p. 67.) S. 338 f. Note 5 "In whatever proportion the expenses of a labourer are diminished, in the same proportion will bis wages he diminished. if the restraints upon industry are at the same time taken off." ("Considerations concerning taking off the Bounty on Corn exported etc.", Lond. 1753, p. 7.) "The interett of trade requires, that corn and all provisions should be as cheap as possible; for whatever makes them dear, must make labour dear also... in all countries, where industry is not restrained, the price of provisions must affect the Price of Labour. This will always be diminished when the necessaries of life grow cheaper." (l.c.p. 3.) "Wages are decreased in the same proportion as the powers of production increase. Machinery, it is true, cheapens the necessaries of life, but it also cheapens the labourer too." ("A Prize Essay on the comparative merits of Competition and Cooperation", London 1834, p. 27.) S. 339 Note 7 "Ces spéculateurs si économes du travail des ouvriers qu'il faudrait qu'ils payassent." (J. N. Bidaut, "Du Monopole qui s'etablit dans les arts industriels et le commerce", Paris 1828, p. 13.)
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"The employer will be always on the stretch to economise time and labour." (Dugald Stewart, "Works", ed. by Sir W. Hamilton, v. VIII, Edinburgh 1855, "Lectures on Polit. Econ.", p. 318.) "Their" (the capitalists') "interest is that the productive powers of the labourers they employ should be the greatest possible. On promoting that power their attention is fixed and almost exclusively fixed." (R. Jones, l.c., Lecture III.) S. 342 Note 8 "Unquestionably, there is a great deal of difference between the value of one man's labor and that of another, from strength, dexterity and honest application. But I am quite sure, from my best observation, that any given five men will, in their total, afford a pioportion of labour equal to any other five within the periods of life I have stated; that is, that among such five men there will he one possessing all the qualifications of a good workman, one bad, and the other three middling, and approximating to the first and the last. So that in so small a platoon as that of even five, you will find the full complement of all that five rnen can earn." (E. Burke, l.c.p. 15, 16.) S. 345 Note 11 "There are numerous operations of so simple a kind as not to admit a division into parts, which cannot be performed without the cooperation of many pairs of hands. For instance the lifting of a large tree on a wain... every thing in short, which cannot be done unless a great many pairs of hands help each other in the same undivided employment, and at the same time." (E. C. Wakefield, "A View of the Art of Colonization", London 1849, p. 168.) S. 345 Note 11a "As one man cannot, and 10 men must strain, to lift a tun of weight, yet one hundred men can do it only be the strength of a finger of each of them." (John Bellers, "Proposals for raising a colledge of industry", London 1696, p. 21.) S. 345 f. Note 12 "There is also" (...) "an advantage in the proportion of servants, which will not easily be understood but by practical men; for it is natural to say, as 1 is to 4, so are 3: 12: but this will not hold good in practice; for in harvest-time and many other operations which require that kind of despatch, by the throwing many hands together, the work is better, and mote expeditiously done: f.i., in harvest, 2 drivers, 2 loaders, 2 pitchers, 2 rakers, and the rest at the rick, or in the barn, will despatch double the work, that the same number of hands would do, if divided into different gangs, on different farms." ([J. Arbuthnot,] "An Enquiry into the Connection between the present price of provisions and the size of farms." By a Farmer, London 1773. p. 7, 8.) S. 346 Note 14 On doit encore remarquer que cette division partielle du travail peut ge faire quand même les ouvriers sont occupés d'une même besogne. Des macons par exemple, occupés de faire passer de mains en mains des briques à un échafaudage supérieur, font tous la même besogne, et pourtant il existe parmi eux une espéce de division de travail, qui consiste en ce que chacun d'eux fait passer la brique par un espace donné, et que tous ensemble la font parvenir beaucoup plus promptement à l'endroit marqué qu'ils ne feraient si chacun d'eux portait sa brique séparément jusqu'à l'échafaudage surieur." (F. Skarbek, "Théorie des richesses sociales", 2ème éd., Paris 1839, t. I, p. 97, 98.) S. 347 Note 15 "Est-il question d'exécuter un travail compliqué, plusieurs choses doivent être faites simultanément. L'un en fait une pendant que l'autre en fait une autre, et tous contribuent à l'effet qu'un seul homme n'autait pu produire. L'un rame pendant
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que l'autre tient la gouvel, et qu'un troisie jette le filet ou le poisson, et la pêche a un succès impossible sans ce concours.", (Destutt de Tracy, l.c.p. 78.) S. 347 Note 16 "The doing of it" (...) "at the critical juncture, is of so much the steater consequence." (J. Arbuthnot, "An Inquiry into the Connection between the present price etc.", p. 7.) S. 347 f. Note 17 "The next evil is one which one would scarcely expect to find in a country which exports rnore labour than any other in the world, with the exception perhaps of China and England - the impossibility of procuring a aufficient number of hands to clean the cotton. The consequence of this is that large quantities of the crop are left unpicked, while another portion is gathered from the ground, when it has fallen, and is of course discoloured and partially rotted, so that for want of labour at the proper season the cultivator is actually forced to submit to the loss of a large part of that crop for which England is so anxiously looking." ("Bengal Hurkaru. Bi-Monthly Overland Summary of News", 22nd July 1861.) S. 348 Note 18 "In the progress of culture all, and perhaps more than all the capital and labour which once loosely occupied 500 acres, are now concentrated for the more cornplete tillage of 100." Obgleich "relatively to the amount of capital and labour employed, space is concentrated, it is an enlarged sphere of production, as compared to the sphere of production formerly occupied or worked upon by one single, independent agent of production." (R. Jones, "An Essay on the Distribution of Wealth", "On Rent", London 1831, p. 191.) S. 349 Note 19 "La forza di ciascuno uomo è minima, ma la riunione delle minime forze forma uns forza totale maggiore anche della somma delle forze medesime fino a che le forze per essere riunite possono diminuere il tempo ed accreseere lo spazio deua loro azione." (G. R. Carli, Note zu P. Verri, l.c., t. XV, p. 196.)# S. 350 Note 20 "Profits... is the sole end of trade." (J. Vanderlint, l.c.p. 11.) S. 351
Note 21 "...the first result was a sudden decrease in waste, the men not seeing why they ahould waste their own property any more than any other master's, and waste is perhaps, next to bad debts, the greatest source of manufacturing loss." ["Spectator" vom 26. Mai 1866.] S. 352 Note 21a "The peasant proprietor" (...) "appropriating the whole produce of his soil 1*), needs no other stimulus to exertion. Superintendence is here completely pensed with." (Cairnes, l.c.p. 48, 49.) S. 352 Note 22 "Whe do large undertakings in the manufacturing way ruin private industry, but by coming neater to the simplicity of slaves?" ("Princ. of Pol. Econ.", London 1767, v. I, p. 167, 168.) S. 355 Note 25 "Whether the united skill, industry and emulation of many together on the same work he not the way to advance it? And whether it had been otherwise possible for England, to have carried on her Woollen Manufacture to so great a perfection?" (Berkeley, "The Querist", Land. 1750, p. 56, 521.) --
1*) Bei Cairnes: toil.
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S. 357 Note 26 "... est toute patriarcale, elle emploie beauccup de femmes et d'enfants, mais sans les épuiser ni les corrompre, elle les laisse dans leure bdles vallées de la Drôme, du Var, de l'Isère, de Vaucluse, pour y élever des vers et dévider leurs cocons; [...] jamais elle n'entre dans une véritable fabrique. Pour être ausai bien observé... le principe de la division du travail, s'y revêt d'un caractére spécial. Il y a bien des dévideuses, des moulineurs, des teinturiers, des encolleurs, puis des tisserands; mais ils ne sont pas réunis dans un même établissement, ne dépendent pas d'un même maître; tous ils sont indépendants." (A. Blanqui, Cours d'Écon. Industrielle, Recueilli par A. Blaise, Paris 1838-1839, p. 79.) S. 359 Note 27 "The more any manufacture of much variety shall be distributed and aseigned to different artists, the same must needs be better done and with greater expedition, with less loss of time and labour." ("The Advantages of the East India Trade", Lond. 1720, p. 71.) S. 359 Note 28 "Easy labour is [...] transmitted skill." (Th. Hodskin, l.c.p. 125.) S. 364 Note 34 "In so close cohabitation of the People, the carriage must needs be less." ("The Advantages of the East India Trade", p. 106.) S. 364 Note 35 "The isolation of the different stages of manufacture consequent upon the employment of the manual labour adds immensely to the cost of production, the loss mainly arising from the mere removals from one process to another." ("The Industry of Nations", Lond. 1855, part II, p. 200.) S. 365 Note 36 "It" (the division of labour) "produces also an economy of time, by separating the work into its different branches, all of which may be carried on into execution at the same moment... By carrying on all the different processes at once, which an individual must have executed separately, it becomes possible to produce a multitude of pins for instance completely finished in the same time as a single pin might have been either cut or pointed." (Dugald Stewart l.c.p. 319.) S. 365 Note 37 "They more variety of mlists to every manufacture... the greater the order and regularity of every work, the same must needs be done in leas time, the labour must be less." ("The Advantages etc.", p. 68.) S. 370 Note 47 "The cannot well neglect their work, when they once begin, they must go on; they are just the same as parts of a machine." ("Child. Empl. Comm. Fourth Report", 1865, p. 247.) S. 371 Note 49 "Each handicraftsman, being... enabled to perfect himself by practice in one point, became... a cheaper workman." (Ure, l.c.p. 19.) S. 371 f. Note 50 "Nous rencontrons chez les peuples pairvenus à un certain degré de civilisation trois genres de divisions d'industrie: la premire, que nous nommons générale, ne la amène la distinction des producteurs en agriculteurs, manufacturiers et commercans, elle se rapporte aux trois principales branches d'industrie nationale; la seconde, qu'on pourrait appeler spéciale, est la divizion de chaque genre d'industrie en espèces... la troisième division d'industrie, celle enfin qu'on devrait qualifier de division de la besogne ou du travail proprement dit, est celle qui s'établit dans les arts et les métiers séparés... qui s'établit dans la plu des manufactures et des ateliers." (Skarbek, l.c.p. 84, 85.)
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S. 373 Note 52 "There is a certain density of population which is convenient, both for social intercourse, and for that combination of powers by which the produce of labour is increased." (James Mill, l.c.p. 50.) "As the number of labourers increases, the productive power of society augments in the compound ratio of that increase, multiplied by the effects of the divizion of labour." (M. Hodgskin, l.c.p. 120.) S. 374 Note 55 "Whether the Woollen Manufacture of England is not divided into several parts or branches appropriated to particular places, where they are only or principally manufactured; fine cloths in Somersetshire, coarse in Yorkshire, long ells at Exeter, soies at Sudbury, crapes at Norwich, linseys at Kendal, blankets at Whitney, and so forth!" (Berkeley, "The Querist", 1750, 520.) S. 375 Note 57 "...those employed in every different branch of the work can often be collected into the same workhouse, and placed at once under the view the spectator. In those great manufactures (!), on the contrary, which are destined to supply the great wants of the great bedy of the people, every different branch of the work employs so great a number of workmen, that it is impossible to collect them all into the same workhouse... the division is not near so obvious." (A. Smith. "Wealth of Nations", b. I, ch. 1.) "Observe the accomodation of the most common artificer or day labourer in a civilized and thriving country etc." [l.c.] S. 376 Note 58 "There is no longer anything which we can call the natural reward of individuell labour. Each labourer produces only some part of a whole, and each part, having no value or utility of itself, there is nothing on which the labourer can seize, and say: it is my product, this I will keep for myself." ([Th. Hodgskin,] "Labour defended against the claims of Capital", Lond. 1825, p. 25.) S. 378 Note 59 "On peut... établir en règle générale, que moins l'autorité préside à la division du travall dans l'intérieur de la société, plus la division du travail se développe dans l'intérieur de l'atelier, et plus elle y est soumise à l'autorité d'un seul. Ainsi l'autorité dans l'atelier et celle dans la société, per rapport à la division du travail, sont en raison inverse l'une de l'autre." (Karl Marx, l.c.p. 130, 131.) S. 379 Note 61 "Under this simple form... the inhabitants of the country have lived since time immemorial. The boundaries of the villages have been but seldom altered; and though the vilages themselves have been sometimes injured, and even desolated by war, famine, and disease, the same name, the same limits, the same interests, and even the same families, have continued for ages. The inhabitants give themselves no trouble about the breaking up and division of kingdoms; while the village remains entire, they care not to what power it is transferred or to what sovereign it devolves; its internal economy remains unchanged." (Th. Stamford Raffles, late Lieut. Gov. of Java, "The History of Java", Lond. 1817, v. I, p. 285.) S. 381 Note 62 ..."La concentration des instruments de production et la division du travail sont aussi inséparables l'une de l'autre que le sont, dans le régime politique, la concentration des pouvoirs publics et la division des intérêts privés." (Karl Marx, l.c.p. 134.) S. 381 Note 63 "...living automatons... employed in the details of the work." ([Dugald Stewart, "Lectures on Political Economy", in "Works", v. VIII,] p. 318.)
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S. 382 Note 65 "L'ouvrier qui porte dans ses bras tout un métier, peut aller partout exercer son industrie et trouver des moyens de subsister: l'autres" (...) "n'est qu'un acceagoire qui, séparé de ses confrères, n'a plus ni capacité. ni indépendance, et qui se trouve forcé d'accepter la loi qu'on juge à propos de lui imposer.", (Storch, l.c., édit. Petersb. 1815, t. I. p. 204.) S. 382 Note 66 "The former may have gained what the other has lost." [A. Ferguson, l.c.p. 281.] S. 384 Note 71 "and thinking itself, in this age of separations, may become a peculiar craft." [A. Ferguson. l.c.p. 281.] S. 386 f. Note 77 "Ciascuno prova coll' esperienza, che applicando la mano e l'ingegno sempre allo stesso genere di opere e di produtti, egli più facili, più abbondanti e migliori ne traca resultati, di quello che se ciascuno isolatamente le cose tutte a se necessarie soltanto facesse... Dividendosi in tal maniera per la comune e privata utilità gli uomini invarie classe e condizioni." (Cesare Beccaria, "Elementi di Econ. Publica", ed. Custodi, Patt. Moderna, t. XI, p. 28.) "The whole argument, to prove society natutal" "is taken from the second book of Plato's republic." [James Harris, "Dialogue concerning Happiness", London, 1741, abgedruckt in "Three Treatises etc.", 3. ed., Lond. 1772.] S. 387 Note 78 "???? ??? ?' ???????? ??????????? ?????" [Homer, Odysee, XIV, 228.] "???? ???? ??' ???? ??????? ???????". [110] S. 387 Note 79 "?????? ?? ?????????? ?? ????????? ??? ???????? ? ??????? ???????" (Thuk. l. I, c. 141). "...???' ?? ??? ?? ??, ???? ?????? ??? ?? ????????." S. 387 f. Note 80 "?? ??? ????? ???????..." ([Plato,] "De Republica", I, 2. ed., Baiter, Orelli etc.) ..."in the various operations of singeing, washing, bleaching, mangling, calendering, and dyeing, none of them can be stopped at a given moment without risk of dwnage... to enforce the same dinner hour for all the workpeople might occasionally subject valuable goods to the risk of danger by incomplete operations." S. 398 Note 99 "In the early days of textile manufactures, the locality of the factory depended upon the existence of a stream having a sufficient fall to turn a water wheel; and, although the eblishment of the water mills was the commencement of the breaking up of the domestic system of manufacture, yet the mills necessarily situated upon streams, and frequently at considerable distances the one from the other, fonned patt of a rural rather than an urban system; and it was not until the introduction of the steam-power es a substitute for the stream, that factories were congregated in towns and localities where the coal and water required for the production of steam were found in sufficient quantities. The steam-engine is the patent of manufacturing towns. " (A. Redgrave in "Reports of the Insp. of Fact. 30th April 1860", p. 36.) S. 400 f. Note 101 "...The application of power to the proceps of combing wool... extensively in operationsince the introduction of the 'combing machine', especially Lister's... undoubtedly had the effect of throwing a very large number of men out of work.
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Wool was formerly combed by hand, most frequently in the cottage of the comber. It is now very generally combed in the factory, and hand labour is superseded, except in some particular kinde of work, in which hand-combed wool is still preferred. Many of the handcombers found employment in the factories, but the produce of the handcomber bears so small a proportion to that of the machine, that the employment of a very large number of combers has passed away." ("Rep. of Insp. of Fact. for 31st Oct. 1856", p. 16.) S. 401 Note 102 "The principle of the factory system, then, is to substitute... the partition of a process into its essential constituents, for the divizion or Gradation of labour among artisans." (Ure, l.c.p. 20.) S. 406 Note 105 ..."Simple and outwardly unimportant as this appendage to lathes may appear, it is not, we believe, averring too much to state, that its influence in improving and extending the use of machinery has been es great es that produced by Watt's improvernents of the steam-engine itself. Its introduction went at once to perfect all machinery, to cheapen it, and to stimulate invention and improvement." ["The Industry of Nations", Lond. 1855, Part II, p. 239.] S. 409 Note 109 "Adam Smith nowhere undervalues the services which the natural agents and machinery perform for us, but he very justly distinguishes the nature of the value which they add to commodities... es they perform their work gratuitously, [...] the assistance which they afford us, adds nothing to value in exchange." (Ricardo, l.c.p. 336, 337.) S. 411 Note 111 "Il est possibie" (...) "de parvenir à des connaimmces fort utiles à la vie, et qu'au lieu de cette philosophie spéculative qu'on enseigne dans les écoles, on en peut trouver une pratique, per laquelle, connaissant la force et les actions du feu, de l'eau, de l'air, des astres, et de tous les autres corpa qui nous environnent, aussi distinctement que nous connassons les divers métiers de nos artisans, nous les pourrions employer en même facon à tous les auxquels ils sont propres, et ainsi nous rendre conunc maîtres et possesseurs de la nature",... "contribuer au perfectionnement de la vie humaine." [Descartes, "Discours de la Methode".] S. 414 Note 116 "These mute agents" (...) "are aiways the produce of much less labour than that which they diaplace, even when they are of the same money value." (Ricardo, l.c.p. 40.) S. 415 Note 117 "Employers of labour would not unnecessily retain two sets of children under thirteen... In fact one class of manufacturers, the spinners of woollen garn, now rarely employ children under thirteen years of ages, i.e. half-times. They have introduced improved and new machinery of various kinds which altogether supersedes [...] the employment of children" (...); "f.i.: I will mention one process es an illustration of this diminution in the number of children, wherein, by the addition of an apparatus, called a piecing machine, to existing machines, the work of six or four half-times, according to the peculiarity of each machine, can be performed by one young person" (...) "...the half-tine system the invention of the piecing machine." ("Reports of Insp. of Fact. for 31st Oct. 1858", p. 42, 431.) S. 415 Note 118 "Machinery... can frequently not be employed until labour (er meint wages) rises." (Ricardo, l.c.p. 479.) S. 417 Note 121 "The numerical increase of labourers has been great, through the growing substitution of female for male, and above all of childish for adult, labour. Three girls
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of 13, at wages from of 6 sh. to 8 sh. a week, have replaced the one man of mature age, of wages varying from 18 sh. to 45 sh." (Th. de Quincey,..."The Logic of Politic. Econ.", Lond. 1844, Note zu p. 147.) S. 418 Note 122 "Infant labour has been called into aid... even to work for their own daily bread. Without strength to endure such disproportionate toil, without instruction to guide their future life, they have been thrown into a situation physically and morally polluted. [...] The Jewish historian has remarked upon the overthrow of Jerusalem by Titus, that is was no wonder it should have been destroyed, with such a eignet destruction, when an inhuman mother sacrificed her own offspring to satisfy the cravings of absolute hunger." ("Public Fconomy Concentrated", Carlisle 1833, p. 66.) S. 420 Note 128 "It" (...) "...showed, moreover, that while, with the described circumstances, infants perish under the neglect and mismanagement which their mothers' occupations imply, the mothers become to a grievous extent denaturalized towards their offspring- commonly not troubling themselves much at the death, and even sometimes ...taking direct meazures to ensure it." ["Sixth Report on Public Health", Lond. 1864, p. 34.] S. 421 Note 133 "To push the sale of opiate... is the great aim of some enterprising wholesale merchants. By druggists it is considered the leading article." (l.c.p.459.) S. 425 Note 143 "Since the general introduction of expensive machinery, human nature has been forced far beyond its average strength." (Robert Owen, "Observatione on the effects of the manufacturing system", 2nd ed., London 1817, p. 16.) S. 425 Note 144 "It is evident [...] that the long hours of work were brought about by the circumstance of so great a number of destitute children being supplied from different parts of the country, that the masters were independent of the hands, and that, having once established the custom by means of the miserable materielle they had procured in this way, they could impose it on their neighbours with the greater facility." (J. Fielden, "The Curse of the Factory System", Lond. 1836, p. 11.) S. 426 Note 145 "Occasion... injury to the delicate moving parts of metallic mechanism by inaction." (Ure, l.c.p. 28.) S. 426 Note 146 "It" (... "allowance for deterioration of machinery") "is also intended to cover the lose which is constantly arising from the superseding of machines before they are worn out by others of a new and better conction." ["Times", 26. Nov. 1862. S. 427 Note 149 "It is self-evident, that, amid the ebbings and flowings of the market, and the alternate expansions and contractions of demand, occasions will constantly recur, in which the manufacturer may employ additional floating capital without employing additional fixed capital... if additional quantities of raw materiell can be worked up without incurring an additional expense for buildings and machinery." (R. Torrens, "On Weges and Combination", Lond. 1834, p. 64.) S. 428 Note 152 "The great proportion of fixed to circulating capital... makes long hours of work desirable." ..."the motives to long hours of work will become greater, es the only means by which a large proportion of fixed capital can be niade profitable." (Senior, "Letters on the Factory Act", Lond. 1837. p. 11-14.)
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S. 434 Note 163 "We work with more spirit, we have the reward ever before us of getting away somer at night, and one active and cheerful spirit pervades the whole mill, from the youngest piecer to the oldest hand, and we can greatly help each other." ["Reports of the Inspectors of Factories for the Quatter ending 30th September 1844; and from 1st October 1844, to 30th April 1845", p. 21.] S. 444 Note 183 "The physical appearance of the cotton operatives is unquestionably improved. This I Attribute... as to the men, to outdoor labour on public works." ("Rep. Of. Insp. of Fact. Oct. 1863", p. 59.) S. 445 Note 186 "Un homme s'use plus vite en surveillant quinze heures par jour l'évolution uni forme d'un mécanisme, qu'en exercant dans le même espace de temps, sa force physique. Ce travail de surveillance, qui servirait peut-être d'utile gmnastique à l'intelligence, s'il n'était pas trop prolongé détruit à la longue, par son excés, et l'intelligence et le corps même." (G. de Molinari, "Études Économiques", Paris 1846. [p. 49].) S. 451 Note 193 "The masters and the men are unhappily in a perpetual war with each other. The invariable object of the former is to get their work done as cheap as possibly; and they do not fail to employ every artifice to this purpose, whilst the latter are equally attentive to every eccasion of distreasing their masters into a compliance with higher demands." ([N. Forster,] "An Inquiry into the causes of the Present High Prices of Provisions", 1767, p. 61, 62.) S. 451 Note 194 "In hac urbe", (...) "ante hos viginti circiter annos instrumentum quidun in, venerunt textorium, quo solus quis plus panni et facilius conficere poterat, quam plures aequali tempore. Hinc turbae ortae et querculae textorum, tandemque usus hujus instrumenti a magistratu prohibitus etc." (Boxhorn, "Inst. Pol.", 1663.) S. 453 Note 196 "...Je considere donc les machines comme des moyens d'augmenter (virtuellement) le nombre des gens industrieux qu'on n'est pas obligé de nor... En quoi l'effet d'une machine diffère-t-il de celui de nouveaux habitants?" ([James Steuart,] Fzs. Übers., t.I,l.I,ch. XIX.) "Machinery can seldom be used with success to abrigde the labour of an individual; more time would be lost in its construction than could be saved by its application. It is only really useful when it acts on great masses, when a single machine can assist the work of thousands. It is accordingly in the most populous countries, where there are most idle men, that it is most abundant... It is not called into use by a scarcity of men, but by the facility with which they can be brought to work in masses." (Piercy Ravenstone, "Thoughts on the Funding System and its Effects". Lond. 1824, p. 45.) S. 454 Note 197 "Machinery and labour are in constant competition." (Ricardo, l.c.p. 479.) S. 454 f. Note 198 "The Rev. Mr. Turner was in 1827 rector of Wilmslow, in Cheshire, a manufacturing district. The questions of the Committee on gration, and Mr. Turner's answers show how the competition of human labour is maintained against machinery. Question: 'Has not the use of the power-loom superseded the use of the handloom?' Answer: 'Undoubtedly; it would have supered them much more than it has done, if the hand-loom weavers were not enabled to aubmit to a reduction of wages.' Question: 'But in submitting he has accepted wages which are insufficient
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to support him, and looks to parochial contribution as the remainder of his support?' Answer: 'Yes, and in fact the competition between the hand-loom and the powerloom is maintained out of the poor-rates.' Thus degrading pauperism or expatriation, is the benefit which the industrious receive from the introduction of machinery, to be reduced from the respectable and in some degree independent mechanic, to the cringing wretch who lives on the debasing bread of charity. This they call a temporary inconvenience." ("A Prize Essay on the comparative merits of Competition and Co-operation", Lond. 1834, p. 29.) S. 455 Note 199 "The same cause which may increase the revenue of the country" (...) "may at the same time render the Population redundant and deteriorate the condition of the labourer." (Ricardo, l.c.p. 469.) S. 471 Note 226 "Les classes condamnées à produire et à consommer diminuent, et les classes qui dirigent le travail, qui soulagent, consolent et éclairent toute la Population, ge multiplient... et s'approprient tous les bienfaits qui résultent de la diminution des frais du travaill de l'abondance des productions et du bon marché des consommations. Dans cette direction, l'espèce humaine s'élève aux plus hautes conceptions du génie, pénètre dans les profondeurs mystérieuses de la religion, établit les principes salutaires de la merale" (... de "s'approprier tous les bienfaits etc."), "les lois tutélaires de la liberté" (... liberté pour "les classes condamnées à produire"?) "et du pouvoir, de l'obéissance et de la justice, du devoir et de l'humanité." ("Des Systèmes d'Éconornie Politique etc." Par M. Ch. Ganilh, 2ème éd., Paris 1821, t.I,p.224, cf. ib. p. 212.) S. 497 Note 269 "The rental of premises required for work rooms seems the element which ultimately determines the point, and consequently it is in the metropolis, that the old system of giving work out to small employers and families has been longest retained, and earliest returned to." (["Children's Employment Commission, 11. Report".] p. 83, n. 123.) S. 498 Note 275 "Tendency to factory system." (l.c.p. LXVII.) "The whole employment is at this time in a state of transition, and is undergoing the same change as that effected in the lace trade, weaving etc." (l.c.,n. 405.) "A complete Revolution." (l.c.p. XLVI. n. 318.) S. 499 Note 276 "To keep up our quantity, we have gone extensively into machines wrought by unskilled labour, and every day convinces us that we can produce a greater quantity than by the old method." ("Reports of Insp. of Fact., 31st Oct. 1865", p. 13.) S. 501 f. Note 283 "...work towards the end of the week is generally much increased in duration, in consequence of the habit of the men of idling on Monday and eccasionally during apart or the whole of Tuesday also." ("Child. Empl. Comm., III. Rep.", p. VI.) "The little masters generally have very irregular hours. They lose 2 or 3 days, and then work all night to make it up... They always employ their own children if they have any." (l.c.p. VII.) "The want of regularity in coming to work, encouraged by the possibility and practice of making up for this by working longer hours." (I.c.p. XVIII.) "Enormous loss of time in Birmingham... idling part of the time, slaving the rest." (l.c.p. XI.)
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S. 502 Note 284 "The extension of the railway system is said to have contributed greatly to this custem of giving sudden orders, and the consequent hurry, neglect of mealtimes, and late hours of the workpeople." (["Children's Employment Commission. IV.Report",] P. XXXI.) S. 503 Note 287 "With respect to the loss of trade by the noncompletion of shipping orders in time, I remember that this was the pet argument of the factory masters in 1832 und 1833. Nothing that can be advanced now on this subject could have the force that it had then, before steam had halved all distances and established new regulations for transit. It quite failed at that time of proof when put to the test, and again it will cenly fail should it have to be tried." ("Reports of Insp. of Fact.. 31st Oct. 1862", p. 54, 55.) S. 503 f. Note 289 ...: "The uncertainity of fashions does increase necessitous Poor. It has two great mischiefs in it: 1st) The journeymen are miserable in winter for want of work, the mercers and nusterweavers not daring to lay out their stocks to keep the journeymen imployed before the spring comes and they know what the fashion will then be; 2dly) In the spring the journeymen are not sufficient, but the master-weavers must draw in many prentices, that they may supply the trade of the kingdom in a quarter or half a year, which robs the plow of hande, drains the country of labourers, and in a great part stocks the city with beggars, and starves zorne in winter that are ashamed to beg." (John Bellers, "Essays about the Poor, Manufactures etc.", p. 9.) S. 504 Note 293 "This could be obviated at the expense of an enlargement of the works under the pressure of a General Act of Parliament." ("Children's Employment Commission, V. Report", p. X, n. 38.) S. 507 Note 297 "Factory education is compulsory, and it is a Kondition of labour." ("Reports of Insp. of Fact. 31st Oct. 1865", p. 111.) S. 508 Note 301 "The boy is a mere substitute for steam power." ("Child. Empl. Comm., V. Rep. 1866", p. 114, n. 6.) S. 511 Note 307 "You take my life / When you do take the means whereby I live." (Shakespeare) [90] S. 513 Note 309 "An idle learning being little better than the Learning of Idleness... Bodily Labour, it's a primitive institution of God... Labour being as proper for the bodies health, as eating is for its living; for what pains a man saves by Eaze, he will find in Disease... Labour adds oyl to the lamp of life when thinking inflames it... A childish silly employ" (...) "leaves the children's minds silly." ([John Bellers,] "Proposals for raising a Colledge of Industry of all useful Trades and Husbandry", Lond. 1696, p. 12, 14, 16, 18.) S. 514 Note 312 "Factory labour may be as pure and as exzellent as domestic labour, and perhaps more so." ("Reports of Insp. of Fact., 31 st Oct. 1865 ", p. 129.) S. 528 Note 324 "You divide the people into two hostile camps of downish boors and emasculated dwarfs. Good heavens! a nation divided into agricultural and commercial interests calling itself sane, nay styling itself enlightened and civilized, not only in spite of, but in consequence of this monstrous and unnatural division." (David Urquhart, l.c.p. 119.)
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S. 529 Note 325 "...That the produce of land increases caeteris paribus in a diminishing ratio to the increase of the labourers employed", (...) "'is the universal law of agricultural industiry'...." [J. St. Mill, "Principles of PoliticaJ Economy", vol. I, p. 17.]
5.ABSCHNITT
S. 534 Note 1 "The very existence of the master-capitalists as a distinct class is dependent on the productiveness of industry." (Ramsay, l.c.p. 206.) "If each man's labour were but enough to produce his ovm food, there could be no property." (Ravenstone. l.c.p. 14.) S. 535 Note 2 "Among the wild Indians in America, almost every thing is the labourer's, 99 parts of an hundred are to he put upon the account of Labour: In England, perhaps the labourer has not 2/3." ("The Advantages of the East India Trade etc.", p. 72. 73.) S. 536 Note 4 "The first" (natural wealth), "as it is most noble and advantageous, so doth it make the people careless, proud, and given to all excesses, whereas the second enforceth vigilancy, literature, arts and policy." ("England's Treasure by Foreign Trade. Or the Balance of our Foreign Trade is the Rule of our Treasure. Written by Thomas Mun, of London, Merchant, and now published for the common good by his son John Mun". Lond. 1669, p. 181, 182.) "Nor can I conceive a greater curse upon a body of people, than to be thrown upon a spot of land, where the productions for subsistence and food were, in great measure, spontaneous, and the climate required or admitted little care for raiment and covering... there may be an extreme on the other side. A soil incapable of produce by labour is quite as bad as a soil that produces plentifully without any labour." ([N. Forster,] "An Inquiry into the Present High Price of Provisions" Lond. 1767, p. 10.) S. 537 Note 5 "Le soistice est le moment de l'année où commence la crue du Nil, et celui que les Égyptiens ont dû observer avec le plus d'attention... C'était cette année tropique qu il leut importait de marquer pour se diriger dans leurs opérations agricoles. Ils durent donc chercher dans le ciel un signe apparent de son retour." (Cuvier, "Discours zur les révolutions du globe, éd. Hoefer, Paris 1863, p. 141.) S. 537 f. Note 7 "There are no two countries, which furnish an equal number of the necessaries of life in equal plenty, and with the same quantity of labour. Men's wants increase or diminish with the severity or temperatenese of the climate they live in; consequently the proportion of trade which the inhabitants of different countries are obliged to carry on through necessity, cannot be the same, nor is it practicable to ascertain the degree of variation farther than by the Degrees of Heat and Cold; from whence one may make this General conclusion, that the quantity of labour required for a certain number of peopie is greatest in cold climates, and least in hot ones; for in the former men not only want more clothes, but the earth more cultivating than in the latter." ([J. Massie,] "An Essay on the Coverning Causes of the Natural Rate of Interest", Lond. 1750, p. 59.) S. 538 Note 8 "Chaque travail doit" (...) "laisser un excédant." (Proudhon) [130]
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S. 546 Note 11 "When an alteration takes place in the productiveness of industry, and that either more or less is produced by a given quantity of labour and capital, the proportion of wages may obviously vary, whilst the quantity, which that proportion represents, remains the same, or the quantity may vary, whilst the proportion remains the same." ([J. Cazenove,] "Outlines of Political Economy etc.", p. 67.) S. 548 Note 12 "All things being equal, the Engliah manufacturer can turn out a considerably larger amount of work in a given time than a foreign manufacturer, so much as to counterbalance the difference of the working days, between 60 hours a week here and 72 or 80 elsewhere." ("Reports of Insp. of Fact. for 31st Oct. 1855", p. 65.) S. 549 Note 13 "There are compensating circumstances... which the working of the Ten Hours' Act has brought to light." ("Reports of Insp. of Fact. for 31st October 1848", p. 7.) S. 549 Note 14 "The amount of labour which a man had undergone in the course of 24 hours might be approximately arrived at by an examination of the chymical changes which had taken place in his body, changed forma in matter indicating the anterior exercise of dynamic force." (Grove, "On the Correlation of Physical Forces", [p. 308, 309].) S. 551 Note 15 "Corn and Labour rarely march quite abreast; but there is an obvious limit, beyond which they cannot be separaten. With regard to the unusual exertions made by the labouring classes in periods of dearness, which produce the fall of wages noticed in the evidence" (nämlich vor den Parliamentary Committees of Inquiry 1814/15), "they are most meritorious in the individuals, and certainly favour the growth of capital. But no man of humanity could wish to see thern constant and unremitted. They are most admirable as a temporary relief; but if they were constantly in action, effects of a similar kind would result from them, es from the population of a country being pushed to the very extreme limits of its food." (Malthus, "Inquiry into the Nature and Progress of Rent", Lond. 1815, p. 48, Note.) S. 551 f. Note 16 "A principal cause of the increase of capital, during the war, proceeded from the greater exertions, and perhaps the greater privations of the labouring classes, the most numerous in every sodety. More women and children were compelled, by necessitous circumstances, to enter upon laborious occupations; and former workmen were, from the same cause, obliged to devote a greater portion of their time to increase production." ("Essays on Political Econ. in which are illustrated the Principal Causes of the Present National Distress", London 1830, p. 248.) S. 556 ..."une richesse indépendante et disponible, qu'il" (...) "n'a point achetée et qu'it Note 20 vend." (Turgot, "Reflexions sur la Formation et la Distribution des Richesses", p. 11.)
6.ABSCHNITT
S. 557 Note 21 "Mr. Ricardo, ingeniously enough, avoids a difficulty which, on a first view, threatens to encumber his doctrine, that value depends on the quantity of labour employed in production. If this principle is rigidly adhered to, it follows that the value of labour depends on the quantity of labour employed in producing it - which is evidently absurd. By a dexterous turn, therefore, Mr. Ricardo the value of labour depend on the quantity of labour required to produce wages; or, to give
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the benefit of his own language, he maintains, that the value of labour is to be estimted by the quantity of labour required to produce wages; by which he means the quantity of labour required to produce the money or commodities given to the labourer. This is similar to saying, that the value of cloth is estimated, not by the quantity of labour bestowed on its production, but by the quantity of labour bestowed on the production of the silver, for which the cloth is exchanged." ([S. Bailey] "A Critical Dissertation on the Nature etc. of Value", p. 50, 51.) S. 558 Note 22 "If you call labour a commodity, it is not like a commodity which is first produced in order to exchange, and then brought to market where it must exchange with other commodities according to the respective quantities of each which there may be in the market at the time, labour is created at the moment it is brought to market; nay, it is brought to market before it is created." ("Observations on some verbal disputes etc.", p. 75, 76.) S. 558 Note 23 "Treating Labour as a commodity, and Capital, the produce of labour, es another, then, if the values of those two commodities were regulated by equal quantities of labour, a given amount of labour would... exchange for that quantity of capital which had been produced by the same amount of labour; antecedent labour [...] would... exchange for the same amount es present labour. [...] But the value of labour, in relation to other commodities... is determined not by equal quantities of labour." (E. G. Wakefield in s. Edit. von A. Smiths, "Wealth of Nations", Lond. 1835, v. I, p. 230, 231, Note.) S. 558 f. Note 24 "Il a fallu convenir" (...) "que toutes les fois qu'il échangerait du travail fait contre du travail à faire, le dernier" (le capitaliste) "aurait une valeur supérieure au premier" (le travailleur). (Sismonde [i.e. Sismondi], "De la Richesse Commerciales", Genève 1803, t. I, p. 37.) S. 559 Note 25 "Labour, the exklusive standard of value... the creator of all wealth, no commodity." (M. Hodgskin, l.c.p. 186.) S. 559 f. Note 26 "Le travail est dit valoir, non pas en tant que marchandise lui-même, mais en vue des valeurs qu'on suppose renfermées puisannciellement en lui. La valeur du travail est une expression figurée etc."... "Dans le travail-marchandise, qui est d'une réalité effrayante, il ne voit qu'une ellipse grammaticale. Donc toute la société actuelle, fondée sur le travail marchandise, est désormais fondée sur une licence poétique, sur une expression figurée. La société veut-elle 'é1iminer tous les inconvénients' qui la travaillent, eh bien! qu'elle élimine les termes malsonnants, qu'elle change de langage, et pour cela elle n'a qu'a s'adresser à l'Académie pour lui demander une nouvelle édition de son dictionnaire." (K. Marx, "Misère de la Philosophie", p. 34, 35.) "C'est ce quune chose vaut". "La valeur d'une chose exprimée en monnaie." Und warum hat "le travail de la terre... une valeur? Parce qu'on y met un prix." [J. B. Say] S. 566 Note 31 "The price of labour is the sum paid for a given quantity of labour." (Sir Edward West, "Price of Corn and Wages of Labour", Lond. 1826, p. 67.) S. 566 Note 32 "The wages of labour [...] depend upon the price of labour and the quantity of labour performed... An increase in the wages of labour does not necessarily imply an enhancement of the price of labour. From fuller employment, and greater exertions,
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#the wages of labour may be considerably incr while the price of labour may continue the same." (West, l.c.p.
67, 68 u. 112.) S. 567 Note 33 "It is the quantity of labour and not the price of it" (...), "that is determined by the price of provisions and other necessaries: reduce the price of necesearies very low, and of course you reduce the quantity of labour in proportion... Mmaster-manufacturers know, that there are various ways of raising and falling the price of labour, besides that of altering its nominal amount 1*)." ["Essay on Trade and Commerce", p. 48 u. 61.] "The labourer [...] is principally interested in the amount of wages. " [N. W. Senior, "Three Letures on the Rate of Wages", Lond. 1830,] p. 15.) S. 570 Note 39 "It is a very notable thing, too. that where long hours are the rule, small wages are also so0." ("Rep. Of Insp. of Fact., 31st Oct. 1863", p. 9.) "The work which obtains the scanty pittance of is for the most part excessively prolonged." ("Public Health, Sixth Rep. 1863", p. 15.) S. 571 Note 42 "...he would very shortly be replaced by somebody who would work any length of time and thus be thrown out of employment." ("Reports of Insp. of Fact., 31st Oct. 1848", Evidence, p. 39, n. 58.) "If [...] one man performs the work of two... the rate of Profits will generally be raised... in consequence of the additional supply of labour having diminished its price." (Senior, l.c.p. 15.) S. 574 Note 45 "The system of piece-work illustrates an epoch in the history of the working man; it is half-way between the position of the mere day-labourer, depending upon the will of the Kapitalist, and the cooperative artisan, who in the not distant future promism to combine the artisan and the Kapitalist in his own person. Piece-workern are in fact their own masters, even whilst working upon the capital of the employer." (John Wath, "Trade Societies and Strikes, Machinery and Cooperative Societies", Manchester 1865, p. 52, 53.) S. 575 Note 47 "A factory employs 400 people, the half of which work by the piece, and have a direct interest in working longer hours. The other 200 are paid by the day, work ly long with the others, and get no more money for their overtime... The work of these 200 people for half an hour a day is equal to one person's work for 50 hours, or 5/6 of one person's labour in a week, and is a positive gain to the employer." ("Reports of Insp. of Fact, 31st October 1860", p. 9.) "Overworking, to a very considerable extent, still prevails; and, in most instances, with that security against detection and punishment which the law itself affords. I have in many former reports I shown... the injury to all the workpeople who are not employed on piece-work, but receive weekly wages." (Leonard Horner in "Reports of Insp. of Fact., 30th April 1859", p. 8, 9.) S. 576 Note 48 "Le salaire peut se mesurer de deux manières; ou sur la durée du travail, ou sur son produit." ("Abbrége élémentaire des principes de l'Écon. Pol.", Paris 1796, p. 32.) Verfasser dieser anonymen Schrift: G. Garnier. S. 576 f. Note 49 "So much weight of [...] cotton is delivered to him" (the spinner),.. and he has to return by a certain time, in lieu of it, a given weight of twist or yarn, of a certain --#

1*) im Original: value
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degree of fineness, and he is paid so much per pound for all that he so returns. If his work is defective in quality, the penalty falls on him; if less in quantity than the minimum fixed for a given time, he is dismissed and an abler operative procured." (Ure, l.c.p. 316, 317.) S. 577 Note 50 "It is when work puses through several hands, each of which is to take a share of profits, while only the last does the work, that the pay which reaches the workman in miserably disproportioned." ("Child. Empl. Comm. II. Rep.", p. LXX n. 424.) S. 577 Note 51 "It would [...] be a great improvement to the system of piece-work, if all the men employed on a job were partners in the contract, each according to his abilities, instead of one man being interested in overworking his fellows for his own benefit." ([Watts, "Trade eties and Strikes...",] p. 53.) S. 578 Note 52 "All those who are paid by piece-work... profit by the transgreasion of the legal limits of work. This observation as to the willingness to work overtime, is especially applicable to the women employed as weavers and reelers." ("Rep. of Insp. of Fact., 30th April 1858", p. 9.) S. 578 Note 53 "Where the work in any trade is paid for by the piece at so much per job... wages may very materially differ in amount... But in work by the day there is generally an uniform rate... recognized by both employer and employed as the standard of wages for the General run of workmen in the trade." (Dunning, l.c.p. 17.) S. 579 f. Note 55 "Combien de fois n'avons-nous pas vu, dans certains ateliers, embaucher, beaucoup plus d'ouvriers que ne le demandait le travail à mettre en main? Souvent, dans la prévision d'un travail alétoire, quelquefois même imaginaire, on admet des ouvriers: comme on les paie aux pièces, on se dit qu'on ne court aucun risque, parce que toutes les pertes de temps seront à la charge des inoccupés." (H. Gregoir, "Les Typographes devant le Tribunal Correctionnel de Bruxelles", Bruxelles 1865, p. 9.) S. 581 Note 60" The productive power of his spinning-machine is accurately measured, and the rate of pay for work done with it decreazes with, though not as, the increase of its productive power." (Ure, l.c.p. 317.) "By thie increase, the productive power of the machine will be augmented one-fifth. When this event happens, the spinner will not be paid at the same rate for work done as he was before; but as that rate will not be diminished in the ratio of one-fifth, the improvement will augment his money earnings for any given number of hours' work... The foregoing statement requires a certain modification... the spinner has to pay something for additional juvenile aid out of his additional sinnnce, [...] accompanied by displacing a portion of adults", (l.c.p. 320, 321.) S. 582 Note 62 ..."to prosecute for intimidation the agents of the Carpet Weavers Trades Union. Bright's partners had introduced new machinery which would turn out 240 yards of carpet in the time and with the labour (!) previously required to produce 160 yards. The workmen had no claim whatever to share in the profits made by the investment of their employer's capital in mechanical improvements. Accordingly, Messrs. Bright proposed to lower the rate of pay from 1 1/2 d. per yard to 1 d.. leaving the earnings of the men exactly the same as before for the same labour.
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But there was a nominal reduction, of which the operatives, it is asserted, hat not fair warning before hand." ["The Standard", London, vom 26. Oktober 1861.] S. 583 Note 64 "It is not accurate to say that wages" (...) "are increased, use they purchase more of a cheaper article." (David Buchanan in seiner Ausgabe von A. Smiths "Wealth etc.", 1814, v. I, p. 417, Note.) S. 584 f. Note 65 "It deserves likewise to be remarked, that although the apparent price of labour is usually lower in poor countries, where the produce of the soil, and grain in general, is cheap; yet it is in fact for the most part really higher than in other countries. For it is not the wages that is given to the labourer per day that constitutes the real price of labour, although it is its apparent price. The real price is that which a certain quantity of work performed actually costs the employer; and considered in this light, labour is in almost all cases cheaper in rich countries than in those that are poorer, although the price of grain, and other provisions, is usually much lower in the last than in the first... Labour estimated by the day, is much lower in Scotland than, in England;... Labour by the piece is generally cheaper in England." (James Anderson, "Observations on the means of exciting a spirit of National Industry etc.", Edinb. 1777, p. 350, 351.) "Labour being dearer in Ireland than it is in England... because the wages are so much lower." (Nr. 2074 in "Royal Commission on Railways, Minutes", 1867.)
7.ABSCHNITT
#S. 592 Note 2 "Wages es well as profits are to be considered each of them es really a portion of the finished
product." (Ramsay, l.c.p. 142.) S. 593 Note 3 "When capital is employed in advancing to the workman his wages, it adds nothing to the funds for the maintenance of labour." (Cazenove in Note zu seiner ed. von Malthus' "Definitions in Polit. Econ.", London 1853, p. 22.) S. 594 Note4a "Though the manufacturer" (i.e. Manufakturarbeiter) "has his wages advanced to him by his master, he in reality costs him no expense, the value of these wages being generally reserved 1*), together with a profit, in the improved value of the aubiect upon which his labour is bestowed." (A. Smith l.c., Book II, ch. III, p. 355.) S. 596 Note 6 "It is true indeed that the first introducing a manufactute emploies many poor, but they cease not to be so, and the continuance of it makes many." ("Reasons for a limited Exportation of Wool", Lond. 1677, p. 19.) "The farmer now absurdty asserts, that he keeps the poor. They are indeed kept in misery." ("Reasons for the late Increase of the Poor Rates: or a comparative view of the prices of labour and provisions", Lond. 1777, p. 31.) S. 599 Note 13 "That letter [...] might be looked upon as the manifeste of the manufacturers." (Ferrand, Motion über den cotton famine, Sitzung des H.o.C. vom 27. April 1863.) S. 603 Note 17 "L'ouvrier demandait de la subsistance pour vivre, le chef demandait du travail pour gagner." (Sismondi, l.c.p. 91.) --#

1*) Bei Smith: restored
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#S. 605 Note 21 "Accumulation of Capital: the employment of a portion of revenue es capital." (Malthus,
"Definitions etc.", ed. Cazenove, p. 1.) "Conversion of revenue into Capital." (Malthus, "Princ. of Pol. Econ.", 2nd ed., Lond. 1836, p. 320.) S. 608 "Le travail primitif auquel son capital a dû sa naissance." (Sismondi, l.c., éd. Paris, Note 21c t.I,p. 109.) S. 614 Note 25 "Capital", viz "[...] accumulated wealth employed with a view to Profit" (Malthus l.c.p. 262.) "Capital... consists of wealth saved from revenue, and used with a view to profit." (R. Jones, "Text-book of lectures on the Political Economy of Nations". Hertford 1852, p. 16.) S. 614 Note 26 "The possessors of surpiusproduce or capital." ("The Source and Remedy of the National Difficulties. A Letter to Lord John Russell", Lond. 1821, p. 4.) S. 614 Note 27 "Capital, with compound interest on every portion of capital saved, is so all engrossing, that all the wealth in the world from which income is derived, has long ago become the interest on capital." (London "Economist", 19. July 1851.) S. 615 Note 28 "No political economist of the present day can by saving mean mere hoarding: and beyond this contracted and insufficient 1*) proceeding, no use of the term in reference to the national wealth can well he imagined, but that which must arise from a different application of what is saved, founded upon a real distinction between the different kinds of labour maintained by it." (Malthus, l.c.p. 38, 39.) S. 615 Note 29 "Accumulation of stocks... non-exchange... overproduction." (Th. Corbet, l.c.p. 104.) S. 616 Note 31 "The capital itself in the long run becomes entirely wages, and when replaced by the sale of produce becomes wages again." [J. St. Mill] S. 617 Note 32 "Il est impossible de résoudre le prix nécessaire dans ses éléments les plus simples." (Storch, l.c., Petersb. Édit. 1815, t. II, p. 141, Note.) S. 621 Note 37 "Les épargnes des riches se font aux dépens des pauvres." [143] S. 623 f. Note 43 "No one... will sow his wheat, f.i., and allow it to remain a twelvemonth in the ground, or leave his wine in a cellar for years, instead of consuming these things or their equivalent at once - unless he expects to acquire additional value etc." (Scrope. "Polit. Econ.", edit. von A. Potter, New-York 1841, p. 133.) [145] S. 624 Note 44 "La privation que s'impose le capitaliste, en prêtant" (...) "ses instruments de production au travailleur au lieu d'en consacrer la valeur à son propre usage, en la transformant en objets d'utilité ou d'agrément. (G. de Molinari, l.c.p.36.) S. 624 Note 45 "La conservation d'un capital exige... un effort constant pour résister à la tentation de le consommer. (Courcelle-Seneuil, l.c.p. 20.) S. 624 f. Note 46 "The particular classes of income which yield the most abundantly to the progress of national capital, change at different stages of their progress, and are therefore entirely different in nations occupying different positions in that progress... Profite... --#

1*) Bei Malthus: inefficient
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unimportant source of accumulation, compared with wagen and rents, in the earlier stages of society... When a considerable advance in the powers of national industry has actually taken place, profite rise into comparative importance as a source of accumulation." (Richard Jones, "Textbook etc.", p. 16, 21.) S. 633 f. Note 60 "Quant à la difficulté qu'é1ève Mr.Ricardo en disant que, per des procédés mieux entendus, un million de personnes peuvent produire deuz fois, trois fois autant de richesses, sans produire plus de valeurs, cette difficulté n'est pas une lorsque l'on considère, ainsi qu'on le doit, la production comme un échange dans lequel on donne les services productifs de son travail, de sa terre, et de ses capitaux, pour obtenir des produite. C'est per le moyen de ces services productifs que nous acquérons tous les produits qui sont au monde. [...] Or... nous sommes d'autant plus riches, nos services productifs ont dautant plus de valeur, qu'ils obtiennent dans l'échange appelé production, une plus grande quantité de choses utiles." (J. B. Say, "Lettres à M. Malthus", Paris 1820, p. 168, 169.) "...parce que la concurrence les" (les producteurs) "toblige à donner les produits pour ce qu'ils leut coûtent.", [l.c.p. 169.] "Telle est, monsieur, la doctrine bien liée sans laquelle il est impossible, je le déclare, d.expliquer les plus grandes difficultés de l'économie politique et notamment, comment il se peut qu'une nation soit plus riche lorsque ses produits dirminuent de valeur. quoique la richesse soit de la valeur." (l.c.p. 170.) "... "Si vous trouvezune physionomie de paradoxe à toutes ces propositions, voyez les choses qu'elles expriment, et j'ose croire qu'eiles vous paraîtront fort simples et fort raisonnables."..." ("An Inquiry into those Principles respecting the Nature of Demand etc.", p. 110.) S. 642 Note 70 "A égalite d'oppression des masses, plus un pays a de prolétaires et plus il est riche." (Colins, "L'Économie Politique, Source des Révolutione et des Utopies prétendues Socialistes", Paris 1857, t. III, p. 331.) S. 644 Note 75 "Socios collegiorum maritos esse non permittimus, sed statim postquam quis uxorem duxerit, socius collegii desinat esse." ("Reports of Cambridge University Commission", p. 172.) S. 660 Note 79 "The demand for la depends on the increase of circulating and not of fixed capital. Were it true that the proportion between these two sorts of capital is the same at all times, and in all circumstances, then, indeed, it follows that the number of labourers employed is in proportion to the wealth of the state. But such a proposition has not the semblance of probability. As arts are cultivated, and civflization is extended, fixed capital bears a larger and larger proportion to circulating capital. The amount of fixed capital employed in the production of a piece of British muslin is at least a hundred, probably a thousand times greater than that employed in a aller piece of Indian muslin. And the proportion of circulating capital is a hundred or thousand times less... the whole of the annual savings [...], added to the fixed capital [...], would have no effect in increasing the demand for labour." (John Barton, "Observations on the circumstances which influence the Condition of the Labouring Classes of Society", Lond. 1817, p. 16, 17.) "The same cause which may increase the net revenue of the country may at the same time render the population redundant, and deteriorate the Kondition of the labourer." (Ricardo, l.c.p. 469.)
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..."the demand" (for labour) "will be in a diminishing ratio." (l.c.p. 480, Note.) "The amount of capital devoted to the maintenance of labour may vary, independently of any changes in the whole amount of capital... Great fluctuations in the amount of employment, and great suffering may [...] becorne more frequent as capital itself becomes more plentiful." (Richard Jones. "An Introductory Lecture on Pol. Econ.", Lond. 1833, p. 12.) "Demand" (for labour) "will rise... not in proportion to the accumulation of the General capital... Every augmentation, therefore, to the national stock destined for reproduction, comes, in the progress of society, to have less and less influence upon the condition of the labourer." (Ramsay, l.c.p. 90, 91.) S. 665 f. Note 83 "The adult operatives at this mill have been asked to work from 12 to 13 hours per day, while there are hundreds who are compelled to be idle who would willingly work partiell time, in order to maintain their families and save their brethren from a premature grave through being overworked." ("Reports of Insp. of Fact. for 31st Oct. 1863", p. 81.) S. 671 Note 85 "It does not appear absolutely true to say that demand will always produce supply just at the moment when it is needed. lt has not done so with labour, for much machinery has been idle last year for want of hands." ("Report of Insp. of Fact. for 31st Oct. 1866", p. 81.)
S. 672 f. Note 87 "Poverty [...] seems [...] favourable to Generation." (A. Smith [151]) "Iddio fa che gli uomini che esercitano meitieri di prima utilità nascono abbondantemente." (Galiani, l.c.p. 78.) "Misery, up to the extreme point of famine and pestilence, instead of checking, tends to increase population." (S. Laing, "National Distress", 1844, p. 69.) S. 675 Note 88 "De jour en jour il devient donc plus clair que les rapports de production dans lesquels se meut la bourgeoisie n'ont pas un caractère un, un caractère simple, mais un caractère de duplicité; que dans les mêmes rapports dans lesquels se produit la richesse, la misère se produit aussi; que dans les mêmes rapports dans lesquels il y a développement des forces productives, il y a une force productive de répression; que ces rapports ne produisent la richesse bourgeoise, c'est à dire la richesse de la classe bourgeoise, qu'en anéantissant continuellement la richesse des membres intégrants de cette classe et en produisant un prolétariat touioun croissant." (Karl Marx, "Misére de la Philosophie", p. 116.) S. 675 Note 89 "In luoco di progettar sistemi inutili per la felicità de' popoli, mi limiterò a investigare la ragione della loro infelicità." [G. Ortes, "Della Economia Nazionale libri sei 1874", bei Custodi, Parte Moderna, t. XXI, p. 32.] S. 682 Note 105 "Voilà l'homme en effet. Il va du blanc au noir. / Il condamne au matin ses sentiments du soir. / Importun à tout autre, à soi même incommode, / Il change à tous moments d'esprit comme de mode." ([Boileau, zitiert bei H. Roy,] "The Theory of Exchanges etc.", Lond. 1764, p. 135.) S. 684 Note 108 "...those employed in every different branch of the work can often be collected into the same workhouse." [154] S. 702 Note 140 "The nominal price of day-labour is at present no more than about four times or at most five times higher than it was in the year 1514. But the price of corn is
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seven times, and of flesh-meat and raiment about fifteen times higher. [...] So far, therefore, has the price of labour been even from advancing in proportion to the increase in the expences of living, that it does not appear that it bears now half the proportion to those expences that it did bear." [Dr. Richard Price, "Observations on Reversionary Payments", 6. ed. By W. Morgan, Lond. 1803, v. II, p. 159.] S. 721 Note 169 "The heaven-born employment of the hind gives dignity even to his position. He is not a slave, but a soldier of peace, and deserves his place in married man's quarters, to be provided by the landlord, who has claimed a power of enforced labour similar to that the country dernands of a military soldier. He no more receives market-price for his work than does a soldier. Like the soldier he is caught young, ignorant, knowing only his own trade and his own locality. Early marriage and the operation of the various laws of settlement affect the one es enlistment and the Mutiny Act affect the other." (Dr. Hunter. l.c.p. 132.) S. 722 Note 170 "Mal vêtus, logés dans des trous, / Sous les combles, dans les décombres, / Nous vivons avec les hiboux / Et les larrons, amis des ombres." [Pierre Dupont, "Ouvriers", 1846.] S. 745 Note 191 "Le paysan y (en Silésie) est serf." "On n'a pas pu encore engager les Silésiens au partage des communes, tandis que dans la nouvelle Marche, in n'y a guère de village où ce partage ne soit exécuté avec le plus grand succès." (Mirabeau, "De la Monarchie Prussienne", Londres 1788, t. IIII p. 125, 126.) S. 748 Note 194 "The quantity of land assigned" (...) "would now be judged too great for labourers, and rather as likely to convert them into small farmers." (George Roberts, "The Social History of the People of the Southern Counties of England in past centuries", Lond. 1856, p. 184.) S. 749 Note 195 "The right of the poor to share in the tithe, is established by the tenour of ancient statutes." (Tuckett, l.c.,p. 804, 805.) S. 751 Note 199 "I most lament the loss of our yeomanry, that set of men, who really kept up the independence of this nation; and sorry I am to see their lands now in the hands of monopolizing lords, tenanted out to small farmers, who hold their leases on such conditions as to he little netter than vassals ready to attend a summons on every mischievous occasion." [J. Arbuthnot, "Inquiry into the connection between the present price of provisions and of farms", Lond. 1773, p. 139.] S. 751 Note 200 "The large grant of lands in Ireland to Lady Orkney, in 1695, is a public instance of the king's affection, and the lady's influence... Lady Orkney's endearing offices, are supposed to have been - foeda laborium ministeria." ("The charakter and behaviour of King William, Sunderland etc. is represented in Original Letters to the Duke of Shrewsbury from Somers, Halifax. Oxford, Secretary Vernon etc.") S. 755 Note 212 "Working men are driven from their cottages, and forced into the towns to seek for employment; - but then a larger surplus is obtained, and thus Capital is augmented." (R.B. Seeley, "The Perils of the Nation", 2nd ed., Lond. 1843, P. XIV.) S. 760 f. Note 220 "Le lin fait donc une des grandes richesses du cultivateur dans le Nord de l'Allemagne. Malheureusement pour l'espèce humaine, ce n'est qu'une ressource contre la misère, et non un moyen de bien-être. Les impôts directs, les corvées, les servitudes de tout genre, écrasent le cultivateur allemand, qui paie encore des impôts
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indirects dans tout ce qu'il achète... et pour comble de ruine, il n'ose pas vendre ses productions où et comme il le veut; il n'ose pas acheter ce dont il a besoin aux machands qui pourraient le lui livrer au meilleur prix. Toutes ces causes le ruinent insensiblement, et il se trouverait hors d'état de payer les impôts directs à l'échéance sans la filerie; elle lui offre une ressource, en eccupant utilement es fernme, ses enfants, ses servants, ses valets, et lui-même: mais quelle nible vie, même aidée de ce secours! En été, il travaille comme un forcat au labourage et à la récolte; il se couche à 9 heures et se lève à deux, pour suffire aux travaux; en hiver il devrait réparer ses forces par un plus grand repos; mais il manquera de grains pour le pain et les semailles, s'il se défait des denrées qu'il faudrait vendre pour payer les impats. Il faut donc filer pour supplér à ce vide... il faut y apporter la plus grande assi duité. Aussi le paysan se couche-t-il en hiver à minuit, une heure, et se leve à cinq ou six, ou bien il se couche à neuf, et se lève à deux, et cela tous les jours de sa vie ei ce n'est le dimanche. Cet excès de veille et de travail usent la nature humaine, et de là vient qu'hommes et femmes viellissent beaucoup plutôt dans les campagnes que dans les villes." (Mirabeau, l.c., t. III, p. 212 sqq.) S. 766 Note 222 "Whenever the legislature attempts to regulate the diilerences between masters and their workmen, its counsellors are always the master". [14] "L'esprit des c'est la propriété." [148] S. 769 f. Note 225 "L'anéantissement de toutes expèces de corporations du même état et profession étant l'une des bases fondamentales de la constitution fransaise il est déféndu de les rétablir de fait sous quelque prétexte et sous quelque forme que ce soit."... "des citoyens attachés aux mames professions, arts et métiers prenaient des délibérations, faisaient entre eux des conventions tendantes à refuser de concert ou à n'accorder qu'à un prix déterminé le secours de leur industrie ou de leurs travaux. les dites déliberations et conventions... seront déclarés inconstitutionelles, attentatoires à la liberté et à la déclaration des droits de l'homme etc." ("Révolutions de Paris", Paris 1791, t. III, p. 523.) S. 772 Note 228 Knight: "You, my neighbour, the husbandman, you Maister Mercer, and you Goodman Copper, with other artificers, may save yourselves metely well. For as much as all things are deerer than they were, so much do you arise in the pryce of your wares and occupations that yee sell agayne. But we have nothing to sell where by we might advance ye pryce there of, to countervaile those things that we must buy agayne."... "I pray you, what be those sorts that ye meane. And, first, of those that yee thinke should have no losse hereby?" - Doktor: "I meane all these that live by buying and selling, for, as they huy deare, they sell thereafter." Knight: "What is the next sorte that yee say would win by it?" - Doktor: "Marry, all such as have takings or fearmes in their owne manurance" (d.h. cultivation) "at the old rent, for where they pay alter the olde rate, they sell after the newe that is, they paye for their lande good cheape, and sell all things growing thereof deare..." Knight. "What sorte is that which, ye sayde should have greater losse hereby, than these men had profit?" - Doktor: "It is all noblemen, gentlemen, and all other that live either by a stinted rent or stypend, or do not manure" (cultivate) "the ground, or doe occupy no huying and selling." [William Stafford, "A Compendious or Briefe Examination of Certayne Ordinary Complaints of Diverse of our Countrymen in these our Days", London 1581.]
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S. 772 Note 229 "C'est li compte que messire Jacques de Thoraisse, chevalier chastelain sor Besancon rent es seigneur tenant les comptes à Dijon pour monseigneur le duc et comte de Bourgoigne, des rentes appartenant à la dite chastellenie, depuis XXVe jour de décembre MCCCLIX jusqu'au XX'VIIIe jour de décembre MCCCLX" (Alexis Monteil, "Histoire des Matériaux manits etc.", p. 234, 235.) S. 774 Note 232 "Je permettrai", ... "que vous ayez l'honneur de me servir, à condition que vous me donnez le peu qui vous reste pour la peine que je prends de vous commander." (J. J. Rouseau, "Discours aur l'Économie Politique", [Genève 1760, p. 70].) S. 775 f. Note 234 "Twenty pounds of wool converted unobtrusively into the yearly clothing of a labourer's family by its own industry in the intervals of other work - this makes no show; but bring it to market, send it to the factory, thence to the broker, thence to the dealer, and you will have great commercial operations, and nominal capital to the amount of twenty times its value... The working class is thus emerced to support a wretched factory population, a parasitical shopkeeping class, and a fictious commercial, monetary and financial system." (David Urquhart, l.c.p. 120.) S. 783 Note 243b) "Si les Tartares inondaient l'Europe aujourd'hui, il faudrait bien des affaires pour leur faire entendire ce que c est qu'un financier nous. (Montesquieu, "Esprit des lois", t. IV, p. 33, éd. Londres 1769.) S. 790 Note 251 "Nous sommes [...] dans une condition tout-à-fait nouvelle de la société... nous tendons à séparer [...] toute espèce de propriété d'avec toute espèce de travail." (Sismondi, "Nouveaux Principes de l'Écon. Polit." t. II, p. 434.) S. 798 Note 268 "...Dans les colonies où l'esclavage a été aboli sans que le travail forcé se trouvait remplacé par une quantité équivalente de travail libre, on a vu s' opérer la contrepartie du fait qui se réalise tous les jours sous nos yeux. On a vu les simples travailleurs exploiter à leur tour les entrepreneurs d'industrie, exiger d'eux des salaires hors de toute proportion avec la part légitime qui leur revenait dans le produit. Les planteurs, ne pouvant obtenir de leurs aucres un prix suffisant pour couvrir la hausse de salaire, ont été obligés de fournir l'excédant, d'abord sur leurs profits, ensuite sur leurs capitaux mêmes. Une foule de planteurs ont été ruinés de la sorte, d'autres ont fermé leurs ateliers pour échapper à une ruine imminente... Sans doute, il vaut mieuz voir périr des accumulations de capitaux, que des générations d'hommes" (...); "mais ne vaudrait-il pas mieux que ni les uns ni les autres périssent?" (Molinari, l.c.p. 51, 52.) S. 800 Note 272 "C'est, ajoutez-vous, grâce à l'appropriation du sol et des capitaux que l'homme, qui n'a que ses bras, trouve de l'occupation, et se fait un revenu... c'est au contraire, grâce à l'appropriation individuelle du sol qu'il se trouve des hommes n'ayant que leurs bras... Quand vous mettez un homme dans le vide, vous vous emparez de l'atmosphère. Ainsi faites-vous, quand vous vous emparez du sol... C'est le mettre dans le vide de richesses, pour ne le laisser vivre qu'à votre volonté.", (Colins, l.c.,t. III, p. 267-271 passim.)
S. 801 Note 275 ... "The first and main object at which the new Land Act of 1862 aims, is to give increased facilities for the settlement of the people." ("The Land Law of Victoria, by the Hon. G. Duffy, Minister of Public Lands", Lond. 1862, p. 31.)
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Anmerkungen

[1] "das Kapital" ist das Hauptwerk von Karl Marx,m an dem er vier Jahrzehnte seines Lebens arbeitete. Nachdem Marx erkannt hatte, daß die ökonomische Struktur die Basis ist, worauf sich der politische Überbau erhebt, wandte er seine Aufmerksamkeit vor allem dem Studium dieser ökonomischen Struktur zu." (W. I. Lenin, Werke, Band 19, Berlin 1962, S. 5.) Mit dem systematischen Studium der politischen Ökonomie begann Marx Ende 1843 in Paris. Er setzte sich das Ziel, eine umfassende Arbeit zu schreiben, die die Kritik der bestehenden Ordnung und der bürgerlichen politischen Ökonomie enthalten sollte. Seine ersten Forschungen auf diesem Gebiete widerspiegelten sich in solchen Arbeiten wie: "Ökonomisch-philosophische Manuspte aus dem Jahre 1844". "Die deutsche Ideologie", "Das Elend der Philosophie", Lohnarbeit und Kapital", "Manifest der Kommunistischen Partei" und anderen. Schon in diesen Arbeiten wurden die Grundlagen der kapitalistischen Ausbeutung, der unversöhnliche Gegensatz der Interessen der Kapitalisten und der Lohnarbeiter, der antagonistische und vergängliche Charakter aller ökonomischen Verhältnisse des Kapitalismus aufgedeckt. Nach einer Unterbrechung, hervorgerufen durch die stürmischen Ereignisse der Revolution von 1848/49, setzte Marx seine ökonomischen Forschungen in London fort, wohin er im August 1849 emigrieren mußte. Hier studierte er gründlich und allseitig die Geschichte der Ökonomie und die derzeitige Wirtschaft in den verschiedenen Ländern, insbesondere in England, dem damals klassischen Land des Kapitalismus. Ihn interessierten in dieser Periode die Geschichte des Grundeigentums und die Theorie der Grundrente, die Geschichte und die Theorie des Geldumlaufs und der Preise, die Wirtschaftskrisen, die Geschichte der Technik und der Technologie und die Fragen der Agronomie und der Agrochemie. Marx arbeitete unter unwahrscheinlich schwierigen Bedingungen. Er mußte ständig gegen die Not kämpfen und sich nicht selten vom Studium losreißen, um den Lebensunterhalt zu verdienen. Die dauernde Überanstrengung seiner Kräfte unter nmteriellen Entbehrungen blieb nicht ohne Folgen - Marx erkrankte ernstlich. Dennoch waren bis 1857 die umfangreichen Vorbereitungsarbeiten so weit gediehen, daß er mit der Systematisierung und Verallgemeinerung der gesammelten Materialien beginnen konnte. Von August 1857 bis Juni 1858 schrieb Marx ein Manuskript von etwa 50 Druckbogen, das gewissen den Entwurf des künftigen "Kapitals" darstellte. Diese Arbeit wurde erstmalig 1939-1941 vom Institut für Marxismus-Leninismus beim
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ZK der KPdSU in der Originalsprache unter dem Titel "Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie" veröffentlicht. Im November 1857 entwarf Marx einen Plan seines Werkes, der später detailliert und wesentlich präzisiert wurde. Seine wissenschaftliche Arbeit, die der Kritik der ökonomischen Kategorien gewidmet ist, gliederte er in sechs Bücher: 1. Vom Kapital; 2. Vom Grundeigentum; 3. Von der Lohnarbeit; 4. Vom Staat; 5. Internationaler Handel; 6. Weltmarkt. Für das erste Buch sah Marx vier Abschnitte vor: a) Das Kapital im allgemeinen; b) Die Konkurrenz oder die Aktion der vielen Kapitalien aufeinander; c) Kredit; d) Das Aktienkapital. Der erste Abschnitt sollte aus drei Kapiteln bestehen: 1. Wert, 2. Geld und 3. Kapital. Dar. dritte Kapitel sollte sich wiederum in drei Abteilungen aufgliedern: Produktionsprozeß des Kapitals; Zirkulationsprozeß des Kapitals; Einheit von beiden oder Kapital und Profit, Zins. Diese letzte spezielle Gliederung bildete später die Grundlage für die Einteilung des ganzen Werks in die drei Bände des "Kapitals". Die Kritik und Geschichte der politischen Ökonomie und des Sozialismus sollten Gegenstand einer andren Arbeit sein. Marx nahm sich vor, das von ihm geschaffene Werk in aufeinanderfolgenden Heften herauszugeben, wobei die erste Lieferung unbedingt ein relatives Ganzes und die Grundlage der gesamten Arbeit bilden müßte. In ihr sollten die Abteilungen 1. Die Ware, 2. Das Geld oder die einfache Zirkulation und 3. Das Kapital enthalten sein. Aus politischen Gründen wurde jedoch in die endgültige Fassung der ersten Veröffentlichung in das Buch "Zur Kritik der Politischen Oekonomie" - die dritte Abteilung nicht aufgenommen. Marx wies darauf hin, daß gerade mit dieser Abteilung "die eigentliche Schlacht beginnt" und es bei dem Bestehen der offiziellen Zensur, der polizeilichen Verfolgungen und der Hetze jeder Art gegen Autoren, die den herrschenden Klassen unerwünscht sind, nicht ratsam wäre, ein derartiges Kapitel gleich zu Beginn zu veröffentlichen, noch bevor die breite Öffentlichkeit etwas über das neue Werk erfährt. Für die erste Veröffentlichung schrieb Marx speziell das Kapitel über die Ware und überarbeitete gründlich das Kapitel über das Geld aus dem Manuskript von 1857/1858. "Zur Kritik der Politischen Oekonomie" erschien 1859. Es war beabsichtigt, bald danach auch das nächste Heft herauszubringen, d.h. die erwähnte Abteilung über das Kapital, die den Hauptinhalt des Manuskripts von 1857/1858 bildet. Marx nahm seine systematischen Forschungen über politische Ökonomie im Britischen Museum wieder auf. Er mußte jedoch bald diese Arbeit für eineinhalb Jahre unterbrechen, um die verleumderischen Angriffe des bonapartistischen Agenten Karl Vogt zu entlarven und andere dringende Arbeiten in Druck zu geben. Erst im August 1861 begann Marx wieder mit der Niederschrift des umfangreichen Manuskripts und beendete es gegen Mitte des Jahres 1863. Das Manuskript, das aus 23 Heften besteht und einen Gesamtumfang von etwa 200 Druckbogen hat, ist die Fortsetzung des 1859 erschienenen ersten Heftes "Zur Kritik der Politischen Oekonomie" und trägt den gleichen Titel. Der überwiegende Teil dieses Manuskripts (die Hefte VI-XV und XVIII) behandelt die Geschichte der ökonomischen Lehren. Es wurde zu Lebzeiten von Marx und Engels nicht veröffentlicht. Das Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED gab diesen unter dem Titel "Theorien über den Mehrwert (Vierter Band des Kapitals)", 3 Teile, heraus. In den ersten fünf Heften und teilweise in den Heften XIX-XXIII werden die Themen des ersten Bandes des "Kapitals" behandelt. Hier analysiert Marx die Verwandlung von Geld in Kapital, entwickelt die Mehrwerttheorie und berührt eine Reihe anderer Fragen. Insbesondere ist in den Heften XIX und XX eine solide Grundlage für das 13. Kapitel des ersten Bandes "Maschinerie und große Industrie" gelegt, in ihnen wird ein überaus reiches Material
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zur Geschichte der Technik angeführt und eine gründliche ökonomische Analyse der Anwendung von Maschinen in der kapitalistischen Industrie gegeben. In den Heften XXI-XXIII werden einzelne Fragen beleuchtet, die sich auf verschiedene Themen des "Kapitals" beziehen, darunter solche des zweiten Bandes. Den Problemen des dritten Bandes sind die Hefte XVI und XVII gewidmet. Auf diese Weise berührt das Manuskript von 1861-1863 in größerem oder geringerem Maße die Probleme aller vier Bände des "Kapitals". Im Verlaufe der weiteren Arbeit entschloß sich Marx, sein ganzes Werk nach jenem Plane aufzubauen, den er er für den Abschnitt "Das Kapital im allgemeinen" mit seinen drei Abteilungen ausgearbeitet hatte. Der historisch-kritische Teil des Manuskripts sollte das vierte, abschließende Glied bilden. "Das ganze Werk", schrieb Marx in seinem Briefe an Kugelmann vom 13. Oktober 1866, "zerfällt nämlich in folgende Teile: Buch I) Produktionsprozeß des Kapitals. Buch II) Zirkulationsprozeß des Kapitals. Buch III) Gestaltungen des Gesamtprozesses. Buch IV) Zur Geschichte der Theorie." Marx ging auch von dem früheren Plan ab, das Werk in aufeinanderfolgenden Heften herauszubringen, und nahm sich vor, die Arbeit im ganzen fertigzustellen und sie erst dann herauszugeben. Marx setzte die Arbeit an seinem Werk intensiv fort, besonders an den Teilen, die im Manuskript von 1861-1863 noch nicht genügend entwickelt worden waren. Er studierte zusätzlich eine große Menge ökonomischer und technischer Literatur, darunter über die Landwirtschaft, über Fragen des Kredits und des Geldumlaufs, er studierte statistische Materialien, parlamentarische Dokumente. offizielle Berichte über die Kinderarbeit in der Industrie, über die Lebensbedingungen des englischen Proletariats usw. Unmittelbar danach schuf Marx im Laufe von zweieinhalb Jahren (vom August 1863 bis Ende 1865) ein neues, umfangreiches Manuskript, das die erste, bis ins einzelne ausgearbeitete Variante der drei theoretischen Bände des "Kapitals" ist. Erst nachdem die ganze Arbeit geschrieben war (im Januar 1866), ging Marx an die endgültige Bearbeitung für den Druck. Herbei folgte er dem Rat von Engels, nicht das ganze Werk auf einmal zum Druck vorzubereiten, sondern zunächst nur den ersten Band. Diese endgültige Bearbeitung führte Marx mit großer Sorgfalt aus. Sie war im Grunde genommen eine nochmalige Verarbeitung des ganzen ersten Bandes. Im Interesse der Geschlossenheit, Vollständigkeit und Klarheit der Darstellung hielt es Marx für notwendig, den Inhalt seiner 1859 herausgegebenen Schrift "Zur Kritik der Politischen Oekonomie" am Anfang des ersten Bandes des "Kapitals" zu resümieren. Bei der Vorbereitung von Neuauflagen in deutscher Sprache und bei der Herausgabe in anderen Sprachen nahm Marx weitere Verbesserungen am ersten Band des "Kapitals" vor. So trug er bei der zweiten Auflage (1872) zahlreiche Veränderungen ein, gab im Zusammenhang mit der russischen Ausgabe, der ersten Übersetzung des "Kapitals" in eine fremde Sprache, die 1872 in St. Petersburg erschien, wesentliche Hinweise, überarbeitete und redigierte in beträchtlichem Umfange die französische Übersetzung, die von 1872 bis 1875 in aufeinanderfolgenden Heften erschien. Unermüdlich arbeitete Marx nach dem Erscheinen des ersten Bandes an den folgenden Bänden weiter, da er beabsichtigte, das ganze Werk rasch zu beenden. Das war ihm jedoch nicht vergönnt. Die vielseitige Tätigkeit im Generalrat der Internationalen Arbeiterassoziation forderte viel Zeit. Immer häufiger mußte er die Arbeit wegen seines schlechten Gesundheitszustandes unterbrechen. Marx' außergewöhnliche wissenschaftliche Genauigkeit und peinliche Gewissenhaftigkeit, jene strenge Selbstkritik, mit der
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er strebte, wie Engels sagte, "seine großen ökonomischen Entdeckungen bis zur äußersten Vollendung auszuarbeiten, ehe er sie veröffentlichte", veranlaßten ihn bei der Ausarbeitung oder Überprüfung des einen oder anderen Problems zu stets neuen Studien. Nach dem Tode von Marx wurden die beiden folgenden Bände des "Kapitals" von Engels zum Druck vorbereitet und veröffentlicht. Der zweite Band erschien 1885 und der dritte 1894. Damit leistete Engels einen nicht hoch genug einzuschätzenden Beitrag zum Wissensschatz des wissenschaftlichen Kommunismus. Engels redigierte auch die Übersetzung des ersten Bandes des "Kapitals" in die englische Sprache (erschienen 1887), bereitete die dritte (1883) und die vierte (1890) Auflage des ersten Bandes des "Kapitals" in deutscher Sprache vor. Außerdem erschienen nach dem Tode von Marx aber noch zu Lebzeiten von Engels, folgende Ausgaben des ersten Bandes des "Kapitals": drei Ausgaben in englischer Sprache in London (1888, 1889 und 1891), drei Ausgaben in englischer Sprache in New York (1887, 1889 und 1890), die Ausgabe in französischer Sprache in Paris (1885), in dänischer Sprache in Kopenhagen (1885), in spanischer Sprache in Madrid (1886), in italienischer Sprache in Turin (1886), in polnischer Sprache in Leipzig (1884-1889), in holländischer Sprache in Amsterdam (1894) sowie eine ganze Reihe anderer, unvollständiger Ausgaben. Bei den vierten Ausgabe des ersten Bandes des "Kapitals" (1890) nahm Engels auf Grund von Marx' Hinweisen die endgültige Redaktion des Textes und der Fußnoten vor. Diese Fassung liegt auch unserer Ausgabe des ersten Bandes des "Kapitals" zugrunde. 11 [2] Marx bezieht sich hier auf das erste Kapitel der ersten Auflage (1867), das die Überschrift "Ware und Geld" trug. Für die zweite Auflage überarbeitete Marx den Band und änderte seinen Aufbau. Er unterteilte du frühere erste Kapitel in drei selbständige Kapitel, die nun unter der gleichen Überschrift den ersten Abschnitt bilden. 11 [3] De te fabula narratur! (Über dich wird hier berichtet) - aus den Satiren des Horaz, Buch I, Satire 1. 12 [4] Blaubücher (Blue Books) - allgemeine Bezeichnung der Publikationen von Materialien des englischen Parlaments und diplomatischen Dokumenten des Außenministeriums. Die Blaubücher, so benannt nach ihren blauen Umschlägen, werden in England seit dem 17. Jahrhundert herausgegeben und sind die wichtigste offizielle Quelle zur Geschichte der Wirtschaft und Diplomatie dieses Landes. 16 519 [5] Segui il tuo corso, e lascia dir le genti! (Geh deinen Weg, und laß die Leute reden!) - abgewandeltes Zitat aus Dante. "Die göttliche Komödie", "Das Fegefeuer", 5. Gesang. 17 [6] In der vierten Auflage des ersten Bandes des "Kapitals" (1890) wurden die ersten vier Sätze dieses Vorwortes weggelassen. Im vorliegenden Band wird das Vorwort vollständig veröffentlicht. 18 [7] Anti-Corn-Law League (Anti-Korngesetz-Liga) - eine freihändlerische Vereinigung, die 1838 von den Fabrikanten Cobden und Bright in Manchester gegründet wurde. Die genannten Korngesetze, die die Einschränkung bzw. das Verbot der Getreideeinfuhr aus dem Ausland zum Ziele hatten, waren in England im Jahre 1815 im Interesse der dortigen Großgrundbesitzer, der Landlords, eingeführt worden. Die Liga erhob die Forderung nach völliger Handelsfreiheit und kämpfte für die Abschaffung der Korngesetze mit dem Ziel, die Löhne der Arbeiter zu senken und die ökonomischen und politischen Positionen der Grundaristokratie zu schwächen. In ihrem Kampf gegen die Grundbesitzer versuchte die Liga, die Arbeitermassen auszunutzen. Aber gerade zu dieser Zeit schlugen die fortgeschrittensten
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Arbeiter Englands den Weg einer selbständigen politisch ausgeprägten Arbeiterbewegung (Chartismus) ein. Der Kampf zwischen der industriellen Bourgeoisie und der Grundaristokratie endete 1846 mit der Annahme der Bill über die Abschaffung der Korngesetze. Danach löste sich die Liga auf. 21 [8] Der Artikel von J. Dietzgen "Das Kapital. Kritik der politischen Oekonomie von Karl Marx. Hamburg 1867" wurde 1868 im "Demokratischen Wochenblatt" Nr. 31, 34, 35 und 36 veröffentlicht. Von 1869 bis 1876 erschien diese Zeitung unter dem Titel "Der Volksstaat". 22 [9] "La Philosophie Positive. Revue" - Zeitschrift, die von 1867 bis 1883 in Paris erschien. In Nr. 3 vom November/Dezember 1868 veröffentlichte sie eine kurze Rezension über den ersten Band des "Kapitals" aus der Feder von De Roberty, einem Anhänger des positivistischen Philosophen Auguste Comte. 25 [10] H. ??????, "?????? ???????? ? ???????? ?. ??????? ?? ????? ?? ??????????? ???????????? ? ?????????????", ?????, 1871, S. 170. 25 [11] Marx meint hier die deutschen bürgerlichen Philosophen Büchner, Lange, Dühring, Fechner und andere. 27 [12] Die französische Ausgabe des ersten Bandes des "Kapitals" erschien in aufeinanderfolgenden Heften von 1872 bis 1875 in Paris. 33 [13] "neue Zweidrittel" - eine Silbermünze im Werte von 2/3 Talern, die von Ende des 17. bis Mitte des 19. Jahrhunderts in verschiedenen deutschen Ländern in Umlauf war. 34 [14] Die Numerierung der Kapitel der englischen Ausgabe des ersten Bandes des "Kapitals" stimmt nicht mit der Numerierung in den deutschen Ausgaben überein. 37 [15] "proslavery rebellion" (Rebellion für die Sklaverei) - ein Aufruhr, den die Sklavenhalter des Südens der USA auslösten und der zum Bürgerkrieg 1861-1865 führte. 40 302 450 [16] Mit der Entlarvung wiederholter verleumderischer Angriffe seitens der Vertreter der Bourgeoisie, die Marx vorwarfen, er habe bewußt ein Zitat aus einer Rede Gladstones vom 16. April 1863 verfälscht, beschäftigte sich Engels in einer speziellen Arbeit: "In Sachen Brentano contra Marx wegen angeblicher Citatsfälschung. Geschichtserzählung und Dokumente". Diese Arbeit erschien 1891 in Hamburg. (Siehe Band 22 unserer Ausgabe.) 42 [17] Erfindung des Laskerchen contra Bebel - In der Reichsitzung vorn 8. November 1871 erklärte der nationalliberale Abgeordnete Lasker in einer Polemik gegen Bebel, wenn die deutschen Arbeiter sich einfallen ließen, dem Beispiel der Pariser Kommunarden nachzueifern, so würde "der redliche und besitzende Bürger sie mit KnüppeIn totschlagen". Der Redner entschloß sich jedoch nicht, diese Formulierung zu veröffentlichen, und bereits im stenografischen Bericht standen statt "sie mit Knüppeln totschlagen" die Worte "mit eigener Macht sie niederhalten". Diese Verfälschung deckte Bebel auf. Lasker wurde zum Gegenstand des Spottes unter den Arbeitern. Wegen seines kleinen Wuchses gab man ihm den Spitznamen "Laskerchen". 43 [18] Engels wandelt hier die Worte des Prahlhans' und Feiglings Falstaff ab, der et, wie er allein gegen fünfzig Personen gekämpft habe. (Shakespeare, "König Heinrich der Vierte", 1. Teil, 2. Aufzug, 4. Szene.) 45 [19] Abgewandeltes Zitat aus Samuel Butlers Epos "Hudibras". 2. Teil. 1. Gesang. 51
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[20] William Jacob, "An historical inquity into the production and consumption of the precious metals", London 1831. 55 [21] [W. Petty,] "A treatise of taxes and contributions", London 1667, S. 47. 58 [22] Shakespeare, "König Heinrich der Vierte", 1. Teil, 3. Aufzug, 3. Szene. 62 [23] Paris vaut bien une messe (Paris ist schon eine Messe wert) soll Heinrich IV. 1593 gesagt haben, als er im Interesse einer nationalen Politik zum Katholizismus übertrat. 67 [24] Marx zitiert hier das Werk des Aristoteles "Ethica Nicomachea" aus "Aristotelis opera ex recensione Immanuelis Bekkeri", Bd. 9, Oxonii 1837, S. 99, 100. 74 [25] Lombardstreet - Straße in der Londoner City, in der sich die bedeutendsten Bank- und Handelsunternehmungen Englands befinden. 75 [26] Karl Marx, "Misère de la philosophie. Réponse à la philosophie de la misère de M. Proudhon", Paris, Bruxelles 1847, Kap. 1 (siehe Band 4 unserer Ausgabe, S. 67-124). 83 27 [27] Abgewandeltes Zitat aus Goethes, "Faust", 1. Teil, "Studierzimmer". 83 [28] pour encourager les autres (um die andern zu ermutigen) Nach der Niederlage der Revolutionen von 1848/49 trat in Europa eine Periode finsterster politischer Reaktion ein. Während man sich um diese Zeit in den aristokratischen und auch bürgerlichen Kreisen Europas für den Spiritismus, besonders für das Tischrücken begeisterte, entfaltete sich in China eine mächtige antifeudale Befreiungsbewegung insbesondere unter den Bauern, die als Taiping-Revolution in die Geschichte eingegangen ist. 85 [29] Die Parallelogramme des Herrn Owen erwähnt Ricardo in seiner Schrift "On protection to agriculture", 4. Aufl., London 1822, S. 21. In seinen utopischen Sozialreformplänen suchte Owen zu beweisen, daß es sowohl vom Standpunkt der Wirtschaftlichkeit als auch der Häuslichkeit am zweckmäßigsten sei, wenn eine Siedlung in Form eines Parallelogramms oder eines Quadrats angelegt wird. 90 [30] Epikurs Götter - Nach Ansicht des altgriechischen Philosophen Epikur existieren die Götter in den Intermundien, den Zwischenräumen der Welten; sie haben weder auf die Entwicklung des Weltalls noch auf das Leben des Menschen irgendwelchen Einfluß. 93 [31] Shakespeare, "Viel Lärm um nichts", 3. Aufzug, 3. Szene. 98 [32] Landit - Ortschaft in der Nähe von Paris, wo vom 12. bis zum 19. Jahrhundert alljährlich ein großer Markt abgehalten wurde. 99 [33] Apokalypse - ein Werk der frühen christlichen Literatur, das als Offenbarung des Johannes in das Neue Testament aufgenommen wurde; die Urheberschaft wird meist dem Apostel Johannes zugeschrieben. Sie enthält mystische Voraussagen vom "Ende der Welt" und von einer "Wiederkehr Christi", die im Mittelalter oft zu ketzerischen Volksbewegungen führten. Später hat die Kirche die Prophezeiungen der Apokalypse zur Einschüchterung der Volksmassen benutzt. Marx zitiert hier aus den Kapiteln 17,13 und 13,17 der Offenbarung des Johannes. 101 34) Inkastaat - Sklavenhalterstaat mit bedeutenden Überresten der Urgesellschaft. Die Grundlage der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Organisation war die Sippe oder Bauerngemeinde (Aylla), die Boden und Vieh gemeinsam besaß. Seine Blütezeit erlebte der Inkastaat vom Ende des 15. Jahrhunderts bis zur spanischen Eroberung und seiner völligen Vernichtung in den dreißiger Jahren des 16. Jahrhunderts; damals dehnte er sich über die Gebiete des heutigen Peru. Ecuador, Bolivien und Nordchile aus. [102]
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[35] Panedekten (griech.) oder Digesten (lat.) - Hauptteil des römischen Zivilrechts (Corpus juris civilis). Die Pandekten waren eine Zusammenstellung von Auszügen aus den Werken römischer Rechtsgelehrter, die den Interessen der Sklavenhalter entsprachen. Sie wurden im Auftrage des byzantinischen Kaisers Justinianus I. angefertigt und im Jahre 533 als Gesetz verkündet. 106 [36] [W. E. Parry,] "Journal of a voyage for the discovery of a north-west passage from the Atlantic to the Pacific; performed in the years 1819-20, in His Majesty's ships Hecla and Griper, under the orders of William Edward Parry", 2. Ausg., London 1821, S. 277/278. 110 [37] poetische Chronologie - In der antiken Mythologie wurde die Geschichte der Menschheit in fünf Abschnitte gegliedert. Im goldenen Zeitalter lebten die Menschen am glücklichsten und ohne Kentnisse, die Erde war ihr gemeinsames Eigentum und brachte alles Lebensnotwendige hervor. Diesem vollkommenen Zustand folgte jedoch eine stufenweise Verschlechterung der Welt, dargestellt als silbernes, ehernes, heroisches und eisernes Zeitalter. Dieser letzte Abschnitt war gekennzeichnet durch mühsame Arbeit auf ertragsarmem Boden, das Leben war voller Ungerechtigkeiten, Gewalttaten und Morden. - Die Legende von den fünf Zeitaltern wird in den Werken des griechischen Epikers Hesiod und später von dem römischen Lyriker Ovid wieder aufgenormnen. 114 [38] Die Union zwischen England und Schottland, die 1707 zustande kam, vereinigte Schottland endgültig mit England. Das schottische Parlament wurde aufgelöst und alle ökonomischen Schranken zwischen beiden Ländern beseitigt. 114 [39] Marx zitiert den Heiligen Hieronymus, "Brief an Eustochium über die Erhaltung der Jungfernschaft". 118 [40] Dante, "Die göttliche Komödie", "Das Paradies", 24. Gesang. Deutsche Übersetzung nach Philaletes, Leipzig 1871. 118 [41] "the course of true love never does run smooth" ("der Weg wahrer Liebe ist niemals eben") Shakespeare, "Ein Sommernachtstraum", 1. Aufzug, 1. Szene. 122 [42] Dieses Quesnay-Zitat steht in der Arbeit von Dupont de Nemours "Maximes du docteur Quesnay, ou résumé de ses principes d'économie sociale"; in Physiocrates... par Eugène Daire", 1. Teil, Paris 1846, S. 392. 123 [43] Non olet (Es stinkt nicht) - sagte der römische Kaiser Vespasian (69-79) vom Gelde, als ihm sein Sohn die Besteuerung der Bedürfnisanstalten vorwarf. 124 [44] A. H. Müller, "Die Elemente der Staatskunst", 2. Theil, Berlin 1809, S. 280. 139 [45] Ein Wortspiel: "Sovereign" bedeutet "Souverän", "Monarch"; gleichzeitig ist "Sovereign" die Bezeichnung einer englischen Goldmünze (1 Pfd.St.). 141 [46] aus meuble in immeuble (aus Beweglichem in Unbewegliches) Boisguillebert, "Le détail de la France"; in "Économistes financiers du XVIlle siècle",... par Eugene Daire, Paris 1843, S. 213. 144 [47] Ostindische Kornpanie - englische Handelsgesellschaft, die von 1600 bis 1858 bestand. Sie war ein Werkzeug der räuberischen Kolonialpolitik Englands in Wien, China und anderen asiatischen Ländern. Mit ihrer Hilfe gelang den englischen Kolonisatoren die allmähliche Eroberung Indiens. Die Ostindische Kompanie verfügte lange Zeit über das Handelsmonopol mit Indien und hatte die wichtigsten Verwaltungsfunktionen in diesem Lande in der Hand. Der nationale Befreiungsaufstand in Indien (1857-1859) zwang die Engländer,
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die Formen ihrer Kolonialherrschaft zu ändern; die Ostindische Kompanie wurde aufgelöst und Indien zum Besitz der britischen Krone erklärt. 148 780 [48] "East India (Bullion). Return to an address of the Honourable the House of Commons, dated 8 February 1864". 148 [49] Das Zitat von Luther bringen wir nach der 4. Auflage des "Kapitals". 149 207 619 [50] Marx zitiert hier Pettys Arbeit "Verbum sapienti", die als Beilage in dem Werk "The political anatomy of Ireland" erschien. 156 160 289 [51] Marx zitiert hier das Buch von D. Ricardo. "Th high price of bullion a proof of the depreciation of bank notes", 4. Ausg., London 1811. 158 [52] "currancy principle" - eine in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in England weit verbreitete Geldtheorie, die von der Quantitätstheorie des Geldes ausging. Die Vertreter der Quantitätstheorie behaupten, daß die Preise der Waren durch die Menge des in Umlauf befindlichen Geldes bestimmt würden. Die Vertreter des "currency principle" wollten die Gesetze der Metallzirkulation nachahmen. Zur Currency (den Zirkulationsmitteln) rechneten sie außer dem Metallgeld auch die Banknoten. Sie glaubten einen stabilen Geldurnlauf durch volle Golddeckung der Banknoten zu erreichen; die Emission sollte entsprechend dem Edelmetallimport und -export reguliert werden. Die Versuche der englischen Regierung (Bankgesetz von 1844), sich auf diese Theorie zu stutzen, hatten keinerlei Erfolg und bestätigten nur ihre wissenschaftliche Unhaltbarkeit und ihre völlige Untauglichkeit für praktische Zwecke. (Siehe auch Band 13 unserer Ausgabe, S. 156-159.) 158 648 [53] Institut de France - die höchste wissenschaftliche Körperschaft in Frankreich, die aus mehreren Klassen oder Akademien besteht. Destutt de Tracy war Mitglied der Akademie für moralische und politische Wissenschaften. 177 [54] Hic Rhodan, hic salta! - aus einer Fabel Äsops, in der ein Prahler behauptet, er habe einst in Rhodos einen gewaltigen Sprung getan. Ihm wurde erwidert: Hier ist Rhodos, hier springe! 181 [55] Kusas Umwälzung - Im Januar 1859 wurde Alexander Kusa zum Hospodar zunächst der Moldau und wenig später auch der Walachei gewählt. Durch die Vereinigung dieser beiden Donaufürstentümer, die lange Zeit unter der Botmäßigkeit des Ottomanischen Reiches gestanden hatten, wurde ein einheitlicher rumänischer Staat geschaffen. Kusa setzte sich das Ziel, eine Reihe bürgerlich-demokratischer Reformen durchzuführen. Seine Politik stieß jedoch auf den heftigen Widerstand der Gutsbesitzer und eines gewissen Teils der Bourgeoisie. Nachdem die Nationalversammlung, in der die Vertreter der Gutsbesitzer überwogen, den von der Regierung vorgelegten Entwurf einer Agrarreform abgelehnt hatte, löste Kusa 1864 diese reaktionäre Körperschaft auf. Es wurde eine Verfassung ausgerufen, der Kreis der Wähler wurde erweitert und die Macht der Regierung gestärkt. Die in dieser neuen politischen Situation angenommene Agrarreforrn sah die Abschaffung der Leibeigenschaft und die Landzuteilung an die Bauern durch Rückkauf vor. 182 251 56) Henri Storch, "Cours d'économie politique, ou exposition des principes qui diterminent la prospérité des nations", Bd. 1, St.Pétersbourg 1815, S. 228. 196 [57] A. Cherbuliez, "Richesse ou pauvreté. Exposition des causes et des effets de la distribution actuelle des richesses sociales", Paris 1841, S. 14. 196
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[58] Kasus, der ihn lachen macht - abgewandeltes Zitat aus Goethes "Faust", 1. Teil. "Studierzimmer". 208 [59] "Tout pour le mieux dans le meilleur des mondes possibles" ("Alles ist aufs Beste bestellt in der besten der möglichen Welten") - Aphorismus aus Voltaires satirischem Roman Candide, ou l'optimisme". 209 800 [60] als hätt' es Lieb' im Leibe - abgewandeltes Zitat aus Goethes "Faust", 1. Teil, "Auerbachs Keller in Leipzig". 209 [61] Lucretius, "Von der Natur", Buch 1, Verszeile 156/157. 229 [62] Gottschedsche Genialitdt - Ironische Anspielung auf den deutschen Schriftsteller und Literaturkritiker Johann Christoph Gottsched, der in der Literatur eine gewisse positive Rolle gespielt hat, gleichzeitig aber eine außerordentliche Intoleranz gegenüber neuen literarischen Strömungen bekundete. Sein Name wurde deshalb zum Synonym für literarischen Hochmut und Stumpfsinn. 231 [63] Marx nennt Wilhelm Roscher ironisch Wilhelm Thukydides Roscher, weil sich dieser in der Vorrede zur ersten Auflage seines Buches "Die Grundlagen der Nationalakonomie", wie Marx sagt, bescheidnerweise als Thukydides der politischen Ökonomie angekündigt hat". (Siehe Karl Marx, "Theorien über den Mehrwert [Vierter Band des "Kapitals"], 3. Teil, Berlin 1962, S. 499.) 231 [64] William Jacob, "A letter to Samuel Withbread, being a sequel to consideratione on the protection required by British agriculture", London 1815, S. 33. 234 [65] Factory Act - hier: englisches Fabrikgesetz von 1833. (Siehe darüber vorl. Band, S. 289, 295-298.) 238 [66] Die Chiliasten (griech.: chilioi - tausend) predigten die religiös-mystische Lehre vom zweiten Erscheinen Christi und der Errichtung des "Tausendjährigen Reiches" auf Erden, eines Reiches der Gerechtigkeit, der allgemeinen Gleichheit und des Wohlstands. Der chiliastische Glaube entstand während des Zerfalls der Sklavenhalterordnung infolge des unerträglichen Jochs und der Leiden der werktätigen Menschen, die in phantastischen Träumen der Erlösung einen Ausweg suchten. Dieser Glaube war weit verbreitet und kehrte später in den Lehren verschiedener mittelalterlicher Sekten ständig wieder. 241 [67] A. Ure, "The philosophy of manufactures", London 1835, S. 406. 241 [68] "little shilling men" ("Kleinschillingmänner") von Birmingham - Vertreter einer Geldtheorie in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Ihre Anhänger propagierten die Lehre vom idealen Geldmaß und betrachteten dementsprechend das Geld lediglich als Rechennamen. Die Vertreter dieser Schule, die Brüder Thomas und Matthias Attwood, Spooner und andere, legten ein Projekt über die Senkung des Goldgehalts der Geldeinheit in England vor, das als "Kleinschillingprojekt" bezeichnet wurde. Daher rührte auch die Bezeichnung für die Schule selbst. Zugleich wandten sich die "Kleinschillingmänner" gegen die Maßnahmen der Regierung, die auf die Herabsetzung der in Umlauf befindlichen Geldmasse gerichtet waren. Sie vertraten die Meinung, daß die Anwendung ihrer Theorie dazu beitragen würde, durch künstliche Steigerung der Preise die Industrie zu beleben und das allgemeine Aufblühen des Landes zu sichern. In Wirklichkeit jedoch konnte die vorgeschlagene Abwertung des Geldes lediglich dazu dienen, die Schulden des Staates und der großen Unternehmer, die die hauptsächlichen Bezieher der verschiedensten Kredite waren, zu tilgen.
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Über die "Kleinschillingmänner" spricht Marx auch in seiner Arbeit "Zur Kritik der Politischen Oekonomie' (siehe Band 13 unserer Ausgabe, S. 64/65). 247 [69] Règlement organique von 1831 - die erste Verfassung der Donaufürstentümer (Moldau und Walachei), die von russischen Truppen auf Grund des Friedensvertrages von Adrianopel vom 14. September 1829, der den Russisch-Türkischen Krieg von 1828/1829 beendete, besetzt waren. P. D. Kisselew, das Oberhaupt der Verwaltung dieser Fürstentümer, hatte das Projekt für diese Verfassung ausgearbeitet. Nach dem Reglement wurde die gesetzgebende Gewalt in jedem Fürstentum der Versammlung, die von den Gutsbesitzern gewählt wurde, eingeräumt und die ausfahrende Gewalt den Hospodaren übertragen, die auf Lebenszeit von den Vertretern der Gutsbesitzer, der Geistlichkeit und der Städte gewählt wurden. Die frühere Feudalordnung, darunter auch die Fron, wurde beibehalten. Die politische Macht konzentrierte sich in den Händen der Gutsbesitzer. Gleichzeitig führte das Reglement eine Reihe bürgerächer Reformen ein: die inneren Zollschranken wurden abgeschafft, die Handelsfreiheit eingeführt, das Gericht von der Verwaltung getrennt; den Bauern wurde gestattet, den Gutsherrn zu wechseln, und die Folter wurde abgeschafft. Während der Revolution von 1848 wurde das Règlement organique beseitigt. 252 [70] Dryden, "The cock and the fox: or, the tale of the nun's priest". 257 [71] Privy Council (Geheimer Rat) - ein spezielles Organ beim König von England, das aus Ministern und anderen Amtspersonen sowie geistlichen Würdenträgern besteht. Der Geheime Rat wurde im 13. Jahrhundert gebildet. Er besaß lange Zeit gesetzgeberische Rechte und war nur dem König, nicht aber dem Parlament verantwortlich. Im 18. und 19. Jahrhundert sank die Bedeutung des Geheimen Rats erheblich. Heute hat der Geheime Rat in England keinerlei praktische Bedeutung. 259 489 684 [72] Ecce iterum Crispinus - so beginnt die vierte Satire des Juvenal, in deren erstem Teil Crispinus, ein Höfling des römischen Kaisers Dotian, gegeißelt wird. Im übertragenen Sinne bedeuten diese Worte: "wieder die gleiche Person" oder "wieder dasselbe". 262 [73] Eleaten - idealistische Richtung in der altgriechischen Philosophie des 6. und 5. Jahrhunderts v.u.Z. Ihre bedeutendsten Vertreter waren Xenophanes, Parmenides und Zenon. Die Eleaten suchten unter anderem zu beweisen, daß die Bewegung und die Vielfalt der Erscheinungen nicht in der Wirklichkeit, sondern nur im Denken bestehen. 264 [74] Grand Jury - in England bis 1933 ein Kollegium von 23 Geschworenen, die vom Sheriff aus den "guten und treuen Männern" der Grafschaft ausgewählt wurden, in der sich die zu untersuchende Handlung ereignet hatte. Es entschied, ob das vorliegende Beweismaterial den Beschuldigten der Tat überführt oder nicht, und mußte diesen entweder freisprechen oder dem Kriminalgericht überweisen. 266 [75] Marx meint seine Rezension über 71. Carlyles Buch "LatterDay Pamphlets" (siehe Band 7 unserer Ausgabe, S. 255-265). 270 [76] W. Strange, "The seven sources of health", London 1864, S. 84. 273 [77] Exeter Hall - Gebäude in London, Versammlungsort religiöser und philanthropischer Gesellschaften. 280 [78] Mutato nomine de le fabula narratur! (Unter anderem Namen wird hier über dich berichtet!) - aus den Satiren des Horaz, Buch 1, Satire 1. 282
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[79] Après nous le déluge! (Nach uns die Sintflut!) - diese Worte soll die Marquise de Pompadour geäußert haben, als jemand bei Hofe zu bedenken gab, die ständigen üppigen Gelage und Festlichkeiten würden ein starkes Anwachsen der Staatsschuld Frankreichs zur Folge haben. 285 [80] Goethe, "An Suleika". 286 [81] große Pest - furchtbare Pestepidernie, auch Schwarzer Tod benannt, wütete von 1347 bis 1350 in Westeuropa. An dieser Seuche starben etwa 25 Millionen Menschen, d.h. ein Viertel der gesamten damaligen europäischen Bevölkerung. 287 731 [82] "Factories inquiry commission. First report of the central board of His Majesty's commissioners. Ordered, by the House of Commons, to be printed, 28 June 1833", S. 53. 296 [83] "Periculum in mora" ("Gefahr im Verzug") - aus dem Werk des römischen Gchtsschreibers Titus Livius "Ab urbe condita", Buch 38, Kap. 25, Vers 13. 296 [84] "Report from the cottee on the 'Bill to regulate the labour of children in the mills and factories of the United Kingdom': with the minutes of evidence. Ordered, by the House of Commons, to be printed, 8 August 1832". 296 [85] Juggernaut (Dschagannat) - eine der Gestalten des Gottes Wischnu, eines der höchsten hinduistischen Götter. Der Juggernaut-Kult zeichnete sich durch ein besonders prunkvolles Ritual und durch äußersten religiösen Fanatismus aus, der in Selbstkasteiungen und Selbstopferungen der Gläubigen seinen Ausdruck fand. An großen Feiertagen warfen sich Gläubige unter den Wagen, auf dem sich ein Bildnis des Wischnu-Juggernaut befand. 297 674 [86] Volks-Charte (people's charter) - ein Dokument, das die Forderungen der Chartisten enthielt; es wurde am 8. Mai 1838 als Gesetzentwurf, der im Parlament eingebracht werden sollte, veröffentlicht. Die Forderungen waren: 1. allgemeines Wahlrecht (für Männer über 21 Jahre), 2. jährliche Parlamentswahlen, 3. geheime Abstimmung, 4. Ausgleichung der Wahlkreise, 5. Abschaffung des Vermögenszensus für die Kandidaten zu den Parlamentswahlen, 6. Diäten für die Parntsmitglieder. 298 [87] Verdopplung des Laibes Brot - Die Anhänger der Anti-Corn-Law League (siehe Anm. 7) versuchten in demagogischer Weise den Arbeitern einzureden, mit der Einführung des Freihandels steige ihr Reallohn und verdopple sich der Laib Brot ('big loaf'). Dabei trugen sie als Anschauungsmittel zwei Brotlaibe - einen großen und einen kleinen - mit entsprechenden Aufschriften durch die Straßen. Die Wirklichkeit bewies die Verlogenheit dieser Versprechungen. Das Industriekapital Englands, das sich durch die Aufhebung der Korngesetze festigte, verstärkte seine Angriffe auf die Lebensinteressen der Arbeiterklasse. 298 479 [88] Konventskommissäre nannte man während der Französischen Revolution die mit Sondervollmachten ausgestatteten Vertreter des Nationalkonvents in den Departements und in den Truppenteilen. 301 [89] loi des suspects (Gesetz über die Verdächtigen) - Gesetz über Maßnahmen zur allgemeinen Sicherheit, das vom Corps législatif am 19. Februar 1858 beschlossen wurde. Das Gesetz gab dem Kaiser und seiner Regierung das uneingeschränkte Recht, alle Personen, die einer feindlichen Haltung zum Zweiten Kaiserreich verdächtigt wurden, ins Gefängnis zu werfen oder nach verschiedenen Orten Frankreichs und Algeriens zu verbannen oder völlig vom französischen Territorium auszuweisen. 302
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[90] Shakespeare, "Der Kaufmann von Venedig", 4. Aufzug, 1.Szene. 304 511 [91] Gesetz der 10 Tafeln - ursprüngliche Variante des Gesetzes der "Zwölf Tafeln", des ältesten gesetzgeberischen Denkmals des römischen Sklavenhalterstaates. Dieses Gesetz schützte das Privateigentum und sah für den zahlungsunfähigen Schuldner Freiheitsentzug, Sklaverei oder Zerstückelung seines Körpers vor. Es war der Ausgangspunkt des römischen Privatrechte. 304 [92] Der französische Historiker Linguet äußert diese Hypothese in seiner Arbeit. "Thèorie des loix civiles, ou principes fondarnentaux de la société", Londres 1767, Bd. 2. Buch 5, Kap. 20. 304 [93] Daumer vertrat in seiner Arbeit "Geheimnisse des christlichen Altertums" die Hypothese, daß die ersten Christen beim Abendmahl Menschenfleisch genossen hätten. 304 [94] "courtes séances" ("kurze Sitzungen") - Fourier entwarf das Bild einer zukünftigen Gesellschaft, in der der Mensch während eines Arbeitstages verschiedene Arbeiten verrichtet, da der Arbeitstag aus einigen courtes séances besteht, von der keine länger als eineinhalb bis zwei Stunden dauert. Dadurch würde nach Fouriers Meinung die Produktivität der Arbeit so ansteigen, daß der ärmste Arbeiter imstande wäre, alle seine Bedürfnisse Vollständiger zu befriedigen als jeder beliebige Kapitalist in eren Zeiten. 307 [95] Der allgemeine Amerikanische Arbeiterkongreg zu Baltimore tagte vom 20. bis 25. August 1866. An dem Kongreß nahmen 60 Delegierte teil, die über 60000 in Trade-Unions vereinigte Arbeiter vertraten. Der Kongreß behandelte folgende Fragen: die gesetzliche Einführung des Achtstundentages, die politische Tätigkeit der Arbeiter, die Kooperativ. Gesellschaften, die Veregung aller Arbeiter in den Trade-Unions und andere Fragen. Ferner wurde die Gründung der National Labor Union, einer politischen Organisation der Arbeiterklasse, beschlossen. 318 [96] Die hier zitierte Resolution des Genfer Kongresses der Internationalen Arbeiterassoziation wurde auf Grund der von Karl Marx verfaßten Instruktionen für die Delegierten des Provisorischen Zentralrats zu den einzelnen Fragen angenommen (siehe Band 16 unserer Ausgabe, S. 190-199). 319 [97] Schlange ihrer Qualen - abgewandelte Worte aus Heinrich Heines Zeitgedicht "Heinrich". 320 [98] Magna Charta Libertatum - Urkunde, die dem englischen König Johann I. ("ohne Land") von den aufständischen großen Feudalherren, den Baronen und Kirchenfürsten, unterstützt von der Ritterschaft und den Städten, aufgezwungen wurde. Die am 15. Juni 1215 unterzeichnete Charta schränkte die Rechte des Königs vor allem zugunsten der großen Feudalherren ein und enthielt gewisse Zugeständnisse an die Ritterschaft und die Städte; der Hauptmasse der Bevölkerung, den leibeigenen Bauern, brachte die Charta keinerlei Rechte. Marx meint hier die Gesetze zur Beschränkung des Arbeitstages, die von der Arbeiterklasse Englands in einem langen und hartnäckigen Kampfe errungen worden waren. 320 [99] Quantwn mutatus ab illo (Welch große Veränderung) - aus Vergils Epos "Aeneis", Buch 2. Vers 274. 320
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[100] Sie haben rechts gelernt und nichts vergessen", äußerte Talleyrand über die nach der Restauration der Bourbonenherrschaft im Jahre 1815 nach Frankreich zurückgekehrten aristokratischen Emigranten, die versuchten, ihren Grundbesitz zurückzuerhalten und die Bauern wieder zur Übernahme ihrer Feudalverpflichtungen zu zwingen. 325 "Unwissenheit ist ein hinreichender Grund" - Im Anhang zum ersten Teil seines Werkes "Ethik" spricht Spinoza davon, daß die Unwissenheit kein hinreichender Grund ist, und wendet sich damit gegen die Vertreter der pfäffisch-teleologischen Anschauung von der Natur, die den "Willen Gottes" als Ursache der Ursachen aller Erscheinungen hinstellten und deren einziges Argument dafür die Berufung auf die Unkenntnis anderer Ursachen blieb. 325 [102] W. Roscher, "Die Grundlagen der Nationalökonomie", 3. Aufl., Stuttgart, Augsburg 1858, S. 88/89. 343 [103] Rochdale cooperative experiments (Rochdaler genossenschaftliche Bestrebungen) - Unter dem Einfluß der Ideen der utopischen Sozialisten schlossen sich 1844 Arbeiter von Rochdale (nördlich von Manchester) zur Society Of Equitable Pioneers (Gesellschaft gerechter Pioniere) zusammen. - Ursprünglich war sie eine Konsumgenossenschaft; sie erweiterte sich bald und rief auch genossenschaftliche Anstalten der Produktion ins Leben. Mit den Rochdaler Pionieren begann eine neue Periode der Genossenschaftsbewegung in England und in anderen Ländern. 351 [104] Bellwn omnium contra omnes (Der Krieg aller gegen alle) Thomas Hobbes, "Leviathan" 377 [105] Fabel du Menenius Agrippa - 494 v.u.Z. kam es zu einem ersten großen Zusammenstoß zwischen Patriziern und Plebeiern. Nach der Sage gelang es dem Patrizier Menenius Agrippa, mit einer Parabel die Plebeier zur Versöhnung umzustimmen. Die Empörung der Plebeier ähnele einer Weigerung der Glieder des menschlichen Körpers, dem Magen Nahrung zukommen zu lassen, was zur Folge hätte, daß die Glieder selbst sehr stark abmagerten. Die Weigerung der Plebeier, ihre Pflichten zu erfüllen, würde den Untergang des römischen Staates herbeiführen. 381 [106] Socitey of Arts and Trades (Gesellschaft der Künste und Gewerke) - eine 1754 gegründete philanthropische Gesellschaft, die der bürgerlichen Aufklärung nahestand. Während der fünfziger Jahre des 19. Jahrhunderts führte Prinz Albert diese Gesellschaft. Das von der Gesellschaft mit großem Lärm verkündete Ziel war "die Förderung der Künste, der Gewerke und des Handels" und die Belohnung derjenigen, die mit dazu beitragen, den Armen Beschäftigung zu geben, den Handel auszudehnen, die Reichtümer des Landes zu mehren usw." In dem Bestreben, die Entwicklung der Massenstreikbewegung in England zu hemmen, versuchte die Gesellschaft als Vermittler zwischen den Arbeitern und den Unternehmern aufzutreten. Marx nannte diese Gesellschaft Society of Arts and Tricks (Gesellschaft der Künste und Schliche). 385 761 [107] Hegel, "Grundlinien der Philosophie des Rechts, oder Naturrecht und Staatswissenschaft im Grundrisse", Berlin 1840, 187, Zusatz. 385 [108] "disjecta membra poetae" ("zerstreute Glieder des Dichters") - aus den Satiren des Horaz, Buch 1, Satire 4. 385 [109] Der Verfasser des Werkes "Dialogue concerning happiness" ist nicht der Diplomat James Harris, Autor der "Diaries and correspondence", sondern dessen Vater James Harris. Marx zitiert hier aus "Three treatises", London 1772. S. 292. 387
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[110] Marz führt diesen Ausdruck des Archilochus nach dem Werke des Sextus Empiricus, "Adversus mathematicos", Buch II, 44 an. 387 [111] 30 Tyrannen - ein Ausschuß, der nach Beendigung des Peloponnesischen Krieges (404 v.u.Z.) in Athen eingesetzt worden war, um eine neue Verfassung auszuarbeiten. Diese Körperschaft jedoch riß in kurzer Zeit alle Macht an sich und errichtete ein grausames Terrorregime. Nach achtmonatiger Gewaltherrschaft wurden die 30 Tyrannen gestürzt, und in Athen wurde wieder die Sklavenhalterdemokratie errichtet. 387 [112] Platos Republik - der ideale Typ eines Sklavenhalterstaates, wie ihn der altechische Philosoph Plato in seinem Werk beschreibt. Das Grundprinzip dieses Staatswesens sollte die strenge Arbeitsteilung zwischen den Städten der freien Bürger sein. Den Philosophen wird die Regierungsfunktion zugewiesen, eine von jeder Arbeitspflicht befreite Kriegerkaste hat Leben und Eigentum der Bürger zu schätzen, während Bauern, Handwerker und Kaufleute ausschließlich die materiellen Güter erzeugen und sie dem Volke zukommen lassen. 388 [113] A. Ure, "The philosophy of manufactures", London 1835, S. 21. 390 [114] kalorische Maschine - eine Maschine, der das Prinzip der Ausdehnung und Verringerung des gewöhnlichen Luftvolumens durch Erwärmung und Abkühlung zugrunde lag. Im Vergleich zur Dampfmaschine war sie schwerfällig und hatte einen geringen Wirkungsgrad. Sie wurde Anfang des 19. Jahrhunderts erfunden, aber schon Ende des Jahrhunderts verlor sie jede praktische Bedeutung. 393 484 [115] Jenny - eine in den Jahren 1764-1767 von James Hargreaves erfundene und nach seiner Tochter benannte Spinnmaschine. 394 [116] Die Bibel, 5. Buch Mose, Kap. 25. 395 [117] J. B. Baynes, "The cotton trade. Two lectures on the above subject, delivered before the members of the Blackburn Literary, Scientific and Mechanics' Institution", Blackburn, London 1857, S. 48. 410 [118] In der 1. bis 4. Auflage lautet dieser Absatz: Wie die Bereicherung der Fabrikanten mit der intensivren Ausbeutung der Arbeitskraft zunahm, beweist schon der eine Umstand, daß das durchschnittliche proportionelle Wachstum der englischen Baumwollenusw. Fabriken von 1838 bis 1850 32%, von 1850 bis 1856 dagegen 86% betrug. Unsere Änderung beruht auf den Angaben in "Reports of the inspectors of factories for 31st October 1856", London 1857, S. 12. Diese Quelle wurde hier vermutlich von Marx benutzt. Vergleiche hierzu auch den Artikel von Marx "Das englische Fabriksystem" im Band 12 unserer Ausgabe, S. 187. 438 [119] A. Ure, "The philosophy of manufactures", London 1835, S. 22. 443 [120] "gemilderte Bagnos" ("les bagnes mitigés") - nennt Feurier die Fabriken in dem Buch "La fausse industrie morcelée, répugnante, mensongère, et l'antidote, l'industrie naturelle, combinée, attrayante, véridique, donnant quadruple produit", Paris 1835, S. 59. 450 [121] Marx zitiert die Arbeit von Secondo Lancellotti "L'Hoggidi overo gl'ingegni non inferiori a'passati" nach Johann Beckmann, "Beyträge zur Geschichte der Erfindungen", Bd. 1, Leipzig 1786, S. 125-132. Die weiteren Angaben in Note 194 sind gleichfalls diesem Buch entnommen. 451 [122] Die Tabelle ist nach den Angaben der folgenden drei Parlamentsberichte, die den gemeinsamen Titel "Factories" tragen, angefertigt: Return to an address of the Honourable
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the House of Commons, dated 15 April 1856"; Return to an address of the Honourable the House of Commons, dated 24 April 1861"; "Return to an address of the Honourable the House of Commons, dated 5 December 1867". 458 [123] "Tenth report of the commissioners appointed to inquire into the organization and rules of Trades Unions and other associations: together with minutes of evidence", London 1868, S. 63/64. 459 [124] Nominibus mollire licet mala (Es geziemt sich, das Böse mit Worten zu mildern) - Ovid, "Artis Amatoriae", Buch 2, Vers 657. 463 [125] Die Angaben entnahm Marx dem Parlamentsbericht "Corn, grain and meat. Return to an order of the Honourable the House Of Commons, dated 18 February 1867". 476 [126] Koalitionsgesetze - In den Jahren 1799 und 1800 nahm das englische Parlament Gesetze an, denen zufolge die Gründung und Tätigkeit jeglicher Arbeiterorganisationen verboten wurden. Diese Gesetze wurden 1824 vom Parlament wieder aufgehoben, jedoch schränkten auch danach die Behörden die Tätigkeit der Arbeiterverbände stark ein. Insbesondere wurde die Agitation für den Eintritt von Arbeitern in eine Orsation und für die Teilnahme an Streiks als Nötigung und Zwang angesehen und wie ein kriminelles Verbrechen bestraft. 477 767 [127] Marx weist auf die Intensität hin, mit der die englischen Privatkaufleute nach der Abschaffung des Monopols der Ostindischen Kompanie im Handel mit China (1833) den chinesischen Markt eroberten. Dabei war ihnen jedes Mittel recht. Der erste Opiumkrieg (1839-1842), der ein Aggressionskrieg Englands gegen China war, sollte dem englischen Handel den chinesischen Markt öffnen. Mit ihm begann die Umwandlung Chinas in ein halbkoloniales Land. England versuchte seit Beginn des vorigen Jahrhunderts durch Schmuggel mit dem in Indien hergestellten Opium nach China, seine passive Handelsbilanz mit China auszugleichen, stieß jedoch auf den Widerstand der chinesischen Behörden, die 1839 sämtliche Opiumvorräte an Bord der ausländischen Schiffe in Kanton beschlagnahmen und verbrennen ließen. Das war der Anlaß zum Krieg, in dem China unterlag. Die Engländer nutzten diese Niederlage des feudalen rückständigen Chinas aus und diktierten ihm den räuberischen Friedensvertrag von Nanking (August 1842). Der Vertrag von Nanking legt die Öffnung fünf chinesischer Häfen (Kanton, Amoy, Futschou, Ningpo und Schanghai) für den englischen Handel fest, die, Übergabe Hongkongs auf ewige Zeit an England und die Zahlung von hohen Kontributionen an England. Nach dem Zusatzprotokoll des Nankinger Vertragm mußte China den Ausländern auch das Recht der Exterritorialität zuerkennen. 482 [128] Registrar General (Generalregistrator) hieß in England der Leiter des Zivilstandswesens. Sein Aufgabengebiet umfaßte das gesamte System der Registrierung von Geburten, Sterbefällen und Eheschließungen. 496 680 694 706 [129] "Ne sutor ultra crepidam!" ("Schuster, bleib bei deinem Leisten!") - Mit diesen Worten wies der altgriechische Maler Apelles die Kritik eines Schuhmachers an seinem Gemälde zurück. 512 [130] P.-J. Proudhon, "Système des contradictions économiques, ou philosophie de la misère", Bd. I, Paris 1846, S. 73. 538 [131] Zu den Confederate States of Amerika (Konföderierte Staaten von Amerika) schlossen sich 1861 elf Sklavenhalterstaaten des Südens auf dem Kongreß von Montgomery zusammen.
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Die Rebellen stellten sich die Aufrechterhaltung der Sklaverei und deren Ausdehnung auf das gesamte Territorium der Vereinigten Staaten von Amerika zum Ziele. Sie begannen 1861 den Amerikanischen Bürgerkrieg (Sezenionskrieg) gegen den Bund. Durch die Niederlage und Kapitulation der Südstaaten wurde dieser Separatstaat 1865 liquidiert und der Bund wieder hergestellt. 562 [132] Autor des Buches Essai aur la nature du commerce en general" ist Richard Cantillon. Die englische Ausgabe wurde einer Umarbeitung durch Philip Cantillon, einem Verwandten Richard Cantillons, unterzogen. 579 [133] Marx spielt hier auf das Benehmen des Hofmarschalls von Kalb in Schillers Trauerspiel "Kabale und Liebe" an. In der 2. Szene des 3. Aktes weigert sich Kalb zunächst, an der Intrige teilzunehmen, die vom Präsidenten am Hofe eines deutschen Fürsten angezettelt wird. Daraufhin droht der Präsident mit seinem Rücktritt, der gleichzeitig den Fall des Hofmarschalls bedeuten würde. Ernstlich erschrocken ruft Kalb aus: "Und ich? - Sie haben gut schwatzen, Sie! Sie sind ein Studierter! Aber ich. - mon Dieu! was bin denn ich, wenn mich Seine Durchlaucht entlassen?" 601 [134] Der Deutsche Arbeiterverein wurde von Marx und Engels Ende August 1847 in Brüssel gegründet, um die in Belgien lebenden deutschen Arbeiter politisch aufzuklären und mit den Ideen des wissenschaftlichen Kommunismus bekannt zu machen. Unter der Leitung von Marx und Engels sowie deren Kampfgefährten entwickelte sich der Verein zu einem legalen Zentrum, um das sich die revolutionären proletarischen Kräfte in Belgien zusammenschlossen. Die besten Elemente des Vereins traten der Brüsseler Gemeinde des Bundes der Kommunisten bei. Der Verein spielte eine hervorragende Rolle bei der Gründung der Brüsseler Demokratischen Gesellschaft. Bald nach der Februarrevolution 1848 in Frankreich, als die belgische Polizei die Mitglieder der Gesellschaft verhaftete und auswies, stellte der Deutsche Arbeiterverein seine Tätigkeit ein. 604 [135] Simonde de Sismondi, "Nouveaux principes d'économie politique", Bd. 1, Paris 1819, S. 119. 607 [136] Abraham zeugte Isaak, Isaak zeuge Jakob usw. - Das Matthäus-Evangelium berichtet im ersten Kapitel davon, wie die Nachkommenschaft Abrahams, des Urvaters der Israeliten allmählich anwuchs und aus ihr schließlich das ganze jüdische Volk hervorging. 607 [137] Hegel, "Grundlinien der Philosophie des Rechts, oder Naturrecht und Staatswissenschaft im Grundrisse", Berlin 1840, 203, Zusatz. 614 [138] Tableau éconmique - Der Physiokrat Quesnay unternahm in seiner Schrift "Tableau économique" 1758 zum ersten Mal den Versuch einer schematischen Darstellung der Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals. Marx benutzte die Ausgabe: F. Quesnay, "Analyse du Tableau économique" (1766) in "Physiocrates..." par Eugène Daire, 1. Teil, Paris 1846. Ausführlicher behandelt Marx das Tableau économique in den "Theorien über den Mehrwert", 1. Teil, Kap. 6, in dem von ihm verfaßten Kapitel 10 des zweiten Abschnitts von Engels' "Anti-Dühring" und im "Kapital", Bd. 2. Kap. 19. 617 [139] keinen Datum nicht hat - Der reaktionäre schlesische Großgrundbesitzer Lichnowski ergriff am 31. August 1848 in der Frankfurter Nationalversammlung das Wort und sprach sich gegen das historische Recht Polens auf selbständige Existenz aus. Dabei benutzte er mehrmals die oben zitierten Worte, worauf die Anwesenden jedesmal mit großem Gelächter
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antworteten. Diese heitere Szene ist seinerzeit von Marx und Engels in der "Neuen Rheinischen Zeitung" wiedergegeben worden (siehe Band 5 unserer Ausgabe, S. 350-353). 618 [140] Schiller, "Die Bürgschaft". 620 [141] Abgewandeltes Zitat aus Goethes "Faust", 1. Teil, "Vor dem Tor". 620 [142] Das ist Moses und die Propheten! - Nach der altchristlichen Legende wurden von Moses und einer Vielzahl von Propheten die Bücher des Alten Testaments der Bibel verfaßt. Inbesondere bilden die fünf Bücher Moses in der indischen Religion das Gesetz. Marx verwendet diesen Ausdruck hier in dem Sinne: Das ist die Hauptsache! Das ist das wichtigste Gebot! 621 798 [143] J. B. Say, "Traité d'économie politique", 5. Ausg., Bd. 1, Paris 1826, S. 130/131. 621 [144] Die Formel "determinatio est negatio" findet sich in einem Brief Spinozas an einen Ungenannten vom 2. Juni 1674 (siehe Baruch de Spinozas Briefwechsel, Brief 50), wo sie in dem Sinne gebraucht wird: Begrenzung oder Bestimmung ist Negation. Die Formel "omnis determinatio est negatio" und ihre Deutung in dem Sinne "alle Bestimmtheit ist die Negation" finden wir in den Werken Hegels, durch die sie auch eine weite Verbreitung erlangte. (Siehe "Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften", Erster Teil, 91, Zusatz, "Die Wissenschaft der Logik", Erstes Buch, Erster Abschnitt, Zweites Kapitel: "b. Qualität"; "Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie", Erster Teil, Erster Abschnitt, Erstes Kapitel, Paragraph über Parmenides.) 623 [145] Hier wird Potters Buch "Political economy: its objects, uses, and principles", New York 1841, angeführt. Wie aus der Einführung ersichtlich, ist ein großer Teil des Buches im wesentlichen ein Abdruck der ersten zehn Kapitel der Schrift von Scrope, "Principles of political economy", das 1833 in England veröffentlicht wurde. Potter nahm hieran einige Veränderungen vor. 624 [146] "nulla dies sine linea" ("kein Tag sei ohne einen Strich")- diese Worte werden dem altgriechischen Maler Apelles zugeschrieben, der es sich zur Regel gemacht hatte, jeden Tag, wenn auch nur wenig, an seinen Gemälden zu arbeiten. 637 [147] Peculium - im alten Rom der Teil des Vermögens, den das Familienoberhaupt einem Freien, z.B. dem Sohne, oder einem Sklaven zur Bewirtschaftung oder Verwaltung übergeben konnte. Der Besitz des Peculiums hob faktisch die Abhängigkeit des Sklaven von seinem Herrn nicht auf, und juristisch blieb das Peculium Eigentum des Hausherrn. Zum Beispiel war es dem Sklaven - wenn er im Besitz des Peculiums war - erlaubt, mit dritten Personen Abmachungen zu treffen, jedoch nur in einem Ausmaße, das den Erwerb von Geldbeträgen ausschloß, die ausgereicht hätten, ihn von der Sklaverei ganz freizukaufen. Besonders gewinnbringende Abmachungen und andere Maßnahmen, die eine bedeutende Vermehrung des Peculiums erwarten ließen, nahm gewöhnlich das Familienoberhaupt selbst vor. 639 646 [148] S.-N.-H.Linguet, Théorie des loix civiles, ou principes fondamentaux de la société". Bd. 1, London 1767, S. 236. 64 766 [149] Adam Smith, "An inquiry into the nature and causes of the wealth of nations", Bd. 1, Edinburgh 1814, S. 142. 650 766 [150] Zwischen 1849 und 1859 nahm England an mehreren Kriegen teil: im Krimkrieg (1853 bis 1856), am Krieg gegen China (1856-1858 und 1859/1860) und gegen Persien (1856
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bis 1857). Außerdem beendete England 1849 die Eroberung Indiens, und in den Jahren 1857-1859 wurden seine Truppen zur Unterdrückung des indischen nationalen Befreiungsaufstands eingesetzt. 667 [151] Adam Smith, "An inquiry into the nature and causes of the wealth of nations", Buch 1, Kap. 8, Ausg. Wakefield, Bd. 1, London 1835, S. 195. 672 [152] James Steuart, "An inquiry into the principles of political oeconomy", Bd. 1. Dublin 1770, S. 39, 40. 676 [153] Hinweis auf die Arbeit von Friedrich Engels "Die Lage der arbeitenden Klasse in England. Nach eigner Anschauung und authentischen Quellen", Leipzig 1845 (siehe Band 2 unserer Ausgabe). 683 [154] Adam Smith, "An inquiry into the nature and causes of the wealth of nations", Bd. 1, Edinburgh 1814, S. 6. 684 [155] Swing-Aufstände - eine Bewegung englischer Landarbeiter in den Jahren 1830-1833 gegen die Verwendung von Dreschmaschinen und um Zahlung höherer Löhne; ihre Ziele versuchten sie zu erreichen durch Drohbriefe, die sie im Namen eines fingierten "Captain Swing" an Farmer und Grundbesitzer verschickten, sowie durch Niederbrennen von Getreideschobern und Zerstörung von Dreschmaschinen. 704 [156] "low church" ("Niedere Kirche") - eine Richtung der anglikanischen Kirche, die hauptsächlich unter der Bourgeoisie und der niederen Geistlichkeit verbreitet war; sie legte ihr Hauptaugenmerk auf die Propaganda der bürgerlich-christlichen Moral und philanthropische Betätigung, die immer einen frömmlerisch-heuchlerischen Charakter hatte. Earl Shaftesbury (Lord Ashley) hatte dank dieser Tätigkeit bedeutenden Einfluß in den Kreisen der low church, darum nennt ihn Marx ironisch "Papst" dieser Kirche. 704 [157] laudator temporis acti (Lobredner vergangener Zeiten) - Horaz, "Ars poetica" Vers 173. 707 [158] Charles Fourier, "Le nouveau monde industriell et sociétaire", Paris 1829, Abschnitt 5, Ergänzungen zu Kapitel 36 und Abschnitt 6, Resumé. 724 [159] "Wie menschlich von solch' großem Herrn!" - stark abgewandelte Worte des Mephistopheles in Goethes "Faust", "Prolog im Himmel". 737 [160] Fenier - kleinbürgerliche irische Revolutionäre. Die ersten Fenier-Organisationen entstanden 1857 in Irland und in den USA, wo sie die irischen Emigranten vereinten. Das Programm und die Tätigkeit der Fenier brachten den Protest der Volksmassen Irlands gegen das englische Kolonialjoch zum Ausdruck. Die Fenier forderten nationale Unabhängigkeit für ihr Land, die Errichtung einer demokratischen Republik, die Verwandlung der Pachtbauern in Eigentümer des von ihnen bearbeiteten Landes u.a.; ihr politisches Programm gedachten sie mit Hilfe eines bewaffneten Aufstands durchzusetzen. Ihre Verschwörertätigkeit war ohne Erfolg. Ende der sechziger Jahren waren die Fenier Massenrepressalien ausgesetzt. In den siebziger Jahren geriet die Bewegung in Verfall. 740 [161] "Acerba fata Romanos agunt scelusque fraternae necis" ("Hartes Schicksal plagt die Römer und das Verbrechen des Brudermords") - Horaz, Epode 7. 740 [162] Revolution des Weltmarkts - Marx spricht hier von den wirtschaftlichen Folgen der großen geographischen Entdeckungen zu Ende des 15. Jahrhunderts. Durch die Entdeckung des Seeweges nach Indien und die Entdeckung der westindischen Inseln und des amerikanischen
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Kontinents kam es zu einer umfassenden Verlagerung der Handelswege. Die norditalienischen Handelsstädte (Genua, Venedig u.a.) verloren ihre beherrschende Bedeutung. Dagegen begannen Portugal, die Niederlande, Spanien und England, begünstigt durch ihre Lage zum Atlantischen Ozean, im Welthandel die Hauptrolle zu spielen. 744 [163] James Steuart, An inquiry into the principles of political oeconomy", Bd. 1, Dublin 1770, S. 52. 764 [164] "Pauper ubique jacet" ("Der Arme ist überall unterjocht") aus Ovids Werk "Fasti" Buch I, Vers 218. 749 [165] Unter der Herrschaft Fjodor Iwanowitschs (1584-1598), als der tatsächliche Herrscher, Rußlands bereits Boris Godunow war, wurde 1597 ein Edikt herausgegeben, demzufolge Bauern, die dem unerträglichen Joch und den Schikanen der Gutsbesitzer entflohen, fünf Jahre lang gesucht und zwangsweise zu ihrem früheren Herrn zurückgebracht wurden. 751 [166] "glorious Revolution" ("glorreiche Revolution") - in der englischen bürgerlichen Geschichtsschreibung übliche Bezeichnung für den Staatsstreich von 1688. Der Staatsstreich festigte die konstitutionelle Monarchie in England, die auf einem Kompromiß zwischen Grundbesitzeradel und Bourgeoisie beruhte. 751 [167] licinisches Gesetz - Dieses Gesetz wurde 367 v.u.Z. im alten Rom angenommen und bestimmte eine gewisse Einschränkung des Besitzes von Gemeindeland für persönliche Nutzung, sowie eine Reihe Maßnahmen zugunsten der Schuldner. Es richtete sich damit gegen das fortgesetzte Anwachsen des Großgrundbesitzes und gegen die Privilegien der Patrizier und zeigt eine gewisse Stärkung der politischen und ökonomischen Positionen der Plebeier. Nach der Überlieferung geht dieses Gesetz auf die Volkstribunen C. Licinius Stolo und L. Sextius Lateranus zurück. 755 [168] letzte Schilderhebung des Prätendenten - Die Anhänger der Stuarts hofften mit ihrem Aufstand 1745/46 die Einsetzung des sogenannten jungen Prätendenten, Charles Edward, als König von England zu erzwingen. Gleichzeitig spiegelte der Aufstand den Protest der Volksmassen Schottlands und Englands gegen ihre Ausbeutung durch die Gutsherren und die massenweise Vertreibung der kleinen Ackerbauern wider. Die Niederschlagung des Aufstandes hatte die völlige Vernichtung des Clansystems in Schottland zur Folge. Die Verlagung der Bauern von ihrem Lande erfolgte noch intensiver als vorher. 757 [169] Taksmen wurden zur Zeit des Clansystems in Schottland die Ältesten oder Untersassen genannt, die dem Clanchef oder laird (dem "großen Manne") unmittelbar untergehen waren. Der laird verteilte das Land (tak), das Eigentum des ganzen Clans blieb, an die taksmen. Dem laird wurde ein geringer Tribut entrichtet und damit seine Oberherrschaft anerkannt. Den taksmen wiederum waren niedrigere Amtsleute unterstellt, die an der Spitze je eines Weilers standen, und diesen war die Bauernschaft untergeordnet. Mit dem Zerfall des Clansystems verwandelte sich der laird in den Gutsherrn, und die taksmen wurden ihrem Wesen nach kapitalistische Pächter; an die Stelle des früheren Tributs trat die Grundrente. - Marx berichtet über die Rolle der taksmen innerhalb des Clansystems in seinem Artikel "Wahlen - Trübe Finanzlage - Die Herzogin von Sutherland und die Sklaverei" (siehe Band 8 unserer Ausgabe, S. 499-505). 757 [170] Petty Sessions (kleine Gerichtssitzungen) - Tagungen der Friedensgerichte in England; sie verhandeln kleine Fälle im vereinfachten Verfahren. 764
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[171] Schreckensregierung - die Diktatur der Jakobiner von Juni 1793 bis Juni 1794. 770 [172] James Steuart, "An inquiry into the principles of political oeconomy". Bd. 1, Dublin 1770, Buch 1, Kap. 16. 773 [173] G. von Gülich, "Geschichtliche Darstellung des Handels, der Gewerbe und des Ackerbaus der bedeutendsten handeltreibenden Staaten unsrer Zeit", Bd. 1, Jena 1830, S. 371. 782 [174] Asiento - Bezeichnung der Verträge, nach denen Spanien vom 16. bis 18. Jahrhundert ausländischen Staaten und Privatpersonen das Recht auf den Handel mit afrikanischen Negersklaven nach seinen amerikanischen Sitzungen einräumte. 787 [175] Tantae molis erat (Solcher Mühe bedurfte es) - Marx benutzt hier einen Ausspruch aus Vergils "Aeneis", Buch 1, Vers 33. Dort heißt es: "Tantae molis erst Romanam condere gentem" ("Solcher Mühe bedurfte es, das römische Geschlecht zu begründen"). 787 [176] C. Pecqueur, Théorie nouvelle d'économie sociale et politique", Paris 1842, S. 435. 789 [177] Peelscher Bankakt - Um die Schwierigkeiten beim Eintausch von Banknoten in Gold zu überwinden, beschloß die englische Regierung auf Initiative Robert Peels 1844 ein Gesetz über die Reform der Bank von England. Dieses Gesetz sah die Teilung der Bank in zwei vollständig unabhängige Departements mit gesonderten Barfonds vor: das Banking. Department, welches reine Bankoperationen ausführte, und das Issue-Department, welches die Herausgabe der Banknoten vornahm. Diese Noten mußten eine solide Deckung in Gestalt eines speziellen Goldfonds besitzen, der stets verfügbar sein mußte. Die Ausgabe von nicht durch Gold gedeckten Banknoten wurde auf 14 Millionen Pfund Sterling begrenzt. Die Menge der in Umlauf befindlichen Banknoten hing jedoch entgegen dem Bankgesetz von 1844 faktisch nicht vom Deckungsfonds ab, sondern von der Nachfrage in der Zirkulationssphäre. Während der Wirtschaftskrisen, in denen der Geldmangel besonders groß war, setzte die englische Regierung den Akt von 1844 zeitweilig außer Kraft und erhöhte die Summe der nicht durch Gold gedeckten Banknoten. 801
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Literaturverzeichnis einschließlich der von Marx und Engels erwähnten Schriften
Bei den von Marx und Engels zitierten Schriften werden, soweit sie sich feststellen ließen, die vermutlich von ihnen benutzten Ausgaben angegeben. In einigen Fällen, besonders bei allgemeinen Quellen- und Literaturhinweisen, wird keine bestimmte Ausgabe angeführt. Gesetze und Dokumente werden nur dann nachgewiesen, wenn aus ihnen zitiert wurde. Einige Quellen konnten nicht ermittelt werden.
I. Werke und Aufsätze genannter und anonymer Autoren
Addington, Stephen: An inquiry into the reasons for and against inclosing open-fields. 2nd ed. Coventry, London 1772. 754 The advantages of the East-India trade to England. London 1720. 338 359 364 365 368 386 451 535 Aikin, J[ohn]: A description of the country from thirty to forty miles round Manchester. London 1795. 620 621 778 787 [Anderson, Adam:] An historical and chronological deduction of the origin of commerce, from the earliest accounts to the present time. Containing, an history of the great commercial interests of the British Empire. With an appendix. Vol. 1-2. London 1764. 773 787 Anderson, James: The bee, or literary weekly intelligencer. Vol. 3rd. Edinburgh 1791. 646- Observations on the means of exciting a spirit of national industry, chiefly intended to prornote the agriculture, commerce, manufactures, and fisheries of Scotland. In a series of letters to a friend. Written in the year 1775. Edinburgh 1777. 584 585 757 Appian von Alexandrien: Römische Geichten. Übers. von Ferdinand L. J. Dillenius. 7. Bdch. Stuttgart 1830. 755 [Arbuthnot, John:] An inquiry into the connection between the present price of provisions, and the size of farms. With remarks on population as affected thereby. To which are added, proposals for preventing future scarcity. By a farmer. London 1773. 326 327 345-347 751 755 Aristoteles: Ethica Nicomachea. In: Opera ex recensione Immanuelis Bekkeri. T.9. Oxonii 1837. 73 74- De republica libri VIII. Ebendort T. 10. Oxonii 1837. 100 167 179 Ashley, [Anthony]: Ten hours' factory bill. The speech in the House of Commons, on Friday, March 15th, 1844. London l. 1844. 424 425 435 436
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Hobbes, Thomas: Leviathan, or the matter, from, and power of a commonwealth, ecclesiastical and civil. In: The English works of Thomas Hobbes; now first collect. and ed. by William Molesworth. Vol. 3. London 1839. 184 377 [Hodgskin, Thomas:] Labour defended against the claims of capital; or, the unproductiveness of capital proved. With reference to the present combinations amonast journeymen. By a labourer. London 1825. 376 599- (anonym) The natural and artificial right of property contrasted. London 1832. 778- Popular political economy. Four lectures delivered at the London Mechanics' Institution. London 1827. 359 373 559 Holinshed, Raphael siehe Harrison, William: The description of England... Homer: Ilias. 76- Odyssee. 387 Hopkins, Thomas: On rent of land, and its influence on subsistence and Population: th observations on the operating causes of the condition of the labouring classes in various countries. London 1828. 244 Horaz: Ars poetica. 707- Epoden. 740- Satiren. 12 282 385 [Horne, George:] A letter to Adam Smith on the life, death, and philosophy of his friend David Hume. By one of the people called christians. 4th ed. Oxford 1784. 645 646 Horner, Leonard. Letter to Mr. Senior. Siehe Senior. N. William: Letters on the factory act...- Suggestions for amending the factory acts to enable the inspectors to prevent illegal working, now become very prevalent. In: Factories regulation acts. Ordered, by the House of Commons, to be printed, 9 August 1859. 312 Houghton, John: Husbandry and trade improved: being a collection of many valuible materials relating to corn, cattle, coals, hops, wool etc. Vol. 1-4. London 1727-1728. 451 Howitt, William: Colonization and christianity: a popular history of the treatment of the natives by the Europeans in all their colonies. London 1838. 779 Hume, David: Essays and treatises on several subjects. A new ed. In 4 vols. London 1770. 137 Hutton, Charles: A course of mathematics. 12th ed. In 2 vols. London 1841-1843. 392 Huxley, Thomas H[enry]: Lessons in elementary physiology. London 1866. 506 The industry of nations, part II. A survey of the existing state of arts, machines, and manufactures. London 1855. 364 406 An inquiry into those principles, respecting the nature of demand and the necessity of conption, lately advocated by Mr. Malthus, from which it is concluded, that taxation and the maintenance of unproductive consumers can be conducive to the progress of wealth. London 1821. 177 188 464 622 634 Isokrates: Busiris. In: Isocratis Orationes et epistolae. Recognovit J.C. Baiter. Graece et Latine. Paris 1846. 388 389
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Roscher, Wilhelm: Die Grundlagen der Nationalökonomie. Ein Handund Lesebuch für Geschäftsmänner und Studierende. 3., verm. und verb. Aufl. Stuttgart. Augsburg 1858. 107 174 220 221 231 343 Rossi, P[ellegrino Luigi Edoardo comte]: Cours déconomie politique. Bruxelles 1843. 187 Rouard de Card, Pie-Marie: De la falsification des substances sacramentelles. Paris 1856. 264 Rousseau, Jean-Jacques: Discours sur l'économie politique. Nouv. ed. Genve 1760. 774 [Roy, Henry:] The theory of the exchanges. The bank charter act of 1844. London 1864, 152 153 682 Rumford, Benjamin siehe Thompson, Sir Benjamin, Count of Rumford Sadler, Michael Thomas: Ireland; its evils, and their remedies: being a refutation of the errors of the egration committee and others, touching that country. To which is prefied, a synopsis of an original treatise about to be published on the law of Population; developing the real principle on which it is universally regulated. 2nd ed. London 1829. 731- Law of population. Vol. 1-2. London 1830. 731 Say, Jean-Baptiste: Lettres à M. Malthus, sur différens sujete d'économie politique, notamment aur les causes de la stagnation générale du commerce. Paris 1820. 633 634- Traité d'économie politique, ou simple exposition de la manière dont se forment, se distribuent et se consomment les richesses. 3e éd. T. 1-2. Paris 1817. 168 178 220 221- Traité d'économie politique, ou simple exposition de la manite dont se forment, se buent et se consomment les richesses. 5e éd.... T. 1. Paris 1826. 621 Schiller, Friedrich von: Die Bürgschaft. 620- Kabale und Liebe. 601- Das Lied von der Glocke. 429 Schorlemmer, C[arl]: The rise and development of organic chemistry. London 1879. 327 Schouw, Joakim Frederik: Die Erde, die Pflanzen und der Mensch. Naturschilderungen. Aus dem Dän. unter Mitwirkung des Verf. von H. Zeise... 2.Aufl. Leipzig 1854. 538 Schulz, Wilhelm: Die Bewegung der Production. Eine geschichtlichstatistische Abhandlung zur Grundlegung einer neuen Wissenschaft des Staats und der Gesellschaft. Zürich, Wintherthur 1843. 392 Scrope: The principles of political economy siehe Potter, Alonzo: Political economy... [Seeley, Robert Benton:] The perils of the nation. An appeal to the legislature, the clergy, and the higher and middle classes. 2nd ed.: rev. London 1843. 755 Senor, Nassau William: Journals, conversations and essays relating to Ireland. In 2 vols Vol. 2. London 1868. 739 759- Letters on the factory act, as it affects the cotton manufacture... To which are appended, a letter to Mr. Senior from Leonard Horner, and minutes of a Konversation between Mr. Edmund Ashworth, Mr. Thompson and Mr. Senior. London 1837. 238-243 428- An outline of the science of political economy. London 1836. 243- Principes fondamentaux de l'économie politique, tirés de lecons édites et inédites de Mr. Senior. Par Jean Arrivabene. Paris 1836. 623
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II. Parlamentsberichte und andere offizielle Veröffentlichungen
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The national association for the promotion of social science. Report of proceedings at the seventh annual congress, held in Edinburgh, October 1863. Edinburgh, London 1863. 416 507 517 Parliamentary Return siehe: Factories. Return to an address... Public Health. Reports. 385 417 421 489- Third report of the medical officer of the Privy Council. 1860. Ordered, by the House of Commons, to be printed, 15 April 1861. 259 260- Fourth report,... with appendix. 1861. Ordered, by the House of Commons, to be printed 11 April 1862. 488 489- Sixth report... with appendix. 1863. Presented pursuant to act of Parliament. London 1864. 190 285 420 421 488 489 570 685-687 709 725- Seventh report... with appendix. 1864. Presented pursuant to act of Parliament. London 1865. 603 693-697 707 710-721- Eighth report... with appendix. 1865. Presented pursuant to act of Parliament. London 1866. 487 688-693 Report addressed to Her Majesty's Principal Secretary of State for the Home Department, relative to the grievances complained of by the journeymen bakers; with appendix of evidence. Presented to both Houses of Parliament by command of Her Majesty. London 1862. 189 264-266 572 Report from the committee on the "Bill to regulate the labour of children in the mills and factories of the United Kingdom": with the minutes of evidence. Ordered, by the House of Commons, to be printed, 8 August 1l832. 296 Report from the secret committee of the House of Lords appointed to inquire into the causes of the distress which has for some time prevailed among the commercial classes, and how far it has been affected by the laws for regulating the issue of bank notes payable on demand. Together with the minutes of evidence, and an appendix. Ordered, by the House of Commons, to be printed, 28 July 1848. (Reprinted 1857.) 141 Report from the select committee on bank acts; together with the proceedings of the committee, minutes of evidence, appendix and index. Ordered, by the House of Commons, to be printed, 30 July 1857. 148 Report from the select committee on the bank acts; together with the proceedings of the committee, minutes of evidence, appendix and index. Ordered, by the House of Commons, to be printed, 1 July 1858. 154 Report from the select committee on mines; together with the proceedings of the committee, minutes of evidence, and appendix. Ordered, by the House of Commons, to be printed, 23 July 1866. 519-525 Report from the select committee on petitions relating to the corn laws of this Kingdom: together with the minutes of evidence, and an appendix of accounts. Ordered, by the House of Commons, to be printed, 26 July 1814. 580 Report of proceedings... siehe: The national association for the promotion of social science...
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Report of the commissioners appointed to inquire into the operation of the acts (16 & 17 Vict. c. 99. and 20 & 21 Vict. c. 3.) relating to transportation and penal servitude. Vol. 1. Report and appendix. Vol. 2. Minutes of evidence presented to both Houses of Parlimnent by command of Her Majesty. London 1863. 708 Report of the commissioners appointed to inquire into the condition of all mines in Great Britain to which the provisions of the act 23 & 24 Vict. cap. 151. Do not apply. With reference to the health and safety of persons employed in such mines, with appendices. Presented to both Houses of Parliament by command of Her Majesty, London 1864. 695 Report of the committee on the baking trade in Ireland for 1861. 266 267 Report of the officer of health of St. Martin's-in-the-Fields. 1865. 689 Report of the Social Science Congress at Edinburgh. Octob. 1863 siehe. The national association for the promotion of social science... Reports by Her Majesty's secretaries of embassy and legation, on the manufactures, commerce etc., of the countries, in which they reside. Nr. 6. London 1863. 363 Reports from poor law inspectors on the wages of agricultural labourers in Ireland. Presented to both Houses of Parliament by command of Her Majesty. Dublin 1870. 733-736 Reports from the Lord committee. on the state of the growth... siehe: Reports respecting grain, and the corn laws... Reports of the inspectors of factories to Her Majesty's Principal Secretary of State for the Home Department. 241 254 417 515 - for the half year ending the 31 st December 1841: also, the joint report of the inspectors of factories for the same period. (Presented by command of Her Majesty.) Ordered, by the House of Commons, to be printed, 16 February 1842. 294- for the quarter ending 30th September, 1844; and from 1st October, 1844, to 30th April, 1845. Presented to both Houses of Parliament by command of Her Majesty. London 1845. 298 299 309 310 426 433 434 436 437- for the half year ending 31st October 1846... London 1847. 310- for the half year ending 30th April 1848... London 1848. 303 569- for the half year ending 31st October 1848... London 1849. 242 298 300-305 307 308 315 319 548 571- for the half year ending 30th April 1849... London 1849. 305-308 329 330- for the half year ending 31st October 1849... London 1850. 297 307- for the half year ending 30th April 1850... London 1850. 308 319- for the half year ending 31st October 1850... London 1851. 304- for the half year ending 30th April 1852... London 1852. 309- for the half year ending 30th April 1853... London 1853. 311- for the half eyar ending 31st October 1853... London 1854 190 284- for the half year ending 30th April 1855... London 1855. 241- for the half year ending 31st October 1855... London 1856. 284 293 422 450 548- for the half year ending 31st October 1856... London 1857. 255 257 400 401 438 456 472-474
#889# Literaturverzeichnis --

Reports... for the half year ending 30th April 1857... London 1857. 422 423- for the half year ending 31st October 1857... London 1857. 312 424- for the half year ending 30th April 1858... London 1858. 255 256 578 581- for the half year ending 31st October 1858... London 1859. 415 418 423 438 456- for the half year ending 30th April 1859... London 1859. 575- for the halt year ending 31st October 1859... London 1860. 256 298 320 -for the half year ending 30'h April 1860... London 1860. 257 284 294 295 312 398 438 570- for the half year ending 31st October 1860... London 1860. 256 575- for the half year ending 30th April 1861... London 1861. 256- for the half year ending 31st October 1861 London 1862. 310 311 318 440- for the half year ending 31 October 1862 London 1863. 256 312-314 318 421 428 437 439 441 442 472 478 480 503- for the half year ending 30th April 1863... London 1863. 314 315 319 449 483 569 570- for the half year ending 31st October 1863... London 1864. 256 315 319 444 450 457 480 bis 482 570 665 666- for the half year ending 30th April 1864... London 1864. 482- for the half year ending 31st October 1864 London 1865. 316 319- for the half year ending 31st October 1865 London 1866. 433 472 482 484 499-501 506 507 514 515- for the half year ending 31st October 1866 London 1867. 444 449 450 585 586 671 736 737 Reports respecting grain, and the corn laws: viz: First and second reports from the Lords committees, appointed to enquire into the state of the growth, commerce, and consumption of grain, and all laws relating thereto,... Ordered, by the House of Commons, to be pted. 23 November 1814. 580 The revised statutes of the state of Rhode Island and Providence plantations: to which are prefixed, the constitutions of the United States and of the state. Providence 1857. 287 Royal commission on railways. Report of the commissioners. Presented to both Houses of Parliament by command of Her Majesty. London 1867. 456 585 Second report addressed to Her Maiesty's Principal Secretary of State for the Home Department, relative to the grievances complained of by the journeyman bakers. Presented to both Houses of Parliament by command of Her Majesty. London 1863. 264 Statistical abstract for the United Kingdom in each of the last fifteen years, from 1846 to 1860. Nr. 8. London 1861. 440-442 Statistical abstract for the United Kingdom in each of the last fifteen years, from 1851 to 1865. Nr. 13. London 1866. 440-442 Tenth report of the commissioners appointed to inquire into the organization and rules of Trades Unions and other asiations: together with minutes of evidence. Presented to both Houses of Parliament by command of Her Majesty, 28th July 1868. London 1868. 459 Tenth report of the commissioners of Her Majesty's inland revenue on the inland revenue. Presented to both Houses of Parliament by command of Her Majesty. London 1866. 678 679 728
#890# Anhang und Register --

Twenty-second annual report of the registrar-general of births, deaths, and marriages in England. Presented to both Houses of Parliament by command of Her Majesty. London 1861. 285 Workshops' regulation act siehe: An act for regulating the hours of labour for children...
III. Periodica
The Bengal Hurkaru. Calcutta, vom 22. Juli 1861. 347 348 Bury Gaardian vom 12. Mai 1860. 283 Concordia. Zeitschrift für die Arbeiterfrage. Berlin. 44 45- vom 7. März 1872. 42- vom 4. Juli 1872. 43 44- vom 1.Juli 1872. 43 44 The Daily Telegraph. London, vom 17. Januar 1860. 259 Dmokratisches Wochenblatt. Organ der deutschen Volkspartei. Leipzig,vom 1. August 1868. 22- vom 22. August 1868. 22- vom 29. August 1868. 22- vom 5. September 1868. 22 Deutsch-Französische Jahrbücher. Hrsg. von Arnold Ruge und Karl Marx. 1. und 2. Lfg. Paris 1844. 89 166 178 663 The Econst. Weekly Commercial Times, Bankers' Gazette, and Railway Monitor: a political, literary, and general newspaper. [London] vom 29. März 1845. 705- vom 15. April 1848. 243- vom 19. Juli 1851. 614- vom 21. Januar 1860. 667- vom 2. Juni 1866. 761 762 The Evening Standard. London, vom 1. November 1886. 39 The Glasgow Daily Mail vom 25. April 1849. 329 Journal des Économistes. Paris, Juli/August 1872. 25 Journal of the Society of Arts, and of the institutions in Union. London, vom 9. Dezember 1859. 396 397- vom 17. April 1860. 413- vom 23. März 1866. 761- vom 5. Januar 1872. 439 Macmillan's Magazine. Ed. by David Masson. London and Cambridge. August 1863. 270
#891# Literaturverzeichnis --

The Manchester Guardin vom 15. Januar 1875. 671 The Morning Advertiser. London, vom 17. April 1863. 44 The Morning Chronicle. [London.] 1844. 1845. 704 The Morning Star. [London.] 562- vom 17. April 1863. 44 681- vom 23. Juni 1863. 270- vom 7. Januar 1867. 698 699 Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Köln, vom 7. April 1849. 604 642 793 794 Neue Rheinische Zeitung. Politisch-ökonomische Revue. H. 4. London, Hamburg und New York 1850. 270 308 319 New-York Daily Tribune vom 9. Februar 1853. 759 The Observer. London. vom 24. April 1864. 153 The Pall Mall Gazette. London. 683 La Philosophie Positive. Revue ditigée par E. Littré & G. Wyroubog. Paris. Nr. 3. Nove r bis Dezember 1868. (Siehe auch Anm. 9.) 25 The Portfolio. Diplomatic review. (New series.) London. 759 Révolutions de Paris vom 11.-18. Juni 1791. 770 Reynolds's Newspaper. A Weekly Journal of Politics, History, Literature, and General Intelligence. London, vom 2. Januar 1866. 268- vom 4. Februar 1866. 268- vom 20. Januar 1867. 697 698 [Sankt-Petersburgskije Wedomosti] ?????-????????????? ????????? vom 8. (20.) April 1872. 22 The Saturday Review of Politics, Literature, Science and Art. London, vom 18. Januar 1868. 22 The Social Science Review. London, vom 18. Juli 1863. 270 271 The Spectator. London, vom 26. Mai 1866. 351 The Standard. London, vom 26. Oktober 1861. 582- vom 15.Augutt 1863. 270- vom 5. April 1867. 699 700 The Times. London. 45 270 627 683 737- vom 14. Februar 1843. 681- vom 5. November 1861. 285- vom 26. November 1862. 221 222 426
#892# Anhang und Register --

The Times. London, vom 24. März 1863. 313 599-602- vom 17. April 1863. 43-45- vom 2. Juli 1863. 270- vom 26. Februar 1864. 496- vom 26. Januar 1867. 525- vom 3. September 1873. 627 628- vom 29. November 1883. 44 45 To-Day. London, vom Februar 1884. 45- vom März 1884. 45 46 Der Volksstaat. Organ der social-demokratischen Arbeiterpartei und der Internationalen Gewerksgenossenschaften. Leipzig. 22- vom Juni 1872. 42 43- vom 7. August 1872. 44 The Westminster Review. London. 77 [Westnik Jewropy] ????????? ??????. ??????? ???????, ????????, ?????????? T. 3. ?????????????? 1872. 25 The Workman's Advocate. London, vom 13. Januar 1866. 267
#893# --

Personenverzeichnis
Addington, Stephen (1729-1796) englischer Theologe, Verfasser mehrerer Schulbücher. 754 Aikin, John (1747-1822) englischer Arzt, Historiker und radikaler Publizist. 620 621 778 786 787 Alexandra (1844-1925) Tochter des dänischen Königs Christian IX., vermählte sich 1863 mit dem Prinzen von Wales, dem späteren englischen König Edward VII. 269 274 Anacharsis (etwa 6. Jh. v.u.Z.) skythischer Philosoph. 115 Anderson, Adam (1692-1765) schottischer Ökonom, Verfasser eines Werkes über die Geschichte des Handels. 773 787 Anderson, James (1739-1808) schottischer Ökonom, Vorläufer Ricardos in der Rententheorie. 529 584 585 646 754 757 773 Anna (Stuart) (1665-1714) Königin von England (1702-1714), unter ihrer Regierung Vereinigung Englands und Schottlands zu Großbritannien (1707). 177 765 Antipatros von Thessalonike (etwa 1. Jh. v.u.Z.) griechischer Dichter. 430 Appian(os) von Alexandrien (Ende des 1. Jh. bis etwa 170) römischer Geschichtschreiber, Verfasser einer ausführlichen Geschichte Roms. 755 Arbuthnot, John englischer Farmer, Verfasser einer 1773 anonym erschienenen Schrift über den Zusammenhang zwischen den Lebensmittelpreisen und den Größen der Pachtgüter. 327 346 347 751 755 Archilochus (7. Jh. v.u.Z.) griechischer mathematiker und Physiker. 387 Archimedes (etwa 287-212 v.u.Z.) griechischer Mathematiker und Physiker. 323 Ariosto, Lodovico (1474-1533) italienischer Dichter der Renaissance; Hauptwerk "L'Orlando furioso". 45 Aristoteles (384-322 v.u.Z.) unter den "alten griechischen Philosophen... der universellste Kopf", der "auch bereits die wesentlichsten Formen des dialektischen Denkens untersucht" hat (Engels). Er schwankte zwischen Materialismus und Idealismus; in seinen ökonomischen Ansichten verteidigte er die Naturalwirtschaft der Sklavenhaltergesellschaft; er analysierte schon die Wertform sowie die beiden Urformen des Kapitals (Handelskapital und Wucherkapital). 73 74 96 100 167 179 346 430 Arkwright, Sir Richard (1732-1792) englischer Unternehmer in der Periode der industriellen Revolution, Konstrukteur und Erbauer verschiedener Spinnmaschinen. 390 397 402 447 452 513 Arrivabene Jean (Giovanni), comte de (der Jüngere) (1787-1881) italienischer politischer Emigrant, Initiator des ökonomischen Kongresses zu Brüssel 1847; Übersetzer ökonomischer Werke ins Französische. 623
#894# Anhang und Register --

Ashley, Lord siehe Shaftsbury, Anthong Ashley Cooper, Earl of Asworth, Henry (1794-1880) englischer Baumwollfabrikant, Anhänger Cobdens und Mitbegründer des Anti-Korngesetz-Liga. 305 428 Athenaeus aus Naukratie (Ende des 2. bis Anfang des 3. Jh.) griechischer Rhetoriker und Grammatiker. 115 147 Augier, Marie französischer Journalist, Verfasser von Arbeiten über ökonomische Probleme. 788 Aveling, Edward (1851-1898) englischer Sozialist, Schriftsteller und Arzt; Schwiegersohn von Karl Marx. Er arbeitete an der rsetzung des ersten Bandes des "Kapitals" ins Englische mit. Mitglied der Social Democratic Federation und später der Socialist League. 36-39 Babbage, Charles (1792-1871) englischer Mathematiker, Mechaniker und Ökonom. 366 370 396 413 427 Bacon, Francis, Viscount of Saint Al Baron of Verulam (Baco von Verulam) (1561-1626) englischer Staatsmann und Politiker, Philosoph, Naturforscher und Historiker. "Der wahre Stammvater des englischen Materialismus und aller modernen experimentierenden Wissenschaft ist Baco" (Marx). 411 412 747 748 Bailey, Samuel (1791-1870) englischer Philosoph und Ökonom; trat gegen die Arbeitswerttheorie Ricardos vom Standpunkt der Vulguärökonomie auf, wies aber gleichzeitig auf einige Widersprüche in dessen ökonomischen Ansichten hin. 64 70 77 97 98 557 637 Baker, Robert englischer Fabrikinspektor in den fünfziger und sechziger Jahren des 19. Jh. 318 421 449 471 736 Ballard, Edward (1820-1897) englischer Arzt, medizinischer Beamter in London. 493 Balzac, Hoonoré de (1799-1850) französischer realistischer Schriftsteller. 615 Bankes, George (1788-1856) englischer Jurist und Politiker; Tory, Mitglied des Parlaments. 704 705 Barbon, Nicholas (1640-1698) englischer Ökonom, vertrat die Ansicht, daß der Wert einer Ware von ihrer Nützlichkeit bestimmt wird; Anhänger der nominalistischeu Geldtheorie. 49-52 137 143 158 159 645 Bartan, John (Ende des 18. bis Anfang des 19.Jh.) englischer Ökonom, Vertreter der klassischen bürgerlichen politischen Ökonomie. 660 703 Basedow, Johann Bernhard (1724-1790) Pädagoge, von Rousseau und Comenius beeinflußt, er stellte sich das Ziel, das Erziehungswesen in Deutschland im Sinne der bürgerlichen Aufklärung zu reformieren und die Jugend auf wissenschaftlicher Grundlage und im patriotischen Geiste zu erziehen. 513 Bastiat, Frédéric (1801-1850) französischer Ökonom, predigte die Harmonie der Klasseninteressen in der kapitalistischen Gesellschaft; "flachster und daher gelungenster Vertreter der vulgärökonomischeu Apologetik" (Marx). 21 75 96 207 431 588 Baynes, John Mitglied der Stadtverwaltung in Blackburn; 1857 veröffentlichte er zwei Abhandlungen über den Baumwollhandel. 409 410 412 Bebel, August (1840-1913) Sozialist, Mitbegründer und einer der bedeutendsten Führer der deutschen Sozialdemokratie; Freund und Schüler von Marx und Engels. Als entschiedener Gegner des deutschen Militarismus sowie der Bismarckschen Innenpolitik von "Blut und Eisen" setzte er sich für die Einigung Deutschlands auf revolutionär-demokratischem Wege ein. 1878-1890 führte er die Sozialdemokratie im illegalen Kampf gegen das Sozialistengesetz; er wurde "zum fähigsten Parlamentarier Europas, zum talentiertesten Organisator und Taktiker, zum einflußreichsten Führer der internationalen Sozialdemokratie,
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die dem Reformismus und dem Opportunismus feindlich gegenüberstand" (Lenin). 43 Beccaria, Cesare Bonesana, marchese de (1738-1794) italienischer Jurist, Publizist und Ökonom, Vertreter der bürgerlichen Aufklärung des 18. Jahrhunderts. 386 Bedford englische aristokratische Familie. 752 Beecher-Stowe, Harriet Elisabeth (1811-1896) amerikanische Schriftstellerin, Verfasserin von "Onkel Toms Hütte"; aktive Kämpferin für die Sklavenbefreiung in den USA. 758 Bekker, Immanuel (1785-1871) Philologe, besorgte mehrere Ausgaben der Schriften von Plato, Aristoteles, Aristophanes u.a. 167 Bell, Sir Charles (1774-1842) schottischer Chirurg und Physiologe. 296 692 Bellers, John (1654-1725) englischer Ökonom, Verfasser von sozialreformerischen Schriften; er betonte die Bedeutung der Arbeit für die Entstehung des Reichtums und vertrat das Prinzip, "wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen". 145 152 160 345 368 451 503 504 513 642 Bentham, Jeremy (1748-1832) englischer Soziologe, Theoretiker der Nützlichkeitsphilosophie (Utilitarismus). "Ein Genie in der bürgerlichen Dummheit" (Marx) 189 190 636-639 Berkeley, George (1685-1753) irischer reaktionärer Philosoph, Vertreter des subjektiven Idealismus; Theologe; Ökonom, Kritiker des Merkantilismus, Vertreter der nominalistischen Geldtheorie; bezeichnete die Arbeit als die Hauptquelle des Reichtums. 355 374 Bidaut, J. N. (1. Hälfte des 19. Jh.) französischer Staatsbeamter, schrieb über ökonomische Probleme. 339 Biese, Franz (1803-1895) Pädagoge und Philologe, Verfasser eines Werkes über die Philosophie des Aristoteles. 430 Blaise, Adolphe-Gustave (1811-1886) französischer Ökonom, Herausgeber von Werken Jérôme-Adolphe Blanquis. 357 Blakey, Robert (1795 -1878) englischer Philosoph. 749 750 Blanqui, Jérôme-Adolphe (1798-1854) französischer Ökonom und Historiker; Bruder von Louis-Auguste Blanqui. 293 357 Blanqui, Louis-Auguste (1805-1881) französischer Revolutionär. utopischer Kommunist; Organisator mehrerer Geheimgesellschaften und Verschwörungen, aktiver Teilnehmer an der Revolution von 1830; in der Revolution von 1848 ein Führer des revolutionären französischen Proletariats, vertrat die gewaltsame Machtergreifung durch eine Verschwörerorganisation und die Notwendigkeit einer revolutionären Diktatur; verbrachte 36 Jahre im Gefängnis. 293 Block, Maurice (1816-1901) französischer Statistiker und Ökonom. 25 Boileau, Étienne (1200-1269) Königlicher Stadthauptmann von Paris, Verfasser des "Livre des Métiers" (Buch der Handwerke), in dem gesetzliche Bestimmungen und Verordnungen über das französische Handwerk gesammelt sind. 510 Boileau-Despréaux, Nicolas (1636-1711) französischer Dichter, Literaturkritiker und -wissenschaftler. 682 Boisguillebert, Pierre Le Pésant, sieur de (1646 bis 1714) französischer Ökonom des Feudalabsolutismus, entwickelte Elemente der klassischen bürgerlichen politischen Ökonomie im Rahmen einer feudalen Gesamtkonzeption, trat für die Beseitigung des Elends der Massen ein. 144 154 155 Bolingbroke, Henry Saint-John, Viscount (1678-1751) britischer Staatsmann und Politiker, ein Führer der Tories; deistischer Philosoph. 783 Bonaparte siehe Napoleon III. Boulton, Matthew (1728-1809) englischer Fabrikant und Ingenieur. 398 410 Boxhorn, Marcus Zuerius (1612-1653) niederländischer Geschichtschreiber und Philologe. 451 Brag, John Francis (1809-1895) englischer Ökonom, utopischer Sozialist, Anhänger
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Owens; entwickelte die Theorie vom "Arbeitsgeld". 83 Brentano, Lujo (Ludwig Joseph) (1844-1931) Ökonom der jüngeren historischen Schule in Deutschland, Kathedersozialist, bürgerlicher Reformist; Mitbegründer des Vereins für Sozialpolitik (1872). 42-46 Bright, John (1811-1889) englischer Fabrikant, liberaler Politiker, Freihändler, Mitbegründer der Anti-Korngesetz-Liga, seit Anfang der sechziger Jahre Führer des linken Flügels der liberalen Partei; mehrmals Minister in liberalen Kabinetten. 21 270 300 582 679 707 777 Brindley, James (1716-1772) englischer Mechaniker und Erfinder. 369 Bruckner, John (1726-1804) englischer Vulgärökonom in der Mitte des 19. Jahrhunderts. 69 Brodie, Sir Benjamin Collim (1783-1862) englischer Arzt. 296 Brougham, Henry Peter (Lord Brougham and Vaux) (1778-1868) englischer Jurist, Schriftsteller und Staatsmann, in den zwanziger und dreißiger Jahren ein Führer der Whigs, Mitglied des Parlaments, Lordkanzler (1830-1834). 787 Bruckner, John (1726-1804) englischer protestantischer Geistlicher, Verfasser philosophischer Schriften. 645 Buchanan, David (1779-1848) englischer Publizist und Ökonom, Schüler und Kommentator von Adam Smith. 140 583 757 758 Buchex, Philippe-Joseph-Benjamin- (1796 bis 1865) französischer Politiker und Historiker, bürgerlicher Republikaner, ein Ideologe des christlichen Sozialismus, Schüler Saint-Simons; gab zusammen mit P.-C. Roux-Lavergne die Quellensammlung "Histoire parlementaire de la révolution francaise" heraus. 770 Burke, Edmund (1729-1797) englischer Publizist und Politiker, Autor einiger Arbeiten über ökonomische Fragen; Whig, dann Tory, Mitglied des Parlaments; neigte anfangs zumLiberalismus, später ein Reaktionär, einer der schärfsten Gegner der Französischen Revolution. 221 249 342 752 788 Butler, Samuel (1612-1680) englischer satirischer Dichter; Verfasser des Poems "Hudibras". 51 Byles, Sir John Barnard (1801-1884) englischer Jurist, Mitglied des Geheimen Rates, Tory; Verfasser einiger juristischer und ökonomischer Werke. 287 288 766 767 Cairnes, John Elliot (1823-1875) englischer Ökonom und Publizist; Gegner der Sklaverei in den Südstaaten der USA. 211 282 352 Campbell, Sir George (1824-1892) britischer Kolonialbeamter in Indien, Verfasser mehrerer Arbeiten über Indien; Mitglied des Parlaments, Liberaler. 379 Cantillon, Philip englischer Ökonom, er bearbeitete und veröffentlichte 1759 die englische Ausgabe des Werkes von Richard Cantilion "Essai sur la nature du commerce en général...". 579 Cantillon, Richard (1680-1734) englischer Ökonam und Kaufmann. 579 645 Carey, Henry Charles (1793-1879) amerikanischer Vulgärökonom, Protektionist, Verfechter der Klassenharmonie in der bürgerlichen Gesellschaft. 232 556 587 588 759 777 Carli, Giovanni Rinaldo, conte (1720-1795) italienischer Gelehrter, Verfasser einiger Arbeiten über das Geld und über den Gettreidehandel; Gegner des Merkantilismus. 349 Carlisle, Sir Anthony (1768-1840) englischer Arzt. 296 Carlyle, Thomas (1795-1881) englischer Schriftsteller, Historiker und idealistischer Philosoph, Verfechter des Heroenkultes; kritisierte die englische Bourgeoisie vom Standpunkt der reaktionären Romantik; schloß sich den Tories an; nach 1848 erklärter Gegner der Arbeiterbewegung. 270 Castlereagh, Henry Robert Stewart, Lord (seit 1821) Marquees of Londonberry, Viscount
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(1769-1822) britischer Staatsmann, Tory; Minister für Krieg und Kolonien (1805/06, 1807-1809), Außenminister (1812-1822). 452 Cazenove, John englischer Ökonom, Anhänger von Malthus. 213 337 546 593 605 623 Chalmers, Thomas (1780-1847) schottischer Theologe und Ökonom, "einer der fanatischsten Malthusianer" (Marx) 168 177 645 646 Chamberlain, Joseph (1836-1914) britischer Staatsmann, 1873-1875 Bürgermeister von Birmingham, mehrmals Minister; einer der Hauptanstifter des Krieges gegen die Burenrepubliken; Ideologe des britischen Imperialismus. 671 Charles, II. siehe Karl II. Charles Eduard Louis Philip Casimir Stuart (1720-1788) englischer Thronprätendent. "der junge Prätendent" genannt. 757 Cherbuliez, Antoine-Elisée (1797-1869) Schweizer Ökonom, Anhänger Sismondis, verband dessen Theorien mit Elementen der Lehre von Ricardo. 196 200 610 Chevallier, Jean-Baptiste-Alphonse (1793 bis 1879) französischer Chemiker und Pharmazeut. 264 Child, Sir Josiah (1630-1699) englischer Kaufmann und ökonom. Merkantilist, "Vorkämpfer des industriellen und kommerziellen Kapitals" gegen das Wucherkapital, "Vater des modernen Bankiertums" (Marx). 105 788 Cicero (Marcus Tullius Cicero) (13 v.u.Z.) römischer Staatsmann, Schriftsteller und Redner, eklektischer Philosoph. 430 Cincinnatus (Lucius Quinctius Cincinnatus) (5. Jh. v.u.Z.) römischer Patrizier, Konsul (460 v.u.Z.), Diktator (458 und 439 V.u.Z.); laut Legende führte er ein einfaches Leben und bestellte sein Feld selbst. 199 Clauren, Heinrich (Pseudonym für Carl Heun) (1771-1854) Schriftsteller, Verfasser sentimentaler Romane und Novellen. 237 Claussen, Pieter belgischer Erfinder, Konstrukteur des Rundwebstuhls. 392 Clement, Simon englischer Kaufmann. 105 Cobbett, William (1762-1835) englischer Politiker und Publizist bäuerlicher Herkunft; prominenter Vertreter des kleinbürgerlichen Radikalismus, kämpfte für die Demokratisirung der politischen Ordnung in England. 306 749 782 784 Cobden, Richard (1804-1865) Fabrikant in Manchester, Liberaler, Freihändler, Mitbegründer der Anti-Korngesetz-Liga; Mitglied des Parlaments. 21 270 300 707 Colbert, Jean-Baptiste, marquis de Seignelay (1619-1683) französischer Staatsmann, Generalkontrolleur der Finanzen unter Ludwig XIV., leitete 1665-1683 faktisch die Außen- und Innenpolitik Frankreichs; betrieb eine Wirtschaftspolitik im Interesse der Festigung der feudal-absolutistischen Monarchie. 328 785 Colins, Jean-Guillaume-César-Alexandre-Hippolyte (1783-1859) französischer kleinbürgerlicher Ökonom, von Geburt Belgier. Er trat für die Einziehung der Grundrente durch den Staat ein, weil er glaubte, dies sei das Mittel zur Lösung aller Widersprüche des kapitalistischen Systems. 642 721 800 Columbus, Christoph (Colombo, Cristoforo) (1451-1506) italienischer Seefahrer in spanischen Diensten; Entdecker Amerikas. 145 Comte, Francois-Charles-Louis (1782-1837) französischer liberaler Publizist und Ökonom. 779 Comte, Isidore-Auguste-Francois-Marie (1798 bis 1857) französischer Mathematiker. Philosoph und Soziologe, Begründer des Positivismus. 25 352 Cndillac, Étienne-Bonnot de (1715-1780) französischer Ökonom und deistischer Philosoph, Sensualist; vertrat die Ansicht, daß der Wert einer Ware von ihrer Nützlichkeit bestimmt wird. 173 174
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Condorcet, Marie-Jean-Antoine-Nicolas Caritat, marquis de (1743-1794) französischer Soziologe, Aufklärer; während der Französischen Revolution schloß er sich den Girondisten an; er entwickelte erstmalig jene idealistische Theorie, derzufolge die Triebkräfte des historischen Fortschritts in der beständigen Vervollkommnung der menschlichen Vernunft liegen. 644 Corbet, Thomas (19. Jahrhundert) englischer Ökonom, Anhänger Ricardos. 165 615 Corbon, Clattde-Anthime (1808-1891) französischer Arbeiter; später Deputierter, bürgerlicher Republikaner. 512 Courcelle-Seneuil, Jean-Gustave (1813-1892) französischer Ökonom, Kaufmann. 247 624 Cromwell, Oliver (1599-1658) englischer Staatsmann, Führer der Bourgeoisie und des verbürgerlichten Adels während der bürgerlichen Revolution im 17.Jahrhundert; von 1653-1658 Lord-Protektor (Staatsoberhaupt) von England, Schottland und Irland. 748 750 776 Culpeper, Sir Thomas (1578 -1662) englischer Ökonom, Merkantilist. 788 Custodi, Pietro (1771-1842) italienischer Ökonom, Herausgeber der Hauptwerke italienischer Ökonomen. 58 88 104 106 168 173 386 675 Cubvier, Georga-Léopold-Chrétien-Frédéric-Dagobert, baron de (1769-1832) französischer Naturforscher, Zoologe und Paläontologe, erhob die vergleichende Anatomie zur Wissenschaft. Seine Kataklysmentheorie (Katastrophentheorie) charakterisiert Engels als "revolutionär in der Phrase und reaktionär in der Sache. An die Stelle der e i n e n göttlichen Schöpfung setzte sie eine Reihe wiederholter Schöpfungsakte, machte das Mirakel zu einem wesentlichen Hebel der Natur." 537 Daire, Louis-Francois-Eugène (1798-1847) französischer Ökonom, Herausgeber von Werken der politischen Ökonomie, 50 105 123 155 173 332 Dante Alighieri (1265-1321) größter Dichter Italiens; in seinem Hauptwerk "Die Göttliche Komödie" zeichnete er das Welt- und Menschenbild des Mittelalters. 17 118 261 Darwin, Charles Robert (1809-1882) englischer Naturforscher, Begründer der Lehre von der Entstehung und Entwicklung der Pflanzen- und Tierarten. 361 362 392 Daumer, Georg Friedrich (1800-1875) Schriftsteller, verfaßte Werke zur Geschichte der Religion. 304 De Cous, Salomon (1576-1626) französischer Baumeister und Ingenieur. 397 Defoe, Daniel (etwa 1660-1731) englischer Schriftsteller und Publizist, schrieb über Fragen der Ökonomie, Politi Geschichte und Religion, Verfasser des Romans "Robinson Crusoe". 154 644 De Quincey, Thomas (1785-1859) englischer Schriftsteller und Ökonom, Kommentator Ricardos; seine Arbeiten spiegeln den Verfall und Niedergang der Ricardosehen Schule nach dem Tode Ricardas wider. 417 Derby, Edward George Geoffrey Smith Stanley (seit 1851) Earl of (1799-1869) britischer Staatsmann, Whig bis 1835, danach Führer der Tories, später ein Führer der konservativen Partei; Premierminister (1852, 1858/59 und 1866-1868). 478 De Roberty, Jewgeni Walentinowitsch (1843 bis 1915) russischer positivistischer Philosoph und Vulgärökonom, Liberaler; emigrierte nach Frankreich. 25 Descartes (Cartesius), René, (1596-1650) französischer dualistischer Philosoph, Mathematiker und Naturforscher. 411 412 Destutt de Tracy, Antoine Louis-Claude, comte de (1754-1836) französischer Vulgärökonom, sensualistischer Philosoph; Anhänger der konstitutionellen Monarchie. 94 95 172 177 344 347 677 Diderot, Denis (1713-1784) französischer französischer Philosoph, Vertreter des mechanischen Materialismus, Atheist, ein Ideologe der französischen revolutionären Bourgeoisie,
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Aufklärer; Haupt der Enzyklopädisten. 148 Dietzgen, Joseph (1828-1888) Arbeiter, von Beruf Lohgerber. Sozialdemokrat. Philosoph. "In diesem Arbeiterphilosophen, der den dialektischen Materialismus auf seine Weise entdeckt hat, steckt viel Großes" (Lenin). 22 Diodorus Siculus (etwa 80-29 v.u.Z.) griechischer Geschtsschreiber. 157 250 360 389 535 536 Doubleday, Thomas (1790-1870) englischer Publizist und Ökonom, bürgerlicher Radikaler; Gegner von Malthus. 784 Dryden, John (1631-1700) englischer Dichter, Vertreter des Klassizismus. 257 Ducpétiaux, Edouard (1804-1868) belgischer Publizist und Statistiker, bürgerlicher Philanthrop; Generalinspektor der Gefängnisse und Wohltätigkeitsanstalten in Belgien. 700 701 Dufferin and Ava, Frederick Temple Hamilton-Temple-Blackwood, Marquess of (1826 bis 1902) britischer Staatsmann und Diplomat, Liberaler; Großgrundbesitzer in Irland, Generalgouverneur von Kanada (1827-1878), Vizekönig von Indien (1884 bis 1888).737 738 Duffy, Charles Gavan (1816-1903) irischer Politiker und Publizist, ein Führer der Organisation Junges Irland und Gründer der Liga zum Schutze der Rechte der Pächter, Mitglied des Parlaments; emigrierte 1855 nach Australien, wo er eine Reihe staatlicher Ämter bekleidete. 801 Dunning, Thomas Joseph (1799-1873) Funktionär der englischen Gewerkschaftsbewegung, Publizist. 575 578 788 Dupont, Pierre (1821-1870) französischer Dichter; seine Lieder waren bei den Arbeitern sehr beliebt. 722 Dupont de Nemours, Pierre-Samuel (1739 bis 1817) französischer Politiker und Ökonom, Physiokrat, Schüler Quesnays. 123 Eden, Sir Frederic Morton (1766-1809) englinscher Ökonom, Schüler von Adam Smith. 258 628 645 703 750 753 756 785 788 Edward III. (1312-1377) König von England (1327-1377). 111 287 766 Edward VI. (1537-1553) König von England (1547-1553). 763 Elisabeth I. (1533-1603) Königin von England (1558-1603). 288 749 764 767 768 Emery, Charles Edward (geb. 1838) arnerikanischer Erfinder. 404 Engels, Friedrich (1820-1895). 7 33 36-41 89 166 178 254 259 269 283 308 320 421 445 448 468 511 683 Ensor, George (1769-1843) englischer Publizist, Gegner von Malthus. 758 Epikur (etwa 341 bis etwa 270 v.u.Z.) griechischer materialistischer Philosoph, Atheist. 93 Eschwege, Wilhelm Ludwig von (1777-1855) Berg- und Hütteningenieur, Geologe. 55 Everet englischer Erfinder im 18. Jahrhundert. 452 Fahrenheit, Gabriel Daniel (1686-1736) Physiker, konstruierte ein verbessertes Thermometer. 265 275 314 Fairbairn, Sir. Williwn (1789-1874) englischer Fabrikant. Ingenieur und Erfinder. 459 Farre, John Richard (1774-1862) englischer Arzt. 296 Faucher, Julius (1820-1878) Vulgärakonom und Schriftsteller. Aus seinem Namen bildete Marx die Verben "vorfauchen" und "lügenfauchen". 254 490 Faulhaber, Johann (1580-1635) Mathematiker und Ingenieur. 397 Fawett, Henry (1833-1884) englischer Ökonom, Schüler John Stuart Mills; Whig 582 638 639 682 777 Ferguson, Adam (1723-1816) schottischer Geschichtschreiber, Moralphilosoph und Soziologe; Anhänger Humes und Lehrer von Adam Smith. 137 375 382-384 Ferrand, Williwn Bushfield englischer Grundeigentümer, Mitglied des Parlaments, Tory. 282 439 599
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Ferrier, Francois-Louis-Auguste (1777-1861) französischer Ökonom. Protektionist; rechtfertigte die napoleonische Kontinentalsperte. 75 Fichte, Johann Gottlieb (1762-1814) ein Hauptvertreter der klassischen deutschen Philosophie, subjektiver Idealist, Sohn eines Handwerkers, begeisterter Anhänger der Französischen Revolution, 1811/12 Rektor der Universität Berlin. Durch seine "Reden an die deutsche Nation" trug er zur Herausbildung des damals in der Grundlinie fortschrittlichen bürgerlieben Nationalbewußtseins in Deutschland bei. 67 Fielden, John (1784-1849) englischer Fabrikant, bürgerlicher Philanthrop, Anhänger der Fabrikgesetzgebung. 425 435 785 786 Fleetwood, William (1656-1723) englischer Bischof; schrieb über die Geschichte der Preise in England. 288 Fletcher, Andrew (1655-1716) schottischer Politiker und Grundeigentümer, Mitglied des schottischen Parlaments; trat für die Unabhängigkeit Schottlands ein. 750 Fonteret, Antoine-Louis französischer Arzt; verfaßte in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Reihe Arbeiten über Sozialhygiene. 384 Forbes englischer Erfinder. 413 Forbonnais, Francois-Véron-Duverger de (1722-1800) französischer Ökonom, Anhänger der Quantitätstheorie des Geldes. 105 Forster, Nathaniel (etwa 1726-1790) englischer Geistlicher; Verfasser einiger Arbeiten zu ökonomischen Fragen; trat für die Interessen der Arbeiter ein. 290 451 536 753 754 Forster, William Edward (1818-1886) englischer Fabrikant und Politiker, Liberaler, Mitglied des Parlaments. 691 692 Fortescue, Sir John (etwa 1394 bis etwa 1476) englischer Jurist; Verfasser einiger Arbeiten über den Staatsaufbau Englands. 745 746 Fourier, Francois-Marie-Charles (1772-1837) bedeutendster französischer utopischer Sozialist neben Saint-Simon. 307 405 450 623 723 724 Franklin, Benjamin (1706-1790) amerikanischer Staatsmann, Naturwissenschaftler und Ökonom; aktiver Kämpfer für die Unabhängigkeit seines Landes, Mitverfasser und Mitunterzeichner der Unabhänkeitserklärung der Vereinigten Staaten von Amerika; Aufklärer. "Einer der ersten Ökonomen, der nach William Petty die Natur des Werts durchschaut hat" (Marx) 65 178 194 346 644 645 Freytag, Gustav (1816-1895) Schriftsteller und Journalist. 768 Friedrich II. (1712-1786) König von Preußen (1740-1786). 760 774 Fullarton, John (1780-1849) englischer Ökonom, Verfasser von Arbeiten über Geldumlauf und Kredit, Gegner der Quantitätstheorie des Geldes. 142 155 156 159 Fulton, Robert (1765-1815) amerikanischer Ingenieur und Erfinder; 1803 erbaute er das erste nutzbare Dampfschiff. 513 Galiani, Ferdinando (1728-1787) italienischer Ökonom, Gegner der Physiokraten; vertrat die Ansicht, daß der Wert einer Ware von ihrer Nützlichkeit bestimmt wird, äußerte jedoch gleichzeitig einige zutreffende Vermutungen über die Natur der Waren und des Geldes. 88 104 105 115 168 173 333 334 672 Ganilh, Charles (1758-1836) französischer Politiker und Ökonom, Epigone des Merkantilismus. 75 95 107 188 194 471 Garnier, Germain, comte de (1754-1821) französischer Ökonom und Politiker, Monarchist, Epigone der Physiokraten, Übersetzer und Kommentator von Adam Smith. 384 576 Gaskell, Peter (1. Hälfte des 19. Jh.) englischer Arzt und Publizist, Liberaler. 459 468 Genovesi, Antonio (1712-1769) italienischer idealistischer Philosoph und Ökonom, Merkantilist. 168
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Geoffroy Saint-Hilaire, Étienne (1772-1844) französischer Zoologe, ein Vorläufer Darwins in der Entwicklungslehre. 773 Georg II. (1683-1760) König on Großbritannien und Irland (1727-1760). 54 111 767 768 Georg III. (1738-1820) König von Großbritannien und Irland (1760-1820), Kurfürst und (seit 1814) König von Hannover. 768 Gerhardt, Charles-Frédéric (1816-1856) französischer Chemiker. 327 Gillott, Joseph (1799-1873) Stahlfederfabrikant in Birmingham. 485 Gisborne, Thomas (1758-1846) englischer Theologe, Verfasser einiger Schriften zu Fragen der christlichen Moral. 786 Gladstone, William Ewart (1809-1898) britischer Staatsmann, Tory, danach Peelit; in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Führer der liberalen Partei; Schatzkanzler (1852-1855 und 1859-1866) und Premierminister (1868-1874, 1880-1885, 1886, 1892-1894). 42-46 476 680-682 769 Godunow, Boris Fjodorowitsch (etwa 1551 bis 1605) Zar von Rußland (1598-1605). 751 Gordon, Sir John William (1814-1870) englischer Offizier, Militäringenieur, später General, Chef der Genietruppen auf der Krim (1854/55). 189 Gotsched, Johann Christoph (1700-1766) Schriftsteller und Kritiker; Vertreter der frühen Aufklärung des 18. Jahrhunderts in Deutschland. 231 Gray, John (Ende des 18.Jh.) englischer Schriftsteller, verfaßte einige Arbeiten zu politischen und ökonomischen Fragen. 175 Gray, John (1798-1850) englischer Ökonom und utopischer Sozialist, Schüler Robert Owens, Theoretiker des "Arbeitsgeldes". 83 Greenhow, Edward Headlam (1814-1888) englischer Arzt und Sozialhygieniker. 259 260 310 440 Greg, Robert Hyde (1795-1875) englischer Fabrikant, Freihändler, Liberaler. 308 Gregoir, H. Sekretär der Vereinigung der Druckereiarbeiter in Brüssel. 580 Grey, Sir George (1799-1882) britischer Staatsmann. Whig; Innenminister (1846 bis 1852, 1855-1858, 1861-1866), Kolonialminister (1854/55). 305 694 Grove, Sir William Robert (1811-1896) englier Physiker und Jurist. 549 Gülich, Gustav von (1791-1847) Ökonom und Kaufmann, praktischer Lmdwirt und Erfinder, Wirtschaftshistoriker, Haupt einer kleinbürgerlichen Schutzzöllnerschule in Deutschland, die die Handarbeit gegen die Maschinenarbeit verteidigte. 19 782 Guthrie, George James (1785-1856) Londoner Chirurg. 296 Hall, Christopher Newman (1816-1902) englischer Geistlicher, Vertreter des hohen Klerus. 270 Haller, CarI Ludwig von (1768-1854) Schweizer Historiker und Staatswissenschaftler, Apologet der Leibeigenschaft und des Absolutismus. 411 Hamilion, Sir William (1788-1856) schottischer Philosoph, Herausgeber der Werke Dugald Stewarts. 339 510 Hamm, Wilhelm von (1820-1880) Agronom, Verfasser einiger Arbeiten zu landwirtschaftlichen Fragen. 527 Hanssen, Georg (1809-1894) Ökonom, Verfasser einiger Arbeiten über den Ackerbau und die Agrarverhältnisse in Deutschland. 251 Harris, James (1709-1780) englischer Philologe, Philosoph und Staatsmann, Nlitglied des Parlaments. 387 Harris siehe Malmesbury, James Harris Harrison, William (1534-1593) englischer Geistlicher, Verfasser einiger wichtiger Quellenwerke zur Geschichte Englands im 16. Jahrhundert. 746 771 Hassall, Arthur Hill (1817-1894) englischer Arzt, Verfasser einiger Arbeiten über Sozialhygiene. 189 263 Hastings, Warren (1732-1818) englischer Politiker, erster Generalgouverneur von Britisch-Indien
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(1774-1785), gleichzeitig im Dienst der Ostindischen Kompanie; er betrieb eine grausame Kolonialpolitik. 1788 wurde er wegen Mißbrauchs seiner Dienststellung vor Gericht gestellt, jedoch freigesprochen und von der Kompanie entschädigt. 780 Hegel, Georg Wilhelm Friedrich (1770-1831) bedeutendster Vertreter der klassischen deutschen Philosophie (objektiver Idealist), die im Hegelschen System ihren Höhepunkt findet und "worin zum erstenmal - und du ist sein großes Verdienst die ganze natürliche, geschichtliche und geistige Welt als ein Prozeß, d.h. als in steter Bewegung, Veränderung, Umbildung und Entwicklung begriffen dargestellt und der Versuch gemacht wurde, den inneren Zusammenhang in dieser Bewegung und Entwicklung nachzuweisen" (Engels). 25 27 59 106 118 182 194 278 327 385 614 623 Heine, Heinrich (1797-1856) bedeutender Dichter und leidenschaftlicher Patriot, Feind des Absolutismus und der feudalklerikalen Reaktion, Vorkämpfer einer demokratischen deutschen Uteratur; enger Freund der Familie Marx. 637 Heinrich III. (1551-1589) König von Frankreich (1574-1589). 146 Heinrich VII. (1457-1509) König von England (1485 -1509). 288 747 748 762 Heinrich VIII. (1491-1547) König von England (1509-1547). 747 762 764 Helvétius, Claude-Adrien (1715-1771) französischer Philosoph, Vertreter des mechanischen Materialismus, Atheist; ein ideoIoge der französischen revolutionären Bourgeoisie. 636 Heraklit (Herakleitos) aus Ephesos (etwa 540 bis etwa 480 v.u.Z.) griechischer materialistischer Philosoph, einer der Begründer der Dialektik. 120 Herodes (der Große) (etwa 62-4 v.u.Z.) König von Palästina (37-4 v.u.Z.); ließ nach Matthäus 2,16 alle Kinder unter zwei Jalren zu Bethlehem töten. 425 Herrenschwand, Jean (1728-1812) Schweizer Ökonom. 135 Hieronymus (etwa 340-420) lateinischer Kirchenlehrer, gebürtig aus Dalmatien; übersetzte die Bibel ins Lateinische. 118 Hobbes, Thomas (1588-1679) englischer Philosoph, Vertreter des mechanischen Materialismus; brachte in seinen sozialpolitischeu Anschauungen antidemokratische Tendenzen zum Ausdruck. 184 412 645 Hobhouse, John Cam, Baron Broughton de Gyfford (1786-1869) britischer Staatsmann, Whig. Das Fabrikgmetz von 1831 entstand durch seine Initiative. 306 Hodgskin Thomas (1787-1869) englischer Ökonom und Publizist, Vertreter des proletarischen Standpunkts gegenüber der klassischen bürgerlichen politischen Ökonomie; die Ricardoschen Theorien ausnutzend, verteidigte er die Interessen des Proletariats. Er kritisierte den Kapitalismus vom Standpunkt des utopischen Sozialismus. 359 373 376 559 599 778 Holinshed, Raphael (gest. etwa 1580) englischer Historiker, Verfasser einer Chronik Englands, Schottlands und Irlands. 746 764 Homer legendärer epischer Dichter der griechischen Antike, dem die Epen "Ilias" und "Odyssee" zugeschrieben werden. 76 Hopkins, Thomas (Anfang des 19. Jh.) englischer Ökonom. 244 Horne, George (1730-1792) Bischof von Norwich; Verfasser mehrerer Pamphlete gegen Newton, Hume, Adam Smith und andere. 646 Horner, Francis (1778-1817) englischer Ökonom und Politiker, Mitglied des Parlaments, Whig; Anhänger der Geldtheorie Ricardos. 786 Horner, Leonard (1785-1864) englischer Geologe, Fabrikinspektor (1833-1856). Als unbestechlicher Verteidiger der Arbeiterinteressen hat er "unsterbliche Verdienste um die englische Arbeiterklasse gewonnen" (Marx). 238 255 256 294 298 301 305 bis 307 312 422 423 436 437 450 575
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Houghton, John (gest. 1705) englischer Kaufmann, Verfasser einiger Schriften zu Fragen des Handels, der Industrie und der Landwirtschaft. 451 Howard de Walden, Charles Augustus Ellis, Baron (1799-1868) britischer Diplomat. 293 Howell englischer Fabrikinspektor. 241 256 306 308 Howitt, William (1792-1879) englischer Schriftsteller. 779 Hume, David (1711-1776) schottischer Philosoph, Agnostiker; Historiker und Ökonom; Freund und Berater von Adam Smith, vertrat eine Quantitätstheorie des Geldes; als theoretischer Ökonom noch Merkantilist, trat er in wirtschaftspolitischer Hinsicht für den Freihandel ein. 137 538 579 645 646 Hunter, Henry Julian englischer Arzt. 420 421 688 690-692 695 696 707 710 712-716 720 721 748 Hutton, Charles (1737-1823) englischer Mathematiker. 392 Huxley, Thomas Henry (1825-1895) englischer Naturforscher, engster Mitarbeiter Darwins und Verbreiter seiner Lehre, auf dem Gebiet der Philosophie inkonsequenter Materialist. 506 Isokrates (436-338 v.u.Z.) griechischer Schriftsteller, Politiker und Rhetoriker, entwickelte wichtige Elemente zur Lehre von der Arbeitsteilung. 388 389 Jacob, William (etwa 1762-1851) englischer Kaufmann, Reisender und Schriftsteller. 54 55 234 Jakob I. (1566-1625) König von England und Irland (1603-1625), als Jakob VI. König von Schottland (1567-1625). 749 764 767 Johann II. (1319-1364) König von Frankreich (1350-1364). 766 Jones, Richard (1790-1855) englischer Ökonom; in seinen Schriften spiegelt sich der allgemeine Verfall der klassischen bürgerlichen politischen Ökonomie in England wider, jedoch übertraf er Ricardo in einigen speziellen Fragen der politischen Ökonomie. 42 327 339 348 353 594 614 624 625 660 Juárez, Benito Pablo (1806-1872) mexikanischer Staatsmann, Kämpfer für die nationale Unabhängigkeit seines Landes, Führer der liberalen Partei während des Bürgerkrieges (1858-1860) und der Intervention in Mexiko (1861-1867); Präsident der Republik Mexiko (1858-1872). 182 Karl der Große (etwa 742-814) König der Franken (768-800) und römischer Kaiser (800-814). 755 Karl I. (1600-1649) König von England (1625-1649); während der englischen bürgerlichen Revolution hingerichtet. 748 749 Karl II. (1630-1685) König von England (0-1685). 139 Karl V. (1500-1558) Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation (1519-1556) und König von Spanien unter dem Namen Karl I. (1516-1556). 765 Karl VI. (1685-1740) Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation (1711-1740). 451 Karl X. (1622-1660) König von Schweden (1654-1660). 752 Karl XI. (1655-1697) König von Schweden (1660-1697). 752 Kars von Kars, Willims siehe Williams, Sir William Fenwick Katharina Il. (1729-1796) Zarin von Rußland (1762-1796). 712 Kaufman, Illarion Ignatjewitsch (1848-1916) russischer Ökonom, Professor an der Universität St.Petersburg, Verfasser von Schriften über Geldumlauf und Kredit. 25 27 Kennet, White (1660-1728) englischer Bischof und Historiker. 748 Kent, Nathaniel (1737-1810) englischer Agronom. Verfasser einiger Arbeiten über Landwirtschaft. 754
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Kincaid, Sir John (1787-1862) englischer Beamter; seit 1850 Gefängnis- und Fabrikinspektor in Schottland. 423 Kirchmann, Julius Hermann von (1802-1884) Jurist, Publizist und Philosoph, entschiedener Liberaler; 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung (linkes Zentrum) und 1849 der Zweiten Kammer; später Fortschrittler. 554 Kisselow, Pawel Dmitrijewitsch, Graf (1788 bis 1872) russischer Staatsmann und Diplomat, General; 1829-1834 Gouverneur der Moldau und der Walachei. 252 Kopp, Hermann Franz Moritz (1817-1892) Chemiker, schrieb über die Geschichte der Chemie. 327 Krupp, Alfred (1812-1887) Großindustrieller, Eigentümer einer Gußstahl- und Geschützfabrik, die vielen Staaten Europas Geschütze und Waffen lieferte. 412 Kugelmann, Ludwig (1830-1902) Arzt in Hannover, Teilnehmer an der Revolution von I1848/49, aktives Mitglied der IAA, Freund von Marx und Engels; er förderte die Verbreitung des ersten Bandes des "Kapitals". 18 Kusa (Cuzit), Alexander Johann (1820-1873) Hospodar (Fürst) von Rumänien (1859 bis 1866) (siehe auch Anm. 55). 182 Laborde, Alexandre-Louis-Joseph, marquis de (1774-1842) französischer Archäologe, liberaler Politiker, Ökonom. 555 Lachâtre (La Châtre), Maurice (1814-1900) fortschrittlicher französischer Journalist, Kämpfer der Pariser Kommune 1871; Verleger des ersten Bandes des "Kapitals" in französischer Sprache. 31 33 37 Laing, Samuel (1810-1897) englischer Politiker und Publizist, Mitglied des Parlaments, Liberaler; er bekleidete verschiedene hohe Verwaltungsposten in englischen Eisenbahngesellschaften. 212 673 687 704 Lancelotti, Secondo (1575-1643) italienischer Geistlicher, Archäologe, Geschichtsschreiber. 451 Lasker, Edward (1829-1884) Politiker, Mitglied des Reichstages, ein Begründer und Führer der nationalliberalen Partei, die die reaktionäre Politik Bismarcks unterstützte. 43 Lassalle, Ferdinand (1825-1864) Schriftsteller und kleinbürgerlicher Agitator, Gegner der Theorie und Praxis des Marxismus, insbesondere des Klassenkampfes, der sozialistien Revolution und der Diktatur des Proletariats. Er hatte wesentlichen Anteil an der Gründung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins 1863. Lasaalles Zielstellung und Ideologie jedoch lenkten die Arbeiterklasse von ihren Hauptaufgaben ab. Er paktierte mit Bismarck und unterstützte dessen Politik der Einigung Deutschlands "von oben". 11 120 Lauderdale, James Maitland, Earl of (1759 bis 1839) englischer Politiker und Ökonom, Gegner von Adam Smith. 369 Laurent, Augtute (1807-1853) französischer Chemiker. 327 Lavergne, Louis-Gabriele-Léonce-Guilhaud de (1809-1880) französischer Politiker und Ökonon. 527 554 555 739 Law, John of Lauriston (1671-1729) englischer Ökonom und Finanzier, Generalkontrolleur der Finanzen in Frankreich (1719/20); bekannt durch seine Spekulationen bei der Herausgabe von Papiergeld, deren Zusammenbruch 1720 die gesamte Wirtschaft Frankreichs in Mitleidenschaft zog. 105 645 Le Chapelier, Isaac-René-Guy (1754-1794) französischer reaktionäres Politiker, Inspirator des ersten, gegen die Vereinigung der Arbeiter gerichteten Gesetzes, das am 14. Juni 1791 von der Nationalversammlung beschlossen wurde; wegen verschwöreretischer Umtriebe während der Jakobinerdiktatur hingerichtet. 770 Lemontey, Pierre-Édouard (1762 -1826) französischer Historiker, Ökonom und Politiker, 1791/92 Mitglied der gesetzgebenden Versammlung (rechter Flügel); floh
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aus Frankreich, als die Jakobiner die Herrschaft übernahmen. 384 Lessing, Gotthold Ephraim (1729-1781) Literatur- und Kunstkritiker, Dichter und Aufklärer, Begründer der realistischen Ästhetik und der klassischen deutschen Nationalliteratur; Feind des Absolutismus. 27 Letheby, Henry (1816-1876) englischer Arzt und Cherniker. 269 Le Trosne, Guillaume-Francois (1728-1780) französischer Ökonom, Physiokrat. 50 54 106 116 125 130 133 159 172-175 178 224 Levi, Leone (1821-1888) englischer Ökonom, Statistiker und Jurist. 761 Lichnowski, Felix Maria, Fürst von (1814 bis 1848) schlesischer Großgrundbesitzer, reaktionärer preußischer Offizier; 1848 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung (rechter Flügel); während des Septemberaufstandes in Frankfurt a.M. getötet. 618 Licinius, (Gaius Licinius Stolo) (1. Hälfte des 4. Jh. v.u.Z.) römischer Staatsmann. 755 Liebig, Justus, Freiherr von (1803-1873) Chemiker, bahnbrechend in der theoretischen, besonders organischen und analytischen Chemie sowie deren Anwendung in der Landwirtschaft. 254 347 408 529 598 Linguet, Simon-Nicolas-Henri (1736-1794) französischer Advokat, Publizist, Historiker und Ökonom, Gegner der Physiokraten; er unterzog die bürgerlichen Freiheiten und die kapitalistischen Eigentumsverhältnisse einer kritischen Analyse. 247 304 353 644 766 Locke, John (1632-1704) englischer Philosoph, Sensualist; Ökonom, "der die neue Bourgeoisie in allen Formen vertrat, die Industriellen gegen die Arbeiterklassen und die Paupers, die Kommerziellen gegen die altmodischen Wucherer, die Finanzaristokraten gegen die Staatsschuldner, und in einem eigenen Werk sogar den bürgerlichen Verstand als menschlichen Normalverstand nachwies" (Marx). 49 50 105 116 139 165 412 645 Louis Bonaparte siehe Napoleon III. Louis-Philippe, duc d'Orléans (1773-1850) König der Franzosen (1830-1848). 294 295 Ludwig XIV. (1638-1715) König von Frankreich (1643-1715). 154 Ludwig XVI. (1754-1793) König von Frankreich (1774-1792), während der Jakobinerdiktatur hingerichtet. 765 Lukian(os) (etwa 120 bis etwa 180) griechischer satirischer Schriftsteller. 646 Lukrex (Titus Lucretius Carus) (etwa 99 bis etwa 55 v.u.Z.) römischer Dichter und materialistischer Philosoph, Atheist. 229 Luther, Martin (1483-1546) Begründer des Protestantismus in Deutschland; Sohn eines Bergmanns. Sein literarisches Gesamtwerk. insbesondere die Bibelübersetzung, hatte bedeutenden Einfluß auf die Entwicklung einer einheitlichen deutschen Schriftsprache. Im Bauernkrieg 1524/25 wandte sich Luther entschieden gegen das revolutionäre Vorgehen der Bauern und schloß sich der bürgerlichen, adligen und fürstlichen Seite an. Als "ältester deutscher Nationalökonom" (Marx) verteidigte er Naturalwirtschaft und einfache Warenproduktion und bekämpfte das Wucher- und Handelskapital; seine progressiven bürgerlichen Lehren von der Arbeit und vom Beruf bildeten wichtige ideologische Voraussetzungen für die spätere Herausbildung der klassischen bürgerlichen Arbeitswerttheorie. 149 207 328 619 781 Lykurg(os) legendärer Gesetzgeber Spartas, lebte nach der Überlieferung im 9. bis 8.Jahrhundert v.u.Z. 447 Macaulay, Thomas Babington (1800-1859) englischer Historiker und Politiker, Whig, Mitglied des Parlaments. 289 290 293 744 750 MacCulloch, John Ramsay (1789-1864) schottischer Ökonom, vulgarisierte die Lehre Ricardos, Apologet des Kapitalismus. 158 165 168 206 290 340 431 461 462 465 544 635 637 754
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MacGregor, John (1797-1857) englischer Statistiker, Freihändler, Mitglied des Parlaments, Gründer und einer der Direktoren der British Royal Bank (1849-1856). 290 Maclaren, James englischer Ökonom im 19. Jahrhundert, untersuchte die Geschichte des Geldaufs. 113 Macleod Henry Dunning (1821-1902) englischer Ökonom, beschäftigte sich besonders mit der Kredittheorie. 75 169 Malmesbury, James Harris, Earl of (1746 bis 1820) englischer Diplomat und Staatsmann, Whig; Botschafter in St. Petersburg (1777-1782). 386 387 Malthus, Thomas Robert (1766-1834) englischer Geistlicher und Ökonom, Ideologe der verbürgerlichten Grundbesitzeraristokratie, Apologet den Kapitalismus, stellte die reakionäre Theorie von der Übervölkerung auf, die das Elend der Werktätigen im Kapitalismus rechtfertigen sollte. 176 177 227 332 373 529 551 581 593 598 605 614 615 622 624 625 634 637 644 645 663 676 731 736 Mandeville, Bernard de (1670-1733) englischer satirischer Schriftsteller, Arzt und Ökonom. 375 642 643 645 Martineau, Harriet (1802-1876) englische Schriftstellerin, propagierte den Malthusianismus. 664 Marx, Karl (1818-1883). 7 11 18 19 22 25 bis 27 3 89 90 92 104 122 327 357 372 378 381 442 511 540 554 604 657 721 793 794 Marx-Aveling, Eleanor (1855-1898) jüngste Tochter von Marz, in den Achtziger und neunziger Jahren Vertreterin der englischen und internationalen Arbeiterbewegung; vermählte sich 1884 mit Edward Aveling. 36 41 45 46 Massie, Joseph (gest. 1784) englischer Ökonom, Vertreter der klassischen bürgerlichen politischen Ökonomie. 538 Maudslay, Henry (1771-1831) englischer Fabrikant, Ingenieur und Erfinder. 405 Maurer, Georg Ludwig, Ritter von (1790 bis 1872) Historiker, erforschte die Gesellschaftsordnung der Frühzeit und des Mittelalters in Deutschland. 86 251 Maximilian von Habsburg (1832-1867) Erzherzog von Österreich, Generalgouverneur der österreichischen Besitzungen in Italien (1857-1859), Kaiser von Mexiko (1864-1867), von mexikanischen Patrioten erschossen. 182 Mayer, Sigmund Wiener Fabrikant. 19 Meitzen, August (1822-1910) Statistiker und Wirtschaftshistoriker; Verfasser einiger Arbeiten - über die Agrarverhältnisse in Deutschland und in anderen europäischen Ländern. 251 Mendelssohn, Moses (1729-1786) kleinbürgerlicher Philosoph. 27 Menenius Agrippa (gest. 493 v.u.Z.) römischer Patrizier. 381 Mercier de la Rivière, Paul-Pierre (1720 bis 1793) französischer Ökonom, Physiokrat. 123 124 144 162 165 172 175 176 205 206 Merivale, Hermann (1806-1874) englischer Ökonom und Staatsmann, Liberaler, schrieb über Kolonisationsprinzipien. 662 663 798 Meyer, Rudolf Hermann (1839-1899) Ökonom; Gegner Bismarcks. 254 554 555 Mill, James (1773-1836) englischer Ökonom und Philosoph, vulgarisierte die Lehre Ricardos. 128 138 169 200 212 373 461 462 530 592 5% 598 637 Mill, James Stuart (1806-1873) englischer Ökonom und positivistischer Philosoph; vulgarisierte die Lehre Ricardos und predigte die Harmonie zwischen den Profitinteressen der Bourgeoisie und den Lebensinteressen der Arbeiterklasse. Er wollte die Widersprüche des Kapitalismus durch Reform der Verteilungsverhältnisse übenden. Sohn von James Mill. 21 138 139 148 391 461 462 529 530 539-541 616 623 626 638 777 Mirabeau, Honoré-Gabriel-Victor Riqueti, cmnte de (1749-1791) Politiker der Französischen Revolution, Verfechter der Interessen der Großbourgeoisie und des verbürgerlichten
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Adels. 501 745 760 761 774 775 785 Mirabeau, Victor Riqueti. marquis de (1715 bis 1789) französischer Ökonom, Physiokrat; Vater von Honoré-Gabriel-Victor Mirabeau. 645 793 Molesworth, Sir William (1810-1855) britischer Staatsmann, Liberaler (gehörte den sog. Mayfair-Radikalen an), Mitglied des Parlaments; Minister für öffentliche Arbeiten (1853-1855) und Kolonialminister (1855). 184 Molinari, Gustave de (1819-1912) belgischer Ökonom, Freihändler. 173 445 624 798 Momsen, Theodor (1817-1903) Altertumsforscher. 182 185 Montalembert, Charles Forbes de Tryon, comte de (1810-1870) französischer Politiker und Publizist, während der Zweiten Republik Deputierter der konstituierenden und der gesetzgebenden Nationalversammlung, Orleanist, Haupt der katholischen Partei. 493 Monteil, Amans-Alexis (1769-1850) französischer Historiker. 772 773 Montesquieue, Charles de Secondat, baron de La Brède ei de (1689-1755) französischer Soziologe, Ökonom und Schriftsteller, Vertreter der bürgerlichen Aufklärung des 18. Jahrhunderts. Theoretiker der konstitutionellen Monarchie und der GewaltenLeilung; vertrat die Quantitätstheorie des Geldes. 105 106 138 644 783 Moore, Samuel (1830-1912) englischer Jurist, Mitglied der IAA; Übersetzer des "Manifests der Kommunistischen Partei" und des ersten Bandes des "Kapitals" ins Englische; Freund von Marx und Engels. 36 37 More (Morus) Sir Thomas (1478-1535) englischer Politiker, Lordkanzler, humanistischer Schriftsteller, Vertreter des utopischen Kommunismus. 645 746 747 764 Morton, John Chalmers (1821-1888) englischer Agronom. 396 397 578 Müller, Adam Heinrich, Ritter von Nitterdorf (1779-1829) Publizist und Ökonom, Vertreter der sog. romantischen Schule in der politischen Ökonomie, die den Interessen der Feudalaristokratie entsprach; Gegner von Adam Smith. 139 Mun, John Sohn von Thomas Mun und Herausgeber seiner Werke. 536 Mun, Thomas (1571-1641) englischer Kaufmann und Ökonom, Merkantilist, seit 1615 einer der Direktoren der Ostindischen Kompanie. 536 Murphy. John Nicolas englischer Publizist. 732 Murray, Hugh (1779-1846) englischer Geograph. 360 Napoleon III. Louis Bonaparte (1808-1873) Neffe Napoleons I., Präsident der Zweiten Republik (1848-1852), Kaiser der Franzosen (1852-1870). 293 Nasmyth, James (1808-1890) englischer Ingenieur, Erfinder des Dampfhammers. 406 437 459 Newman, From William (1805-1897) englischer Philologe und Publizist, bürgerlicher Radikaler, Verfasser von Schriften religiösen, politischen und ökonomischen Inhalts. 751 752 757 Newman Samuel Philips (1797-1842) amerikanischer Philosoph und Ökonom. 174 222 Newmarch, William (1820-1882) englischer Ökonom und Statistiker. 313 Newnham. G. L. englischer Advokat. 629 Niebuhr, Barthold Georg (1776-1831) Altertumsforscher. 250 North, Sir Dudley (1641-1691) englischer Ökonom, äußerte als einer der ersten Gedanken der klassischen bürgerlichen politischen Ökonomie. 116 134 135 139 148 412 645
Olmsted, Frederick Law (1822-1903) amerikanischer praktischer Landwirt und Gartenarchitekt. 211 Opdyke, George (1805-1880) amerikanischer Unternehmer und Ökonom. 178 Orkney, Elizabeth Villiers, Lady (1657-1733) Geliebte Wilhelms von Oranien. 751
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Ortes, Giammaria (1713-1790) venetianischer Mönch, "einer der großen ökonomischen Schriftsteller des 18. Jahrhunderts" (Marx). 645 675 676 Overstone, Samuel Jones Loyd, Lord (seit 1860) Baron (1796-1883) englischer Bankier und Ökonom, Vertreter des "currency principle". 138 158 Owen, Robert (1771-1858) englischer utopischer Sozialist; verließ als Kapitalist seine Klasse und ergriff Partei für die Arbeiterklasse. 90 109 110 317 425 507 508 526 574 623 Pagnini, Giovanni Francaco (1715-1789) italienischer Ökonom, Verfasser einiger Arbreiten über das Geld. 106 Palmerston, Henry John Temple Viscount (1784-1865) britischer Staatsmann, zuerst Tory, ab 1830 einer der rechten Führer der Whigs; Staatssekretär für das Kiriegswesen (1809-1828), Außenminister (1830-1834, 1835-1841, 1846-1851), Innenminister (1852-1855), Premierminister (1855-1858 und 1859-1865). 478 Papillon, Thomas (1623-1702) englischer Kaufmann und Politiker, Mitglied des Parlaments, einer der Direktoren der Ostindischen Kompanie. 105 Parisot, Jacques-Théodore (geb. 1783) Übersetzer der Schrift von James Mill "Elements of political economy" ins Fanzösische. 592 Parry, Charles Henry (1779-1860) englischer Arzt. 628 629 703 Parry, Sir William Edward (1790-1855) englischer Reisender, Polarforscher. 110 Pecqueur, Constantin (1801-1887) französischer Ökonom und utopischer Sozialist. 642 789 Peel, Sir Robert (1750-1830) englischer Baumwollfabrikant, Mitglied des Parlaments, Tory; Vater des britischen Premierministers Sir Robert Peel. 786 Peel, Sir Robert (1788-1850) britischer Staatsmann, Führer der gemäßigten Tories, die nach ihm Peeliten genannt wurden; Innenminister (1822-1827 und 1828-1830), Premierminister (1834/35 und 1841-1846), hob mit Unterstützung der Liberalen 1846 die Korngesetze auf. 21 157 247 801 Perikles (etwa 490-429 v.u.Z.) athenischer Staatsmann, seine Herrschaft festigte die Sklavenhalterdemokratie. 387 Peto, Sir Samuel Morton (1809-1889) englischer Unternehmer im Eisenbahnhau, Mitglied des Parlaments, Liberaler; als seine Firma 1866 Bankrott machte, zog er sich aus dem öffentlichen Leben zurück. 249 Petty, Sir William (1623-1687) englischer Ökonom und Statistiker, "Begründer der modernen Politischen Ökonomie, einer der genialsten und originellsten ökonomischen Forscher" (Marx); vertrat die klassische bürgerliche Arbeitswerttheorie. 58 65 95 106 107 116 136 137 156 160 185 186 288 289 332 362 368 386 453 579 645 Philipp VI. von Valois (1293-1350) König von Frankreich (1328-1350). 106 Pilatus, Pontius (gest. etwa 37) römischer Prokurator (Statthalter) von Judäa (26 bis 36). 616 Pindar (etwa 522 bis etwa 442 v.u.Z.) griechischer Lyriker. 165 441 682 787 Pinto, Isaac (1715-1787) holländischer Großkaufmann und Börsenspekulant, ökonomischer Schriftsteller. 165 Pitt, William (der Jüngere) (1759 -1806) britischer Staatsmann, Tory; Premierminister (1783-1801 und 1804-1806). 221 768 Plato(n) (etwa 427 bis etwa 347 v.u.Z.) griechischer idealistischer Philosoph, Ideologe der Sklavenhalteraristokratie, verteidigte die Naturalwirtschaft. 387 388 Pontias siehe Pilatus, Pontius Postlethwayt, Malachy (1707-1767) englischer Ökonom, Herausgeber eines umfangreichen Lexikons über Handel und Gewerbe, Verfasser verschiedener Schriften über den Handel. 290 291 Potter, Alonzo (1800-1865) amerikanischer Bischof; Herausgeber des Werkes von
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Scrope über politische Ökonomie. 623 624 Potter, Edmund englischer Fabrikant und Politiker, Freihändler. 313 599-602 Price, Richard (1723-1791) englischer radikaler Publizist, Ökonom und Moralphilosoph. 290 702 754 755 Protagoras aus Abdera (etwa 480 bis etwa 411 v.u.Z.) griechischer Philosoph, Sophist; Ideologe der Sklavenhalterdemokratie. 263 Proudhon, Pierre-Joseph (1809-1865) französischer Publizist, Soziologe und Ökonom, Ideologe des Kleinbürgertums, einer der theoretischen Begründer des Anarchismus. 83 96 99 445 538 559 613 Pusey, Philipp (1799-1855) englischer Politiker, Tory, Großgrundbesitzer. 705 Quesnay, Francois (1694-1774) französischer Ökonom und Arzt, Begründer der physiokratischen Lehre. Sein "Tableau économique" war- und das "im zweiten Drittel des 18. Jahrhunderts, der Kindheitspetiode der politischen Ökonomie ein höchst genialer Einfall, unstreitig der genialste, dessen sich die politische Ökonomie bisher schuldig gemacht hat" (Marx). 20 123 339 579 645 Quételet, Lambert-Adolphe-Jacques (1796 bis 1874) belgischer Gelehrter, Statistiker, Mathematiker und Astronom; er stellte die unwissenaftliche Theorie vom "Durchschnittsindividuum" auf. 342 Quincey, Thomas siehe De Quincey, Thomas Raffles, Sir Thomas Stanford (1781-1826) britischer Kolonialbeamter, 1811-1816 Couverneut von Java. 379 780 Ramazzini, Bernadino (1633 -1714) italienischer Arzt, er sammelte und systematisierte statistisches Material über Berufskrankheiten. 384 Ramsay, Sir George (1800-1871) englischer Ökonom, einer der letzten Vertreter der klassischen bürgerlichen politischen Ökonomie. 176 179 335 534 592 660 Ravenstone, Piercy (gest. 1830) englischer Ökonom, Anhänger Ricardos, ein Verfechter der Interessen des Kleinbürgertums und Gegner von Malthus. 453 534 Redgrave, Alexander englischer Fabrikinspektor. 283 284 398 418 424 439 457 472 478 481 570 585 586 Regnault, Elias-Geo-Oliva (1801-1868) französischer Historiker und Publizist, Staatsbeamter. 253 Reich, Eduard (1836-1919) Arzt, Verfasser einiger Schriften über öffentliche Gesundheitspflege und Hygiene. 385 Ricardo, David (1772-1823) englischer Ökonom; sein Werk bildet den Höhepunkt der klassischen bürgerlichen poltischen Ökonomie. 20 22 69 77 90 94 95 98 138 158 181 202 219 221 243 325 409 414 415 430 454 455 461 529 530 539 544-546 551 554 557 587 598 615 616 622 623 626 633 634 642 660 786 Richardson, Benjamin (1828-1896) englischer Arzt, Verfasser einiger Schriften über öffentliche Gesundheitspflege und Hygiene. 269-271 Roberts, Sit George (gest. 1860) englischer Historiker, schrieb über die Geschichte der südlichen Grafschaften Englands. 748 Rodbertus (-Jagetzow), Johann Karl (1805 bis 1875) preußischer Großndbesitzer, Ökonom, Ideologe des verbürgerlichten Junkertums; Theoretiker des preußisch. junkerlichen "Staatssozialismus". 554 555 Rogers, James Edwin Thorold (1823-1890) englischer Ökonom und Wirtschaftshistoriker. 702 707 750 777 Rogier, Charles-Latour (1800-1885) belgischer Staatsmann, gemäßigter Liberaler, Ministerpräsident und Innenminister (1847-1852). 293 Roscher, Wilhelm Georg Friedrich (1817-1894) Vulgärökonom, Begründer der älteren historischen Schule der politischen Ökonomie in Deutschland; bekämpfte den utopischen Sozialismus und die klassische bürgerliche politische Ökonomie; ersetzte die theoretische Analyse durch flachen Empus,
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leugnete die Existenz ökonomischer Gesetze. 107 174 220 221 231 243 279 343 385 642 Rossi, Pellegrino Luigi Edoardo, comte (1787 bis 1848) italienischer Vulgärökonom, Jurist und Politiker; er lebte längere Zeit in Frankreich. 187 597 Rouard de Card, Pie-Marie französischer Geistlicher. 264 Rousseau, Jean-Jacques (1712-1778) französischer Schriftsteller, Aufklärer; der bedeutendste Ideologe des revolutionären Kleinbürgertums vor der Französischen Revolution. 774 Roux-Lavergne, Pierre-Célestin (1802-1874) französischer Historiker und idealistischer Philosoph; gab zusammen mit P.-J.-B. Buchez die Quellensammlung "Histoire parlementaire de la revolution francaise" heraus. 770 Roy, Henry englischer Arzt und Ökonom. 153 682 Roy, Joseph Übersetzer des ersten Bandes des "Kapitals" und der Werke Feuerbachs ins Französische. 31 37 Rubens, Peter Paul (1577-1640) flämischer Maler. 314 Ruge, Arnold (1802-1880) radikaler Publizist, Junghegelianer, kleinbürgerlicher Demokrat; 1848 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung (linker Flügel), in den fünfziger Jahren ein Führer der deutschen kleinbürgerlichen Emigration in England; nach 1866 Nationalliberaler. 89 166 Rumford siehe Thompson, Sir Benjamin Russell, Lord John (1792-1878) britischer Staatsmann, Führer der Whigs; Premierminister (1846-1852 und 1865/66), Außenminister (1852/53 und 1859-1865). 614 752
Sadler, Michael Thomas (1780-1835) englischer Ökonom und Politiker, Tory, bürgerlicher Philanthrop, Gegner von Malthus. 704 731 Saint-Simon, Claude-Henri de Rouvroy, comte de (1760-1825) französischer utopischer Sozialist. 623 Saunders, Robert John englischer Fabrikinspektor in den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts. 308 319 426 Say, Jean-Baptiste (1767-1832) französischer Ökonom, systematisierte und vulgarisierte das Werk von Adam Smith; begründete die vulgäriskonomische Lehre von den Produktionsfaktoren, indem er Boden, Kapital und Arbeit als selbständige Quellen für Rente, Profit und Lohn hinstellte (Trinitarische Formel). 95 128 168 178 207 220 221 384 409 464 545 560 621 633 634 Schorlemmer, Carl (1834-1892) Chemiker, Professor in Manchester, Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, enger Freund von Marx und Engels. 327 Schouw, Joakim Frederik (1789-1852) dänischer Botaniker. 538 Schulz, Wilhelm (1797-1860) Publizist, Teilnehmer an der Revolution von 1848/49; Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung (linker Flügel). 392 Schulze-Delitzsch, Hermann Franz (1808 bis 1883) Politiker und Ökonom; er versuchte die Arbeiter durch die Organisierung von Genossenschaften vom revolutionären Kampf abzuhalten. 11 Scrope, George Julius Poulett (1797-1876) englischer Ökonom und Geologe, Gegner von Malthus; Mitglied des Parlaments. 623 624 Seeley, Robert Benton (1798-1886) englischer Herausgeber und Publizist, bürgerlicher Philanthrop. 755 Senior, Nassau William (1790-1864) englischer Vulgärökonom, einer der "offiziellen ökonomischen Wortführer der Bourgeoisie" (Marx); Apologet des Kapitalismus, wandte sich gegen die Verkürzung des Arbeitstages. 237-243 279 340 428 461 462 507 508 517 567 571 623 739 759 Sextus Empiricm (etwa 2. Jh.) griechischer skeptischer Philosoph und Arzt. 387 Shaftesbury, Anthony Ashley Cooper, Earl of (1801-1885) englischer Politiker, Tory, seit 1847 Vhig; in den vierziger Jahren
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Führer der aristokratisch-philanthropischen Bewegung für die Zehnstundenbill. 425 435 436 704 Shakespeare, William (1564-1616) größter englischer Dichter. 146 511 772 Shree, William (1804-1868) irischer Jurist und liberaler Politiker, Mitglied des Parlaments. 448 Shrewsbury siehe Talbot, Charles Sidmouth, Henry Addington, Viscount (1757 bis 1844) britischer Staatsmann, Tory, Premierminister und Schatzkanzler (1801 bis 1804), führte als Innenminister (1812 bis 1821) Repressalien gegen die Arbeiterbewegung durch. 452 Sieber, Nikolai Iwanowitsch (1844-1888) russischer Ökonom; er popularisierte als einer der ersten die ökonomischen Arbeiten von Marx in Rußland, ohne jedoch selbst die materialistie Dialektik und das revolutionäre Wesen des Marxismus zu verstehen. 22 25 Simon, Sir John (1816-1904) englischer Arzt, oberster ärztlicher Beamter des Geheimen Rates. "Ein Mann, der... überall Bourgeoisinteressen als erstes Hindernis seiner Pflichterfüllung vorgefunden hat und zu bekämpfen genötigt war. Sein instinktiver Haß gegen die Bourgeoisie ist daher ebenso heftig wie erklärlich" (Engels). 421 489 694 696 710 Sismondi, Jean-Charles-Léonard Simonde de (1773-1842) Schweizer Ökonom und Hstoriker; tritt am Abschluß der klassischen bürgerlichen politischen Ökonomie auf und begründete die kleinbürgerliche politische Ökonomie. Er kritisierte den Kapitalismus "vom Standpunkt des Kleinbürgers" (Lenin) und idealisierte die Kleinproduktion. 20 170 187 250 334 558 559 592 603 607 608 611 612 621 663 677 790 Skarbek, Frédéric, Graf von (1792-1866) polnischer Ökonom, Anhänger von Adam Smith. 346 372 Sloane, Hans (1660-1753) englischer Arzt und Naturforscher. Er sammelte Bücher und Handschriften, 1753 durch die Vereinigung seiner und zweier anderer Privatsammlungen das Brititische Museum gegründet. 751 Smith, Adam (1723-1790) bedeutendster englischer Ökonom vor Ricardo; er verallgemeinerte die Erfahrungen der kapitalistischen Manufakturperiode und des beginnenden Fabriksystems und gab der klassischen bürgerlichen politischen Ökonomie ihre entwickelte Gestalt. 22 61 95 137 138 181 289 369 375 383 384 386 409 432 483 529 545 556 558 560 563 579 583 584 594 615-617 621 638 642 650 672 683 684 741 757 758 766 788 Smith, Edward (etwa 1818-1874) englischer Arzt, Berater und Bevollmächtigter des Geheimen Rates für die Untersuchung der Ernährungslage in den Arbeiterdistrikten. 416 684 685 Smith, Goldwin (1823-1910) englischer Historiker, Publizist und Ökonom, Vertreter der Manchesterschule, Liberaler; lebte seit 1871 in Kanada. Er wandte sich, wenn auch nicht immer konsequent, gegen die imperialistische Politik der USA und Englands. 777 Snigge englischer Jurist und Richter unter Jakob I. 749 Soetbeer, Georg Adolf (1814-1892) Ökonom und Statistiker. 34 Somers, Robert (1822-1891) englischer Publizist und Journalist. 759 761 Sophokles (etwa 497 bis etwa 406 v.u.Z.) griechischer Tragödiendichter. 146 Sorge, Friedrich Adolf (1828-1906) Teilnehmer am badisch-pfälzischen Aufstand 1849; Mitglied der IAA, Organisator der amerikanischen Sektionen; 1872 Delegierter des Haager Kongresses; Mitglied des Generalrats in New York und dessen Generalsekretär (1872-1874); Freund und Kampf gefährte von Marx und Engels. 37 Sparks, Jared (1789-1866) amerikanischer Historiker und Erzieher, Herausgeber der Werke von Benjamin Franklin. 178
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Spinoza, Baruch (Benedictus) de (1632-1677) holländischer materialistischer Philosoph, Atheist. 27 325 623 Stafford, William (1554-1612) englischer Ökonom, Vertreter des frühen Merkantilismus. 771 772 Stapleton britischer Politiker, Konservativer. Mitglied des Parlaments. 627 Steuart (Stewart), Sir James (auch unter dem Namen Denham) (1712-1780) englischer Ökonom, einer der letzten Vertreter des Merkantilismus, den er als Theoretiker systematisierte; Gegner der Quantitätstheorie des Geldes. 42 137 159 163 193 352 373 453 579 644 676 746 757 773 Steuart, Sir James britischer General, Herausgeber der Werke seines Vaters Sir James Steuart. 163 Stewart, Dugald (1753-1828) schottischer idealistischer Philosoph und Ökonom. 339 365 381 510 Stolberg, Christian Graf zu (1748-1821) Dichter und Übersetzer. 431 Storch, Heinrich Friedrich von (Andrei Karlowitsch) (1766-1835) Ökonom, Statistiker und Historiker, vulgarisierte die klassische bürgerliche politische Ökonomie; Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg. 188 196 371 381 382 617 677 Strahan, William (1715-1785) englischer Drucker und Verleger der Werke von David Hume und Adam Smith. 646 Strousberg, Bethel Henry (1823-1884) Eisenbahnunternehmer, machte 1873 Bankrott. 249 Strype, John (1643-1737) englischer Kirchenhistoriker. 764 Stuart Königsdynastie in Schottland (1371 bis 1714) und England (1603-1649 und 1660-1714). 751 Stuart, James (1775 -1849) englischer Mediziner und Publizist, Fabrikinspektor. 305 329 Sully, Maximilian de Béthune, duc de (1559 bis 1641) französischer Staatsmann und Ökonom, Berater König Heinrichs IV. 645 Sutherland, Elisabeth Leveson-Gowner Marquise Stofford, Countess, seit 1833 Duchess (1765-1839) schottische Großgrundbesitzerin. 757 758 Sutherland, Harriet Elisabeth Georgina Leveson-Gower, Duchess (1806-1868) schottische Grondbesitzerin, akives Mitglied der Whig-Partei; Schwiegertochter der vorigen. 758 759 Talbot, Charles, Duke of Shrewsburg (1660 bis 1718) britischer Staatsmann, Tory; Premierminister (1714). 751 Taylor, Sedley (2. Hälfte des 19. Jh. bis Anfang des 20. Jh.) englischer Propagandist des Genossenaftswesens. 44-46 Temple, Sir William (1628-1699) englischer Diplomat und Politiker, Verfasser einiger ökonomischer und politischer Schriften; Merkantilist. 645 Thiers, Louis-Adolphe (1797-1877) französischer Historiker und Staatsmann, Innenminister (1832 und 1834), Ministerpräsident (1836 und 1840), Präsident der Republik (1871-1873), Henker der Pariser Kommune. 466 742 Thompson, Sir Benjamin, Count of Rwnford (1753-1814) englischer Offizier, stand eine Zeitlang im Dienst der bayrischen Regierung, richtete in England Arbeitshäuser ein. 628 Thompson, William (etwa 1785-1833) irischer Ökonom, utopischer Sozialist, Anhänger Owens, zog aus Ricardos Theorie sozialistische Schlußfolgerungen. 383 Thornton, William Thomas (1813-1880) englischer Ökonom, Anhänger John Stuart Mills. 185 285 746 Thukydides (etwa 460 bis etwa 395 v.u.Z.) griechischer Geschichtsschreiber; er verfaßte eine Geschichte des Peloponnesien Krieges, die jedoch unvollendet blieb. 231 387 388 Thünen, Johann Heinrich von (1783-1850) Ökonom. Gutsbesitzer in Mecklenburg;
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als Rententheoretiker Vertreter des preußischen Weges der kapitalistischen Entwicklung der Landwirtschaft. 649 Timur (Tamerlan) (1336-1405) Mongolenchan, seit 1370 Herrscher in Samarkand; eroberte Mittelasien und Persien. 279 Titus Flavius Vespmianus (411) römischen Kaiser (79-81). 418 Tooke, Thomas (1174-1858) englischer Ökonom, kritisierte die Geldtheorie Ricardos; "der letzte englische Ökonom of any value" (Marx). 313 Tortem, Robert (1780-1864) englischer Ökonom, Vertreter des "currency principle". 176 186 199 427 461 462 Townsed, Joseph (1739-1816) englischer Geistlicher, Geologe und Soziologe, entwickelte eine Bevölkerungstheorie, aus der Malthus schöpfte. 373 644 645 676 Tremenheere, Hugh Seymour (1804-1893) englischer Beamter und Publizist; er gehörte mehrmals Regierungskommissionen zur Untersuchung der Fabrikarbeit an. 189 264 279 Tschernyschewski, Nikolai Gawrilowitsch (1828-1889) russischer materialistischer Philosoph und revolutionären Demoktat, Schriftsteller und Literaturkritiker. 21 Tucker, Josiah (1712-1799) englischer Geistlicher und Ökonom, Vorläufer von Adam Smith. 290 645 788 Tuckett, John Debell (gest. 1864) englischer Publizist. 383 749 777 Tudor englische Dynastie (1485-1603). 776 Tupper, Martin (1810-1889) englischer Dichter, Verfasser gehaltloser und moralisierender Gedichte. 636 637 Turgot, Anne-Robert-Jacues baron de l'Aulne (1727-1781) französischer Staatsmann und Ökonom, Physiokrat, Schüler Quesnays; als Generalkontrolleur der Finanzen (1774-1776) wegen seiner progressiven Wirtschaftspolitik gestürzt. 194 332 556 Ure, Andrew (1778-1857) englischer Chemiker und Ökonom, Freihändler. 42 241 279 289 317 340 369-371 389 390 401 408 426 441-43 447 455 456 460 461 577 581 585 Urquhart, David (1805-1877) britischer Diplomat, reaktionäres Publizist und Politiker, Turkophile; Mitglied des Parlaments, Tory. 115 385 528 759 776 777 Valentin, Gabriel Gustav (1810-1883) Physiologe. 506 Vanderlint, Jacob (gest. 1740) englischer Ökonom, Vorläufer der Physikraten, ein früher Anhänger der Quantitätstheorie des Geldes. 137 144 145 159 290 292 332 350 368 645 Vauban, Sébastien le Prêtre, marquis de (1633-1707) französischer Marschall, Festungsbauingenieur; übte Kitik am französischen Steuersystem und entwarf ein utopisches Finanzsystem. 155 Vaucanson, Jacques de (1709-1782) französischer Mechaniker und Erfinder; ver Vollkommnete die Konstruktion des mechanischen Webstuhls. 402 Verri, Pietro (1728-1797) italienischer Ökonom, einer der ersten Kritiker der Physiokraten. 57 58 104 147 349 Vico, Giovanni Baltista (1668-1744) italienischer Philosoph und Soziologe. Er unternahm den Versuch, objektive Gesetzrnäßigkeiten der gesellschaftlichen Entwicklung zu bestimmen. 393 Victoria (1819-1901) Königin von Großbritannien und Irland (1837-1901). 308 Villiers, Charles Pelham (1802-1898) englischer Politiker und Jurist, Freihändler, Mitglied des Parlaments. 283 Vissering, Simon (1818-1888) holländischer Vulgärökonom und Statistiker. 526 Wade, Benjamin Franklin (1800-1878) amerikanischer Staatsmann, Vizepräsident der Vereinigten Staaten von Amerika (1867 bis 1869); aktiver Kämpfer gegen die Sklaverei in den Südstaaten der USA. 16
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Wade, John (1788-1875) englischer Publizist, Ökonom und Historiker. 258 288 647 Wakefield, Edward Gibbon (1796-1862) britischer Staatsmann, Kolonialpolitiker und Ökonom. 284 345 558 608 704 793-801 Wales, Prinzessin von siehe Alexandra Wallace, Robert (1697-1771) englischer Theologe und Statistiker, entwickelte eine Bevölkerungstheorie, aus der Malthus schöpfte. 373 644 645 Ward, John englischer Geschichtsschreiber. 282 Watson, John Forbes (1827-1892) englischer Arzt, weilte als britischer Militärangehöriger längere Zeit in Indien und verfaßte einige Werke über indische Landwirtschaft und Textilherstellung. 413 Watt, James (1736-1819) schottischer Erfinder, Konstrukteur einer wesentlich verbesserten Dampfmaschine. 395 398 402 406 410 512 Watts, John (1818-1887) englischer Publizist, utopischer Sozialist, Anhänger Robert Owens, später Liberaler und Apologet des Kapitalismus. 574 577 Wayland, Francis (1796-1865) amerikanischer Geistlicher, Verfasser einer Reihe von Schriften über Ethik, politische Ökonomie und andere Wissenszweige; Universitätsprofessor. 178 222 Wedgwood, Josiah (1730-1795) Gründer der Töpfereien zu Staffordshire; entwickelte die sog. Wedgwoodkeramik (verbessertes Steingut). 282 286 Wellington, Arthur Wellesley, Duke of (1769 bis 1852) britischer Feldherr und Staatsmann, Tory; befehligte 1808-1814 und 1815 die englischen Truppen in den Kriegen gegen Napoleon I.; Generalfeldzeugmeister (1818-1827), Oberbefehlshaber der Armee (1827/28, 1842-1852), Premierminister (1828-1830), Außenminister (1834/35). 138 West, Sir Edward (1782-1828) englischer Ökonom, entwickelte eine Grundrententheorie. 529 551 566 567 Whitbread, Smuel (1758-1815) englischer Politiker, Mitglied des Parlaments, Whig. 768 Whitney, Eli (1765-1825) amerikanischer Erfinder. 404 413 Wilhelm III. von Oranien (1650-1702) Erbstatthalter der Niederlande (1672-1702), König von England (1689-1702). 751 Wilks, Mark (etwa 1760-1831) Offizier der britischen Kolonialarmee, weilte längere Zeit in Indien und verfaßte mehrere Schriften über dieses Land. 379 William IV. (1765-1837) König von Großbritannien und Irland (1830-1837). 306 Williams, Sir William Fenwick, Baronet of Kars (1800-1883) englischer General, 1854/55 Vertreter beim Stab der türkischen Kaukasusarmee, leitete die Verteidigung von Kars; Mitglied des Parlaments. 138 Wilson, Janws (1805-1860) englischer Politiker und Ökonom, Begründer und Redakteur des "Economist"; Finanzminister (1853-1858), Freihändler, Gegner der Quantitätstheorie des Geldes. 243 360 Wirth, Max (1822-1900) Vulgärökonom und Publizist. 91 Witt, Johan de (1625-1672) niederländischer Staatsmann, Interessenvertreter der reichen Kaufmannschaft. 645 784 Wolff (Wolf), Christian, Freiherr von (1679 bis 1754) idealistischer Philosoph, Metaphysiker. 636 Wolff, Wilhelm (1809-1864) proletarischer Revolutionär, Lehrer und Journalist, Sohn eines leibeigenen Bauern aus Schlesien; 1846/47 Mitglied des Brüsseler kommunistischen Korrespondenz-Komitees, seit März 1848 Mitglied der Zentralbehörde des Bundes der Kommunisten, 1848/49 einer der Redakteure der "Neuen Rheinischen Zeitung", nach 1849 Emigrant in der Schweiz, ab 1851 in England; enger Freund und Mitarbeiter von Marx und Engels. 9 Wright, Thomas (1711-1786) englischer Naturforscher. 753
#915# Verzeichnis literarischer, biblischer und myth. Namen --

Wyatt, John (1700-1766 englischer Erfinder einer Spinnmaschine. 392 Xenophon (etwa 430 bis etwa 354 v.u.Z.) griechischer Historiker und Philosoph, Ideologe der Sklavenhalerklasse, Verteidiger der Naturalwirtschaft, 388 Yarranton, Andrew (1616 bis etwa 1684) englischer Ökonom und Mechaniker. 368 Young, Arthur (1741-1820) englischer Agronom und Ökonom, Vertreter der Quantitätstheorie des Geldes. 137 243 244 290 702 709
Verzeichnis literarischer, biblischer und mythologischer Namen
Abel Gestalt aus dem Alten Testament; Sohn Adams. 777 Abraham Gestalt aus dem Alten Testament; der Stammvater der Hebräer. 607 Adam Gestalt aus dem Alten Testament. 118 620 623 741 Antäus (Antus) ein Riese der altgriechischen Sage, Sohn des Meergottes Poseidon und der Erdgöttin Gäa; solange er mit seiner Mutter, der Erde, in Berührung war, konnte ihn niemand besiegen; Herkules riß ihn von der Erde los und erwürgte ihn. 619 Busiris nach der griechischen Sage ein grausamer König von Ägypten, der alle Fremden, die in das Land kamen, errnorden ließ; Isokrates stellt ihn als Beispiel der Tugendhaftigkeit dar. 388 389 Cacus feuerspeiendes Ungetiün der römischen Sage, wurde von Herkules erschlagen. 619 Cupido der römische Gott der Liebe. 645 Dädalus einfallsreicher Künstler und Baumeister in der griechischen Sage. 430 431 Dogberry Gestalt aus Shakeapeares "Viel Lärm um Nichts". Spottname für einen beschränkten, übereifrigen Bemten. 98 448 628 Don Quijote (Quichotte, Quixote) Gestalt aus dem gleichnamigen satirischen Roman von Cervantes. 96 Eckart (Ekkehart), der treue Gestalt der deutschen Volkssage. 292 Faust Titelgestalt der gleichnamigen Tragödie von Goethe. 101 Fortunatus Gestalt der deutschen Volkssage; er besaß einen nie leerwerdenden Geldbeutel. 482 677 Freitag Gestalt aus dem Roman "Robinson Crusoe" von Daniel Defoe. 306 Georg (Sankt Georg) dargestellt als Gepanzerter auf weißem Pferde sitzend, während er mit der Lanze einen Drachen ersticht. 45 Gerion Gestalt der griechischen Sage, ein Riese mit drei Leibern, dessen Rinder Herkules entführte und den er durch einen Pfeilschuß tötete. 619 Gobseck ein geiziger Wucherer im Romanwerk von Balzac. 615 Hephästos griechischer Gott des Feuers und der Schmiede. 430 675 Herkules (Herakles) Held der griechischen Sage, Sohn des Zeus; gilt als Verkörperung der Kraft und Ausdauer. 447 619 Hurtig Gestalt aus König "Heinrich der Vierte" von Shakespeare. 62 Isaak Gestalt aus dem Alten Testament. Sohn Abrahams. 607 Jakob Gestalt aus dem Alten Testament. Sohn Isaaks. 607 Jehova höchster Gott der jüdischen Religion. 382
#916# Anhang und Register --

Jesus. 274 Jupiter oberster römischer Gott. 385 602 Kain Gestalt aus dem Alten Testament, Sohn Adams. 777 Kalb Gestalt aus "Kabale und Liebe" von Schiller, Hofmarschall. 601 Maritorne Gestalt aus dem satirischen Roman "Don Quijote" von Cervantes. 100 Meduse ein Ungeheuer der griechischen Sage; wer sie ansah, erstarrte zu Stein. 15 Moloch assyrischer und phönizischer Gott der Natur und der Wärme, der durch Menschenopfer verehrt wurde; dieser Name wurde später zum Inbegriff einer rasenden, grausamen, nach unzähligen Opfern heischenden Macht. 687 Moses Gestalt aus dem Alten Testament, jüdischer Gesetzgeber und Prophet. 395 798 Odysseus Hauptheld der "Odyssee", eines Epos von Homer. 268 Paulus Gestalt aus dem Neuen Testament, Apostel. 645 Perseum Gestalt der griechischen Sage, Sohn des Zeus. 15 Petrus Gestalt aus dem Neuen Testament, Apostel. 118 Plutus (Pluton) griechischer Gott des Reichtums und des Totenreiches. 146 147 Polonius Gestalt aus "Hamlet" von Shakespeare. 290 Prometheus Gestalt der griechischen Sage; raubte Zeus das Feuer und brachte es den Menschen; wurde dafür an einen Felsen geschmiedet. 675 Robinson Crusoe Titelgestalt eines Romans von Daniel Defoe. 90-93 306 Sabala Gottheit der indischen Mythologie; erschien den Menschen in Gestalt einer Kuh. 602 Sancho Pansa Gestalt aus dem satirischen Roman "Don Quijote" von Cervantes. 670 Sangrado Gestalt aus dem Roman "Gil Blas" von Lessage; Arzt. 738 Seacoal Gestalt aus Shakespeares Viel Lärm um Nichts"; Nachtwächter. 98 Shylock Gestalt aus dem Drama "Der Kaufmann von Venedig" von Shakespeare; herzloser Wucherer. 304 713 Sikes, Bill Gestalt aus dem Roman "Oliver Twist" von Charles Dickens; ein Raubmörder. 465 Sisyphus Gestalt der griechischen Sage; König von Korinth, der für seinen Verrat an den Göttern dazu verurteilt wurde, in der Unterwelt einen stets zurückrollenden Felsblock bergauf zu wälzen. 147 445 Thor Donnergott der germanischen Sage; sein Donnerhammer kehrte nach jedem Wurf in seine Hand zurück. 406 Wischnu einer der höchsten Götter der indischen Religion (siehe auch Anm. 85). 624 Zyklop (Cyclop) Riese in der griechischen Sage mit nur einem Auge auf der Stirn. 252 268 277
#917# --

Erklärung der Fremdwörter, der fremdsprachigen und seltenen Ausdrücke
absorbieren aufsaugen, aufzehren, in sich aufnehmen actu in der Tat, wirklich adäquat angemessen, entsprechend Ädil altrömischer hoher Beamter ad libitum nach Gutdünken, nach Belieben ad oculos vor Augen führen, klar darlegen Agent Geschäftsvermittler, Helfer (beim Zustandekommen von Verträgen) Agentien wirkende Mittel, treibende Kraft Agglomeration Anhäufung, Zusammenballung; Zusammendrängung aggregieren anhäufen, zugesellen Agio Aufgeld, Aufschlag; Betrag, um den der Kurs einer Geldsorte oder eines Wertpapiers über dem Nennwert steht Agiotage Ausnutzung des Agios zu Börsenspekulationen agrikol den Ackerbau betreffend, landwirtschaftlich Akkommodation Angleichung, Anpassung Akt Gesetz Alderman Gemeindeältester, Ratsherr aliquoter Teil ein im Ganzen ohne Rest aufgehender Teil allotment Anteil, Parzelle all right in Ordnung Alluvialschichten angeschwemmte Erdschichten amendieren verbessern, einen Zusatz beantragen "amis du commerce" "Freunde des Handels" Anachronismus nicht in ein Zeitalter hineinpassende Handlung, Zeitwidrigkeit animalisch belebt; tierisch Annexation Angliederung, Einverleibung; Aneignung annexieren angliedern, einverleiben Annuitätentabellen Tabellen zur Berechnung der jährlichen Rente englischer Staatspapiere, Zinstabellen antediluvianisch vorsintflutlich Anthropologie Menschenkunde; Wissenschaft, die sich mit der Entstehung und Entwicklung des Menschen, der Völker und ihrer Kulturen befaßt Antiklimax Übergang vom stärkeren mm schwächeren Ausdruck Antinomie Widersprüchlichkeit, Gegensatz, unlösbarer Widerstreit zweier Gesetze Antipode auf entgegengesetztem Standpunkt stehender Mensch; Gegner, Widersacher antiquiert veraltet antizipieren vorwegnehmen, vorgreifen Apercu geistreicher Einfall, geistreiche Bemerkung Apologetik Verteidigung, Rechtfertigungslehre Apoplexie Schlaganfall a postetiori nachher, aus der Erfahrung stammend Apotheose Vergötterung, Erhebung eines Menschen zur Gottheit Appreteur Gewebezurichter
#918# Anhang und Register --

Appropriation Aneignung, Besitzergreifung appropriieren sich aneignen, von etwas Besitz ergreifen a priori von vornherein, angeblich ohne erfahrungsmäßige Grundlage gegeben Aquinoktialjahr Zeitraum zwischen zwei Durchgängen der Sonne durch den Frühlings- oder den Herbstpunkt Archipelagus Inselmeer ariostisch romantisch, heldenhaft, nach dem italienischen Dichter Ariosto Assembly Versammlung Assignate Staataanweisung; Papiergeld der Französischen Revolution Assisen Schwurgericht, Geschworene Associé Teilhaber, Gesellschafter Assortiment Auswahl; Warenlager Atrophie Abmagerung, Abnahme; Organschwund Attraktion Anziehung, Anziehungskraft Auspizien Oberleitung, schützende Obhut avancieren vorschießen barrister at law Rechtsanwalt Bankokratie Herrschaft der Bankkapitalisten; Finanzkapital Bere eine Gerstenart in Schottland Betel Reiz- und Genußmittel der Malaien aus der Betel- oder Arekanuß Bill Gesetz, Gesetzentwurf Bimetallismus Doppelwährung Bojar Angehöriger des hohen Feudaladels im zaristischen Rußland und im alten Rumänien bona fide guten Glaubens, gutgläubig Bonnet Damenhut, Mütze, Kappe, Haube Bramine (Brahmane) Angehöriger der obersten Kaste des Hinduismus; Priester Bullion Edelmetallbarren, ungeprägtes Gold oder Silber caeteris paribus unter sonst gleichen Umständen Cant Scheinheiligkeit, heuchlerisches Wesen Chrematistik die Lehre vom Gelde Chrysalide Puppe, Insektenlarve Commis vogageur Handlungsreisender con amore mit Lust conditio sine qua non unerläßliche Bedingung contradictio in adjecto Widersinn cottage Hütte, Häuschen County Magistrate ehrenamtlicher Friedensrichter Credo Glaube, Glaubensbekenntnis Debet Soll, Schuldseite deduktiv vom Allgemeinen das Besondere, das Einzelne herleitend Degradation Herabsetzung, Erniedrigung Deismus religiöse Anschauung der Aufklärung, die einen Gott als Weltschöpfer anerkennt, ihm aber das Einwirken auf den Weltlauf abspricht; Vernunftreligion Demiurg Baumeister, Schöpfer demonetisieren eine Münze gesetzlich außer Kurs setzen; ein Metall nicht mehr zu Münzzwecken verwenden Denomination Benennung Deplacement (Deplacierung) Umstellung, Verschiebung, Versetzung Depositen bei Banken hinterlegte Einlagen, Gelder oder Wertpapiere depravieren verderben, entarten Depreziation Abwertung, Entwertunmg depreziieren (depretiieren) entwerten Dezennium Jahrzehnt diametral völlig entgegengesetzt Diktionär Wörterbuch diminutiv winzig disparat ungleichartig; unvereinbar, widersprechend disponibel verfügbar Dithyrambus schwärmerisches Loblied, überschwengliche Würdigung Domanialgut Gut des Landesherrn oder des Staates dramatis personae handelnde Personen Eden das Paradies eklatieren zum Ausbruch kommen eklektisch unschöpferisch, zusammengestückelt, unselbständig und prinzipienlos im Denken und Forschen Emeute Aufstand, Aufruhr, Meuterei
#919# Fremdworterklärung --

eminent hervorragend, bedeutend, außerordentlich emphatisch nachdrücklich, eindringlich Emporiwn Stapelplatz, Handelsplatz encouragieren ermutigen, ermuntern Engine House Maschinenhaus en passant beiläufig, nebenbei Enquete (amtliche) Untersuchung; Erhebung, Ermittlung; Umfrage entrepreneur Unternehmer Enveloppe Briefumschlag Epigone Nachfolger; Nachahmer Epithet Beiwort Eskomotage Taschenspielerei Esq. = Esquire Hochwohlgeboren (Höflichkeitstitel in engl. Anriften) etablieren sich selbständig machen, sich niederlassen Etablissement Einrichtung, Fabrik, Betrieb Euphemismus beschönigende Bezeichnung, Hüllwort Evidence Aussage Eviktion Vertreibung der Bauern von ihrem Lande Examination Untersuchung Excess Überschuß Exerzitien Übungen exkommunizieren aus der Kirchengemeinschaft ausschließen Exodus Auszug ex officio von Amts wegen exorbitant übermäßig; außerordentlich exoterisch äußerlich; gemeinverständlich; für Uneingeweihte bestimmt Exponent Vertreter; Anzeiger ex professio berufsmäßig Expulsion Vertreibung, Austreibung Extension Ausdehnung Extraktion Ausziehen exzerpieren ausziehen, Auszüge machen Exzeß Übermaß; Ausschweifung Fadaise Abgeschmacktheit; Albernheit, dummes Zeug Fatum Schicksal, Verhängnis faux frais falsche Kosten; Unkosten, Nebenkosten fenland Marschland Fetisch magischer Gegenstand, Gegenstand abergläubischer Verehrung; Götzenbild Fiber Faser, Muskel- oder Pflanzenfaser fictio juris Rechtsfiktionfraudulent betrügeisch Freetrade Freihandel Frenesie Wut, Raserei Friktion Reibung frugal genügsam, bescheiden Gaelen die keltischen Bewohner der schottischen Hochlande und der westschottischen Inseln Gagatschmuck Schmuck aus sog. schwarzem Bernstein (pechschwarzer Braunkohle) Gallerte schleimige Masse galoniert betreßt Gensis Ursprung, Entstehungsgeschichte Genus Gattung, Geschlecht Gourmandise Schlemmerei, Feinschmeckerei Gral in Sage und Dichtung des Mittelalters wundertätige Schale Guano Vogelkotablagerung; Naturdünger Guttapercha Pflanzensaft; Gummiharz Heloten Staatssklaven im alten Sparta heterodox andersgläubig, irrgläubig; eine abweichende Meinung vertretend heterogen ungleichartig; verschieden; entgegengesetzt homogen gleichartig, gleichmäßig zusammengesetzt Honoratioren Kreis einflußreicher Personen in einem Ort Horror Abscheu, Entsetzen, Schauder House of Commons Unterhaus, Haus der Gemeinen House of Lords Oberhaus Hypertrophie Unterernährung; Vergrößerung eines Organes durch gesteigertes Wachstum Idolatrie Verehrung von Götzenbildern; Abgötterei illegitim unehelich
#920# Anhang und Register --

imaginär nur in der Einbildung bestehend; scheinbar, nicht wirklich vorhanden immanent innewohnend, innerlich immobilisieren festlegen impressionieren beeindrucken in abstracto im allgemeinen, rein begrifflich inaugurieren einweihen, einsetzen Income Tax Einkonunensteuer indemnifizieren entschädigen, schadlos halten Indigo blauer pflanzlicher Farbstoff aus Indien und Westindien Indikator Vorrichtung zur Aufzeichnung des Arbeitsvorgangs von Dampfmaschinen induzieren anzeigen, auf etwas hinweisen Inferno Hölle, Unterwelt Ingredienzien Bestandteile, Zutaten inhärent innewohnend, anhaltend Inkarnation Fleischwerdung, Verkörperung inkommensurabel nicht vergleichbar, nicht mit demselben Maße zu messen Ingruenz Ungleichheit, Nichtübereinstimmung Inkrement Zuwachs; Zunahme insolent anmaßend, unverschämt Insubordination Widersetzlichkeit Insurrektion Aufstand, Erhebung integrierend ergänzend; zur Vollständigkeit erforderlich; wesentlich, unerläßlich Inzident Nebenpunkt irrespektable unehrerbietig Irritation Reizung, Erregung irritieren reizen, aufreizen, erregen Jurisdiktion Rechtsprechung Jury Schwurgericht kabbalistisch geheim Kameralwissenschaften Staats- und Finanzwissenschaften kardieren Wolle aufrauhen Kasuistik eine Methode, das Recht in vielen Einzelfällen zu regeln; juristische Haarspalteri katechisieren durch Frage und Antwort unterweisen, belehren Kluster Haufen, Menge Kodifikation Zusammenfassung verstreuter Rechtsbestimmungen in einem Gesetz Kohdäion Zusammenhalt; Zusammenhaften der kleinsten Teile desselben Stoffes Kollision Überschneidung, Kreuzung; Zusammenstoß kolportieren verbreiten, in Umlauf setzen kommensurabel mit gleicher Maßinheit genau meßbar; vergleichbar komparativ vergleichend Kompatriot Landsmann Kompendium Lehrbuch; Handbuch kompensieren ausgleichen, eine Wirkung durch eine andere ausgleichen; ersetzen kompilieren aus anderen Schriften zusammetragen, zusammenschreiben komprimieren zusammendrücken, verdichten Konduktor Begleiter; Aufseher, Führer; Schaffner konfiszieren beschlagnahmen, wegnehmen Konglomeration Gemisch; Zusammenhäufung Kongruenz Deckung; Übereinstimmung konsignieren Waren anweisen (bes. im Überseehandel); zuweisen Konskription Aushebung zum Kriegsdienst konsolidieren festigen, beständig machen kontrahieren einen Vertrag schließen; zusammenziehen kontraktibel zusammenziehbar, verkürzbar Kontraktor Vertragschließender Kontroverse Streit, Streitfrage, Auseinandersetzung Konvention Zusammenkunft; Abkommen, Vereinbarung, Übereinkunft Konversion Umwandlung, Umwechslung konvertibel umwandelbar; von Banknoten: in Edelmetall umwechselbar Kretinismus körperliche und geistige Verkrüppelung, Trottelei; Beschränktheit kulminieren gipfeln Kurant gangbare Münze eines Landes, deren Metallwert dem staatlich verbürgten Nennwert entspricht; Währungsgeld
#921# Fremdworterklärung --

Lapidarstil kurze, gedrängte Schreibart Leveller Gleichmacher; kleinbürgerliche radikale Partei der Epoche der englischen Revolution, die für Volksvertretung und Rückgabe des Gutsbesitzerlandes an die Gemeinden eintrat Magistrate Friedensrichter Makadam Straßenbelag aus festgewalztern, asphaltgetränktem Schotter (nach dem schottischen Ingenieur MacAdam) mala fides schlechten Glaubens, in schlechter Absicht Malice Bosheit maliziös boshaft, hämisch Manager Direktor, Leiter, Aufseher Martyrologie Geschichte der Märtyrer Mayor Bürgermeister mefitisch verpestend; stinkend, übelriechend membra disjecta zerstreute Glieder Metamorphose Verwandlung, Gestaltveränderung, Umgestaltung Metier Handwerk, Fach; Beruf Millennium das Tausendjährige Reich Mixtum compositwn Durcheinander, buntes Gemisch Molluske Weichtier monströs ungeheuerlich, mißgestaltet Multipel Vielfaches Munizipalität Stadtverwaltung matatis mutandis mit den notwendigen Abänderungen Myriaden unzählbare Mengen, Unzahl Mystifikation Täuschung, Irreführung mystisch geheimnisvoll, dunkel Mystizismus Wunderglaube; Glaubensschwärmerei negoziabel umsetzbar, handelsfähig, verkäuflich Nominalismus (ökon.) nominalistische Geldtheorie, bürgerliche Theorie, wonach das Geld keine Ware ist und keinen inneren Wert hat, sondern eine vom Staat festgelegte Recheneinheit darstellt notabene beachte, wohlgemerkt okkult geheimnisvoll omina, omen Vorbedeutung, Vorzeichen, Anzeichen Order (Ordre) Auftrag oszillieren pendeln, schwanken, schwingen Palliativ Linderungsmittel; Vorbeugungsmittel Parasol Sonnenschirm par excellence im wahrsten Sinne des Wortes; schlechthin, vorzugsweise Paroxysmus höchste Krankheitssteigerung; äußerste Anspannung partikularisieren absondern, vereinzeln Partikularität Einzelheit, besonderer Umstand, Eigentümlichkeit Parvenü Emporkömmling passim hier und da; zerstreut Patrimonialgericht Gericht eines Großgrundbesitzers zur Ausübung der ihm zustehenden unteren Gerichtsbarkeit patronus Patron, Schutzherr Pauper Armer, Almosenempfänger; Verelendeter Peloton Rotte, Zug perpendikular senkrecht, lotrecht perpetuell fortwährend, unaufhörlich, beständig perpetuum mobile utopische Maschine, die ohne Energiezufuhr dauernd Arbeit verrichtet, das ständig Bewegliche Pertubation Verwirrung; Störung Petrefakt Versteinerung phantasmagorisch zauberhaft, trügerisch Phantom Scheinbild, Trugbild, Hirngespinst Pharisäer Angehöriger einer altjüdischen religiösen Partei von strenger Gesetzlichkeit; Scheinheiliger Philanthrop Menschenfreund Philippika heftige Strafrede, Anrede Phthisis Schwindsucht Physiognomie äußere Erscheinung Gesichtsausdruck Piedestal Sockel; Grundlage pilgrim fathers Pilgerväter, Bezeichnung für die ersten 1620 aus England nach Nordamerika emigrierten Puritaner
#922# Anhang und Register --

Pivot Drehzapfen; Angelpunkt plättiert (plattiert) mit Edelmetall dünn überzogen Plethora Überfluß Pneumonie Lungenentzündung point d'honneur Ehrensache Population Bevölkerung post festum hinterher, zu spät potentia Vermögen, dem Vermögen nach präexistieren vorherbestehen Prämisse Voraussetzung; Vorausgeschicktes Pränumeration Vorauszahlung präservieren schützen; aufbewahren, erhalten prästabilierte Harmonie Libniz die von Gott im voraus festgelegte harmonische Ordnung der Welt prekär unsicher probat erprobt, bewährt prohibitorisch verhindernd, versagend Prohibition Verhinderung, Verbot pro rata anteilmäßig proskribieren ächten pro tanto um so viel Quidproquo, Quiproquo Mißverständnis, Verwechslung Quotation Berechnung eines Anteils Quotient die Teilzahl, das Ergebnis einer Division Rabulisterei Rechtsverdreherei Räsonnement Erregung, Erwägung räsonabel einleuchtend; vernünftig Remark Anmerkung, Bemerkung remonstrieren Gegenvorstellungen machen, Einwände vorbringen repellieren zurücktreiben, abweisen, abstoßen Repulsion Abstoßung; Abweisung Requisition Verlangen, Begehren, Anforderung Residuum Rest, Rückstand Respiration Atmung Ressource Hilfsmittel, Erholung; Erwerbsquelle restieren übrig sein; zurückbleiben resumption Zurücknahme returnieren zurücksenden, zurückgeben reussieren Erfolg haben Rev., Reverend Titel der Geistlichen Rezidive Rückfall Ryot (Raiat) indischer Bauer Salair Gehalt, Lohn salilieren ausgleichen, den Saldo ermitteln Salto mortale Todessprung salvieren retten; bewahren Sanguiniker leichtbiütiger, lebhafter Mensch Schaube weiter Überrock langes, weites Überkleid Schibboleth Erkennungszeichen, Losungsungswort Seigneur Gebieter; Grundherr; Titel (im feudalen Frankreich) selfacting mule (selfactor) automatische Spinnmaschine Sinekure müheloses, einträgliches Amt Skribent Schreiber, Verfasser Skrophulose tuberkuiöse Haut- und Lymphknotenerkrankung slang nachlässige Umgangssprache; Sondersprache bestimmter Berufskreise sollizitieren anregen Sophist Wortverdreher, Silbenstecher, spitzfindiger Kopf Sophistik spitzfindige Beweisführung, das Arbeiten mit Trugschlüssen; Wortverdreherei in spe zukünftig, in der Hoffnung spezifizieren einzeln anführen; zergliedern Sporteln Gebühren für Amtshandlungen; Nebeneinkünfte Squire Gutsherr in England, Angehöriger des niederen Adels Stimulierung Anregung, Anreiz stipulieren vereinbaren, bestimmen, festsetzen Stockjobber Börsenspekulant strike Streik sub unter Subinspektor Unterinspektor sublim erhaben, verfeinert Subsidien staatliche Hifsgelder, Unterstützungsgelder
#923# Fremdwörter --

Subsistenz das, worauf jemand seine Existenz gründet, Lebensunterhalt Substitut Stellvertreter, Ersatz Substitution Ersetzung Substrat stoffliche Grundlage subsumieren unterordnen, einordnen Subsumtion Unterordnung, Einordnung Superintendent Oberaufseher Superiorität Verlegenheit Suprematie Oberherrschaft. Obergewalt, Vorrang Surat Baumwolle, genannt nach der indischen Stadt Surat Surrogat Ersatzmittel Suspension zeitweilige Aufhebung, vorläufige Außerkraftsetzung Suzerain Oberlehnsherr, Lehnsherr Sykophant Verräter, Verleumder, Erpresser sympathetisch mitfühlend, teilnehmend, gleichempfindend Synkretismus das Bestreben, verschiedene Religionen, Bekenntnisse oder philosophische Systeme zu verschmelzen synonym sinnverwandt; gleichbedeutend talmudistisch nur dem Wortlaut folgend, buchstabengelehrt Terminus technicus Fachwort, Fachausdruck teste zum Zeugen, als Beweis Theokratie Priesterherrschaft, Regierung im Namen Gottes Theorem Lehrsatz Throstle Spinnmaschine mit Dampfantrieb Thule eine sagenhafte Insel im Norden Tomahawk beilartige Waffe nordamerikanischer Indianer Torpor Regungslosigkeit; Empfindungsigkeit; Stumpfsinn Tory (Mz. Tories) Anhänger der Konservativen Partei in England Tower Turm-, Staatsgefängnis in London Trade-Union Gewerkschaft Transaktion Übereinkunft; Geschäft transitorisch vorübergehend, kurzfristig Transpiration Ausdünstung, Hautatmung, Schweißbildung Transubstantiation Umwandlung travestieren verzerrend nachahmen Troglodyt Höhlenbewohner Trucksystem Entlohnung durch Warensscheine, die in den Laden des Unternehmers eingelöst werden müssen Trust Zusammenschluß kapitalistischer Wirtschaftsunternehmen unter Aufgabe ihrer wirtschaftlichen und rechtlichen Selbständigkeit zu einem monopolistischen Großunternehmen tutti quanti alle miteinander, alle Leute dieser Art ultima Thule die äußerste Grenze usurpieren sich widerrechtlich Macht aneignen, widerrechtlich Besitz ergreifen Vampyr Blutsauger Varietät Spielart verbatim wörtlich, von Wort zu Wort Verdikt Urteil, Wahrspruch vice versa umgekehrt Villicus Wirtschafter vindizieren beanspruchen virtuell dem Vermögen, der Möglichkeit nach vorhanden votieren bewilligen, beschließen vulgaris alltäglich, gemein vulgarisieren eine Lehre unwissenschaftlich und ungenau darstellen; verflachen Wearing Apparel zum Anzug gehörige Artikel Whig Anhänger der um 1830 entstandenen Liberalen Partei der englischen Bourgeoisie Worsted Kammgarn Yeomen (Yeomanry) freie Kleinbauern im feudalistischen England Zenit Höhepunkt, Scheitelpunkt Zensus Volkszählung; Aufnahme des Personen- und Vermögensatandes Zertifikat Bescheinigung Zölibat Ehelosigkeit zyklopisch riesenhaft, ungeschlacht
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Verzeichnis der Gewichte, Maße und Münzen
Gewichte
Tonne (ton) = 20 Hundredweights 1016,05 kg Hundredweight (cwt.) = 112 Pfund 50,802 kg Quarter (qrtr., qrs.) = 28 Pfund 12,700 kg Stone = 14 Pfund 6,350 kg Pfund (pound) = 16 Unzen 453,592 g Unze (ounce) 28,349 g
Troggewichte (für Edelmetalle, Edelsteine, Medikamente) Pfund (troy pound) = 12 Unzen 372,242 g Unze (troy ounce) 31,103 g Gran (grain) 0,065 g
Längenmaße englische Meile (British mile) = 5280 Fuß 1609,329 m Yard = 3 Fuß 91,439 cm Fuß (foot) = 12 Zoll 30,480 cm Zoll (inch) 2,540 cm Elle (preußisch) 66,690 cm
Flächenmaße acre = 4 roods 4046,7 m^2 rood 1011,7 m^2 Rute 14,21 m^2 Ar 100 m^2 jugerum (Mz. jugera) 2523 m^2
Hohlmaße Bushel (bushel) = 8 gallons 36,349 l Gallone (gallon) = 8 pints 4,544 l Pinte (pint) 0,568 l
#925# Verzeichnis der Gewichte, Maße und Münzen --

Münzen *)
#Pfund Sterling (Pfd.St., pound sterling) = 20 Schilling 20,43 M Schilling (shilling, sh.) = 12 Pence 1,02 M Penny
(penny, pence, d.) = 4 Farthing 8,51 Pf Farthing (farthing) = 1/4 Penny 2,12 Pf Guinee (guinea) = 21 Schilling 21,45 M Sovereign (englische Goldmünze) = 1 Pfund Sterling 20,43 M Franc (franc, fr.) = 100 Centimes 80 Pf Centime (c.) (französische Scheidemünze) 0,8 Pf Livre (französische Silbermünze) = 1 Franc 80 Pf Cent (amerikanische Münze) ca. 4,2 Pf Drachme (altgriechische Silbermünze) Dukat (Goldmünze in Europa, ursprünglich in Italien) ca. 9 M Maravedi (spanische Münze) ca. 6 Pf Rei (Reis) (portugiesische Münze) ca. 0,45 Pf --########

*) Die Umrechnung in Mark und Pfennig bezieht sich auf das Jahr 1871 (1 Mark 1/2790 kg Feingold).
#926# --

Erklärung der Abkürzungen
art. (article) = Artikel b. (book) = Buch c.,ch. (chapter, chapitre) = Kapitel cf. (confer) vergleiche d.d. (de dato) = vom Tage der Ausfertigung ed., éd. (edition, édition) = Ausgabe edit. = herausgegeben H.o.C. (House of Commons) = Unterhaus ib., ibid. (ibidem) = ebendort id. (idem) = der-, die-, dasselbe i.e. (id est) = das ist, das heißt l.c. (loco citato) = am angeführten Ort, ebenda l., lib. (liber) = Buch m.P. (Member of Parliament) = Abgordneter n. (note, number) = Note, Nummer NB. (notabene) = beachte p., pag. (page, pagina) = Seite, Buchseite pass. (passim) = zerstreut, da und dort p.p. (praemissis praemittendis) = unter Vorausschickung des Vorauszuschickenden; Formel am Anfang von Briefen statt der Anrede und des Titels sc. (scilicet) = nämlich sect. (section) = Abteilung, Abschnitt sq. (sequens) = folgende, die folgende Seite sqq., seqq. (sequentes) = folgende, die folgenden Seiten t. (tom, tome) = Band, Teil v., vol. (volume) = Band
#927# --

Sachregister
Ablösungssystem 271-279 305 siehe auch Relaissystem Abstinenztheorie 206 243 620-624 636 741 Achtstundenagitation 318 319 440 Afrika 282 467 779 787 Agio 112 Agrikultur 194 196 453 454 630 671 672 705 706 770-777- und große Industrie 527-530 776 777- Anwendung von Maschinerie 396 397 527 528 706- Anwendung der Wissenschaft 528- Kooperation in der A. 347 348- Umwälzung der A. 453 454 475 734 735 739 771 773 Agrikulturarbeiter 190 267 283-285 290 291 467 745- Lage der A. 528 529 684 685 701-722 733 bis 736 748 755- Löhne der A. 580 628 629 667 672- Abwanderung in die Stadt 671 672 721- Zahl der A. 470 Ägypten 250 353 360 388 399 535-537 Akkumulation des Kapitals 589 590 _605_ 612 bis 614 618 619- ihre notwendigen Bedingungen 605-609- und Exploitationsgrad der Arbeitaft 625-631- allgemeines Gesetz der kapitalistischen Akkumulation 641 642 649 _673_ _674_ 675- Malthus über A. 605 622- J. St. Mill über A. 616- Ricardo über A. 615 616 642- Smith über A. 615-617 621 642 647 648 650- siehe auch Reproduktion, erweiterte Akkmulationsfonts 552 617 626 629 631 636 Aktiengesellschaften 656 679 783- als kombinierter Kapitalist 353- ihre Vorläufer 328 Allgemeines, Besonderes und Einzelnes 371 372 Altertwn siehe Antike Amerika- Südamerika Ernährung der Arbeiter in den Bergwerken 598- Westindien 781 787 798 Agrikultur und Sklaverei 282- siehe auch Vereinigte Staaten von Amerika Amerikanischer Bürgerkrieg 15 206 256 270 318 416 417 444 449 457 458 562 759 801 Amerikanischer Unabhängigkeitskrieg 15 Analyse 26 49 64 65 73 74 90 94 95 228 229 335 344 561 590 607- der ökonomischen Formen 11 12- wissenschaftliche A. der Formen des menschlichen Lebens 89- siehe auch Ware, Wert, Wertform Anarchie der kapitalistischen Produktion 377 502 511 526 552 Angebot und Nachfrage 299 323 560 641 657 658 660 661 665 667-671- Gesetz von Angebot und Nachfrage 463 666-670 735 765 796-798 800 Antagonismen 12 150 309 635- der kapitalistischen Produktionsweise 21 352 465 555 675 687 701 702- zwischen Ausbeuter und Ausgebeuteten 350 Anti-Corn-Agitatian 308 Antijakobinerkrieg 629 703 779
#928# Anhang und Register --

Antike, 74 92 93 96 114 146 149 154 176 177 182 185 304 353 354 368 386-389 535 754 755 Antikoalitionsgesetze 767 769 Anti-Korngesetz-Liga 21 Apologetik 21 128 562 574 577 581 635 637 638 668 669 788 792 793 796 797- der Kompensationstheorie 461-465- Apologeten des Fabriksystems 377 Äquivalentform siehe Wertform Arabien 250 Arbeit- ewige Naturnotwendigkeit 57 198 199- als normale Lebensbetätigung 61- Prozeß zwischen Mensch und Natur 192 193- gesellschaftlicher Charakter der A. 73 86 bis 90 109 201 unmittelbar vergesellschaftete A. 92 407- Doppelcharakter der A. 56-61 65 72-74 85 87 94 95 214-216 563 abstrakte A. 52 53 58-62 65-67 72 73 81 88 90 93 94 215 konkrete (nützliche) A. 52-62 65 72 73 85 94 209 215- als Wertsubstanz 53 55 60 65 74 559 A. hat selbst keinen Wert 559 561 einfache A., gesellschaftliche Durchschnittsarbeit 53 _59_ 187 204 211-213 komplizierte (höhere, potenzierte) A. _59_ 211-213 327 360- lebendige A. 197 198 207-209 228 247 329 635- vergangene (tote) A. 196-198 207-209 228 247 329 635- produktive A. 196 215 221 531 _532_ 614 bis 616- unproduktive A. 469 470 614-616- Privatarbeit 73 87-90 93 109- Kopf- und Handarbeit 446 531- Petty über A. 58- Ricardo über A. 219- Smith über A. 61- siehe auch Fronarbeit, Mehrarbeit Arbeiter- frei im Doppelsinn 183 742- Entstehung der Lohnarbeiter 183 184 354 742 743 766 788 789- ihr Abhängigkeitsverhältnis 599 603 641 bis 646 796-798- Vermehrung der Zahl der Lohnarbeiter 416 417 641-644- und Arbeitsteilung 369 370 377 381-384 508 509 511 512- als Anhängsel der Maschine 445-447 528 674- Fabrikarbeiter 441-448 472 473- geistige und körperliche Verkrüpplung der A. 381-384- Verschuldung der A. 682- Vorarbeiter 443 577- siehe auch Agrikulturarbeiter, Proletariat, Nahmeszustand der Arbeiter, Wohnungsverhältnisse Arbeiteraristokratie 697 Arbeiterarmee, aktive 666 668 672-674 Arbeitergenerationen- rasche Ablösung der A. 284 285 671 Arbeiterklasse- und Kapital 312 313 328 430 432 593 608- ihre Reproduktion 597-599 607- und Revolution 15 16 512 790 791- in Deutschland 19 21- in England 15 302 316 317- siehe auch Proletariat, Klassenkampf Arbeiterstatuten 286-289 766-768 Arbeitsfonds 593 594 641- der sogenannte A. 636-639 Arbeitsgegenstand 193-196 204 214 531 630- die Erde als allgemeiner Gegenstand der menschlichen Arbeit 193 Arbeitsgeld 109 Arbeitshaus 283 292 293 419 628 629 683 684 689 698 699 707 785 786 Arbeitsinstrumente 200 210 211- ihre Differenzierung 374- Differenzierung und Spezialisierung in der Manufaktur 361 364- Revolution der A. 385 510 511- siehe auch Arbeitsmittel Arbeitsintensität 431-440 547 548 551 552 576 577- ihr Normalgrad 210 534- mittlere A. 583 584 587- nationale Unterschiede 548 584 587
#929# Sachregister --

Arbeitskraft _181_ 199 205 207 _217_ 221 223
- als Ware 181-184
- Gebrauchswert der A. 181 188 189 192 200 208 221 248 610
- Bedingungen ihres Kaufs und Verkaufs 180-183 188-200 208 209 248 319 419 647 siehe auch Arbeitsmarkt
- Wert der A. 230 321-324 332-335 338 344 417 543-550 561-564 568 569
Bestimmung ihres Werts 184-187 230 245 281 542
ihre Bildungskosten 186 216
historisches und moralisches Element 185 186
Minimalgrenze des Werts der A. 187 546
- Preis der A. 187-189 542 545-549 561-564
Bezahlung der A. unter ihrem Wert 262 626 siehe auch Arbeitslohn
- Reproduktion der A. 186 187 230 231 281 321 322 326 337 338 417 542 544 545 557 560 561 641 642
Lebensdauer der A. 248 281-286 671
Verschleiß der A. 547 549
Arbeitslohn 188-200 290 291 311 557-562 603 610-613 616 617 667
- erscheint als Preis der Arbeit 557
- und Länge des Arbeitstages 570-577 580
- nationale Verschiedenheit der Arbeitslöhne 583-588 627 632 633 801
- Lohnabzüge, Lohnherabsetzungen 300 301 447-49 476 477 480 481 523 576 580 582
- Lohnsteigerungen 641 647-650
- allgemeine Bewegungen des A. durch industrielle Reservearmee reguliert
- gesetzliche Regelung des A. 766-768- Nominallohn 551 565-567 584 703
- Reallohn 565 584 585 631- Relativlohn 584
- Stücklohn 433 434 501 574-582
verwandelte Form des Zeitlohns 574 576
gleichzeitiges Nebeneinanderbestehen von Zeitlohn u. S. 574 575
Geschichte des S. 580 581
charakteristische Eigenschaften des S. 576-580
S. und Produktivität der Arbeit 581 582
- Zeitlohn 565-573 578 Maßeinheit des Z. 567 gleichzeitiges Nebeneinanderbestehen von Stücklohn und Z. 574 575
- Malthus über A. 551 581- J. Mill über A. 592
J. St. Mill über A. 626 638 Smith über A. 594
West über A. 566 567
Arbeitslosigkeit 40 454 461-470 567 568 579 580 599 642 662 670 671 735
siehe auch Rescrvearmee
Arbeitsmarkt 161 181-184 188-190 199 282 bis 284 319 320 323 417-419 559 571 577 599 641 657 658 660 661 665-671 7% 797 800-802
- als besondere Abteilung des Warenmarkts 183
- Einwirkung der Maschinerie auf den A. 419
Arbeitmaterial 219 220 223
Arbeitsmittel 194 195-197 216 218 225 235 bis 237 445-47 531 630
- Bedeutung für die Beurteilung untergegangner ökonomischer Gesellschaftsformationen 194 195-
-Anzeiger der gesellschaftl. Verhältnisse 195
- Gradmesser der Entwicklung der menschlichen Arbeitskraft 195
- Erde als A. 194 195- mechanische A. als das Knochen- und Muskelsystem der Produktion 195
- Gefäßsystem der Produktion 195
- ihr physischer Verschleiß 218 219 281 408 409 426
- ihr moralischer Verschleiß 225 426 427 498 601
- zweckwidriger Konsum von A. 210 Arbeitsproduktivität _54_ _60_ 386 407 408 534 551 552 583-587 625 626 632-634 654 661
- ihr Einfluß auf die Produktenmasse 61- ihr Einfluß auf die Wertgröße 55 60 61 68 69
- und Wert der Arbeitskraft 333-335 338 543-547 581
#930# Anhang und Register --

Arbeitsproduktivität- und Größe des Mehrwerts 543-547 550- Produktivkraft gesellschaftlicher Arbeit 345 349 486 535 634 652 793- gesellschaftliche A. als Produktivkraft des Kapitals 353 354 381 386 407 538- Produktivkraft des kornbinierten Arbeitstages 348 349- Erhöhung der A. 333-340 348 429- Methoden zur Steigerung der gesellschaftlichen A. 674- abnehmende A. 550 551- und Vollkommenheit der Werkzeuge 361- und Maschinerie 408 409 411-413 425 426- wichtiger Faktor in der Akkumultion des Kapitals 631-633 650-653 Arbeitsprozeß 192-204 209 214-224 531- einfache Momente des A. 193-198- Rolle des Menschen im A. 192-195- Rolle des Kapitalisten beim A. 199 200 210 Arbeitstag- seine Teilung in notwendige Arbeitszeit Mehrarbeitszeit 244 331 332 429 532 533- eine variable Größe 246 247 Maximalschranke des A. 246 280 281 430 Minimalschranke des A. 246 552 absolute Schranke des durchschnittlichen A. 323- Verlängerung des Arbeitstags 425-432 533 549-551 569 572 Verlängerung über seine Maximalschranke 280 281 Zwangsgesetze zur Verlängerung des A. 286-289- Verkürzung des Arbeitstags 431-440 548 549 551 552 Kampf der Arbeiter um Verkürzung des A. 249 266 294 297 298 308 309 432 siehe auch Achtstundenagitation, Zehnstundenagitation gesetzliche Beschränkung des A. 316 498 499 504 567 568 570 siehe auch Fabrikgesetzgebung, Zehnstundengesetz Owen über Beschränkung des A. 317 Arbeitsteilung- gesellschaftliche A. 89 371 377-380 386 bis 388 468 509 511- naturwüchsige A. 92 121 372- im allgemeinen, im besonderen und im einzelnen 371 372- in der Manufaktur 356-386 390 399-401 403 442 508 509- in der Fabrik 56 57 400 401 407 442-45 508- in der Werkstatt 377 378 388 453- territoriale A. 374- internationale A. 475- senkt den Wert der Arbeitskraft 371 454- Kopf und Handarbeit 446 531- Aufhebung der alten A. 512- und Warenproduktion _56_ 57 120-122 184 371-373- ihre Naturgrundlage 536- Petty über A. 362 386- Plato über A. 387 388- Smith über A. 369 375 383 384 386 Arbeitszeit- als Maß des Wertes 55- gesellschaftlich notwendige A. 53-55 61 68 70 89 121 122 185 203 204 210 215 216 231 343 366 576- notwendige A. 231-234 236 243-246 249 251 253 331-333 336 337 365 532 537 552- Mehrarbeitszeit 231 246 255 572- im Kommunismus 93- Seniors "Letzte Stunde" 237-243 Armengesetz 454 479 703 711 749 750 Armenhäuser 283 425 Asien 144 155 353 379 474 477 482 537 538 586 662 Askese 620 Astronomie 537 Atheismus 16 Athen 96 387 388 535 Äthiopien 250 Aufklärung 106 Ausbeutung des Menschen durch den Menschen 743 siehe auch Exploitation Aussperrung 476 570 Austausch 70-100 118-121 173-178- Herausbildung des Warenaustausches 80 102 103 372 373
#931# Sachregister

Austausch- und Äquivalentform 70 72 76 80-82- Produktenaustausch 88 89 110 120 127 164 372 unmittelbarer Produktenaustausch 102 103 126- Ricardo über A. 90- Say über A. 178 Australien 284 475 662 801 Auswanderung 284 390 475 52 639 663 670 725 726 732 733 738-740 792 799 801- von Fabrikarbeitern 482 483 Automatisches Maschinensystem 401 402 404 405 442 443 446 447 455 459 484 632 Bäckerei 263 282 499- Fabrikgesetzgebung 313 314- Konkurrenz unter den Bäckermeisteirn 572- Überarbeit der Bäckergesellen 264-267 Bandmühle 451 452 Bankakt von 1844 157 801 Banken 783- Nationalbanken 157 Banknoten 141 152-157 160 783 Bankokratie 752 783 Basis und Überbau 96 99 379 392 393 507 643 Bauernkrieg 251 Bauernlegen 454 760 761 Bauernschaft- Expropriation von Grund und Boden 744 bis 761 784 785- mittelalterliche Bauern 55 siehe auch Feudalismus- freie Bauern 251 252 744 745 755- Yeomanry 748 750 751- Fronbauern 595 596- Verwandlung der Kleinbauern in Lohnarbeiter 775 Baumwollindustrie 282-286 306 311-316 388 400 413 434-441 444-459 600 bis 603 665 684- Zahl der Beschäftigten 458 470 472-474 659- Lage der Arbeiter 311 312 477-483- Ablösungssystem 272- Fabrikgesetzgebung 284 295- Krisen in der B. 256 416 417 449 457-459 477 479 599-602- und Sklaverei 467 Baumwollproduktion 373 347 475- und Maschinerie 404 413 474 Belgien 293 316 627 700 701 Bergbau 196 487 523 577 598 630 801- Zahl der Beschäftigten 467 470 659- Lage der Arbeiter 316 695-697- Frauenarbeit 272 415 522 523- Kinderarbeit 415 520- Arbeit in Goldbergwerken 250 779- Trucksystem in englischen Bergwerken 190 696- Bergwerksgesetzgebung 517 519-521 524 525 Bevölkerungsgesetz 26 648 649 660 Bevölkerungsgröße und -dichte 373 Bewußtsein, bürgerliches 377 Bewußtseinsfornwn, gesellschaftliche 96 Bimetallismus 111 112 157 158 Bleichereien und Färbereien 499- Fabrikgesetzgebung 313 314 388- Frauenarbeit 313-315- Überzeit in schottischen Bleichereien 569 Blutgesetzgebung 762-767 Bodenfruchtbarkeit 528-530 535 536 550 650 706 Börse 152 206 783 Bourgeoisie 20 21 511 675 791 Brasilien 54 55 Buchbinderei 569 570 Buchdruckereien 509 Charter 298 Chartisten 300 302 Chemie 37 38 64 65 97 98 229 327 401 485 511 632- Rolle des Gefäßsystems der Produktion 195- Unterschied zwischen Hauptstoff und Hilfsstoff verschwimmt 196- Nachtarbeit in chemischen Manufakturen 487 China 85 145 627 758 779- Papierfabrikation 402 Chrematistik 167 179 Christentum 93 currency principle 158 Carrency-Schule 648
#932# Anhang und Register --
Dampfmaschine 393 395-398 402 403 405 406 412 413 435 437 456 498 500 508 635 786 Deiismus 93 Despotismus 760- Despotie der manufakturmäßigen Arbeitsteilung 377- Despotie des Kapitals 351 424 459 460 669 674 Deutschland 328 395- Entstehung der Leibeigenschaft 251- Verwandlung freier Bauern in Hörige und Leibeigene unter Karl dem Großen 755- Bauernkrieg 251- Bauernlegen 454 760 761- Entwicklung der kapitalistischen Produktion 12 15 19- Erfindung der Bandmühle im 16. Jahrhundert 451 452- Muster der handwerksmäßigen Papierfabrikation 402- Kruppsche Gußstahlfabrik 412- Arbeiterklasse in D. 19 21- Lage der preußischen Fabrikarbeiter 284- Kinderarbeit 289- Statuten zur Niederhaltung des Arbeitslohns 767 768- die politische Ökonomie in D. und die Besonderheiten 19 21 22- soziale Statistik 15- abnehmendes Soldatenmaß 253 254- Maße, Gewichte und Münzen 34 Dialektik- dialektische Methode 25-27- Hegelsche D. 27- Hegelscher "Widerspruch" Springquelle aller Dialektik 623- kritisch und revolutionär 28- Gesetz des Umschlags der Quantität in Qualität 327 Diktatur des Proletariats 22 512 790 791 Distribution siehe Verteilung Dogmatimus 616 Donaufürstentümer 250 253 Dreißigjähriger Krieg 732 760 767 Eigentum- an Produktionsmitteln 249 250- gesellschaftliches, kollektives E. 789- Umwandlung des E. 16- Gemeineigentum 92 252 354- Gemeindeeigentum 745 752-756 Usurpation des Gemeindeeigentums 746 747 751-756 760 771- Privateigentwn 102 252 789 792 römisches und germanisches P. 92 Verwandlung des selbsterarbeiteten in kapitalistisches P. 789-802- kapitialistisches E. 200 Negation des kapitalistischen E. 791- E. im Kommunismus 92 93 791- siehe auch Gnmdeigentum Einkommen 678-681 728 730- der Arbeiter 468- der Arbeiterfamilie 566 567 700- Teilung des nationalen E. 611 Einkommensteuer 728 Eisen 467 Eisenbahnen 157 405 586 656 661 667 693 801- Überarbeit und Unglücksfälle 267 268- und Saisonarbeit 502 elektro-magnetische Maschine 393 England- als klassische Stätte des Kapitalismus 12 254 255 677 678 779- Entwicklung des industriellen Systems in E. und seine Perspektive 39- Verbreitung der einfachen Arbeit 212- englische Arbeiter als Preisfechter der modernen Arbeiterklasse 316 317- Arbeiterstatuten 286 766 767- Außenhandel 475-479 482 600 680 780 781- Bevölkerung 469 470 659 671 672 678 744- Fabrikgesetzgebung 253 254 286-289 292 bis 320 419 513-519- Geschichte des englischen Geldwesens 111-113 157 783- englisches Maß und Gewicht auf dem Weltmarkt 34- Wachstum des Reichtums 678-681- Industrie 437-442 680 Baumwollindustrie 458 459 472 477 bis 483 Muster der automatischen Papierfabrikation 402 Wollmanufaktur 400
#933# Sachregister --

England- Industrie Untergang der englischen Handbaumwollweber 454 Entfremdung 455 596 635 674 Entwicklung im soziologischen Sinn 12 15 26 Erde- als allgemeiner Gegenstand der menschlichen Arbeit 193- als Arbeitsmittel 194 195 Erfindungen 403 657- Geschichte der E. 459- kein Produkt eines einzelnen Individuums 392- der Handwerksperiode 362 369 Erziehung 688- Verbindung von produktiver Arbeit mit Unterricht und Gymnastik 507 508- und Fabrikgesetzgebung 422-424 506 507 512 520 521- im Kommunismus 508 512- Owen über E. 317 507 508- Smith über den Volksunterricht 384 Exploitation 309 329 419- Verwandlung der feudalen in kapitalistische E. 743- siehe auch Arbeitskraft, Mehrarbeit, Frauenarbeit, Kinderarbeit Exploitationsgrad siehe Mehrwert Expropriation- der unmittelbaren Produzenten 743- von Grund und Boden 744 761 784 785- der Expropriateute 790 791- siehe auch ursprüngliche Akkumulation Fabrik 441-450 474 484 485- als riesiges Arbeitshaus 293- plötzliche sprungweise Ausdehnungsfähigkeit des Fabrikwesens 474 476- Cottage-Fabrik 484- Arbeitsteilung in der F. 56 57 400 401 407 442-45 508- Fourier über das Fabriksystem 450- Owen über das Fabriksystem 526- Ure über das Fabriksystem 401 441 442 447 460 461 Fabrikgesetze- von 1833 238 292 294 295-300 302 von 1842 (Bergbau) 519- von 1844 298-300 302-304 309 310 422 436- von 1845 (Kattundruckereien) 312 423 424- von 1850 254 284 309-311 313- von 1860 (Bergbau-Inspektion) 519 524- von 1861 (Spitzenproduktion) 490- von 1863 (Bleicherei, Bäckerei) 313 314- von 1864 499-501 506- von 1867 516-518- von 1872 (Bergbau) 525- von 1878 526 527- siehe auch Zehnstundengesetz Fabrikgesetzgebung 12 242 253 439 440 450 504 525 526- als Ausnahmegesetzgebung 315 316- Ausdehnung auf alle Industriezweige 498 499- Fahrikantenrevolte dagegen 302-308 312 329 330 444- beschleunigt Untergang der kleinen Meister 501- Erziehungsklauseln 422-424 506 507 512 520 521- Gesundheitsklauseln 505 506- in England 15 253 254 286 287-289 292 bis 320 419 -513-519- in Frankreich 293-295 317 318- in Österreich 293- in der Schweiz 293 527- in den Vereinigten Staaten von Amerika 287 Fabrikinspektoren 15 254 518 527- Mineninspektion 523-525 Fälschung von Lebensmitteln 188-190 263 264 572 628 Familie- ihr historischer Charakter 372 514- Familienarbeit 92- ökonomische Grundlagen der alten F. 513 514- Auflösung des alten Familienwesens innerhalb des kapitalistischen Systems 513 514 528 Fetischcharakter siehe Ware, Geld Feudalismus- allgemeine Charakteristik _91_ _92_ 352 354 562 593 594 620 743-746 752
#934# Anhang und Register --

Feudalismus- seine Auflösung 453 743 744 750 751- in Deutschland 251 454 755 760 761- in den Donaufürstentümern 250-253- in England 707 744-751 771- in Frankreich 772 773- in Italien 744 Flachsindustrie- Zahl der Beschäftigten 470 473- Arbeit in den Flachsspinnereien 242- Unfälle in der Flachsindustrie Irlands 505- Fabrikgesetzgebung 295 Form und Inhalt 50 94 95 351 609 Frankreich 16 20 21 374 748 772 773- Bevölkerung 721 722#- Gesetzgebung in F. 769 770- Arbeiterstatuten 286-
Fabrikgesetzgebung 293-295 317 318- Blutgesetzgebung 765- Steuern 154 155- auferlegte Kriegsentschädigung in Metallgeld abgetragen 159- Muster der eigentlichen Papiermanufaktur 402- Französische Revolution (1789) 104 527 769 770- Julirevolution (1830) 623- Februarrevolution (1848) 604- Pariser Juni-Insurrektion (1848) 302- abnehmendes Soldatenmaß 253 254 Frauenarbeit 272 298 307 313-315 415-417 420 421 424-426 485 486 490-492 494 bis 4% 508 514 522 523 526 527 552 569 570 723-725 Freihandel 21 39 254 298 300 311- Freihandelshausieter 75 490- Freihändler 308 505 562 777- Freiheit 82 189 190- und Notwendigkeit 117 118- des Kapitals 295 377 700- Unterdrückung der individuellen F. 528 529- Freiheitsillusionen im Kapitalismus 562 Fronarbeit 91 250-253 562 593 594 760 Gaelen 758-760 Gangsystem 421 722-726 Gebrauchswert 49 _50_ 51-62 66 70 74-77 94 97 98 101-103 164 165 171-175 200-203 215 217 220- Verbindung von Natur und Arbeit 57 58- gesellschaftlicher G. 55- stofflicher Träger des Tauschwerts 50- Rolle im Austauschprozeß 100 101 Gegensatz 82 119 455 587- von Gebrauchawert und Wert 75 76 102 119 128- von Ware und Geld 102 152- von Kopf- und Handarbeit 531- von Stadt und Land 373 528 529- zwischen den Klassen 20- Einheit und Kampf der Gegensätze 127 129 Geiz 615 619 620 Geld 72 95 107 111 184- allgemeines Äquivalent 83 84 101 104 105- notwendiges Produkt des Austauschprozesses 101- ein gesellscchaftliches Verhältnis 97 146 152- Fetischcharakter des Geldes 90 105-108 147 Verwandlung von G. in Kapital 161 bis 191- Bestimmung seines Werts 106- G. hat keinen Preis 110- Funktionen des G. 105 141 153 154 158 159 als Maß der Werte 109 111 113 118 131 143 144 151; als Maßstab der Preise 112 113 138 139; als Rechengeld 115 151 152 171 172 als Zirkulationsmittel 117-144 149-151 159 160 172 als Zahlungsmittel 141 148-159 563 als Mittel der Schatzbildung 144-148 156 159 160 Weltgeld 156-160- Kreditgeld 141 152-154- Papiergeld 140 141 _142_ 143- Arbeitigeld 109#- metallische Zirkulation 112 141 149 Geldentwertung 772
Geldfälschung 106 115 Geldform 11 12 62 73 83-85 90 103 104 110- siehe auch Wertform Geldkrise 152 Geldmarkt 161
#935# Sachregister --

Geld 114 115 Geldtheorien- Geschichte der Geldtheorie 11- currency principle 158- Currency-Schule 648- little shilling men 247 Geldumlauf 128-144 161-167 184- Smith über G. 137 Geldzeichen 105 106 142 143 geographisches Milieu 535-538 Gerichte- englische G. 266-268 305 306 308 313 448 449 765 769- im Feudalismus 352 Geschichte- Einteilung der vorhistorischen Zeit 195- Anfang der Menschengeschichte 194- Unterschied zwischen Menschen- und Naturgeschichte 392 393- Epochen der G., nicht durch abstrakt strenge Grenzlinien geschieden 391- zwei große Perioden der ökonomischen Geschichte 38 gesellschaftliches Leben- historischer Charakter seiner Formen 90- Grundlage alles gesellschaftlichen Lebens 195 Gesellschaftsformationen, ökonomische 95 183 184- ihre Entwiddung als naturgeschichtlicher Prozeß 15 16- Bedeutung der Arbeitsmittel für ihre Beurteilung 194 195- Arbeitsteilung in den verschiedenartigsten ö. G. 377-380- ihre Unterscheidung durch die Form der Mehrarbeit 231 249-253 Gesetze 28 89 327- und Tendenzen 12- Naturgesetze 26 360- gesellschaftliche G. 12 25-27 89 360 511 512 551- ökonomische G. 26 89 101 611 660 765 Durchsetzung ökonomischer G. 12 117 511 512 649- G. des Warenaustausches 172 173 180 208 209 247-249 608-611 613- Gesetz von Angebot und Nachfrage 463 666 668-670 735 765 796-798 800- Umschlag der Eigentumsgesetze der Warenproduktion in G. der kapitalistischen Aneignung 609-613- G. der kapitalistischen Produktionsweise 299 immanente G. der kapitalistischen Produktion als Zwangsgesetze der Konkurrenz 286 335- Mehrwertgesetz als ökonomisches Bewegungsgesetz der modernen Gesellschaft 15 Produktion von Mehrwert oder Plusmacherei - das absolute Gesetz der kapitalistischen Produktionsweise 647 Gesetze, die die Masse des Mehrwerts bestimmen 321-325- allgemeines Gesetz der kapitalistischen Akkumulation 641 642 649 _673_ _674_- Gesetz des Arbeitslohns 565 583- Gesetz vom abnehmnden Ertrag 529 530- G. des Geldumlaufs 133-137 141 153 156 spezifisches Gesetz der Papiergeldzirkulation 141- siehe auch Bevölkerungsgesetz, Wertgesetz Gesetzgebung- über Arbeitskontrakte 182 766 767- gegen Vagabundage 762-765- siehe auch Fabrikgesetzgebung Gewalt- Rolle in der Geschichte 742- als ökonomische Potenz 779- entscheidet zwischen gleichen Rechten 249- außerökonomische, unmittelbare G. 765- Staatsgewalt 766 767 779 Glasmacherei 280 367 368 459- Ablösungssystem 274 275 278 279- Fabrikgesetzgebung 316 516 517 Gleichheit- Begriff der menschlichen G. 74- beim Warenaustausch 173- bürgerliche G. 189 190 Gold 144 145 158 159- als spezifische Äquivalentware 109- als Geldware 109 114 118 119
#936# Amhang und Register --

Gold- Wertverhältnis von G. und Silber 111 112 157- Einfluß seines Wertwechsels auf seine Geldfunktion 113- Gewinnung von G. 157 159- siehe auch Geld Griechenland 74 146 Großgrundbesitz 20 21 753 Grundaristokratie 704 705 752 Grundeigentwn 96 161 702-706 711 744 745 749-751 756 770 Gnmdeigentümer 589 602 622 623 Grundrente siehe Rente Halbfabrikat 197 Handel- Außenhandel 607 662- Binnenhandel 662- Großhandel 504- siehe auch Welthandel, Weltmarkt Handelsbilanz 158 Handelsgewinn 589 Handelskapital 178 179 533Handwerk 341 354-360 366 388-390 392-393 485 497 498 509 514 518 533 652 672 777 784 791- Wirkung der Maschinerie auf das H. 471 474 475 Hausarbeit 92 316 458 513 514 516 629 733 760 775-777- moderne H. 485-497 502 526 527 533 577 672 Heilige Allianz 20 Hilfsstoffe 196 217 223 235 Hochöfen 501 Holland 779 781 782 784- Arbeiterstatuten 286- kapitalistische Musternation des 17. Jahrhunderts 779 Geschichte der holländischen Kolonialwirtschaft 779-781- Fabrikation der Weberschiffchen 374- Anwendung des Winds als Triebkraft 395- Muster der eigentlichen Papiermanufaktur 402- modernes Steuersystem 784 Hungertod 496 683 686 699 781 Indien 360 455 475 625 660 779-781- indisches Gemeinwesen 56 92 102 347 353 354 378 379 625- naive Form der Schatzbildung 144 145- Gold- und Silberimport und -export 145 148- Baumwollproduktion 413- Papierfabrikation 402- Regelung der Wasserzufuhr 537- Hungersnot 373 374 537 781- Einfluß der Englisch-Ostindischen Kompanie 780 781 Industrie, große- und Maschinerie 391-530- ihr Ausgangspunkt 391 403 416- ihre technische Basis ist revolutionär 510 511- und Arbeitsteilung 508 511- und Agrikultur 527-530 776 777- Übergang der modernen Manufakwr und Hausarbeit zur großen Industrie 494-504 Industrielle Revolution 315 392 393 395 396 404 405 416 452 453 494-504 Industrieller Zyklus 20 28 502 648 663 666- und Lage der Arbeiter 476-483- und Übervölkerung 661 662 666 670- Periodizität 40 662 666- siehe auch Krisen Inhalt und Form 50 94 95 351 609 Inkastaat 102 Intensität der Arbeit siehe Arbeitsintensität Irland 266 267 505 726-740 785- Abnahme seiner Bevölkerung 284 467 726 730-733 738 739 Italien 744 748 Jagd- erste Form der Kooperation 353 354- extraktive Industrie 196 Japan 155 745 Java 413 Jobagie 252 kalorische Maschine 393 484 Kameralwissenschaft 19 Kanada 757 "Kapital"- Dialektik im "Kapital" 25-27
#937# Sachregister --

- Marx' Art zu zitieren 34 35 38 41 42- Arbeiterklasse und "Kapital" 15 16 20-22 31 39 40- Bourgeoisie und "Kapital" 16 19-25 28 42 bis 46 Kapital- als sich selbst verwertender Wert 329- ein gesellschaftliches Verhältnis 532 794- Geschichte des K. 161 777 778 historische Existenzbedingungen des K. 184 Geld als seine erste Erscheinungsform 161- allgemeine Formel des K. 161-170 Widersprüche der allgemeinen Formel des K. 170-181- Zirkulation des K. 167 589 590- Zusammensetzung des K. 640 konstantes Kapital 214-222 _223_ 224 bis 229 235 324 325 631 632 638 variables Kapital 214-222 _223_ 224-235 321 324 325 593 594 631 638 Wertzusammensetzung 640 651 technische Zusammensetzung 640 650 651 653 656 organische Zusammensetzung 225 229 324 344 380 381 466 467 473 640 641 651 657-660 665 Zusammensetzung des Gesamtkapitals eines Produktionszweiges 640 641 Zusammensetzung des gesellschaftlichen Kapitals eines Landes 640 641- Handelskapital 178 179 533- Kaufmannskapital 161 170 380 778- Wucherkapital 161 178 179 533 619 778- industrielles K. 170 778- zinstragendes K. 152 170 179- James Mill über K. 169 200 201- siehe auch Akkumulation des Kapitals, Konzentration des Kapitals, Zentralisation des Kapitals Kapitalexport 639 Kapitalist- personifiziertes Kapital 168 247 326 327 618- seine Funktion 199 200 210 326-328 350 bis 352 618- sein Unterschied zum Schatzbildner 168- Genesis des industriellen Kapitalisten 777 778 Kapitalwanderung 668 Kasten 359 360 388 389 Kategorien- der bürgerlichen Ökonomie 90 557 559 561- Personifikation ökonomischer K. 16 177- ökonomische K. tragen ihre geschichtliche Spur 183 Katholizismus 96 Kattundruckerei- Zahl der Beschäftigten 659- Anwendung von Maschinerie 413- Fabrikgesetzgebung 312 423 424 Kaufmannskapital 161 170 380 778 Kinderarbeit 241 242 256-263 272-279 283 284 289 415-425 461 485-488 490-493 496 499-501 504 508 509 514 517-521 526 527 551 552 671 722-726 785 786- Gesetze über K. 294-299 303 304 309-312 419 422-424- im 17. Jahrhundert 289 290 Klassen- Abschaffung der K. 22- Mittelklasse 673 688 784 791- siehe auch Arbeiterklasse, Proletariat, Bauernschaft, Bourgeoisie Klassenkampf 20-22- in der Antike 149 150- zwischen Kapitalistenklasse und Arbeiterklasse 316 451- der Arbeiter für Verkürzung des Arbeitstages 249 266 294 299 309 312 313 316 319 320 432- entwickelt sich mit der Akkumulation des Kapitals 683- Bewegung des englischen Ackerbauproletariats 267 klassische politische Ökonomie siehe politische Ökonomie Kleinbetrieb 515 516 526 789 Koalitionsgesetze 477 Kolonialmärkte 453 495 Kolonialsystem 375 779-782 785 Kolonien 354 670 672 792-802
#938# Anhang und Register --

Kolonisation 475 Kolonisationstheorie 792-802 Kommunikationsmittel 373 374 474 475 503 504- ihre Umwälzung bedingt durch Revolution in der Produktionsweise der Industrie und Agrikultur 404 405 Kommunismus- Produktionsverhältnisse 92-94- Eigentum im K. 92 93 791- materielle Grundlage erforderlich 94- Maschinerie im K. 414- Arbeit im K. 92 93- notwendige Arbeit im K. 552- Arbeitszeit im K. 93- Organisation der gesellschaftlichen Arbeit 377 386- Verteilung im K. 93- Erziehung im K. 508 512- Verein freier Menschen 92- volle und freie Entwicklung jedes Individuums 618 Kompensationstheorie 461-470 668 669 Konkurrenz 366 476 477 495 496 498 499 515 552 571 572 584 627 655 663 769 791- Zwangsgesetze der K. 286 335 338 377 414 618- Hebel der Zentralisation des Kapitals 654 655- unter den Arbeitern 571 579 665 Konsumtion 247- individuelle K. 198-200 596-599 603- produktive K. 198-200 222 596-598 603- Malthus über produktive K. 598- James Mill über produktive K. 596 598 Konsumtiomfonds- der Kapitalisten 592 606 615 617 618 626 631 636- der Arbeiter 629 646 Konzentration des Kapitals 381 498 499 501 526 528 653-655 679 Konzentration der Produktiommittel 348 349 376 652 789 Kooperation 341-343 344 345-355 359 365 407 483 652- einfache K. 353-357 366 367 381 382 399 400 497- Grundform der kapitalistischen Produktion 355 Kooperativ-Genosmnschaften 351 Korngesetze 20 739- Abschaffung der K. 298 300 479 482 704 705 Kredit 655 697 783- internationales Kreditsystem 782 784- Kreditbeziehungen zwischen Arbeitern und Kapitalisten 188-190- System des öffentlichen Kredits siehe Staatsschuldensystem Krieg- Kriegsdienst beschleunigte den Ruin der römischen Plebeier 755- Kriegsdienst beschleunigte den Ruin freier deutscher Bauern 755 Krisen, ökonomische- gewaltsame Unterbrechungen des Arbeitsprozesses 221- Stockungen des Produktions- und Zirkulationsprozesses 134 135- Marktstockung 497- Zirkulationsstockung 615- Periodizität 40 662 666- Möglichkeit und Wirklichkeit der K. 128- ändern nichts am Trieb nach Verlängerung des Arbeitstags 255- Auswirkungen auf die Lage der Arbeiterklasse 568 697-700- Krise von 1825 20- Krise von 184/47 300- Krise von 1857/58 255 256 697- Krise von 1866 683 697 699- siehe auch Geldkrse Baumwollindustrie, industrieller Zyklus Kritik 17 26 Kuba 282 Kulturgeschichte 26 Kulturstaaten 16 Kutschenmanufaktur 356 357 Landarbeiter siehe Agrikulturarbeiter Landwirtschaft siehe Agrikultur Lehrlinge 289 509 620 Leibeigenschaft 91 707 745- ihre Aufhebung 743 744 750- Form der Mehrarbeit 250-252 562 little shilling men 247 Lohn siehe Arbeitslohn
#939# Sachregister --

Lohnarbeit 96 184 231 562 564 800 Ludditenbewegung 452 Lumpenhandel 487 Lumpenproletariat 673 Luxus 620 621 624 Luxusproduktion 468 Magna Charta 320 Malthusianismus 373 529 530 551 644 645 663 731 736 Manufaktur 341 355 407 453 484 508 509 672 774 775 787- eigentliche Manufakturperiode 38 356 389 485 776 785 786- ihr kapitalistischer Charakter 380-390- Handwerk als Ausgangspunkt der M. 356 bis 358 389-391 453- doppelter Ursprung der M. 356-359- zwei Grundformen: heterogene und organische M. 362-371- Kombination verschiedner M. 368- Arbeitsteilung in der M. 356-368 390 399 bis 401 403 442 508 509- Teilarbeiter in der M. 359-362 369 370- Sinken des Werts der Arbeitskraft 371 389- und Produktivkraft der Arbeit 361 389- enge technische Basis schließt wirklich wissenschaftliche Analyse des Produktionsprozesses aus 358- Maschinerie in der M. 368 369 403 404- als unmittelbare technische Grundlage der großen Industrie 403- moderne Manufaktur 486-49 494-502 Markt- Herstellung des innern Markts 773-777- siehe auch Warenmarkt, Arbeitsmarkt, Weltmarkt Marktproblem 39 40 Marxismus- Einfluß auf die Arbeiterbewegung 39 40 Maschine 220- im Unterschied zum Werkzeug 391 392- ihre Produktivität 409-412 425 426 581- physischer Verschleiß der Maschine 218 219 281 ihr Durchschnittsverschleiß 408 409 materiellen Verschleiß ist doppelter Art 426- moralischer Verschleiß der Maschine 225 426 427 498 601- Bewegungsmaschine 393 395-398 403 405 443- Werkzeugmaschine 393-396 398 400 405 406 435 443 W. als Ausgangspunkt der industriellen Revolution 393- Transmissionsmechanismus 393 397 399 400 402 403 435 Maschinenstürmer 451 452 455 Maschinemsystem 399-403 407 Maschinerie 362 368 369- Mittel zur Produktion von Mehrwert 391 unterschiedliche Rolle der M. im Arbeits- und Verwertungsprozeß 408-411 Grenze für ihren Gebrauch im Kapitalismus 414-416- Maschinerie wid große Industrie 391-530- ihre Bestandteile 393-399- Kooperation vieler gleichartiger Maschnerien 399 400- Fabrikation von Maschinen durch Maschinen 405 406- ergreift beständig neue Produktionsgebiete 455 468 469- Auswirkungen der kapitalistischen Anwendung der M. auf den Arbeiter 441-470 674 Auswirkungen auf den Arbeiter und seine Familie 416-424 430 Abstoßung und Anziehung von Arbeitern 470-482 633- und Verlängerung des Arbeitstages 425 bis 431- Auswirkung der M. auf die Intensität der Arbeit 431-440- spezifische M. der Manufakturperiode 369- M. im Kommunismus 414- Babbage über M. 427- J. St. Mill über M. 391- Petty über M. 453- Proudhon über M. 445- Ricardo über M. 409 414 415 430 454 461- Say über M. 409
#940# Anhang und Register --

Maschinerie- Steuart über M. 453- siehe auch automatisches Maschinensystem Materialismus- historischer M. 25-27- abstrakt naturwissenschaftlicher M. 393 Mehrarbeit 231-236 244-263 278 331-336 532 534-538 553-556 562 608- im Altertum 250- in der Sklaverei 231 250 562 564- im Feudalismus 250-252 562 593 594- Lohnarbeit als Form der M. 231 562- in Krisenzeiten 255 256 Mehrprodukt 243 606 607 614 Mehrwert 165-171 201 235 236 617- Inkrement oder Überschuß über den ursprünglichen Wert 165- Warenzirkulation - keine Quelle von Mehrwert 171-179- absoluter M. _334_ 431 _532_ _533_- relativer M. 331-333 _334_ 335-340 428 429 432 433 _532_ _533_- Extramehrwert 336 337- Rate des M. 226-228 229-232 233-243 246 253 321-325 429 534 546 547 626 631- verschiedne Formeln für die Rate des M. 553-556- Methode zur Berechnung der Rate des M. 232 233- Masse des M. 321-325 429 626 635- Faktoren, die die Größe des M. bestimmen 542-551- und Wachstum der Bevölkerung 325- Verwandlung des M. in Kapital 605-614- Teilung des M. 234 589 590 617 618 636 641- Physiokraten über M. 556 - Ricardo über M. 539 544-546 - Smith über M. 556 Mehrwertgesetz- als ökonomisches Bewegungsgesetz der modernen Gesellschaft 15- Produktion von Mehrwert oder Plusmacherei - das absolute Gesetz der kapitalistischen Produktionsweise 647- Gesetze, die die Masse des Mehrwerts bestimmen 321-325 Mensch- und Natur 57 85 93 192 193 198 199 393 465 528 531 631- von Natur ein gesellschaftliches Wesen 346- nach Franklin von Natur Instrumentenmacher 346- nach Franklin ein Werkzeuge fabrizierendes Tier 194 Merkantilismus 158 539- und Äquivalentform 75- restaurierter M. und Wert 95- Definition des Kapitals 170 Metalle, edle 131 132- als allgemeines Äquivalent 104- imaginärer Wert der edlen M. 106- siehe auch Gold, Silber Metallindustrie 486 499- Zahl der Beschäftigten 470- Ablösungssystem 272-278 Metallurgie 368 Metamorphose der Waren 118-133 144 149 bis 151 Metaphysik 25 Methode- dialektische M. 27- materialistische M. 393- bei Hegel 27- zur Lösung von Widersprüchen 118 119- im "Kapital" angewandte Methode 22 25 bis 27 31 38- Unterschied zwischen Forschungs- und Darstellungsmethode 25 27- der ökonomistischen Apologetik 128 Mexiko 157 182 211 781 Mittelalter 106 453 533 743 745 777 778 782- Charakteristik des europäischen Mittelalters 91 92- und Katholizismus 96- Kooperation im M. 354- Untergang des feudalen Schuldners 150- Virements im mittelaltrigen Lyon 151- Zunftwesen 326 327- siehe auch Feudalismus Mode- und Saisonarbeit 502 503 Möglichkeit und Wirklichkeit 128 Monetarsystem 97 152
#941# Sachregister --

Monopol 477 482 506 739 780 781- der Produktionettel 249- Kapitalmonopol 791- englisches M. des Weltmarktes 551 Mühle 369- Bandmühle 451 452- Getreidemühle 368- Wassermühle 368 398 430- Windmühle 395 Münze 138-143 Nachtarbeit 271-279 329 487 501 Nadelmanufaktur 358 364 Nägelmacherei 490 570 659 Nähmaschine 495-497 Nahrungszustabd der Arbeiter 683-687 708 709 Nation- freie N. 643- industrielle Nationen 662- Raubbau ergreift ihre Lebenskraft an der Wurzel 253- eine N. soll und kann von der andern lernen 15 Natur- und Arbeit 57 58 192 193- und Mensch 57 85 93 192 193 198 199 465 528 531 631- Naturkräfte als Produktivkraft der Arbeit 54 407-409 411 652- Naturbedingungen der Produktivkraft der Arbeit 535-538 Naturalwirtschaft 91 92 144 775 Naturwissenschaft- ihre bewußte Anwendung 407 485 510- metrisches Maß und Gewicht in der N. 34 Negation- des Bestehenden 28- der Negation 791 Nomadenvölker 103 Obligationen 150 151 Ökonomie- materielle Grundlage der Welt 96- und Politik 96- der Arbeit 552- der Produktionsmittel 343/344 348 349 409 449 450 486 488 552 790- der Zahlungsmittei 151 155 Oligarchie 644 752 Opium 151 780 781 Opiumkonsum 421 Opiumkrieg 779 Österreich 293 Ostindische Kompanie 477 780 781 Pachten- Konzentration der P. 738 739 Pächter 777- Genesis des kapitalistischen Pächters 770 bis 772 Papierfabrikation 358 364 368 402- Ablösungssystem 274 275 Parzelleneigentwn- in Frankreich 20 721 Pathologie, industrielle 384 385 Pauperismus 454 455 551 602 629 672-674 677 682 683 686-699 707 711 721 749 750 755 762 siehe auch Vagabunde, Armengesetz, Armenhäuser Peonage 182 Personifikation- ökonomischer Kategorien 16 177- ökonomischer Verhältnisse 100 128 Pest 731 Pferdekraft 396 397 410 437 438 Phönizier 146 Physik- allgemeine Gesetze der P. 57 Physiokraten 178 556- Verdienste der P. 617- Lehre von der Unproduktivität aller nicht agrikolen Arbeit 205- über produktive Arbeit 532- und Grundrente 97 Politik Ökonomie 96 Politische Ökonomie- Geschichte der p. Ö. 35 386- p. Ö. in Deutschland und ihre Besonderheiten 19 21 22- Parteilichkeit der p. Ö. 16 19-21- Springpunkt der p. Ö. 56- ihre Terminologie 37 38- klassische Politische Ökonomie 20 21 614 615 621 636 792
#942# Anhang und Register --

polit. Ökonomie- klassische politische Ökonomie im Gegensatz zur Vulgärakonomie _95_ Kritik der p. Ö. 20-22 Schranken der bürgerlichen p. Ö. 16 20 564 polytechnische Bildung 506-508 512 513 Populationsgesetz siehe Bevölkerungsgesetz Preis (Preisform) 76 84 90 100-114 116 117 617 651- und Wert 117 172 173 175 180 234- und Wertgröße 117 172- Marktpreise 180 181 366 557 560- Durchschnittspreise 180 181 234- imaginäre Preisform 117- siehe auch Geld, Wertform Preiswechsel 114 131 132 180 181 377 560 648 649 Prellerei 576 Privatarbeit siehe Arbeit Privateigentum siehe Eigentum Produktenamtausch siehe Austausch Produktenwert 214 223 227 228 553 Produktion, kapitalistische- ihr Ausgangspunkt 341 354 355 595 741 bis 743- die ersten Anfänge im 14. und 15. Jahrhundert 743 744- Produktion von Mehrwert- ihr bestimmender Zweck 167 168 243 247 281 315 326 338 339 350 532 642 647 782 Produktionsbedingungen 217- gegebne gesellftliche P. 203- durchschnittliche gesellschaftliche P. 204 Produktionsfonds 606 Produktionsformen 99 155- Entwicklung der Widersprüche- einzig geschichtlicher Weg zur Umgestaltung einer geschichtlichen Produktionsform 512- Zwitterformen 499 533 Produktionskosten 560 Produktionsmittel 183 184 _196_ 107-209 214 bis 225 235 236 249 348 349 376 631 652 789- und Produktivkraft der Arbeit 54 650 651- stoffliche Gestalten des konstanten Kapitals 229- vom Standpunkt des Verwertungsprozesses 271- siehe auch Arbeitsinstrumente, Arbeitsmittel, Maschinen, Maschinerie, Rohmaterial Produktionsprozeß- der Ware als Einheit von Arbeitzprozeß und Wertbildungsprozeß 201 211- kapitalistischer P. als Einheit von Arbeitsprozeß und Verwertungsprozeß 211 Produktiomverhältnisse 90 95- antike P. 93- der Warenproduktion 93- kapitalistische P. 675- des Kommunismus 92 93 Produktionsweise 90 93 96- des materiellen Lebens 96- Fortbestehen überlebter P. 15- kapitalistische P. 12 49 741-743 ihr immanenter Widerspruch 228 ihre Schranken 506 636 638- siehe auch Sklaverei, Feudalismus, Kommunismus Produktivität (Produktivkraft) der Arbdi siehe Arbeitsproduktivität Profit 38 243 474 476 477 589 617 648 657 788- J. St. Mill über die Entstehung des Profits 539-541 Profitrate 230 232 428 546 547 657 Proletariat 20 21 621- sein geschichtlicher Beruf 22- Entwicklung seines Klassenbewußtseins 39- theoretisches Klassenbewußtsein des deutschen P. 21- wirklich revolutionäre Klasse 791- Totengräber der Bourgeoisie 791- klassische Ökonomie über Proletarier 621- siehe auch Arbeiter, Arbeiterklasw, Diktatur des Proletariats Protektionssystem 587 588 777 779 784 785 Protestantismus 93 292- und Bevölkerungsprinzip 644 645 Putzmacherei 269 270 Qualität der Arbeit 576 577 Qualität, Quantität 49 50 52 53 _327_
#943# Sachregister --

Raubbau 235 281 381 486 511 529 530 629 siehe auch Verschwendung Realisierung der Waren 100 117 118 149 Recht- Rechtsverhältnisse der Warenproduktion 99- Exploitation der Arbeitskraft - erstes Menschenrecht des Kapitals 309 329 419- bürgerliches R. 190 249 562 563 643 690- Eigentumsrecht des Kapitalisten 599 609 bis 611 613- auf Arbeit 318- siehe auch Gerichte, Gleichheit Reformation 748-750 Reichtwn 49 50 57 58 60 147 152- Verbindung von Natur und Arbeit 58- Springquellen allen Reichtums 530- Geld als sein gesellschaftlicher Ausdruck 144 145- Geld als allgemeiner Repräsentant des stofflichen Reichtums 147 157 158 Relaissystem 296-299 305-309 329 330 444 siehe auch Ablösungssystem Religion 86 93 94 96 280 649 741 772 773- Geschichte der R. 393 Rente 38 243 554 617 625- Verwandlung von Natural- in Geldrente 154 155- Grundrente 155 532 589 695 722 738 739 755 771 773 städtische G. 689 G. und Physiokraten 97 Rentner 783 Reparaturen 219 Reproduktion 96 155- Existenzbedingung jeder Gesellschaft 591- Bedingungen der kapitalist. R. 591-604- einfache R. 591-604 606 607 611-613 641- erweiterte R. 605-641 647 siehe auch Akkumulation des Kapitals erweiterte R. in den verschiedensten ökonomischen Gesellschaftsformationen 624 625 Reservearmee, industrielle 512 526 527 657 bis 675 691 735 736- und Saisonarbeit 502- siehe auch Übervölkerung, relative Reservefonds 552 592 Revenue 592 607 614-618 631 Revolution- nicht durch Gesetze gemacht 778- und Arbeiterklasse 15 16 22- Fabriksystein als ihr Ausgangspunkt 526- mit friedlichen und gesetzlichen Mitteln 40- von 1848 21- siehe auch Frankreich Revolution, sozialistische 512 526 790 791 Rohmaterial 200 204 217 223-225 235-237- durch frühere Arbeit filtrierter Arbeitsgegenstand 193 196- als Halbfabrikat oder Stufenfabrikat 197- als Hauptstoff und als Hilfsstoff 196- zweckwidriger Konsum von R. 210 Rom 96 114 154 176 177 304 754 755 Rumänien 250-253 Rußland 252 585 751 Saisonarbeit 502-504 Schatzbildung 144-148 615 618 620 Schiffahrt- und Saisonarbeit 502-504 Schmiede 269 271 Schottland 155 156 679 756-762 768- Abschaffung der Leibeigenschaft 750 Schulverhältnisse- in England 422-424 507 516 Schweden 752 Schweiz- Fabrikgesetzgebung 293 527- Uhrenfabrikation 363 Seidenindustrie 357- Zahl der Beschäftigten 470-473 659- Kinderarbeit 309 310 487- Fabrikgesetzgebung 295 shifting system 308 Silber 158 159- als Geldware 114- Wertverhältnis von S. und Gold. 111 112 157- Gewinnung von S. 157 Sizilien 537 Sklavenhandel 281 282 418 467 564 779 780- in der ursprünglichen Akkumulation 787 788
#944# Anhang und Register --

Sklaverei 74 104 182 210 211 318 352 354 467 564 624 755 787 795 798- Form der Mehrarbeit 231 250 562- Arbeitsinstrumente in der S. 210 211- Torysympathie für die S. 270 758- Aristoteles über Sklavenarbeit 96 Sophistik 21 25 Sozialismus siehe Kommunismus Sozialisinus, kleinbürgerlicher- Utopie der unmittelbaren Austauschbarkeit der Waren 82 83- und Warenproduktion 99 102 Spanien 537 779 787 Sparsamkeit 210 620 621- Malthus über Sparen 615- siehe auch Ökonomie Spekulation 165 206 224 285 620 697 783 801 Spinnmaschine 392 394 395 397 401 402 410 412 413 435 437-439 444 452 453 458 460 468 472 581 Spitzenfabrikation- maßlose Ausbeutung 258 259- Gesundheitszustand der Arbeiter 490- moderne Hausarbeit 490-492- Spitzenschulen 492 493- Trucksystem 493- Überzeit 569- Fabrikgesetzgebung 313 500 501- Umwälzung in der S. 498 Staat, Staatsmacht 286-288 384 587 779- Staatseimnischung in das Fabrikwesen 419- StaatskontroIle über das Kapital 515- Staatssubsidien 328- siehe auch Fabrikgesetzgebung Staatsschuldensystem 779 782-785 801 Stadt und Land 373 528 529 Stahlfedermanufaktur 484 485 Statistik- soziale Statistik Deutschlands und des übrigen kontinentalen Westeuropas im Vergleich zur englischen 15 Sterblichkeit 271- von Arbeiterkindern 419 420- in Fabrikdistrikten verglichen mit Agrikulturdistrikten 310 311- der Londoner Drucker und Schneider 489- siehe auch Hungertod Steuern 155 544 587- Umwandlung der Naturallieferungen in Geldzahlungen 154 155 760 Steuersystem 779-785 Strafen - für Fabrikarbeiter 447-449 Streik 449 459 460 479 769- der Maschinenarbeiter (1851) 459- der Baumwollarbeiter in Preston (1853) 479- der Bandweber von Coventry (1860) 579- der Londoner Bauarbeiter (1860/61) 249 568 570- der Weber in Darven (1863) 449- der Weberinnen in Wiltshire (1863) 448 449- der Töpfer (1866) 449- der Agrikulturarbeiter in Buckinghamshire (1867) 267- der belgischen Minenarbeiter (1867) 627 Strohflechterei- moderne Hausarbeit 490 492 493- Strohflechtschulen 493 Strumpfwirkerei 686- Einführung von Maschinerie 498- Fabrikgesetzgebung 313 Sweating-System 577 Tableau éconemique 617 Tapetenfabrikation- Kinderarbeit 261-263- Überzeit in der Tapetendruckerei 569- Fabrikgesetzgebung 313 Tauschwert 50-53 74 75 80 94 97 102 103 117 145 164 166 172-174 250- Erscheinungsforrn des Werts 53 62- siehe auch Wertform Technik 328 334 358 381 396 442 456 474 486 511 631 632- siehe auch Maschine, Maschinerie Technologie 54 501 510 512 528- Geschichte der T. 392 393 Teilung der Arbeit siehe Arbeitsteilung Telegraphie 502 Teuerung 551 Theologie- Legende vom theologischen Sündenfall 741
#945# Sachregister --

- Töpferei Lage der Arbeiter 260 261 282- Kinderarbeit 259 260- Stücklohn 578- Fabrikgesetzgebung 313 499 500 506 Trade Union 267 578 582 669- gesetzliche Anerkennung 769 Transportindustrie- und Weltmarkt 469- siehe auch Kommunikationsmittel Tribut 177 625 Trucksystem 190 493 696 Tuchmanufaktur 357 Türkei 155 777 Überarbeit (Überzeit) 267 268 487 501 502 568 569 572 573 575 578 665 Überbau - Basis und Ü. 96 99 379 392 393 507 643- juristischer und politischer Ü. 96 Überproduktion 615 663 668 Übervölkerung, relative 283 284 416 459 475 657-670 674 675 691 732 733 736 796 801- ihre verschiednen Existenzformen 670 bis 673- Folge der kapitalistischen Anwendung der Maschinerie 429 430 454 551- und industrieller Zyklus 661-663 666 670- agrikole Ü. 667 720-722 725 732- Ricardo über Ü. 455 660- siehe auch Arbeitslosigkeit, Reservearmee Uhrenmanufaktur- klassisches Beispiel der heterogenen Manufaktur 362-364 Unfälle 449 450 505 523-525 Unterbeschäftigung 567 568 579 580 Ursache und Wirkung 662 664 ursprängliche Akkmulation des Kapitals 453 454 594 595 610 652 653 741-791- ihre Methoden 742-761 787 788 790- ihre Hauptmomente 765 766 773 779-785 Vagabundage- Gesetze gegen V. 762-765 Vereinigte Staaten von Amerika 484 527-529 784 792- ökonomische Entwicklung 475 Vereinigte Staaten von Amerika- Sklaverei 467 787- Sklaverei lähmte Arbeiterbewegung 318- Einwanderung 284 740 792 799 801- Fabrikgesetzgebung 287 Verelendung 212 269 454 455 512 528 529 626 bis 629 641-643 _646_ _647_ _792_ _793_ siehe auch Akkumulation, allgemeines Gesetz der kapitalistischen Arbeitslosigkeit, Pauperismus, Reservearmee, Übervölkerung, Überarbeit Vergesellschaftung der Arbeit 790 791 Verhältnisse- gesellschaftliche V. im europäischen Mittelalter 91 92- Personifikation ökonomischer V. 100 Verleger 380 Vermittler 772 773 Verschwendung- der Feudalherrn 620 622- der Kapitalisten 620 621 687- von Arbeitskraft 416 486 552- von Material 351- siehe auch Raubbau Versicherungsgesellschaften 218 Verteilung 93 Vertungsprozeß 200-213 223 329 351 454 556- Maschinerie im V. 408 Vorarbeiter 443 577 Vorratbildung 615 Vulgärökonomie 20 21 94 96 128 323 325 526 530 541 544 545 561 562 587 588 623 624 638- im Gegensatz zur klassischen politischen Ökonomie 95- deutsche V. über "Das Kapital" 22- Vulgarisierung der Ricardoschen Theorie in England 20- über die Entstehung des Mehrwerts 231 237-243 539- über den Wert 69- über das Geld 107- unterstellt, daß Nachfrage und Zufuhr sich decken 173- Verdrängung von Arbeitern durch Maschinerie 461-465- siehe auch Apologetik, Malthusianismus
#946# Anhang und Register --

Wanderarbeiter 693 694 Ware _128_ 147- Analyse der W. 11 49 85 95 184 213- Produkt selbständiger und voneinander unabhängiger Privatarbeit 57 87- ihr Doppelcharakter 49-53 55-62 74 75 85 87 100- ihre Verdoppelung in Ware und Geld 102 109 119- ihr Fetischcharakter 85-98 108 Warenform 117- allgemeinste und unentwickeltste Form der bürgerlichen Produktion 97 Warenkunde 50 Warenproduktion 88 161 184 366 613- ihre historischen Bedingungen 183 184- in den verschiedensten Produktionsweisen 128 184- allgemeine Voraussetzung der kapitalistischen Produktionsweise 374- gesellschaftliche Arbeitsteilung- Existenzbedingung der W. 56 57 Warenzirkulation 126-132 134-139 144 145 148 149 161-179 184- Formel der einfachen W. 161-167- keine Quelle von Mehrwert 171-179 Wasserkraft 397 398 635 Wasserregelung (Kanalisation) 537 Webstuhl 392 394 402 404 453 455 458 468 472 Wechselkurs 158-160- Ricardo über W. 158 Welthandel 156 158 161 468 469 Weltmarkt 156-159 161 375 405 474-477 479 503 584 587 627 662 744 788 790 englisches Maß und Gewicht auf dem W. 34- Überfüllung des W. 457 476 Werkzeug 361 362 391-396 398 Wert 49-88 94 97 98 100-103 110 172-175 180 201-203 205 214-220 231 334 557- Analyse des W. 94 95- ein gesellschaftliches Verhältnis 62 66 71 72 74-77 81 85-89 93 95 97 98 105 122- bloße Gallerte unterschiedsloser menschlicher Arbeit 52 59 65 72 77 81- Maß der Werte 109 113- individueller und gesellschaftlicher W. 336- Geschichte der Werttheorie 11- Vulgärökonomie über W. 94 95- Bailey über W. 77- Petty über W. 116- Ricardo über W. 94 95 98 202 557 633- Say über W. 560- Smith über W. 61 95 Wertform 11 12 55 62-84 95 103 105- Analyse der W. 64 65 73 74- Entwicklung der W. 62 76- einfache W. 63-77- relative W. 63-71 76 78 81 101- Äquivalentform 63 64 76 78 81 82 106 107- allgemeine Äquivalentform 81-85 103- drei Eigentichkeiten der Äquivalentform 70-73- totale oder entfaltete W. 76-79- entfaltete relative W. 77-83- allgemeine W. 79-85- Geldform 11 12 62 73 83-85 103 110- Aristoteles über W. 73 74- Bailey über W. 64 Wertgesetz _54_ _55_ 89 202 325 336-338 377 548 558 559 584- Anwendung des W. auf verschiedene Nationalarbeitstage 548 584 Wertgröße 53-55 60 61 67-70 78 80 81 85 90 94 95 107 116 117 164 165 169 172 557- ihre Messung 53 54 89- Möglichkeit der Abweichung des Preises von der W. 117 Wertprodukt 227 547-549 553 554 561 Wertsubstanz 52 53 55 58-60 65 74 Wertwechsel 147 Wertzeichen 217 Wesen und Einung 557 559 562 564 565 594 Wetteifer 345 348 Widersprüche 128 151 152 324 325 429 430 465 558 561 587- Methode zur Lösung von W. 118 119- Entwicklung der Widersprüche- einzig geschichtlicher Weg zur Umgestaltung einer geschichtlichen Produktionsform 512- Hegelscher "Widerspruch" - Springquelle aller Dialektik 623- beim Warenaustausch 118
#947# Sachregister --

Widersprüche- der kapitalistischen Produktion 511 512 526- in der Bewegung der Körper 118 119 Wissenschaft 11 31- Forschungsmethoden in der W. 12- Revolution in den Fachausdrücken einer W. 37- Gebrauch derselben termini technici in verschiedenem Sinn 231- als Produktivkraft der Arbeit 54 382 407 408 631 632 636 652- als selbständige Potenz des Arbeitsprozesses 674- bewußte technische Anwendung 790- bewußte technologische Anwendung in der Agrikultur 528- in den Dienst des Kapitals gepreßt 382 383 407 408 460- siehe auch Naturwissenschaft Wohnungsverhältnisse 488 603 683- der städtischen Arbeiter 686-693 698- in Bergwerksbezirken 695-697- auf dem Lande 710-721 734 Wollausfuhr 475 Wollindustrie 374 400 444 633- Zahl der Beschäftigten 470-473 659- Verminderung der Kinderarbeit 415- Fabrikgesetzgebung 295 Wucherkapital 161 178 179 533 619 778- Luther über das W. 619 Yeomanry 748 750 751 Zehnstundenagitation 238 300 301 308 Zehnstundengesetz 241-243 297 298 300-302 305 306 308 309 319 320 570 Zentralisation des Kapitals 654-658 679 790 791 801 Ziegelei 487 488 Zins 243 411 589 617 778- Bruchstück des Mehrwerts 614- Aristoteles über Z. 179 Zölibat 644 645 676 Zündholzermanufaktur- Kinderarbeit 261- Fabrikgesetzgebung 313 500 Zünfte 326 327 341 359 360 379 385 452 533 743 766 778 Zwang, ökonomischer 765 Zwischenmeister 486 497 577
#948#

(leer)
#949# --

Inhalt

Karl Marx - Vorwort zur ersten Auflage 11
Karl Marx - Nachwort zur zweiten Auflage 18
Karl Marx - Vor- und Nachwort zur französischen Ausgabe 31
Friedrich Engels - Zur dritten Auflage 33
Friedrich Engels - Vorwort zur englischen Ausgabe 36
Friedrich Engels - Zur vierten Auflage 41

ERSTES BUCH
Der Produktionsprozeß des Kapitals

ERSTER ABSCHNITT
Ware und Geld
Erstes Kapitel.
Die Ware 49
1. Die zwei Faktoren der Ware: Gebrauchswert und Wert (Wertsubstanz, Wertgröße) 49
2. Doppelcharakter der in den Waren dargestellten Arbeit 56
3. Die Wertform oder der Tauschwert 62
A. Einfache, einzelne oder zufällige Wertform 63
1. Die beiden Pole des Wertausdrucks: Relative Wertform und Äquivalentform 63
#950# Inhalt --

2. Die relative Wertform 64
a) Gehalt der relativen Wertform 64
b) Quantitative Bestimmtheit der relativen Wertform 67
3. Die Äquivalentform 70
4. Das Ganze der einfachen Wertform, 74
B. Totale oder entfaltete Wertform 77
1. Die entfaltete relative Wertform 77
2. Die besondre Äquivalentform 78
3. Mängel der totalen oder entfalteten Wertform 78
C. Allgemeine Wertform 79
1. Veränderter Charakter der Wertform 79
2. Entwicklungsverhältnis von relativer Wertform und Äquivalentform 81
3. Übergang aus der allgemeinen Wertform zur Geldform 83
D. Geldform 84
4. Der Fetischcharakter der Ware und sein Geheimnis 85
Zweites Kapitel.
Der AustauschProzeß 99

Drittes Kapitel.
Das Geld oder die Warenzirkulation 109
1. Maß der Werte 109
2. Zirkulationsmittel 118
a) Die Metamorphose der Waren 118
b) Der Umlauf des Geldes 128
c) Die Münze. Das Wertzeichen 138

3. Geld 143
a) Schatzbildung 144
b) Zahlungsmittel 148
c) Weltgeld 156


ZWEITER ABSCHNITT
Die Verwandlung von Geld in Kapital
Viertes Kapitel. Verwandlung von Geld in Kapital 161
1. Die allgemeine Formel des Kapitals 161
2. Widersprüche der allgemeinen Formel 170
3. Kauf und Verkauf der Arbeitskraft 181
#951# Inhalt --

DRITTER ABSCHNITT
Die Produktion des absoluten Mehrwerts

Fünftes Kapitel. Arbeitsprozeß und Verwertungsprozeß 192
1. Arbeitsprozeß 192
2. Verwertungsprozeß 200

Sechstes Kapitel. Konstantes Kapital und variables Kapital 214

Siebentes Kapitel. Die Rate des Mehnwts 226
1. Der Exploitationsgrad der Arbeitskraft 226
2. Darstellung des Produktenwerts in proportionellen Teilen des Produkts 234
3. Seniors "Letzte Stunde" 237
4. Das Mehrprodukt 243

Achtes Kapitel. Der Arbeitstag 245
1. Die Grenzen des Arbeitstags 245
2. Der Heißhunger nach Mehrarbeit. Fabrikant und Bojar 249
3. Englische Industriezweige ohne legale Schranke der Exploitation 258
4. Tag- und Nachtarbeit. Das Ablösungssystem 271
5. Der Kampf um den Normalarbeitstag. Zwangsgesetze zur Verlängerung des Arbeitstags von der Mitte des 14. bis zu Ende des 17. Jahrhunderts 279
6. Der Kampf um den Normalarbeitstag. Zwangsgesetzliche Beschränkung der Arbeitszeit. Die englische Fabrikgesetzgebung von 1833-1864 294
7. Der Kampf um den Normalarbeitstag. Rückwirkung der englischen Fabrikgesetzgebung auf andre Länder 315 Neuntes Kapitel. Rate und Masse des Mehrwerts 321


VIERTER ABSCHNITT Die Produktion des relativen Mehrwerts
Zehntes Kapitel. Begriff des relativen Mehrwerts 331

Elftes Kapitel. Kooperation 341
#952# Inhalt --

Zwölftes Kapitel. Teilung der Arbeit und Manufaktur 356
1. Doppelter Ursprung der Manufaktur 356
2. Der Teilarbeiter und sein Werkzeug 359
3. Die beiden Grundformen der Manufaktur heterogene Mannfaktur und organische Manufaktur 362
4. Teilung der Arbeit innerhalb der Manufaktur und Teilung der Arbeit innerhalb der Gesellschaft 371
5. Der kapitalistische Charakter der Manufaktur 380

Dreizehntes Kapitel. Maschinerie und große Industrie 391
1. Entwicklung der Maschinerie 391
2. Wertabgabe der Maschinerie an das Produkt 407
3. Nächste Wirkungen des maschinenmäßigen Betriebs auf den Arbeiter 416
a) Aneignung zuschüssiger Arbeitskräfte durch das Kapital. Weiber- und Kinderarbeit 416
b) Verlängmng des Arbeitstags 425
c) Intensifikation der Arbeit 431
4. Die Fabrik 441
5. Kampf zwischen Arbeiter und Maschine 451
6. Die Kompensationstheorie bezüglich der durch Maschinerie verdrängten Arbeiter 461
7. Repulsion und Attraktion von Arbeitern mit Entwicklung des Maschinenbetriebs. Krisen der Baumwollindustrie 470
8. Revolutionierung von Manufaktur, Handwerk und Hausarbeit durch die große Industrie 483
a) Aufhebung der auf Handwerk und Teilung der Arbeit beruhenden Kooperation 483
b) Rückwirkung des Fabrikwesens auf Manufaktur und Hausarbeit 485
c) Die moderne Manufaktur 486
d) Die moderne Hausarbeit 489
e) Übergang der modernen Manufaktur und Hausarbeit zur großen Industrie. Beschleunigung dieser Revolution durch Anwendung der Fabrikgesetze auf jene Betriebsweisen 494
9. Fabrikgesetzgebung. (Gesundheits- und Erziehungsklauseln.) Ihre Verallgemeinerung in England 504
10. Große Industrie und Agrikultur 527
#953# Inhalt --

FÜNFTER ABSCHNITT Die Produktion des absoluten und relativen Mehrwerts
Vierzehntes Kapitel. Absoluter und relativer Mehrwert 531

Fünfzehntes Kapitel. Größenwechsel von Preis der Arbeitskraft und Mehrwert 542
I. Größe des Arbeitstags und Intensität der Arbeit konstant (gegeben), Produktivkraft der Arbeit variabel 543
II. Konstanter Arbeitstag, konstante Produktivkraft der Arbeit, Intensität der Arbeit variabel 547
III. Produktivkraft und Intensität der Arbeit konstant, Arbeitstag variabel 548
IV. Gleichzeitige Variationen in Dauer, Produktivkraft und Intensität der Arbeit 550

Sechzehntes Kapitel. Verschiedne Formeln für die Rate des Mehrwerts 553

SECHSTER ABSCHNITT Der Arbeitslohn
Siebzehntes Kapitel. Verwandlung von Wert resp. Preis der Arbeitskraft in Arbeitslohn 557

Achtzehntes Kapitel. Der Zeitlohn 565

Neunzehntes Kapitel. Der Stücklohn 574

Zwanzigstes Kapitel. Nationale Verschiedenheit der Arbeitslöhne 583

SIEBENTER ABSCHNITT Der Akkumulationsprozeß des Kapitals
Einundzwanzigstes Kapitel. Einfache Reproduktion 591

Zweiundzwanzigstes Kapitel. Verwandlung von Mehrwert in Kapital 605
1. Kapitalistischer Produktionsprozeß auf erweiterter Stufenleiter. Umschlag der Eigentumsgesetze der Warenproduktion in Gesetze der kapitalistischen Aneignung 605
#954# Inhalt --

2. Irrige Auffassung der Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter seitens der politischen Ökonomie 614
3. Teilung des Mehrwerts in Kapital und Revenue. Die Abstinenztheorie 617
4. Umstände, welche unabhängig von der proportionellen Teilung des Mehrwerts in Kapital und Revenue den Umfang der Akkumulation bestimmen. Exploitationsgrad der Arbeitskraft Produktivkraft der Arbeit Wachsende Differenz zwischen angewandtem und konsumiertem Kapital Größe des vorgeschoßnen Kapitals 625
5. Der sogenannte Arbeitsfonds 636

Dreiundzwanzigstes Kapitel. Das allgemeine Gesetz der kapitalistischen Akkumulation 640
1. Wachsende Nachfrage nach Arbeitskraft mit der Akkumulation, bei gleichbleibender Zusammensetzung des Kapitals 640
2. Relative Abnahme des variablen Kapitalteils im Fortgang der Akkumulation und der sie begleitenden Konzentration 650
3. Progressive Produktion einer relativen Übervölkerung oder industriellen Reservearmee 657
4. Verschiedne Existenzformen der relativen Übervölkerung. Das allgemeine Gesetz der kapitalistischen Akkumulation 670
5. Illustration des allgemeinen Gesetzes der kapitalistischen Akkumulation 677
a) England von 1846-1866 677
b) Die schlechtbezahlten Schichten der britischen industriellen Arbeiterklasse 684
c) Das Wandervolk 693
d) Wirkung der Krisen auf den bestbezahlten Teil der Arbeiterklasse 697
e) Das britische Ackerbauproletariat 701
f) Irland 726

Vierundzwanzigstes Kapitel. Die sogenannte ursprüngliche Akkumulation 741
1. Das Geheimnis der ursprünglichen Akkumulation 741
2. Expropriation des Landvolks von Grund und Boden 744
3. Blutgesetzgebung gegen die Expropriierten seit Ende des 15. Jahrhunderts. Gesetze zur Herabdrückung des Arbeitslohns 761
4. Genesis der kapitalistischen Pächter 770


#955# Inhalt --

5. Rückwirkung der agrikolen Revolution auf die Industrie. Herstellung des innern Markts für das industrielle Kapital 773
6. Genesis des industriellen Kapitalisten 777
7. Geschichtliche Tendenz der kapitalistischen Akkumulation 789

Fünfundzwanzigstes Kapitel. Die moderne Kolonisationstheorie 792


Anhang und Register

Fremdsprachige Zitate 805
Anmerkungen 843
Literaturverzeichnis 863
Personenverzeichnis 893
Verzeichnis literarischer, biblischer und mythologischer Namen 915
Erklärung der Fremdwörter, der fremdsprachigen und seltenen Ausdrücke 917
Verzeichnis der Gewichte, und Münzen 924 Erklärung der Abkürzungen 926
Register 927

Illustrationen

Karl Marx (Porträt, 1867) gegenüber Seite 8
Marx' Brief an Engels vom 16. August 1867 9
Titelblatt der Erstausgabe des ersten Bandes des "Kapitals" 13
Titelblatt der ersten russischen Ausgabe des ersten Bandes des "Kapitals" 23
Marx' Brief an La Châtre, den Verleger des ersten Bandes des "Kapitals" in französischer Sprache 29
AmiPro-Ausgabe K&D (Gruppe Kritik und Diskussion), Hamburg 06.09.1997
Nach Vorlage eines Unbekannten (http://www.berlinet.de/trend/archiv/mew23.zip).
Einfügung der fehlenden Seiten 558-564 nach der Vorlage von Akama Michio, Hans Ehrbar und Hinrich Kuhls (http://www.cpm.ll.ehime-u.ac.jp/AkamacHomePage /Akamac_E-text/Kapital /Kapital.html. )