http://www.fsfeurope.org/documents/rms-fs-2006-03-09.de.html Mitschrift einer Rede von Richard Stallman über die Freie-Software-Bewegung, Zagreb; 2006-03-09
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Die Freie-Software-Bewegung und die Zukunft der Freiheit; 9. März 2006

Dies ist die Übersetzung einer Rede von Richard Stallman über die Freie-Software-Bewegung in Zagreb am 9. März 2006. Der Vortrag wurde in Englisch gehalten.

Richard Stallman gründete 1983 das GNU-Projekt und damit die Freie-Software-Bewegung. Stallman ist Präsident der FSF, einer Schwesterorganisation der FSFE.

Ciarán O'Riordan übernahm die englische Mitschrift. Bitte unterstützen sie Arbeiten wie diese durch Mitgliedschaft im Fellowship der FSFE, durch Spenden an die FSFE, und dadurch, dass Sie andere dazu zu ermutigen, das selbe zu tun.

Eine Audioaufnahme des Vortrages finden Sie online auf:

Übersetzung der Mitschrift

(Zum Menü) [Sektion: Was ist Freie Software? ]

[00:03:10]

Richard Stallman: Was ist Freie Software? Freie Software bedeutet Software, die die Freiheit des Nutzers respektiert. Software, die Ihnen zur Verfügung steht, ihre Freiheiten jedoch nicht respektiert, ist proprietäre Software oder unfreie Software.

Proprietäre Software hält die Nutzer getrennt und hilflos. Getrennt, weil es jedem Nutzer verboten ist, mit anderen zu teilen, und hilflos, weil die Nutzer keinen Zugang zum Quellcode haben. Und so können sie nichts ändern; sie können nicht einmal sagen, was das Programm tatsächlich macht.

Aber Freie Software, die glaube ich [auf kroatisch] in "slobodni softver" übersetzt wird, ist Software, die die Freiheit der Nutzer respektiert. Was meine ich damit? Denn es ist niemals genug nur zu sagen: "Ich bin für Freiheit", die entscheidende Frage ist immer: Welche essentiellen Freiheiten sollte jeder haben?

[00:04:27]

Es gibt vier essentielle Freiheiten für den Nutzer eines Programms.

  • Freiheit 0 ist die Freiheit das Programm nach Belieben zu nutzen, zu jedem Zweck.
  • Freiheit 1 ist die Freiheit den Quellcode des Programms zu studieren und zu ändern, damit es tut, was Sie wollen.
  • Freiheit 2 ist die Freiheit, Ihren Nächsten zu helfen. Das ist die Freiheit, Kopien anzufertigen und sie an andere zu verteilen, wenn Sie möchten.
  • Freiheit 3 ist die Freiheit, Ihrer Gemeinschaft zu helfen. Das ist die Freiheit, veränderte Versionen zu verteilen oder zu veröffentlichen, wenn Sie möchten.

Mit all diesen vier Freiheiten ist das Programm Freie Software. Wenn eine dieser Freiheiten wesentlich fehlt - nicht genügend vorhanden ist - dann ist das Programm proprietäre Software, was bedeutet, dass es unter einem unethischen System verteilt wurde und somit nicht benutzt werden sollte, ja gar nicht erst entwickelt werden sollte.

[00:05:45]

Beachten Sie bitte, dass der Großteil an Software, fast die gesamte Software, weder frei noch proprietär ist. Es ist maßgeschneiderte Software, die für einen bestimmten Nutzer entwickelt wurde. Wenn dieser eine Nutzer alle diese Freiheiten hat, wenn er die vollen Rechte an der Software hat, dann können Sie sagen, in einem banalem Sinn, dass dies Freie Software ist. Es gibt nur einen Nutzer und dieser ist frei. Niemand ist unterjocht worden, niemand ist schlecht behandelt worden auf diese Weise. Natürlich gibt es immer andere ethische Fragen, die hier eine Rolle spielen könnten. Es gibt viele ethische Fragen im Leben, aber in dieser speziellen Frage, wenigstens in diesem Fall, ist nichts falsch gemacht worden.

(zum Menü ) [Sektion: Warum sind dies essentielle Freiheiten?]

Aber warum sind diese vier Freiheiten essentiell? Warum soll man Freie Software so definieren?

(Zum Menü) [Sektion: Freiheit 2]

Freiheit 2 ist essentiell aus fundamentalen ethischen Gründen, damit Sie aufrichtig leben können, ein moralisches Leben als Mitglied Ihrer Gesellschaft. Wenn Sie ein Programm benutzen, das Ihnen nicht Freiheit #2 gibt, laufen Sie Gefahr, dass Sie in ein moralisches Dilemma fallen. Wenn Ihr Freund sagt: "Das ist ein tolles Programm, kann ich eine Kopie davon haben? " In diesem Moment müssen Sie sich zwischen zwei Übeln entscheiden. Das eine Übel ist: Sie geben dem Freund eine Kopie und verletzen die Lizenz des Programms. Das andere Übel ist: Sie verweigern Ihrem Freund die Kopie und befolgen die Lizenz des Programms.

Wenn Sie einmal in dieser Situation sind, dann sollten Sie das kleinere Übel wählen. Das kleinere Übel ist, Ihrem Freund die Kopie zu geben und die Lizenz zu verletzen.

[Gelächter]

Nun, warum ist dies das kleinere Übel? Der Grund ist der, dass wir annehmen können, dass Ihr Freund Sie bisher gut behandelt hat und als nette Person Ihre Kooperation verdient. Der Grund, warum wir das annehmen können, ist, da Sie andernfalls, wenn eine üble Person, die Sie nicht wirklich mögen, Sie um Hilfe bittet, Sie natürlich sagen können "Warum sollte ich dir helfen?" Das ist also ein leichter Fall. Das Problem besteht nur, wenn die Person nett zu Ihnen und anderen war und Sie ihr normalerweise helfen wollen würden.

Wohingegen der Entwickler des Programms absichtlich die soziale Solidarität in Ihrer Gemeinschaft angegriffen hat. Absichtlich versucht, Sie von jedem anderen auf dieser Welt zu trennen. Wenn Sie also so oder so etwas Falsches tun müssen, dann ist es doch besser, dieses Falsche richtet sich gegen jemanden, der es verdient, jemanden, der etwas falsches getan hat, als jemandem zu schaden, der nichts falsch gemacht hat.

Wie auch immer, das kleinere Übel zu wählen bedeutet nicht, etwas Gutes zu tun. Es ist niemals gut - nicht völlig - ein Abkommen zu treffen und es dann zu brechen. Es mag die richtige Entscheidung sein es zu tun, aber es ist nicht völlig in Ordnung.

Das Einzige im Softwarebereich was schlimmer ist als eine unerlaubte Kopie eines proprietären Programms ist eine erlaubte Kopie dieses Programms. Denn diese fügt der gesamten Gemeinschaft den gleichen Schaden zu, und zusätzlich profitiert der Täter (normalerweise der Entwickler) auch noch davon.

Wenn sie einmal darüber nachgedacht haben und das Wesen dieses Dilemmas erkannt haben, sollten Sie wirklich dafür sorgen, nicht in dieses Dilemma zu geraten. Es gibt zwei Wege, dies zu tun. Der eine, den die Entwickler proprietärer Software vielleicht bevorzugen, ist: keine Freunde zu haben.

[Gelächter]

Der andere ist: Nutzen sie keine proprietäre Software.

[00:10:25]
[00:11:25]

Wenn sie keine proprietäre Software benutzen bedeutet das, dass Sie niemals riskieren, in dieses Dilemma zu geraten. Wenn ein Freund mich nach einer Kopie eines Programms fragt, werde ich mich niemals in diesem Dilemma befinden, denn ich kann immer ganz legal zustimmen, weil ich nur Freie Software akzeptiere. Wenn mir jemand ein Programm anbietet, das reizvoll für mich ist - unter der Bedingung, dass ich es nicht mit Ihnen teilen darf - dann werde ich ablehnen, denn ich möchte immer in einer Lage sein, in der ich mich für nichts schämen muss.

Die elementarste Ressource jeder Gesellschaft ist keine physische Ressource, es ist eine psycho-soziale Ressource. Es ist der Geist des guten Willens; der Geist gegenseitigen Helfens. Es ist kein Zufall, dass die Weltreligionen seit tausenden von Jahren für den Geist des guten Willens werben. Denn wenn sie das Aufkommen dieses Geistes nur ein bisschen anheben können, verbessert dies das Leben für jedermann.

Was bedeutet es nun, wenn mächtige soziale Institutionen sagen, dass es falsch ist zu teilen? Was bewirken sie damit? Sie verseuchen diese lebenswichtige Ressource, etwas, das sich keine Gesellschaft leisten kann. In keiner Gesellschaft gibt es zu viel Wohlwollen. Keine Gesellschaft kann es sich leisten, etwas davon zu verheizen.

Und was bedeutet es, wenn sie sagen, wenn Sie mit Ihren Nachbarn teilen, dann sind sie ein Pirat? Was machen sie damit? Sie versuchen, das Helfen des Nächsten mit dem Attackieren von Schiffen gleichzusetzen. Und nichts könnte falscher sein als das, denn Schiffe zu kapern ist sehr sehr böse, aber seinen Nächsten zu helfen ist bewundernswert.

Und was bedeutet es, wenn sie jahrelange Haftstrafen gegen Menschen verhängen, die ihren Nächsten helfen? Wie viel Furcht braucht es, bis Ihre Nachbarn zu ängstlich sind, Ihnen zu helfen, oder bis Sie zu ängstlich sind mit ihnen zu teilen?

[00:14:07]

Dieser Grad an Angst, diese Terrorkampagne, ist das, was die Entwickler unfreier Software versuchen, über die Menschen weltweit zu bringen. Und ich gebrauche den Ausdruck "Terrorkampagne" nicht nur um zu zeigen, wie sehr ich dies missbillige, sondern weil bis jetzt in wenigstens zwei Ländern, die Entwickler proprietärer Software den Menschen, die unerlaubte Kopien besitzen, damit Angst machen, im Gefängnis vergewaltigt zu werden. Ich denke, Menschen mit Vergewaltigung zu drohen, rechtfertigt den Begriff Terrorkampagne. Ich denke, wir sollten ihre Terrorkampagne beenden. Wir sollten nicht zulassen, dass sie fortgeführt wird.

[00:14:53]

Das ist der Grund für Freiheit Nummer zwei, die Freiheit, Ihren Nachbarn zu helfen. Die Freiheit, Kopien anzufertigen und sie an andere zu verteilen.

(Zum Menü) [Sektion: Freiheit 0]

Freiheit 0 ist aus einem völlig anderen Grund nötig. Das ist die Freiheit, das Programm zu jedem beliebigen Zweck zu nutzen. Es mag schockieren, aber es gibt proprietäre Programme, die Ihnen nicht einmal diese magere Freiheit lassen. Sie begrenzen, wie häufig Sie das Programm benutzen können, oder wann, oder wie, oder für welche Arbeiten, zu welchem Zweck.

Es liegt auf der Hand, dass das keine Kontrolle über den eigenen Computer bedeutet. Also ist Freiheit 0 nötig, um die Kontrolle über den eigenen Computer zu haben. Aber es ist nicht genug, denn das ist nur die Freiheit zu tun oder zu lassen, was auch immer der Entwickler bereits für Sie entschieden hat.

(Zum Menü) [Sektion: Freiheit eins]

Um wirklich die Kontrolle über Ihren eigenen Computer zu gewinnen, müssen Sie die Entscheidungen vom Entwickler wegnehmen, damit Sie sie selbst treffen können. Dafür brauchen sie Freiheit Nummer eins, die Freiheit denn Quellcode des Programms zu erforschen und so zu ändern, dass er macht, was Sie wollen. Wenn Sie diese Freiheit nicht besitzen, können Sie nicht einmal sagen, was das Programm macht.

Gestern wurde mir gesagt, dass Ceauşescu entschied, alle Telefone in Rumänien mit Abhörmechanismen auszustatten - Abhörmaßnahmen für die Regierung. Heute machen Entwickler proprietärer Software etwas ähnliches. Viele unfreie Programme beinhalten arglistige Eigenschaften, um den Nutzer auszuspionieren, ihn einzuschränken oder gar zu attackieren.

Spionageeigenschaften sind recht gebräuchlich. Von einem unfreien Programm, welches den Nutzer ausspioniert, haben Sie vielleicht schon mal gehört, es nennt sich Windows XP. Wenn der Windows-XP-Nutzer, und ich sage nicht "Sie", da Sie niemals so ein Programm benutzen würden, wenn der Nutzer von Windows XP seine eigenen Dateien nach einem bestimmten Wort durchsucht, dann sendet Windows eine Nachricht und meldet das Wort, nachdem gesucht wurde. Das ist eine Spionageeigenschaft.

Dann, wenn Windows nach einem Update fragt, um die letzten Änderungen herunterzuladen, dann sendet es eine Liste der kompletten Software, die auf dem System installiert wurde. Das ist eine weitere Spionageeigenschaft.

Es war nicht leicht diese Eigenschaften herauszufinden. Ich glaube nicht, dass Microsoft den Leuten erzählt, dass sie auf diese Weise ausspioniert werden. Sie setzen wahrscheinlich etwas in die Lizenzvereinbarung, welche besagt ""Sie erklären sich damit einverstanden, dass sämtliche Daten, die nötig sind um wasauchimmer bla bla bla"". Und die Nutzer machen sich nicht einmal die Mühe, das zu lesen. Und wenn sie es läsen, dann würde es ihnen nichts sagen.

Tatsächlich ist es so, dass einige clevere Untersuchungen notwendig waren, um herauszufinden, dass Windows die Liste der installierten Software sendet, denn sie wird verschlüsselt übertragen.

[00:18:45]

Aber das Ausspionieren der Nutzer ist nicht auf Windows begrenzt. Windows Media Player spioniert ebenso. Es ist so, dass er eine vollständige Überwachung durchführt. Er meldet jede Seite, die der Nutzer sich ansieht.

Denken Sie bitte nicht, das diese Art von Arglist auf Microsoft begrenzt ist. Microsoft ist nur einer unter vielen Entwicklern von Nutzer-unterjochender Software. Realplayer macht das Gleiche. Es überwacht den Nutzer vollständig, meldet jede Seite, die der Nutzer sich ansieht.

Das gleiche gilt für Tivo. Und Tivo ist ein interessanter Fall, weil viele in der Freie-Software-Gemeinschaft Tivo lobten, als es herauskam. Tivo nutzt eine Menge Freier Software. Es beinhaltet ein GNU/Linux-System.

Und so sagten manche:" "Oh, wie toll! Sie nutzen unsere Software, sie profitieren von uns, wir sollten glücklich sein."" Unglücklicherweise enthält Tivo auch unfreie Software und bespitzelt den Nutzer. Es meldet alles, was der Nutzer sich ansieht.

Dies zeigt, dass dies nicht genug ist, unser Ziel muss darüber hinausgehen, dass sie Freie Software benutzen. Das Ziel muss sein, dass sie keine unfreie Software benutzen, dass wir keine unfreie Software benutzen. Wenn Sie Ihre Freiheit behalten wollen, dann müssen Sie jedes Programm ablehnen, dass sie Ihnen nimmt. Und jedes unfreie Programm nimmt sie Ihnen.

Einen Computer zu bekommen, der etwas Freie Software enthält, teilweise Freie Software, bedeutet nicht, dass dieser Computer Ihre Freiheit respektiert. Er respektiert sie nur teilweise.

[00:21:00]

Arglistige Eigenschaften gehen über Bespitzelungen hinaus. Zum Beispiel gibt es da die Funktionalität, nicht zu funktionieren. Dass das Programm sagt:" "Ich werde Ihnen diese Datei nicht anzeigen. Ich möchte nicht, dass Sie einige Zeilen dieser Datei kopieren. Ich werde diese Datei nicht für Sie ausdrucken, weil ich Sie nicht genug mag."" Dies ist auch bekannt als DRM - Digital Restrictions Management, die beabsichtigte Eigenschaft nicht zu funktionieren.

Und dann gibt es da noch Hintertüren. Es gab ein unfreies Programm, das vor einigen Jahren freigegeben wurde. Und als die Nutzer damals den Quellcode einsehen konnten, entdeckten sie, dass es seit Jahren eine Hintertür besaß.

Das hätten sie nicht herausfinden können, als das Programm noch proprietär war. Sie konnten nicht wissen, dass es diese Hintertür gab. Erst als es frei wurde, konnten sie sie finden und natürlich haben sie sie entfernt.

Ein proprietäres Programm, dass Sie möglicherweise kennen und eine Hintertür enthält, ist Windows XP. Wenn Windows XP nach einem Upgrade fragt, kennt Microsoft die Identität des Nutzers, so kann Microsoft dem Nutzer ein Upgrade liefern, dass speziell für ihn entworfen wurde. Was bedeutet das? Es bedeutet, dass dieser Nutzer vollständig der Gnade Microsofts ausgeliefert ist. Microsoft kann was auch immer mit ihm tun.

Es gibt ein Stück von Microsofts Server Software, in der 1999 eine Hintertür für die NSA (die Nationale Sicherheitsbehörde der USA) entdeckt wurde. Sie können unfreier Software nicht vertrauen. Unfreie Software gibt dem Entwickler Macht über den Nutzer, und innerhalb dieser Macht gibt es viele Möglichkeiten, sie gegen den Nutzer zu verwenden. Manche Entwickler proprietärer Software tun dies - und andere nicht. Natürlich können Sie niemals sagen, mit welcher Klasse Sie es zu tun haben, außer wenn Sie eine arglistige Eigenschaft entdecken, aber davon abgesehen wissen Sie es nicht.

Aber nehmen wir mal eins der Programme von Entwicklern, die keine böswilligen Eigenschaften einbauen - denn es gibt einige Entwickler, die ernsthaft versuchen, ein Programm zu schreiben, das dem Nutzer dient.

Sie sind immer noch Menschen. Also machen sie Fehler. Alle Programmierer machen Fehler. Ihr Code enthält immer noch Programmierfehler. Der Nutzer eines unfreien Programms ist einem solchen versehentlichen Fehler ebenso hilflos ausgeliefert wie bei einer beabsichtigten arglistigen Eigenschaft. Ein Nutzer eines unfreien Programms ist ein Gefangener seiner Software.

[00:25:05]

Wir, die Entwickler Freier Software, sind auch nur Menschen. Auch wir machen Fehler, und unsere Programme haben Programmierfehler. Der Unterschied liegt darin, dass, wenn unsere Programme Fehler haben, Sie sie beheben können, weil wir Ihre Freiheit respektiert haben, dies zu tun, den Code zu ändern. Was immer wir auch in die Software eingefügt haben und Sie nicht mögen, Sie können es ändern, denn wir respektieren Ihre Freiheit, dies zu tun.

Aber Freiheit Nummer eins ist nicht genug. Freiheit Nummer eins ist die Freiheit, den Quellcode persönlich zu studieren und zu ändern, damit er macht, was sie wollen. Das ist nicht genug, weil es Millionen Computerbenutzer gibt, die nicht programmieren können. Sie können diese Freiheit nicht direkt ausüben. Aber sogar für Programmierer wie mich ist Freiheit Nummer eins nicht genug, weil es einfach zu viel Freie Software gibt. Niemand kann sie vollständig prüfen und es bewältigen, sämtliche Änderungen zu implementieren, die er haben möchte.

Das geht über die menschliche Kapazität hinaus.

(Zum Menü) [Sektion: Freiheit 3]

Also liegt die einzige Möglichkeit, die Software, die wir nutzen, vollständig zu kontrollieren, darin, zusammenzuarbeiten, zu kooperieren. Und dazu benötigen wir Freiheit Nummer drei, die Freiheit, der Gemeinschaft zu helfen, die Freiheit, veränderte Versionen zu verteilen und zu veröffentlichen, wenn Sie möchten.

Mit dieser Freiheit können wir zusammen die volle Kontrolle über die Software übernehmen. Auf diese Weise entwickelt sich Freie Software demokratisch unter der Kontrolle seiner Nutzer. Nicht im strengen Sinne von Demokratie, wo jeder seine Stimme abgibt und einige anhand des Wahlergebnisses Änderungen umsetzen und jeder bekommt es dann. Stattdessen ist es so, dass, wenn Sie ein freies Programm haben, und eine Menge Menschen wollen Änderungen in diese Richtung, dann werden sie eine Menge Arbeit darin investieren und ihre Verbesserungen veröffentlichen. Auf diese Weise wird das Programm eine Menge Fortschritte in diese Richtung machen.

Während, wenn nur ein paar Leute Fortschritt in diese Richtung wollen, dann können sie es immer noch machen. Sie können es immer noch weiterentwickeln, aber es wird durch den Arbeitsaufwand begrenzt sein, den die Leute bereit sind zu investieren. Und wenn die meisten Menschen die Änderung nicht mögen, dann werden sie weiterhin Ihre eigene Version verwenden. Die Hauptversion wird in diese eine Richtung gehen, aber die anderen Leute, die etwas anderes wollen, können trotzdem ihre eigene Version haben, die sich in die andere Richtung weiterentwickelt.

Wenn es eine Million Menschen gibt, die eine bestimmte Veränderung in einem Freien Programm wollen, dann gibt es aller Wahrscheinlichkeit nach unter ihnen einige Tausend, die programmieren können, und früher oder später werden einige von ihnen sich daran setzen und diese Änderung vornehmen und publizieren ihre modifizierte Version. Danach werden all die Millionen Leute zu der neuen Version wechseln. Demnach können also nur Programmierer direkt Freiheit eins und drei ausüben, aber jeder Nutzer kann direkt Freiheit 0 und 2 ausüben - die Freiheit das Programm auszuführen und zu kopieren - und die Nicht-Programmierer profitieren indirekt von den Freiheiten 1 und 3. Sie können sie nicht direkt ausüben, da sie die Fähigkeit, programmieren zu können, voraussetzen, aber wenn andere diese Freiheiten nutzen, können auch Nicht-Programmierer ihre Vorzüge teilen.

Demnach sind alle diese vier Freiheiten essentiell für alle Nutzer, einschließlich der Nicht-Programmierer, die die Mehrheit der Gesellschaft bilden.

(Zum Menü) [Sektion: Direktes Finanzieren der Entwicklung Freier Software]

Nehmen wir an, es gibt nur tausend Nutzer, die eine bestimmte Änderung in einem freien Programm wünschen, und niemand von ihnen kann programmieren. Sie können noch immer von diesen Freiheiten profitieren. Und zwar so:

Einer von ihnen kann eine Anzeige aufgeben und mit den anderen Kontakt aufnehmen. Sobald dies geschehen ist, können sie eine Organisation gründen.

[00:30:04]

Der Zweck dieser Organisation besteht darin, Geldmittel aufzutreiben, um die Änderungen, die sie möchten, umzusetzen. Die Organisation bestimmt einen Eintrittspreis von 100 Dollar. Nun, diese tausend Leute, wir nehmen an, sie alle wollen diese Änderung, treten bei, und die Organisation verfügt über 100.000 Dollar, mit denen sie vielleicht einige Programmierer für ein Jahr beschäftigen können. Das ist ein Weg, um eine recht große Änderung vorzunehmen.

Wenn sie nur eine kleine Änderung wollten, dann könnten sie vielleicht nur 10 Dollar für den Beitritt verlangen.

Um die Änderung tatsächlich umzusetzen muss die Organisation Programmierer bezahlen, was bedeutet, dass sie zuerst welche finden müssen. Und sie fragen die Programmierer: "Wann können Sie diese Änderung vornehmen und wie viel verlangen Sie dafür?" und dann können sie andere Programmierer fragen "Wann können Sie diese Änderung vornehmen und wie viel verlangen Sie dafür?" und dann können sie beauftragen, wen immer sie wollen.

Dies zeigt, dass Freie Software einen freien Markt für alle Arten von Betreuung und Diensten bietet. Im Gegensatz dazu bedeutet proprietäre Software gewöhnlich ein Monopol für Betreuung, weil nur der Entwickler im Besitz des Quellcodes ist, und nur der Entwickler irgendwelche Änderungen vornehmen kann. Das bedeutet, dass Nutzer, die eine Änderung wollen, den Entwickler bitten müssen: "Bitte, bitte, setze die Änderung um, die wir möchten.". Manchmal sagt der Entwickler: "Bezahlen Sie erstmal, und wir werden ihnen zuhören", und wenn der Nutzer dies tut, dann sagt der Entwickler: "Danke, in sechs Monaten wird es ein Upgrade geben. Kaufen Sie es, und Sie werden sehen, ob wir Ihr Problem gelöst haben, und Sie werden außerdem sehen, welche neuen Probleme wir für Sie auf Lager haben".

[00:32:07]

Bei Freier Software hat jeder eine Kopie, kann jeder den Quellcode untersuchen, ihn beherrschen lernen und damit anfangen, Betreuung dafür anzubieten - auf einem freien Markt. Demnach können Nutzer, die gute Betreuung wirklich schätzen, bessere Betreuung auf einem freien Markt für Freie Software erwarten, als sie ihn durch ein Monopol für Betreuung für proprietäre Software bekommen können.

Und dies zeigt uns etwas Paradoxes: Normalerweise gehen wir nicht von einem Monopol aus, wenn man die Wahl zwischen Produkten hat, aber bei einer Wahl zwischen proprietären Softwarepaketen, die eine bestimmte Arbeit erledigen, gibt es immer noch ein Monopol. Tatsächlich gibt es mehr als ein Monopol. Es handelt sich hierbei um eine Wahl zwischen mehreren Monopolen, denn der arme Nutzer, der sich für dieses proprietäre Programm entscheidet, wird danach an diesen Anbieter gebunden sein. Und wenn er sich für ein anderes proprietäres Programm entscheidet, dann bindet er sich an eben diesen Anbieter, was Betreuung angeht. Es gibt also keine Möglichkeit, einem Monopol aus dem Weg zu gehen.

Dies illustriert ein weiterreichendes Prinzip. Es ist ein Fehler, Freiheit mit "Wahlfreiheit" gleichzusetzen. Freiheit ist etwas sehr viel Größeres als nur die Wahl zwischen einigen Optionen zu haben. Freiheit bedeutet die Kontrolle über Ihr eigenes Leben zu besitzen. Wenn Leute versuchen, Freiheit zu analysieren und sie dabei auf Wahlfreiheit reduzieren, dann haben sie bereits so gut wie alles von ihr weggeworfen, und was übrig bleibt, ist nur ein kleiner Bruchteil von wirklicher Freiheit, von dem sie leicht beweisen können, das er kaum etwas ausmacht. So ist dieser Begriff sehr oft der erste Schritt in dem fälschlichen Argument, dass Freiheit nicht wichtig sei.

In der Lage zu sein, zwischen proprietären Softwarepaketen zu wählen, bedeutet, in der Lage zu sein, seinen Herren und Meister zu wählen. Freiheit bedeutet, keinen Herren und Meister zu haben.

[00:34:45]

Nun habe ich den Grund für Freiheit Nummer drei - die Freiheit, seiner Gemeinschaft zu helfen, die Freiheit eine veränderte Version zu verteilen und zu veröffentlichen, wenn Sie wollen - erklärt. Und damit habe ich die Erklärung der vier Freiheiten abgeschlossen. Wenn ein Programm alle vier dieser essentiellen Freiheiten enthält, dann ist es Freie Software. Wenn eine dieser Freiheiten im Wesentlichen fehlt, dann ist das Programm proprietäre Software, was bedeutet, Sie sollten es nicht benutzen und es sollte erst gar nicht entwickelt werden, nicht auf diese Art.

(Zum Menü) [Sektion: Vergleich Freier mit proprietärer Software]

Ein proprietäres Programm zu entwickeln, bedeutet, Versuchungen für Leute zu entwickeln, ihre Freiheit aufzugeben, und das ist kein positiver Beitrag zur Gesellschaft. Das ist der Punkt, an dem Leute einen Fehler machen, wenn sie versuchen Freie Software mit proprietärer zu vergleichen hinsichtlich der Masse an Software, die entwickelt werden könnte. Das ist als würde man sagen: "Ist es besser, Waffen herzustellen, oder Häuser und Lebensmittel? Nun, lasst uns sehen, von was von den beiden wir mehr herstellen können. Oh, wir können mehr Waffen herstellen, dann lasst uns Waffen herstellen. "

Die Leute stellen die falsche Frage, wenn sie sagen: "Könnten wir mehr proprietäre Software schaffen oder mehr Freie Software", dann verkehren sie die ganze Angelegenheit. Das Beste ist, wenn Sie Freie Software schaffen können, das Nächstbeste ist, wenn sie keine Software machen können, und das Schlimmste ist, wenn sie proprietäre Software schaffen.

[00:36:52]

Ich bin sehr für das Prinzip, Menschen, die etwas zur Gesellschaft beitragen, zu belohnen und Leute, die der Gesellschaft schaden, auf die eine oder andere Art zu bestrafen. Das bedeutet, dass Leute, die brauchbare Freie Software entwickeln, eine Belohnung verdienen und Leute, die attraktive proprietäre Software entwickeln, eine Bestrafung verdienen.

Obwohl es gut ist, Taten, die an der Gesellschaft mitwirken, zu belohnen oder Taten, die der Gesellschaft schaden, zu bestrafen, können wir nicht einfach sagen: "Ich werde tun, was immer auch belohnt wird. Es ist Aufgabe der Gesellschaft, sicherzustellen, dass nur gute Taten belohnt werden". Unsere Verantwortung als ethische Wesen ist, das Richtige zu tun, ob es nun belohnt wird oder nicht. Und deshalb habe ich die Entscheidung - vor langer Zeit - gefällt, Freie Software zu entwickeln oder überhaupt keine Software. Ich werde keine Köder schaffen, um Menschen dazu zu bewegen, ihre Freiheit aufzugeben. Da wäre es besser, ich hätte nichts getan.

(Zum Menü) [Sektion: Die Situation 1983]

Ich kam zu diesen ethischen Ideen im Jahre 1983. Mehr oder weniger. Natürlich habe ich mich schon viele Jahre vorher mit diesen Themen beschäftigt. Aber 1983 war das Jahr, in dem ich entschied, dass ich es möglich machen wollte, einen Computer in Freiheit als Teil einer Gemeinschaft zu nutzen.

Wie war das möglich? 1983 war es nicht möglich, weil Computer ohne Betriebssystem nicht benutzbar sind. Und 1983 waren alle Betriebssysteme moderner Computer proprietär. Die Nutzer mussten sogar eine Geheimhaltungsvereinbarung unterschreiben, nur um die ausführbare Version zu erhalten. Und der Quellcode war normalen Nutzern nicht zugänglich.

Also war der zweite Schritt, um einen Computer nutzen zu können, nachdem man den Computer gekauft hat, explizit den Rest der Gemeinschaft zu betrügen. Was konnte ich nun dagegen unternehmen?

Ich war nur ein Mann, der an eine Idee glaubte, die die meisten Leute für lächerlich radikal gehalten hätten. Ich hatte keinerlei politische Fähigkeiten. Ich war nicht besonders berühmt - außerhalb des Zirkels von Entwicklern für Editorprogramme. Was konnte ich also tun, um dies zu ändern? Ich dachte nicht, dass ich Regierungen überzeugen konnte, ihre Gesetze zu ändern, oder Firmen dazu, ihre Praktiken zu ändern. Aber es gab da eine Sache, in der ich sehr gut war, und das war Softwareentwicklung. Besonders Betriebssystem-Software. Und als ich dies zusammenfasste, erkannte ich, dass ich dieses Problem lösen könnte, ohne irgendjemanden bestimmtes überzeugen zu müssen, indem ich ein weiteres Betriebssystem entwickeln würde, das frei sein würde. Und dann könnten wir alle dazu wechseln und in Freiheit leben. Wir würden keine weiteren Entwickler überzeugen müssen zu wechseln. Wir würden ihnen einfach den Rücken kehren. Wenn jemand unsere Freiheit nicht respektieren wollte, dann würden wir einfach seine Software nicht benutzen.

[00:40:52]

Ich entdeckte einen Weg, politische Veränderung in der Gesellschaft durch technische Arbeit zu schaffen. Und als ich erkannte, dass dieser Weg gangbar war, und dass genau die Art von Arbeit dazu notwendig war, die meiner Hauptfähigkeit entsprach, da erkannte ich, dass ich von den Umständen dazu erwählt worden war, diesen Job zu erledigen.

Es ist, als würden sie einen Ertrinkenden sehen, und Sie könnten schwimmen, und der Ertrinkende wäre nicht Bush ...

[Gelächter]

...dann hätten sie die moralische Pflicht, diese Person zu retten. Ich kann nicht schwimmen, aber in diesem Fall war nicht schwimmen notwendig, sondern eine Menge Software zu schreiben. Und was dies betraf, hatte ich eine Chance. Also entschied ich, ein Freie-Software-Betriebssystem zu entwickeln oder bei dem Versuch zu sterben. In hohem Alter vermutlich.

[Gelächter]

Denn zu dieser Zeit hatte die Freie-Software-Bewegung, die ich ins Leben rief, keine aktiven Feinde. Es gab genug Leute, die nicht einverstanden waren, aber die lachten nur. Niemand hat uns aktiv daran gehindert, ein freies Betriebssystem zu entwickeln. Das Hindernis lag nur darin, dass es eine Menge Arbeit war und niemand wusste, ob es jemals fertig werden würde. Aber wenn Sie für die Freiheit kämpfen, dürfen Sie nicht auf den Moment warten an dem Sie wissen, dass Sie gewinnen werden, bevor Sie anfangen zu kämpfen. Denn wenn dies Ihre Methode ist, dann werden Sie immer die Gelegenheiten verpassen.

(Zum Menü) [Sektion: Wahl des Unix-Designs]

Diese Entscheidung führte mich zu weiteren Entscheidungen, Entscheidungen über das technische Design. Welche Art von System sollte es sein? Nun, damals in den 80ern gab es viele verschiedene Computerarchitekturen, und es wurden noch mehr auf den Markt gebracht. Ich wusste, dass es Jahre dauern würde, ein Betriebssystem zu entwickeln, und bis dahin würden die Computersysteme anders aussehen. Das bedeutete, dass das System portierbar sein musste. Andernfalls wäre es wahrscheinlich veraltet gewesen, bevor es überhaupt fertig war.

Aber es gab nur ein erfolgreiches portierbares Betriebssystem, das ich kannte, und das war Unix. Also entschied ich, dem Unixdesign zu folgen. Ich versprach mir davon eine bessere Chance, auch wirklich ein portierbares und nutzbares System zu erreichen. Außerdem war es nützlich, das System aufwärtskompatibel zu Unix zu machen, da Unix populär war. Und auf diese Weise konnten viele Unixnutzer leichter wechseln.

Ich entschied mich also, dies zu tun, und das führte mich zu einer interessanten Folgerung. Wissen Sie, Unix besteht aus hunderten verschieden getrennten Komponenten, die über Schnittstellen kommunizieren, die mehr oder weniger dokumentiert waren. Und die Nutzer nutzen die gleichen Schnittstellen, um mit den Komponenten zu kommunizieren.

Um nun zu Unix kompatibel zu sein, müssen Sie die Schnittstellen beibehalten, mehr oder weniger, und jedes Teil kompatibel ersetzen. Das bedeutete, dass alle Designentscheidungen bereits getroffen waren. Diese Teile konnten von vielen verschiedenen Menschen ersetzt werden. An jedem Teil konnte eine andere Gruppe arbeiten. Und sie konnten unabhängig voneinander arbeiten. Dies beseitigte eines der größten Probleme großer Programmierprojekte, nämlich die Schwierigkeit, so viele Leute miteinander zusammenarbeiten zu lassen.

[00:45:30]

Mit der Entscheidung zur Unixkompatibilität, was wichtig war um leicht zu dem System zu wechseln, war es bereits für uns aufgeteilt. In hunderte von Teilen.

(Zum Menü) [Sektion: Der Name "GNU"]

Das Einzige, was wir noch brauchten um anzufangen, war ein Name. In der Gemeinschaft der Programmierer, die in den 1970er-Jahren Software miteinander geteilt hatten - was mich lehrte, dass Freie Software eine gute und ethische Lebensart ist - programmierten wir aus Spaß daran.

Viele von uns waren Studenten, und viele andere wurden dafür bezahlt, aber das war nebensächlich. Der Hauptgrund, warum wir programmierten, war furchtbar faszinierender Spaß. Da wir in diesem Geist aus Freude und Spaß programmierten, hatten wir auch andere Methoden, unseren Spaß zu haben. Zum Beispiel wollten wir unseren Programmen immer lustige Namen geben, auch schelmische und freche Namen. Und wir hatten eine besondere Sitte, Programme, die durch andere Programme inspiriert waren - vielleicht kompatibel dazu - einen Namen zu geben, der ein rekursives Akronym dafür ist, dass dieses Programm nicht das andere ist. Das ist eine lustige Art, dem Original Anerkennung für die Inspiration zu zollen.

[00:47:32]

Zum Beispiel entwickelte ich 1975 den Emacs, ein erweiterbarer, programmierbarer Editor. Sie könnten den Editor sogar während des Gebrauchs umprogrammieren. Und er war so anziehend, dass er mehr als 30 Mal imitiert wurde. Und einige nannten sich "etwas Emacs" oder es gab Sine, für "Sine Is Not Emacs" (Sine ist nicht Emacs) oder Fine, für "Fine Is Not Emacs". Und Mince, für "Mince Is Not Complete Emacs" (Mince ist nicht komplett Emacs) und die zweite Version von Eine nannte sich Zwei, für "Zwei Was Eine Initially" (Zwei war ursprünglich Eine).

Man konnte also eine Menge Spaß mit rekursiven Abkürzungen haben. Aus Mangel an irgendeiner besseren Idee suchte ich nach einer rekursiven Abkürzung für "Etwas Ist Nicht Unix", aber ich versuchte alle 26 Möglichkeiten, und keine von Ihnen ergab ein englisches Wort. Und wenn es keine andere Bedeutung hat, ist es nicht lustig. Was sollte ich also machen? Nun, ich dachte an eine Verkürzung des Akronyms und suchte nach einem dreistelligem.

Ich versuchte jeden Buchstaben, ANU, BNU, CNU, DNU, ENU, FNU, GNU! Nun, Gnu war das lustigste Wort der englischen Sprache. Angesichts eines intelligenten, bedeutungsvollen, speziellen Grund, etwas Gnu zu nennen, konnte ich nicht widerstehen.

[00:49:21]

Warum wird das Wort Gnu für so viele Wortspiele benutzt? Weil es laut Wörterbuch "nuh" ausgesprochen wird. Das "G" ist stumm. Und die Versuchung Gnu statt "new" (neu) zu sagen ist fast unwiderstehlich für Leute, die Wortspiele mögen. Es gab sogar ein lustiges Lied, das durch das Wort Gnu inspiriert wurde, als ich ein Kind war. Mit soviel Komik, die bereits mit diesem Wort verbunden war, war es der bestmögliche Name für alles Mögliche.

Wenn es um den Namen ihres Betriebssystems geht, folgen Sie bitte nicht dem Wörterbuch. Wenn sie vom "new" Betriebssystem reden, werden sie manche Leute sehr verwirren - besonders da wir bereits seit dreiundzwanzig Jahren daran arbeiten. Also ist es nicht mehr neu. Aber es wird immer noch und wird auch weiterhin "gnu" [zwei Silben, wie in "Kanu"] ausgesprochen, gleichgültig wie viele Menschen es versehentlich "Linux" aussprechen.

Nun, wie fing es mit diesem Fehler an?

(Zum Menü) [Sektion: GNU und Linux]

In den 80er Jahren entwickelten wir ein Stück des GNU-Systems nach dem anderen. Anfangs ging es nur langsam voran, da nur ich und eine weitere Person daran arbeiteten, aber das Ziel war natürlich nicht ein System, das von mir entwickelt wurde. Das Ziel war, so schnell wie möglich ein Betriebssystem aus Freier Software zu schaffen. Also warb ich um so viele weitere Mitarbeiter wie ich konnte. Von 1983 an, bevor ich überhaupt damit anfing, irgendetwas zu schreiben, begann ich Leute zu bitten mitzumachen. Und über die Jahre, jedes Jahr, wuchs die Zahl derer, die zu GNU beitrugen.

[00:51:23]

1990 hatten wir fast alle Teile zusammen. Aber eine große entscheidende Komponente fehlte noch immer; und das war der Kernel. Also beschäftigte die Free Software Foundation, die ich Ende 1985 gegründet hatte, jemanden um einen Kernel zu entwickeln. Ich wählte das Design des Kernels und darin lag meine gesamte Beteiligung am Kernel. Ich schrieb ihn nicht. Ich wählte ein Design von dem ich mir die schnellste Fertigstellung erhoffte. Und zwar fand ich einen Mikrokernel, der von einem regierungsfinanzierten Projekt an einer Universität entwickelt wurde, und ich sagte, lasst uns dies als Grundgerüst nutzen, um oben drauf eine Auswahl an Programmen zu entwickeln, jedes einzelne, um eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen. Und die Programme kommunizieren per Nachrichten miteinander, was der Mikrokernel übernimmt.

Damals 1990 dachten die Leute, dass dies der sauberste Weg ist, einen Kernel zu entwerfen. Es bedurfte vieler, vieler Jahre, um ihn überhaupt zum Laufen zu bringen, und er läuft bis heute noch nicht so gut; es sieht auch so aus als gäbe es grundsätzliche Probleme mit diesem Design, von denen 1990 noch niemand wusste.

Glücklicherweise aber mussten wir nicht so lange warten, denn 1991 entwickelte ein Student in Finnland einen anderen Kernel, der einem monolithischen, traditionellen Design folgte. Und er schaffte es, diesen Kernel in weniger als einem Jahr zum Laufen zu bekommen. Dieser Kernel wurde "Linux" genannt und war anfangs keine Freie Software. 1992 änderte er die Lizenz und übernahm eine Freie-Software-Lizenz, und zwar die GNU General Public License, die ich geschrieben hatte, um sie als Lizenz für die Teile des GNU Systems zu verwenden, die wir entwickelten.

Auf diese Weise, obwohl Linux nicht für das GNU-Projekt entwickelt wurde, war es zu dem Zeitpunkt 1992 doch Freie Software, und folglich ergab diese Kombination aus einem fast kompletten GNU System und dem Kernel Linux ein vollständiges System. Ein System, dass Sie tatsächlich auf einem blanken Computersystem installieren konnten. Und zum ersten mal war es möglich, einen PC in Freiheit zu nutzen. Das Ziel, dass wir uns im Januar 1984 gesetzt hatten, war erreicht.

Die Entwicklung von Linux war ein wichtiger Beitrag zur Freie-Software-Gemeinschaft. Es war der Schritt, der uns über die Ziellinie brachte. Davor hatten wir eine Menge nützlicher Programme, die man auf einem unfreien System installieren konnte. Erst als wir das letzte fehlende Stück hatten, waren wir in der Lage, das unfreie System zu ersetzen.

[00:55:16]

Allerdings fügt seitdem die falsche Annahme, dass das gesamte System Linux sei, dass es 1991 vollständig von dem Studenten entwickelt worden sei, der Freie-Software-Bewegung extremen Schaden zu, denn es brach die Verbindung zwischen unserer Software und unserer Philosophie.

Vor dieser Zeit gab es kein komplett freies Betriebssystem, aber es gab viele wichtige Teile, die Leute auf ihr unfreies System installieren konnten, denn die Programme waren nicht nur frei, sondern gewöhnlich auch besser. Und wenn sie dies taten, dann merkten sie, dass es GNU Programme waren, und sahen sich als Fans oder Enthusiasten von GNU. Und wenn sie die Artikel in den Paketen lasen, die die Philosophie Freier Software erklärten, die ich Ihnen heute erzählt habe, dann dachten sie vielleicht: "Oh, dies ist die Philosophie, die hinter GNU steckt, ich mag GNU. Ich sollte das lesen." Was nicht bedeutete, dass sie alle damit einverstanden waren, aber sie hörten sich wenigstens die Argumente an. Sie zogen sie ernsthaft in Erwägung. So hatten wir eine Chance sie zu überzeugen. Sie waren motiviert, einen Beitrag zu Freier Software zu leisten, einen Beitrag zu GNU. So verbreitete die Software die Philosophie, und die Philosophie erweiterte die Software.

Als die Leute mehr oder weniger damit begannen, das komplette GNU-System zu benutzen und dachten es sei Linux, da führte das Benutzen des GNU-Systems nicht länger zu unserer Philosophie - wie ich Ihnen heute sagte, der Philosophie der Freie-Software-Bewegung - sondern es führte dazu, dass die Menschen die Philosophie des Entwicklers von Linux beachteten.

Er stimmte niemals mit den Idealen der Freien Software Bewegung überein. Tatsächlich nennt er sich gern unpolitisch.

[00:57:44]

Aber wie so oft, wenn Leute sagen sie seien unpolitisch, dann unterstützen sie in Wirklichkeit eine besondere politische Sichtweise, und seiner Sichtweise nach sollte der Entwickler die volle Kontrolle haben, dass der Entwickler einfach entscheiden kann, ob Sie nun Freiheit haben oder nicht, und dass es immer falsch ist, nicht auf den Entwickler zu hören. Das heißt, es sei immer falsch, eine Software-Lizenz zu verletzen. Das ist die Sicht, die er in der Vergangenheit darlegte.

Und wenn die Leute denken, das gesamte System sei seine Arbeit, dann tendieren sie dazu, ihn als Leitlinie auch in diesen ethischen Fragen zu nehmen. So sehen wir uns in der unangenehmen Situation, dass ein System, das hauptsächlich unsere Arbeit ist, Leute dazu bewegt, Ansichten zu verfolgen, die unseren zuwiderlaufen, weil das System inkorrekterweise jemand anderem zugeordnet wird. Deshalb lege ich auf diesen Punkt so besonderen Wert. Deshalb bitte ich darum, das System GNU+Linux oder GNU/Linux zu nennen. Bitte nennen sie es nicht Linux. Es ist nicht nur unfair gegenüber den hauptsächlichen Entwicklern, wenn Sie es anders nennen, es führt Leute auch dazu, nicht über Freiheit nachzudenken.

Und das ist wirklich gefährlich, denn die Geschichte zeigt uns, dass Freiheit niemals garantiert und gesichert ist. Betrachten Sie nur die Geschichte der Vereinigten Staaten der letzten Jahre, um zu sehen, wie Menschen ihre Freiheit verlieren. Das Leben gibt Ihnen immer Gelegenheiten, ihre Freiheiten aufzugeben. Jemand sagt: "Gib mir Deine Freiheit und ich gebe Dir dies ... oder das ... oder ich werde Dich beschützen -- oder ich werde mich um Dich kümmern" oder was auch immer. Wenn Sie Ihre Freiheit nicht zu würdigen wissen, sie nicht sehr stark wertschätzen, dann werden Sie sie verlieren. Ein Dummkopf und seine Freiheit sind schnell voneinander getrennt.

(Zum Menü ) [Sektion: Software-Freiheit muss weithin verstanden werden]

Um ihre Freiheit zu verteidigen, müssen die Menschen sie wertschätzen, für sie dankbar sein. Und um sie wertschätzen zu können, müssen sie erstmal wissen, was sie bedeutet. In anderen Lebensbereichen haben die meisten Menschen schon von Menschenrechten gehört. Das bedeutet nicht, dass es leicht sei, sie zu verteidigen, aber wenigstens müssen wir nicht damit anfangen, ihnen beizubringen, welches Konzept dahinter steht. Wir müssen den Leuten nicht erklären, was Pressefreiheit bedeutet, da sie schon vorher davon gehört haben. Die Idee der Pressefreiheit hat sich innerhalb von Jahrhunderten entwickelt und sich über den ganzen Globus verbreitet.

Aber Informationstechnologie ist neu. Erst seit ca. zehn Jahren nutzt eine große Anzahl an Menschen in reichen Ländern Computer. Und erst seit wenigen Jahrzehnten gibt es überhaupt Computer. Also die Ideen darüber, welche Menschenrechte beim Gebrauch von Software bestehen, entwickeln sich gerade erst. Die Freie-Software-Bewegung sagt, dass es vier essentielle Menschenrechte für den Nutzer von Software gibt. Das ist eine neue Idee. Die meisten Menschen, die Software nutzen, haben noch nie darüber nachgedacht welche Menschenrechte ein Softwarenutzer haben sollte. Sie haben einfach akzeptiert, was ihnen gesagt wurde, und zwar, dass ein Softwarenutzer auf folgende Menschenrechte Anspruch hat: überhaupt keine.

Das ist es, was die Entwickler proprietärer Software ihnen geben. Das ist was sie fast jeden akzeptieren sehen. Das ist was sie getan haben. Und sie haben niemals jemanden sagen hören, dass es da noch eine andere Idee gibt.

Wir müssen also mit dem ersten Schritt anfangen und den Leuten sagen, was es bedeutet, als Softwarenutzer frei zu sein. Und dann können wir hoffen, dass die Menschen diese Freiheiten genügend wertschätzen, um sie zu verteidigen, damit sie vielleicht frei bleiben. Die Zukunft unserer Gemeinschaft hängt davon ab, was wir wertschätzen, mehr als alles andere.

[01:03:27]

Und deshalb ist es heute so wichtig, den Menschen die Ideale der Freien Software Bewegung zu vermitteln. Es ist nicht genug, sie einfach dazu aufzufordern, Freie Software zu benutzen. Natürlich hoffe ich, dass sie Freie Software benutzen, denn es wäre eine Schande, wenn sie proprietäre, Nutzer-unterjochende Software nutzen würden. Aber nur Freie Software zu nutzen ist nicht genug, wenn wir eine Freiheit haben wollen, die über Jahre hält. Wenn wir jedem Computerbenutzer morgen Freiheit geben würden, aber die Nutzer nicht wüssten, was diese Freiheit ist, dann hätten in fünf Jahren viele bereits verloren, denn jemand hätte ihnen gesagt: "Ich habe hier ein schönes Programm, was dir die Dinge erleichtern wird. Möchtest du es? Natürlich musst du versprechen, es mit niemanden zu teilen und ich zeige dir nicht, wie es innen aussieht. Aber es ist ein tolles Programm, willst du es nicht haben?"

Eine Person, die nicht gelernt hat, dass da etwas faul ist, sagt vielleicht ja. Und das bedeutet, dass ihre Freiheit teilweise verloren ist. Also ist es nicht genug, den Menschen die Freiheit zu geben. Wir müssen ihnen beibringen, sie als Freiheit wahrzunehmen, sodass sie ihren Wert erkennen und schätzen und dann auch verteidigen, sie sich nicht mehr nehmen lassen. Das ist, was wir brauchen, wenn wir Freiheit nicht nur morgen, sondern auf Dauer haben wollen.

(Zum Menü) [Sektion: Wir brauchen dringend Menschen, die an "Phase 2" arbeiten]

Viele Leute schlagen eine Zwei-Phasen-Lösung vor. Sie sagen: "zuerst bringen wir den Leuten bei, Freie Software zu nutzen, und dann, wenn sie sie nutzen, dann werden wir sie lehren, diese Freiheit zu schätzen."

Nun, diese Strategie könnte funktionieren, wenn sie richtig versucht würde, aber wenn Leute dies vorschlagen, dann arbeiten sie fast immer an Phase 1. Tatsächlich bemerke ich, dass diese Zwei-Phasen-Lösung eigentlich eine Ausrede dafür ist, an Phase eins zu arbeiten und Phase 2 zu ignorieren. Phase 2 ist das, woran ich arbeite. Und wenn Sie wirklich an eine Zwei-Phasen-Lösung glauben, dann schließen Sie sich mir an, um an Phase 2 zu arbeiten, denn das Problem ist, dass sich so viele in unserer Gemeinschaft auf Phase 1 konzentrieren. Und ein so großer Teil unserer Gemeinschaft redet über praktische Vorteile, während er Freiheit ignoriert. Und inzwischen, wenn Sie jetzt anfangen, das GNU/Linux System zu benutzen, kann es sein, dass Sie für Jahre niemanden über Freiheit reden hören. Anders ausgedrückt: Unsere Gemeinschaft hat nicht gerade damit begonnen, die Ziele der Freiheit aus den Augen zu verlieren, sie hat sie bereits vollständig vergessen. Mit dem Resultat, dass es nun ein Kampf ist, unsere eigene Gemeinschaft über die Freiheit aufzuklären, die der Grund dafür war, diese Gemeinschaft zu bilden.

Von allen Betriebssystemen in der Geschichte wurden alle außer einem aus kommerziellen oder technischen Gründen entwickelt. GNU wurde um der Freiheit willen entwickelt. Die Nutzer müssen das wissen. Und ich möchte Sie bitten, dabei zu helfen, ihnen das zu vermitteln. Deshalb widme ich mich nun der Verbreitung dieser Ideen von Freiheit. Heute gibt es mehr als eine Million Mitwirkende an Freier Software. Die Gemeinschaft braucht mich jetzt nicht mehr so sehr als Programmierer, und nebenbei werde ich älter und kann es wahrscheinlich nicht mehr so gut wie früher. Aber es gibt keine Millionen Leute, die die Leute lehren, ihre Freiheit zu schätzen, insbesondere die Freiheit in einer Gemeinschaft zu kooperieren. In diesem Bereich brauchen wir dringend mehr Leute.

[01:08:19]

(Zum Menü) [Sektion: Heute haben wir Feinde]

Besonders, da wir seit heute etwas haben, was wir früher nicht hatten: Feinde. Mächtige Feinde. Reiche Unternehmen, die denken, sie sollten die Welt regieren, und es fast machen.

Wir stehen heute einer Menge Hindernissen gegenüber. Zum Beispiel kommen viele (Hardware)-Produkte ohne Spezifikationen auf den Markt.

1984, als ich anfing GNU zu schreiben, war diese Idee fast völlig unbekannt. Fast undenkbar. Natürlich, wenn Sie einen Computer kaufen, gibt es eine Bedienungsanleitung, die ihnen genau sagt, wie sie jedes Teil an dem Computer benutzen. Wie könnten sie einen Computer verkaufen ohne Ihnen zu sagen wie Sie ihn benutzen können?

Aber heute ist es genau das, was einige Hardware-Hersteller tun. Und es ist schwer, einen Treiber für Eingabegeräte zu schreiben, wenn sie nicht die Kommandos kennen, um dies zu tun. Natürlich, die Hersteller sagen: "Oh, kein Problem, wir unterstützen Linux". Sie nennen das System Linux. Und sie liefern einen Treiber und sagen "Benutze einfach diesen Treiber". Das einzige Problem dabei ist: dieser Treiber ist keine freie Software. Es ist ein Binärprogramm. Also können Sie es nicht ändern. Sie können nicht untersuchen was es macht. Also ist das nicht akzeptabel.

Was wir machen müssen ist, auf der einen Seite, herauszufinden, wie man mit Reverse-Engineering Freie Treiber schreiben kann. Und auf der anderen Seite Druck auszuüben, um diese Firmen dazu zu bewegen, mit uns zu kooperieren.

Damit wir Freie Software machen können, die die Hardware des Computers wirklich ausnutzt. Dieser Computer besitzt ein Modem, das nicht funktioniert. Es ist ein Lose-Modem (Verlierer-Modem). Nun ja, der Ausdruck, den sie gerne benutzen ist "Winmodem", aber ich möchte Microsoft Windows nicht als Gewinn bezeichnen, denn das ist ein Ausdruck des Lobes. Also ist es ein Lose-Modem.

Es ist ein Modem, das nur unter Windows funktioniert, weil ein Teil der Arbeit von Software erledigt werden muss, und wir nicht wissen was diese Software dabei tun muss. Und ich glaube, einige Aspekte sind sowieso patentiert.

[01:11:16]

Nun, mir wurde gesagt, dass einige dieser Lose-Modems jetzt Freie Software unterstützen. Ich kenne die genauen Details nicht. Heutzutage funktioniert kein einziger der großen 3D-Beschleuniger-Chips mit Freier Software, da die Spezifikationen geheim sind.

(Zum Menü) [Sektion: Wir müssen damit aufhören, unsere Marktmacht zu verschwenden]

Dies ist ein Bereich, in dem unsere Gemeinschaft eine enorme Macht ausüben könnte. Mit mehreren Millionen Nutzern, wenn wir organisiert wären, wenn wir zu einer Firma sagen würden: "Wir werden Sie boykottieren, bis sie damit anfangen, mit uns zu kooperieren. Dann aber werden wir alle bei ihnen kaufen und die anderen boykottieren".

Wir könnten sie dazu bewegen, uns anständig zu behandeln. Aber wir sind nicht organisiert, und die meisten Leute in unserer Gemeinschaft haben noch nie davon gehört, dass es hierbei um eine ethische Frage von Freiheit geht. So verschwenden wir die Marktmacht, die wir haben.

Und die Probleme werden noch schlimmer. Es läuft gerade eine Anstrengung, eine Verschwörung großer Firmen, das Design von Computern in Zukunft so zu ändern, dass es unmöglich wird, Freie Software zu schreiben, um viele wichtige Aufgaben zu erledigen.

[01:13:05]

(Zum Menü) [Sektion: Betrügerisches Computing]

Dies ist unter denen bekannt als "Trusted Computing" und bei uns als "Treacherous Computing (betrügerisches Computing)". Der Plan dahinter ist, dass Softwareentwickler darauf vertrauen können, dass der Computer den Entwicklern statt den Besitzern gehorcht. Aus deren Sicht ist es Vertrauen, aus Ihrer Sicht ist es betrügerisch. Welchen Namen Sie wählen, ist eine Frage auf welcher Seite Sie stehen.

Ich bin auf der Seite der Nutzer, die in der Lage sein sollten, ihren eigenen Computer zu kontrollieren. Also nenne ich es betrügerisches Computing. Das ist ein sehr gefährlicher Plan, und es ist nicht klar, wie wir ihn stoppen können. Wir müssen einfach weiterkämpfen und hoffen, dass mit deren Plan etwas schief läuft, denn manchmal läuft etwas schief.

(Zum Menü) [Sektion: Die DMCA- und EUCD-Gesetze]

Es wurden Gesetze durchgebracht, die Teile Freier Software verbieten. Zum Beispiel gibt es in den USA bereits zwei solcher Gesetze. Eines davon nennt sich "Digital Millennium Copyright Act" und im Wesentlichen gab es Herausgebern die Macht, ihr eigenes Urheberrecht zu schreiben.

Die Idee dahinter ist: wenn Herausgeber etwas in verschlüsseltem Format auf den Markt bringen oder auf irgendeine andere Art den Nutzer beschränken, dann ist alles, was dem Nutzer wieder zu seiner Freiheit verhilft, illegal. DVDs sind so beschaffen, um den Nutzer einzuschränken. Das Video auf einer DVD ist in einem verschlüsselten Format gespeichert, und ursprünglich sollte diese Verschlüsselung geheim bleiben, damit es für immer unmöglich bliebe, Freie Software zu schreiben, die es ermöglicht, eine DVD anzusehen. Aber die Leute fanden es heraus, mit dem Resultat, dass einige ein freies Programm schrieben, mit dem man sich eine DVD ansehen kann. Dieses Programm ist nun in den USA zensiert. Die USA zensieren Software. Wenn Sie sich also in den Vereinigten Staaten befinden, und es tut mir leid für Sie, wenn es so ist, weil Sie fundamentale Menschenrechte nicht genießen würden - besonders als Ausländer, aber ein Recht hätten Sie dann immer noch nach dem Kauf einer DVD. Sie hätten das Recht sie sich anzuschauen. Aber die Freie Software mit der sie sich anschauen könnten ist illegal. Sogar anderen zu sagen, wo sie sie außerhalb der USA finden können, ist illegal.

Wirklich Orwellsche Zensur.

[01:16:36]

Und ich bin traurig, sagen zu müssen, dass die Europäische Union eine ähnliche Richtlinie angenommen hat. Sie geht nicht ganz so weit. Es verbietet nur die kommerzielle Verbreitung solcher Software. Das kann uns nur wenig beruhigen, wenn man bedenkt, dass fast jedes Land, vielleicht jedes Land, beim Umsetzen dieser Richtlinie weiter gegangen ist als notwendig, weitaus strikter als die Richtlinie verlangt. Sie stellen sich an die Seite einiger Großkonzerne gegen ihre eigenen Bürger. Dies vermittelt einen kleinen Eindruck davon, wie gefährdet die Demokratie in der EU ist, und wie die Demokratie weltweit krankt. Eine Regierung des Volkes - vom Volk, für das Volk - würde solche Einschränkungen nicht einführen. Sie würde nicht Millionen seiner Bürger im Auftrag von Firmen kriminalisieren, gewöhnlich ausländische Firmen. Sie müssen fragen: Für wen arbeiten diese Regierungen tatsächlich? Repräsentieren sie ihre eigene Bevölkerung oder sind es Statthalter für jemand Höheres?

Dieses Gesetz beschränkt sich nur auf einen Teil von dem, was Sie mit Software tun können. Es geht darum, Zugang zu veröffentlichten Werken zu haben. Auch wenn dies nur ein kleines Nebenfeld der Software ist, so kann es doch enorm wichtig sein. Zum Beispiel, wenn Millionen von Leuten DVDs auf ihrem Computer sehen wollen und sie es nicht mit Freier Software können, oder vielmehr nicht auf legalem Wege ein solches Programm auf einem freien Betriebssystem installieren dürfen, dann werden viele von ihnen eben unfreie Betriebssysteme verwenden und unfreie Software, nur aus diesem Grund allein. Also auch wenn dies nur eine von tausenden von Software-Anwendungen ist, so kann sie doch in der Praxis sehr wichtig sein.

(Zum Menü) [Sektion: Softwarepatente]

Das andere Gesetz, dass viele Arten Freier Software verbietet, kann auf jede beliebige Software zutreffen, und das ist das Patentgesetz, über das ich gestern gesprochen habe. [link zur Audio-Datei]. Patentrecht ist eine Bedrohung für alle Softwareentwickler. Patentrecht bedeutet, dass Sie ein Programm schreiben und dann dafür verklagt werden können, wegen des Programmcodes, den Sie selber geschrieben haben. Das Urheberrecht kann das nicht. Wenn Sie den Code schreiben, haben entweder Sie oder Ihr Arbeitgeber das Urheberrecht. Was bedeutet, dass es niemand anderes hat. Also gibt es keine Gefahr, dass jemand Sie wegen einer Urheberrechtsverletzung anklagt aufgrund des Programms, dass Sie schrieben. Aber Patente sind völlig anders als Urheberrechte.

[01:20:07]

Patente decken Ideen, Techniken, Eigenschaften, Methoden ab, nicht den Programmcode selbst. Und wenn sie Code schreiben, dann implementieren sie eine Reihe an Techniken, Methoden, Eigenschaften und Ideen. Und eine von ihnen könnte bereits von jemanden patentiert worden sein. Es könnte sogar sein, dass fünfzig von ihnen bereits von fünfzig verschiedenen Personen patentiert worden sind. Und sie alle könnten, jeder für sich, damit drohen, Sie zu verklagen.

Alle Softwareentwickler sind davon bedroht, aber die meisten versuchen nur, ein erfolgreiches Produkt zu schaffen. Wir versuchen alle, den informationstechnischen Bedürfnissen der Nutzer in Freiheit gerecht zu werden. Unser Ziel ist, dass jede Software frei sein sollte, dass alle Nutzer mit ihrer Software tun können, was sie wollen, und ihre Freiheit behalten. Unser Ziel ist, den Leuten Freie Software für jede Aufgabe zur Verfügung zu stellen, damit niemand vor der Wahl stehen muss: Entweder ich behalte meine Freiheit oder ich erledige diese Aufgabe mit meinem Computer.

Es ist irgendwie traurig. Dies zeigt, wie wenig die Leute ihre Freiheit schätzen. Leute finden sich, sie haben irgendeinen Grund einen bestimmten Job zu erledigen, er ist attraktiv, anziehend, verspricht ein wenig Geld. Und allein dafür geben sie ihre Freiheit auf. So traurig.

[01:21:50]

Da wir nicht erwarten können, dass alle Menschen ihre Freiheit genügend schätzen, um zu sagen, "Ich werde dies nicht tun. Meine Freiheit ist mir wichtiger als diese eine Computeranwendung", ist unser Ziel, ihnen ein freies Programm zu geben, das diese Aufgabe erledigt. Und dann haben sie eine leichte Wahl. Sie können das unfreie Programm ablehnen und stattdessen das freie Programm nutzen.

Jede Aufgabe, die mit Freier Software nicht erledigt werden kann, ist ein großes Problem.

(Zum Menü ) [Sektion: Weitere legislative Schlachten stehen bevor ]

Mit diesen beiden Gesetzen ist noch nicht genug. Es werden sich laufend neue überlegt. Zum Beispiel die WIPO, die Weltorganisation für "geistiges Eigentum", arbeitet an einem Abkommen, dass es illegal wird, einen digitalen Empfänger für verschlüsselte Fernsehprogramme zu bauen, den der Nutzer modifizieren kann.

In anderen Worten: Zum ersten Mal ginge es gesondert darum, dass allein die Tatsache, dass etwas Freie Software ist, der Grund sei, es zu verbieten. Dies zeigt, wie sehr sie unsere Freiheiten hassen.

Deshalb ist es heute nicht genug, einfach nur Software zu schreiben und seinen Spaß zu haben. Natürlich brauchen wir immer noch Leute, die das tun, und wir haben sie auch, aber wir müssen uns auch politisch organisieren, um unsere Freiheiten zu behalten und uns gegen die häufigen Kampagnen zu organisieren, die uns die eine oder andere Freiheit nehmen wollen. Und die EU war bisher generell sehr geneigt, Richtlinien im Interesse von Film- und Plattenfirmen zu verabschieden, die ihren Bürgern ihre Freiheiten nehmen.

[01:24:27]

Wir haben eine große Schlacht zu führen, und niemand kann sagen, ob wir sie gewinnen können. Und das bedeutet: wir müssen kämpfen. Ich hoffe, dass Sie in dieser Schlacht helfen werden.

(Zum Menü) [Sektion: Freie Software und Schulen]

Es ist unerlässlich für Schulen, ausschließlich Freie Software zu verwenden. Der Grund liegt darin, dass Schulen den Auftrag haben, Gesellschaftsfähigkeit zu lehren. Den Menschen beizubringen, Teile einer kompetenten, freien Gesellschaft zu werden. Schüler an proprietärer Software auszubilden bedeutet ihnen Abhängigkeit beizubringen. Es lehrt sie, abhängig von bestimmten mächtigen Unternehmen zu sein, diesen Firmen noch mehr Macht über die Gesellschaft zu geben. Wohingegen ihnen beizubringen, Freie Software zu nutzen, ihnen den Weg zu Freiheit und Stärke zeigen würde. Folglich müssen Schulen damit aufhören, proprietäre Software zu lehren.

Aber es gibt ein noch stärkeres Argument dafür. Einen noch tieferen Grund. Und das ist moralische Bildung. Schulen müssen den Kindern den Geist guten Willens vermitteln, den Sinn, anderen um sie herum in der Gesellschaft zu helfen. Jede Klasse sollte eine Regel haben: Kinder, wenn ihr Software mit in die Stunde bringt, könnt ihr sie nicht für euch behalten, ihr müsst sie mit den anderen teilen, und wenn ihr nicht teilt, dann könnt ihr sie nicht mitbringen, denn wir helfen hier einander.

Um dies richtig zu lehren, muss die Schule ihre eigene Regel befolgen. Sie muss ein gutes Beispiel setzen. Das bedeutet, dass sie nur Freie Software in den Unterricht einbringen darf.

(Zum Menü) [Sektion: St. IGNUcius und die Kirche des Emacs]

Mir wurde schon manches mal Überheblichkeit vorgeworfen. Ich glaube nicht, dass das wahr ist. Wenn ich jemanden treffe, der nicht alles unternimmt, um unsere Freiheit zu stärken, dann versuche ich nicht, diese Person anzugreifen, sondern ich versuche, diese Person zu ermutigen, mehr zu tun.

Wie dem auch sei, ich habe etwas Heiliges an mir, weil ich ein Heiliger bin. Es ist mein Job, heilig zu sein.

[Stallman zieht ein Gewand an und setzt sich eine 16-Zoll Festplatte auf den Kopf]

[Applaus]

Ich bin Sankt IGNUcius...

[Gelächter]

von der Kirche des Emacs. Ich segne Deinen Computer mein Kind. Emacs begann als Text-Editor, der für viele Nutzer zu einer Lebensart geworden ist, da sie all ihre Arbeit am Computer erledigen konnten, ohne Emacs zu beenden. Und letztlich wurde er auch zu einer Religion. Heute haben wir sogar eine große Spaltung zwischen zwei rivalisierenden Versionen von Emacs; und wir haben Heilige, aber glücklicherweise keine Götter. Anstelle von Göttern verehren wir einen Editor.

Um ein Mitglied der Kirche des Emacs zu sein, müssen Sie das Glaubensbekenntnis rezitieren; Sie müssen sagen: Es gibt kein System außer GNU, und Linux ist einer seiner Kernel.

[Gelächter]

Die Kirche des Emacs hat gewisse Vorzüge, verglichen mit anderen Kirchen, die ich nicht benennen werde. Zum Beispiel erfordert es kein Zölibat, um ein Heiliger in der Kirche des Emacs zu sein. Wenn Sie also nach einer Kirche suchen, in der Sie ein Heiliger werden können, dann ist unsere vielleicht etwas für Sie. Es erfordert jedoch ein Leben von moralischer Reinheit zu führen. Sie müssen jedwede proprietären Betriebssysteme auf all ihren Computern exorzieren und dann vollständige, heilige, freie Betriebssysteme installieren und nur Freie Software darüber. Wenn Sie dieses Gelübde ablegen und danach leben, dann werden Sie ein Heiliger und vielleicht bekommen Sie einen Heiligenschein - wenn sie einen finden, denn die werden nicht mehr hergestellt.

Ich werde manchmal gefragt, ob es eine Sünde in der Kirche des Emacs ist, den anderen Text-Editor vi zu verwenden. Nun, es ist wahr, dass vi vi vi der Editor der Bestie ist, aber eine freie Version zu benutzen ist keine Sünde; es ist eine Buße.

[Gelächter]

Und manchmal fragen mich die Leute, ob mein Heiligenschein in Wirklichkeit eine alte Festplatte ist. Es ist keine Festplatte, es ist mein Heiligenschein. Aber es war mal eine Festplatte in einer früheren Existenz.

[Gelächter]

Ich danke Ihnen. Jetzt werde ich für eine Weile Fragen beantworten.

[Applaus]

(Zum Menü)
Q1: Können sie zu Mono Stellung nehmen?

Richard Stallman: Mono ist eine freie Implementierung von Microsofts Sprache C#. Microsoft hat sich selbst als unser Feind bezeichnet, und wir wissen, dass Microsoft Patente für einige Eigenschaften von C# bekommt. Ich halte es also für gefährlich, C# zu verwenden, und es kann auch gefährlich sein, Mono zu verwenden. Gegen Mono ist nichts zu sagen. Mono ist eine freie Implementierung einer Sprache, die genutzt wird. Es ist gut, freie Anwendungen zur Verfügung zu stellen. Wir sollten von jeder Sprache freie Implementierungen haben. Aber davon abhängig zu sein ist gefährlich, und wir sollten es besser lassen.

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Q2: Wie sehen sie andere Lizenzen als die GPL? Wie zum Beispiel BSD-artige Lizenzen?

Richard Stallman: Nun, es gibt nicht so etwas wie "BSD-artige Lizenzen". Es gibt zwei verschiedene BSD Lizenzen, und sie sind beide Freie-Software-Lizenzen, aber es besteht ein wichtiger Unterschied zwischen den beiden. Wenn Sie den Ausdruck "BSD-artig" verwenden, dann übersehen Sie den Unterschied. Für nähere Informationen besuchen Sie www.gnu.org/philosophy/bsd.html. Dort wird die Angelegenheit erklärt.

Wie auch immer, beide diese Lizenzen sind Freie-Software-Lizenzen. Beide bieten die vier essentiellen Freiheiten, was bedeutet, dass sie beide im Wesentlichen ethisch sind.

Die eine von ihnen hat ein bedeutendes Manko und die andere nicht. Ich überzeugte Berkley die Lizenz zu ändern und dieses praktische Manko loszuwerden. Und nebenbei, der Grund warum die BSD Entwickler ihren Code für frei erklärt haben, lag wenigstens teilweise an meinem Besuch, den ich ihnen 1984 oder 1985 abstattete. Denn ich wollte etwas von ihrem Code in GNU verwenden. Also fragte ich sie, denn zu der Zeit gab es BSD, es war eine Version von Unix, und man musste ihnen eine AT&T Quell-Lizenz vorzeigen um eine Kopie von BSD zu erhalten.

Also sagte ich ihnen: Ihr spendet gewissermaßen eure Arbeit, euer Werk an eine Firma. Sie ist nicht einmal gemeinnützig und ihr spendet ihr es. Warum trennt ihr euren Code nicht von AT&T und macht euren Code dadurch frei? Ich tat dies, da ich von einigen Teilen wusste, dass sie ihr Werk gewesen sind und versprach mir davon, auf diese Weise diese Teile in GNU verwenden zu können, und schneller zu einem freien Betriebssystem zu gelangen.

Auf der Internetseite www.gnu.org finden Sie Informationen über GNU und Freie Software Es gibt auch eine Seite der Free Software Foundation: fsf.org.

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Q3: Als Teil einer Gemeinschaft, die ein Stück Software entwickelt, gibt es ein Problem mit einigen der Nutzer. Sie entwickeln es einfach weiter, aber sie veröffentlichen nicht ihren Quellcode.

Richard Stallman: Was macht dieses Programm?

Q3b: Es ist ein Emulator für ein MORPG

Richard Stallman: Generell ist nichts falsches daran, wenn eine Person ein Programm anpasst und es privat nutzt...

Q3c: Aber sie veröffentlichten nur Binärdateien.

Richard Stallman: Oh, dann verletzen sie die Lizenz. Die Entwickler müssen mit einem Anwalt sprechen. Sie können sie verklagen.

Q3d: Das Problem ist, dass sie in der ganzen Welt verteilt sind.

Richard Stallman: Nun, das muss nicht unbedingt etwas bedeuten. Sehen Sie es nicht so schwarz. Einige der Hauptentwickler sollten, anstatt davon zu reden, wie hoffnungslos alles ist, mit einem Anwalt sprechen, zum Beispiel dem Software Freedom Law Centre. Wenn man so etwas mit der Free Software Foundation macht, sorgen wir dafür, dass sie sich fügen.

Wir setzen die GNU General Public License energisch durch. Und der Grund dafür ist: wenn Leute die GPL verletzen, dann bedeutet das im Allgemeinen, dass einige Nutzer ihre Freiheit verlieren. Und um deren Freiheit zu schützen, setzen wir die Lizenz durch. Wir benutzen die gleichen Waffen, nämlich das Urheberrecht, das andere dazu nutzen, die Freiheit anderen zu nehmen. Mit dem Unterschied, dass wir es dazu nutzen, die Freiheit der Leute zu verteidigen. Und das rechtfertigt es.

Q3e: Also sollten wir mit dieser Waffe alle diese Kinder auf der ganzen Welt bekämpfen?

Richard Stallman: Ich weiß nicht. Sind es alles Kinder?

Q3f: Die meisten sind Kinder.

Richard Stallman: Dann wird es leicht sein.

[Gelächter, Applaus]

[01:38:46]

(Zum Menü)
Q4: Es gibt da ein häufiges Missverständnis über Freiheit Nummer drei. Einige Leute glauben, dass alle Änderungen zwingend veröffentlicht werden müssen. Vielleicht ist es es wert, ein paar Sätze dazu zu sagen, um dies klarzustellen.

Richard Stallman: Deshalb sage ich: Die Freiheit Änderungen zu verteilen, wenn Sie wollen. Ich setze das "wenn Sie wollen" ein, um dieses Missverständnis zu korrigieren. Es gibt einfach so viele Dinge zu sagen, und es war nicht genügend Zeit, sie alle zu sagen. Ich habe eine Menge Dinge ausgelassen. Sie haben Recht, es ist nur so, dass es eine Menge anderer Missverständnisse gibt, die ich heute nicht beseitigen konnte. Es gibt zu viel zu sagen, als dass man alles unterbringen könnte. Ich tue was ich kann. Sie haben recht, aber was kann ich tun?

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Q5: Enthält ihr Heiligenschein [eine große alte Festplatte] proprietäre Software?

Richard Stallman: Nicht mehr. Wenn erst einmal Fingerabdrücke drauf sind, glaub ich nicht, dass man noch irgendetwas davon auslesen kann.

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Q6: Können Sie die Creative-Commons-Lizenz kommentieren?

Richard Stallman: Die Sache ist die, dass es bedeutungslos ist, über die Creative Commons Lizenz zu reden. Das Schlimme an ihr ist, dass sie eine Reihe von Lizenzen hervorgebracht hat, die nichts miteinander gemein haben. Und zwar, wenn Sie sich diese Lizenzen ansehen und bestimmen, welche Freiheit in all diesen Lizenzen gemein (common) ist, dann wird die Antwort sein: Keine.

Dies ist ein Problem, denn der Grund, warum ich so eine Sache gern unterstützen würde, wäre die Anerkennung der wichtigen Freiheiten. Und anfangs, als mit der Creative Commons begonnen wurde, da erkannten alle Lizenzen ein gewisses Minimum an Freiheiten an, auch die Freiheit, von der ich glaube, dass sie jedem in Bezug auf Kunst und Meinung zusteht, nämlich die Freiheit der nichtkommerziellen Verbreitung von exakten Kopien des Werkes. Zu der Zeit glaubte ich, das sei das Minimum an Freiheit, die jeder für alle Arten von Arbeiten haben sollte.

Larry Lessig hat mich irgendwie davon überzeugt, dass es noch eine weitere essentielle Freiheit gibt, die er Remix nennt. Das ist die Freiheit, Teile aus verschiedenen Werken zu nehmen und zu ändern und zu etwas zusammenzufügen, das vollkommen anders ist und ein anderes Ziel verfolgt usw. Aber in den Vereinigten Staaten fällt das gewöhnlich unter "fair use" (fairen Gebrauch), also sah ich keinen Grund, weiter darüber zu reden.

Jedenfalls gewährten die ersten Creative-Commons-Lizenzen die Freiheit für nicht kommerzielle Verbreitung exakter Kopien der gesamten Werke. Aber dann entwickelten sie weitere Lizenzen, die Ihnen diese Freiheit nicht mehr gewähren. Es gibt dort sogar Lizenzen, die Ihnen überhaupt keine Freiheit bieten, weil ich in einem entwickelten Land lebe und das trifft wahrscheinlich auch auf Sie zu.

Deshalb betrachte ich diese Lizenzen als inakzeptabel. Es gibt keinen rechtfertigenden Grund, sie zu verwenden. Das Problem ist, dass Creative Commons so funktioniert, dass es die Leute dazu ermutigt, alles in einen Topf "Creative Commons" zu werfen. Und so sieht man Leute, die sagen: "Lasst uns eine Creative-Commons-Lizenz dafür nehmen" oder "Bitte macht bei unserem Projekt mit, wir verwenden eine Creative-Commons-Lizenz.". Und sie glauben, sie haben Ihnen etwas Substantielles gesagt. Viele Leute lesen das und denken, dass sie etwas Substantielles erfahren haben. Tatsächlich ist es aber so, dass ihnen gar nichts darüber gesagt wurde - welche Freiheiten die Nutzer haben werden, die diese Arbeit nutzen.

Deshalb kann ich Creative Commens überhaupt nicht unterstützen. Wegen der Art, wie sie es aufgesetzt haben. Entweder Sie unterstützen alles oder nichts. Und für mich bedeutet das, dass ich es nicht unterstützen kann.

Ich hab sie gefragt, ob sie es nicht in zwei Bereiche aufteilen können, mit unterschiedlichen Namen und unterschiedlicher Marke. Dann könnte ich einen unterstützen und den anderen nicht. Ich wäre froh, wenn sie das möglich machen würden.

Das zeigt einen fundamentalen philosophischen Unterschied zwischen Creative Commons und der Freie-Software-Bewegung. Creative Commons mag in gewisser Hinsicht von der Freie-Software-Bewegung inspiriert worden sein, aber es ist ihr nicht ähnlich. Die Freie-Software-Bewegung fängt damit an, zu sagen: Dies sind die essentiellen Freiheiten, die jeder haben sollte. Wir arbeiten daran, diese Freiheiten zu etablieren und zu verteidigen. Creative Commens sagt nichts in diese Richtung. Creative Commons redet davon, den Urhebern dabei zu helfen, ihre Rechte flexibel durchzusetzen. Das ist eine völlig andere philosophische Orientierung.

So ist es kein Wunder, dass sie keine Liste von essentiellen Freiheiten haben. Anfangs dachte ich, dass sie sie gewissermaßen hätten. Zwar sagten sie nicht "Dies ist die Freiheit, die wir verteidigen werden", aber ihre Taten sahen danach aus, als würden sie sie verteidigen. Ich dachte das sei gut genug. Aber da es nicht ihre eigentliche Absicht war, änderten sie ihre Tätigkeiten, und heute, sogar im rein praktischen Sinne, verteidigen sie nicht einmal diese minimale Freiheit. Und das ist furchtbar.

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Q7: Kennen sie irgendwelche Organisationen, die diesen Ansatz verfolgen - anders als Creative Commons?

Richard Stallman: Nicht wirklich. Es gibt ein paar "Freie-Kultur"-Organisationen, die sogar noch weiter gehen und versuchen, ein Kunstschaffen zu stärken, das frei ist im vollen Sinne der gleichen vier Freiheiten.

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Q8: Sollte Freie Software nicht teurer sein als proprietäre Software, da sie ja wertvoller ist?

Richard Stallman: Tut mir leid, ich weiß nicht, was Sie meinen. Zu fragen ob Software teuer oder billig ist, impliziert eine Reihe versteckter Annahmen. In der proprietären Softwarewelt, in der es verboten ist, das Programm zu kopieren, ist es gewöhnlich so, dass es nur einen Ort gibt, an dem sie an Kopien gelangen können. So können Sie fragen, wie viel diese eine Quelle für Kopien verlangt. Auch wenn das eine sinnvolle Frage ist, so kann die Antwort jedoch lauten: soviel heute hier und soviel morgen dort. Es gibt nicht notwendigerweise eine Antwort auf diese Frage.

Wohingegen bei Freier Software jeder Kopien anfertigen darf, da jeder die Freiheit besitzt. Es gibt also viele Orte, an denen man zu einer Kopie gelangen kann. Und an jedem Ort kann Ihnen eine Kopie überlassen oder verkauft werden. Es gibt also keinen einheitlichen Preis.

Aber Freie Software ist eine Frage von Freiheit, nicht Preis. Die Frage nach dem Preis ist zweitrangig. Leute sind frei, Kopien zu kaufen und zu verkaufen, aber das nur, weil sie frei sein sollten. Die Frage nach dem Preis kümmert mich nicht.

[Ende des Vortrags, Applaus]

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