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Die Bedeutung Cubas in der heutigen Welt

Im März 1960 war die Cubanische Revolution noch keine zwei Jahre alt. Und doch hatte sie bereits den amerikanischen Kontinent erschüttert. In diesen wenigen Monaten hatten die „Barbudos“, die „Bärtigen“, wie die siegreichen Guerrilleros von der Bevölkerung genannt wurden, bewiesen, das der Weg Cubas keiner von denen war, wie sie Lateinamerikas Geschichte so unendlich viele kennt. Hier war nicht eine Marionette des Kapitals durch eine andere ersetzt worden. Hier war eine Regierung entstanden, die dem Imperialismus den Kampf ansagte: „Cuba marschiert nun vorwärts. Wir erleben einen wirklich leuchtenden Augenblick unserer Geschichte, einen Augenblick, in dem alle Länder Amerikas ihre Augen auf diese kleine Insel richten und in dem die reaktionären Regierungen Cuba die Schuld für jeden Ausbruch der Volksempörung geben, wo auch immer in Amerika er stattfindet. Wir haben sehr deutlich gemacht, dass Cuba keine Revolutionen exportiert. Die Revolutionen kann man nicht exportieren. Die Revolutionen entstehen durch eine Serie von unüberwindbaren Widersprüchen innerhalb eines Landes. Cuba exportiert jedoch ein Beispiel. Es ist das Beispiel eines kleinen Volkes, das die Gesetze einer falschen Wissenschaft mit dem Namen ‘Geopolitik’ herausgefordert hat und inmitten des Schlundes des Monstrums, wie Martí es nannte, seine Rufe nach Freiheit ausbringt. Das ist das Verbrechen und das ist das Beispiel, das die Imperialisten, die nordamerikanischen Kolonialisten fürchten...“

Als Che Guevara diese Worte im März 1960 schrieb, sprach Cuba noch nicht vom Sozialismus. Bis zur Proklamation des sozialistischen Charakters der Cubanischen Revolution durch Fidel Castro sollte noch ein Jahr vergehen. Noch hatten sich die revolutionären Organisationen Cubas nicht zur Kommunistischen Partei vereinigt. Und doch hatte die radikale Landreform, eines der ersten großen Gesetze der revolutionären Regierung, die USA und die Reaktionäre des Kontinents aufgeschreckt. Als die USA mit wirtschaftlichem Druck und der Weigerung, auch weiterhin den cubanischen Zucker abzunehmen, die Maßnahmen der cubanischen Regierung abwürgen wollten, reagierte Cuba mit der Nationalisierung der us-amerikanischen Unternehmen und der Beschlagnahme ihres riesigen Landbesitzes. Und Cuba konnte auf die Hilfe der existierenden sozialistischen Länder rechnen. Gegen die Blockade der USA sprang die Sowjetunion ein, lieferte Nahrungsmittel, Getreide und Erdöl. Und nicht nur Che Guevara wies darauf hin, dass die Sowjetunion dies ohne jede Bedingung machte: „Sie forderte nicht einmal das ein, was sie nun wirklich als das mindeste hätte einfordern können: die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Cuba und der Sowjetunion“.

Vierzig Jahre später sind die sozialistischen Staaten Europas verschwunden. Seit mehr als einem Jahrzehnt ist Cuba auf sich allein gestellt. Doch diese kleine Insel strafte all jene Lügen, die Tag für Tag auf den Sturz der sozialistischen Regierung Cubas, auf den Sturz Fidel Castros warteten. „Adiós Fidel, du hast noch 100 Tage“ titelte die „Bild“-Zeitung – im Sommer 1994. Die exil-kubanische Mafia in Miami, die Anfang der 90er Jahre die Koffer buchstäblich schon gepackt hatte, mußte frustriert einsehen, dass es wohl doch nicht so schnell was werden würde mit der Aufteilung des Landes unter den alten Großgrundbesitzern, skurpellosen Terroristen und Mafiosi.

Von Europa aus ist es bequem, über Cuba zu reden. Die einen schätzen Cuba als billiges Urlaubsland unter karibischer Sonne, schätzen die Rythmen des „Buena Vista Social Club“ oder die cubanischen Salsa-Rythmen und manch einen grau gewordenen „68er“ befallen beim Gedanken an Cuba die nostalgischen Erinnerungen an Demos unter dem Bild von Che und die Begeisterung für diese radikalen jungen Rebellen. Andere lehnen sich bequem zurück, lächeln über diese Gedanken und fangen an zu dozieren. Ja, damals, da hatte Fidel Castro noch einen Traum, da war er wild und ungebändigt, da wollte er die Welt aus den Angeln heben. Aber heute, da hat Cuba doch nichts mehr zu bieten, das hat doch nichts mit Sozialismus zu tun. Und die linkeren unter diesen Rednern fangen an, Marx zu zitieren und fällen ihr vernichtendes Urteil über die Cubanische Revolution, da sie nicht durch das von ihnen angelegte Raster paßt. Und unweigerlich fällt das Wort von der „Diktatur“, vom „alten Despoten Castro“. Und die selben Leute, die schon seit Jahren auf keiner Demo mehr zu finden waren und nur noch in Kneipen und Seminaren daherreden, werfen Cuba vor, viel zu bequem geworden zu sein.

In der Tat. Cuba wird uns nicht die Arbeit abnehmen, hier bei uns die Revolution zu machen.

Doch wenn wir in irgendein Land Lateinamerikas reisen, spüren wir, das da noch etwas anderes, etwas mehr sein muß, dass da noch etwas ist, das irgendwie mit Cuba zu tun hat. Wenn in Buenos Aires das berühmte Konterfei Che Guevaras kaum weniger häufig zu finden ist, als in Havanna und die argentinische Post sich gezwungen sah, zu dessen 30. Todestag 1997 eine Sonderbriefmarke herauszugeben, dann hat das sicherlich nichts damit zu tun, das Argentinien in seiner Geschichte sonst keine großen Persönlichkeiten hervorgebracht hätte. Wenn in Venezuela der Präsident Hugo Chávez auf die Frage, wer seine Vorbilder seien, auch Che Guevara und Fidel Castro nennt und das Beispiel Cubas als „den Weg, dem Lateinamerika folgen muß“ bezeichnet, dann wird es nachvollziehbar, warum die USA schon nervös mit den Füßen scharren.

Cuba ist in Lateinamerika immer präsent. Die Mehrzahl der lateinamerikanischen Staaten stellt sich mittlerweile offen gegen die USA und lädt Cuba zu internationalen Konferenzen ein, selbst wenn die Nordamerikaner dann fortbleiben. Sogar die reaktionärsten Regime des Kontinents haben verstanden, das die Existenz des sozialistischen Cuba auch für sie ein Stück Unabhängigkeit von der US-Dominanz bedeutet. Auf der anderen Seite zetern die Reaktionäre und die USA sofort, wenn es um Alternativen zur „neoliberalen“ Strategie eines ungezügelten Kapitalismus geht, man könne doch kein „zweites Cuba“ zulassen.

In Kolumbien kontrolliert die Guerilla bereits die Hälfte des Landes und ist in fast allen Gebieten aktiv, fügt dem Militär und den rechtsextremen Todesschwadronen immer wieder harte Schläge zu. An der Spitze der größten und ältesten Guerilla des Kontinents, der kommunistischen FARC-EP (Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens - Armee des Volkes) steht Manuel Marulanda, historischer Comandante dieser Organisation, der bereits seit mehr als 40 Jahren im Guerillakampf steht. Bereits Che Guevara bezeichnete ihn als „eine der großen Führungspersönlichkeiten der lateinamerikanischen Revolution“. Wie hätte diese heute mehr als 15.000 Menschen umfassende Organisation, die auch als der bewaffnete Arm der Kolumbianischen Kommunistischen Partei bezeichnet wird, Rückschläge und Niederlagen und harte Verfolgung überstehen können, wenn es nicht das Beispiel der siegreichen Cubanischen Revolution gegeben hätte - und ganz konkret auch Cuba selsbt als Zufluchtsort von KommunistInnen, GewerkschafterInnen, FriedensaktivistInnen, die zur Zielscheibe der rechten Paramilitärs geworden waren.

Nicht nur in Lateinamerika, auch im Herzen der Bestie selbst, wirkt das Beispiel Cubas. Als es US-amerikanischen RevolutionärInnen gelang, Assata Shakur, eine Kampfgefährtin Mumia Abu-Jamals, aus dem US-Gefängnis zu befreien, fand sie Asyl in Cuba – und lebt dort bis heute unter dem Schutz der Revolution.

Immer wieder fordern Unwetter in Lateinamerika Tausende, Zigtausende, ja, Hunderttausende Menschenleben. Oftmals werden die Folgen dieser Naturkatastrophen für die Menschen durch die rücksichtslose, der Profitmaximierung untergeordnete Ausplünderung der Natur durch die Großkonzerne erst zu solch dramatischen Ausmaßen gesteigert. Und wenn dann immer wieder lateinamerikanische Regierungen mit der Bewältigung der Katastrophen völlig überfordert sind, eilen cubanische ÄrztInnen und HelferInnen hinzu, fragen nicht nach Bezahlung oder der Haltung der Regierung gegenüber Cuba. Und während in Europa und den USA die Regierungen der reichsten Länder der Welt noch um Hilfsmittel feilschen, retten CubanerInnen Menschenleben. Zigtausende waren es, die in den Jahrzehnten der Cubanischen Revolution als LehrerInnen, ÄrztInnen, BeraterInnen in aller Welt halfen. Und auch als internationalistische bewaffnete KämpferInnen, zum Beispiel gegen die Truppen des südafrikanischen Apartheid-Regimes in Angola.

Die SDAJ hat im vergangenen Jahr selbst internationale Solidarität geleistet, als sie gemeinsam mit anderen europäischen Jugendverbänden und CubanerInnen an der Universität von Matanzas eine Arztstation fertigstellte, die bislang aufgrund der „Período Especial“, der Ausnahmeperiode nach dem Wegfall des sozialistischen Lagers, nicht zu Ende gebaut werden konnte. Mit diesem Projekt hat die SDAJ auch die internationale Solidarität der CubanerInnen selbst unterstützt, denn an der Universität von Matanzas studieren ständig Tausende von jungen Menschen aus aller Welt, die dort aufgrund von Abkommen zwischen der cubanischen Regierung und den Regierungen ihrer Heimatländer eine kostenlose Ausbildung erhalten. Die größte Gruppe dieser ausländischen Studierenden stammt aus der Westsahara, diesem bis heute von Marokko annektierten Land. Während das reiche Europa sich für diese in Zeltlagern in der Wüste im algerischen Exil campierenden Menschen nicht interessiert, bietet Cuba ihnen eine Ausbildung, für viele von ihnen sogar angefangen in Kindergarten und Schule.

All diese Beispiele sind für diejenigen nicht zu verstehen, die über Entwicklungshilfe nur mit dem Hintergedanken nachdenken, was am Ende für sie herauskommt. Die bei jeder Leistung fragen, ob sie sich auch rentiert. Denen es um den „freien Zugang zu Märkten und Rohstoffen“ geht. Der Internationalismus Cubas ist aus kapitalistischer Sicht weder erklärbar noch denkbar.

Dieser täglich praktizierte Internationalismus Cubas ist Ausdruck seiner sozialistischen Revolution. Wenn Fidel Castro die Statistiken der sozialen Systeme Cubas – die geringe Kindersterblichkeit, die verschwindend geringe Analphabetenrate, die Lebenserwartung, den Zugang der Menschen zu Bildung, ärztlicher Versorgung u.v.m. – stolz mit den Daten anderer Länder des Kontinents vergleicht, nennt er auch ohne Umschweife den Grund für diese Erfolge: „Wir haben eine sozialistische Revolution - sie nicht.“ Und bei allen Kompromissen und Zugeständnissen, zu denen Cuba angesichts der weltweiten Situation gezwungen ist, bleiben doch die Worte aktuell, die Che Guevara 1962 dem Kommunistischen Jugendverband Cubas anläßlich des zweiten Jahrestages seiner Gründung sagte: „Der junge Kommunist kann sich nicht auf die Grenzen eines Gebietes beschränken, der junge Kommunist muß den proletarischen Internationalismus praktizieren und als seine eigene Sache empfinden.“ Und in genau diesem Geiste handelt Cuba auch heute noch, wie auch die Worte deutlich machen, die das cubanische Politbüro-Mitglied Juan Carlos Robinson vor zwei Jahren an den 14. DKP-Parteitag richtete: „Cuba kämpft und siegt, obwohl wir seit 1990 eine Zeit größter Gefahren und Risiken für die Revolution und den Sozialismus durchlebt haben. Das gesamte imperialistische Arsenal wurde mit verstärktem, bösartigem Eifer gegen unsere kleine Insel gerichtet, und dies aufgrund der simplen Tatsache, dass wir nicht auf unsere Grundsätze verzichten wollen, vor allem aber, weil wir auch unter den widrigsten Bedingungen Minute für Minute und Tag für Tag der Welt beweisen, dass es eine Alternative zum barbarischen Kapitalismus gibt. (...) Wir werden weiterhin einen in seinem Kern durch und durch kubanischen Prozess verteidigen, den uns niemand geschenkt und niemand aufgezwungen hat, und wir werden weiterhin an ein System glauben, das sich vor allem durch seine ausgeprägten menschlichen Inhalte auszeichnet und das Wohl der Menschen in den Mittelpunkt seiner Verantwortung stellt. Dieses System heißt Sozialismus.“