http://de.geocities.com/zirkelrunde/referat/refwarum.html Warum soll ich ...

Ein Plädoyer, warum es sich lohnt, für die Zukunft zu kämpfen.

Dieses Thema betrifft mich persönlich sehr, weil auch ich mich für eine bessere Welt einsetze. Eine bessere Welt sehe ich im Kommunismus und möchte mit anderen Genossen dafür kämpfen. Hier möchte ich mich mit den üblichsten Vorurteilen und Bedenken auseinandersetzen, denen man begegnet, wenn man sich für diesen Kampf bekennt.

Es wird die Sorge geäußert, dass man sich für etwas opfert und man soll nicht vergessen, dass es auch etwas anderes im Leben gibt. Sich opfern bedeutet immer, dass das, wofür ich mich einsetze im Widerspruch zu meinen eigenen Interessen steht. Ich denke aber, dass ich von dem Kampf für eine bessere Welt auch persönlich profitiere und dass dieser Kampf nicht unbedingt mein Leben spaltet.

Seit ich Klassenbewusstsein habe, kann ich mit den täglichen Problemen am Arbeitsplatz besser umgehen. Ich weiß, dass der Kapitalismus sich auf die Lohnarbeit gründet und dass die Lohnarbeit ein Verhältnis gemeinschaftlicher Arbeit und privater Aneignung ist. In diesem Verhältnis stehen sich zwei Klassen gegenüber, die Kapitalistenklasse, die die Produktionsmittel besitzt, und die Arbeiterklasse, die gezwungen ist ihre Arbeitskraft zu verkaufen. Diese beiden Klassen haben völlig gegensätzliche Interessen. Wenn ich das weiß, brauche ich mich nicht jeden Tag neu über den Kapitalisten moralisch zu empören, ich brauche nicht zu zweifeln, wenn ich mit Kollegen in Streit gerate, oder mich über sie ärgere. Ich erspare mir Zeit und Energie, wenn ich nicht mehr gefühlsmäßig hin und her geworfen werde und ich kann meine Wut kanalisieren, indem ich sie in Energie für die Sache der Arbeiterklasse umwandele. Es ist schon eine Freude zu erkennen, dass die Kollegen doch nicht die ausgemachten Blödmänner sind, über die man dann genauso blöd am Stammtisch schimpft, sondern ein Teil der Arbeiterklasse sind. Das heißt natürlich nicht, dass sich alles durch Klassenbewusstsein in ein wunderbares Arbeitsklima verwandelt. Aber man ist in der Lage anzufangen, über das Stammtischniveau hinaus sich Gedanken zu machen: Wo kommen die Probleme wirklich her? Welches Potenzial steckt in der Arbeiterklasse? Ich kann sehen, dass man einerseits Freude bei der Arbeit empfinden kann, und dass andererseits die lohnabhängige Arbeit eine kaputt machende Plackerei zu immer mieseren Bedingungen ist.

Wenn ich mich für die Arbeiterklasse einsetze, muss ich mich auch mit allen Themen vertraut machen, die diese Welt betreffen. Nimmt also meine Allgemeinbildung nebenbei zu. In einem proletarischen Milieu kann ich mich anders entwickeln, als es in der bürgerlichen Gesellschaft üblich ist. Das heißt, ich brauche nicht bemüht zu sein, mich als allwissend und brillant zu verkaufen. Ich kann wirken nach meinen Fähigkeiten, ohne zu konkurrieren und ohne Angst zu haben, Fehler zu begehen. In diesen Milieu erfahre ich auch die bewusste Solidarität der Arbeiterklasse, und bin selbst bemüht sie weiterzugeben.

Seit ich mich für den Kommunismus einsetze, habe ich eine Perspektive, habe einen Sinn in meinem Leben, auch wenn meine politische Überzeugung mich teilweise isoliert. Es ist mir auch nicht möglich, mein Leben vollkommen in Politik und in andere Bereiche zu teilen. Hieraus ergibt sich ein fruchtbarer Widerspruch, ein Bemühen, die Entwicklung der Welt zu verstehen, ein Bemühen, der Spaltung im eigenen Leben entgegen zu wirken. Das bedeutet für mich eine persönliche, fortwährende und psychisch stabilisierende Entwicklung. Ich sehe nicht meine Interessen in einem Widerspruch zu den Interessen der Arbeiterklasse, also sehe ich auch nicht meinen Einsatz für eine bessere Welt als Opfer an.

Für manche bedeutet das Sich-Einsetzen für den Kommunismus, dass man fanatisch ist. Laut Duden bedeutet Fanatismus Übereifer, verzehrende Begeisterung, das völlige Ergriffensein von einer religiösen oder einer politischen Idee und das blinde Verfolgen eines Zieles. Der Fanatismus schaltet die Kritik aus, duldet keine fremden Anschauungen und neigt zum bedenkenlosen Kampf gegen den Andersgläubigen. Seit ich mich mit dem Kommunismus befasse, stoße ich immer wieder auf Prinzipien, wie eine unermüdliche Kritik und Selbstkritik unter Revolutionären, die Pflicht, die Welt so zu sehen, wie sie ist. Die Revolutionäre verfolgen auch nicht blind eine Idee, weil sie überhaupt gar keiner Idee folgen, sondern den Kommunismus als eine Möglichkeit und eine Notwendigkeit begreifen, weil Revolutionäre, vorab Karl Marx als Gründer des wissenschaftlichen Sozialismus, die Welt, die Gesellschaft und den Kapitalismus realistisch studiert haben und daraus die Lehren gezogen haben. Der Weg der proletarischen Revolution geht nicht von Sieg zu Sieg, sondern durch Niederlagen, und kann sich nur durch Erkennen und Analysieren ihrer eigener Fehler neu befruchten. Der Marxismus ist eine Methode, die Welt zu interpretieren, und funktioniert nur durch Studieren der vorhandenen Realitäten, die sich aber ändern können und vor allem die von den Menschen geändert werden können. So sind die Marxisten fest, aber nicht blind, von ihren Positionen überzeugt.

Viele Leute finden es schon richtig, dass man sich für eine bessere Welt engagiert, aber sie sagen, es hat keinen Sinn, weil die Menschen so oder so böse und schlecht sind. Es wären auch deshalb alle Versuche gescheitert, eine bessere Welt zu schaffen. Was ist dran an dieser Behauptung? Schauen wir uns die Welt an, und was sehen wir z.B. tagtäglich in den Nachrichten? Wir sehen Krieg, der permanent vorhanden ist und immer brutaler wird. Wir sehen Terror, der auch eng mit dem Krieg verflochten ist. Auf dem Bildschirm können wir wie in Beslan sehen, wie Kinder Opfer von Terroristen werden. Die Menschen sterben an Hunger, an Krankheiten, an Sucht, durch Erfrieren, durch Ermordung, durch vermeidbare Naturkatastrophen, durch vermeidbare Unfälle. Das alles geschieht auf einem Planeten, wo Nahrung reichlich vorhanden ist, wo Medizin und Technik so weit entwickelt sind, dass alle Bewohner dieser Erde gut leben könnten. Aber das können wir angeblich nicht, weil die menschliche Natur dies verhindere. Uns wird durch die öffentlichen Medien vorgegaukelt, dass die Menschen nicht solidarisch, sondern egoistisch und gierig sind, dass sie nach Macht, Einfluss und Reichtum streben. So wäre der Mensch schon immer gewesen. Man braucht nur einen Abend am Fernsehen zu verbringen, und schon fällt es nicht mal schwer das Ganze zu schlucken.

Der Kapitalismus ist ein System, wo produziert wird, um Profit zu erwirtschaften und nicht um die Bedürfnisse der Menschen zu befriedigen. Jeder Kapitalist steht in Konkurrenz mit den anderen, um seine Produkte möglichst rentabel verkaufen zu können. Da die Arbeiter nie in der Lage sein können, das wieder zu kaufen, was sie produziert haben, kommt es im Kapitalismus zu einer Überproduktionskrise. Die Märkte sind gesättigt, jeder Marktanteil den ein Kapitalist dazu gewinnt, geht einem anderen verloren. Die größte Einigung der Kapitalisten sind die Nationalstaaten, die unter sich den Weltmarkt aufteilen. Bei diesem Teilen schrecken die Nationalstaaten auch nicht vor Krieg und Terror zurück, die dann auch wieder erneut Chaos und Elend verursachen. Der Kapitalismus hat die ganze Welt erschlossen, alles ist dem Profit untergeordnet. Zwangsläufig ist der Kapitalismus eine Konkurrenzgesellschaft, wo die Menschen das Menschliche in sich unterdrücken müssen, wo sie selbst zu Raubtieren werden und Grausamkeiten begehen können, die man sich nicht vorstellen kann.

Die alles entscheidende Frage ist jedoch, was ist die menschliche Natur. Sind Habgier, Herrschsucht, Neid, Egoismus usw. dem Menschen innewohnende Eigenschaften? Wenn man die Evolutionsgeschichte des Menschen anschaut, weiß man, dass der Mensch sich mit diesen Eigenschaften niemals zu einem Menschen hätte entwickeln können. Den Menschen gibt es seit ca. 100.000 Jahren auf diesem Planeten, und man weiß, dass er nur überleben konnte, weil er solidarisch in urwüchsigen Gemeinschaften gelebt hat. Der Mensch hat unter den Bedingungen, die er vorgefunden hat, so gelebt, wie es möglich war. Der Kannibalismus ist eine von diesen Bedingungen genauso wie die Gruppenehe. Die Tatsache ist, dass der Mensch im Laufe der Geschichte sich und seine Umwelt nicht vernichtet hat. Der Kapitalismus aber mit Sicherheit die Welt zerstören wird. So können die menschlichen Eigenschaften nur etwas Aufbauendes, Erhaltendes, Heilendes etwas in die Zukunft Gerichtetes sein also genau das Gegenteil davon, das man uns glauben machen will.

Jetzt komme ich zurück auf die Frage am Anfang: Warum soll ich mich für eine bessere Welt einsetzen, wenn ich die selbst nicht erleben kann? Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass gerade dieses Einsetzen für eine bessere Welt eine der menschlichsten Eigenschaften ist, die es überhaupt gibt. Ich kann mir vorstellen, dass man durch den Horror, den man tagtäglich durch die Medien mitverfolgen kann, den Glauben an Menschen und dadurch den Glauben an eine bessere Welt verlieren kann. Aber gerade die Geschichte zeigt uns, dass es auf die Bedingungen ankommt, und als Marxisten wissen wir, dass die Menschen die Bedingungen verändern können. Der Kommunismus ist eine Gesellschaftsform, die nach menschlichen Bedürfnissen produziert und nach menschlichen Bedürfnissen funktioniert, also ohne Konkurrenz. In dieser Gesellschaft können die Menschen endlich in einer wirklich menschlichen Gemeinschaft zusammen leben und sich entwickeln.

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